Raban von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Wünsche ------------------ Am nächsten Tag trafen sie sich nicht, Raban mied den Hafen und Selacio schien auch nicht in die Nähe der Schenke zu gehen. Um sich ab zu lenken widmete Raban sich den ganzen Tag seiner Verlobten und ihrer gemeinsamen Hochzeit. Aber jedes Mal, wenn sie ihn küsste, nur flüchtig, oder süßlich, wie sie es gerne tat, dann wurde er an den Mann erinnert, der seit der vergangenen Nacht ohnehin seine Gedanken beherrschte. Wieso? Wieso fühlte es sich bei Soléy so nichtssagend, so unschuldig an, wie wenn sie noch achtjährige Kinder wären, die heiraten spielten. Und wieso hatte es sich mit Selacio so anders angefühlt, so...wundervoll. Mit laut wummerndem Herzen begriff Raban, dass er einen ganz kurzen Moment dort mit Selacio tatsächlich glücklich gewesen war. Beunruhigt zerfledderte er in Gedanken die Papiergirlanden, die er eigentlich aufhängen sollte. Am Abend bekam er von seinem Vater frei um ein wenig Zeit mit seiner Verlobten verbringen zu können. Sie lagen zusammengekuschelt nebeneinander in seinem Bett und sie summte ein Lied, während er ihr kleine Zöpfchen in die Locken flocht. Irgendwann stockte sie. "Ich kann gar nicht glauben, dass wir in nur vier Tagen verheiratet sein werden. Ich habe mir nie etwas sehnlicher gewünscht, was soll ich nur tun, wenn dieser Wunsch in Erfüllung gegangen ist?" Er strich ihr durch die Strähnen "Dann wünscht du dir etwas neues und wenn ich dir auch diesen Wunsch erfüllt habe, dann suchst du dir wieder einen neuen Wunsch. Bis wir alt und grau sind und uns nur noch wünschen gemeinsam in den Himmel auf zu fahren." Unerfreulich durchzuckte ein Satz von Selacio seinen Kopf. "Bedaure doch nicht, dass dein Wunsch zu fliegen nicht wahr wird, Wünsche, Raban, sind keine Wünsche, wenn man sie sich erfüllen kann. Sie sollten wie Sterne sein, man kann ihnen nachjagen und sich nach ihnen richten, aber erreichen kann man sie niemals." Raban hatte die Hand gen Himmel gestreckt "Irgendwann werde ich da oben langgleiten und euch von oben auf den Kopf spucken. Und dann werde ich dir von oben zurufen 'Selacio, schau her, Wünsche können wahr werden, man muss nur fest genug an sie glauben und darf niemals aufgeben!' du wirst schon sehen." Selacio hatte gelacht, ein wundervolles Lachen, laut und fröhlich mit einer samtenen rauen Note. Soléy sah Raban ins Gesicht. "Du willst mir wirklich jeden Wunsch erfüllen?" Lächelnd nickte er. "Dann küss mich jetzt!" Gespielt genervt verdrehte er die Augen und gab ihr einen Kuss. Sie legte die Arme fester um ihn und drückte ihren Körper an den ihres Verlobten. Raban spürte Unbehagen aufkommen, er wusste, dass er eigentlich darauf reagieren sollte wie sie sich mit ihrem vollem Busen und ihren warmen Schenkeln an ihn schmiegte, aber er spürte nur ein wenig Sorge, dass sie merken könnte wie wenig ihn das tangierte. Als sie mit der Hand zwischen seine Beine fuhr drückte er sie ein wenig von sich. "Soléy, bitte, dein Vater hat mir das Versprechen abgenommen, dass du an deinem Hochzeitstag noch Jungfrau bist." Sie nickte mit undurchsichtiger Miene und kuschelte sich wieder an seine Brust. Er fragte sich wie er ihr erklären sollte, dass seine Zurückhaltung nichts mit diesem Versprechen zu tun hatte. Zudem wurde er in dieser Nacht volljährig. Er hatte nicht vor das zu feiern, das hatte er seinem Vater ebenfalls gesagt, aber dieser hatte erwiedert, dass es zur Feier dieses Tages zumindest Freibier in der Schenke geben müsste. Raban hatte zugestimmt, so konnten alle seinen Geburtstag feiern und er selber würde sich zurück ziehen können während alle sich einen hinter die Binde kippten. Am folgenden Tag machte der Kapitain sich auf den Weg zur Schenke, er hatte eigentlich vor gehabt zu sehen ob seine kleine Sturmkrähe sich beruhigt hatte, aber als er sich dessen Heim näherte bekam er ein Gespräch mit das einfach zu interessant war. Die Unterhaltung fand im Innenhof einer Schreinerwerkstatt statt und es handelte sich bei der Sprecherin um die schöne Soléy, die Frau die Selacio mehr beneidete als er es je zuvor bei einer getan hatte, denn sie würde die Hand seines wunderbaren Rabans bekommen. "Mutter, was soll ich nur tun?" "Kindchen, hast du getan, was ich dir gesagt habe?" Sie nickte "Ja, ich habe es getan, ich habe mich an ihn gedrückt, er lag fast zwischen meinen Schenkeln und hatte meine Brüste in der Hand, aber er ist total kühl geblieben, als würde es ihn nicht kümmern. Ich habe ihn sogar dort berührt, es half nichts, ich befürchte irgendetwas stimmt nicht mit ihm!" Die Mutter des Mädchens wirkte nachdenklich "Nun, vielleicht...vielleicht ist er unfähig. Könnte es nicht sein, dass er impotent ist? Aber wenn dem so ist und du ihn trotzdem heiratest, dann wirst du niemals Kinder bekommen." Selacio hatte genug gehört, er hatte nicht gewusst was man so alles erfuhr wenn man sich im Schatten von Innenhöfen rumtrieb. Der Körper dieser Frau ließ Raban also vollkommen kalt. Nun, vielleicht war er tatsächlich impotent, das würde Selacio allerdings wenig stören, er war schließlich nicht nur auf diesen Teil vom Körper des Jungen aus. Oder aber, das wäre noch besser, Raban interessierte sich tatsächlich absolut nicht für Frauen. Er ging weiter und kam ans Schenkhaus, in den Räumlichkeiten darüber wohnte der Junge mit seinem Vater. Er trat ein aber im Barbereich war nur Rabans alter Herr. "Guten Tag Mister, können sie mir sagen wo ich Raban finde?" Der Mann blickte auf, verzog die Mundwinkel und starrte wieder auf das Glas welches er putzte. "Nein, ist schon heut Morgen weg gegangen." Selacio betrachtete den Wirt eine Weile. "Sie lügen. Sie wollen mir nur nicht helfen." Er musste höhnisch grinsen, er konnte nicht anders. "Sie können mich nicht leiden. Wir Piraten sind für sie das unterste Gesocks, Leute ohne anständige Arbeit die sich am Leid anderer bereichern und keine Skrupel haben alles zu tun um zu bekommen was sie haben wollen." Rabans Vater blickte auf und sah dem jungen Kaptain fest in die Augen. "Ich hoffe sehr, dass einige von euch wenigstens ein wenig Skrupel haben, aber ich wage nicht daran zu glauben. Wenn sie es umbedingt wissen wollen mein Sohn ist im Wald, etwas östlich von hier. Es ist Brauch, dass junge Männer wenn sie volljährig geworden sind dort eine schwierige Klettertur bewältigen. Sie müssen eine bestimmte Blume von einem Felsvorsprung pflücken und diese dann der Person ihres Herzens schenken. Raban ist losgezogen um Soléy eine zu bringen, das gehört sich so, würde er es nicht tun würden die anderen Männer ihn nicht anerkennen. Und jetzt verschwinde wir haben noch geschlossen." Selacio winkte und trat wieder hinaus. Als ein frischer Wind ihm durch die braunen Haare wehte blickte er ihm nach Osten hinterher und in seinen dunkelblauen Augen blitzte es auf. Er bekam Lust seiner Sturmkrähe zu folgen. Raban war schon eine ganze Weile gewandert, als er endlich den Felshang erreichte an dem die Blumen wuchsen. Es war eine ganz besondere Sorte, in der Gegend nannte man sie die "Blüte der Ewigkeit" denn angeblich blieben Paare, die den Ritus vollzogen ihr Leben lang unzertrennlich. Mit einem Seufzen Blickte er zu dem Felsvorsprung, der fast dreißig Meter über ihm lag. Er war nicht der allerbeste Kletterer, auch wenn er keine Höhenangst hatte. Nachdem er eine Weile um die Felsen geschlichen war entschied er sich für einen Weg der ihm nicht ganz so aussichtslos erschien wie die anderen. Er schaffte ein ganzes Stückchen, dann kam er nicht mehr weiter. Genervt suchte er die Wände nach einem neuen Halt ab, einen anderen Weg weiter zu kommen. Wenn es einfach gewesen wäre dort hoch zu kommen, dann wäre es wohl kein Initiationsritus. Er spürte wie seine Arme langsam ein wenig schwächelten, wenn er nicht bald weiter kletterte würde er ein ernsthaftes Problem bekommen. Endlich fand er einen nächsten Halt, sehr weit oben, aber wenn er sich ein wenig weiter hoch stemmte konnte er ihn gerade so erreichen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)