Secret Of Life von HathorCat (Ich will leben!) ================================================================================ Kapitel III ----------- Es war schon lange her, seitdem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde und meine Ausbildung fortführen konnte. Es sind zum Glück keine Narben geblieben, worauf ich sehr stolz war. Denn an dieses Ereignis wollte ich nicht mehr erinnert werden. Doch selbst dagegen konnte ich nichts tun, denn ein schwarzhaariger Seelenführer erschwerte mir das Leben. Egal wo ich war, ständig war er mein Begleiter. Wenigstens habe ich ihn dazu gebracht, sich von der Dusche fernzuhalten. Ein wenig Privatsphäre darf man doch noch haben oder? Schließlich hatte er mir auch versprochen, sobald die Mission abgeschlossen war, würde er verschwinden. Doch wann war das? Erst, wenn ich tot war? Naja, er hat ja schon mehrere Versuche gehabt. Ich war dem Tod schon so oft und in einer Vielfältigkeit begegnet, dass würde mir niemand glauben. Alle behaupten immer nur, dass ich einen Schutzengel hätte. Natürlich. Zufällig hieße er auch noch Ace. »Pass auf! Denn die meisten Unfälle passieren im Haushalt!«, warnte mich die Nervensäge. »Darf ich mir nicht mal mehr eine Scheibe Brot schmieren? Oder rutscht mir das Messer zufällig aus der Hand, damit ich mir die Adern aufschneiden kann?« »Das. Ist. Abartig.«, meinte Ace und verzog sein Gesicht zu einer sich ekelnden Grimasse. »Wer von uns beiden ist abartig?«, hakte ich scharf nach. »Du.« »Sicher? Mein lieber Freund. Du wirst mir jetzt ganz genau zuhören! Derjenige, der von uns abartig ist, bist schließlich du! Du idiotischer Idioten-Seelenführer! Wer hat denn dafür gesorgt, dass mir ständig von den Dächern die Ziegel auf den Kopf fallen? Dass die Stufen so glatt sind, dass immer ich ausrutsche und diese herunterfalle? Und wer hat diesen betrunkenen Dieb auf mich angesetzt, der mich fast erschlagen hätte? Jetzt beantworte noch einmal meine Frage: Wer von uns beiden ist hier abartig?«, spie ich ihn an. »Ich habe nichts hinzuzufügen.« Klasse Antwort. Schade, dass ich ihn nicht abstechen konnte, weil: Erstens, War er schon tot. Zweitens, Hatte er seit dem Vorfall im Krankenhaus nie wieder sein Hauch eingesetzt, also konnte ich ihn auch nicht verletzen. Drittens, momentan hatte ich keinen Bock auf Totes. Somit wandte ich mich von Ace ab. »Vergiss nicht, dass du deine Schwester vom Bahnhof abholen musst.«, erinnerte der Schwarzhaarige mich unnötigerweise. »Ich habe es nicht vergessen!«, knurrte ich. »Denk daran! Schließlich gibt es dort viele Gefahren…«, begann die Nervensäge. »Die mich wahrscheinlich das Leben kosten werden. Jaja. Hör bloß auf mit dem Schwachsinn! Solange ich noch nicht meine Ziele erreicht habe, werde ich nicht von dieser Welt gehen!«, maulte ich genervt. Ich hatte es ihm schon hundertmal erklärt. Aber er begriff es einfach nicht. Der Angesprochene verleierte genervt die Augen. »Das weiß ich doch! Nur deine Gründe hast du mir noch nicht verraten!«, murrte Ace. »Sollte ich?«, hakte ich gespielt naiv nach. »Ja!«, schmollte der Seelenführer. Ich hörte, wie die Wohnungstür sich öffnete und krachend zufiel. »Ich bin wieder da! Wer noch?«, rief meine Mutter. »Niemand!«, ärgerte ich sie. Ein kurzes Auflachen war zu hören und sie tapste in die Küche. »Hunger?«, fragte sie. »Jupp. Willst du auch etwas?«, erkundigte ich mich bei meiner braunhaarigen Mutter. »Nein, danke. Ich muss gleich wieder los. Dein Vater hat mich gebeten, noch ein paar Sachen einzukaufen. Vergiss dann bitte nicht, Sunny abzuholen.«, wies meine Mutter mich somit auf die Uhr hin. »Ich vergesse es schon nicht!«, murmelte ich sichtlich genervt. Womit hatte ich es verdient, dass mich jeder herumkommandierte? »Ich habe keinen Bock!«, murrte ich, während wir uns dem Bahnhof näherten. War meine Schwester nicht alt genug, um allein nach Hause zu kommen? Die Antwort lag wohl klar auf der Hand: Nein. »Dein Handy hast du eingesteckt?«, hakte Ace, nach dem zwanzigsten Mal, nach. »Ich bin nicht wie du, der kopflos durch die Gegend latscht!«, knurrte ich. »Mach ich doch gar nicht!«, verteidigte er sich schmollend. »War nicht so gemeint.«, entschuldigte ich mich bei ihm. »Du hast mich gerade an meine Freundin erinnert.« »Wie?«, hakte ich nach, weil ich dachte, dass ich mich verhört hatte. »Kurz vor meinem Tod hatte ich ein nettes Mädchen kennen gelernt. Sie war anders als die anderen. Sie interessierte sich nicht nur für ihr Äußeres. Ich gebe zu, dass ich sie viel geärgert hatte, aber schließlich sind wir dann doch zusammen gekommen.«, seufzte Ace, während er in Erinnerungen schwelgte. »Ich war wirklich das erste Mal so richtig verliebt. Mit ihr war es mir ernst. Doch dann kam dieser schreckliche Unfall.«, erzählte er und wurde am Ende immer leiser. »Dann bist du ein Seelenführer geworden.«, schlussfolgerte ich. »Leider. Zu gerne würde ich leben. Wieder essen und mit meinem Motorrad fahren. Meine Freundin würde ich auch mit auf Erkundungstour nehmen. Doch es geht leider nicht.«, klagte der Schwarzhaarige. »Das tut mir leid.«, murmelte ich leise, da mir nichts anderes einfiel. Was sollte man auch dazu sagen? »Schon gut. Mittlerweise habe ich mich damit abgefunden. Deswegen will ich auch wissen, wie du es geschafft hast, am Leben zu bleiben, wenn nicht mal die Liebe, mich in der Welt halten konnte.«, erwähnte er fast beiläufig. Nun verstand ich ihn auch. Es machte alles einen Sinn. »Ich würde gerne die Liebe kennen lernen. So, wie sie dir begegnet ist.«, erklärte ich. »Du warst noch nie verliebt?«, schaute Ace mich verwundert an. »Nein, noch nie.« Wir liefen den restlichen Weg schweigend entlang. Ich seufzte als ich an die Uhr schaute. Noch 15 Minuten. Ätzend. »Und jetzt?«, fragte der Seelenführer ungeduldig, als wir am Bahngleis angekommen waren. »Keine Ahnung.«, erwiderte ich und holte mein Handy aus der Tasche. Schließlich sollte es nicht so aussehen, dass ich Selbstgespräche führte. Obwohl es eigentlich keine Sau interessieren sollte. Trotzdem, dank der Handys brauche ich mich nicht in Grund und Boden zu schämen. Dafür gab es die Technik schließlich. Auf dem Weg hierher sind uns keine Leute begegnet, deswegen konnte ich mich normal mit ihm unterhalten. »Wie alt ist deine Schwester eigentlich?«, fragte der Schwarzhaarige. »Elf Jahre.«, erwiderte ich und tat so, als ob ich telefonieren würde. »Dann ist sie ganz schön frech für ihr Alter.«, meinte er, da Ace sie schon mehrmals erleben durfte. »Ziemlich frech.«, maulte ich. 13 Minuten. »Das dauert ja ewig! Ich wünschte, ich könnte noch einen Burger verdrücken.«, schmollte der Seelenführer, während er auf eine Person schaute, die sich genüsslich einen fetten Cheeseburger in den Mund schob. Darüber konnte ich nur schmunzeln. Wie kann man nur kindisch sein? Der Schwarzhaarige führte sich auf wie ein Kleinkind, welchem man seinen Lolli geklaut hatte. Ich ließ meinen Blick über die Leute schweifen, die sich so langsam auf der Station einfanden. ‚Wieder keiner dabei’, dachte ich enttäuscht. Hätte ich etwas anderes erwarten sollen? Gelangweilt schaute ich wieder auf die große Uhr und stellte zu meinem Erstaunen fest, dass es nur noch vier Minuten waren, bis der Zug kommen würde. »Du solltest mehr auf deine Umgebung achten!«, warnte mich Ace. »Warum?«, fragte ich irritiert. »Schau dir die Gruppe da hinten mal genauer an!« Also schaltete ich mein Handy aus und guckte beiläufig in die Richtung, in die mich die Nervensäge wies. Fünf Jungen im Alter zwischen 13 bis 18 lungerten auf den Bänken herum. Ein blondes, ca. 16 Jahre altes Mädchen mit Minirock daneben. Sie alberten herum. War dies nichts Alltägliches? Ich wandte mich wieder den Gleisen zu. Okay, ich wollte meiner Schwester schon vom Weiten winken, also ging ich die letzten Schritte zu der Abstandslinie. Zwei Minuten. ‚Na endlich!’, dachte ich. Dann ging alles ganz schnell. Ich spürte nur noch, wie ein heftiger Schmerz meinen Rücken durchfuhr und ich den Gleisen immer näher entgegen kam. Instinktiv schloss ich die Augen, wollte nicht dass sehen, wovor ich mich am meisten fürchtete. Das Ende. Durch einen plötzlichen Ruck blieben die weiteren Schmerzen aus. Schockiert öffnete ich die Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)