Schrei der verlorenen Kinder von lovegirlAiko ================================================================================ Kapitel 1: Der Traum -------------------- Der Traum Eine Stadt lag im Dunkeln. Umgeben von Wald und Bergen, führte einzig eine Straße zu der Stadt. Eine richtige Stadt war es nicht. Eher ein verschlafenes Städtchen am Rande eines Gebirges. Wie ausgestorben waren die Straßen. Keine Menschenseele war zu sehen. Kein Licht brannte in den Häusern. Auch die Straßenlaternen waren erloschen. Wolken schoben sich vor den Vollmond. Das Städtchen lag im Dunkeln. An einer Seitenstraße regte sich etwas. Vier Gestalten tauchten aus den Schatten auf. Zwei waren größer als die anderen beiden. Die kleineren Gestalten klammerten sich aneinander, sodass es schien, als könne sie nichts trennen. Der Vollmond kam hinter den Wolken hervor und warf sein fahles Licht auf das Städtchen und somit auch auf die Gestalten. Nun erkannte man, dass es Menschen waren. Zwei Erwachsene, in Begleitung von zwei Kindern, die sich angstvoll aneinander geklammert hatten. In den Händen der Erwachsenen glänzten Revolver im Mondlicht. Vorsichtig und mit gehobenen Waffen suchten sie die Straßen ab. Es waren eine Frau und ein Mann, während beide Kinder Mädchen im Alter von 7 oder auch 8 Jahren waren. Der Mann winkte die Frau und die Mädchen weiter. Hastig überquerten sie die Straßen und nahmen den Weg zwischen zwei Gebäuden. Am Ende des Weges würden sie auf die Hauptstraße des Städtchens kommen. Die Frau blieb stehen und lauschte angestrengt. Dann winkte sie den Mann zu sich. Er ging an den Mädchen vorbei. „Wir müssen es schaffen, bis zum Morgen zu überleben. Dann können wir mit den beiden fliehen.“ flüsterte die Frau auf den Mann ein. Dieser nickte. „Aber wir können nicht zusammen bleiben. Wenn wir uns trennen, dann erhöhen sich unsere Überlebenschancen!“ Die Frau griff nach dem Arm es Mannes. „Gavin, nein! Das lasse ich nicht zu. Was soll ich den ohne dich machen?“ Die Stimme der Frau klang panisch und zittrig. Der Mann, Gavin, schüttelte den Kopf. „Hayley, es gibt keine andere Möglichkeit. Wenn wir zusammenbleiben und entdeckt werden, sind wir alle tot. Wenn wir uns trennen, dann besteht wenigstens die Chance, dass einer von uns fliehen kann. Bitte, es gibt keine andere Möglichkeit! Wir müssen die Welt irgendwie warnen! Sonst ist alles verloren!“ Hayley schluchzte. „Wäre ich doch nie hierher gezogen…“ Verbitterung war deutlich in ihrer Stimme zu hören. Gavin legte seine Hand auf ihre Schultern. „Hayley, mach dir keine Vorwürfe, du kannst es sowieso nicht mehr rückgängig machen. Komm, wir gehen jetzt in unsere Häuser und gehen in die Zimmer der Kinder. Dort machen wir das Licht an. Du weißt, unsere Häuser liegen genau gegenüber. Von den Kinderzimmern aus können wir über die Fenster in Kontakt bleiben.“ Hayley nickte und beruhigte sich. „In Ordnung. Die Luft ist rein. Schnell!“ Sie griff nach der Hand des einen Kindes und zog beide somit auseinander. Bevor die Mädchen etwas dagegen tun konnten, griff Gavin nach der anderen und zog sie auf die Straße. Schnell rannte Hayley mit dem Mädchen, das anfing leise zu schluchzen, über die Straße zu einem der vielen Reihenhäuser. Gavin verschwand mit dem anderen Mädchen im Reihenhaus genau gegenüber. Hayley suchte mit zitternder Hand etwas in ihrer Tasche, während sie mit der anderen Hand sowohl Revolver als auch das Kind festhielt. Das Mädchen starrte mit großen, vor Angst geweiteten Augen auf die Waffe. Man hörte etwas klirren. Hayley hatte einen Schlüsselbund aus der Tasche gefischt, der ihr im nächsten Moment aus der Hand gefallen war. Das Geräusch hallte durch das menschenleere Städtchen. Hayley schluckte und hob rasch den Schüsselbund auf. Mit fliegender Hast nahm sie einen Schlüssel und steckte ihn ins Schlüsselloch. Wieder zitterte ihre Hand derart stark, dass sie den Schlitz nicht traf. Nach dem dritten Anlauf klappte es endlich. Kaum war die Tür aufgeschlossen und offen, schob sie das Kind panisch in Haus. Den Schlüssel ließ sie stecken. Mit eiligen Schritten jagte Hayley, das Kind hinter sich her ziehend, die Treppen und einen dunklen Flur entlang. Unterwegs machte sie alle Lichter an, an dessen Schalter sie vorbeikam. Sie stürmte in ein Zimmer rein, als wäre der Teufel persönlich hinter ihr her. Im Zimmer ließ sie das Mädchen endlich los und eilte zum Fenster. Ein Blick aus dem Fenster reichte, um zu sehen, dass das Haus gegenüber auch hell erleuchtet war. Am Fenster des anderen Hauses erschien Gavin und winkte ihr aufmunternd zu. Erleichterung spiegelte sich in Hayleys Gesicht, als sie zurückwinkte. Sie drehte sich um und sah nach dem Kind. Das Mädchen hatte sich eins seiner Kuscheltiere genommen und in eine Ecke gesetzt. Von dort starrte das Kind fast panisch unter das Bett. Hayleys Stirn runzelte sich. Sie bückte sich und kniff die Augen zusammen und wurde mit einem Mal kreidebleich. Bevor sie etwas tun konnte glitt langsam und quietschend die Schranktür auf. Eine scharrende Stimme war zu hören, als sie flüsterte: „Kleines, gutes Mädchen, hab keine Angst. Wir tun dir nichts. Hier, trink das und alles wird gut werden.“ Ein kleines Fläschchen mit einer klaren Flüssigkeit darin fiel aus dem Schrank und rollte auf das Mädchen zu. Diese vergrub sich noch mehr in ihr Kuscheltier. Hayley erwachte aus ihrer Starre und griff nach dem Fläschchen. Mit einer raschen Handbewegung warf sie es zurück in den Schrank und warf sich mit all ihrem Gewicht gegen die Schranktür, die knallend zukrachte. „Sie wird euer todbringendes Gesöff nicht trinken!!!!! Merkt Euch das!! “ schrie sie dabei. Sie hob schnell das Springseil, welches auf dem Boden lag, auf und wickelte es um die Knäufe des Schrankes. Was auch immer im Schrank war, es kam nicht mehr heraus, sosehr es das auch versuchte. Hayley, die sich dem Bett zugewandt hatte, erschrak, als ein Schuss die Stille der Stadt zerriss. Das Kind schrie. Hayley sprintete zum Fenster. Das Haus gegenüber hatte sich nicht verändert. Doch noch während Sie hinschaute, erloschen die Lichter wie von Geisterhand. Einzig im Zimmer genau gegenüber brannte noch licht. Durch das geöffnete Fenster sah man nichts. Nur das Bett des Kindes, in dem es für gewöhnlich schlief. Doch nun war es leer. Hayley öffnete das Fenster. „Gavin!!“ schrie sie in die Nacht. Doch es kam keine Antwort. Das Kind hinter ihr begann zu wimmern. Die Schranktür war noch immer geschlossen, doch klapperte immer noch unter den Versuchen, von innen geöffnet zu werden. Unter dem Bett war eine Hand erschienen. Diese Hand glich einer Klaue. Knochig und sehnig hielt sie eins dieser Fläschchen dem Kind hin, das versuchte noch weiter in die Ecke zu kriechen. Hayley rannte mit großen Schritten durch den Raum und trat gegen die Hand, sodass das Fläschchen gegen die nächste Wand geschleudert wurde. Mit einen klirrenden Geräusch ging die Flasche zu Bruch und der Inhalt ergoss sich über den Boden, wo es mit einen Zischen den Boden verätzte. Hayley zog das Mädchen an sich und brachte sie zum Fenster. Dort hörte man die Stimmen, die aus dem anderen Haus kamen. „NEIN! Trink das nicht!“ Gavins Stimme glich einem atemlosen Schrei. Doch es war zu spät. Man hörte nur noch ein Wimmern. „Es tut so weh... Mama, bitte mach, dass es aufhört. Bitte!!!“ Man hörte deutlich die tränenerstickte Stimme des anderen Mädchens. Hayley hielt dem Kind in ihren Armen die Ohren zu. Doch es brachte nichts. Mit einem Mal erstarb die Stimme des Kindes. „Großer Gott, nein!“ sagte Gavin und man hörte deutlich die Hilflosigkeit und die Erschöpfung heraus. Dann plötzlich ein lang gezogener, unmenschlicher Schrei, der das Blut in den Adern gefrieren ließ. Das Haus lag nun vollkommen im Dunkeln. Nichts war zu hören. Nicht das kleinste Geräusch kam mehr von dort. Im anderen Haus drückte Hayley das weinende Mädchen an sich. Sie hatte selber Tränen in den Augen. Sie war unter das Fenster gesunken und blickte zur offenen Tür. „Was ist mit Gavin?“ fragte die dünne Stimme des Kindes. „Er ist tot. Wenn ein Kind so schreit, dann tötet es alles um sich herum.“ Hayleys Stimme brach ab. Sie wurde von den Tränen übermannt. Plötzlich ging im Flur das Licht aus. Panisch sah sie, wie auch dort eine Klauenhand erschien und ein kleines Fläschchen ins Zimmer rollen ließ. „Hier, Trink, Kind. Deine Freundin hat sich auch getraut. Wenn du trinkst, werdet ihr für immer zusammen sein.“ Die scharrende Stimme war zurück. Das Kind in Hayleys Armen machte Anstalten, sich das Fläschchen nehmen zu wollen. Doch diese ließ es nicht zu. Sie blickte erst zum Revolver in ihrer Hand, dann zum Kind. Ein seltsamer, verzweifelter Ausdruck erschien in ihrem Gesicht. „MAI!!!!“ Erst ein Flüstern in der Ferne. „MAI!!! JETZT STEH ENDLICH AUF, SONST KOMMST DU ZU SPÄT ZUR SCHULE!!!!“ Ein Mädchen schreckte schweißgebadet aus dem Schlaf. Nach Luft schnappend blickte sie zur Uhr auf dem Nachttischchen neben ihrem Bett. Mit einen unterdrückten Fluch sprang sie aus dem Bett. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)