Nobody Knows von Lady_Emily ================================================================================ Kapitel 26: It's All Your Fault ------------------------------- Leute, es ist Zeit Happy Birthday zu singen^^ Diese Geschichte ist seit diesem Monat ein Jahr alt! Wahnsinn! Vor einem Jahr habe ich auf einer Holzbank, in einem Haus, in einem Nationalpark, in einem weit entfernten Land gehockt und wusste mich, dank des mal wieder herrschenden Strom- und Wasserausfalls und den Sintfluten, die vom Himmel kamen, nicht anders zu beschäftigen als Papier und Stift hervorzuholen und endlich mal eine Fanfic zu schreiben, die genauso ist, wie ich sie haben will =) Brodelnd kochte der Kaffee. Seufzend holte Max eine Tasse aus dem Schrank. „Hey, für mich auch!“, rief es von hinten. Ohne sich umzudrehen, machte der Blonde den Schrank erneut auf und nahm noch eine Tasse heraus. Es ertönte der erlösende Klick der Maschine, der ankündigte, dass der Kaffee fertig war. Wieder seufzend goss der Amerikaner die Tassen voll, stellte die Kanne einfach auf der Arbeitsplatte ab, nahm beide Tassen, drehte sich um und schob eine Tasse über den Tisch. „Danke“, sagte Kai schlicht. Max erwiderte nichts, sondern setzte einfach nur dazu an, tiefe Schlucke zu sich zu nehmen. Als er das nächste Mal die Tasse absetzte, war sie halb leer. Kai sah mit schiefem Blick erst zu der Tasse und dann zu seinen Teamkamerad. Der hatte sich schon wieder in Bewegung gesetzt und aus der Kaffeedose eine Tafel Schokolade hervor gezogen. Er machte sie auf und brach augenblicklich eine Rippe ab, die er sich in den Mund steckte. Die angebrochene Tafel ließ er liegen, verließ den Raum und holte den Hauslaptop, den jeder benutzen durfte. Während dieser hochfuhr, nahm er einen erneuten tiefen Schluck aus der Kaffeetasse und noch ein Stück Schokolade. Mit der Maus klickte er auf Firefox und öffnete seinen Email Account. Er fügte die Adresse seiner Mutter ein und schrieb nur ein Wort: WIESO??? Nach einem erneuten Schluck fuhr er den Laptop wieder runter und klappte ihn zu. Mit der einen Hand stellte er die leere Tasse in die Spüle, nahm mit der anderen noch etwas Schokolade und verließ seufzend das Zimmer. Nach einer Minute Stille war er wieder im Flur zu sehen, komplett in Laufklamotten. „Oh nein Schatz, es regnet...!“, doch Emilys Ruf traf auf taube Ohren. Der Blonde war aus der Tür, bevor irgendjemand ihn hindern konnte. „Was war das denn?“, völlig fassungslos sah Kai zu der Rothaarigen. Diese zuckte beinahe erschöpft mit den Schultern und ließ sich auf den Stuhl neben Kai nieder. „Das war Max in absoluten Stresssituationen. Sehr selten, aber durchaus im Bereich des Möglichen“. Sie zog sich Kais Kaffeetasse heran und trank einen Schluck. „Sag mal...?!“. „Das ist gar nicht so schlimm, wie man sagt. Und ich brauchte das jetzt“, winkte die Amerikanerin ab und erhob sich seufzend. „Wo willst du jetzt hin?“, fragte der Graublauhaarige sie verwundert. „Fernsehen. Mir tut irgendwie alles weh und wir erfahren sowieso erst mehr, wenn Max wieder da ist“, sie sah auf die Uhr, „was noch mindestens 1-2 Stunden dauern wird“. „Wie lange schläft sie schon?“. Ein tropfnasser Max stand in der Wohnzimmertür. Kai drehte sich um und musterte ihn. „Erst seit drei Friends Folgen“. Der Blonde trat in das Zimmer und stützte sich auf die Lehne der Couch. Er betrachtete seine schlafende Freundin. Ein sehnsüchtiger Ausdruck trat in seine Augen. Der Graublauhaarige beobachtet ihn aus den Augenwinkeln. Max wirkte fast ein bisschen verzweifelt. Keine Spur mehr von dem zuversichtlichen, fröhlichen Sonnenschein. Seufzend richtete sich der Amerikaner auf und ging nach oben, um zu duschen. „Oh man“, sagte Kai leise zu sich selbst und sah wieder auf den Fernseher. Zehn Minuten später kam der Blonde in frischen, warmen Klamotten wieder und ließ sich auf das letzte freie Stück der Couch nieder, direkt an Emilys schlafenden Kopf. Sie schien dies im Halbschlaf zu merken und legte einfach ihren Kopf in seinen Schoss. Er legte die Beine auf den Wohnzimmertisch, lehnte sich zurück und fuhr sanft durch die Haare seiner Freundin. Langsam schloss er die Augen und genoss die Ruhe. Die monotonen Geräusche vom Fernseher waren eher ein Hintergrundgeräusch. Bis sie auf einmal verstummten. Max öffnete wieder seine Lider. Kai sah ihn an. Müde lächelte der Blonde, denn er wusste bereits, was auf ihn zu kommen würde. „Was war das?“, fragte der Graublauhaarige leise, nachdem wieder einige Minuten der Stille vergangen waren. „Was genau?“. „So ziemlich alles“. Nachdenklich starrte der Amerikaner auf den schwarzen Fernsehbildschirm. „Fällt es dir so schwer?“, fragte Kai mit hochgezogenen Augenbrauen, als wieder eine geraume Zeit verstrich ohne das jemand etwas gesagt hatte. „Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll“. Max richtete sich etwas mehr auf. Gedankenverloren fuhr er sich mit der Hand über die Stirn, als würde er intensiv darüber nachdenken, wie er seine Geschichte am geschicktesten verpacken konnte. „Ich habe zwei Brüder“, begann er schließlich, „Ben ist 5 Jahre älter als ich und John 8 Jahre“. Der Russe rechnete im Kopf. 22 und 25. „Wir haben in Ventura gelebt, eine Stadt südlich von LA. So eine typisch, amerikanische Kleinstadt, wie es sie in jedem schlechten Hollywoodfilm zu sehen gibt. Das war damals noch bevor Mum den richtigen Durchbruch als Wissenschaftlerin hatte. In Ventura hat sie in einem kleinen, einfachen Labor gearbeitet. Wenn ich mich recht erinnere, ging es bei ihren Forschungen nicht einmal um Beyblades“, er zog die Stirn kraus, „ Dad hat die meiste Zeit bei uns gelebt. Nur manchmal ist er nach Japan, um sich vor Ort um seine Beyblade Ladenkette zu kümmern“. Er setzte kurz aus und sah auf Emily hinab. „Als Jüngster wurde ich von je her immer verwöhnt. Sowohl von unseren Eltern, als auch von Ben...und auch von John“. Wieder pausierte er. „John...John war schon immer irgendwie anders. Wir konnten nie sagen warum genau, aber wir wussten, dass er in seinem Jahrgang als Einzelgänger bekannt war. Es gingen Gerüchte um ihn herum. Wirklich strange Sachen, wo wir wussten, dass sie nie im Leben wahr waren. Dadurch, dass er um einiges älter als ich ist, war ich nie mit ihm gleichzeitig auf einer Schule, deswegen kann ich nicht sagen, wie es zu solchen Äußerungen gekommen ist“. Er spielte gedankenverloren mit einer von Emilys roten Haarsträhnen. „Er ist...“, er zögerte kurz, „so was wie vernarrt in mich“. „Vernarrt in dich?“, verwundert runzelte Kai die Stirn. „Ja...Ich war immer sein süßer kleiner Bruder. Ich durfte bei ihm praktisch alles und zu Hause wuselte er immer um mich rum. Auch wenn wir nie zusammen zur Schule gegangen sind, hatte er immer ein Auge auf mich. Als ich kleiner war, fand ich das toll! Immerhin hatte ich einen großen Bruder, der mir alles gab, was ich wollte. Aber irgendwann wurde ich älter und fand es nicht mehr ganz so berauschend, dass John überall mit dabei war. Ich fand, ich war alt genug, um auch mal alleine Sachen machen zu können“. Sein Blick ging in weite Ferne. „Als ich dann auf die Junior High kam, wurde es mir endgültig zu bunt. Ich hab angefangen mich von ihm zu distanzieren“. Er seufzte schwer. „Ungefähr zu dem Zeitpunkt wurde es für Mum und Dad schwieriger ihn zu handhaben. Er war 19, ging aufs Community College. Unsere Eltern waren nie besonders begeistert davon, denn John war eigentlich ein richtiges Genie. Er hatte fast nur Einsen in der Schule und kam in der Hinsicht sehr nach Mum“. Max schwieg. Auch nach einigen Minuten erzählte er nicht weiter. „Was hat er getan?“, fragte Kai schließlich leise. Wieder reagierte der Blonde nicht und sah nachdenklich auf die rote Haarsträhne in seiner Hand. Der Russe änderte seine Strategie. „Bist du wegen ihm nach Japan gekommen?“. Sein Teammitglied seufzte auf und sah wieder hoch. „Ja“, sagte er schlicht. „Dad war so nett mit zu kommen“. „Und die verdrehten Ansichten deiner Eltern über deine spätere Berufswahl...?“. „Tja“, Max lachte trocken auf, „ich bin der Letzte, auf den sie noch hoffen können“. „Was ist mit deinem anderen Bruder?“. „Ben?“, diesmal lächelte der Blonde ehrlich, grinste fast, „Der ist Tierfotograf in Alaska“. „Bitte?!“, zum wiederholten Mal fiel Kai heute die Kinnlade herunter. Der Amerikaner lächelte ihn amüsiert an. „Er ist ein wenig exzentrisch“. „Aber mit ihm verstehst du dich gut?“. Wieder lachte Max. „Es gibt niemanden mit dem Ben sich nicht versteht. Er ist der reinste Sonnenschein“. „So wie du?“, amüsiert wegen der Ähnlichkeit, zog der Russe eine einzelne Augenbraue hoch. „Ja, ich bin ihm von allem wahrscheinlich am ähnlichsten“, sagte er nachdenklich. Es kehrte wieder Stille ins Zimmer. „Du willst es nicht erzählen, oder?“, fragte Kai schließlich resigniert. „Nein, eigentlich nicht“, antwortete sein Gegenüber schlicht. „Was willst du denn dann jetzt tun? Dein Bruder ist nun mal hier. Ich glaube nicht, dass du ihm aus dem Weg gehen kannst“. „Vielleicht hab ich Glück und er hat mit seiner Einreise in Japan gegen irgendeine Bewährungsauflage verstoßen oder so“, beinahe emotionslos starrte Max vor sich hin. Dem Teamleader der Bladebreakers gefiel das Ganze überhaupt nicht. Ihm gefiel nicht, was da mit seinem Team passierte. Ihm gefiel nicht, dass dieser Johnnathan alles durcheinander brachte. Ihm gefiel nicht, wie das alles Max veränderte. Nicht, dass er die erwachsene Seite des Blonden nicht zu schätzen wusste, aber das was er jetzt sah, war selbst ihm zu erwachsen. Der Amerikaner schien zu überlegen. Sein Blick wurde dabei hart. „Worüber denkst du nach?“, versuchte es Kai erneut. „Darüber, wie es dazu kommen konnte, dass John wieder auf die Menschheit losgelassen wurde“. Beinahe gestresst fuhr sich der blonde Junge mit beiden Händen durch die Haare und legte schließlich sein Gesicht in eben diese. „Wenn man dich reden hört, könnte man meinen, dein Bruder hätte einen Mord begangen“, sagte der Graublauhaarige leise schnaubend, in der leisen Hoffnung sein Teamkamerad wurde dies sofort dementieren. Doch Max rührte sich nicht. Kai spannte sich an. „Hat er?“, fragte er noch leiser. Sein Gegenüber nahm die Hände vom Gesicht. Der Ausdruck in seinen Augen sprach Bände. „боже мой!“, stieß der Russe aus. Augenblicklich legte der Blonde wieder einen Arm über sein Gesicht und legte den Kopf in den Nacken, als könnte er so den Blick vor der Wirklichkeit verschließen. Der andere Bladebreaker sackte ebenfalls nach hinten in seinen Sessel. Die Nachricht musste erst einmal verdaut werden. „Weißt du, wie es ist“, begann Max mit bebender Stimme, richtete sich etwas auf und sah wieder auf seine Hand, die wieder Emily Haar hielt, „wenn du in dieselbe Klasse gehst, wie der Junge, dessen großer Bruder von deinem großen Bruder umgebracht wurde?“. In den Augen des Blonden lag Schmerz. „Ich konnte einfach nicht da bleiben“, sagte er leise, mehr zu sich selbst. „Nicht in dieser Kleinstadt, nicht in dem State und selbst die ganzen Vereinigten Staaten schienen mir zu klein, um mit der Tat meines Bruders normal weiter leben zu können“. Sie schwiegen wieder. „Weiß es jemand?“. „In Ventura wissen es alle“, antworte der Blauäugige bitter. „Ich meine hier“. „Nein. Hier weiß es keiner“. Er starrte wieder ins Nichts. „Ich bin hergekommen, um zu vergessen“. Kai richtete sich wieder etwas auf. „Hat dein Bruder aus Notwehr gehandelt?“. „Nur, wenn du es als Notwehr betrachtest, wenn man grundlos auf dem Schulgelände mit einem Messer auf jemanden los geht“. Der Graublauhaarige zuckte ob der groben Worte kurz zusammen. Er atmete einmal kontrolliert ein und aus. „Also“, begann er wieder, „was jetzt?“. „Er kann nicht hier bleiben“, sagte Max schlicht. „Ihm ist nicht zu trauen“. Kai sah ihn immer noch prüfend an. „Glaubst du, er bereut es?“. „Er möchte es uns glauben machen...aber er tut es nicht wirklich“. Er schwieg erneut kurz. Dann begann zum ersten Mal er zu reden. „Kai, er wird dir vorkommen, wie ein ganz normaler Mensch. Freundlich, höflich, zuvorkommend. Er kann das verdammt gut! Aber er tut es nur, um alle um sich herum einzuwickeln. Glaub ihm kein Wort“. Beschwörend sah der Amerikaner seinen Teamkollegen an. Der zog die Augenbrauen hoch. Es hörte sich ein wenig überzogen an, doch die Ernsthaftigkeit und die Verletzlichkeit in Max Stimme ließ ihn Aufmerksam werden. „Was will er hier?“, fragte er schließlich. Träge zuckte sein Gegenüber die Achseln. „Das kann man bei ihm nie sagen. Vielleicht etwas heraus finden. Vielleicht eine offene Rechnung begleichen. Vielleicht mich auf seine Seite ziehen.“, wieder ertönte ein Schnauben von Max, „Ich fehl ihm nämlich noch in seiner Sammlung“. „Du fehlst ihm in seiner Sammlung?“, Kai’s Verwirrtheit spiegelte sich in seinen Augen wieder. „Mum hat von Anfang an hinter ihm gestanden“. Ungläubig sah Kai zu Max. Die pragmatische Judy? Der Blonde zog erneut nur die Schultern hoch. „Sie meint, er wäre trotz allem ihr Sohn“. Er stützte seinen Ellbogen auf die Lehne des Sofas und legte sein Kinn darauf. Wieder wirkte er nachdenklich. „Dad hat er nach einem Besuch im prison eingelullt. Hat es geschafft ihn davon zu überzeugen, dass er voller Reue ist und damals gar nicht wusste, was er tat und was das für Konsequenzen für die ganze Familie haben würde“. „Was ist mit Ben?“. „Ben’s Meinung ist ihm egal“, antwortete Max ohne Umschweife, beinahe gleichgültig, „Die zwei waren sich noch nie besonders grün. Ihre einzige Gemeinsamkeit war ich“. Kai schwieg dazu. Die Brüder schienen untereinander eine sehr eigenartige Beziehung gepflegt zu haben. Er bezweifelte, dass ein Außenstehender überhaupt jemals einen wirklichen Einblick in dieses Geschehen haben würde. Seufzend erhob der Graublauhaarige sich. „Danke, dass du mir das alles erzählt hast“, mit einem ehrlichen Blick sah er den Blonden und machte sich dann langsam auf den Weg in Richtung Flur. Er stockte kurz. „Irgendwie wird alles wieder gut“, sagte er schließlich und drehte seinen Kopf noch einmal in die Richtung seines Teamkameraden. Max sagte nichts und Kai verschwand. In den Raum kehrte Stille ein. „Wie lange bist du schon wach?“. Liebevoll strich der Amerikaner durch über ihre Ohren. Ohne zu antworten richtete sie sich auf und sah ihn mit zerzausten Haaren an. In ihren Augen spiegelte sich sein Schmerz. Und noch so vieles mehr. Sie schlang ihre Arme fest um seinen Hals, ließ sich auf seinen Schoß ziehen und schmiegte sich so eng wie möglich an ihn an. „Du bist nicht er“, sagte sie leise in seinen Nacken. Für einen Moment wurde sein Griff um ihren Körper etwas fester, bevor er sich wieder entspannte. „Was dein Bruder getan hat, sagt rein gar nichts über dich aus“. Sie löste sich etwas und sah ihn mit festem Blick an. Er erwiderte einfach ihren Blick. Ausnahmsweise fiel es ihr schwer, aus diesem zu lesen. Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände. „I love you“, flüsterte sie. “I know”. Zum ersten Mal lächelte er wieder ein bisschen. Sie küsste ihn gefühlvoll. Der nächste Morgen hatte für alle einen schlechten Beigeschmack. Max fühlte sich verkatert. Er hatte schlecht geschlafen und war schon seit ca. 5 Uhr wach. Mit müden Augen sah er Emily beim schlafen zu. Sie lag auf der Seite, ihm zugewandt. Ihre schulterlangen Haare waren auf dem Kissen ausgebreitet wie ein Fächer. Nur ein paar vorwitzige Ponysträhnen lagen in ihrem Gesicht und verdeckten ein Teil ihrer geschlossenen Lieder. Keine einzige Kummerfalte lag in ihren Gesichtszügen. Sie wirkte völlig entspannt. Ihr Schlaftop war etwas hoch gerutscht. Er warf einen Blick auf ihren Bauch. Ihre Muskeln waren nicht mehr ganz so ausgeprägt. Der Bauch war immer noch flach, wirkte aber anders als sonst. Mit seinen Fingerspitzen strich er sanft über ihre Haut. Ein kleines Wunder. Dann wanderte er zu ihrem Gesicht und zog mit seinem Zeigefinger ihre Augenbraue nach. Dann ihre Nase. Dann ihre Lippen. Plötzlich legte sich ihre Hand auf seine und sie verschränkte ihre Finger mit seinen. Sie öffnete die Augen. Ihr Blick war friedlich und voller Liebe. „Hey“, sagte sie leise. Max Mundwinkel zuckten kurz. Seine Gesichtszüge waren im Gegensatz zu ihrem unruhig. „Du musst los“, sagte sie. Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass es bereits kurz nach 7 Uhr war. Überrascht sah Max noch einmal auf die Uhr. „Es ist nach 7“, stellte er verwundert fest, als wäre das die erstaunlichste Sache der Welt. „Gut erkannt“, amüsiert betrachtete sie ihn. „Aber du musstest noch gar nicht zur morgendlichen Klobrillen Begrüßung!“. „Hoffen wir, dass es so bleibt und jetzt hop – ab zur Schule“. „Was ist mit dir?“. „Mir ist schlecht“. Perplex sah er sie an. „Nicht so schlecht, dass ich die morgendliche Klobrillen Begrüßung nachholen möchte, aber schlecht genug, um den ganzen Tag nur im Bett zu liegen“. „Und da kann ich nicht hier bleiben?“. Zweifelnd, bettelnd sah er sie an. „Ich schreib heute keinen Japanisch Test“. Sie grinste. „Ach verdammt!“, maulte er. Sanft legte sie ihre Lippen auf seine – dann schubste sie ihn aus dem Bett. „Hey!“, beschwerte er sich. „Los“, sagte sie nur und zog sich die Bettdecke etwas mehr über. Schwerfällig machte er sich auf den Weg ins Bad. „Morgen!“. Ray begegnete ihm auf den Flur. „Hey...“. Der Chinese rührte sich nicht und auch Max blieb stehen. „Wie geht’s dir?“, fragte sein Teamkamerad mitfühlend. „Ich hatte schon wesentlich bessere Tage“, antwortete der Blonde bitter. „Kommst du zur Schule?“. „Ja, Japanisch Test“. Ray legte eine Hand auf seine Schulter. „Wird schon, Alter“, sagte er. „Danke“. „Max?“. Überrascht drehte sich Angesprochener zu Tyson herum. Zum ersten Mal seit dem Streit sprach der Blauhaarige ihn an. Eigentlich waren sie gerade dabei den Test zu schreiben. Tyson deutete mit einem Finger aus dem Fenster. Max folgte Tysons Blick und stockte. „Das ist ja wohl nicht sein Ernst...?!“. Vor dem Schuleingang stand Johnnathan an einem Auto gelehnt. Die nächsten Minuten konnte er sich gar nicht auf seinen Test konzentrieren. Alle paar Sekunden warf er immer wieder einen Blick aus dem Fenster. Nachdem er die vorletzte Frage beantwortet hatte und das nächste Mal hinaus sah, überkam ihn ein eiskalter Schauer. Johnnathan stand einfach nur da und unterhielt sich mit...Hilary! Eilig packte Max alles zusammen, schmiss den Test auf den Tisch seines Senseis und verließ fluchartig den Raum. „Max!!“, hörte er noch Tyson hinter sich rufen. „Was an ’verschwinde für immer aus meinem Leben’ verstehst du nicht?!“. Heftig atmend kam Max vor seinem Bruder zu stehen. „Maxi“, die Augen von Johnnathan leuchteten auf. „Geh!“. „Ich hab mich gerade ganz nett mit Hilary unterhalten...“. „GEH!“, fauchte der Blonde erneut. Enttäuschung begann sich in Johnnathans Gesicht zu spiegeln. Er wirkte verletzt. Seine aufrechte Körperhaltung veränderte sich schlagartig. Wie schon am Vortag ließ er die Schultern hängen. „Ok“, sagte er schlicht, doch in seiner Stimme schwang ein gekränkter Unterton mit. Max verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust, um seine Aufforderung zu bekräftigen. Johnnathan drehte sich zu seinem Auto um, stieg ein und fuhr weg. Hilary drehte sich zu ihrem Teamkamerad um. Sie schien wütend. „Max, das war unnötig!“. „Über was habt ihr geredet?“, fragte er, immer noch etwas aufgebracht. „Nur über belangloses“. „Über was genau?“. „Ist dir eigentlich bewusst, dass du völlig überreagierst?“, verwirrt sah die Brünette zu ihm. „Hilary, was hat er gesagt?!“, eindringlich sah er sie an. „Er hat mir nur etwas über dich als Kind erzählt, du meine Güte! Er ist doch total nett! Was hast du nur?“. „Hilary, bitte, bitte, glaub ihm kein Wort!“. Hilary schüttelte jedoch nur den Kopf und wandte sich zum gehen um. Es klingelte zur nächsten Stunde. Max schloss die Augen, legte den Kopf in den Nacken und fluchte. Er suchte sich eine ruhige Ecke außerhalb des Schulgeländes. Dort fand ihn Kai in einer Seitenstraße auf dem Boden hockend. Rauchend. „Du siehst scheiße aus“, sagte der Russe und ließ sich neben ihn nieder. „Ich fühl mich auch scheiße, danke“. Er sah seinen Teamkamerad nicht an, sondern hielt ihm nur den Glimmstängel hin. Kai nahm ihn wie selbstverständlich, zog daran – und fing an zu husten. „Willst du mich verarschen?! Das ist’n Joint!“. Aufgebracht sah er den Blonden an. Max nahm ihm die Fluppe wieder ab. „Mein life sucked grade“. „Ist das nen Grund?“. „Als hättest du noch nie einen geraucht“. „Sag mal...?!“. „Ach komm! Die Haus Party in Russland vor 1 ½ Jahren. Du und Tala – das war ja wohl total offensichtlich. Dann der BBA Ball letztes Jahr – da kamst du alleine und mit freundlicher Miene vom Rauchen zurück. Und zu guter letzt – vor drei Wochen abends, nachdem Tyson uns alle gezwungen hat Monopoly mit ihm zu spielen“. Sprachlos sah der Graublauhaarige ihn an. Der zog nur erneut an dem Joint und hielt ihn Kai wieder hin. Seufzend zuckte dieser ergeben mit den Achseln und nahm ihn entgegen. Sie saßen eine Weile still nebeneinander. „Woher hast du das Zeug überhaupt?“, fragte der Russe schließlich. „Wieso? Willst du auch was?“, Max grinste ihn an. „Hey Emily, ist Max schon da?“. Hilary stand im Wohnzimmer der Baldebreakers und sah zu der Rothaarigen, die verschlafen auf dem Sessel lümmelte und sich ’Gilmore Girls’ ansah. Auch die restlichen Baldebreakers die gerade von der Schule kamen, mit Ausnahme von Max und Kai steckten die Nase durch die Tür. Sie wurden schon genauestens von Hilary ins Bild gesetzt. „Bisher noch nicht“, sagte Emily und besah sich die Meute verwundert. Es klingelte an der Tür. „Das ist ja zurzeit wie im Bahnhof hier“, sagte Kenny kopfschüttelnd und ging zu Tür. Dort stand ein unbekannter, blonder Mann. Der Brünette legte den Kopf schief. „Lass mich raten: du bist auch ein Verwandter von Max?“. „Ich bin Ben“, der Mann streckte grinsend seine Hand aus. „Sehr erfreut. Immer rein“, sagte Kenny und ließ den Blondschopf ins Haus. „Ben!!“, kam ein erfreuter Ausruf aus dem Wohnzimmer. „Emily!!“. Freudig schloss der Blonde das Mädchen in die Arme und hob sie sogar kurz von den Füßen. „How are you?“, die Rothaarige sah ihn an und grinste. Er legte einen Arm um ihre Schulter und ließ sich ins Wohnzimmer führen. „I’m all right like always. Oh Honey, did you recognized that you’re wearing underwear?“. “This are my sleeping clothes. Don’t be silly!”, sie lachte. “Es tut mir leid, ich bin unhöflich”, er grinste in die Runde, die sich in dem Raum versammelt hatte. Sein japanisch war etwas holprig, was darauf schließen ließ, dass er es nicht sonderlich oft benutzte. „Ich bin Max zweitältetester Bruder Ben. Ich schätze mal, John habt ihr schon kennen gelernt“. Das Team besah sich den Mann, der bei ihnen auf der Couch saß. Er sah Max genauso so unglaublich ähnlich, wie John es getan hatte. Strahlend blaue Augen, weiche Gesichtszüge mit einem Hauch Asien. Sein blondes Haar war kürzer und strubbeliger als das von Max und John, doch unverkennbar immer noch genetisch von Judy übernommen. „Euer Vater hatte wirklich nichts zu melden, oder?“, fragte Ray trocken. „Wenig“, grinste Ben. Das Lachen war das absolut letzte Indiz für die Verwandtschaft mit Max. Die beiden waren sich wirklich ausgesprochen ähnlich. „So Leute, wo ist denn mein Bruderherz?“, fragte er schließlich. „Welcher?“, erwiderte Emily halb im Scherz. Ben dreht sich wieder grinsend zu ihr um. „Ich freu mich, wenn Max und du heiraten und du offiziell zur Familie gehörst. Weihnachten wir dann bestimmt furchtbar witzig“, er lachte. „Aber sag mal, Sweetie, du bist ein bisschen blass um die Nase. Und warum läufst du in Schlafklamotten rum? Bist du krank?“. Besorgt sah er sie an. „Nein, nur schwanger“. Sie grinste. Hier sei gesagt, dass die Idee mit dem älteren bösen Bruder nicht von mir stammt, sondern aus dem Buch "Wenn er kommt, dann laufen wir" von David Klass, welches 2009 für den Jugendliteraturpreis nominiert war. Ich kann es nur weitermpfehlen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)