Broken Wings von Kristiania ================================================================================ Kapitel 1: Thanksgiving Prayers ------------------------------- Ein paar Sachen mal eben vorweg, dann lasse ich euch fürs erste in Ruhe lesen. 1. Diese Story gehört nicht mir, mir wurde lediglich erlaubt, sie zu übersetzen. Hier der Link zur Original Story: http://www.fanfiction.net/s/6431233/1/Broken_Wings und zur Autorin Piano'sIrishTater: http://www.fanfiction.net/u/2483077/ 2. Auch Hetalia gehört nicht mir, wer hätte das gedacht…. Und nun wünsche ich euch viel Spaß mit „ Broken Wings“!!! ------------------------------------- Thanksgiving prayers Soweit ich zurückdenken kann, war ich allein: Ich hatte verschiedene Eltern, die mich sehr liebten. Aber es waren nicht meine Eltern. Von Anfang an gehörte immer alles jemand anderem und ich gab nur vor, dass es mein war. Da ich mehr als die Hälfte meines jungen Lebens in diesem Waisenhaus verbrachte, besaß ich nie wirklich viel. Nur ein paar Klamotten und die Puppe meiner großen Schwester, die vor fünf Jahren adoptiert wurde und mich zurückließ. Ganz allein. Als ich drei war nahm unsere Mutter meine Schwester und mich mit zum Einkaufen. Wir brauchten nur ein paar Kleinigkeiten für unser Abendessen, wie so oft, wenn Zuhause nichts essbares mehr zu finden war. Ich konnte mich nicht an viel erinnern, nur dass an diesem Tag sehr viele Leute dort waren. Darum kamen wir auch später als üblich zu Hause an. Vater gefiel das gar nicht. Er wollte immer dass wir pünktlich sind. Zügig und Genau, so war er, und wenn du nicht das tatest, was er wollte und wann er es wollte, wurdest du geohrfeigt oder er schlug dich. Das war für mich mein Zuhause. So jung wie ich war, wusste ich nicht, dass nichtjede Familie so etwas durchleben musste, wenn sie später als sonst nach Hause kamen. Aber nun kamen wir halt zu spät und Vater wurde sehr wütend. Er bestrafte uns alle, doch Mutter musste das Meiste einstecken. Sie bezahlte mit ihrem Leben ... Nie werde ich das Bild vergessen, wie ihr Blut den weißen Teppich scharlachrot färbte, ihre schokoladenbraunen Augen weit aufgerissen, flehten mich um Hilfe an. Oder die Art wie Vater erst hinter meiner Schwester und dann hinter mir her war. Doch egal was in Zukunft sein wird, an eines werde ich mich immer erinnern. Was passierte nachdem wir davonliefen, wir um unser Leben rannten. Als wir die Polizeistation erreichten, die Gesichter der Polizisten, die uns retteten, brannten sich für immer in mein Gedächtnis. „Haha, mich fangt ihr nicht!“ Die Geräusche der spielenden Waisenkinder drangen an meine Ohren, die ich von der Schaukel, auf der ich sanft hin und her schwang, sehen konnte. Heute wehte ein kalter Wind, ein sicheres Zeichen für einen Winter mit klirrend kalter Luft. Die Blätter wechselten bereits die Farben, von saftigem grün zu sanft glühendem orange, rot und gelb, die man so sehr mit dem Herbst verband. Die Bäume verloren von Tag zu Tag mehr Blätter. Als ich zu zittern begann, zog ich meinen selbstgestrickten hellblauen Schal enger um meinen Hals und meine dazu passende Mütze tiefer in mein Gesicht, darauf achtend, dass mein goldblondes Haar nicht zu durcheinander aussah. Obwohl, wen kümmerte es schon, wie ich aussah? Ich schätze, das war einfach so eine Teenager-Sache, die Angewohnheit, sich um sein Aussehen zu sorgen. Ich spürte, wie mein Gesicht an den Stellen warm wurde, die der Kälte ausgesetzt waren. Meine Wangen waren wahrscheinlich schon beinahe pink vom stetigen kalten Wind in meinem Gesicht. Immerhin saß ich an dem ungeschütztesten Platz, aber das interessierte mich nicht wirklich. Dies hier war mein Lieblingsplatz und keine Naturgewalt würde mich davon fernhalten, selbst wenn ich noch so krank wäre. Ich schlang meine Arme um meinen Oberkörper, um mich ein wenig zu wärmen, da fiel mir plötzlich auf, dass ich die jüngeren Kinder nicht mehr spielen hörte. Ich sah auf und merkte, dass sie reingingen. Sie sagten, wie kalt es sei und dass es schon beinahe Zeit wär zu Abend zu essen, als sie von der Nonne hinein geführt wurden. Ihr gehörte diese Einrichtung, in der sie zusammen mit einigen Helfern, ebenfalls alle Nonnen, arbeitete. Das war das zweite Mal diese Woche, dass sie mich vergaßen. Als könnte ich verschwinden und sie würden sich kaum darum sorgen machen. Tatsächlich wären sie wohl froh darüber, eine Person weiniger durchfüttern zu müssen. Ich seufzte, stand von der Schaukel auf und nahm meine Jacke mit, damit sie nicht gänzlich zerknautscht wurde. Ich folgte den restlichen Waisenkindern ins Innere des Gebäudes, wie üblich als Letzter. Es war erleichternd, einzutreten, mit der Wärme und der fröhlichen Stimmung, die mich dort empfing. Alle saßen um einen großen Tisch herum und auf Tabletts reichte man uns Truthahn, Stampfkartoffeln und Erbsen. Ich fragte mich, zu welchem Anlass wir ein so ausgefallenes Menü bekamen, wo es doch sonst nur belegte Brote gab und hätte mich selbst ohrfeigen können, dass es mir nicht schon früher aufgefallen war. Es war ja Erntedankfest! Offenbar bekamen wir da ausnahmsweise ein anständiges Abendessen. Innerlich grummelnd suchte ich mir einen Platz am Ende des Tisches, wo ich in Ruhe beten und essen konnte. Als ich meinen Platz erreichte, stellte ich mein Tablett ab, senkte meinen Kopf und faltete meine Hände zum Gebet. Die spöttischen Blicke der anderen ignorierend, bekreuzigte ich mich und begann mit der Person zu sprechen, die mir noch auf dieser Welt blieb, Gott. Lieber Vater im Himmel, ich danke dir für die wundervolle Mahlzeit und die fürsorglichen Menschen, die sie für mich zubereitet haben. Ich danke dir für das Dach über meinem Kopf und das Bett, in dem ich schlafe. Danke, dass ich mich immer auf dich verlassen kann, wenn alles mal nicht so gut für mich aussieht, wie … nun ja… momentan. Herr, Ich möchte nicht undankbar erscheinen, aber ich fühle mich sehr einsam, seit meine Schwester adoptiert wurde. Ich habe versucht, mich mit anderen anzufreunden, doch es will mir einfach nicht gelingen. Also, wenn du mein Gebet hörst, kannst du mir einen Freund schenken? Bitte, Gott, Schick mir einen Schutzengel! Ich beendete mein Gebet mit einem weiteren Kreuz, besiegelte die Abmachung und begann, die selten servierten Leckerbissen zu essen, die für mich bereitgestellt wurden. ---------------------------------------------- So, Ich hoffe, es hat euch gefallen und ihr werdet auch weiterhin „Broken Wings“ lesen. Und dann möchte ich noch um Reviews bitten und allen Danke sagen, die das erste Kapitel gelesen haben. Kristiania Kapitel 2: Arrival of an angel ------------------------------ Es war an Heilig Abend, als es geschah. Die Hausmeister bereiteten ein weiteres Bett im Jungenschlafsaal vor. Direkt neben meinem, was mich etwas nervös machte, doch immerhin hatte ich Gott um einen Freund gebeten. Vielleicht war es ja der Neue, den Gott mir schickte. Es war merkwürdig, die Nonnen sich so mit einem Kind beschäftigt zu sehen. Ich meine, war er so anders als wir? Warum wurde er besonders behandelt? Ich wollte es nicht zugeben, aber ich war neidisch auf ihn, wenngleich ich ihn noch nicht getroffen hatte. Wahrscheinlich würden sie ihn verhätscheln, so wie sie sein Bett zurechtgemacht hatten, mit der schweren Decke und dem niedlichen Teddybären. Wenn man normalerweise hier auf diese Weise begrüßt wurde, hatten sie es bei mir wohl vergessen. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, ich fragte mich, wie der Neue wohl wäre und ob wir, trotz der Sonderbehandlung, die scheinbar unumgänglich war, Zeit miteinander verbringen würden und uns kennenlernen würden. Vielleicht war er ja sogar nett zu mir! Der Weihnachtsmorgen brach an, hell und sonnig, noch bevor ich überhaupt eindösen konnte. Die jüngeren im Schlafsaal warteten unruhig auf den Weckruf, der jeden Morgen kam. Obwohl die meisten dann schon wach waren und Aufgeregt umherwuselten, als es dann so weit war. Und wir warteten ungeduldig auf das Frühstück, obwohl allen etwas anderes im Kopf herumspukte. Sie wollten nur zu gerne wissen, ob der Weihnachtsmann das Waisenhaus besucht hatte und seinen Bewohnern eine Freude bereitete, also auch mir. Dabei glaubte ich nicht mal mehr an den dicken Alten, der von acht Rentieren gezogen wurde. Die Anderen sahen nach, ob er ihre Kekse gegessen und ihre Strümpfe gefüllt hatte. Vielleicht erwartete der Eine oder Andere noch eine Notiz, in der stand, wie brav sie gewesen waren. Dann würden sie ihr Geschenk aufreißen ( wir bekamen nur eins) und sich den Großteil des Tages mit dem beschäftigen, was sie auspackten. Als man uns rief, musste ich zur Seite springen, um nicht von einer Horde Kinder überrannt zu werden. Eine Horde, getrieben vom Gedanken an Weihnachtsgeschenke. Nicht, dass es mir nicht genauso ging, aber ich würde deshalb niemanden umrennen. In Ruhe folgte ich der Gruppe in den Gemeinschaftsraum, wo der Weihnachtsbaum bereits einen Monat zuvor aufgestellt wurde. Er war dekoriert mit bunten Kugeln und Lametta. Als ältester durfte ich den Stern oben am Baum anbringen. Darunter sah man Geschenke liegen, die nur drauf warteten, aus ihren glitzernden und funkelnden Hüllen gerissen zu werden. Die Waisenkinder fielen wild über ihre Päckchen her, und quietschten vor Freude, als sie sie aufrissen. Ich ging zur Seite, um dort zu warten, bis sie fertig und ich an der Reihe war. Also ging ich rüber zur Wand, an der unsere Strümpfe hingen. Ich nahm meinen runter und hielt inne, als mir ein dunkelblauer Strumpf neben meinem ins Auge fiel. Der Name "Berwald" stand krakelig darauf geschrieben. Obwohl ich diese Schrift und diesen Namen noch nie gesehen hatte, kamen sie mir seltsam bekannt vor. Zögernd fuhren meine Finger über die Glitzerschrift, rau und trocken spürte ich sie auf meiner Haut. Ich war neugierig, doch da ich nicht schmulen wollte, nahm ich schnell meinen eigenen prallgefüllten Socken und sah hinein. Er war voll mit Süßigkeiten! Die anderen waren in der Zwischenzeit fertig damit, ihre Geschenke auszupacken und kamen herüber um ihre Strümpfe zu begutachten und ich begann, nach meinem Päckchen zu suchen. Nach der dritten Runde um den Baum spürte ich einen kleinen Stich in meinem Herzen. Kein Päckchen war für mich übrig geblieben. Aufmerksam ging ich ein viertes Mal drum herum. Nein, da war kein Geschenk für mich. Sie hatten mich komplett vergessen. Und dann fühlte ich ein Brennen in meinen Augen. Ich wandte mich ab, gedemütigt durch die Tränen, die nun meine blassen Wangen herunterliefen. Ich wusste nicht einmal, warum ich weinte. Es gab keine Entschuldigung für mich, darüber zu weinen, dass ich an Weihnachten vergessen wurde, besonders da ich sechzehn Jahre alt war. Trotz meiner Bemühungen, mich zu beruhigen, wollten die Tränen nicht aufhören zu fließen. Also verkroch ich mich an meinem Lieblingsplatz im Gebäude, ein Platz an einem Fenster im Raum nebenan. Dort ließ ich meinen Tränen freien Lauf während ich den öden und windigen Wintertag draußen beobachtete. "Tino!" hörte ich eine Frauenstimme rufen. "Tino, wo bist du Liebling?" Also erinnerten sie sich DOCH an meine Existenz? Ich gab mein Bestes, um stark zu wirken. Ich wischte mein Gesicht ab und ging in die Richtung, aus der ich gerufen wurde. Was ich dort sah, ließ mich einige Schritte zurücktaumeln. Schwester Annie stand an der Seite eines großen Jungen. Sie grinste, als wäre heute der tollste Tag überhaupt. Er war etwa 1,80 m groß (ich war nur 1,50 m groß!) und im Gegensatz zu Schwester Annie lächelte er nicht. Sein Gesicht war einschüchternd und er schaute mich aus saphirblauen bebrillten Augen an, die ein Baby zum Weinen gebracht hätten. Sein Haar war fast so blond wie meines, nur kürzer. Aber das wohl auffälligste war der Schmerz in seinen Augen, die Art, wie die Welt ihn mit ihrem Gewicht zu erdrücken schien, so wie sie mich schon so oft zerquetscht hatte. „Tino, Liebling, das ist Berwald. Er ist gerade aus Schweden zu uns gekommen und ich möchte dich bitten, ihn etwas herumzuführen und ihm zu zeigen, wie hier alles abläuft?“ So gerne ich Ihre Aufforderung und ihre schwarzen bittenden Augen ignoriert hätte, ich konnte den Neuen nicht alleine lassen. Also nickte ich und sie grinste, zwinkerte mir zu und ging fort. Okay, das war wirklich seltsam. Zögerlich sah ich auf, zeitgleich sah er auf mich herab. Unsere Blicke kreuzten sich und mein Herz begann in meiner Brust zu rasen. Hatte ich Angst vor ihm? Ähm, das wäre wirklich untertrieben. Aber ein Teil von mir, ich weiß nicht welcher, spürte, dass nicht nur Grauen in seinem Blick lag. Ich entschied mich, das Ganze als Magen-Darm-Geschichte abzutun und stellte mich vor. „Hallo, Ich bin Tino.“, sagte ich und reichte ihm meine zitternde Hand. Er nahm meine Hand in seine viel größere. Er hatte raue Haut und murmelte „Berw'ld.“ Wohl kaum ein Treffen, das einen Kommentar verdient, aber dennoch sollte ich erst später merken, wie viel es in meinem zukünftigen Leben bedeuten sollte. ------------------------------------------------------ Sooo, da ist das zweite Kapitel. Ich danke allen, die "Broken Wings" gelesen haben!!! *freu freu* Also dann, ich hoffe, ihr hinterlasst mir Kommentare ^^ Ich freue mich auf alles, was von euch kommt! Bis zum dritten Kapitel! Kapitel 3: Honey ---------------- Willkommen zum dritten Kapitel von "Broken Wings"!!! Ohne viel Gelaber geht's dann auch los^^ ------------------------------------- Honey Zuerst war es, als wüsste keiner von uns beiden was er mit dem anderen anfangen sollte. Immer wieder blickten wir uns unbeholfen an, während uns eine peinliche Stille umgab. Ich führte ihn herum , wie es mir aufgetragen wurde, doch schienen meine Worte bedeutungslos, denn er beobachtete mich mehr als unsere Umgebung. Die Tour war beendet und Berwald blinzelte verwirrt, überrascht zurück in der realen Welt zu sein. Ich versuchte zu scherzen, in der Hoffnung, so das Eis zu brechen. „Willkommen zurück auf dem Planten Erde, Space Kadett!“ Es funktionierte nicht. Er sah mich wieder an und mit seinen eisigen Augen direkt in meine Seele. Sein Ausdruck war so ausgeprägt, völlig konzentriert, dass ich mich verkrampfte und dem Drang widerstehen musste, davonzulaufen und mich wie ein Feigling unter meiner Bettdecke zu verstecken. Gott sei Dank war es kein starker Drang, so dass es nicht viel brauchte um ihn zu verscheuchen und ich konnte erstaunlich selbstsicher in Berwalds Gesicht sehen. Komisch. Wir erreichten den Jungenschlafsaal, ich zeigte ihm, wo er schlafen konnte, direkt neben mir. Ich hätte beinahe gelacht, als er als erstes den weichen, kuscheligen Teddybären nahm und ihn mit seinem kalten Blick anfunkelte. Er sah ihn interessiert an, streichelte über den Kopf und richtete die Schleife, so dass sie ganz ordentlich um den Hals der plüschigen Kreatur gebunden war. Ich tat es ihm gleich und streichelte den Kopf des Bären und konnte nicht anders, als zu kichern, fühlte es sich doch so gut an. „Wie soll der Bär heißen?“ fragte ich mit einem seltsam warmen Gefühl in der Magengegend. Er dachte nach, sah mich wieder an, dann das Plüschtier und murmelte „Weiß n'cht.“ Schmunzelnd sah ich den Teddy an und sagte „Du solltest sie Honey nennen! Für mich sieht sie wirklich wie eine Honey aus!“ „H'ney...“ flüsterte er, als ob er darüber nachdachte, aber in seinem Gesicht war keine Gefühlsregung zu sehen. Ich wechselte das Thema, um die unkatholischen Gedanken abzuschütteln, die mir durch den Kopf gingen. Dann wies ich auf die anderen Dinge hin, die sie für ihn bereitgelegt hatten. „Ja, ich denke, Honey ist ein schöner Name für einen Teddybären. Sieh mal, Sie haben dir sogar eine Decke gegeben, auf der dein Name aufgestickt ist. Als ich hier ankam , hab ich nur die gleiche Decke bekommen , wie alle anderen auch. Ich denke... Ich denke, du bist einfach was Besonderes...“Ich verstummte, als ich zu Berwald sah und bemerkte, dass er den Bären fallen gelassen hatte und auf die Knie gesunken war. Die Decke hielt er fest in seinen Händen und seinen Kopf hielt er gesenkt, als betete er. Ich dachte tatsächlich, er wäre am Beten, hätte er nicht zu mir geschaut ,mit dem offensten und schmerzerfülltesten Blick den ich bisher bei ihm gesehen hatte. Beinahe hätte ich mich abgewandt, doch er sah mich nicht ohne Grund an. In diesem Moment brauchte er MEINE Hilfe und ihn hängen zu lassen, wäre sowohl eine große Sünde als auch schlechte Manieren gewesen. Mutter wollte immer, dass wir gute Manieren zeigen. Zaghaft legte ich meine Hand auf seine, ich spürte seine raue Haut an meiner. Ich kniete mich hin, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein und flüsterte ihm etwas zu, von dem ich selbst nicht wusste, woher es kam. „Ich bin jetzt für dich da..." Ich spürte wie meine Wangen aufflammten, aber was ich sagte, war die Wahrheit. Ich WAR nun für ihn da. Und ich würde eine Person, die mich so verblüfft hatte, wie er es tat, nicht gehen lassen. Nicht jetzt, wo er in mein Leben getreten war. Ich musste mehr über ihn erfahren, seine Welt, seine Erlebnisse und seine Vergangenheit. Mehr über alles, was er mir erzählen wollte. Die Berührung unserer Hände schien ihn etwas zu entspannen. Ein stürmischer Ausdruck huschte über sein Gesicht. Für einen kurzen Moment sah er mich mit einem sorglosen Lächeln an, bevor er zu seinem finsteren Blick zurückkehrte. Doch ich hatte es gesehen, ich wusste es genau. "Me'ne B'byd'cke...“ wisperte er mit tiefer Stimme und mein Herz flog davon, was es mir erschwerte seine Worte zu entziffern. Ich schluckte und stotterte „H-hm?“ In seinen saphirblauen Augen sah ich die Bitte, seine Worte, die durch den starken Akzent verfremdet waren, zu verstehen und er wiederholte „Das 'st me'ne B'byd'cke.“ Diesmal verstand ich, was er sagte und seine Reaktion, als ich ihn auf die Decke hinwies und sagte, er sei etwas Besonderes. Seine Eltern mussten ihn sehr geliebt haben, wenn sie ihm sogar eine Decke strickten (und glaubt mir, ich erkenne, wenn etwas handgemacht ist!) ,in jede Masche ihre Fürsorge einfließen ließen und sich die Zeit nahmen, seinen Namen darauf zu sticken. Es war offensichtlich, dass Berwald nicht das gleiche durchgemacht hatte wie ich... nein, nicht das Gleiche. Etwas sehr viel Schlimmeres. Die Art, wie er die Decke an sich drückte, ähnelte der Art, wie man einen geliebten Menschen festhielt, nach dem man fast gestorben wäre. „B-Berwald?“ Das erste Mal, das ich seinen Namen aussprach. Sein Name verließ meine Lippen auf eine Weise, die mich innerlich lächeln ließ., ungeachtet der Frage, die ich stellen wollte. “Darf ich dich was Fragen? Ist in Ordnung, wenn du es mir nicht erzählen willst. ...Ich würde es verstehen. Aber... wie bist du hier gelandet, in einem Waisenhaus so weit weg von deinem Zuhause?“ Beinahe hätte ich aufgeschrien, als er seine eisigen blauen Augen von mir abwandte, auf den Boden sah. Erschrocken rannte ich zu ihm herüber und versuchte, ihn dazu zu bringen, mich anzusehen, doch er ließ es nicht zu, dass ich sein Gesicht zu mir drehte. Trotz meiner Furcht wollte ich ihn fragen, ob alles okay sei, doch da antwortete er. Seine Stimme tief und leise, weil Traurigkeit ihm den Hals zuschnürte. „D-d-“ versuchte er zu sagen, doch nur ein leises schmerzliches Wimmern entkam seiner Kehle und er lehnte sich gegen das Bett. Er schüttelte den Kopf, immer noch leicht wimmernd. Ich war mir nicht mal sicher, ob es wirklich das war, was ich hörte. Meine schokobraunen Augen weiteten sich, als ich merkte, was ich ihm angetan hatte. Wie konnte ich nur so eine blöde Frage stellen? Es war mehr als deutlich, dass er nicht bereit war, darüber zu reden, und ich hatte versucht, es aus ihm raus zu bekommen. Ich Vollidiot. Schuldbewusst beugte ich mich zu ihm herüber warf meine Arme um den verzweifelten jungen Mann, und zog ihn in eine der ungewöhnlichsten Umarmungen, die ich je gegeben hatte. „Es tut mir so leid.... Kannst du mir bitte verzeihen?“ Ich könnte schwören, dass ich ihn „Schw'r, dir n'cht zu v'rze'hen, w'nn du m'ch so h'ltst.“ sagen hörte. ------------------------------------------------- So, dann als erstes wie immer ein Danke an die liebe Leserschaft!! Als zweites bitte ich um eure Meinung. *Dankeschön-Kekse dalass* Kristiania Kapitel 4: Narben ----------------- Willkommen zum 4. Kapitel! ------------------------------------- Narben Ich wollte ihn gerade fragen, ob er das wiederholen könnte. Nur, um sicherzugehen, dass ich mich nicht verhört hatte. Aber WARUM sollte er das gesagt haben...? In dem Moment, in dem ich meinen Mund öffnete, kam Schwester Hannah herein, gut gelaunt, obwohl der Tag draußen kalt und verschneit war. Ein düsterer und trostloser Weihnachtsmorgen. Sie klatschte in die Hände und sofort waren alle Augen im Raum auf sie gerichtet. „Guten Morgen, Jungs! Ich weiß, dass ihr gerne weiter mit euren neuen Spielsachen spielen möchtet, aber gleich gibt's Frühstück und ihr sollt vorher noch duschen.“ Man hörte ein allgemeines grummeln und stöhnen. Den Aufruhr ignorierte sie und sah stattdessen mich an. „Tino, kannst du bitte helfen, einige der jüngeren fertig zu machen? Berwald, du bitte auch. Ach ,und ihr zwei, eine kleine Umarmung kann einen weiten Weg gehen. Passt bitte auf, dass ihr nichts tut, was, sagen wir mal, den Herrn kränken würde, ja?“ Mit flammenden Wangen bemerkte ich, dass ich Berwald noch immer auf eine ...fast schon unanständige Art hielt. Scham überrollte meinen Körper nun mit Hitze. „A-Aber... d-d-d... I-Ich... wir“ stotterte ich erbärmlich. Ich konnte ihr nicht ins Gesicht sehen. „Ja, Schwester.“ Mit einem freundlichen, aber dennoch ernsten Blick sah sie mich und den nun stehenden Schweden an.Sie drehte sich um und brachte die jüngeren Kinder Richtung Waschraum und tadelte sie, wenn sie sich übers sauber werden beschwerten. Ich sah auf in die eisigen Augen meines Gegenübers und sah, dass auch er leicht errötete und unruhig von einem Fuß auf den anderen trat. Um die Situation zu entschärfen, schnappte ich mir meine Klamotten und bedeutete Berwald, es mir gleichzutun, dann folgte er mir in Richtung Waschraum. In dem großen Raum, den jede Person des gleichen Geschlechts nutzte, erklärte ich Berwald, dass es nicht für alle genug Kabinen und Urinale gab, so dass man öfter entweder einhalten, sich in die Hose pinkeln oder um Gnade bei den Mädchen betteln musste. Dann gingen wir hinüber zu den Duschen einer Ecke des Raumes. Er verzog deutlich das Gesicht und mir entwischte ein leises Lachen, als wir die gemeinschaftlichen Duschen erreichten. Und plötzlich blieb mir mein Lachen im Halse stecken. Zum ersten Mal seit ich hier war, wurde mir folgendes klar: Dies hier war eine GEMEINSCHAFTSDUSCHE. So, wie in alle sind nackt und zusammen und...oh mein Gott. Mein Herz begann zu hämmern und ich konnte es mir nicht verkneifen, Berwald anzusehen, um seine Reaktion zu sehen. Und ich sah definitiv eine Reaktion. Sein Gesicht war stark gerötet, als ihm dasselbe in wenigen Sekunden klar wurde, wofür ich Jahre gebraucht hatte. Er versuchte, meinem Blick auszuweichen, doch er scheiterte kläglich. Unter seinem Blick beschleunigte sich mein Herzschlag abermals. Warum musste Berwald erst in mein Leben treten, um mir klar zu machen, dass es mir peinlich war, mich vor anderen Jungen auszuziehen? Vorher wäre ich einfach duschen gegangen, raus gekommen und hätte den Nonnen geholfen, die Babies zu baden. Aber... aber jetzt bezweifelte ich, dass ich mich auch nur einen Millimeter bewegen könnte. Mein Nervöser Griff um mein Handtuch verstärkte sich und ich sah auf meine Füße. „D-das „ sagte ich mit zitternder Stimme, „... ist der Platz, wo wir alle duschen. Offensichtlich, zusammen. Wir sind ja wie eine Familie, wie Brüder.“ Ungeduldiges Brummen kam von hinten. Einer der Älteren Jungs, etwa fünfzehn Jahre alt. „ Hey, wollt ihr jetzt duschen oder nicht?, Wenn nicht, dann macht mal Platz. Ich würde nämlich gerne duschen, solange noch warmes Wasser da ist!“ Dann ging er an uns vorbei. Er warf mir einen grimmigen Blick zu, bevor er anfing, sich mit einem dreisten Grinsen im Gesicht auszuziehen. „Ich denke, wir sollten dann auch mal...“ murmelte ich, während ich versuchte, nicht vor Scham zu sterben. Zögernd ging ich weiter und Berwald folgte mir. Wir beide ignorierten den unverschämten Jungen und gingen zur anderen Seite der Umkleide. Ich nahm all meinen Mut zusammen und wandte mich von Berwald ab. Mit bebenden Händen zog ich Shirt, Hose und Unterhose aus. Ich betete, dass er sich entschieden hatte, sich um sich selbst zu kümmern. Ich nahm das Shampoo vom Regal und wusch mir die Haare, und unterdrückte das Verlangen, unter der Dusche zu singen, wie ich es sonst tat. Als ich mir die Seife nahm und aus alter Gewohnheit zu summen anfing, flutschte sie mir durch die Finger und schlitterte über den nassen Boden und kam zu Füßen eines bestimmten Schweden zum stehen.... direkt neben mir. Ich sah zu, unfähig irgendetwas zu tun, außer mit blankem Entsetzen den voraussichtlichen Haltepunkt beobachten. Das Schlimmste war ja nicht einmal, das mir die Seife entglitt, sondern, dass Berwald, als sie ihn traf, nichts bemerkte. So starrte ich auf seine Beine, wünschte mir, ich wäre tapfer genug, sie einfach zurückzufordern. Ich wusste, ich konnte es nicht. Selbst, wenn ich es versucht hätte, die Situation wäre wahrscheinlich nur noch merkwürdiger geworden. Ich seufzte und eigenwillig schweifte mein Blick nach oben (ohne viel Protest meinerseits...)und noch bevor ich es recht bemerkte, hatte ich Berwald gemustert. Warum auch immer, aber ich hatte nicht einmal ein schlechtes Gewissen deswegen. Er hatte einen wirklich schönen Körper, wenn man sich an ihn gewöhnt hatte. All diese schlanken und dennoch festen Muskeln, die sich über den nahezu perfekten Knochenbau zogen, während er langsam das Shampoo in sein Haar massierte, mich nicht beachtend. Seine Haut sah so weich und geschmeidig aus, dehnte sich vollkommen über den gesamten Körper aus, bis auf seinen... bis auf seinen Rücken. Sein Rücken war übersät mit hellen schimmernden Narben, die einen dicken und harten Flickenteppich auf seiner Haut hinterließen. Ich verspürte den starken Drang, ihn zu berühren, meine Finger über die raue Oberfläche gleiten zu lassen, nur um zu wissen, wie er sich anfühlte... Meine Hand zuckte, die Finger trommelten rhythmisch gegen meinen Schenkel. Seine Schulterblätter und Rückenmuskulatur im Einklang mit seinen Bewegungen, ich war so fasziniert davon, dass mir entging, dass ihm auffiel, wie ich ihn angaffte und auch sein schockierter Blick und die verborgene Lust darin. Erst, als er sich herunterbeugte, um mir die heruntergefallene Seife zu geben, erwachte ich aus meiner Starre. Schlagartig erinnerte ich mich wer ich war, wo ich war , was ich tat und wo ich das mit wem tat. Über meine eigene Dummheit klappte mir der Mund auf. Ich spürte, wie meine Wangen in Flammen aufgingen, als Berwald vor mir auftauchte, Wassertropfen rannen durch seine Haare, über seine Wimpern und schließlich sein Gesicht herab. Er gab mir die Seife in die Hand, die wenige Sekunden zuvor noch unbedingt die Narben auf seinem Rücken erkunden wollte. „'ch glaub', d' h'st deine Se'fe fallen l'ssen.“ „J-ja...“, sagte ich, beschämt über mich selbst. „Ich glaube auch.“ --------------------------------- So,nun noch die kleinen Anmerkungen zum Schluss (wie immer, eigentlich^^). Ein Danke an diejenigen, die "Broken Wings" gefavot haben. Und auch ein Mega-Dankeschön die regelmäßigen Review- und Kommi-Schreiber!! Bitte bleibt dabei und unterstützt mich mit euren Reviews, ich freu mich immer sehr darüber!!! bis zum nächsten Kapitel! Kristiania Kapitel 5: Schuld ----------------- Nach diesem wirklich ungeschickten Dusch-Vorfall (zumindest kam es mir so vor, Berwald schien es nicht so sehr zu stören) ginge wir runter zum Frühstück, Rührei mit Speck. Mit einem Teller, mit so viel Essen beladen,  wie futtern zu können glaubte, machte ich mich auf den Weg zu meinem Platz am Ende des Tisches, wo ich normalerweise in Ruhe sitzen und meinen Gedanken nachgehen konnte, ohne dass die Jüngeren mit mir Pferdchen spielen wollten oder die Älteren mich hin und wieder piesackten. Normalerweise. Offenbar änderte Berwalds Ankunft alles. So verbrachte ich heute zum ersten Mal ,seit ich hier war, die Mahlzeiten mit jemand anderem, anstatt als Eigenbrötler und Einsiedler. Als er sich neben mich setzte, dachte ich darüber nach, ihn wegzuschicken oder selbst zu gehen. Doch ich verdrängte diese Gedanken schnell wieder, denn allein ihn anzusehen, hellte meine Aussichten auf den heutigen Tag auf. Wenigstens war es so, bis ich ihn zu lange anstarrte und das Bild seines nackten Körpers unter der Dusche meine Gedanken einnahm. Ich beschloss, ein Gespräch anzufangen, bevor es schlimmer wurde. Als ob das möglich wäre... "A-also, ähm, Berwald, wie gefällt es dir denn hier so bis jetzt?" fragte ich höflich und bemerkte erschrocken, dass sein Teller, der sogar noch mehr beladen war als meiner, bereits wieder leer war. Sein Blick, von Natur aus kalt, wurde wärmer, als er zu mir sah. Es war, als würden sie bei meinem Anblick schmelzen. "Ich m'g 's hier." "Wirklich?" Ich war überrascht, das zu hören, hatte ihn doch gerade erst ein unbekanntes Unheil zur Waise gemacht und er vorhin noch geweint. Dann wiederum hatte auch ich geweint, und bei mir war nun alles okay. "Was gefällt dir hier? Ich meine, du ja erst ein paar Stunden hier. Ich habe eine Weile gebraucht, um mich einzugewöhnen und ich bin hier, seit ich drei bin.“ Sein konzentrierter Ausdruck änderte sich nicht, auch wenn man sehen konnte, dass er nachdachte, was er hier mochte. Dann plötzlich setzte er sich auf, stellte sicher, dass ich ihn ansah, und sagte nur ein Wort. Ein einfaches langweiliges Wort, das mir die Röte ins Gesicht trieb, meinen Puls beschleunigte, sodass es schnell gegen meinen Brustkorb  schlug und ein prickelndes Gefühl durch meinen Körper jagte. "Du“ sagte er. In diesem Moment fragte ich mich, ob ich träumte. Seht mal, ich hatte um einen Engel und einen Freund gebeten, vor nicht mal einem Monat. War es nur Zufall oder hatte Gott wirklich mein Gebet erhört? Ganz zu schweigen davon, dass das die letzte Person war, die ich erwartet hätte und der einzige Grund, warum er hier war , war.... weil etwas schreckliches passiert war. Weil ich nach einem Schutzengel gefragt hatte, waren nun Menschen tot. Mehr steckte nicht dahinter. Aber Gott hatte mich erhört und Berwald zu mir geschickt. Hatte er etwa gewusst, dass sie sterben würden? Hatte er er so viel Unglück in seinem Leben, nur weil ich so selbstsüchtig war, und einen Freund wollte? „Das ist alles meine Schuld...“ schluchzte ich mit Tränen in den Augen. Der heftige Blick wich augenblicklich und ein besorgter Ausdruck trat an seine Stelle. Das war seine schweigsame Art, mich zu fragen, was los war. Es war ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. „E-es ist alles meine Schuld, dass du h-hier bist!“ stieß ich mit zitternden Lippen hervor. Als wäre ich ein kleines nervöses Meerschweinchen oder so, lehnte er sich ganz langsam, legte eine Hand auf meinen Kopf und frage nach „W'e?“. Es war schwer, eine verständliche Antwort zu finden, eine, die auch Sinn machte, wenn seine Hand sich so in meinem Haar vergrub und mir Schauer über den Rücken jagte (zugegebener Maßen angenehme Schauer).Ich dachte so angestrengt nach, was ich sagen sollte, dass die Tränen stoppten. Ich stotterte „ Ähm, weil … Ich hab nach dir gefragt.“ Meine Augen wurden weit und ich schlug mir die Hand vor den Mund, mein Gesicht ging in Flammen auf. „N-nein, was ich meinte, war... Ich... Ich habe um einen Freund gebeten, weil ich mich so allein fühlte... und niemanden zum reden hatte... da hab ich Gott um einen Engel gebeten und dann kamst du und... jetzt ist mir das alles peinlich... weil ich so blöd bin...“ Die ganze Zeit über  hörte er mir zu, sah mich interessiert an, während einfach alles aus mir heraussprudelte. Innerlich verfluchte ich mich für alles, was ich gesagt hatte, was ich nicht zurückhalten konnte. Sein Blick verfinsterte sich und er schien zu verstehen, wie auf den Gedanken gekommen war, das es meine Schuld sei, auch wenn ich gar nicht so weit gekommen war. Es war, als könnte er meine Gedanken lesen. Seine Hand griff  fester in mein Haar, aber er tat mir nicht weh. Er schüttelte seinen Kopf und nahm seine Hand zurück an seine Seite. „Niem'nd 'st g'storben. M'ne Elt'rn sind noch 'm L'ben.“ sprach er und ich war schockiert. „W-w-was? Aber warum bist du dann hier?“ keuchte ich. Ich verstand nicht.... Er sah weg, seine Haltung versank in Schmerz und Niederlage. „S'e...“ „ACHTUNG, WAISEN!!“ plärrte meine persönliche Lieblings-Nonne durch ihr Megaphon. „WIR HABEN EIN PAAR ANKÜNDIGUNGEN ZU MACHEN UND MÖCHTEN, UND MÖCHTEN, DASS IHR ERST MAL DIE KLAPPEN HALTET!“ Stille erfüllte den Raum. So reagierte jeder, wenn er das erste Mal auf Schwester Monet traf. Ich musste kichern, als Berwald sich umdrehte, um zu sehen, wer ihn da unterbrochen hatte und sich dann seelenruhig wieder an mich wandte, er war sichtlich überrascht. Scheinbar hatte er noch nie eine Nonne in Limonengrün gesehen. Nun ja, es gibt für alles ein erstes Mal! Schwester Monet gab ihr kostbares Megaphon an eine der stilleren Nonnen, die dann die erwähnten Ankündigungen verlas. „Okay, Kinder. Fangen wir an .Als erstes auf der Liste steht etwas, das diejenigen von euch, die schon länger als ein Jahr hier sind bereits kennen. In nicht mal einer Woche beginnt das neue Jahr und hier in diesem Waisenhaus wird an Silvester eine Party stattfinden. Meistens war das eine Nacht mit Junk-Food und einem Beisammensein mit euren Freunden, aber dieses Jahr wird das anders ablaufen. Nach reiflicher Überlegung haben wir uns entschieden, euch Gesellschaftstänze beibringen möchten. Jeder von euch wird einen Tanzpartner wählen, und wir bringen euch dann das Tanzen bei, sodass ihr zu Silvester am Ball teilnehmen könnt! Natürlich gibt es ein paar Einschränkungen. Wir werden jetzt nicht alle aufzählen, aber ihr, die jungen Männer, solltet bitte bis heute Abend eure Tanzpartnerin gewählt haben. Dann die zweite Ankündigung.....“ Die zweite Ankündigung bekam ich schon gar nicht mehr mit. Gesellschaftstanz? Es war eigenartig, aber irgendwie war ich aufgeregt. Ich hatte nie die Gelegenheit, irgendeine Form von Tanz zu lernen oder heraus zu finden, ob ich überhaupt musikalisch veranlagt war. Es war also sozusagen ein Traum von mir. Sicher würde es dieses Jahr lustiger werden als im letzten Jahr. Ich hatte den ganzen Abend niedergeschlagen in meinem Bett verbracht, weil niemand mit mir abhängen wollte. Ich war nicht der Einzige, der aufgeregt war, viele unterhielten sich angeregt. Sie hörten der armen Schwester gar nicht mehr zu, die noch immer die Bekanntmachung vorlas. Als sie geendet hatte, waren die meisten Jungs schon damit beschäftigt, das Mädchen zu fragen, mit dem sie tanzen wollten, bevor es ein anderer tat. Mein Herz zog sich zusammen: der JUNGE sollte das MÄDCHEN fragen, nicht andersherum. Nervös sah ich mich nach einem süßen Mädchen um, das ich fragen könnte, auch wenn ich abgewiesen werden würde. Doch wenn ich es nicht wenigstens versuchte, würde ich wohl mit einer zweijährigen tanzen müssen. Also stand ich auf, atmete tief ein und ging auf ein Mädchen zu. Ich sah kurz über meine Schulter, um zu sehen, ob Berwald mir folgte. Er war nur einen Schritt hinter mir, mit einem sonderbaren Blick schaute er auf mich herab. „Ähm, dann mal los, hm?“ fragte ich, deutete auf das Mädchen, das ich fragen wollte und machte mich auf den Weg. Ich spürte, wie seine Finger sich um mein Handgelenk schlossen und er mich zurückhielt, bevor ich verstehen konnte, was los war. Die Art, wie Berwald mich ansah, ließ es nicht zu, dass ich mich beschwerte. Etwas schüchtern und nervös räusperte er sich und sprach so deutlich zu mir wie noch nie. „ 'ch hab' mich g'fragt, 'b...ob du m't mir t'nzen g'hen m'chtest?“ ---------------------------------------------------------------------- Sooooo, Phew...... Das nächste Kapitel fertig^^ Ich hoffe dann doch sehr, dass es euch gefällt und wir uns bald wieder lesen! Kristiania Kapitel 6: Another boy ---------------------- Zuerst starrte ich ihn einfach nur an, da mein Hirn ablehnte, seine Frage zu verstehen. Ich konnte sein Unbehagen angesichts meines Schweigens sehen, aber ich konnte nicht anders. Die Worte wollten nicht gesprochen werden, und so tat ich das Schlimmste, was ich hätte tun können. Ich … Ich glotzte ihn mit offenem Mund an. Bis ein Mädchen kam, deren Namen ich mir nie merken konnte, und das unangenehme Schweigen brach. „Ähm...“ sagte sie zögerlich und leise. „ Berwald, ich weiß, dass eigentlich die Jungs die Mädchen fragen sollen, aber... ich dachte...vielleicht würdest du mich ja fragen? Es sicher nicht leicht für dich, weil du ja noch neu hier bist und niemanden kennst, also wenn du willst...“ sie verstummte. Als er nicht antwortete, fügte sie hinzu „ Es sei denn, du hast schon jemand anderes gefragt...?“ Ihr fragender Blick wanderte vorsichtig, aber bestimmt zu mir, dann zu Berwald zurück. Er nickte, es schien, dass er ihre Gefühle nicht bedachte. Ihr Gesichtsausdruck wurde trauriger und sie fragte „Oh, wer ist es?“ In ihrer Stimme war ein Unterton zu hören, der schwer zu beschreiben war. Irgendwie klang sie eifersüchtig, aber das passte nicht zu ihrem Blick, als sie mich noch einmal ansah. Genau genommen schien in ihren Augen die pure Neugier zu brennen, als ob sie fast WÜSSTE, dass Berwald mich gefragt hatte. Vielleicht war es mein Mienenspiel, das sie auf diese Idee gebracht hatte. Wortlos zeigte er auf mich, ohne zu zögern oder Unsicherheit in seinem Blick. Ihre hellen grünen Augen weiteten sich ehrlich erschrocken. Okay, vielleicht war ich einfach nur paranoid gewesen. „Ist das überhaupt ERLAUBT?“ sagte sie. Sie klang perplex, dann wandte sie sich an mich. „Du WILLST mit einem anderen Jungen tanzen?“ Zuerst zögerte ich, unsicher, wie ich antworten sollte. Ich hatte nicht mal demjenigen geantwortet, der gefragt hatte. Dann dachte ich gründlich darüber nach. Ich hörte tief in mich hinein: Wollte ich mit einem anderen Jungen tanzen? Nein, wollte ich nicht. Aber die Sache war die, Berwald war für mich nicht einfach „ein anderer Junge“. Nein, er hatte etwas , das sie nicht hatten. Wollte ich mit Berwald tanzen? Ja, es gab keinen Zweifel: Wenn ich tanzen sollte, dann mit ihm. „Nein“ antwortete ich ihr. „Ich will nicht mit einem anderen Jungen tanzen, aber ich WILL mit IHM tanzen.“ Skeptisch sah sie uns beide an. „ Aber er ist ein anderer Junge. Tino, das ergibt keinen Sinn!“ Ich sah weg, konnte die vehementen Blicke der blauen und grünen Augen, die sich in mich bohrten, nicht ertragen. „Es macht Sinn für mich. Du musst es nicht verstehen. Geh einfach und frag jemand anderes. Wir sind beide vergeben.“ Und damit schnappte ich mir Berwalds Hand und stiefelte davon, nur kurz anhaltend, als sie uns nachrief „Ich werde euch SOWAS von verpetzen!“ Ich ächzte, ließ Berwalds Hand los und setzte den Weg zu unserem Zimmer fort, wo ich ursprünglich hinwollte. Nach dem Frühstück ging es dann normalerweise nach draußen zum Frühsport, also hatten Berwald und ich erst einmal etwas Zeit für uns allein. Die Nonnen zwangen niemanden, daran teilzunehmen. „Ich kann nicht glauben, dass sie uns verpetzen will! Mann, wir könnten richtig Ärger bekommen. Vielleicht sollten wir die Sache mit Ball einfach sein lassen...“ lamentierte ich. Ich ließ mich auf mein Bett fallen. „Ich meine, ich weiß nicht mal, wie man tanzt! Ich bin sicher, ich bin mies im Tanzen.....“ „D' sch'enst vorh'n desweg'n aufg'regt.“ sagte er, die Veränderung meiner Laune beurteilend. „Das war bevor diese Mädchen dich gefragt hat und den Nonnen von uns erzählen wollte... Ich weiß ja nicht, ob du es schon bemerkt hast, aber Katholiken sind nicht gerade begeistert von... Schwulen.“ Er murrte, die Tatsache musste er anerkennen. Ich fing an, mich zu fragen, was ihm WIRKLICH durch den Kopf ging, sollte er immer ehrlich aussprechen, was er dachte. Denn offenbar dachte er viel nach, er war ja scheinbar ein ziemlich schlauer Kerl. In seinen Augen konnte man beinahe unentwegt sehen, wie er die Welt reflektierte. Wie seine Meinung von der Welt sich änderte, während sein Gesichtsausdruck fast immer derselbe blieb. Es schien jedoch, als behielte er seine wahren Gedanken für sich, zu besorgt darüber, jemanden mit seinen Gefühlen zu kränken. Schweigen breitete sich zwischen uns aus, währenddessen wir beide tief in Gedanken versunken waren. Ich versuchte, mir vorzustellen, wie das Tanzen wohl wäre, ob ich es könnte oder nicht und ob Berwald tanzen konnte. Er war als Teenager ins Waisenhaus gekommen, was hieß, dass er mehr Erfahrung mit der Außenwelt hatte... Wahrscheinlich war er nicht so sehr abgeschirmt gewesen von den Schrecken und geisttötende Dingen der wahren Welt. Aber ehrlich, er sah aus wie der sanftmütige große Typ, der still und süß war, aber ohne jegliche Koordination. Ich entschied mich, ihn zu fragen und somit die besinnliche Atmosphäre zu brechen. „Berwald?“ Er sah mich an. „Ich hab mich gefragt..... Weißt du überhaupt, wie man tanzt?“ Eine Pause entstand und Berwald starrte ins Nichts, als erinnerte er sich an etwas, aber dann drehte er sich zu mir. „ Ne'n. ‘ber ich l'rne schnell.“ Ich sah ihn jämmerlich an. Jetzt waren wir dran... Ich war überrascht, wie schnell eine Woche verfliegen kann, wenn eine gute Zeit mit jemandem verbringt, anstatt immer nur Trübsal zu blasen. Genauso überrascht war ich, als wir zur ersten Tanzstunde erschienen und ich herausfand, dass das Mädchen uns nicht verpetzt hatte. Aber in einem Raum voller Kinder musste es ja irgendwer herausposaunen. Glaubt mir, es musste so kommen. Als wir zusammen herunterkamen, zwei Jungs anstelle von einem Jungen mit einem Mädchen, war es als wären wir nackt durch den Raum gegangen. So schockiert waren sie. Ein kleiner Junge hielt es sogar für notwendig, das gesamte Waisenhaus zu informieren. „Die zwei Jungs da halten Händchen. Haha, die sind schwul!“ Das war der erste Tag. Seltsamerweise hatten die Nonnen keine Anstalten gemacht, uns aufzuhalten, sie sahen uns nur mit ihren nonnenartigen Blicken an. Außer Schwester Monet, sie wartete, bis die anderen Nonnen uns nicht weiter behelligten, zwinkerte uns zu und gab uns zwei erhobene Daumen. Ohne viel weiteres Aufhebens ging der Unterricht dann auch los. Zuerst den Herrenpart (den überließ ich Berwald, schließlich war er der größere) und dann den Frauenpart. Das war mir peinlich, ich war der einzige Junge, der die weiblichen Schritte lernte. Mit der Zeit überwand ich meine Schüchternheit. Anscheinend gefiel es den Mädchen, wenn zwei Männer den Mut aufbrachten, zusammen zu sein. Wer hätte das gedacht? Na gut, ich meine, nicht dass wir ZUSAMMEN gewesen wären, wie ein Pärchen... auch wenn es am Ende der Woche diesen Eindruck erwecken musste. Wie er mich hielt, wenn wir tanzten, so stellte ich mir immer vor, wie zwei Verliebte zusammen tanzen... NICHT, dass wir ineinander verliebt gewesen wären oder so. Es war nur...So oder so, Berwald hatte nicht gelogen, als er sagte, dass er schnell lernen würde. Er hatte die Schritte wirklich drauf und kam nur äußerst selten durcheinander. Und im Gegensatz zu meiner vorherigen Annahme, war sein Tanz sanft und anmutig, wie eine einzige fließende Bewegung. Bei mir lief es leider nicht so gut. Erst, als ich zum ersten Mal mit Berwald tanzte, fiel mir auf, wie unkoordiniert ich eigentlich war. Mehr oder weniger stolperte ich mit seiner Führung und seinen flüssigen Bewegungen mit und versuchte krampfhaft, mich an die Schritte zu erinnern. Sicher, die Woche war lang gewesen, aber es hatte auch Spaß gemacht und zum Ende hin verbesserten sich meine Tanzkünste dann auch ein wenig. Ich trat ihm nicht mehr ständig auf die Füße oder stolperte über meine eigenen und ich riss uns beide nicht mehr zu Boden, das war definitiv ein Plus. Das einzige Problem war, dass morgen DER Tag war. Silvester. Mir wurde übel, wenn ich daran dachte, besonders wenn ich mich daran erinnerte, wie ich im Gegensatz zu meinem Partner tanzte. Ich würde Ihn mit runter ziehen und ihn schlecht dastehen lassen. Al ich mir die Zähne putzte und mich fürs Bett fertig machte, sah ich Berwald nach, der sich weiter hinten im Raum eben falls die Zähne putzte. Seit wir Partner waren hatten wir uns immer besser kennen gelernt und ich fing an, ihn wirklich zu mögen. Sehr sogar. Aber ich würde ihm nicht das verderben, worin er gut war, nur weil ich schlecht darin und gern in seiner Nähe war. Ich spuckte aus, säuberte meine Zahnbürste und ging auf Berwald zu. Ich wollte ihm sagen, wie ich fühlte. Als ich ihn erreichte, sprudelten die Worte unkontrolliert aus mir heraus. „B-Berwald, ich wollte dir nur sagen, d-dass … Ich weiß, dass ich schlecht tanze. Und da dachte ich mir, vielleicht willst du lieber einen anderen Tanzpartner, der nicht so mies darin ist, wie ich, damit du den morgigen Abend genießen kannst, dann... Du brauchst dir wegen mir keine Gedanken zu machen, ich will einfach nur, dass du glücklich bist. Und wenn das heißt, dass ich nicht zur Party gehe, bin ich voll dafür...“ Mit einem kleinen Lächeln sah der Schwede vom Spiegel zu mir herüber und nahm mein Gesicht, das ich gesenkt hielt, in seine Hände, so dass sich unsere Blicke trafen. „'ch w'll nicht m't ein'm anderen J'ngen tanzen... 'ber 'ch m'chte mit d'r tanz'n.“ Und ohne ein weiteres Wort überbrückte er den Abstand zwischen uns und küsste mich. ------------------------------------------------------------------- Hier ist das neue Kapitel für alle lieben LeserInnen von BW. Ich hoffe, ihr schenkt mir viele Reviews^^ Und ein dickes Dankeschön an alle, die bisher gereviewt und gefavot haben. Ich liebe euch dafür! Bis zum nächsten Kapitel, Kristiania Kapitel 7: Wie Romeo und Julia ------------------------------ Soooo.... Als erstes möchte ich sagen, dass es mir Leid tut, dass ihr solange warten musstet, um dieses Kapitel zu lesen, aber ich wollte es unbedingt mit dem Bild von Tino in seinem ..... Na ja, ich will ja nicht die Überraschung verderben^^'. Also: Viel Spaß beim Lesen ------------------------------------------- Wie Romeo und Julia Natürlich konnte ich die ganze Nacht nicht schlafen. Wie hätte ich auch..? Vor nicht mal einer Stunde hatte ich meinen ersten Kuss bekommen, noch dazu von einem Jungen, und der morgige Tag würde zweifellos furchtbar werden. Mein Hirn wollte einfach nicht still sein und zusätzlich konnte ich mich nicht davon abbringen, mich zu Berwald zu drehen um zu versuchen, ihn in der Dunkelheit zu sehen, aber vergebens. Anscheinend kümmerte ihn das, was vorhin im Waschraum passiert war, weitaus weniger als mich... Er lag mit dem Rücken zu mir, sodass ich sein Gesicht nicht sehen konnte. Mir war aufgefallen, dass er im Schlaf immer sein Gesicht von mir abwandte. Jede Nacht, wenn er einmal eine Position gefunden hatte, rührte er sich bis zum nächsten Morgen nicht mehr. Ich zappelte unter meiner Decke und versuchte, nicht enttäuscht zu seufzen und die Gänsehaut auf meinen Armen zu ignorieren, die sich durch die Kälte gebildet hatte. Mürrisch dachte ich an die dicke warme Bettdecke, die den Mann neben mir bedeckte. Ich entschied, mir so bald wie möglich auch so eine zu häkeln. Der Winter war hier immer eiskalt, warum hatte ich nicht früher an so was gedacht? Vielleicht, weil mir das Material fehlte...das hatte ich mir nämlich zu Weihnachten gewünscht... Ich wollte nicht weiter darüber nachdenken und entschied, aufs Klo zu gehen, damit meine Blase nicht gleich explodierte. So leise, wie ich konnte, schlich mich aus dem Zimmer Richtung Waschraum, doch kurz davor hörte ich ein gedämpftes Flüstern. Ich fühlte mich etwas schuldig, weil ich mich um die Ecke schlich und lauschte. Konzentriert versuchte ich die Worte der Personen, zweifellos Nonnen, zu verstehen. „Hast du gehört, was dem armen Kind zugestoßen ist? Einfach furchtbar...“ murmelte die eine, Schwester Grace. „Nein, ich habe nichts mitbekommen.“ antwortete die andere, Schwester Michelle. „Was ist denn vorgefallen?“ Schwester Grace schwieg einen Augenblick, als sähe sie sich um, ob auch niemand sie hören könnte und begann beinahe lautlos zu erzählen. „Na ja, ich hab es nicht von ihm selbst gehört, er redet ja nicht viel, aber ...ein paar andere Schwestern sagen, dass seine Eltern ihn sein ganzes Leben lang misshandelt hätten. Körperlich, geistig und eventuell auch sexuell missbraucht. Sie berichteten, der einzige Grund, warum er nicht immer noch unter ihnen leidet, sei, dass seine Eltern versucht haben, ihn umzubringen, und dann haben sie TATSÄCHLICH seine Großeltern ermordet. Scheinbar hatten sie erst vor kurzem mitbekommen, was seine Eltern Ihm antaten, und wollten ihm wohl helfen und haben ihn zu sich geholt. Das hat sie ihr Leben gekostet...eine Schreckliche Geschichte... einfach nur grausam.“ „Hey, was tratscht ihr hier rum wie Schulmädchen?“ hörte ich Schwester Monet fragen, scheinbar kam sie gerade erst dazu. „Euch ist schon klar, dass ihr etwa fünfundsechzig Jahre zu alt seid, um euch zu benehmen, als wärt ihr in der High School, oder? Kommt schon, es ist auch für uns Zeit, ins Bett zu gehen. Morgen ist schließlich der große Ball.“ Ich hörte sie gehen und die beiden anderen folgten ihr. In dem Moment, in dem die drei weg waren, rannte ich zurück zum Schlafsaal. Ich wusste nicht, was ich tun wollte. Ich wusste nur, dass sie über Berwald gesprochen hatten... es MUSSTE so sein. Es passte... Es passte einfach ALLES zusammen. Wenn er misshandelt wurde, hätte er natürlich Narben davongetragen. Natürlich wäre er so schweigsam. Und natürlich würde er weinen, wenn er seine Babydecke sieht, ordentlich gefaltet, auf seinem Bett liegend. Ich hatte von Anfang an falsche Vermutungen angestellt. Nicht seine ELTERN hatten diese Decke für ihn gemacht, aber ich hätte WISSEN MÜSSEN, dass es seine Großeltern gewesen waren. So, wie die Decke zusammengenäht worden war, diese Art von Stichen war vor der Zeit seiner Eltern beliebt gewesen. Diese Decke war mit Liebe gemacht worden, mit wahrer Liebe... eine Liebe, die ihm seine Eltern genommen hatten. Es tat mir nicht mehr leid, dass ich um ihn gebeten hatte. Nein, nun klang es für mich, als wäre er sein ganzes Leben durch die Hölle gegangen und ich hatte... ich hatte ihn gerettet. Von dieser Erkenntnis aufgewühlt, rannte ich zu Berwalds Bett. Es interessierte mich nicht, dass die Tür zuknallte. Er schlief weiter und schnarchte leise. Endlich konnte ich sein schlafendes Gesicht sehen, dass er immer von mir abwandte. Ich grinste und sah ihn an, sein zerzaustes Haar, sein fast kindliches Gesicht, ohne den finsteren Blick. Ich war eigentlich gekommen um ihn zu wecken und auszufragen, damit mein Geist zur Ruhe kam. Aber jetzt, wo ich hier war und ihn in diesem verletzlichen Zustand beobachtete, konnten alle meine Fragen auch bis morgen warten... Erschöpft fiel ich auf mein Bett und glitt davon. Und erwachte mit einem Megaphon in meinem Gesicht. „AUF GEHT'S, PRINZESSIN! ZEIT DEINE HÜBSCHEN AUGEN AUFZUMACHEN! HEUTE WOLLEN WIR DICH FÜR DEINEN PRINCE CHARMING ZURECHTMACHEN!“ Fast wiederwillig öffnete ich die Augen, ich verstand noch nicht ganz, was Schwester Monet damit meinte. „Wa...?“ fragte ich schlaftrunken und rieb mir den Schlaf aus den Augen. „ICH SAGTE, DU SOLLST AUS DEM BETT HÜPFEN, SONNENSCHEIN! DIE ANDEREN MÄDCHEN MACHEN SICH SCHON FÜR DEN BALL FERTIG! ALSO LOS, LOS, LOS!“ gellte es in meinen Ohren. Ich verzog das Gesicht. „Aber... ich bin kein Mädchen.“ überrascht sah ich mich um. Alle anderen waren weg. Also waren die Jungs auch schon beim Umziehen? „Wo sind denn alle?“ Sie lachte und, zu meiner Erleichterung, schaltete das Megaphon aus. „Na ja, die anderen sind aufgestanden, als sie zum ersten Mal gerufen wurden. Und jetzt machen sich alle für den Ball heute Abend zurecht. Wir verteilen die Klamotten, also müssen wir euch alle messen und den Mädchen beim Make-Up helfen, das zieht die Sache natürlich in die Länge. Als du den ganzen Morgen dann nicht runter kamst, hat man mich geschickt, dich zu holen. Also... komm endlich aus dem Quark und lass uns gehen!“ Mit diesem Satz griff sie nach meiner Hand und zog mich auf die Beine. „Aber Moment mal...also helfen Sie den Mädchen fertig zu werden? Soll das etwa heißen...“ ich spürte wie jegliche Farbe aus meinem Gesicht wich, als mich die Bedeutung dieser Worte beinahe erschlug. „Sie wollen mich in ein KLEID stecken?“ Wieder lachte sie, ihre Lachfältchen vertieften sich dabei.“ Genau. Ich habe dir eines ausgesucht, in dem du wunderbar aussehen wirst. Es ist weiß und glitzernd, mit Rüschen und Spitze... uuund es kam zusammen mit diesem echt süßen Barrett ähnlichen Hut!“ Einen Moment lang kramte sie in ihren Taschen herum (wer hätte gedacht, dass Nonnen überhaupt Taschen haben?) und platzierte den Hut vorsichtig auf meinem Kopf. „Das sieht sogar besser aus, als ich dachte! Wo wir das schon mal hätten...“ Brutal wurde ich gegen meinen Willen runter in die Halle und dann in den Waschraum der Mädchen gezerrt, wo das Chaos aus gebrochen war. Wohin man auch sah, hier machte sich ein Mädchen die Haare oder dort versuchte die eine oder andere sich zu schminken... Ich sah mehr Dekolleté, als ich dachte in meinem ganzen Leben zu sehen, und das in den ersten fünf Sekunden. Keine von ihnen schien Notiz davon zu nehmen oder sich darum Gedanken zu machen, dass ich in ihrem Reich war, als ob ich dorthin gehörte oder so. Tatsächlich wurde ich von einigen sogar gegrüßt, die ich näher kannte. Sie mieden Meine Blick und erröteten, als sie bemerkten, dass sie lediglich Unterwäsche trugen. Ich sah still flehend zu Schwester Monet, dass ich hier raus wollte, doch sie ignorierte mich gekonnt und lächelte weiterhin. Sie drängte mich in eine ruhigere Ecke, in der ein sagenhaftes Kleid hing, weiß und mit weiten Ärmeln, das sogar im dumpfen Licht dieses Raumes funkelte. „Okay“ sagte sie, als wir da waren wo sie es wollte. „ Zieh es an.“ Ich sah von ihrem ernsten Gesicht zu dem Kleid. „ I-ICH... ICH KANN NICHT.“ Schüchtern fing ich an, mit dem Saum meines Shirts und meinen Haaren zu spielen, nur um ihr nicht ins Gesicht zu sehen. „Wenn du es in zwei Sekunden nicht selbst anziehst, steck ich dich rein. Ich habe Gott gefragt, er sagt, es ist okay.“ Ich zweifelte daran, dass Er wirklich dachte, es sei 'okay' einen Jungen in ein Kleid zu stecken, als ich das durchtriebene Grinsen auf ihrem Gesicht sah. Aber von ihr ausgezogen werden wollte ich auch nicht, also seufzte ich, schnappte mir das Kleid und ging zu einer Kabine. Die Mädels mussten mich ja auch nicht unbedingt in Unterhosen sehen. Ich zog schnell meine Sachen aus und das Kleid so langsam wie möglich an. Ich hätte heulen können, als ich es dann komplett anhatte. Es kniff an ungewohnten Stellen, da mir der weibliche Körperbau fehlte. Um die Brust herum war etwas eng, aber ansonsten, war es nicht zu ungemütlich. Außer meine bloßen Beine, nicht dass sie stark behaart gewesen wären, aber es fühlte sich seltsam an. Ich kratzte meinen Stolz zusammen, zog das Barrett wieder auf und öffnete die Tür so leise wie es nur ging. Dieses Meer aus Mädchen war plötzlich um einiges mehr an meinem Dasein interessiert, jetzt, da ich ein Kleid trug. Als ich die Kabine verließ, kam mir ein Gekreisch entgegen, fast perfekt in unisono, während mein Gesicht in Flammen aufging. Sie kreischten wie Banshees und ihr Interesse, sich selbst fertig zu machen, ging unter. Ich kämpfte mich zu Schwester Monet durch. Schnaufend schubste sie mich grinsend vor einen Spiegel und ich starrte hinein. Es war erschreckend zu sehen, dass dieses hübsche Gesicht, das da auf mich zurückstarrte, mein eigenes war. Es war nicht irgendein Mädchen, das mir einfach zum Verwechseln ähnlich sah, mit den gleichen weiten, runden und schokobraunen Augen und kurzem blondem Haar. Es passte zu dem Kleid, wie Romeo zu Julia. Es ging alles Hand in Hand, und brachte die besten Eigenschaften zum Vorschein. Unsicher streckte ich eine bebende Hand zu dem reflektierenden Glas aus. Ich registrierte, dass das Gegenüber im Spiegel es mir gleich tat. Aus heiterem Himmel drehte ich mich um, das Kleid strich dabei luftig um meine Beine und stellte sicher, dass die teuflische Nonne, die mir diese Peinlichkeiten antat, zusah. „Also“ fragte sie mich. „Gefällt es dir?“ Ich wusste, dass ich weder mich noch jemand anderes anlügen konnte. Ich konnte noch nie gut lügen. Ich richtete mich etwas auf, vermied die gespannt wartenden Blicke der Mädchen, und wieder schlich sich ein Rotschimmer auf mein Gesicht. „Es ist ….wunderschön.“ Die Mädchen quietschten wieder und tanzten vor Aufregung und Freude umher, sie lachten und jubelten mir zu. Oh Mann, da würde Berwald eine ganz schöne Überraschung erleben..... ---------------------------------- Und an dieser Stelle möchte ich allen voran und ganz besonders meiner Beta-Bambi danken *knuddel*. Und auch ein Dank an alle LeserInnen von BW!! Ich hoffe, wir lesen uns bald wieder und ich freue mich schon auf eure Reviews und Kommentare!! Kristiania Kapitel 8: Unbestritten Perfekt ------------------------------- Hallo Ihr Lieben! Also diesmal muss ich euch am Anfang etwas mitteilen: 1. Ein RIESIGES DANKESCHÖN an all diejenigen, die diese Geschichte favorisiert, gelesen, kommentiert und in die Alerts gesetzt haben!!!! (von Sara und von mir) 2. Allen, denen das Fanart gefallen hat, fühlt euch ganz fest von mir umarmt! Das nächste FA ist schon in Planung. Und nun: Viel Vergnügen beim Lesen! Kristiania --------------------------------- Unbestritten Perfekt Damit war meine Folter aber noch nicht vorüber. Es war nicht genug, mir meine Würde als Mann zu nehmen, indem man mich in ein Kleid zwang und mich zugeben ließ, dass es wunderschön aussah. Nein, die Mädchen hatten beschlossen, dass mein Ensemble nicht komplett sei, wenn ich nicht geschminkt wäre. Zu meinem Glück beherrschte das Mädchen, das mich schminkte, es ziemlich gut, so dass ich kaum merkte, dass ich geschminkt war. Seufzend dankte ich ihr und sah finster in den Spiegel vor mir. Vor dem heutigen Tag war ich nie ein Crossdresser gewesen... Jetzt würde ich das für immer mit mir herumtragen. Oder für den Rest meines Lebens. Auf jeden Fall sehr lange. Da ich nun fertig war, widmeten sie sich nun wieder sich selbst. Sie waren in Eile und hatten Mühe, sich nicht gegenseitig umzurennen. Ich setzte mich neben Schwester Monet, jedes Mal, wenn sie wegsah, warf ich ihr böse Blicke zu. Das war alles die Schuld dieser teuflischen Nonne, die nicht einmal aussah, als ob es ihr Leid täte. Meine bösen Blicke funktionierten nicht und ich bemerkte, wie mein Magen laut knurrte. Ich hatte nicht mal gefrühstückt. Ich schätzte, dass in etwa früher Nachmittag war, da sie mich so lange hatten schlafen lassen. "Wie viel Uhr ist es eigentlich?" murmelte ich meine Handfläche. Schwester Monet kramte ihr Handy hervor (ich nehme mal an, dass sie das NICHT hätte haben dürfen...). " Es fast fünf Uhr. Der Ball fängt um Viertel nach an. Bist du fertig, Junge?" fragte sie fürsorglich, als wäre sie meine Großmutter. Ich rollte mit den Augen. "Ja, total." antwortete ich sarkastisch. Das Fehlen von Nahrung bereitete mir schlechte Laune. "Ich hab‘ noch nicht mal was gegessen." " Tja, Schlafmütze, DU hast ja Frühstück UND Mittagessen verschlafen. Weißt du, Berwald hat dich vermisst. Er sah so einsam aus, am Ende des Tisches. Ständig hat er zur Tür gesehen, um zu sehen, ob du noch kommst." erzählte sie mir mit einem fiesen Grinsen im Gesicht. Die Röte kroch mir auf die Wangen und ich versuchte, ihre Sticheleien zu ignorieren, woraufhin sie in schallendes Gelächter ausbrach. Einige der Mädchen hielten irritiert einen Moment inne, bevor sie fortfuhren, sich für den Ball zurechtzumachen. Eine ihrer runzligen Hände strich tröstend über mein Haar. Mit einem ärgernden Unterton in der Stimme sprach sie weiter. „Wenigstens kannst du mit Ihm zu Abend essen. Er wird sich sicher riesig freuen, dich zu sehen! Ach, ich bin so froh, mein kleiner Tino ist groß geworden und hat endlich jemanden gefunden. Es war so deprimierend dich immer nur alleine zu sehen. Jedes Mal, wenn du dich endlich mit jemandem angefreundet hattest und sie adoptiert wurden, lagst du den ganzen nächsten Tag im Bett und hast geheult. Es hat mir immer das Herz gebrochen, dich so zu sehen.“ „Schwester Monet…. Das war NUR das eine Mal, als meine SCHWESTER adoptiert wurde. Ich hatte nie Freunde…“ Sie sah mich mit weiten Augen an, dann lächelte die wieder. „Entschuldige, ich hab das wohl mit einem anderen Jungen verwechselt. Das ist Jahre her. Ich werde wohl alt und senil. Hmm, wie es wohl deiner Schwester geht… Meine Güte, wie lange ist es her, dass sie adoptiert wurde?“ Ich spürte das enorme Gewicht, das mit diesem Thema auf meinen Schultern lastete. „Fünf Jahre.“ murmelte ich. Die exzentrische Nonne bemerkte meine Niedergeschlagenheit, sah noch einmal auf ihr Handy, nuschelte irgendwas von wegen Zeit und zog mich am Handgelenk aus dem Waschraum. Sie rief den anderen Mädchen noch zu, dass sie in vier Minuten im Speisesaal sein sollten. Sie ließ meine Hand los und eilte weiter den Gang hinunter. Im Gehen warf sie mir noch etwas aus ihren Taschen zu. Ich fing die Gegenstände gerade noch auf und sah, dass es weiße Ballerinas waren. Ich hüpfte hinter ihr her, während ich in die Schuhe schlüpfte und versuchte, mit ihr Schritt zu halten. Wir erreichten den provisorischen Ballsaal, der prächtig dekoriert war in Weiß, Rot und Gold. Ich brauchte einen Moment, um den opulent geschmückten Raum auf mich wirken zu lassen. Ich fühlte mich, als wäre ich ein crossdressender Prinz, der seinen Geburtstagsball hält, um in diesem weiten Land den einen zu finden, mit dem er den Rest seines Lebens zusammen sein wollte. Ich war so abgelenkt, dass ich kaum mitbekam, dass die anderen Nonnen sich bei Schwester Monet beschwerten, sie könne mich doch nicht einfach in Kleid stecken, besonders nicht in eines, in dem ich aussähe, als wäre ich eine Braut an ihrem Hochzeitstag. Sie wehrte ihre Argumente mit demselben Satz ab, mit dem sie mich auch außer Gefecht gesetzt hatte. Dass Gott gesagt hatte, es wäre okay. Es gab reichlich Proteste, die sie mit ihrem Megaphon und einigen sehr … beleidigenden Worten( die ich niemals wiederholen würde!) schnell zum Erliegen brachte. Und ich trug noch immer ein Kleid. Es fühlte sich seltsam an, das einzige Waisenkind im Saal zu sein, ich setzte mich an einen Tisch in einer Ecke und legte meinen Kopf auf meine Hände. Ich versuchte, nicht zu sehr an das Essen zu denken, das gerade aufgetragen wurde, ich war so schon hungrig genug, besonders, als die restlichen Mädchen dazukamen. Das wäre nicht lady-like gewesen. Als die Jungs dann eintrafen, wurde es RICHTIG interessant. Sie sahen alle extrem gut aus, sogar die, die ich nicht besonders mochte und die meisten grinsten recht zuversichtlich, als sie ihren Partner gefunden hatten und sich paarweise die Zeit vertrieben, bevor der eigentliche Ball begann. Ich fand mich selbst betend wieder. Ich betete, dass sie sich alle vor mich stellten, ich unsichtbar wäre. Ich wollte Berwalds Gesicht nicht sehen, wenn er mich in einem Kleid entdeckte. Das war ein beschämendes Bild in meinem Kopf, das ich nicht in der Realität sehen wollte. Bei meinem Glück war es nicht verwunderlich, dass die anderen beschlossen hatten, sich im Raum zu verteilen und mich meinem Albtraum auslieferten. Mit einer Ausnahme: Ich sah Berwald, ehe er mich sehen konnte. Obwohl ich versuchte, mein Gesicht so gut wie möglich zu verstecken, hatte ich freie Sicht auf ihn. Er sah ein wenig verärgert aus. Er lehnte gegen die Wand, die Hände in den Taschen vergraben und er schaute auf den Boden. Berwald suchte NICHT einmal nach mir. Aber ich hatte ja auch nicht nach ihm gesucht. Mein Herz verdoppelte sein Tempo, als er aufsah, und meinen Blick erwiderte. Er sah so… restlos und einfach unbeschreiblich… gut aus. Ungläubig riss er die Augen auf, als könnte er nicht glauben, was er sah. Könnte ich wohl auch nicht an seiner Stelle. Schnell wandte ich meinen Blick von seinem ab und hoffte, er hätte mich nicht erkannt, aber das war lächerlich. Inzwischen kannte er mein Gesicht, auch wenn ich nun Make-Up trug. Wie vorausgesehen, kam er schnellen Schrittes zu mir herüber, sagte keinen Ton, sondern beobachtete mein errötendes Gesicht und meine mädchenhafte Erscheinung nur mit scharfen Augen. Ich hatte erwartet, dass er weiterhin schweigen würde, aber nicht, dass ein Grinsen seine Lippen umspielen würde. Lachte er mich…an? Es wurde mir immer peinlicher, ich biss mir auf die Unterlippe und sah weg, mit dem Saum meines Ärmels spielend. „Nur damit du es weißt… ich mir das nicht ausgesucht.“ hörte ich mich mit bebender Stimme sagen. Sein Lächeln verschwand, was bemerkte, dass es meine Gefühle verletzte. „Tino… d‘ sie’st w’ndersch’n aus“ sagte er, er klang aufrichtig und ich hörte nicht die Spur eines Zweifels in seinen Worten. Ich sah auf, nur um diese Glaubwürdigkeit auch in seinen Augen zu sehen. Ich sah nicht nur das, sondern auch, dass er seine Hand nach mir ausstreckte, damit ich sie nehmen würde. Ich war so von meiner Sorge abgelenkt, dass mir völlig entging, wie die Musik zu spielen begann und die anderen bereits tanzten, lachten und so viel Spaß hatten, wie schon lange nicht mehr. Mein Herz schlug wieder schneller, meine Hand griff automatisch nach Berwalds und er zog mich mit sich auf die Tanzfläche. Mir wurde erst bewusst, was ich tat, als er mich herumwirbelte und mein blödes Kleid den Bewegungen unserer Körper folgte. Er hielt mich dicht an sich gepresst, als hätte er mich Ewigkeiten nicht mehr gesehen, obwohl es nur ein Tag war. „Hast du mich vermisst?“ witzelte ich wegen des festen Griffes herum. Er sah zu mir herunter, seine Augen voller Wärme und Liebe, ohne auch nur ein Wort zu sprechen sagte er mir damit, wie sehr er mich wirklich vermisst hatte. Für einen Moment fühlte ich mich etwas schwach, und geschockt wegen des enormen Verlangens ihn… nun ja, zu küssen. Das erste und einzige Mal hatte er mich geküsst, so vorsichtig und süß, dass es mich nachhaltig aufgewühlt hatte, uns beide die restliche Nacht in verschüchtertem Schweigen zurückgelassen. Aber dieses Mal ERWARTETE ich es, schließlich war ich derjenige mit dem Verlangen. Entgegen dem, was ich wollte, entschied ich mich, dass dafür auch später noch Zeit wäre. Es schien ihm im Moment zu genügen, mit mir zu tanzen und ich hatte wirklich Spaß. Auch, wenn ich Gefahr lief uns beide und die Paare um uns herum zu Boden zu reißen, mit jedem meiner Schritte. Sollte ich je eine öffentliche High School besuchen, würde ich wohl den Abschlussball auslassen und auch jede andere Tanzparty, die da käme. Ich war mehr als dankbar, als wir zu tanzen aufhörten, um etwas zu essen. Mein Magen fing schon an, sich selbst zu verdauen vor lauter Hunger. Ich zog Berwald hinter mir her und blitzschnell quer durch den Raum, damit wir die Ersten in der Schlange waren .Als wir unsere Teller befüllt hatten, gingen wir zu unserem Tisch zurück und ich fing an, das Essen in mich reinzuschaufeln. Es interessierte mich nicht, ob ich das Kleid beschmutzte oder nicht. Berwald aß ebenso schnell wie ich, als hätte auch er den ganzen Tag noch nichts gegessen, obgleich er zu allen Mahlzeiten anwesend war. Ich hielt in meiner Fress-Attacke inne. Ich fragte mich, ob er tatsächlich nichts gegessen hatte, nur weil ich nicht da war. Das würde er nicht tun, oder? Ich beobachtete ihn, während er raus in die sternenklare schneebedeckte Nacht hinausstarrte. Ich spürte, wie sich mein Magen plötzlich zusammenzog und ich schob meinen Teller zu ihm hinüber. Ja, würde er. So etwas würde er für mich tun, auch wenn es absolut unsinnig wäre. Mit - ich weiß nicht was für welche - Tränen in den Augen starrte ich ihn weiter an. Wenn ich darüber nachdachte, was er in seinem Leben schon alles durchgemacht hatte, all der schreckliche Missbrauch, den er diese siebzehn Jahre erleiden musste und nun stand solch ein schöner und wunderbarer Mensch vor mir und ich fragte mich, wie jemand so unglaublich sein konnte, nachdem er die durch die tiefste Hölle gegangen war. Ich wusste, dass ich nicht diese Stärke hätte aufbringen können. Ich hätte mich selbst verloren, sobald es begonnen hätte. Aber Berwald erschien mir wie ein Kriegsveteran, vernarbt und geschlagen, aber noch immer ein Krieger, bereit zu kämpfen. Er war absolut und unbestritten perfekt. Ich liebte ihn mehr als alles andere. Leichte Schluchzer schüttelten meinen Körper, und diesmal bemerkte Berwald sie. Von Anfang an konnte er meine Stimmung lesen wie ein Buch, er schien sogar bereits zu wissen, worum es diesmal ging. Wortlos wie immer, reckte er eine Hand über den Tisch und strich über meine mit Make-Up verschmierten Wangen. Ich griff nach seiner Hand und verschränkte unsere Finger. Ich liebte ihn… Ich liebte ihn… Ich… „Ich liebe dich!“ ich war zu aufgewühlt um, mich darum zu kümmern, dass ich das gerade laut gesagt hatte. Er schien die Worte erst ganz in sich aufzunehmen, zu verinnerlichen, bevor er mir endlich antwortete „Ich li’be d’ch ‘uch.“ Wie zuvor auch, hielt er mir seine Hand entgegen und ich ergriff sie. Ich wollte nur, dass er mich wieder festhielt, doch ich bekam mehr, als ich erhofft hatte. In dem Moment, in dem er mich in seinen Armen hielt, lagen seine Lippen auch schon auf meinen. Dieses Mal küsste ich ihn zurück, ebenso heftig, wie er mich küsste. Ich wollte ihm dasselbe Gefühl geben, das er mir immer gab, ich fühlte mich nur etwas schwach und völlig zufrieden. Ich wollte ihn glücklich machen, ihm seinen Schmerz nehmen, ich wollte…. „ÄHEM! Tino Väinämöinen, du wirst abgeholt!“ Ich erschrak fürchterlich, als Schwester Monet mich so plötzlich ansprach. Schuldbewusst flammten meine Wangen auf und entfernte mich einen kleinen Schritt von Berwald, der meine Verwirrung sah. „A-a-abgeholt? Gehe ich irgendwo hin?“ stotterte ich, total verwirrt davon, auf frischer Tat ertappt worden zu sein. Sie lächelte, wie sie es so oft, doch es war kein echtes lächeln und mir sank das Herz in die Hose. „Es sieht wohl so aus, als müsstest du dich bald verabschieden, Tino, denn du wurdest wieder adoptiert.“ ----------------------------------------------------------------------- Das war also Kapitel 8. Ich hoffe es hat euch gefallen! Ich freue mich wie immer auf eure Kommentare und ich bin gerne bereit, Ideen von euch in Fanarts umzusetzen! Gebt mir einfach Bescheid und ich gebe mein Bestes! Bis zum nächsten Kapitel!!! Kristiania Kapitel 9: One more night ------------------------- Hallo und willkommen zum ersten Kapitel im neuen Jahr! Ich wünsche euch allen eine gesundes und erfolgreiches neues Jahr! ( An dieser Stelle fühlt euch alles mal ganz fest gedrückt von mir ) Und Danke an die lieben Reviewer !! (•‿•) Ich hatte gedacht, ich bekäme bis zum jetzigen Zeitpunkt mehr Wünsche für Fanarts... So sind jetzt erst mal 2 in Arbeit, denn eins hatte ich sowieso noch geplant und das zweite widme ich Hyouyuri, die sich Berwald und Tino Tanzend gewünscht hat. Nun aber viel Spaß!! ------------------------------------------------------------ One more night „I-ich... Ich..." stotterte ich kopfschüttelnd. Ich verstand nicht, ich konnte es nicht verstehen. „A-adoptiert?" Sie nickte und ihr falsches lächeln verschwand. „Eine nette junge Frau, sie hat eine kleine Tochter, etwa zwei Jahre alt. Sie wartet auf dich in meinem Büro. Sie kam herein und wusste genau, wen sie adoptieren will, ohne sich überhaupt umzusehen. Ich nehme an, sie kennt dich bereits... " Es folgte ein Moment absoluter Stille, obwohl wir uns in einem Raum voller fröhlicher, tanzender und essender Menschen befanden. Keiner von ihnen realisierte, in welchen Albtraum sich dieser Abend gerade verwandelte. Ich schüttelte weiter den Kopf und sah zu Boden. Nicht jetzt... nicht nach allem, was geschehen war... Nicht, nachdem ich Berwald endlich gesagt hatte, wie ich fühlte! Die Tränen kehrten zurück, stärker als vorher, sie strömten in Massen über mein Gesicht und fielen zu Boden. Meine Hand schlang sich um Berwalds und ich sah ihn aus dem Augenwinkel an. Er sah mich mit beinahe demselben Ausdruck an, bloß heulte er nicht. Hatte jemand wie er, der so viel durchmachen musste, überhaupt noch Tränen, die er vergießen konnte? "Muss ich JETZT gehen?" fragte ich und mein Griff um seine Hand wurde fester. Schwester Monet sah uns beide nachdenklich an, dann wandte sie ihr Gesicht dem großen Fenster zu. Im spiegelnden Glas konnte ich deutlich eine Sorgenfalte auf ihrer Stirn sehen, etwas für sie total untypisches. Sie versuchte ihre wahren Gefühle zurückzuhalten, aber sie scheiterte. „Ja, aber es ist ja erst mal nur zum Kennenlernen. Um dich offiziell zu adoptieren, kommt sie morgen noch einmal. Das gibt euch genug Zeit, ... " Ihre Augen funkelten vor Aufregung und ein unheimliches Lächeln umspielte ihre Lippen. „Das gibt euch genug Zeit, sie zu überzeugen, dass sie lieber ZWEI Söhne hätte." Als sie mir zuzwinkerte und mich hinter sich her winkte, folgte ich ihr mit großen Augen. Ich sah noch mal zögerlich zu Berwald und sprach dann lautlos zu ihm. „Ich bin so schnell ich kann zurück." Ich betete, dass ich diese Frau, wer auch immer sie war, davon abbringen konnte, mich zu adoptieren. Ich müsste mich eventuell wie ein kompletter Vollidiot aufführen oder etwas Dummes anstellen, wie sie ins Gesicht schlagen, oder so was. Nein, das könnt ich nicht. Und selbst wenn, es würde nicht sonderlich wehtun. Ich war nie besonders kräftig... Vielleicht sollte ich so tun, als hätte ich eine gestörte zweite Persönlichkeit? Alle meine merkwürdigen und verrückten Ideen verpufften, als ich Schwester Monets Bürotür öffnete und mich tiefgraue Augen anstarrten. Mein Herz wäre beinahe stehen geblieben. D-das... Die 'nette junge Frau' sah mich ungläubig an, spielte nervös mit einer Strähne ihres goldblonden Haares und wippte mit den Füßen. Sichtlich verwirrt sah sie die Nonne an, die ihre Hände auf meine Schultern gelegt hatte. Schwester Monet nickte und setzte sich an ihren Schreibtisch. "Tino" sagte sie freundlich. "setz dich doch." Steif und mit ungutem Gefühl setzte ich mich auf den einzig freien Platz, direkt neben meiner großen Schwester. "T-TINO?" keuchte sie, den Kreuzanhänger ihrer Kette an sich pressend. Sie betrachtete mich intensiv in all meiner crossdressenden Pracht/ Herrlichkeit. "Ich war ein BISSCHEN zu lang fort, oder?" Bei ihren Worten brach plötzlich eine Woge heftigen Zorns über mich herein. "Wenn du zurückgekommen wärst, als du achtzehn wurdest, wie DU ES VERSPROCHEN HAST, dann würde ICH jetzt hier NICHT in einem KLEID sitzen! Aber du kamst nicht. Warum bist du nicht gekommen, Asa?" Beschämung breitete sich auf ihrem Gesicht aus und mir tat es leid, dass ich ihr gegenüber laut wurde. „Weil... weil ich schwanger war. Mit Emmi." Sie deutete auf das ungewöhnlich stille Kleinkind auf ihrem Schoß. „Sag Hallo zu deinem Onkel Tino, Emmi." Die Kleine sah mich mit einem leuchtenden Paar brauner Augen an, die wie eine perfekte Kopie meiner aussahen. Mit einem Lächeln, wie es nur Kindern zu Eigen ist, sagte sie „Hi" zu mir und winkte etwas nervös. Väterliche Gefühle ergriffen mich, ich sah praktisch in mein eigenes Gesicht. „Hallo, Süße." Sie kicherte, vergrub ihr Gesicht im Pulli ihrer Mutter und linste immer wieder zu mir hoch. Asa seufzte, offenbar erleichtert. „Sie ist normalerweise ziemlich schüchtern." erklärte sie, während sie dem Mädchen über ihr Haar strich. „Ich hab ihr jeden Abend von dir erzählt, seit sie geboren wurde. Es ist, als ob sie dich schon kennt, Tino. Und jetzt kannst du mit uns nach Hause kommen und ein großer Bruder für sie sein. Ich kann nicht fassen, dass ich nicht sehen konnte, wie du heranwächst, zu einem jungen ... Mann?" „ICH BIN NOCH IMMER EIN JUNGE!" begann ich zu jammern. „Ich trage lediglich ein KLEID." „Ja, okay." sagte sie. „Aber wieso?" Und hier entschied Schwester Monet, sich in das reizende Familiengespräch einzuschalten. „Dem ist so, weil du unseren Neujahrsball unterbrochen hast, Asa, Liebes. Er war gerade dabei, mit einem reizenden und gut aussehenden jungen Mann zu tanzen. Sie hatten sehr viel Spaß, es war schwer sie auseinander zu kriegen. Die Zwei haben förmlich aneinander geklebt! Wie ein Liebespaar!" Hei... lige... Scheiße. Hat mich diese Nonne gerade einem Verhör durch meine Schwester ausgeliefert? JA. DAS HAT SIE. Mit schockiert aufgerissenen Augen und bleichem Gesicht starrte Asa mich an. Ihr Mund stand offen und mir schoss das Blut in den Kopf und ich mied ihren Blick. Sie sagte zwar nichts, aber ich konnte sehen, dass sie auf eine Bestätigung von mir wartete, ein Nicken oder Kopfschütteln hätte gereicht. Aber so geschockt, wie ich war, konnte ich nicht mal das. WOLLTE Schwester Monet nun, dass Berwald mich begleiten durfte oder NICHT? Sie kannte Asa gut genug, um zu wissen, dass sie streng katholisch war, so wurden wir immerhin erzogen. Das hieß, Asa war extrem und unbestritten... homophobisch. „W-Wir sind kein LIEBESPAAR!" warf ich schnell ein, noch mehr errötend. "Er ist nur mein PARTNER. Es waren halt nicht genug Mädchen da und ich bin... Ich sehe halt am ehesten wie ein Mädchen aus, also haben sie mich als Mädchen zurechtgemacht und mein Partner musste ein Junge sein. Das ist alles, okay?" Ich glaube nie habe ich einen tödlicheren Blick gesehen, als in diesem Moment. Ich sah in die plötzlich seelenlosen schwarzen Augen Schwester Monets. „Tino... Wusstest du, dass LÜGEN gegen die ZEHN GEBOTE verstößt?" Entnervt sank ich in meinen Sitz zurück. Ich fürchtete, sie würde mir sonst gleich den Hintern versohlen. „Ja, Schwester." „Also, warum erzählst du deiner lieben großen Schwester nicht, was WIRKLICH passiert ist?" Schon wieder den Tränen nahe, begann ich die Wahrheit zu erzählen. „Okay, tut mir Leid. Also, was wirklich passiert ist, war, dass die Jungs die Mädchen zum Tanz auffordern sollten. Als ich gerade eine fragen wollte, kam Berwald und hat mich gefragt. Und ich hab zugestimmt weil ich li..." Ich traute mich nicht, dieses Wort auch nur zu beginnen. „WEIL?... " fragte Asa nach, sie klang stinksauer . Jammernd wünschte ich mir, dass Berwald jetzt hier wäre. Dann müsste ich das nicht alleine durchziehen. „W-weil ich wollte, deshalb!" Ich konnte ihre Wut schon beinahe greifen, als sie mich anblitzte. „Weil du WOLLTEST? Du wolltest mit einem anderen JUNGEN tanzen?" Ihre Homophobie war so offen und hasserfüllt und übermächtig und es brach mir das Herz, zu wissen, dass sie in Gedanken Gott darum bat, Berwald zur Hölle zu schicken. Sie kannte ihn nicht einmal! Was gab ihr das Recht, ihn zu hassen? Ich knirschte mit den Zähnen, ich hatte keine Angst vor ihr. Früher wäre ich vor ihr zurückgewichen, hätte sie mich herumkommandieren lassen, weil ich klein und ängstlich war und sonst niemanden hatte, an den ich mich hätte wenden können. Ich brauchte das jetzt nicht mehr. Ich hatte den Mut ihr zu sagen, dass sie nicht im Recht war. Mein Herz fing an zu hämmern und ich sah meiner Schwester geradewegs in die Augen. „Ganz recht. Ich WOLLTE. Und ich wollte mit ihm tanzen, weil..." Ich atmete tief ein, um für das bereit zu sein, was da kam. „ICH IN IHN VERLIEBT BIN! Zum Teufel mit Religion! Ich liebe ihn, du Trottel! Und solange du damit nicht umgehen kannst, werde ich NIRGENDWOHIN GEHEN!" Sie funkelte mich an, und mein Mut sank und meine Entschlossenheit löste sich langsam auf. "Hör mir jetzt gut zu, denn das werde ich nur einmal sagen." zischte sie. „Du versuchst mich davon abzuhalten, dich nicht von deinem Freund wegzuholen, aber du erreichst damit nur das GEGENTEIL. Nie hätte ich gedacht, dass du Gott auf diese Weise verlierst, wenn ich fortgehe. Ich nehme dich jetzt mit nach Hause. Ich wollte eigentlich bis morgen warten, aber so kann das nicht bleiben. Geh und pack deine Sachen. Wenn du fertig bist, fahren wir." Verzweifelt und flehend sah ich zu Schwester Monet, sie musste doch was dagegen tun können, richtig? Traurig schüttelte sie den Kopf, und mein Herz sank gleich noch ein Stückchen tiefer. Ich saß in der Falle, gefangen zwischen denen, die mich liebten und denen, die mir die Freiheit nehmen wollten. Mir war einfach nur noch schlecht und ohne dass ich es realisierte, rannte ich aus dem Raum. Ich weinen, zum gefühlten millionsten Mal heute, mir die Augen aus. Wutentbrannt rannte ich den Gang runter, drehte mich nur noch einmal um, um diese blöden Schuhe in Richtung des Büros zu schmeißen. Warum hatte ich überhaupt gehofft, dass ich die blöde Asa dazu überreden konnte, Berwald UND mich mitzunehmen? Schluchzend huschte ich durch die Flure zur Cafeteria, wo der Neujahrsball noch immer ohne mich stattfand. Ich fühlte mich benutzt und zerrissen ... heute war so viel passiert. Es schien mir wie eine Gefühlsachterbahn, der ich nicht entkommen konnte, egal, wie sehr ich es auch versuchte. Mit Schluckauf, laufender Nase und tränenverschmiertem Gesicht rannte ich rein. Ich musste zurück in Berwalds Arme... Ich brauchte ihn so sehr, dass mir ohne ihn ganz schlecht wurde. Und wie der Engel, der er nun einmal war und immer sein würde, wartete er dort auf mich, wo ich ihn -wie lange eigentlich?- zurückgelassen hatte. Als er mich sah, entspannte er sich und kam mir entgegen. Er zog mich in seine starken Arme, ohne sich auch nur im Geringsten darum zu kümmern, dass ich seine guten Klamotten verschmierte. „Bitte... " hauchte ich ihm ins Ohr. „Nur noch eine Nacht... Das ist alles, worum ich dich bitte. Wenn du wirklich ein Engel bist, dann gewähre uns noch diese eine Nacht zusammen." Jeder andere hätte Fragen gestellt. Berwald nicht. Er fragte nicht, was geschehen war, er fragte nicht, weshalb ich ihm ein Gebet zuflüsterte. Und er fragte auch nicht, ob ich ihn für immer verlassen müsste. Alles, was er sagte, war „N'ch eine Nacht." Dann küsste er mich mit weichen Lippen und wild schlagendem Herzen. Nachdem er mich nun eine Weile lang gehalten und geküsst hatte, musste ich es sagen. „Ich fühle mich widerlich." mit meinem Handrücken wischte ich mir übers Gesicht, total verschmiert und verrotzt. Ich fragte mich, wie er es ertragen konnte, mich in DIESEM Zustand zu küssen... Berwald warf einen Blick auf die große Wanduhr, sichtlich zufrieden, dass es erst kurz vor zehn war. Überraschend hob er mich im Brautstil in seine Arme und trug mich davon. Ich kämpfte nicht dagegen an und sagte auch nichts. Wohin er mich wohl tragen würde? Wenn es für ihn okay war, war es das für mich auch. Ein wenig erschrocken war ich, als er auf den Schlafsaal zuging, doch er holte nur gemütlichere Kleidung für uns beide, damit wir uns dieses formellen Outfits entledigen konnten. Ich dachte, er ließe mich runter, damit ich mich umziehen konnte, aber Berwald setzte seinen Weg fort. Zu den Duschen. "Berwald... Was hast du vor?" fragte ich nervös, mein Puls raste, aufgrund der vielen Gedanken, die mir durch den Kopf schossen. "D’ sagt’st, du f'hlst dich w'derlich. D'chte, d' möchtest v'lleicht duschen." Auf einmal ergab alles einen Sinn. Ich hätte mich am liebsten unter einem Stein verkrochen wegen meiner Blödheit. Und mir kam eine Frage in den Sinn. „Aber warum hast DU dir dann frische Klamotten geholt?" Seine Augen glitzerten schon fast, als er mich ansah und mit tiefer, verführerischer Stimme flüsterte. "Ich sch'tze, ich hab' mich 'uch w'derlich g'fühlt." -------------------------------------------------------- Da sind wir also schon wieder in den Duschen... Na, wie das wohl weiter geht? ( Ich liebe es, zu hören was ihr denkt, was geschehen könnte ) Tipp: Ich überlege, die Altersempfehlung anzuheben, muss noch drüber nachgedacht werden... Und bevor ich es wieder vergesse: DANKE BETA-BAMBI !!!!!! Sonst wird sie mir noch böse und dann müsste ich mir eine neue Beta suchen und es dauert dann länger neue Kapitel hochzuladen und das wollen wir ja nicht, oder? Da ich ins Schwafeln abdrifte, sage ich jetzt : Wir sehen uns in der Dusche wieder! ; ) Kristiania Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)