Die Prüfung der Grenzen von Jeanne-Kamikaze- (Aus Schwarz und Weiß wird Grau) ================================================================================ Kapitel 6: When the world turns upside down ------------------------------------------- 6. Kapitel: When the world turns upside down Der dunkle Bass des Black Stars vibrierte durch Shepards Körper und die grüne Flüssigkeit, in dem kristallklaren Glas vor ihr, tanzte im Rhythmus der elektronischen Musik. Kein Gesang, keine Fröhlichkeit wie die Lieder auf Mindoir, sondern dunkle, mysteriöse Beats, die die Seele in Dunkelheit hüllten. So war die Musik auf der Citadell, so war die Musik der Nacht. Hierher kam man um zu vergessen, sobald man die Tür des Nachtclubs betrat ließ man sein Leben und seine Sorgen hinter sich- nahm für kurze Zeit, für die Dauer einer Nacht eine andere Identität an. Für die dunklen Stunden des Tages konnte man hier sein, wer immer man sein wollte. Jeder Besucher setzte sich eine schöne Maske auf und Niemand interessierte sich für die wahre Gestalt, welche sich dort hinter verbarg mochte. Dunkle Schemen huschten durch das Dämmerlicht, nicht mehr als Phantome der Nacht. Normalerweise mochte Mira diese kalten, isolierenden Orte nicht, wo Niemand zu seinem Leben stand und die Verantwortung nahm. An solch kalten Orten, wo bloß die Ekstase zählte, fühlte sich die junge Frau fehl am Platz. Die Atmosphäre triefte förmlich vor geheuchelter Fröhlichkeit und Mira konnte förmlich die Lasten spüren, die ein jeder Gast hier mit sich herum trug. Die Luft schien von ihnen erfüllt zu sein. Lustlos nahm Shepard ihren Drink und nippte bedächtig daran, den Kopf in die Handfläche gestützt. Normalerweise würde sie sich lieber verbrennen als hierher zu kommen. Sie hassten Masken, sie hasste unverantwortliche Wesen, die nicht zu sich selbst standen, doch dieses eine Mal war dieser Ort genau der Richtige für sie. Für den Moment wollte auch sie sich der Illusion der Sorglosigkeit hingeben und vergessen, was letzten Monat geschehen war. Sie hatte ihn wirklich gehen lassen. Frustriert prustete sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und exte ihr Getränk. Der Nachgeschmack des mit Brandy gemischten Getränkes brannte in ihrer Kehle und ließ ihren eigenen Irrglauben kurz verschwinden. Mira hatte ihm gegenübergestanden, hatte Thane Krios in die Augen gesehen, doch aus irgendeinem Grund, den sie bis jetzt immer noch nicht verstand, hatte sie noch nicht einmal ernsthaft versucht ihn zu verhaften. Ihr Versuch war halbherzig gewesen, eine Verzweiflungstat für ihr Gewissen, wie sie nun vermutete. Aber warum nicht? Warum hatte sie, sobald sie Krios gegenüberstand aufgehört zu kämpfen? War es, weil er sie vor den Sklavenhändler gerettet hatte? Weil er den Baterianer tötete, der ihre Vergangenheit ausgelöscht hatte und einen bitteren Zorn in ihr eingebrannt hatte, wie er seinen Opfern ein Zeichen des Besitzes eingebrannt hatte oder was war der Grund? Diese Fragen hielten sie nachts wach oder ließen wirre Träume vor ihrem Augen tanzen, fast als würden sie sie auslachen. Mit niemand hatte sie darüber gesprochen, noch nicht einmal mit Garrus, obwohl er sie mehrmals nach den Ereignissen des Abends gefragt hatte, doch Mira brachte es nicht über sich ihr Unvermögen ihm gegenüber einzugestehen. „Noch etwas, Schätzchen?“, durchbrach die honigweiche Stimme der Asari ihre Gedanken, welche heute die Barfrau gab. „Nein, danke, Erinthia.“, antworte Shepard. „Es reicht für heute.“ Die Asari nickte und fuhr damit fort die Gläser zu polieren während das Schwarzlicht interessante Facetten auf ihre Haut warf. Die hellen Blautöne ihrer Haut funkelten intensiv in dem speziellen Licht, während die dunklen Nuancen des Blaus in der Dunkelheit verschwanden. Mira kannte die Asari schon länger. Nachdem Anderson sie von Mindoir gerettet und hierher gebracht hatte war ihre erste Anlaufstelle die Bar hier gewesen, eben jener Platz. An jenem Abend hatte sie versucht den Schmerz des Geschehenen zu ertränken und Erinthia hatte sich irgendwann geweigert ihr noch mehr Alkohol auszuschenken und hatte stattdessen nachgebohrt. Völlig beschwipst hatte Mira sogar nachgegeben und ihr alles erzählt. Sie würde sie eh niemals wiedersehen- hatte sie damals gemeint. Irrtum. Eine Woche nach ihrem Einschreiben an der Akademie hatten alle Rekruten beschlossen hier feiern zu gehen. Wer hatte wieder hinter der Bar gewartet und sie mit wissendem Blick betrachtet? Richtig, Erinthia. Seitdem, wie magisch angezogen, kehrte Mira immer hierher zurück, wenn sie etwas beschäftigte. „Wartest du auf jemanden, Shepard? Deine Augen huschen immer wieder in die Schatten.“, bemerkte die Barfrau mit nachdenklichen Blick und starrte in die Dunkelheit der Séparées.“ Mira seufzte und leckte sich unruhig über die Lippen. „In gewisser Weise ja.“, antworte sie bloß und bestellte schließlich doch noch einen Drink. Erinthia schüttelte nur schmunzelnd den Kopf und schenkte ihr ein weiteres Glas ein. Mira ahnte bereits, dass er wieder kommen würde. Es wäre nicht das erste Mal. Der Rhythmus der Beates wurde schneller und die Anwesenden des Nachtklubs zog es wie auf die Tanzfläche. Ihre Körper wogen sich auf den Wellen des Kontrollverlustes und ihre Hände klatschten im Takt des Vergessens. Mira betrachtete es kurz mit etwas Argwohn, wandte sich dann aber wieder von der Menge ab und wog ihren Kopf. Plötzlich bemerkte sie eine kleine Bewegung in ihren Augenwinkeln und ein Schatten bewegte sich direkt neben sie. Mira sah nicht auf, sie löste sich noch nicht einmal von ihren Drink. „Was wollen Sie, Nuara?“ Mira drehte sich nicht zu ihm um, sondern nahm stattdessen einen kräftigen Schluck ihres Drinks und hustete aufgrund des bitteren Nachgeschmacks. Er war einer der Gründe, warum sie ihr Versagen nicht vergaß. „Sie sind unvorsichtig geworden. Es wäre ein leichtes gewesen Sie hier zu verschleppen. Ich dachte Sie hätten aus dem letzten Mal gelernt.“ Die Stimme des Mannes war ein solch tiefer Bass, dass er selbst durch den dunklen Beat der Musik klar zu verstehen war. Mira schnaubte frustriert und umklammerte ihr Glas mit beiden Händen. Sie zitterte, das sah man an den Kreisen, die sich durch den Rest ihres Brandies zog. „Mittlerweile habe ich gelernt, dass plötzlich auftauchende Schatten, die keinerlei Geräusche von sich geben Sie sind. Alle andere verursachen wenigstens etwas Lärm.“, erwiderte Mira spitzzüngig. Dieser Drell trieb sie in den Wahnsinn und dass Krios nun wie selbstverständlich neben ihr stand erschien ihr wie die bittere Höhne des Schicksals. Als deute es mit den Finger auf sie und lachte über Shepard. „Clever oder naiv. Eines von beiden wird es wohl sein.“ Wie immer war die Stimme von Krios monoton. Es war nicht das erste Mal dass sie sich nach jenem Vorfall trafen. Es schien sogar beinahe, als würde der Drell nun Mira verfolgen. „Ich bevorzuge clever, Nuara.“ Langsam drehte Mira ihren Stuhl herum und blickte ihn nun herausfordernd an. Thane Krios lehnte entspannt, aber mit verschränkten Armen, gegen die dünne Wand, die die Séparées abtrennten, und betrachtete sie wie immer aus unbewegten Augen, die zeitgleich aber umso tiefer schienen. Sein Körper schimmerte im spielerischen Licht der Disko in den verschiedensten, faszinierenden Nuancen des Grüns. Seit ihrem ersten Treffen sprach Shepard ihn mit einem seiner Decknamen an mit denen er sich in die Citadell eingeschleust hatte. Sie hatte keine Lust auf die Probleme, die es mit sich brachte, wenn irgendjemand hier seinen Namen aufschnappte. Selbst außerhalb der Unterwelt war Krios gefürchtet. „Das tun sie alle, doch meist ist die zweite Variante der Fall.“, kommentierte Krios ruhig ihren Einwurf und betrachtete sie. Mira schnaubte wütend. Er wollte sie auslachen. Es war seine Art der Häme, dessen war sie sich sicher. Wieder wandte sie sich ihrem Drink zu und nahm einen Schluck. Sie bemerkte wie Erinthia zu ihr herübersah- wahrscheinlich hatte sie ihr schnauben gehört- und irritiert den Kopf neigte. Ja, Drells war immer direkt die Aufmerksamkeit inne. „Also, welcher Verbrecher muss dies Mal dran glauben?“, brachte Shepard es schließlich auf dem Punkt. Sie wollte dieser unangenehmen Situation endlich entkommen. Nun war der triefende Rhythmus keine Zuflucht mehr, sondern ein Käfig. Sie spürte förmlich wie Krios seinen Kopf neigte und sie nachdenklich betrachtete. Sie konnte die großen, durchdringenden Reptilienaugen förmlich auf sich spüren. „Wer sagt, dass ich deswegen hier bin?“, erwiderte er mit dem kalten, selbstbewussten Ton, der Mira einen Schauer den Rücken hinabjagte- halb aus Angst und urtümlichen Fluchtinstinkt, halb aus Faszination. „Weil ich unser Spiel langsam leid bin, Nuara.“, erklärte Mira und warf ihm einen herausfordernden Blick über die Schulter zu. Sie reckte ihr Kinn vor und zog die Augenbrauen hinab. Seit sie ihm gestellt, aber entkommen ließ, erhielt sie immer wieder anonyme Hinweise, die sie zu Krios führten und sie wusste, dass sie von ihm selbst kamen. „Deshalb bin ich hier.“ Thane ließ sich neben ihr auf den letzten freien Stuhl fallen- jeder hatte es bei ihrer grimmigen Aura zuvor vermieden, diesen Platz zu wählen- doch Krios schien die dicke Luft nichts auszumachen, obwohl sie nun auch noch vor Wut zu knistern begann. Mira wusste nicht einmal warum. Er hatte sie vor den Baterianern gerettet und war ganz anders als sie sich jemals einen Attentäter vorgestellt hatte, doch sobald sie ihn sah wurde sie aggressiv und sie vermutete Unsicherheit dahinter. Diese Vermutung machte sie sogar noch zorniger. Niemals hatte Thane seine Ruhe vor ihr verloren, niemals hatte er sich provozieren lassen. Selbst Sätze, die bei jedem anderen zynisch geklungen hätten, klangen bei ihm wie eine höfliche Floskel. Die machtvolle Aura der Gefahr, die den Drell umgab, umhüllte ihn wie ein zweiter Mantel und ließ ihn unangreifbar wirken, obwohl er bloß wieder seinen Ledermantel trug. Thane faltete die Hände auf der Bar und drehte seinen Kopf zu ihr um. Sein Blick durchdrang den ihren und der nachdenkliche Ausdruck nahm sie gefangen. „Meine Mission hier ist bald beendet, danach werde ich nach Illium aufbrechen.“ Er bettete seinen Kopf auf seinen gefalteten Händen und betrachtete die Flaschen in der Bar. „Warum erzählen Sie mir das?“, fragte Shepard mit teils Verwunderung, teils siedender Wut in ihrer Stimme. Nach Illium würde sie ihm nicht folgen können, sie dufte den Verbrecher nur auf der Citadell verhaften- alles andere lag außerhalb ihrer Zuständigkeit. „Weil ich Ihnen etwas geben möchte, bevor ich gehen werde, dass Sie interessieren könnte. Sie waren eine ernstzunehmende Konkurrentin. Niemand hatte es bisher geschafft mich zu stellen. Sehr beeindruckend für einen Rekruten.“ Mira warf dem Drell einen überraschten Blick zu. Irrte sie sich oder lobte Thane Krios sie gerade? „Das einzige, was Sie mir geben könnten, was mich interessiert, sind Sie in Handschellen, Nuara.“ Sie konnte sein Kompliment einfach nicht akzeptieren. Zu tief saß der Schmerz in ihrer Brust, die seine Anwesenheit mit sich brachte, zu sehr rief es die Erinnerungen an ihr Versagen in Mira hervor. Er war es, der alles woran sie glaubte ins Wanken brachte. „Wissen Sie, ich sitze hier seelenruhig neben Ihnen und Sie haben es kein einziges Mal versucht nach jenem Abend.“ Thanes Blick schweifte über ihr Gesicht und ließ sie unruhig werden. Warum wurde Mira das Gefühl nicht los, dass sein tiefer Blick ihre wahre Seele zum Vorschein brachte? „Ich bin nicht dumm.“, erwiderte sie barsch und leerte ihr Glas um das aufkommende Unwohlsein zu verbrennen. Krios betrachtete sie noch immer mit demselben, ruhigen Blick. „Sie würden mich töten.“ „Das weiß man erst, wenn man es versucht hat.“, gab er zu Bedenken und schloss kurz die Augen. Für den Hauch eines Moments schienen seine Pupillen hinter den geschlossenen Lidern zu flackern, doch dieser Eindruck verschwand sofort. „Ich habe nicht vor bei dem Versuch zu sterben.“, bekräftigte sie noch einmal ihre Aussage und wandte sich von ihm ab. Mira fühlte wie ihr Inneres in Aufruhr geriet. „Und wenn ich es darauf anlege, dass Sie es noch einmal versuchen?“ Es war kein Scherz, nein, dafür war seine Stimme zu ernst. Dahinter steckte mehr. Mira runzelte die Stirn und diesmal war sie es, die forschend in das Gesicht des Drells sah. Seine Augen starrten ins Leere und fokussierten nichts spezielles, es schien mehr, dass er in einer entfernten Welt hing. Auf einmal bemerkte Mira, wie seine Aura sich verändert zu haben schien. Sie war nun nicht mehr warnend, sondern schien voller Kummer zu sein. Verständnislos schüttelte Shepard ihren Kopf. Trauer? Gar sogar Reue und das bei einem Attentäter? Das passte überhaupt nicht in ihr Bild und doch erschien ihr diese Erkenntnis richtig, obwohl es so unwahrscheinlich schien. Thanes Lider sanken herab, bedeckte die Hälfte seiner Augen und seine Haltung wirkte nun nicht mehr selbstbewusst, sondern eher...melancholisch. Wollte er wirklich von ihr verhaftet werden? Das würde erklären, warum er selbst sie auf seine nächsten Ziele hinwies, doch was steckte dahinter? Wieso wollte er verhaftet werden? Es erschien der jungen Rekrutin jedoch so unwirklich, dass sie den Kopf schüttelte. Warum sollte der beste Attentäter wollen, dass er gefasst wurde? Das war doch irrwitzig. „Ich hätte nie gedacht, dass Sie auf Handschellen stehen...“ Shepard wusste sich nicht anders aus der unangenehmen Situation zu retten als einen Witz zu reißen. Krios drehte seinen Kopf zu ihr herum und der vorher eher stumpfe Ausdruck in seinen Augen erwachte wieder. Irrte sie sich oder sah sie sogar das Zucken eines Lächelns um seine Mundwinkel? Es war schwer zu sagen in dem dämmrigen Licht des Black Stars. Doch selbst wenn es so gewesen war, so wurde Thanes Blick augenblicklich wieder ernst und sein Gesicht verwandelte sich wieder in seine professionelle Maske. Nun war es wieder unmöglich irgendeine Emotion in ihm abzulesen. Mira schnaubte. Sie hasste Masken wirklich und seine war besonders gut. „Es ist Ihre letzte Chance mich festzunehmen, bevor Ihre Zeit abläuft.“, murmelte er leise und obwohl er seine Stimme senkte, konnte Shepard ihn doch klar verstehen. Generell passte sie hervorragend zu seinem mysteriösen Auftreten. Sie hatte beinahe etwas Hypnotisches. „Ich weiß...“, seufzte Shepard und strich sich wieder die Haare aus dem Gesicht. Legte ihr müdes Gesicht in ihre Armbeuge. „Worauf warten Sie dann? Ich sehe doch, dass Sie ihre Handschellen selbst hier bei sich tragen.“ Mira stutzte überrascht. Thane hatte es bemerkt? Dabei hatte sie das kühle Metall sorgsam versteckt. Auf den Straßen wurde man sonst komisch angesehen. „Soll das eine Herausforderung sein?“, fragte sie verwirrt und sah zu ihm auf. Auch Thane begegnete ihren Blick, bevor er seinen Kopf leicht schüttelte. „Nein. Ich werde Sie nicht töten.“ „Worum geht es Ihnen dann, Nuara? Ich werde aus Ihnen nicht schlau.“, fragte Mira in ihrer Verzweiflung. „Das werden nur die wenigsten…doch wann versteht man schon sein Gegenüber wirklich?“, sagte Thane Krios bedächtig und ließ seinen Blick durch den Nachtklub schweifen und verharrte in einer Ecke. Mira folgte seinem Blick und sah wie eine Tänzerin ihre Show auf einem Tisch- umringt von einem verlegenen Salarianer und grölenden Menschen- ihre freizügige Show zeigte. Verächtlich schnaubte die junge Rekrutin und wandte sich von dem Anblick ab. Typisch Asari. Entweder Stripperinnen oder Zicken oder gar beides. Musste wohl grad der frühere Lebensabschnitt ihrer 1000 Jahre sein. Erinthia sagte, dass man sie bei den Asari die jungfräuliche Phase nannte, doch Mira bezweifelte, dass diese Tänzerin noch wirklich jungfräulich war. Krios bemerkte ihre Verachtung und warf ihr einen fragenden Blick zu. Irritiert blinzelten seine großen Augen sie an und er neigte den Kopf schief. „Ihr Menschen seid wirklich seltsame Wesen…“, murmelte er leise auf Grund des gesehen Kontrastes und ließ Mira wieder bewusst werden, wer da neben ihr saß. Blitzschnell fuhr sie zu ihm herum und betrachtete ihn aus engen Schlitzen. Es schien, als erwartete ihr Körper noch immer eine Kugel im Rücken, wohingegen ihr Geist sich angesichts der Begebenheiten relativ normal mit Thane unterhielt. Ganz tief in ihr, vergraben, unter ihrer Verunsicherung, wuchs sogar ein Teil heran, der die Gespräche mit Krios genoss. Der Drell war wirklich anders als alle Männer die er bisher getroffen hatte. Sicherlich, die Matriarchinnen der Asari, die bereits ihren letzten Lebensabschnitt erreicht hatten- so wie Erinthia- waren durchaus sehr weise. Viele Aliens fühlten sich zu so einer Asari hier auf der Citadell hingezogen. Sie nannte sich die Konsortin. Rekruten, die einen heißbegehrten Termin bei ihr ergattert hatten, berichteten von einer solchen Macht der Empathie, die ihr Leben verändert hatte. Shepard selbst hatte nie das Bedürfnis gefühlt sie zu besuchen. Sie wollte selbst ihren Weg finden. Aber worum es wirklich ging war, dass Krios reifer war, als die Männer mit denen sie sonst sprach. Mit Garrus konnte sie herumalbern und lachen, doch Thanes Art war anders und es gefiel ihr- so schwer einzugestehen es auch war. Sie war nie eines dieser viel kichernden Mädchen gewesen. Mira hatte das Gefühl, dass sie seit Mindoir sich geistig wesentlich schneller entwickelt hatte als ihre Kollegen es taten. Verdammt, bei manchen ihrer Ausbildungsgefährten hatte sie sogar das Gefühl, dass sie sich zurück entwickelten. „Ihr Drells seid auch nicht gerade einfach zu verstehen. Sie ins besonderen, Krios…“, murmelte sie leise und beide sahen sich überrascht an, als sie bemerkten, dass Mira ausversehen seinen Namen hatte fallen lassen. Der Nachwind des Wortes schwebte zwischen ihnen und Mira spürte, dass sie ihm wieder einen weiteren Schritt zuerkannt hatte. Erst hatte sie seine Gegenwart akzeptiert und nun nahm sie seinen Namen hin, versuchte seine Identität nicht mehr hinter einem Decknamen verstecken. Mittlerweile, so wurde ihr bewusst, war es ihr egal, ob ein anderer Beamter der C- Sicherheit oder wer anders bemerkte, dass sie mit Krios zusammen war, denn sie hatte schon längst die Hoffnung aufgeben je ein Teil von der Polizei zu werden. Trotz Krios Hinweisen war sie jedes Mal zu spät gekommen, doch im Endeffekt war selbst das egal. Es ärgerte sie nicht, wie sie es vermutet hatte. Im Verlauf des letzten Monates hatte es sich zu einem Fangspiel entwickelt- sie waren wie Katz und Maus. Gefangen in ihrem eigenen Tanz näherten sie sich einander an und entfernten sie sich schließlich voneinander. Niemand von ihnen war gewillt stehen zu bleiben. Mira gestand sich ein, dass dieses Spiel ihre größte Herausforderung gewesen war. Im Unterricht hatte sie sich meist dröge gefühlt, unterfordert von den Erwartungen, die ihre Lehrer an sie stellten. Krios hinterher zu jagen, hatte das Adrenalin in ihre Adern zurückkehren lassen und sie fühlte sich wahrlich gefordert, doch nun merkte sie, dass sie dessen überdrüssig wurde. Eine Entscheidung stand an. Nicht nur Krios Abreise rückte näher, sondern auch ihre Entscheidung, ob sie ihre Ausbildung schmeißen sollte oder ob sie ihn nun festnahm. Lange hatte Mira diese Entscheidung vor sich hergeschoben, doch nun musste entscheiden wohin sie ging: Nach links oder nach rechts. Sie sah Krios an, der sie mit nachdenklichen Augen betrachtete, seinen Kopf auf die Hände gebetet, während er kein einziges Mal blinzelte. Er schien zu spüren, dass Mira beschlossen hatte nun endgültig reinen Wein einzuschenken und er schien nicht gewillt ihr die Verantwortung abzunehmen. Nein, er hatte sein Schicksal wirklich in ihre Hände gelegt, das hatte sie gespürt. Die Frage warum hatte sie längst aus ihren Überlegungen verbannt. Sie machte alles nur ungleich schwerer. Nein, Mira versuchte ihren Schluss außerhalb persönlicher Gefühle wie Verzweiflung und Dankbarkeit zu fällen- etwas, was ihr schwerer fiel, als sie jemals vermutet hatte. Mira kaute geistesabwesend an ihrer Unterlippe, während sie alles noch durchging, alle Pro und Contras abwog. Es war wirklich schwer. Früher war für Mira Schwarz und Weiß klar definiert gewesen und sie hatte nie Probleme gehabt eine solche- vermeintliche- rationale Entscheidung zu treffen. Mira hatte gemeint zu wissen, wer gut und wer böse war. Wer Gnade verdient hatte und wer nicht. Sie erinnerte sich daran, wie sie manchmal Garrus ausgelacht hatte, als er Zweifel an der Schuld eines eingesperrten Verbrechers hatte. Ob schlimme Vergangenheit oder nicht, ob Notwehr oder sonst etwas, aus Miras Sicht hatten all diese Gründe nicht das Recht eine Straftat zu erklären. Sie selbst, die durch die Hölle auf Mindoir gegangen war, die das Feuer des Hasses und die Wut im Bauch nur zu genüge kannte, hatte sich schließlich niemals zu einer solchen Tat hinreißen lassen, sie verunglimpfte noch nicht einmal alle Baterianer dafür. Bevor sie Krios getroffen hatte, war ihr klar gewesen, dass besonders Attentäter keine Gnade verdienten, denn sie töten nur um des Geldes wegen und vermutlich auch noch, weil es ihnen Spaß machte. Nein, in Miras kleiner, gedanklichen Welt hatte es nur Schwarz und Weiß gegeben, doch in all ihren Gesprächen mit Thane Krios und all ihrem Nachdenken war ihr klar geworden, dass sie schon längst die Grauzone betreten hatte. Die Grenzen ihrer eigenen, persönlichen Rechtsprechung waren verschwommen und Mira war sich nicht sicher wohin ihre geistige Entwicklung sie überhaupt führen würde. Sie vermutete, dass sie das Ende ihres Traumes bei C-Sicherheit bedeutete, da sie nun nicht mehr gewillt war in Schwarz und Weiß zu sehen, wo sie nun auch Grau kannte. Mira sah nicht ein, warum Krios dafür bestraft werden sollte, dass er da aufräumte, wo der Besen der Gerechtigkeit nur willkürlich den Schmutz der Gesellschaft aufkehrte. Nein, diesen Weg war sie nicht mehr gewillt zu gehen. Es bedeutete zwar ihre persönliche Niederlage gegenüber Pallin, doch die andere Richtung würde sie ihre Erkenntnis Kosten und ihr neues Selbst. Auch wenn Mira es nie gedacht hätte, dieser Preis war ungleich höher. „Sie sagten, dass sie des Spieles müde sind?“, durchbrach Krios fragende Stimme ihren Gedankengang und nun blinzelte sie schnell. Ihr Blick war in die Ferne abgeglitten, doch nun kehrte er zurück und sie sah Krios aus wachen Augen an. „Wir haben lange genug umeinander herum getanzt, Krios. Ich bin darin nicht besonders gut.“ Ein mattes Lächeln stahl sich über ihre Lippen und sie trank den letzten Schluck des Drinks. „Sie sagten, Sie seien deswegen hier?“ Thane Krios nickte bedächtig und behielt ihre Mine fest im Blick. Mira war es egal. Lang vorbei war die Zeit indem seine Aura sie einschüchterte, längst vergangen der Tag an dem diese wachen Augen sie verunsicherten. Mira hatte sich an sie gewöhnt und hatte es als Teil seines Wesens akzeptiert. „Ich habe gestern Morgen eine interessante Nachricht erhalten.“ „Ihr letztes Ziel nehme ich an?“, fragte Mira ruhig. Wie gelassen sie gegenüber seinem nächsten Ziel war. Mira wusste, dass Krios sicherlich bedächtig wählte und sie vertraute darauf, ja sie vertraute wirklich darauf, unfassbar, dass sein Opfer es verdient hatte. Krios jedoch schien zu zögern und zeigte eine Spur von Unsicherheit. Seine Augen wanderten unruhig durch den mittlerweile brechendvollen Klub. Der Beat des Liedes, der durch ihre Ohren dröhnte, wurde immer schneller, hypnotischer, lockender und Mira spürte wie ihr Herz sich diesem ungreifbaren Rhythmischen Band anpasste. Oder war es doch etwas anderes? „Krios?“, fragte sie wieder, bewusst, dass nur sein Name ihn aus seinem geistigen Drift befreien würde. „Eine Anfrage…“, stellte Krios schließlich mit rauer Stimme klar und leckte sich unbewusst über die Lippen. „Für wen und was hat das mit mir zu tun?“ „Dazu komme ich noch…“, erwiderte er hart und seine Gesichtszüge veränderten sich. Sie wurden steinern, als wolle er sich gegen das bevorstehende wappnen. „So?“ Nun wurde Mira misstrauisch. Etwas in der Art und Weise wie er mit ihr sprach, wie seine Körperhaltung war, stimmte sie unruhig. Äußerst unruhig. Ihr Körper witterte Gefahr und ein drohendes Unheil. „Der Auftraggeber hat mir eine große Summe für seinen Tod geboten.“ Krios Stimme tastete sich vorsichtig vor, als überprüfe sie wie Mira reagierte. „Mir gefällt nicht wie Sie das sagen, Krios. Es bereit mir Sorgen.“, sagte sie und blickte in aus skeptischen Augen an. Eine Augenbraue hob sich in die Höhe und sie sah, wie Krios den Blick abwandte. Langsam holte der Drell ein Datenpad aus seiner Tasche und schob es Mira bedächtig zu. Mit geschickten Fingern angelte sie das Pad und öffnete die Datei, die ihr Krios ihr anwies. Ihre schlanken Augenbrauen senkten sich hinab, als sie durch die E-Mail las. „Ich habe wie gewohnt einige Nachforschungen angestellt über ihn…und bin dabei auf etwas Interessantes gestoßen.“ Thane Krios Blick ruhte auf ihr und er beobachtete jede kleine Bewegung ihrer Mimik. Mira reagierte hingegen nicht auf seine Äußerung, die sie hätte unruhig stimmen müssen, sondern las weiter ihre von ihm zuerkannte Belohnung. Alles klang beunruhigend normal. Übliche Ausschweifungen warum das Ziel getötet werden sollte, kurze Vorstellung des Auftraggebers, Treffpunkt und Honorar. Mira stockte. Krios hatte nicht untertrieben. Die Summe, die er für ein erfolgreiches Attentat erhalten sollte, war beachtlich. Äußerst beachtlich. Das ungute Gefühl in ihrem Magen wuchs bedrohlich an und er verkrampfte sich. „Krios…wer ist das Ziel?“, fragte sie vorsichtig und zog eine Augenbraue hoch. Thanes Blick war ruhig, aber tief versteckt glomm Sorge. Seine Lippen kräuselten sich, bevor er antworte: „Er ist im Anhang…das Passwort…“ „Ja, ja, im Hacken bin ich gut, geht schneller und Sie müssen es nicht preis geben.“, erwiderte Mira harsch und begann damit wild auf ihr Universalwerkzeug einzutippen. Die junge Rekrutin hielt Wort. Innerhalb einer Minute war Thanes sicheres Passwort für den Datenpunkt gehackt. Sie bemerkte nicht, dass Krios sie mit einem anerkennenden Blick betrachtete, während ihre hellblauen Augen über die sich neueröffnenden Daten flog. Mira stockte, als sie den Namen las und warf entsetzt das Datenpad von sich, so als hätte sie sich verbrannt. Mit einem lauten Klirren rutschte es an der Wand des Nachtclubs hinab und schlitterte über den Boden. Vor Angst aufgerissene Augen starrten Krios an, während ihre Lippen bebten. Krios erwiderte den vorwurfsvollen Blick, hielt ihm stand. Miras Herz raste durch den Gefühlscocktail aus Angst, Wut und Verzweiflung. Es durfte nicht wahr sein. Nein, nein, nein! Verzweiflung übermannte sie und ließ ihre Augen vor Wuttränen brenne. Blitzschnell schnappte sie den Arm von Thane Krios, hob ihn aus seinem Stuhl und zog ihn mit hinüber zum Separee, während sie Erinthia einen warnenden Blick zu warf. Die Asari neigte ihren wohlgeformten Kopf nachdenklich, als sie ihre Stammkundin mit dem Drell in der Dunkelheit des abgetrennten Bereichs verschwinden sah, zuckte dann aber mit den Schultern und fuhr fort ihre Gläser zu polieren. Das würde Shepard schon alleine regeln. Mira warf Krios so schnell gegen die hölzerne Abtrennwand des Privatbereiches, das selbst seine Reflexe ihn nicht schützen konnten. Krachend schlug er gegen die Wand, taumelte und fing sich schließlich, während seine Augen sie überrascht und erschrocken zu gleich ansahen. Ihr Herz raste- angetrieben von dem Adrenalin und der Wut in ihrem Blut. „Sie werden Garrus kein Haar krümmen.“, knurrte Mira ihn an und alles Wohlgesinnte, Freundliche war aus ihrem Gesicht verschwunden. Unverhohlener Zorn funkelte in ihren wasserblauen Augen. Ihre Hände gruben sich schmerzhaft fest in seine Schultern. Ihre Augen waren nur noch schmale Schlitze, während Wut und Abscheu wie Blitze durch ihre Augen zuckten. „Aber ich…“, setzte Krios zu seiner Verteidigung an, doch Mira schnitt ihn mit eisiger Stimme das Wort ab. „Ich lasse nicht zu, dass Sie ihn töten, Krios.“ Zorn durchtränkte Miras Stimme und ließ sie dunkel wie die Nacht klingen. Thane warf ihr einen mittlerweile ungeduldigen Blick zu und seine Augen schmälerten sich, während sich seine Lippen kräuselten, als wäre er beleidigt. Es war die erste wirkliche Gefühlsregung in seinem Gesicht, doch Mira war zu aufgebracht um sie wahrzunehmen. „Für wen halten Sie ich eigentlich?“, sagte Krios angesäuert und er befreite sich mit einigen schnellen Bewegungen aus Miras eisernem Griff. Seine Stimme wurde rauer, härter, als er sich aus ihrem Griff wand und plötzlich hinter ihr stand. „Haben Sie nicht mittlerweile verstanden, dass ich so nicht bin?“ „Sie sind ein Atten...“ „Ich habe abgelehnt.“, fuhr Krios sie wütend an und seine dunklen Augen verschmälerten sich. „Was?“ Krios seufzte und fuhr sich mit beiden Fingern über seine Augenbrauenknochen „Sie rauben mir echt noch die letzten Nerven...ich dachte Sie hätten es verstanden. Ich habe den Auftrag abgelehnt... ich muss zugeben, ich war ziemlich überrascht, als ich bei meinen Nachforschungen auf Sie traf.“ Langsam lehnte sich Thane Krios gegen einen der hölzernen Stühle in dem abgetrennten Bereich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sie...wollen nicht...“, stotterte Mira und war überfordert. „Nein, sonst hätte ich Sie doch nicht direkt aufgesucht.“ Schließlich hob er den Blick und er warf Mira zurück. Krios schien ernsthaft enttäuscht von ihr zu sein und das traf sie härter, als sie gedacht hatte. Der Drell hatte ihr vertraut, ihr sein Leben anvertraut und noch immer glaubte sie, dass sie ihm so etwas vorwarf. Doch es war auch für Mira schwer mit der neuen Situation umzugehen und ihre Erkenntnisse zu akzeptieren. „Krios...ich...“ Mira stockte und holte tief Luft. Leise seufzend rieb sie sich über ihre Augenbrauen und strich sich eine ihrer Ponysträhnen aus dem Gesicht. Es fiel ihr nicht leicht, doch sie sprang schließlich doch über ihren Schatten. „Es tut mir Leid...“ Sichtlich überrascht blinzelte der Attentäter und sah Mira mit geneigtem Kopf an. Offensichtlich hatte sich lang keiner mehr bei ihm entschuldigt, doch Mira war nicht so eine, die bis zu Letzt auf ihrem Standpunkt verharrte, nur weil sie ihren Stolz nicht beiseiteschieben konnte. Sie war gewillt sich zu entschuldigen und ihre Meinungen zu korrigieren, wenn es denn einen Anlass dafür gab. „Der Kunde war nicht besonders erfreut, als er von meiner Absage erfuhr.“ Thane blickte sie aus unheilverheizenden Augen an und blinzelte müde. „Ich denke, es ist ihm so wichtig, dass er einen weiteren Attentäter beauftragt haben könnte und der wird wahrscheinlich keine Gnade mit ihrem Turianerfreund haben.“ „Das befürchte ich auch...“, antwortete Shepard und rieb sich über ihre Nase. Das seltsame Paar schwieg und sah sich einfach nur an. Ihre Umgebung hörte einfach auf zu existieren. „Also...wer könnte ihren Freund töten wollen?“, fragte Krios schließlich und brach seine abweisende Körperhaltung. „Wissen Sie das nicht, Krios?“ „Nein...die Anfragen gehen anonym bei mir ein. So ist es für beide Seiten sicherer. Ich bekomme den Namen des Ziels und einen Vorschlag des Honorars. Danach stelle ich Nachforschungen an und entscheide, ob ich den Auftrag annehme. Erst wenn ich zustimme, erhalte ich die Kontaktdaten und somit auch, wer mich beauftragt hat. Danach kann ich aber auch nicht mehr zurück.“, sagte Krios und beantwortete somit die Frage, die der jungen Frau bereits auf der Zunge lag. „Ich verstehe...“, murmelte sie schließlich. Mira überlegte Fieberhaft. Wem hätte Garrus etwas getan haben können, dass er bereit war eine immense Summe an den besten Attentäter zu bezahlen, bloß um einen frischen C-Sicherheit Beamten zu erledigen. Ihre Gedanken wanderten durch ihre Erinnerungen, riefen alles wieder hervor, was Garrus eventuell erwähnt haben könnte. Immer und immer wieder ging sie alles durch, während ihre Finger an ihrem Kinn rieben. Ihr Freund war eigentlich bisher immer mit jedem ausgekommen. Wer also hätte Interesse daran ihm zu schaden? Dann, plötzlich, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. „Natürlich...“ Sie schnipste mit den Fingern und sah Krios an, der sie nachdenklich betrachtete. „Rache!“, rief Mira beinahe begeistert aus, als sie das Rätsel löste. Sie bemerkte gar nicht wie der Drell ihr gegenüber einen irritierten Blick zu warf und sich durchaus fragte, ob sie nicht doch etwas zu viel getrunken hätte. „Wie meinen Sie das?“, fragte Krios schließlich vorsichtig und trat einen Schritt auf sie zu. Mira sah ihn an und erklärte: „Garrus hatte zwei Tagen bevor wir uns trafen seine Prüfung bestanden. Sein Auftrag war ein Sklaven- und Drogenhändler. Vielleicht will ein Companien ihn töten lassen, eben weil er diesen Baterianer verhaftet hat.“ Thane wog nachdenklich den Kopf und dachte über das nach, was sie soeben gesagte hatte. Mira sah ihn gebannt an. Sie fragte sich noch nicht einmal, warum Krios ihr helfen wolle. Es interessierte sie nicht, dass sie noch vor einem Monat alles getan hätte um ihn zu verhaften, dass sie sauer auf ihn gewesen war, weil er ihre eigene Rache zerstört hatte. Statt alldem stand sie nun hier und versuchte ihren Freund zu retten. Denn das, war das einzige Relevante in diesem Moment. Sie musste Garrus retten und genau das brach ihre letzten Grenzen auf. Aus dem Schwarz, was Krios einst wie ein Schatten umgeben hatte, als Mira bloß den Attentäter gesehen hatte, war das Weiß des reinen Schnees geworden, denn nun war er ihr Verbündeter. „Das ist durchaus möglich... Wüssten sie einen Zeitpunkt, wann er besonders gut angreifbar wäre?“ Mira überlegte angestrengt, doch dieses Mal dauerte es nicht so lange wie zuvor, bis sie zur Lösung kam. Geschockt weitete sie die Augen. „Um Himmels Willen...er wollte sich heute bei den Docks mit seinem Vater und seiner Schwester treffen, die extra von Pallaven hergekommen sind um ihn zu gratulieren. Ich muss ihn warnen.“ Blitzschnell rannte Mira aus dem Separee, bevor Krios noch ein Wort verlieren konnte. Ihr Herz schlug schmerzhaft fest gegen ihre Brust. Hektisch warf sie sich die Jacke über und brüllte Erinthia zu, das sie morgen bezahlen würde. Angst überspülte sie, riss sie fort. Jemand wollte ihren besten Freund töten. Heute Nacht! Sie musste sich beeilen, sie durfte nicht zu spät kommen. Ohne Garrus würde diese Welt nur noch öde und grau sein. Mira drängelte sich durch das Gefühle von Körpern, versuchte schnellst möglich diesen Ort zu verlassen, doch immer wieder stand ihr Jemand im Weg, was sie rüde Fluchen ließ. Die so angerempelten wurden, warfen der Rekrutin meist brüskierte Blicke zu, doch sie wurden ignoriert. Miras Augen fixierten nur die Tür, das Ende dieses Raumes aus Gewusel und tanzenden Körper. Wie konnte die Welt nur fröhlich sein, wo ihr bester Freund in Lebensgefahr schwebte? Sie konnte es nicht fassen. Thane Krios war plötzlich neben ihr, tauchte aus dem Schatten des Clubs auf und hielt sie am Handgelenk fest. Mira knurrte erbost und riss ihren Arm nach oben um endlich loszukommen, doch der Drell ließ nicht locker. Vor Wut funkelende Augen starrte Mira in seine ruhigen Reptilienaugen. „Warten Sie!“ „Lassen Sie mich los, Nuara!“, drohte sie und nutzte nun instinktiv wieder seinen Decknamen, damit keiner der Anwesenden mitbekam, dass er da war. Mit dieser Aktion hatte Krios den gewonnen Schritt wieder verloren. „Ich werde Sie begleiten...“, sagte Krios ruhig durch das Dröhnen der lauten Musik und taxierte Shepard mit einem besorgten Blick. „Das werden Sie nicht! Niemals“ „Sie können die Welt nicht alleine retten.“, erwiderte der Drell geduldig und sein Griff verstärkte sich um ihren Arm, den Mira noch immer erhoben hatte. Ein wütendes, urtümliches Knurren entwich Mira, als sie angriffslustig die Zähne blickte. Panik und Sorge hatten ihre Selbstbeherrschung fortgespült und eine siedende Glut des Zornes zurückgelassen. In diesem Moment war sie nicht mehr Herrin über ihre Sinne. „Und ob ich das kann.“ „Lassen Sie mich helfen.“ „Den Teufel werde ich tun. Ich traue Ihnen nicht, Nuara. Ich werde nicht zulassen, dass Sie in Garrus Nähe kommen.“, schmetterte Mira Thane Worte entgegen mit denen er gerechnet hatte, die ihm aber mehr schmerzten, als er vermutet hatten. Erschrocken trat er einen Schritt zurück und ließ sie dabei los. Mira nutzte die Chance und brachte die letzten Meter hinter sich und verschwand durch die Tür. Sie hatte nicht beabsichtigt ihn zu verletzten, Mira hatte noch nicht einmal die Wirkung ihrer Worte bedacht. Ihre Angst um Garrus hatte ihr jegliches Urteilsvermögen geraubt und sie hatte bloß auf Instinkt reagiert, hatte ignoriert, was sie über Thane Krios an Erkenntnis gewonnen hatte. In diesem animalischen Drang, das zu beschützen, was sie selber bewahrte vor dem Schrecken in ihrem Leben, hatte sie Krios misstraut und wieder nur den Attentäter in ihm gesehen. Sie ahnte ja nicht, wie sehr sie Thane damit verletzt hatte. Wie hätte den Mira wissen sollen, dass sie Thanes erster sozialer Kontakt seit einem Jahr war, der sich nicht auf einen Auftrag beschränkte? Jeder hatte Angst vor ihm- vielleicht zu Recht. Thane sah sich, egal wohin er als er selbst ging, Angst und Misstrauen gegenüber. Selbst seine Auftraggeber fürchteten ihn, waren ihm gegenüber äußerst vorsichtig. Meist war das berechtigt. Wer den Schritt ging ihn zu beauftragen, war durchaus oft in dem Klientel, was er tötete. Es war schon um ein ums andre Mal vorgekommen, dass er einen früheren Auftraggeber getötet hatte. Das hatte sich herum gesprochen und jeder fürchtete vor Thanes Profession, war beängstigt von seinen Fertigkeiten. Mit traurigen Augen sah Thane Krios der Frau hinterher, die ihn seit langem als er selbst akzeptiert hatte, die sich normal mit ihm unterhalten und sich sogar bei ihm entschuldigt hatte. Selbst als er ihr als der erschreckende Todesengel gegenübertrat, der er für sie war, hatte sich die außergewöhnliche Frau zwar gefürchtet- verständlicherweise-, doch ihre Augen hatten Thane mit solcher Entschlossenheit und Mut angesehen wie noch nie Jemand zuvor. Sie war als Einzige bereit gewesen sich ihm zu stellen. Ihm und seiner Person, die er war. Sie war so anders gewesen, dass es sein Interesse geweckt hatte. Gefühle waren aus Thanes Lethargie hervorgedrungen, die längst verdrängt geglaubt hatte und er wollte ihr helfen. Er wollte ihr wirklich nur helfen, doch auch das hatte ihm sein Beruf verwehrt. Wieder einmal merkte der Drell wie viel er ihm verwehrte. Obwohl die Menschenfrau begonnen hatte ihm zu vertrauen und Thane ihr den Tipp für ihren Freund gab, reichte dieses zart geknüpfte Band nicht um ihr Misstrauen im entscheidenden Moment zu zerstören. Das Weiß des Schnees, der Unbeflecktheit, dem Wunsch, dass sie eventuell darüber hinweg sehen könnte, was er tat und ihn einfach als den Thane zu sehen, war von Schmutz verdreckt. In diesem Moment wurde der reine Schnee blutbefleckt und Thane Krios streifte für sie wieder den schwarzen Umhang des Phantoms des Todes über. Nun gut, dann würde er seinem Beruf halt nachgehen, wenn sie ihm keine andere Wahl ließ. ~*~ Könntest du einmal nur durch meine Augen sehn! Dann würdest du mich nicht länger missverstehn. Wir sind wie zwei Boote in der Nacht. Jedes hat sein eig’nes Ziel und seine eigne Fracht. [...] Wir begegnen uns auf dem Meer, und oft fällt der Abschied uns schwer. Wir begegnen uns auf dem Meer und sind mehr allein als vorher. Boote in der Nacht- Elisabeth Hosted by Animexx e.V. 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