Dragonhunter von shinichi_san (Wer jagt, verliert?) ================================================================================ Kapitel 10: Nächtliche Geräusche -------------------------------- Nächtliche Geräusche Zu meiner Überraschung schrie der Drachen noch einmal laut auf und schlug mit seiner Pranke nach uns. Ich sog scharf die Luft ein und wollte Arishin noch warnen, als ich auch schon Bekanntschaft mit dem Boden machte und der junge König ein Stück in die Luft geschleudert wurde. Ein kurzer, schwacher Schrei zeigte mir, dass der Drache ihn wohl ziemlich heftig erwischt hatte. “Shini!”, rief ich in meiner Verzweiflung, sprang vom Boden und rannte zu dem am Boden liegenden und schwer atmenden Prinzen. “Shini!”, rief ich noch einmal, als ich mich zu ihm kniete und prüfend in sein schmerzverzerrtes Gesicht blickte. “Arishin! Mach die Augen auf, sieh mich an, bleib wach. Shini, bitte.”, redete ich verzweifelt auf ihn ein. Der junge Prinz öffnte seine Augen einen Spalt und funkelte mich an. Aggressiv. Wütend. Fragend. Er hustete einmal auf und schüttelte vorsichtig und langsam den Kopf. “Nicht bewegen! Alles wird gut! Aber bitte bleib wach, Shini!”, bettelte ich den Jungen an und berührte vorsichtig seine Schulter, wollte ihn doch nicht verletzen. “Bitte bleib bei mir.” “Dachte ich es mir doch.”, murmelte er und schloss die Augen wieder. Ich schluckte einmal, bevor ich die Augen aufriss und seine Wange mit meiner Hand berührte. “Wach auf, Arishin! Komm schon, bitte! Bitte!” Doch er rührte sich nicht mehr. Blieb einfach liegen. Meine Augen füllten sich mit Tränen und ein Schluchzen verließ meine Lippen. “Nein, komm schon! Tu mir das nicht an! Nicht jetzt!”, schniefte ich leise und bettete meinen Kopf auf seine Brust. Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ich schreckte zusammen, blickte mich zu der Person hinter mir um. Eine der Mädchen, die sich um mich gekümmert hatten stand nun vor mir und bedeutete mir mit einem Nicken, von Arishin zu lassen. Ich wollte nur den Kopf schütteln und mich wieder auf ihn stürzen, um weiter zu weinen, aber ich rief mich zur Besinnung, nickte einmal kurz und erhob mich dann schwankend. Zwei Männer kamen aus der noch stehenden Holzhütte am Rand des Dorfes und packten den jungen Prinzen an Armen und Beinen, um ihn ins Haus zu schleppen. Ich wollte ihnen folgen, aber das Mädchen hielt mich wieder auf, nahm meine Hand in ihre und zog mich mit sich über das Schlachtfeld. “Du solltest die Mediziner das machen lassen, sie werden das schon noch richten.”, meinte Sie und zog mich weiter. “Nun kümmern wir uns erst einmal um andere Verletzte und schauen uns das Schlamassel einmal genauer an.” Ich folgte dem Mädchen humpelnd über die zerstörten Häuser hinweg. Den Drachen hatten wir schon hinter uns gebracht. Darum kümmerten sich wohl die Männer, um sicherzugehen, dass er auch wirklich tot war. Ich wollte wieder zu Arishin. Aber was hätte ich schon tun können? Ich war zu nichts zu gebrauchen. Ich war schwach. Ich wankte, knickte einmal um und fiel auf ein runtergestürztes Dach. Ein Schmerz durchzuckte mein rechtes Bein und ich seufzte einmal tief. Das Mädchen drehte sich zu mir und reichte mir Ihre Hand. “Alles in Ordnung?”, fragte sie mich und ich nickte schwach. “Nur der Fuß.”, murmelte ich und richtete mich mit Ihrer Hilfe wieder auf. Sie nickte kurz und legte Ihren rechten Arm um mich, um mich zu stützen. “Auch darum werden wir uns gleich kümmern.”, meinte sie nur und zog mich vorsichtig weiter in Richtung des Stadtrandes, wo doch noch ein paar vereinzelte Hütten standen. Jeder Schritt schmerzte und das humpeln fiel mir stetig schwerer. Meine Augen wurden immer träger und die Müdigkeit übermannte mich schneller als geahnt, sodass ich gar nicht richtig mitbekam, wie wir eine der Hütten betraten. Als ich das nächste Mal die Augen öffnete, war es stockdunkel. Ich bewegte mich vorsichtig und am Rascheln hörte ich, dass ich wohl auf einem Strohlager gebettet wurden war. Mein Fuß schmerzte, als ich ihn drehte, aber ich hätte auch nicht gedacht, dass der Schmerz schnell vergehen würde. Nun stellten sich für mich nur noch die Fragen, wie es Arishin wohl ging, wo er überhaupt war, was er mit dem Satz “Wusste ich es doch!” gemeint hatte. Hatte ich mich irgendwie verplappert? Und warum wollte er so unbedingt, dass ich mit ihm zurück ins Schloss käme? Ein leises Krachen lies mich zusammenzucken. Ich setzte mich auf und sah nach links, wo das Geräusch herkam und erkannte ein Fenster, dass sich nur leicht von der umringenden Dunkelheit abhob. Davor erkannte man zwei Laden, die vermutlich gegen das Fester geschlagen hatten. Vorsichtig hob ich die Hand und öffnete das leicht knarrende Fenster, um danach eine der Laden nach hinten zu klappen. Etwas Mondlicht erhellte das ehemalige Dorf, dessen Großteil nun nicht mehr vorhanden war. Es bestand nur noch aus Trümmern, toten Menschen, dem riesigen, toten, blauen Drachen und Unmengen von Blut, sowie von Menschen, als auch von dem riesigen Getier. Zwischen zusammengebrochenenen Dächern und eingestürzten Wänden war das reinste Chaos ausgebrochen, einige Menschen gingen mit Lichtern durch die Trümmer, suchten etwas, jemanden, vermutlich die restlichen Überlebeneden. Es krachte jedes Mal, wenn einer der suchenden Männer auf ein Dachrest trat oder über eine kaum sichtbare Mauer stolperte. Erleichtert atmete ich auf und lehnte mich ein Stück aus dem kleinen Fenster. Wo hatten Sie Arishin hingebracht? Wie gerne würde ich jetzt bei ihm sein und ihm sagen, dass alles wieder gut werden würde. Aber wahrscheinlich würde nichts gut werden. Ich sollte verschwinden. Weg von diesem Ort des Verderbens, weg von den netten Menschen, die uns einfach so geholfen hatten und weg von Arishin, meiner großen Liebe, welche ich nun aufgeben musste. Ich seufzte einmal leise auf, bevor ich mich von dem Fenster zurückzog und mich in dem spärlich beleuchteten Zimmer umsah. Viel war hier nicht zu entdecken, nur ein alter Holzstuhl, ein kleiner, offener Schrank und eben das Strohlager, welches mir Schlaf gebracht hatte. Mein Schwert lag auf dem Stuhl, meine Scheide hing an der Lehne. Langsam stand ich auf, ging zum Stuhl und nahm mir die Scheide, um sie mir umzuhängen. Das Schwert nahm ich in die Hand und sah es mir im Mondschein an, es klebte noch Blut daran, was mich erschaudern ließ. Ich zuckte die Schultern, würde ich es eben später säubern müssen, schob es in die Scheide und verließ mit einem Blick zurück das Zimmer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)