Fasching von Lestat_de-Lioncourt (und was danach noch kommt) ================================================================================ Kapitel 2: offene Fragen ------------------------ Heute ist mal wieder ein etwas langweiliger Schultag, aber mein Gefühl sagt mir, dass es nicht dabei bleiben wird. Es ist in der Früh eisig kalt und in der Nacht hat es sogar ein wenig geschneit. Mal schaun, wie der Tag an sich ablaufen wird. Mein Bruder liegt mit einer Erkältung im Bett, was mich absolut nicht stört, weil er mit Halsschmerzen auch nicht nerven kann. Sind eigentlich alle Geschwister so lästig? Werd ich wohl nie erfahren. Jedenfalls muss ich in der Früh aufstehen um zum Unterricht zu erscheinen. Wir haben heute den 1. Februar und wer sich jetzt wundert, dass heute doch noch gar nicht die Faschingsfeier ist, hat Recht. Ich habe einfach den Eindruck, dass wir jetzt einen wichtigen Tag beginnen und deswegen möchte ich auch jeden Leser daran teilhaben lassen. Wie ich darauf komme? Ganz einfach, Mary hat mich gebeten ihr zu helfen, einen Charakter zu finden, der mit ihrem recht gut übereinstimmt. Es gibt ja so wenige Möglichkeiten… Na gut, ich fahre also in der Früh mit dem Zug nach Wien. Dabei begegne ich unserem „Neuling“, wie meine Freunde zu sagen pflegen. Ich weiß nur, dass er Michael mit Vornamen heißt und er geht auch jedem aus dem Weg. Obwohl er beim Unterricht eher weniger mitredet, hat er doch immer eine Antwort parat, wenn er gefragt wird. Erinnert mich daran, wie ich noch vor ein paar Jahren war. Nur heute kritisier ich oft genug die Lehrer oder mach sie auf Fehler aufmerksam. Ich begrüße ihn im Zug und fange ein Gespräch mit ihm an, was nicht besonders leicht ist, da er sehr auf Distanz fixiert ist und nicht viel redet. Ich: „Warum lernst du eigentlich Latein?“ Blöde Frage, ich weiß. Mir fällt nur eben nichts Besseres ein. Außerdem hab ich das schon viele gefragt. Michael: „Ich wüsste zwar nicht, was es dich angeht, aber wenn du es unbedingt wissen willst: Ich will später studieren und für diese Richtung brauch ich einfach Latein. Außerdem kann ich noch Französisch oder auch Spanisch nachlernen, weil Latein doch die Sprache ist, aus der sich viele heutige entwickelt haben. Und was ist mit dir?“ Dabei blickt er mich zum 1. Mal an. Ein ungewöhnliches Gefühl, muss ich schon zugeben. Aber irgendwie erinnern mich seine blauen Augen an etwas. Ich weiß nur nicht woran. Ich: „Ich will Archäologin werden. Dafür brauch ich Latein nun mal. Auch wenn ich das wohl eher weniger verwenden werde. Aber was willst du denn mal studieren?“ Michael: „Jura. Wie kann man sich nur für Geschichte interessieren?“ Verdammt. Irgendwie erinnert mich das doch an jemanden. An wen bloß? Und warum fällt mir das nicht ein? Ich: „Die Geschichte hat uns zu dem gemacht, was wir heute sind. Also warum sich nicht dafür interessieren?“ Michael: „Weil sie doch sowieso vorbei ist und nicht geändert werden kann.“ Ich: „Aber man muss aus Vergangenem lernen, damit sich die Fehler nicht wiederholen.“ Michael: „Kommt mir irgendwie bekannt vor. Glaubst du im Ernst, dass wir aus der Vergangenheit gelernt haben? Sieh dich doch nur mal um, jeder Fehler wird immer wieder begangen. Keiner lernt aus der Geschichte.“ Darauf kann ich nichts erwidern. Im Grunde hat er ja Recht. Aber vielleicht ist es dennoch ganz gut zu wissen, was uns zu dem gemacht hat. Immerhin ist es unsere Vergangenheit. Ich: „Auch wenn wir vielleicht nicht immer aus der Geschichte lernen, so ist sie dennoch ein Teil von uns. Sie zu leugnen ändert doch nichts. Also kann man sich auch gleich mit ihr auseinander setzen.“ Michael: „Du klingst wie meine Eltern. Die wollen auch, dass ich Geschichte studier, weil es doch so wichtig ist. Nur vergesst ihr, dass sich niemand darum schert, ob jemand Geschichte studiert oder ob man sie abstreitet.“ Ich: „Das bringt dich aber auch nicht weiter. Wären so viele Dinge nicht vor Jahrhunderten passiert, müssten wir das alles machen. Beispiel: Wenn nicht im alten Griechenland die Demokratie aufgekommen wäre, dann wüssten wir auch nichts davon. Oder was ist mit all den Erfindungen und Entdeckungen der letzten 1000 Jahre? All das hat uns ein gutes Leben beschert, oder nicht?“ Michael: „Mag ja sein. Aber dennoch braucht man sich nicht damit befassen.“ Ich: „Und wenn du Physik lernst, was machst du dann? Du lernst Gesetze, die in der Natur vorkommen und vor langem von jemandem entdeckt wurden. Und wir lernen wie Dinge funktionieren, die jemand mal erfunden hat, aber nicht gleich verstanden hat, warum es so klappt.“ Nur ein nachdenkliches „Hmm.“, entkommt noch seinen Lippen, als er mich prüfend ansieht. Irgendwie kommt mir dabei die Idee, dass ihm etwas Ablenkung wohl gut tun würde. Von was er sich jedoch ablenken muss, weiß ich nicht, aber mich stört es, wenn jemand immer eine Antwort auf alles braucht. Auf jeden Fall lade ich ihn mal zu unserer Faschingsfeier ein. Kann ja ganz interessant werden. Michael: „Ihr veranstaltet in eurem Alter noch eine Faschingsparty? Seid ihr nicht schon etwas zu alt dafür?“ Ich: „Um mal zwischendurch ein wenig zu feiern ist man nie zu alt. Außerdem braucht man auch eine Möglichkeit, dass man sich wie ein Kind aufführen kann. Dabei kann man wenigstens einmal alles andere herum vergessen. Also was ist, willst du nicht auch hinkommen?“ Dabei sehe ich ihn mit Hundeaugen an. Fragt nicht, wie ich auf den Ausdruck gekommen bin! Daran ist mal wieder Mary schuld. Sie hat wohl wirklich schon zu großen Einfluss auf mich. Na, was soll’s. Auch egal. Jedenfalls setze ich so einen besonders lieben Hundeblick auf, dem normal niemand widerstehen kann. Michael: „Ihr habt doch sicher was dabei ausgeheckt… Also was kommt da auf mich zu?“ Er tut zwar gerade so, als wenn ihn das nicht interessiert, aber ich bin mir sicher, dass es ihm auch Spaß machen würde. Keine Ahnung wieso. Ich: „Wir haben uns gedacht, dass jeder als Anime – Figur verkleidet auftaucht.“ Michael: „Anime? Wie seid ihr darauf gekommen?“ Ich: „Einige meiner Freunde sind einfach riesige Fans. Und ich gehör wohl auch zu den Fans gewisser Anime. Aber bei mir hält es sich hoffentlich in Grenzen.“ Michael: „Und als was verkleidest du dich dann? Sailor Moon würde ja schließlich nicht zu dir passen.“ Ich: „Nein, so was ist doch langweilig. Ich geh als schwarzes Magiermädchen.“ Michael: „Ist das nicht ‘ne Karte?“ Ich: „Ja, eine besonders tolle. Du kennst dich damit aus?“ Irgendwie gefällt mir dieser Glanz in seinen Augen nicht. Und mir passt einfach nicht, dass ich schon wieder so ein klassisches Déjà – vu habe. So was hasse ich immer am meisten. Michael: „Ist doch eine interessante Geschichte. Obwohl es unrealistisch ist. Aber das Anime kenn ich bestens.“ Ich: „Also kommst du?“ Michael: „Mal schaun. Vermutlich schon. Wo ist das denn und wann?“ Ich gebe ihm noch Adresse und sage ihm, dass das schon am Samstag ist. Gemeinsam erreichen wir eher nebenbei auch das Unterrichtsgebäude. Doch als ich ihn frage, welchen Charakter er wohl wählen wird, winkt er ab: „Das wirst du schon sehen. Aber ich werde dich dann sicher anreden, denn ich weiß ja, wer du bist.“ Doch bevor ich etwas erwidern kann, kommen eben Mary und Kamiyo gleichzeitig in den Raum. Sie begrüßen mich sofort und fragen mich, ob ich nicht einen Vorschlag habe, als was sie sich verkleiden könnten. Ich: „Immer langsam. Ich kann nur eines nach dem anderen machen.“ Kamiyo: „Da ich mich wenig mit Animes auskenne, müsstet ihr mir helfen. Ich weiß eben nicht, was zu mir passt.“ Mary: „Geh doch als Ishizu. Passt zu dir. Eher ruhig und schworze Hoa host a.“ Kamiyo: „Wie?“ Ich: „Sie meint, dass du wegen der Haarfarbe besonders gut als Ishizu geeignet bist.“ Zu Mary gewandt füge ich noch etwas hinzu: „Du weißt doch, dass sich manche mit Dialekt schwer tun. Was hast denn heut, dass du glei so anfangst?“ Mary: „Weiß i net, aba irgendwie komm i net ganz in des Standard-Deutsch rein.“ Philipp: „Morgen! Was gibt’s?“ Kamiyo: „Nichts Besonderes außer, dass die beiden Dialekt reden und ich nichts versteh.“ Ich: „Sorry. Aber trotzdem stimmt es schon, dass du als Ishizu gehn könntest. Und was wirst du machen Philipp?“ Philipp: „Ich komm als Mariks gute Seite. Aber schizophren bin ich nicht. Vielleicht kommt ja noch wer als dunkle Seite. Die will ich nämlich nicht spielen.“ Mary: „Dann haben wir schon ein Geschwisterpaar zusammen.“ Ich: „Stimmt und du Mary?“ Mary: „Keine Ahnung. Ich würd gern mit euch ins gleiche Anime ghörn, aber zu mir passt keine wirklich.“ Ich: „Nimm Mai. Die ist auch so schlagfertig wie du.“ Mary: „Aber sie ist doch blond. Oder ich spiel sie mit gefärbten Haaren.“ Ich: „Warum auch nicht. Mai hat ja immer eine gewisse Eigenart.“ Plötzlich steht schon unser Lehrer im Raum und geht nach vorne zur Tafel. Wir setzen uns artig und folgen nun ein paar Stunden dem Unterricht, bevor wir wieder gehen. Auch wenn Dienstag immer der kürzeste Tag der Woche ist, zieht er sich heute besonders in die Länge. Kein Wunder. Unser Deutschlehrer versucht uns eben die Regeln der Beistrichsetzung zu erklären. Das haben wir doch mit 6 Jahren schon gelernt. Mary: „Hält uns der für deppat? Das haben wir do scho in der Volksschule glernt.“ Ich: „Stimmt, aba was willst machn? Wir können wenigst an unserer Gschicht weiter schreibn.“ Gesagt, getan. Wir überlegen uns also neue Möglichkeiten und da wir in unserer Geschichte immer einen Sichtwechsel haben, tauschen wir immer wieder den Zettel aus. Nebenbei schreibe ich noch zusätzlich ein Gespräch zwischen uns und den Charakteren der Geschichte. Von Zeit zu Zeit werden die Blätter ausgetauscht und zum Schluss des Unterrichts haben wir ein neues Kapitel und auch einen kleinen Streit zwischen uns und unseren Stars fabriziert. Wir packen unsere Sachen zusammen und unterhalten uns wieder über das Wochenende. Ich: „Was hat eigentlich deine Mutter gesagt, dass du am Wochenende bei mir schlafen könntest?“ Mary: „Sie meint, das ist ne gute Idee, weil wir ja nicht wissen, wie lang das dauert.“ Philipp: „Aber interessant ist das schon.“ Kamiyo: „Was meinst du?“ Philipp: „Na, dass dieser Besitzer einfach so zustimmt.“ Mary: „Stimmt eigentlich. Klingt wie aus nem schlechten Horrorfilm.“ Ich: „Vielleicht hab ich auch nur nicht die Wahrheit zu hören gekriegt, weil es sonst blöd gewesen wär oder so.“ Kamiyo: „Aber was wäre denn so peinlich, dass man es nicht sagt?“ Mary: „Vermutlich kennen sie diesen Besitzer schon länger und der hat ihnen den Vorschlag gemacht, weil…“ Ich: „Weil was?“ Mary: „Na ja, es könnt ja sein, dass dem einfach langweilig war oder er ist ein Psychopath und will uns alle umbringen.“ Kamiyo: „Gut, dann geh ich nicht hin.“ Philipp: „Das glaubst du doch nicht etwa wirklich, oder?“ Mary: „Es wäre doch möglich. Immerhin ist das doch meist der Anfang eines Horrorfilms.“ Ich: „Mag ja sein, aber nicht jeder, der etwas Unlogisches tut, ist gleich ein Psychopath, der Leute reihenweise umbringt. Außerdem glaub ich, wenn uns jemand was tun wollte, würde er als Gast auftauchen. Und so viel ich weiß, ist der ehrenwerte Besitzer der Villa gar nicht anwesend.“ Kamiyo: „Ihr macht mir langsam wirklich Angst.“ Philipp: „Keine Sorge, Kamiyo. Ich bin mir sicher, dass nichts passieren wird. Vielleicht, dass sich jemand nachher in der Dunkelheit verläuft, aber das ist das Schlimmste.“ Gemeinsam sind wir nun bei der U – Bahn und Mary ist nicht von ihrer Horrorstory abzubringen. Sie will uns wirklich weismachen, dass wir letztendlich alle sterben werden. Wir sind doch nicht in Hollywood. Ich muss jedoch als 1. gehn, weil ich mich um meinen Bruder kümmern sollte. Unsere Eltern arbeiten zurzeit immer besonders lange und er liegt im Bett. Ist nicht gerade angenehm, aber er ist selbst schuld. Immerhin ist er letzte Woche, als ein paar Zentimeter Schnee gefallen sind, nicht warm angezogen gewesen. Aber das ist doch eigentlich sein Problem, oder? Nicht ganz, denn ich muss ihn wieder pflegen. Da er immer für mich da ist, funktioniert es umgekehrt genauso. Auch wenn ich mir Angenehmeres vorstellen könnte. Wie gesagt, verabschiede ich mich von meinen Freunden und mache mich auf den Heimweg. Doch dieses Mal sehe ich Michael gar nicht. Der fährt sonst immer mit mir heim. Vermutlich hat er noch was zu erledigen. Oder geht er mir aus dem Weg? Aber warum sollte er? Er ist mir ein Rätsel, aber irgendwas stimmt da nicht. Ich bin mir sicher, dass mir seine Art irgendwoher vertraut ist. Es ist sein gesamtes Wesen, das mir bekannt vorkommt. Ich wüsste zu gerne, woher. Kann natürlich auch sein, dass ich mir das nur einbilde, aber meist haben diese Vorahnungen von mir auch Recht. So ging es mir zumindest immer mit meinen Freunden. Vor ein paar Tagen habe ich auch Patricia von der Party erzählt. Sie war auch gleich begeistert und hat gemeint, dass sie kommen werde. Bestimmt taucht sie als Tea auf. Würde zu ihr passen. Obwohl ich ihr anfangs nichts davon erzählen wollte, hab ich es doch getan. Warum ich das lassen wollte? Sie hat mir letztes Jahr einfach so die Freundschaft gekündigt und wollte dann mit mir reden. Ich habe ihr noch mal eine Chance gegeben unsere Freundschaft zu retten, aber dennoch behandelt sie mich, als wäre ich nichts wert. Nur leider bin ich zu gutmütig und ich schaffe es einfach nicht, jemandem ewig böse zu sein. Jedenfalls habe ich ihr dann nur erzählt, dass ich dort hingehen werde. Sie hat sich dann mal wieder selbst eingeladen und gemeint, dass sie auch kommt. Das war ja nicht mal meine Idee! Sie zwingt mir immer ihre Entscheidungen auf und ich kann es nicht ändern. Aber langsam will ich da nicht mehr mitmachen. Am Samstag kündige ich ihr die Freundschaft. Aber das ist dann endgültig. Nach etwa 45 Minuten erreiche ich mein Ziel. Endlich daheim. Ich sperre das Haus auf und ziehe mir die Schuhe aus. Herinnen ist es so angenehm warm. Nicht so eisig wie draußen. Obwohl die Kälte normal ist. Immerhin haben wir Winter und ein wenig Schnee liegt auch. Der würde bei warmen Temperaturen ja sofort schmelzen. Und so eine verschneite Landschaft hat auch was für sich. Nur die Kälte mag ich nicht. Nachdem ich meine Sachen in meinem Zimmer abgelegt habe, suche ich mal meinen Bruder. Wie erwartet, liegt er im Bett und schläft. Dabei sieht er ja richtig friedlich aus. In solchen Momenten verstehe ich, warum meine Freundinnen meist für ihn schwärmen. Nur wenn er wach ist, kann er wirklich nerven. Vor allem stört mich, dass er dann auf einmal ohne Vorwarnung hinter mir steht. Wie schafft er es bloß jedes Mal geräuschlos in mein Zimmer zu kommen? Ich muss mir was überlegen, damit ihm das nicht mehr gelingt. So was ist auch manchmal richtig Furcht einflößend. Aber ich lasse ihn schlafen. Darum nehme ich mir in der Küche etwas zu essen und widme mich dann meiner Geschichte, die ich noch am PC abschreiben sollte. Ich hoffe mal, dass es kein Fehler war, auch diesen Tag niederzuschreiben. Jedenfalls hatte ich Recht damit, dass heute noch etwas Interessantes passieren wird. Wie jedoch die Faschingsfeier ablaufen wird, sehen wir im nächsten Kapitel… ~~~~~ Die Geschichte selbst ist bereits komplett und wird sich hier regelmäßig erweitern, nachdem ich die einzelnen Kapitel nochmals überarbeitet habe. Soviel nur als kleine Zusatzinfo ^.~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)