Raban von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: Keine Liebe aber... ------------------------------ Zwei Tage später saßen Selacio und Raban gemeinsam wieder auf den Klippen. "Ich habe eine Frage, Raban." Der Junge war mittlerweile offener geworden, er hatte dem Mann eine Menge erzählt, dieser hatte zu gehört, seine Meinungen ausgesprochen, mit Raban diskutiert und ihm auch die ein oder andere Anekdote aus dem Piratenleben geschildert. "Frag einfach, ist ja nicht so, als ob du dich bisher zurück gehalten hättest." Selacio lächelte entschuldigend, aber Raban wusste, dass der Freibeuter mit den braunen Haaren es nicht bereute. "Also, du liebst Soléy wirklich? Denn, wenn du von euch beiden sprichst siehst du immer irgendwie traurig aus." Mit so einer Frage hatte Raban nicht gerechnet, und außerdem war es auch eine Frage, die ihn selber sehr beschäftigte und das obwohl er die Antwort mittlerweile kannte. "Nein. Ich habe sie sehr gern, gern genug um mein friedliches Leben mit ihr zu verbringen, sie ist meine beste Freundin und meine Gefährtin, seit wir ganz klein waren. Aber wenn ich an sie denke, dann geschieht nicht das, was alle immer als Verliebtheit bezeichnen. Ich sehe sie und freue mich, weil sie mir Stärke gibt, weil sie mich so sehr liebt und ich bin froh, wenn ich sie glücklich machen kann, aber ich selber bin nicht glücklich. Ich habe andere Sachen im Kopf, immer die gleichen Träume, Wünsche, Sehnsüchte und ich spüre in mir so eine Zerissenheit von der ich nicht weiß woher sie kommt. Aber ich weiß, dass ein Leben hier mich nie vollkommen zufrieden stellen wird, deshalb nein, ich glaube nicht, dass ich sie liebe." Selacio nickte nachdenklich. "Aber sie liebt dich..." Raban nickte mit ernstem Gesicht. "Ja, mehr als alles andere auf der Welt." "Und du glaubst, es wird keine kommen, die dich glücklicher macht?" Der Schwarzharige lachte, aber es klang ein wenig hohl. "Ich habe auf meinen Reisen eine Menge Mädchen kennen gelernt, schöne und hässliche, liebreizende und verabscheuungswürdige...aber keine von ihnen ist so wie Soléy, auch wenn sie vielleicht nicht der Mittelpunkt meines Universums ist, so ist sie doch zumindest der Abendstern, der mich leitet." Selacio lächelte "Gut gesprochen. Nun, darf ich dir eine gewagte These unterbreiten?" "Sicher, ich bin offen für alles." Selacio hatte sein wölfische Grinsen aufgesetzt. "Also, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, dass für dich vielleicht keine Frau sondern ein Mann vorgesehen ist..." Raban wurde rot und stieß den anderen an. "Du Mistkerl, seh ich aus als wäre ich so einer?" "Wer weiß, wie sieht denn so einer aus? Wie sieht einer aus, der auf Kerle steht?" Raban zuckte mit den Schultern "Weiß ich doch nicht..." Selacio grinste. "Soll ich dir zeigen, wie so einer aussieht?" "Du kennst solche Männer?" Der Älter brach in Gelächter aus "Ich bitte dich, eine Frau an Bord bringt Unglück, wie sollen Matrosen denn sonst Druck ablassen? Manche lassen es sich eben lieber von einem anderen besorgen anstatt es selber zu tun. Komm mit, ich zeige dir eine andere Art von Bar dieser Stadt..." Raban zog eine Augenbraue hoch "Ich bin hier aufgewachsen, ich kenne diese Stadt." Selacio zog den Jüngeren mit sich "Ich bin sicher, wenn du diesen Ort kennen würdest, wüsstest du wovon ich spreche." Sie blieben in der Nähe des Wassers, aber sie kamen durch etliche Seitengassen und Raban verlor tatsächlich ein wenig den Überblick wo sie waren. Schließlich standen sie vor einer Schenke die sich "La Lujuria" nannte. Raban hatte beim Betreten ein seltsames Gefühl. Die Schenke roch wie einige der anderen Schenken auch, nach vielen Leibern, nach Alkohol, nach Tabackqualm, und Sex. Aber etwas in diesem Geruch war anders. Es gab Schenken in denen Huren ihre Dienste anbieten konnten, aber dort roch es anders, nach schweren Parfüms und irgendwie einfach femininer. Hier sog man fast mehr Testosteron ein als Luft und Raban sah sich um. Der Schankraum war vollgestopft bis zum geht nicht mehr, nur Männer, keine einzige Frau. Ein Junge, vielleicht ein Jahr jünger als er selber schmiss sich an Selacios Brust. Seine Stimme klang für sein Alter viel zu rauchig "Oh Kapitain, sie hier, was eine Ehre...lassen sie den Knirbs doch für mich sitzen und gesellen sie sich zu mir..." Selacio schob ihn bei Seite "Ich habe es nicht nötig für jemanden wie dich zu bezahlen Kleiner und jetzt mach los." Der Junge verschwand. Raban sah den Mann an "Wer war denn das, und warum hat er dich Kapitain genannt?" Selacio verdrehte die Augen. "Das war ein Stricher und er hat mich Kapitain genannt, weil ich der Kapitain der Mareggiata bin." Raban schaffte es zu grinsen "Ein ziemlich junger Kapitain..." Das erste Mal sah Selacio ein wenig angriffslustig, ja einschüchternd aus "Ich genieße eben großen Respekt bei meiner Crew." Raban hob entschuldigend die Arme, während der Kapitain ihn durch die Menge zog. Sie gelangten in eine etwas ruhigere Ecke des Raumes, eine Niesche in der niemand stand. "Was ist ein Stricher?" Selacio zog eine Augenbraue hoch "Bitte Raban, er ist eine männliche Hure, ein Mann der seinen Körper verkauft." Der Gedanke, dass es auch Männer gab, die sich keine Frauen sondern andere Männer kauften war Raban bisher nie gekommen. Die Vorstellung war aber nicht so seltsam, wie er im ersten Moment gedacht hatte. Es gab die verschiedensten Arten von Vorlieben und man konnte für genügend Geld jede Fantasie ausleben, wirklich jede. In seinen Gedanken merkte Raban nicht wie der Größere näher an ihn ran trat. Als er aufsah berührten sich ihre Gesichter beinahe. "W...w..was t..tust du da?" Stotterte der Junge ein wenig überfordert. Selacio hob die Hand und berührte die Wange des Schwarzhaarigen, anders als bei Soléy fühlte es sich nicht nur zärtlich und liebkosend an, sondern auch schützend und viel autoritärer als bei einer Frau. "Ich zeige dir, wie ein Mann aussieht, der andere Männer bevorzugt." Mit diesem Worten zog er Raban in einen Kuss. Im ersten Moment hatte Raban vorgehabt sich sofort los zu reißen, aber er konnte nicht... Ihm wurde warm, der Kuss fühlte sich so gut an, viel leidenschaftlicher als mit Soléy, so viel intensiver und unzüchtiger. Hitze stieg in ihm auf, er spürte sein Herz flattern und merkte dann, wie sein Anstand ihm einen mentalen Schlag verpasste: Was tat er da? Mit geröteten Wangen riss er sich los und flüchtete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)