Strange World von jakey-lynn (Auch wenn du mich nicht sehen kannst, bin ich niemals weit ...) ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 - Ein echtes Dreamteam! -------------------------------------------- Seit Keith gegangen war, war ich weiterhin in dem Unterschlupf geblieben. Es hatte mal wieder angefangen zu regnen. Im Dschungel passierte das häufiger. Ich saß gegen die Wand gelehnt mit angezogenen Knien. Irgendwie hoffte ich auf seine Rückkehr, denn er war der erste, der mich nicht gefangen nehmen oder gar töten wollte, seit Monaten. Ich seufzte tief und lauschte dem Prasseln des Regens. Früher hatte ich es stets als angenehm empfunden, doch jetzt störte es nur und machte mich ungeduldig. Mein Magen knurrte. Seit mehreren Stunden hatte ich nichts mehr gegessen. Langsam stand ich auf und blickte vorsichtig aus dem Unterschlupf. Niemand zu sehen. Ich lauschte angestrengt. Kein Geräusch, bis auf das Pochen des Regens. Langsam trat ich hinaus. Man konnte ja nie wissen. Ich legte meinen Kopf in den Nacken, um erkennen zu können, ob sich irgendein Feind vor mir versteckte. Doch die einzige Witterung die ich wahrnehmen konnte, waren der Duft des nassen Dschungels und der noch kaum spürbare Geruch Keiths. Wieder seufzte ich. Langsam setzte ich mich in Bewegung. Obgleich ich in meiner menschlichen Gestalt war, hatte ich dennoch die Ausdauer und Wendigkeit des Wolfes. Nach einigen Minuten fand ich einen Busch mit leckeren, grauvioletten Streambeeren. Diese bevorzugen wir Drachenwölfe am meisten. Sie sind überaus schmackhaft und schenken einem zusätzlich Energie. Leider konnten diese Beeren meinen Hunger nicht ganz stillen. Was ich wirklich brauchte, war ein Ginsterfuchs. Dieser lebte in den wenigen Untergrundbauten, die es hier gab. Er hatte schwarz-violettes Fell, war halb so groß wie ein Finsterpferd und ein Pflanzen- und Beerenfresser. Ich wusste, dass dieser Ginsterfuchs keine leichte Beute für mich werden würde. Doch ich hatte schon oft genug meinen Vorfahren und Brüdern und Schwestern dabei zugesehen. In Sekundenschnelle hatte ich wieder meine Wolfsgestalt und trabte vorwärts. Jetzt hieß es wachsam und vor allem leise bleiben. Es dauerte eine Weile, bis ich einen Bau eines Ginsterfuchses entdeckt hatte. Vorsichtig hielt ich meine Schnauze in die Höhe, um mich zu vergewissern, dass keine Gefahr drohte. Langsam kroch ich in den Bau hinab. Es waren nur die Jungen dort. Doch die waren schon fast so groß wie ich: 2 Meter. Sofort als ich mich an dem ersten zu schaffen machte, heulten die anderen, um ihren Eltern Bescheid zu geben. Nachdem ich das erste Ginsterfuchsbaby gefressen hatte, nahm ich Reißaus und verschwand unauffällig in den großen Weiten des Dschungels. Es kam mir vor wie Stunden, bis ich endlich einen kleinen Bach erreichte, wo ich meinen Durst stillen konnte. Wieder blickte ich mich aufmerksam um und roch die Luft. Ich war allein. Es regnete noch immer unaufhörlich. Schnell verwandelte ich mich in meine Menschengestalt und erklimm einen Baum. Als ich hoch genug war, lehnte ich mich an den Stamm und sah in die endlosen Weiten des Dschungels. Zum Glück war ich jetzt satt und hatte endlich meine Ruhe vor den ständigen Hetzjagden. Unter den großen Blättern des Baumes war ich geschützt vor dem Regen. Ich fragte mich, wo Keith jetzt wohl war. Es begann dunkler zu werden. »Hoffentlich haben sie Keith nicht gefangen genommen«, dachte ich mir. »Er hat doch so viele schlimme Wunden. Ich mach mir echt Sorgen um ihn. Aber er hat eh seine zahlreichen Messer. Nur was verheimlicht er mir? Vor 2 Jahrhunderten …« Angestrengt versuchte ich mich zu besinnen, was zu dieser Zeit passiert war. Ich konnte mich nur träge daran erinnern. Vor 2 Jahrhunderten war ich noch ziemlich jung gewesen. Der einzige Freund den ich gehabt hatte, war ein anderer Drachenwolf namens Kyle gewesen. Er war einige Jahre älter als ich und gehörte zu einem anderen Rudel. Ich wusste noch das wir uns jeden Tag zum Spielen getroffen hatten, bis er eines Tages nicht mehr aufgetaucht war. Damals war ich sehr traurig darüber gewesen und hatte seitdem mich nicht mehr so schnell mit wem angefreundet. War vorsichtiger geworden und hatte allem und jedem misstraut. Doch was hatte Keith damit zu tun? Wieso nur konnte ich mich nicht an ihn erinnern? Er hatte mir doch gesagt, dass er mich kenne und gesucht hatte. Aber zu welchem Zweck? Gedankenverloren schlief ich bald ein. Ich schreckte hoch. Schon wieder dieser Albtraum. Es war mitten in der Nacht. Traurig ließ ich den Kopf hängen. Ich wünschte mir, es wäre irgendjemand da, dem ich von meinem Traum erzählen könnte. Leider war dem nicht so. So viele Monate alleine, da taucht plötzlich dieser Keith auf und dann verschwindet er wieder. Zwar hatte ich nur wenige Stunden geschlafen, aber dennoch war ich hellwach. Am liebsten hätte ich jetzt so traurig und herzzerreißend wie nur möglich geheult. Doch wenn ich das getan hätte, hätte ich sofort auf mich aufmerksam gemacht. Also ließ ich’s bleiben. Mit der linken Hand wischte ich mir den kalten Schweiß von der Stirn. Wo sollte ich nur hin? Nach Keith suchen? Unmöglich. Ich witterte keine einzige Spur von ihm. Tief seufzend erhob ich mich. Ich blickte mich mit leeren Augen um. Alles schlief. Es hatte kurzfristig aufgehört zu regnen. Ich beschloss mich mit den Lianen die von den zahlreichen Bäumen hingen, voranzubringen. Leise sauste ich durch die Luft und kam an einem weiteren Ast zum Stehen. Irgendwas hatte meine Aufmerksamkeit erregt. Schnell versuchte ich eine Witterung aufzunehmen, was sich als schwierig erwies. Ich konnte keinen Geruch entdecken, der etwas von Gefahr enthielt. Alles schien normal zu sein. Plötzlich sauste ein Gegenstand durch die Luft. Gerade noch rechtzeitig konnte ich ausweichen. Was war das? In Windeseile suchte ich mit meinen scharfen Augen die Umgebung ab. Doch da war nichts weit und breit. Von Panik gepackt schwang ich mich weiter von Baum zu Baum, um in Bewegung zu bleiben und mich von der unsichtbaren Gefahr zu entfernen. Als mich beim zweiten Stillstand wieder beinahe ein Gegenstand erwischte, ließ ich ein gefährliches Knurren hören. Neben mir steckte etwas in der Rinde. Ich nahm den fremden Körper in meine Hand. Vorsichtig roch ich ihn ab. Der Geruch der daran klebte, kam mir bekannt vor. Vorsichtig steckte ich das Ding weg und kletterte langsam nach unten. Hier wurde der Geruch stärker. Auf leisen Sohlen schlich ich mich näher heran. Direkt vor mir war eine kleine Höhle, verborgen durch einen Blättervorhang. Ein sanftes Leuchten stach darunter hervor. Tief geduckt glitt ich näher an den Eingang heran. Vorsichtig hob ich ein wenig den Blättervorhang an, um in das Innere sehen zu können. Ich erkannte ein kleines Lagerfeuer. Daneben lag irgendwer. Ein schwaches Husten war zu hören. Irgendwas stimmte da ganz und gar nicht, also schlich ich mich hinein. Die ganze Zeit über beobachtete ich diese Gestalt. Als sie plötzlich einen glänzenden Gegenstand in der Hand hielt, gab ich mich zu erkennen. „Warte“, flüsterte ich sanft. Die Gestalt ließ das Messer fallen und bekam einen erneuten Hustenanfall. „Geh weg“, brachte sie mühevoll heraus. „Und dich alleine zurücklassen? Kommt ja nicht in die Tüte“, meinte ich streng und ging zu ihr hin. „Keith, du hast starkes Fieber. Was ist passiert?“, wollte ich nun von ihm wissen. „Gar nichts“, sagte er nur und drehte sich von mir weg. „Ich will dir doch helfen“, wandte ich resigniert ein. „Mir helfen? Denkst du nicht, du hast mir schon genug geholfen?“, antwortete er schroff. Erschrocken wich ich von ihm zurück. Traurig ließ ich meinen Kopf hängen. Das Wiedersehen mit Keith hatte ich mir anders vorgestellt. Wieso war er nur so gemein zu mir? Ich verwandelte mich in meine Wolfsgestalt und legte mich in die andere Ecke der Höhle. So konnte ich viel besser hören und sehen. Draußen herrschte noch immer Dunkelheit. Die Nächte dauerten hier immer sehr lange. Durch die Blätter konnte ich den Vollmond erkennen. Traurig blickte ich ihn an. Früher hatte ich mich immer über diesen Anblick gefreut. Doch seit ich von meinem Rudel getrennt und er geschienen hatte, empfand ich nichts als Trauer. Ich vermisste sie alle so sehr. Dabei wusste ich noch nicht mal ob sie am Leben waren oder nicht. Ich wandte meinen Kopf zu Keith. Anscheinend war er eingeschlafen. Lautlos erhob ich mich und rollte mich um ihn herum, um ihm Wärme zu spenden. Mit meiner rauen Zunge leckte ich ihm leicht über die Wange. Aus irgendeinem Grund wusste ich, dass wir zusammengehörten. Ich wollte ihn nicht alleine lassen. Vor allem dann nicht, wenn er krank war. Irgendwie brauchte ich ihn. Sehr sogar. Er war derjenige, der mir einen kleinen Hoffnungsschimmer gab, dass ich doch nicht alleine sein musste. Ich legte meinen großen Kopf auf meine Pfoten. Langsam schlief ich ein, während eine kleine Träne sich in meinem Fell verlor. Am nächsten Tag wachte ich reichlich früh auf. Keith schien es besser zu gehen. Ich entschied mich dafür, Wasser und Streambeeren aufzutreiben. Gesagt, getan. Nach mehreren Minuten war ich wieder in unserem Versteck und legte es vorsichtig vor ihm hin. Keith schlief noch immer tief und fest. So beschloss ich mich wieder in meine Wolfsgestalt zu verwandeln und vor dem Eingang Wache zu schieben. Es dauerte den halben Tag, ehe Keith aufwachte und sein Frühstück genoss. Er seufzte tief und streckte sich, so weit es seine Wunden zuließen. Danach kam er heraus und setzte sich neben mich. Meine Verletzungen waren schon zugeheilt, weil das bei Drachenwölfen so üblich ist, dass sie innerhalb kurzer Zeit wieder ganz gesund sind. Ich starrte in die tiefen weiten des Urwaldes. „Wirst du mir jetzt die Wahrheit sagen?“, fragte ich ohne jede Hoffnung. „Da gibt’s nichts zu erzählen“, antwortete er monoton. „Okay“. Ich stand auf und streckte mich. Danach fegte ich mit leichtfüßigen Sprüngen weg, Richtung Westen. Ich spürte eine unerträgliche Leere in mir. Mein Herz hatte ich verschlossen. Die Gedanken hatte ich bei ihm gelassen. Ich setzte an Tempo zu. Stunden später erreichte ich die Brücke, an der mich die vielen Soldaten bereits erwarteten. Ich war in Menschengestalt zu ihnen getreten. Langsam schritt ich auf sie zu. Spürte nichts, dachte nichts. Es war mir komplett egal, was sie mit mir anstellen würden. Würde ich halt genauso sterben, wie vielleicht mein ganzes Rudel vor mir. Der Himmel war finster. Der Mond war hinter dunklen Wolken verborgen. Das Licht strahlte auf mich von allen Seiten. Die Soldaten waren bereit zu schießen. Ich schenkte ihnen allen einen gleichgültigen Blick. „FEUER!“, schrie plötzlich irgendwer in der Menge. „HALT!“ „Nein, komm nicht näher!“, kam es geschockt aus meinem Mund. In Windeseile hatte ich mich verwandelt und legte mich schützend vor meinen besten Freund. Die Eisenkugeln trafen mich hart. Leider konnte ich nicht alle abfangen. Ich spürte wie warmes Blut aus meinen Wunden trat. Meine Kraft sank. „Bitte, gib nicht auf“, hörte ich meinen Freund wispern. Für kurze Zeit schloss ich meine Augen. Als ich sie wieder öffnete leuchteten sie in einem unheimlichen grün. Aber entschlossen. Mit einer schnellen Bewegung warf ich meinen Besten auf meinen Rücken. Ich stieß mich kräftig mit meinen großen Pfoten vom Asphalt weg, sodass Abdrücke entstanden, und landete auf der gegenüberliegenden Brücke. So schnell konnten die Soldaten nicht reagieren, da war ich schon mit mehreren leichtfüßigen Sprüngen in der Dunkelheit verschwunden. Lob und Kritik ist erwünscht (: LG Jakey Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)