Faithful von Cameo (When everything is broken [ Hil x ? ]) ================================================================================ Kapitel 1: One -------------- „Wie geht es mit der Firma weiter, Mr. Hiwatari?!“ „Können sie einfach so mehrere Anteile verkaufen?!“ „Haben sie Ideen für eine neue Kollektion, Ms. Tatibana?!“ „Denken Sie, dass es diese Saison weniger Kritik gibt?!“ Das Blitzlicht blendete mich erneut und ich richtete den Blick geübt zu Boden, während Marcus und Heath, unsere Bodyguards auf Veranstaltungen, uns durch die Massen brachten. Der kühle Wind wehte über meine nackten Knöchel und meine Zehen drohten in den Schuhen zu erfrieren. Als wir endlich an unserem Auto ankamen, gefolgt von der blitzenden und tobenden Masse, drückten Marcus und Heath diese einige Meter weg, damit Kai und ich uns schnell im schwarzen Auto verstecken konnten. Als die Tür zuknallte, fuhr der Fahrer direkt los. Auch wenn die Lichter der Kameras durch die getönten Scheiben dunkel und gedämpfter waren, so schloss ich trotzdem die Augen. Mit der Hoffnung nicht auf den zukünftigen Bildern zu erscheinen. Doch ich wusste schon seit Jahren, dass es niemals so sein würde. Nicht, seit ich damals bei den Bladebreakers als Managerin anfing. Als ich das Gefühl bekam endlich von den Paparazzi befreit zu sein, lehnte ich mich erschöpft gegen den Sitz und betrachtete aus dem Augenwinkel den Mann, der schon die ganze Zeit Abstand von mir hielt. Kai saß vollkommen entspannt da und schwieg sie sonst auch immer. Aber wer ihn gut genug kannte, wusste, dass er im Moment lieber irgendwo in den Bergen sein wollte um seine Wut in voller Kraft auszulassen. So wie früher. Die Straße war frei, sodass der Fahrer aufs Gas drücken konnte und uns in Windeseile zu unserem Penthouse bringen konnte. Ich sah auf die Uhr. Halb Eins. Kein Wunder das kaum noch Autos fuhren. Aber wir befanden uns auch schon außerhalb der Innenstadt. Dort war nämlich immer noch ziemlich stockender Verkehr. Aber so war nun mal Los Angeles. Seit fünf Jahren lebte ich hier nun mit Kai und hatte zusammen mit Max ein eigenes Modelabel. Max jedoch betrieb es in New York, während ich hier in Los Angeles tätig war. Unsere Marke T.T (zusammengefügt aus den Anfangsbuchstaben unserer Nachnamen) war vor allem wegen der ausgefallenen Formen und Farben sehr bekannt. Allerdings war unsere Winterkollektion alles andere als wirklich erfolgreich. Angeblich waren unsere Produkte zu freizügig für einen kalten Winter, sodass wir ziemlich viel Kritik bekamen. Und das mussten wir dringend mit einer neuen Frühlingskollektion ausgleichen, die mindestens doppelt so gut sein sollte, wie alle anderen in den letzten fünf Jahren. Erneut fiel mein Blick auf Kai. Er hatte seine Augen geöffnet und sah nachdenklich in die Nacht hinein. Als ob er über den Sinn von Tag und Nacht nachdenken würde. Doch ich wusste, dass dies nicht der Fall war. Niemals. Kai war mit seinen 25 Jahren bereits ein erfolgreicher Unternehmer einer Firma für mobile Kommunikation. Eigentlich passte das nicht zu ihm. Kais Kommunikation bestand gerade mal aus fünf Sätzen am Tag, wenn nicht sogar weniger. Allerdings war er so erfolgreich mit dieser Firma, dass er schon in den Top Ten der größten Businessbossen ganz oben stand. Doch momentan stand es finanziell nicht besonders gut um das Unternehmen, sodass Kai anfing kleinere Anteile an andere Konzerne zu verkaufen. Natürlich kostete das einige Mitarbeiter den Job und die Presse ließ nach dem ersten Beschluss auch nicht auf sich warten. Doch Kai musste es tun. Zum Wohl der Firma, und vor allem des Rufes, den er sich und dem Unternehmen aufgebaut hatte. Plötzlich verfinsterte sich Kais Blick. „Hör auf mich anzustarren“, raunte er und klang alles andere als gut gelaunt. Verständlich, wenn man in den letzten Wochen Drohbriefe, Erpressungen und Paparazzi im Nacken hatte. Ohne darauf zu antworten drehte ich meinen Kopf von ihm weg und beachtete ihn auch nicht weiter. Wozu auch? Eigentlich hatte Kai meine Aufmerksamkeit nicht mehr verdient. Jedenfalls nicht seit jenem Tag… Kai schloss die schwere Tür auf und schmiss seinen Schlüssel auf die Kommode. Die ganze Fahrt von der Wohltätigkeitsveranstaltung bis zu unserer Wohnung hatten wir uns nur angeschwiegen, nicht einmal richtig angeguckt. Aber das war nichts neues, schließlich war Kai noch nie ein gesprächiger Typ gewesen. Und ich wollte im Moment sowieso nichts mehr mit ihm zu tun haben. „Ich gehe duschen“, sagte ich und sah ihn nicht einmal mehr an, bevor ich hinter einer Tür verschwand. Ich seufzte erleichtert als ich mir sicher war, dass ich die Tür verschlossen hatte. Er hatte weder das Recht noch einen Grund zu mir ins Badezimmer zu kommen. Und überhaupt, je weiter Kai von mir weg war, desto besser. Seine Anwesenheit machte mir im Moment mehr Stress und Ungutes als sonst. Wir waren schon fast sieben Jahre ein Paar und lebten dementsprechend auch schon so lange zusammen. Es war auch nicht ungewöhnlich wenn Kai ab und an mal so schlecht gelaunt war, dass ich mich manchmal fragte, warum ich diesen Kerl überhaupt noch beachtete. Doch sobald er wieder ruhig und entspannt war, fiel es mir wieder ein. Als das warme Wasser über meinen Körper floss, fühlte ich mich zum ersten Mal seit Tagen wieder richtig wohl. Kalte Duschen am Morgen waren nun mal nicht mein Ding, aber wegen der momentanen Umstände blieb mir nichts anderes übrig. Mein ganzer Zeitplan wurde von Pressefotografen vollkommen aus dem Ruder geworfen. Sie lauerten überall und waren sogar bereit mich körperlich anzugreifen, wenn keine Bodyguards in der Nähe waren. Ich verstand nicht warum ich plötzlich so wertvoll für die Klatschpresse geworden war. Gut, ich hatte immer Kollektionen herausgebracht bei denen man einfach nicht meckern konnte. Da wurde noch gar nicht über mich getuschelt, Fotos gab es eigentlich nur bei öffentlichen Auftritten und privat hatte ich auch meine Ruhe. Zumindest bis die letzte Kollektion für viele Furore sorgte und Kais Firma auf einmal drohte den Bach runtergehen. Das blöde an der ganzen Sache war vor allem, dass es gleichzeitig passiert war. Somit waren wir als Paar eine potenzielle Beute für diese ganzen Leute. Ich stieg aus der Dusche und wickelte mir ein Handtuch um den Körper. Da der Spiegel noch beschlagen war, öffnete ich das kleine Fenster neben der Dusche, damit die feuchte Luft verschwinden konnte. Der kalte Wind, der dadurch hereinkam, machte mir ausnahmsweise mal nichts. Die Kälte zwischen mir und Kai war um einiges unangenehmer als ein bisschen Wind. Das ganze ging schon fast einen Monat so und eigentlich wollte ich schon nach den ersten Tagen ausziehen. Aber wenn auch noch raus kam, dass ich mich von ihm getrennt hätte, wären wir beide aufgeschmissen. Nicht nur dass es mehr Fotografen geben würde, Ich war mir sogar sicher, dass diese einfach eiskalt überall an unseren Wohnsitzen Überwachungskameras installieren würden, nur um uns dann noch mehr vor der ganzen Menschheit zu demütigen. Ich nahm ein zweites Handtuch und wischte mit diesem über den beschlagenen Spiegel. Auch nach der Dusche sah ich angespannt und müde aus. Wie nach einem Koffeinschock. Vielleicht lag es ja auch an meinem momentanen Kaffeekonsum, denn der war in den letzten Wochen drastisch von zwei Tassen am Tag auf sieben gestiegen. Ich konnte es kaum noch ertragen mit diesem Mann in einem Zimmer zu schlafen und versuchte deshalb so gut es ging nicht müde ins Bett zu gehen. Und wenn dann war das Gästezimmer mein Schlafplatz. Ich betrachtete noch weiter mein Antlitz. Ich fühlte mich hässlich. Ich war hässlich. Und wahrscheinlich war das auch der Grund warum Kai mich betrogen hatte… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)