Zwischenblut von Kouichi ================================================================================ Kapitel 23: Lektionen für das Leben ----------------------------------- Lektionen für das Leben Am Tag danach stand Cloud später auf als sonst. Er sah auf seinen Wecker, der auf dem Nachttisch stand. Auf dessen Display stand 12.56 Uhr. Langsam und gemächlich stand Cloud auf und ging in sein Badezimmer und stieg in die Badewanne. Nachdem er gebadet und sich angezogen hatte, verließ er sein Zimmer und ging in die Küche, um sich sein Frühstück zurecht zu machen. „Guten Morgen, Schlafmütze!“, begrüßte ihn Wiki, als er ins Esszimmer trat. Sie saß mit Nurarihyon am Esstisch und schien sich mit ihm unterhalten zu haben. Cloud setzte sich zu ihnen und begann sein Frühstück. Während er frühstückte, lauschte er dem Gespräch seiner Tante und des Dämons. Gerade als er fertig war mit dem Frühstück, trat sein Vater ins Speisezimmer. „Gut, du bist wach! Wenn du dann fertig bist mit dem Frühstück, dann kommst du bitte in die Bibliothek. Dort werde ich dich dann aufklären!“, sagte Thomas und verließ das Esszimmer wieder. Als Cloud dann fertig war, räumte er sein benutztes Geschirr in die Spülmaschine und wollte dann sich auf den Weg zur Bibliothek machen, als Wiki ihn aufhielt. „Warte mal, Cloud. Weißt du eigentlich, wo sich die Bibliothek befindet?“, fragte Wiki ihn. Cloud blieb stehen und versuchte zu verbergen, dass er das noch nicht wusste, aber Wiki erriet es auch schon so. Sie lächelte ihn an und sagte: „Na dann komm mal mit, Kleiner! Ich zeige dir jetzt, wo sich unsere Bibliothek befindet.“ Sie hakte sich bei Cloud ein und drückte ihn an ihre Seite. Gemeinsam verließen sie das Esszimmer. Wobei Wiki Cloud an sich gedrückt einfach mitzog. Der Dämon ging ganz gelassen hinter den beiden her. Sie gingen in den Eingangsbereich und die Treppe hoch, die er sonst immer nahm, um in sein Zimmer zu gehen. Oben an der Treppe angekommen teilte sich der Weg nach links und nach rechts. Nach links führte der Gang zu seinem und Léons Zimmer. Nach rechts führte der Gang, soviel hatte ihn Léon verraten, zu dem Schlafzimmer seiner Eltern. Wiki blieb aber genau in der Mitte stehen und blickte auf eine frei Stelle an der Wand, wo früher noch ein großes Bild gehangen haben musste. Sie drückte genau in die Mitte dieser freien Stelle und die Wand gab leicht nach. Offenbar hatte sie so etwas wie einen Schalter aktiviert, denn in der Wand öffnete sich eine versteckte Tür und Cloud starrte einen dunklen Gang hinunter. Wiki ging durch die Öffnung und zerrte Cloud mit. Sie gingen den Gang entlang, der von alten Gaslaternen erleuchtet wurde. Cloud staunte nicht schlecht darüber, dass der Gang keineswegs staubig war. Anscheinend kam selbst jemand hier her, um sauber zu machen. Der Gang war lang und so gingen sie eine ganze Weile, bis sie auf eine Eichentür stießen, die in der Wand eingelassen worden war. Wiki öffnete die Tür mit einem alten Schlüssel, den sie aus ihrer Hosentasche holte. Sie traten durch die Tür und fanden sich in einer riesigen Bibliothek wieder. „Wow!“, stieß Cloud aus, als er sich die umwerfend hohen Bücherregale ansah. „Beeindruckend, nicht wahr?!“, sagte eine Stimme ganz in Clouds Nähe. Er sah sich um und sah Thomas an einem Tisch ganz in seiner Nähe sitzen. Neben ihm saß Léon, der seinem Gesichtsausdruck zu folgen lieber woanders sein würde. „Ich danke euch beiden, aber ich muss euch bitten, jetzt zu gehen, denn ab jetzt beginnt die Aufklärungsarbeit!“, sagte Thomas zu Wiki und Nurarihyon. Beide nickten und verabschiedeten sich. Nachdem sie gegangen waren fragte Cloud: „Ist diese Bibliothek unterirdisch?“ Léon ließ ein amüsiertes Glucksen hören. „Nein, ist sie nicht. Die Bibliothek befindet sich im Uhrenturm.“, antwortete Léon auf die Frage seines Bruders hin. „Komm jetzt bitte her, Cloud. Ich möchte jetzt anfangen!“, sagte Thomas und winkte Cloud zum Tisch. Cloud folgte der Bitte seines Vaters und setzte sich. „Bevor wir beginnen möchte ich dir noch etwas sagen. Du kannst jede Frage stellen, die dir einfällt. Du musst dich deswegen nicht schämen oder dumm fühlen. Ich bin dafür da, um deine Fragen zu beantworten!“, sagte Thomas und so begannen sie ihre Arbeit. Dann holte Thomas einige Bücher aus den Regalen und begann damit, Cloud über die Veränderungen seines Körpers aufzuklären. Auch Léon machte mit, obwohl er anscheinend das alles schon mal durchgemacht hatte. „Und warum wachsen mir dann Haare unter den Armen und da unten?“, fragte Cloud dann, als sein Vater mit einer Erklärung zu ende war. „Das sind die natürlichen Veränderungen, die jeder Mensch, Zauberer oder Vampir durchmachen muss. Dadurch bereitet sich dein Körper darauf vor, erwachsen zu werden.“, sagte Thomas und zeigte Cloud einen Absatz aus einem Biologiebuch, das Cloud lesen sollte. Nachdem er mit dem Absatz fertig war, legte er das Buch beiseite und stöhnte. „Mag ja gut und schön sein und ich verstehe jetzt auch, warum dort Haare wachsen, aber ist das auch bei den Frauen so?“, fragte Cloud und sah von seinem Vater zu Léon. Thomas räusperte sich. „Ja, das ist auch bei den Frauen so. Manche Vorgänge in der Pubertät sind bei den Mädchen genauso wie bei den Jungen, aber nur sehr wenige.“, antwortete Thomas. Cloud nickte, aber ihm fiel etwas auf, womit er sich in den letzten Tagen immer herumzuschlagen musste. „Warum bekommt man morgens eigentlich immer einen Steifen?“ Bei dieser Frage musste Léon unweigerlich grinsen. Cloud fiel das Grinsen seines Bruders auf und dann sagte er zu ihm direkt: „Wenn du so grinst dann musst du es ja wissen. Also, warum bekommt man morgens immer einen Steifen?“, fragte er Léon. Dieser grinste nur weiter und machte ein Gesicht, ob sie über eine seiner liebsten Beschäftigungen sprechen würden. Thomas seufzte nur und beantwortete die Frage für Léon: „Also, du bekommst eine Erektion in der Nacht. Damit trainiert sich dein Körper selbst für den Fall, dass du irgendwann mal mit einer Frau oder einem Mann schlafen kannst.“ Cloud dachte über die Antwort seines Vaters nach, doch irgendwas störte ihn daran. „Moment mal. Wie schlafen denn Männer miteinander?“, fragte Cloud und sah ahnungslos seinen Vater an. Léon verdrehte nur die Augen, sagte aber nichts dazu. „Dazu kommen wir noch später. Erstmal werden wir noch andere Sachen besprechen. Kommen wir jetzt zu weiteren Veränderungen. Dir werden nicht nur Haare an den dir schon bekannten Stellen wachsen, sondern auch noch zum Beispiel im Gesicht. Dort wird es dann aber eine Struktur annehmen. Das nennt man im allgemeinen Sprachgebrauch Bart. Viele Menschen und Vampire tragen Bärte. Ich aber habe mir meinen Bart schon vor mehr als hundert Jahre abrasiert.“ sagte Thomas und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, ganz so, als vermisste er seinen alten Bart. Cloud ließ sich das alles durch den Kopf gehen. Ihm kam der Gedanke noch immer schwer, dass er all seine Freunde überleben würde und noch immer auf der Welt sein würde, wenn sie längst schon tot sind. Aber er schob diesen Gedanken beiseite und sagte stattdessen. „In Hogwarts und auch danach hier Zuhause hatte ich immer so ein komisches Gefühl des Drangs. Es war nicht der Drang Blut zu trinken oder zu essen, sondern etwas ganz anderes. In Hogwarts habe ich Nurarihyon gefragt, was das ist und er hat mir gesagt, dass ich da etwas machen müsste, um es wieder los zu werden. Ich habe es damals und dann auch schon öfters gemacht. Es hat sich gut angefühlt und dann war der Druck weg. Aber ich war dann auch immer ziemlich müde geworden und dann bin ich ins Bett gegangen. Was war das, was ich gemacht habe und was ist das, was dann da rauskommt. Diese komische Flüssigkeit.“, sagte Cloud und kratzte sich etwas verlegen am Hinterkopf. Léons Grinsen wurde immer breiter, ganz so, als wenn er seinen Bruder bei einer kleinen Sauerei entdeckt hätte. Thomas dachte über Clouds Worte nach. Nach einer kurzen Zeit des Denkens sagte er: „Das, was du gemacht hast, ist in deinem Alter vollkommen normal. Dein Körper sendet verschiedene Singnale und Impulse aus. Diese verwandeln sich dann bei dir in den Drang, den du verspürt hast. Das, was du getan hast, nennt man „sich selbst befriedigen“. Es ist eine Sache, die man macht, um sich selbst auf das erwachsen werden vorzubereiten. Jeder Jugendliche macht es. Ihr Jugendliche habt aber noch ein paar andere Bezeichnungen dafür, die ich mehr als geschmacklos finde!“ Léon holte Luft und fügte hinzu: „Wie wichsen, runterholen, einen von der Palme wedeln und....!“ Doch er wurde von seinem Vater unterbrochen. „Ja, Léon, es gibt viele Bezeichnungen dafür. Danke, dass du uns einige davon aufgezählt hast. Kommen wir zurück zum Sachlichen. Du machst das, um deinen Körper auf den späteren Akt vorzubereiten. Die Natur dieses Aktes ist es, neues Leben zu zeugen. Ein anderes Wort für diesen Akt ist Sex.“, sagte er, doch er wurde von Léon unterbrochen. „Oder ficken, jemanden flachlegen, poppen...!“, sagte Léon, doch Thomas fuhr ihm ins Wort. „Junger Mann, es reicht. Woher hast du nur diese Ausdrücke her?! Ich werde mir wohl ein großes Stück Seife nehmen müssen und dir den Mund auswaschen. Vielleicht kommen dann nicht mehr solch schmutzigen Worte heraus.“, fuhr Thomas Léon an. Dieser zuckte nur mit den Schultern und grinste Cloud an. Thomas wandte sich wieder Cloud zu. „Nun, wo war ich? Ach ja, der Akt. Nun, bevor du mit einem anderen Menschen oder Vampir den Akt vollziehst, solltest du die andere Person gut kennen. Sex nur wegen des Vergnügens willen ist nichts Wert. Aber wenn du die andere Person kennst und liebst, dann ist es etwas wunderbares. Vielleicht entsteht dann auch noch neues Leben. Aber ich würde dir noch nicht empfehlen, dass in deinem Alter auszuprobieren, denn wenn du dann noch ein neues Leben zeugen würdest, würden dann noch auf dich Vaterpflichten zukommen und für diese bist du jetzt noch nicht bereit! Um zu verhindern, dass eine Frau dann schwanger wird, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Diese findest du in diesem Buch hier!“, sagte Thomas und reichte Cloud ein Buch. Dieser nahm sich das Buch zur Hand und las sich das Kapitel über Verhütungsmöglichkeiten durch. „Einige hören sich ja richtig schmerzvoll an. Wie zum Beispiel das mit der Spirale. Und wir Jungs brauchen nichts weiter tun und uns ein, wie heißt das nochmal, ach ja, ein Kondom überzuziehen?!“, sagte Cloud und sah ungläubig seinen Vater an. „Ja, das stimmt. Für die Frauen gibt es eine große Auswahl von Verhütungsmöglichkeiten, für uns Männer aber nur das Kondom. Damit wird verhindert, dass das Sperma, so heißt die Flüssigkeit, nach der du vorhin gefragt hattest, bei der Frau in die Eizelle gelangt. Eine menschliche Frau bekommt ungefähr einmal im Monat ihre Tage, das heißt, dass sie ihren Eisprung hat und dann schwanger werden kann. Bei einer Vampirin ist es ein wenig häufiger. Weibliche Vampire bekommen vier mal im Monat ihren Eisprung, dafür ist es aber sehr unwahrscheinlich, dass sie schwanger wird, auch wenn sie mit einem oder mehreren Vampiren schläft, denn die männlichen Vampire sind leider nicht besonders fruchtbar. Wenn es dann doch geschieht, dass eine Vampirin schwanger wird und ein Kind bekommt, dann gilt dies schon als ein sehr großes Wunder.“, sagte er, doch er unterbrach sich, als er Clouds hochroten Kopf sah. „Warum bist du denn so rot geworden? Das ist doch nichts schlimmes!“, sagte Thomas und sah musternd seinen Sohn an. Cloud kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Dann hab ich Wiki und Nurarihyon also dabei gestört. Beim „Akt“!“, sagte Cloud und betonte es so, als wenn er mit den größten Mist gebaut hätte, den es gibt. Thomas seufzte hörbar auf. „Achso, dass meinst du. Ja, dabei hast du sie gestört. Deshalb war Nurarihyon auch nicht besonders erfreut. Du musst wissen, dass Dämonen wie er als ziemlich potent gelten und wenn man sie dann beim Akt stört, können sie ziemlich ungehalten werden. Nurarihyon hat sich aber zurück gehalten, weil er gewusst hat, dass du es nicht böse gemeint hattest und nur um Wikis Wohl besorgt warst. Du musst wissen, dass er Wiki nie auch nur ein Haar krümmen würde, denn er liebt sie und das ist solange ich Nurarihyon kenne erst das zweite Mal, dass er sich in ein anderes Wesen verliebt hat. Also mach dir darüber keine Sorgen. Auch wenn du bei Wiki irgendwann mal Blut riechst, ist das normal, denn es liegt daran, dass eine Frau, wenn sie ihre Tage hat, blutet und um zu verhindern, dass das Blut dann in ihre Kleidung kommt, hat jede Frau eine verschiedene Menge an Utensilien, um das zu verhindern. Eure Mutter hat mir mal zwei verschiedene Dinge gegeben, um es dir und deinen Bruder zu zeigen.“, sagte Thomas und zog einmal eine Streifen und einen kleinen, länglichen Gegenstand aus der Hosentasche. „Das hier sind zwei Gegenstände, womit Frauen verhindern können, dass das Blut, wenn sie ihre Tage haben, in ihre Kleidung gelangt. Das hier ist eine Binde. Frauen legen sie in ihre Unterwäsche. Wenn dein Bruder mir noch den O.b. geben könnte, dann kann ich dir auch erklären, wie dieser funktioniert.“, sagte Thomas und sah Léon verärgert an. Léon hatte sich den O.b. geschnappt und den und einen zweiten, den er wohl selbst dabei gehabt hatte, in die Nase gesteckt. „Cloud, schau mal. Das machen Mädchen, wenn sie ihre Tage haben!“, sagte Léon und blähte die Nüstern. Thomas wirkte alles andere als begeistert. Schneller als Cloud reagieren konnte schnappte Thomas nach den O.b.s und zog sie Léon aus der Nase. „So, da dein Bruder uns jetzt gezeigt hat, wie erwachsen er schon ist, werde ich dir nun erklären, was der eigentliche Verwendungszweck dafür ist. Eine Frau schiebt sich den Ob bei sich rein, um zu verhindern, dass das Blut in ihre Kleidung gelangt.“, sagte er und sah etwas wütend Léon an, der unter dem wütenden Blick seines Vaters zu schrumpfen schien. Dann wandte er sich wieder Cloud zu. „Hast du noch irgendwelche Fragen?“, stellte er die Frage an Cloud. Für ihn war es eine Menge Stoff zum nachdenken und so schüttelte er erstmal den Kopf. „Gut, dann kannst du jetzt entweder gehen oder dich weiter hier umschauen. Es gibt hier sogar ein paar Bücher über Zauberei.“, sagte Thomas und entließ somit Cloud. Cloud stand vom Tisch auf und schlenderte durch die zahllosen Reihen an Büchern. Zum Glück waren an jeder Reihe kleine Schilder mit den Themen angebracht worden, was die Bücher behandelten. Nachdem er einige Reihen entlang gegangen war, fand er einige Reihen, die ganz und gar über die Zauberei waren. Cloud kletterte eine kleine Leiter hoch und nahm sich dann einige Bücher heraus, in denen Zaubersprüche sein sollten. Einige Zauber, die er in den Büchern fand, wollte er sofort ausprobieren, aber sein Vater wäre davon mit Sicherheit alles andere als begeistert. Aber er fand zwei Zauber, die ihm ungefährlich erschienen. Der erste war ein Schildzauber, der feindliche Zauber abwehren sollte. Der Zweite war ein Verteidigungszauber gegen Dementoren. Diese beiden Zauber konnte er selbst hier in der Bibliothek ausprobieren. Er stellte die anderen Bücher zurück in die Regale, wo sie gestanden hatten und ging dann zurück zu seinem Bruder. „Hey Léon, kannst du mir mal helfen?“, fragte er seinen Bruder, als er an dem Tisch wieder angekommen war, wo noch immer Léon saß. Dieser sprang sofort begeistert auf, offenbar wollte er so schnell es ging von seinem Vater wegkommen. „Klar doch!“, sagte Léon und gemeinsam verzogen sie sich weiter nach hinten in die Bibliothek. „Was hast du gefunden?“, fragte Léon, als Cloud an einem kleinen Lesetisch anhielt, auf dem er das Zauberbuch platziert hatte. Cloud nahm das Zauberbuch vom Lesetisch und zeigte es seinem Bruder. „Ich habe in diesem Buch zwei Zauber gefunden, die ich gerne mal ausprobieren möchte!“, sagte Cloud, öffnete das Buch und zeigte seinem Bruder die zwei besagten Zauber. Léon nahm das Buch entgegen und las sich die Seiten durch, auf denen die Zauber beschrieben waren. „Der eine scheint ja noch ziemlich leicht zu sein, aber der andere sieht ziemlich kompliziert aus.“, sagte Léon und besah sich nochmal die Zauber in dem Buch an. Cloud nickte. „Deshalb will ich sie ja auch üben. Stell dich bitte dort hinten hin und lass mich kurz alleine üben, danach kommst du ins Spiel!“, sagte Cloud und deutete auf einen anderen Lesetisch, der etwas weiter von ihnen entfernt stand. Cloud zog seinen Zauberstab aus seiner Halterung und probierte erstmal die Bewegung, die man laut dem Buch machen musste, damit der Zauber überhaupt funktionierte. Nachdem er sie ein paar male gemacht hatte, fügte er noch die Zauberformel hinzu. Die ersten paar Male geschah nichts, doch beim dritten Mal klappte es und um Cloud herum formte sich eine leicht bläulich, durchsichtige Wand. „Es hat geklappt!“, stieß Cloud erfreut aus. Dadurch verlor er aber seine Konzentration und seine Schutzmauer löste sich auf. „Du musst dich besser konzentrieren, wenn du deinen Zauber aufrecht erhalten willst. In der Magie ist es genauso wie in allem anderen! Konzentration ist der Schlüssel zum Erfolg!“, sagte Thomas, der hinter einem Bücherregal vortrat. „Ja, Vater! Ich werde mir Mühe geben!“, sagte Cloud und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Thomas nickte und forderte Cloud dann auf, es nochmal zu probieren. Cloud erhob seinen Zauberstab, vollführte dann die Verteidigungsbewegung und sagte dann den Zauber. „Protego!“ Wieder baute sich die bläuliche Schutzwand um Cloud herum auf. „Jetzt, Léon, wirf irgendetwas auf mich!“, forderte Cloud Léon auf, ohne aber seine Konzentration zu verlieren. Léon nahm einen Stift vom Lesetisch und warf ihn gegen seinen Bruder. Der Stift flog wie ein Pfeil durch die Luft und traf den Schutzschild von Cloud wie eine Kanonenkugel. Der Schildzauber waberte wie ein Ei, blieb aber bestehen, was man von dem Stift nun nicht so ganz sagen konnte, denn der Stift war zu Boden gefallen und in seine Einzelteile zerfallen. Auf dem Teppich, der überall ausgelegt worden war, breitete sich die schwarze Tinte des Stifts aus. Cloud deutete auf den Tintenfleck, wodurch sein Schild sich wieder auflöste, und sagte: „Ratzeputz!“ Sofort verschwand der Tintenfleck und der Teppich sah aus wie zuvor. Cloud nahm sich wieder das Zauberbuch zur Hand und las sich die Anleitung des zweiten Zaubers durch. Dieser Zauber war schwieriger als der Erste, denn er verlangte, dass sich Cloud an eine sehr schöne Sache erinnerte. Der Zauber, den Cloud ausüben wollte, war der Patronuszauber, der, wenn er richtig funktionierte, einen Patronus in einer Tiergestalt heraufbeschwor, der sich dann zwischen dem Anwender und einem Dementor stellen würde. Cloud stellte sich in Position und versuchte sich eine schöne Erinnerung ins Gedächtnis zu rufen. Zuerst fiel ihm sein erster Ritt auf einem Besen ein. Er versuchte sich dann das Gefühl zu erinnern, wie er auf dem Besen vom Boden abhob, ihm der Wind durch das Haar blies und er eine Runde über den Übungsplatz geflogen war. Als er sich von diesem Gefühl durchströmen ließ, sagte er die Zauberformel. „Expecto Patronum!“, rief Cloud und es klappte sofort bei seinem ersten Versuch. Ein dichter, silberner Nebel stieg aus seinem Zauberstab auf und breitete sich weiter aus, bis er Léon, der gute 2 Meter von seinem Bruder entfernt war, einhüllte. „Ist gut jetzt! Stell die Nebelmaschine ab!“, rief Léon und versuchte den Nebel mit der Hand zu verscheuchen. Cloud war außer sich vor Freude. „Wahnsinn! Aber wie hab ich das schon beim ersten Versuch geschafft?! Im Buch stand, dass manche Zauberer Jahre bräuchten, um diesen Zauber zu beherrschen!“, sagte Cloud und er Nebel löste sich auf. Thomas lächelte. „Das liegt daran, dass du eine sehr große Begabung dafür hast. Aber Begabung allein reicht nicht. Du musst auch den Willen dafür haben, es zu erreichen. Dazu kommt noch, dass du auch ein Vampir bist und dein Vampirblut deine magischen Kräfte um ein vielfaches steigert.“, sagte Thomas und deutete mit seiner Hand auf die Stelle, an der zuvor noch der silberne Nebel war. Clouds Lächeln flackerte, ganz so, als wenn ihm etwas eingefallen wäre, was ihn ärgerte. „Aber der Zauber hat nicht richtig funktioniert. Der Patronus sollte eine Gestalt haben, bei mir aber war es nur ein gestaltloser Nebel. Offenbar muss ich wohl doch noch etwas üben!“, sagte Cloud und kratzte sich am Hinterkopf. Das Kratzen am Hinterkopf wurde für ihn wohl so langsam aber sicher zur Gewohnheit. „Es wäre ja auch langweilig, wenn du alles sofort nach dem ersten Mal probieren schon könntest. Ich habe auch sehr lange üben müssen, bevor ich so mächtig wurde wie ich jetzt bin!“, sagte eine weibliche Stimme hinter einem Bücherregal und einen Moment später kam Béatrice zum Vorschein. „Thomas, es ist soweit! Die Verhandlungen beginnen!“, sagte sie und nickte Thomas zu. Thomas nickte und wandte sich dann seinen Söhnen zu. „Hört zu, Jungs! Ich muss jetzt mit eurer Mutter weg. Ihr könnt hier so lange bleiben wie ihr wollt. Aber ihr dürft keine Bücher aus dieser Bibliothek entfernen. Ich werde Wiki später zu euch schicken lassen! Viel Spaß!“, sagte er und klopfte jedem seiner Söhne auf die Schulter. Cloud und Léon verabschiedeten sich von ihren Eltern und versengten sich beide weiter in die Bücher. Nachdem ihre Eltern gegangen waren, sah Léon auf. „Was meinst du, was die im Rat zu besprechen haben?! Mich würde das ja so richtig interessieren!“, sagte Léon und legte das Buch zurück in das Regal. Cloud war so versunken in dem Zauberbuch, dass er nur wenige Worte seines Bruders aufgeschnappt hatte. „Was? Wie? Es gibt einen Vampirrat?“, fragte Cloud zerstreut, als er vom Buch hochsah. Léon sah ihn nur etwas verwundert an, doch noch bevor er antworten konnte, erklang ein amüsiertes, warmes Lachen. „Aber natürlich gibt es einen Vampirrat. Dieser sorgt dafür, dass alles seinen gesetzlichen Gang geht und sich jeder Vampir an unsere Gesetzte hält!“, sagte eine weibliche Stimme und einen Moment später trat Wiki zusammen mit Nurarihyon hinter einem Bücherregal hervor. Sie sah Cloud verwundertes Gesicht und musste lachen. „Entschuldige, aber dein Gesicht ist einfach köstlich. Du musst dir den obersten Rat ungefähr so wie ein Gericht vorstellen. Ein Gericht der Menschen besteht aus Richter, Schöffen, Verteidiger und Staatsanwalt. Manchmal nimmt noch jemand als Nebenkläger und dazu ein Anwalt des Nebenklägers teil, aber das ist bei den Vampiren eher selten. Genauso ist es bei uns Vampiren, nur dass wir zwei Richter haben. Das sind Béatrice und Thomas. Dieser Rat tritt zusammen, wenn jemand angeklagt wird, oder es über eine sehr schwerwiegende Sache zu verhandeln geht. Ich bin jetzt hier her gekommen, um mit euch etwas zu unternehmen.“, sagte Wiki und Nurarihyon hinter ihr nickte. Cloud und Léon tauschten einen Blick miteinander. „Und was hat der Rat zu besprechen?“, fragte Léon neugierig. Beide Brüder sahen Wiki erwartend an. Ihr Lächeln schwand ein wenig. „Es tut mir Leid, aber das darf ich euch nicht sagen. Aber wenn es klappt, dann ist es ein erster Schritt in die richtige Richtung!“, antwortete Wiki und lächelte sie an. „In welche Richtung?“, fragte Cloud. „Und wenn was klappt?“, fügte Léon noch hinzu. Beide Brüder bombadierten Wiki mit weiteren Fragen, bis es dem Dämon reichte und ihm der Kragen platzte. „Es reicht jetzt! Nervt Wiki nicht mit euren Fragen. Jetzt macht das ihr in eure Zimmer kommt. Na los, oder ich lasse euch 50 Runden über den Sportplatz rennen!“, fuhr der Dämon die beiden Brüder an, wodurch ihre Fragen mit einen Schlag zum Stillstand kamen. Beide Brüder machten, so schnell sie konnten, dass sie aus der Bibliothek kamen und rannten schneller als ein Wirbelwind zu ihren Zimmern. Aber dort warten bereits Wiki und Nurarihyon auf sie. „Wie habt ihr...?“, fragte Cloud, doch er konnte sich die Antwort schon denken. „Ihr seid wirklich noch sehr langsam. Jetzt holt euer Taschengeld aus euren Zimmern. Jetzt bekommt ihr nämlich eine neue Lektion.“, sagte Wiki. Cloud betrat sein Zimmer und ging zu seinem Schreibtisch, wo er in einer Schublade mit einem doppelten Boden sein Taschengeld aufbewahrte. Er holte den Inhalt der Schublade heraus, entfernte den doppelten Boden und holte ein paar Scheine heraus. „Gute Idee das mit dem doppelten Boden. Nimm dir bitte alles mit, denn wir gehen einkaufen!“, sagte Wiki, die plötzlich hinter ihm stand. Cloud nickte und holte sein gesamtes Taschengeld heraus. Wiki streckte die Hand aus und Cloud zeigte ihr, wie viel er noch hatte. Sie zählte die Scheine und sah ihn dann mit einem ziemlich verblüfften Blick an. „Du hast ja noch mehr als 900 €! Was glaubst du denn, wie lange du mit dem Geld auskommen musst?!“, sagte sie und gab Cloud das Geld zurück. Dieser zuckte mit den Schultern und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Ihm war das ganze etwas unangenehm, konnte aber nicht sagen, wieso. „Komm jetzt! Sonst wird Nurarihyon nur ungeduldig und das willst du wirklich nicht erleben!“, sagte sie und lachte. Cloud musste ebenfalls lachen. „Hab ich schon! Das unter der Dusche hat mir gereicht!“, gab Cloud zurück. Wiki wurde rot, als sie sich daran erinnerte. „Na los, du kleiner Frechdachs!“, sagte sie und pikste Cloud in die Seite. Gemeinsam verließen sie Clouds Zimmer und fanden sich zusammen mit Nurariyhon und Léon im Gang wieder. „Na, wie viel hast du denn noch?“, fragte Wiki Léon und dieser zeigte ihr, wie viel er noch hatte. „400 €, das ist ja auch noch `ne Menge. Jetzt werden wir euch zeigen, wie man mit Geld umgeht und es sinnvoll einteilt. Denn es ist nicht gut, es monatelang zu horten, als wenn man auf den Untergang der Welt wartet. Genauso ist es nicht gut, Geld im Überfluss zu verprassen, denn irgendwann hat man nichts mehr und ist arm wie eine Kirchenmaus. Meistens hat man immer eine festgelegte Summe im Monat zur Verfügung, Davon müssen Erwachsene Essen, Kleidung, Miete und noch viele andere Dinge bezahlen. Ihr habt diese Summe völlig frei zur Verfügung. Heute werdet ihr lernen, wie ihr mit dieser Summe über einen Monat zurecht kommt.“, sagte sie und lenkte die beiden Brüder durch den Gang, die Treppe hinunter in die Eingangshalle. Sie zogen sich ihre Mäntel und Schuhe an und verließen das Haus. „Wissen denn unsere Eltern, dass wir weggehen?“, fragte Cloud und sah Wiki an. „Natürlich wissen sie davon, Kleiner! Es war ja ihre Bitte, dass ich das mit euch mache!“, sagte sie und zwinkerte Cloud entgegen. Sie betraten die Garage und Wiki holte einen Autoschlüssel aus ihrer Handtasche. Sie gingen auf einen dunkelblauen Geländewagen zu und Wiki schloss das Fahrzeug auf. Sie stiegen ein, Wiki startete das Auto. Sie fuhren vom Gelände der Villa und fuhren die Hauptstraße entlang und aus Wildau heraus. Sie fuhren auf die Autobahn und steuerten auf Berlin zu. „Wohin fahren wir eigentlich?“, fragte Cloud an Wiki gewandt. Wiki sah in den Rückspiegel zu Cloud und antwortete: „Wir fahren in das Schlossstraßencenter!“ Cloud nickte und schaute dann aus dem Fenster. Irgendwann ertönte ein Klingeln aus Wikis Tasche. „Nurarihyon, holst du mal bitte mein Handy aus meiner Tasche und gehst ran?!“, bat sie den Dämon. Nurarihyon nahm sich Wikis Tasche und fischte ihr Handy daraus. Allerdings sah er nur das Display an und nahm nicht das Gespräch an. „Wie soll ich denn das Gespräch annehmen? Ich sehe doch nicht die Person, mit der ich sprechen soll.“, sagte der Dämon und sah Wiki an wie ein Auto. „Gib mal her!“, sagte Léon, beugte sich nach vorne zum Dämon und zog ihm Wikis Handy aus der Tasche. Léon nahm das Gespräch an und drückte sofort danach den Lautsprecherknopf. „Hi Wiki, na, wie geht’s dir? Was machst du so? Hast du Lust zu shoppen? Ich brauche unbedingt neue Schuhe! Wenn du willst kannst du auch deinen heißen Kerl mitbringen!“, kam es aus dem Handy. Sofort wusste jeder, wer am anderen Ende der Leitung war. „Hi Christy, Wiki fährt momentan, deshalb habe ich ihr Handy.“, sagte Léon ins Handy. Am anderen Ende der Leitung ertönte ein kreischen. „Was, ihr fahrt? Wohin denn? Ist Wölkchen auch bei dir?“, kreischte sie durch das Handy. Wiki lachte und erwiderte so laut, dass Christy es durch das Handy hören konnte: „Ja, dein Wölkchen ist auch da. Wir wollen ins Schlossstraßencenter fahren. Willst du dich mit uns dort treffen??“ Ein Stoßseufzer durch das Handy war zu hören. „Ja, gut. Wir treffen uns dann oben am U- Bahnhof Walther-Schreiber-Platz. Bis dann!“, sagte Christy und beendete das Gespräch. Léon legte ebenfalls auf und verfrachtete das Handy wieder in Wikis Tasche. Aber Cloud machte sich über eine Sache so seine Gedanken. „Warum treffen wir uns an einem U-Bahnhof? Warum nicht direkt im Center?“, fragte Cloud und sah fragend nach vorne zu Wiki, die fuhr, und Nurarihyon, der auf dem Beifahrersitz saß. Wieder lächelte Wiki, doch diesmal war es ein wenig gequält. „Naja, sie hat keinen Führerschein, deshalb bewegt sie sich mit den öffentlichen Mitteln fort.“ Léon grinste und fügte hinzu: „Du wolltest wohl sagen, dass sie keinen Führerschein mehr hat. Den hat sie wegen weit überhöhter Geschwindigkeit verloren. Ist in der Stadt bei 50 km/h mit 190 km/h durchgebrettert und hat sich dann noch darüber beschwert, dass man ihr den Lappen abgenommen hat.“, sagte Léon und lachte bei diesem Gedanken. „Léon!“, sagte Wiki mahnend, als sie in Berlin einfuhren. Es dauerte nicht lange und sie erblickten ein riesiges Einkaufszentrum. Wiki suchte ihnen einen Parkplatz und stellte dort das Auto ab. Sie stiegen aus dem Auto aus und liefen zum U-Bahnhof. Dort wartete bereits Christy auf sie. Sie trug nun einen knall pinken Mantel und hatte ihr blondes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. „Hey Leute, wie geht’s euch? Hey Wölkchen, mein Schatz!“, rief sie, sobald sie Wiki, Nurarihyon, Cloud und Léon erblickte. Sie stürmte auf die Vier zu und zog Cloud sofort in einen schraubstockfesten Griff an ihre Brust. „Ich freu mich auch dich zu sehen!“, keuchte Cloud und befreite sich aus ihrem Griff. Danach begrüßten sich Wiki und Christy mit einer Umarmung. Danach umarmten sich Christy und Nurarihyon. Christy konnte es aber nicht lassen, Nurarihyon an den Hintern zu fassen. Als sie sich von einander getrennt hatten, begrüßten sich noch Léon und Christy, indem sie sich umarmten und dann gingen sie gemeinsam in das Einkaufscenter. Im Center stellten sie sich erstmal in eine Nische, wo sie niemanden stören konnten. Dann wandte sich Wiki an Léon und Cloud. „Also Jungs. Ihr müsst lernen, mit eurem Geld richtig umzugehen. Eure Aufgabe ist es, euch drei Kleidungsstücke zu kaufen, dabei aber nicht mehr als 400 € auszugeben. Damit ihr dann doch nicht mehr ausgebt, werden ich das Geld, was ihr momentan mehr dabei habt, einkassieren. Ihr bekommt es später natürlich zurück!“, sagte sie und streckte die Hand aus. Die beiden Brüder tauschten einen Blick miteinander, doch dann zückten sie jeweils ihre Portmonees und zählten ihr Geld ab. Die Überschüsse überreichten sie Wiki. Wiki steckte das Geld in ein eigenes Fach in ihr Portmonee und steckte es wieder weg. „So, Jungs. Eure Aufgabe ist es, euch eine Hose, einen Pullover und einen Wintermantel zu kaufen. Ihr werdet zusammenbleiben, egal wohin ihr geht. Wir anderen werden nicht mitkommen!“, sagte Wiki und entließ somit Cloud und Léon. Beide Brüder trennten sich von den anderen und zogen gemeinsam los. Sie streiften durch die Gänge und sahen sich die vielen Geschäfte an. „Boah, schau mal dort in dem Laden!“, sagte Léon und deutete auf einen Spielladen. Cloud sah sich das Schaufenster an. Er wollte zwar in den Laden reingehen, doch er wusste, worin das enden würde. Sie würden all ihr Geld nur für Spiele ausgeben und keine Kleidung davon kaufen. So zog er Léon weiter und betrat ein Bekleidungsgeschäft für Jugendliche. Hier war er schon häufiger, denn die Kleidung war billig und die Sachen, die man hier kaufte waren immer gut und lange haltbar. Hier würden sie schon zwei von den drei Kleidungsstücken finden, die sie kaufen sollten. Sie gingen im Laden durch die Reihen der Kleidungsständer und sahen sich nah Pullover und Hosen um. Nach einer Weile hatten beide Brüder Modelle gefunden, die ihnen gefielen. Sie nahmen sie mit und probierten sie in den Umkleidekabinen an. Beiden Brüdern passten die Hose und der Pullover. Dazu kam noch, dass die Preise dafür erschwinglich war. Cloud zog seine eigenen Sachen wieder an und nahm die zwei Kleidungsstücke, die er kaufen wollte und verließ die Umkleidekabine. Vor der Kabine wartete bereits Léon auf ihn. „Wird ja auch Zeit, dass du endlich fertig wirst. Komm, lass uns zahlen und dann gehen!“, sagte Léon und schlug den Weg zur Kasse ein. An der Kasse legte Léon zuerst auf seine Sachen auf den Kassentisch. Die Kassiererin bongte die Waren ein. Danach packte sie die Kleidungsstücke in eine Tüte ein und nannte Léon den Preis. Léon bezahlte seine Sachen und nahm dann den Kassenbon und das Wechselgeld entgegen. Nach ihm war Cloud an der Reihe und er packte wie Léon zuvor seine Sachen auf den Ladentisch. Der Vorgang war wie zuvor bei Léon der Gleiche und auch Cloud bezahlte seine Sachen. Danach verließen beide zusammen den Laden. Sie zogen beide die Kassenbons aus der Hosentasche und verglichen, was sie gerade ausgegeben hatten. „Schau mal. Du hast gerade 44,95€ ausgegeben, ich habe 40,95€ ausgegeben. Das heißt, dass du noch 355,05€ hast und ich habe noch 359,05€ zur Verfügung.“, sagte Cloud, nachdem er die Summen ausgerechnet hatte, die sie jeder noch zur Verfügung hatten. „Richtig du Rechengenie! Jetzt müssen wir noch einen Wintermantel kaufen. Komm mit, ich hab welche in einem Schaufenster gesehen!“, sagte Léon und zog seinen Bruder mit. Durch ihre gemeinsame Zeit kannte Cloud seinen Bruder inzwischen gut genug, um zu beurteilen, wann sein Bruder ihn beleidigte und wann er nur mit ihm scherzte und das gerade war eher ein Scherz. So gingen sie gemeinsam durch die vielen Gänge mit Geschäften und schauten sich in jedem Bekleidungsgeschäft nach einem passenden Mantel um. In manchen wurden sie auch fündig, aber entweder war der Mantel wirklich hässlich oder zu teuer. Als sie mit einer Rolltreppe ins oberste Stockwerk gefahren waren, fiel ihnen in einem Schaufenster sofort ein nachtschwarzer Mantel ins Auge. „Schau mal dort! Der sieht doch geil aus!“, sagte Léon und deutete auf den schwarzen Mantel im Schaufenster. Cloud sah auf und gemeinsam gingen sie zu dem Schaufenster und besahen sich den Mantel an. Der Mantel ging bis zu den Knöcheln der Puppe, die den Mantel trug. Zu den Füßen der Puppe stand ein Schild, auf dem alle wichtigen Fakten zum Mantel standen. Cloud las sie sich durch: „Größe: M-XXL Geeignet: Winter (mit Innenmaterial auch für den Winter) Materialien: Leder, Baumwolle u.a. Preis: 350€ Ware streng limitiert!“ „Sieht schon geil aus! Ich probier den mal an!“, sagte Léon und betrat den Laden. Cloud folgte ihm. Offenbar war dieses Geschäft einer der Sorte von Läden, die auf die besser betuchte Kundschaft bauten, denn so achtete niemand der Verkäufer auf Léon und Cloud. Sie suchten in dem Geschäft nach dem Mantel, den sie schon im Schaufenster gesehen hatten. Als sie den Mantel nicht fanden, fragten sie einen Verkäufer, der neue Waren auswies. „Entschuldigen Sie, wir suchen den Mantel, den sie im Schaufenster hängen haben. Wo finden wir den?“, fragte Cloud höflich. Der Mann wandte sich verärgert von seiner Arbeit ab und sah Cloud erstmal von oben bis unten an, ganz so, als wollte er einschätzen, ob Cloud zu einer der besser betuchten Kunden gehörte. Offenbar entschied er sich für eine Antwort: „Du findest den gesuchten Mantel in der hinteren Abteilung der Jacken und Mäntel. Aber du wirst ihn dir sowieso nicht leisten können!“, sagte der Mann und lächelte Cloud arrogant von oben herab an. In Cloud schwoll eine Wut an, die er schon so oft verspürt hatte, wenn er von einem Verkäufer in einem Laden von oben herab behandelt wurde, nur weil er damals noch ein einem Heim gelebt hatte. „Ich will ihn mir auch erstmal ansehen. Ich habe nicht von kaufen gesprochen!“, erwiderte Cloud und drehte sich um, noch bevor der Verkäufer zu einer Antwort ansetzen konnte. „Was für ein eitler Affe!“, sagte Léon und gemeinsam gingen sie in die hintere Abteilung. Dort angekommen fanden sich auch nach kurzem Suchen den Mantel. Sie hatten Glück, denn es waren nur noch zwei Mäntel und dazu noch in ihrer Größe da. Wie es auf dem Verkaufsschild gestanden hatte, gab es noch ein Innenfutter, dass man im Sommer herausnehmen konnte, wenn es dafür zu warm wurde. Sie nahmen die Mäntel und gingen jeweils in eine Umkleidekabine, um sie anzuziehen. Als Cloud den Mantel an hatte, besah er sich sein Spiegelbild genauer an. Der Mantel sah richtig gut. Elegant und doch nicht so extravagant, dass er wie ein reicher Pinkel aussah. „Eher wie ein Jäger der Nacht!“, kam es Cloud in den Sinn. „Und das wollen wir schließlich sein!“, fügte Léon hinzu. Cloud wurde wieder deutlich bewusst, dass er seine Mauer wieder sträflich vernachlässigt hatte. Léon spürte Clouds Verärgerung über sich selbst und fügte hinzu: „Mach dir keinen Kopf. Zwischen Gefährten ist es schwieriger bis gar unmöglich, eine Mauer aufzubauen. Also Schwamm drüber!“ Cloud verstand, was sein Bruder ihn damit sagen wollte. So wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Mantel zu. Dieser passte ihm perfekt, sah gut aus, war gemütlich und dazu nicht zu teuer. „Ich nehme ihn!“, sagte Cloud so, dass es auch Léon in der Nachbarkabine es hören konnte. „Ich auch!“, sagte Léon. Cloud zog sich den Mantel aus und verpackte ihn wieder so in der Folie, wie er zuvor gewesen war. „Jetzt müssen wir nur noch Wiki Bescheid geben, damit sie dann beim bezahlen dabei ist, denn so dumm wie uns der Verkäufer angemacht hat, könnte es sein, dass er uns den Kauf verweigert, weil wir noch nicht volljährig sind. Das hat sowas mit bedingter Geschäftsfähigkeit zu tun. Hat man mir mal so erklärt!“, sagte Cloud und lehnte sich nochmal kurz gegen die Wand der Kabine und schloss die Augen. Er durchsuchte mit seinen Gedanken das Einkaufszentrum nach Wiki und fand sie auch recht schnell. Er berührte ihre Gedanken und sofort verhärtete sich ihre mentale Barriere, als sie dann aber bemerkte, dass es Cloud war, ließ sie ihre Schutzwälle sinken und ließ ihn ein. „Wiki, könntest du mal bitte in den Laden kommen. Léon und ich haben einen Mantel gefunden, aber es könnte Schwierigkeiten beim Bezahlen geben. Wir warten dann auf dich!“, sagte Cloud und zog sich dann zurück. Sie verließen die Kabinen und machten sich auf den Weg zur Kasse, hinter der eine junge Frau stand. Als sie an der Kasse angekommen waren, legte jeder einer nach dem anderen den Mantel auf die Kasse und wartete darauf, dass sie dran waren. Nach nur kurzem warten waren sie dran und die Frau scannte zuerst den Mantel von Léon ein, als der Verkäufer von vorhin zu ihnen trat. Er räusperte sich und sagte dann mit falscher Freundlichkeit: „Hmm, entschuldigt bitte, aber habt ihr denn auch genug Geld dabei? Diese Mäntel sind ziemlich teuer!“ Cloud und Léon tauschten einen genervten Blick. „Klar haben wir genug Geld dabei, sonst hätten wir uns diese Mäntel nicht ausgesucht.“, gab Léon zurück und stemmte die Hände in die Hüften. „Naja, wie dem auch sei, aber ich fürchte, dass ihr diese Mäntel nicht kaufen könnt, weil...!“, sagte der Verkäufer, aber er wurde von Cloud unterbrochen. „Sagen Sie mal, sind Sie immer so forsch zu ihren Kunden? Nur weil wir noch nicht erwachsen sind, heißt das nicht, dass wir nicht wissen, was wir kaufen möchten!“, unterbrach Cloud den Verkäufer wütend. Nun schwoll der Verkäufer an wie ein Ochsenfrosch. „Nun hör mal, junger Mann! Ich bin hier der Geschäftsführer und ich bestimme, wem ich etwas verkaufe und wem nicht und ihr gehört eindeutig nicht dazu!“, sagte der Verkäufer und vor Wut war er vollkommen rot angelaufen. Plötzlich ertönte eine weibliche Stimme. „Gibt es hier vielleicht ein Problem?“ Sie sahen sich nach der Besitzerin der Stimme um und erblickten Wiki, Christy und Nurarihyon. Offenbar war es Christy, die gesprochen hatte, denn sie kam nun auf Cloud, Léon und den Verkäufer zu. „Ich wüsste nicht, was sie das angeht!“, blaffte der Verkäufer Christy an. Diese ließ sich jedoch nicht davon aus der Ruhe bringen und lächelte den Verkäufer jetzt auf eine kalte, unheilverkündende Art und Weise an. „Ich denke schon, dass es mich etwas angeht! Wenn ich mich vorstellen darf: Christanne Neubaum, Rechtsanwältin für Strafverteidigung, Rechts- und Geschäftsfähigkeit und Jugendrecht. Ich wiederhole meine Frage nur ungern! Gibt es ein Problem, warum diese jungen Männer nicht diese Mäntel kaufen können?“, sagte Christy und sah den Mann kalt an. Dieser schien unter Christys intensiven Blick zu schrumpfen und sagte: „Nein, gibt es nicht!“ Sofort strahlte Christy wieder. „Na wunderbar! Dann schlage ich vor, dass diese beiden jungen Männer jetzt bezahlen und wir uns dann verabschieden. Ach und noch ein gut gemeinter Tipp: Sie sollten sich für nichts ausgeben, was Sie nicht sind, denn sonst ist es ein Missbrauch von Titel und das ist eine Straftat! Nun, einen schönen Tag wünsche ich Ihnen!“, sagte Christy und nachdem Cloud und Léon bezahlt hatten, verließen sie alle gemeinsam den Laden. Cloud konnte es sich allerdings nicht verkneifen, sich noch einmal umzudrehen und dem Verkäufer zuzurufen: „Ach übrigens: nette Perücke haben sie da, aber in pink sieht's beschissen aus!“ Die Anderen drehten sich um und blickten noch mal den Verkäufer an, der sich in eben jenem Moment eine pinke Perücke vom Kopf riss. Sie gingen lachend durch die Gänge des Einkaufscenters und setzten sich dann in ein Eiscafé. Als sie sich gesetzt und sich jeder das bestellt hatte, was er mochte, fragte Christy in einem Flüsterton: „War das vorhin Magie? Ich habe nicht gesehen, dass du dieses Ding benutzt hast.“ Cloud rutschte unruhig aus seinem Stuhl herum. „Ja, das war es. Solche kleinen Unfälle passieren immer, wenn ich wütend werde. Dann macht sich die Magie selbstständig und es kommt zu solch unvorhersehbaren Sachen.“, antwortete Cloud und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Sie lachten wieder, aber Wiki sagte, nachdem sie sich beruhigt hatte: „Das mag zwar jetzt noch lustig sein, aber du musst lernen, deine Gefühle und deine besonderen Talente zu kontrollieren, denn sonst kann der Schuss auch mal nach hinten losgehen. Ach super, danke!“ Noch während sie gesprochen hatte, hatte eine Bedienung ihnen ihre Bestellungen gebracht und Wiki hatte sich noch bei ihr bedankt. Cloud nickte und machte sich stillschweigend über sein Eis her. „Aber mach dir keine Sorgen darum. Wir werden dich und Léon schon auf den richtigen Weg kriegen!“, sagte Nurarihyon und trank aus seinen Eiskaffee. Cloud nickte und machte sich über seine Schokoladeneisbombe her. Während er so sein Eis aß, beobachtete Cloud die anderen Gäste im Café. Nachdem er mit seinem Blick so umhergeschweift war, fiel sein Blick auf Christy, die ihre blonden Korkenzieherlocken gerade in einem kleinen Handspiegel begutachtete. Ihr fiel auf, dass Cloud sie ansah und lächelte. „Ja, Wölcken, was ist?“, fragte sie und lächelte. Cloud schluckte das Eis, was er gerade im Mund hatte, herunter und erwiderte: „Ich wusste gar nicht, dass du Rechtsanwältin bist. Ich dachte, die wärst was anderes vom Beruf.“ Christy lachte amüsiert auf. „Du dachtest wahrscheinlich, dass diese durchgeknallte Olle irgendwo in einem kleinen Laden steht und irgendwelchen Krempel vertickt, stimmts?!“, fragte Christy und nahm einen Löffel von ihrem Vanilleeisbecher. Cloud schüttelte den Kopf. So abwertend hatte er nie über sie gedacht, aber er hatte nicht erwartet, dass sie einen so stinknormalen Job hat. „Ich dachte, du wärst was anderes. Nicht so was normales!“, erwiderte Cloud. Das brachte Christy nun vollends zum Lachen. Nachdem sie sich beruhigt hatte, sagte sie: „Ach Wölkchen, du bist süß!“ Cloud wurde rot und sagte nichts darauf. Léon klopfte seinem Bruder auf die Schulter und sagte dazu: „Mensch Cloud, jetzt wickelst du schon die ältere Generation um den Finger. Du bist mir ja schon einer!“ Christy und Wiki bliesen sich auf wie zwei Luftballons. „Wen hältst du hier für die ältere Generation, du aufgeblasener Windbeutel!“, prustete Christy los. Allerdings konnte sie niemandem klar machen, dass sie böse auf Léon war, denn dafür kämpfte sie viel zu verbissen gegen ihr Lachen. Wiki lenkte ein. „Hört mal Jungs, zieht doch mal eure neuen Mäntel an. Wir möchten sie gerne mal sehen!“, sagte Wiki auffordernd. Beide Brüder sahen sich an und standen dann auf. Da sie ihre anderen Mäntel über die Stühle gehangen hatten, brauchten sie diese nicht mehr ausziehen. Sie holten ihre neuen Mäntel aus den Tüten und zogen sich diese an. Nachdem sie die Mäntel angezogen hatten, drehten sich sich wieder zu Wiki, Christy und Nurarihyon um. Nurarihyon und Wiki standen auf und besahen sich nun Léon und Cloud von alles Seiten an. „Ihr seht ja richtig gut aus. Bald braucht ihr allein für euer Aussehen ein Waffenschein!“, sagte Christy und grinste. Nun grinste Wiki ebenfalls. „Den werden sich auch machen, aber erst, wenn sie älter sind. Aber ich gebe Christy Recht. Ihr seht wirklich gut aus. Jetzt fehlen nur noch die passenden Stiefel dazu, aber die holt ihr euch beim nächsten Mal.“, sagte Wiki und sie setzten sich wieder alle auf ihre Plätze. Cloud aß sein Eis auf und als er den Löffel beiseite legte, kam ihm ein Geruch in die Nase, der ihm vertraut vorkam. Dazu hörte er noch das leise Spiel einer Gitarre. Nun, neugierig geworden, stand er auf und sagte zu den anderen: „Wartet ihr hier bitte auf mich? Ich muss noch was gucken gehen!“ Die anderen sahen sich an, nickten und Cloud nahm sein Portmonee und seine Hausschlüssel aus seinem anderen Mantel und platzierte es in seinem neuen Mantel. Dann verließ er das Café und machte sich auf den Weg, immer dem Geruch und dem Gitarrenspiel folgend. Seine Instinkte lenkten ihn durch die Gänge und als der Geruch nach diesem bestimmten Parfum am deutlichsten und das Gitarrenspiel am klarsten zu vernehmen war, stand der vor einem kleinen Musikfachgeschäft. Er öffnete die Tür und ein Glocke ertönte. Ein älterer Mann mit einer Glatze, der hinter dem Tresen stand, drehte sich zu ihm um und begrüßte ihn. Cloud grüßte ihn ebenfalls und ging dann weiter. Jetzt war das Gitarrenspiel ganz klar zu vernehmen und er ging durch die Reihen an Musikinstrumenten, bis er auf ein Mädchen stieß, das versteckt in einer Nische saß und eine Gitarre spielte. Ihr Spiel war nicht perfekt, aber es war auch nicht grottenschlecht, aber Cloud fiel sofort auf, was sie falsch machte. Schon als er den Geruch wahrgenommen hatte, hatte er eine Ahnung, wer es war, aber jetzt, wo er hinter dem Mädchen mit diesen typischen, blonden Haaren stand, wusste er genau, wer sie war. „Hallo Matt!“, sagte er zu dem Mädchen. Diese schreckte hoch und stand so schnell von ihren Stuhl auf, dass sich ihr Fuß im Stuhlbein verhakte und sie in ihre Drehung genau in Clouds Arme fiel. Cloud fing sie auf und nun standen sie in einer Umarmung, nichts weiter als die Gitarre zwischen ihnen, da. Matt wurde feuerrot und trat einen Schritt zurück, um sich aus Clouds Armen zu lösen. „Cloud, was machst du denn hier?“, fragte sie und war noch immer feuerrot. Cloud besah sie sich genauer an. Noch nie war ihm ihre Anwesenheit so klar gewesen wie in dem Moment, als er sie umarmt hatte. Sie trug ihre blonden Haare diesmal zu einem kleinen Zopf, da diese anscheinend gewachsen waren. Dazu trug sie einen roten Mantel, eine schwarze Winterhose und schwarze Stiefel, die von dem Schneematch draußen ein wenig verdreckt waren. Cloud musste sich von ihrem Anblick loseisen, um ihre Frage überhaupt wahrzunehmen. „Ich war mit meinem Bruder, meiner Tante und zwei Bekannten einkaufen.“, sagte er und besah sie sich weiter an, wobei sein Blick immer öfter zu ihrer Halsschlagader huschte. „Achso. Wie gefällt es dir in deiner neuen Familie?“, fragte sie und musterte nun Clouds neuen Mantel. „Gut, sie sind zwar manchmal etwas chaotisch, aber sehr amüsant. Und wie gefällt dir deine neue Familie?“, antwortete Cloud und stellte zugleich Matt die gleiche Frage. Matt lächelte, als sie antwortete: „Wirklich gut. Das Einzige, was mir auf den Keks geht ist, dass meine Eltern selbst abends beim Abendbrot manchmal über die Arbeit reden. Stell dir vor: Sie reden seit einer Woche nur noch über Brot, dass sie den Gästen als Beilage reichen wollen und dass sie momentan eine ziemliche Knappheit haben, weil ihr alter Lieferant aufgehört hat!“, sagte Matt und setzte sich wieder auf den Stuhl. Cloud nickte und ihm kam eine Idee. „Wie heißt das Restaurant noch mal, das deine Eltern betreiben?“, fragte er Matt. Diese sah ihn etwas verdutzt an. „Das Restaurant meiner Eltern heißt „Zum Gipfeltreffen“! Warum fragst du?“, sagte sie und sah Cloud fragend an. Cloud zog sein Handy aus seinem neuen Mantel und suchte in dem Telefonbuch des Handys nach der Nummer seines Vaters. Als er sie gefunden hatte, drückte er nur noch auf den grünen Hörer und sofort hörte man es wählen und tuten. Nach ein paar mal klingeln nahm dann auch sein Vater ab. „Hallo Cloud. Was gibt es?“, hörte Cloud seinen Vater durch das Handy sprechen. „Hallo Vater. Ich habe eine Frage an dich. Ich habe eine gute Freundin, die ich bereits aus dem Heim damals kenne und die auch adoptiert wurde. Ihre Eltern haben ein Restaurant und anscheinend Probleme damit, vernünftiges Brot zu bekommen. Könntest du dir mal diese Sache ansehen? Das Restaurant heißt „Zum Gipfeltreffen“ und gehört der Familie Winter. Es liegt in der Oranienburger Straße Ecke Wilhelmsruher Damm in Wittenau.“, sagte Cloud durch das Handy hindurch. Für einen kurzen Augenblick schwieg sein Vater, aber dann sagte er: „Ist gut, Cloud. Ich werde mal sehen, was sich da machen lässt. Da kommt mir doch die Idee. Ich gehe heute mit deiner Mutter essen und ich weiß auch schon, wo das sein wird.“, sagte Thomas und Cloud konnte das Lachen seines Vaters hören. „Super, danke Papa. Wir sehen uns dann heute Abend. Léon und ich werden uns etwas unterwegs holen! Ciao!“, sagte Cloud und nachdem sich auch sein Vater von ihm verabschiedet hatte, beendete er das Gespräch. Grinsend sah er Matt an. „So, erledigt. Das weitere hängt von deiner Mutter und meinem Vater ab!“, sagte Cloud und sah matt an. Diese schien vollkommen verblüfft Cloud an, doch dann fiel sie ihm um den Hals. „Danke, dann werden sie hoffentlich nicht mehr beim Abendessen über die Arbeit reden!“, sagte sie. Cloud lächelte sie an. Noch während er sie ansah, fing sein Herz wie wild an zu schlagen und eine eigenartige Wärme breitete sich in seinem ganzen Körper aus. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch da zerschnitt eine wütende Stimme wie ein Messer die Luft: „Sagt mal, was glaubt ihr eigentlich, wo ihr hier seid? Das ist ein Musikgeschäft und kein Callcenter! Macht das ihr rauskommt!“ Cloud und Matt drehten sich zu der Stimme um und standen nun Nase an Nase mit dem Besitzer des Geschäfts. So schnell sie konnten machten sie sich auf, das Geschäft zu verlassen. Draußen, vor der Ladentür, verschnauften sie erst einmal. „Man, was für ein alter Bock!“, schimpfte Matt. Cloud nickte und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu den Rolltreppen. Vor denen stand eine Gruppe von Jugendlichen, die alle älter als Cloud und Matt waren. Als die beiden auf die Gruppe zukamen, drehten sich einige der Jungen um und sahen Matt an. Sie stießen auch die Anderen an und nun schauten alle Matt an. Matt waren die vielen Blicke der Jungs anscheinend unangenehm, denn sie versteckte sich ein wenig hinter Cloud. Einer der Jungen aus der Gruppe, ein großer, schwarzhaariger Junge mit einer Menge an blitzenden Goldketten um den Hals, löste sich aus der Gruppe und trat auf Cloud und Matt zu. „Hey Süße. Was geht ab? Lass den Windbeutel hier fallen und komm mit mir! Ich zeig dir, was ein echter Kerl so drauf hat!“, sagte er zu Matt und es war ganz klar eine ziemlich schlechte Anmache. Matt bließ die Backen auf und sagte empört: „Lieber gehe ich mit einem Schwein aus, als mit dir!“ Die Jungen in der Gruppe kicherten hinter vorgehaltener Hand. Der große Junge, der vor Cloud und Matt stand, warf einen Blick nach hinten und sofort verstummten die anderen Jungs. Offenbar war er ihr Anführer. Er knirschte mit den Zähnen und rieb sich die Fingerknöchel. „Du weißt offenbar nicht, was gut für dich ist. Noch kein Mädchen hat mir einen Korb gegeben! Noch Keine!“, sagte der große Junge und stampfte mit den Füßen auf. Nun schaltete sich Cloud in das Gespräch mit ein. „Ich kann mir auch vorstellen wieso! Sie sind alle umgekippt wegen deines bestialischen Gestanks! Schon mal was von Wasser und Seife gehört, du Stinktier?!“, sagte er zu dem Jungen. Dessen Gesicht lief ziegelrot an. „Ich mach dich platter als eine Briefmarke, du kleine Missgeburt!“, zischte er und reckte die Faust. Cloud seufzte. Er wollte sich eigentlich nicht mit einem solchen Schwachkopf prügeln. Aber wenn es darum ging, seine Freunde zu verteidigen, dann hätte er sich selbst mit einem Riesen angelegt. Da schien so ein Idiot, der gerade mal einen Kopf größer war als er selbst eine lösbare Aufgabe zu sein. „Matt, tritt bitte ein paar Schritte zurück. Sonst wirst du noch verletzt!“, sagte Cloud und Matt tat, um was sie Cloud gebeten hatte. Der große Junge, der, wie Cloud jetzt auffiel, noch einen goldenen Zahn im Gebiss hatte, lachte und sagte dann: „Du willst dich wohl als Held vor deiner Flamme aufspielen. Na schön, du Held. Ich werde dir jetzt beibringen, dass man sich mir nicht einfach so in den Weg stellt!“ Er machte sich bereit und schlug dann nach Cloud. Dieser wich ihm aus, genauso, wie es ihm Wiki beigebracht hatte. Der Junge wirkte verdutzt, doch dann schlich sich Ärger auf sein Gesicht. Er griff Cloud immer wieder mit seinen Fäusten an, doch Cloud wich ihm immer wieder aus. Nach ein paar malen, fing der Junge an zu keuchen. „Verdammt, jetzt bleib doch mal endlich stehen, damit ich dich platt machen kann!“, keuchte er. Cloud begab sich in die Verteidigungsstellung, die Wiki ihm beigebracht hatte. Wenn er alles richtig machte, dann konnte er unbeschadet aus dieser Sache rauskommen. Wieder schlug der schwarzhaarige Junge nach Cloud und seine Ketten klirrten laut in Clouds Ohren. Diesmal wich er nicht aus, sondern packte den Arm des Jungen, drehte sich um und ging in der Drehung in die Knie und zog den Arm des Jungen mit. Der Junge wurde durch den Schwung nach vorne und über Clouds Schulter gerissen. Er landete einen Meter von Cloud entfernt und ganz in Matts Nähe. Diese machte sofort, dass sie von dem Schläger wegkam und versteckte sich hinter einer Säule. Was sie aber nicht bedacht hatte war, dass dort bereits jemand stand und die Auseinandersetzung schon die ganze Zeit über beobachtet hatte. Der Schlägertyp mit den schwarzen Haaren stand auf und zog aus seiner Hosentasche einen Gegenstand. Er klappte es auf und nun erkannte Cloud, dass es ein Klappmesser war. „Ich weide dich aus wie ein Stück Vieh!“, schrie er und spuckte dabei auf den Boden. Früher hätte er mehr Respekt vor dem Messer gehabt oder hätte wenigstens seinen Zauberstab gezogen, aber nun zog er nur eine Augenbraue hoch. „Ist ja niedlich. Wirklich passend. Ein Mädchen mit einer Haarnadel. Steck sie dir doch gleich in die Haare. Ach ich vergaß: Ein Baby wie du hat ja noch keine Haare. Mein Fehler, entschuldige!“, sagte Cloud und beobachtete die Wirkung seiner Worte bei seinem Gegner. Dieser lief, wenn das überhaupt noch möglich war, noch röter an und griff Cloud nun mit dem Messer an. Wieder wich Cloud aus. Er ließ seinen Gegner näher kommen und führte eine Finte aus, indem er nach einem Angriff seines Gegners so tat, als wenn dieser ihn verletzt hätte und ging zu Boden. „Ha, jetzt spuckst du nicht mehr so große Töne! Nicht wahr, du kleine Ratte!“, sagte der Schläger und sah mit einem triumphierenden Grinsen auf Cloud herab. Was der Schläger aber nicht mitbekam war, dass Cloud ihn jetzt genau da hatte, wo er ihn haben wollte. So drehte sich Cloud auf den Rücken und streckte dabei sein rechtes Bein aus, zog somit seinem Gegner die Beine weg, so dass dieser ins Straucheln geriet. So schnell er konnte stand Cloud wieder auf den Beinen und dem Schläger gegenüber. „Du kleine Missgeburt. Damit wirst du nicht fertig!“, zischte er und hob sein T-Shirt vom Hosenansatz hoch und entblößte eine kleine Pistole, die zwischen seinem Hosenbund und seinem Bauch steckte. Er zog sie heraus und richtete sie direkt auf Cloud. Cloud sah die Waffe an. Für so etwas hatte er nichts auf Lager, denn für so einen Fall hatte Wiki ihm nichts beigebracht. Mit einem gemeinen Lächeln auf dem Gesicht sagte der schwarzhaarige Junge: „Und jetzt sag gute Nacht!“ Cloud wich einen Schritt zurück. Bei dieser Bewegung streifte sein Arm die Vorderseite des Mantel und er bemerkte dort etwas, was er immer zu seinem Schutz bei sich trug. „Gute Nacht!“, sagte Cloud, griff blitzschnell in seinen Mantel und holte zwei Rauchbomben heraus. Er warf sie mit übermenschlicher Geschwindigkeit auf den Boden und die Rauchbomben explodierten und hüllten sie in eine Wolke aus schwarzem Rauch. Aber dieser Rauch war nicht durch eine chemische Reaktion verursacht worden, sondern es war magischer Rauch, der ganze drei Minuten an Ort und Stelle verweilen würde. Nun war Cloud in seinem Element. Da der dunkle Rauch auch ihn mit einhüllte, konnte er seine Fähigkeiten voll und ganz einsetzen, ohne dass ihn jemand dabei sah. Er verschwand in der Dunkelheit des Rauchs und tauchte genau vor seinem Gegner wieder auf, ohne dass dieser ihn überhaupt sehen konnte. Mit vampirischer Schnelligkeit ließ er den Nagel seines Zeigefingers wachsen und schnitt damit den Lauf der Waffe ab und holte zugleich noch ein paar Kugel aus dem Magazin. „Armer, kleiner Junge! Ganz allein in der Dunkelheit!“, sagte Cloud und verschwand augenblicklich. Er tauchte hinter dem Jungen wieder auf und sprach wieder zu ihm: „Keiner hat Respekt vor dir!“ Wieder verschwand Cloud und tauchte nun auf der rechten Seite des Jungen auf. Sein Ziel war es, den Jungen so zu verunsichern, bis dieser freiwillig aufgab. Dies hatte Wiki ihm gezeigt. Sie hatte dazu gesagt, dass Worte in vielen Fällen schärfer und gefährlicher sein können als ein Schwert. Er wiederholte seine Taktik so lange, bis die drei Minuten um waren und der Rauch sich lichtete. Als der Rauch sich endlich verzogen hatte, konnte jeder die Kontrahenten sehen. Der Junge, der Cloud angegriffen hatte, kniete auf dem Boden und hatte das Gesicht in den Händen vergraben. Zu seinen Füßen lagen die zwei Teile der Pistole. „Reicht es dir jetzt? Hast du gelernt, dass man Mädchen nicht wie ein Stück Vieh behandelt?“, fragte Cloud laut den schwarzhaarigen Jungen. Dieser nickte und krümmte sich, ganz so, als litte er an Schmerzen. Der Kampfgeist des Jungen war gebrochen. Cloud hatte dieser Auseinandersetzung für sich entschieden. Er trat ein paar Schritte zurück und sagte dann: „Nurarihyon, du kannst raus kommen!“ Schritte waren zu hören und der Dämon trat hinter der Säule hervor. Er hatte eine Hand auf Matts Schulter gelegt und sah ziemlich zufrieden mit Clouds Leistung aus. Auch Wiki ,Christy und Léon traten nun hinter der Säule hervor. „Cloud!“, rief Matt und rannte auf ihn zu. Cloud drehte sich zu ihr um und lächelte. Mit dem, was aber im nächsten Augenblick passierte, hatte er nicht gerechnet. Sie holte mit ihrer Hand aus und verpasste Cloud damit eine schallende Ohrfeige. „Cloud, wie konntest du nur?! Du hättest verletzt werden können. Der Typ hatte ein Messer und eine Pistole dabei. Das hätte ziemlich schief gehen können! Versprich mir, dass du dich niemals mehr so in Gefahr begeben wirst!“, spie sie aus und funkelte Cloud aus zum Teil wütenden, zum Teil besorgten Augen an. Cloud rieb sich die schmerzende Wange und sah dann in ihr wütendes Gesicht. Da begriff er, warum sie so wütend auf ihn war. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht sagte er: „Ich hab dich auch lieb!“ Er trat einen Schritt nach vorn und ehe es sich Matt versah, hatte Cloud sie schon geküsst. Für einen Moment riss Matt die Augen auf, doch dann schloss sie ihre Augen und erwiderte leicht zaghaft Clouds Kuss. So standen zwei Teenager mitten in dem Einkaufscenter vor den Rolltreppen und küssten sich und keinen der beiden schien es nur zu interessieren, was in den nächsten Stunden passierte. Ende des 23. Kapitels Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)