Die Prüfung der Grenzen von Jeanne-Kamikaze- (Aus Schwarz und Weiß wird Grau) ================================================================================ Kapitel 2: Sklavenhändler ------------------------- 2. Kapitel: Sklavenhändler Mira wusste nicht wie lange sie in der endlosen Finsternis getrieben war, die das Gift hervorgerufen hatte, doch nun spürte sie, wie ihre Sinne so langsam zurückkehrten. Hinter ihrer Schläfe hämmerte es zwar noch immer unerträglich, doch so langsam kamen ihre Gedanken wieder in Gang. Was war geschehen? Vorsichtig streckte sie ihre Gedanken zu dem jüngst Geschehen aus, versuchte verzweifelt sich zu erinnern, was passiert war, doch sobald ihre Gedanken dort ankamen, war es als würde sie auf eine Barriere stoßen. Stattdessen wurden die Kopfschmerzen nur noch stärker. Verdammt! Was hatte dieses Miststück von Asari ihr bloß verabreicht? Instinktiv wollte Mira Shepard sich an den Kopf fassen, doch dann spürte sie, wie sie etwas hinderte. Irritiert ruckte die junge Frau mit ihren Armen und da war es wieder. Etwas schnitt unsanft in ihre Handgelenke und sie ließ ein kehliges Knurren hören. Mistkerle! Hatte man sie doch glatt gefesselt, das gab es doch nicht. Mira blinzelte und versuchte die verschwommenen Umrisse vor ihren Augen, die zu wabern schienen, wieder eine feste Kontur zu geben. Es dauerte einige Momente, doch dann stellte die Rekrutin fest, dass sie sich in einen einfachen Lagerraum befand. In den beiden Ecken, die sie von ihrer Position einsehen konnte, befanden sich bloß einige Stapel leerer Kisten. Wieder ruckte sie an ihren Fesseln in der Hoffnung, dass sie sich lösen würden, doch als es ihr nicht gelang, grummelte sie frustriert. „Hör damit auf, Mensch!“, knurrte eine tiefe Stimme in ihrem Nacken voller Verachtung. Blitzartig fuhr Mira Shepard herum und zischte, als sich wieder das raue Seil in ihre Haut schnitt. Ein einfaches Seil und das im hochtechnisierten 22. Jahrhundert. Wie glorreich. Ihre Augen wurden schmal und dann erkannte sie endlich den Ursprung dieser vor Abscheu triefenden Stimme. In der hintersten Ecke stand ein mächtiger Kroganer. Nicht dass Kroganer jemals schmächtig aussahen, doch dieser war selbst für seines Gleichen gewaltig. Mit großen Augen betrachtete Mira den Alien, der sich grummelnd vor ihr aufbaute. Mit einem spöttischen Blick sah er auf den für ihn schmächtigen Körper der Frau hinab. „Wenn du schön brav bist, muss ich dir nicht alle Knochen brechen.“ „Halt’s Maul und lass mich gehen, sonst wirst du es bitter bereuen!“, bellte Shepard und fixierte den Kroganer mit festem Blick. Dieser knurrte warnend und verzog sein Maul dann zu einem spöttischen Grinsen. „Falls du es vergessen hast, Mensch...du bist an den Stuhl gefesselt.“ Da hatte er leider nicht ganz Unrecht. Die beste Ausgangsposition hatte Mira nicht. Unauffällig spähte Shepard umher, um irgendetwas zu finden, was sie zu ihrem Vorteil nutzen konnte. Leider musste sie sich nach wenigen Augenblicken aber eingestehen, dass der Kroganer gute Arbeit geleistet hatte. Auf dem ersten Blick erkannte sie nichts, was ihr zur Flucht verhelfen könnte. Verdammt! „Was hast du denn mit mir vor, du Mistkerl?“, knurrte sie verachtend. Shepard hasste es in die Ecke gedrängt zu werden und vor allem hasste sie das Gefühl der Hilflosigkeit. Beide Gefühle kombinierten sich gerade in ihren Körper und ließen sie aggressiv werden- wie ein hungriger Wolf, der von einem größeren Raubtier bedroht wurde. Wie herrlich, dieser Vergleich doch passte, dachte sie sarkastisch und fixierte direkt wieder den Kroganer vor ihr. Dieser hatte seinen großen Mund zu einem Grinsen verzogen und Shepard fiel auf, wie er sie von oben bis unten musterte. „Oh, die Baterianer werden mit meinem Fang zufrieden sein.“, sprach er mehr zu sich selbst, als zu Shepard, während er um sie herum ging. Mira hingegen knurrte erneut und verfolgte jeden seiner Schritte soweit es ihr möglich war. Ihr Herz begann zu rasen und die Situation war ihr nicht geheuer, doch sie kämpfte ihrer Verzweiflung herunter, denn nur mit Ruhe konnte sie einen Ausweg finden, das wusste sie. „Oh man...ich hätte nie gedacht, dass ich mal als Sklavenopfer ende. Höchstens als tote Leiche irgendwo in der hintersten Ecke...weil ich am falschen Ort zur falschen Zeit war, aber das.“, seufzte Mira theatralisch, versuchte jedoch nur den Koloss von Krieger von ihr abzulenken. Insgeheim erhoffte die Rekrutin sich so einen Vorteil rauszuholen. Ihr Wächter war für einen kurzen Blick irritiert, konnte sich dann aber ein kurzes, kehliges Lachen nicht verkneifen. Einige Momente später stand er dann wieder vor ihr, stemmte seine Hände gegen seine Hüften und starrte Mira an. „Was?“ „Ein reicher Baterianer wird sicher viel bezahlen für seinen persönlichen Menschen. Gerade für so einen widerspenstigen.“ Da fiel ihr plötzlich die gesamte Tragweite der Situation wie Schuppen von den Augen. Natürlich! Baterianer hassten Menschen seit dem Krieg, als Menschen begannen den Weltraum zu besiedeln und ein Gebiet zugesprochen bekommen hatten, das ursprünglich ihnen gehört hatte. Ein eiskalter Schauer jagte ihren Rücken hinab, als ihr klar wurde, wofür ein reicher Baterianer einen Menschensklaven sagte. Als Sündenbock! Nein, so durfte es nicht enden. Ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Es musste doch einen Ausweg geben. „Jetzt hast du es verstanden.“, grinste der Kroganer und schlug seine Fäuste gegeneinander. Eine Geste, die diese Alienrasse gerne machte, wenn sie zufrieden war. „Du wirst mir eine Menge Geld einbringen.“ Shepard kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und tiefe Furchen durchzogen ihre Stirn. Genau in dem Moment, als sie ihm die Leviten lesen wollte, öffnete sich die einzige Tür in diesen kleinen Raum und eine Gruppe aus ungefähr vier mittelschwer bewaffneten Baterianern betrat den Raum. Irritiert von dem Versteck, blieben sie kurz in dem Türrahmen stehen und sahen sich um, doch dann fiel der Blick des, so vermutete Mira zumindest, Anführers auf sie und er stieß seinen Kameraden an, murmelte etwas und ging dann auf den Kroganer zu. Dieser nickte kurz grüßend und verschwand dann hinter Shepards Rücken um sie loszubinden. Mira holte tief Luft und spannte ihre Muskeln. Das war ihre Chance! Nun musste sie das Wissen anwenden, was sie im Training und Simulationen erarbeitet hatte. Es war ihre Chance sich zu beweisen. Wenige Augenblicke später, stellte die Menschenfrau erleichtert fest, wie der Druck an ihren Handgelenkten schwand. Jedoch, bevor sie ihre Hände benutzen konnte, hatte der Kroganer sie schmerzhaft fest an den Handgelenken gepackt. Kurz kniff sie die Augen zusammen und holte dann tief Luft. Mit seiner geballten Kraft drängte der Kroganer sie voran, seine Pistole warnend in ihren Nacken gerichtet. Mira knurrte wütend. Kurz vor den Baterianern blieb der Kroganer stehen. Er blickte seine Klienten ernst an, seine kleine Augen misstrauisch verengt. „Hiermit übergebe ich euch, eure Ware.“ „Nicht in diesem Leben, Kroganer.“, bellte Shepard. Nun hieß es nur noch Augen zu und durch. Mira wirbelte herum und ein kräftiger, wohlplatzierter Tritt krachte augenblicklich gegen das Kinn des Kroganers. Stöhnend taumelte der Krieger einige Meter zurück. Mira achtete nicht darauf. Sofort, nachdem der Kroganer ihre Hände losgelassen hatte, sprang sie hinter einen Stapel von Kisten. Gerade im aller Letzen Augenblick, denn als Mira hinter ihrer Deckung landete, hörte sie das Klacken von sich entsicherten Pistolen und das Geräusch der abfeuernden Projektilen brannte wie eine Feuer in ihren Ohren. Doch darum durfte sie sich jetzt nicht kümmern und so zwang sie die Erinnerungen an ihrer Vergangenheit hinunter, die aus ihrem Unterbewusstsein wieder hervordrangen. Der Anblick der baterianischen Sklavenhändler ließen sie wieder an den Angriff eben solcher auf ihre Kolonie denken, bei dem ihre Eltern ums Leben kamen. Gerade deshalb musste sie entkommen. Sie hatte es nicht damals geschafft zu fliehen um jetzt doch von diesen Aliens verschleppt zu werden. Mira fuhr zu ihrem linken Arm und ignorierte, dass die Baterianer ihr Versteck zu umstellen begannen, und aktivierte ihr Universalwerkzeug. Es beruhigte sie, als sie das vertraute orangene Leuchten sah und schnell gab sie die entsprechenden Befehle ein um ihre Sturmpanzerung zu aktivieren. Einmal fuhr die Rekrutin über ihren Körper hinab und eine ebenfalls in diesem vertrauten Licht strahlende Rüstung legte sich um ihren Körper. Tief Luft holend sammelte die Menschenfrau ihre Kraft und Konzentration und spähte um die Ecke. Die Salarianer hatten bereits einiges der Strecke zu ihrem Versteck überwunden und Mira war bewusst, dass eine Flucht schwierig werden würde- vor allem ohne eigene Waffe. Da glitt ihr Blick zu dem benommen Kroganer und nicht unweit von ihm...seiner M4 Loctus. Perfekt! Auch wenn so eine leichte Waffe ungewöhnlich für einen Kroganer war, so war es doch genau der Waffentyp mit dem sie am besten umgehen konnte. Ohne weiter nachzudenken stürmte Mira Shepard aus ihren Versteck und steuerte- im Vertrauen darauf, dass sie schnell genug und ihre Rüstung stark genug war- direkt auf die Waffe zu. Einer der vier Baterianer stürmte auf sie zu, doch Mira hatte nicht vor sich so einfach einfangen zu lassen. Sie ließ sich zu Boden fallen und rutschte die letzten Meter zum Kroganer über den Boden. Blitzschnell schnappte sie sich die Loctus und den auf sie zustürmenden Baterianer zeigte sie mit einem kräftigen Warp die Tür. Der Sklavenhändler gab ein irritiertes Geräusch von sich, als er durch die Luft flog und gegen die nächst gelegene Wand krachte. Dass er an ihr bewusstlos hinab rutschte, bekam Shepard schon gar nicht mehr mit, denn sie hatte sich bereits hinter einen weiteren Stapel Kisten verschanzt. Die Baterianer riefen sich Befehle zu, doch Mira Shepard achtete nicht darauf. Keuchend drückte sie sich gegen die stabilen Kisten und rang nach Luft. Das Adrenalin raste durch ihren Körper und das Blut rauschte in ihren Ohren. Für einige Augenblicke hatte sie das Gefühl, dass ihr Herz herausspringen würde, so stark wie es gegen ihre Brust hämmerte. Einige Momente schloss sie ihre blauen Augen um sich zu beruhigen. Die Realität war doch um einiges härter als die Simulationen. Hier ging es um ihr Leben und selbst wenn die Schulungsprogramme der C-Sec als die Besten galten, so waren das vor ihr noch immer organische Lebewesen, die teilweise anders reagierten, als ein Computerprogramm es berechnete. Und vor allem: ein Computerprogramm konnte man neustarten falls man starb. Nein! Sie durfte nicht nervös werden. Shepard zwang sich zur Ruhe. Die M4 Loctus schussbereit in der Hand schlich Shepard zur Kante ihres Verstecks und spähte herum. Ein Baterianer stand nur gut zwei Meter von ihr entfernt und sah sie direkt aus seinen vier Augen an. Ein zufriedenes Grinsen legte sich auf sein Gesicht. Nun saß ihre hübsche Gefangene in der Falle. Doch anstatt dass seine Vorstellung wahr wurde, zeichnete sich nun auf Miras Gesicht ein Grinsen ab. „Tut mir leid, aber du stehst mir im Weg.“ Damit feuerte sie ihre Pistole ab noch bevor der Baterianer überhaupt einen Gedanken fassen konnte. Jedoch wollte sie niemanden töten, also hatte sie bloß dafür gesorgt, dass er sich nicht mehr so schnell bewegen konnte. Es dauerte einige Momente, bis er realisierte, dass er ins Bein getroffen worden war. Als ihm jedoch das Bein plötzlich wegsackte, stöhnte er gequält auf. Mira seufzte und bemerkte zu spät, dass der Kroganer wieder zu sich kam. Der Koloss brummte genervt und stand dann auf. Mira bemerkte nichts von der drohenden Gefahr neben ihr, denn sie war zu sehr auf die beiden letzten Baterianer fokussiert. Völlig unerwartet durchfuhr ein stechender Schmerz ihre Seite und nun flog sie gegen die nächste Wand. Shepard schrie vor Schmerz unwillkürlich auf und ihr Gesichtsfeld schien in einem Meer aus Flammen zu explodieren. Ein gepeinigtes Stöhnen entwich ihr, während sie an der Wand zusammensackte. Das letzte was sie sah, bevor ihr schwarz vor Augen wurde, war, wie der Kroganer siegessicher seine Fäuste zusammenschlug und auf sie zu ging, von den beiden Baterianer flankiert. Dann versank Mira in der Tiefe der Bewusstlosigkeit. ~Der Kroganer und vor allem die Baterianer waren froh, dass sie dieses störrische Weib endlich wieder unter Kontrolle gebracht hatten. Kurz hatten sie daran geglaubt, dass das Geschäft platzen würde. Dass es sich hier um so eine fähige Kämpferin handelte, hatte Niemand der Anwesenden vermutet. Am Ende war ihr jedoch ihre Unvorsichtigkeit zum Verhängnis geworden. Die Sklavenhändler brummten sich zufrieden zu. An sich war es für sie ein Vorteil. Könnten sie die Frau lange genug unter Kontrolle halten bis sie auf ihrer Heimatwelt ankamen, so würde ihre Aufmüpfigkeit ihnen einen noch größeren Gewinn bescheren. Keiner von ihnen ahnte, dass ihr Untergang bereits auf der Fassade eines Gebäudes saß und sie beobachtete. Thane Krios saß auf der Fassade eines gegenübergelegenen Gebäudes und beobachtete das Geschehen der Lagerhalle schon seit der Baterianer aus dem Lagerraum beinahe vor seinen Füßen gelandet war. Eigentlich hatte er das ignorieren wollen, schließlich waren Prügeleinen auf der Citadell nichts Ungewöhnliches, doch etwas tief in ihm hatte den Drell innehalten lassen. Nun saß er schon einige Zeit in dieser kalten Nacht auf dem Sims und beobachtete den Überlebenskampf von Mira Shepard. Thane musste zugeben, dass diese Erdenfrau nicht schlecht war. Auch wenn sie einige Anfängerfehler machte-so zum Beispiel den Kroganer zu vergessen- konnte der Attentäter nicht leugnen, dass die Frau großes Potential besaß und vor allem konnte er den Mut und die Entschlossenheit in ihren Augen sehen. Fast so wie Irikah... Vielleicht war das der Grund, warum Thane nicht gehen konnte, obwohl dies eigentlich sein Plan gewesen war. Als er sah wie eine Frau sich gegen vier Baterianer und einen Kroganer stellte, wild entschlossen ihr Leben zu verteidigen, schien etwas in ihm bewegt zu sein. Langsam glitt er von der Fassade hinab und bewegte sich lautlos durch die Menschenmasse. Entgegen all seiner sonstigen Verhaltensweisen, hatte er beschlossen der ihm unbekannten Frau zu helfen, denn die Aliens waren gerade dabei sie zu verschleppen. Für diese Fremde war er bereit sich die Schuld für fünf Morde aufzulasten, denn diese beging er bewusst und nicht als- wie bei seinen Attentaten- eine Waffe seiner Auftraggeber, die sich führen ließ. Thane beschloss bewusst, diese Wesen zu töten und trug somit auch die Verantwortung. Das war die Mentalität der Drell. Schließlich erreichte Krios die Tür und trat, ohne von Jemand der Anwesenden bemerkt zu werden, ein. Seine M4 Loctus lag griffbereit in seiner Hand. Die drei unverletzten Baterianer wuselten durch den Lagerraum und sammelten verstreute Datenpads ein, während der Kroganer dabei war Mira hochzuheben. Als einer der Baterianer aufstand und sich umdrehte und dabei Thane erblickte, war sein Tod bereits besiegelt. Thane stand schneller neben ihn als er Blinzeln konnte, hielt ihm den Lauf seiner Pistole an den Kopf und drückte ab. Der Baterianer riss entsetzt die Augen auf und sank zusammen, während seine Augen sich verdrehten. Von dem qualvollen Todesseufzer seines Kameraden alarmiert, fuhr der zweie Baterianer herum, doch ehe er sich versah, hatte auch er eine Kugel im Kopf. Thane glitt lautlos an der an der Wand entlang, trat hinter den vorletzten Baterianer, der zu beschäftigt mit einem Datenpad war, als dass er den Tod seiner Gefährten mitbekommen hätte. Noch bevor er überhaupt realisierte, dass einer hinter ihm stand, hatte der Drell ihm bereits das Genick gebrochen. Gurgelnd sank er zu Boden, wo er leblos liegen blieb. Thane sah sich um. Der bullige Kroganer hockte vor der bewusstlosen Mira und schien zu überprüfen, ob er sie nicht aus Versehen getötet hatte. Er brummelte und knurrte etwas von wegen „schwächliche Menschen“. Thane sah sich um. Waren es nicht ursprünglich vier Baterianer gewesen? Irriteriert ging Thane einen Schritt zurück um sich einen Überblick zu verschaffen. Da hörte er ein Zischen rechts neben sich. Sofort richtete der Drell seine Waffe dorthin und sah, wie der letzte Baterianer sich auf dem Boden vor Schmerzen krümmte. Verzweifelt hatte er sein Bein angezogen und fummelte an dem Loch in seiner Panzerung herum, fast so als versuche er ein Projektil aus seinem Schienbein zu bekommen. Offensichtlich hatte die Frau einen ordentlichen Treffer gelandet. Beine waren wirklich schwer zu treffen- dies wusste Thane aus seiner langwierigen Erfahrung. Auch wenn er immer seine Opfer möglichst schnell und schmerzlos tötete, so hatte er so manches Mal keine andere Wahl gehabt als zu solchen Mitteln zu greifen. „So eine verdammte Scheiße“, fluchte der Baterianer und stieß einiges Unverständliches in seiner Muttersprache aus. Thane vermutete weitere Flüche bei denen es auch ganz gut war, dass er sie nicht verstand. Langsam, fließend, wie eine ruhige Welle, glitt der Attentäter zu dem sich quälenden Alien und hockte sich über ihn. Den kalten Lauf der Loctus an seiner Schläfe spürend, sah der Baterianer auf, seine vier wimpernlosen Augen blickten entsetzt zu dem Drell auf. Der Mund klappte auf um einen entsetzten Laut von sich zu geben, doch noch bevor dieser hinauskam, schoss Thane ihn in den Kopf, während er leise „Schlafe friedlich“ flüsterte. Das Blut spritze wie ein kleiner roter Strom auf den Boden, dann war auch dieser Sklavenhändler von der Welt geschieden. Ruhig stand Thane auf und schloss, nachdem er sich versichert hatte, dass der Kroganer ihn noch nicht bemerkt hatte, die Augen um für die vier ermordeten Sklavenhändler zu beten. So tat er es bei jedem seiner Opfer- egal ob Auftrag oder nicht. Mögen ihre Seelen Vergebung finden und auch seine eigene. Nachdem er seine stumme Botschaft an die Göttin Arashu beendet hatte, holte er tief Luft und ging zu dem Kroganer, wobei er perfekt mit den Schatten verschmolz. Gerade als der Attentäter eine Schwäche in der Panzerung des Kroganers nutzen wollte um ihn zu den Göttern zu bringen, grunzte dieser erbost auf. Schneller als Thane es von Vertretern der Kroganer gewohnt war, wirbelte der massive Krieger herum und sein mächtiger Arm schnellte zu einem unheilvollen Schlag herab. Obwohl der Drell über äußerst feine Sinne verfügte und sein Unterbewusstsein ihn instinktiv im Kampf lenkte, gelang es Thane erst im letzten Augenblick dem Schlag auszuweichen. Geschickt tänzelte er zur Seite und verharrte dann ruhig. Offensichtlich hatte er den gut zwei Meter großen Hünen unterschätzt. Wie konnte ihm nur so ein Anfängerfehler passieren? Nun befand sich Thane in einer Situation, in der er sich sonst selten befand. Ein offener Kampf. Zu diesem Zeitpunkt waren seine Opfer meist bereits tot. Der Kroganer jedoch knurrte kampfbereit und schlug immer wieder die Fäuste gegeneinander bis es dem Rhythmus alter Kriegstrommeln glich. Seine Augen beobachteten den Feind genau, warteten auf einen weiteren Angriff, doch Thane Krios bewegte sich nicht. Auch wenn er im Verhältnis zu seinen Attentaten nur wenige offene Kämpfe bestritten hatte, so war er nicht unerfahren. Thane wusste, dass eine Bewegung- und mag sie auch noch so klein sein- eine zu viel sein konnte. Doch anstatt ihn anzugreifen, löste sich der Kroganer plötzlich aus seiner Kampfhaltung und richtete sich auf. Thane betrachtete ihn irritiert, ließ sich jedoch nicht zu einer unüberlegten Handlung hinreißen. „Glaubst du ernsthaft, ich hätte dich nicht bemerkt, Drell?“, knurrte der Kroganer abschätzig und beobachtete ihn misstrauisch. Thane hingegen blieb ruhig. Locker verschränkte er die Arme vor der Brust, seine Loctus dennoch stets bereit zum Schießen. „Um ehrlich zu sein: Nein. Drei sterbende Baterianer sind wahrlich schwer zu überhören und ihr Kroganer riecht doch jeden Kampf drei Kilometer gegen den Wind.“ Noch immer blieb der Attentäter völlig ruhig, auch wenn er von der Erfahrung her dem Söldner sicherlich unterlegen ist. Nachdenklich beobachtete der den Kroganer und wartete ab, was geschehen würde. „Wenigstens einer der unsere Rasse kennt. Wenn du mich nun entschuldigst, Drell, ich muss diese Menschenfrau noch abliefern.“ Der Kroganer wollte sich gerade umdrehen, als das Klacken vernahm, als Thane seine Waffe entsicherte. Langsam drehte der Söldner seinen Kopf um und sah den Attentäter wütend an. „Das lässt du schön bleiben. Ich habe etwas gegen Sklavenhändler. Also lass die Frau in Ruhe, in Ordnung?“ Ein eisiger Hauch schwang in der Stimme von Thane Krios mit, als er den Kroganer warnte. Normalerweise hätte jedes normale Lebewesen zu diesem Zeitpunkt schleunigst das Weite gesucht, selbst wenn sie Krios nicht kannten, denn in diesen Moment umgab ihm eine unheilvolle Aura, die in jedem Lebewesen den angeborenen Fluchtinstinkt weckte. Seine gelassene, ruhige Körperhaltung verstärkte dieses machtvolle Gefühl in der Luft nur. Bei jedem anderen hätte dies einschüchternd gewirkt, doch nicht bei einem Kroganer. Diese liebten den Kampf und scheuten keine Konfrontation. Der Kroganer schnaubte jedoch verächtlich und stürmte plötzlich auf den Drell zu. Thane trat einige Schritte zurück und verhinderte so, dass er von dem Gewicht des Aliens umgerissen wurde. Einige Millimeter vor Thane blieb der Söldner stehen und deutete warnend auf den Attentäter. „Misch dich nicht in fremde Angelegenheiten ein.“, erwiderte der Kroganer bedrohlich und hob drohend die Faust. Der Drell ließ sich jedoch nicht beeindrucken und trat auf den Entführer zu, seine Waffe ruhig auf die Kehle gerichtet. Skeptisch sah der Kroganer ihn an, rührte sich aber nicht. „Ich sag es nur noch einmal! Lass sie in Frieden oder ich sorge dafür, dass du keinen Schaden mehr anrichten kannst.“ Thane hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass seine Drohung bei dem Kroganer etwas bewirkte und damit hatte er Recht. Stattdessen lachte dieser auf und stürmte auf ihn zu. Der Boden vibrierte unter dem Gewicht des Söldners und die Wände warfen seine Macht wieder. Der Attentäter jedoch blieb ruhig stehen, verharrte völlig bewegungslos und wartete auf seine Chance. Immer näher und näher kam der Koloss eines Aliens und wollte den Attentäter wieder einmal mit seinem Gewicht umwerfen oder ihm einen gewaltigen Schlag verpassen, doch da hatte er Thane unterschätzt. Im letzten Moment warf sich Drell in einer geschmeidigen Bewegung zur Seite, sodass der Kroganer glatt an ihm vorbei lief. Dieser grunzte irritiert, konnte jedoch nicht rechtzeitig bremsen und rannte gegen die Wand. Ein lauter Knall durchfuhr den Raum und drängte sich in den Gehörgang von Thane, doch dieser schüttelte die betäubende Wirkung ab, denn er wollte diese Chance nicht ungenutzt lassen und sich auch Ammon Kiras Zorn nicht weiter zuziehen. Er sollte es schnell und mit möglichst wenig Leid zu Ende bringen. Schneller als einen Wimpernschlag befand der Drell sich neben seinen Gegner, duckte sich geschickt unter einem abwehrenden Schlag weg, sodass er sich nun direkt unter ihm befand. Der Kroganer beugte seinen kurzen Hals, sah überrascht zu ihm hinab, doch da war es schon zu spät. Thane Krios betätigte den Abzug seiner leichten Waffen und spürte den vertrauten Rückstoß, der dem Hinausjagen seiner Pistole folgte. Wie ein heller Blitz schoss das Projektil aus dem Lauf und bohrte sich in das weiche Fleisch seines Unterkiefers. Ein Knacken war zu hören, als der Knochen brach und der Kroganer entsetzt röchelte. Ein Schwall Spucke und Blut ergoss sich aus dem großen Maul. Die vorher voller Misstrauen und Selbstbewusstsein leuchtenden Augen verdrehten sich qualvoll, während der massige Körper erzitterte. Langsam schwand die Lebenskraft aus dem Körper des Kroganers, Thane konnte förmlich spüren wie sie aus ihm wich. „Das...wirst...du...“, gurgelte der Koloss noch, doch war er nicht mehr in der Lage diesen Satz zu beenden. Seine Zunge war von der Kugel ebenfalls durchbohrt worden. Nur wenige Augenblicke später brach der Kroganer zusammen und lag regungslos auf dem kalten Boden. „Möge Ammon Kira dir vergeben...“, flüsterte Thane mit seiner ruhigen Stimme und faltete die Hände des Kroganers zu einem letzten, stummen Gebet. Auch er selbst schloss die Augen und betete zu seinen Göttern, bat um die Vergebung seiner Sünden. Noch immer wusste er nicht genau, wieso er das überhaupt getan hatte, wieso er die Schuld von fünf Morden auf sich lud für eine Frau, die er noch nicht mal kannte, doch sein Unterbewusstsein hatte ihn dazu getrieben. Um das warum musste er sich später kümmern. Nun trieb ihn die Sorge. Thane hatte nicht sehen können, was genau mit der Menschenfrau geschehen war. Er hatte nur gesehen wie sie plötzlich aus seinem Sichtfeld geschleudert wurde. Die Ungewissheit, ob sie überhaupt noch am Leben war, oder ob der Schlag des Kroganers sie getötet hatte, raubten Thane seine sonst so klaren Gedanken. Sofort nachdem er sein Gebet an den Herrn der Jäger beendet hatte, hockte er sich zu dem regungslosen Körper der braunhaarigen Frau. Vorsichtig, behutsam legte er seine schlanken Finger an ihren Hals und schloss die Augen um zu lauschen. Einige Momente verharrte der Drell regungslos, wartete, hoffte um dann wenige Augenblicke später einen Pulsschlag unter seinen Fingerkuppen zu spüren. Erleichtert atmete Thane aus und für einen kurzen Augenblick erlaubte er sich sogar ein kleines Lächeln. Er hatte diese Taten also nicht umsonst getan. Dieser jungen Frau hatte er ein Leben voller Leid erspart. Diese Gewissheit gab seinem Inneren wenigstens etwas Ruhe. Vorsichtshalber hielt er auch nochmal seine Handinnenfläche unter ihre Nase und spürte sofort den kitzelnden Hauch ihres Atems. Sie lebte! Nun war er sich sicher. Kurz betrachtete er die junge Frau und strich ihr eine Haarsträhne hinter die Ohren, beschloss dann aber, dass es an der Zeit war die C-Sec zu rufen, die sich um alles weitere kümmern würde. Bis die Sicherheitsleute hier auftauchen würden, wäre er schon längst verschwunden. //Mach es gut. Ich hoffe dein Weg wird nun besser, als der hinter dir liegende.//, sprach er stumm zu der Geretteten, bevor er das Lagerhaus verließ. Draußen angekommen, lehnte sich Thane kurz an die Wand, schloss die Augen und holte tief Luft um sich zu erholen. Ein kühler Wind strich über seine erhitzte Haut. Thane war geschafft. Diese Nacht war für ihn anstrengend gewesen, obwohl er schon so manche schwierige Missionen gehabt hatte. Sein Ziel war sehr gut bewacht gewesen, besser als die meisten seiner Opfer und die Sicherheitsvorkehrungen hatten ihm und seinem Körper alles abverlangt und das rächte sich nun. Plötzlich, ohne jegliche Vorwarnung, riss ein mächtiger Hustenanfall die Kontrolle seines Körpers an sich und keiner bemerkte es. Niemand sah, wie sich der Körper des Drells unter dem Husten krümmte, doch Thane kannte es schon. Er musste nur abwarten und es über sich ergehen lassen, dann klang der Husten von alleine ab. Diese Anfälle kamen immer, wenn er sich zu sehr angestrengt hatte. Es war eine Last, die er mit sich trug, und die ihn eines Tages töten würde, aber das war nun mal sein Schicksal. Selbst als der Husten abgeklungen war, zitterte sein Körper noch immer und der Drell brauchte all seine Willenskraft um ihn wieder unter Kontrolle zu bringen. Noch war die Menschenfrau nicht in Sicherheit. Erst musste er noch dafür sorgen, sonst wären seine Morde umsonst gewesen. Thane öffnete wieder seine großen, schwarzen Augen und aktivierte sein Universalwerkzeug. Einige Momente zögerte er noch, sah dann aber ein, dass dies der einzige Weg war. Es dauerte nicht lang, dann hatte er den Standort anonym an der Citadell Sicherheit geschickt. Die würden sich um alles weiter kümmern, doch bis sie eintrafen, wäre er schon längst auf den Weg zu seinem nächsten Auftrag. Thane war schon gerade dabei sich auf den Weg zu den Terminals zu machen, als er inne hielt. Langsam drehte er seinen Kopf zu dem Lagerhaus um, dessen Tür noch immer offen stand und ein toter Baterianer auf der Türschwelle lag. Innerlich kämpfte der Drell mit sich, eigentlich musste er schnellst möglich von hier verschwinden, eine Begegnung mit der C-Sec könnte durchaus unangenehm werden, doch konnte er die junge Frau auch nicht so hilflos dort liegen lassen. Selbst auf der Citadell fallen fünf Leichen und eine ohnmächtige Frau irgendwann auf. Resigniert schüttelte der Drell den Kopf und ging zurück, verstaute die Leiche in dem Lagerhaus und verschloss die Tür mit Hilfe seines Universalwerkzeuges. Seine Hand verharrte noch einige, lang erscheinende Augenblicke auf der kalten Palladiumtür. Wieso kümmerte es ihn? Wieso war es ihn wichtig? Sonst war er immer so ruhig, mit sich in Reinem. Warum war er nun so aufgewühlt? Doch länger darüber nachdenken konnte er nicht, denn weit entfernt hörte er die Sirenen der Einsatzfahrzeuge der Citadell Sicherheit. Er musste hier weg und zwar auf der Stelle. Noch ein letztes Mal sah er zu der Tür, wünschte der Frau alles Glück und verschwand dann wie ein Schatten in der langsam dämmernden Nacht. Wie hätte Thane ahnen können, dass er damit der Frau geholfen hatte, die sein Leben noch vollkommen auf den Kopf stellen würde? ~ Was ist denn nur geschehen? Wie kann ich das denn überstehen? Wer mich fesseln will, ist am Start und nicht am Ziel. Ja, dieser Kampf ist noch nicht vorbei, nur wer sich wehrt, ist wirklich frei. Ich muss hier weg, ich will nach Haus. Ihr steht im Weg, doch ich weiß, ich komm raus. Ich gehör nur mir- Pur (Spirit der wilde Mustang) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)