Zwischenblut von Kouichi ================================================================================ Kapitel 29: Gesehen – Unvorhergesehen ------------------------------------- Gesehen – Unvorhergesehen Ein paar Tage nach ihrem etwas unfreiwilligen Besuch im Kaisergrab waren Cloud und Léon damit beschäftigt, die Steine, die sie vom Kaiserpaar bekommen hatten, zu untersuchen. Aber alles, was sie rausbekommen hatten war, dass sich an der Oberfläche der Steine kleine Äderchen entlang zogen. So verließen die beiden Brüder ihr Zimmer und ließen den Stein jeweils unter ihrem Bett liegen. Zusammen mit ihren Eltern fuhren Cloud und Léon mit den Schneemobilen zur Pension, wobei diesmal Cloud das fahren übernahm. In der Pension angekommen begrüßten sie die Rezeptionistin und gingen in den Frühstückssaal und setzten sich zu den anderen und begannen mit dem Frühstück. „Was machen wir denn heute?“, fragte Cloud und biss ein Stück von seinem Marmeladenbrötchen ab. Thomas sah von seiner Zeitung auf und antwortete: „Wir werden uns heute die Stadt ansehen und durch die Einkaufspassagen laufen. Da können unsere Frauen auch wieder nach Herzenslust einkaufen gehen!“ Sofort fing Wiki an zu grinsen. Nachdem sie das Frühstück beendet hatten, verließen sie die Pension und fuhren mit der Kutsche hinunter in die Stadt. Die Stadt war im Gegensatz zu Berlin ein Dorf, aber trotzdem war sie groß. Überall gab es holzverzierte Häuser, die noch immer weihnachtlich geschmückt waren und auf denen eine dünne Decke mit Pulverschnee lag. Sie stiegen am Rande einer Fußgängerzone aus der Kutsche aus und gingen langsam und in gemächlichem Tempo an den vielen Geschäften vorbei. Wiki hielt sich an Nurarihyons Arm fest und immer, wenn sie ein paar schwarzer Stiefel sah, schleppte sie ihn mit zu dem Schaufenster und sah sich die Stiefel durch das Schaufenster an. Cloud beobachtete dabei grinsend den Dämon, der sich von Wiki immer mitziehen ließ. Als sie an einem Schuhgeschäft vorbei kamen, stürzte sich Wiki wieder auf das Schaufenster und diesmal gingen sie alle an das Schaufenster, um sich die Waren anzusehen. Ein schwarzes paar Stiefel fiel Cloud besonders ins Auge. Die Stiefel hatten silberne Schnallen und blutrote Schnürsenkel, ansonsten waren sie in einem eleganten schwarz gehalten. Dazu trug die Puppe, die die Stiefel an hatte, eine schwarze Hose, die perfekt zu den Stiefeln passte. Oben herum trug die Puppe nichts, sondern zeigte nur einen schmalen und zierlichen Männerkörper. Cloud sah auf die Preisschilder für die Stiefel und die Hose und bei den Preisen wäre ihm beinahe sein Frühstück wieder hoch gekommen. Die Stiefel sollten 90 € und die Hose 79€ kosten. Zusammengerechnet wären das dann 169€ und das war Cloud dann doch etwas zu viel. Er wandte sich vom Fenster ab, aber da krallten sich schon lange, mit dunkelroten Nagellack bestrichene Fingernägel, in seine Schulter und zogen ihn erbarmungslos mit in den Laden. Es schaute an der Hand hoch und sah, dass die Hand Wiki gehörte. Die Anderen folgten Cloud und Wiki und nun standen sie alle zusammen in dem Laden. Sofort kam eine Verkäuferin auf sie zu und strahlte sie an. „Willkommen bei Willkes&Dobes! Was kann ich für Sie tun?“, fragte die Verkäuferin freundlich in die Runde. Wiki trat einen Schritt vor und zog dabei Cloud mit. „Dieser junge Mann hier hat sich in die Hose und die Stiefel im Schaufenster verguckt und wollte sie sich mal anprobieren!“, sagte Wiki und schob Cloud noch ein wenig weiter nach vorne. Die Verkäuferin nickte freundlich und nahm dann Cloud in Augenschein. „Nun, dann komm mal bitte mit. Ich werde jetzt mal deinen Umfang abmessen und die Länge der Beine messen, damit die Hose auch die richtige Länge und Größe hat. Dann werden wir deine Füße vermessen. Komm mal bitte mit!“, sagte sie und zog Cloud gleich am Arm mit. Dieser warf Wiki noch einen leicht vorwurfsvollen Blick zu und ging dann mit der Verkäuferin mit. Cloud folgte der Verkäuferin in einen abgetrennten Bereich, nahm sich dann ein Maßband zur Hand und maß Clouds Bauchumfang ab, nachdem dieser seinen schwarzen Mantel abgelegt hatte. „Ich werd` wahrscheinlich eine etwas größere Hose brauchen!“, sagte Cloud zu der Verkäuferin. Diese las den Umfang vom Maßband ab und sah ihn dann prüfend an. „Wie alt bist du, wenn ich fragen darf?“, fragte ihn die Verkäuferin. „Ich bin 14!“, sagte Cloud. Die Verkäuferin nickte und maß dann Clouds Beine. „Mein lieber Scholli. Du hast ja Traumbeine. Solch langen Beine wünscht sich jede Frau!“, sagte die Frau, als sie die Werte vom Maßband ablas. Cloud kratzte sich darauf verlegen am Hinterkopf. Als die Frau mit dem vermessen fertig war, verließ sie den abgetrennten Bereich und kam mit der Hose wieder, die Cloud im Schaufenster gesehen hatte. Sie überreichte Cloud die Hose und zeigte ihm dann, wo sich die Umkleidekabine befand. Cloud ging mit der Hose in die Umkleidekabine, zog sich seine eigene Hose aus und die andere Hose an. Danach trat er aus der Umkleidekabine und vor seine Familie, die nun auch in den abgetrennten Bereich kam. Er drehte sich langen einmal im Kreis. Das erste, was er sah, war Léons aufgerichteter Daumen nach oben, dann das bestätigende Nicken von seinen Eltern. Wiki zwinkerte ihm anerkennend zu. Agathe und Siegfried lächelten ihm wohlwollend zu. „Du siehst echt gut damit aus. Die Mädels werden sich um dich reißen!“, sagte Wiki und grinste. „Meine Tochter würde auf dich stehen!“, sagte die Verkäuferin, verstummte aber sofort, als sie erkannte, was sie gesagt hatte. Cloud sah an sich herunter und besah sich nochmals das Preisschild an. Der Preis für die Hose war schon ziemlich hoch. Anscheinend konnten die Verkäuferin Clouds Unentschlossenheit sehen, denn sie sagte: „Warum probierst du nicht noch die Stiefel an, dann kannst du dich immer noch entscheiden, ob du die Sachen kaufst!“ Der Vorschlag der Frau klang vernünftig und so folgte Cloud ihr wieder in den abgetrennten Bereich. Dort vermaß sie Clouds Füße und stellte fest, dass er einen Schuh der Größe 40 brauchte. Sie verließ wieder den abgetrennten Bereich und kam nach nur einer Minute mit einem Schuhkarton zurück. Sie öffnete den Karton und holte die Stiefel heraus, die Cloud schon im Schaufenster gesehen hatte. Cloud zog seine Schuhe aus und zog die Stiefel an. Er befestigte die Schnallen und ging dann ein paar Schritte, um die Stiefel zu testen. Dann trat er wieder aus dem Bereich und vor seine Familie. Seine Familie zeigte wie bereits bei der Hose absolut begeistert von den Stiefeln. Wiki kam auf ihn zu und flüsterte ihm ins Ohr: „Du hast wirklich einen sehr guten Modegeschmack, das muss man dir lassen!“ Cloud grinste verlegen und sah nochmals auf das Preisschild seiner Schuhe, worauf ihm das Grinsen verging. Die Schuhe und auch die Hose, die er noch immer anhatte, sahen beide absolut genial aus, aber sie waren so teuer, dass es Cloud schon unheimlich war. Seine Eltern bemerkten die Zweifel ihres Sohnes und beugten sich zu ihm herunter. „Cloud, was ist den los Schatz? Die Sachen sehen doch gut aus.“, sagte Béatrice zu ihrem Sohn. Cloud nickte und sagte dann leise: „Die Sachen sehen wirklich super aus, aber sie sind so teuer. Ich will sie ja haben, aber soviel Geld dafür ausgeben kann ich auch wieder nicht. Der Monat ist noch so lang und ich hab doch nur einen Betrag zur Verfügung.“ Seine Eltern sahen sich an. Offensichtlich hatte sich Cloud noch immer nicht daran gewöhnt, etwas mehr Taschengeld zur Verfügung zu haben als im Heim. „Wie viel Geld hast du denn insgesamt?“, fragte Thomas seinen Sohn. Cloud rechnete sein Taschengeld und das Geld, was er von seinen Eltern im Zug bekommen hatte, zusammen und sagte dann: „Zusammen mit meinem Taschengeld hab ich 739€ und sechsundfünfzig Cent dabei.“ Thomas und Béatrice sahen sich erstaunt an. „Dann reicht doch dein Geld, Liebling. Hol dir doch die Sachen, wenn sie dir gefallen!“, sagte Béatrice und lächelte Cloud an. Cloud überlegte weiter fieberhaft, ob er sich die Sachen wirklich leisten konnte. „Ich würde ja gerne, aber ich muss mir noch weitere Materialien für den Unterricht bei Professor Snape kaufen, dafür brauche ich auch noch Geld und dann wollte ich mir noch eine Eule holen. Dazu kommen noch ein paar Hogsmeade- Wochenenden, wofür ich auch noch ein wenig Geld brauche.“, sagte Cloud leise und rechnete alles fieberhaft zusammen. Wieder sahen sich Thomas und Béatrice an. „Unser Sohn ist aber wirklich schon sehr vorausschauend, was das Geld betrifft. Er überlegt sich alles fünf mal, bevor er sich etwas kauft. Léon könnte sich in dieser Sache etwas von Cloud abschauen!“, sagte Thomas zu Béatrice in seinen Gedanken. Dann wandte er sich wieder zu Cloud, der noch immer damit beschäftigt war, sich seine Finanzen durchzurechnen. „Cloud, hör mir zu. Deine Schulsachen und die Eule bezahlen wir dir. Das Geld, was du jetzt hast, ist allein für den Urlaub. Du bekommst doch nächsten Monat wieder dein Taschengeld, was du dann für die Hogsmeade- Wochenenden benutzen kannst. Also los, gönne dir einfach mal etwas und hol dir die Sachen!“, sagte Thomas leise und hatte anscheinend seinen Sohn endlich überredet, denn Cloud nickte. Er ging zurück zu dem abgetrennten Bereich, zog dort die Hose aus und seine Hose wieder an. Die Stiefel packte er zurück in den Karton und zog dann seine eigenen Turnschuhe wieder an. Zuletzt zog er seinen Mantel an, nahm sich die Hose und den Schuhkarton und ging zur Verkäuferin. Diese nahm die Sachen entgegen und ging damit zur Kasse. Cloud folgte ihr und bezahlte seine Sachen. Als er die Geldscheine in seinem Portmonee sah, kamen sie ihm nicht wirklich real vor, aber er machte sich klar, dass es sein Geld war. So bezahlte er die Kleidungsstücke und nahm dann die Tüte, in der nun seine Sachen verstaut waren, von der Verkäuferin entgegen. Als Cloud das Wechselgeld entgegen nahm, rechnete er sich schnell im Kopf durch, wie viel er jetzt noch zur Verfügung hatte. Er dankte der Verkäuferin für die Beratung und verabschiedete sich von ihr. Gemeinsam mit seiner Familie verließ Cloud das Geschäft. Draußen auf dem Gehweg nahm Wiki Cloud an ihre Seite. „War das jetzt so schlimm, dass du dir mal etwas gegönnt hast, Kleiner?“, fragte sie Cloud und lächelte auf ihn herab. Dieser kratzte sich mal wieder verlegen am Hinterkopf und sah sich das Muster des Gehwegs ganz interessiert an. Wiki lachte leise und drückte ihren Neffen an sich. Eine Hand griff nach Clouds Schulter und verfestigte dort ihren Griff. Er sah von der Hand hoch zu ihrem Besitzer und sah dem Dämon Nurarihyon direkt in die Augen. „Mach dich ja nicht an mein Mädchen ran, verstanden! Sonst gibt’s Backenfutter!“, sagte der Dämon und sah Cloud gespielt wütend an. Wiki zog die Augenbrauen hoch. „Was heißt hier dein Mädchen? Ich gehöre nur mir selbst. Ich glaube, ich sollte dich mal von einer gewissen Aktivität auf Entzug setzen, damit du wieder weißt, dass du es dir verdienen musst und mit verdienen meine ich nicht mit Geld.“, sagte sie und drückte Cloud nun gegen ihre große Oberweite. Léon schielte zu seinem Bruder herüber. „Warum bekommt der eigentlich immer die Brüste ab und ich nicht?“, schoss es Léon durch den Kopf. Cloud schob sich inzwischen ein wenig aus Wikis Oberweite hinaus und versuchte seinen hochroten Kopf ein wenig abzukühlen. Er schloss ein wenig zu seinen Eltern auf, die zusammen mit Léon, Agathe und Siegfried nebenher liefen. „Auf deinem Gesicht könnte man Spiegeleier braten!“, sagte Siegfried und lächelte amüsiert. Cloud war es noch immer ein wenig peinlich und so sagte er nichts dazu. Wieder überkam ihn dieses Prickeln im Nacken und er sah sich um. Aber er konnte niemanden sehen, noch nicht einmal mit seiner Aura, aber seine Aura zeigte ihm die Richtung, woher die magische Energie kam und Cloud ging ein paar Schritte in diese Richtung. Ihm stand jedoch eine kleine Gruppe von amerikanischen Touristen im Weg und als diese weiterzog, konnte Cloud einen kleinen Durchgang zwischen zwei Häusern sehen. Er ging auf den Durchgang zu und als er davor stand, konnte er an deren Ende ein kleines Geschäft sehen. „Was ist los, Cloud?“, fragte Agathe und sah ebenfalls in die gleiche Richtung wie ihr Neffe. Cloud zeigte auf das Geschäft und sagte: „Das Geschäft dort. Von dort aus strömt Magie. Ich kann es deutlich spüren.“ Die anderen sahen sich an und tauschten ungläubige Blicke. „Willst du mal da reingehen?“, fragte Béatrice ihren Sohn. Cloud nickte, ließ jedoch nicht den Blick von dem Geschäft. „Gut, dann werde ich zusammen mit Cloud da rein gehen.“, sagte Wiki und legte den Arm um Clouds Schulter. „Ich komme mit!“, sagte Léon und so war es beschlossene Sache. Gemeinsam gingen Cloud, Léon und Wiki den schmalen Durchgang bis zu dem Geschäft, das Clouds Aufmerksamkeit erregte. Sie tauschten nochmal einen Blick, dann legte Cloud die Hand auf die Klinke und stieß die Tür auf. Eine Klingel ertönte und sie traten in den Laden ein. Der Laden war eine Mischung aus Teestube und dem Laden vom Zauberstabmacher Olivander. Es roch angenehm nach Minze und überall standen Regale mit Kästchen und Schatullen. Hinter einer altmodischen Theke erschien eine der Frauen, die Cloud bereits im Schienenbus und im Lift gesehen hatte. „Guten Tag. Herzlich Willkommen im Magischen Findling. Hier finden sie alles, was sie brauchen.“, begrüßte die Frau sie. Als die Frau sie ansah, stutzte sie, doch sie verbarg es schnell wieder hinter einem routinierten Lächeln. Cloud, Léon und Wiki begrüßten die Frau ebenfalls, dann schauten sie sich ebenfalls etwas im Laden um. Es gab vor allem viele Bücher und Schreibmaterialien. Cloud schaute sich ein wenig um und sah dann eine weitere Frau, die ein paar Bücher in ein Regal sortierte. Die Frau sah aus wie ein ganz normaler Mensch, doch Cloud erkannte aufgrund des Prickeln in seinem Nacken, dass die Frau eine Hexe war. Sie trug eine hellblaue Bluse und eine Jeans. Allerdings konnte man auf ihrer Haut, die nicht von der Bluse verdeckt war, rote Striemen erkennen. Als die Frau fertig war, drehte sie sich um und sah, das Cloud ganz in ihrer Nähe stand. Cloud erkannte auch sie aus dem Schienenbus und aus dem Skiaufzug wieder. „Hallo mein Junge. Suchst du etwas?“, fragte sie freundlich und lächelte ihn an. Cloud kam ein dunkler Verdacht in den Sinn. Um diesen nachzugehen, fragte er die Frau: „Ich suche ein Buch über Werwölfe. Haben sie so ein Buch?“ Die Augen der Frau weiteten sich. „Aber, aber mein Junge. Werwölfe gibt es doch nicht wirklich!“, sagte sie und lächelte nervös. Cloud fiel ihr nervöses Verhalten auf. „Ich bin nur an der Theorie interessiert. Schließlich war vor wenigen Tagen Vollmond. Ich bin halt neugierig!“, sagte Cloud und er beobachtete die Wirkung seiner Worte. Die Hände der Frau fingen an zu zittern und die Frau verbarg sie schnell hinter ihrem Rücken. Sie drehte sich schnell zu einem Bücherregal um und suchte ein Buch über Werwölfe heraus. Sie drehte sich wieder zu Cloud herum und wollte es ihm geben, doch da griff Cloud schneller als sie schauen konnte nach ihrer Kette und zog sie bis auf wenige Zentimeter an sein Gesicht. So konnte er bestens die roten und noch leicht offenen Kratzwunden erkennen. Nun war ihm klar, wer vor ihm stand. Offenbar bekam die Frau es mit der Angst zu tun, denn sie rief nach der zweiten Frau, die sofort auf Cloud und die andere Frau zugestürzt kam. „Lass sie auf der Stelle los!“, kreischte die Frau, die sie am Eingang begrüßt hatte. Ihre Hand war in ihrer Hosentasche vergraben und umklammerte dort offenbar etwas. Cloud ließ die Frau los. Jetzt kamen auch Léon und Wiki hinzu und Wiki fragte: „Was ist hier los?“ Alle drei Frauen sahen Cloud an. „Offenbar ist dieser junge Mann hier auf Ärger aus!“, sagte die Frau, die Cloud gerade noch gepackt hatte. Cloud seufzte. „Nein, bin ich nicht. Aber ich habe da eine Frage an Sie. Woher kommen diese Kratzspuren, die Sie da haben?“, sagte Cloud und deutete auf die Kratzspuren, die unter der Bluse der Frau zum Vorschein kamen. Das Gesicht der Frau wurde so blass, dass man wirklich davon ausgehen könnte, dass auch sie ein Vampir wäre. „Haben Sie sich diese Kratzer rein zufällig in den letzten Tagen zugezogen?“, fragte nun Léon. Die Frau wich zurück. Nun griff die andere Frau ein. „Es reicht jetzt. Es wäre vielleicht besser, wenn sie jetzt gehen würden.“, sagte sie und deutete auf die Tür. Cloud warf einen Blick auf das Buch in seiner Hand und legte es dann auf ein Regal. „Gut, wir werden gehen, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ihre Kollegin ein tierisch pelziges Problem hat.“, sagte Cloud und wandte sich zum gehen. Léon und Wiki folgten ihm und gemeinsam verließen sie den Laden. Sie gingen den schmalen Durchgang entlang und kamen wieder auf die Einkaufspassage, wo noch immer Thomas, Béatrice, Agathe, Siegfried und Nurarihyon auf sie warteten. Als sie bei den Anderen ankamen, erzählten sie ihnen, was im Laden vorgefallen war und Cloud erzählte ihnen auch, wie er auf seinen Verdacht gekommen war. „Dann war also diese Frau dort in dem Laden der Werwolf, der uns angegriffen hat. Gut das zu wissen, aber während unseres Urlaubs hier brauchen wir uns nicht mehr darum zu kümmern, denn der nächste Vollmond geht erst wieder in einem Monat auf. Bis dahin sind wir wieder in Berlin und du und Léon in Hogwarts.“, sagte Thomas zu seinem Sohn. Cloud nickte und gemeinsam gingen sie die Einkaufspassage entlang. Sie schauten sich noch eine ganze Weile die Geschäfte an, bis sie Hunger bekamen und fuhren dann mit der Kutsche zurück zu ihrer Pension. Dort gingen sie in den Speisesaal und nahmen sich etwas vom Buffet. Während des Essens ging die Rezeptionistin herum und verteilte unter den wenigen Gästen, die sich momentan im Speisesaal befanden, kleine Flyer, auf denen das Baden in einer heißen Quelle empfohlen wurde. Als Wiki für sie alle den Flyer vorgelesen hatte, war der Dämon sofort dafür und auch Léon und Cloud wollten es mal ausprobieren. Auch Wiki stimmte dem zu, doch die anderen wollten sich lieber zurück ziehen. Als die Rezeptionistin gerade an ihrem Tisch vorbei ging, fragte Cloud sie, ob es dort auch Badehandtücher gäbe und die Frau erklärte ihm, dass dort alles zum Waschen und dann zum Baden schon da sei. Sie beendeten das Essen und zusammen machten sich Wiki, Nurarihyon, Cloud und Léon auf den Weg zu der heißen Quelle, die etwas außerhalb der Pension lag. Geführt wurden sie von der Rezeptionistin, die ihnen den Weg zeigte. Die heiße Welle war von einem Zaun umgeben, so dass niemand die Badenden beobachten konnte. Vor der Quelle befand sich ein kleines Häuschen. Sie betraten das kleine Haus und stellten fest, dass es nur einen Raum gab, der durch eine Trennwand in zwei Bereiche geteilt worden war. „Dieser Bereich ist für die Herren und dieser Bereich ist für die Damen!“, sagte die Rezeptionistin und deutete zuerst auf den rechten Bereich, dann auf den linken. Cloud und Léon folgten dem Dämon in den rechten Bereich und fanden dort eine Bank und mehrere in der Wand eingehangene Duschköpfe und Spiegel vor. In einer kleinen Kommode fanden sie Duschutensilien und Handtücher wieder. Sie nahmen sich die Sachen und zogen sich dann aus. Cloud achtete genau darauf, dass sein Bruder oder der Dämon nicht zu viel sahen und hatte den beiden deshalb den Rücken zugedreht. Das hatten die beiden natürlich bemerkt und der Dämon sagte: „Dreh dich mal um, Cloud!“ Im Nachhinein wünschte sich Cloud, er hätte es nicht gemacht, denn er drehte sich um und sah den Dämon an. Nurarihyon stand vor ihm, ohne Kleidung, wie er geschaffen worden war. So schnell Cloud konnte, drehte er sich wieder um. Er legte sich ein Handtuch um die Hüfte und zog sich dann die Boxershorts aus. Er ging zu einem der Duschköpfe und fing an, sich die Haare zu waschen. Die Röte in seinem Gesicht, die aufgrund Nurarihyons Aktion entstanden war, war noch immer deutlich zu sehen. Auch der Dämon und Léon fingen nun an, sich die Haare zu waschen. Als sie damit fertig waren, wuschen sie sich den restlichen Körper. Als sie auch damit fertig waren, setzten sie sich in eine Reihe auf kleine Hocker und schrubbten sich die Rücken ab. „Sag mal Cloud, warum ist es dir so unangenehm, mich oder deinen Bruder nackt zu sehen? Wir Männer sind alle gleich gebaut. Wir haben alle die gleichen Merkmale und nur weil ich ein wenig größer bin und ein wenig muskulöser, ist das kein Grund, mich nicht anzusehen!“, sagte der Dämon zu Cloud. Dieser wurde nur noch röter im Gesicht. „Das ist es nicht. Es ist einfach nur...nur...!“, stammelte Cloud und brach dann ab. Der Dämon seufzte. „Cloud, du brauchst dich doch nicht schämen. Es ist doch vollkommen normal, dass bei dir auch Veränderungen eintreten, die man an meinem Körper schon längst sehen kann. Du bist jetzt in der Pubertät und was das heißt, weißt du ja! Schäme dich nicht dafür, denn es gibt dazu keinen Grund und jetzt komm, denn schließlich wollen wir noch baden gehen!“, sagte der Dämon und stand auf. Die beiden Brüder taten es ihm gleich und banden sich ihre Badehandtücher fest um die Hüften. Sie folgten dem Dämon hinaus ins Freie und sahen die heiße Quelle, als sie vor ihnen lag. Womit Cloud jedoch nicht gerechnet hatte war, dass es sich um ein gemischtes Bad handelte und in deren Folge halt auch Wiki und die Rezeptionistin schon im heißen Wasser waren. Sie waren so weit ins heiße Wasser getaucht, dass man nur noch ein wenig von dem Badehandtuch sehen konnte, das sie sich um den Körper gewickelt hatten. Cloud blieb wie erstarrt stehen und rührte sich keinen Zentimeter. Léon klopfte ihm auf die Schulter und ganz langsam, wie in Zeitlupe, ging er in das heiße Wasser. Als das Wasser seine Schultern erreicht hatte, atmete er wohl seufzend aus. So etwas entspannendes hatte er noch nie getan. Er lehnte sich gegen den angenehm warmen Stein und entspannte sich langsam. „Siehst du. Was habe ich dir gesagt?! Ist doch nichts dabei!“, sagte der Dämon und spielte damit auf ihr leises Gespräch im Männerbereich an. Cloud nickte. Er ließ seinen Blick in der heißen Quelle schweifen und sah, dass die Rezeptionistin auch hier ihre Brosche mitgenommen hatte. Sie musste ihre ungeheuer viel bedeuten. Da fasste Cloud einen Entschluss. Er nahm durch seine Gedanken Verbindung mit seinen Eltern, Agathe, Siegfried, Wiki, Léon und Nurarihyon auf und erzählte ihnen, was er vorhatte. Seine Eltern erklärten sich einverstanden, ermahnten ihn jedoch zur Vorsicht. Dann wandte er seinen Blick wieder auf die Rezeptionistin und fragte sie: „Entschuldigen Sie, aber ich würde gerne wissen, was das Wappen auf der Brosche zu bedeuten hat?“ Die Frau schreckte auf und sah Cloud einen Moment lang mit ihren verblüffend blauen Augen an. Dann jedoch sagte sie: „Das Wappen auf der Brosche ist das Wappen meiner ehemaligen Schule. Ich habe mich dort damals wie zuhause gefühlt!“ Cloud sah weiterhin interessiert die Brosche in ihrer Hand an. „Warum sind denn auf dieser Brosche vier Tiere abgebildet? Ich meine noch dazu diese ungewöhnliche Konstellation. Löwe, Adler, Dachs und Schlange bilden einen Kreis um den Buchstaben „H“.“, sagte Cloud und sah die Frau fragend an. Diese schien sich in ihrer Haut nicht ganz wohl zu fühlen. „Na ja, das sind die Wappentiere der Schule. Der Löwe steht für Gerechtigkeit, der Adler für Wissen, der Dachs für Treue und die Schlange für die Listigkeit. Das sind Werte, die die Schule vermitteln will.“, erklärte sie und sah auf einen Punkt etwas oberhalb von Cloud. Dieser sah sie weiter an und fragte weiter. „Wo liegt denn diese Schule? Doch nicht vielleicht in England?“, fragte er und den zweiten Satz hatte er im perfekten Englisch ausgesprochen. Wenn es etwas gab, worauf Cloud stolz war, dann waren es seine guten Englischkenntnisse, die er sich angeeignet hatte. Durch diese Kenntnisse der englischen Sprache war sein Besuch auf Hogwarts erst möglich gewesen, denn er hatte sich immer geweigert, einen Sprachtrank zu nehmen. Nun bekam die Frau Panik. Sie machte Anstalten das heiße Wasser zu verlassen, doch Wiki packte sie am Arm und zog sie zurück. „Aber, aber meine Liebe. Der Kleine hat Ihnen doch nur eine einfache Frage gestellt. Kein Grund so nervös zu werden!“, sagte Wiki und lächelte sie freundlich an. Die Frau sah argwöhnisch von Cloud zu Wiki. „Du weißt doch mehr, als es für normale Menschen angebracht ist!“, sagte sie mit zitternder Stimme. Cloud lächelte. „Kann schon sein, denn ich gehe auf die gleiche Schule wie Sie früher!“, sagte Cloud und sah die Rezeptionistin nun prüfend an. Diese war zur Salzsäule erstarrt. „Das kann nicht sein! Nein, nicht hier!“, stammelte sie und wollte somit Clouds Aussage zur Lüge machen. „Doch, das kann sein. Ich darf zwar hier nicht zaubern, aber ich kann es Ihnen mit ein wenig Wissen beweisen. Los, fragen Sie mich etwas!“, forderte Cloud die Frau auf. Diese schien einem Nervenzusammenbruch nahe zu sein, aber sie riss sich anscheinend zusammen und fragte mit zitternder Stimme: „Wie heißt die Hauslehrerin von Gryffindor und welches Fach unterrichtet sie? Cloud grinste. Das war ja schon fast zu einfach. „Sie heißt Professor McGonagall und unterrichtet Verwandlungen. Sonst noch Fragen?“, antwortete Cloud auf ihre Frage. Nun war es um die Rezeptionistin geschehen. So schnell sie konnte verließ sie das Wasser und rannte in den Umkleidebereich und verschwand. „So schlimm war das doch jetzt auch nicht, oder was meint ihr?!“, richtete er sich an die anderen noch verbliebenen im Bad. Diese schüttelten die Köpfe. Cloud verließ das heiße Wasser und ging zurück in den Umkleidebereich, doch er spürte die Frau nicht mehr. Offenbar hatte sie eiligst das Badehaus verlassen. Cloud ging zu seinem Mantel und holte die kleine Kamera hervor, die er noch mitgenommen hatte und kehrte zu den anderen zurück. „Hey, kann ich ein Foto von euch in dem Wasser machen?“ ,fragte Cloud und zeigte den anderen die Kamera. „Na klar, aber warte, wir stellen uns richtig hin!“, sagte Nurarihyon und legten seine Arme auf Léons und Wikis Schulter. Er selbst stand in der Mitte und Cloud betätigte den Auslöser. So hatte er ein Foto von den anderen in der heißen Quelle geschossen, doch Wiki ließ es sich nicht nehmen, aus dem Wasser zu steigen und Cloud den Fotoapparat abzunehmen. Dann scheuchte sie Cloud zurück ins Wasser und machte von ihm, Léon und Nurarihyon ein Foto. Plötzlich nahm der Dämon Cloud hoch und warf ihn wieder ins heiße Wasser. Wiki fotografierte diese Aktion natürlich. Als Cloud wieder auftauchte, schaute er den Dämon böse an. „Im böse schauen musst du aber noch wirklich üben. Du siehst eher niedlich mit diesem Blick aus!“, sagte Wiki und lachte. Der Dämon grinste und sagte: „Ach übrigens. Kann es sein, dass du etwas verloren hast?“, fragte Nurarihyon und hob aus dem Wasser ein Handtuch hoch. Cloud erkannte mit Schrecken, dass es sich dabei um sein Handtuch handelte, was er sich um die Hüfte gewickelt hatte. Er wurde rot im Gesicht und hielt sich die Hände vor seinen intimsten Bereich. Léon prustete los vor Lachen. Wiki und Nurarihyon grinsten. So schnell er konnte ging er auf den Dämon zu und schnappte nach dem Handtuch, doch Nurarihyon hob den Arm und somit auch das Handtuch aus Clouds Reichweite. Dieser sah Nurarihyon wütend an. Der Dämon grinste und als Cloud versuchte, aus dem Wasser zu springen, dabei mit einer Hand nach dem Tuch greifend und mit der anderen Hand vor seinen Intimbereich haltend, wich der Dämon einfach zurück. „Gib das Tuch her!“, zischte Cloud. Langsam wurde es ihm zu bunt. Grinsend ließ der Dämon das Tuch immer wieder aus Clouds Reichweite schwirren. Was er aber nicht so ganz mitbekam war, dass es mit jedem eintauchen Clouds wieder ins Wasser, das Wasser immer ein paar Grad kälter wurde. „Leute, kommt es auch so langsam so kalt vor wie mir?“, fragte Léon und rieb sich den Körper. So langsam fing die Kälte an ihm zu zusetzten, denn er rieb sich seinen schlanken Körper. Als Clouds Fuß noch einmal die Wasseroberfläche berührte, erstarrte das Wasser zu Eis. Nun waren sein Bruder und Nurarihyon in einer Eisschicht eingeschlossen, doch Cloud schnappte noch immer nach dem Badehandtuch. Da der Körper des Dämon nun von einer dichten Eisschicht eingeschlossen war, war natürlich auch sein Bewegungsspielraum eingeschränkt. Léon befreite sich inzwischen aus dem Eis, indem er seine Fingernägel verlängerte und einen weiten Kreis um seinen Körperausschnitt und dann sich aus dem Eis hievte. Der Dämon ärgerte Cloud noch immer und gab ihm nicht das Handtuch zurück. Was der Dämon damit bezweckte wusste Cloud nicht, aber es machte ihn sichtbar wütend. Es machte ihn wütend, dass der Dämon ihm nicht das Handtuch wiedergab und ihn so anscheinend vor seiner Tante lächerlich machen wollte. So sprang der auf die Schulter des Dämons und klammerte sich nun mit beiden Händen um seinen Arm, der noch immer das Handtuch umklammert hielt. Er schnappte dem Dämon das Handtuch aus der Hand und wickelte es sich in einer fließenden Bewegung um die Hüfte. „Ha, jetzt hab ich das Handtuch doch wieder und du steckst dazu noch im Eis fest!“, stieß Cloud aus und sah triumphierend den Dämon an. Der Dämon grinste weiterhin. „Glückwunsch, aber glaubst du wirklich, dass mich eine solche kleine Eisschicht behindern wird?!“, sagte der Dämon, spannte seine Muskeln an und drückte dann mit seinem ganzen Körper gegen die Eisschicht. Das Eis zitterte, fing an zu knacken und bekam Risse. Cloud sah dem Dämon erstaunt zu. Irgendetwas in ihm sagte Cloud, dass er sich herunter beugen und das Eis anfassen sollte. So beugte er sich zu dem Eis herunter und legte die flache Hand auf die Eisschicht. Sofort überzog eine weitere Schicht aus Eis die Risse und verschloss sie so wieder. Das Grinsen des Dämons wurde breiter und der spannte die Muskeln weiter an. Wieder begann das Eis zu zittern, doch diesmal war es heftiger. Größere Risse bildeten sich und Cloud legte wieder die Flache Hand auf das Eis. Wie bereits zuvor schlossen sich die Risse. Nun tauchte der Dämon unter, was Cloud als seine Chance sah. Er konzentrierte sich auf das Eis und die Stelle, wo der Dämon untergetaucht war, verschloss sich sofort. Er sah den Dämon durch die Eisschicht, die wie aus Glas zu sein schien und sah, dass sich der Dämon auf den Grund der Quelle zurück gezogen hatte. Plötzlich richtete der Dämon seinen Blick auf und sah Cloud durch die Eisschicht direkt in die Augen. Dann brach die Eisschicht und Nurarihyon schoss wie ein Pfeil in die Höhe und tauchte direkt vor Cloud aus dem Eis. Der Dämon gab Cloud einen Schubs, so dass Cloud nach hinten stolperte und hingefallen wäre, hätte ihn ein aus Eis gebildeter Thron nicht aufgefangen. Als Cloud sich wieder aufrichtete, sah er erstaunt den Dämon an, denn eine solche Aura der Macht hatte er noch nie an einem Wesen wahrgenommen. Aber das Ganze verwirrte ihn auch. Dies schien sich auch in seinem Gesicht widerzuspiegeln, denn Nurarihyon sagte: „Du fragst dich, warum du diese heiße Quelle in ein Eisbad verwandelt hast und warum du so plötzlich die Kraft hast, über das Element des Eises zu herrschen.“ Cloud schwirrte der Kopf, doch er nickte. Nurarihyon atmete mehrere Male tief ein und aus und die Aura, die so greifbar war, verschwand. „Nun, das sollten dir lieber deine Eltern erklären!“, sagte der Dämon mit einem Seitenblick zu Wiki. Cloud ging langsam über die Eisfläche, doch er rutschte keinesfalls aus. Er hatte aufdem Eis einen soliden und absolut festen stand. Sie verließen die nun eiskalte Quelle und gingen zurück in die Umkleidebereiche. „Mach das ja nie wieder!“, murrte Cloud und trocknete sich ab. Wieder fing der Dämon an zu grinsen. „Ach Cloud, ich wollte nur mal sehen, wie du reagierst und ich muss sagen, dass du dir nicht alles gefallen lässt, aber zu schnell wütend wirst und somit deinem Gegner Angriffsfläche bietest.“, sagte Nurarihyon und legte freundschaftlich den Arm um Clouds Schulter. Dieser sah ihn schräg von der Seite an. „Und du wolltest mich nicht lächerlich vor Wiki machen?“, fragte Cloud unsicher. Der Dämon schüttelte den Kopf, doch noch bevor er antworten konnte, kam Wikis Stimme von der Frauenumkleide: „Nein, das wollte er nicht. Wenn er gewollt hätte, dass du dich nackig vor mir präsentierst, dann hätte er dir auch in unserer Hütte einfach mal die Hosen runter ziehen können. Außerdem habe ich schon viele Männer in meinem Leben nackt gesehen und sie sehen alle relativ gleich aus. Da macht es keinen Unterschied, wenn ich meinen kleinen Neffen ebenfalls nackt gesehen hätte.“ Cloud grummelte etwas unverständliches, doch er beließ es dabei. Danach zogen sie sich an und verließen gemeinsam das Badehaus. Was Cloud jedoch nicht mitbekommen hatte war, dass er etwas vergessen hatte. Sie gingen zurück zu der Pension, wo bereits Thomas und Béatrice auf sie warteten. Sie setzten sich in einen Gemeinschaftsraum, wo es eine Tischtennisplatte und weitere Spiele gab. Thomas und Nurarihyon hatten eine Schachpartie begonnen und Béatrice und Wiki unterhielten sich leise darüber, was in der Quelle vorgefallen war. Cloud und Léon spielten in der Zwischenzeit Tischtennis, in dem Léon seinen Bruder haushoch überragte. Als die beiden Brüder das Tischtennisspiel beendeten, das Léon haushoch mit 24 zu 9 für sich gewann, setzten sich die beiden Brüder zu Béatrice und Wiki und schauten Thomas und Nurarihyon beim Schachspiel zu. Der Dämon schien ziemlich in der Klemme zu stecken, denn seine schwarzen Figuren waren eindeutig in der Unterzahl und Nurarihyons König stand eindeutig im Schach. „Hey Kleiner, hol doch mal deinen Fotoapparat. Ich würde deiner Mutter gerne die Bilder zeigen, die du gemacht hast!“, sagte Wiki und lächelte Cloud an. Dieser nickte, stand auf und ging zu seinem schwarzen Mantel, der an der Garderobe hing. Er durchsuchte seine Außentaschen, wo er der Meinung war, dass er dort den Fotoapparat hinein gelegt hatte, doch da war er nicht. Cloud durchsuchte nun alle Taschen seines Mantels, doch der Fotoapparat war nicht zu finden. „Hey, was ist den los? Findest du deinen Fotoapparat nicht?“, fragte Wiki und kam zu Cloud herüber, der ein weiteres mal die Taschen des Mantels durchsuchte. Als er auch bei der zweiten Suche kein Erfolg hatte, schüttelte er den Kopf. Wiki sah auf ihren Neffen herab und sagte: „Nun jetzt bloß keine Panik! Denk nochmal ganz in Ruhe nach. Wo hast du den Fotoapparat hingelegt?“ Cloud versuchte sich zu erinnern. Nach einer Minute kam es ihm wieder in den Sinn. „Nachdem ich die Fotos gemacht hatte, habe ich ihn wieder zurück in den Umkleideraum auf die Bank gelegt.“, sagte Cloud und zermarterte sich den Kopf darüber, wo sein Fotoapparat sein könnte. „Dann schau doch nochmal ganz genau in der Umkleide nach. Vielleicht ist er nur von der Bank gerutscht und du hast es nicht bemerkt!“, schlug Wiki vor und Cloud nickte. So zog sich Cloud seine neuen Stiefel und seinen Mantel an und wollte schon aus dem Aufenthaltsraum gehen, als sich der Dämon schon halb aus dem Sessel erhoben hatte. „Lass nur, du hast ein Spiel zu verlieren. Ich hol nur schnell den Fotoapparat und komme dann sofort wieder. Ich kann das schon allein, ich bin ein großer Junge!“, sagte Cloud und grinste Nurarihyon frech an. Dann verließ der den Aufenthaltsraum, ging an der Rezeption vorbei, die jetzt unbesetzt war, und verließ die Pension Richtung Badehaus. Draußen war es jetzt stockdunkel und nur noch ein paar Laternen, die am Straßenrand aufgestellt worden waren, spendeten Licht. Der Fußgängerweg, der zum Badehaus führte, führte ein wenig entfernt von der Straße entlang. Zur linken Seite des Weges führte etwas entfernt die Straße und zur rechten Seite des Weges führte ein Abhang weiter hinunter zu einem halb zugefrorenen Fluss. Cloud ging den Weg weiter entlang, bis ein lauter Streit an seine Ohren Drang. Er sah sich nach den Streitenden um und erkannte, dass etwas weiter vorne ein Auto stand, dessen Motor noch lief, und sich vor dem Auto, im Licht der Scheinwerfer, zwei Personen lauthals stritten. Er erkannte die eine Person. Es war die Rezeptionistin aus der Pension, die mit ihnen noch zusammen im Badehaus gewesen war. Sie zog an einem Koffer, der von dem Mann festgehalten wurde. Immer wieder redete sie auf ihn ein, doch dieser schüttelte immer wieder energisch mit dem Kopf. Cloud ging dieser Streit nichts an und so machte er so schnell wie möglich, dass er weiter kam. Er bekam jedoch mit, wie die Rezeptionistin kräftiger am Koffer zog und dieser mit einem Knarzen aufsprang. Was Cloud dann sah, war ein glitzernder Regen, der sich aus dem Koffer ergoss. Er hörte die zweite Person fluchen und erkannte an der Stimme, dass es sich um einen Mann handelte. Der Mann fluchte und beleidigte die Frau. Cloud sah gerade noch rechtzeitig zu den beiden Streitenden, um zu sehen, wie der Mann aus seiner Jacke eine Pistole zog und sie auf die Frau richtete. Nun tat Cloud etwas, was sehr mutig und zugleich sehr dumm war. Er schrie so laut er konnte: „Lassen Sie die Frau in Ruhe! Ich habe bereits die Polizei gerufen! Die wird jeden Moment da sein!“ Ein ohrenbetäubender Schuss durchbrach die Stille der Nacht und die Rezeptionistin fiel nach hinten und stürzte eine Böschung herunter. Cloud war zur Salzsäule erstarrt. Er hatte tatsächlich gerade mit angesehen, wie dieser Mann eine Frau erschossen hatte. Nun richtete der Mann seine Aufmerksamkeit auf Cloud und richtete auch die Waffe auf ihn. Er feuerte zwei Schüsse auf Cloud ab, verfehlte ihn jedoch um Haaresbreite und die Schüsse trafen den Schnee zu Clouds Füßen. Angst stieg in Cloud hoch wie Gift. Vergessen war, dass er ein Vampir war und auch noch Zauberkräfte hatte, die er in einer solchen Situation benutzen durfte. Er war jetzt nur noch ein 14- jähriger Junge, der ein paar Schritte zurücktrat und damit an den Rand des Weges geriet und nun mit dem Rücken vor dem kleinen Abhang stand. Der Mann richtete seine Waffe noch einmal auf Cloud. Er schoss und der Schuss streifte Clouds Schulter. Durch diesen Streifschuss geriet Cloud ins Wanken, verlor das Gleichgewicht und stürzte den Abhang herunter. Er drehte sich während er stürzte um sich selbst und sein Kopf krachte gegen einen hervor stehenden Felsen. Als er dann schlitternd zum liegen kam, rührte sich Cloud nicht, denn durch den Aufprall seines Kopfes mit dem Felsen hatte er das Bewusstsein verloren. Der Mann hatte Clouds Sturz durch ein Fernglas beobachtet und sah, dass sich Cloud nicht mehr rührte. Er glaubte, dass Cloud tot war. Der Mann nahm den Koffer und warf ihn zum Körper der Rezeptionistin, wo er auch landete. Dann stieg er in sein Auto und fuhr vom Tatort weg. Was er jedoch nicht bemerkte war, dass sich aus dem nahegelegenen Wald bereits ein Rudel Wölfe zu dem Jungen aufmachten, der ja anscheinend tot für den Mann war. Die Wölfe rannten so schnell sie konnten auf Cloud zu, denn sie spürten, dass ihr oberster Leitwolf zwar am Leben, aber ohne Bewusstsein war. Der stellvertretende Leitwolf befahl zwei weiteren Wölfen in seinem Rudel durch ein Knurren, zur Pension zu rennen und die Familie ihres obersten Leitwolfs zu holen. Die zwei Wölfe machten sich auf den Weg und folgten der Spur ihres obersten Leitwolfs zurück zur Pension. Die restlichen Wölfe scharrten sich um den bewusstlosen Cloud, den sie als ihren obersten Leitwolf bezeichneten, und legten sich zu ihm, um die Wärme ihrer Körper mit ihm zu teilen. Im Aufenthaltsraum der Pension schrak Léon hoch. Wieder hatte er das Gefühl verloren, das ihm die Sicherheit gab zu wissen, wo sich Cloud gerade aufhielt. Er sprang hoch und fegte so das Schachbrett vom Tisch, das er zusammen mit seinem Vater gerade benutzte. Auch die Anderen schossen in die Höhe, doch Léon war bereits raus gerannt und hatte sich in die eisige Kälte draußen gestürzt. Er rannte so schnell er konnte den Weg zum Badehaus entlang und auf halbem Weg kamen ihm zwei Wölfe entgegen. Léon bremste schlitternd vor ihnen ab und sah die Wölfe misstrauisch an. „Komm mit! Unser oberster Leitwolf wurde verletzt!“, sagte der eine Wolf zu Léon in seinen Gedanken. Die beiden Wölfe drehten sich um und rannten zu der Stelle zurück, an der Cloud noch immer lag. Léon folgte ihnen und fand nach nur wenigen Metern Cloud, wie dieser bewusstlos auf dem Boden lag. Der Geruch von Blut lag in der Luft, aber nicht nur der Geruch von Clouds Blut, sondern auch das Blut von jemand anderes. Nun trafen auch Thomas, Béatrice, Wiki, Nurarihyon und auch Agathe und Siegfried am Ort des Geschehens ein und fanden Cloud reglos vor. Sofort zogen sich Thomas und Siegfried ihre Mäntel aus und wickelten Cloud darin ein. Béatrice holte ihr Handy aus der Jackentasche und rief die Polizei und einen Notarzt. Währenddessen kümmerte sich Léon um Cloud und versorgte ihn mit seinem eigenen Blut Es dauerte weniger als fünf Minuten, bis die Polizei eintraf und auch der Notarzt war mit dabei. Sofort kümmerte sich der Notarzt um Cloud, verfrachtete ihn in den Wagen und fuhr zusammen mit dem bewusstlosen Cloud und Léon ins nächstgelegene Krankenhaus. Dort wurde Cloud sofort auf die Intensivstation gebracht und genaustens untersucht. Léon wich nicht mehr von Clouds Seite und auch während die Ärzte seinen Bruder untersuchten, blieb er im gleichen Raum. Nachdem die Ärzte mit der Untersuchung fertig waren, traten sie auf Thomas und Béatrice zu, die ebenfalls jetzt im Krankenhaus angekommen waren. „Ihr Sohn hat durch den Aufprall seines Kopfes auf den Felsen eine Gehirnerschütterung erlitten. Wir möchten ihn zwei Tage zur Beobachtung im Krankenhaus lassen!“, sagte einer der Ärzte und Thomas und Béatrice nickten. Dann entfernten sich die Ärzte und Léon setzte sich auf einen der Stühle. Er raufte sich die Haare. „Das ist meine Schuld! Ich hätte ihn nicht allein gehen lassen sollen! Ich hätte mit ihm mitgehen sollen!“, fluchte Léon und raufte sich erneut die Haare. Thomas und Béatrice setzten sich auf die beiden Stühle neben ihn. Béatrice streifte mit ihrer Hand über Léons Rücken. „Es ist nicht deine Schuld, das so etwas passiert ist. Wer hätte denn mit soetwas rechnen können?“, munterte sie ihren Sohn auf. Allerdings schien es nicht zu wirken, denn Léon vergrub sein Gesicht in den Händen. Er versuchte es zu verbergen, aber natürlich bekamen es seine Eltern mit, dass Léon aus Sorge um seinen Bruder hier im Flur des Krankenhauses weinte und sich selber Vorwürfe machte. Es dauerte eine Weile, aber dann leuchtete eine kleine Lampe über Clouds Zimmertür auf und ein kleines Ärzteteam ging sofort in das Zimmer, um Cloud zu untersuchen. Léon folgte ihnen und achtete nicht auf deren bitten, er solle doch das Zimmer wieder verlassen. Léon überwachte die Untersuchung seines Bruders aus dem Hintergrund und als die Ärzte fertig waren mit der Untersuchung, schmiss Léon sie schneller als sie schauen konnten aus dem Zimmer. Dann setzte er sich an das Bett seines Bruders und schaute ihm in die Augen. „Es tut mir leid! Ich hätte mit dir gehen sollen! Dann wäre das nicht passiert!“, sagte Léon und ihm strömten die Tränen über die Wangen. Langsam ergriff Cloud die Hand seines Bruders und drückte sie. „Es ist nicht deine Schuld, dass ich jetzt im Krankenhaus liege. Aber kannst du mir sagen, was geschehen ist?“, sagte Cloud und sah fragend seinen Bruder an. Léon riss die Augen auf. „Weißt du noch, welchen Tag wir heute haben?“. stellte Léon ihm eine Gegenfrage. Cloud überlegte kurz, dann antwortete er: „Den 31. Dezember! Ich wollte gerade zu Matt!“ Ende des 29. Kapitels Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)