Dokuganryu von Yoru66 ================================================================================ Kapitel 4: Auf Messers Schneide ------------------------------- Mori trieb sein Pferd in wildem Galopp durch den Wald. Das Tier schnaufte und stolperte, er selbst rutschte im Sattel hin und her und bemühte sich die tiefe Wunde an seinem Bein zuzudrücken, um nicht zu viel Blut zu verlieren. Er hatte sich überrumpeln lassen! Sie hatten ihn angegriffen als er am wenigsten damit gerechnet hatte. Seine Rüstung war nicht in Reichweite gewesen, er hatte sich nur mit seiner Waffe verteidigen können. Wahrscheinlich wollte Oda ihn lebend, sonst hätten ihn seine Soldaten sicher in Stücke gehackt. Er trieb sein Pferd so lange im Galopp durchs Unterholz, bis das Tier völlig erschöpft und schweißnass war. Als er den Wald fast verlassen hatte, zügelte er das Pferd und ließ sich vorsichtig aus dem Sattel rutschen, taumelte bis zu einem Baum und ließ sich dann auf den Boden fallen. Die Beinwunde blutete stark und der Bluverlust machte ihm langsam zu schaffen. Die anderen Schnitte waren zwar auch sehr tief, machten ihm aber nicht so sehr zu schaffen. Er riss den Ärmelaufschlag seines Kimonos ab und wickelte ihn um sein Bein. Das das nicht viel bringen würde wusste er selber. Wenn er Pech hatte, würde er hier verbluten. Oder Odas Männer würden ihn finden. Also bloß weg hier! "Hey, Sasuke? Ist das nicht zu anstrengend?", fragte Yukimura. Sasuke winkte lachen ab. "Für mich doch nicht. Ich könnte noch Stundenlang laufen." Sie waren schon fast vier Stunden unterwegs und der Weg von der Bucht, in der Shikoku geankert hatte, zu Moris Festung dauerte insgesamt acht Stunden. Masamune und Yukimura mussten auf ihre Pferde zurückgreifen, weil sie weder das Training noch die Kraft dazu besaßen, die Steilklippen hinaufzuklettern. Sasuke hätte es vielleicht geschafft, aber er wollte seinen Danna nicht alleine lassen. Motochika war ans Klippenklettern gewöhnt und würde deshalb wahrscheinlich als Erster bei Moris Festung sein. Die Sonne brannte immernoch unbarmherzig vom Himmel und trieb ihnen den Schweiß auf die Stirn. Yukimura sah über die Schulter, in die Richtung in der die Steilklippen vor dem blauen Himmel aufragten. Aus dieser Entfernung war Motochika nur als winziger Punkt zu erkennen, der sich zügig an der Felswand hochzog. Mehr als die Hälfte hatte er schon geschafft. Als sie genau vor der Felswand gestanden hatten, hatte er den Kopf in den Nacken legen müssen, um sehen zu können wo die Felswand aufhörte und der Himmel anfing. "Chosokabe muss ja absolut schwindelfrei sein. Ich glaube ich würde niemals in voller Rüstung und mit soeiner Waffe eine Klippe hochklettern können.", sagte Masamune. In seiner Stimme schwang leise Bewunderung mit. Yukimura nickte gedankenversunken. Es stimmte. Als Samurai wurde man nur zum Kämpfen ausgebildet und das hatte sich schon oft als hinderlich herausgestellt. Man war quasi an den Boden gebunden. Er stellte es sich ziemlich nützlich vor, eine Ausdauer wie Sasuke oder Kraft wie Motochika zu besitzen. Während man als Samurai im Wald ständig Bäumen oder Büschen ausweichen musste, sprang ein Ninja einfach von Baum zu Baum. Genauso war es jetzt. Sie mussten einen riesigen Umweg nehmen und um den ganzen Berg herum- und dann hinaufreiten, während Motochika einfach hochkletterte. Plötzlich blieb Sasuke stehen und schirmte die Augen mit der Hand vor der Sonne ab. Auch die beiden Samurai zügelten ihre Pferde. "Was ist los?", fragte Yukimura. "Da vorne am Waldrand steht ein Pferd.",erwiederte der Ninja. Tatsächlich stand dort, einige Meter entfernt, ein hellbraunes Pferd. Es hielt den Kopf gesenkt und schien irgendwas zu beschnüffeln. Der Sattel war verrutscht und hing auf der Seite. "Geh mal nachsehen.", kommandierte Masamune. Sasuke sah zu seinem Meister. Yukimura nickte und der Ninja lief los. Als er beim Pferd ankam, kniete er sich plötzlich hin, sodass die beiden Samurai ihn nichtmehr sehen konnten. Dann stand er wieder auf, zerrte am Steigbügel des Pferdes herum, griff dann nach seinen Zügeln und machte Masamune und Yukimura ein Zeichen, das sie zu ihm kommen sollten. Als sie näher kamen, erkannten sie das Zeichen das auf der Satteldecke aufgestickt war. Drei Kreise, im Dreieck angeordnet. Das Wappen des Motonari-Clans. Das Pferd tänzelte unruhig. "Vorsicht! Erschreckt es nicht!",warnte Sasuke. "Jetzt sag mir nicht das das da Mori ist!", rief Yukimura und zeigte auf die schmale Gestalt, die neben dem Tier auf dem Boden lag. "Ich fürchte er ist es.", murmelte Masamune und kniete sich hin. "Er ist mit dem Fuß im Steigbügel hängen geblieben. Wahrscheinlich ist er runtergefallen und das Pferd hat ihn mitgeschliffen." Er richtete sich wieder auf und zog Moris Fuß aus dem Steigbügel. "Das fühlt sich ziemlich gebrochen an.", stellte er fest und verzog das Gesicht. "Er lebt aber noch.", verkündete Sasuke irgendwo neben dem Pferd. "Wir müssen ihn nach Shikoku bringen.", sagte Yukimura. "Masamune, geh du zur Festung und sag Chosokabe bescheid das hier was nicht stimmt. Mori verschwindet doch nicht ohne Grund aus seiner Festung." "Und ich?",fragte Sasuke. "Du nimmst Moris Pferd und hilfst Yukimura ihn zum Schiff zu bringen.", sagte Masamune. "Ich komm hier schon zurecht. Außerdem bin ich ja nicht alleine." Motochika zog sich über den Rand der Klippen und blieb einen Moment lang erschöpft liegen. So eine Kletteraktion war ganz schön Kräftezehrend. Plötzlich stieg ihm der Geruch von Rauch in die Nase. Alarmiert hob er den Kopf. In der Nähe war das Klappern von Rüstungen und laute, zackige Befehle zu hören. Hastig rollte sich der Pirat unter den nächsten Busch. Grade noch rechtzeitig, denn im nächsten Moment marschierte ein Trupp Soldaten an seinem Versteck vorbei. Schon an den Schuhen und Beinschienen konnte er erkennen, das das nicht Moris, sondern Odas Soldaten waren. Er wartete bis sie sich wieder entfernt hatten, dann kam er unter dem Busch hervor und lief in die Richtung aus der sie gekommen waren. Nach ein paar Minuten kam die hohe Holzpalisade in Sicht, die die Festung vor Angreifern schützen sollte. Motochika lief weiter bis er den "toten Winkel" fand. Er war oft genug hier gewesen um nachzusehen was Mori grade trieb und es wäre für ihn kein Problem auf dem Gelände der Festung herumzuschleichen oder nachts in Moris Schlafzimmer einzudringen und ihm die Kehle durchzuschneiden. Oft genug hatte er sich schon im Schloss eingeschlichen um seinem Feind einen nächtlichen Besuch abzustatten. Allerdings nicht, um ihn umzubringen. Die Beziehung zwischen Motonari und Motochika war ziemlich kompliziert. Auf dem Schlachtfeld waren sie Feinde und bekämpften sich bis aufs Blut. Aber als Motochika auf einem seiner nächtlichen Streifgänge auf dem Gelände der Festung in Moris Schlafzimmer eingebrochen war, und seinen Feind friedlich schlafend vorgefunden hatte, hatte irgendetwas in ihm "klick" gemacht. Er hatte sich angewöhnt Mori fast jede Nacht einen Besuch abzustatten. Irgendwann war er allerdings noch wach gewesen und hatte verständlicherweise fast einen Schreikrampf bekommen. Es hatte eine ganze Weile gedauert ihn zu beruhigen. In der nächsten Nacht war Mori wach geblieben und hatte seinen Feind ins Verhör genommen, bis Motochika ihm gestand das er jede Nacht herkam und ihn beobachtete. Tagsüber waren sie immernoch Feinde, aber nachts waren sie Freunde, manchmal sogar mehr als das. Ab und zu hatte Motochika sich gefragt, ob Mori ihn nachts nur deshalb an sich heranließ, weil er schwächer war als am Tag wenn die Sonne schien. Aber Mori konnte auch am Tag nicht besonders stark sein. Immer wenn er Mori an sich drückte oder ihn umarmte fiel ihm wieder ein, wie zierlich der Sonnenlord war. Wie er eine Rüstung und seine riesige Waffe tragen konnte, war Motochika ein Rätsel. Er schob den losen Zaunpfahl zur Seite, den er sonst immer als Tür benutzte und steckte den Kopf hindurch. Auf dem Hof saßen die Männer von Moris Armee. Sie alle waren gefesselt und wurden von Odas Soldaten bewacht, die überall auf dem Hof herumliefen. Auf den Stufen vor dem Schloss standen No-hime, Oda und und Akechi Mitsuhide, die das ganze Treiben beobachteten. Mitsuhide grinste krank, Oda sah aus als würde er gleich Jemanden umbringen und No-hime tobte herum und kommandierte die Soldaten durch die Gegend. Motochika zog hastig den Kopf zurück, als Oda und Mitsuhide plötzlich zum Zaun hinüber kamen. "..ist unglaublich das sie sogar zu blöd ist um Motonari zu fangen! Er ist verletzt, also kommt er nicht weit. Such hier in der Umgebung und bring ihn zurück! Ich will ihn hier haben! Hier bei mir. Und zwar lebendig und unversehrt. Und wag es nicht ihn anzugrabschen! Wenn das Jemand tut, dann ich! Verstanden?!", kommandierte Oda. "Ja Meister.", säuselte Mitsuhide. "Dann ist Mori nichtmehr hier. Vielleicht ist er zum Strand geflohen und Yukimura und Masamune haben ihn gefunden!",dachte Motochika. "Warum ist Oda hinter ihm her? Und was soll das heißen: "Wenn das Jemand tut, dann ich."? Hat der was mit Mori?" So leise wie möglich entfernte er sich wieder vom Zaun und schlug sich in die Büsche. Das machte die ganze Sache natürlich um einiges interessanter! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)