Das Glück kehrt zurück von Luftschloss (Fortsetztung von "Glück im Unglück") ================================================================================ Kapitel 7: Ein Auftritt ----------------------- Kurz nach neun Klingelt mein Handy. Es ist Hannah. „Hallo?“ Ich bin etwas überrascht das sie mich anruft. „Hey, ich warte schon seit Stunden auf deinen Anruf.“ Sie klingt sauer. „Bitte was?“ Ich bin verwirrt. „Du hast mir versprochen dich zu melden, nach dem treffen mit Alex. Wir haben darüber gesprochen. Schon vergessen?“ Ja, ich habe es anscheinend wirklich vergessen und daran erinnern kann ich mich auch nicht. „Trottel. Ich weiß doch das du hier niemand hast. Ich dachte wir wären so etwas wie Freunde geworden.“ „Ach echt? Das musst du mir doch sagen.“ Ich muss lachen, weil ich nicht gut darin bin, Beziehungen zu Menschen, die mit mir zu tun haben, zu deuten. „Na dann sind wir wohl Freunde.“ „Du bist wirklich nicht die hellste Kerze im Leuchter, oder?“ Auch sie lacht. „Nein. Drogenvergangenheit, schon vergessen.“ „Niemals. Also los, ich will Details.“ Sie macht nur eine winzige Pause und lässt mir keine Zeit zu antworten. „Ich hol dich ab, wir gehen was trinken, für dich natürlich alkoholfrei.“ Und so steht sie in einer halbe Stunde vor meiner Tür und entführt mich in eine kleine süße Bar, nicht weit von mir. Es fühlt sich seltsam an, wieder unter Menschen zu sein, auch wenn es total anders ist als früher. Aber lassen wir das, es ist ja vorbei. So erzähl ich Hannah bei einem alkoholfreien Bier wie das ´Date´ mit Alex war und es fühlt sich so gut an mit jemand anderem als meiner Schwester darüber zu reden. „Du bist echt bekloppt. Dabei könntest du sicher jede hier drinnen um den kleinen Finger wickeln und dann mit ihr verschwinden. Oder nicht?“ „Ja, ich denke schon. Bin zwar etwas aus der Übung, aber ich denke es würde funktionieren. Aber ich tu es nicht, weil ich keine Lust mehr auf bedeutungslosen Sex und jedes Wochenende eine andre Frau habe.“ Meine Schultern zucken kurz und ich meine es ernst. Ich hatte es schon vor einem Jahr satt, das ich nicht dazu Fähig war irgendeine Beziehung zu eine Frau aufzubauen, denn ich machte wohl den Eindruck, als würde ich nur herumvögeln wollen. Was eine Zeit lang sicher zutraf, aber es wird schnell langweilig, auch wenn man sich das schwer vorstellen kann. Es ist anstrengend und ich werde zu alt für den Scheiß. Ich möchte jemanden mit dem ich alt und runzelig werde, jemanden der mich bedingungslos liebt und nicht nur mit mir ins Bett will weil ich gut aussehe. „Sag mal, seit wann weißt das du lesbisch bist?“ „Genau solange wie du weißt das du hetero bist. Ich hasse diese Frage.“ Sie schaut mich an und lacht laut los. „Was?“ „Nichts, ich weiß nicht was ich als Antwort erwartet hab, aber sicher nicht das.“ „Aber ist doch so. Du findest Männer sexuell anziehend und ich eben Frauen.“ „Ja, das schon.“ Sie überlegt kurz. „Findest du mich attraktiv?“ „Du bist meine Kollegin. Es gibt Grenzen, ja, du bist verdammt hübsch, aber da ich weiß das du auf Männer stehst, bist du in der Hinsicht für mich nicht mehr Sexuell ansprechend.“ Ich strecke ihr die Zunge raus. „Ich hab nur gehört das ich hübsch bin.“ Sie grinst breit und damit ist das Thema gegessen. Der Abend wird um so lustiger, je mehr Hanna trinkt, denn dann verliert sie jede Hemmung und so beschließt sie mich noch in ein Club zu entführen. Die Musik ist nicht schlecht und wir haben eine Menge Spaß zu tanzen und sie erklärt jedem der ihr über den Weg läuft das ihre Freundin, also ich, ja lesbisch ist, sie ist zu Schießen und nachdem sie ein paar Nummern von einigen Herren abgestaubt hat, machen wir uns auf den Heimweg. Auch Hannah bringe ich bis vor die Haustür, sie drückt mich und verschwindet ohne viel Worte, um sich dann wahrscheinlich schnellst möglich ins Bett zu legen. Jetzt kann ich endlich nach Hause und auch mich schlafen legen. Was für ein Tag. Am nächsten Morgen, oder besser Mittag wache ich ziemlich ausgeschlafen auf und mache mich ungewohnt fit daran, mir ein Kaffee und ein Frühstück zu machen. Währen ich ein Schluck nehme schaue ich auf mein Handy. Eine neue Nachricht. - Es war ein schöner Nachmittag und nochmal Danke fürs Heimbringen, das rechnen dir meine Eltern schon jetzt hoch an. Ich wollte nur Fragen ob du heute Abend vielleicht Lust hast noch etwas zu unternehmen. Ist auch eine kleine Überraschung. Meine Freunde würde sich auch freuen wenn du kommst und sie dich endlich kennenlernen dürfen. - Am Ende der Nachricht steht eine Adresse und ich sage gleich zu, auch wenn ich keine Ahnung habe was für eine Überraschung es sein soll. Schon jetzt mache ich mir wieder Gedanken was ich denn anziehen könnte und ganz besonders beschäftigt mich, wie mich wohl ihre Freunde finden. Wie viele es wohl sind. Ein, Zwei, Drei oder Zwanzig, aber ich schreibe ihr nicht und lasse mir somit nichts anmerken. Ich suche im Internet erst mal nach der Adresse und bin froh als ich sehe das es mit dem Bus gut zu erreichen ist und so sitze ich jetzt in einem solchen und bin aufgeregt wie sonst was. So konzentriere ich mich auf die, schon im dunklen liegende, Stadt und die ganzen Leute die herum wuseln, um so schnell wie möglich an ihr Ziel zu kommen. Hier und da bleiben sie stehen um bekannte Gesichter zu begrüßen und so schnell wie möglich ab zu wimmeln, das ist aber die Ausnahme, denn die meisten starre wie Zombies auf ihre Smartphones und kriegen nichts mehr um sich herum mit. Und da soll man noch Menschen kennenlernen, ohne ihnen die Kopfhörer aus den Ohren zu reißen, um ihre volle Aufmerksamkeit zu bekommen. Fast während ich an meinem Ziel vorbei gefahren, springe noch im letzten Moment aus dem Bus und stehe vor einem großen Gebäude, in dem, so wie es aussieht zwei Clubs untergebracht sind. Ich hab keinen blassen Schimmer wo ich hin muss und so zücke ich mein Handy um Alex anzurufen. „Hey, Jodi. Schon da?“ „Ja. Und ich komme mir verloren vor. Stehe an der Bushaltestelle und bin etwas überfordert, wo soll ich hin.“ Man hört Alexs schönes Lachen aus den Lautsprechern. Sie erklärt mir kurz welchen Eingang ich nehme muss und das ich auf der Gästeliste stehe. Jetzt bin ich aber neugierig und schon am Eingang habe ich so eine Vermutung, denn dort wird eine Band angekündigt. Die with a Smile. Vielleicht die Band von ihren Freunden oder bekannten. Ich lasse mich durchwinken und hohle mir erst mal eine Cola, und mach es mir an der Bar bequem. Von hier aus hat man einen einigermaßen guten Blick auf die Bühne. Gegen Zehn wird die Band dann angekündigt, die hier wohl eine gewisse Bekanntschaft erlangt hat und, so wie ich mitbekomme, nur noch selten auf solchen Veranstaltungen spielt. Jetzt sehe ich die Künstler, einen kleineren und einen größeren jungen Mann und dann noch eine junge Frau, ungefähr so groß wie der Kleinere von den Jungs. Als ich dann sehe wer noch die Bühne betritt, verschlucke ich mich fast an meinem Getränk und starre Alex einfach nur an, die ihre Blicke suchend übers, inzwischen jubelnde, Publikum wandern lässt. Unsere Blicke treffen sich und sie muss breit grinsen, als sie mich lachen seht, offenbar genau die Reaktion die sie erwartet hat. Ihr Auftritt dauert, ich schätze mal, ein eineinhalb Stunden und sie sind gut. Mir gefallen ihre Songs sehr und die Stimme von Alex ist ein Traum. Inzwischen sitze ich mit einem alkoholfreien Bier an der Theke und warte nur darauf das ich Alex endlich richtig begrüßen kann. Und so steht sie jetzt grinsend vor mir und ich muss mich wieder zusammenreißen sie nicht einfach in den Arm zu nehmen. Wir sehen uns einfach nur an, bis der größere, der beiden Männer hinter ihr Auftaucht. „Das ist also die geheimnisvolle Unbekannte.“ Er lächelt mich freundlich an. „So geheimnisvoll bin ich auch wieder nicht.“ Ich fahr mir nervös durch die Haare. „Für uns schon.“ Er reicht mir seine Hand und ich schüttle sie ohne zu zögern. „Wir haben auch schon viel gehört.“ „Ich hoffe nur Gutes.“ „Ja, nur Gutes.“ Plötzlich steht die andere junge Frau neben mir und begutachtet mich ganz genau. „Aber ich bin ja etwas skeptisch. Ich hoffe ja du bist nett, sonst gibt es Ärger.“ Sie funkelt mich erst sehr böse an und lächelt dann breit. „Lass sie nur Reden.“ Hinter ihr Taucht das letzte Mitglied der Band auf und legt einen Arm um die Schulter der Frau neben ihr. Ein Paar. „Nur nicht einschüchtern lassen.“ Alex setzt sich neben mich und scheint heute Abend sehr fröhlich zu sein. „Fabien meint es nicht böse.“ Sie bestellt sich eine Cola. „Ach ja, der Große ist Mark und Fabiens Freund heißt Joshua.“ „Ich denke das weiß ich, ich bin eben Neuland und sie möchte nur das es dir gut geht.“ Nachdem ich meine Flasche geleert habe bestelle ich eine neu. „Aber jetzt mal ehrlich. Du in einer Band? Wie ist denn das passiert?“ Ihr lachen ist so herrlich fröhlich. „Lange Geschichte, aber ich möchte heute nicht darüber reden, sonst werde ich wieder depressiv.“ Unsere Blicke treffen sich und dieses Mal schaut sie nicht gleich Weg, sondern lächelt mich breit an. „Nicht heute Abend. Ein anderes Mal. Versprochen.“ Dann wendet sie den Blick ab und leer ihr Glas, um dann von Fabien auf die Tanzfläche gezerrt zu werden. „Es hat lange gedauert bis sie so war wie sie jetzt ist.“ Mark setz sich auf den frei gewordenen Stuhl und bestellt sich ein Bier. „Wenn man bedenkt was ihr alles schon passiert ist, ist das fast ein Wunder.“ Er schaut mich durchdringlich, aber doch irgendwie wohlgesonnen an. „Ich kenne dich noch nicht, aber ich hoffe für dich, das du ihr nicht weh tust, denn das würde schlecht für dich enden.“ Jetzt lächelt er und ich versteh wie er es meint, er möchte Alex einfach nicht mehr so traurig sehen, wie sie einmal war. „Das weiß ich.“ Ich sehe zu Alex rüber. „Aber ich verspreche dir, dass ich niemals etwas tun würde was sie nicht möchte und ich gebe ihr all die Zeit die sie braucht.“ Ich richte mein Blick wieder zu ihm und lege all meine Aufrichtigkeit in ihn, damit er sieht wie ernst ich es meine. „Und wenn wir am Schluss nur gute Freunde werden, auch ok. Ich möchte ihr nicht weh tun, denn ich will das es ihr einfach nur gut geht. Und wenn du mich kennen würdest, wüsstest du das das völlig untypisch für mich ist, aber sie bedeutet mir jetzt schon zu viel als das ich sie verlieren könnte.“ Das scheint ihn zufrieden zu stellen, denn er lacht und klopft mir zufrieden auf die Schulter. „Ich glaube ich leiste den Mädels mal Gesellschaft.“ Und so tanze ich mich zu Fabien und Alex durch und der Abend wird toll. Wir haben Spaß, tanzen und unterhalten uns auch ein wenig, soweit es bei der lauten Musik eben geht. Geben drei beschließen wir zu gehen und Mark fährt mich zuerst nach Hause. Bevor ich die Tür des alten Kleinbusses schließe stecke ich nochmal meinen Kopf hinein. „Danke für den tollen Abend und es hat mich sehr gefreut euch kennen lernen zu dürfen, ich hoffe wir sehen uns mal wieder.“ Sie nicken mir müde zu und Alex lächelt mir glücklich zum Abschied zu. Ich war lange nicht mehr so müde und falle halb tot in mein Bett. Ohne mich umzuziehen schlafe ich ein und träume von Alex. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)