The Valleys of Rio von abgemeldet ================================================================================ ~Tag 1~ ------- ~ Tag 1 ~ Zum wiederholten Male erwacht mein Körper innerhalb kürzester Zeit aus der Bewusstlosigkeit. Übelkeit überkommt mich und ich muss schlucken um mich nicht zu übergeben. Wieder ist es dunkel, aber das starke rütteln lässt mich erkennen, dass ich mich wohl in einem Fahrzeug befinden muss. Ganz sacht beginne ich zu ertasten wo ich mich befinde und fühle überall nur ungeschliffene Holzplanken. Die kleine Kiste in der ich mich befinde erlaubt mir nicht mal mich aufrecht hinzusetzen und so gebe ich auch schnell den hoffnungslosen Versuch auf eine angenehmere Position einzunehmen. Nicht zuletzt deshalb weil ich mir bereits mehrere Schiefer schmerzhaft in die Handflächen eingezogen habe. Mir bleibt nur zu hoffen, dass die Fahrt schnell vorbei ist. Tatsächlich muss ich nicht lange warten ehe der Wagen hält und ich Stimmen höre. Ich kann nur Wortfetzen verstehen. Irgendwas von einer Lieferung und einer Unterschrift. Das scheint doch tatsächlich abzulaufen wie eine normale Paketlieferung. Abartig… Womöglich weiß der Fahrer nicht mal was er transportiert. Unsanft werde ich umher geworfen als man mich auslädt und dann wieder für einen kurzen Moment Stille herrscht. Lautes Knacken, das brechen von Holz und jähes Licht das mich Blendet machen mich unsicher, ob ich das alles nicht nur Träume. Der Raum um mich herum sieht alles andere als einladen aus und genauso verhält es sich auch mit dem Mann der mit einem Brecheisen in der Hand vor mir steht und mit forschem Blick auf mich herabsieht. „Steh auf.“ Stumm komme ich dem nach. Seine Hand greift nach den meinen und legt mir ein Paar zusammengekettete Manschetten an. Meinem Hals verpasst er noch ein dazu passendes Halsband ehe er sich grußlos der Tür zuwendet. Als ich mich näher umsehe bin ich annähernd am Verzweifeln. Sollte es jetzt wirklich so weiter gehen wie das was ich bis vor kurzem erlebt habe? Wie ein gefangenes Tier wandere ich von Wand zu Wand. Ich will nur weg hier. Von mir aus zurück auf die Straße, aber Hauptsache weg von diesen Verrückten, die Menschen behandeln wie wertlosen Dreck. Wut und Verzweiflung entladen sich in einem Schrei und ich schlage mit aller Kraft gegen die einzige Tür im Raum. Diese bewegt sich aber keinen Millimeter und ich frage mich ob es nicht wirklich besser wäre zu sterben als hier zu bleiben. Aber ich habe nicht mal die Möglichkeit mir das Leben zu nehmen… Die gesamte Menschheit verfluchend sinke ich gegen eine Wand und gleite an ihr zu Boden. Die Tür wird geöffnet und ich denke nicht dran dem Mann der hereintritt auch nur die geringste Beachtung zu schenken. Soll er doch machen was er will…das wird er ja sowieso. Eine Hand packt mich am Halsband und zerrt mich zur Tür hinaus. Es fällt mir leicht einfach so zu tun als würde ich nichts davon mitkriegen. Nur ab und zu gleitet mein Blick zur Seite und stellt fest, dass es eine ganz normale Wohnung zu sein scheint. Als die Hand mich loslässt falle ich auf die Knie und lasse den Kopf hängen, den Blick stur auf den Boden gerichtet. Ein lautes Knallen lässt mich zusammenzucken und ich sehe in die Richtung aus der es kommt. Der Mann scheint einen dicken Möbelkatalog neben mir fallen gelassen zu haben. Unsicher gleitet mein Blick nach oben und macht kurz vor seinem Gesicht halt, das ich nun als vagen Schemen wahrnehmen kann. „Such dir was aus dem Katalog aus. Für dein Zimmer. Ich hatte noch keine Zeit es einzurichten.“ Und plötzlich zucken die Erinnerungen durch meinen Kopf wie die Blitze eines tosenden Gewitters. Es ist der Mann der mit mir geschlafen hatte, als ich bei der HRRU gefangen war. Mir ist nur nicht klar was ich davon halten soll, aber dass er mir sagt ich soll mir Möbel aussuchen lässt ihn irgendwie in einem besseren Licht erscheinen. „Sieh mich gefälligst nicht so verängstigt an. Du solltest lieber dankbar sein, dass ich dich gekauft habe. Ich musste einiges hinblättern um sie davon zu überzeugen dich gehen zu lassen, bevor sie mit deiner Ausbildung fertig waren.“ Mir schießt der Gedanke durch den Kopf, dass ich wahrscheinlich keine Woche länger überlebt hätte. Wahrscheinlich hätte ich einfach aufgegeben, denn es gab keinen Grund mehr für mich länger durchzuhalten. Wehmütig denke ich an Lumen und ich fühle mein Herz schmerzhaft einen Schlag aussetzen. „Du kannst dich dort auf die Couch setzen und den Katalog durchsehen.“ Mein Blick folgt seinem Zeigefinger in ein ziemlich einladend aussehendes Wohnzimmer. Und tatsächlich stellt sich die Crèmefarbene Couch als das gemütlichste Möbelstück heraus auf dem ich je gesessen habe. Den Katalog habe ich neben mich gelegt, da das Umblättern mit den Fesseln tatsächlich etwas kompliziert ist. „Wenn du dich benimmst werd ich die Fesseln lösen. Aber solltest du dann irgendetwas Unüberlegtes machen, wirst du sie so schnell nicht mehr los.“, tönt eine Stimme aus der angrenzenden Küche. Wenig später steht er auch schon neben mir und löst die Manschetten voneinander. „Danke…“, seufze ich und sehe sofort seine Augenbrauen nach oben wandern. „Nur weil ich dich nicht behandle wie ein Tier heißt das nicht, dass du mir nicht gehörst. Ich erwarte eine respektvolle Anrede von dir.“ „Ja, Herr.“ – ‚Ich hätte mir doch gleich denken können, dass er mich nicht nur aus reiner Nächstenliebe gekauft hat. Aber trotzdem. Es kann hier definitiv nicht schlimmer werden als bei der HRRU.‘ „Hast du schon was ausgesucht?“ „Ja, Herr. Dieses Bett und den Schrank dazu.“, sage ich und deute auf ein weißes Metallbett und einen weiß Lackierten Schrank. „Sehr schön. Such dir aus was du willst und schreib am besten die Artikelnummern auf. In der linken Schublade dort findest du Stifte und Papier.“, meint er und verschwindet wieder in der Küche. Wenig später als ich meine restliche Auswahl bereits getroffen habe und nur noch ein wenig in dem Katalog rumblättere dringt ein angenehmer Geruch nach gegrilltem Fleisch an meine Nase. Ich frage mich ob ich hinübergehen soll. Aber lieber nicht. ‚Er ist bestimmt einer dieser Menschen die nicht oft wütend werden. Aber wenn, dann richtig schlimm.‘ Als er das nächte mal hereinkommt denke ich gar nicht erst darüber nach und sehe direkt in sein Gesicht. „Essen ist fertig. Ich wollte dich eigentlich rufen, aber mir ist eingefallen, dass ich deinen Namen nicht kenne.“ „Ich heiße Rio, …Herr.“ „Hmm, schöner Name. Naja, komm bitte mit ins Esszimmer.“ Schnell stehe ich auf und folge ihm durch die Küche in ein geräumiges Zimmer mit einer riesigen Tafel darin. Sie scheint sich fast zu biegen unter dem ganzen Essen das auf ihr steht und ich merke nun, dass mein Magen auch nichts dagegen hätte wieder mal etwas zu essen. „Setz dich, Rio.“ Als wir beide Platz genommen haben widmen wir uns erst mal schweigend dem Essen, aber ich fühle wie die ganze Zeit sein Blick auf mir ruht und wage es deshalb nicht meinen auch nur ein einziges Mal über den Tellerrand hinauszubewegen. „Vielleicht sollte ich mich auch vorstellen.“, kommt es unvermittelt von ihm. „Mein Name ist Albatre von Sorier. Ich werde ab jetzt dein Master sein. Wenn du mir gehorchst und deine Pflichten zu meiner Zufriedenheit erfüllst wirst du sicher ein ganz schönes Leben haben hier.“ ‚Also wieder jemand der mich als Lustobjekt missbrauchen möchte und dann denkt ich könnte gleichzeitig ein schönes Leben führen… Was nehmen diese Menschen nur um zu solchen Ansichten zu gelangen?‘ „Willst du etwas dazu sagen?“, fragt er mit unergründlichem Unterton in der Stimme. Wahrscheinlich hatte ich mein Gesicht gerade eben nicht ganz unter Kontrolle…sowas sollte ich wohl eher vermeiden… „Nein, Herr. Verzeiht mir.“ Mein Blick haftet immer noch Konzentriert auf meinem Essen, dem ich mich ehrlich gesagt ganz gerne wieder zuwenden würde. „Du kannst mich ruhig ansehen. Ich weiß, dass euch dort gesagt wurde ihr dürft das nicht. Aber nichts von dem was man dir dort beigebracht hat zählt hier. Vergiss es am besten schnell. Ich werde dir beibringen wie du dich in meiner Gegenwart richtig verhältst.“ ‚Solange er nicht die gleichen Methoden verwenden würde wie die HRRU, um mir etwas beizubringen, war mir die Sache mit dem Vergessen ganz recht. Aber das würde nicht so einfach werden…‘ Das restliche Essen verläuft schweigend. Nur ab und an hebe ich meinen Blick für eine Sekunde um mein Gegenüber zu mustern. Tatsächlich sieht er nicht aus wie jemand der andere verletzen oder misshandeln könnte. Die kurzen dunkelblonden Haare lassen ihn recht jung wirken und die langen Wimpern geben ihm einen sanften Blick. Dennoch scheint er genau zu wissen was er will und keine Widerworte zu dulden. Als er aufgegessen hat steht er auf und verlässt den Raum, nachdem er mich gebeten hat das Geschirr in die Küche zu bringen. Wenig später steht er mit dem Zettel auf den ich die Nummern der Möbel geschrieben hatte bei mir und meint, dass er schnell losfahren und sie kaufen würde. Ich nicke und mache mich daran das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine zu räumen. Danach gehe ich wieder ins Wohnzimmer und stehe für einen Moment unschlüssig im Raum. ‚Er würde bestimmt nichts dagegen haben, wenn ich mal das Badezimmer suche… und aufs Klo müsste ich langsam auch mal wieder…‘ Zögerlich gehe ich auf eine der Türen die von dem geräumigen Wohnzimmer abgehen zu. Die erste von ihnen wird ganz schnell wieder geschlossen, denn es scheint sein Schlafzimmer zu sein. Hinter der zweiten verbirgt sich lediglich eine kleine Kammer in der alles mögliche aufbewahrt zu werden scheint. Zwei weitere Türen später, von denen eine in eine art Spielzimmer führt, bei dessen Anblick mir schonwieder leicht übel wird und die andere in einen vollkommen leeren Raum, habe ich endlich das gewünschte Badezimmer gefunden. Gerade als ich erleichtert in das Wohnzimmer zurückkehren will höre ich Schlüssel klappern und eine Türe geht auf. Herein kommt ein etwa zwanzigjähriger Mann der nicht die geringste Notiz von mir zu nehmen scheint. Dass mir beim Anblick seines, sagen wir mal gewaten Outfits fast die Augen aus dem Kopf fallen bemerkt er wohl auch nicht, denn er geht einfach an mir vorbei in Richtung der Tür hinter der sich die Vorratskammer verbirgt. Als er wieder herauskommt hat er einige Putzutensilien in der einen und einen Staubsauger in der anderen Hand. 'Also trägt der das doch tatsächlich zum Putzen', frage ich mich und kann meinen ungläubigen Blick immer noch nicht abwenden. Während er sich daran macht das Wohnzimmer vom Staub zu befreien und ich erst mal einen genervten Blick für mein Starren ernte, wird die Haustüre wieder geöffnet und Albatre betritt wenig später mit einer ganzen Kolonne von Möbelpackern den Raum. Schnell verweist er sie auf das leerstehende Zimmer und wendet sich dann dem anderen Mann zu, der mittlerweile dabei ist das Bad zu putzen. „Simon? Wenn du im Bad fertig bist hilf doch bitte den Möbelpackern.“, ruft er ihm zu und greift mich dann am Handgelenk. Ich zucke ziemlich zusammen, da ich damit nicht gerechnet habe und versuche mich klein zu machen. Ehe ich merke was eigentlich passiert, hat Albatre mich wieder losgelassen und wirkt leicht ärgerlich. „Was ist? Hab ich dir weh getan?“, fragt er ungeduldig. „Nein, Herr, ich...“ „Na also. Dann gibt es auch keinen Grund sich wegzuducken.“, meint er ohne mich ausreden zu lassen und ich folge ihm ins Badezimmer. „Zieh dich aus.“, sagt er schlichtweg. „Und nimm die Manschetten ab.“ Dann ist er auch schonwieder zur Tür hinaus. Zwar bin ich etwas verwundert darüber ob er mir jetzt gleich beim Duschen zusehen will, aber ich beschließe seine Geduld nicht überzustrapazieren und befreie mich von meinen Klamotten und Fesseln. Völlig nackt stehe ich unschlüssig in dem kühlen Raum. Irgendwie fühle ich mich fremd hier. Als wäre ich ein ungeliebter Gast der mitten irgendwo hineingeplatzt ist. Als Albatre mit einem Maßband in der Hand zurückkehrt werden, meine Gedanken jäh unterbrochen. Wortlos beginnt er mich von vorne bis hinten zu vermessen. Und er vermisst wirklich alles... Als er fertig ist bin ich endgültig dem erfrieren nahe und will schon nach meinen Klamotten greifen als er sie mir wegnimmt. „Die ziehst du besser nicht mehr an. Ich schicke deine Maße dem Schneider. Solange bis er fertig ist kannst du was von Simon tragen.“ 'Der wohnt hier?!' Fast hätte ich laut gefragt, konnte mich aber gerade noch zurückhalten. „Aber nimm erst mal ein Bad. Du frierst.“, informiert er mich freundlicherweise noch und macht sich dann wieder vom Acker. Aufseufzend drehe ich den Wasserhahn auf und sehe wie sich die riesige Badewanne langsam füllt. Dampfschwaden hüllen mich ein und machen mich müde. Als ich in das heiße Wasser gleite fällt mein Blick auf eine Uhr an der Wand und ich merke, dass ich schon länger hier bin als erwartet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)