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Mad World

Oneshotsammlung JohnSherlock
von

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Sonne

Ungnädig werde ich von den ersten Sonnenstrahlen des Tages geweckt, die mir direkt ins Gesicht fallen und mich zwingen, leise stöhnend die Augen aufzuschlagen, nur um sie gleich wieder zuzukneifen.

Ein Grund mehr, die Sonne zu hassen. Früher habe ich mich gefreut, wenn hier ausnahmsweise mal die Sonne schien, weißt du noch?

Wehmütig denke ich an unsere Spaziergänge bei Sonnenuntergang durch die Gassen von London, anfangs nur freundschaftliches Beisammensein, später doch so viel mehr, und ich habe es geliebt, dich geliebt.

Doch du bist nicht mehr da, die Sonne scheint immer noch – und ich hasse sie dafür.

Wie sehr ich dich vermisse, dich zurückerhoffe, mir sogar wünsche, mit dir gegangen zu sein – die Sonne scheint.

Alles hat sich verändert, seitdem du weg bist, die Wohnung ist leer und einsam, genauso wie mein Herz, mit dir ist ein Teil von mir gegangen, den niemand ersetzen wird, niemand ersetzen kann.
 

„Es gibt keine Helden – und wenn es welche gäbe, wäre ich keiner.“

Das waren deine Worte, und du lagst so falsch. Du warst ein Held, mein Held und wirst es immer sein. Doch das Leben ist kein Film, wo der Held erst zum Schluss stirbt, kein Film, den man einfach ausschalten oder zurückspulen kann.

Und auch die Sonne scheint, als wäre nichts passiert.

Darum werde auch ich weiter machen, ohne dich, dafür mit einer großen Lücke in meinem Herzen.

Es mag kitschig klingen, doch ich wünsche dir, dass die Sonne für dich scheint.

Almost Lover

Ich hätte es wissen müssen.
 

Das leise Rascheln hinter mir bewegt mich dazu, endlich meine Augen zu öffnen, ich war sowieso schon lange wach, doch irgendetwas sagte mir, dass es besser wäre, meine Lider geschlossen zu halten. Angst vielleicht?

Als ich sie letztendlich aufschlage, sehe ich zunächst nichts ungewöhnliches – meinen Schreibtisch, wie er vor dem Fenster in meinem Schlafzimmer steht, die kleine Kommode daneben, alles ist wie immer und doch ist es mir alles so fremd geworden.

Ein lauteres Geräusch lenkt meine Aufmerksamkeit wieder auf dich, es ist nicht schwer für mich zu erraten, was du tust, du packst deine Sachen.

In meinem Inneren breitet sich ein Gefühl der Leere aus, ein unbekanntes Gefühl, wo ich doch sonst immer verwehrt habe, überhaupt zu fühlen. Du setzt dich in Bewegung, mein Herz pocht mit jedem deiner Schritte lauter, bis du letztendlich vor mir stehen bleibst, während ich mein Blut in den Ohren rauschen höre.

Ich spüre deinen Blick auf mir, spüre die Wut, den Vorwurf, aber auch die Enttäuschung darin, sodass ich mich gar nicht wage, zu dir aufzusehen.

Die Sekunden, in denen du mich so ansiehst, während ich unfokussiert in irgendeine Richtung starre, scheinen wie Stunden, bis ich dein resigniertes Seufzen vernehme.

Für einen Moment will ich erleichtert sein, dass du endlich mit mir redest, nachdem wir so lange kein Wort gesprochen haben, doch als ich realisiere, dass du im Begriff bist dich umzudrehen und zu gehen, setzt mein Herz einen Schlag aus.

Dein Name liegt mir auf der Zunge, ich würde dich am liebsten anschreien, anflehen zu bleiben, doch kein Laut verlässt meine Lippen, also tue ich das Einzige, wozu ich imstande bin.

Meine Hand schnellt unter der Bettdecke hervor, umklammert dein Handgelenk geradezu, obwohl mir bewusst ist, dass du stärker bist und dich mein Griff nicht aufhalten könnte, wolltest du wirklich gehen. Dennoch hältst du inne, gibst meinem Griff nach und scheinst abzuwarten, was ich dir noch zu sagen habe.

Mir jedoch fehlen die Worte, stattdessen hebe ich deine Hand an meine Lippen, hauche einen Kuss auf den Handrücken, arbeite mich zu deinen Fingern vor, küsse jeden Zentimeter deiner Haut, weil es das Einzige ist, womit ich mich momentan ausdrücken kann.

Erinnerungen an die letzten Stunden werden wach, meine Rückkehr, dein Gesicht, als du mich zum ersten Mal nach drei Jahren wiedersahst. Man sah dir so deutlich an, wie du dich nicht zwischen der Wut über meinen grenzenlosen Egoismus und der Freude über das Wiedersehen entscheiden konntest, doch letztendlich siegte die Leidenschaft, die uns zusammentrieb. Lang verdrängte Gefühle flammten auf, Empfindungen, die ich nie für möglich gehalten hätte, Berührungen, die ich mir niemals erträumt hätte. Jeder Kuss offenbarte uns mehr, als ich es je für möglich gehalten hätte und wir gaben und nahmen alles, was wir bekommen konnten, bis wir völlig ausgelaugt und dicht aneinandergedrängt einschliefen.

Die Konsequenzen sickerten nur langsam zu meinem Verstand durch, bis ich sie endlich begriff, doch es änderte nichts mehr.
 

Ich versuche keinen Gedanken daran zu verschwenden, was dich dazu bringt, diese Liebkosungen noch geschehen zu lassen, doch auf einmal löst du deine Hand aus meiner, ich will den Mund zum Protest öffnen, doch ehe ich etwas sagen kann, spüre ich deine Finger an meinen Lippen. Augenblicklich schließe ich sie wieder und kann mir ein leises Seufzen nicht verkneifen, als deine Finger langsam zu meiner Wange streichen und an dieser zur Ruhe kommen.

Auch meine Augen habe ich wieder geschlossen, will die Berührung so gut es geht in mich aufnehmen, um sie nie wieder zu vergessen. Die Art, wie der Stoff deiner Kleidung raschelt verrät mir, dass du dich vor mir hingekniet hast, ich halte den Atem an, nicht mal ich weiß, was nun folgt.

Umso überraschter atme ich ein, als sich deine Lippen fast schüchtern gegen die meinen drücken, ich schmecke deinen Atem, nur für einen Moment, bevor du dich schon wieder zurückziehst, und als ich nun endlich wage, dir in die Augen zu sehen, glaube ich mein Herz brechen zu hören.

Ich habe niemals daran geglaubt, dass Blicke Worte ersetzen können.

Doch der Ausdruck in deinen Augen, die mir sonst treu und loyal wie die eines Hundes entgegenblickten, sagt so viel des Ungesagten, das zwischen uns steht, dass sich dieser Anblick tiefer in meinen Verstand brennt, als es je irgendein vermeintlich wichtiger Fakt getan hat.

Wut spiegelt sich in deinen dunkelgrauen Augen, Vorwurf spricht aus ihnen, Enttäuschung, vielleicht auch Hass. Doch gleichzeitig liegt so viel Trauer, so viel Verzweiflung und Schmerz in deinem Blick, dass ich nicht mehr unterscheiden kann, welches von den vielen Dingen mich am meisten trifft.

Doch das Gefühl, was für einen Augenblick in deinen Augen aufflackert, bevor du aufstehst, dich umdrehst und das Zimmer verlässt, versetzt mir den größten Stich.

Liebe habe ich darin gesehen, nichts als Liebe, und mir wird bewusst, dass mein Schmerz nur ein Bruchteil von dem ist, was du in den letzten drei Jahren durchgemacht hast.

Bilder und Erinnerungen der Zeit vor meinem vermeintlichen Tod werden vor meinem inneren Auge sichtbar, deine Loyalität, deine Blicke, deine Gesten – es war so offensichtlich.
 

Ich hätte es wissen müssen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  weisser_hase
2011-10-08T06:57:06+00:00 08.10.2011 08:57
Ohhhhhh, ist das schön!!! Du schreibst so wunderbar, dass man sofort in der Szene drin ist und alles mitfühlt. Arrgg, einfach soooo wunderbar!!


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