Secret Of Life von HathorCat (Ich will leben!) ================================================================================ Kapitel II ---------- Ich öffnete mit einem brummenden, fast platzenden Kopf die Augen. Zuerst sah ich alles durch einen weißen Schleier, doch mit der Zeit nahm alles erkennbare Konturen an. Verwundert ließ ich meine, immer noch, schwachen Augen durch den Raum gleiten. »Na endlich bist du wach, obwohl das gar nicht sein dürfte.«, erklang eine vorwurfsvolle Stimme von der Seite. Träge drehte ich meinen schweren Kopf nach links und brauchte eine Weile, ehe ich registrierte, wer eigentlich neben meinem Bett saß. War das doch kein Traum gewesen? Gab es Ace, den schwarzhaarigen Seelenführer, wirklich? »Warum bist du hier?«, krächzte ich leise. »Ich warte darauf, dass du noch stirbst. Denn eigentlich ist es unmöglich, in seinen Körper zurückzukehren.«, antwortete er geistesabwesend, wenn dies überhaupt möglich war. »Ich will aber nicht sterben. Auch, wenn mir der Schädel platzt. Das Leben ist zu kostbar.« Mit einem durchdringenden Blick schaute er mich an, sagte aber nichts. Plötzlich wurde die Tür geöffnet. »Sie sind wieder wach?«, fragte eine ältere Frau. Zweifellos eine Krankenschwester. »Sieht so aus.«, krächzte ich mühsam. Ich brauchte dringend frisches Wasser. Oder etwas anderes, Hauptsache es war eine Flüssigkeit. Schließlich bekam ich diese auch, inklusive von Diagnosen und weiteren ärztlichen Kontrollen. Innerlich wünschte ich, ich sei tot. Doch da Ace neben mir stand und von den Ärzten und dem Personal vollkommen ignoriert wurde, war mir klar, dass ich höchstwahrscheinlich zwischen den Welten festsaß. Nachdem ich die Torturen überlebt hatte, genoss ich die Ruhe. »Seltsam.«, murmelte der Schwarzhaarige. »Spuck es aus!«, maulte ich, da ich endlich wissen wollte, was los war. »Du lebst.«, antwortete er und es klang gar nicht erfreut. »Eben.« »Das darf nicht sein!«, meckerte Ace wütend. Ich verleierte genervt die Augen. »Schon mal an Klappe halten gedacht? Ach, ich habe vergessen, dass dein Gehirn auch schon tot ist. Entschuldige, ich wusste nicht, dass du nicht mehr denken kannst.«, knurrte ich sarkastisch. »Ich bin erst seit einigen Monaten tot. Aber trotzdem werde ich mich jetzt um dich kümmern!«, bestand die Nervensäge darauf. »Warum?«, fragte ich brummend. »Weil du gegen die Regeln verstößt. Höre mir mal gut zu, Sarana.« »Woher kennst du meinen Namen?«, erwiderte ich entsetzt. Anstatt meine Frage zu beantworten, hielt er die Hand in Hüfthöhe und urplötzlich war eine Art Akte vorhanden. Ace blätterte darin. »Sarana.. auch Sasa genannt.. 17 Jahre alt.. 1.70 m groß.. ist im ersten Lehrjahr und lernt Bürokauffrau.. soll durch einen Flugzeugabsturz sterben.«, las der Schwarzhaarige stellenweise vor. »Gib her! Das will ich sehen!«, weiteten sich meine Augen. »Kommt nicht in Frage. Schließlich bist du sterbenskrank.«, verschränkte die Nervensäge die Arme, wobei die Akte verschwand. »Was willst du tun? Mich umbringen?« »Nein. Ich glaube in solchen Fällen regelt es sich von ganz alleine. Trotzdem werde ich dich Tag und Nacht begleiten.«, erläuterte Ace. »Das ist jetzt nicht dein Ernst?« Wäre ich fit gewesen, dann wäre ich ihm an die Gurgel gesprungen. Aber so war ich ans Bett genagelt. Zumindest kam es mir so vor. »Doch!«, grinste er. Der Kerl war wirklich der Teufel in Person! Niemand sah ihn. Nur ich. Selbst beim Gespräch mit meiner Mutter musste er dabei sein, was mich ziemlich verärgerte. »Ich habe mir solche Sorgen gemacht! Wir hätten alle auf dich hören sollen. Nun sind deine Oma und deine Tante nicht mehr unter uns.«, schniefte meine Mutter vor Freude, da ich noch lebte sowie auch vor Trauer, weil sie geliebte Menschen verloren hatte. Es würde eine harte Zeit werden, dessen war ich mir bewusst. »Ace. Zieh Leine!«, zischte ich, doch es half nichts. Der Typ wollte einfach nicht aus dem Zimmer verschwinden. Dabei wollte ich mich doch umziehen und ins Bett gehen. Schließlich war ich hundemüde und daran hatte er einen großen Anteil. Der Schwarzhaarige flehte oder besser gesagt, nervte mich die ganze Zeit. Schließlich sollte ich in den Himmel, obwohl ich meiner Meinung nach in die Hölle müsste. »Hab’ dich nicht so! Ich kann dir sowieso nichts mehr weggucken!«, verleierte Ace die Augen und setzte sich demonstrativ auf mein Bett. »Du. Wurm.«, fauchte ich wütend. »Endlich kommt die Giftschlange hervor, die dich dann zu Grunde richten wird.«, meinte die Nervensäge gelassen. »Vergiss es!«, knurrte ich und keuchte kurz auf. Die Verletzung war noch nicht ganz verheilt. Kein Wunder. Schließlich war ich tot gewesen und bin wieder auferstanden. »Wenn du wirklich noch ein Weilchen leben willst, dann solltest du auf dich Acht geben.«, warnte mich der Schwarzhaarige. »Ist das eine Drohung?« »Nein. Eine Warnung. Der Tod lauert dir momentan auf den Fersen.«, erklärte er. Ich schauderte. Warum musste immer ich so leiden? Gab es für mich keine warmen Momente im Leben? Musste alles immer düster und kalt sein? »Warum wolltest du nicht sterben?«, fragte Ace mich und es klang sehr ernst. Garantiert verstand er mich nicht. Wie auch? Er kannte mich ja gar nicht. Nur das, was in seiner oder besser gesagt, meiner, Akte stand. Doch kannte er mein Denken, mein Handeln? Verstand er mein Gefühlschaos? »Ich habe noch einiges vor, deswegen kann ich nicht von dieser Welt gehen.«, erklärte ich. »Die wären?«, hakte Mister Ich-will-alles-wissen-und-will-deinen-Tod nach. »Verrate ich nicht!«, meinte ich schnippisch. »Dann bleibe ich hier und schaue mir deinen Körper an.« ‚Erpressung’, leuchtete dieses Wort wie ein Blinksignal vor meinen Augen auf, als ich es dachte. »Das hättest du wohl gerne!« »Klar!«, grinste der Schwarzhaarige. Doch, zu meinem Glück, kannte er mich wirklich nicht. »Du spielst mit den falschen Karten, mein Lieber!«, erwiderte ich süß. »Hä?« Anstatt ihm zu antworten, zog ich mir das Oberteil über. Sein fettes Grinsen konnte ich schon erahnen. »Hast du nicht deinen BH vergessen? Oder willst du dich jetzt nie wieder umziehen?« Mit einem spöttischen Lächeln drehte ich mich um und sah die Nervensäge direkt an. »Du kennst mich nicht! Schließlich bin ich eine junge Frau und ich kann mit Plagegeistern sehr gut umgehen.« »Was hast du vor?«, stieß er entsetzt aus. »Das.« Ich öffnete den Verschluss meines BHs und fuhr mit einer Hand in den anderen Ärmel. Dabei ergriff ich den Träger und zog ihn beim herausziehen mit. Dasselbe machte ich auf der anderen Seite, nur konnte ich meinen BH dabei hervorziehen. Triumphierend grinste ich, trotz der Schmerzen, die mir diese Verrenkungen verursacht hatten. »Und jetzt, Mister Lover?«, schnurrte ich. »Habe ich dich ganz doll lieb!«, umarmte mich Ace mit einer unschuldigen Kinderstimme. »Lass das!«, zischte ich und rammte ihm mein Knie zwischen seine Beine. Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten. Er brach keuchend zusammen. Den Seelenführer ignorierend, legte ich mich ins Bett und zog die Decke bis ans Kinn. Ich fror immer in der Nacht. »Wie hast du das gemacht?«, stöhnte er. Also hat man als Seelenführer doch noch Nerven, die Schmerzen weiterleiten können. »Immer, wenn du mich berühren willst, musst du anscheinend den Bann der Toten lösen. Dadurch kann ich dich auch anfassen. So weit ist meine Theorie.«, erklärte ich bibbernd. Seine Kinnlade krachte auf den Boden. »Ist dir kalt?« Versuchte er jetzt wirklich abzulenken? »Nein.« »Aber wie hast du das herausgefunden? Außerdem nennt es sich bei uns Hauch.«, stotterte der Schwarzhaarige. »Echt? Tja, man kann euch Engel eben leicht durchschauen!«, grinste ich und legte mich endgültig hin, um ihm zu beweisen, dass ich meine Ruhe brauchte. Ein kurzes Brummeln kam mir noch entgegen, was anscheinend an seinem Schmollen lag. Ich ignorierte es und fiel in einem tiefen Schlaf. Krankenhaus ist öde! Vor allem, wenn man mit einem unsichtbaren, zu Tode (!) nervenden Beschützer/Henker in einem Raum eingesperrt ist! Aber gegen das Schicksal kann man sich ja bekanntlich nicht wehren. Es war für einige Stunden ganz ruhig. Die Ärzte ließen mich wohl in Ruhe. Selbst Ace war sehr still. Aber aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, dass er hin und wieder zu mir herüber schaute. »Stimmt was nicht?«, fragte ich ihn, weil mir das dann doch auf den Zeiger ging. »Ist mit dir auch alles okay?«, kam die Gegenfrage. Er klang leicht nervös. Weswegen denn? »Mit geht’s gut. Ist etwas nicht in Ordnung?« »Ich mache mir Sorgen. Nicht, dass du noch durchdrehst.«, presste der Schwarzhaarige die Lippen zusammen. »Warum?« »Siehst du sie nicht?« »Wen soll ich sehen?« Beruhigt atmete er aus. Oder war es eine Gewohnheit von Ace? Schließlich war er tot. »Siehst du die toten Seelen, wie sie umherirren?«, erkundigte sich die Nervensäge. »Nein, sollte ich denn?« »Eigentlich nicht. Aber da du mich sehen kannst, könnte es ja auch sein, dass du den Mann siehst, der an Verblutung, oder so, verstorben ist.«, erklärte der Schwarzhaarige, während er mit seinem Finger neben die Tür wies. »Ich sehe nichts.«, meinte ich mit einem leichten Zittern in der Stimme. »Ist auch besser so.«, brummelte Ace und stand auf. »Mein Herr, könnten Sie vielleicht auf meinen Kollegen hören? Schließlich wartet ihre Familie im Himmel auf Sie!«, wandte sich der Schwarzhaarige an den, für mich, Unsichtbaren. »Glauben Sie mir, sie werden Sie nicht von sich weg stoßen!« Schon fast flehend stand er vor mir und niemand außer mir konnte es sehen. Zumindest die, die noch auf der Erde weilten. »Gehen Sie mit ihm mit.«, versicherte der Seelenführer dem Toten noch einmal und drehte sich wieder zu mir um. »Was?«, fragte ich ihn, als er keinen Ton heraus brachte. »Ein Kollege von mir, Sebastian, hat den älteren Herrn in den Himmel gebracht, wo er hingehört.« »Wenn es weiter nichts ist.«, murmelte ich. »Mich wundert es, dass dich alles so kalt lässt. Schließlich passiert einem so etwas nicht alle Tage.«, erklärte Ace. »Mich kann nichts mehr schocken.«, erwiderte ich ungerührt. »Du bist echt seltsam.«, murmelte der Schwarzhaarige. Ich zuckte nur mit den Schultern und starrte weiter auf die Tür, da meine Eltern mich wieder besuchen kommen wollten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)