Aus dem Leben eines Freaks von Koalala ================================================================================ Kapitel 1: 1 - Es ist schon hart -------------------------------- Ich lese. Ein Satz mit nur zwei Worten, die für mich sehr viel aussagen. Denn er bedeutet nicht, IRGENDETWAS zu lesen oder GERADE JETZT zu lesen, sondern ganz allgemein zu lesen. Also, das Lesen als ein Teil seines Lebens zu betrachten. Und das tue ich, früher nur abends, mittlerweile jedoch dauernd, manchmal mehrere Stunden lang, mitten am Tag, nächtelang. Der Grund dafür ist, dass ich nichts mehr brauche, als dieser verfluchten Welt da draußen wenigstens für ein paar Stunden den Rücken zuzukehren, sie auszublenden. Und mit ihr die ganzen noch verfluchteren Menschen, die in ihr wohnen. Die Charaktere in meinen Büchern sind irgendwie viel netter, als meine Klassenkameraden. Ehrlicher, zuverlässiger, aber doch auf eine erfrischende Weise immer wieder überraschend. Nicht so ekelhaft überraschend, wie Dimitra, Hille und Natalie, bei den Du dich echt fragst, ob es noch hinterlistiger geht. Weniger anstrengend. „Und plötzlich weiß ich ganz sicher, das hier ist nicht der richtige Ort für mich. Aber wo soll ich sonst hin? Denn, dass es an mir liegt und nicht am Rest der Welt, das haben sie mmir schon klargemacht.“ Ich schweife ab – das ist eine meiner größten Schwächen. Ich möchte so sehr, dass die Menschen mich akzeptieren, mich verstehen, mich lieben, dass ich unaufhörlich versuche, ihnen jede Einzelheit meines Daseins genau zu erklären. Dass ich sie dabei vermutlich langweile und so genau das Gegenteil dessen erreiche, was ich wollte, geht mir immer erst auf, wenn sie sich von mir abwenden. Aber das alles – mein ewiges Abweichen und die Tatsache, dass ich immer das erreiche, was ich verhindern wollte – zieht sich wie ein roter Faden durch mein ganzes verdammtes Leben, wie ihr, falls ihr mein Gelaber ertragen könnt, wahrscheinlich noch herausfinden werdet. Das ist eben mein Schicksal. Jedenfalls, ich lese, und ich sammle Zitate. Wenn ich lese, Bücher oder Songtexte oder was weiß ich, fallen mir Textpassagen auf, die mich irgendwie berühren. Vermutlich, weil ich irgendwie damit identifizieren kann, sie auf irgendeine Weise auf mein Leben beziehe. Das ist die wahre Wonne, ich habe einen Ordner voll mit losen Blättern, auf denen irgendwelche Dinge gekritzelt sind, die ich vermutlich niemals chronologisch oder sonst wie sinnvoll sortieren kann. Würde ich jedoch aufhören, diese Dinge auf Zettel zu schreiben, würde ich weiterblättern und die ganze Zeit ein und denselben Satz lesen, weil ich immer noch über diese eine Passage nachdenke und sie mir den Rest des Tages keine Ruhe lässt. Es ist schon hart, ein Freak zu sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)