Azrael von _-Gaaras_Alissa-_ (Pfad eines Dämonen) ================================================================================ Kapitel 13: Schuld? ------------------- „Was hast du mit meinem Sohn angestellt, Lucifer?“ Lillith ist völlig außer sich. Sie packt ihren Gatten am Kragen und macht ihrem unbändigen Zorn Luft. „Schlimm genug, dass du ihn mir nachts entrissen hast, musstest du ihn dann auch noch so grausam misshandeln?! Woher stammen all die Narben?!“ „Damit habe ICH gar nichts zu tun! Das waren seine Gegner!“ „Gegner? Wie viele? Hast du ihn etwa sein halbes Leben kämpfen lassen?!“ „So lange bis er jeden besiegt hat oder getötet. Die genaue Zahl kann ich dir gar nicht sagen. Mehrere hundert …“ „MEHRERE HUNDERT?!“ „Da staunst du was? Die Narben stammen aus alten Kämpfen. Damals als er noch schwach war … Jetzt ist er zu dem geworden, was er immer hätte werden sollen.“ „Eine Tötungsmaschine?“ Lillith lässt von ihm ab. Kann es vor Abscheu nicht länger ertragen ihn anzusehen. „Ja … Eine Maschine. Meine Maschine! Er gehorcht nur mir und tötet, wenn ich es ihm befehle, ohne zu zögern. Azrael ist nicht mehr dein Sohn! Begreife es und lass ihn in Frieden! Sonst ist die nächste, die er tötet womöglich seine eigene Mutter!“ „Nein! So etwas würde er niemals tun!“ „Bist du absolut sicher?“ Lucifer grinst hämisch und geht an ihr vorbei. „Wie … hast du ihn gefügig gemacht? Was hat ihn so traumatisiert, dass sein Herz verschlossen ist und seine Augen kalt wie Eis sind?“ „Tja, das werde ich dir gerade sagen. Frag ihn doch selber.“ „Also schön! Das reicht! Du kannst sehen wo du bleibt, miese Ratte. Ich bin fertig mit dir! Schönes Leben noch!“ Mit diesen Worten geht sie hoch erhobenen Hauptes an ihm vorbei und würdigt ihm keines Blickes mehr. „Du wirst wiederkommen! Du bist zu jämmerlich um mich zu versetzten!“ Doch sie gibt keine Antwort und stellt ihre Ohren auf Durchzug. Wenn sie sich jetzt noch einmal umsieht würde sie damit Schwäche zeigen. **Diesen Sieg werde ich dir nicht gönnen!** „Miese Schlampe! Wenn ich dich nicht haben kann soll dich keiner bekommen!“ Als Lucifer dies brüllt ist sie längst schon um die Ecke und verschwunden. In Richtung des alten Kinderzimmers und damit zu Azrael. Fest entschlossen ihn irgendwie zurück zu gewinnen. Schließlich sind sie nach wie vor Mutter und Sohn, eine Familie. **Es muss einen Weg in sein Herz geben. Tief in seinem Inneren ist Azrael noch mein kleiner Junge. Er muss ihn nur wiederfinden.** Der Optimismus ihrer Gedanken überrascht Lillith. Denn spricht ihr Herz eine andere Sprache. Wird ihr Sohn sie erhören? Gibt es überhaupt eine Hoffnung für seine schwarze Seele? Fragen über Fragen. Lillith ist des Bangens müde. Es wird Zeit, eine Antwort zu finden. „Was zum …?! Soto! Was ist passiert?!“ Kira ist außer sich als ihr Freund schwankend herein kommt. Das Entsetzen in ihrer Stimme ist nicht zu überhören. „Das … Familientreffen lief nicht so wie geplant. Ist nicht schlimm.“ Soto setzt ein gequältes Lächeln auf und verbannt den Schmerz so gut es geht aus seiner Stimme. Keine einfache Aufgabe. Sein Arm fühlt sich an als würde er glühen. „War das dein Bruder …?“ „Ja …“ Sein Lächeln schmilzt. Er setzt sich zu Kira aufs Bett und beißt seine Kiefer fest aufeinander. „Er … ist übermächtig. Ich spüre seine Kraft bis hierher. Er griff mich an und ich versuchte auszuweichen, aber … er war zu schnell. Sogar für mich! Du hättest ihn sehen müssen. Ich habe etwas wie ihn noch nie zuvor gesehen. Diese Kraft, dieses völlige Fehlen jeglicher Emotionen. Ich weiß nicht was in ihn gefahren ist … Er …“ „Schh …“ Behutsam drückt sie einen Finger auf seine Lippen und bringt ihn zum Schweigen. „Beruhige dich. Er hat schwere Zeiten durchgemacht. Gib ihm einfach etwas Zeit sich wieder an euch zu gewöhnen. Er mag sich zwar äußerlich verändert haben. Doch er ist immer noch dein Bruder, mit dem du deine Kindheit verbrachtest.“ „Bist du dir da wirklich sicher?“ „Vertrau mir. Alles wird gut. Vielleicht nicht heute, oder Morgen. Aber irgendwann sicher. Gib ihm eine Chance sich von seinem Trauma zu erholen.“ Die Weisheit ihrer Worte zaubert ein Lächeln auf Sotos Lächeln. „Danke, Süße. Ich glaube du hast recht.“ „Gut. Wo wir das alles geklärt haben. Zieh dir bitte dein verkokeltes Shirt aus und lass mich deine Wunde versorgen.“ „Du bist der Boss.“ Während er sich unter tierischen Schmerzen seines Oberteiles entledigt geht sie ins angrenzende Bad und tränkt ein Handtuch in eiskaltem Wasser. Zurück im Zimmer setzt sie sich neben ihn aufs Bett. „Lass mal sehen. Hand weg.“ Mit zusammengebissenen Zähnen nimmt Soto seine Hand von der Wunde. Er musste sie auf den Arm pressen als eine neuerliche Woge des Schmerzes über ihn kam. „Das sieht schlimm aus. Hast du … sehr starke Schmerzen?“ In der Tat sieht es schlimm aus. Die Haut seines Armes sieht aus als wäre sie herunter geschmolzen. Große Blasen bilden sich sichtbar. Die Wunde zieht sich von der Schulter bis zum Unterarm. Auch seine linke Seite ist betroffen, sie ist von der Hitze stark gerötet. „Mach dir keine Sorgen. Ich werde nicht davon sterben.“ „Dann beiß bitte die Zähne fest zusammen und rühr dich nicht vom Fleck. Das könnte weh tun.“ „Was willst … AAAAH!“ Soto schreit auf während Kira das Tuch auf die Wunde presst. „Tut mir Leid!“ „Ist schon gut. Du hast mich ja gewarnt.“ Soto spricht mit zusammengebissenen Zähnen. Er kneift seine Augen zusammen und krallt sich mit der rechten Hand ins Kissen. Seine Schwingen versteifen sich. **Verdammt, tut das weh! Das bereust du Azrael!** „Kannst du das Tuch bitte weiter draufhalten? Ich hole Verbandszeug und Salbe.“ Glücklicherweise muss sie nicht suchen. In weiser Voraussicht hatte Soto sich vor ein Paar Jahrzehnten eine kleine Krankenstation eingerichtet. Allerhand Verbände, Salben und Medikamente verpackt in einer Handvoll Kisten. Er hat sich Zeit seines Lebens oft genug verletzt und fast alles verbraucht. „Ha! Gefunden! Halt bitte noch ein Bisschen durch, ja? Gleich ist es vorbei.“ „Ich wusste gar nicht dass du so hart sein kannst.“ Ein hungriges Grinsen stielt sich auf seine Züge. „Du bist unverbesserlich.“ Sie seufzt und pflanzt sich zu ihm ins Bett. Das Handtuch legt sie beiseite und macht sich daran die kühlende Salbe auf seinem Arm zu verteilen. Wieder überkommt Soto der Schmerz, doch lässt er sich diesen nicht anmerken und versteckt ihn unter einem Lächeln. Sie soll sich nicht noch mehr Sorgen machen. **Obwohl … ein wenig Mitleidgefummel wäre gar nicht mal so übel ...** Als sein Arm vollständig in Mullbinden und Verbandszeug eingepackt ist begutachtet Kira ihr Werk. „So. Fertig. Wie fühlst du dich?“ Sie starrt ihn erwartungsvoll an während sie das kühle Tuch auf seine Seite drückt. „Mir geht es gut. Dank dir und deinen Berührungen. Kann ich mehr davon haben?“ Er grinst und drückt sie an sich. Küsst ihre Stirn. Lächelnd schließt sie ihre Augen und liebkost seinen Hals mit ihren zarten Lippen. Genießend seufzt er und vergisst sogleich den beißenden Schmerz in seinem Arm. Für einen Moment verschwindet die Welt um sie herum. Es gibt nur sie beide. Kein Leid, kein Schmerz. Nur Freude und … Verlangen. Soto spürt wie sich in südlichen Gefilden seines Körpers etwas regt. Doch er schweigt gezwungenermaßen und versucht sich auf Kiras Küsse zu konzentrieren. Vermutlich würde sie ihn mit seiner Verletzung sowieso nicht an sich ran lassen. Sehr zu seinem Leidwesen. **Ein Grund mehr dir eine zu verpassen, Azrael.** „Was willst du?“ Azrael lehnt an seinem alten Bett und würdigt seiner Mutter keines Blickes. Sie steht in der Tür, in ihren Augen eine Mischung aus Freude und Angst. „Ich … ich will, dass du dich erinnerst. An damals. Als dieses Bett noch das Deine war.“ „Pah! Versuchst mich umzustimmen. Mich abzuhalten von meiner Mission. Das hat dein Sohn auch schon versucht.“ „Mein … Soto? Was ist passiert?“ „Nichts von Belang.“ Resigniert lässt sie den Kopf hängen. „Ich sehe ich spreche mit einer Wand. Azrael … Was ist nur aus dir geworden? Aus dem kleinen, unschuldigen Jungen?“ „Den gibt es nicht mehr … Er starb als du ihn im Stich gelassen hast!“ „Was?! Ich habe dich nie im Stich gelassen! Ich wusste nicht wo dein verdammter Vater dich hingebracht hat! Ich machte mir solche Sorgen .…“ „Sorgen? Tse! Alles Schwäche! Sorge, Freude, Liebe! Nichts davon ist real!“ „Hat Lucifer dir diesen Floh ins Ohr gesetzt? Ich flehe dich an, glaube nicht an das was er sagt! Du bist mein Sohn. Ich kenne dich und kann sehen was in dir vorgeht. Du hast Angst, nicht wahr? Vor deinem Vater.“ „Angst? Erzähl keine Märchen! Vater war es der mich lehrte zu kämpfen und mich stärkte. Durch ihn gewann mein Leben an Sinn.“ „Sinn? Das ich nicht lache. Dein Leben hatte schon vorher einen Sinn, Azrael. Du solltest wachsen und in Freiheit leben wie alle andern. Hättest dich verlieben und eine Familie gründen können. Begreife endlich, dass Satan dir dein Leben stahl!“ „Du laberst zu viel! Meine Freiheit gebe ich nur zu gerne auf für meine Ziele und so etwas wie Liebe brauche ich nicht … Ich kenne sie nicht …“ „Du lügst.“ „Was?!“ „Du kannst mir nichts vormachen. Wer war sie und was ist aus ihr geworden?“ Azrael fletscht die Zähne und wendet sich ab. „Sie ist tot. Lange schon … Wurde vor meinen Augen … Aber das geht dich nichts an!“ „Vor deinen Augen?! War das dein Vater? Gib es zu. Ich sehe es in deinen Augen. Erinnere dich. Lucifer hat dir so viel Grausames angetan. Willst du nicht darüber reden und neu anfangen?“ **Neu … anfangen … geht so etwas?** „Ich … Es ist zu spät. Was vergangen ist vergangen. Ich muss meine Bestimmung zu Ende bringen und den Thron Gottes stürmen. Du kannst mich nicht umstimmen. Niemand kann das! Lass mich in Ruhe! Geh mir aus den Augen!“ Azrael starrt sie an und kann die Tränen in ihren Augen aufsteigen sehen.“ „Ich wollte immer, dass du ein guter Sohn wirst. Deine Stärke für etwas … Gutes verwendest. Aber du bist genauso machtbesessen wie dein verfluchter Vater!“ **Wie … Vater …? ** Azrael blickt ihr nach als sie überstürzt nach draußen stürmt. Er hört ihr Schluchzen. **Wieder dieser Schmerz. Genau wie bei Soto.** Er spürt wie Schuld sein Herz zerfrisst. Und ihn unbewusst zu Boden sinken lässt. Nun wird ihm schmerzlich bewusst, was sein eigentlicher Grund war, die letzten Jahrzehnte durchzustehen. Nicht sein Vater oder der Umstand, dass er der Malträger ist. Nein. Das einzige was ihn am Leben hielt waren die, die er heute verletzte. Lillith und Soto. Azrael hatte es längst vergessen. Zwar wollte er immer stark sein. Unbesiegbar. Doch niemals ein zweiter Lucifer. **Hat Mutter … vielleicht recht?** Er atmet tief durch und verbannt alles Schlechte aus seinen Gedanken. Tut etwas, was sein Vater ihm in Zeiten der Trauer und der Verzweiflung stets verbot: Das Erinnern an die Kindheit. Unter geschlossenen Augen lässt Azrael seine Jugend Revue passieren und sieht sich auf dem Schoß seiner Mutter und beim Spiel mit seinem kleinen Bruder. Es waren schöne Zeiten. Die einzige Zeit in der Azrael wirklich frei war. Frei und glücklich. Unbehelligt von allem Leid, welches ihm erst viel später widerfahren sollte. Sein Leben war ein Traum der jäh endete, als Lucifer Azrael seiner Familie entriss. **Mutter …** Azrael spürt Tränen in seinen Augen. Heiße, schmerzhafte Tropfen, die er vor Jahrzehnten aufhörte zu vergießen. Er dachte schon keine mehr zu haben. Jetzt, nachdem Azraels seinen wahren Kampfgrund wiederfand, muss er erstrecht erfolgreich sein in seiner Mission. Um eine Chance zu bekommen anschließend wieder Teil seiner Familie zu werden. Lucifer versprach ihn gehen zu lassen, wenn er siegen sollte. Deshalb darf er nicht scheitern. Er muss Gott erledigen. 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