Eine Frage des Ego von haki-pata (Kommt drauf an, wen man(n) fragt) ================================================================================ Kapitel 26: Welten ------------------ Nahezu seine gesamte Angestelltenschar marschiert auf. Männlich wie weiblich. Alle mit Eimern und Besen oder Werkzeug bewaffnet. Ein paar seiner Stripper und Stripperinnen sorgen für das leibliche Wohl während die anderen aufräumen und fegen, putzen und reparieren. Wer nicht selbst gekommen ist, hat Familie und Freunde geschickt. So voll ist der ‚Glitter Palace’ sonst nur zu den Shows. Steven Monroe sinkt auf einen der wenigen heilen Stühle und weint vor Dankbarkeit. Luke trifft ein, der Große von Monique und Russell. Direkt hinter ihm Fritz, der Kleine, Arm in Arm mit Hannibal. Nach einer kurzen Begrüßung, Schulterklopfen und tröstenden Worten macht sich jeder von ihnen an die Arbeit. „Kaffee?“ erkundigt sich Ryan, sein Star-Stripper und drückt ihm die Tasse in die Hand. „Wir machen das schon!“ versichert er und geht wieder ans Werk. „Danke.“ krächzt Stevie gerührt. „Danke euch allen.“ „Für unseren Big Daddy.“ entgegnet Sheila aus dem Service. „Du hast viel für uns getan. Endlich können wir uns ein kleines bisschen erkenntlich zeigen.“ „Für unseren Big Daddy!“ Jacob stellt den Besen beiseite und klatscht in die Hände. „Ohne ihn wären wir nicht frei.“ „Für unseren Big Daddy!“ schallt es aus allen Ecken des Clubs zurück. Beifall brandet auf. „Meine Familie…“ Steven Monroe stellt die Tasse beiseite und schluchzt in seine Hände. „D-Danke.“ Die Augen geschlossen grinst Dick Grayson vor sich hin. Ein leises Klopfen an der Seitenscheibe lässt ihn aufschrecken. Die kleine alte Dame, die ihn in den Po gezwickt hat. Mit einem Knopfdruck gleitet die Scheibe nach unten. „Ja, bitte?“ „Alles in Ordnung, Jungchen?“ Dick nickt müde. „Fahr nach Hause, Jungchen.“ rät die kleine alte Dame, langt durch das Fenster und streichelt sein Haar, wie sie es fraglos mit ihren Enkeln macht. „Ruh dich aus.“ „Nach Hause…?“ Der junge Mann nimmt die faltige Hand in seine. „Genau genommen… Ich habe kein ‚nach Hause’.“ „Ach?“ Die Frau streichelt wieder sein Haar. „Hast du nicht gesagt, dein schnuckeliger Hintern sei vergeben? Das heißt, du gehörst zu jemandem. Und das heißt, du hast sehr wohl ein ‚nach Hause’.“ Den Mund geöffnet fehlen ihm die Worte. „Du gehörst zu einer Familie.“ erzählt sie weiter. „Ganz bestimmt tust du das.“ „Ich weiß nicht.“ gibt Dick offen zu und hat keine Ahnung, warum er weiter spricht. „Das Verhältnis zwischen meinem… Also… Vater und mir… Das ist kompliziert.“ Die Hand der kleinen alten Dame abermals in der Hand lächelt er entschuldigend. „Danke… Aber ich muss jetzt los.“ „Sicher, Jungchen. Lass mich dir nur…“ In ihrer übergroßen Handtasche wühlend kramt sie nach einem kleinen Figürchen. „Sieh es als einen Talisman.“ erklärt sie, gibt es dem jungen Mann und streichelt ein letztes Mal sein Haar. „Jungchen. Sei frei von Angst.“ „Danke.“ Der junge Mann gluckst, das Figürchen in Augenschein nehmend. „Vielen Dank dafür.“ Er schaut auf. Die kleine alte Dame ist weg. Umsehend entdeckt er sie auch nicht auf dem Parkplatz. Sein Blick fällt auf den Schlumpf-Engel mit weißem Hemd und weißen Flügeln, der milde lächelt und eine Harfe in der Hand hält. Das Figürchen ist zum Aufhängen. „Danke.“ murmelt Dick und verziert sofort seinen Rückspiegel damit. Nur noch drei Wagen vor ihm und links abbiegen, dann ist Bruce Wayne endlich in der Nähe des Supermarkt-Parkplatzes. Er grübelt schon, wie er Dick anspricht und – noch mehr – davon überzeugt, ihm zum Manor zu folgen. Roy Harpers Künste, was andere zusammenzuflicken angeht, kann man getrost als ‚dürftig’, eher ‚notdürftig’ bezeichnen. Alfred. Der macht das. Beinahe besser als Leslie. Und Dick wird mal wieder was Vernünftiges zu essen bekommen. Kein MacRonalds oder Pizza oder Mikrowellen-Fraß oder so was. Frisch gekocht und schmecken tut es außerdem. Damit – überlegt Bruce – fängt er an. Mit dem Essen. Quietschende Bremsen vor ihm. Der Klang eines aufprallenden Körpers und brechenden Knochen. Sofort lenkt er den Madison an den Straßenrand und ruft einen Krankenwagen, steigt aus und hofft, helfen zu können. „Oh Gott, oh Gott, oh Gott!“ Ein Mann rauft sich das Haar und blickt geschockt auf das leblose Bündel vor seinem Wagen. „Ich habe sie nicht gesehen. Sie war einfach da. Und lief mir vor das Auto. Ich könnte nicht ausweichen, nicht bremsen… Oh Gott, oh Gott, oh Gott! Ist sie tot? Bestimmt ist sie das. Oh Gott, oh Gott, oh Gott!“ In die Knie gegangen tastet Bruce am Hals nach einem Puls. Eine kleine – geradezu winzige Dame. Neunzig. Oder älter. Die Beine sind gebrochen. Ihre Position verrät ihm, er irrt nicht. Der Brustkorb sieht… eingedrückt aus und ihr Atmen gleicht einem Pfeifen. Ganz schwach spürt er ihre Herzschläge durch die Pergamentartige Haut. „Madam?“ spricht er sie an und betet, sie kommt zu Bewusstsein. „Madam, können Sie mich hören? Ein Krankenwagen ist unterwegs.“ Ihre Lider flattern, aber die kleine alte Dame öffnet die Augen. Braun sind sie, Goldsprenkel finden sich darin und ihr Blick ist warm und liebevoll. „Oh… Hallo.“ wispert sie, hebt die Hand und tippt ihm auf die Nase. Ein Lächeln huscht über ihr runzeliges Gesicht. „Du bist Bruce Wayne, ja?“ „Ja.“ stimmt der Mann zu. „Der bin ich.“ Er will die Frau wach halten und plaudert mit ihr. „Sie haben mich gleich erkannt, hm?“ „Oh ja…“ Ihre eingefallenen Wangen färben sich in einem zarten Rot und sie kichert wie ein junges Mädchen. „Bekomme ich ein Autogramm?“ „Das gebe ich Ihnen in der Klinik.“ verspricht Bruce und hört den Krankenwagen. „Mit Widmung?“ bittet sie. Er nickt. „Natürlich. Auf gar keinen Fall anders.“ Und lächelt. „Sagen Sie mir, wie Sie heißen?“ „Ich bin Rose. Rose Greenfield.“ Sie seufzt. „Es ist schon ärgerlich, wenn eine Frau alt ist und die ganzen süßen Kerle die Ur-Großenkel oder Ur-Ur-Großenkel sein könnten.“ „Rose… Sie sehen toll aus.“ beteuert Bruce. „Zu Ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag laden Sie mich aber ein, hm?“ „Charmeur!“ winkt sie ab und kichert wieder. Was Bruce Wayne zu berichten hat, berichtet er. „Rose Greenfield. Ihre Behandlung wird von der Wayne-Foundation übernommen. Seien Sie gut zu ihr.“ ergänzt er außerdem. Der Sanitäter nickt und macht sich Notizen. „Ich erlebe das oft, Sir. Alte Leute sind hart im Nehmen. So ein Knochenbruch heilt zwar nicht mehr so schnell, aber die Dame, schätze ich, ist recht flott wieder auf den Beinen.“ „Gut.“ Bruce klettert in den Krankenwagen und streicht der kleinen alten Dame, die auf der Trage noch kleiner und noch älter wirkt, zärtlich einen Strähne ihres weißen Haares aus der Stirn. „Rose… Ich habe noch etwas zu erledigen. Danach komme ich Sie besuchen und Ihr Autogramm kriegen Sie außerdem.“ Er zwinkert ihr zu. „Und Blumen bringe ich Ihnen mit! Rote Rosen?“ „Oh ja!“ Sie kichert begeistert. „Ich warte auf dich, mein Herzensbrecher.“ Prompt ertönt ein weiteres Kichern. „Meine Freundinnen vom Bridge-Club werden tot umfallen vor Neid!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)