Wer suchet, der findet. von haki-pata (Ob der Fund zur Suche passt ist eine andere Sache) ================================================================================ Kapitel 45: Verhörmethoden -------------------------- Auf zu Dave Hollister, den Berger und ich nicht im Revier der United Compass Bay Cities Police Hundestaffel antreffen werden, wie uns Vladimir Koslowski mitteilt. „Njet.“ sagt er. „Dave ist Zuhause. Hat Rest von Tag frei bekommen.“ „Hat der es gut!“ seufzt mein Partner. „Zuhause…“ Ich seufze. „Ich weiß, wo ich jetzt noch lieber wäre!“ In Gedanken bin ich bei Julian und muss mir einen Seitenhieb von Berger gefallen lassen. „Klar! In den Armen einer schönen Frau.“ meint er. „Oder weniger schön? Hauptsache Frau, was?“ Der nächste Hieb. „Du fällst doch über alles her, was Titten hat und nicht bei drei auf den Bäumen ist.“ Ein dritter Hieb ist auch noch drin. „Ach, Silberrücken… War ein Scherz…“ „Ha, ha! Ich lache…“ knirsche ich durch fest zusammengebissene Zähne und bin nahe dran, in mein altes Muster zu fallen. Würde sich mein Partner über ein drittes Nasenloch freuen…? Frage ich ihn doch mal… Meine Finger habe ich am Holster – am Griff meiner Seavers und… Ich muss das auf später verschieben. Vlad gibt uns einen Zettel mit Dave Hollister Privatadresse. Ein Blick darauf und Berger jammert. „Heute geht es für uns einmal querbeet durch United Compass.“ mäkelt er, dabei braucht er kein Stück des Weges laufen. Ich werfe ebenfalls einen Blick auf den Zettel. Dave wohnt im Caravan-Park in Eastern Bay City. Na! Die heutige Sprit- und Spesenabrechnung wird Captain Brace nicht gerade gefallen. Kein bisschen. Außerdem habe ich keine Ahnung, wie er das macht – aber mein Partner hat wieder Hunger! Diesmal warte ich im Wagen, bis er sich aus dem Schnellimbiss etwas geholt hat. Ganz Partner hat er gefragt, ob ich auch etwas möchte – und ganz Berger hat er gefragt, ob ich ihm ein paar Kröten borgen könnte – nicht ohne zu versichern: „Kriegst es wieder!“ Nun sitze ich hier – garantiert etwas länger, denn mein Partner wird sich mit Sicherheit wieder als Geißel der Toilettenschüsseln beweisen – und drehe am Radio, hänge meinen Gedanken nach und hole mein Telefon aus der Tasche, weil es piept. Unbekannte Nummer. Bei den Göttern. Was ein Scheiß. Mir das Geschwafel von dem Irren anzuhören… Darauf habe ich partout kein Bock. Unbekannte Rufnummer. Es könnte Julian sein. Ich riskiere es. Auflegen kann ich immer noch. „Meyers.“ „Hey…“ Das Risiko hat sich gelohnt. Es ist Julian! „Hey!“ „Na…“ Er gluckst. Ich steigere es mit einem: „Na, du…“ Und muss ebenfalls glucksen. „Zettel gefunden…?“ „Ja!“ Julian seufzt. „Hör mal… Wegen heute Abend…“ fängt er an. „Aaron… Das ist so…“ „Du willst absagen!“ lasse ich ihn gar nicht zu Wort kommen. „Scheiße auch! Vergiss das mal! Um neun bin ich bei dir! Und dann schleife ich dich an – Was immer ich von dir zu packen bekomme! – aus deinem Loft und…“ Amüsiert lachend unterbricht er mich. „Dann sollte ich nicht nackt vor dir stehen, hm?“ Und genau das stelle ich mir gerade bildlich vor. „Wäre gar nicht übel.“ überlege ich. „Dann würde ich dich… festnehmen… Wegen Erregung nicht öffentlichen Ärgernisses… Oder… Versuchte Beamtenbestechung… Oh ja…“ Jetzt lache ich. Unheilvoll. „Muahuaha! Und wie fest ich dich nehmen würde…“ „Sprich nicht weiter!“ fiept Julian. „Sonst kriege ich das Bild gar nicht mehr aus dem Kopf.“ Ein Grund für jetzt – erst – recht! „Ich wette, ich muss dich… verhören… Dich abklopfen und… ausquetschen… Ich werde dich überall… anfassen!“ Ein weiteres unheilvolles Lachen an dieser Stelle. „Und du sagst mir, was ich hören will… Glaub mir! Du tust es!“ „Aaron… Schweig!“ haucht Julian atemlos. „Bitte!“ Und japst. „Wenn du wüsstest, was du angerichtet hast! Ich brauche einen Eisbeutel!“ „Hm, hm… Kühl schön!“ Was folgt ist Pflicht! „Ich reibe dich nachher warm… Und prüfe die Temperatur… An deiner…heißesten Stelle… Selbstverständlich mit dem Mund.“ Ich schnalze mit der Zunge und schmatze. „Ich lecke jeden Millimeter deines harten Schafts…“ Wieder Zunge schnalzen und schmatzen. „Mmh… Ich kann dich beinahe schmecken…“ Schmatzen, Zunge schnalzen und schmatzen. „Und du schmeckst… köstlich… Mmh…“ Schmatzen. „Oh ja… Richtig köstlich.“ „Du… Aaron… Du… Ich…“ stammelt mein Schatz. „Hrrr…“ Und der Eisbeutel ist damit überflüssig. Keuchend ringt Julian nach Luft. „Das… kriegst du… wieder!“ kündigt er an. „Nachher… Um neun…“ Er schluckt trocken. „Oh Mann! Ich mache… jetzt Feierabend!“ „Mach das. Schonung ist das Beste für dich.“ stimme ich ihm zu. „Andernfalls bist du mir nachher zu… schlapp…“ „Oh… Du! Duuh!“ „Ach je… Da kommt mein Partner… Muss Schluss machen! Bye, Schatz.“ Und aufgelegt. Bei den Göttern. Julian wird heute Abend sonst was mit mir anstellen. Und ich freue mich darauf! ()Das Herz klopft ihm bis zum Hals und noch völlig aufgewühlt schaut Julian auf das Telefon. Nachher. Um neun. Und Aaron wird schon sehen, was er davon hat! Von Kolleginnen und Kollegen so ungesehen wie möglich eilt er in die Umkleiden, um wenig später – gewaschen und umgezogen – Captain Mateo mittzuteilen, er nimmt für heute ein paar Überstunden und macht den Rest des Tages frei. Der Captain hat nichts dagegen, wünscht ihm für morgen eine gute und angenehme – vor allem Publicity-trächtige Zusammenarbeit mit der Southern Bay City Police und verabschiedet ihn in den Feierabend. „Oh, Aaron!“ flüstert Julian, auf dem Weg zur Bushaltestelle. „Das kriegst du alles wieder!“() Des Öfteren mustert mich mein Partner vom Beifahrersitz aus. „Hast du was geraucht?“ fragt er und schnüffelt im Wageninneren. „Du grinst so.“ liefert er die Erklärung für seine Frage, nachdem er nichts Verdächtiges – außer seinen Fast Food-Ausdünstungen – erschnuppert. „Ne.“ erwidere ich und grinse direkt ein bisschen breiter. „Sondern…?“ horcht er nach. „Ach… Nichts…“ Und ich lache leise. „Hab gesehen, du hast telefoniert.“ Berger wendet sich mir komplett zu. „Der Irre war’s nicht, sonst würdest du nicht so grinsen. War’s eine heiße Schnalle?“ Der roten Baustellenampel wegen drehe ich den Kopf in seine Richtung, schaue ihn an und hebe – immer noch grinsend – meine Augenbrauen. „Berger…“ Begierig auf Einzelheiten setzt sich mein Partner aufrecht und behält mich unablässig im Blick. „Ja…?“ „Der Gentleman genießt und schweigt!“ Ernüchterung, direkt im Anschluss Bewunderung. „Dann war’s eine brandheiße Super-Schnalle!“ Brandheiß. Zweifellos! Nun seid ihr gefragt und sagt mir mal bitte… Was heißt Schnalle in männlich? Schnaller? Oder Schnallerich? Hey! Das war ernst gemeint! Bei den Göttern! Ist das so witzig? Ja? Ja dann… Ich zeig euch noch was Witziges… Na? Klein, kümmerlich, macht aber PENG. Wer will als erstes erschossen werden? „Steck deine Seavers weg!“ ordnet mein Kollege an. „Die Leute gucken schon. Und du hast gleich grün!“ Ich sehe keine ‚die Leute‘. Nur eine alte Dame mit Rollator neben uns auf dem Gehweg, die von der Waffe in meiner Hand in mein Gesicht stiert – vermutlich um es sich für eine genaue Täterbeschreibung einzuprägen – und sich wer-weiß-was zusammenreimt. Aus reinem Anstand lasse ich meine Marke blitzen, zeige mein charmantestes Ich-kann-doch-keiner-Fliege-was-zu-Leide-tun-Lächeln und verstaue Waffe und Marke wieder, nicke höflich und winke kurz und gebe Gas. Meine Marke und mein charmantestes Ich-kann-doch-keiner-Fliege-was-zu-Leide-tun-Lächeln haben die alte Dame nicht überzeugt. Laut und deutlich blökt sie uns hinterher und nach der: „Polizei!“ „Kaum in Eastern drin und Silberrücken hat schon sein erstes kreischendes Fangirl.“ spöttelt Berger. „Geht schnell bei dir.“ Eastern Bay Cities Caravan-Park gleicht eher einer Kleingärtner-Siedlung. Viel Grün und überall halten die Nachbarn ein Schwätzchen am Zaun oder vor den Wohnwagen sitzend. Andere sind geschäftig, jäten Unkraut und rupfen, was es zu rupfen gibt. Kinder spielen in den Schlammpfützen, die der letzte Regen hinterlassen hat und springen darin herum. Eines der Kinder – ein Junge in Tylers Alter – ist nah an Berger, hüpft munter durch die Pfütze und besprenkelt das Hosenbein meines Partners mit dem matschigen Nass. „Na!“ brummt dieser streng und das Kind verharrt stocksteif vor Schreck. Berger… Das mir unbekannte Wesen. Ich rechnete fest damit, er schnauzt das Kind an. Nichts dergleichen. Lachend macht er einen Satz in die Pfütze und steht bis über die Knöcheln im Morast, watet darin herum und hat sichtlich seinen Spaß. Die gesamte Kinderschar versammelt sich am Rand der Pfütze und verfolgt das Schauspiel mit gespannten Mienen. „Oh Scheiße!“ ruft mein Partner mittendrin. „Hab Wasser in den Schuhen!“ Und er macht weiter den Clown. Die Schuhe ausgezogen und in die Höhe gehalten latscht er auf Strümpfen durch die trübe Brühe. „Oh Scheiße! Meine Socken sind ja jetzt auch nass! Wie konnte das denn passieren?“ Die Kinder biegen sich förmlich vor Lachen. In dieser Sekunde bin ich mir sicher, mein Partner ist ein guter Vater. Breit grinsend verlässt Berger die Pfütze, winkte den Kindern und setzt sich auf eine kleine Gartenmauer. Die Socken zieht er aus, wringt sie tüchtig und zieht sie wieder an. Seine Schuhe darüber geht er ein paar Schritte. SPLIRT SPLART SPLIRT. „Gut, dass ich hinten im Wagen noch Ersatz habe.“ meint er. „Ersatz?“ frage ich und er nickt. „Mann! So oft, wie mir auf die Schuhe gekotzt wurde. Oder durch was für Matsch ich schon gelatscht bin…“ Er nickt wieder. „Trockener und sauberer Ersatz ist Gold wert!“ Um die Schlüssel gebeten macht er sich – SPLIRT SPLART SPLIRT – auf dem Weg zum Dienstwagen, während ich mich auf dem Weg zu Sergeant Dave Hollisters Caravan mache. Nach ein paar Schritten stehe ich vor Sergeant Dave Hollisters Wohnwagen. Nicht der größte im Park, aber unverwechselbar. In der üblichen Lackierung eines Streifenwagens gehalten. Schwarz und weiß und schwarz. Auf dem Dach prangt sogar eine Blaulicht-Leiste. Der Anblick lässt mich grinsen. Bevor ich die Stufen zur Tür gehen und anklopfen kann meldet sich mein Telefon. Unbekannte Rufnummer und ich rechne fest damit, diesmal ist es nicht Julian. „Meyers.“ Das blecherne Lachen ist zu hören und ich sehe mich bestätigt. „Halli hallo Detective Meyers. Wieder unterwegs?“ Ich überlege, diesem Irren mal tüchtig die Meinung zu sagen. In der nächsten Sekunde verwerfe ich diesen Plan wieder. Worte – gleich welcher Art – würden diesen Irren nur ermutigen und ich habe im Gefühl, Ermutigung braucht der Irre beim besten Willen nicht. „Du willst wirklich nicht mit mir reden, Detective Aaron Meyers, nicht wahr?“ Nein. Will ich nicht. „Das nächste Geschenk ist bald fertig, Detective Aaron Meyers… Freust du dich schon? Bist du schon neugierig? Soll ich dir einen Ti…“ Knopfdruck und aus. Hosted by Animexx e.V. 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