Hakuginryo von Nussknackerqueen (Kampf der Drachen) ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Gerade als Kyo sich umwandte, wurde er an seinem Ohr gepackt und festgehalten, einer der Mönche des Tempels stand mit ernster Miene hinter ihm. Kyo jammerte und kurz drauf standen noch zwei Mönche mit Laternen in den Händen, ähnlich der die Kyo am Ufer bei sich hatte, zu beiden Seiten auf dem Balkon. „Kyo du nichtsnutziger Ausreißer, warst du schon wieder außerhalb des Tempels!“ Der Mönch hatte schon einige Jahre auf dem Buckel, sein spärliches Haar war weiß, Falten überzogen seine Haut und auch wenn er gerade seinen Schützling tadelnd anblickte, sah man ihm an, dass er sonst ein guter und freundlicher Mann war. Er trug ein langes weites Gewand aus hellem mattem Gelb, so viel ließ sich im Schein des Mondes und der Lampen erkennen. Eine Schärpe aus dunklem blau hielt sein Gewand zusammen. Die anderen beiden Männer waren mittleren Alters, sie hatten dunkle Haare, welches zusammen gebunden war und hielten sich schweigend im Hintergrund. Auch sie trugen weite Hellgelbe Hosenröcke, doch darüber eine hell graue Jacke, ebenfalls mit weiten Ärmeln und einer grauen Schärpe, darin steckten wie bei den Wächtern vor dem Tor, Schwerter. Kaoru stand schweigend dabei und beobachtete die Szene, als Fremder wartete er lieber ab, der alte Mönch, das sah er, war ebenso ein stolzer Mann, der die Traditionen hütete. Er würde eine Ausrede mit Sicherheit nicht dulden. Kyo verzog das Gesicht und wand sich unter den zwiebelnden Schmerzen in seinem Ohr. „Nicht außerhalb! Ich war nur…“ Doch der alte Mönch unterbrach ihn barsch. „Keine Ausreden Kyo! Wir haben dich oft genug erwischt, wenn du dich schon gegen die Regeln dieses Hauses stellst, dann steh zu deinen Taten! Du bist alt genug Verantwortung für dein Handeln zu übernehmen!“ Kyo verzog das Gesicht und schwieg, der alte ließ sein Ohr los und wandte sich nun an den Fremden. „Bitte verzeiht, dass ich mich erst jetzt an Euch wende, ich heiße Watanabe, ich bin der älteste Wächter und Mönch des Hakuginryo Tempels, bitte sein Sie unser Gast.“ Der alte Mönch verbeugte sich tief und auch Kaoru tat es ihm gleich. „Verzeiht mein stören in Eurem Tempel, ich bin ein Reisender, aus einem entfernten teil des Landes und ich suche eine Bleibe für die Nacht. Ich bin Euch sehr dankbar für Euer großzügiges Angebot.“ Beide richteten sich auf. „Ich werde Euch ein Zimmer bereiten lassen, bis dahin, trinkt doch einen Tee mit mir!“ Der alte Mönch wies einen der Männer an, das Zimmer vorzubereiten und mit einem Blick auf Kyo winkte er die beiden fort. Dann führte er Kaoru hinunter. Kyo blieb zurück mit dem anderen Wächter, dieser packte Kyo nun am Arm und sah ihn streng an. „Warum machst du auch immer solchen Ärger? Kannst du dich nicht an die Regeln halten, wie alle anderen auch? Nun muss ich dich wieder bestrafen!“ Kyo biss sich auf die Unterlippe, er kannte natürlich jeden der Männer im Tempel und derjenige, der ihn nun ebenfalls nach unten brachte und nach draußen führte, war einer seiner Lehrer. Auf der Ostseite, dort wo Kyo eben noch mit Kaoru in den Garten gesprungen war, war ein großer Fels. Kyo wurde mit einem Seil um die Schultern, sitzend an diesen Fels gebunden. Zur Strafe würde er Prügel bekommen, das sahen die Regeln vor. Sein Lehrer war ein guter, aber auch strenger Meister, er würde die Strafe ausführen, jedoch zumindest ein wenig Rücksicht nehmen. Kyo sprach kein Wort und ließ den Kopf gesenkt, sein Lehrer nahm einen hölzernen schmale Prügel und schlug ihm mehrere Male in den Bauch. Die Schläge waren fest, doch sie würden ihm keinen bleibenden Schaden hinterlassen, nur ein paar blaue Flecken und Magenschmerzen, noch am nächsten Tag. Kyo riss sich zusammen, als er die Schläge einsteckte, doch es tat weh und er kniff bei jedem Schlag die Augen zusammen und ab und zu stöhnte er leise vor Schmerz und sackte leicht zusammen. Nachdem die Prügelstrafe vorbei war, wurde Kyo die Nacht über draußen gelassen, so musste er gefesselt an den Fels die Nacht verbringen und am Morgen würden seine Muskeln steif und verspannt sein, er würde Schwierigkeiten haben aufzustehen, denn die Glieder würden taub sein, von der starren Pose, in der er verharren musste. Sein Lehrer legte den Prügel bei Seite und hockte sich zu Kyo. „Du weißt, dass ich das nicht gern tue, aber es muss sein. Lerne endlich dich an die Regeln eines Wächters zu halten. Wenn wir uns nicht auf dich verlassen können, dann wirst du auch kein ordentlicher Wächter werden, wie sollen wir dir sonst einen so heiligen Schatz, anvertrauen? Wir sind der Garant für Frieden entlang des Flusses. Das musst du dir immer vor Augen führen!“ Sato, Kyos Lehrer, legte kurz die Hand auf Kyos Schulter und streichelte leicht drüber. „Ich hoffe es war nicht zu schlimm.“ Kyo der die ganze Zeit in seinen Schoß gestarrt hatte, sah seinem Lehrer kurz mit einem schmerzverzerrten aber furchtlosen Blick in die Augen, eh er wieder auf seine Beine starrte. Sato seufzte und richtete sich auf. Kyo war wie ein unbändiger Geist, der ruhelos in die Nacht zog, aber er war sich sicher, in ihm tief verborgen lag das Potential einer der besten Wächter zu werden. Einige Stunden waren vergangen, Kyo war eingedöst, doch inzwischen schmerzte sein Nacken und er wachte davon auf. Er verzog das Gesicht, als er den Kopf aufrichtete. Im Tempel war es nun still und dunkel, von den Wächtern vor dem Tor war leises Schnarchen zu hören, Wolken waren aufgezogen und die Sterne lugten nur noch vereinzelt hervor. Der Mond war weiter gewandert, verdeckt von Wolken und dem Tempel, war es inzwischen sehr dunkel. Kyo blickte hinüber zum See, er saß so, dass er die Mauer des Tempels vor sich hatte und zur Linken auf das Gewässer blicken konnte. Weit entfernt über dem hinteren Ufer des Sees tanzten Lichter auf und ab. Sie waren grün und blau und schwirrten umher, jagten sich und stoben manchmal ein Stück über das Wasser. Sie erinnerten an Schmetterlinge, die sich an warmen Sommertagen durch die Luft jagten. Auf der anderen Seite des Sees war ein Friedhof angelegt und bei den kleinen Lichtkugeln handelte es sich um Hitodama, die Seelen der Verstorbenen. Kyo beobachtete das Spiel, einige der leuchtenden Bälle schwebten träge vor sich hin, da tauchte ein silbrig glänzender Schein auf. Die Lichtkugel war ein wenig größer als die anderen, sie war schnell und flitzte durch die anderen Lichter. Sie schien die Hitodama in ein Fangen und Haschen Spiel zu verwickeln, denn die Hitodama stoben vor der weißen Lichtkugel davon, aber bildeten zusammen mit ihr schon bald ein wogendes Knäul von Lichtern. Es war schwierig die einzelnen Lichter zu erkennen, stattdessen drehten sie sich immer höher in den Himmel und rauschten plötzlich hinunter in das Wasser hinab, wo sie verschwanden. Kyo sah gebannt auf die Stelle, an der die Hitodama im Wasser verschwunden waren, doch eine Weile passierte nichts. Dann plötzlich war im ganzen See ein Leuchten zu sehen. Vereinzelte Lichtkugeln, die wie Glühlampen im Wasser schimmerten. Kyo staunte, so etwas hatte er noch nie gesehen oder schlief er noch? Die Schmerzen in seinen Gliedern ließen nicht an einen Traum denken und so sah er wieder gebannt hinüber auf das Wasser. In der Mitte des Sees bildete sich ein silbriger Glanz, gleich der Lichtkugel, die eben noch mit den Hitodama durch die Luft gejagt war. Das Licht breitete sich aus und nahm eine längliche Form an, dann schien sie sich aus dem Wasser zu erheben. Kyo vergaß alles um sich herum und starrte auf das Schauspiel, das sich ihm bot. Das unförmige längliche Licht bildete mehr und mehr die Form eines Menschen und plötzlich erkannte Kyo die Gestalt. Es war das mysteriöse Wesen aus dem Fluss! Sein Herz pochte wie wild und er versuchte näher an das Wasser zu gelangen, doch all sein ziehen und mühen brachte ihn kein Stück von seinem Fels weg. Die Gestalt des jungen Mannes mit den langen schwarzen Haaren erhob die Hände und plötzlich begannen die Lichter im Wasser sich zu regen. Es war als würden sie auf das fremde Wesen zugezogen und als er die Hände gen Himmel stieß, da zischten die Lichter wie ein Feuerwerk in den Himmel und erloschen. Die Gestalt kam nun langsam auf das Ufer zu, an dem Kyo gefesselt war, sie schien über das Wasser zu laufen oder zu schweben. Kyo schluckte und sah gebannt hinüber, denn der junge Mann hatte bald den Kai erreicht. Sein Körper war umhüllt von einem seidigen Gewand, welches silbrig schimmerte. Er lächelte Kyo zu und erhob die Hand zum Gruß. Er war so schön, dass es Kyo beinahe die Sprache raubte, doch zu gern wollte er wissen, wer dieses Wesen war. Es musste sich um einen besonderen Geist handeln, einem Wesen, dem er noch nie begegnet war und von dem er auch noch nie etwas gelesen oder gehört hatte. „Wer bist du?“ Kyo rief nicht allzu laut zu der Gestalt hinüber, doch jene legte nur den Kopf schief und lächelte erneut. In Kyos Herzen breitete sich Wehmut aus, es verlangte ihm dieser Gestalt näher zu kommen, er wusste nicht weshalb, doch er fühlte sich hingezogen und die Tatsache, dass er nicht von seinem Fels los kam, lies ihn fast verzweifeln. Er zerrte an seinen Seilen, doch nichts half. „Ich komm nicht los! Bitte geh nicht weg! Wer bist du, hast du einen Namen? Wie kann ich dich wieder sehen?“ Die Gestalt schien ihm zu lauschen, sie ging in die Hocke und schöpfte etwas Wasser. Dann ließ sie es beim Aufstehen wieder in den See zurück plätschern und machte anschließend eine halbrunde Bewegung über die Wasserfläche. Kyo runzelte die Stirn, doch er verstand nicht. „Was soll das bedeuten? Wasser? Bist du das Wasser?“ Die Gestalt wiegte den Kopf hin und her. „Also bist du so halb das Wasser aber auch nicht?“ Nun überlegte der junge Mann einen Moment, eh er leicht nickte. Kyo sah verblüfft aus. „Das Wasser aber auch nicht das Wasser? Wie kann das sein?“ Er sprach mehr zu sich selbst und der fremde Jüngling konnte ihn nicht hören. Der junge Mann löste sich von seinem Platz und kam nun erneut langsam auf Kyo zu. Er ging tatsächlich auf dem Wasser und hinterließ leichte Wellen, welche sich sanft ausbreiteten. Dann trat er an das Ufer und näherte sich Kyo. Weiterhin ging von ihm ein mattes schimmern aus, die langen Haare umspielten leicht seine Schenkel. Kyo blickte fasziniert zu dem ihm empor, welcher sich nun ihm gegenüber hockte. Sie konnten sich direkt in die Augen sehen und Kyo war gefangen von seinem Anblick. „Du bist so schön… Ich… mein Herz, es schlägt so sehr. Ich weiß nicht woher es kommt, aber du…“ Die Gestalt legte eine Hand an Kyos Wange und unerwarteter Weise war sie warm. Warm, weich und so zart, als würde ihn nur der Nachtwind berühren. Kyo schloss die Augen und schmiegte sich der Hand entgegen, er fühlte sich geborgen und als wäre er selbst Teil dieses Lichtes, Teil diesen Wesens. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)