Regen von Undine (Tropfen auf erhitzter Haut) ================================================================================ Kapitel 1: Anna --------------- „Du gehst!“, schrie mir meine Mutter entgegen, ihre Augen funkelten wütend und ihr Mund war zu einer wütenden Fratze verzogen. Es war Freitag Abend, gegen 21 Uhr und glaubt mir, um diese Uhrzeit hätte ich bestimmt gerne etwas anderes getan. Ich blieb stehen, meine Augen waren weit aufgerissen und mein Herz pochte hart in meiner Brust. Ich war verletzt, wirklich unglaublich. So setzte ich zu einer Antwort an, doch meine Stimme kam brüchig und eigentlich wollte ich ihr keine Schwäche zeigen. „Es ist meine Zukunft. Verstehst du das nicht? Ganz. Allein. Meine.“ „Du wirst sie dir nur verbauen. Glaube mir das. Bald kommen die Jungs, du wirst Schwanger und dein Abi war umsonst.“ Entsetzt sah ich meine Mutter an. In was für einer Welt lebte sie denn? Ich hatte noch nie einen Freund gehabt, mein Durchschnitt war 1,2 und selbst mit Kind konnte man Studieren oder eine Lehre absolvieren. Nervös strich ich mir durch meine braunen, lockigen Haare, den Blick hatte ich auf die teure Couch gerichtet. Sie war so schön weiß, ja wunderbar weiß, genau wie es meine Mutter haben wollte, alles reinlich und geordnet, wie auch mein Leben. „Ich werde morgen 18, wenn man es eigentlich genau nimmt in genau 3 Stunden und dann kann ich selbst für mich Entscheiden.“, ich versuchte es ein wenig trotzig rüber zu bringen, denn das kannte meine Mutter nicht von mir. Ja, bisher war ich immer ein ganz liebes Mädchen gewesen, doch nun ging es zu weit, ich wollte mein Leben selbst bestimmen. „Hast du ein Freund?“, fragte mich diese darauf und ich zupfte nun wütend an meiner grauen Bluse herum. Das war doch wie in GZSZ. „Jetzt verarschst du mich, Mutter.“ Oh, ich hätte ein Wort davon vielleicht nicht in meinen Mund nehmen dürfen, denn nun schnaubte sie und das war immer ein ganz mieses Zeichen. „Nimm solche Wörter gefälligst nicht in deinen Mund.“ Irgendwie war mein Widerwille geweckt, ich wollte sie Reizen, schlechte Laune hatte sie so schon. „Sollte ich mich jetzt nicht am Besten verpissen?!“, ein spöttisches Grinsen hatte sich über meine Lippen gelegt. Doch meine Mutter sah mich nur verachtend an, wenn ich genau bedenke sah sie mich doch immer so an. „Vielleicht hätte ich dich nicht auf eine staatliche Schule schicken sollen“ Ihr Nase hatte sie wieder einmal weit in die Lüfte gehoben. Sollte sie nur, sie gab damit doch nur ein erbärmliches Bild ab. Während sie ihre blonden Locken schwungvoll drapierte, warf sie mir einen scharfen Blick zu. Sie hatte sich anscheinend entschieden, denn ihre braunen Augen fixierten meine Blauen und ließen mich dennoch leicht erzittern. Was hatte die alte Hexe jetzt nun ausgefressen? Leider sollte ich es nur zu schnell Erfahren. „Ich sage es dir noch einmal. Dein Vater und ich sind der Übereinkunft gekommen, das du in Cambridge studieren wirst. Du hast dort die besten Möglichkeiten, um später eine angesehene Arbeit ausüben z ukönnen.“ Und hey, meine Eltern wären mich im nu los. Ich sie eigentlich auch, aber ich würde noch mehr unter ihrer Kontrolle stehen, als es so schon war. Ich verschränkte meine Arme und warf ihr einen trotzigen Blick zu. Ich schüttelte meinen Kopf, sodass sich meine schulterlangen Locken gegen mein Gesicht warfen. „Und ich bin der Übereinkunft gekommen, das ich mir meine Ausbildung selbst aussuchen werde. Sollte es sich nun um eine Lehre oder ein Studium handeln.“ Erschrocken sog meine Mutter die Luft ein. „Eine Lehre wirst du keinesfalls machen. Niemals. So wie ich hier stehe. Solltest du dich gegen uns Entscheiden, so wirst du keinerlei Rückhalt von uns erhalten. Weder Geld, noch Verpflegung, noch Wohnung.“ Oh, verdammt! Das war hart und so starrte ich sie nur mit offenen Mund an. Würden sie ihre Tochter so ins offene Messer laufen lassen? Obwohl, ich könnte jobben, doch wenn die Uni bis Abends gehen sollte, bliebe mir nur die Nacht und ich würde nicht ausreichend lernen können. Mein Kopf ratterte, während sie mir die nächste Hiobsbotschaft an den Kopf klatschte. „Dein Taschengeld wird dir ab sofort gestrichen, bis du zur Vernunft kommst.“ Wäre er nicht angewachsen, so würde mein Kiefer nun unten liegen. „Ihr seid verrückt.“, hauchte ich nur. „Das ist Erpressung!“, schrie ich nun meinen Frust heraus. Oh Gott, nicht das ich gläubig war, aber ich sah verdammt nochmal rot. Ich glaube ich war noch nie so Wütend gewesen. Oh meine herrlichen Bücher, wenigstens konnten die mir einen gewissen Trost verschaffen und erst all die versauten Mangas, so war ich wenigstens nur praktisch gesehen eine Jungfrau. Ganz tief atmete ich durch, denn meine Mutter hatte schon ein triumphierendes Lächeln auf den Lippen und ich musste mich zusammen reißen. Ich gab Nachhilfe, so hatte ich wenigstens ein kleines Geldpflaster in zwei Jahren sammeln können. „Kommst du nun endlich zur Besinnung?“ Wie meine Mutter so da stand, in ihrem perfekten Look, die Blonden Haare, das angesagt Chanel Kostüm und die Nase so erhoben, ohne je einen Finger gehoben zu haben. Ich schämte mich, ich schämte mich dafür ihre Tochter zu sein, die zwar nicht die herrliche Blonden Haare geerbt hatte, ich hasse sowieso blonde Haare, aber dafür den unglaublichen Grips ihres Vaters. Aber nicht einmal das konnte den Schmerz mindern, ein Kind wollte von seiner Mutter geliebt und vielleicht auch irgendwann einmal verstanden werden. Tränen stauten sich mir und da mir dies alles so ziemlich über den Kopf lief, verließ ich das Haus. Ich hörte nur noch die Rufe meiner Mutter, doch so schnell würde ich nicht wieder kommen. Im Flur hatte ich meine Jacke gepackt, inklusive Handy und Geldbeutel und strich nun so durch die Straßen. Ich kannte die Stadt wie meine Westentasche, denn als kleines Mädchen war ich regelmäßig dem Regime meiner Mutter ausgebüchst, denn mein Vater war so gut wie nie Zuhause. Ich sah ihn ganz selten und immer erzählte meine Mutter was für ein unartiges Mädchen ich sei. Mir fehlte immer die Möglichkeit, mich zu rechtfertigen und trotz das mein Vater ein berühmter Anwalt war, er konnte mir nie Zeit zur Rechtfertigung einräumen. Meiner Mutter war das eh Recht. Ich neigte meinen Kopf leicht gen Himmel, denn Regentropfen suchten sich einen Weg zur Erde, es war ganz feiner Nieselregen und ich genoss diesen. Er kühlte meine Haut leicht, als er so an mir abperlte und um mich herum ein leichtes raunen entstand. Ich mochte es, es war wie der Herzschlag der Erde. So stand ich da, Gedankenverloren und irgendwie glücklich. Hier draußen war ich frei. Irgendwie war es schon peinlich, mitten auf der Straße im xyz- Weg zu stehen, denn überall standen Neubauten und jederzeit könnte mich jemand so stehen sehen. Entweder würde ein Auto mich gleich von der Straße Hupen oder die Menschen würden mir den Vogel zeigen. Ein Husten schreckte mich auf und ich hüpfte keuchend zur Seite. Doch in meiner unmittelbaren Nähe stand niemand und ich beruhigte mich wieder. Da ich aber von Natur aus Neugierig bin, ließ ich den Blick erneut schweifen und entdeckte ein Stückchen von mir entfernt, einen jungen Mann. Dieser schien den Regen genauso wie ich zu genießen, denn ich konnte ach bei ihm die leichte Neigung zum Himmel erkennen, außer das ab und an ein leichtes Husten zu hören war. Nun ja, wenigstens war ich nicht die einzig Verrückte hier. So schloss ich meine Augen erneut, der Regen wurde derber, es war als würden kleine Steinchen meine Haut bearbeiten und meine Bluse, inklusive Rock wurden so langsam feucht. Ich vergaß die Zeit, es wurde nichtig, Gesellschaftliche Dinge wurden nichtig und.. „Willst du nicht langsam ins Trockene?“, ein schmunzeln war zu hören und ich drehte mich der Stimme zu. Er hatte eine ziemlich weiche Stimme für einen Mann und sein Körperbau war eher schmächtig. Leicht blinzelte ich ihn an und verdrehte meinen Kopf etwas. Oh Mann!! Es war peinlich hier so zu stehen und nichts sagen zu können, denn ich starrte ihm nur in das hübsche, androgyne Gesicht, während der Regen uns schon fast bombardierte. Die Tropfen liefen meinem Gesicht entlang, suchten sich ihren eigenen Weg, meine Haare klebten mir im Gesicht und meine Kleidung war eklig klamm. „Äh.“, setzte ich an, doch kam ich irgendwie nicht weiter. Ich keuchte, als meine unterkühlte Hand umfasst und ich weggezogen wurde. Oh je, würde ich nun einem Mörder zum Opfer fallen? „Was..? Heeeeee, was fällt dir ein?“, beschwerte ich mich, doch schon standen wir vor einer Eingangstür. Ein Schlüssel wurde hervorgezaubert und die Tür geöffnet, doch ich blieb hier draußen stehen. Was fiel ihm ein? Der junge Mann jedoch schaltete das Licht ein und blickte mich eher besorgt an. „Schau mal wie durchnässt du bist. Das könnte noch gefährlich werden, vor allem da Sturm die Nacht angesagt wurde.“ Eigentlich mochte ich ja keine blonden Haare, doch seine gefielen mir, sie fielen ihm leicht ins Gesicht und ihre Farbe war vor allem, so natürlich hell. Aber seine Augen faszinierten mich besonders, dieses Grün war einfach nur strahlend. Dennoch würde ich ihm nicht so einfach in sein Haus folgen. „Auch wenn es vielleicht Nett gemeint ist, man fragt Frauen zuvor und mit fremden Männern gehe ich erst recht nicht mit.“, ich setzte meine neu gelernte Trotzmiene auf und hoffte das es half. Ein wenig Sicherheitsabstand wäre vielleicht auch nicht so verkehrt und so setzte ich langsam ein Fuß nach dem anderen nach hinten. Doch schon wieder wurde ich überrascht. Denn ein Lachen ertönte und es klang keinesfalls so männlich wie es vielleicht hätte sein sollen. Leicht irritiert blickte ich den vermeintlichen Mann an. Oh je, ich glaube ich hatte mich geirrt, denn jetzt sah ich im Licht ihre doch femininen Gesichtszüge, ihren doch ganz leichten, weiblichen Körperbau. Wie konnte mir nur so ein Fehler unterlaufen? - Ich schiebe es auf die langsam untergehende Sonne, die nun ja gar nicht schien, da der Himmel ja Regen verhangen war. Vielleicht lag es auch an ihrer überragenden Größe, die gut 20 cm mehr als ich betrug, na ja ich war ja auch ein Winzling von 1.60m. Oder ihren Klamotten, die einfache Jeans, das Shirt oder ihren Körperbau, der sehr drahtig und trainiert wirkte, im Gegensatz zu mir, die eher Kurvig veranlagt ist. Zumindest war ich schon mal Fasziniert und blickte sie wieder an, ohne ein Wort verlauten zu lassen. Sie holte mich aus meiner Starre, als sie sich mir vorstellte. „Kommst du nun rein? Und ich bin übrigens Anna.“, sie zwinkerte mir zu. Frauen vergewaltigten doch keine anderen Frauen, oder? Es gab ja auch Lesben, aber ich ging der Annahme, das nicht jede Homosexuelle andere vergewaltigt. Der Einfluss meiner Mutter war dennoch übergroß. So hatte ich trotzdem große Bedenken. „Mach dir keine Sorgen, ich lade sonst nie Wildfremde in mein Haus ein, doch das Gewitter wird langsam immer schlimmer und ich konnte dich nicht so verträumt stehen lassen.“ Diese Aussage ließ mich erröten und gleichzeitig einwilligen. So betrat ich unsicher die fremde Schwelle und sah mich ganz unsicher um. Anna war allerdings verschwunden, nachdem ich die Haustür geschlossen hatte und so wartete ich hier unwissend, was ich sonst hätte tun sollen. Mein Blick schweifte den Flur, der ziemlich geräumig war, in warmen Tönen gestrichen und möbliert war. Im Gegensatz zu uns, wirkte hier alles frisch und mitnichten aufgesetzt. In jeder Ecke standen Pflanzen, an den Wänden hingen Blumenbilder und die Wände zierten florale Muster. Kleine Dekorative Artikel fehlten aber zur Gänze, nur das jene, welches ich aufgezählt hatte. „Tut mir leid.“, es war Anna, diese hatte nur ein langes schwarzes Shirt an und warf mir ein Handtuch zu. „Komm mit, ich werde dir einige Sachen hinaus legen.“ Als wir die große Wendeltreppe nach oben gingen, konnte ich hie und da Blicke auf ihren Po werfen und das ließ mich schrecklich erröten. Ich senkte meinen Kopf leicht, denn was fiel mir nur ein. Die Wendeltreppe endete in einem weiteren Flur, aus diesem drei Türen folgten und eine weitere Treppe nach oben ging. Sie nahm gleich die Tür zu ihrer linken und ich trottete ihr Schüchtern hinterher. Es war ihr Schlafzimmer und erschien eher kühl, denn hier dominierten blaue Farbtöne, auch das Bett war blau. Ich wollte nicht zu neugierig erscheinen und ließ so nur eine Augen umher schweifen und ließ meinen Kopf gerade aus. Es gab dann doch etwas, was mich wie magisch anzog, denn erst jetzt bemerkte ich die aneinander gereihten Bücherregale. Ich ging auf diese zu und strich den Rücken der Bücher entlang. Honoré de Balsac, Goethe, Jane Austin und ein gewisser Marquis de Sade, doch der letzte sagte mir nichts. Ich entnahm das letzte Buch sah mir das Cover an und stellte es wieder flink in das Regal „Liest du gerne?“, fragte mich Anna mit einem freundlichen Lächeln und hielt mir eine Jogginghose inklusive Shirt hin. Ich nahm die Sachen dankbar an und lächelte. „Ja, es ist mein größtes Hobby.“, und das einzige, welches ich in Ruhe nachgehen kann. „Du Kannst dich hier gerne umziehen. Ich werde uns etwas zu trinken besorgen und warte dann im Wohnzimmer auf dich.“ Ich sah ihr hinterher, vergewisserte mich das die Tür geschlossen war und zog meine klammen Klamotten aus. Oh je, wo sollte ich diese am besten hinlegen? Ich ging die Tür hinaus, meine feuchten Sachen auf dem Arm und wusste doch gar nicht wo das Wohnzimmer war. „Anna?“, es war mehr ein flüstern, denn ich schämte mich so. Doch sie hatte mich gehört und zum Vorschein kamen perfekt modellierte Beine, ich starte ihren Unterleib an, der nur mit einem Panty verhüllt wurde. „Komm rein.“, und ich folgte ihr. Meine Klamotten wurden währenddessen auf die Heizung gehängt. Es war so schlicht eingerichtet und doch fühlte ich mich wohl, denn wieder dominierten warme Töne, schlichte Deko und wieder standen massenweise Bücherregale da. Ich seufzte leicht als ich diese sah. Anna klopfte währenddessen auf den Platz neben sich und ich folgte ganz schüchtern der Aufforderung. Ich saß und Anna blickte mich nun Neugierig an. „Wie heißt du eigentlich?“, ihr Ton war so unglaublich freundlich und dennoch, ich errötete ein erneutes Mal. „Das tut mir Leid.“, hauchte ich ihr entgegen. Es war mir verdammt peinlich. „Ich heiße Nathalia und ich Danke dir hierfür.“, ich senkte leicht meinen Kopf. „Du brachst dich nicht zu Entschuldigen, heute scheint ein turbulenter Tag zu sein.“ Ich hatte bei ihr das Gefühl, als würde sie alles verstehen. Leicht blickte ich wieder auf, in diese unglaublich grünen Augen, sie musterte mich interessiert, sie lächelte leicht und ihre Augen leuchteten von innen heraus. Ihr Gesicht gefiel mir besonders, während meines eher Herzförmig war und an das einer Puppe erinnerte, so war ihres das mit Keira Knightley zu vergleichen, eher härter aber nicht zu derbe um unattraktiv zu wirken. Sie war einfach solch eine Schönheit und die für eine Frau kurzen Haare, unterstrichen nur ihr Aussehen. „Magst du den Regen?“, rutschte mir die Frage heraus, als sie eine flauschige Decke über mich drapierte. Sie blickte auf und nickte. „Nicht so wie jetzt, doch ich mag das Nieseln des Regens.“ Ich blickte aus dem Fenster, es stürmte tatsächlich und der Regen trommelte hart gegen die Fenster. War ich wirklich so in Gedanken gewesen, das ich nicht bemerkt hatte, wie extrem doch das Wetter gewesen was? Anna schien das auch zu interessieren und so blickte sie mich fragend an. „Freund Schluss gemacht? Oder Stress in der Schule?“ Sie schien auch neugierig zu sein, genau wie ich. Doch ich schüttelte meinen Kopf nur verneinend. „Meine Mutter.“, seufzte ich und vergrub den Kopf im Kissen. Ihre warme Hand legte sich auf mich zitterndes Häufchen Elend. Warum war sie nur so Nett und weshalb fühlte ich mich so wohl? Finger strichen meinen nassen Haaren entlang. „Weshalb hast du das Handtuch nicht um deine Haare?“ Ich zuckte die Schultern. „Meine Mutter mag es nicht, wenn ich ihre Sachen benutze.“ „Hmm.“, kam es nur von Anna. “Sie scheint ziemlich streng zu sein.“ Ich nickte nur. Mit einem Mal sackten meine Schultern zusammen und ich musste schluchzen, so heftig das meine Schultern bebten und Anna mich besorgt ansah. Doch ich konnte kein Wort heraus bringen und so nahm sie mich in ihre Arme und ich ließ 2 Jahre angestauten Frust heraus, bzw. ich weinte ohne das ich etwas dagegen machen konnte. „Tut mir Leid.“, schniefte ich dazwischen, während meine Welt wieder verschwand, meine Augen tränten und ich keinen klaren Gedanken fassen konnte. „Ist schon ok.“, kam ihr flüstern zwischen drin. Oh, es war so schön in Armen gehalten zu werden, denn wie selten hatte ich das bisher erlebt. Mir war es zwar ein wenig peinlich, doch sie lächelte mir so milde zu, so verständnisvoll und endlich konnte auch ich wieder leicht lächeln. „Hast du etwa auch so eine Mutter?“, weshalb sollte sie sonst so verständnisvoll sein. Doch Anna schüttelte nur ihren Kopf. „Meine Mutter ist bei meiner Geburt gestorben, ich habe nur noch meinen Vater.“, während sie dies sagte, verzog sich ihre Miene kein einziges Mal. Ich trete doch nur in Fettnäpfchen! Sofort kam meine Entschuldigung, doch sie verneinte, und wuschelte mir durch meine feuchten Haare. Ich wusste nicht weshalb, doch ich kuschelte mich näher an den Körper Annas und diese schien davon nicht abgeneigt zu sein. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir das es schon 22 Uhr war. „Weißt du, in 2 Stunden habe ich Geburtstag, ich kann diesen weder feiern noch mit irgendwelchen Freunden verbringen.“, dazu müsste man erst welche haben. Ich seufzte tief und ergeben. „Wie alt wirst du dann?“ „Endlich Volljährig.“, schmunzelte ich und Anna atmete kurz ein. „Du siehst jünger aus.“ Ich blickte in ihre grünen Augen, mich nervte es, das alle Welt mich auf 15 schätzte. „So jung nun wieder auch nicht.“, und machte Hamster backen. Anna entfuhr darauf ein leichtes Kichern und antwortete: „Doch, ich hätte geschätzt, das du morgen Sechzehn wirst.“ Ich neigte meinen Kopf zur Seite, die Lippen spielerisch verzogen und schmunzelte innerlich. „Wie alt bist du Anna?“ „Sechsundzwanzig, also schon ein wenig älter als du.“ ich grummelte leicht. „Was denn? Wie alt hättest du mich denn geschätzt?“ Ich warf ihr einen abschätzenden Blick zu. „Vielleicht so Zweiundzwanzig, also auch jünger als du eigentlich bist.“ Anna lachte und meinte in ihrem Alter freute man sich dann darauf. Ich blies eine Strähne aus meinem Gesicht. „Also wo wohnst du? Ich denke bei diesem Wetter fahre ich dich besser nach Hause.“ Ich sah sie nur entsetzt an. „Oh bitte nicht, soll sich meine Mutter zu Tode ärgern, doch ich werde bald Achtzehn und da kann sie mir nicht vorschreiben wann ich zu kommen habe.“ Da wir gerade bei wahren, ich warf endlich einen Blick auf mein Handy. Aber es war Anna die als erste erstaunt die Worte fand. „Wie lang bist du von Zuhause weg? 20 Sms hat sie dir in dieser Zeit geschrieben?!“ Ich schüttelte nur betroffen den Kopf. „Etwa eine Stunde.“, murmelte ich. Meine Mutter war einfach verrückt, litt an Paranoia und chronischer Langeweile. Ich zog meine Stirn in falten. „Ich möchte die Nacht nicht nach Hause und wenn ich die ganze Zeit durch die Straßen wandern muss.“ „Keinesfalls Nathalia.“, meinte Anna. Sie warf mir einen scharfen Blick zu. „Wenn dich die Nacht doch jemand erwischt, das ist einfach zu gefährlich.“ Wo sie Recht hatte, hatte sie Recht. „Oh man.“, jammerte ich, denn ich wollte Anna nicht weiter belästigen. Doch sie schien ganz andere Pläne zu haben, denn ein schiefes Grinsen breitete sich auf ihren Zügen aus. „Und wenn wir deinen Geburtstag gemeinsam feiern?“ Perplex starrte ich sie an. „Das kannst du doch nicht machen! Du kennst mich doch kaum und du bist so schon viel zu freundlich!“ Doch Anna lächelte mich nur mit ihrem ruhigen, liebevollen Blick an. „Du bist mir Sympathisch kleine Nathalia und wieso sollten wir diesen nicht feiern? Die Gelegenheit bietet sich einfach an und ich sehe es als Schicksal, das wir beide uns getroffen haben.“, sie lachte leicht unsicher auf. „Ich möchte dich natürlich zu nichts zwingen, doch das ist doch mal eine neue Art um Freundschaften zu schließen.“, ein zwinkern wurde mir zugeworfen und ich fand es cool. So musste auch ich zurück lächeln, irgendwie war es toll hier zu sein und Anna kennenzulernen. Aber es gab ein Problem, ich sah an mir herunter, denn so konnte ich nicht gehen, falls wir fort gehen sollten. „Willst du hier bleiben oder wollen wir wohin gehen?, fragte ich sogleich und Anna schien zu grübeln. „Lass uns ins Nachtschwärmer um die Ecke gehen, es ist eine ganz angenehme Bar.“ Ich hatte schon von ihr gehört, war aber noch nie dort gewesen. „Aber ich habe nichts zum anziehen.“, jammerte ich erneut. Anna sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Ich denke ich werde schon etwas passendes für dich finden.“, meinte sie schmunzelnd. Ich folgte ihr wieder in das Schlafzimmer. „Hast du bestimmte Vorlieben?“, fragte sie mich, als sie in ihrem riesigen Schrank wühlte. Doch ich schüttelte nur meinen Kopf. Einen Moment später hielt sie mir ein schwarzes Kleid hin, es war hoch geschlossen, schlicht und irgendwie Edel. „Es ist schön.“, hauchte ich wahrheitsgetreu. „Und es würde auch zu deinen Ballerina passen.“, meinte sie. Ich nickte nur und probierte das Kleid an. Es passte wie angegossen und schien nicht ihr eigenes zu sein. „Es ist ein Kleid meiner Schwester.“, erklärte sie mir und zog sich vor mir aus. Ich blickte ihren schlanken, trainierten Körper an. Eine hautenge dunkle Jeans und ein weißes Top zog Anna sich an. Ich sah mit hochrotem Kopf weg. Finger umfassten meine braunen Haare und ich blickte auf. „Lass uns ins Bad gehen.“ Wir saßen in Annas Wagen, denn noch immer regnete es unaufhörlich und meinte Mutter schickte mir weitere Sms. Noch nie hatte ich es gewagt, doch ich stellte mein Handy aus. Anna hatte mir eine wunderschöne Frisur verpasst und meine Haare zu einer Steckfrisur zusammen gefasst. Mein Selbstvertrauen schoss momentan nur so in den Himmel und meine gute Laune war ansteckend. So faxte ich mit Anna im Auto herum, erzählte ihr von meinem Abitur, welches ich in wenigen Monaten in der Tasche hatte und auch von den Plänen meiner Eltern. Anna schien davon entsetzt zu sein und ich erfuhr wiederum, das sie den Buchladen ihres Vaters übernommen hatte und sich so ihre Brötchen verdiente, wie sie es ausdrückte. „Aber ich vertrage keinen Alkohol.“, meinte ich, als wir auf den Parkplatz einfuhren. Anna parkte das Auto, drehte den Schlüssel und legte ihre Hände auf das Lenkrad. „Wir sind nicht hier um zu Saufen.“, wieder warf sie mir einen belustigten Blick zu. „Aber Sekt zum anstoßen um Mitternacht sollte sein.“ Ich nickte. Am Eingang wurde ich von den Securitys nach meinem Ausweis gefragt und mittlerweile war es Dreiundzwanzig Uhr. Der große, breitschultrige Mann sah mein Alter und schüttelte den Kopf. Sofort sackte mein Herz zu Boden. Doch Anna kannte die beiden anscheinend und zeigte auf mein Geburtsdatum, wieder umspielte ihre Lippen ein belustigtes Lächeln. Nun grinste auch der große Mann mich an und winkte uns hinein. Ich blickte Anna wie meine Heldin an. „Woher kennst du die beiden? Bist du so oft hier?“ „Ich helfe ab und an als Secruity aus.“ Eine Frau die Männerarbeit verrichtete. Das fand ich richtig cool und ließ sie das auch spüren. Doch wieder gluckste Anna und tat es als eine Nichtigkeit ab, die es nicht für mich war. Würde ich solch einer Arbeit nachgehen, so würden meine Eltern mich bestimmt schmeißen. Ich folgte ihr zu einem der Tische in der hintersten Ecke. Musik dröhnte leicht, das Licht war schwammig und die Einrichtung in Kontrasten Schwarz, Weiß und Rot gehalten. Ich setzte mich in einen total bequemen Ledersessel, einem der Vier, die um einen runden Tisch standen. „Was möchtest du trinken?, kam Annas Frage, doch ich war mit dem Angebot schier überfordert. Da waren so viele Cocktails zur Auswahl und ich wollte schon immer einen probieren. „Was kannst du mir für einen fruchtigen Cocktail empfehlen?“ „Mit oder ohne Alkohol?“ „Mit, aber nicht zu viel, vielleicht etwas leichtes für mich.“ Anna blätterte das Angebot kurz durch, fuhr dann mit einem Finger dem Namen entlang und zeigte mir diesen. „Sex on the Beach?“, wollte ich entgeistert wissen. „Haben die sich geirrt oder heißt der wirklich so?“ Anna verkniff sich ein Lachen, aber ihre Mundwinkel zuckten. „Es gibt auch noch schlimmere, wie Orgasmus, aber der ist ziemlich hart gemischt.“ Ich schüttelte nur den Kopf, wie konnte man Sachen nur solch vulgäre Namen geben. „Soll ich für dich mitbestellen?“, bot sich mir Anna an und ich nickte ziemlich heftig. Oh Gott, meine Nerven flatterten. „Mach dir keine Sorgen Natha.“, versuchte diese mich zu beruhigen und verpasste mir auch gleich meinen Spitznamen. Es war irgendwie ein angenehmes Gefühl, einen Spitznamen zu besitzen. Sofort strahlte ich wieder, die erste Hürde war überstanden. Die restliche Stunde unterhielten wir uns über Gott und die Welt. Sie besaß noch einen angrenzenden Antiquitäten Handel, meine Familie einen Pool. Sie besaß mehr Bücher als ich und bot mir an einige auszuleihen. Das Angebot würde ich nicht ausschlagen und vielleicht das Buch des de Sade lesen, das Cover sah recht interessant aus. Als ich ihr dies erzählte, verneinte sie und meinte das seine Bücher tabu seien. Leicht irritiert blickte ich meine neue Freundin an und sie schien nicht genau zu wissen was sie mir dazu sagen könne. „Sagen wir es so, es handelt sich um eher schwere Kost und man sollte mit einem gewissen Vorkenntnis an das Buch heran gehen.“ „Dann erzähl du mir doch ein wenig darüber.“, der Alkohol hatte meine Zunge gelockert und so blickte ich sie voller Neugierde an. Ihre Fingerspitzen piksten meine Hände an. „Vielleicht ein anderes Mal, außerdem hast du in Zwei Minuten Geburtstag.“ Ich lächelte, seid langem freute ich mich auf diesen Moment. Während ich an meinem Cocktail trank, stellte sie halb schmunzelnd die Kerze zu mir und meinte: „So und nun darfst du dir etwas Wünschen. Ich gebe dir auch gerne ein Glas Sekt aus, allerdings sollten wir danach mit dem Alkohol aufhören oder du bist mehr als beschwipst.“ Ich lachte, damit hatte die allerdings recht, denn ich fühlte mich wunderbar, in einem Rausch. Ich war Anna so nahe, also wieso sollte ich die Situation nicht nutzen? „Ich weiß was ich mir wünsche!“, griente ich breit und näherte mich den Lippen von Anna. Ich hatte zuvor noch nie jemanden geküsst und so tat ich einfach nur das, was mir mein Instinkt sagte. Den ersten Sekundenbruchteil kam von Anna nichts, sie schien in einer Art Schockzustand zu sein. Doch dann wurde es himmlisch, mehr als. Ihre Lippen führten mich, erst ganz leicht, dann irgendwie schneller. Ein schöner Druck baute sich langsam in mir auf, es kribbelte und meine Wangen färbten sich rot. Als sich eine Zunge in meine Mundhöhle vor wagte, merkte ich den Druck auch zunehmend in der Leistengegend und eine gewisse Feuchte ließ mich erschauern. Anna ließ von mir ab und ich leckte mir über meine Lippen. Sie waren geschwollen und meine Augen waren glasig. „Es tut mir Leid.“, entschuldigte sich Anna, doch das sollte sie nicht. Dafür war es viel zu gut gewesen. „Können wir das irgendwann wiederholen?“, fragte ich Anna und blickte sie flehend an. Das war viel zu gut, als das ich dass jemals wieder missen wollen würde. Ich hoffte nur, das meine Mutter nachher schon im Bett war und nicht mit bekam, das ich Alkohol zu mir genommen hatte. Kapitel 2: Der Marquise de Sade ------------------------------- Der Regen prasselte gegen das Autodach und es war ganz still im Wagen. Weder sie noch ich sagten ein Wort. Es war nun drei Uhr nachts und die letzten Stunden waren wie im Fluge vergangen. Geküsst hatten wir uns nicht mehr, dafür war unsere Unterhaltung sehr angenehm gewesen. Anna hatte eine Lehre als Buchhändlerin absolviert, bis sie den Laden übernommen hatte. Nun wohnte sie ganz allein im Haus ihrer Eltern, denn von ihrem Vater fehlte jede Spur. Da hatten sich Gesichtsregungen gezeigt, ich konnte den Schmerz sehen, aber ihn auch ihrer Stimme entnehmen, sodass ich das Thema ganz fix gewechselt hatte. Meine Finger strichen der feuchten Kühle des Fensters entlang, als ich so Gedankenverloren hinaus sah. Ich knabberte Nervös an meiner Unterlippe herum, denn ich rief mir einige ihrer Worte wieder ins Gedächtnis. Wie meinst du das mit wiederholen? Annas Blick war leicht unsicher. „Nun ja.“, ich wand mich nervös auf dem Sessel. „Keine Ahnung, und vielleicht wieder treffen und auch küssen?“, bei den letzten Worten sah ich schüchtern auf. Jetzt fehlte Annas so lockeres Lächeln, sie blickte mich eher abschätzend an. „Also ich habe nichts dagegen mich wieder mit dir zu treffen.“ Der Kloß in meinem Magen löste sich auf. „Aber was das Küssen anbelangt, so sollten wir uns besser kennenlernen und du solltest vor allem eine Nacht darüber schlafen. Ich bin schließlich keine Mann und deine Eltern sind bestimmt nicht begeistert.“ Da hatte sie natürlich Recht gehabt. Doch ziemlich schnell hatten wir beide uns wieder gefasst und hatten uns die restliche Zeit angeregt unterhalten und besser kennengelernt. Leise Musik ertönte, als ich Anna mitteilte wann sie abbiegen musste. Wir bogen in meine Straße ein, Straßenlaternen waren nicht das einzige Licht, denn im Schlafzimmer meiner Eltern brannte es auch. Anna stellte das Auto gegenüber des Eingangstores ab und legte ihre Hände auf das Lenkrad, als sie ihren BMW ausgeschaltet hatte. Sie folgte meinem Blick und fixierte das Licht. „Ich denke deine Eltern machen sich Sorgen.“, es war gut gemeint und vielleicht auch ehrlich, doch ich wusste es besser. „Sie wartet, sodass sie mir wieder vorhalten kann, was für ein schlimmes Kind ich sei.“, ich seufzte. Mein Kopf lehnte sich gegen die kühle Scheibe, aus den Augenwinkel heraus sah ich Anna an. Auf der Rückbank lagen meine Sachen in einem Beutel, ich hatte Annas Handynummer, sodass ich ihr die ausgeliehenen Klamotten später wieder geben könne. Ich sollte eigentlich aussteigen, doch meine Glieder und besonders mein Kopf wollten nicht. Anna neigte ihren Kopf mir wieder zu, ihre Augen wirkten betrübt. „So schlimm?“ „Du weißt gar nicht wie.“, kam es mechanisch von mir. Wieder sammelten sich Tränen in meinen Augen, doch ich strich mit meiner Hand darüber. Ihre warme Hand umfasste meine Wange und sie nahm mich in ihre Arme. Sie roch angenehm, irgendwie nach Rosen und süß. Ich seufzte erneut und ihre Arme drückten mich mehr an sie. „Wer hätte gedacht, wen ich heute noch so kennenlernen würde.“ Ich gluckste, denn ihre Aussage betraf auch mich, natürlich tat sie das. Ich sog ihren Geruch tief ein, wer wusste schon wann ich sie wieder sehen würde, trotz das ich ihre Klamotten besaß. „Ich danke dir.“, hauchte ich. „Es war so ein wunderschöner Abend gewesen, ich glaube ich habe so etwas noch nie erlebt, einfach ohne Zwang sich ein wenig amüsieren.“ Sie legte ihren Kopf auf meinen ab. „Wenn was sein sollte.“, ich spürte ganz leicht ihren Kiefer, “Dann schreib mir eine SMS, ich bin für dich da.“ Ich schluckte und befreite mich schlussendlich. Anna bot mir ihren Regenschirm an, doch ich lehnte ab, ich würde gleich vor der Tür stehen. Der Regen prasselte auf mich nieder, hinterließ auf dem Beutel einen leicht klatschenden Ton und ließ mich frösteln. Blitze zuckten auf, als ich mich an meiner Haustür umdrehte und Anna zuwinkte. Ihr roter Wagen fuhr davon und ich öffnete die Tür. Der Flur war dunkel, also hatten beide noch nicht mitbekommen das ich da war. Leise schlich ich durch den Flur, räumte meine Sachen beiseite und schaltete im hintersten Winkel das Licht an. Ich schälte mich aus dem wunderschönen Kleid, nahm mir einen Bügel und hängte es in die Abstellkammer. Derweil zog ich meine noch klammen Klamotten an, richtete, damit sie wenigstens nicht allzu sehr zwickten. Ich blieb stehen, denn ein rosa Einband machte mich neugierig. Ich langte nach unten und hob ihn ins Licht. Wie versteinert besah ich mir den Umschlag. Es war der abgerissene Einband von Royal 17, meinem Lieblings Manga. Es war irgendwie schwierig in diesem Moment meine Gefühle zu beschreiben, doch irgendwie wurde mir schlecht, meine Augen tränten wieder und ich hatte das Gefühl, als ob man mir das liebste heraus reißen wollte. Ich musste mich beruhigen, ja nur keine Schwäche zeigen. Schließlich handelte es sich hier nur um einen Einband, der Manga konnte noch in Ordnung sein und selbst wenn, es handelte sich nur um einen. Ich stolperte, als ich in der sonst so perfekten Wohnung über etwas stieß. Der Lichtschalter wurde gesucht, es wurde hell und meine Augen riesig. Alle meine Seiten lagen auf dem Boden verstreut und mein Herz schlug heftig in meinem zitternden Körper. „Oh, verdammt.“, keuchte ich, jetzt glitten die Tränen meiner Wange entlang und ich wollte ernsthaft weinen. Doch erst wenn ich alleine sein könnte. Es klickte und das Licht im unteren Flur war wieder aus. Ich begab mich zur Treppe nach oben, blickte zur Seite und schluckte hart. Ich betätigte den Schalter und der ganze obere Flur wurde von gleißendem Licht durchflutet. Meine Schritten hallten leicht wieder, ich hielt mich am weißen Geländer fest und ging so nach oben. Etwas raschelte, ein Schluchzen war zu hören und ich stöhnte über dem Fußboden, denn er war über und über mit Mangaseiten gepflastert. Unverständnis wallte in mir auf, ich konnte das nicht verstehen. Wie konnte meine Mutter nur so aus der Haut fahren. Doch schon wurde ich aus meinen Gedanken aufgeschreckt, meine Mutter und mein Vater kamen aus ihrem Schlafzimmer, mir entgegen. Ich schüttelte den Kopf und sah meine Mutter nur betroffen an. „Weshalb hast du das getan?“, fragte ich diese und ernte ein ungläubiges Schnauben. Noch verstand ich es nicht, doch ich sollte es schon bald erfahren. Mein Vater hingegen, ganz die große, dominanter Erscheinung, fixierte mich ganz, ganz übel gelaunt. „Du wirst diese Schweinerei beseitigen!“ „Nein.“, kam es wie aus der Pistole geschossen, das sollte meine Mutter schon selbst machen. „Da siehst du es.“, ereiferte sich meine Mutter, sie klang geradezu hysterisch und da sage mal einer sie wäre nicht gestört. Ich hielt dem Blick meines Vaters stand, denn auch ich besaß das Durchhaltevermögen und den Verstand meines Vaters. „Du hast genug angestellt, ich erwarte eine Erklärung hierfür.“ Ich stutze. Wofür eine Erklärung? „Wie meinst du das?“, fragte ich sogleich nach. Doch mein Vater schüttelte nur betroffen seinen Kopf. „Meine eigene Tochter lügt mich an, welch eine Schande.“ Doch ich verstand es noch immer nicht. „Aber was meinst du?“, schrie ich nun halb, ich verstand das Versteckspiel nicht. „Verdammt! Was..“, setzte ich an, doch mein Vater unterbrach mich. „In meinem Haus wird nicht geflucht!“, nun war es an ihm, mich anzuschreien. „Und was fällt dir ein einen solchen Saustall zu veranstalten? Diese Bücher haben alle Geld gekostet, um genau zu sein mein Geld. Also was fällt dir ein mich so mit den Füßen zu treten?!“ So hatte ich ihn noch nie erlebt und ich erwischte mich dabei, wie ich mir die Ohren zuhielt und anfing zu weinen. Schluchzen entwichen mir im Sekundentakt, mein Körper bebte und ich brach keinen einzigen Ton heraus. Was war hier nur los? Ich hatte damit nichts zu tun. Dabei hatte ich mir doch immer so Mühe gegeben, eine gute Tochter zu sein. „Siehst du es jetzt ein?“, fragte mein Vater mich schon milder, er schien zu Glauben das er nun die Wahrheit aus mir herausgeschrien hatte. Weit gefehlt, aber es war eh egal. So stand ich da, total verflennt und keine Ahnung was ich tun sollte. „Räume das weg.“, waren seine letzten Worte, drehte mir seinen Rücken zu und verschwand im Schlafzimmer. Mit verschwommenen Augen sah ich ihm hinterher, ich fühlte mich so hilflos. Anna, kam mir in den Sinn, doch mit so einer Nichtigkeit konnte ich diese nicht behelligen. Er hätte mir wenigstens Gratulieren können, schoss es mir durch den Kopf. Ein Hüsteln erklang, ich hatte meine Mutter ganz vergessen. Wieder ragte ihre nase weit in den Himmel, doch mein Widerstand war gebrochen, kein Trotz war noch in mir. Sie kam mir näher, mit diesem süffisantem Grinsen im Gesicht. „Hättest du eher auf mich gehört, so wäre dies alles nicht passiert.“, daraufhin verschwand auch diese im Schlafzimmer und ich begann so langsam zu begreifen. Ich glaube nicht das es richtig begreifen war, das würde wohl später fruchten, doch das Wissen das meine Mutter mein Heiligtum zerstört hatte. So hockte ich mich gen Boden, Tränen in den Augen, die Schluchzer nicht gänzlich vertrieben. Ich hob die Schnipsel hoch, sie waren so klein zerrissen und ließ sie wieder zu Boden fallen. Davon würde ich nichts retten können. Erneut brach ich in Tränen aus und suchte mit verschwommenen Augen nach Schaufel und Besen. Mein Zimmer sah nicht besser aus, doch wenigstens hatte sie die Bücher verschont, oder war nicht mehr dazu gekommen, weil mein Vater aufgekreuzt war. So begab ich mich an die Arbeit, an meinem Achtzehnten Geburtstag um halb Vier Uhr in der frühe. Ich lag auf der Matratze und sah das mein Handy aufleuchtete, der Akku war leer, doch ich sah ein Nachrichten Symbol in der oberen rechten Hälfte. Die SMS meiner Mutter hatte ich schon alle gelöscht. Ich entsperrte die Tasten und sah wer die Nachricht geschrieben hatte. Es war Anna gewesen. Sie lautete: 3.43Uhr Hey Natha, alles ok bei dir? Wolltest du dich nicht melden? Ich mache mir sorgen.. bitte schreib zurück Anna Ich blickte auf die Uhranzeige und es war nun weit nach Fünf Uhr, ich bezweifelte zwar das Anna noch wach war, dennoch schrieb ich ihr zurück, um wenigstens mein schlechtes Gewissen zu befriedigen. Meine Mutter hatte meine Mangas zerrissen und im gesamten Flur verstreut, ok mein Zimmer auch, meinem vater hat sie gesagt, das ich es gewesen sei. Hat ein wenig gedauert, aber ich liege nun im bett, also alles ok Sollte ich oder nicht? Setzt man so einfach ein, hab dich lieb, darunter? Ich entschied mich einfach dafür und setzte das Kürzel darunter. Mir war einfach danach, und wenn, konnte ich es noch immer auf den Alkohol schieben, auch wenn ich nicht viel getrunken hatte. Ich legte mich zur Seite und blickte aus meinem Fenster. Der Wind umspielte leicht meine Gardine und lullte mich somit langsam ein. Mein Bett vibrierte und ich griff nach meinem Handy. Anna. 5.23 Uhr wirklich alles ok? Dein vater ist doch anwalt.. hat er die posse wenigstens durchschaut? ida Wie konnte man sein Gefühle am besten durch eine SMS ausdrücken? Wohl gar nicht, denn das hätte diese nur gesprengt, denn e ging mir echt bescheiden. gute nacht anna, ich werde jetzt schlafen und... nein hat er nicht und es geht mir dreckig, aber bitte ich möchte nun schlafen.. hdl Darauf folgte keine weitere SMS, auch wenn ich gerne eine gute Nacht gewünscht bekommen hätte, doch das hatte sie mir schon im Auto gesagt und ich dachte einfach zu Egoistisch. Wieder drehte ich ich zur Seite und fiel in einen tiefen Schlummer. Am nächsten Morgen, oder eigentlich schon Mittag, da es gegen Zwölf Uhr dreißig war, schleppte ich mich müde in die Küche. Meine Mutter hing schon wieder an der Strippe und bedachte mich mit einem spöttischen Blick. Mir war es egal ob meine Haare ungekämmt waren oder ich kein Make Up aufgelegt hatte, Hauptsache ich bekam meinen morgendlichen Orangensaft. Ich wühlte im Kühlschrank, doch da war er nicht, ich riss die anderen Schränke auf, doch auch dort war nichts zu finden. Vielleicht hatte meine Mutter diesen auch schon heraus gestellt. Sie konnte zwar ein Biest sein, war aber immerhin noch meine Mutter.Ich suchte, doch nirgends ließ dieser sich finden. „Mama? Wo ist der Orangensaft?“, rief ich von der Küche aus, ins nahegelegene Wohnzimmer. Aber ich bekam keine Antwort. So schritt ich zu meiner Mutter, die ihre gerade ihre weiße Couch, noch weißer wusch und mit Headset telefonierte. Ich wollte sie nicht stören, also schlich ich mich leise an sie heran. „Ma?“, sie schaute kurz auf. „Was gibt es denn?“, kam ihre bissige Antwort. „Kannst du mir sagen wo der Orangensaft ist?“ Ihr Lippen kräuselten sich zu einem gehässigem Lächeln. „Meine gute Beate meinte zu mir, das Zucker richtig gefährlich ist, gerade wenn man so viel im Prüfungsstress wie du ist. Deswegen wirst du nun jeden morgen Kaffee trinken, das wird dich munter und fit machen. Außerdem ist eine Tasse am Tag sehr gesund..“, sie zwinkerte mir überlegen zu, denn ich stand wie versteinert da. Was sollte ich nun machen? Wieder aufbegehren und den Zorn meiner Mutter erneut auf mich ziehen? So entschied ich ich dagegen und zog wie eine leblose Puppe von dannen. „Hey!“, dröhnte die Stimme meiner Mutter von hinten. „Ja, Mutter?“ „Keine Wiederworte?“, ich malmte mit den Zähnen. „Nein.“ „Gut.“, das sie immer das letzte Wort haben musste. Ich verzog mich einfach rauf auf meine Zimmer, setzte mich vor meinen PC und surfte durch das Internet. Einfach ablenken. Mangas konnte ich so oder so nicht mehr lesen und ich musste sparen, da mir auch das Taschengeld gesperrt worden war. In den Augen meines Vaters, der natürlich beste Weg. Das hatte er mir in der Frühe mitgeteilt, als er kurz vor Aufbruch nochmals in mein Zimmer kam. Er war so enttäuscht von mir und ich solle mir nun meine Lehre daraus ziehen. Ich schnaubte. Ich wollte hier einfach nur noch weg. Doch noch konnte ich es nicht. Mit einem mal kam mir eine Idee. Ich öffnete Google.de und gab Marquise de Sade ein. Mal sehen was die Suchmaschine mir so über ihn verraten würde. Die erste Seite war ein 'de-Sade-Spektakel' und stellte sich als irgendeine kranke Show heraus, was mich aber irritierte war das wir als böse Tiere betitelt wurden. War de Sade ein Forscher gewesen? Groteske Bilder weckten meine Neugierde, doch ich schloss diese bald wieder. War Gruppensex nicht verboten? Und mussten dann alle Männer die eine Frau nehmen? Das ging doch gar nicht, schließlich besaßen Frauen nur ein 'Loch' und dann müssten sich die Männer gedulden um nacheinander an die Reihe zu kommen. Ich verstand die Logik dahinter irgendwie nicht. Leicht irritiert rieb ich mir die Stirn und öffnete Wikipedia. Mal sehen was mir diese zu ihm sagten. Aber wieder waren keine brauchbaren Informationen dabei, es öffneten sich mir nur verschiedenste Namen , deren Träger und irgend ein Film. Wenn dieser Mann so bekannt war, wieso kannte ich ihn dann nicht? Das war doch irgendwie komisch. Ich öffnete die nächste Seite und dieses Mal spuckte mir Wikipedia meine lang ersehnte Antwort heraus. Als ich den Text überflog, blieb mir als erstes Wort der Begriff Sadismus hängen. Ich erschauderte leicht. War Anna eine Sadistin? So wirkte sie gar nicht. Schwangen die nicht irgendwelche Peitschen und hatten riesige Stiefel an? Ich schüttelte den Kopf und las weiter. Diese Informationen ließen mir die Nackenhaare zu Kopfe steigen. Orgien, Gotteslästerung, auch wenn ich nicht gläubig war, so war dies gewiss eine Schandtat und viele perverse Sachen. Das Sadismus aber von ihm abgeleitet wurde, war mir gänzlich neu. So klickte ich immer weiter, lass mir die Definition von Sadismus durch, kam zu Masochismus zu Dominanz und Unterwürfigkeit, schlitterte von einem zum anderen. Einige Sachen ließen mich ein kribbeln spüren, anderes schockierte mich zutiefst. Man steckte anderen Nadeln in die Haut? Das tat doch bestimmt weh und würde bluten. Einiges faszinierte mich aber, da wurden Personen kunstvoll gefesselt, es sah sehr ansprechend aus und auch das Prinzip von D/s interessierte mich, ob ich soviel Dominanz aufbringen würde um jemanden Befehle zu erteilen? Wohl eher nicht. Eine SMS erreichte mich, es war Anna die sich mit mir treffen wollte. Und ob. Denn mich interessierte brennend die Frage, ob sie sich für solche Sachen interessierte oder es einfach nur hatte, weil es zur Weltliteratur gehörte. Leicht stutzte ich, als ich im Internet eine interessante Aussage las. Die meisten, die auf SM stehen, mögen gar keine Schmerzen. War das nicht ein Widerspruch in sich selbst? Wieder recherchierte ich und kam zu der Erkenntnis, das SM so vieles bedeuten konnte, und wenn es sich 'nur' um dominieren handelte. Selbst Dirty Talk und beißen wurde schon zu SM gezählt, allerdings in soft SM. Irgendwie war das ganze interessant und stellte sich als ganz anders heraus, als ich es für möglich gehalten hätte. Ich loggte mich überall aus und nahm meine Sachen zur Hand. Diese neuen Informationen hatten mir etwas ganz neues eröffnet, eine neue Welt und ich wollte Anna darüber ausfragen. Während ich die Treppen runter trampelte, rief mich meine Mutter und ich folgte widerwillig ihrem Rufen. „Was gibt es?“, ich stand mit verschränktem Oberarmen da. „Morgen kommt deine Großmutter, ich erwarte dementsprechendes Auftreten.“, ich nickte ihr zu und wand mich wieder um. „Wo willst du hin?“ „Kaffee trinken.“, rief ich ihr hinterher als ich schon Tür hinaus flitze. Ich nahm die U-Bahn zum Café Latte, indem ich mich mit Anna verabredet hatte. Ganz gehetzt und mit einem strahlenden Lächeln betrat ich das Lokal und setzte mich zu Anna. Sie hatte bis eben gearbeitet und trank ihren Cappuccino. Bei der Bedienung bestellte ich mir einen Orangensaft und griente meine neue Freundin an. „Na wie geht es dir?“, begrüßte mich diese sogleich und schenkte mir ein umwerfendes Lächeln. „Ganz gut.“, und trank meinen Saft zur Gänze aus. Wenn nicht zuhause, dann eben hier. Ich lehnte mich zurück und genoss die Ruhe. Jetzt aber war ich neugierig. „Sag mal, was bist du eigentlich?“ „Wie meinst du das?“, irritiert blickte mich Anna an. „Nun ja.“, ich spielte mit meinen Fingern, ließ die Spitzen zusammen laufen und verschränkte sie nun. „Bist du Switcher, oder Dom? Oder was es auch immer noch gibt?“ Perplex sah mich Anna an. „Wie kommst du darauf?“ „Nun ja.“, ich wand mich wieder. „Ich habe mich über diesen de Sade belesen und da kam ich halt auf Sadismus und all die anderen Dinge.“, neugierig blickte ich Anna an, doch sie schien richtiggehend überrascht zu sein. „Und wie kommst du darauf das ich damit zu tun hätte?“ Irgendwie veränderte sich ihr Ton, er wurde schärfer und mich so einschüchterte. Unbewusste neigte ich meinen Blick zum Boden. Ich glaube die Dominante Rolle würde mir nicht wirklich stehen. „Ich wollte nur fragen.“, raunte ich. Ich war wahrscheinlich ein wenig zu schnell an diese Sache heran gegangen. „Ich bin Switcher.“, antwortete diese mir nun und ich blickte wieder auf. Alles in mir brannte, denn ich wollte noch etwas viel wichtigeres Fragen. Ich hielt es Zuhause nicht mehr aus, ich wollte weg, ausziehen und alles dafür tun. „Bist du dominant? Oder wo befinden sich deine Interessen? Nur wenn ich fragen darf.“ Anna neigte ihren Kopf leicht. „Wieso willst du das wissen?“ Meine Zunge befeuchtete meine spröden Lippen. „Ich habe mich belesen und..“, ich stockte. „Und?“, hackte Anna nach. „Äh.“, irgendwie musste ich mich raus winden. „Ich brauche einen Job? Kann ich vielleicht bei dir Jobben?“ Doch das schien sie mir nicht ganz abzunehmen und schüttelte ihren Kopf. „Worauf willst du hinaus?“, erst jetzt wurde mir klar, wie leichtsinnig ich handelte und wie sehr ich von Zuhause weg wollte. „Ich will deine Sklavin werden.“, flüsterte ich kleinlaut. Nun fing mein großes brabbeln an. „Ich bin Achtzehn und meine Mutter quält und erpresst mich wo sie nur kann. Ich würde jobben und mir vielleicht so eine eigene Wohnung suchen, aber ich glaube ich könnte deine Hilfe gebrauchen und da stand etwas von Meister und Sklave und Vertrag und..“, ich brach in Tränen aus. Ich war vollkommen verrückt und Anna würde mich nun verabscheuen. Doch zarte, warme Hände umfassten mich und ich wurde zu ihr gezogen. Ich senkte meinen Kopf in ihre Hals beuge, während ich schniefte und mich die ganze Zeit entschuldigte. Irgendwie hatte ich mich da hinein gesteigert, ich kannte Anna nicht einmal 24 Stunden und dennoch fühlte ich mich so geborgen und wohl. Doch ich hatte mich total bescheuert benommen, auch wenn mich Anna hier in ihre Arme nahm. „Du musst wirklich verzweifelt sein.“, hauchte diese mir entgegen. „Aber Natha, du weißt gar nicht was auf dich zu kommt. Du würdest dich auf etwas ein lassen, was dich zerstören könnte.“ Ich blickte Anna verdutzt an. „Du würdest mir bestimmt nicht weh tun.“ Anna seufzte ergeben. „Deine Naivität ist doch wirklich selten und ich dachte so etwas gäbe es nicht.“ Ich errötete leicht. „Ich könnte dir aushelfen, dir einen Job geben, auch eine Wohnung. Aber ich denke, was den Rest anbelangt.“ Sie warf mir einen ergebenen Blick zu. „So sollten wir erst einmal warten.“ Ich nickte, als ihre Hand meinen Rücken streichelte und ich am liebsten geschnurrt hätte. „Wir haben viel zu klären und zu erledigen.“ Sie blickte mich nicht an, sondern zur Seite, als sie grübelte. „Das ist wie in GZSZ.“, murmelte ich und kuschelte mich an ihren Körper. Mir war egal ob wir uns hier in in einem Café befanden, irgendwie war das Leben doch seltsam ud voller Überraschungen. „Warum machst du das?“, hauchte ich ihr entgegen. Warum half sie mir? Kapitel 3: Turbulenzen & Veränderung ------------------------------------ Es war nun gegen 16.30 Uhr und ich spielte mit meinem Schokoladeneis herum, zog den kleinen Löffel am Rand des Glases entlang und vergrub mich in Gedanken. Neben mir grübelte Anna, selbst in Gedanken und kaute auf dem Stift des Cafés herum. Vor ihr lag ein kleiner Block, auf dem sie konzentriert Notizen schrieb. „Was soll ich jetzt machen?“, fragte ich vorsichtig an. Anna warf mir ein müdes Lächeln zu, ich hatte übersehen das sie heute nur 3 Stunden geschlafen hatte und den ganzen Tag im Laden war. Ein leichtes Gähnen war zu hören, als sie sich streckte und die Hand vor den Mund hielt. „Vielleicht sollten wir das später machen, ich möchte nicht das du wegen mir so fertig bist.“, besorgt sah ich sie an, doch sie blickte mich nur herausfordernder an. „Machen wir es jetzt, dann haben wir es hinter uns, außerdem kann ich hier genug Kaffee trinken.“ Bei diesen Worten musste ich zusammenzucken. „Alles ok?“, sie hatte es bemerkt, doch ich nickte leicht und wand meinen Kopf ab. Anna musterte mich, aber widmete sich dann wieder ihren Notizen. „Gut.“, kam es nach einer Minute von ihr. „Ich hätte einige Fragen an dich, wenn, müssen wir das genauestens Planen.“ Ich nickte nur, dann mal ran, endlich wurde es ernst. „Wie sieht es mit deinem Abschluss aus? Du hast doch bestimmt bald Prüfung?“ Anne setzte sich so, das sie mich genau ins Visier nehmen konnte. Ich schluckte und setzte dann zur Antwort an. „Wir haben diesen Monat Prüfung, aber ich brauche nicht mehr viel lernen, ich hab den meisten Stoff im Kopf.“ So war es auch, ich konnte fast alles auswendig. „Was heißt 'der meiste Stoff'?“ „Nun ja, außer Kunst, kann ich fast alles auswendig, ich würde sagen so 98%.“, dabei musste ich lächeln. „Wie ist dein Notendurchschnitt Natha?“ Nun grinste ich sie breit an. „1,2 aber ich kann mich noch auf 1,0 verbessern, sollte ich in den Prüfungen volle Punktzahl erlangen.“, ich war ziemlich stolz auf meine schulischen Leistungen und auch Anna lächelte mich an. „Dann weißt du also was du nach deinem Abitur machen möchtest?“ Oh, mein lächeln verschwand, denn erst seid kurzem wollte ich das herausfinden. Ich drehte meinen Kopf beiseite und verneinte. Doch es kam keine Rüge ihrerseits, eher ein Seufzen und das verletzte mich ungemein, auch wenn sie dafür gar nichts konnte. Ich schämte mich so sehr, mir bisher kaum Gedanken gemacht zu haben. Erst seid meine Mutter mit Cambridge kam, hatte ich angefangen selbst über mein Leben nachzudenken und es bestimmen zu wollen. Immer wurden mir die Entscheidungen abgenommen, immer musste ich ein artiges Kind sein, genauso perfekt wie meine Mutter es haben wollte. Was mein Vater wollte, wusste ich nicht genau, aber der arbeitete eh nur schwer. Also seid gut zwei Wochen setzte ich meinen eigenen Kopf ein, wollte wirklich Leben und das aus eigener Kraft. Der Vorteil war das ich mich nicht mehr wie eine Puppe fühlte, sondern das Lebendigkeit in mir steckte, aber der Nachteil war auch nicht zu verachten. Ich hatte in meinem ganzen Leben unglaublich viel verpasst und das wurde mir erst nach und nach bewusst, denn bei einigen fühlte ich mich sofort überfordert, die Welt aus Befehlen ausführen und alles auswendig lernen war so schön einfach. Doch so durfte es nicht weiter gehen und ich musste mich dem stellen. „Du bist wirklich ein behütetes Kind aus gutem Hause.“, schreckte mich Anna aus meinen Gedanken hoch. War das jetzt böse gemeint? Würde sie mir jetzt doch nicht helfen? Ich blickte in ihre Richtung, doch sie schaute mitnichten böse, sondern verständnisvoll. „Wie meinst du das jetzt?“, hackte ich unsicher nach. „Hast du dir jemals Gedanken um deine Zukunft gemacht?“ „Nein, aber..“, sie unterbrach mich. „Deine Eltern haben dich eingelullt und so einen goldenen Käfig um dich geschaffen. Du bist sehr geprägt durch deine Eltern, konntest kaum eigene Erfahrungen sammeln. Du bist zwar sehr Intelligent was angehäuftes Wissen anbelangt, doch wenn es um Mentale Intelligenz geht, bist du wie ein Kleinkind.“ Ich war still, so verdammt still und sah sie nur mit großen Augen an. Anna hatte recht. Ich neigte meinen Kopf nach unten, als ich mich so für mich selbst schämte. Sie hatte so verdammt recht und ich würde doch gar nichts mitbringen um sie unterstützen zu können. „Dann sollten wir es lassen.“, murmelte ich, denn gerade hatte ich für mich nur Verachtung übrig. „Natha, sieh mich an.“, doch ich weigerte mich strickt, das war mir alles zu unangenehm, was mir auch das üble Gefühl in meinem Magen sagte. „Natha.“ Nein ich wollte nicht, ich mochte nicht mehr und wieder stahlen sich kleine verräterische Tränen in meine Augen. Mein Kinn wurde fest umfasst und ein leichtes Keuchen entwich sich meinen Lippen, ihre Augen fixierten meine. „Eigentlich wollte ich gerade anfügen, das du einen starken Willen besitzt. Oder habe ich mich da geirrt?“ Ich schüttelte meinen Kopf. Nun lächelte sie mich wieder an, und ich konnte nichts gegen das Herzklopfen in meiner Brust machen. Ihre andere Hand strich meiner Wange entlang. „Weißt du was du machen musst Natha?“, ich schüttelte erneut meinen Kopf und sie ließ mein Kinn los und setzte sich wieder auf ihren Platz. „Da du so eine gute Schülerin bist, möchte ich das du Erfahrungen sammeln gehst. Die Tage vor den Prüfungen lernst du und bist konzentriert, an den anderen Tagen werden wir uns treffen und..“, nun lächelte sie wieder leicht. „Du sollst dich selbst finden. Die ersten Schritte hast du hierzu schon getan. Das wichtigste ist erst einmal das wir deine Schwächen und Stärken kennenlernen, sodass wir wissen welche Ausbildung, beziehungsweise welches Studium du antreten wirst.“ Ich strahlte, das war irgendwie eine wunderbare Idee. Ich strich meine braunen Strähnen aus dem Gesicht und blickte errötend zum Boden. Irgendiwe war das zu schön, um wahr zu sein. „Ok.“, waren ihre entschiedenen Wörter und ich blickte neugierig auf. „Was denn?“, erkundigte ich mich brennend. „Ich denke, du solltest jeden Samstag bei mir Jobben. Da du nun 18 bist, müssen deine Eltern keinen Vertrag unterschreiben und du kannst das alles persönlich in die Hand nehmen. Das wiederum heißt auch das deine Eltern nicht zwangsläufig darüber Bescheid wissen werden und es wird dir zusätzliche Erfahrungen in deiner Selbstständigkeit bringen.“ Ich musste zugeben, ein wenig graute es mir schon davor, denn nie zuvor hatte ich irgendwo gearbeitet und von den Aufgaben konnte ich mir momentan kein Bild machen. Wieder schämte ich mich für meine Unwissenheit, entschloss mich aber sie darauf anzusprechen. „Was muss ich dann machen?“ Ein mildes Lächeln folgte meiner Frage, denn meine Stimme zitterte ein wenig. „Mich in der Buchhaltung unterstützen. Ich werde dir zuvor natürlich alles erklären und du wirst diese dann für mich erledigen.“ Ihr schönes Gesicht neigte sich zur Decke, als sie verstummte und ihren eigenen Gedanken nachging. Ich konnte nicht umhin, die zarten und dennoch ausgeprägten Gesichtszüge zu mustern, der kleine und dennoch volle Mund, ihre großen, grünen Augen, die wenn man genau hinsah, kleine goldene Punkte die die grüne Farbe ein wenig sprenkelten. Ihre blonden Haare hingen leicht in das Gesicht, kitzelten die Wangen, aber die Länge endete abrupt kurz über ihren Ohren. Alle in allem wirkte ihr Gesicht dadurch scharf geschnitten und wirkte androgyn. Ihre Figur tat ihr übriges, denn sie besaß zwar keine breiten Schultern wie vielleicht ein Mann, doch diese wirkte eher burschikos und die Brüste zeichneten sich kaum unter dem blauen Hemd ab. Aber am meisten faszinierten mich ihre langen Beine, die sie im Gegensatz zu mir hatte. Während ich eher klein und kurvig war, so war sie mein genaues Gegenteil und ich empfand sie als verdammt schön. Besorgte und fragende Augen blickten mich an, denn ich hatte auf ihre Frage nicht reagiert, war wie versteinert gewesen, von ihrem Antlitz, dabei schien ihr Geist noch so viel mehr zu bieten. „Nathalia? Hast du mich verstanden?“ Ich krampfte meine Hände zusammen, denn ich wollte mir keine Blöße geben. „Öh, ja natürlich.“, doch ihr Blick blieb skeptisch. „Und was habe ich dich eben gefragt?“ Ich lief puterrot an, denn so hatte ich mich nun doch blamiert. So senkte ich meinen Kopf und blickte verlegen zur Seite. „Tut mir Leid. Was hattest du eben gesagt?“ Sie seufzte und ein Kichern folgte darauf, welches mir Bienenschwärme durch meinen Magen trieb. „Ich habe dir Vorgeschlagen, das du bis Juli bei deinen Eltern wohnst und dannach zu mir ziehen kannst, sodass du vorübergehend eine Wohnung hast.“ Sofort schnellte mein Kopf nach oben. „Bis Juli noch?“ „Du musst deine Schule beenden. Ich möchte keinen Ärger mit deinem Vater haben.“ Ach ja, mein Vater der Anwalt. Es war vielleicht ein wenig Selbstsüchtig, doch ich konnte nicht vermeiden, das sich eine Lippen schmollend verzogen. Anna hatte recht, ich hatte bisher in einem goldenen Käfig gelebt und auch wenn meine Freiheit sehr eingeschränkt war, so hatte ich auf der anderen Seite sehr ausschweifend gelebt. So langsam sickerte dieses Bewusstsein in mich und der erste Prozess einer gewissen Reife setzte in mir ein. Es war ein komisches Gefühl, sich selbst so gewahr zu werden, doch ich entdeckte mich nun selbst und das zauberte mir ein dankbares Lächeln auf meine Lippen. „Ich danke dir, Anna.“, hauchte ich ihr so entgegen und ich war froh, dass das Schicksal mich irgendwie zu ihr gebracht hatte. Ihr lächeln war nicht minder beeindruckend, denn darauf nahm sie mich in ihre Arme und sie erzählte mir von meinem bevorstehenden Stundenlohn, der in meinen Augen recht wenig betrug, sie mir aber dazu erklärte das ich nun in anderen Dimensionen denken müsse. Als sie von meinem Erspartem erfuhr, entwich ihr ein pfeifender Laut und meine Sparkonten, rissen sie fast vom Stuhl. Irgendwie schienen wir beide wirklich in unterschiedlichen Dimensionen gelebt zu haben, oder wenn ich es mir genau betrachte, so ist es doch auch in der Gesellschaft so. Der Nachmittag verging, eine gewisse Planung wurde angesetzt, natürlich von Anna, denn ich konnte mit mir immer noch nicht viel anfangen. Der Abend begrüßte uns sogleich und alsbald mussten wir uns trennen, auch wenn ich darauf gehofft hatte, mehr als freundschaftliche Umarmungen gab es nicht und ich erwischte mich den Abend dabei, wie ich Gedankenverloren meine Lippen mit meinen Finger entlang strich. Der Spiegel beschlug und erst da hörte ich auf, wischte mit meinen Händen, die Spuren hinterließen, den Spiegel wieder klaren und blickte mich neugierig an. Nervös zog ich an meiner Unterlippe, biss meine Zähne das Fleisch durchbohrt hatten und ich metallischen Geschmack wahrnahm. Mich störte es nicht, als sich die Badezimmertür öffnete und mein Vater mich fragend ansah. „Was?“, ich drehte mich ihm nicht zu, sondern fixierte das Blut, welches ich auf meine Lippen leckte und es durch den Spiegel faszinierend wahrnehmen konnte. Erst war Stille, denn mein Vater schien mit sich zu ringen, ich hatte ihn noch nicht einmal begrüßt. „Ich erwarte von dir morgen benehmen.“ Der gute Ruf also wieder. „Mach dir keine Sorgen, ich werde perfekt sein.“, meinte ich mechanisch. Ich wand mich vom Spiegel ab und meine Augen suchten sofort die Tür, ignorierten meinen Vater vollkommen und so ging ich an ihm vorbei. Leise schloss ich die Tür, denn ich wollte ihn nicht noch mehr reizen, als ich es nicht so schon getan hätte. Ich zuckte zusammen, als ich den dumpfen Laut aus dem Bad entnahm. Etwas zersplitterte und ich ging eiligst in meinen Raum. Dort liefen mir stumme Tränen herab, während ich bedrückt aus meinem Fenster sah. „Ach, es ist ja so schön zu sehen, wie die kleine Nathalia erblüht ist.“ Meine Wangen glühten, als meine Tante mir abermals das schon Wunde Fleisch griff. Ich ließ es widerstandslos über mich ergehen, ich hatte es meiner Mutter, aber auch zuletzt Anna versprochen, damit der Haussegen die letzten Monte nicht so schief hing. „Ja, in der Tat.“, gab meine Mutter mit mir an. Ich konnte mir dazu nur ein müdes Lächeln abringen. Es war zwar April, doch die Sonne hatte uns schönes Wetter beschert, es herrschten um die 25 Grad und ich steckte in einem piekfeinem weißen Kleid. Wir saßen auf der pompösen Terrasse meiner Eltern, auf teuren Gartenmöbeln, umgeben von perfekt geschnittenen Grünflächen, Bäumen und Blumen. Man könnte dies als Himmel bezeichnen, doch es war meine persönliche Hölle. „Ach Nathalia.“, ein lang gezogenes Seufzen ertönte. „Wo sind denn deine Freundinnen? Hast du denn keine eingeladen?“ Ich versteifte mich abrupt, während meine Tante ihren Kaffee trank und mich dabei scharf fixierte. „Sie hat keine.“, antwortete meine Mutter so kühl, als sei es das normalste der Welt. Meine Zähne zermalmten sich gegenseitig, als ich mir jedes Kommentar verkniff. Tante Beatrice, die Zwillingsschwester meiner eben gesprochenen Tante Sara, griff unsere Unterhaltung auf. Im Gegensatz zu Sara, kam ich mit Beatrice besser zurecht, sie war freundlicher und kein so elendes Miststück wie ihre Schwester. „Und dein Freund?“, schmunzelte diese fröhlich, den taxierenden Blick ihrer Schwester übersehend. Wieder antwortet meine Mutter, doch dieses Mal hatte sie die Nase gerümpft. „Ich würde es mir verbieten, sie in diesem Alter mit irgendeinem Straßenjungen ausgehen zu sehen.“ Tante Sara und meine Mutter wieherten vor Lachen, während Beatrice mich besorgt ansah. „Nun lass doch deine Tochter einmal selbst sprechen.“ Ja, sollte diese mich sprechen lassen so würden wüste Beschimpfungen meinen Mund verlassen. Zumindest wünschte ich es mir. „Nein, ich habe keinen Freund.“ Aber... fing ich in Gedanken an. Was? Vielleicht eine Freundin? Irgendwie beunruhigte mich dieser Gedanke, auch wenn ich Anna mehr als mochte. „Wieso hast du keine Freundinnen? In deinem Alter ist es äußerst wichtig, gute Beziehungen zu anderen aufzubauen. Man weiß nie ob diese später benötigt werden könnten.“ Es schüttelte mich innerlich, als sie Freundschaft mit geschäftlichen Beziehungen gleichtat. Waren wir alle so? Wir in der Oberschicht. Meine Laune nahm rapide ab, auch wenn ich heute so schon nicht der Sonnenstrahl war. Ausnahmsweise war ich froh, das meine Mutter wieder das Wort übernahm, denn so musste ich mir meine eigenen Unzulänglichkeit nicht gewahr werden lassen. „Sie geht auf eine staatliche Schule, ich denke das diese Mädchen kaum geeignet für sie wären.“ Zwar verletzten mich ihre Worte und ich schämte mich für diese, aber ich konnte meinen Mund halten. Ich hatte schon Freundinnen gehabt, doch meine Mutter hatte alles unterbunden, da diese aus viel niederen Gesellschaften kamen und mir nicht angemessen seien. Ich schluckte den Kloß, der sich hart in mir anfühlte, herunter und seufzte schwermütig. Davon bekamen beide nichts mit, denn sie unterhielten sich lautstark über die niedere Jugend heutzutage und deren sündhaften Ausschweifungen. Wenn die nur wüssten. Es läutete und meine Mutter begab sich auf den Weg, die Gäste einzulassen, während ich in meinen eigenen Gedanken war, französisch Vokabeln von A bis Z durchging und so nach und nach Prüfungsstoff wiederholte. Das ließ mich die Welt herum ein wenig vergessen und ich lächelte leicht, da ich mich innerlich freute, alles gelernte noch in mir behalten zu haben. Doch dies wurde allerdings falsch aufgefasst, denn meine Mutter kniff mich hart in den Arm, denn ich hatte die Familienfreundin und ihren Sohn nicht begrüßt. Ich blickte auf und sah in saphirblaue Augen. Ich legte mein aufgesetztes Lächeln auf und begrüße Marinka und John herzlich. Heucheln. Alles war so geheuchelt, als wir uns über meinen bevorstehenden Abschluss unterhielten, Johns Kunststudium, welches er zur damaligen Überraschung von uns beiden, von seinen Eltern bewilligt bekommen hatte. Seine braunen Haare wehten sanft im Wind, als er mich neugierig musterte, irgendwie anders. Er war, wenn man es so nennen konnte, der einzig konstante Freund, den ich bis dato besaß. Anna jetzt herausgenommen. „Gold, Gold, Gold.“, nuschelte ich abwesend, während alle anwesenden um mich herum, außer John, Gold trugen. Nun gut, mein Vater mochte auch kein Gold, aber er war nicht anwesend, da er wieder zu einem wichtigen Fall herangezogen wurde. Ich quietschte kurz auf, als ich die scharfen Fingernägel meiner Mutter im Nacken spürte, die mich mahnte, adäquat zu erscheinen. Als niemand hinsah, streckte ich ihr die Zunge aus und verließ die Terrasse um Ruhe in der Küche zu finden. Der Nachmittag ging so langsam vorbei und ich beobachtete das träge untergehen der Sonne und die kühle Brise, welche mir durch das offene Küchenfenster entgegen wehte. „Scheint ja heute nicht gerade nach deinen Wünschen zu gehen.“, hauchte er mir in meinen Nacken hinein. Gänsehaut befiel mich und ein erschauern breitete sich in mir aus. „Du sollst mir nicht so nahe kommen. Wie oft soll ich dir das noch sagen?“, maulte ich. Ein leises Lachen ertönte hinter mir, während sich seine Arme um mich schlangen. „Unseren Müttern würde dies gefallen.“, seufzte er mir entgegen. Er umarmte mich schon immer so, deswegen empfand ich nichts schlechtes dabei. „Bestimmt.“, stimmte ich ihm zu und kuschelte mich an ihn. „Weißt du nun, was du nach deinem Abschluss machen möchtest?“ Ich nickte automatisch. „Ausziehen.“ Und wieder erklang sein helles Lachen. „Weißt du schon wie?“ „Eine Freundin hilft mir. Frag nicht nach, erst wenn alles geklappt hat, werde ich es dir ausführlich erzählen.“ Ich fühlte seine Haare entlang streifen, als er mir nickend bejahte. „Lass uns rein gehen, bevor die feinen Damen sich aufregen.“ Ich grummelte leicht vor mich hin, doch es half nichts und so folgte ich meinem Kinderfreund wieder hinaus auf die Terrasse. Ich war froh, als der Tag langsam vorbei ging und meine Geburtstagsfeier zu ende war. Die Tage flogen dahin, wurden zu Wochen und ich sah Anna kaum noch, außer an jedem Samstag. Anfangs fiel es mir unglaublich schwer, die Arbeit sicher auszuführen, denn auch wenn ich alles auf Anhieb verstand, so war ich mir unsicher und patze bei den ersten Aufgaben. Buchführung war an sich eine ziemlich simple Sache, sehr logisch und war von daher keine schwere Aufgabe. Ich protokollierte Lieferungen, nahm bestand auf und stellte selbst eine Liste zusammen, die das Inventar darstellte. Irgendwann, so nach etwa 3 Wochen fiel es mir leichter, denn eine gewisse Selbstsicherheit schlich sich herein und ließ mich die Aufgaben ohne Fehler ausführen. Vor Kundenkontakt scheute ich noch immer, denn ich war unstet und wusste nicht genau wie ich mit den Kunden umgehen sollte. Anna an sich war eine sehr geduldige Person, korrigierte mich, ohne allerdings verletzend zu sein. So trugen meine ersten Erfahrungen auch zu neuer Selbstsicherheit, die mich von Tag zu Tag strahlender machten. Ich freute mich, nützlich sein zu können, und das Lächeln, welches mir Anna ab und an zuwarf, war fantastisch. In der Schule lief alles glatt, ich konnte mich konzentrieren, denn auch meine Mutter schien Rücksicht auf mich zu nehmen und an jedem Prüfungstag fand ich nun Orangensaft vor, wenn auch an den anderen nicht. Selbst wenn diese Gesten aus reinem Egoismus waren, so freute ich mich dennoch und konnte mich nicht des wärmenden Gefühls in mir erwehren. Schließlich war sie meine Mutter. Ich begrüßte meine Klassenkameraden strahlend, während diese sich Sorgen machten und vorher noch eine Menge Stoff pauken wollten. Doch das würde nicht viel helfen und so saß ich schwitzend im Klassenzimmer, zur letzten schriftlichen Prüfung und ließ die kühle Brise mich erfrischen. Es waren noch etwa 45 Minuten über, doch selbst nach dem dritten lesen, konnte ich keinerlei Fehler entdecken und gab die Prüfung mit einem spannungsgeladenen Gefühl ab. Mein Lehrer lächelte mir zu, denn ich gab meine Blätter immer früher als die anderen ab. In der glühenden Hitze, hielt ich mir meine Hände vor die Augen, denn auch wenn die Prüfungen für mich einfach waren, so fühlte ich mich dennoch ausgelaugt. Ich zuckte zusammen, als ich das Hupen neben mir wahrnahm und so, mit großen Augen, auf dem Schulhof den roten BMW betrachtete. Anna. Ein strahlendes Grinsen schlich sich über meine Züge, als ich zu ihr lief. Ich umrundete den BMW, meine Finger zogen die glatte Oberfläche nach, während ich zur Fahrertür ging und sie durch das offene Fenster anstrahlte. „Guten Tag, Chefin.“, meinte ich gut gelaunt. Sie sah super aus, die dunkle Sonnenbrille gab ihr etwas verwegenes und ihr Mund war zu einem spöttischen Grinsen verzogen. „Schmiere nicht so um mein Auto herum, sondern steig ein.“ Ich salutierte lachend und begab mich zur Beifahrerseite. „Wie lange hast du schon gewartet?“ „Nicht lange, etwas um die 30 Minuten. Du bist sowieso immer früher fertig.“ Ich schmollte gespielt, das letzte mal war ich viel eher fertig gewesen, doch da hatte ich auch weniger zu schreiben gehabt. „Das lag am schreiben! Ich musste viel zu viel aufschreiben!“, regte ich mich gespielt auf. Anna lachte und fuhr an. Es war schön, das sie mich seid der letzten Prüfung abholte. Ein kribbeln breitete sich in mir aus und ich verfolgte den Verkehr nur halbherzig. Außer den Samstagen hatten wir uns eher wenig gesehen, doch nun bekam ich immer mehr von ihr. „Nicht mehr lange und du kannst ausziehen.“ Ich schreckte aus meinen Gedanken auf. „Wie kommst du jetzt darauf?“ „Ich freue mich darauf.“, war ihre pragmatische Antwort und mein Herz schlug heftig auf. Ich schluckte schwer und meine rechte Hand umklammerte die Halterung der Tür. „Ich weiß aber noch nicht was ich studieren soll.“, seufzte ich ergeben. „Du hast ein Jahr zeit dich zu entscheiden. In dieser Zeit werden wir wie es wie abgesprochen haben, Intuitiv Bewerbungen abschicken und dann die Zusagen aussortieren. Dann kannst du dich entscheiden. Erstmal wirst du das Jahr bei mir arbeiten und zur Ruhe.“ Ja, so hatten wir es abgesprochen. Alles bereithalten und dann würde ich mich für das Entscheiden, was mir persönlich zusagte. Ich blickte dem Fenster hinaus, meine Hand hatte ich unter mein Kinn verschränkt. „Aber ich will nicht so weit weg.“, meinte ich beiläufig. Ich bemerkte nicht, wie Annas Körper sich leicht versteifte. „Weshalb? Dich hält hier nicht viel. Deine Familie zumindest nicht.“ Das stimmte an sich schon, auch John wohnte 100 Kilometer weiter weg. „Ich mag die Gegend.“, meinte ich lapidar. Ich war unsensibel, aber wie hätte ich auch bemerken können... Moment. Ich korrigiere mich. Ich hätte es bemerken sollen, die angespannte Körperhaltung von Anna, ihr ernster Blick, doch ich blickte aus dem Fenster und freute mich auf eine rosige Zukunft. Anna wusste ich noch nicht so richtig einzuschätzen. Sie war mir in den letzten Monaten zu einer guten Freundin geworden, doch nie hatte sie etwas ernsthaftes Unternommen, wie mich zu Küssen oder so. „Wo wollen wir hin?“, fragte sie mich nun ruhig, das Thema überging sie nun. „Lass uns Eis essen gehen.“, quietschte ich. Zeit mit Anna zu verbringen, war irgendwie besonders. Ich genoss es sehr. Vielleicht ein wenig zu sehr, denn ich dachte nur an mich. Ich biss meine Zähne zusammen, denn die letzte Antwort wollte mir partout nicht in den Kopf und zur mündlichen Prüfung machte sich das nicht gut. Ich stockte leicht, als meine Erklärung ihr Ende fand und ich das Gefühl hatte, als müsste der Boden sich unter mir auftun und mich verschlingen. Wenn ich jetzt keine 100 % bekam, würde das mir nur eine 2 auf dem Zeugnis bringen. Meine einzige 2, wohlgemerkt. „Äh, ich denke ,das wars.“, wand ich mich, mein Hochdeutsch hatte sich verpufft und zurück kam eine unsichere Schülerin, bei ihrer letzten Prüfung. „Ich danke Ihnen Frau Wagner. Sie können nun das Zimmer verlassen, wir werden Sie dann wieder zu uns rufen.“ Mit klopfenden Herzen stand ich draußen, weder Iphone noch sonst irgendetwas in der Hand, womit ich mich hätte beruhigen können. Eine Klassenkameradin sah mich unsicher an. „War es schwer?“ Denn man sah mich selten so unsicher. „Eigentlich nicht.“, seufzte ich. „Aber ich glaube ich hatte ein Blackout.“ Sie kam mir näher, und legte ihre Hand beruhigend auf meine Schulter. „Als ob Du das nicht schaffen würdest.“ Wir beide kicherten wie aufgedreht. „Ich wünsche dir viel Glück, Sina.“ „Glück ist nur etwas für Looser.“, schmunzelte diese, als sie den anderen Prüfungsraum betrat. Ich lächelte ihr hinterher. Sina war zwar nicht das Ass unserer Schule, aber bekannt für ihre enorme Selbstsicherheit und das zog die Jungs wie Motten an. Zumindest diese, die nach einer Herausforderung suchten. Bei mir war das eher anders, ich war das Mädchen aus gutem Hause, die meisten hatten Respekt vor mir, auch wenn meine Artikulation nicht ganz so gehoben war, wie bei den meisten in den höheren Kreisen, schließlich musste ich mich in der Schule auch anpassen, so waren die meisten Jungen eher zurückhaltende, schüchterne Kerle, oder allgemein die Jungs dachten ich würde jeden Moment zerbrechen. Natürlich gab es auch Contra zu mir, wegen meiner Herkunft, meiner reichen Eltern oder auch weil ich eine Streberin war. Aber wenn ich meine Schulzeit Revue passieren ließ, so war ich doch froh, hier gelernt zu haben, unter ganz normalen Menschen und nicht in irgendeinem Elite Internat. Langsam wurde es echt Sommer, denn ich zupfte an meiner Jeans herum, die sich zu eng an mich schmiegte, da der Schweiß durch die Hitze durch jeder meiner Poren stopfte. Es war unangenehm Schwül und mit dem Handrücken wischte ich den Schweiß von meiner Stirn. Eine Tür wurde geöffnet und ich horchte auf. „Frau Wagner, Sie können nun das Zimmer wieder betreten.“ Mit klopfenden Herzen betrat ich das Zimmer. „Und? Wie ist es gelaufen?“ Anna grinste mich an. Sie trug schwarze Shorts und eine rote Bluse, mit einem tiefen V-Ausschnitt. Ich schmollte wirklich, wahrhaftig und meine Laune war angefressen. Irritiert blickte mich Anna an. „Schief gegangen?“ Und ich nickte bejahend. „Nun dann lass uns gleich ins Auto steigen, wir haben einen Termin.“ Ich horchte auf, denn von einem Termin war mir nichts bekannt. „Wohin fahren wir?“, weg war meine schlechte Laune, denn meine Neugierde siegte. „Zum Tierheim, ich hab dort heute morgen angerufen und wir müssen uns beeilen.“ Meine Augen wurden groß. Wollte Anna sich tatsächlich ein Tier besorgen? Zum knuddeln und liebhaben. Leicht seufzte ich, denn ich mochte Tiere, zumindest ausgewählte. „Weshalb?“, fragte ich grinsend nach, auch wenn meine Frage sinnlos war. „Es ist einsam, so ganz alleine.“ „Aber du hast doch bald mich.“, schmunzelte ich. „Ich denke, Tiere dürften deinen Horizont auch erweitern.“, eröffnete sie mir. Ach ja, Erfahrungen sammeln, aber ich war schon vorher in Zoos gewesen und John hatte mal einen Hund gehabt. „Die Pflege eines Tieres bedarf großer Sorgfalt. Was die Streicheleinheiten anbelangt und-“, sie blickte mir kurz und kühl in die Augen, „deren Erziehung.“ Ihr blick hüllte mich ein, nahm mich gefangen, auch wenn er nur kurz gewesen war. „Du musst dich um sie kümmern, sei es nun Füttern, das Klo säubern oder es mit Liebe überhäufen.“ Ich hing gebannt an ihren Lippen. De Sade viel mir wieder ein. Würde sie auch mich Erziehen wollen? Ich tat den Gedanken als unsinnig ab. „Was möchtest du holen?“ „Eine Katze. Eine hat vor wenigen Wochen Junge bekommen und ich ich werde mir eines aussuchen.“ Ich konnte mir mein Schmunzeln nicht verkneifen. „Ich liebe Katzen.“, grinste ich vor mich hin. „Das weiß ich, deswegen holen wir eine Katze.“ Ich sog die Luft tief und ganz langsam ein. Hatte ich mich eben verhört? Meinte Anna das ernst? Aber weshalb? Mein Herz dröhnte in meiner Brust, warf sich in einem Stakkato hin und her und ließ mich eine kribbelnde Spannung fühlen. Am Tierheim angekommen, wurde wir von einer der Pflegerinnen begrüßt. Sie schien in Eile zu sein und führte uns kurzerhand zu dem Wurf. Die Kätzchen waren gerade so alt, das sie weg gegeben werden konnten und wir waren die ersten, die sich eines aussuchen konnten. Ich streichelte eines ganz besonders, es war sehr still und fiepte leicht während ich es berührte. Sie war eine Trikolore, hatte also 3 verschiedene Farben. Doch Anna lehnte das Kätzchen ab. In der Hand hielt sie ein komplett schwarzes Kätzchen, es wehrte sich, kratze und fauchte und ich blickte sie unsicher an. „Vertrau mir.“, schmunzelte sie mir entgegen und ich legte die Entscheidung in ihre Hände. Anna hatte mich komplett damit überrascht und erst damit, das alles mögliche an Inventar für die Katze im Auto war. „In Ordnung. Wir benötigen nur noch einen Namen für unsere neue Freundin. Um die Untersuchung und den Rest werde ich mich kümmern.“ Ich blickte in ihre grünen Augen, die mich herzlich anstrahlten. Das Kätzchen lag in meiner Hand, ich drückte es sanft an meinen Leib um ihr die fehlende Wärme zu spenden. „Ich bringe dich jetzt zu deinen Eltern und dann kannst du dir in Ruhe einen Namen für sie überlegen.“ Die kleine miaute und ich kicherte. „Mau.“, meinte ich, doch sie schüttelte energisch ihren Kopf. „Sei doch mal kreativ.“ „Wieso? Ist doch ein süßer Name.“, schmunzelte ich. „Gut, dann heißt sie Mau.“ Ich füllte meine Lungen tief mit Luft. „Bitte? Das ist jetzt ein Scherz, oder?“ „Du wolltest sie Mau nennen.“, es klang so kühl, doch ich konnte ihre Mundwinkel zucken sehen. „Du bist so dooooof.“, quängelte ich und die Katze wurde davon angesteckt und maunzte nun ununterbrochen. „Steck Mau bitte in ihr Körbchen, da kann sie sich beruhigen.“ Ich strich noch einmal über das weiche Fell, bevor ich sie vorsichtig in die Decke bettete. „Schlaf gut, Mau.“murmelte ich, während ihr Auto vor meinem Elternhaus parkte. „Sehen wir uns morgen?“, ich wollte Anna und Mau unbedingt wiedersehen. „Erst wenn du mir dein Prüfungsergebnis verrätst.“, ich verzog meinen Mund zu einem schmollen, als sie mich so erpresste. „Nur eine 1 Minus.“, meinte ich kleinlaut. Doch Anna fuhr auf. „Ich dachte du hättest eine 4! Und deswegen machst du so einen aufstand?“ „Psssst.“, machte ich und hielt den Finger vor meine Lippen. „Du verschreckst noch die Katze.“, ich konnte mir mein spöttisches Grinsen nicht verkneifen, während Anna mich streng an sah. „Na warte, du kannst dich noch auf was gefasst machen, wenn wir alleine sind.“, flüsterte sie und ich kicherte sie an. Als ich zuhause ankam, hörte ich da Donnergrollen im Hintergrund und war froh im trockenen zu sein. Es war gegen Einundzwanzig Uhr abends und ich entdeckte 2 weitere paar Schuhe. Meine Mutter rief mich zu sich und ich begab mich in Richtung Küche. Am Küchentisch saß John und seine Mutter Marinka. Während mich die beiden Frauen anstrahlten, blickte John wütend und auch bedrückt. Das alarmierte sofort die Alarmglocken in mir. Ich begrüßte beide und setzte mich neben John. Der nahm sofort meine Hände, in die seinen und blickte mich finster und auch irgendwie entschuldigend an. Marinka begann zu sprechen:. „Da du dich so gegen Cambridge sträubst, haben wir uns etwas besseres für dich einfallen lassen.“ Boshaftes Miststück, schoss es mir durch den Kopf, als sich eine Vorahnung in mir breit machte. John dufte Kunst studieren, doch seine Eltern verabscheuten Brotlose Arbeit, Arbeit unter seiner Würde, die ihm einen zweifelhaftem Ruf einbrachte. Ich, die Tochter die anfing aufzubegehren und wir beide, die sich seid Kindesbeinen kannten und einander sehr gerne hatten. „Ich möchte dir gerne deinen Verlobten vorstellen. John von Liebig.“ Es verlief alles wie in Zeitlupe. Erst der Schock, die Ruhe, das Lächeln der beiden Mütter, welche zu einer außerordentlich guten Einigung gekommen waren. Und dann ich. Ich hatte seine Hände gegen den Küchentisch geschleudert. Er war so überrumpelt gewesen, das er sich nicht gewehrt hatte. Wenn seine Hand gebrochen war, so war es meine Schuld, doch ich konnte nichts dagegen machen. John versuchte mich zu beschwichtigen. „Sie finanzieren mir sonst mein Kunststudium nicht weiter. Bitte. Nathalia, ich benötige dich.“ Ich blickte in seine flehenden Augen. Schwäche, schoss es mir durch den Kopf. „Niemals!“, würgte ich ihm entgegen und wand mich um. Doch meine Mutter stellte sich mir in den Weg. „Solltest du es wagen.“, drohte sie mir, doch meine Hand rutschte aus und landete klatschend in ihrem Gesicht. „Niemals!“, schrie ich ihr entgegen und rannte zur Garderobe. Mein Handy, Geldbeute, alles war noch in meiner leichten Strickjacke und ich packte diese, zog meine Schuhe an und öffnete die Tür. Meiner Vater blickte mich an, er war bis auf die Knochen durchnässt und es sah so aus als wäre er hierher gesprintet. „Ich hasse dich!“, spie ich ihm entgegen und floh hinaus in die Nacht. Tränen flossen meinem Gesicht entlang, doch der Regen spülte diese hinfort, nahmen sie mit und auch mein schluchzen verklang im grollen des Donners. Es war so dunkel, der Wind wehte heftig, während ich meiner alten Spur folgte, und Gedankenverloren diesen lief. Meine Kleidung wurde klamm, die Nässe des Unwetters hüllte mich immer mehr ein. Ich zuckte jedes Mal zusammen, als Blitze den Himmel entlang zogen, denn ich fürchtete mich tierisch im Gewitter. Meine Zähne zerbissen das zarte Fleisch meiner Lippen, als ich mir Selbstvorwürfe machte. Was sollte ich nun tun? Mir war so kalt, so innerlich kalt. Ich schluchzte heftig auf und blieb stehen. Grashalme gaben nach, während ich verzweifelt daran zog und in die Hocke ging. Ich war so traurig, so unglaublich. Ich kam mir verraten und missbraucht vor. Mein Handy klingelte und die Mondscheinsonate erklang, doch ich drückte den Teilnehmer weg und stellte das Gerät aus. Mein innerstes zerbarst, denn nie hätte ich es für möglich gehalten, das meine Mutter einmal so weit gehen würde. Verzweifelt lief ich auf Annas Haus zu und drückte ununterbrochen die Klingel. Ihre Stimmer ertönte aus dem Lautsprecher, leicht genervt vom Klingelsturm, den ich verursacht hatte, doch es war mir egal. Alles war mir egal. Ich war so wütend, so verletzt und ich wusste nicht was ich tun sollte. „Komm runter!“, schrie ich in die Sprechanlage. „Nathalia?“, erklang ihre besorgte Stimme. Sonst nannte sie mich Natha, warum nur jetzt nicht? Es war zum verrückt werden! „Verdammt. - Komm runter!“, spie ich nun meine Freundin an. Kein Ton ertönte mehr von ihr, nur das klackende Geräusch, das sie aufgelegt hatte. Die Tür wurde geöffnet und mir blickten zwei unterkühlte, grüne Augen entgegen. Das ließ das Fass zum überlaufen bringen und ich machte Rückzug, bewegte mich weg von ihr. „Was ist los? Weshalb kommst du nicht her? Und du sollst nicht so schreien.“, er Worte waren ruhig und sehr bedacht gesprochen. „Was ist los?“ Sie zog den Schlüssel ihrer Tür ab und kam mir entgegen. Jeden Schritt, den sie näher kam, ging ich zurück. Ich wusste nicht weshalb, nur das ich es einfach tat. „Was soll das werden? Schau dich an. Du bist komplett durchnässt. Das ist gefährlich, wir haben Gewitter.“ ich konnte die Sorge aus ihrer Stimme heraus hören. Irgendwie stachelte mich das an und meine Lippen verzogen sich zu einem höhnischen Grinsen. „Was mit mir los ist?“, meinte ich in einem sehr ruhigen Tonfall. Zumindest noch. „Du willst wissen was mit mir los ist?“, nun nahm meine Stimme einen höhnischen Tonfall an. „Alles ist los! Meine Mutter hat mich verlobt! Mein Jugendfreund, und wohlgemerkt mein einziger Freund bevor du kamst, bettelt mich dazu an, damit er sein scheiss Studium bezahlt bekommt, nur weil er nicht arbeiten kann! Ich soll dafür herhalten? Kein verdammter Wichser hat mich gern! Was nützt es mir bedeutende Eltern zu haben, wenn ich keine Geborgenheit kenne? Fuck you! Ich will endlich Leben! Ich sein! Und aaaaaah!“, ich schrie meinen Zorn heraus, den ganzen Frust, nur leider ließ ich ihn an Anna aus. An der Person, die mich die ganzen letzten Monate beschützt hat, meine Augen zur Gänze öffnete, die mein Herz erwärmte. Ich zog an meinen Haaren und wollte mich selbst beißen als ich Wärme hinter mir wahrnahm. Kräftige Finger zogen mein Kinn nach oben, während sich die andere Hand schmerzhaft in meinen linken Arm bohrten. „Und musst du deswegen die ganze Nachbarschaft zusammen schreien?“, säuselte sie mir gefährlich ins Ohr. „Sei froh das es Gewittert.“ Während ich sie Anfangs noch mit einem wildem Blick bedachte, verrauchte langsam meine Wut unter ihrer Dominanz. Sie fühlte sich weich an und duftete unglaublich nach Rosenblättern. „Ich..“, wollte ansetzten, doch sie ging mir dazwischen. „Leise.“, zischte sie. „Du wolltest es selbst nicht anders. Bleib hier stehen, bis ich dich hole und wage es dich nur irgendwie zu bewegen. Ich hoffe du nutzt die Zeit zum nachdenken.“ Die Wärme verschwand, eine Tür wurde zugeschlagen und ich stand nun zitternd, wie ein Häufchen Elend auf der Straße. Mein Blick war auf die anderen Gebäude gerichtet, denn ihr Haus befand sich genau hinter mir. Warum sollte ich hier stehen bleiben? Was war so falsch daran sich über die fiese Machenschaften der eigenen Familie aufzuregen? Ich war das Opfer! Zeit verrann und mich fröstelte es, als der Regen nun ruhiger war und die Blitze nicht mehr zuckten. Auch meine innere Aufruhr legte sich, was kam war bedauern und tiefe Scham. Ich hatte Fehler begangen. Ich hatte Anna beleidigt, sie als Filter genommen, meinen eigenen Körper gefährdet, als ich so wutentbrannt durch das Unwetter gestapft war. Meiner Lieder wurden schwer und langsam zitterte ich, denn auch die angenehmen Temperaturen konnten nichts gegen die Nässe machen. Ich zuckte zusammen, als sich eine warme Hand auf mein Schlüsselbein legte und dann eine meine Hüfte umfasste. Ich schluchzte, denn ich konnte den Geruch von Rosen wahrnehmen. „Es tut mir leid.“, hauchte ich und zarte Küsse wurden auf meinen Hals gehaucht. Mein nächstes Erzittern kam nicht von der Nässe, sondern der rechten Hand, die tiefer zu meinem Dekolleté strich. „Besser?“, ertönte ihre ruhige Stimme. Und ich nickte. „Ich hatte dir nicht erlaubt dich zu bewegen.“ Ich zuckte zusammen, als sie so dicht an meinem Ohr sprach und es mir einen Schauer durch den Körper jagte. Regen perlte an meiner Haut ab, zog sich ein Rinnsal in meinen Ausschnitt und dieser Spur folgte nun auch ihre Hand. Es schlüpfte durch die Kleidung hinab und ich konnte ihre warme Hut an meinem Busen fühlen. Sofort sandten heiße Schauer durch meinen Körper. „Anna.“, hauchte ich ihr entgegen. „Ich glaube, ich liebe dich.“ Und die anderen Hand, welche sich um meine Hüfte gepackt hatte, änderte die Region, kam bei dem V zwischen meinen Beinen an und und umfasste es fest, durch den Stoff hindurch. Ich keuchte auf, auch wenn sie nichts tat, der Kontrast ihrer warmen Haut und dem Regen ließen mich verrückt werden. Kapitel 4: Luft anhalten.. -------------------------- Es war, als würde die Welt einen Moment still stehen. Ich hielt die Luft an, so gespannt war ich, als würde jeden Moment alles um mich herum zerbarsten. Meine Lippen öffneten sich leicht, Sekunden wurden zu Stunden, als mir schon im nächsten Moment ein Keuchen entwich. „Waa-aas machst du?“, flüsterte ich angsterfüllt, einerseits wollte ich das sie mich berührte, doch gleichzeitig schämte ich mich dafür, solch Gedanken zu haben. Da ich kurz zuvor daran erinnert wurde, das ich nicht die Erlaubnis besaß mich zu rühren, ließ ich meine Hände verkrampft, obwohl es mich so danach verzehrte, mich an ihre Kleidung zu klammern. „Angst?“, ertönte ihre knappe Frage und ich bejahte. Wieder kamen mir die Sekunden vor als wären es Stunden und das plätschern des starken Regens drängte sich in den Vordergrund, ließ die Umgebung wie ein Dröhnen erscheinen. Dunstwölkchen atmete ich aus, denn die Temperatur war weiter herabgesunken. Regelrecht überrascht zuckte ich zusammen, als ich auf einmal warme Finger an meiner rechten Brust bemerkte. Eingeschüchtert riss ich mich wieder zusammen, doch schon wurden mir scharfe Worte ins Ohr gezischt. „Dafür gibt es eine weitere Strafe, glaub ja nicht, ich lasse dir das so einfach durchgehen.“ Ich zitterte leicht, geschockt und ängstlich, doch auch gespannt auf das kommende. Es war eine innerliche Zerrissenheit, die mich in jenem Moment erfasste. „Es tut mir leid, bitte sei mir nicht sauer.“, hauchte ich ihr kurz vor einem Weinkrampf entgegen. Annas Bewegungen hielten inne und sie legte ihren Kopf näher an den meinen, kuschelte sich regelrecht gegen mich. Auch wenn kein Wort fiel, so fühlte ich mich doch nun um einiges sicherer. Es war ein komisches Gefühl und hatte etwas davon, als würden wir nun unsere gegenseitigen Grenzen abstecken. „Ich bin eine Frau, Natha, lass dir das auf der Zunge zergehen. Ich könnte dir nie 'meinen' Schwanz hineinschieben.“ Ihre Zunge leckte meinem Ohr entlang und ein erneutes Schaudern erfasste mich, das ein Finger zart über meine Knospe strich. Ich erröte ob ihrer obszönen Worte. „Das ist mir nicht wichtig.“, gab ich wahrheitsgemäß zurück. „Du bist Jungfrau, mein süßes Kätzchen. Du hast keinerlei Erfahrungen gesammelt und kannst dementsprechend nur aus einem kaum vorhandenen Wissensschatz zurück greifen.“ Ein flaues Gefühl machte sich in meinem Magen breit. Wollte sie mich nicht? Weshalb ihre Worte? „Dann lass sie uns gemeinsam sammeln.“, stammelte ich unsicher. „Ich kann dich aber nicht entjungfern meine Gute, zumindest nicht auf dem herkömmlichen Weg.“ Was sollte das? Wollte Anna mich unbedingt provozieren oder hören das ich doch nicht wollte? Was konnte ich nun mal für meine Gefühle? Ich biss mir hart auf die eigenen Lippen, denn ich mochte es nicht gegen eine Mauer zu rennen. Ich war schließlich auch flexibel, da konnte sie mir ja doch entgegen kommen. „Das ist mir egal, ich will dich.“ Ein gluturales Lachen ertönte und ich schluckte einen harten Kloß herunter. „Ich halte aber nicht viel von Monogamie.“ Ihre Worte versetzten mir einen Schock und Übelkeit stieg in mir auf. Ein Gefühl trat auf, als würde mein Herz brechen. Unsicher befeuchtete ich meine eh schon nassen Lippen, den Regen hatte ich vollkommen vergessen. Eine Minute verging bestimmt und Anna erhob ihre Stimme kein weiteres Mal, ich konnte nur ihren leichten Atem fühlen und die streichelnden Finger an meinem Busen. „Ich will dich trotzdem und Sex ist doch nicht das wichtigste.“ Anna schnaubte hinter meinem Rücken und ich fühlte mich nun endgültig verletzt. „Ich möchte nur das es in deinen verdammten Kopf geht. Wir! Wären ein lesbisches Pärchen, Randgesellschaft, Abschaum. Und als BDSMlerin ist Sex in einer Beziehung wichtiger als in den meisten anderen.“ Tief atmete ich ein, versuchte mich zu beruhigen, zählte bis 10, doch es nützte mir nichts. Ich drehte mich auf der Stelle um, das kam so plötzlich, das ich kurz überrascht angesehen wurde, als ich auch schon spitz entgegnete: „Das ist mir klar!“, ich schrie förmlich. „Die letzten Monate haben mir nun mal gezeigt das ich dich mag und wir können es wenigstens probieren. Scheiss auf den Sex! Dann musst du es mir halt zeigen.“ Mit den Händen wollte ich sie nach hinten Schubsen, doch meine Handgelenke wurden schon umfasst und kurz darauf befand ich mich ganz nahe vor ihrem Gesicht. Ihre Augen blitzten im Licht der Laternen und ein fieses Lächeln hatte sich auf ihre Züge gelegt. „Dein Temperament ist wahrlich eine Überraschung, zumindest wäre es dies zu Anfang gewesen, mein hitziges Kätzchen.“ Wieder baute sich diese Spannung in mir auf und gebannt sah ich in ihre taxierenden Augen, die mich fesselten, mir jeglichen Atem raubten und mein Herz endlos schlagen ließen. „Was machst du mit mir?“ Ich zitterte, ich wollte dass das anspannende Gefühl in mir aufhörte, welches mich schwach machte und meine Knie wie Wackelpudding anfühlen ließ. „Welches denn?“ Annas Lippen waren meinen gefährlich nahe, am liebsten hätte ich diese geküsst, ich wollte es so sehr, mich diesen Gefühlen hingeben, doch angst schnürte mich ab. „Diese Enge in mir, je mehr es wird, desto größer ist das Gefühl, als würde mir schlecht werden. Anna?“ Hatte ich auf einen beruhigenden Blick gewartet, so wurde ich enttäuscht, denn das schien ihr zu gefallen. „Vielleicht sollte ich dann endlich nachgeben und dich erlösen?“ „Was?“, kam meine Stimme schrill. Ihre Hände umfassten mich stärker, ich keuchte, der Druck, der Schmerz war kaum aushaltbar, hatte aber überraschenderweise etwas angenehmes an sich. Ich mochte es nicht zugeben, doch schon dieser leichte Schmerz, gefiel mir. Mehr als ich es wohl je eingestehen würde. „Anna.“, keuchte ich, als ihre Lippen meiner Haut am Hals entlang fuhren, es mich schauderte. „Was ist das?“, hauchte ich, denn es war tausendmal besser als in den Mangas, detaillierter, es machte mich verrückt, ließ alles vergessen und ließ mich wohl mehr wollen. So ganz war ich mir da noch nicht sicher. Ich sollte mich nun zusammen reißen, denn bisher hatte ich nur gejammert, ließ den Angriff ihrer Lippen über mich ergehen, ohne ein Wort zu sagen, kämpfte allerdings auch gegen jedweilige Laute an. Ihre Hände griffen wieder in mein Shirt, streichelten meinen nicht ganz so flachen Bauch, wofür ich mich leicht schämte. Jetzt kämpfte ich schon mit dreierlei Gefühlen, Erregung, Schmerz und Scham. Kurz darauf hauchte ich ein Stöhnen, als ihre beiden Hände den Weg nach oben gefunden hatten und mein Shirt nach hoch gedrückten, ihre Hände meine Oberweite massierten. „Sollten wir nicht rein gehen? Was ist wenn wir erwischt werden und es regnet immer noch.“ Ein feines Nieseln war dem Regen gewichen, wenn ich schätzen sollte, so waren es etwa noch 20 Grad und wieder erschauderte ich, als das kühlere Nass nun meinen Oberkörper benetzte, der einzig und allein noch einen BH beherbergte, gut ich korrigiere, nicht mehr. Ihre feuchten, warmen Hände schlängelten sich nach oben, massierten mich und ich wusste nicht ob ich vor Erregung, Überspanntheit oder Scham zergehen sollte. „Bitte, wir werden noch erwischt.“, fast ein jammern. „Dafür stehen diese aber super, mein Kätzchen.“ Ihre Fingernägel zogen meine Spitzen nach vorne, massierten diese, ich stöhnte, drückte mich ihrem Körper entgegen. Angst und Erregung beherrschte mich nun gleichermaßen. Dann spürte ich es und drückte automatisch meine Beine zusammen. Dieses Gefühl war mir so peinlich, so schamhaft, das es mich erregte in der Öffentlichkeit mit jemanden sexuelle Handlungen zu begehen. „Wieso kneifst du deine Beine zusammen?“, ertönte ihre ruhige Stimme an meinem Ohr, kurz darauf biss sie in mein Ohrläppchen und ein leichtes Schluchzen stieg meiner Kehle auf. „Was ist los? Sag es mir, Nathalia.“ Langsam wusste ich um ihren Gebrauch meines Namen oder Spitznamen. „Ich bin feucht.“, flüsterte ich. Diese Worte auszusprechen, kostete mich eine große Überwindung. „Beschreibe es mir.“ Ihre Aufforderung, überforderte mich fast. Wie konnte ich es am besten Beschreiben und weshalb sollte ich so etwas Schamhaftes erzählen? So suchte ich kurzerhand nach Worten, bevor ich mich daran wagte. Währenddessen spürte ich ihren Atem an meinem Ohr, was mir ein kribbeln besorgte und ihre Hände an meinen Nippeln. „Es pulsiert regelrecht.“, ich hatte das Gefühl, als ob ich die Worte immer mehr hauchte. „Vorne kribbelt es, zieht sich weiter und dann spüre ich wie ich feucht bin, immer feuchter werde, es ist unangenehm und gleichzeitig erregend.“ „Hmm.“, erklang ihre Antwort, was mich leicht zum Verzweifeln brachte, da sie bisher kaum gesprochen hatte. „Fühlt es sich an, als Würde die Feuchtigkeit deinen Beinen herab wandern, deine 'Lippen' erhitzen und dich ungemein, - heiß machen?“, die letzten Worte hatte sie mir ins Ohr gekeucht und ich starb fast. Der Regen wurde wieder stärker, meine Kleidung, sowie wohl auch ihre, war klamm und ich drängte mich an sie. Ich fühlte mich irgendwie hilflos, ein wenig, anders, verwirrt und verdammt erregt, dieses drängende Gefühl in mir wollte einfach nicht verschwinden. Kurz darauf wurde mir ein Kuss auf die Wange gehaucht, bis ihre Finger meine Hose fanden, kurz inne hielten, die zarte Haut liebkosten.. Zähne griffen meinen Nacken an, stachen in diesen, verbissen sich, ließen mich keuchen, ich hielt meinen Mund zu, doch gewaltsam löste sie die Hand. „Genieß es.“ Sie drang in in mich vor, Wortwörtlich, nahm meine Feuchtigkeit zur Kenntnis, bespielte damit meine Perle, sodass ich stöhnte, mich gegen sie wand, während ihre Finger mich immer mehr bearbeiteten, sodass ich regelrecht den Verstand verlor. Mein Kopf wanderte hin und her, es war als würde flüssige Lava freigelassen, die meine innere Spannung noch weiter steigen ließ. „Nein hör bitte auf. Ich halt das nicht mehr aus.“, jammerte ich. Und unerbittlicher fuhr sie fort. Ich stürzte zu Boden, nahm Anna mit mir, kniete auf allen vieren, während ich eine warme Zunge und unermüdliche Finger an mir spürte und würde es nicht so regnen wie jetzt, hätte man mich bestimmt schreien gehört. Wasser plätscherte, ich seufzte und genoss die warme Nässe in der Badewanne. Die Augen geschlossen, lauschte ich den sanften Worten Annas, die sich in ein Handtuch gewickelt hatte und nun neben mir, auf den Fließe saß. „Ich mag den Regen, für mich hat er etwas erregendes.“ Meine Lippen hoben sich und ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Ich habs gemerkt.“ Ein Lid öffnete sich leicht, ich blickte sie von der Seite an, während ich ein strahlendes Lächeln geschenkt bekam. „Jeder hat seine Ecken und Kanten und ich habe nun einmal ein Wasser – Schrägstrich - Regen Fetisch.“ Kurz überlegte ich. „Fetisch? Inwiefern ist das gemeint?“ Nun war es an ihr, sich ein kichern zu verkneifen. „Ich habe eine Vorliebe dafür. Es gibt ganz viele verschiedene Fetische. Ich glaube Bondage, also Fesselung sollte dabei die häufigste sein.“ Das machte mich nun neugierig und ich begab mich zum Wannenrand, lehnte mich darüber und sah Anna fragend an. „Fesselung? Wie macht ihr das denn?“ Ihr Zeigefinger stupste meine Nase an, während sie mir wieder eines ihrer umwerfenden Lächeln zuwarf. „Interessiert?“ „Es ist neu und alles neues interessiert mich.“ Sie schien kurz zu überlegen. „Also am einfachsten und bekanntesten ist die Fesselung der Hände. Die Person ist dann der anderen in etwa ausgeliefert, aber das kann alles gesteigert werden, indem man die Füße beispielsweise dazu nimmt.“ Ich ließ das gesagte kurz auf mich wirken, aber irgendwie verstand ich den Sinn nicht dahinter. „Und wieso lässt man das mit sich machen? Ich weiß nicht ob mir das so gefallen würde. Dann kann ich mich ja gar nicht wehren.“ Anna erhob sich, öffnete die Tür und hob das scharrende Kätzchen auf die Arme. Die Kleine schnurrte sofort und für einen Moment vergaß ich die Frage und beobachtete unseren kleinen, schwarzen Panther. Ihre Hände strichen das glatte, weiche Fell und auch sie schien sich für den Moment auf die Katze zu konzentrieren. „Ich glaube wir haben Mau geweckt.“ Mit einem gähnen verließ sie das Bad und ließ mich mit brennenden Fragen zurück. Kurz darauf trocknete ich mich ab, spülte die Badewanne aus und zog die Pantys und das dazugehörige Top an, welches sie mir beiseite gelegt hatte. In der Küche sah ich auf die Uhr und der Schock traf mich. Es war schon weit nach Mitternacht und ein Gefühl des Unwohlseins erfüllt mich, als ich auch schon Richtung Wohnzimmer ging und nach meinem Handy griff. Ich hatte 2 Nachrichten und 10 verpasste Anrufe. Anna sah vom Sofa auf, während sie noch immer die schnurrende Katze liebkoste. „Deine Mutter wieder?“ „Hmm.“, murrte ich und tippte in Windeseile eine SMS. „Mein Vater auch, er hat sich bei mir entschuldigt und bittet mich nach Hause zu kommen.“ Plötzlich sah ich ihren schlanken Hals vor mir und sah hinauf. „Ruf ihn besser an und sag dann das du bei mir bleibst.“ „Darf ich das?“, ich würde mich so riesig freuen. Ihr Blick sprach tausend Worte. Also verwarf ich die Nachricht, tippte auf die Nummer und rief meinen Vater an. Mit klopfendem Herzen wartete ich das Klingeln ab. Meiner Mutter ging ran. „Gib mir bitte Papa.“ Ich schüttelte meinen Kopf und Anna sah mich skeptisch an. „Ich möchte aber nicht mit dir reden, sondern mit Papa.“ Ich verkniff meine Lippen und hätte am liebsten los gebrüllt. Nach gefühlten Jahren, konnte ich sie endlich umstimmen mir meinen Vater zu geben und wieder klopfte mein Herz lautstark. Etwas wackelig setzte ich mich auf die Couch und kuschelte mit der Katze und Anna. „Nathalia?“ „Papa.“ Ich bemühte mich um eine feste Stimme und es dauerte, bis auch Papa sich anscheinend gefasst hatte. „Ich wusste nicht was deine Mutter sich da in den Kopf gesetzt hatte, aber ich habe mit ihr geredet und ich denke sie wird ihren Plan bald aufgeben.“ Jetzt war es an mir zu warten. „Und was ist mit ihm? Marinka wird ihm das Studium verweigern.“ Ja er war ein Arsch, aber auch nur der Willkürlichkeit seiner Mutter ausgesetzt. Ein tiefes Seufzen war zu vernehmen und ich hatte fast schon Mitleid mit den Männern des Hauses, die Tyrannei der Frauen musste ein Ende haben. „Ich werde mit ihnen reden, vielleicht kann ich da etwas machen. Aber, es wäre schön wenn du wieder nach Hause kommen würdest.“ „Weshalb? Damit ihr wieder über mich bestimmen könnt und mein Leben zerstört.“, erklang meine schnippische Antwort. Ich konnte hören, wie er sehr tief durchatmete. „Ich bin dein Vater. Dein Wohl liegt mir am Herzen, also erzähl keinen Unsinn.“ Er verstand mich einfach nicht und eine Träne schlich sich ganz gemein meiner Wange herab. Annas blick lag die ganze Zeit auf mir und ich erntete einen zarten Kuss auf die Stirn. „Dann red mit Mama. Frag sie, weshalb sie so gemeine Dinge mit mir anstellt, sagt das ich nur Schande über sie Familie brächte, obwohl ich nichts schlimmes anstelle.“ Ich schluchzte leicht, kämpfte aber mühselig dagegen an. „Lass uns das nicht am Telefon klären. Außerdem... weshalb hast du mir nie etwas erzählt?“ Ich stockte, vielleicht hätte es doch etwas gebracht mit ihm zu reden. „Lass uns morgen reden. Ich übernachte heute woanders und komme dann Abends wieder. Tschüss.“ Ich wollte schon auflegen, da ertönte das ich warten sollte. „Wo bist du?“, seine Stimme klang misstrauisch. Eigentlich bin ich ja 18, aber war wohl egal. „Bei meiner Freundin.“ Die Doppeldeutigkeit würde er bestimmt nicht verstehen. Wieder herrschte Stille, als ich wartete. „Gut. Dann bis morgen Abend.“ Er legte sofort auf und ich lehnte mich aufatmend zurück. Das Handy hielt ich an mein klopfendes Herz, während ich mich beruhigte. Anna nahm meine Hand. „Lass uns ins Bett gehen und noch ein wenig Fernsehen schauen.“ Ich nickte, gab meiner Katze noch einen Kuss ins Fell, bevor wir sie auf ihre Katzendecke, auf dem Sofa legten und ins Schlafzimmer gingen. Sie schaltete den Fernsehen an und ich legte mich auf den Rücken, mit dem Kopf zum Fernseher. „Du wirst nichts sehen.“, erklangen ihre leicht fragenden Worte. Ich betrachtete ihre Bücher, verwinkelte meine Beine und ließ alles auf ich wirken. Wie viel hatte sich doch in den letzten Monaten verändert, es war wunderbar, der Freiheit so nah zu sein und doch verschüchterte mich das ganze noch immer. „Anna?“ „Hmm?“ „Ich hab dich echt voll lieb.“, ich sah nicht zu ihr herüber und hörte nur das rascheln, als sie sich auf dem Bett ausstreckte und sogar neben mich kam. Ihre Finger strichen über mein Schlüsselbein und weiche Lippen hauchten einen zarten Kuss auf die meinen. „Ich hab deine Liebeserklärung vorhin schon mitbekommen.“ Das war so Schamhaft. Ihre Lippen waren so zart, nahmen mich gefangen, ließen mich den Moment vergessen, ein kribbeln breitete sich wieder in mir aus und das Wort Bondage erschien immer wieder in meinen Gedanken, neben den Gedanken, weshalb sie mir nicht auch sagte, das sie mich liebte. Tat sie das nicht? „Lass uns schlafen gehen.“ Entgeistert blickte ich ihr nach. Ich wich ihrem Blick nicht aus und daraufhin seufzte Anna, lehnte sich wieder zurück und nahm mein Gesicht in ihre Hände, mit hinterher. Sie sah mich so verschmilzt an. „Unsicher, meine süße Katze?“ Wieso nannte sie mich Katze? Und ja, das bin ich immer und – äh- wie meinte sie das? Ich sah ihr Gesicht näher kommen, konnte mich aber nicht rühren, da ich fest in ihrem Griff war und ergab mich nur ihrem Kuss. Er schmeckte so weich, süß, nahm dann aber eine andere Farbe an, würde etwas düster, schneller, ihre Zähne bissen auf mein Fleisch, bevor ihre Zunge mich liebkoste. „Liebesworte sind schnell daher gesagt.“ Ich lauschte gespannt. „Ich habe dich sehr lieb mein Kätzchen, aber für die magischen drei Worte, fühle ich mich noch nicht bereit.“ Ich musste es so hinnehmen, doch mein Blick bekam etwas drückendes. Eine Hand fuhr meinem Kopf entlang, nahm meine Haare und zog leicht an ihnen, sodass ich nachgeben musste. Ihre Augen sahen mich so intensiv an, das ich schluckte und mein Herz anfing zu rasen. „Gib mir Zeit, lass unserer Beziehung Zeit, dir, lass erst die Probleme beseitigen.“ Ich wurde in den Arm genommen, schmiegte mich ganz nah an sie und sog ihren Duft wie eine Droge ein. „Ja.“, hauchte ich und irgendwie war mein Körper wieder erwacht, das Gefühl war wunderbar. Anna ging auf Toilette und ich sah ihr hinterher, dem perfektem Po, den ich mir ab und an wünschte, die langen Beine und plötzlich fand ich sie mehr als hübsch. Sie war sexy, aufregend, anders und ich wollte sie küssen, wieder und wieder und endlich auch perverse Dinge mit ihr anstellen. Beschämt nahm ich ein Kissen und drückte es auf mein Gesicht. Was für Gedanken, doch sie ließen mich kochen. „Alles in Ordnung?“ Ihre Hand strich über meinen Bauch und ich erschauderte. Das Kissen wurde weggenommen und zwei grüne Augen sahen mich spöttisch an. „Bondage.“, entschlüpfte es mir und sofort hielt die Hände über mein Gesicht. „Was ist damit?“ Anna schien kurz zu überlegen und ich zog einen Finger beiseite, sah sie an. „Willst du es probieren? Aber dann nicht heute. Du hast heut wirklich viel durchgemacht und ne Mütze voll Schlaf würde dir gut tun.“ Ich verzog meine Lippen zu einem schmollen. „Ich weiß nicht, aber irgendwie bin ich neugierig darauf.“ „Das ich die Hände fessel, die Füße oder deinen gesamten Körper zu einem Kunstwerk mache?“ Neugierde stahl sich wieder in meinen Blick, aber auch Angst vor dem Unbekannten und ein gewisses Gefühl der Spannung setzte wieder ein. „Kunstwerk?“ „Nicht heute. Aber ich hätte da andere Ideen. Steh bitte auf.“ Unsicher erhob ich mich, sah Anna wartend an. „Wir werden jetzt ein wenig spielen. Ich möchte das du dabei meinen Anweisungen folgst, andernfalls wird das eine Strafe nach sich ziehen. Natürlich kannst du auch sagen, wenn dir etwas überhaupt nicht gefällt, hierbei nehmen wie ein Ampelsystem. Grün heißt ok, gelb ist Vorsicht und Rot heißt stopp. Ist das ok?“ Ich nickte. „Was heißt spielen?“ „Das nennt man so, aber wir werden nicht richtig spielen, ich werde dir nur ein wenig zeigen.“ Mir war so egal ob wir nicht richtig spielen würden, Hauptsache sie befriedigte meine Neugierde. Ich wartete, wie es schien mehrere Minuten, ließ mich von der Werbung ablenken, als sie mit einem Seil wieder kam. Ein Baumarktseil? „Ich dachte man benutzt so etwas wie Handschellen?“ „Das kann man, aber ich bevorzuge ein handelsübliches Bondage Seil.“ Ein wenig irritiert betrachtete ich es, blieb aber gehorsam stehen, als sie auch schon meine Hände nach hinten nahm, und diese verknotete. Auch kniete ich mich zum Boden, in freudiger Erwartung, was nun geschehen sollte. Immer wieder fragte sie mich ob es zu straff sei, doch es war irgendwie angenehm. Sie legte meinen Kopf nach hinten, bog meinen Körper weiter nach, zog leicht an meinen Haaren und ich fühlte wie auch diese verbunden wurden und zum Schluss kamen meine Füße. Die ganze Zeit über hatte ich meine Augen geschlossen und blickte Anna nun etwas fragend an. Es war ein komisches Gefühl, so ungelenk wie ich war, in die unbequeme Position gebracht worden zu sein. Bald schon fühlte ich meinen Körper mehr als je zuvor, doch der Blick nach oben, in ihr strenges, doch lächelndes Gefühl ließ mein Herz flattern. „Wie fühlt es sich an?“ „Ungewohnt, aber irgendwie toll.“ Ich lächelte und wieder begaben sich ihre Hände auf Wanderschaft, während ich dieses Mal außerstande war, mich irgendwie zu bewegen, außer ich würde das Konstrukt irgendwie zerstören, doch das wollte ich nicht und nun fühlte ich es, das Gefühl des ausgeliefert sein. Es war schön. Zumindest bei ihr. „Und was machen wir jetzt? Machst du mich wieder frei?“ „Nein.“ „Äh?“ Ihr Blick bekam etwas diabolisches. Anna hockte sich hin, stupste meinen Kopf an, und ich kicherte verunsichert. Finger wanderten tiefer, über mein Schlüsselbein, meine Härchen stellten sich auf, gingen über Hügel, verweilten an den Spitzen, umkreisten diese, als ich ihren Mund spürte. Sie saugte diese durch das Top und ich erzitterte, keuchte auf. Zähne knabberten erst, bevor sie zubiss und ich aufstöhnte, so laut wie ich nie für möglich gehalten hätte. Ich atmete schwer ein und aus, das hatte sich so...unbeschreiblich angefühlt. Anna schien derweil erstaunt zu sein, biss nochmal hinein und wieder keuchte ich auf, ich fühlte wie sich wieder die verräterische Feuchte ausbreitete. Das alles, diese demütigende Position, das gefangene und die Schmerzen waren irgendwie befreiend. Als ob sie nochmal auf Nummer sicher gehen wollte, biss sie stärker in die Warze, sodass ich jammerte, aber von unbekannter Erregung. Ihre Lippen folgten der Spur nach oben, hielten an meinem Hals inne, bevor sie mich auch da die Zähne spüren ließ, wieder zart, wie ein scharen, dann kräftig zubiss, als wollte sie mich zerreißen. Ich stöhnte unentwegt, würde ich dies logisch erklären, so waren wohl die Endorphine daran Schuld. „Du bist sehr empfindlich.“, nuschelte sie an meinem Hals, umarmte mich, Fingerkuppen strichen meinem Rücken entlang ,bevor Fingernägel meine Haut ritzten. Es war wie im Himmel. Wundervoll. „Ist das normal?“, fragte ich zwischen zwei Atemzügen. „Ja und nein mein Schatz.“ Sie schien sich ehrlich zu freuen. Kurz trauerte ich der Wärme hinterher, als sie von mir Abstand nahm, meine Beine auseinander zog und mich frech angrinste. Ich fühlte wie sich eine Hand auf mein Dreieck legte, dann der Panty beiseite geschoben wurde und ein Finger zwischen meine feuchten Beine begab, eine Spur von oben nach unten zog, an der Perle verweilte und mich teilte. Erregung und große Scham gingen den Weg gemeinsam und in dieser Nacht, lernte sie mich, meinen Körper besser kennen. Kapitel 5: Andere Empfindungen.. [Extra] ---------------------------------------- Wind umspielte sanft kurzes, blondes Haar, während die Lichter der Laternen einen zwielichtigen Schimmer auf die Konturen der jungen Frau brachten. Ihr Blick war ernst und nachdenklich auf die Straße gerichtete, während allerlei Fragen und Möglichkeiten gewälzt wurden. Einen seufzen entwich ihr und sich begab sich zurück, zum Bett ihres Kätzchens, ihres neuen Schatzes, dem sie eine braune Locke aus dem Gesicht strich. Ihre Hände verblieben kurz über der weichen Haut, bevor sie sich herunter beugte und einen sanften Kuss auf die Wange gab. Ein kurzes Murmeln war ihre Antwort und ein melancholisches Lächeln zierte die Lippen Annas. Der Fernseher wurde ausgeschaltet, das süße Mädchen zugedeckt, ein Telefon wurde geschnappt, während sie weit nach Zwei Uhr, sich einen Saft eingoss und eine Nummer wählte. Nach etwa 3 Rufzeichen meldete sich eine angenehme Männerstimme zu Wort. „Es wird etwas ernstes, sag bitte meinem Sklaven das unsere Spielerei von nun an ein Ende hat.“ Am Ende der Leitung wurde geschwiegen. „Kannst du ihm das nicht selbst sagen?“ „Ich denke es ist besser so, andernfalls würde es ihm noch schwerer fallen mich los zulassen.“ Wieder trat Schweigen ein. „Es tat gut dich bei uns zu haben.“ Anna kicherte, lehnte sich an die Theke und sah durchs Küchenfenster hinaus in ihren Garten. „Ich werde schon wieder kommen, aber erst einmal muss ich mich wichtigerem widmen und in dieser Zeit wird er eine neue Herrin gefunden haben.“ Die Männerstimmer brummte und stimmte der Argumentation zu. „Lass dich bald blicken, wir erwarten schon sehnsüchtig dein Kätzchen.“ Das Handy wurde mit beiden Händen umfasst, während Anna ihre Augen schloss und ein seliges Lächeln sich auf sie legte. „Das wird dauern, aber wenn es soweit ist, werde ich sie euch vorstellen.“ „Pass auf dich auf.“ „Das werde ich. Machs gut, Jens.“ Anna legte legte das Handy beiseite, warf noch einen verträumten Blick auf ihren nachtumwobenen Garten, bevor sie ins Wohnzimmer ging, einige Papiere bereit legte und schlussendlich auch ihr Bett fand. Erst zögerte sie, doch ihre Kleine entwickelte langsam Katzenartige Allüren, kuschelte sich unbewusst an sie und nur zu gerne, nahm sie ihr Kätzchen in die Arme. Der Duft von tausend Träumen wurde inhaliert, für sie roch es nach Lilien und mit einem glücklichen Lächeln schlief sie auch ein. Am Morgen darauf stand Anna schon früh auf, auch wenn sie heute frei hatte und ihre Angestellte den Laden übernahm, so war das allmorgendliche Ritual schon fest in ihr programmiert. Natha ließ sie schlafen, nach dem ganzen Prüfungsstress hatte diese ein wenig Ruhe verdient. Sie schnappte sich gerade die Autoschlüssel, als ein verschlafenes Etwas sie schmollend an sah. „Wo willst du hin?“ Ihr Lippen bebten leicht. Der Schlüssel wurde einmal in die Luft geworfen und selbstsicher wieder gefangen. „Ich geh einkaufen. Sorg du lieber dafür wach zu werden und gib Mau gleich frisches Wasser. Ach ja, ich hab vorhin noch einen Wackelpudding gemacht, du könntest noch eine Vanille Soße kochen.“ Anna umfasste den kurvigen, doch nicht über massigen Körper der anderen Frau, zog ihn an sich und umarmte sie lange, dabei legte sich der Kopf mit den braunen Locken ganz friedlich an ihren Hals. „Wird gemacht.“, ertönte das Gähn - Wort Gemisch und sie schlüpfte nach unten in die Garage, zu ihrem roten Liebling. Im Auto hielt Anna inne, sah aus ihrer Garage hinaus, auf den kaum vorhandenen Verkehr und ihr Kopf lehnte sich gegen das Lenkrad. Hände strichen über das Armaturenbrett des Beifahrers, denn auch wenn sie es nicht verraten hatte, so sehnte sie sich selbst jetzt schon nach ihrer – Freundin. „Komm her Mau.“ Die entzückende, aber nicht quietschig klingende Stimme Nathalias erklang und ließ Anna die Kiste mit Nahrungsmitteln abstellen. Verdutzt besah die das Schauspiel, welches sich vor ihrer Nase abspielte. Ein Kichern, eine Pfote und zwei Finger, befingerten abwechselnd das wackelnde Ungetüm, welches instabil hin und her wankte. Hätte es sich hierbei um eine Wildfremde gehandelt, so hätte Anna sie der Therapie verwiesen, aber bei Natha verhielt sich das etwas anders. Selbst kleinere Spielereien schienen ihr verwehrt gewesen zu sein, denn so wie sie damit rumspielte, bekam sie etwas so unschuldig kindliches, das ihr Wunsch sich bestärkte, sie endlich aus der Tyrannei der Familie zu befreien. Anna musste behutsam umgehen, langsam das Selbstbewusstsein stärken und sie nicht überfordern. Schon der leichte Bondage Ausflug schien ihr mehr zugesetzt zu haben, als sie es sich eingestehen wollte. Auch wenn ihr Körper so empfindsam und positiv reagierte, waren die Eindrücke der letzten Monate, enorm gewesen. Plötzlich drehte sie sich um, bemerkte Anna und bastelte wieder ihren Kokon um sich herum, wartete auf Strafe. Anna jedoch begab sich mit einem ruhigen Lächeln auf das nunmehr Mädchen zu, gab eine kleines Küsschen auf die Wange und sah sie verschmitzt an. „Hilfst du mir?“ Sie schien sich über die alltägliche Aufgabe zu freuen und machte sich sogleich ans heraus packen der Waren. Nein, vorerst würden die beiden, was zumindest das sexuelle anbelangte, auf die Warteschleife gesetzt werden, denn Anna war nun mal hart und anspruchsvoll, doch so würde sie den Schatz in ihren Händen nur zerstören. Still räumten beide alles weg und Anna nahm sich die Zutaten von heute, begann das Gemüse zu schnippeln. „Was machst du heute?“, sie klang ehrlich interessiert. „Einen Gemüseeintopf, aber ich bin mir nicht sicher ob der so gelingt wie ich das möchte.“ Kochen zählte nicht zu Annas stärken, leider. „Dann lass mich das doch machen. Musst du nicht Papierkram erledigen?“ Sie sah hinab, direkt in stahlblaue Augen. „Kannst du kochen?“ Ein Finger bohrte sich in ihre rechte Seite, während sich ein gespielt überhebliches Lächeln auf dem Gesicht Nathas zeigte. „Natürlich.“ „Gut, dann lass ich dir freie Hand, aber Pass auf das keine Katzenhaare ins Essen kommen.“ Sie drehte sich um, als sich schon ein warmer Körper um sie legte. „Darf ich hier bleiben? Wirklich?“ Sie griff die verkrampften Hände auf, strich den Handflächen entlang und ließ sich mit ihrer Antwort Zeit. „Natürlich. Sonst hätte ich es dir nicht angeboten.“ Ihre Arme legten sich über die von Natha, drückten sie noch einmal an sich heran, bevor sie ihr das Kochen überließ. Die Papiere vor sich, ging sie genauestens durch, denn Natha war Volljährig und konnte so nicht an einem Auszug gehindert werden. Außer sie würden ihr eigenes Kind für Geschäftsunfähig und so weiter erklären und so die Vormundschaft wieder übernehmen. Anna knabberte am Stift. Der Mutter wäre dies durchaus zuzutrauen und sie mochte keine Fehler bezüglich Nathalia eingehen, das Mädchen war so schon verstört genug. Anna hielt inne. Selbst wenn es rechtlich in Ordnung wäre, so machte sie sich keine falschen Hoffnungen. Konnte ihr Kätzchen damit umgehen? Und wenn ihr Vater sie enterbte? Ein seufzen erklang und alles stellte sich noch viel komplizierter heraus, als es erst aussah. Doch das war es Wert, nur sie. Meine, auf ewig soll sie sein, ich lass dich nicht mehr allein, schließe meine Arme um dich, das du liebst nur noch mich. Anna legte den Zettel beiseite, nein, nahm ihn wieder an sich, ging zum Schrank neben dem Flachbildschirm und nahm einen Ordner mit Rechnungen heraus. Sorgsam verstaute sie das soeben geschriebene Gedicht, darauf bedacht, das es niemand zwischen all den Rechnungen finden würde. Es war viele Jahre her, das jemand je ihr Herz so erobert hatte, ein Sturm in ihrem innersten entfachte. Den Unfall ihres Vaters, dem sie nicht so recht glaubte, hatte sie fast vergessen,so sehr war sie beansprucht worden. Nathalia. „Anna?“ Aus ihren Gedanken gerissen, betrachtete sie zerstreut ihre Kleine, die in der Hand ein Buch hielt. Sie schien sich ernsthaft zu sorgen, zumindest sprach der Blick tausend Bände. „Was gibt es? Bist du schon mit dem Essen fertig?“ Sie nickte und schien nicht recht zu begreifen und auch Anna stutzte nun. „Alles in Ordnung?“ „Das sollte ich vielleicht dich fragen, du wirkst so, - zerstreut und hast mich nach dreimal Rufen erst gehört.“ Anna blickte sich um,sah auf die Uhr. 30 Minuten. Es war, als wären es nur 5Minuten gewesen, so sehr war sie in Gedanken gewesen, hatte sogar ein Gedicht geschrieben, dabei hatte sie die Literatur aufgegeben. „Es kocht alles und ich bin nun fertig.“ Die blauen Augen musterten den Papierhaufen auf dem Tisch, als sie auch schon dem entgegen steuerte. „Lass nur, ich werde das weg räumen. Welches Buch hältst du da eigentlich in der Hand?“ Ihre Hände griffen nach dem Papier, stapelten es und sie legte es beiseite. Nathalia schien mit einer eher zerstreuten, in sich gekehrten Anna ihre Probleme zu haben,vorerst. „Ich hab deine Gedichtsammlung gefunden und eines davon, ist mein Lieblingsgedicht.“ Ein strahlen zierte wieder die unschuldig-anrüchigen Lippen. Anna setzte sich, verschränkte die Beine und lächelte ihr auffordernd zu. „Soll ich vorlesen?“ „Das kannst du gerne, ich hab nicht alle gelesen.“ „Oooh, wie konntest du dir das nur entgehen lassen? Das musst du unbedingt nachholen, aber dann kann ich gleich damit beginnen.“ Sie lachte leicht, und nun konnte sie wieder den schelmischen Unterton heraushören. Es besserte sich. Nathalia entwickelte langsam ihre eigenen Persönlichkeit, ohne sich groß einschränken zu lassen, ihr Kokon fiel nach und nach. „Dann fang an, ich bin ganz gespannt.“ Nathalia sah Anna an, blickte ihr tief in die Augen,bevor sie einige Schritte nach vorne ging,sich beugte und einen unschuldigen Kuss auf die Lippen ihrer Freundin hauchte. „Johann Wolfgang von Goethe. Elgie. Und wenn der Mensch in seiner Qual verstummt. Gab mir ein Gott zu sagen, was ich leide." Nathalias Stimme ertönte, rein, klar und ausdrucksstark. Während sie die Strophen langsam erklomm, pochte Annas Herz immer eine Oktave höher. Es war ihr beider Lieblingsgedicht. “Was soll ich nun vom Wiedersehen hoffen, Von dieses Tages noch geschloßner Blüte? Das Paradies, die Hölle steht dir offen; Wie wankelsinnig regt sich's im Gemüte! - Kein Zweifeln mehr! Sie tritt ans Himmelstor, Zu ihren Armen hebt sie dich empor. „ Annas Augen blickten auf die friedliche Gestalt, deren Lippen sich zu einem sanften Lächeln verzogen hatten, während braune Löckchen sich um den Hals kringelten und ihr etwas engelhaftes gaben. Ihr Engel. "So warst du denn im Paradies empfangen, Als wärst du wert des ewig schönen Lebens; Dir blieb kein Wunsch, kein Hoffen, kein Verlangen, Hier war das Ziel des innigsten Bestrebens, Und in dem Anschaun dieses einzig Schönen Versiegte gleich der Quell sehnsüchtiger Tränen." Anna hing an den rosafarbenen Lippen, der Text war fast nur noch zierte. “ Wie regte nicht der Tag die raschen Flügel, Schien die Minuten vor sich her zu treiben! Der Abendkuß, ein treu verbindlich Siegel: So wird es auch der nächsten Sonne bleiben. Die Stunden glichen sich in zartem Wandern Wie Schwestern zwar, doch keine ganz den andern.“ Durch das offene Fester drang der Wind, tanzte mit den Haaren der Erzählerin einen träumerischen Tanz. “Der Kuß, der letzte, grausam süß, zerschneidend Ein herrliches Geflecht verschlungner Minnen. Nun eilt, nun stockt der Fuß, die Schwelle meidend, Als trieb' ein Cherub flammend ihn von hinnen; Das Auge starrt auf düstrem Pfad verdrossen, Es blickt zurück, die Pforte steht verschlossen.“ Nathalias Stimme senkte sich, ward trauriger, als das Gedicht traurigerer Natur wurde. “ Und nun verschlossen in sich selbst, als hätte Dies Herz sich nie geöffnet, selige Stunden Mit jedem Stern des Himmels um die Wette An ihrer Seite leuchtend nicht empfunden; Und Mißmut, Reue, Vorwurf, Sorgenschwere Belasten's nun in schwüler Atmosphäre.“ Bedrückender ertönten die Worte. “Ist denn die Welt nicht übrig? Felsenwände, Sind sie nicht mehr gekrönt von heiligen Schatten? Die Ernte, reift sie nicht? Ein grün Gelände, Zieht sich's nicht hin am Fluß durch Busch und Matten? Und wölbt sich nicht das überweltlich Große, Gestaltenreiche, bald Gestaltenlose?“ Anna beobachtete das Minenspiel genau, die Augen wie sie an Glanz verloren, wie sie sich der Geschichte,dem Gedicht ganz hingab. Ein kurzes stocken, bevor die weitere Strophe vorgetragen wurde. “Wie leicht und zierlich, klar und zart gewoben Schwebt, seraphgleich, aus ernster Wolken Chor, Als glich' es ihr, am blauen Äther droben Ein schlank Gebild aus lichtem Duft empor; So sahst du sie in frohem Tanze walten, Die lieblichste der lieblichsten Gestalten.“ Würde sie Nathalia auch so bald verlieren? “Doch nur Momente darfst dich unterwinden, Ein Luftgebild statt ihrer festzuhalten; Ins Herz zurück! dort wirst du's besser finden, Dort regt sie sich in wechselnden Gestalten; Zu vielen bildet eine sich hinüber, So tausendfach, und immer immer lieber. Sie biss sich kurz auf die Lippen, anscheinend hatte sie gemerkt das jenes Gedicht, laut vorzutragen keine gute Entscheidung war. “Wie zum Empfang sie an den Pforten weilte Und mich von dannauf stufenweis beglückte; Selbst nach dem letzten Kuß mich noch ereilte, Den letztesten mir auf die Lippen drückte: So klar beweglich bleibt das Bild der Lieben Mit Flammenschrift ins treue Herz geschrieben.“ Ihre Stimme wurde wieder fester, nahm jedoch einen verzweifelten Unterton an, der sich in Annas Herz stach. “Ins Herz, das fest wie zinnenhohe Mauer Sich ihr bewahrt und sie in sich bewahret, Für sie sich freut an seiner eignen Dauer, Nur weiß von sich, wenn sie sich offenbaret, Sich freier fühlt in so geliebten Schranken Und nur noch schlägt, für alles ihr zu danken.“ Ein Hauch, von Strophe erklang. “War Fähigkeit zu lieben, war Bedürfen Von Gegenliebe weggelöscht, verschwunden, Ist Hoffnungslust zu freudigen Entwürfen, Entschlüssen, rascher Tat sogleich gefunden! Wenn Liebe je den Liebenden begeistet, Ward es an mir aufs lieblichste geleistet;“ Die Verzweiflung in jener Stimme, ließ sie sich fast erheben, gar wollte sie das Buch entreißen. Doch, sie wartete. “Und zwar durch siel - Wie lag ein innres Bangen Auf Geist und Körper, unwillkommner Schwere: Von Schauerbildern rings der Blick umfangen Im wüsten Raum beklommner Herzensleere; Nun dämmert Hoffnung von bekannter Schwelle, Sie selbst erscheint in milder Sonnenhelle.“ Ein kaum merkliches Schniefen war zu vernehmen. “Den Frieden Gottes, welcher euch hienieden Mehr als Vernunft beseliget - wir lesen's -, Vergleich ich wohl der Liebe heitern Frieden In Gegenwart des allgeliebten Wesens; Da ruht das Herz, und nichts vermag zu stören Den tiefsten Sinn, den Sinn, ihr zu gehören.“ Nathalias Lippen bebten. “In unsers Busens Reine wogt ein Streben, Sich einem Höhern, Reinern, Unbekannten Aus Dankbarkeit freiwillig hinzugeben, Enträtselnd sich den ewig Ungenannten; Wir heißen's: fromm sein! - Solcher seligen Höhe Fühl ich mich teilhaft, wenn ich vor ihr stehe. Vor ihrem Blick, wie vor der Sonne Walten, Vor ihrem Atem, wie vor Frühlingslüften, Zerschmilzt, so längst sich eisig starr gehalten, Der Selbstsinn tief in winterlichen Grüften; Kein Eigennutz, kein Eigenwille dauert, Vor ihrem Kommen sind sie weggeschauert... Etwas schweres fiel, ließ den Boden sich erbeben, Tränen rannen pfirsischfarbenen Wangen herab und Arme schlossen sich um den nun zitternden Körper. Das Buch fiel zu Boden, Wasser kochte über, ließ ein zischendes Geräusch aus der Küche ertönen, während Lippen sich liebkosten, ein stilles Versprechen gaben. Einzig und allein Vertrauen lag in dem süßen Geständnis, welches ausgesandt wurde von beherrschenden Küssen, die Nathalia den Atem kosteten, sich vergessen ließen. Finger verbanden sich um den Körper herum, zeigten das jener nie wieder losgelassen wurde. „Ich liebe dich.“ Worte wurden gehaucht, deren Bedeutung schwerwiegend waren, hoffnungsvoll und skeptisch. Von Anfang an, hatte das Mädchen sie gefangen genommen. Vor dem Haus ihrer Eltern hielt der kleine Lockenschopf kurz inne, sie schien nervös und Anna hoffte dass der Tag heute nicht auf ihren Magen geschlagen hatte. „Lass uns hinein gehen und das endlich beenden. Ich möchte dich endlich bei mir haben. Für immer.“ Nathalia drehte sich u, die Worte schienen sie zu erheitern. „Sag das nie so leichtfertig.“ Momentane stille, bevor Anna zur Antwort ansetzte.: „Ich sage nie etwas leichtfertig. Niemals.“ Die blauen Augen wurden einen Moment größer, bevor sich verräterische Röte über das Gesicht zog. „Lass uns hinein gehen.“, erklang die nunmehr feste Stimme Nathalias, die sich auf Anna verlassen konnte, welches sich auch in ihrer Laune widerspiegelte. Die Tür, oder schon fast Tor, wurde geöffnet und ein großer Mann, mit braunen Haaren und blauen Augen sah beiden entgegen, den Kopf stolz erhoben. Gemeinsam, gingen sie den ersten Schritt Richtung Freiheit. …...................................... Ich bedanke mich für Kommis und Favos ;) Das erste Gedicht gehört mir und fiel mir spontan ein, während ich gerade an der Seite arbeitete, auch wenn es ein kleines einfaches ist. Das andere ist von Johann Wolfgang von Goethe, wie schon geschrieben und ich leihe es mir nur für meine Geschichte aus. Ich hoffe das etwas andere Kapitel, hat auch gefallen und vielleicht manch Fragen beantwortet. Das Kapitel wurde leider kaum Überarbeitet, deswegen entschuldige ich mich schon vorher.. Kapitel 6: Ein Gewitter zieht auf --------------------------------- Manchmal vergeht die Zeit, rinnt, zieht vorbei und es kommt einen vor als wäre erst ein Moment vergangen. So schön war es, die ganze Zeit, einfach atemberaubend, wundervoll, ekstatisch und genussvoll. So würde ich die letzten Monate beschreiben. Monate in denen ich reifen konnte, mir selbst eine Selbstsicherheit aneignet habe, die ich kaum mit meinem Ich davor vergleichen könnte. Aber nicht selten blicke ich in Annas Gesicht und sehe ihr Lächeln, trotz dass unsere Beziehung, ich nenne es jetzt so, schon so Fortgeschritten ist. Bald ist die schöne Zeit vorbei, bei der ich keine Geldsorgen haben musste, denn meine Eltern, haben sich vollkommen abgekapselt. Auch wenn ich meine Mutter liebend gern hassen würde, doch wer kann das schon? Schmerzlich muss ich daran denken, dass meine Mutter wirklich geweint hat als ich meine Sachen gepackt habe und gegangen bin. Besonders die Beziehung mit Anna hat sie aus der bahn geworfen. Ich glaube nicht dass es konform ist eine gleichgeschlechtliche Beziehung zu führen. Auch jetzt nicht, wo unser Land doch so modern ist. Immer wieder merke ich es, besonders wenn ich es wage Annas Hand zu nehmen, ihre wärme zu fühlen – und dann fliegen sie wieder. Diese Schmetterlinge die meinen Bauch unsicher machen und selbst jetzt nach dieser Zeit von sich kund tun. Vielleicht liegt es daran, dass ich Anna nahezu vergöttere. Auch in diesem Augenblick kann ich es nicht lassen, in ihre wunderschönen blauen Augen zu blicken. Ich verzehre mich nach ihr, will ihr nahe sein, sie fühlen, nie mehr davon los kommen, wie ein Nektar den ich einmal gekostet habe und nun süchtig bin. Ich reiße meine Augen auf! Ein gellender Schrei entreißt sich meiner Kehle und ich werde in einen Strudel aus komplexen Empfindungen gezogen. Scham bemächtigt sich meiner, aber es tut so gut, ich kann kaum atmen, immer wieder stocke ich und dann japse und keuche ich, doch es tut so gut. Ich spüre das immer stärker werdende Kribbeln in meinem Unterleib und habe das Gefühl jeden Moment zu schmelzen. Ich laufe aus, als wäre ich nicht mehr ganz dicht – und dann leckt Anna mich sanft ab. Immer wieder blicken mich ihre fordernden blauen Augen an, beinahe blitzen sie, während sie jede meiner Reaktionen verfolgt und das Schauspiel genießt. Ich kann nicht reden. Mein Lieblingstuch steckt zwischen meinen Lippen, sie hat es sehr fest geknotet und wenn ich es doch tue, tut es mir weh. Es gibt Unterschiede zwischen den verschiedenen Arten von Schmerz. Meine sind erzeugt aus reiner Leidenschaft. Manchmal möchte ich sie spüren, dann wiederum nicht, gerade wenn Anna mich verwöhnt. Ich kann sie beobachten, beobachte ihre Lippen die mir hauchzarte Küsse auf meine Perle hauchen und mir eine Gänsehaut verschaffen. Meine Hände sind gefesselt. Wir sitzen auf dem Boden, auf einem weichen roten Teppich und am Bettpfosten, der hinter mir ist, hat sie mich gefesselt. Nicht mehr viel und ich stürze einen Abgrund hinab, nur noch wenig und ich habe unsere Wette verloren. Süße, boshafte Verzweiflung. Aber verdammt, wir hatten in letzter Zeit so wenig Zeit gehabt. »Na! Träumst du schon wieder?« Anna reißt mich aus meinen Überlegungen und ich blicke sie überrascht an. Dann grinst sie frech. »Versuchst dich wohl abzulenken?« »Wla, Wla«, versuch ich durch das Tuch zu sagen und muss dann lachen, soweit es geht, das Tuch schneidet sich richtiggehend in mein Fleisch. Anna kichert und lässt dann ihre Hand auf meinem Oberschenkel klatschen, eine Geste, weiter nichts, aber sie hinterlässt einen roten Abdruck und ein leichtes kribbeln das mich weiter anmacht. Sie kennt mich eben zu gut. Dann erhebt sie sich und verlässt das Zimmer. Ich lasse den Kopf hängen und schließe die Augen. Wenn ich also weiter zurück denke, bin ich sehr froh den Schritt gegangen zu sein. Ich hätte mich wahrscheinlich für ein falsches Studium entschieden, irgendetwas das mir meine Eltern aufgedrängt hätten. So würde ich nun die Ausbildung als Kinderkrankenschwester mit dualem Studium antreten. Ich hatte die letzten Monate auf der Kinderstation verbracht und die Arbeit schätzen gelernt. Besonders der Umgang mit den Kleinen lag mir besonders am Herzen. Wenn ich mir überlege das Anna mich erst hatte dazu überreden müssen, schließlich hatte es mir in ihrem Laden gefallen, der Job hatte auch eine interessante Komponente, doch sie hatte mich genötigt während der letzten acht Monate soviel Praktikas wie möglich zu machen. Eine Überwindung, die mir allerdings eine Menge Selbstbewusstsein eingebracht hatte. Früher hätte ich mir das nie getraut, und auch am Anfang hatte ich riesige Angst gehabt, neue Menschen kennen zu lernen bereitet mir bisweilen noch immer Probleme, außer bei den Kindern. Das ist etwas anderes, auch wenn die Krankheiten der Kleinen nahegehen können, doch ich habe gelernt es nicht mehr an mich heran zu lassen. Während dieser Zeit hat sich Anna mir gegenüber weiter geöffnet. Zwar nimmt sie mich noch immer nicht mit in ihre Klubs und ich lasse ihr die Freiheiten diesbezüglich, dennoch erschleicht mich jedes Mal ein mulmiges Gefühl wenn sie morgens wieder kehrt. Ich kann meist nicht schlafen und warte dann schon früh auf der Treppe auf sie, nur in Unterwäsche und in eine Decke gehüllt. Zwar ist sie dann immer etwas säuerlich, aber es ist mir unangenehm und wenn ich ehrlich bin, akzeptiere ich es nur widerwillig. Anna hat mir jedoch soviel gegeben dass ich sie nicht derartig vor den Kopf stoßen möchte, also müssen wir jeden Monat da durch. Und ich weiß nicht weshalb sie mich nicht mit nimmt. Es verunsichert mich, aber wenn sie mich nicht lieben würde, würde sie mich nicht bei sich behalten. Das hoffe ich zumindest, ganz tief in meinem Herzen, auch wenn ich es nicht ausspreche. Auch haben wir nie mehr das leidige Thema der Polygamie angesprochen. Es verunsichert mich, wirklich, aber ich verdränge den Gedanken so gut ich kann. Doch immer wieder erschleicht sich der Gedanke, das es nie bis zum Ende so gut laufen wird. Wir sind Frauen, es wird ein natürlicher Prozess der Empfindung nach Reproduktion nachgesagt und außerdem bin ich jung und die seltensten Beziehungen halten mit dem ersten Partner. Ich seufze laut auf, schließe die Augen und lehne mich zurück. Meine Erregung hatte nach gelassen und erneut befand ich mich in einem Gefühl von Melancholie. Wenn Anna wirklich gehen sollte, wäre ich ganz alleine, denn nie wieder würde ich zu meinen Eltern zurück kehren. Anna hatte mir die Augen geöffnet, indem sie mich sprechen ließ. Ich erzählte ihr spontan was mir einfiel, sie bewertete mich und meine Familie nicht, hörte schlicht zu und war einfach für mich da. Ihr hatte ich es zu verdanken das ich nun bald meine Lehre begann, auch dass ich mich sicherer fühlte und mir selbst einige Dinge zutraute. Allerdings läuft ein Bereich unserer Beziehung kompliziert. Verdammt kompliziert. Meine Schultern schmerzen da sie in einer so unnatürlichen Haltung sind, auch tun meine Handgelenke weh, eigentlich etwas das ich irgendwie zu schätzen gelernt habe. Gut, es klingt vielleicht etwas neben der Spur, aber der Gedanke das sie mich so unwiderstehlich findet mit nach hinten gebundenen Händen und offen für ihre Zuneigung, erregt es mich auch. Ich möchte mich ja nicht verkaufen, aber es ist heiß das sie mit mir machen kann was sie möchte, schließlich weiß ich dass sie mir nichts schlimmes tun wird, nur das, was wir beide auch mögen. Sexuell habe ich gelernt ihr zu vertrauen, - sie mir allerdings scheinbar nicht. Ich habe bemerkt das ein winziger Teil in mir, eine nicht unerhebliche masochistische Ader hat. Seid sie um diesen Umstand weiß, bindet sie das Hanfseil zu locker, die Posen sind zu geradlinig, einfach alles ist zu soft. Ich werde regelmäßig verrückt damit, denn warum darf sie sich in diesem Bereich auskennen und die Obermackerin sein und ich nicht? Das bringt mich nahezu wieder zum kochen. »Mrau« Ich öffne Gedankenverloren die Augen und da saß Mau, blickte mich aus ihren treudoofen Augen an und wunderte sich wahrscheinlich, weshalb ich hier halb nackt und gefesselt wie eine Doofe dasaß. »Na Kittycat, hat Anna versehentlich die Tür zum Flur offen gelassen?«, erkundigte ich mich, natürlich würde ich keine Antwort bekommen. Normalerweise achteten wir darauf, gerade weil ich nie von der Katze gestört werden wollte, aber verdammter Mist, niemand außer Anna sollte mich hier sehen. »Annaaa!«, schrie ich. Mau nahm sogleich reiß aus. Ich hörte weitere Stimmen und stöhnte auf. Na, wer würde mich noch entblößt sehen? Als Anna den Raum betrat, war ihre Miene hart, ihre sonst so leuchtenden Augen wirkten blass und als ich Tim erblickte, sackte ich endgültig zusammen. »Mach mich bitte frei, ich hab keine Lust mehr.« Meine Stimme klang vorwurfsvoll, doch ich konnte nichts dagegen tun. Immer mehr staute sich in mir eine nahezu unfassbare Wut an, nur konnte ich sie nicht so recht fassen. Doch Anna, ich konnte es kaum fassen, schlug plötzlich eine Hand vor ihr Gesicht und verließ unter Tränen den Raum. Verdattert und ach heiliger Mist, was war los mit ihr? Tim kam zu mir, öffnete meine Fesseln und hielt mir anschließend eine Hose und Shirt hin. Tim war seither der beste Kumpel und Spielpartner von Anna gewesen, ein wirklich ernster Spielgefährte, den sie mir vor einiger Zeit vorgestellt hatte. Ich mochte ihn, denn er war unkompliziert und nicht Eifersüchtig. Allen voran war er in meinem Alter und verstand anscheinend gewisse Dinge besser als ich, so hoffte ich auch jetzt darauf. Ich fühlte mich vor den Kopf gestoßen, aber das Verhalten von Anna konnte ich mir absolut nicht erklären. »Hast du eine Ahnung?«, erkundigte ich mich so, während ich das Shirt überzog. Tim seufzte und setzte sich dann auf das blaue Himmelbett, er ließ den Kopf auf die Hände fallen und blickte mich betroffen an. »Wenn ich ehrlich bin, hab ich selbst keine große Ahnung. Sie redet auch mit mir nicht viel. Aber ..« Als er beiseite blickte, war mir klar dass er etwas vor mir verbarg. Ich setzte mich neben ihn und lehnte mich an seine Schulter. »Sags mir.« »Muss sie selber.« »Komm schon.« »Nö.« »Verräter.« »Nathalia! Lass mich doch.« Beleidigt blickte ich zur Seite. In letzter Zeit beschlich mich immer mehr das Gefühl das Anna nicht mehr die Gefühle für mich hegte wie zuvor. Die Angst kroch beständig in meine Knochen und nur noch Tim schien mir zu bleiben, denn einen nennenswerten Freundeskreis hatte ich noch immer nicht aufgebaut, eventuell Bekannte von der Arbeit. Und dann nahm die Furcht und die Verlustangst überhand und ich erhob mich erprubt, Tränen bildeten sich. »Sie will Schluss machen, ja? Oh Gott, wieso kann niemand ehrlich zu mir sein.« Ich lief das Zimmer auf und ab, das Gefühl von bleierner Schwere im Magen verstand ich erst jetzt, wo ich selbst das Gefühl hatte unterzugehen. Ich musste etwas tun, diese Erkenntnis nagte an mir und bald würde ich wieder das weinerliche Etwas von früher sein. »Oh mein Gott nein, wieso kann sie mir dass dann nicht eher sagen.« Ich nahm die Hände vor das Gesicht und schluchzte leise. Ich konnte die Dielen hören, als Tim von hinten zu mir kam – und mir gegen den Kopf schnippte. Das ließ die Tränen nur noch weiter laufen, denn er war ein Arsch der sich daran wahrscheinlich noch erfreute. »Blöde Kuh«, hörte ich ihn sagen. »Du weißt ganz genau das Anna dich vergöttert, also mach hier nicht so einen Drama.« Etwas geschockt und mit aufkeimender Freude hielt ich still. Wenn sie mich noch liebte, musste es also etwas anderes sein. »Typisch Mädchen aus reichem Haus, denkt nur an sich und macht Drama. Manchmal bist du dem Trash TV ähnlicher als ich dachte.« Dass, war eindeutig zuviel. So drehte ich mich um und boxte ihn gegen die Schulter. Doch er hatte Recht, leider. »Sagst du mir nun was mit ihr los ist?« Ich betrachtete ihn mit meinem Dackelaugenblick, vielleicht würde er ja nachgeben. Tim tippte mir allerdings mit der Fingerspitze gegen meine Stirn und schüttelte den Kopf. »Wenn du ihr helfen willst, musst du sie selber Fragen. Das betrifft nur sie und dich, deswegen kann ich es dir nicht sagen.« Wäre es möglich, würde eine Augenbraue jetzt ganz weit in die Höhe gehen, da dies schlichtweg unmöglich ist, zog ich lediglich eine Schnute. »Und warum weißt du dann bescheid wenn es nur uns etwas angeht? Dir sagt sie was, aber mir nicht? Pffff.« Jetzt drehte Tim mich um und schob mich aus dem Zimmer, welches wohlgemerkt Anna und mein Schlafzimmer war. »Du hast einfach keine Empathie, dann wüsstest du das auch. Stattdessen denkst du sie will dich verlassen, obwohl es genau umgekehrt ist, aber das musst du jetzt mit ihr alleine klären.« Er schob mich die Treppe nach unten, beinahe wäre ich gestolpert, aber da entsann ich mich an dieses Dramagerede und unterließ es. Ich musste mich wirklich nicht so verzogen geben. Schon verrückt wenn einem das vorher nie so klar war und erst durch so einen Vorfall bewusst wird. Als ich den letzten Absatz verlassen hatte wurde mir mulmig. Was konnte es sein, dass sie derartig aus der Fassung gebracht hatte? Ich hoffte das sie an keiner schlimmen Krankheit litt. Was wenn genau dies der Fall war? Na ja, zumindest konnte ich sie dann pflegen und umsorgen, aber – verdammt, sollte ich da nicht lieber Medizin studieren? Ich hatte ein Abi mit Auszeichnung, ich konnte schließlich alles machen. Der Weg war mir zumindest offen, na ja, vielleicht auch nicht ganz so offen, schließlich war da die Frage mit dem Bafög und meinen Eltern. Gut, Übelkeit war im Anmarsch. Während ich also das Wohnzimmer betrat, mit einem flauen Magen und mich im Geheimen nach einer Zigarette sehnte, ja ich hatte den Sündenpfuhl nun auch für mich entdeckt, ließ ich meinen Blick über den Tee und das Gebäck schweifen. Kerzengerade saß dort Anna, den Blick starr auf den Fernseher gerichtet und zog sich eine gute Portion geschnittene Nachrichten rein. »Anna?« »Setz dich, Nathalia.« Oh, das saß. Es war äußerst selten das sie mich beim vollen Namen nannte und auch sonst irgendwie derartig streng wirkte. Sie hatte sich anscheinend ein weiteres Mal umgezogen, trug nun einen Blazer, einen äußert bieder wirkenden Rock und hatte ihre Haare zu einem Dutt verarbeitet. Sie trug leichte Schminke und wirkte auf mich eher wie eine Managerin, als Anna die Verrückte. Also verrückt im positiven Sinne, sie war einfach erfrischend normal und anders. Halt cool. Tim betrat den Raum, musterte Anna und das Gedeck und seufzte dann. »Willst du es ihr nicht sagen?« Ja genau, ich war auch involviert. »Sagt es mir, ihr macht mir richtig Angst.« Das erste Mal wand sich Anna mir zu, ging zum Fernsehtisch, griff nach einem einzelnem Blatt und hielt es mir hin. Waren wir plötzlich Arm? Also im Verhältnis zu meiner Eltern war dies Gosse, aber um normal zu Leben ging es uns gut. Als ich jedoch die e-Mail Adresse las und den Betreff, hagelte es Körner auf meine neuronalen Nervenbahnen. Ich wollte den Zusammenhang erst nicht verstehen, aber ich zwang mich den Text zu lesen und schluckte bei jedem Satz mehr. Als ich den Zettel auf den Tisch legte, war ich den Tränen nahe. »Das kann nicht sein«, hauchte ich fassungslos und verstand nun die Aufmachung von Anna. Ich blickte auf, direkt in Annas Augen und fühlte mich unendlich schuldig. »Es tut mir so Leid, ich wollte nie dass das passiert.« Dann brach ich in Tränen aus. Die ehemals heitere und selbstironische, vielleicht auch ein bisschen gewesene Dramaqueen, war nun wieder ein weinerliches Wrack, das sich unendlich hilflos fühlte. Anna kam von vorne und nahm mich in ihre warmen Arme, sie murmelte ein paar sinnlose Worte, aber es tat mir verdammt gut. »Versteh ich das richtig, dass sie gleich kommen?«, schniefte ich. »Nein, deine Eltern nicht, nur ein Vertreter. Ich denke sie werden uns zuerst einschüchtern wollen.« Oh ja, dass wollten sie in der Tat. Indem sie es so drehten das Anna mich angeblich mehr oder minder entführt hat, vergewaltigt oder missbraucht und dann noch ein psychologisches Gutachten aufsetzen das so aussehen würde, als hätte sie mich irgendwie eingewickelt und ich hätte ein Stockholmsyndrom oder so etwas. Damit, hätte ich wirklich nie in meinem ganzen Leben gerechnet. Klar, war es plötzlich komisch dass sie mich nicht mehr genervt hatten, aber schließlich war ich Volljährig und finanziell unabhängig. Nun sah es aber so aus, wollten sie das kleine Unternehmen von Anna ruinieren, sowie ihren Ruf, nur um mich wieder zu bekommen. Vielleicht war es ja auch verständlich, ich war die einzige Tochter und ein Aushängeschild gewesen, aber dennoch erschütterte es mich bis ins Mark. Aber es würde Anna jetzt nichts bringen wenn ich wie ein Schlosshund heule und wieder in mein altes Schema zurück fallen würde. So schob ich Anna leicht von mir und lächelte sie total verheult an, irgendwie gelang mir sogar ein total schiefes Grinsen, woraufhin sie mein Gesicht zwischen ihre Hände nahm und mich innig küsste. Kurz gab ich mich dem Kuss hin, in meiner Brust flatterten schon wieder ein paar Schmetterlinge, da meldete sich Tim zu Wort. »Wollt ihr das jetzt in einer Orgie ausarten lassen? Klar, ihr könnt ja ihre verkorksten Eltern mal Fragen ob sie nicht auch auf richtigen Sex stehen oder aber euren Schlachtplan aufsetzen.« Ich musste ob Tims Worte so herzhaft lachen dass auch Anna breit lächelte. Ich war froh dass sich auch ihre Tränen von vorher getrocknet hatten, und sie wieder wie meine liebenswerte und gemeine Anna aussah. Ihre grünen Augen strahlten mich an, während ihre Lippen noch immer weich und Reichweite waren. Einen kleinen Kuss konnte ich mir nicht verkneifen, dann erhob ich mich und lief wie ein aufgeschrecktes Huhn durch den Raum. »Also Sherlock Tim, was können sie zu dieser Situation beitragen?« Ich weiß nicht wieso, aber eine schlechte Angewohnheit meinerseits war es in schwierigen Situationen zwar nicht mehr zu weinen, sie aber lächerlich zu machen. Tim, der Idiot, spielte allerdings jedes mal mit und setzte sich an den Tisch. Er nahm sich eine Tasse, goss den frischen Kräutertee ein und nippte geziert daran. »Liebe Watson, Madam, ich würde meinen, wir geben ihnen einen frischen Tritt in den Hintern.« Ich brach in schallendes Gelächter aus. Anna beteiligte sich nicht an diesem Spaß, wahrscheinlich faltete sie im Stillen die Hände über uns zusammen, oder arbeitete wie so üblich alleine den Schlachtplan aus. »Gut, ihr habt genug gespielt. Kommt mal zu mir ihr beiden Geeks.« Tim erhob sich und auch ich beugte mich näher zu Anna. Hoffnungsvoll sahen wir beide sie an, doch diese würde sie uns sogleich zerschmettern. »Ich habe das ganze auch erst erfahren.« Leidvoll sah sie zu Tim, der die Mundwinkel hängen ließ. »Das heißt es gibt noch keinen Schlachtplan. Indem sie diese Ankündigung und den Besuch so kurz wie möglich halten, geben sie uns wenig Zeit zum überlegten Handeln. Das könnte uns zumindest zu unbedachten Handlungen verführen. Zumindest nehme ich an, dass sie das denken.« Anna atmete tief durch und auch ich ließ kurz den Kopf hängen und zog einige meiner langen, braunen Haare Strähne für Strähne aus dem Zopf, das zog so richtig schön an der Kopfhaut und nahm mir die Nervosität. »Nathalia. Habe ich jemals gegen deinen Willen irgendwelche Dinge getan, die dir schmerzten oder die du nicht wolltest?« »Natürlich nicht. Ich wollte alles«, platzte es förmlich aus mir heraus. »Ich liebe dich Anna und jeder deiner Berührungen fühlt sich an wie der Himmel.« Anna lächelte. »Dann haben deine Eltern auch nichts gegen dich in den Händen. Sie können dir keine Vormundschaft aufzwingen, wenn dies nicht zwingend erforderlich wäre und das ist es nicht. Du bist weder psychisch noch physisch von mir missbraucht worden, die einzigen Narben die du hast, kommen von deiner eigenen Familie.« Ich nickte Anna zustimmend zu. Eigentlich hatte sie nichts gegen mich in der Hand, ich tat völlig legale Dinge und bald würde ich sogar meine ersehnte Lehre antreten. Tim brummte etwas und wirkte weniger überzeugt. »Was ist los Tim? Wenn du was zu sagen hast, dann tu es jetzt«, meinte ich. Tim kratzte sich am Kopf und spielte dann nervös mit seinen Fingern. »Ich glaube schon dass du Probleme bekommen könntest.« Anna nickte und erwiderte: »Das ist mir durchaus klar.« Mit einem Seitenblick auf mich sagte er schlicht: »Aber ich glaube Nathalia versteht es nicht ganz.« Natürlich verstand ich es, unsere Beziehung stand auf Messers Schneide und der Buchhandel auch. Als ob – ich wurde jäh auch meinen Gedanken gerissen. »Ich meine einfach: da ist zuallererst nur eure Beziehung. Ihr liebt euch, schön und gut, aber wer bitteschön akzeptiert wirklich eine Beziehung unter Frauen? Klar es wird immer von Gleichberechtigung gesprochen, aber da kommen wir schon zum nächsten Problem. Anna verkehrt in Kreisen die tabuisiert werden. Zwar hat Shades of Gray eine gewisse Popularität geschaffen, allerdings nur in den Köpfen der Menschen, ob sie dies auch offenkundig akzeptieren bleibt abzuwarten.« Während seiner Rede fühlte ich dass die Spitze des Eisberges noch nicht erreicht war. Doch er hatte schlichtweg recht. Wir waren Frauen und mochten Dinge die als Pervers oder Krankhaft galten, obwohl wir nichts böses taten. »Dennoch Tim. Ich glaube kaum das meine Eltern soweit gehen würden. Bisher ist es eine Androhung, doch sie gefährden damit selbst einen eigenen Skandal. Schließlich habe ich Jahrelang bei ihnen gelebt und kenne einige dumme Geheimnisse.« Neugierig wurde ich betrachtet, während ich den Blick gesenkt hielt. Meine Mutter hatte eine Menge angestellt und auch mein Vater war nicht ohne Fehl und Tadel. »Und ich weiß nicht ob sie sich mit so einer Geschichte selbst in die Skandalbücher bringen wollen, schließlich war ihnen das Ansehen schon immer wichtiger gewesen als ich.« Ich spürte eine Hand an meinem Rücken, die mich sanft kraulte. Wir würden uns nicht so schnell ergeben, soviel stand fest. Schließlich war ich jetzt endlich glücklich. »Nun gut, dann erwarten wir mal unseren Gast. Wir wissen nicht inwiefern sie informiert sind, sagt nicht mehr als nötig und seid höflich, schließlich sind wir keine Wilden.« Bei dem letzten Wort von Anna musste Tim kichern, ich schob ihn meinen Ellenbogen in die Seite als es auch schon an der Tür klingelte. Ich folgte Anna zur Tür, strich ihr noch einmal kurz über den Nacken, bevor sie die Tür persönlich für den Teufel in Person öffnete. Es war kein Vertreter, nein, das wäre irgendwie unpersönlicher und wahrscheinlich einfacher gewesen. Um Himmels willen, war mein Vater mit seinem Kollegen und beide wirkten nicht besonders freundlich, auch nicht als sie mich hinter Anna erblickten. Hatte ich mich vorher gefragt ob Anna in ihrem Aufzug übertrieb, schien dies kein Thema mehr zu sein als ich die beiden Männer in ihren feinsten Anzügen betrachtete. Mir wurde Angst und Bange. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)