Rain von hino-iri (Übersetzung) ================================================================================ Kapitel 3: ----------- „Ich brauche deine Hilfe nicht, Yohji!“ protestierte Ken zum zig-ten Mal. Die beiden Männer standen auf der Treppe. Yohji stand am Fußende betrachtete den Jüngeren und versperrte ihm den Weg. Omi stützte sich auf seinen Besenstil und sah ihnen interessiert zu. Aya versuchte sie allesamt zu ignorieren. Leider, wie immer wenn irgendetwas mit Ken zu tun hatte, schaffte er es nicht. „Bring ihr Blumen mir.“ Wies Yohji Ken an und ignorierte seine Einwände. „Blumen sind für Dates! Das hier ist kein Date!“ „Er leugnet es, Omi.“ „Ja ich habs auch gemerkt.“ Omi kicherte und strich sich sein Pony aus dem Gesicht. „Wir gehen als Freunde aus. Wir werden uns über Fußball unterhalten.“ Ken spannte sich an und versuchte ein weiteres Mal an Yohji vorbei zu kommen. Erneut trat Yohji in Ken’s Weg. „Fußball?“ fragte er angewidert. „ Du wirst sie mit so einem Thema zu Tode langweilen.“ Ken gab einen frustrierten Laut von sich und sah hilfesuchend zu Omi. Omi grinste nur zurück. „Unterhalte dich mit ihr lieber über…“ Aya hielt es nicht mehr aus. Er unterbrach kalt und hob seinen Blick um damit Yohji zu durchbohren. „Geh ihm aus dem Weg und lass ihn gehen.“ „Ich gebe ihm bloß den ein oder anderen dringend benötigten Tipp.“ ~Tu das nicht. Wenn Fußball sie langweilt wird es sie verjagen und er bleibt für mich übrig.~ „Lass ihn in Ruhe.“ Yohji seufzte und trat aus dem Weg und klopfte Ken neckisch auf die Schulter als er vorbeiging. „Schnapp sie dir.“ Ermutigte er Ken mit einem Augenzwinkern. Ken verdrehte die Augen. „Komm nicht vor morgen früh zurück.“ „Viel Spaß!“ fügte Omi hinzu, als Ken an ihm vorbeiging. Der Braunhaarige hielt bei Aya inne und sah ihn an, als suche er Ermutigung. Wie von selbst traf Aya’s Blick den seinen und die Zeit schien anzuhalten. Ken’s braune Augen waren immer so aufrichtig. Der Junge konnte nicht viel verbergen, außer er wollte es mit aller Verzweiflung. Vielleicht war es seine sorglose Ehrlichkeit, die Aya am Anfang angezogen hatte. Wer wusste das schon. Alles was er wusste war, dass er sich langsam in seinen jüngeren Teamkameraden verliebt hatte. Das Geschlecht seines Freundes störte ihn nicht. In der Vergangenheit hatte er eine kurze Erfahrung mit Knight gesammelt… und bei Botan hatte er auch die Möglichkeit gehabt, dass hatte dieser unmissverständlich klar gemacht. Was Aya belastete war die Tatsache dass er noch nie jemanden so sehr gewollt hatte wie Ken. Das war gefährlich. „Nun?“ fiel Yohji ein, dem die Stille zu langweilig wurde. „Irgendwelche Worte an den Mann dieser Nacht?“ „Sei um elf zurück.“ sagte Aya trocken. ~Wenn du die ganze Nacht wegbleibst…~ Aya wollte gar nicht erst über die Gründe eines so langen Dates nachdenken. Ein strahlendes Lächeln erhellte Ken’s Gesicht, bevor dieser er unterdrücken und den Blick abwenden konnte. Das plötzliche Strahlen stahl Aya den Atem. Als ob Ken genau das von ihm hatte hören wollen. „Ch. Ignorier ihn einfach, Ken. Geh und hab Spaß!“ Yohji winkte den Neunzehnjärigen mit der Hand fort. Ken schnaubte, seine Augen leuchteten noch immer vor Freude. „Iie. Merkt ihr was? Aya ist der einzige der kapiert, dass wie nur Freunde sind. Ganz nebenbei habe ich morgen Frühschicht.“ Er schnappte sich seine Jacke. „Ja!“ Die drei Übrigen starrten eine Weile auf die Tür nachdem Ken gegangen war. Yohji war der erste der das Schweigen brach. „Weißt du, er ist neunzehn.“ Wandte sich der Älteste an Aya und kam die restlichen Treppenstufen hinunter. „Es wird Zeit dass er mal Sex hat. Gönn ihm mal ne Pause und lass ihn Spaß haben.“ „Ich lasse nicht zu, dass du ihn verdirbst.“ Sagte Aya und richtete einen emotionslosen Blick auf Yohji. Vielleicht war irgendein Unterton in seiner Stimme kühler als sonst, denn Omi sah ihn fragend an. „Verderben?“ Yohji klang beleidigt und verengte seine Augen zu Schlitzen. „Wir leben nicht ewig Aya. Fakt ist, dass unsere Lebensdauer sogar wesentlich kürzer ist als im Durchschnitt. Jeder sollte sich befreien und Spaß haben, bevor er stirbt.“ „Dann hast du ja genug für uns alle.“ Erwiderte Aya barsch und drückte ihm den Besenstil in die Hand, als er an ihm vorbeiging. Yohji begann dagegen protestieren, dass ihm die Arbeit zugeschoben wurde, aber Aya ignorierte ihn, stieg die Treppen hoch und ging in sein Zimmer. „Ah, Ken-kun!“ Ken blickte auf, als er seinen Namen hörte. Yumi hatte gerade das kleine Kaffee betreten. Er lächelte und hob eine Hand zur Begrüßung als sie sich dem Tisch näherte. „Guten Abend, Itzuki-san,“ sagte er als sie sich ihm gegenüber setzte. „Wie geht’s dir?“ „Mir geht’s gut. Und dir?“ Ein Grinsen zuckte um Ken’s Mundwinkel. „Alles gut.“ Besser als gut. Aya verstand, dass das kein Date war und er wollte nicht, das Ken über Nacht wegblieb. Vielleicht gab es doch noch Hoffnung. Eine Bedienung kam um zu fragen, was sie wollten. Beide bestellten und saßen dann einige Augenblicke still da. Ken war sich nicht sicher, was er sagen sollte. Yohji hatte ihm eine Unmenge von Gesprächsthemen und Anmachsprüchen mit auf den Weg gegeben – aber Ken hatte kein Interesse daran sie bei Yumi zu benutzen. Zudem zweifelte er daran ob Aya Sprüche wie „Seltsam, ich fühle mich irgendwie von Dir angezogen. Ehrlich gesagt: Von Dir ausgezogen wäre auch nicht schlecht!“ [1] gutheißen würde. Yumi brach als erste das Eis. „Wann haben deine Kleinen ihr nächstes Spiel?“ fragte sie und rollte dabei den Salzstreuer mit Zeigefinger und Daumen über den Tisch. „Nächsten Donnerstag. Wir spielen gegen die Mannschaft vom Sportverein. Wird ein gutes Spiel.“ „Sie spielen gut.“ „Ja das tun sie.“ Stimmte Ken zu. Er war stolz auf die Kinder und sein Lächeln zeigte das. „Sie haben einen guten Trainer.“ Als Ken lachte und versuchte das Kompliment abzuwinken schüttelte sie sanft den Kopf und lächelte. „Du spielst Fußball, als ob du ein Leben lang nichts anderes getan hättest. Du solltest wirklich einer Mannschaft beitreten. Es gibt im Verein auch Erwachsenenteams.“ Ken lächelte schief. „Ich habe nicht genug Zeit.“ Yumi gluckste. „Nimmt der Blumenladen wirklich soviel Zeit in Anspruch.“ „Es ist wesentlich mehr Arbeit als es den Anschein hat.“ Das war die Wahrheit. „Was ist mit dir? Spielst du?“ Sie zuckte mit den Schultern. Als sie antwortete brachte die Kellnerin ihnen gerade heißen Tee und Gebäck. „Ich spiele ab und an, aber es ist Jahre her dass ich wirklich viel Zeit investiert habe. Ich glaube wenn ich es heute versuchen würde – ich würde im Spiel tot umfallen.“ Ken grinste. „Du musst deine Reflexe trainieren.“ „Wie machst du das denn?“ piesackte sie ihn. Ein Bild schoss durch seine Gedanken – dunkle Türnischen aus denen er hervorsprang, Fäusten, denen er auswich, wie er herumfuhr um sicherzustellen, dass der Schlag tödlich gewesen war… Das Geräusch von Schüssen und in Deckung gehen so schnell man konnte. Adrenalin, dass sich in die Geschwindigkeit verwandelte die er brauchte um zu überleben… „Die Menschen mit denen ich zusammenlebe halten mich auf Trab.“ Yumi lachte und die Unterhaltung ging nun leicht und angenehm weiter. Yumi war ein Mensch mit dem man gut reden konnte. Sie verband Fußball mit ihren Privatleben, so dass Ken nach wenigen Minuten bereits das Gefühl hatte, sie seit Jahren zu kennen. Auf jede ihrer Fragen, kamen Ken weitere von sich in den Sinn, auf jeden ihrer Kommentare stieg Ken ein und machte eine scherzhafte Bemerkung. Mehr als einmal zogen sie sie Aufmerksamkeit der anderen Gäste durch lautes Lachen auf sich. Endlich brachte die Bedienung ihnen die Rechnung. Yumi wollte ihre Hälfte bezahlen und als Ken protestierte, bestand sie darauf – schließlich war das kein Date. Als sie ihr Geldbeutel zückten, lächelte Ken Yumi an. „Das war wirklich lustig. In letzter Zeit bin ich kaum mit anderen Leuten ausgegangen.“ „Das solltest du öfters tun.“ „Aa.“ Yumi zögerte und kämpfte mit sich ob sie etwas sagen sollte, oder nicht. Ken bemerkte es, hielt in dem inne was er tat und wartete geduldig. Endlich nahm sie seine stumme Aufforderung an. „Warum datest du nicht?“ Ken schenkte ihr ein leichtes, halb sehnsüchtiges Lächeln. „Das hebe ich mir für jemanden auf.“ Sie zögerte erneut. Yumi senkte den Blick und streckte ihren Arm aus um die Scheine auf das Tablett zu legen. „Für Sakura?“ Ken hielt ihre Hand fest und Überraschung durchströme ihn. Sakura? Sie war bereits die zweite die ihm nachsagte, dass er in dieses Mädchen verliebt sei. „Warum sagst du das?“ Yumi sah in ein wenig unbehaglich an. „Nun… du siehst sie immer an, wenn sie bei euch im Laden ist. In deinem Blick ist Sehnsucht wenn du sie anschaust. Mädchen bemerken solche Dinge.“ Das Wissen, das sogar Yumi dachte, dass er Sakura mögen würde, ärgerte ihn. Sakura war seine Rivalin. Jede ‚Sehnsucht’ die man ihm angesehen hatte, hatte nicht ihr gegolten, sondern der Person um die sie immer so nah herumschwirrte. Er verzog die Miene. „Ich mag Sakura nicht.“ Als Yumi nur zurückstarrte, ließ Ken ihre Hand los. „Du musst das nicht verstecken.“ Beruhigte ihn Yumi. „Es ist total natürlich. Ihr seid beide attraktive Menschen…“ „Ich kann Sakura nicht leiden“ stieß Ken hitziger hevor. „Ich mag - “ Er unterbrach sich und schloß den Mund, schüttelte den Kopf und zog die Scheine aus seiner Geldbörse. Er reckte sich um sie auf Yumis scheine zu legen. Diesmal hielt sie ihn zurück. Langsam hob Ken die Augen und traf auf ihren Blick. Sie hatte ihre Augen in plötzlichen Verstehen weit aufgerissen. Ken senkte den Blick wieder. Das schien alles an Bestätigung zu sein, was sie benötigte und sie atmete leise auf. ~Baka!!~ Er hatte sich selbst geschworen, dass er es niemanden herausfinden lassen würde. Er hatte dieses Versprechen gebrochen. Nun würde er einen Freund verlieren, weil er in einen anderen Mann verliebt war. Zarte Finger ergriffen sein Kinn und er begegnete zögernd ihrem Blick. Sie… lächelte? „Erzähl es mir…“ bat sie ihn. „Erzähl mir alles darüber.“ Ken betrat den Laden durch die Hintertür. Als er durch das Lager in den schmalen Raum ging der Laden Küche und Arbeitszimmer verband, zog er seine Jacke aus. Die Lichter waren aus. Vielleicht waren die anderen früh zu Bett gegangen. Er warf einen blick auf die Uhr als er durch die Küche ging. 22:58. Zwei Minuten zu früh. Ein wehmütiges Lächeln umspielte sein Lippen. Er bezweifelte, dass Aya es bemerken würde. Als er sich den Treppen näherte hörte er das leise Geräusch des Fernsehers. Neugierig trat er zum Eingang des Arbeitszimmers. Aya saß in Yohji’s Stuhl und schaute die Nachrichten. Für einen idiotischen Moment hatte er den Eindruck, dass Aya aufgeblieben war um auf ihn zu warten. Ungehalten schob er den Gedanken beiseite. Nach seinem Gespräch mit Yumi hatte er sich stärker gefühlt, ermutigt und wesentlich selbstsicherer. Das hieß allerdings noch lange nicht, dass er bereit war eine Stunde vor Mitternacht Aya sein Herz auszuschütten. Er versuchte die Gedanken zu verscheuchen, bevor er gesehen wurde. Er hatte nicht allzu viel Glück. „Du bist früh dran.“ Er erstarre bei den Worten halb außerhalb und halb im Dämmerlicht des Fernsehers. Sogar dieses Licht verschwand als Aya ihn ausschaltete. Sein Herzschlag beschleunigte als er den dunklen Schatten von Aya sah, der aufstand. „Bin ich das?“ fragte er. ~Er hat es bemerkt.~ Aya trat vor ihn. Ken’s Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit. Sein Körper zitterte wegen der unmittelbaren Nähe des anderen Mannes. Sein Atem stockte. Aya’s Augen suchten sein Gesicht, seine Miene hatte einen seltsamen Ausdruck. Der Blick war intensiv, schien aber nicht verärgert. „Ken?“ Ken schluckte hart. „A-aa?“ brachte er heraus. Aya ging an ihm vorbei. „Eine Mission ist reingekommen.“ Ken’s Herz sank tiefer, wurde vom Kloß in seinem Hals zu einem Felsen in seiner Brust. Bittere Enttäuschung stach durch seine Augen und er schloss sie. ~Ken no baka…~ beschimpfte er sich. ~Was hast du dir eigentlich erhofft?~ „Oh.“ Es war kaum ein Flüstern und er war nicht einmal sicher ob Aya es überhaupt gehört hatte. Aya hielt hinter im inne. „Hai.“ Sagte der Rotschopf, in seiner Stimme schwang ein schwacher Unterton mit. Es war kein Unterton den Ken zuvor gehört hatte. Es war… Kummer. Zurückhaltung. Enttäuschung. Es war eine Mischung von all dem. Er wollte sich umdrehen und Aya fragen, was nicht stimmte. Allerdings würden ihm seine Beine sowieso nicht gehorchen und, wie auch immer, sein Gespür sagte ihm, das Aya sowieso nicht antworten würde. Für einige Momente legte sich Schweigen über beide. Gerade als Ken sich überlegte, ob Aya wirklich darauf wartete dass er nachfragte, brach Aya das Schweigen mit teilnahmsloser Stimme. „Komm jetzt.“ Ken schluckte den Kloß in seinem Hals herunter, als Aya wegging. „Bin direkt hinter dir.“ [1]Orginal: "Is there a mirror in your pants? I can see myself in them." Da es keine gute deutsche Übersetzung für diesen ziemlich anzüglichen Spruch gibt, habe ich einen anderen auf ähnlichen Niveau genommen. Der geneigte Leser mag hier alternativ einfach einen billigen Anmachspruch seiner Wahl einfügen. =) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)