Geh davon aus, dass mein Herz bricht von evaENERGY (Wenn meine Seele nicht mehr spricht, dann hab' ich diesen Kampf verlor'n.) ================================================================================ Prolog: Uns're Liebe ist erfror'n --------------------------------- Ich erwachte. Schweißgebadet. Schonwieder dieser Traum. Müde blickte ich aus dem Fenster und stand auf, um es zu öffnen. Inu Yasha warf mich ohne mit der Wimper zu zucken und ohne Abschied einfach in den Brunnen. Seine letzten Worte waren "So ist es richtig, glaub mir", bevor ich überhaupt darüber nachdenken konnte, was ich wollte. Seufzend zog ich meinen Schlafanzug aus und tauschte ihn gegen meine Schuluniform ein. Seit Inu Yasha mich verstoßen hat, bin ich unglücklich. Ich habe es seitdem mehrere Male versucht, durch den Brunnen zu reisen, doch ohne die Hilfe des Shikon no Tama ist es unmöglich. Wenn ich wirklich eine Miko wäre, würde ich das doch auch ohne Juwel können, oder nicht? Das Ganze war nun schon bald ein halbes Jahr her. Seitdem habe ich furchtbar abgenommen und musste das Schuljahr wiederholen, weil ich im letzten Schuljahr keine Qualifikation für die Oberstufe bekommen habe. Ja richtig, weil ich einen Dämon namens Naraku gejagt habe, um das Juwel der vier Seelen, dass alle Dämonen aus dem mittelalterlichen Japan haben wollen, zu schützen. Nachdem wir Naraku geschlagen hatten, verschwand das Juwel, einfach so. Ehrlich gesagt hatte ich Angst, dass es immernoch existiert und Inu Yasha es sich unter den Nagel gerissen hat. Das wäre furchtbar, er ist grausam als Dämon... Hach, Inu Yasha. Ich hörte mich seufzen, während ich mich an den Esstisch setzte. Mir fiel auf, dass Souta ganz schön gewachsen war. "Mama, ich treffe mich heute Abend mit Hitomi. Wir wollen ins Kino gehen, ist das in Ordnung?", fragte er leicht errötet. Mama lächelte nur und nickte. "Großvater und ich gehen heute Abend auf den Mittelaltermarkt im Stadtzentrum. Möchtest du nicht vielleicht auch mitkommen, Kagome?" Ich zuckte und schüttelte dann den Kopf. Wortlos stellte ich meinen noch halb vollen Teller in die Spüle und nahm meine Schultasche, um dann zur Schule zu laufen. Sie ist ja nicht weit. "Guten Morgen, Kagome", begrüßte Hojo mich am Eingang der Schule. Er war zwar kein schlechter Schüler, hatte jedoch die Aufnahmeprüfung für die Oberstufe nicht bestanden und wiederholte ebenfalls. Dementsprechend war er jetzt in meinem Jahrgang. Ich nickte ihm zu. Wiedereinmal gingen wir nebeneinander her, ohne zu reden. Hojo war sehr fürsorglich und kümmerte sich um mich, wenn es mir schlecht ging. Leider glaube ich immer noch, dass er in mir seine feste Freundin sieht. "Ich bin froh, dass du nicht mehr so viel krank bist wie früher, Kagome. Jetzt sehen wir uns viel öfter." Ich quälte mir ein Lächeln auf das Gesicht. Er hatte Recht. Aber andererseits wäre ich ihm ohne mein häufiges Fehlen wahrscheinlich niemals aufgefallen. Im Großen und Ganzen war es mir jedoch egal. Hojo war mir egal, unwichtig ob er nett zu mir war oder nicht. Ich mochte ihn, aber ich liebte Inu Yasha. Doch dieser war nicht hier. "Bitte seit freundlich zu ihm, er hat noch Probleme, unsere Sprache zu verstehen, weil er aus Deutschland kommt. Das heißt also, dass er es nicht unhöflich meint, wenn er nicht viel redet. Sein Name ist Marten.", erzählte mein Lehrer vor dem Matheunterricht. Ein rothaariger, europäischer Typ stand neben ihm. Irgendwie faszinierte sein Aussehen mich, aber meine Gedanken schweiften immer wieder zu Inu Yasha ab. Nun ja, aber so einen Europäer sieht man auch nicht alle Tage. Ich spürte, wie er mich ansah. Dann setzte er sich auf den freien Platz neben mich und starrte. Er starrte im wahrsten Sinne des Wortes. Seine Augen waren durchdringend grün und seine Haare rot, aber sie schimmerten blond. Ob er sie wohl gefärbt hat? Er fiel auf jeden Fall auf. Ich jedenfalls wandt meinen Blick wieder dem Fenster zu. Seufzend. "Kagome! Hören Sie sofort auf zu träumen und arbeiten Sie gefälligst mit!" Ich erschrak und nickte. "Ach, und der Schulleiter möchte Sie nach Unterrichtsschluss in seinem Büro sehen." Etwas verwirrt nickte ich wieder. Die Stunde dauerte nicht mehr lange, aber die Blicke des Deutschen verärgerten mich. Am Ende der Stunde sagte ich zu ihm: "Bitte hör auf, mich so anzusehen!" Sofort danach schnappte ich mir meine Tasche und ging zum Büro des Direktors. Ich musste kurz warten, bevor ich reingebeten wurde. Während ich dort wartete, fiel mir ein, dass der Neue gar nicht so gut Japanisch versteht. Hätte ich ihn vielleicht auf Englisch ermahnen sollen? Ich schüttelte den Kopf. Wen interessiert das schon? "Kagome, Ihre Leistungen sind nicht schlecht und ich will Ihnen auch nicht zu nahe treten, aber in dem letzten halben Jahr sind Sie furchtbar abgemagert und im Unterricht dauerhaft abwesend. Hat das vielleicht etwas mit Ihrer Konzentrationsschwäche zutun, wegen der Sie letztes Jahr in Behandlung waren?", sorgte sich der Schuldirektor um mich. Ich schüttelte den Kopf. "Es geht mir gut.", fügte ich leise, fast flüsternd, hinzu. "Nun gut", erwiderte er und schien nicht sichtlich begeistert über meine Antwort zu sein. "In ein paar Tagen sind die Qualifikationsprüfungen für die Oberstufe. Ich würde Ihnen empfehlen, ein paar Tage zuhause zu bleiben und in Ruhe für die Prüfungen zu lernen. Ich weiß ja, was Sie für eine angeschlagene Gesundheit haben." Gerade als ich den Kopf schütteln wollte, fügte er noch hinzu: "Wenn Sie das nicht wollen, muss ich Sie beurlauben." Er lächelte. Ich nicht. Dann schrieb er mir eine Beurlaubung bis zu den Prüfungen, obwohl ich das nicht wollte. Aber ich war zu schwach, um mich zu wehren. Wenn ich ehrlich war, muss ich sagen, dass ich das Gefühl habe, nicht nur Inu Yashas Kräfte schwinden, wenn ich nicht anwesend bin, auch mein Selbstbewusstsein geht den Keller runter. Vor dem Büro des Schuldirektors wartete der neue Schüler auf mich. "Denk nicht, ich verstehe kein Japanisch, nur weil das euer Lehrer behauptet. Ich will einfach nur meine Ruhe haben." Mein Herz schlug schneller, weil ich es plötzlich bereute, ihn beleidigt zu haben. "Tut mir Leid wegen vorhin. Es hat mich nur gestört." Ich rannte förmlich an ihm vorbei, doch er hielt mich am Arm fest. "Warte bitte. Darf ich dich nachhause bringen?" Etwas verwundert sah ich ihn an. Na ja, vielleicht ist das bei den Europäern normal, dachte ich und nickte vorsichtig. "Danke, mein Name ist Marten, aber du kannst mich Manni nennen, das ist sicher leichter auszusprechen." Ich nickte. War mir egal. Auf dem Weg schwiegen wir. Die Sonne ging unter, als wir an der Treppe zum Tempel, in dem ich wohnte, angekommen waren. "Hier wohne ich", nuschelte ich. Marten nickte. "Ich weiß. Deine Familie bewacht diesen Tempel, nicht wahr? Ich habe alte Geschichten darüber gehört." Etwas verdutzt sah ich ihn an und dann wollte ich mich verabschieden. Wie vorhin hielt er mich am Arm fest. Sanft, aber doch bestimmend. Ich war überfordert und mein Herz fing wieder an, zu klopfen. "Deswegen habe ich eine Frage an dich. Könntest du dieses Diadem untersuchen? Meine Mutter hat es mir geschenkt, bevor sie starb. Sie sagte, es entspringe einer alten japanischen Sage. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber mein Vater versprach mir darauf, mich hier zu diesem Tempel zu bringen, weil ein alter Priester hier leben soll, der sich damit auskennt. Als ich deinen Namen auf deinem Hausaufgabenheft gelesen habe, hatte ich keine Zweifel mehr. Bitte, sag mir, was es mit diesem Diadem der Zeit auf sich hat!" Ich war komplett überfordert und fühlte mich, als würde ich umfallen. Aber Moment, Diadem der Zeit? Was hatte das zu bedeuten? War das Shikon no Tama also doch noch auf der Welt vorhanden, nur eben in meiner Zeit? "Es tut mir Leid, ich wollte dich nicht überfordern...", flüsterte er und wollte es wieder einstecken. "Warte. Mein Opa ist sehr schlau. Er wird sicher wissen, was es damit auf sich hat." Ich lächelte vorsichtig, sehr kurz. Dann nahm ich das Diadem und rannte die Treppe hoch. Als ich oben angekommen war, war ich aus der Puste und innerlich froh, dass er mir nicht gefolgt war. Diadem der Zeit? Die Perle in der Mitte des Diadems sieht dem Juwel sehr ähnlich, aber sie leuchtet nicht. Ich werde abwarten. "Machs gut, Kagome! Vergiss bitte nicht, Bujo zu füttern!" Ich nickte und winkte Souta, während der die Tür meines Zimmers wieder schloss. Ich sah das Diadem an. Es war wirklich sehr schön. Während ich das dachte, fiel mir auf, dass ich seit einem halben Jahr zum ersten Mal so viel hintereinander gesprochen habe, wie vorhin mit Marten. Sofort bekam ich wieder Herzklopfen. Dann seufzte ich. Mein Blick schweifte zum Fenster. Er wird nie wieder durch dieses Fenster kommen. Nie wieder. Mit dem Diadem in der Hand und Tränen auf dem Gesicht, schlief ich ein. Inu Yasha. Du fehlst mir so. Als ich aufwachte, war es schon sehr spät. Mama und Opa waren immer noch nicht zurück und auch Souta war noch aus. Ich war sehr erstaunt darüber, wie er so erwachsen geworden ist. Ich habe so eine lange Zeit seines Lebens verpasst. BUJO! Ich sprang auf und warf das Diadem auf mein Bett. Dann rannte ich runter in die Küche und sah meinen halb verhungerten Kater, wie er mich anmauzte. "Verzeihung, Bujo", flüsterte ich und machte ihm schnell seinen Napf voll. Dankend fraß er dann. Na wenigstens einer ist glücklich, dachte ich und blickte auf den Tresen in der Küche. Ich sah Chips. Inu Yashas Lieblingschips. Oh man, war ich denn nirgendwo vor ihm sicher? Überall musste ich an ihn denken. Plötzlich klingelte es an der Tür. Wer konnte das so spät noch sein? Ich schlurfte langsam voran. Inu Yasha konnte es nicht sein, er würde durchs Fenster einsteigen. Etwa Marten? Ich öffnete die Tür, vor mir stand Hojo. "Verzeih, dass ich so spät noch hier aufschlage... ähm... darf ich vielleicht reinkommen?" Verwundert nickte ich. Was wollte er nur hier? Er zog seine Schuhe aus und schweigend gingen wir zurück in die Küche. Ich durchsuchte den Kühlschrank und bat ihm Tee an, den er ablehnte. "Kagome? Kann ich vielleicht kurz deine... Aufmerksamkeit haben?" Ich drehte mich zu ihm. "Dieser Deutsche von vorhin... kennst du ihn etwa?" Ich schüttelte den Kopf. "Warum hat er dich dann nachhause gebracht?" Ich zuckte die Schultern. Auf einmal schlug Hojo auf den Tresen. Ich erschrak. "Verdammt, Kagome, bitte sprich mit mir!" - "Aber Hojo... ich kenne ihn nicht. Er wollte nur etwas... wissen." - "Und was?" - "Hojo, das geht dich nichts an." Ich sah, dass er wütend wurde. "Natürlich geht es mich etwas an! Du bist schließlich meine Freundin und ich will nicht, dass dich irgendsoein Waschlappen wegschnappt, nur weil er schöne europäische Augen hat!" Seine Freundin? Ich war verdutzt und sagte nichts, bis sich Hojo beruhigt hatte. Schließlich brühte ich ihm doch einen Tee. "Hojo, ich bin nicht deine Freundin.", sagte ich ruhig. Seine Augen weiteten sich und er ging einen Schritt zurück. "Ich liebe einen anderen.", fügte ich gefühllos hinzu. Aber es war nun mal leider so. Ich empfand nicht mehr als Freundschaft für Hojo und ich finde, er sollte das wissen, ehe er sich noch weiter Hoffnungen macht. "UND WEN?", brüllte er. "ETWA DIESE HALBE PORTION?!" Ich seufzte. "Nein.", sagte ich dann nur. Wütend warf er die Teetasse zu Boden und verschwand. Ohne zu Murren wischte ich den Dreck auf und sammelte die Scherben ein. Bujo kam und sah mich mitleidig an. "Irgendwie hast du wirklich etwas von Kirara...", sagte ich gedankenverloren und ging dann ins Badezimmer. Während ich ein Bad nahm, hörte ich, wie sich Souta in die Wohnung schlich. "Du musst nicht schleichen, Mama und Opa sind noch nicht wieder da!", rief ich. Er nahm es sich zu Herzen, ging jedoch trotzdem schnell in sein Zimmer. Nachdem ich das Bad genommen hatte, legte ich mich ins Bett und betrachtete das Diadem noch einmal. Danach legte ich es auf dem Nachttisch ab und träumte denselben Traum, den ich seit einem halben Jahr immer wieder träumte. Inu Yasha, mein Geliebter, der mich kaltherzig verstößt. ****** Prolog - Ende Kapitel 1: Mein Traum --------------------- Mein Wecker klingelte nicht, obwohl ich ihn nicht ausgemacht habe. Deswegen kam meine Mutter in mein Zimmer und weckte mich. Ich zeigte auf den Tisch und murmelte "Beurlaubung." Meine Mutter sah mich verwirrt an. Nachdem sie den Zettel gesehen hatte, fragte sie mich: "Warum hat dich der Schulleiter denn beurlaubt?" - "Weil er glaubt, ich sei krank." Mama seufzte. "Du siehst ja auch schlimm aus. Seit einem halben Jahr warst du jetzt nicht mehr bei Inu Yasha. Das ist schon merkwürdig." Auf einmal wurde ich furchtbar wütend und setzte mich schlagartig auf. "Man Mama, Inu Yasha hat mich verstoßen! Jetzt lass mich in Frieden." Ich legte mich wieder hin und drehte mich zur Wand. Meine Mutter verließ wortlos das Zimmer, aber ich spürte ihre Sorge. Sie hatte ja Recht. Ich war schon irgendwie ein Sorgenkind. Bald werde ich 17 und ich spüre, wie ich erwachsen werde. Nicht nur mein Körper verändert sich, auch mein Inneres. Ich habe so eine hässliche, abstoßende Seite an mir entdeckt; den Hass, der vermutlich derselbe ist, der auch Kikyou heimsucht. Ich hasse Inu Yasha. Und ich liebe ihn. Seufzend drehte ich mich mehrmals im Bett umher, bis ich irgendwann aufstand. Ich konnte einfach nicht weiterschlafen. Immer, wenn ich einschlafe, träume ich den Traum und langsam macht er mir Angst. Ich warf mir einen Mantel über und lief rüber zum Schrein in dem der Brunnen lag. Voller Hoffnung sprang ich hinein und fand mich am Boden wieder... natürlich am selben. Von Zeitreise keine Spur. Ich brach zusammen und weinte. Inu Yasha... warum hast du mir das nur angetan? "Kagome... Kagome? Kagome!", hörte ich meine Mutter rufen. "Ich bin hier drinnen", schluchzte ich. "Oh nein, bist du schonwieder in den Brunnen gesprungen...?" Ich schniefte. Ich wusste nicht, wie lange ich schon in dem Brunnen saß, es muss eine halbe Ewigkeit gewesen sein, denn mein Magen knurrte fürchterlich und ich war müde vom Weinen. Meine Mutter ließ eine Leiter herunter, an der ich schwächlich heraufkletterte. "Also wenn das so weitergeht", seufzte sie, "dann kannst du aber vergessen, dass ich dich zu den Abschlussprüfungen lasse." Sie klang sehr konsequent. Ich seufzte und schwor, ihr zu gehorchen. Dann gingen wir wieder rüber ins Haus zum Abendessen. Es war schon dunkel. "Hast du dich dort versteckt?", fragte meine Mutter, als wir beide in der Küche standen. "Vor wem denn?", erwiderte ich verwundert. "Nunja, ein Schulkamerad von dir kam vorbei, Hojo. Er gab diesen schönen Strauß Blumen ab und sagte, er wolle sich entschuldigen." Ich seufzte. "Wirf sie in den Müll." Meine Mutter war entsetzt. "Was hat der Junge denn angestellt, wenn ich fragen darf?" Ich winkte ab. "Er ist einfach ein elender Dummkopf. Man sollte sich nicht in jemanden verlieben, der einen anderen liebt." Ich erschrak. Meine Worte waren so hart, dass sie mich sogar selbst trafen. "Fräulein, du gehst jetzt auf dein Zimmer. So etwas muss ich mir nicht anhören!" Ich schnappte mir die Tüte Chips, die auf dem Küchentresen lag und rannte hoch. Heulend warf ich mich auf mein Bett. Meine Mutter hatte ja recht. Ich war nicht besser. Hojo liebte mich und ich liebte Inu Yasha und Inu Yasha... liebte Kikyou. Eine Weile später knurrte mein Magen wieder sehr heftig. Ich öffnete die Tüte Chips und aß ein paar daraus. "Urghs, die schmecken ja scheußlich", sagte ich zu mir selbst und schüttelte mich. Wie konnten das nur die Lieblingschips von Inu Yasha sein? Die sind echt ekelerregend. Es klopfte an meine Tür. Ich knüllte die Chipstüte in mein Bettschränkchen. "Ja?" Souta kam herein und brachte mir ein Tablett mit aufgewärmtem Abendessen. "Mama ist immernoch sauer, aber sie kann nicht verantworten, dass du noch weniger isst.", lächelte er und reichte mir das Tablett. Hungrig wie ein Wolf stürzte ich mich darauf und futterte alles weg. "Mama hat dir nicht gesagt, dass ein Junge hier war?" - "Doch hat sie", erwiderte ich mit vollem Mund. Nach einer kurzen Weile der Stille blickte Souta mich durchdringend an. "Nicht Hojo. Ein anderer. Ein Rothaariger." Ich verschluckte mich am Reis. Also ist Marten doch hier gewesen, wie ich es mir gedacht habe. "Er hat nach dir gefragt und gemeint, es wäre eine ernste Angelegenheit." - "Danke, Souta.", nuschelte ich. "Du, Kagome?" Ich sah ihn an. "Du betrügst Inu Yasha doch nicht mit ihm, oder?" Ich musste unwillkürlich lächeln. Das erste Mal seit langer Zeit. "Nein, Souta. Er ist neu in der Schule und ich... wurde beauftragt, ihn herumzuführen.", log ich. Souta war eingeschüchtert und ging mit dem leeren Tablett raus. "Geh jetzt schlafen, Schwester. Mama hat gesagt, du sollst ihr morgen bei der Arbeit im Tempel helfen, wenn du schon beurlaubt bist." Ich warf mich hintenüber und ärgerte mich. Ich bin schließlich beurlaubt worden, damit ich büffeln kann. Na ja, aber mal ein bisschen mehr Zeit mit meiner Mutter zu verbringen, wird sicher gut. Dann kann ich ihr auch die ganze Geschichte erzählen... Vielleicht versteht sie mich dann endlich. Auf meinem Bett liegend betrachtete ich das Diadem. Ob es wohl damit klappt, zu Inu Yasha zurückzukehren? Wenn ich ehrlich bin, traue ich micht nicht. Ich habe viel zu große Angst, dass es nicht funktioniert, als dass ich mir diese Hoffnung nicht nehmen lassen möchte. Denn wenn es nicht funktionieren sollte, weiß ich, dass es nie und nimmer ein Zurück gibt. Wie soll ich nur damit leben? Inu Yasha, warum hast du das nur getan? Ich schlief ein. Als ich erwachte, fühlte ich mich beobachtet. Ich sah zum Fenster und bildete mir ein, Inu Yasha sehen zu können, doch er versteckte sich sofort vor mir. Es würde keinen Sinn machen, zum Fenster zu gehen, er wäre sowieso schneller weg, als ich am Fenster wäre. Wenn er denn überhaupt käme... Das Beobachtungsgefühl gab mir Marten, der an meinem Bett kniete und sein Diadem betrachtete. "Und, hast du schon etwas darüber herausgefunden?", lächelte er mich an. Ich wurde rot. Er sprach wirklich gut Japanisch, das erwartete man gar nicht von einem Deutschen. Dann schüttelte ich den Kopf. "Tut mir Leid...", flüsterte ich. "Gestern ging es mir sehr schlecht und dann habe ich..." - "...dich den ganzen Tag im Zimmer verbarrikadiert. Ich weiß das, dein kleiner Bruder Souta hat es mir erzählt." Danke Souta, du bist echt ein guter Bruder. "Ja genau. Erst abends bin ich rausgekommen. Und jetzt... oh mein Gott, es ist ja schon 10 Uhr! Müsstest du nicht in der Schule sein?" Ich schreckte hoch und saß auf einmal kerzengerade in meinem Bett. Dabei fiel ihm mein roter Kätzchen-Schlafanzug auf und er musste lächeln. Das war mir sehr peinlich und die Peinlichkeit war mir anzusehen. "Ich schwänze heute. Ich dachte, ich kann vielleicht im Tempel helfen und so deinen Großvater, den herausragenden Priester kennenlernen." Ich stutzte. "Mein Großvater ist nicht so toll wie du denkst." Dann stand ich auf und bat ihn, in meinem Zimmer zu warten, bis ich mich im Bad hergerichtet habe. Komisch, er löst so merkwürdige Gefühle in mir aus. Außer ihm waren bis jetzt nur Inu Yasha und Hojo in meinem Zimmer, meinem privaten Raum... Und beide kannte ich sehr lange. Marten kannte ich erst zwei Tage und trotzdem wirkte er so vertraut. Als ich wiederkam, spielte er mit Bujo, wie es Inu Yasha immer gemacht hat. Ich seufzte. "Was ist, habe ich etwas falsch gemacht?", fragte er mich und ich schüttelte den Kopf. Einen kurzen Augenblick lang dachte ich daran, dass Marten vielleicht vom Himmel geschickt wurde. In etwa, als würde er nun da sein, um mir zu sagen "Hier bin ich, fang ein neues Leben an und vergiss Inu Yasha!". Wieder rutschte mir ein Seufzer raus. "Bist du immer so deprimiert?", fragte er vorsichtig. Ich drehte mich zu ihm während ich meine Haare kämmte und schüttelte den Kopf. "Nein, das geht erst seit einem halben Jahr so... Es ist wie... wie beschreibe ich das am besten... na ja, als hätte ein Geist all meine Kraft ausgesaugt und nun bin ich schwach und werde immer schwächer. Verstehst du das?" Ich war von mir selbst erstaunt, wie viel ich sprach. Aber Marten war nicht Hojo. Er ging mir nicht auf die Nerven. Seine Nähe beruhigte mich. "Ach ich verstehe. Du bist verliebt." Er lächelte und hatte mich auf frischer Tat ertappt. Ich ging einen Schritt zurück und versank in Peinlichkeit. "Bist du jetzt fertig?", lenkte er dann vom Thema ab. "Deine Mutter hat sicher noch andere Dinge zu erledigen, also könntest du ihr nun wirklich ein bisschen zur Hand gehen!" Sein Lächeln erinnerte mich an Inu Yasha. So selbstbewusst und stark und außerdem schön. Mit dem Unterschied, dass Marten sehr europäisch aussah, gar nicht wie Inu Yasha, der Halbdämon. Meine Mutter trug mir auf, den Weg zu kehren und als sie meine Begleitung sah, verabschiedete sie sich. Vermutlich hoffte sie, dass ich endlich über Inu Yasha hinwegkam und mich für ein Leben in der Neuzeit entschied. Ich seufzte. "Mein Großvater dürfte bald hier aufschlagen.", sagte ich irgendwann. "Hm? Dein Großvater? Ach ja, jetzt fällt es mir wieder ein. Entschuldige, wenn ich mich auf etwas konzentriere, vergesse ich oftmals, warum ich es eigentlich tue." Ich schmunzelte. "Kann eine gute oder eine schlechte Eigenschaft sein." Sein darauffolgendes Lachen erwärmte mein Herz. Inu Yasha hatte nie so über etwas gelacht, was ich gesagt habe. "Ich danke dir... Kagome." Als er meinen Namen sagte, zuckte ich zusammen. Ich hörte auf zu kehren und setzte mich auf die Bank unter dem Heiligen Baum. Marten tat es mir gleich. "Nanu?" Ich sah ihn an und bemerkte, dass sein Blick auf die Baumkrone gerichtet war. "Was ist mit diesem Baum?" Schließlich folgte ich seinem Blick und sah, dass der Baum unglaublich schöne Blüten trug und förmlich glitzerte. "Es ist ein Heiliger Baum", beantwortete ich seine Frage. "Es heißt, vor etwa 500 Jahren soll ein diebischer Dämon an diesen Baum geheftet worden sein, mit einem magischen Pfeil." - "Das erklärt das Loch in der Rinde." Ich lächelte. Seine Aufmerksamkeit faszinierte mich. Normale Menschen hätten jetzt schon die Kurve gekratzt, doch er blieb und war interessiert. Er würde sich sicher gut mit Opa verstehen und ihn wahrscheinlich für einen Weisen halten. "Erzähl mir mehr...", sagte er verträumt. Ich überlegte, wie ich die Inu Yasha-Botschaft verschlüsseln könnte. "Nun ja, ein junges Mädchen, genauer gesagt eine Priesterin, heftete den Dämon an diesen Baum. Doch kurz darauf starb sie. Ihre Wiedergeburt wusste jedoch nichts von dem Bann und befreite den Dämon kurzerhand von seinem Fluch. Es heißt, sie traten eine Reise an, um das Shikon no Tama, das sogenannte Juwel der vier Seelen, zu suchen, weil es in tausend Teile zersplittert war. Als sie jedoch ihre Aufgabe erfüllt hatten, verstieß der Dämon die Wiedergeburt der Priesterin..." - "Achso, ich verstehe", unterbrach er mich. "Dann bist du also diese Wiedergeburt." Ich erschrak. "Machst du W-W-W-Witze?", stotterte ich, versuchte zu lächeln. "Hey, beruhig dich, das war doch nur ein Witz. Ist das dein Großvater?", lenkte er wieder vom Thema ab und zeigte auf Opa. Dieser starrte fasziniert auf den Heiligen Baum, da er angeblich seit 500 Jahren nicht mehr solch eine Blüte getragen hat. Ich nickte Marten zu. Er stand auf und ging auf meinen Großvater zu. "Guten Tag, mein Name ist Marten. Ich bin ein Schulkamerad von Kagome und ich habe eine Frage..." Opa unterbrach ihn, er hätte jetzt keine Zeit, da er sich um den Baum kümmern muss. Vollkommen geknickt kam Marten zu mir zurück. Ich klopfte ihm auf die Schulter. "Komm morgen wieder", lächelte ich, immernoch überfordert mit dem Kommentar, den er vorher abgelassen hatte. Marten nickte geknickt und verließ unseren Tempel. Ich betrachtete das Diadem der Zeit und überlegte, einen Versuch, durch den Brunnen zu springen, zu wagen. Der Himmel war blau. Und ich hatte neuen Mut gefasst. Als ich vor dem Brunnen stand, holte mich die Angst wieder ein. Ich dachte, es wäre einfacher. War ich wirklich nicht stark genug, um diese mikrige Angst zu überwinden? "Kagome?" Ich zögerte. Nein, war ich nicht. Ich drehte dem Brunnen den Rücken zu und ging rüber ins Haus. "Ja, Mama? Was ist los?" Meine Mutter sah besorgt aus. "Ich finde, du solltest nicht mehr an Inu Yasha denken. Bitte lern ein bisschen, morgen ist die Prüfung." Ich erschrak. "Ach du Schreck! Ich dachte, ich hätte noch ein paar Tage mehr Zeit!" So schnell hatte ich das Essen noch nie verschlungen. In meinem Zimmer warf ich mich sofort über meine Bücher und lernte fleißig. Als mein Kopf zu platzen drohte, nahm ich zur Entspannung ein Bad. In meinem Kopf waren jegliche Formeln der Berechnung von Binomischen Formeln und Parabelprobleme. Zum ersten Mal dachte ich in meiner freien Zeit nicht an Inu Yasha. Das war ein wirklich schönes Gefühl. Vor dem Schlafengehen sah ich mir noch einmal alles an und legte es dann unter mein Kopfkissen, weil ich so abergläubisch war, dass ich hoffte, es würde mir helfen, nichts zu vergessen. In dieser Nacht träumte ich wieder von Inu Yasha. Es war derselbe Traum wie immer. Mit einer Ausnahme. Am anderen Ende des Brunnens wartete Marten auf mich - und fing mich auf. ***** Kapitel 1 - Ende Kapitel 2: Ich will zurück zu dir --------------------------------- Schonwieder fühlte ich mich beobachtet, als mein Wecker klingelte. Als ich mich umsah, konnte ich jedoch nichts entdecken. Ich wechselte meine Kleidung und sah mir nochmal all meine Aufzeichnungen an. Dieses Mal würde ich die Prüfung zur Annahme für die Oberstufe auf jeden Fall bestehen, darin besteht kein Zweifel. Ich habe fast keine Stunde mehr gefehlt, dafür fehlte mir Inu Yasha... Ich packte all mein Schulzeug in meine Tasche und ging nach unten, um zu frühstücken. "Sag mal Kagome... Holt dich dieser Europäer jetzt immer ab?", nuschelte Souta. Ich sah ihn verwundert an. "Nein, warum sollte er?" - "Nun ja..." Meine Mutter lächelte und sagte, ich solle schneller essen, damit ich die Prüfung nicht verpasse. "Weil er mit seinem Motorrad da unten auf dich wartet." Ich lief rot an, stopfte das letzte bisschen vom Frühstück in mich hinein und stellte es in der Küche ab. "Banzaiii!", rief meine Familie, als ich total verlegen aus dem Haus stürmte. Und sie hatten recht. Marten stand wirklich dort und er hatte einen zweiten Helm bei sich. Er winkte mir zu. "Warum holst du mich ab?" Er lächelte und gab mir den Helm. "Nun ja, ich dachte, du wärst gerne etwas früher da, damit du nochmal alles durchgehen kannst und so..." Ich sah ihn schräg an und stieg dann wortlos auf. "Gut festhalten.", grinste er und ich tat, was er sagte. Sein Körper fühlte sich schön an. So warm und stark. Genauso stelle ich mir Inu Yashas Körper vor, wenn ich ihn... Als wir ankamen, bemerkte Hojo uns. Ich lächelte Marten zu und bedankte mich bei ihm. "Kagome? Warte mal!", rief er noch, als ich schon gehen wollte. Ich kam zurück und fragte ihn, was los sei. Marten griff meine Hand und zog mich zu sich heran, um mich dann auf die Wange zu küssen. Ich lief tomatenrot an. "Ich bringe dich nach der Prüfung nachhause und dann sprechen wir mit deinem Opa." Nur stotternd brachte ich einige Worte hraus. "Opa... erst... abends..." Marten lächelte. "Nun gut, dann bringe ich dich eben nur nachhause und komme dann später vorbei. Geh jetzt, sonst bist du unpünktlich." Ich drehte mich um und rannte ins Schulhaus, vorbei an Hojo. Ich bemerkte ihn nicht wirklich. Ich glaube, das hat ihn sehr verletzt. Kurz vor der Prüfung ging ich noch mal alles durch. Mir fiel auf, dass Hojo nicht da war. Wo konnte er nur sein? Er würde doch nicht die Prüfung schwänzen? Von Marten wusste ich, dass er zwar das Jahr mit mir beenden würde, aber er wiederholte sowieso, wegen seinem Länderwechsel. Aber Hojo? Ich seufzte. Bestimmt hatte er den Kuss gesehen, den Marten mir gab. Als ich daran dachte, wurde ich wieder unwillkürlich rot. Ich wünschte, Inu Yasha wäre er gewesen, nur in diesem kurzen Moment... Aber Inu Yasha ist nicht so. Nach der Prüfung war ich wieder gedankenverloren. Ich habe Hojo nicht mehr gesehen und Marten fuhr mich mit dem Motorrad nachhause. Seufzend gab ich ihm den Helm und drehte mich um, um die Treppe hinaufzulaufen. "Warte, Kagome.", sagte er und griff wieder einmal meine Hand. Diesmal zog ich sie zurück. "Bitte küss mich nicht noch einmal.", erwiderte ich wie ferngesteuert. "Tut mir Leid, ich wollte nur deinen Verehrer ein bisschen aufmischen... Wann kann ich heute Abend vorbeischauen?" - "Gegen 7.", sagte ich emotionslos und ging, ohne mich zu verabschieden. Ich weiß jetzt, dass ich keinen anderen will. Ich will Inu Yasha. Wie ein Geist schwebte ich in mein Zimmer und packte mir ein paar Sachen ein. Ich nahm das Diadem der Zeit und schwebte in die Küche. Auch dort packte ich mir Proviant ein. "Wo gehst du hin, Kagome?", fragte meine Mutter. Ich antwortete nicht, sondern rannte los. Mit diesem verdammten Diadem muss es doch klappen. Ich muss es schaffen, durch den Brunnen zu kommen. Ich halte es keine Sekunde länger ohne Inu Yasha aus. Ich will keinen anderen. Mutig krallte ich mich an dem Diadem fest, schloss die Augen und sprang in den Brunnen. Ich traute mich nicht, die Augen zu öffnen, bis ich auf dem Boden ankam. Nein. Nein... NEIIIIIIIIIIIIIN. Es hatte nicht geklappt. Es müssen wohl einige Tage vergingen sein. Ich saß im Brunnen. Ich war nicht mehr ich selbst. Meine Seele war zerfressen von Hass und Angst. Warum konnte ich nicht einmal Glück haben? "DIESES BESCHISSENE TEIL!", schrie ich und warf das Diadem zu Boden. Gerade als ich darauf treten wollte, hörte ich Martens Stimme. Zuvor waren auch Großvater, Souta und Mutter gekommen, aber ich habe auf ihre Stimmen nicht reagiert. Ich wollte nicht mehr Leben. "Warte, Kagome!", rief er. Dann sprang er zu mir herunter und griff mich an meinen total abgemagerten Armen. "Kagome, was tust du nur? Du kannst doch nicht drei Tage lang in einem Brunnen leben!" Drei Tage? So lange schon? Ich erwiderte nichts. Meine Stimme war wieder verschwunden, denn auch mein Mut war gegangen. Weitere drei Tage lag ich stumm im Bett und dachte nach. Ich konnte nicht schlafen und zum Essen musste man mich zwingen, damit ich nicht noch mehr abmagerte. Die meiste Zeit war Marten bei mir, aber auch Hojo kam mich einmal besuchen. Er sprach nicht viel und wenn er sprach, machte er mir Vorwürfe, dass ich ihn angelogen hätte. Als ich irgendwann sagte, dass der Name des Mannes, den ich liebe, weder Marten noch Hojo lautet, verließ er mich wieder. Ich verstand, dass er enttäuscht war. Und er tat mir Leid. Aber mein Schmerz war viel unerträglicher als seiner. "Dein Großvater hat mir alles über das Shikon no Tama verraten.", sagte Marten nach drei Tagen. Ich drehte meinen Kopf vorsichtig zu ihm hin und starrte ihn an. Er sah zum Diadem, welches leicht verbeult war, weil ich es mit Wucht auf den Boden gehauen habe. "Und er hat mir alles über den Brunnen verraten. Die Zeitreise, dich als Wiedergeburt und... Inu Yasha." Ich zuckte zusammen und kniff die Augen zu. Ich wollte seinen Namen nicht hören und ich wollte nicht an ihn denken. "Verzeih, Kagome.", flüsterte Marten. "Bitte öffne deine Augen wieder." Nachdem ich einen kurzen Moment gezögert hatte, tat ich, was er von mir verlangte. "Ich weiß jetzt, warum du nicht durch den Brunnen reisen konntest." Auf einmal schreckte ich hoch. "Wie? Warum? Sag es mir!!", brüllte ich und war fasziniert von meiner Stimme. "Das Diadem...", begann er, "Das Diadem ist ein Bannsiegel. Es versiegelt das Shikon no Tama und lässt seine Kraft nicht sichtbar erscheinen. Dies muss von einer sehr mächtigen Priesterin geschaffen worden sein, ich bin nicht in der Lage, dass Diadem zu zerstören." Achso, deswegen die Beulen. Ich seufzte. "Tja, leider passiert eben nie das, was man gerne hätte. Ich bin jedenfalls auch nicht in der Lage, das Siegel zu zerstören." - "Und was, wenn doch? Was ist, wenn die Priesterin jene war, deren Wiedergeburt du bist?" Ich stutzte und sah ihn an. Vielleicht hatte er recht. Kikyou war durchaus in der Lage, solch ein starkes Bannsiegel zu errichten. Aber ich schüttelte den Kopf. "Ich bin nicht so mächtig wie Kikyou. Lass mich jetzt allein." - "Nun gut.", erwiderte Marten und stand auf. "Überlege es dir noch einmal sehr genau. Das ist vielleicht die letzte Chance, deinen Geliebten wiederzusehen... Kagome." Er verließ mein Zimmer. Und das Haus. Und ließ mich mit Tränen zurück. "Kagome" Ich erschrak. "Kagome, glaub an dich" INU YASHA? "Kagome, du weißt, du kannst es schaffen. Du kannst das Bannsiegel lösen" Ich stand auf und rannte zum Fenster. Als ich es geöffnet hatte, war seine Stimme wieder verschwunden. "Inu Yasha? Inu Yasha! INU YASHAAAAAAAAAAA!" Meine Schreie hatten meine Mutter aufmerksam gemacht. "Kind, langsam machst du mir große Sorgen.", sagte sie und hievte mich aufs Bett, während ich heulend wimmerte. "Inu Yasha..." Ich wollte meiner Mutter keine Sorgen machen, aber ich ertrug das alles nicht mehr. "Mama..." Aufmerksam sah sie mich an. "Mama... kannst du mir... Pfeil und Bogen besorgen...?" Auf einmal sah sie erschrocken aus. "Was hast du damit vor?" Ich wimmerte immernoch sehr schrecklich, spürte meine Kräfte schwinden. "Ich will das Bannsiegel zerstören, damit... meine Seele nicht aufgesogen wird..." Erschrocken wich meine Mutter zurück und rannte aus meinem Zimmer. Ich hoffe, meine Bitte wurde erhört. Unter Erschöpfung schlief ich ein. Inu Yasha? Kagome, es ist schön, dich zu sehen. Du fehlst mir so sehr. Inu Yasha... Kagome, du hohle Nuss, du kannst doch aus eigener Kraft zu mir zurückkehren! Nein, Inu Yasha, das geht nicht... Kagome, ich liebe dich. Inu Yasha... ich... liebe dich auch... Ich erwachte. Eigenartiger Traum. Seit einem halben Jahr träumte ich von nichts anderem als von Inu Yashas Hass gegen mich und davon, wie er mich verstieß. Und diese Nacht träumte ich von unserer Liebe? Auf einmal blickte ich in sein Gesicht. Er sah mich an, erfüllt von Sehnsucht. Aber er versuchte, es mit gespielter Überheblichkeit zu verdecken. "Kagome", flüsterte er und ich wollte losschreien, doch er legte seine Finger auf meine Lippen. "Kagome... Du darfst niemandem verraten, dass ich hier war... Ich bin nur da, um dir etwas zu bringen." Nein, bitte geh nicht gleich wieder. Ich wollte etwas sagen, doch er hatte meine Stimme versiegelt. Bitte bleib bei mir, Inu Yasha. Ich begann zu weinen und konnte nichts mehr sehen. Inu Yasha. "Kagome, beruhige dich", sagte er und wischte dann meine Tränen mit seinem Kimono ab. "Hier hast du Pfeil und Bogen. Du musst das Diadem zerstören, denn es versiegelt das Shikon no Tama. Als wir Naraku zerstört haben, hat Kikyou es versiegelt." Also tatsächlich Kikyou. "Kikyou hat es in deine Zeit geschickt, weil sie dachte, es wäre sicher. Aber sie lag falsch. Etliche Dämonen sind nun auf dem Weg hierher und das kannst nur du verhindern, indem du das Diadem zerstörst und Shikon no Tama wieder freilässt!" Ich zuckte zusammen. "Warum lässt du das nicht Kikyou machen?" Er lächelte. "Dummerchen", spottete er dann, "Das kann nur eine Miko mit einem reinen Herzen." Ich schüttelte den Kopf. Auch mein Herz war von Hass zerfressen. Plötzlich küsste er mich. Einfach so. Ich glaube, für einen Bruchteil einer Sekunde setzte mein Herzschlag aus. Ich erwiderte den Kuss. "Du hasst mich nicht", nuschelte er in den Kuss hinein. Dann verschwand er. "Ich zähl auf dich!" War das alles nur ein Traum? Aber der Bogen war tatsächlich da. Ich wollte mich aufsetzen, doch ich war zu geschwächt. Marten betrat den Raum und brachte mir etwas zu Essen. "Nanu? Du bist ja wach?" Ich war verwundert. Sah er den Bogen und den Pfeil nicht? Bildete ich mir das vielleicht nur ein? Nein, ich hielt ihn in meiner Hand. Als Marten mir das Essen gab, legte ich ihn vorsichtig zur Seite. Ich würde ihn sicher brauchen. "Marten?" - "Ja?" - "Ich werde das Siegel zerstören." ***** Kapitel 2 - Ende Kapitel 3: Abschied nehmen -------------------------- Sehr geschwächt stand ich auf und setzte mich zum ersten Mal wieder mit an den Frühstückstisch. Seit ich krank war, war Marten ununterbrochen bei mir gewesen und schwänzte ständig für mich die Schule. Als meine Mutter ihn fragte, warum er denn nicht zur Schule ginge, behauptete er, schon längst im Beruf tätig zu sein und jetzt gerade nur nach einer neuen Arbeitsstelle suche. Nun ja, es ist eben nicht so einfach, von einem Land in das andere ohne Komplikationen zu wechseln. Langsam und vorsichtig aß ich mit den anderen. Sie schienen Angst zu haben, dass sie mich überfordern würden, weshalb sie nicht mit mir sprachen. Nur meine Mutter ergriff irgendwann das Wort: "Es tut mir Leid, ich habe keinen Pfeil und Bogen besorgen können. So etwas gibt es wohl nur im Mittelalter." Ich wusste nicht, ob sie es im Scherz meinte, doch ich winkte nur ab. "Schon gut, Mama.", lächelte ich vorsichtig. "Ich habe schon eine Möglichkeit." Marten sah verwundert zu mir herüber. In diesem kurzen Augenblick wünschte ich mir, dass nicht er, sondern Inu Yasha neben mir säße und mich so ansähe. Ich brauche Inu Yasha wirklich. Ohne ihn bin ich nichts und ich weiß, ihm geht es ähnlich. Als ich wieder neuen Mut gefasst habe, stand ich auf und ging in mein Zimmer, wobei mich Marten unterstützte. "Ich will kurz allein sein.", nickte ich ihm zu. Ich muss noch letzte Kraft schöpfen. Als ich in mein Zimmer trat, sah ich überall Chipskrümel und eine leere Chipstüte auf dem Boden herumliegen. Mein Nachtschränkchen war geöffnet. Inu Yasha? Konnte das wirklich sein? Vollkommen überfordert mit der Situation öffnete ich jegliche Schublade des Schränkchens. Und tatsächlich - die leere Tüte auf dem Boden war dieselbe, die ich vor kurzem in das Fach gelegt habe. Beim Schließen der Schubladen fielen mir ein paar Bilder auf, die Souta mal von Inu Yasha und mir gemacht hat. Ich seufzte. Mein Geliebter. Ich muss dich einfach wieder sehen. Ohne groß nachzudenken griff ich Pfeil und Bogen und rannte mitsamt dem Diadem nach unten. Ich band es am Heiligen Baum fest und zielte dann genau darauf. Ich war sicherlich nicht so eine gute Miko wie Kikyou, aber ich will es werden. Ich schloss die Augen und versuchte, mich zu konzentrieren. "TRIFF!", rief ich dann und ließ den Pfeil los. Er traf. Das Diadem zersprang und das Juwel begann, in allen möglichen Farben zu leuchten. "Du hattest recht!", rief ich erfreut und rannte auf das Juwel zu. "Marten, du hattest recht! Es ist wirklich das Shikon no Tama!" Tränen liefen mir über das Gesicht. Inu Yasha! Nun würde ich dich endlich wiedersehen. Ich konnte es kaum erwarten. "Und ich hatte auch recht, dass du in der Lage bist, den Bann zu brechen.", lächelte er stolz. Ich ignorierte das und rannte sofort zum Schrein. "Warte, Kagome!", rief er mir nach und seine Stimme klang verzweifelt. "Was, wenn es wieder nicht klappt!?" Ich merkte, wie er mir nachlief. Es musste einfach klappen. Als ich vor dem Brunnen stand, hielt Marten mich fest, doch ich sprang. Unglücklicherweise zog ich ihn dadurch mit. Wir landeten. Aber nicht auf dem Brunnenboden, der zu erwarten war. Es war Japan. Im Mittelalter. Endlich kann ich ihn wiedersehen! Vorfreudig kletterte ich hinauf ohne daran zu denken, dass ich Marten versehentlich mitgenommen habe. Ich spürte, wie er mich zurückzog. "Kagome, wo sind wir hier?" Ich erschrak. Er war es wirklich. Wie war das möglich? Nur Inu Yasha und ich sind in der Lage, durch die Zeit zu reisen. "Komm mit, ich muss Inu Yasha sehen." Ich war mir ziemlich sicher, dass er schon auf dem Weg zum Brunnen war, weil er meine Fährte gewittert haben muss. Also kletterten Marten und ich nun gemeinsam an der Brunnenwand hinauf. Vorsichtig sah ich mich um. "Wir müssen auf der Hut sein.", flüsterte ich. Marten schrie. "OH NEIN! EIN MONSTER!", rief er und fiel zurück in den Brunnen. Ich sah Kirara vor mir stehen und sprang sofort heraus, um sie zu knuddeln. "Es ist so schön, dich zu sehen! Wo sind die anderen?" Kirara quietschte kurz und deutete dann fragend auf den Brunnen. "Marten?", rief ich. "Marten! Komm raus, Kirara ist nicht böse und sie ist auch kein Monster!" Langsam kletterte er hinaus und man sah ihm an, wie erleichtert er war, auf festem Boden zu stehen. "Willkommen im Mittelalter.", lächelte ich und spürte, wie meine Kraft zurückkehrte. Plötzlich fing Kirara an zu knurren. Es schien etwas auf dem Weg hierher zu sein, um mir das Shikon no Tama abzunehmen. "Kirara!", rief ich und sprang auf sie hinauf. Dann zerrte ich Marten dazu und Kirara trug uns auf ihrem Rücken zu Inu Yasha. Plötzlich wurde mir schlecht. Was sollte ich sagen, wenn ich ihn wiedersehe? Wird er erfreut oder erbost sein? Was soll ich nur tun? Mein Magen drehte sich. Was nicht unbedingt hilfreich war, war Marten, der sich um mich klammerte. Aber ich verstand das. Für ihn war es alles neu und verwunderlich. Ich wunderte mich sowieso immernoch, wie er dazu in der Lage war, mit mir gemeinsam durch den Brunnen zu reisen. Nachdem wir eine Weile geflogen waren, verlor Kirara an Höhe und setzte uns auf einer Wiese nahe einer heißen Quelle ab. Dort warteten Sango und Miroku. Nun ja, sie schienen nicht wirklich zu warten. Beschämt drehte ich mich um und bat Kirara, die beiden zu stören. Das die sowas in aller Öffentlichkeit machen... "Kiyaaah! Kirara, was soll denn das?", rief Sango erschrocken. Miroku reagierte erst, als Kirara dann erwähnte, dass ich wieder da bin. "Was? Kagome ist wieder zurück?!" Erfreut rannte sie auf mich zu und ehe ich mich versah, knuddelte sie mich herzlich. Ich drehte mich um und nahm sie auch in den Arm. Miroku kam dazu und verbeugte sich, Marten tat es ihm gleich. "Wen hast du denn da mitgebracht, Kagome?", wunderte er sich dann. "Das ist Marten, ein Junge aus meiner Zeit. Ich weiß auch nicht, wie er es geschafft hat, mit mir zusammen durch den Brunnen zu reisen. Aber naja, ich habe wahnsinnigen Hunger! Wollen wir nicht etwas essen?" Ich lächelte. Zum ersten Mal seit einem halben Jahr war ich wahnsinnig glücklich und hatte große Angst, dieses Glück im selben Moment wieder zu verlieren. Als wir in Ruhe beieinandersaßen und aßen, traf irgendwann Shippou ein, der von Kirara geholt wurde. Er wollte mich gar nicht mehr loslassen. "Meine Zauber sind jetzt viel stärker geworden!", schwor er und war völlig begeistert davon, mir alles zu erzählen. Ich war so glücklich wie lange nicht mehr. Nach einer Zeit der Stille fragte ich: "Wo ist eigentlich... Inu Yasha?" Alle sahen mich mitleidig an und schüttelten die Köpfe. "Frag lieber nicht.", sagte Sango enttäuscht. Miroku schaute weg und man sah ihm seine Wut an. "Er ist jetzt mit Kikyou zusammen.", erwähnte Shippou. Mein Herz blieb stehen. Nein. Das durfte nicht sein. Aber es war so. Ich war schnell wieder bei mir und verstand, dass er und sie füreinander bestimmt sind. "Seit er mit ihr zusammen ist, ist er komisch geworden...", erzählte Miroku dann vorsichtig. Ich lauschte neugierig, immernoch verletzt. "Ja, er hat gesagt, er wolle nichts mehr mit uns zutun haben und da Naraku ja nun verschwunden war, können wir tun, was wir wollen." Wortlos stand ich auf und ging in Richtung heiße Quellen. Ich entledigte mich meiner Kleidung und ließ mich ins Wasser nieder. Dort krümmte ich mich zusammen. Inu Yasha. Bedeute ich dir wirklich so wenig, dass du mich einfach ersetzen kannst? Einfach die Wärme meines Körpers ersetzen kannst durch die Kälte des Körpers der eigentlich schon lange toten Kikyou? Ich weiß, du liebst sie, aber liebst du mich nicht auch? Marten gesellte sich zu mir. Erst schrie ich auf und befahl ihm, zu verschwinden, doch er tat nicht, was ich wollte. Da ich nicht wollte, dass er mich nackt sieht, versteckte ich meinen Körper im Wasser. "Verzeih, Kagome.", flüsterte er und kam langsam auf mich zu. Mein Herz klopfte wie wild und er drängte mich so sehr an einen Stein heran, dass ich nicht fliehen konnte. Dann küsste er mich, erst sanft aufs Ohr und dann auf den Hals. "Bitte, hör auf damit...", flüsterte ich ängstlich. Ich wollte nicht, dass er das tut. Wenn das einer tun darf, dann nur... Inu Yasha. Auf einmal gab es einen lauten Knall und Marten lag bewusstlos unter Wasser. Ein kleiner Kobold schwebte neben mir und verschränkte die Arme. Er sah genau aus wie Inu Yasha. Verwundert blickte ich ihn an. "Inu... Yasha?" Er sah zurück. Nein, das war nicht Inu Yasha. Dieselbe Kleidung, dasselbe Gesicht, aber nicht derselbe Blick. "Du Idiot. Der Typ ist doch nur ein Mensch!", rief ich erzürnt und hievte Marten aus dem Wasser. Schnell zog ich mir etwas über und legte seine Kleidung über seinen nackten Körper. "Wer ist dieser Kerl?", hörte ich den Mini Inu Yasha meckern. Ich schüttelte den Kopf. "Was geht dich das an? Wer bist DU überhaupt?!", brüllte ich. Er sah mich verwundert an. "Wie bitte? Das ist der Dank dafür, dass ich dich zurückgeholt habe? Tzz!" Er schwebte davon. "Mein Name ist Chiyou... und ich bin ein Gott, kein Kobold, du Ziege!" Verschwunden war er. Marten kam langsam zu sich und erschrak, weil ich ihn nackt sah. Sofort drehte ich mich beschämt um und wartete darauf, bis er fertig war. Was wohl Sango und Miroku gerade machen? Ehrlich gesagt will ich das gar nicht wissen... "So, ich bin fertig. Verzeih, was passiert ist. Ich wollte nur ein Bad nehmen und als ich deine umwerfende Schönheit so sah... Sag mal, was war das eigentlich, was mich ausgeknockt hat?" Ich schüttelte den Kopf. "Ich habe den Eindruck, das wirst du noch früh genug erfahren." Zum ersten Mal nahm ich ihn bei der Hand und lief zu Sango und Miroku zurück. Sie schliefen. "Kirara!", rief ich. "Bring mich bitte zu Inu Yasha!" Kirara sah mich an. Dann schüttelte sie den Kopf. Als ich sie abermals bittete, tat sie es, doch Marten nahm sie mit. "Kirara, ich wollte alleine zu ihm." - "Sie tut das Richtige.", flüsterte Marten mir ins Ohr. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Wir sprachen nicht miteinander, während wir zu Inu Yasha flogen. Kirara flog zum Heiligen Baum, der ganz in der Nähe des Brunnens ist und ließ mich ein Stück dahinter herunter. Und dann sah ich ihn. In seiner Schönheit und seinem Glanz. Wie er zu dem Baum heraufsah, an den Kikyou ihn vor 50 Jahren heftete. "Kagome...", hörte ich ihn seufzen. Er seufzte? Wie bitte? In diesem Moment war mein Herz gefüllt von Liebe, doch ich traute mich nicht, zu ihm zu gehen. Vor ihm tauchte dieser kleine Gott auf, der sein Ebenbild war. "Meister Inu Yasha.", meckerte er. "Danke, Chiyou.", lächelte Inu Yasha seinen Gefährten an. "Danke, dass du Kagome zurückgebracht hast. Ich weiß nicht, wie lange ich es noch ohne sie ausgehalten hätte." Sein Lächeln war so rein und selig, dass es mein ganzes Herz erfüllte. "Aber wie sollt Ihr ihr nur gegenübertreten, Meister?", meckerte Chiyou weiter. "Ihr seid doch jetzt mit Kikyou zusammen, wie könnt Ihr da nur an Kagome denken?" Ich sah, wie Inu Yasha den Kopf schüttelte. Aber der Kleine hatte recht, die Antwort auf diese Frage würde mich auch mal interessieren. Trotzdem wunderte es mich, dass er meinen Geruch noch nicht wahrgenommen hatte. "Ich liebe Kikyou auch. Aber ich kann nicht ohne Kagome." Mein Herz schmerzte, Chiyou schüttelte den Kopf. "Meister, Ihr könnt nicht beide haben!" Plötzlich tauchte Kikyou auf, wie aus dem Nichts. Natürlich, deswegen konnte er mich nicht riechen. Kikyou hatte denselben Geruch wie ich und er dachte, sie wäre die ganze Zeit um sie. "Inu Yasha, mein Geliebter...", hauchte sie und begann, ihren Kimono aufzuschnüren. Er erwiderte diese Erotik und ich drehte mich um und sank zusammen. Kirara kletterte auf meine Knie und versuchte, mein Gesicht vor Tränen zu schützen. "Kagome...", flüsterte Marten. Plötzlich schrie Inu Yasha: "Kikyou, wir sind nicht allein!" Verdammt, dachte ich, er hatte die Fährte von Marten aufgenommen. "Schnell Kirara!", rief ich und Kirara verwandelte sich, um Marten und mich wegzutragen. Ich hörte Inu Yasha "Kagome" sagen, als wir verschwanden. Ganz leise, aber doch hörbar. "Kirara, bitte bring uns zum Brunnen zurück. Hier ist das Shikon no Tama nicht sicher.", sagte ich zu ihr. Sie tat, worum ich bat und brachte uns zum Brunnen zurück. "Bitte sag Sango und Miroku bescheid, nicht dass sie sich Sorgen machen. Ich weiß noch nicht, ob ich noch einmal zurückkehre." Erst vorsichtig und dann sehr herzhaft, nahm ich Kirara in den Arm und bohrte meinen Kopf in ihr Fell. "Danke, dass ich euch alle noch einmal sehen durfte. Endlich konnte ich Abschied nehmen." Kirara quiekte und schubste Marten und mich dann gemeinsam mit dem Shikon no Tama in den Brunnen. Zuhause angekommen war Marten bewusstlos geworden. Ich verkroch mich in einer Ecke des Brunnens und weinte. Das Shikon no Tama in meinen Händen, die Liebe in meinem Herzen. Alles vergebens. Ich wünschte, ich hätte Inu Yasha niemals kennengelernt... ***** Kapitel 3 - Ende Man, ich bin echt glücklich, einen Leser zu haben ^-^ Danke an Buffy12 für die lieben Kommis! Kapitel 4: Was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen ------------------------------------------------------------------------- Ich habe die Prüfung bestanden. Aber ich konnte mich darüber nicht freuen. Als ich zuhause ankam, sah mich meine Mutter mit besorgtem Blick an. Ich seufzte. Marten war also immer noch nicht aufgewacht. Natürlich versprach ich meiner Mutter, wieder sofort mit ihr ins Krankenhaus zu fahren. Ich hatte ein bisschen den Eindruck, dass meine Mutter Marten als Ersatz für Inu Yasha sieht. Vielleicht sollte ich das auch tun. Aber man kann einen Menschen nicht ersetzen. Schon gar nicht so einen wie Inu Yasha. Und Marten ist auch ein Mensch für dich. Er lag seit fünf Tagen im Koma, seit wir zurückgekehrt waren. Seitdem bin ich jeden Nachmittag mit meiner Mutter zu ihm ins Krankenhaus gefahren. Was mich dabei verwundert hat war, dass ich nie einen Familienangehörigen traf, außer einmal ein kleines Mädchen. Da sie auch sehr deutsch aussah, war ich mir sicher, dass sie seine Schwester ist, doch sie sprach nicht mit mir, sondern verließ den Raum, als ich erschien. Nun setzte ich mich schon zum fünften Mal neben ihn ans Bett. "Hat dich die Reise so sehr überfordert?", fragte ich leise. Meine Mutter verließ den Raum. "Marten, so wach doch bitte auf." Ein kurzer Moment der Stille. Ich schloss die Augen. "Weißt du... was mich ver...wundert?", krächzte er. Ich erschrak und schlug sofort die Augen auf. Er lächelte mich erschöpft an. "Was? Was hat dich verwundert, Marten?" Er hustete vorsichtig. "Dass uns kein Dämon verfolgt hat..." Er hatte recht. Wir waren mit dem Shikon no Tama in der mittelalterlichen Zeit angekommen und wurden von keinem Dämon angegriffen. Niemand wollte das Shikon no Tama haben. Ich holte es aus meiner Tasche. War es etwa eine Fälschung? "Kagome... ich werd schon wieder... Du musst zurückkehren..." Erst sah ich ihn verwundert an, dann lächelte ich. "Nein.", sagte ich traurig, aber bestimmt. "Ich kehre nie wieder dorthin zurück." Mit einem falschen Lächeln auf den Lippen verließ ich ihn und sagte meiner Mutter bescheid, dass er aufgewacht war. Sie schien sichtlich erleichtert und rief sofort eine Schwester. Ohne sie ging ich nachhause. Ich brauchte einen freien Kopf. Kikyou würde das Shikon no Tama nicht ohne Grund versiegeln und in meine Zeit schicken. Vielleicht sollte ich mit all dem abschließen. Vielleicht sollte ich mein Glück mit Marten versuchen und mit ihm nach Deutschland gehen, um nicht für immer und ewig in dem Schrein meiner Familie zu leben. Souta kann immernoch das Erbe von Großvater antreten, ich bin nichts besonderes. "Aber deine Vergangenheit würde dich immer wieder einholen.", hörte ich Inu Yashas Stimme. Ich zuckte zusammen und sah mich um. "Selbst wenn du gehst, du könntest niemals leben ohne daran zu denken, was du alles mit Meister Inu Yasha erlebt hast!" Plötzlich tauchte Chiyou vor mir auf. Ich ging einen Schritt zurück. "Was willst du?", fragte ich ihn sofort direkt. "Ich soll dich zurückholen. Meister Inu Yasha ist so unglücklich." Pah, dachte ich. Er ist unglücklich und ich sterbe fast vor Unglück. "Nun übertreib mal nicht so, Kagome." - "Du kannst Gedanken lesen, na super.", stellte ich fest und lief dann an ihm vorbei. Er sollte mir gestohlen bleiben. Ich will Inu Yasha nicht mehr sehen. Trotzdem folgte Chiyou mir. Schweigend ging ich nachhause, Chiyou folgte mir, aber er belästigte mich nicht. Als wir an der Treppe angekommen waren, stöhnte er: "Man, bin ich froh, dich endlich ohne Probleme beobachten zu dürfen. Ein halbes Jahr lang musste ich mich immer verstecken. Aber je mehr deine Kraft schwand, umso weniger machtest du dir Gedanken darüber, obwohl du mich sogar einige Male aus Versehen gesehen hast." Ich erinnerte mich. Er hatte recht, ich fühlte mich oft beobachtet. Schlagartig wurde ich sauer. "Wer hat dir erlaubt, mich zu beobachten?!" Er wich zurück und sah ängstlich aus. "Das hat mir niemand erlaubt, Meister Inu Yasha hat mir befohlen über dich zu wachen. Als du ihn verlassen hast, wurde ich damit beauftragt, zu ihm zu reisen und ihn in die richtige Bahn zu leiten. Aber er hat mich verstoßen, genau wie dich. Meister Inu Yasha wollte meine Hilfe nicht, doch als er merkte, dass ich hartnäckig blieb, weil es meine Bestimmung ist, trug er mir auf, über dich zu wachen und dich möglichst unauffällig dazu zu bringen, wieder zu ihm zurückzukehren." Völlig überfordert ließ ich mich auf die Treppe fallen und seufzte. Chiyou setzte sich auf meine Schulter und tat es mir gleich. "Es tut mir Leid, Kagome..." - "Moment mal, dann war die Erscheinung von Inu Yasha... und der Kuss..." Ich hielt mir erschrocken die Hand vor den Mund. Moment mal, wenn es bei Inu Yasha wirkt... Ich sah Chiyou an und sah dann seine Halskette. "Mach Platz!", rief ich, nachdem ich ihn von meiner Schulter geschubst hatte. Er knallte auf den Boden. "Aua... Ja, davon hat mir der Meister auch erzählt... Er vermisst dich wirklich..." - "Mach Platz!" Ich stand auf und ging davon. Wenn Inu Yasha mich zurückhaben wollen würde, würde er nicht mit Kikyou zusammen sein. Und außerdem hätte er mich eigenhändig zurückgeholt und nicht einen kleinen Gnom vorgeschickt, nur weil er aussieht wie er. "Hey, ich bin kein Gnom! Ich bin ein Gott!", rief er verärgert und schwebte hinter mir her. "Lass mich einfach in Ruhe!", brüllte ich und rannte ins Haus. Ich wusste, dass es sinnlos war, vor ihm zu fliehen, da er mich ja auch sonst immer beobachtet hat, ohne dass ich es bemerkt habe. Es nervt, dass er Gedanken lesen kann. Aber seine Anwesenheit erklärt immerhin die leere Chipstüte, die vor einer Weile auf meinem Boden herumlag. Als ich am nächsten Morgen erwachte, war es sehr früh. Ich musste erst in zwei Stunden zur Schule, aber ich konnte nicht mehr schlafen. Scheinbar habe ich vergessen, den Vorhang zu schließen, denn die Sonne schien mir nun direkt ins Gesicht. Inu Yasha... So sehr ich auch versuche, dich zu vergessen, es gelingt mir nicht. Ich muss endlich aufhören, zu glauben, dass wir beide eine Zukunft haben. Auch wenn ich dich nur kurz sehen durfte, war es trotzdem ein glücklicher Moment. Was du für schöne Worte über mich verloren hast... Was du wohl gerade machst? Ich stand auf und sah aus dem Fenster. Die Sonne schien mir warm und einladend ins Gesicht. Nanu? Opa ist doch um diese Uhrzeit noch gar nicht wach? Trotzdem stand ein Mann in einem Kimono vor dem Heiligen Baum. Schnell zog ich mir etwas über und rannte hinunter. Inu Yasha. War er nur wieder eine Illusion? Was tat er hier? "Inu... Yasha...", flüsterte ich. Er drehte sich erschrocken um und rief: "Scheiße!" Ich seufzte. Er war es, aber er war nicht froh, mich zu sehen. In Kampfstellung musterte er mich. "Meister, sie ist keine Illusion!", rief Chiyou und schwebte auf einmal neben seinem Kopf. "Hm?" Inu Yasha steckte sein Schwert zurück in die Scheide. "Du hättest mir bescheid sagen sollen, dass sie wach geworden ist.", meckerte Inu Yasha den kleinen Chiyou an. Dann blickte er ernst zu mir herüber. "Verzeih, Kagome. Ich werde dich nicht noch einmal belästigen." - "Nein!", schrie ich und streckte meine Hand nach ihm aus. "Kagome, schick uns deine Kraft durch den Heiligen Baum!", nuschelte er, bevor er verschwand. Schweißgebadet wachte ich auf, als mein Wecker klingelte. Chiyou schlief neben mir und schien sich vom Wecker nicht stören zu lassen. Warum war er nun wirklich hier? Musste er mich Tag für Tag daran erinnern, in wen ich verliebt bin? Seufzend stand ich auf. Ein komischer Traum. Als ich nach dem Frühstück das Haus verließ, wartete ich eine Sekunde und sah den Heiligen Baum an. Ob das wohl so eine Art Vision war? Oder war es vielleicht real und ich bilde mir nur ein, dass es ein Traum war? Oder ist womöglicherweise sogar dieser miese kleine Chiyou daran Schuld? Seufzend machte ich mich los, um nicht zu spät zur Schule zu kommen. Auf einmal saß Chiyou auf meiner Schulter und ich ermahnte ihn, zuhause zu bleiben. "Keine Sorge, gewöhnliche Menschen können mich nicht sehen.", grinste er. Ich stöhnte, versuchte aber, ihn einfach zu ignorieren. Jemand wartete auf mich. Hojo. "Es tut mir Leid", sagte er und ich sah ihn verwundert an. "Kagome, ich... es tut mir Leid, was passiert ist. Ich wollte dir nicht wehtun. Und als ich dann von deinem und Martens Motorradunfall gehört habe..." Opa... Na ja, aber klingt schon plausibel, da Marten ja im Koma lag. "Hatte ich wahnsinnige Angst, dass ich dich niemals wiedersehe und dir womöglich nicht sagen kann, was ich schon lange fühle..." In diesem Moment fiel mir auf, dass er Chiyou tatsächlich nicht sehen konnte. Jener spielte mit meinen Haaren, was mir ziemlich auf den Senkel ging. "Kagome, ich..." - "Würdest du jetzt bitte damit aufhören?!", brüllte ich Chiyou an. "Verzeihung, Hojo. Was wolltest du sagen?" Ich lächelte aufgesetzt. Dann sah ich sein entsetztes Gesicht, mit welchem er sich umdrehte und davonrannte. "Der Arme, dem hast dus aber ganz schön gegeben.", schnaufte Chiyou. Ich wurde sauer, schubste ihn herunter und rief: "Mach Platz, du Möchtegern-Inu Yasha!" Im Matheraum saß ein erholter Marten. "Schön, dich zu sehen.", merkte ich an und ließ mich auf dem Platz neben ihm nieder. "Ja, es geht mir besser.", flüsterte er. "Nur meine Stimme ist etwas angeschlagen." Einen Moment überlegte ich. "Ich glaube, Kikyou hat dich mit einem Zauber belegt. Ohne Gift in deinem Körper hättest du niemals so lange im Koma gelegen." - "Es kann kein Gift gewesen sein." Er hustete stark. "Ich vermute, einen Bannzauber. Sie hat mich erkannt und sofort versucht, mich zu töten." Ich erschrak. "Warum sollte sie so etwas tun?" Wieder ein Husten von seiner Seite. "Kikyou... und ich... haben uns vor 500 Jahren schon einmal getroffen." Als sein Husten immer stärker wurde, hielt er sich den Hals. Ich bat unseren Mathelehrer, mit ihm an die frische Luft gehen zu dürfen. Hojo gefiel das gar nicht und ich hatte den Eindruck, dass er leise knurrte. Vielleicht habe ich mir das aber auch nur eingebildet. "Im Unterschied zu dir als Wiedergeburt, Kagome... Kann ich mich an mein früheres Leben erinnern. Es war zur selben Zeit wie Kikyou gelebt hat. Als wir aufeinander trafen, war ihr Herz so von Liebe erfüllt, dass ich mich sofort in sie verliebte. Als ich jedoch herausfand, dass sie bereits mit diesem Halbdämon Inu Yasha etwas am Laufen hatte, wurde ich wütend und tötete viele Bewohner aus dem Dorf, aus dem sie stammte." Ich erschrak. Er machte mir in diesem Moment furchtbare Angst. "Daraufhin belegte sie mich mit einem Zauber. Eine Art Fluch. Kurz bevor sie das jedoch tat, bat ich um Vergebung für meine Taten und wünschte mir, dass sie mir kein ewiges Unglück bescheren würde. Sie erhörte mein Flehen, weil sie ein zu herzensguter Mensch war. Das Shikon no Tama mitsamt der Versiegelung legte sie in mein Grab und belegte mich mit einem Zauber, der verursachte, dass ich, sobald ich wiedergeboren werde, mich an alle schrecklichen Taten erinnern sollte, die ich getan habe. Ich habe Kikyous Anwesenheit hier gespürt und bin auf dich gestoßen. Du siehst ihr so ähnlich und doch bist du nicht sie..." Ich war erstaunt, dass er so viel sprechen konnte, obwohl seine Stimme so sehr angekratzt war. "Trotzdem...", lächelte er. "Bin ich ein elender Feigling und mit jedem Mal, das ich wiedergeboren wurde, veränderte sich meine Nationalität so stark. Meine Familie bekam Kinder mit Ausländern, sodass irgendwann jeder Teil meiner japanischen Seele verschwand. Ich glaube auch, dass ich nur aus diesem Grund das Shikon no Tama in die Hände bekommen habe. Denn jetzt ist kein Hass mehr gegen Kikyou vorhanden, aber auch keine Liebe mehr." - "Und was willst du jetzt tun?" - "Ich weiß es noch nicht. Jetzt, da ich all diese Erkenntnisse hatte, sollte ich vielleicht zurückgehen." Plötzlich fühlte ich mich alleingelassen und hielt ihn fest. Ich bat ihn, sich nicht von mir zu trennen. Noch einmal würde ich es nicht aushalten, wenn mich eine so vertraute Person verließe. "Verzeih, Kagome. Ich bleibe noch ein bisschen hier. Aber dann musst du mir versprechen, dass wir eine weitere Zeitreise unternehmen, damit ich Kikyou noch einmal sehen kann." Er lächelte. Ich nicht. Trotzdem nickte ich fest entschlossen. Ich verstand seine Gefühle, denn auch ich hatte das Bedürfnis, noch einmal meinen Liebsten zu sehen, um Abschied von ihm zu nehmen. Da die Sonne auch noch am Abend schien, setzte ich mich an den Heiligen Baum und träumte vor mich hin. Chiyou kam zu mir und leistete mir Gesellschaft. "Irgendwie könnte ich mich ja an deine Gesellschaft gewöhnen...", witzelte ich. "Aber du kannst Inu Yasha nicht ersetzen." Er erhob sich und meckerte los: "Meister Inu Yasha ist einzigartig, natürlich kann ich ihn nicht ersetzen! Ich bin nur bei dir, weil er es sich so wünschst, verstehst du?" Ich nickte und lächelte. Okay, dann würde ich ihn eben noch ein weiteres, letztes Mal sehen. Mit oder ohne Kikyou. ***** Kapitel 4 - Ende Kapitel 5: Halte durch ---------------------- Obwohl Kikyou schon lange tot ist und ihr Körper nur aus Knochen und Erde besteht, liebt Inu Yasha sie. Auch wenn Kikyou Inu Yasha hasst und ihn am liebsten töten würde, liebt er sie. Warum? Was hat sie, was ich nicht habe? Ich wollte niemals so denken. Ich sollte auch nicht so denken. Immer lächeln, niemals einen tiefen Groll im Herzen haben. So sollte ich sein. Aber so bin ich nicht. Chiyou ging mir auf die Nerven. Er war immer da, und auch wenn er nicht viel sprach, er sah dennoch aus, wie eine kleine Version von Inu Yasha. Als ich es eines Tages nicht mehr ertrug, bat ich ihn, zu verschwinden und nicht mehr wiederzukehren. Er ging. Wohin, wusste ich nicht, aber er kam nicht mehr zurück. Jetzt fühlte ich mich wieder einsam. War das fair? Ich habe diese kleine Gottheit für mich benutzt. Jetzt, wo er weg ist, fühle ich mich einsam, obwohl ich diejenige war, die ihn wegschickte. Jetzt weiß ich, warum Inu Yasha Kikyou liebt. Zu Lebzeiten hatte sie ein reines Herz, was man von mir nicht behaupten kann. "Was bedrückt dich so?", hakte Marten in der Schule nach, als er mein betrübtes Gesicht sah. "Bitte, Marten.", flehte ich ihn förmlich an. "Bitte gib mir noch ein bisschen mehr Zeit. Ich bin noch nicht stark genug, um zurückzukehren." Plötzlich fühlte ich mich unbrauchbar und furchtbar elend. Ich nutzte alle Menschen zu meinem Vorteil. Als mir dies klar wurde, schlug ich einen anderen Weg ein, doch Marten folgte mir. "Verschwinde!", brüllte ich grob und rannte dann auf das Dach des Schulhauses. Etwas überrascht blickte ich dort in das verwunderte Gesicht von Hojo. "Hojo...? Was machst du hier?" Er lächelte gequält und wandt sich dann wieder dem Zaun zu. Vorsichtig näherte ich mich. "Komm mir bloß nicht zu nahe... Sonst verletzt du mich nur wieder." Wie erstarrt blieb ich stehen. Wovon sprach er? "Immer nutzt du meine Nettigkeit aus, aber wenn es drauf ankommt, warst du nie für mich da! Kagome, gib es doch zu! Ich war immer nur derjenige, der deine Sorgen auffangen durfte. Aber seit diese halbe, deutsche Portion an Bord ist, würdigst du mich nicht mal mehr eines Blickes!" Er rannte an mir vorbei und ich war mir sicher, Tränen gesehen zu haben. Er hatte recht. Hojo hatte recht. Ich war nicht von Nutzen, ich nutzte nur. Elend war ich. Niemand brauchte mich. Heulend stand ich nun da, erstarrt, enttäuscht von mir selbst. Hatten mich diese Hassgefühle zerstört, ähnlich wie es bei Kikyou nach ihrer Wiederauferstehung war? Auch sie war von Hass und Leid erfüllt. Jetzt, wo sie mit Inu Yasha glücklich sein kann, bin ich diejenige, die leidet. Dies zerfrisst mich innerlich, niemals hätte ich gedacht, dass ich solche Gefühle spüren kann. Ich brach heulend zusammen und kauerte mich an die Wand des Zauns. "Das hätte ich von dir nicht erwartet.", sagte irgendwann eine mir vertraute Stimme. Ich blickte mich um. Chiyou? "Kagome, du hasst doch niemanden.", lächelte er mich dann plötzlich an. Nanu, wo ist er hergekommen? "Das ist doch jetzt egal. Viel wichtiger ist, dass du anfängst, dich mehr mit deinen Mitmenschen auseinanderzusetzen. Hojo zum Beispiel. Er wollte dir schon mehrmals seine Liebe gestehen, aber du hast ihn sitzenlassen. Er wollte mit dir essen oder ins Kino gehen, doch du warst nicht da. Hojo hat dir sogar seine tiefsten Gefühle - die Eifersucht gegenüber Marten - gezeigt, was ja nun der größte Liebesbeweis ist. Und du hast das einfach übersehen." Ich sah ihn an und hörte ihm aufmerksam zu. Chiyou lag richtig. Ich habe wirklich nicht mehr über Hojo nachgedacht und darüber, was er alles für mich getan hatte. Er war mir egal geworden, denn seit Marten hier ist, gab es für mich nur eine Wichtigkeit im Leben: Dass ich wieder zu Inu Yasha zurückkehren kann. "Ich bin froh, dass du dich einsichtig zeigst." Chiyou lächelte. Ich ertrug das nicht und sah weg. Dieses Aussehen von Inu Yasha. "Es tut mir Leid...", flüsterte er dann. "Ich kann meine Gestalt erst verändern, wenn Meister Inu Yasha den richtigen Weg eingeschlagen und ich eine neue Person zugeteilt bekomme, um die ich mich kümmern muss. Ich nehme immer deren Gestalt an." - "Das heißt, du hast keine eigene Erscheinung?" Sichtlich geknickt schüttelte er den Kopf und schwebte dann davon. "Ich warte zuhause auf dich, Kagome." Weg war er. Nachdem ich mir die Tränen abgewischt und in der Schultoilette mein Gesicht gewaschen hatte, ging ich zum Unterricht. Ich entschuldigte meine Verspätung und der Lehrer trug mich aus dem Kursbuch aus. Alles war schwer. Vor allem mein Leben. Wäre ich doch niemals in diesen Brunnen gefallen, dann hätte ich niemals Inu Yasha kennengelernt und er hätte mir auch niemals den Kopf verdreht. Vielleicht hätte ich dann Hojos Liebe erwidern können, statt ihm das Herz zu brechen. Und auch Marten wäre niemals in mein Leben getreten. Alles wäre so viel einfacher, wenn ich eine ganz normale Mittelschülerin hätte bleiben können... "Psst, Kagome!", flüsterte Marten, doch ich ignorierte ihn gekonnt. Ich würde niemals mehr jemanden ausnutzen. Hojo nicht, Marten nicht und auch Chiyou nicht. Als er begann, mich zu betatschen, da er ja nicht weit entfernt saß, zuckte ich von ihm weg und meckerte leise: "Lass mich bloß in Ruhe!" Nach der Stunde fand ich mich doch etwas zu hart. Er rannte mir hinterher und ich verspürte Mitleid. Ich wollte ihn ja gar nicht von mir stoßen, ich mochte ihn schließlich sehr gerne. Meine Gefühle standen wirklich Kopf. "Kagome, was ist denn nur mit dir los?", fragte er besorgt. Kein Zeichen von Wut oder Verletztheit, er machte sich scheinbar wirklich nur Sorgen um mich. "Tut mir Leid, Marten. Wir sollten nicht mehr befreundet sein. Ich werde Kikyou die Nachricht von dir alleine überbringen." Geschockt sah er mich an. "Kagome, nein! Bitte, das kannst du nicht einfach so machen!" Ich wollte mich wegdrehen, doch er hielt mich bestimmt fest. "Kagome, du bist kein Liebesbote. Ich möchte Kikyou noch einmal mit meinen eigenen Augen, meinem eigenen Herzen sehen, diesen Wunsch kannst du mir nicht alleine erfüllen!" Ich stockte. Er hatte recht. Obwohl ich in dieser Sekunde kurzzeitig an Chiyou dachte, der ihm vielleicht etwas von seiner Gedankenlesefähigkeit abgeben könne. Diesen Gedanken verwarf ich jedoch schnell wieder, um kein Unheil heraufzubeschwören. "Weißt du, Marten...", lächelte ich traurig. "Hojo hat mir vorhin all meine Fehler an den Kopf geworfen... Und ich weiß, dass er recht hat." Ein kurzer Moment der Stille. "Deswegen möchte ich niemandem von euch mehr zur Last fallen. Weder dir, noch Hojo, noch..." - "Aber du fällst niemandem zur Last! Du bist eine große Bereicherung für unser Leben!", unterbrach er mich. "Sicherlich hast du Hojo das Herz gebrochen, aber das ist nicht deine Schuld! Man liebt nunmal nicht immer denjenigen, den man lieben sollte..." Dann hielt auch er den Atem an. Stille. Marten hatte recht. Inu Yasha liebte Kikyou. Ich liebte Inu Yasha. Auf einmal wurde mir schwarz vor Augen und ich brach zusammen. Mein Kreislauf versagte. Als ich wieder wach wurde, blickte ich in Hojos besorgtes Gesicht. Nanu? Wo ist denn Marten? Ich blickte mich vorsichtig um. "Marten ist gegangen. Achtung, ich warne dich vor, Kagome; er hat Hojo ein paar Dinge erzählt.", hörte ich Chiyous Stimme. Ein paar Dinge? Fragend sah ich in Hojos Richtung. "Tut mir Leid, Kagome, alles, was ich gesagt habe, war sehr schlecht formuliert... Weißt du, es passiert im Leben, dass man sich in den verliebt, der einen nicht will... Deswegen tut es mir wirklich sehr Leid, du kannst nichts für meine unerwiderte Liebe." Darauffolgend lächelte er. Zum ersten Mal lächelte er ehrlich. Ich hatte das Gefühl, dass dieses aufrichtige Lächeln daher kam, dass ich ihm endlich mal richtig zuhörte, weil ich ja praktisch auch gezwungen war, ihm zuzuhören. Vorsichtig lächelte ich. "Danke...", flüsterte ich dann und bat ihn, dass er mir nachhause half. Ich kam erst wieder zu Bewusstsein, als ich zuhause im Bett lag. Wie ich genau nachhause gekommen bin, wusste ich nicht. "'Wenn du sie noch einmal verletzt, bist du dran', hat er ihm gedroht.", flüsterte Chiyou mir zu. Ich drehte vorsichtig meinen Kopf nach rechts und er sah mich an. "Marten ist ganz schön link. Entweder er mag dich wirklich oder es geht ihm nur darum, endlich in die Vergangenheit zurückzukehren." - "Hey, Kleiner, ich kann dich hören.", grummelte Marten. Ich erschrak, da ich mit seiner Anwesenheit nicht gerechnet hatte. "Du... kannst ihn sehen?", wisperte ich. Er nickte. Natürlich. Marten war etwas besonderes. Auch er konnte durch die Zeit reisen, also konnte er auch Chiyou sehen. Dieser nickte, als er meine Gedanken gelesen hatte. Ich stöhnte. Kannst du nicht mal damit aufhören? "Nein.", grinste er dann und drehte sich in die Richtung von Marten. "Und zu dir... hör auf, so schmutzige Gedanken zu haben. Du widerst mich an." Dann flog er davon. Da es mir unangenehm war, dass Marten scheinbar wirklich Gefühle für mich entwickelt hatte, errötete ich. "Tut mir Leid, ich kann nichts für meine Gedanken, Kagome. Du bist Kikyou so ähnlich." Mein Herz setzte für einen Moment aus. Dann drehte ich mich um. "Verschwinde.", murmelte ich. "Was? Wieso, was ist denn los?" - "Verzieh dich einfach. Lass mich in Ruhe." Beleidigt zog er von dannen. "Er ist wirklich wie Meister Inu Yasha... Kagome? Weinst du?" Chiyou setzte sich vor mein Gesicht und wischte meine Tränen weg. "Ja...", schniefte ich. "Kein Feingefühl... Denken die beiden denn, sie können mit meinem Herzen machen, was sie wollen?" Ich hörte Chiyou seufzen. "Kagome, es tut mir Leid, was du alles durchmachen musst. Aber ich verspreche dir, dass du eines Tages so glücklich sein wirst wie noch nie. Ich gehe jetzt zum Heiligen Baum, um Meister Inu Yasha zu erreichen. Komm nach, wenn es dir besser geht." Er schwebte davon und ließ mich mit meinen Tränen allein. Alle verglichen mich immer mit Kikyou. Sah denn niemand, wer ich war? Dass ich Kagome bin und dass ich nicht mal ähnliche Wesenszüge wie Kikyou habe? Hat mich Inu Yasha nur deswegen gemocht, weil ich Kikyou so ähnlich war? Mag mich Marten auch nur deshalb? Ich halte das nicht aus. Nach mehreren Stunden der Trauer erhob ich mich und warf mir ein paar schludderige Klamotten über, um zum Heiligen Baum zu gehen, wie Chiyou es gesagt hatte. Dort angekommen sah ich jenen meditieren und setzte mich einfach nur ruhig zu ihm. Ich lehnte an den Baum und dachte an vergangene Zeiten. Schöne Zeiten. Inu Yasha und ich, wie wir gemeinsam kämpften und Naraku besiegten. Zusammen waren wir unschlagbar. Ob er mit Kikyou wohl ein ähnlich starkes Team bildet? "Kagome..." Ich erschrak, als ich plötzlich seine Stimme hörte. Sicher nur Einbildung. "Kagome... warum fehlst du mir nur so. Hoffentlich kümmert sich Chiyou gut um dich..." Ich schluckte. "Sag nichts", flüsterte Chiyou. Ich gehorchte, aber auch aus reinem Eigennutz. Ich wollte wissen, was Inu Yasha noch so von sich geben würde. "Inu Yasha... wann kommt Kagome wieder?", hörte ich Shippou jammern. Ich seufzte. Der Arme... "Ich weiß nicht, Shippou. Frag' das doch nicht andauernd." - "Aber du bist doch der Einzige, der sie zurückholen kann! Sie hat gesagt, sie kommt nie wieder! Ich ertrage das nicht, Inu Yasha!" Man hörte einen dumpfen Knall und dann Shippous Weinen, wie es immer leiser wurde. Wütend grummelte ich "Inu Yasha... Mach Platz!" und sah dabei zu, wie ich Chiyou aus seiner Meditation riss. Außerdem hörte ich am anderen Ende der Zeit einen lauten Knall. Sind wir wirklich so nah miteinander verbunden? "Ja, du hohle Nuss!", meckerte Chiyou, als er sich seinen Kimono abklopfte. Dann zog er mich hoch und vom Baum weg. "Du solltest so nicht mit ihm kommunizieren, wenn dann habt ihr es beide verdient, euch richtig zu sehen!" - "Aber warum hast du mich dann dazu gebracht, hier herzukommen?" Er stöhnte. "Na ist doch klar, Dummerchen... Ich wollte dir nur zeigen, wie sehr du auf der anderen Seite vermisst wirst." Er schwebte vor meinem Gesicht umher. "Setz dich ruhig dorthin, wenn du Sehnsucht hast. Glaub mir, Meister Inu Yasha macht das fast täglich." Lächelnd schwebte er dann in Richtung Schrein. "Ich werde mich jetzt um ihn kümmern für eine Weile. Mach keinen Unsinn und... lass dich nicht verletzen!" Winkend verschwand er und ließ mich mit meiner Trauer allein. Vorsichtig näherte ich mich dem Baum, ehe ich mich wieder hinsetzte. Ich hörte Inu Yashas Stimme. Sie war zärtlich und liebevoll, aber sie war nicht mir gewidmet. "Kikyou...", hörte ich ihn sagen. Natürlich, der Heilige Baum verband nicht nur Inu Yasha und mich, sondern auch Inu Yasha und Kikyou. Sie gehörten einfach zusammen - sie waren Teil derselben Zeit. Ich stamme aus der Gegenwart und nicht aus der Vergangenheit. Die nächsten Tage ging ich zur Schule, doch ich war ein wandelndes Nichts. Hojo erzählte mir vom Schulball und was wir noch alles vorzubereiten hätten, da wir uns ja am Anfang des Schuljahres dafür gemeldet hatten, den Schulball zu organisieren. Richtig, damals war mir jedes Mittel recht, um mich von Inu Yasha abzulenken. Jetzt hatte ich überhaupt keine Lust mehr darauf, aber ich wollte Hojo nicht noch einmal enttäuschen, das hatte er nicht verdient. Also half ich bei allen Vorbereitungen und Organisationen, obwohl ich gedanklich nie anwesend war. Marten war auch nicht mehr in der Schule. Ob er wohl nur eine Einbildung meines kranken Hirns war? Vielleicht ist das alles ja gar nicht passiert. Vielleicht gibt es auch gar keinen Chiyou und das Gerede von Inu Yasha, das ich am Heiligen Baum mitverfolgen kann, ist alles meine kranke Fantasie und Sehnsucht nach diesem irren, halbdämonischen Mann. "Kagome? Geht es dir schonwieder nicht gut?" Ich sah verwundert in Hojos Richtung. Jemand hatte mich bemerkt? Obwohl ich mich selbst nicht mal wirklich bemerkte? "Tut mir Leid, dass ich dich gestern in Martens Obhut lassen musste, ich hatte noch einen wichtigen Termin. Aber wenn es dir wieder nicht gut geht, solltest du dich vielleicht im Krankenzimmer hinlegen." Also doch keine Fantasie. Es gab sie wirklich. Ich quälte mir ein Lächeln auf das Gesicht. "Nein, nein, danke Hojo, ich bin nur ein bisschen müde. Lass uns weiter organisieren." Er kratzte sich am Kopf. "Nunja... ich denke, das wäre es für heute. Soll ich... dich zum Essen einladen?" Ich seufzte unmerklich und nahm sein freundliches Angebot an. Egal mit wem ich ausgehe, denken könnte ich sowieso nur an Inu Yasha. "Was macht ihr denn hier?", fragte Marten lächelnd, als er uns sah. Ich bemerkte, wie Hojo brodelte. "Wir gehen zusammen essen. Hojo ist so freundlich und lädt mich ein. Er mag nämlich mich, weißt du? Und nicht irgendein Mädchen, das mir ähnlich ist!" Als ich fertig war mit Zicken nahm ich Hojo bei der Hand und sprintete mit ihm davon. "Aber, das essen!" Ich zuckte zusammen und blieb stehen. "Verzeih mir, Hojo. Mir ist der Appetit vergangen." Dann ließ ich ihn dort stehen und schlurfte verzweifelt nachhause. Ich war wirklich ein scheußlicher Mensch geworden. ***** Gomen, dass es so lange gedauert hat ><' Hab soviel zutun. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)