Schrei der verlorenen Kinder von lovegirlAiko ================================================================================ Kapitel 12: Chloes Tod ---------------------- Chloes Tod Die Gefahr war greifbar. Das verlorene Kind, ein Junge, der einst Michael getauft worden war, stand noch immer zu den Männern gewandt. Immer noch bereit zu schreien, und somit das Leben der drei zu beenden. Mai blickte den Jungen panisch und eindringlich an. Oder besser seinen Hinterkopf. Seine Umrisse flackerten stark. Mit einem Mal sah er Mai direkt an. Diese wich erschrocken zurück. Sein Blick war nicht mehr hasserfüllt, doch konnte man es nicht einordnen. Joe, Stan und Robin starrten den Jungen an und wussten, dass er ihren Tod bedeuten konnte. Und dass sie nichts dagegen tun konnten. Der Junge blickte immer noch ernst zu Mai. Plötzlich stand er direkt vor ihr und wisperte mit seiner Geisterstimme: „Du bist eine von uns.“ Mit diesen Worten war er verschwunden. Mai blickte geschockt auf die Stelle, an der er zuletzt gestanden hatte. Sie rang nach Luft, während Tränen über ihre Wangen kullerten. Auch den Männern erging es nicht anders. Joe hatte sich an die Brust gefasst und blickte kreidebleich zu Mai. Stan lehnte an der Wand und starrte mit glasigen Augen auf seine Waffe. Robin sah aus, als würde er die Decke besonders interessant finden. Niemand sprach ein Wort. Ein kalter Luftzug kam vom Fenster her und ließ alle zittern. Stan starrte noch immer auf seine Waffe, als er das Wort ergriff. „Das war das erste Mal in meinem Leben, an dem ich mich wirklich schutzlos gefühlt hab.“ Alle sahen ihn an. Robin legte seine Hand auf Stans Schulter. „Ja, das haben wir alle. Ich bin noch nie einem verlorenem Kind begegnet.“ Stan sah auf und nickte. Mai schluchzte. „Es tut mir leid. Es ist alles meine Schuld…“ Sie brach ab. Joe kam zu ihr und nahm sie in seine Arme. „Es ist nicht deine Schuld. Wir wären auch ohne dich hierher gekommen. Und hätten mit dem Leben bezahlt.“ Stan richtete sich auf. „Du hast uns soeben das Leben gerettet. Damit wären wir wohl quitt.“ Meinte er in seiner üblichen Überheblichkeit. Robin stieß ihn an und schüttelte den Kopf. Mai schluchzte erneut in Joes Armen. „Ich wollte nicht, dass ihr sterbt. Ich wollte es einfach nicht.“ „Der Junge muss es gespürt haben. Du bist in irgendeiner Form mit ihnen verbunden.“ Robin stand nachdenklich in der Tür zum Zimmer. Stan schnaubte. „Ach ne, du Schlauberger. Das hat er ja wohl deutlich zum Ausdruck gebracht. Du hast doch gehört: Sie ist eine von ihnen.“ Er ging an Robin vorbei ins Zimmer und sah sich um. „Ach, du heilige…?!“ Er brach ab, als er sich die Stelle unter dem Fenster ansah. Mai löste sich von Joe und wischte sich die Tränen mit ihrem Jackenärmel weg. „Das war Hayley. Wenn ich es richtig deute, dann wollte sie Chloe dasselbe Schicksal wie Heather ersparen.“ Stan drehte sich zu Mai um. „Du meinst… Sie hat ihr eigenes Kind ERSCHOSSEN?!“ Robin trat an Fenster und nickte. „Ja, hier, seht. Die Kugel steckt hier in der Wand. Das würde das Blut erklären.“ Joe trat heran. „Okay, ich fasse noch mal zusammen. Wir sind hier im Zimmer der kleinen Chloe. Das Fenster ist geöffnet und darunter steckt eine Kugel in der Wand und überall ist Blut. Auf dem Teppich, an der Wand… Aber eine Frage: Wenn Chloe wirklich von ihrer eigenen Mutter erschossen wurde, wo ist dann die Leiche?“ Alle vier sahen sich ratlos an. Dann blickten die Männer Mai an. Diese blickte fragend zurück. „Was ist?“ fragte sie vorsichtig. „Das fragen wir dich! Du bist doch hier das Medium. Du hast uns hergeführt. Du träumst von ihr. Hat dir eins deiner Träume verraten, wohin Hayley die Leiche gebracht hat?“ Stan sah sie herausfordernd an, doch Mai wich kopfschüttelnd zurück. „N..Nein…“ antwortet sie mit schwacher Stimme. Joe machte einen Schritt auf sie zu. „Mai, bitte, es könnte wichtig sein!“ Wieder wich Mai einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf. Robin hob beschwichtigend den Kopf. „Hey, lasst sie. Sie weiß es wirklich nicht. Hayley wird sie irgendwohin gebracht haben. Dabei muss es Spuren geben haben. Bei der Menge Blut, die wir hier schon sehen…“ Er deutete auf die Stelle unter dem Fenster. Stan schnaubte. „Wenn du meinst, du allwissendes Prinzchen! Dann sehe ich mich noch mal im Haus um. Vielleicht finde ich ja eine Spur…“ Mit diesen Worten verließ er das Zimmer. Auch Joe regte sich. „Das werde ich auch machen. Ich werde ins Haus nebenan gehen. Vielleicht finde ich da einen Hinweis.“ Mai blickte ihnen mit Tränen in den Augen nach. Robin nahm sie in den Arm. „Mach dir keine Sorgen. Es wird ihnen nichts geschehen. Komm, wir sehen uns hier im Obergeschoss um.“ Sie nickte. Gemeinsam gingen sie ins andere Zimmer, Hayleys Schlafzimmer. Das Bett war gemacht und sah ungerührt aus. Auf dem Nachttischchen standen einige Bilder. Robin ging zu ihnen hin und sah sie sich an. Er runzelte die Stirn. „Mai! Sieh dir das an!“ Mai, die aus dem Fenster gesehen hatte, kam heran. Als sie das Bild sah, stockte ihr der Atem. „Wer hat das gemacht?“ fragte sie atemlos. Robin schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht. Aber komisch ist es schon. Weißt du, wer die auf dem Foto sind?“ Mai nickte. „Ja. Die Frau ist Hayley. Der Mann ist Gavin und das Mädchen unter ihm ist Heather, seine Tochter. Dann würde Chloe fehlen. Aber wieso ist da nur eine weiße Stelle?“ Ratlos sahen sich beide an. „Robin, Mai! Kommt runter! Ich hab was entdeckt.“ Stans Stimme erreichte sie. Mit dem Bild in der Hand gingen beide runter ins Wohnzimmer, zu dem Stan sie winkte. Im Wohnzimmer bot sich ihnen ein Bild der Verwüstung. Die Möbel waren durcheinander geworfen und in Stücke gerissen worden. Der Teppich war an vielen Stellen verbrannt und aufgerissen, sodass man in den Keller gucken konnte. Stan winkte sie zu einer Wand. „Hier. Das habe ich beim ersten Mal übersehen.“ „Übersehen? Stan, hast du Tomaten auf dem Augen gehabt, oder was? Sowas KANN man nicht übersehen!“ Alle drei starrten auf die Wand. Mit großer, krakeliger Schrift war eine Botschaft eingebrannt worden. ‚Deine Seele gehört uns, Chloe!’ Mai begann zu Zittern. „Was hat das zu bedeuten?“ fragte sie. „Ich erkläre es mal so, wie ich das verstehe: Irgendjemand in dieser Stadt hat einen Pakt geschlossen. Preis waren die Seelen der Kinder. Um diese Seelen zu bekommen, mussten die Kinder diese klare Flüssigkeit trinken, von der Mai uns schon erzählt hat. Daraufhin wurden diese zu verlorenen Kindern, die jeden in den Tod rissen, die ihren Schrei hörten bzw. in der Nähe waren. Das einzige Kind, welches nicht zu einem verlorenen Kind wurde, war Chloe! Ihre Seele wurde durch das Eingreifen ihrer Mutter gerettet. Drüber sehr erzürnt legen die verantwortlichen Dämonen dieses Wohnzimmer in Schutt und Asche und hinterlassen eine deutliche Nachricht für Chloe. So, Prinzchen, war das bis hierhin richtig?“ Stan sah Robin angriffslustig an. Statt seiner, antwortete Joe. „Dies würde auch erklären, warum Chloe auf allen Bildern verschwunden ist. Die Dämonen wollten so an ihre Seele kommen.“ Er hielt ein Bild hoch, auf dem Chloe stand. Doch an der Stelle, an der sie hätte zu sehen sein sollen, war nur weiß. Mai schüttelte sich. „Geht das denn?“ fragte sie mit zittriger Stimme. Robin zuckte mit den Schultern. „Es ist bekannt, dass sich Seelen in Bildern oder anderen Gegenständen festsetzen. Wahrscheinlich haben sie gedacht, da Chloe eines gewaltsamen Todes gestorben ist, dass sie sich einen Gegenstand aus dem Haus genommen hat und ihre Mutter so heimsuchen wollte. Allerdings hat eine Seele immer die Wahl. Chloe muss sich entschieden haben, wiedergeboren zu werden.“ Joe und Stan sahen ihn an und nickten. „Ja, das ist sehr wahrscheinlich. Ich habe draußen auf der Straße eine Blutspur entdeckt. Sie führt hoch zur Schule. Wir sollten ihr folgen, um zu sehen, was Hayley mit Chloes Leiche gemacht hat.“ Joe wollte sich schon umdrehen und gehen, als Mai nach seiner Jacke griff und ihn daran hinderte, zu gehen. „Was ist, wenn nicht Hayley, sondern die Dämonen Chloes Leiche hier weggeschafft haben? Wenn ihr sagt, dass sie hinters Chloes Seele her waren, dann könnten sie auch etwas mit ihrem Körper gemacht haben.“ Joe runzelte die Stirn. Auch Robin blickte sie nachdenklich an. „Da könnte was dran sein…“ nickte er. „Aber Hayley hätte das niemals zugelassen.“ unterbrach Stan die Überlegungen. „Stan, sie war ein Mensch. Die Dämonen hätten sie einfach ausschalten können.“ wies Robin ihn zurecht. „Ja, allerdings ein Mensch mit einer Dämontötenden Waffe.“ Joe hielt einen Revolver hoch. „Aber… Das ist doch die Waffe, die Gavin in meinem Traum hatte.“ stieß Mia überrascht aus. Joe nickte. „Ich habe diese Waffe unter dem Fenster im anderen Kinderzimmer gefunden. Ich habe mich dort etwas umgesehen. Die Mutter der kleinen Heather war eine Jägerin. Daher hatte Gavin die Revolver. Er hat sie von seiner verstorbenen Frau bekommen.“ Die Vier gingen die Straße hoch, die zur Schule führte. Mitten auf dem Weg war hier und da ein Flecken Blut zu erkennen. Mai hatte sich an Robin geklammert, der immer wieder besorgt zu ihr blickte. „Alles in Ordnung, Mai?“ Diese schüttelte den Kopf. „Ich hab das Gefühl, je näher ich der Schule komme, umso schlechter geht’s mir. Mir ist richtig übel.“ Robin blieb stehen. „Soll ich dich zum Auto bringen? Ist dir das lieber?“ Mai schüttelte den Kopf. „Nein. Ich will wissen, was hier passiert ist.“ Robin seufzte und ging weiter. „In Ordnung. Aber wenn es nicht mehr geht, dann bring ich dich zum Auto.“ Mai nickte, während sie sich umsah. Stan und Joe waren schon an der Schule angekommen und warteten auf die beiden. „Jetzt trödelt nicht rum. Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.“ hörte man von Stan. Man sah Mai an, dass sie etwas sagen wollte, doch im nächsten Moment wurde sie blass und sie schrie aus Leibeskräften. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)