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Kokoro no Jutsu

von

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Die Blüten Konohas

Kokoro no Jutsu - Kapitel 1
 

Die Blüten Konohas
 

"Oh man, endlich mal wieder Gelegenheit in die Wolken schauen zu können."

Mit den Händen in den Hosentaschen und dem Blick gen Himmel schlendert der junge Chû-nin die Straße zum Haupttor entlang. Es ist früher Morgen in Konohagakure, die Hauptstraße fast menschenleer und man kann dem allmorgendlichen Gesang der Vögel lauschen. Am Haupttor angekommen, geht er hindurch, richtet seinen Blick nach vorne und bleibt einige Meter vor seinem Dorf stehen.

"Okay, dann fangen wir mal mit der Patrouille an."

Nach einer Stunde und diversen Kilometern Fußmarsch ohne besondere Vorkommnisse, bleibt der junge Mann plötzlich stehen. Er spitzt die Ohren, an denen kleine, silberne Stecker in der Sonne glitzern, und konzentriert sich.

War da nicht etwas?

Langsam schleicht er sich ins Unterholz und versucht dabei keinerlei Geräusche zu machen, was ihm auch sehr gut gelingt. Er bewegt sich vorsichtig in Richtung des Geräusches und versteckt sich schnell hinter einem Baum, als er bemerkt, dass es die Stimme eines Menschen ist, die er gehört hatte.

Verdammt, außer mir ist so früh am Morgen noch niemand aus Konoha hier draußen unterwegs. Ob das ein feindlicher Spähtrupp ist?

Vorsichtig lukt er hinter dem Stamm hervor und schaut durch die Zweige auf eine kleine Lichtung. Dort liegt eine Person. Ob sie verletzt ist, kann er nicht erkennen, aber da er nun näher ist, hört er, dass es leise Hilferufe sind, die von der Person ausgehen.

Ob ich es wagen soll?

Der junge Ninja sieht sich sorgfältig um, kann aber keine Gefahr ausmachen und geht auf die am Boden liegende Person zu. Die Frau liegt mit dem Gesicht nach oben im Gras, sie scheint keine schweren Verletzungen zu haben, macht aber einen sehr schwachen Eindruck. Der junge Mann tritt an sie heran und kniet sich zu ihr herunter.

"Hallo?"

Sie trägt ein Konoha-Stirnband also muss sie eine von uns sein, aber ich kenne sie nicht.

"Hallo? Brauchst du Hilfe? Bist du verletzt?"

Langsam öffnet die Frau die Augen.

"Sh......Shi...ka...?"

Ehe sie zu Ende sprechen kann, fällt sie in Ohnmacht und der junge Chû-nin Shikamaru sieht sie mit großen Augen an.

Wer ist das?! Kennt sie mich etwa?!
 

_______________
 

Shizune stürzt in das Büro ihrer Meisterin.

"Tsunade-sama, kommen Sie schnell!!!"

"Was ist denn los?"

Mit einer seeligen Ruhe und dem letzten Rest-Kater einer Nacht voller Sakeflaschen schaut sie von ihrem Schreibtisch hoch und ihre Vertraute an.

"Shikamaru ist gerade von seiner Patrouille zurückgekehrt und hat eine unbekannte Verletzte mitgebracht!"

Plötzlich ist Tsunade hellwach. Die blonde Frau, der man ihr Alter wirklich nicht ansieht, stürmt um ihren Schreibtisch und raus aus ihrem Büro. Sie folgt Shizune, die ihre Meisterin zielsicher ins Krankenhaus Konohas geleitet und dort in ein Krankenzimmer im zweiten Stock. Vor dem Zimmer wartet Shikamaru. Er lehnt an der Wand und macht einen ruhigen Eindruck, doch innerlich ist er aufgebracht. Egal wieviele Varianten er in seinem Kopf durchspielt, er kann sich nicht vorstellen, woher ihn diese Frau kennen könnte, es sei denn ...

"Shikamaru, wo hast du sie gefunden?"

Mit dieser Frage reißt die blonde Hokage den jungen Chû-nin aus seinen Gedanken und gemeinsam betreten die drei das Krankenzimmer. Während Shikamaru erläutert, wie er die Verletzte gefunden hat, untersucht Tsunade die Vitalwerte der Unbekannten, die auf einem weiß bezogenen Bett liegt.

"... bevor sie ohnmächtig wurde, schien es, als ob sie meinen Namen sagen wollte und danach habe ich sie so schnell wie möglich hergebracht."

"Sie hat was?"

Tsunade schaut Shikamaru ungläubig an.

"Sie versuchte meinen Namen zu sagen, aber über Shika ist sie nicht hinaus gekommen. Dabei habe ich sie noch nie gesehen!"

Tsunade schaut die ohnmächtige Kunoichi eindringlich an.

"Könnte es sein? ..."

"Kennt ihr sie etwa, Meisterin?"

Shizune steht Tsunade gegenüber, auf der anderen Seite des Bettes, und ist verwundert darüber, dass die Unbekannte für die Hokage keine solche zu sein scheint.

"Shikamaru, tue mir einen Gefallen. Such Kurenai, Asuma, Gai, Kakashi oder deinen Vater und bring einen sofort hierher."

"Jawohl!"

Shikamaru läuft aus dem Zimmer. Tsunade ist überrascht, dass der sonst etwas träge, junge Mann so voller Elan ihrer Anordnung folgt, doch es freut sie auch. Es bedeutet, dass auch er wissen möchte, wen er da vor den Toren Konohas gefunden hat.

"Habt ihr wirklich eine Ahnung wer sie ist?"

Ungläubig schaut Shizune zu ihrer Meisterin.

"Ich glaube schon ... aber eigentlich ist es fast unmöglich."

Tsunade beugt sich über das Gesicht der ohnmächtigen Frau und zieht ihr sacht mit dem Daumen ihrer linken Hand ein Augenlid hoch. Die Pupille ist starr, doch das ist für Tsunade nebensächlich. Sie betrachtet die hellgrüne Iris und scheint in ihrer Annahme bestätigt.

"Shizune, lass uns auf Shikamaru warten."
 

_______________
 

Shikamaru läuft einen langen Gang entlang, Treppen hinunter und aus dem Krankenhaus hinaus. Vor dem Gebäude bleibt er stehen.

Okay, welchen der Jô-nin finde ich wohl am schnellsten? Vater müsste zu Hause sein, das ist die sicherste Variante.

Schnell läuft er duch die Straßen. Im Vergleich zu noch vor ein paar Stunden sind viel mehr Menschen unterwegs, das fröhliche Geschrei spielender Kinder und das Geschnatter sich unterhaltender Hausfrauen erfüllen die Gassen. Plötzlich bleibt Shikamaru stehen. War das nicht Kurenai? Er geht ein paar Schritte zurück und schaut in die Seitenstraße, die sich zu seiner rechten ersteckt. Tätsächlich!

"Meisterin Kurenai!!! Warten Sie!"

Schnell läuft er zu der schwarzhaarigen Frau, die sein Rufen bereits gehört und angehalten hat.

"Shikamaru, was ist denn?"

"Meisterin Tsunade hat mir den Auftrag gegeben Euch zu suchen und sofort ins Krankenhaus zu bringen!"

"Ins Krankenhaus, aber ..."

"Ihr müsst ihr helfen eine unbekannte Verletzte zu identifizieren."

Etwas verwundert nickt Kurenai dem jungen Nara zu und gibt ihm so zu verstehen, dass sie ihm folgen wird. Gemeinsam laufen sie zum Krankenhaus und Shikamaru führt Kurenai zu jenem Zimmer im zweiten Stock, wie zuvor schon Shizune Tsunade geführt hatte. Sie betreten den Raum, in dem die Hokage und ihre Vertraute sie schon ungeduldig erwartet haben. Obwohl Shikamaru nur wenige Minuten benötigt hat um Kurenai ausfindig zu machen, schienen sich diese für die beiden Frauen in unermessliche Längen zu ziehen.

"Meisterin Hokage, ich habe Meisterin Kurenai gefunden."

"Meisterin Hokage."

Beide grüßen Tsunade mit einem Nicken, welches Tsunade und auch Shizune ihnen gleich tun.

"Kurenai, komm bitte her und schau dir diese Frau genau an. Kennst du sie?"

Kurenai tritt nah an das Bett heran. Sie betrachtet die ohnmächtige Frau. Sie ist sehr schlank, fast unnatürlich, was dafür spricht, dass sie eine Zeit voller Entbehrungen hinter sich hat. Auch ihre Kleidung, eher Lumpen zu nennen, die teilweise zerrissen ist, spricht dafür. Dann schaut ihr Kurenai ins Gesicht. Sie hat halblanges, rotbraunes Haar, das ihr eine handbreit über die Schultern reicht und ein feines Gesicht.

"Irgendwie kommt sie mir bekannt vor, aber ich kann es nicht mit Sicherheit sagen."

Kurenai blickt Tsunade entschuldigend an. Doch die blonde Meisterin hat noch einen Trumpf in der Hand.

"Und wenn ich dir sage, dass sie gras... oder soll ich besser sagen blattgrüne Augen hat?!"

Plötzlich sieht Kurenai Tsunade mit weit aufgerissenen Augen an. Was? Das ... das kann doch nicht sein?! Oder doch? .... Ihre Leiche ist nie gefunden worden.

"Meinen sie etwa?! .... "

"Ich glaube schon. Aber ich wollte sicher gehen. Du warst doch ihre beste Freundin, oder?"

Kurenai tritt noch näher an die Bewusstlose heran. Sie schiebt ihr die Haare auf der rechten Seite des Halses leicht beiseite und findet, wonach sie gesucht hatte. Mit Tränen in den Augen erklärt sie den anderen drei, was sie gefunden hat.

"Ich glaube es nicht. Hier ist die kleine Narbe ... das war ich, bei einer unserer Shuriken-Trainingseinheiten."

"Und wer ist sie nun?"

Shizune versteht nicht über was sich ihre Meisterin und Kurenai da unterhalten. Sie sieht die beiden nur ungläubg an, wie auch Shikamaru. Er fühlt sich erneut in seiner Annahme bestätigt, dass Frauen ein einziges Rätsel sind ... Sie reden ja sogar in Rätseln!! Doch Kurenai will die beiden nicht länger in Unwissenheit lassen.

"Shikamaru, Shizune, diese Frau ist meine beste Freundin aus Kindertagen, eine der Besten ihres Jahrgangs, die angeblich bei einer Mission vor 15 Jahren ums Leben gekommen sein sollte. Das ist Midori Shirô!"

Nach einem kurzen Moment der erstaunten Stille, während dem alle auf die bewußtlose Midori blickten, findet Shizune als erste wieder Worte.

"Das heißt, seit 15 Jahren hat sie niemand gesehen?!"

Sie ist von dieser langen Zeit mehr als überrascht.

"Aber wo soll sie denn die ganze Zeit gewesen sein?"

Auch Shikamaru kann die Information, die Kurenai ihnen gab, nicht ganz verarbeiten. Doch Tsunade bleibt ruhig.

"Das ist etwas, was uns nur Midori selbst sagen kann. Also lassen wir sie ausruhen. Wenn sie aufwacht, können wir ihr alle Fragen stellen, die uns auf der Seele brennen."
 

_______________
 

Während Midori in ihrem Krankenzimmer schläft, warten Kurenai und Shikamaru vor der Tür darauf, dass sie erwacht. Shikamaru hat zwar das erfahren, was er wissen wollte - dass es sich wirklich um eine Kunoichi aus Konoha handelt, die er gefunden hat - doch die Tatsache, dass sie 15 Jahre verschwunden war und scheinbar trotzdem seinen Namen kennt, irritiert ihn immer noch sehr. Immerhin ist er doch erst 14 Jahre alt ... sie kann ihn also gar nicht kennen.

"Ich kann es nicht glauben."

Kurenais Satz, der eigentlich mehr an sie selbst gerichtet war, holt Shikamaru aus seinen Gedanken. Als er die Freundin seines Meisters ansieht, empfindet sie es als eine Auffoderung zu erzählen und kommt dieser nach:

"Weißt du, Shikamaru, als Midori und ich klein waren, waren wir immer zusammen unterwegs. Wir waren im ganzen Dorf bekannt, denn man sah unser Potential und hoffte darauf, dass wir starke und schöne Kunoichi werden würden, auf die ganz Konoha stolz sein könnte. Daher hatten wir sogar einen Spitznamen - "die Blüten Konohas". Das hatte auch einen Grund, denn meine roten Augen standen für den Willen des Feuers, den der Hokage verkörpert und Midoris hellgrüne Augen standen für die Blätter, die Konoha umschließen und ihm seinen Namen geben. Als sie verschwand und angeblich umkam, war sie gerade 13 Jahre alt und es war ihre erste Mission, die sie als Jô-nin bestritt. Ihr Team kam von der Mission zurück und sagte, dass sie gefallen wäre. Ich konnte das nie glauben."

"Aber das bedeutet ja, dass ihr Team gelogen haben muss!"

Shikamaru ist entsetzt. Für ihn sind seine Kameraden das höchste Gut, denen man Freundschaft und Loyalität entgegen bringen sollte - Menschen, die man niemals hintergeht. Dass Midoris Teamkameraden sie scheinbar allein zurückgelassen haben müssen, kann er nicht nachvollziehen.

"Nunja, um ehrlich zu sein, war es nicht ihr Team, mit dem sie schon seit dem Akademie-Abschluss zusammengearbeitet hat. Damals herrschte Krieg und auch junge Jô-nin wurden manchmal zur Führung von Teams herangezogen, wenn die Mission nicht allzu kompliziert erschien. Bei jener Mission wurde Midori als Leiterin eingesetzt und bekam 3 ältere Chû-nin zur Seite gestellt. Als sie zurückkamen erzählten sie, dass sie in einen Hinterhalt geraten seien, bei dem Midori ums Leben gekommen sei."

"Diese drei Chû-nin müssen bestraft werden. Sie haben offensichtlich gelogen und eine Kameradin im Stich gelassen!"

"Beruhig dich Shikamaru, jene 3 müssen nicht mehr bestraft werden. Der Krieg hat sie bestraft. Sie sind bereits in der nächsten Mission, die sie zu bestreiten hatten, gefallen. Ich frage mich nur, was sie Midori angetan haben, dass sie erst nach 15 Jahren nach Hause zurückkehren konnte ...."

Plötzlich sieht Kurenai Shikamaru mit großen Augen an.

"Nach Hause!! Das hätte ich beinahe vergessen! Deine Eltern werden sich freuen!"

Nun ist Shikamaru sichtlich erstaunt.

"Meine Eltern?!"

"Ja! Midori gehört zu deiner Familie."

"WAS?!", der junge Nara sieht Kurenai sehr überrascht an und bekommt den Mund kaum geschlossen. "Aber ich dachte ihr Name sei Shirô?!"

"Ja. Midoris Vater war das letzte Oberhaupt des Shirô-Clans. Ein sehr eigenwilliger Clan, der viele Regeln hat. Eine davon ist, die Nachkommen nach Erlangen des Chû-nin-Grades allein zurückzulassen. Als Midori Chû-nin wurde, haben ihre Eltern Konoha verlassen. Niemand weiß wo sie sind und wie es ihnen geht. Allerdings mochte Midoris Mutter den Gedanken nicht ihre Tochter allein zu lassen. Sie musste zwar mit ihrem Mann gehen, aber zuvor bat sie ihren Neffen darum sich um Midori zu kümmern. Midoris Mutter war die Tante deines Vaters. Also lebte sie von jenem Tag an bei deinen Eltern."

Plötzlich wird Shikamaru alles klar.

"Das heißt, als ich sie fand und sie mich "Shika" nannte, bevor sie ohnmächtig wurde, hat sie in mir meinen Vater gesehen!"

"Das kann schon sein."

"Dann sollte ich Vater und Mutter herholen!"

Shikamaru steht auf und geht einige Schritte als er bemerkt, dass sich die Tür, vor der er bis vor einigen Sekunden noch saß, langsam öffnet. Nicht wissend, wo sie sich befindet, zieht Midori die Tür langsam auf und schaut zaghaft heraus. Zuerst sieht sie Kurenai, die aufgestanden war und sich in etwas Abstand direkt vor die Tür gestellt hatte. Die Augen der bis eben noch ohnmächtigen Kunoichi weiten sich und langsam zieht sie die Tür ganz auf.

"Kurenai? Bist du es?"

Mit Tränen in den Augen breitet Kurenai die Arme aus. Auch Midori stehen die Tränen in den Augen als sie Kurenai entgegen tritt und sie umarmt.

"Ich habe dich so vermisst."

"Ich dich auch. Ich konnte einfach nicht glauben, dass du tot sein solltest."

Erst nach Minuten lösen sich die Frauen voneinander und blicken sich lächelnd an. Shikamaru tritt näher an sie heran und erst da wird er von den beiden weiblichen Jô-nin wahrgenommen. Kurenai winkt Shikamaru heran.

"Midori, dieser junge Mann hier hat dich gefunden."

"Vielen Dank, dass du mich hergebracht hast."

Sie lächelt Shikamaru an.

"Ich habe dich im Wald nur schemenhaft erkannt und wohl verwechselt. Aber du bist ein Mitglied des Nara-Clans, oder?"

"Ja, das bin ich. Mein Name ist Shikamaru Nara."

Midoris Blick wechselt in Überraschung.

"Shikamaru? Dann bist du .... Shikakus und Yoshinos Sohn?!"

Schließlich überwältigt von den Begebenheiten der letzten Stunden bringt der junge Chû-nin nicht mehr zu Stande als ein Nicken und erstarrt förmlich als ihn die fremde Frau, die scheinbar nur ihm vollkommen fremd zu sein scheint, in die Arme schließt.

"Es freut mich dich endlich kennen zu lernen, Shikamaru!"

Das Jutsu des Herzens

Kokoro no Jutsu - Kapitel 2
 

Das Jutsu des Herzens
 

Midori blieb volle zwei Tage im Krankenhaus Konohas, da ihr Körper doch sehr ausgezehrt war.

Als Erstes tauschte sie ihre zerschlissene Kleidung gegen den schwarzen Rollkragenpullover und die schwarze Hose, die viele Chû- und Jô-nin tragen. Danach wurde ihr hauptsächlich Ruhe verordnet, doch bekam sie nicht allzu viel davon. Die ersten, die zu Besuch kamen, waren Shikaku und Yoshino, die von ihrem Sohn über Midoris Rückkehr informiert worden waren. Shikamaru, der auch mitgekommen war, war sehr erstaunt, als er seine Mutter zum ersten Mal in seinem Leben weinen sah, als diese Midori in die Arme schloss. Kurz darauf kamen Kurenai und Asuma, mit dem Midori einst zeitgleich die Chû-nin Prüfung bestand, und sie sollten nicht die letzten bleiben. Alle waren froh und glücklich die verloren geglaubte Freundin gesund wieder zu sehen, doch was jeden verwunderte, war, dass die zurückgekehrte Kunoichi nicht erzählen wollte, wo sie die letzten 15 Jahre gewesen war. Sie versprach es zu berichten, sobald es ihr besser ginge und erbat etwas Zeit.

Nach den zwei Tagen verließ sie das Krankenhaus und zog wieder in ihr altes Zimmer im ersten Stock des Anwesens der Naras, das seit ihrem vermeindlichen Tod als kaum genutztes Gästezimmer Verwendung fand. Die Möbel waren zwar umgestellt worden, aber es waren noch die gleichen und auch der Geruch des Hauses war noch der, der sich in Midoris Innerem festgesetzt hatte. Sie fühlte sich sofort wieder heimisch und nach einer Nacht in ihrem neuen, alten zu Hause fühlte sich Midori gewappnet ihre Vergangenheit zu offenbaren.
 

In ihren ersten eigenen Kleidungsstücken, die Yoshino für sie gekauft hat, geht Midori die Treppe hinunter. Das schwarze Konoha-Band, das sie bereits trug, als Shikamaru sie fand, hat sie wieder um ihren Kopf gebunden. Über einem schwarzen 3/4-Arm Oberteil und einer gleichfarbigen, kurzen Hose, trägt sie ein dunkelrotes Kleid, das mit einem weißen Band an der Taille gebunden ist. Das Band weht leicht hinter ihr her als sie im Erdgeschoss ankommt und auf Shikaku und Shikamaru trifft, die am Esstisch sitzen: "Shikaku, ich gehe zu Meisterin Tsunade!"

"Das heißt du fühlst dich bereit von der langen Zeit zu berichten?"

"Ja, und sobald ich Tsunade alles erzählt habe, werde ich auch euch sagen, was mit mir geschehen ist."

Mit diesen Worten verlässt Midori das Haus der Naras und macht sich auf zum Büro der Hokage.
 

_______________
 

Die Straßen Konohas sind wie immer sehr belebt und Midori fühlt sich wohl endlich wieder unter Menschen zu sein.

Doch als sie gerade in eine Nebenstraße abbiegen möchte, bleibt ihr fast das Herz stehen. Ist das? Ein Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus.

"GAI!"

Der Jô-nin im auffallenden, grünen Trainingsanzug dreht sich blitzartig um. Seine Augen haben sich in zwei Wasserfälle verwandelt und mit weit von sich gestreckten Armen rennt er plötzlich auf die Kunoichi zu, die seinen Namen gerufen hat.

"MIDORI!!!! Ich hab eben erst gehört, dass du wieder da bist! Ich hab immer daran geglaubt, dass du nicht tot bist!!!!", er umarmt die lachende Midori so fest er nur kann und wirbelt sie in der Luft herum. Erst nach 5 Umdrehungen, bei denen alle anderen Passanten in Deckung gehen mussten, lässt er sie wieder hinunter.

"Als die Anderen damals wiederkamen und sagten, dass du gefallen wärst, wusste ich gleich, dass das nicht wahr sein konnte. Sobald es mir möglich war, begann ich dich zu suchen, aber ohne Erfolg und irgendwann durfte ich dich nicht mehr weitersuchen, aber an deinen Tod glauben konnte ich trotzdem nicht. Oh, ich bin so froh, dass du wieder da bist!!!", immer noch unter Tränen sieht er Midori lächelnd an.

"Ach Gai, ich hab gewusst, dass du mich nicht einfach vergisst. Ich hab dich die ganze Zeit so sehr vermisst. Seit dem Akademie-Abschluss hatten wir alle Missionen zusammen bestritten und bei der ersten, die ich ohne dich erfüllen sollte, passierte gleich sowas .... das war sicher ein Zeichen."

"Das war kein Zeichen, das war ein Komplott. Der Krieg hat auch Feinde im eigenen Dorf hervorgebracht und du warst eines ihrer Opfer. Aber Midori, wo warst du denn nur die ganze Zeit?!"

"Ich würde es dir gerne sagen, aber ich möchte erst mit Meisterin Tsunade darüber sprechen. Wenn sie es genehmigt, werde ich anschießend jedem, der es wissen möchte, erzählen, wo ich so lange war und was mir widerfahren ist."

"In Ordnung. Wenn du gerade zur Meisterin Hokage willst, darf ich dich begleiten?"

"Natürlich. Ich würde mich freuen."
 

_______________
 

Nachdem sich Midori von Gai verabschiedet hatte, der sie bis vor das Büro der Hokage begleitete, klopft sie an.

Die blonde Frau, die mal wieder gelangweilt über ihrem Papierkram am Schreibtisch sitzt, nimmt das Klopfen als angenehme Abwechslung hin und bittet die Person vor der Tür einzutreten. Midori tritt ein.

"Meisterin Tsunade, ich möchte mit Ihnen über die letzten 15 Jahre sprechen, denn ich glaube, dass ich Euch etwas mitteilen kann, was für Konoha von Vorteil sein oder werden könnte. Falls Ihr etwas Zeit habt, bitte ich Euch mich anzuhören."

"Es freut mich, dass du dich dazu entschlossen hast, über das Vergangene zu reden. Bitte, Midori."

Und so beginnt Midori von den vergangenen 15 Jahren zu berichten:

"Wie Ihr sicher wisst, sollte ich mit meinem Team einen Proviantzug, der für Iwagakure gedacht war, vernichten. Als wir auf der Lauer lagen, wurden wir allerdings selbst angegriffen. Meine Teammitglieder, die mir wohl von Beginn der Mission an nicht wohlgesonnen waren, flohen und alleine hatte ich gegen die angreifende Acht-Mann-Gruppe kaum eine Chance. Sie trugen keine Symbole, mit deren Hilfe man sie einem Dorf hätte zuordnen oder als Nuke-nin hätte entlarven können und ich weiß bis heute nicht, wer diese Ninja waren. Zu meiner persönlichen Überraschung töteten sie mich nicht, sondern nahmen mich gefangen und brachten mich in ein Gefängnis, aus dem es kein Entrinnen gab. Jahrelang habe ich versucht zu fliehen, doch es gab keine Möglichkeit. Nach schätzungsweise 4 oder 5 Jahren wurde ein neuer Insasse in die Zelle neben meiner gebracht und durch ein Loch in der Wand konnte ich irgendwann mit ihm in Kontakt treten. Nachdem ich ihm durch meine Hartnäckigkeit, mein mir selbst auferlegtes Training und meine Hoffnung, die ich nicht aufgeben wollte, bewiesen hatte, dass ich würdig war, nannte er mir seinen Namen - Shin Shin!"

"SHIN SHIN?! DER Shin Shin?! Der einzige Shinobi, der das Kokoro no Jutsu beherrscht?!", Tsunade ist von ihrem Sessel aufgesprungen und starrt Midori ungläubig an.

Mit ruhiger Miene entgegnet diese: "Genau dieser Shin Shin. Und er nahm mich als Schülerin an."

"Als Schülerin?! Heißt das etwa, dass du nun auch das Kokoro no Jutsu beherrscht?!!"

"Ja, das tue ich. Aber ich bitte Euch Meisterin Hokage, darf ich zuerst fortfahren?"

"Natürlich. Entschuldige.", mit gesenktem Blick setzt sich Tsunade wieder und hört Midori aufmerksam zu.

"Shin Shin erzählte mir davon, dass er einst das Kokoro no Jutsu entwickelte, das viele als große Gefahr ansehen. Trotzdem war er der Ansicht, dass es weniger eine Gefahr als eine Chance darstellt das Böse in einem Menschen zu entdecken und zu vernichten. Da er nun in Gefangenschaft geraten war und davon ausging, dass seine Zeit bald ablaufen würde, nahm er mich als Schülerin auf. Zuerst musste ich die schwierigste aller Aufgaben bewältigen. Um das Kokoro no Jutsu erlernen zu können, ist es nötig einen Vertrag abzuschließen, ähnlich wie beim Kuchiyose no Jutsu. Allerdings ist es in meinem Fall mehr ein einseitiger Vertrag. Man bindet das eigene Leben an das Leben des Menschen, den man aus vollem Herzen liebt, um aus dieser Liebe die nötige Kraft für das Jutsu zu schöpfen. Der Mensch, an den man sein Leben gebunden hat, erfährt durch diesen Vertrag weder Vor- noch Nachteile, doch derjenige, der das Jutsu beherrscht schon. Wenn der Mensch, den der Jutsu-Nutzer als Quell benutzt, stirbt, verwirkt man auch das eigene Leben."

Tsunade ist sichtlich verwirrt und legt die Stirn in Falten: "Aber Midori, dann verstehe ich etwas nicht. Du warst doch schon mindestens 4 Jahre in Gefangenschaft, an wen hast du dann dein Leben gebunden? Du warst doch nicht so leichtsinning und hast ..."

"Doch!", unterbricht die Erzählende die Annahme der Hokage, "Ich liebe einen Shinobi aus Konoha. Zwar wusste ich nicht, ob er die Wirren des Krieges überlebt hatte, doch darauf vertrauend, band ich mein Leben an seines. Bevor Ihr fragt, wer es ist, das darf ich niemandem außer einem anderen Jutsu-Nutzer erzählen, da sonst der Vertrag seine Wirkung verlieren würde."

Tsunade nickt. "In Ordnung, das werde ich akzeptieren. Aber eine Frage hätte ich noch: Was wäre passiert, wenn er den Krieg nicht überlebt hätte?"

"Ihr meint, wenn ich versucht hätte ihn als Quell für das Jutsu einzusetzen, obwohl er schon tot gewesen wäre? Dann hätte ich auch mein Leben verloren."

Wieder nickt die blonde Frau und deutet Midori an, fortzufahren.

"Nachdem der Vertrag vollzogen und ich noch am Leben war, begann Shin Shin mit meinem Unterricht. Ich gehe davon aus, dass auch dies mehrere Jahre, schätzungsweise erneute 5 Jahre, andauerte. Ich machte in dieser Zeit sehr viele Fortschritte und erlernte das Kokoro no Jutsu richtig anzuwenden, doch dann, ganz plötzlich, starb Shin Shin. Er hatte mir zuvor schon erzählt, dass er sich zurückgezogen hatte, weil seine Geliebte, die seinen Quell darstellte, vor einigen Jahren verstorben war. Allerdings hatten sie eine gemeinsame Tochter."

Wieder ist Tsunade etwas überrascht: "Heißt das, dass ein Nutzer mehrere Quellen haben kann?"

"Ja, Shin Shin erklärte mir, dass ein Nutzer mehrere Quellen haben kann. Dies setzt aber voraus, das der Nutzer und sein Quell gemeinsame Kinder in die Welt setzen. Nur diese Kinder können dem Nutzer als weitere Quellen zur Verfügung stehen."

"Das klingt sehr interessant.", Tsunade lehnt sich in ihrem Sessel zurück.

"Shin Shin starb, weil auch seine Tochter ums Leben gekommen war. Von diesem Zeitpunkt war ich wieder allein in diesem Gefängnis und es dauerte vermutlich weitere 5 Jahre bis ich durch eigenes Training zu dem Punkt gelangt bin, an dem ich jetzt stehe. Der vollkommenen Beherrschung des Kokoro no Jutsu. Da ich mit Hilfe dieses Jutsus nicht nur die Gefühle anderer Menschen, außer meines Quells, lesen, sondern sie auch nach meinen Wünschen lenken kann, schaffte ich es endlich einen Wachmann auszutricksen und ihn dazu zu verwenden mir die Freiheit wieder zu geben. So schnell ich konnte, versuchte ich nach Konoha zurückzukehren und nach mehreren Wochen erreichte ich endlich die Lichtung vor den Toren Konohas, auf der mich Shikamaru schließlich fand. Ich weiß, ich war 15 Jahre lang fort, aber Konoha ist meine Heimat und ich möchte mit meinen neuerworbenen Künsten wieder in die Dienste meines Heimatdorfes treten. Meisterin Hokage, ich hoffe Ihr gewährt mir diesen Wunsch." Mit diesen Worten beendet Midori die kurze Zusammenfassung ihrer letzten 15 Lebensjahre und blickt Tsunade fragend an.

"Midori, es tut mir wirklich Leid, was dir in den letzten Jahren widerfahren ist, doch es freut mich auch zu hören, dass du trotz der Tatsache, dass es Shinobi aus Konoha waren, die dich hintergangen hatten, wieder in die Dienste dieses Dorfes treten möchtest. Deine Fähigkeiten werden Konoha sicher eine große Hilfe sein und es ist eine Selbstverständlichkeit, dass ich dir deinen Wunsch erfülle - mit sofortiger Wirkung stehst du wieder im Dienste Konohas."

Mit einem aufrichtigen Lächeln im Gesicht verbeugt sich Midori vor der blonden Hokage: "Vielen Dank."

"Du musst mir nicht danken, das ist das Mindeste, was ich für dich tun kann."

"Meisterin Hokage?", nachdem sie sich wieder aufgerichtet hat, hat Midori noch eine Bitte, "Ich wollte noch fragen, ob ich auch den anderen erzählen darf, was mir widerfahren ist oder ob es Dinge gibt, die Ihr lieber geheim halten wollt."

"Hmmm", Tsunade denkt scharf nach und kommt dann zu dem Schluss, "ich würde sagen, dass du die Geschichte durchaus komplett erzählen kannst. Allerdings würde ich die Anzahl der Menschen, die sie hören dürfen einschränken und diese dann auch um Verschwiegenheit bitten. Immerhin ist das Kokoro no Jutsu ein sehr mächtiges Jutsu und eine Waffe, die auch unsere Gegner gerne in ihren Händen zu wissen hätten. Ich werde für heute Abend eine Versammlung einberufen, auf der du deine Geschichte allen Anwesenden erzählen kannst."

"Vielen Dank, Meisterin Hokage.", und nach einer weiteren Verbeugung verlässt Midori das Büro der nun sehr geschäftigen, blonden Frau.
 

_______________
 

Am Abend findet die Versammlung statt, die Tsunade eiligst einberufen hat. Zutritt haben neben der Hokage und ihrer Vertrauten Shizune sowie dem Rat Konohas, dem auch Shikaku angehört, lediglich die besten Jô-nin des Dorfes, die zeitgleich Midoris Freunde darstellen, und Yoshino und Shikamaru Nara, die als Midoris Familie ebenfalls ein Anrecht darauf haben ihre ganze Geschichte zu hören.

Nachdem sie, wie schon zuvor Tsunade, die Geschehnisse in ihren letzten 15 Lebensjahren berichtet hat und einige Fragen beantwortete, bittet Tsunade Midori noch einmal zu einem Gespräch unter vier Augen zu sich.

"Midori, ich habe über etwas nachgedacht."

Fragend betrachtet die junge Jô-nin mit den rot-braunen Haaren die Kage ihres Dorfes. "Und über was?"

"Ich möchte dich fragen, ob du in der Lage wärst einen Schüler oder eine Schülerin anzunehmen."

"Einen Schüler?!", Midori ist von dieser Frage überrumpelt. Darüber hat sie noch nicht nachgedacht.

"Das Kokoro no Jutsu ist mächtig und wenn dir oder deinem Quell etwas zustoßen würde, wäre es wohl verloren. Dieses Risiko dürfen wir nicht eingehen."

"Ich verstehe was Ihr meint. Jedoch bitte ich Euch mir ein bisschen Zeit zu geben und darüber nachzudenken."

"Natürlich. Allerdings muss ich dir sagen, dass es eilig ist. Auch der Rat möchte schnellstmöglich eine Antwort und ich bezweifle, dass sie ein "Nein" akzeptieren."

Mit einem Seufzen sieht Midori ein, dass sie gegen die Obrigkeit des Dorfes keine Chance hat und willigt ein: "Gut, ich nehme einen Schüler oder eine Schülerin an. Aber nur unter der Bedingung, dass ich ihn oder sie selbst auswählen darf."

"Natürlich, schließlich weißt nur du, welche Voraussetzungen ein Schüler erfüllen müsste.", sagt Tsunade mit einem Lächeln.
 

Mit dem Wissen sich gerade sehr viel Arbeit aufgebürdet zu haben, geht Midori hinüber zu ihren Freunden.

Gai merkt sofort, dass etwas nicht stimmt: "Was ist denn los? Was hat Meisterin Tsunade zu dir gesagt?"

"Ich soll einen Schüler oder eine Schülerin annehmen."

Sofort fackelt das Feuer der Entschlossenheit in Gais Augen: "Das ist eine hervorragende Herausforderung für dich! Wir sind auch alle Meister einer Gruppe und es ist einfach wundervoll die tapfere Jugend dabei zu unterstützen zur vollen Blüte zu erstrahlen!"

"Hmmm, ich weiß nicht ob ich das so positiv sehen kann wie du, Gai", und Midoris Blick wandert über zu Kakashi, der erst heute von einer S-Rang Mission zurückkehrte und daher nicht in Konoha weilte, "warte mal, heißt das, dass du auch Meister einer Gruppe bist?!"

"Ja!", lächelt Kakashi, soweit man das unter seiner Maske erahnen kann.

"Die armen Kinder ....", Midori guckt ganz mitleidig.

"Wieso?", nun ist Kakashis Lächeln einem überfragten Blick gewichen.

"Naja ... ich hoffe du hast dich in der Zwischenzeit verändert, denn wenn ich mich so zurückerinnere, muss ich sagen ... als Kind warst du ein Arsch."

Während Midori und alle anderen lachen, blickt Kakashi die Rückkehrerin mit einem vielsagenden Grinsen an. Das wird Folgen haben ....

Ein/e Schüler/in für Midori

Kokoro no Jutsu - Kapitel 3
 

Ein/e Schüler/in für Midori
 

Am nächsten Morgen treffen sich Tsunade, Shizune und Midori im Büro der Hokage. Rund um den Schreibtisch stehend betrachten sie die darauf verteilten Registrierungsblätter der vielversprechenden Jugend Konohas. Zwölf potenzielle Schüler für Midori.

Jedoch nimmt Tsunade direkt zwei Blätter zur Seite: "Sasuke Uchiha hat Konoha verlassen und Naruto Uzumaki ist auf Trainingsreise."

Midori nimmt ihr jedoch ein Blatt aus der Hand: "Uzumaki? Wie Kushina Uzumaki??"

"Ja, er ist der Sohn von Kushina und dem 4. Hokage Minato Namikaze, aber behalte es für dich, der Junge selbst weiß nichts davon."

"Wieso weiß er nichts davon?", ein überraschter Blick legt sich auf Midoris Gesicht.

"Naruto wurde etwa 7 Monate nach deinem Verschwinden geboren. In jener Nacht griff das Kyûbi Konoha an und Minato und Kushina ließen ihrer beider Leben um Konoha und ihren neugeborenen Sohn zu beschützen. Mit seiner letzten Kraft versiegelte Minato das Kyûbi in Naruto und zu dessen Schutz beschloss die Obrigkeit Konohas dem Jungen seine Herkunft zu verschweigen."

"Hmm", Midori blickt nachdenklich auf das Registrierungsblatt des jungen Uzumaki, "ein schweres Schicksal für ein so kleines Kind. Aber es ist schön zu sehen, dass er trotzdem zu den besten seines Jahrgangs zu gehören scheint. Schade, dass er nicht da ist. Sicher hat er die Fähigkeiten seines Vaters geeerbt ... und wäre somit ein idealer Schüler."

Shizune und Tsunade brechen in lautstarkes Husten aus. Als die blonde Hokage sich beruhigt hat, erklärt sie Midori ihre Reaktion: "Man merkt, dass du ihn nicht kennst. Naruto ist ein beeindruckender Junge, aber auch ein eigenwilliger Schüler ... er kommt doch eher nach seiner Mutter."

Midori lacht: "Okay, dann kann ich mir vorstellen, was Ihr meint."
 

Nachdem sich die Anzahl der Registrierungsblätter auf Tsunades Schreibtisch auf 10 reduziert hat, fragt sie nach den Kriterien für das Erlernen des Kokoro no Jutsu.

"Neben dem Vertrag, den man als Grundlage abzuschließen hat, sind auch gute Grundkenntnisse des Genjutsus nötig. Wenn ich es mit Hilfe des 5 Punkte Systems ausdrücken sollte, würde ich sagen, dass man mindestens eine 2,0 braucht."

"Okay, das bedeutet ...", Tsunade lässt ihren Blick über die Blätter schweifen, "..., dass Chôji Akimichi und Tenten herausfallen."

"Und Rock Lee.", wirft Shizune ein, die zeitgleich sein Blatt auf den Stapel der Aussortierten legt.

"Schade.", Midori blickt dem Blatt hinterher, "Gai hatte mir bereits von seinem Schüler erzählt. Das wäre sicher lustig geworden."

"Gut, das bedeutet, dass noch 7 Schüler übrig sind.", Tsunade rückt die übrigen Blätter näher zusammen.

"Ich sollte mit diesen jungen Ninja selbst sprechen, dann bin ich besser in der Lage zu sagen, wer geeignet ist und wer nicht."

"Gut.", meint Tsunade und wendet sich an Shizune, "Schick bitte nach Sakura, Kiba, Shino, Hinata, Neji, Ino und Shikamaru, sie sollen sich umgehend in meinem Büro einfinden. Es eilt!"

"Jawohl!", antwortet Shizune und verschwindet aus dem Büro.
 

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Bereits nach einer Stunde, die Tsunade und Midori für ein ausführliches Frühstück nutzten, finden sich die verbliebenen, potenziellen Schüler im Büro der Hokage ein. Alle 7 stehen in einer Reihe, gegenüber der drei Frauen, die zuvor über den Registrierungsblättern beratschlagten. Die jungen Ninja sind etwas überrascht von der unvorhersehbaren Einberufung und warten darauf zu erfahren um was es geht.

"Wie ihr sicher wisst, handelt es sich bei der Kunoichi zu meiner Rechten um Midori Shirô, die Frau, die nach 15 Jahren feindlicher Gefangenschaft nach Konoha zurückgekehrt ist. Um nun zu dem Punkt zu kommen, der euch wohl am meisten interessiert - weshalb ihr hier seid: Ich möchte, dass einer oder eine von euch ihr Schüler oder ihre Schülerin wird.", nachdem Tsunade ihre Ansprache beendet hat, sehen sie die jungen Ninja ungläubig an.

"Darf ich etwas fragen?", mit erhobenem Arm sticht Shino aus der Gruppe der Ge- und Chû-nin heraus.

"Natürlich Shino."

"Und was ist, wenn wir gar nicht ihr Schüler werden wollen?", Hinata sieht ihren Teamkameraden erschrocken an. Shino kann so unhöflich sein ....

"Shino", Tsunade hat keine Miene verzogen, "diese Wahl habt ihr gar nicht. Wer als Schüler auserwählt wird, erfährt ein Privileg, dem er oder sie sich nicht entziehen kann. Das hat der Rat Konohas so entschieden."

Unter den Jungninja wird ein Raunen breit. Manche sehen sich in ihrer Freiheit beschnitten, andere sehen die Möglichkeit ihre Kräfte zu stärken.

"Midori wird mit jedem von euch alleine sprechen. Sie wird jedem von euch einige Fragen stellen und ich bitte euch diese so aufrichtig wie möglich zu beantworten. An Hand eurer Antworten wird Midori ermitteln können, wer als bester Schüler geeignet ist. Wir beginnen mit Sakura Haruno.", Tsunade blickt ihre Schülerin an und macht ihr deutlich sich mit Midori in den Nebenraum zu begeben, während die anderen mit Shizune und der Hokage zurückbleiben.
 

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"Du bist also Sakura Haruno.", Midori hat auf einem einfachen Holzstuhl hinter einem ebenso simplen Holztisch Platz genommen und bittet Sakura mit einem Handzeichen sich auf den Stuhl ihr gegenüber zu setzen. Das Mädchen mit den halblangen, rosanen Haaren folgt diesem Zeichen sofort.

"Ja, das bin ich."

"Du warst die Schülerin Kakashis und hast nun die Hokage als Meisterin, richtig?"

"Ja."

"In Ordnung. Ich werde dir nur 3 Fragen stellen und wie Tsunade eben sagte, möchte auch ich darum bitten, dass du sie so ehrlich wie möglich beantwortest."

"Jawohl."

Midori holt tief Luft und beginnt: "Frage 1: Was macht für dich ein Team aus?"

Sakura ist überrascht. Sie hatte mit Wissensfragen gerechnet und nicht mit Fragen zu ihren persönlichen Ansichten: "Das ist eine schwere Frage, aber ich würde sagen, die Freundschaft und der Zusammenhalt der einzelnen Mitglieder machen ein Team aus."

Mit unveränderter Miene fährt Midori fort: "Frage 2: Wärst du in der Lage dein Leben bedingungslos in die Hände eines anderen zu geben?"

"Wenn ich diesem Menschen vertraue, bin ich dazu in der Lage."

"Und Frage 3: Bist du verliebt?"

Diese Frage ist Sakura sichtlich unangenehm, doch sie erinnert sich an Tsunades Worte aufrichtig zu antworten, blickt Midori mit ernstem Blick an und sagt: "Ja."

"Vielen Dank Sakura. Das war es schon. Ich würde dich bitten, wenn du hinausgehst mir Kiba Inuzuka hereinzuschicken.", mit einem Lächeln im Gesicht entlässt Midori die verunsicherte Sakura, die sich im Büro ihrer Meisterin wieder in die Gruppe einreiht und Kiba in den Nebenraum schickt.
 

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Es dauert keine halbe Stunde bis Midori alle sieben Jungninja ihre Fragen gestellt hat. Als sie selbst mit ihrem letzten Befragten und Großcousin Shikamaru zurück in Tsunades Büro tritt, ergreift die Hokage erneut das Wort.

"Gut. Ich bitte euch sieben kurz draußen vor meinem Büro zu warten."

Die jungen Männer und Frauen gehen hinaus und lassen Tsunade, Shizune und Midori wieder allein im Büro zurück.

"Ist die Befragung positiv verlaufen?", Shizune hofft die jungen Ninja nicht umsonst zusammengetrommelt zu haben.

"Ja, ich habe erfahren was ich wollte. Mit meiner ersten Frage wollte ich mir ein Bild über ihre Grundeinstellung machen und die beiden letzten Fragen waren nötig um herauszufinden, ob es ihnen möglich wäre den für das Kokoro no Jutsu nötigen Vertrag abzuschließen."

"Und zu welchem Schluss bist du gekommen?"

"Scheinbar gibt es nur 3 unter diesen sieben, die vom gegenwärtigen Gefühlszustand her in der Lage wären den Vertrag abzuschließen. Die anderen 4 sind nicht verliebt, sie haben also keinen, den sie als Quell nutzen könnten. Ich muss aber sagen, falls sich das ändern würde, wären zumindest Kiba Inuzuka und auch Shikamaru gut für das Kokoro no Jutsu geeignet."

Tsunade wartet auf das Endergebnis: "Und wer sind nun die 3, die in die engere Auswahl kommen?"

Midori lächelt: "In diesem Alter scheint die Liebe noch nichts für die Jungs zu sein. Es sind die 3 Mädchen Sakura Haruno, Hinata Hyûga und Ino Yamanaka."

"In Ordnung.", Tsunade wendet sich ihrer Vertrauten zu, "Shizune, würdest du bitte nach Asuma, Kakashi und Kurenai schicken lassen?"

"Jawohl."

Während Shizune aus dem Büro geht um ihren Auftrag zu erfüllen, gehen Tsunade und Midori zu den jungen Ninja und bedanken sich für deren Kooperation. Der Rest wird nun mit ihren Meistern und/oder ehemaligen Meistern besprochen.
 

Draußen ist es Kiba, der seinem Frust als Erster Luft machen muss.

"Verdammt, und für so bekloppte Fragen sind wir hierher beordert worden? Dafür habe ich einen langen Spaziergang mit Akamaru verschoben?!?"

"Beruhige dich Kiba, die Fragen werden schon ihren Sinn haben.", Sakura versucht zu vermitteln.

Neji hingegen unterstüzt Kibas Ansicht: "Das will ich aber hoffen! So eine sinnlose Fragerei habe ich noch nie erlebt."

"Die Hokage würde uns doch niemals für sinnlose Fragen zusammenrufen!", unterstüzt Ino Sakura.

Shikamaru betrachtet die Diskussion nur ruhig. Wenn ich mir das ansehe, müssen diese Fragen so ein Mädchending gewesen sein ...
 

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Am Nachmittag sitzen Tsunade, Shizune, Asuma, Kakashi, Kurenai und Midori beieinander und sprechen über ihre Schützlinge.

"Damit ihr wisst, um was es geht, ...", wieder ergreift die blonde Hokage das Wort und erklärt, weshalb die Jô-nin so plötzlich zusammenkommen sollten, "... wir suchen eine Schülerin, der Midori das Kokoro no Jutsu beibringen kann. Nach einer Vorauswahl blieben nur Sakura Haruno, Ino Yamanaka und Hinata Hyûga übrig und da ihr am Meisten über eure Schülerinnen wisst, sollt ihr Midori dabei helfen die richtige Wahl zu treffen. Lasst uns mit der jungen Hyûga beginnen. Kurenai?"

Mit einem Handzeichen übergibt Tsunade das Wort an die schwarzhaarige Frau mit den leuchtend roten Augen.

"Hinata ist ein sehr liebes Mädchen. Sie ist sehr schüchtern, was vermutlich eine Folge der erfolgsorientierten Erziehung ihres Vaters ist, der sie als kommendes Oberhaupt des Hyûga-Clans auszubilden versuchte. Als er jedoch in ihrer jüngeren Schwester mehr Potential zu finden glaubte, verließ ihn das Interesse an Hinata. Trotz allem hat sie den Glauben an sich nicht verloren, hat den Weg des Ninja weiter beschritten, und ich glaube, so kitschig es auch klingen mag, dass ihr die Liebe dabei eine wichtige Stütze ist. Was die Zusammenarbeit im Team betrifft, so kommt sie mit ihren beiden Teamkollegen sehr gut klar und sie sind sehr gut in der Lage ihre Aufgaben bestmöglich zu verteilen und optimal zu erfüllen."

"Vielen Dank Kurenai, Asuma würdest du ..."

"Moment!", Kakashi unterbricht Tsunade und zieht damit alle Blicke auf sich, "Wenn ich gestern Abend alles richtig verstanden habe, so ist es doch nötig einen Vertrag einzugehen, ehe man das Kokoro no Jutsu überhaupt erlernen kann und die Person, die als Quell für die nötige Kraft eingesetzt werden soll, ist die Person, die der Nutzer über alles liebt."

"Richtig, so ist es.", bestätigt Midori Kakashis Zusammenfassung.

"Dann ist dieses Zusammentreffen eigentlich unnötig."

Midori schaut den Jô-nin mit der Gesichtsmaske fragend an, doch die anderen scheinen zu verstehen, was er sagen möchte.

"Kakashi hat Recht. Wenn Ino oder auch Sakura als Schülerinnen gewählt werden würden, wären sie eine zu große Gefahr. Beide lieben Sasuke Uchiha, der Konoha verlassen hat. Er hat sich Orochimaru angeschlossen, also müssen wir davon ausgehen, dass auch Sasuke zu einem Feind Konohas geworden ist. Wenn eines der beiden Mädchen das Kokoro no Jutsu erlernen und sich dazu entschließen würde sich Sasuke anzuschließen, hätten wir somit dem Feind eine starke Waffe praktisch geschenkt. Dieses Risiko können wir nicht eingehen."

Tsunade schaut nachdenklich zu Boden und dann zu Kurenai. "Kakashi und Asuma haben Recht. Kurenai, damit bleibt nur noch Hinata. Hast du eine Ahnung an wen die junge Hyûga ihr Herz gehängt hat?"

Während Shizune ihre Notizen zu Ino, die bei ihr die Ausbildung zur Iryô-nin erfährt, wieder einsteckt und alle anderen stillschweigend Kurenai anblicken, weiß diese nicht, was sie sagen soll. Kann ich hier einfach vor allen preisgeben in wen Hinata verliebt ist? Es ist sicher einigen bekannt, aber sie ist meine Schülerin und ich will dieses Band des Vertrauens nicht zerstören ... Mit einem Seufzen macht Kurenai ihrer inneren Zerrissenheit Luft.

Der neben ihr sitzende Asuma versucht mit einem vielsagenden Lächeln der verunsicherten Jô-nin zu helfen: "Kurenai, ich glaube, dass du es sagen kannst. Schließlich haben wir alle Augen im Kopf und die Hälfte der hier Anwesenden war auch bei der Chû-nin Prüfung anwesend."

Kurenai nickt. "Hinata hat es mir gegenüber zwar nie bestätigt, aber so wie sie sich ihm gegenüber verhält, ist es nur offensichtlich. Ich habe es zwar erst während der Chû-nin Prüfung erkannt, aber ich nehme an, dass er ihr schon viel länger sehr viel bedeutet - Hinata liebt Naruto Uzumaki."

Tsunade und Shizune sitzen mit offenen Mündern an ihren Plätzen und starren Kurenai an.

"WAS?!", wie aus einem Mund bringen die beiden Frauen ihre Verwunderung zum Ausdruck.

"IN DIESEN CHAOTEN?!", bei dem Gedanken an ihre bisherigen Zusammentreffen mit Naruto, kann Shizune nicht nachvollziehen, was sie soeben gehört hat, doch Tsunade findet nach dem ersten Schock schnell zu ihrer Fassung zurück.

"Wenn ich so darüber nachdenke, beweist die junge Hyûga mit ihrer Wahl einen sehr guten Geschmack."

Nun sind es eher die versammelten Jô-nin, bis auf Kakashi, die mit entgleisenden Gesichtern die Hokage anstarren.

"Naruto ist zum größten Teil ein ungehobelter Chaot, aber unter dieser Schale steckt ein entschlossener, starker und aufrichtiger junger Mann."

Wieder mischt sich Kakashi ein: "Ja, er ist ein Überraschungsninja. Er ist wirklich ein chaotischer Junge, der oft viel zu impulsiv reagiert und mit so mancher Situation überfordert ist, aber egal was er tut, hat er immer das Wohl anderer Menschen im Sinn. Ja, er ist manchmal ungehobelt, aber ...", und um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, sieht er Midori direkt in die Augen, "... er hat ein von Grund auf gutes Herz."

Nach einem kurzen Moment der Stille erhebt sich Midori.

"Vielen Dank, dass ihr alle gekommen seid. Wenn ich euch über den jungen Uzumaki sprechen höre, hoffe ich, dass ich ihn auch bald kennenlernen werde, aber der Grund weshalb wir hier sind, ist die Findung einer Schülerin für das Kokoro no Jutsu. ... Und ich habe mich entschieden ... Ich möchte, dass das Jutsu zum Wohle Konohas eingesetzt wird und niemals gegen es. Es wäre zu gefährlich es einem Mädchen beizubringen, das einen Jungen liebt, der Konoha nicht wohlgesonnen ist, daher steht es fest - ich entscheide mich für Hinata Hyûga!"
 

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Am Abend gehen Kurenai und Midori zum Anwesen der Hyûga. Wie von Tsunade beschlossen, sollen sie Hinata von ihrer Entscheidung informieren. Das große Haus liegt sehr ruhig und außer den beiden Frauen scheint niemand in der Nähe zu sein. Als sie an die massige Tür des Hauses klopfen, ist es Hinata, die sie ihnen öffnet.

"Meisterin Kurenai, Meisterin Midori, was möchten Sie denn?", Hinata ist sichtlich überrascht.

"Du und die anderen Jungninja,", eröffnet Kurenai ihr Anliegen, "ihr wart doch heute bei Meisterin Tsunade wegen einer Befragung. Euch wurde auch gesagt, dass diese Befragung dem Zweck diente den oder die perfekte Schüler oder Schülerin für ein sehr starkes Jutsu zu finden, dass nur Midori einen von euch lehren kann."

Hinata sieht ihre Meisterin immer noch fragend an.

"Hinata, du wurdest ausgewählt. Ab morgen wird Midori deine Meisterin sein und dich das Kokoro no Jutsu lehren."

Die junge Hyûga weiß nicht recht, wie ihr geschieht und blickt abwechselnd zwischen ihrer alten und ihrer neuen Meisterin hin und her.

"Hinata? Ich hoffe du wirst mich als deine Lehrerin akzeptieren?" Mit einem Lächeln reicht Midori ihrer zukünfigen Schülerin die Hand und Hinata nimmt sie an. Schüchtern und überwältigt von der Geste lächelt sie Midori an: "Meisterin Midori? Ich freue mich sehr."

Ein Fest mit Hintergedanken

Kokoro no Jutsu - Kapitel 4
 

Ein Fest mit Hintergedanken
 

Die Sonne scheint strahlend vom blauen Himmel herab und die Vögel im nahgelegenen Wald beginnen zu singen, als sich Midori und ihre neue Schülerin Hinata zu ihrem ersten Training in die Natur bewegen. Das erste Training soll eigentlich kein solches werden, eher möchte Midori Hinata erklären, auf was sich das Mädchen gefasst machen muss, nachdem sie die Rückkehrerin als neue Meisterin akzeptiert hat. Als sie einen der vielen Trainingsstandorte in der Nähe Konohas erreicht haben, nehmen die beiden auf der Wiese Platz und Midori beginnt zu erzählen.

"Hinata, erst einmal möchte ich dir danken, dass du mich ohne zu zögern als Meisterin anerkannt hast. Ich war 15 Jahre nicht in Konoha und hätte es verstanden, wenn du mir misstrauisch gegenüber gewesen wärst, aber deine freundliche Art macht mich zuversichtlich in dir eine perfekte Schülerin gefunden zu haben."

Hinata lächelt und errötet leicht bei diesen ihr schmeichelnden Worten. Warum bemerkt Naruto so etwas eigentlich nicht?

"Ich möchte dir nun erzählen, was es mit dem Kokoro no Jutsu auf sich hat und was du zu beachten hast, um es überhaupt erlernen zu können!"
 

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Während Midori die junge Hyûga in die Geheimnisse des Kokoro no Jutsu einweiht, sitzen Kurenai und Asuma am Frühstückstisch. Die frischen Blumen auf dem Tisch lassen erahnen, dass es sich bei der Wohnung um die der Kunoichi handelt und nicht um die Junggesellenbude des Sarutobi. Kurenais Gedanken befinden sich allerdings nicht an diesem Ort, sondern ziehen weite Bahnen, was von Asuma nicht unbeachtet bleibt.

"Woran denkst du, dass du so abwesend bist?"

Mit diesem Satz holt er Kurenai in ihre Wohnung zurück: "Oh, entschuldige. Ich habe nur nachgedacht. Weißt du, mir ist schon gestern Abend etwas eingefallen, was mich nicht mehr loslässt."

"Und was ist dir eingefallen?", Asuma stützt die Ellbogen auf den Tisch, faltet die Hände und bettet sein Kinn darauf. Eine Pose von der er meint seriös und interessiert zu wirken, allerdings ist Kurenai nicht wirklich der Ansicht, aber das weiß der Mann mit dem Bart nicht.

"Nunja, ein Kokoro no Jutsu-Nutzer kann auch sterben, wenn sein Quell stirbt. Das heißt in Hinatas Fall, dass wir auch auf Naruto achten müssen. Der Junge ist zwar stark, aber wenn es zu einem Ernstfall kommen sollte, könnte man Hinata allein schon damit unterstützen, dass man den jungen Uzumaki beschützt. Aber wie ist das mit Midori? Keiner weiß, wer ihr Quell ist. In einem Kampf wüsste nur sie, wessen Leben zusätzlich beschützt werden muss, dass ihr nichts geschieht."

"Hmm" Asuma hat seinen Blick keine Sekunde von seiner Freundin genommen, "ich weiß was du meinst. Aber fragen, können wir sie nicht, sie darf nicht darüber sprechen, wer ihr Quell ist, sonst erlischt der Vertrag ... hast du denn keine Ahnung, in wen sie verliebt sein könnte? Sie muss ihn ja schon geliebt haben, als sie verschwunden ist und dann gehe ich mal davon aus, dass es jemand aus ihrem oder unserem Jahrgang sein müsste."

"Nicht wirklich. Wir haben uns zwar auch über Jungs unterhalten, aber da war keiner, den sie besonders toll fand."

"Nicht?!", Asuma lacht und tut entsetzt, "Nicht einmal ich?!"

"Du Spinner!", Kurenai lacht nun auch und boxt ihren Freund an den rechten Oberarm.

"Aua, aua!!! Das tat schrecklich weh!", Asuma reibt sich den Arm, den Kurenai soeben "schwer verwundet" hat.

"Jetzt aber mal im Ernst. Wir sollten irgendwie in Erfahrung bringen, wer Midoris Quell ist."

"Und wie willst du das anstellen? Willst du sie mit allen potentiellen Quellen zusammenbringen und ausspionieren?"

"Warum nicht? Aber wenn, dann muss das Ganze auf eine unauffällige Weise passieren."

"Ich hab eine Idee!", Asuma grinst, "Wie wäre es mit einer Willkommensparty. Wir könnten alle Leute, die Midori von früher kennt, einladen, dann müsste auch ihr Quell darunter sein und du kommst dazu sie ganz unauffällig auszuspionieren."

Kurenai ist begeistert: "Das ist eine hervorragende Idee, lass und sofort aufschreiben, wen wir dazu einladen müssen."

Die schwarzhaarige Kunoichi springt auf, um nach Stift und Papier zu suchen, bleibt aber in der Bewegung stehen und dreht sich um. Sie dreht Asumas Gesicht zu sich und drückt ihm einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen.

"Das ist die Belohnung für deine tolle Idee."

Dann kehrt sie ihm wieder den Rücken zu, um ihre Suche zu beginnen und lässt einen selig grinsenden Asuma am Frühstückstisch zurück.
 

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"WAS?!", mit riesigen Augen und hochrotem Kopf starrt Hinata ihre neue Meisterin an.

"Beruhige dich Hinata, ich glaube du hast da etwas missverstanden. Wenn du das Kokoro no Jutsu erlernt hast und es anweden kannst, wirst du in der Lage sein in einen Menschen hinein zu sehen. Du kannst seine Gefühle in Form von Farben wahrnehmen und beeinflussen ... wenn du jetzt dachtest, dass du deinen Mitmenschen unter die Kleidung blicken kannst, muss ich dich enttäuschen.", Midori versucht ernst zu sein, kann sich ein Lächeln aber nicht verkneifen.

Das Mädchen mit den weißen Augen ist sichtlich erleichtert und hatte wirklich befürchtet unter Nutzung des Jutsus alle Menschen nackt zu sehen.

"In Ordnung. Ich glaube ich habe alles verstanden. Und als Grundlage für das Erlernen des Jutsus muss ich diesen Vertrag abschließen, richtig?"

"Genau," Midori erhebt sich, "aber das werden wir morgen machen. Ich möchte dich bitten, dich heute zu schonen, denn der Abschluss des Vertrages ist sehr Kräfte zehrend, speziell wenn derjenige, den du als Quell einsetzen willst, nicht in unmittelbarer Nähe ist."

Hinata schaut die Jô-nin skeptisch an. Weiß sie etwa, dass ich in Naruto ....? Nein ... woher denn auch ....

Die junge Hyûga verscheucht ihre Gedanken und folgt ihrer neuen Meisterin zurück ins Dorf.
 

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Asuma und Kurenai haben in der Zwischenzeit mit Yoshino vereinbart, dass heute Abend im Anwesen der Naras eine Willkommensparty für Midori stattfinden wird und haben alle Menschen, speziell Männer, Konohas eingeladen, die Midori aus ihren Kindertagen kennt. Ihnen zugute kommt die Tatsache, dass es momentan nur sehr wenige schwierige Aufträge gibt und daher alle Jô-nin des Dorfes vor Ort sind. Nach Kurenais ausführlichen Recherchen kommen nur 6 Männer aus Konoha in die engere Auswahl, da sie entweder wegen ihres Alters oder auf Grund von gemeinsamen Missionen näher mit Midori zu tun hatten.

"Bist du dir sicher, dass wir alle haben?", Asuma ist in Anbetracht der kleinen Zahl etwas misstrauisch.

"Ja, ich denke schon. Auf Grund des Krieges sind viele Ninja unserer Jahrgänge schon früh gestorben und manch andere könnte Midori höchstens vom Sehen kennen, aber jemanden ein paar Mal gesehen und nicht wirklich gekannt zu haben, reicht bestimmt nicht aus, um sein Leben an diese Person zu binden."

"Und was ist, wenn sie sich in einen wesentlich älteren Mann verliebt hat? Zum Beispiel ... Meister Jiraiya?", Asuma blickt seine Freundin fragend an.

"Meinst du das ernst?!", Kurenai zieht verwundert die Augenbrauen nach oben.

"Ja, wieso denn nicht? Er war und ist ein imposanter Mensch."

"Schon, aber soweit kenne ich Midori. Von wesentlich älteren Männern hält sie nichts."

"Nun gut, wen haben wir also?", der neugierige Sarutobi schaut auf das Blatt, das die Jô-nin in Händen hält.

"Wir haben zu allererst Maito Gai. Midori und Gai sind aus dem gleichen Jahrgang, sind gemeinsam Ge-nin und Chû-nin geworden und waren vom Akademie-Abschluss bis kurz vor ihrem Verschwinden in einem Team. Sie kennen sich am Besten, deshalb nehme ich an, dass Gai die besten Karten hat."

Asuma kann seinen Ohren nicht trauen: "Okay, okay, aber meinst du das wirklich? Immerhin ist es Gai!?"

"Nichts ist unmöglich.", lächelt Kurenai ihren Freund an und fährt fort. "Dann gibt es noch Kakashi Hatake. Die beiden entstammen ebenfalls dem gleichen Jahrgang und sind am gleichen Tag zu Jô-nin ernannt worden. Außerdem mussten Midoris und Kakashis Teams manchmal gemeinsam Missionen erfüllen."

"Aber weißt du noch, was Midori an dem Abend, an dem sie von ihrer Gefangenschaft erzählt hat, zu Kakashi sagte? Sie sagte zu ihm "... als Kind warst du ein Arsch". Wenn er wirklich ihr Quell wäre, dann würde sie ihm sowas doch nicht so unverblümt ins Gesicht sagen und Gefahr laufen es sich mit ihm zu verscherzen, oder?"

"Asuma, jetzt hör endlich auf meine Auswahl zu kritisieren oder willst du darauf hinaus, dass nur du es sein kannst?", Kurenai ist etwas angesäuert.

"Natürlich!", grinst der bärtige Sarutobi und erntet dafür einen erneuten Boxhieb auf den rechten Oberarm.

Ihn nicht mehr weiter beachtend, fährt Kurenai fort: "Du bist auch auf der Liste. Midori ist mit dir zusammen Chû-nin geworden und auch eure Teams hatten gemeinsame Missionen. Für die letzten drei Ibiki Morino, Genma Shiranui und Ebisu gilt nur, dass sie gemeinsame Missionen mit Midoris Team zu erfüllen hatten."

"Okay, also bei der Auswahl tippe ich auf Genma oder mich!", lacht Asuma.

Kurenai ist nun entgültig genervt und geht aus dem Zimmer. Zeitgleich weicht Asumas Lachen aus seinem Gesicht ... Mist. Jetzt hab ich es wohl wieder übertrieben. Wortlos steht er auf und verlässt die Wohnung seiner Freundin. Vor der Tür durchforstet er seine Taschen und findet, was er gesucht hat - Geld. Mit seinem ebenfalls wiedergefundenen Lächeln setzt er sich in Bewegung. Dann gehe ich mal zu Ino, ein Blumenstrauß wird das Problem hoffentlich lösen.
 

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Am Abend findet die Willkommensfeier im Anwesen der Naras statt. Alle geladenen Gäste erscheinen und Midori ist überrascht, aber auch sehr glücklich all die Leute, die sie so lange nicht sehen konnte, auf einem Fleck versammelt zu haben. Sie redet und lacht, auch mit allen 6 Männern, die Kurenai als potenzielle Quellen des Kokoro no Jutsu aufgelistet hat. Doch wie vermutet, ist es Gai, der sich dabei am Meisten hervortut. Auf dem Höhepunkt der Feier schafft er es sogar Midori dazu zu überreden mit ihm einen gewagten Limbo im Wohnzimmer hinzulegen. Allerdings weicht dabei die von Gai so hoch gepriesene, freurige Jugend aus seinem Körper und ein stechender Rückenschmerz zwingt ihn dazu den Rest der Feier auf der Couch liegend mitzuerleben. Ebisu, der sich an Gais Stelle für die nächste Runde bereit erklärt, fällt, kurz bevor er unter der Stange hindurch ist, ein Buch aus der Hosentasche, was sich als "Flirtparadies" entpuppt. Midori ist überrascht von der Tatsache, das Ebisu solche Bücher liest und zeitgleich, aber unbemerkt von allen anderen, verstaut Kakashi ein kleines, orangenes Etwas sicher im Innern seiner Weste. Alles in allem ist die Feier ein voller Erfolg, außer für Kurenai.

"Was hast du denn? Du siehst etwas niedergeschlagen aus.", Midori wendet sich ihrer besten Freundin zu.

Diese fährt erschrocken aus ihren Gedanken: "Was? Oh nein ... ich ... ich hatte heute Nachmittag nur einen kleinen Streit mit Asuma und habe noch einmal darüber nachgedacht ... das ist alles", Kurenai hofft, dass Midori ihr diese Lüge abnimmt und das tut sie.

"Oh, das tut mir Leid. Ich hoffe ihr habt euch wieder versöhnt."

"Ja, ja ... das haben wir.", sagt Asuma, der sich zu den beiden Frauen gesellt, "Ein Blumenstrauß kann wahre Wunder bewirken!"

"Das freut mich.", lächelt Midori, "Ich gehe kurz etwas raus. Frische Luft schnappen."

Als Midori die beiden allein gelassen hat, ergreift Asuma erneut das Wort: "Und? Weißt du wer es ist? Ich bin mir nicht sicher."

Auch Kurenai schüttelt den Kopf: "Ich weiß es nicht ... Gai könnte es sein, aber sie verhält sich nicht eindeutig."

"Vielleicht sollten wir schauen was sie draußen macht. Eventuell verarbeitet sie draußen die Eindrücke des Abends?!"

"Du meinst, dass sie eventuell in dem Glauben allein zu sein Selbstgespräche führt? Hmm .... einen Versuch ist es wert!", Kurenai schnappt Asumas Hand und gemeinsam gehen sie zu der Tür, aus der Midori vorhin verschwunden war.
 

Midori geht hinaus auf die Holzterrasse des Anwesens. Ein Shôgi-Brett steht dort und lädt zum Spielen ein, doch das möchte sie nicht. In einiger Entfernung zu dem Spiel setzt sie sich an die Kante der Terrasse und blickt in den Sternenhimmel hinauf. Sie genießt die Ruhe, zwar dringen die Geräusche des Festes gedämpft zu ihr nach draußen, aber sie werden vom Zirpen der Zikaden fast übertönt. Ein leises Knarren des Holzes mischt sich in diese Kulisse.

Ohne sich zu bewegen fragt Midori: "Wer ist da?"

"Ich bin es ... Shikamaru.", sagt der junge Mann, der seine Großcousine ertappt ansieht. Den Großteil des Abends hatte Shikamau in seinem Zimmer verbracht, doch als er nun kurz runter ins Erdgeschoss kam und sah wie Midori nach draußen ging, beschloss er, ihr zu folgen, noch bevor Kurenai und Asuma auf diesen Gedanken kamen.

Weiterhin den Blick gen Himmel gewandt, deutet Midori auf den Platz zu ihrer Linken: "Setz dich."

Der Chû-nin kommt dem Angebot nach und setzt sich neben die ihm immer noch recht unbekannte Frau, doch daran möchte er etwas ändern. Er blickt sie von der Seite an: "Darf ich dich etwas fragen?"

Nun nimmt auch Midori ihren Blick von den Sternen und lächelt den jungen Nara an ihrer Seite an: "Natürlich. Frag was immer du willst."

"Ich denke schon die ganze Zeit darüber nach ... nachdem ich dich ins Krankenhaus gebracht hatte und du dort aufgewacht bist ... als du mich dort umarmt hast, hast du zu mir gesagt "Es freut mich dich endlich kennen zu lernen". Warum "endlich"? Warum hast du dieses Wort verwendet?!", etwas schüchtern schaut der schwarzhaarige Junge die Jô-nin an.

"Weißt du Shikamaru, als ich die Mission annahm, von der ich erst jetzt wiederkehren sollte, war Yoshino bereits schwanger mit dir. Sie und Shikaku waren sehr glücklich und auch ich habe mich sehr gefreut. Deine Eltern waren für mich immer eine Art Mischung aus älteren Geschwistern und Ersatzeltern, daher war deine bevorstehende Geburt für mich fast so, als ob ich ein Geschwisterchen bekommen und selbst die große Schwester werden würde. Als Shikaku eines Abends am Esstisch saß und darüber grübelte, wie er dich nennen sollte, sagte ich zu ihm "wenn es ein Junge wird, nenn ihn Shikamaru!" er fragte mich, warum ich mich gerade für diesen Namen entschieden hatte. Ich sagte es ihm und nun sage ich es dir ...", Midori schaut ihren Großcousin liebevoll an "... die Silbe "Shika" habe ich gewählt, weil sie auch im Namen deines Vaters vorkommt und du ein intelligenter und starker Mann, wie dein Vater werden solltest und "maru" ist zwar eine übliche Endung für Jungennamen, doch auch dabei habe ich mir etwas gedacht. Es bedeutet auch "rund" oder "komplett" und ich habe es gewählt, weil du diese Familie "abrunden", also "komplettieren" solltest. Und wenn ich mir deine Eltern so ansehe, dann hast du das auch getan."

Shikamaru ist sprachlos, daher spricht Midori noch etwas weiter: "Ich hatte sehr gehofft einen kleinen Bruder zu bekommen, mit dem ich spielen und dem ich Jutsu beibringen konnte. Ich wollte dir zeigen, was Spaß macht und später wollte ich dir helfen, wenn du Probleme mit Mädchen haben solltest. Als ich im Gefängnis saß, hatte ich die Befürchtung dich niemals kennenlernen zu können, doch als ich dich dann nach meiner Flucht, im Krankenhaus, endlich traf, war ich nur unendlich glücklich. Es ist sehr traurig, dass ich die ersten 14 Jahre deines Lebens nicht miterleben konnte, doch ich hoffe, dass ich dir trotzdem noch eine große Schwester sein kann ... wenn du Hilfe brauchen solltest, kannst du immer zu mir kommen. Ich habe schon lange genug darauf gewartet."

Shikamaru ist überwältigt, zum ersten Mal in seinem Leben. Unzählige Eindrücke rasen durch seinen Kopf und es fällt ihm schwer einen klaren Gedanken zu fassen, doch eines weiß er, er möchte der Frau das Gefühl geben, dass es ihm nicht egal ist, was sie ihm soeben erzählt hat, dass er sich sogar darüber freut, aber er weiß nicht wie. Nur einen Satz bringt er zu Stande: "Also ... Mädchen versteh ich nicht. Ich würde mich freuen, wenn du mir da helfen könntest?!"

Über Midoris Gesicht breitet sich ein Lächeln. Er ist nicht nur intelligent und stark wie sein Vater, sondern auch genauso unbeholfen. Und wie schon im Krankenhaus nimmt sie Shikamaru in die Arme.
 

An der Schiebetür zur Terrasse stehen Kurenai und Asuma, die durch einen Spalt lauschten und nun beobachten wie Midori ihren jungen Großcousin in die Arme schließt.

Asuma fasst in Worte, was beiden durch den Kopf geht: "Meinst du der Quell kann auch die Liebe zu einem "kleinen Bruder" sein?"

Die Farben der Gefühle

Kokoro no Jutsu - Kapitel 5
 

Die Farben der Gefühle
 

Der nächste Tag ist für einige Besucher der gestrigen Feier mit Enttäuschung oder Schmerz verbunden. So ist Kurenai getroffen von der Tatsache, dass ihr ach so schöner Plan weniger Erkenntnisse als neue Fragen aufgeworfen hat und Gai leidet weiterhin unter stechenden Rückenschmerzen, die ihm sein Einsatz beim Limbo und seine doch nicht mehr so feurige Jugend eingebracht haben.

Aber auch Freude macht sich in Konoha breit. Die Unterhaltung mit Midori hat Shikamaru nicht nur eröffnet, dass man nicht vor allen älteren Frauen Angst haben muss, sondern auch die Hoffnung gegeben mit ihrer Hilfe irgendwann die Frauenwelt zu verstehen ... und am anderen Ende Konohas ist es Hinata, die sich darauf freut und gleichzeitig davor fürchtet, was heute mit ihr geschehen wird.
 

"Wo gehen wir hin?", Hinata blickt ihre neue Meisterin an, die einen aus Konoha herausführenden Weg eingeschlagen hat.

"Wir werden an den gleichen Trainingsort wie gestern gehen.", sagt Midori.

"Aber? ... Wenn das Jutsu so mächtig ist, ist es dann nicht etwas fahrlässig den Vertrag an so einem einsehbaren Ort zu vollziehen?"

Midori blickt ihre Schülerin verwundert an. "Das sind weise Worte, Hinata. Aber du musst keine Angst haben. Der nötige Vertrag kann nur vollzogen werden, wenn ein anderer Kokoro no Jutsu-Nutzer zuvor das geheime Pergament beschwört. Da es nur erscheint, wenn ein Nutzer es ruft, muss man keine Angst haben, dass ein anderer als wir es jemals beschwören könnte .... nur ich kann es - und sehr bald auch du."

Schweigend laufen sie den Weg entlang und erreichen nach kurzer Zeit die Wiese, auf der sie schon gestern saßen und redeten. Hinata setzt sich auf das weiche Gras, während Midori die Augen schließt und sich konzentriert. Als sie die Augen wieder öffnet, wirkt sie ernst.

"Bist du bereit?"

Hinata antwortet auf die Frage ihrer Meisterin mit einem Nicken und Midori beginnt. Viele Fingerzeichen sind nötig um das Siegel zu brechen, das das geheime Pergament für den Vertrag erscheinen lässt. Nach den letzten beiden Zeichen Drache und Ratte, malt Midori mit ihrem rechten Zeigefinger das Zeichen für "Kokoro" in die Luft und plötzlich erscheint aus einer Rauchwolke heraus das gewünschte Dokument. Die Kunoichi fängt es im Flug mit der Hand, die eben noch das Zeichen vollendet hatte, und breitet die Schriftrolle anschließend ehrfürchtig auf dem Boden aus. Auf dem Pergament sind acht Quadrate zu sehen, von denen nur die ersten beiden mit dunkelbraunen Handabdrücken gefüllt sind. Um diese Kästchen stehen unzählige verschnörkelte Wörter, in einer Sprache, die Hinata unbekannt ist.

"Hinata, wie du sehen kannst, wirst du nach meinem Meister und mir, erst die Dritte sein, die diesen Vertrag abschließt. Du musst dir in den Zeigefinger schneiden und mit deinem Blut den Namen des Menschen, den du über alles liebst, in das Quadrat schreiben. Danach verteilst du Blut auf deiner ganzen Hand und drückst sie auf den Namen. Denke dabei so fest du nur kannst an den Menschen, dessen Namen du eben in das Kästchen geschrieben hast, und sprich dabei die Formel: "Mit meinem Blut besiegle ich den Vertrag und knüpfe mein Leben an das meines Quells, auf dass ich daraus die Kraft gewinne das Kokoro no Jutsu zu lernen und zu meistern." Danach wirst du eine brennende Hitze in deinem Körper spüren. Je weiter dein Quell von dir entfernt ist, desto stärker wird diese Hitze sein. Ich will dich nicht belügen, es können auch brennende Schmerzen werden, aber morgen werden sie fort sein."

Hinata ist sich plötzlich unsicher, aber sie denkt kurz an Naruto, daran, dass sie stark werden will, so wie er es ihr vorgemacht hat und fasst neuen Mut. Sie betrachtet die beiden ersten Quadrate, die Handabdrücke, unter denen sich keine Namen mehr lesen lassen.

"Aber Meisterin Midori, wenn ich seinen Namen schreiben soll, dann erfahrt ihr doch auch in wen ich verliebt bin?!"

"Das stimmt, aber mach dir darum keine Sorgen. Die Kokoro-Nutzer untereinander dürfen von den Quellen der anderen wissen. Es ist auch nicht schlimm, wenn bereits jemand aus deinem Freundeskreis weiß, in wen du verliebt bist, aber nach Abschluss des Vertrags gibt es nur noch zwei Menschen, mit denen du über deine Liebe sprechen darfst. Mich - als einzige weitere Kokoro-Nutzerin und natürlich deinen Quell. Sprichst du trotzdem mit einer anderen Person über deine Gefühle zu ihm, so erlischt der Vertrag und du wirst ihn nie wieder eingehen können."

Hinata schweigt für einen Moment und lässt Midoris Worte auf sich wirken. Dann fällt ihr etwas ein: "Meisterin? Bedeutet das, dass sie mir auch erzählen dürfen, wer Ihr Quell ist?!"

"Ja, sobald du den Vertrag abgeschlossen hast, darf ich dir seinen Namen verraten. Aber das werde ich vorerst nicht tun", Midori lächelt die junge Hyûga an, "mit dieser Information habe ich noch etwas vor."
 

Nun fühlt sich Hinata bereit und atmet noch einmal tief durch, ehe sie sich mit einem Kunai in den rechten Zeigefinger schneidet. Mit ihrem Blut schreibt sie den Namen des Jungen, dem sie schon lange ihr Herz geschenkt hat, "Naruto Uzumaki", in das dritte Kästchen in der Reihe, legt anschließend ihre Hand darauf und spricht die Formel, die ihr Midori gerade genannt hatte. Ein starker Luftstoß geht von dem Dokument aus, der Hinatas langen, dunkelblauen Haare wehen lässt und plötzlich bricht sie unter starken Schmerzen zusammen. Das Pergament, das nun mit drei Handabdrücken versehen ist, verschwindet in eben so einer Rauchwolke, in dem es erschienen war und lässt Hinata wimmernd zurück. Midori versucht ihrer Schülerin zu helfen.

"Hinata, du musst durchhalten. Ich kenne diese Schmerzen, sie sind grausam und scheinen sich von Sekunde zu Sekunde zu verstärken, aber glaube mir, sie nehmen ab. Morgen sind sie fort, also bitte ich dich ...", mehr nimmt Hinata nicht mehr wahr, sondern fällt in Ohnmacht.
 

_______________
 

Erst am Nachmittag erwacht Hinata aus ihrem unfreiwilligen Schlaf. Midori hatte sie sicherheitshalber ins Krankenhaus Konohas gebracht, wo sie in einem kleinen Zimmer unter Beobachtung gehalten wurde. Auch als die Beobachtung aufgehoben wurde, wich Midori ihrer Schülerin nicht von der Seite und ist daher auch die Erste, die das erwachende Mädchen sieht.

"Sie haben untertrieben.", haucht Hinata, die noch sichtlich geschwächt ist.

"Ich habe dir gesagt, dass die Schmerzen sehr stark werden können. Damals, als ich den Vertrag einging, biss ich stundenlang auf eine Kugel aus Lumpen, damit diese meine Schreie erstickten und die Wachen nicht auf mich aufmerksam wurden. Ohnmächtig zu werden, ist da sicher die bessere Lösung.", sie sieht dem geschwächten Mädchen in die milchig-weißen Augen, "Geht es dir jetzt besser?"

Hinata nickt. Sie verspürt immer noch ein heißes, stechendes Brennen in ihrem Herzen, aber die Schmerzen sind erträglicher als kurz nach dem Moment des Vertragsabschlusses ... oder zumindest glaubt Hinata, dass es so ist.

"Das freut mich!", Midori lächelt, "Nun bist du eine Kokoro-Nutzerin, wie ich. Zwar weißt du noch nicht, wie du es anwenden kannst, doch das werde ich dir in den folgenden Monaten zeigen. Doch zuvor sollte ich dir noch etwas erklären."

Trotz der Schmerzen lauscht die junge Hyûga ihrer Meisterin aufmerksam.

"Mit Hilfe der richtigen Fingerzeichen bist du ab heute in der Lage die Gefühle anderer Menschen zu erkennen. Später wirst du sie auch beeinflussen können, doch zuerst musst du alle Gefühle richtig lesen können. Dafür benötigst du eine Art Wegweiser. Da außer uns niemand etwas damit anfangen kann, habe ich ihn dir aufgeschrieben."

Midori zieht aus der beigen Tasche auf der linken Seite ihres unteren Rückens einen kleinen Zettel hervor, faltet ihn auf und gibt ihn Hinata. Darauf zu lesen sind Gefühle und ihnen zugeordnete Farben:
 

Freude -- Orange

Glück -- Hellgrün

Neugierde -- Hellblau

Hoffnung -- Weiß

Liebe -- Hellrot

Mut -- Gelb

Aufrichtigkeit -- Flieder

Freundschaft -- Rosa
 

Trauer -- Schwarz

Neid -- Dunkelgrün

Gleichgültigkeit -- Dunkelblau

Hilflosigkeit -- Braun

Hass -- Schwarz

Angst -- Dunkelrot

Hinterhältigkeit -- Violett

Einsamkeit -- Grau
 

"Die Gefühle der Menschen sind als Farben in ihrem Innern sichtbar. Wenn du weißt, welche Farben zu welchen Gefühlen gehören, ist das schon die halbe Miete. Allerdings können die Farben auch aus Mischungen bestehen."

Hinata sieht Midori ungläubig an: "Wie meint Ihr das?"

"Schau auf den Zettel. Ein Mensch dessen innere Farbe grau ist, kann Einsamkeit empfinden. Es könnte aber auch eine Mischung aus dem Weiß der Hoffnung und dem Schwarz der Trauer oder des Hasses sein. Die meiste Zeit beim Erlernen des Jutsus benötigt man dafür die Mischungen zu erkennen. Die innere Farbe eines Menschen wirst du sehr schnell sehen können, doch es dauert lange bis man genug Erfahrung hat die Mischungen richtig zu interpretieren. Lass mich zeigen, was ich meine."

Midori steht auf und geht zum Fußende von Hinatas Bett. Sie konzentriert sich und wie schon zuvor auf der Wiese vollführt sie eine schnelle Abfolge mehrerer Fingerzeichen, die mit Drache, Ratte und diesmal auch einem Tiger enden. Plötzlich öffnet sie ihre Augen, die sich blitzartig verengen und sieht Hinata scharf an. Einen Bruchteil eines Moments später sind Midoris Augen wieder normal und sie tritt zurück an die Seite des Bettes.

"Ich habe mir eben deine innere Farbe angesehen. Du bist fliederfarben. Das könnte Aufrichtigkeit bedeuten, was auch zu dir passen würde, aber ich habe lange genug gelernt um zu wissen, dass es nicht so ist. Ich kann erkennen, dass das Flieder in deinem Innern, eigentlich aus dem Weiß der Hoffnung, dem Hellblau der Neugierde und dem Hellrot der Liebe besteht."

"Und ich werde auch in der Lage sein die Farben so unterscheiden zu können?", Hinata ist verunsichert.

"Ja, das wirst du. Allerdings gibt es eine allgemeine Einschränkung, die für alle Nutzer gilt."

"Und die wäre?"

"Wir können die Gefühle von allen Menschen sehen, sogar von anderen Kokoro-Nutzern, aber niemals von unserem jeweiligen Quell."

Hinata versteht, was Midori sagen will: "Das bedeutet, dass wir niemals erkennen können, wie unsere Quellen für uns empfinden."

"Richtig. Wir könnten uns höchstens zusammen tun und je den Quell der anderen ausspionieren.", lacht Midori und bringt so auch Hinata dazu zu lächeln.

"Aber kommen wir mal zum Thema zurück. Du wirst die verschiedenen Farben sehr schnell sehen können. Ich habe bereits nach einem Tag die Farben erkennen können, aber das Unterscheiden und Interpretieren hat mich 4 Jahre langes Training gekostet. Doch, ich bin zuversichtlich, dass du es viel früher schaffen könntest."

"Wieso?"

"Weil du eine Hyûga bist."

Nun ist Hinata vollkommen überfordert. Erst der Vertrag, dann die Schmerzen, dann diese unzähligen Farben und nun soll das Ganze auch noch für sie einfacher sein, weil sie zum Clan der Hyûga gehört? "Das verstehe ich nicht."

"Du bist eine Hyûga und in der Lage das Byakugan einzusetzen. Da das Byakugan die Sichtweite schärft und generell das gesamte Sehen gravierend verfeinert, könntest du das Kokoro no Jutsu um ein Vielfaches schneller meistern, wenn du einen Weg fändest es mit dem Byakugan zu verknüpfen. Im Idealfall müsstest du die verschiedenen Farbmischungen dann nicht mehr interpretieren, sondern sie würden sich dir als einzelne Farben präsentieren."

Hinatas Blick verändert sich.

"Und wie soll ich das machen?"

"Das bleibt dir selbst überlassen. Du musst die beiden Jutsus nicht unbedingt kombinieren, aber wenn es dir gelingen würde, wäre das wunderbar. Um das Kokoro no Jutsu zu perfektionieren, habe ich etwa 10 Jahre gebraucht. Ich habe dich als Schülerin angenommen und würde dich eine ebenso lange Zeit unterrichten, wenn du sie bräuchtest. Mach dir also keine Gedanken. Aber wenn du einen Weg zur Verknüpfung beider Jutsus finden würdest, könntest du die stärkste Nutzerin werden und selbst den Mann übertreffen, der das Kokoro no Jutsu entwickelt hat." Erneut lächelt sie ihre Schülerin an. "Ich glaube, dass du es schaffen kannst."

Midori geht um das Bett herum und läuft auf die Tür zu.

"Schlaf dich aus. Morgen werde ich dir zeigen wie du die Farben im Innern der Menschen erkennen kannst."

Sie geht durch die Tür und eine nachdenkliche Hinata bleibt in dem kleinen Krankenzimmer zurück. Sie blickt an die weiße Decke des Zimmers.

"Das Byakugan und das Kokoro no Jutsu ... ob das überhaupt funktionieren kann?"
 

_______________
 

Als Midori das Krankenhaus verlässt und sich auf den Weg nach Hause macht, hört sie plötzlich ihren Namen.

"Midori, warte!", der Tokubetsu Jô-nin mit dem Kopftuch hat nun endlich zu der Kunoichi aufgeschlossen. "Ich komme von Meisterin Tsunade. Es ist wichtig, ich soll dich umgehend zu ihr bringen."

Midori ist überrascht: "Genma? Aber wieso? Ich dachte es wäre alles geklärt."

"Ich weiß es nicht, sie hat nichts gesagt, nur dass ich dich zu ihr bringen soll. Es wurden aber noch weitere Boten ausgesandt, du wirst also nicht die Einzige sein, die zur Hokage gerufen wurde.", der Mann mit den braunen Augen hebt die Schultern, um seiner Unwissenheit Nachdruck zu verleihen.

"Okay, dann gehen wir."

Gemeinsam gehen sie die Straße entlang aus der Genma gerade gekommen war.
 

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Am Büro der Hokage angekommen, verlässt Genma Midori, um weiteren Aufgaben nachzugehen. Als sie nach kurzem Klopfen herein gebeten wird, betritt Midori den Raum, in dessen Mitte Tsunade und ihre Schülerin Sakura stehen.

"Meisterin Hokage, Ihr habt nach mir schicken lassen?"

"Ja, das habe ich.", Tsunade sieht Midori an und bittet sie näher zu treten. Jedoch scheint die blonde Frau weiterhin auf etwas zu warten.

"Ich werde euch gleich sagen, weshalb ich euch habe rufen lassen, aber es sind noch nicht alle da."

Nach ein oder zwei Minuten klopft es plötzlich erneut. Geleitet von einem Midori unbekannten Chû-nin betritt das Team 9 unter der Leitung von Gai den Raum. Auch Kakashi ist dabei, nach dem Tsunade in weiser Voraussicht bereits 2 Stunden vor den anderen hat schicken lassen.

"Gai? Geht es deinem Rücken wieder besser?", Midori ist besorgt, da sie das Knacken von Gais Rücken noch im Ohr hat.

Mit einem strahlenden Lächeln und in seine "Daumen hoch"-Pose verfallen, gibt der Jô-nin im grünen Trainingsanzug Entwarnung: "Alles klar! Ich habe mich wieder fit spritzen lassen!!! Doch das Feuer in meinem jugendlichen Körper hätte die Schmerzen auch sicher selbst bald gelindert!"

Lee betrachtet seinen Meister mit vor Stolz funkelnden Augen, während Neji sich fragt, womit in aller Welt er diesen Meister verdient hat.

Als sich alle in der Mitte des Büros versammelt haben, gibt die Hokage bekannt, worauf Sakura und Midori schon etwas länger gewartet hatten.

"An der Küste des Feuerreiches wird ein Dorf von einem starken Monster bedroht. Bisher ist unbekannt, ob es sich dabei um eines der Bijû handelt. Ihr sieben werdet gemeinsam zu dieser Mission aufbrechen, die Herkunft des Monsters in Erfahrung bringen und es unschädlich machen. Morgen Mittag brecht ihr auf!"

Auf Mission - Teil 1

Kokoro no Jutsu - Kapitel 6
 

Auf Mission - Teil 1
 

Hinata steht wie schon die vorherigen beiden Tage auf der Wiese außerhalb Konohas. Diesmal jedoch alleine. Sie hat sich mit ihrer Meisterin dort verabredet, allerdings ist die junge Hyûga etwas zu früh erschienen, um ihren Gedanken nachgehen zu können. Sie zweifelt daran, schaffen zu können, was Midori ihr gestern als Rat mit auf den Weg gegeben hat - einen Weg zu finden das Kokoro no Jutsu mit dem Byakugan zu verbinden. Sie will stark werden, sie will Naruto in Nichts nachstehen und ihn gleichzeitig beeindrucken, auch damit er ihr irgendwann vielleicht die Aufmerksamkeit schenkt, die sie sich so sehr von ihm wünscht. Doch ist sie stark genug etwas zu entwickeln, was niemand zuvor versucht hat? Hinatas Blick schweift in die Ferne, weshalb sie nicht bemerkt, dass ihre Meisterin eintrifft.

"Hallo Hinata, sind die Schmerzen verschwunden?"

Das Mädchen mit den langen, dunkelblauen Haaren wird aus ihren Gedanken gerissen. "Was? ... Äh ... hallo .... ja ... die Schmerzen sind fort."

"Das freut mich.", lächend stellt sich Midori neben ihre Schülerin. "Es tut mir leid. Ich wollte dir das Jutsu heute ganz ausführlich zeigen, doch Tsunade hat Team Gai, Kakashi, Sakura und mir eine Mission zugeteilt. Wir brechen heute Mittag auf, also haben wir nur ein paar Stunden."

"Was?! Und in ein paar Stunden soll ich das Jutsu verstehen?", Hinata ist etwas perplex.

"Ganz ruhig. Heute geht es nur um die Grundlagen. Ich bringe dir bei, wie man die inneren Farben aller Lebewesen erkennt, aber üben kannst du das auch in der Zeit, in der ich fort bin. Wenn ich wieder komme, können wir dann direkt mit dem nächsten Schritt weitermachen."

Hinata atmet tief durch: "Okay."
 

Mit viel Geduld erklärt die Frau mit den strahlend grünen Augen die Fingerzeichen, die für das Kokoro no Jutsu nötig sind und ihre Schülerin ist gelehrig. Natürlich klappt es nicht beim ersten Versuch, aber nach ein paar Stunden schafft es Hinata zum ersten Mal die innere Farbe Midoris zu erkennen. Im Fingerzeichen des Tigers verweilend, verengen sich plötzlich die weißen Augen des Mädchens und ihr Sehen verändert sich. Durch das Byakugan ist es Hinata nicht fremd von einem Moment zum nächsten eine völlig andere Welt vor sich zu haben, ohne einen Schritt gegangen zu sein, doch die Welt der Gefühle sieht noch einmal anders aus. In dem Augenblick, in dem sich die Augen verengen, taucht Hinata in einen schwarzen Nebel, der in der nächsten Sekunde verschwindet und den Blick auf eine Umgebung aus Silhouetten preisgibt. In den Silhouetten lebendiger Wesen zeichnet sich dann relativ schnell eine Farbe ab, die den Gefühlen der Person entsprechen. Als Hinata nun ihre Meisterin als Schatten vor sich sieht, erkennt sie noch, dass deren innere Farbe rotbraun ist, ehe sie den Zustand, in den sie das Kokoro no Jutsu versetzt hatte, verliert.

"Und? Hast du etwas gesehen?", Midori ist neugierig.

"Ja.", die junge Schülerin muss nach der langen, aber von Erfolg gekrönten Anstrengung erst einmal verschnaufen, "Ihre Farbe ist rotbraun."

"Das stimmt."

"Wirklich? Kann man auch seine eigene Farbe sehen?"

"Nein, das geht leider nicht.", Midori muss Hinatas Hoffnung leider zunichtemachen, "Aber es sind die eigenen Gefühle. Die sollte man auch ohne Farbhilfe lesen können. Aber ... aus welchen Gefühlen könnte sich meine Farbe zusammensetzen?"

Die junge Hyûga überlegt: "Eigentlich kommen nur 3 Farben in Frage. Rot, Grün und Braun. Also für Rot: Liebe oder Angst, für Grün: Neid oder Glück und für Braun: Hilflosigkeit."

Mit weit aufgerissenen Augen schaut Midori ihre Schülerin an: "Wie? Hast du den Zettel, den ich dir gestern gegeben habe, etwa trotz der Schmerzen schon komplett auswendig gelernt?"

Hinata ist etwas verlegen: "Ja, ich ... ich möchte eine gute Schülerin sein."

Midori legt ihre Hände auf die Schultern des Mädchens: "Hinata, du bist eine hervorragende Schülerin! Und? Was glaubst du? Aus welchen Gefühlen setzt sich mein Rotbraun zusammen?"

Noch etwas rot im Gesicht, weil ihr das Kompliment etwas peinlich war, vermutet sie: "Also, dadurch, dass Sie eine Kokoro-Nutzerin sind, ist Liebe sicherlich eines der Gefühle. Das Rotbraun war zu dunkel dafür, dass es das Hellgrün des Glückes ist, was mit hineinspielt, aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es Neid oder Hilflosigkeit wären ... also ... ich weiß es nicht."

"Das ist nicht schlimm.", Midori entfernt sich einige Schritte von ihrer Schülerin, "Aber ich habe genug gesehen. Du wirst jetzt alleine weiter üben können. Und wenn ich wieder da bin, zeige ich dir, wie man die Farben richtig interpretiert."

Mit einem Winken verabschiedet sich die Frau und lässt Hinata auf der Wiese allein. Das Mädchen hat nun der Feuereifer gepackt und mit der Hoffnung und dem Willen das Jutsu schnellstmöglich zu verinnerlichen, nimmt sie ihr Training sofort wieder auf.
 

_______________
 

Gegen Mittag steht das Treffen der 7 Team-Mitglieder an, die Tsunade tags zuvor von ihrer Mission unterrichtet hat. Als Midori etwas zu früh am Haupttor Konohas ankommt, ist Sakura bereits da. Das Mädchen mit den halblangen, rosanen Haaren kniet am Boden und geht ihre Ausrüstung noch einmal durch um sicher zu gehen nichts vergessen zu haben.

"Hallo, Sakura."

"Hallo, Meisterin Midori.", Sakura sieht von ihren fein säuberlich aufgereihten Waffen auf, "Sie sind schon da?"

"Ja, um ehrlich zu sein, bin ich etwas nervös. Das ist immerhin meine erste Mission seit 15 Jahren.", etwas verlegen streicht sich die Frau durchs Haar.

"Wirklich? Sie? Als Jô-nin?", Sakura ist etwas überrascht, allerdings fällt ihr im nächsten Moment ein, dass gerade eine Schülerin von Meister Kakashi eigentlich von nichts mehr überrascht sein dürfte. Als Midori auf Sakuras Frage nur mit lächelndem Schweigen antwortet, wechselt sie das Thema.

"Sie können sich übrigens schonmal darauf einstellen, dass wir mindestens eine Stunde später losgehen werden als geplant."

"Ach ja?! Hat Meisterin Tsunade etwa die Zeit geändert?", nun ist es die Jô-nin, die Sakura etwas entgeistert ansieht.

"Nein, nein. Aber Meister Kakashi ist doch nie pünktlich. Ich dachte Sie kennen ihn von früher?"

"Ja, das tue ich. Aber er scheint nicht mehr der Kakashi von damals zu sein ... "

Ehe Sakura darauf eine Frage stellen kann, erscheint das Team Gai geschlossen zum Treffpunkt.

"Sakura, ich freue mich so, dass wir mal wieder etwas zusammen unternehmen dürfen!", Lee läuft strahlend auf das angesprochene Mädchen zu, welche von der Tatsache allerdings weniger begeistert zu sein scheint.

"Etwas zusammen unternehmen dürfen? Das klingt ja nach einem Date!!!", der jungen Kunoichi wandert ein kalter Schauer den Rücken hinunter, "Lee, wir bestreiten eine Mission. Mehr nicht .... verstanden?"

Mit hängendem Kopf sieht Lee ein, dass er wohl wirklich gar keine Chance bei Sakura hat. Allerdings lodert auch in ihm das Feuer eines festen Willens. Irgendwann ... irgendwann werde ich es schaffen und Sakura wird zu mir aufsehen und ihre Gefühle für mich entdecken! Sasuke ist nicht gut für dich, wann siehst du das nur ein junge, grünäugige Schönheit!!!! Mit Flammen in den Augen und einer gen Himmel gereckten Faust ist offensichtlich, dass ihn Sakuras Abfuhr doch nicht so hart getroffen hat, wie es das Mädchen gerne gehabt hätte.

Während sich Lee nun in einer Traumwelt befindet und sich Sakura nach einer kurzen Begrüßung der anderen wieder ihrer Ausrüstung widmet, unterhalten sich die restlichen 4 Anwesenden über Gott und die Welt.

"Gai, du hast nicht untertrieben, dein Schüler erinnert wirklich sehr stark an dich, als du jünger warst."

"Was heißt hier "als ich jünger war"? Ich bin die blühende Jugend selbst!", mit stolz geschwellter Brust posiert Gai vor Midori.

"Das weiß ich doch.", lächelt seine frühere Teamkollegin, "Und endlich können wir wieder gemeinsam eine Mission bestreiten."

"Ja, darauf freue ich mich auch. Das wird wie damals als wir noch mit Haru und unserem Meister ein Team waren.", der Mann mit den schwarzen Haaren und buschigen Augenbrauen beginnt in Vergangenem zu schwelgen, "Ach ja ..."

"Haru?", nun nimmt auch Neji an der Unterhaltung teil, "Meint Ihr etwa Haru Hyûga?"

"Ja, Haru war unser drittes Gruppenmitglied. Wie du weißt ist er vor 8 Jahren bei einer schwierigen Mission ums Leben gekommen."

Neji nickt seinem Meister zu. Als Sakura ihre Überprüfung abgeschlossen hat, schließt sie sich der sich unterhaltenden Gruppe an und als Lee bemerkt, dass er nun der Einzige ist, der außerhalb steht, tut er es der jungen Kunoichi gleich. Sie reden eine ganze Weile, die die jungen Ninja vorallem nutzen, um sich mit Midori bekannt zu machen, und nach etwa einer Stunde findet sich auch Kakashi am Treffpunkt ein.

"Sie sind eine ganze Stunde zu spät!", in ihrer typischen Manier rügt Sakura ihren Meister.

"Entschuldigung. Der kalte Wind des Nordens trug mich wie ein Blatt hinfort vom rechten Wege.", Kakashi kratzt sich verlegen am Hinterkopf.

"Ja, ja ... alles LÜGE!", Sakura ist aufgebracht und sieht in ihrer Rage ihrer neuen Meisterin Tsunade sehr ähnlich.

"Okay, dann können wir ja gehen!", Gai übernimmt die schlichtende Funktion des Truppenführers und winkt die restlichen Teammitglieder in Richtung Wald.

Midori hingegen bleibt noch kurz bei Kakashi stehen und sagt leise: "Du bist Obito sehr ähnlich geworden."

Der Jô-nin mit der Gesichtsmaske sieht sie nur lächelnd an, soweit das erkennbar ist, und folgt dann Gai. Midori sieht ihm einen Augenblick hinterher und setzt sich dann ebenfalls in Bewegung.
 

_______________
 

Die Reise dauert dank Gais zügigem Tempo fast genau einen Tag, so dass das Team am Nachmittag des Folgetages im Küstendorf Oshironami ankommt. Das Dorf ist relativ groß, aber trotzdem sind kaum Menschen auf den Straßen. Es besitzt einige große Holzbauten, wovon jedoch die ein oder andere gravierende Schäden zu verzeichnen hat. Auch im Dach der Halle, die die Dorfbewohner gewöhnlich für Versammlungen nutzen, klafft ein großes Loch und Handwerker sind damit beschäftigt es vorerst grob zu reparieren. Als die 7 Konoha-Ninja auf dem Platz vor der Halle ankommen, wird ihr Eintreffen von einem kleinen, rundlichen Mann mit einem langen, weißen Bart freudig registriert.

"Benten sei dank, die Ninja aus Konoha sind da!", mit offenen Armen läuft er auf die Ankömmlinge zu. Jedem Einzelnen reicht er freudig die Hand, ehe er von Neuem zu sprechen beginnt, "Mein Name ist Susumu und ich bin hier der Dorfälteste. Ich habe bei der Hokage um euer Kommen gebeten. Wie ihr sehen könnt, ist die Versammlungshalle momentan nicht nutzbar, deshalb möchte ich euch in unser bescheidenes, örtliches Ryokan bitten. Es ist nicht groß, aber es ist wenigstens noch heil. Dort möchte ich dann auch mein Anliegen unterbreiten."

Die Ninja folgen Susumu zum nahegelegenen Ryokan, ein schönes, einfaches Haus aus dunklen Hölzern erbaut, und betreten den Vorraum.

"Ich betreibe das Ryokan. Auf Grund unserer Lage sind keine Gäste hier, weshalb ich euch alle Zimmer zur Verfügung stellen kann. Allerdings ist es ein kleines Haus, daher besitzt es ohnehin nur 3 Zimmer, aber ich hoffe, dass es akzeptabel ist.", der Mann verbeugt sich entschuldigend vor der Gruppe.

"Vielen Dank, Susumu. Das ist mehr als wir benötigen.", Kakashi versucht den Dorfältesten wieder aufzubauen.

"Ich bitte euch. Ihr seid sicher müde von der langen Reise. Ruht euch aus. Heute Abend werde ich euch von den Problemen erzählen, die mein Dorf bedrücken. Vorerst eilt es nicht. Tako hat bereits heute Morgen gewütet und er kommt niemals zweimal am Tag."

Wie von Susumu empfohlen beziehen die Ninja ihre Zimmer. Gai und Kakashi wählen das erste, Neji und Lee das zweite und die drei Kunoichi teilen sich das letzte, aber auch größte der drei Zimmer. Nach einigen Stunden Ruhe kommen sie im Gemeinschaftsraum des Ryokan zusammen und nach einem kleinen Abendessen, das Susumu für seine Gäste zubereitet hatte, beginnt er am Tisch zu erzählen.

"Tako war nicht immer böse. Er ist eine Art gigantischer Tintenfisch, mit dem wir schon seit vielen Jahren in Einklang lebten. Eines Tages, während eines schlimmen Sturms, tauchte er auf und half zwei unserer Fischerboote, die noch draußen auf See waren. Er hob sie mit seinen langen Tentakeln aus dem Meer und trug sie an Land. Von diesem Moment an, lebten wir in Harmonie. Wir tauften ihn Tako und im Gegenzug für seine Hilfe beim Aufspüren von Fischschwärmen oder bei Sturm, gaben wir ihm einen Teil unseres Fangs ab. Doch dann hat er sich verändert. Erst kam er für eine ganze Weile nicht mehr zu uns ans Ufer und als er dann wiederkam, war er aggressiv und begann das Dorf zu verwüsten. Das Loch im Dach der Versammlungshalle, das ihr gesehen habt, war sein Werk von heute Morgen. Zum Glück ist noch niemand bei seinen Angriffen ums Leben gekommen, doch wir wollen nicht, dass es soweit kommt. Ich habe um Beistand aus Konoha gebeten, weil ich möchte, dass die Bewohner meines Dorfes wieder in Frieden leben können, doch ich möchte nicht, dass Tako zu schaden kommt. Wenn ihr die Möglichkeit habt, so bitte ich euch darum Tako zu fangen und eventuell herauszufinden, weshalb er seine friedliche Art verloren hat."

Die Ninja sehen sich stumm an. Dann ergreift Kakashi das Wort: "Wir können nichts versprechen, aber wir werden alles Erdenkliche versuchen ihrem Wunsch entsprechend zu handeln. Wenn es allerdings nicht anders gehen sollte, müssen wir den Tintenfisch töten."

Susumu nickt und erhebt sich: "Ich werde mich zurückziehen. Falls ihr noch etwas brauchen solltet, so zögert nicht zu fragen."

"Vielen Dank.", entgegnet Midori stellvertretend für alle und der Älteste des Dorfes verlässt den Raum.
 

"Wie sollen wir vorgehen?", Tenten möchte für den Kampf vorbereitet sein.

"Wenn wir den Kraken fangen sollen, sind unsere Möglichkeiten begrenzt. Allerdings meinte doch Meisterin Tsunade, dass wir ihn "unschädlich" machen sollen.", Neji spricht es zwar nicht aus, aber er wäre dafür mit dem aggressiven Monster kurzen Prozess zu machen.

""Unschädlich" wäre der Tintenfisch auch, wenn wir herausfinden könnten, weshalb er aggressiv geworden ist und das rückgängig machen würden.", Sakura wäre für eine Lösung, die den Wünschen des Dorfältesten entspräche.

"Wenn man es schaffen könnte den Kraken für einen Moment zu fixieren, wäre es mir möglich in seine Gefühlswelt einzudringen und ihn zu beruhigen. Vielleicht fände ich dabei auch heraus, was ihn so verändert hat.", Midori möchte das Kokoro no Jutsu anwenden.

"Das wäre zumindest eine Variante, bei der die Chance hoch wäre, das Monster lebend zu fangen.", Kakashi resümiert die eingegangenen Vorschläge.

"In Ordnung. Dann sollten wir uns eine Falle für diesen Tako ausdenken."

Wie Gai vorgeschlagen hat, sprechen die 7 Konoha-Ninja noch lange über ihre genaue Taktik. Als sie sich endlich für ein Szenario entschieden haben, bekommt jeder eine ihm gebührende Aufgabe zugeteilt. Anschließend gehen sie zurück auf ihre Zimmer, um sich für den nächsten Tag auszuruhen, denn sie wollen schon früh morgens auf den Beinen sein, um Tako ja nicht zu verpassen.
 

_______________
 

"Psst ... Kakashi?", auf seinem Futon liegend und die Zimmerdecke betrachtend versucht Gai seinen Mitbewohner zu einer Reaktion zu bewegen.

"Wie wäre es mit einem Wettstreit? Wer schneller einschlafen kann?!", vergeblich wartet er auf Antwort.

Als er sich zur Seite dreht, sieht er warum. In einiger Entfernung liegt Kakashi auf seinem Futon und ist bereits ins Land der Träume entschwunden.

"Verdammt!!! Du hast schon wieder gewonnen!!!"

Auf Mission - Teil 2

Kokoro no Jutsu - Kapitel 7
 

Auf Mission - Teil 2
 

Die Nacht war kurz. Als das Team am nächsten Morgen im Dorf Stellung bezieht, geht gerade die Sonne auf. Neji ist der Wachposten. Er steht auf dem Dach der örtlichen Versammlungshalle um von diesem erhöhten Standpunkt das Meer besser überblicken zu können. Sobald Tako in dem durch das Byakugan sehr weiträumigen Radius Nejis erscheint, gibt dieser Alarm und seine Aufgabe verändert sich. Wenn Tako auftaucht, wird Neji zum Beschützer Midoris, die sich mit ihm auf dem Dach befindet. Denn wenn sie sich im Zustand der Gefühlsbeeinflussung befindet, ist sie weder im Stande sich zu wehren noch zu fliehen. Lee, Gai und Kakashi haben sich zwischen den Häusern versteckt und sorgen für den Hinterhalt, der Tako stoppen soll. Die beiden jungen Kunoichi Tenten und Sakura sollen im Ernstfall Passanten in Sicherheit bringen, wenn sich einige während Takos Angriff auf den Straßen befänden.

Ein paar Stunden verharren die Konoha-Ninja auf ihren Punkten. Wenige Menschen trauen sich in dieser Zeit hinaus und diejenigen, die es tun, werden sicherheitshalber nicht aus den Augen gelassen.
 

Doch plötzlich geht alles ganz schnell. Neji gibt Alarm.

"Das Monster ist in meinen 2 Kilometer Radius eingedrungen und es kommt mit großer Geschwindigkeit auf das Dorf zu. Es dürfte in weniger als 30 Sekunden hier sein!", der junge Mann mit den langen Haaren und weißen Augen schreit die Information vom Dach herab um sowohl seine Mitstreiter als auch die Menschen im Dorf zu warnen. Im gleichen Moment löst er das Byakugan auf, läuft auf die andere Seite des Daches und nickt Midori zu. Nun steht er ihr voll und ganz zur Seite.

Unten in den Gassen steigt auch das Adrenalin der anderen Shinobi. Mit den Augen und vorher vereinbarten Fingerzeichen gibt Gai Lee Anweisungen, worauf genau er achten muss und schlagartig wird es ernst. Von der Hauptstraße auf der sich die Versammlungshalle befindet, führt in einiger Entfernung eine kleine, aber lange Seitenstraße hinunter zum improvisierten Hafen, der lediglich aus einigen, kleinen und hölzernen Stegen besteht. Sie führen nur einige Meter ins Wasser hinaus und an ihnen sind die einfachen Fischerboote der Ortsansässigen vertäut. Knapp 20 Meter vor den kleinen Stegen erhebt sich Tako aus dem Meer. Ein Schatten legt sich auf das Ufer, denn der gigantische Tintenfisch, der dort auftaucht, wird immer größer und größer. Die Tropfen, die von seinem massigen Körper abperlen, fallen wie Regen auf die Wasseroberfläche und auch auf die Erde, als er das Ufer erreicht. Die Stege brechen unter seinem großen Gewicht und als er seinen gesamten Körper aufs Land gewuchtet hat, werden seine Ausmaße erst wirklich erkennbar. Mit einer Höhe von etwa 45 Metern überragt der Kraken alles, was in unmittelbarer Nähe ist und bringt die Konoha-Ninja ins Schwitzen.

"Verdammt!", mit entsetztem Blick sieht Gai zum Hafen hinunter, "Was für ein Riesenvieh!"

Lee, der auf gleicher Höhe wie Gai, aber auf der anderen Seite der Hauptstraße steht, hat keinen direkten Blick auf den Hafen, kann aber dank der Reaktion seines Meisters erahnen, dass ihr Gegner kein leichter sein wird. Er schluckt und spricht sich selbst Mut zu. Tenten bringt eine alte Dame, die sich trotz des nahenden Angriffes auf die Straße gewagt hat, zurück in ihr Haus und Sakura lässt ihren Blick über die Straßen schweifen, doch keine anderen Bewohner des Dorfes begeben sich in Gefahr.

Nun setzt sich Tako in Bewegung und gezielt steuert er das Dorf an. Kakashi, der sich am nächsten zum Hafen postiert hat, drückt sich gegen die Hauswand und macht sich auf einen Angriff bereit. Tako wälzt sich die Seitenstraße nach oben. Zu vernichten gibt es auf seinem Weg nicht viel, da dieser von seinen früheren Besuchen bereits von Zerstörung geprägt ist. Als der Tintenfisch jedoch auf der Hauptstraße angekommt, wird er nicht sofort angegriffen. Kakashi lässt ihn ziehen und so bahnt sich der Kraken seinen Weg zur wieder notdürftig hergestellten Versammlungshalle.

Doch plötzlich, nur 100 Meter vor der Halle, aber gerade noch weit genug entfernt, dass sie außer Reichweite des Kraken liegt, springen Gai und Lee aus den Seitenstraßen hervor. Sie bleiben von Tako unbeachtet, allerdings nicht der starke Stahldraht, dessen Enden die beiden in Händen halten. Kurz bevor Tako ihn überschritten hätte, ziehen sie an dem Draht, der dadurch nach oben schnellt. Noch bevor die Sonne aufging, hatten Meister und Schüler die silberne Stolperfalle auf der sandigen Hauptstraße des Dorfes versteckt und nun sollte sich zeigen, ob die an sich primitive Falle Wirkung hatte.

Laut und dröhnend schallt Takos Schrei, als sich der Draht in sein Fleisch bohrt, doch zeitgleich erfüllt die Aktion den Zweck, den sie eigentlich hatte - das Monster bleibt stehen. Nun beginnt er mit seinen gigantischen Tentakeln, die mit ebenso großen Saugnäpfen versehen sind, nach den beiden Konoha-Ninja in den grünen Trainingsanzügen zu schlagen. Die jungen Kunoichi, aber auch Neji und Midori sehen, dass ihre Kameraden in Gefahr sind, doch wie zuvor besprochen, sollen sie ihre Positionen nicht verlassen und auf das Können der Shinobi bauen.

"Neji, wir sind dran!", Midori blickt kurz zu dem jungen Mann, der mit einem erneuten Nicken antwortet.

Da Gai und Lee es geschafft haben, dass sich Tako kaum noch von der Stelle rührt, kann die Frau vom Dach der Versammlungshalle aus das Kokoro no Jutsu anwenden. Schnell schließt sie die nötigen Fingerzeichen und ihre Augen verengen sich. Sofort zeigen sich die Silhouetten, doch es dauert einen Moment bis sie im massiven Körper des Monsters seine innere Farbe gefunden hat. Sie ist dunkel, sehr dunkel und nicht einfach zu definieren. Es scheint ein sehr dunkles Braunrot zu sein, in dem aber auch etwas grau mitspielt. Hilflosigkeit, Trauer, Einsamkeit und vorallem Angst beherrschen den Tintenfisch, der immer noch wütend nach Gai und Lee schlägt. Jedoch bewegen sich die beiden Konoha-Ninja so geschickt, dass der Kraken in seinem wütenden Toben keine weiteren Schäden an den ohnehin schon halb zerstörten Häusern verursacht.

Im Zustand des Kokoro no Jutsus schließt Midori erneut einige Fingerzeichen und reißt im Zeichen des Vogels verharrend die Augen weit auf. Ihr Körper ist starr und Nejis Sinne sind geschärft, nun ist er für die Sicherheit der Jô-nin verantwortlich. Midori hat Chakra geschmiedet und es in ihren Augen gesammelt. Da sie dem Monster ein Gefühl von Sicherheit vermitteln will, beginnt sie ihm ein sehr helles Hellgrün, gebildet aus dem Hellgrün des Glückes und dem Weiß des Hoffnung zu senden und langsam verändert sich die innere Farbe des Monsters. Seine Bewegungen werden ruhiger und nach und nach lässt es davon ab nach Gai und Lee zu jagen. Als Tako scheinbar zu absoluter Ruhe gekommen ist, verlässt Kakashi sein Versteck. Der Jô-nin springt eine Tentakel des entspannten Kraken nach oben und als er am Kopf desselben angekommen ist, sticht er ihm zwei, mit einem von Sakura angerührten Narkosemittel versehene, Kunai in den weichen Hinterkopf. Tako bemerkt das jedoch nicht. Er ist glücklich und voller Hoffnung und mit diesem wohligen Gefühl schläft er langsam ein.
 

_______________
 

Nachdem Gai, Kakashi und Lee den übergroßen Tintenfisch kontrolliert zu Fall gebracht haben, strömen die Dorfbewohner auf die Straßen und Sakura und Tenten haben ihre Mühe die neugierige, aber auch wütendene Menge in Schach zu halten. Während Lee und Neji den jungen Kunoichi zu Hilfe eilen und mit vereinten Kräften die Menge bändigen, untersuchen die Jô-nin das Ungetüm.

Es dauert seine Zeit, doch nach einer Weile ruft Gai seine beiden Kameraden zu sich: "Midori, Kakashi, kommt mal her, ich habe etwas gefunden."

Er steht zwischen zwei der gigantischen Tentakeln, ganz in der Nähe des Kopfes und deutet auf einen metallischen Gegenstand, der tief in Takos Körper steckt.

"Was ist das? Man sieht ja kaum noch etwas?", Midori geht näher heran, doch auch das hilft ihr nicht den Gegenstand besser zu bestimmen.

"Wir sollten es herausziehen ... aber zuerst, sollten wir Sakura herholen. Sie kann eventuelle Blutungen beim Herausziehen unterbinden."
 

Wie Kakashi es zuvor vorgeschlagen hat, wird Sakura dazu geholt und Midori übernimmt ihre Aufgabe, die Dorfbewohner zurück zu halten.

Während Gai und Kakashi den metallenen Gegenstand aus Tako ziehen, versucht Sakura mit medizinischen Jutsus eventuelle Blutungen im Keim zu ersticken und die Heilung der Wunde zu fördern. Als das unbekannte Element aus dem Kraken entfernt ist, staunen die Ninja nicht schlecht - es ist eine Harpune.

Gai bewacht das schlafende Monster und Sakura versucht die Heilung noch etwas zu unterstützen, derweilen Kakashi mit der Waffe in Richtung der Menge geht, wo sich auch Susumu befindet. Der Jô-nin hält dem alten Mann die Waffe hin: "Das hat euren Kraken scheinbar so wütend gemacht!"

Mit überraschtem und entsetztem Blick betrachtet Susumu die Harpune von oben bis unten: "Das kann nicht sein?!"

Nach einer kurzen Pause und einem weiteren Moment der Vergewisserung spricht der Dorfälteste weiter: "Die Fischer unseres Dorfes kennzeichnen ihre Waffen und andere Utensilien mit bestimmten Schraffuren. Ich bin entsetzt erkennen zu müssen, dass auf dieser Waffe das Zeichen eines unserer Fischer zu finden ist." Er deutet auf einige Linien in der Nähe der Widerhaken "Das ist das Zeichen von Ryôshi."
 

Gemeinsam mit Kakashi geht Susumu zu einer kleinen, heruntergekommenen Hütte außerhalb des Dorfes. Als sie vor der Tür ankommen, klopft der Dorfälteste mehrere Male an, doch nichts geschieht. Er drückt die Türklinke herunter und tatsächlich öffnet sich die Tür. Niemand ist zu Hause, aber ein grobes Durcheinander lässt darauf schließen, dass der Bewohner schlagartig geflüchtet ist. Ein Zettel liegt auf dem einfachen Holztisch, der in Mitten der Hütte steht. "Ihr gutgläubigen Idioten, glaubt ihr wirklich, dass ihr mit diesem Monster befreundet sein könnt? Ich kann dieses Spiel nicht mitspielen. Ich sehe auch nicht ein weiterhin einen Teil meines Fangs an dieses Monster abzugeben. Ich werde es töten und euch wieder vor Augen führen, dass wir auch ohne dieses Ding gut gelebt haben!" Mehr steht nicht darauf, aber es reicht aus, dass sich Susumu und Kakashi denken können, wie es zu der ganzen Misere kam. Ryôshi hat seine Drohung wahr gemacht und versucht Tako mit der Harpune zu töten. Sein Versuch ist misslungen, aber das Vertrauen Takos in die Dorfbewohner war durch diesen Angriff zerstört worden und er begann sich mit seinen Angriffen zu rächen.
 

Zurück im Dorf erzählen der Dorfälteste und der maskierte Konoha-Ninja was sie in Ryôshis Hütte herausgefunden haben. Darufhin fassen die Dorfbewohner einen Entschluss: Sie wollen Tako zeigen, dass sie weiterhin seine Freunde sind und ihm seine Angriffe verzeihen. Sie schaffen soviel Fisch, wie sie auftreiben können, auf die Hauptstraße und Sakura beginnt ihm ein Gegenmittel zu verabreichen, das die Narkose aufhebt. Langsam erwacht der Kraken.

"Tako?" Susumu spricht für sein Dorf, "Es tut uns leid, was dir widerfahren ist. Ryôshi hat nicht in unser aller Namen gehandelt, sondern eigenständig. Wir mögen dich und wollen weiterhin deine Freunde sein und als Zeichen dafür machen wir dir diesen Fang zum Geschenk." Der Dorfälteste deutet auf die Fische, die in einiger Entfernung zu ihm liegen. Natürlich versteht der Tintenfisch die Worte des Menschen nicht und daher hilft Midori ein bisschen nach. Mit Hilfe der Gefühlsbeeinflussung flößt sie Tako das Gefühl der Freundschaft und der Aufrichtigkeit ein. Zufrieden macht sich der gigantische Kranken über den Berg Fische her und entschwindet daraufhin friedlich zurück ins Meer. Die Mission ist also ein voller Erfolg.
 

_______________
 

Zum Dank für ihre hervorragende Arbeit lädt Susumu das gesamte Team zu einem Aufenthalt in den heißen Quellen des Ortes ein. Sie gehören zum Ryokan des Dorfältesten und werden, wie scheinbar noch viele andere Einrichtungen, ebenfalls von ihm betrieben. Von einem hohen Paravent aus Bambus getrennt, entspannen die Frauen auf der einen und die Männer auf der anderen Seite im heißen Wasser.

"Meisterin Midori?", die Kunoichi, die noch bis vor einem Moment völlig entspannt mit hinter dem Kopf verschränkten Armen im Wasser saß, öffnet zögerlich die Augen. Tenten sieht sie neugierig an: "Darf ich Sie etwas fragen?"

"Frag ruhig. Was brennt dir denn auf der Seele?", sie nimmt die Arme herunter, zurück ins Wasser, und wartet.

"Also ... Sie kennen doch Meister Gai von früher .... und Sie haben vor unserer Abreise schon einmal kurz erwähnt, dass er wohl wie Lee gewesen sein muss ... aber ich wollte nur fragen, ob Sie vielleicht ausführlicher erzählen könnten, wie er so als Kind war?!"

Midori lacht: "Das interessiert dich also?"

Nun schaltet sich auch Sakura dazu: "Können Sie dann vielleicht auch erzählen wie Meister Kakashi so als Kind war?"

Erwartungsvoll sehen die beiden jungen Kunoichi die Frau in ihrer Mitte an.

"Okay, okay ... mal sehen was ich erzählen kann, ohne Ärger zu bekommen!"
 

Auf der Seite der Männer geht es nicht minder bunt zu. Lee hat es, ganz nach dem Vorbild seines Meisters, geschafft, Neji zu einem Wettstreit herauszufordern und so setzen sie sich von den beiden Jô-nin ab, um im hinteren Teil des Beckens zu bestimmen, wer länger die Luft anhalten kann.

Unterdessen sitzt Gai ruhig im heißen Wasser und Kakashi, mit einem kühlenden Waschlappen auf dem Kopf, versteckt sein Gesicht in seinen verschränkten Armen, die er auf dem Beckenrand aufstützt.

"Kakashi?", Gai bewegt sich keinen Millimeter und spricht mit geschlossenen Augen. Aber mehr als ein desinteressieres "Hm?" bekommt er nicht als Antwort.

"Weißt du welches Gerücht sich schon seit Jahren wacker in Konoha über dich hält?", nun hat er die Augen geöffnet und blickt Kakashi grinsend an. Allerdings bekommt er auch auf diese Frage mit wesentlich mehr Inhalt nichts Weiteres zu hören als das desinteressierte "Hm?"

"Dass du dein einziges, eigenes Jutsu nur "Chidori" genannt hast, weil es wie "Midori" klingt!"

"Wer erzählt denn so einen Mist?!" Erschrocken fährt der Jô-nin hoch und hätte damit fast sein Gesicht zur Schau gestellt, wenn ihm nicht der Waschlappen vom Kopf mitten ins Gesicht gefallen wäre.

Gai beginnt zu lachen, "Ich habe es geschafft! Du hast deine Coolness für einen Moment verloren! Das war mein Ziel!!!"

Genervt entspannt sich Kakashi wieder: "Also hast du diesen Mist nur erfunden?!"

"Nein, das ist ...", zu mehr kommt Gai nicht mehr, da Lee bewegungslos an ihm vorbei treibt. Das junge Abbild seines Meisters hatte unter Wasser nicht bemerkt, dass sich sein Kontrahent Neji aus dem Becken gestohlen hatte und blieb daher, in der Hoffnung gewinnen zu können, so lange unter Wasser bis er die Besinnung verlor. Hektisch trägt Gai Lee aus dem Wasser und leitet Erste-Hilfe-Maßnahmen ein, die sofort von Erfolg gekrönt sind. Und während Lee hustend am Beckenrand sitzt und Gai über die Rettung seines Lieblingsschülers freudige Tränen vergießt, hört man im Hintergrund das fröhliche Lachen der drei Kunoichi, was Kakashi nichts Gutes ahnen lässt.

Hinatas Prüfung

Kokoro no Jutsu - Kapitel 8
 

Hinatas Prüfung
 

Eineinhalb Jahre vergingen wie im Flug. Die Jungninja konnten in dieser Zeit ihr Können verbessern, erweitern und zum Rang eines Chû-nin aufsteigen. Besonders die jungen Kunoichi Ino, Sakura und Hinata wurden selbstbewusster und vor allem stärker. Die beiden Mädchen mit den langen, blonden und den wieder auf halbe Länge gekürzten, rosanen Haaren wurden hervorragende Iryô-nin, deren Potential so groß zu sein scheint, dass sie eventuell in Zukunft ihre Meisterinnen übertreffen. Aber auch die junge Hyûga entwickelte sich sehr gut. Das Training mit ihrer Meisterin war hart und manchmal mit Entbehrungen verknüpft, doch gerade das motivierte Hinata dazu ihr Bestes zu geben. Auf einigen, kleinen Missionen konnten sie bereits ihre neuen Fähigkeiten erproben, doch diese wurden in letzter Zeit wesentlich weniger, denn Konoha steht erneut die gemeinsame Chû-nin-Auswahlprüfung mit den anderen Ninja-Dörfern bevor.
 

Shikamaru klopft an die Tür des Zimmers, das seinem gegenüber liegt. Als er keine Antwort bekommt, öffnet er die Tür und lukt herein.

"Midori? Bist du wach?"

Die Jô-nin, die noch mit der Decke über dem Kopf im Bett liegt, wühlt sich langsam aus den Federn. Völlig verschlafen und mit verstrubbelten Haaren blickt sie ihren "kleinen Bruder" an. Der Junge ist in der vergangenen Zeit ebenfalls erwachsener und größer geworden, aber seine Art hat sich nicht verändert.

"Man siehst du schlimm aus!", langsam tritt er ein.

"Danke, ich hab dich auch gern.", lustlos bleibt sie auf dem Bett sitzen. Die Verwandtschaft zum Nara-Clan ist unverkennbar.

Der Chû-nin schließt die Tür hinter sich und tritt näher an das Bett heran: "Ich hab ein Problem. Kannst du mir vielleicht helfen?"

Plötzlich ist die Kunoichi hellhörig und wesentlich wacher als noch vor einem kurzen Moment: "Setz dich. Worum geht es?"

Shikamaru kommt ihrer Bitte nach und beginnt zu erzählen: "Naja, ich muss mich doch jetzt um die Chû-nin-Auswahlprüfung kümmern und die zuständigen Jô-nin aus den anderen Dörfern kommen für Besprechungen hierher. Heute kommt die Jô-nin aus Suna, Temari. Sie war bei meiner Chû-nin-Prüfung meine Gegnerin und ... wie soll ich sagen .... sie war eine kalte Person und gefährliche Gegnerin. Als wir aber wegen Sasuke gegen die Oto-Ninja kämpfen mussten, kam sie mir zu Hilfe. Also ..."

"Schon gut, ich weiß was du meinst.", Midori winkt lächelnd ab.

"Wirklich?", der junge Mann ist etwas perplex.

"Du weißt nicht so recht, wie du mit ihr umgehen sollst, oder?"

"Ich weiß überhaupt nicht, was ich von ihr halten soll!"

"Naja, weißt du, du bist älter und erwachsener geworden. Hast du schon einmal daran gedacht, dass sich auch sie verändert haben könnte? Vielleicht sogar zum Positiven. Stell sie mir doch mal vor, dann kann ich dir bestimmt sagen, was du von ihr halten sollst. Und bis dahin, bleibst du einfach so cool wie bisher, dann schöpft sie auch keinen Verdacht!", sie lächelt ihrem "kleinen Bruder" ermutigend zu, doch dieser schaut sie nur skeptisch an.

"Aus deinem Mund klingt das, als ob ich was von ihr wollen würde."

"Ist das denn nicht der Fall?"

Shikamaru verdreht die Augen und steht auf. Er geht zur Tür und bevor er Midoris Zimmer verlässt, fällt ihm noch etwas ein: "Stimmt, hätte ich fast vergessen. Mutter wartet mit dem Frühstück auf dich."

Plötzlich bricht Hektik im Zimmer der Jô-nin aus: "Hättest du das nicht früher sagen können?"

Und während Midori quer durch ihr Zimmer rennt, verlässt der junge Chû-nin grinsend den Raum.
 

Nachdem sich Midori mehrmals für ihr zu spätes Erscheinen zum Frühstück entschuldigt hat, isst die Familie gemeinsam und nur kurze Zeit darauf wird es schon Zeit für Shikamaru und sie das Haus zu verlassen. Bereits vor dem Anwesen trennen sich die Wege der beiden, da der junge Mann ins Ortsinnere muss und sich die Jô-nin auf den Weg zu ihrer Schülerin begeben will.

"Also dann, viel Spaß bei deinem Date!", wieder kann sich Midori ein vielsagendes Lächeln nicht verkneifen.

"Du bist blöd.", mit unveränderter Miene dreht sich Shikamaru von ihr ab, jedoch winkt er noch einmal ohne sich umzudrehen, bevor er aus ihrem Blickfeld verschwindet.

"Ich weiß ...", flüstert sie und geht dann selbst ihres Weges.
 

_______________
 

Sehr weit kommt Midori allerdings nicht. Schon drei Straßen weiter kommt ihr ihre Schülerin Hinata völlig außer Atem entgegen.

"Meisterin Midori! Meisterin Midori! Ich hab es geschafft!!!", ganz aufgeregt und nach Luft schnappend bleibt die junge Hyûga vor ihrer Meisterin stehen. Wie Shikamaru hat sich auch Hinata in der vergangenen Zeit sehr verändert. Sie hat an Selbstvertrauen zugelegt und auch ihre äußere Erscheinung gleicht nun mehr einer jungen Frau als einem Mädchen. Ihre langen, dunkelblauen Haare sind in der Zwischenzeit noch länger geworden und reichen ihr nun bis zum unteren Rücken.

"Was hast du geschafft?", Midori wartet einen Moment bis Hinata sich wieder beruhigt hat.

"Damals haben Sie mir doch die Aufgabe gegeben einen Weg zu finden das Kokoro no Jutsu mit dem Byakugan zu verbinden. Ich habe es Ihnen nie gesagt, aber ich habe heimlich daran gearbeitet. Und vorhin habe ich verstanden, wie es funktionieren könnte und es hat geklappt! Es ist ..."

Plötzlich wird die aufgeregte, junge Frau von ihrer Meisterin unterbrochen: "Warte! Lass uns das nicht auf offener Straße besprechen."
 

Gemeinsam gehen sie zurück zum Anwesen der Naras. Auf der Holzterrasse, auf der sonst Shikamaru und sein Meister Asuma Shôgi spielen, nehmen die beiden Kunoichi Platz und Hinata beginnt ausführlich zu erzählen.

"Die ganze Zeit über habe ich versucht, das umzusetzen, was Ihr mir damals aufgetragen habt. Heute Morgen habe ich es endlich geschafft im Zustand des Kokoro no Jutsus auch das Byakugan einzusetzen und es ist, wie Ihr gesagt habt! Ich habe es an einem Hasen erprobt der hinter unserem Haus saß. Als ich ihn mir im Zustand des Kokoro no Jutsus ansah, hatte er eine innere Farbe und als ich das Byakugan dazunahm, spalteten sich die Farben auf und ich konnte direkt sehen aus welchen Gefühlen sich seine Farbe zusammensetzt.", stolz beendet sie ihre Erzählung.

"Das ist ... mir fehlen die Worte! Hinata, ich hatte gehofft, dass du es schaffst, aber dass du es dann in unter 2 Jahren meisterst, ist einfach grandios!"

Mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht wird Hinata bei solch einem Lob direkt wieder etwas rot.

"Hinata? Weißt du noch damals, als du meine innere Farbe zum ersten Mal erkannt hast? Versuche es bitte erneut und sage mir nun mit Hilfe des Byakugans welche Gefühle sich in meiner Farbe vereinen."

Wie ihr gesagt, bereitet sich Hinata vor, schließlich möchte sie ihrer Meisterin zeigen, was sie durch eigenes, hartes Training vollbracht hat. Sie konzentriert sich und schließt die für das Kokoro no Jutsu nötigen Fingerzeichen. Als sich ihre Augen verengen und sie in den Zustand kommt, in dem sie ihr Umfeld in Form von Silhouetten wahrnimmt, konzentriert sie sich erneut. So schnell wie möglich, beginnt sie die Fingerzeichen zu schließen und als sie im Zeichen des Schafs verharrend ihre Meisterin ansieht, wird alles ganz klar. Die innere Farbe Midoris hat sich nicht verändert, es ist immer noch ein warmes Rotbraun, doch dank des Byakugan beginnen sich die Farben zu trennen. Zu gleichen Teilen setzt sich die Farbe aus dem Hellrot der Liebe und des Brauns der Hilflosigkeit zusammen. Hinata löst beide Jutsus auf.

"Es ist faszinierend. Wenn du das Byakugan zusätzlich verwendest, ziehen sich deine Augen zusammen und werden oval. Löst du es auf werden sie wieder rund. Es ist zwar die Kombination zweier Jutsus, aber hast du der Kunst schon einen Namen gegeben?"

Hinata ist etwas überrascht, dass ihre Meisterin sie nicht direkt nach dem Ergebnis ihres Tests fragt: "Nunja ... da es die Verbindung aus Kokoro und Byakugan ist, hatte ich an Kokokugan gedacht, aber ich bin mir nicht so ganz sicher. Aber wollt Ihr nicht wissen, was ich gesehen habe?"

"Kokokugan ist ein schöner Name ....", Midori wartet einen Moment ehe sie weiterspricht, "Ach Hinata, ich weiß doch welche Gefühle in mir stecken, aber du hast ja Recht. Also, was hast du gesehen?"

"Das Hellrot der Liebe und das Braun der Hilflosigkeit. Aber warum die Hilflosigkeit, wenn Sie mir diese Frage gestatten.", Hinata blickt ihre Meisterin fragend an.

"Die Hilflosigkeit bezieht sich auf meinen Quell. Ich liebe ihn, aber eigentlich kenne ich ihn kaum, da mir die Gefangenschaft 15 Jahre des gemeinsamen Lebens in Konoha genommen hat. Ich weiß nicht, ob er jemals in der Lage wäre meine Gefühle voll und ganz zu erwidern und das macht mich so hilflos."

Niedergeschlagen blickt Midori zu Boden. Hinata fühlt sich schuldig, das wollte sie nicht.

"Meisterin Midori? Sie halten sich doch nun fast 2 Jahre in Konoha auf, woher wollen Sie wissen, dass sie nicht in dieser kurzen Zeit ihrem Quell aufgefallen sind? Es könnte doch sein, dass sich in dieser Zeit die Gefühle entwickelt haben, auf die Sie nicht zu hoffen wagen."

Midori sieht nun ihre Schülerin an, die immer noch genau vor ihr steht.

"Hinata, du bist ein so unglaublich liebenswerter Mensch.", dann erhebt sie sich und wirft Hinata einen wesentlich festeren Blick zu, "In Ordnung, ich glaube die Zeit ist gekommen. Ich werde dich einer Art Abschlussprüfung unterziehen! Morgen werde ich durch Konoha gehen und mit mehreren Leuten sprechen. Ich werde alles dafür tun, dass auch mein Quell unter diesen Menschen sein wird und deine Aufgabe wird es sein mir morgen Abend zu sagen, wer mein Quell ist. Bespitzel mich und entdecke die leichte Veränderung in meinem inneren Farbton, der dir verrät, wen ich liebe. Mit dem Kokokugan dürfte das kein Problem mehr darstellen und wenn du meinst ihn gefunden zu haben, dann kannst du ja auch in sein Inneres schauen und mir verraten, ob ich mich zu Unrecht hilflos fühle."

Hinata ist überrascht, denkt kurz nach und ist dann fest entschlossen: "Verstanden. Ich werde mich gut vorbereiten und Sie nicht enttäuschen!"
 

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Am nächsten Tag ist Hinata mehr als aufgeregt. Sie steht vor dem Blumenladen der Familie Yamanaka und wartet auf ihre Meisterin. Punkt 12 Uhr wollen sie sich hier treffen und die Prüfung würde beginnen. Die junge Frau atmet tief durch um sich selbst zu beruhigen und im nächsten Moment, steht Midori neben ihr.

"Bist du soweit?", die Jô-nin blickt ihre Schülerin fragend an.

Hinata nickt.

"Gut. Die Prüfung wird so lange anhalten bis ich dir ein eindeutiges Zeichen gebe. Wenn ich meine Arme zu einem Kreuz verschränkt in die Luft halte, bedeutet das für dich, dass du dein Versteck verlassen kannst, okay?"

Erneut nickt die junge Hyûga.

"Die Prüfung beginnt ..." und nach einem kurzen Moment des Wartens geht es los, "Jetzt!"

Auf Grund ihrer schnellen Bewegung wirkt es, als ob Hinata aus dem Stand verschwindet, während Midori auf der Straße zurückbleibt.
 

Die Prüfung dauert schon eine ganze Weile an. Midori hat sich mit vielen Leuten auf der Straße unterhalten, darunter auch einige der Kandidaten, die Kurenai damals zum Willkommensfest eingeladen hatte, um Midoris Quell bestimmen zu können. Doch Hinata ist sich sicher, dass sie sowohl Ebisu, als auch Genma von der Liste der möglichen Kandidaten streichen kann. Doch plötzlich wird die Aufmerksamkeit der jungen Kokoro-Nutzerin wieder geweckt, die sich einen Aussichtspunkt auf einem Dach gesucht hat und auf dem Bauch liegend nach unten schaut. Ihre Meisterin steuert auf eine Gruppe von Jô-nin zu - es sind Gai, Kakashi und Anko.

"Hallo!", mit einem freudigen Lächeln begrüßt Midori die anderen.

"Midori!", auch Gais Gesicht erstrahlt.

Kakashi winkt ihr entgegen und Anko nickt ihr zu - somit ist die Begrüßung abgeschlossen.

"Müsst ihr morgen auch zur Versammlung?", die Frau mit den halblangen, rotbraunen Haaren bringt ein Gespräch in Gang.

"Ja, leider. Dabei hab ich gar keinen Bock drauf. Ich war doch letztens erst Prüfer.", Anko ist sichtlich unerfreut.

"Letztens? Du warst Prüfer als Shikamaru Chû-nin wurde. Das ist nun schon fast 4 Jahre her.", Kakashi weist die 2 Jahre jüngere Frau zurecht.

"Zudem gehört es doch auch zu deinen Aufgaben als Spezial Jô-nin bei den Auswahlprüfungen als Prüfer zu fungieren.", Gai unterstützt Kakashi.

"Ja, ja ... aber doch nicht jedes Jahr, sonst würden die Prüfungen immer gleich aussehen. Ist das echt schon 4 Jahre her? Verdammt, dann könnte ich wirklich wieder drankommen. Ich will aber nicht ... will nicht einer von euch?", Anko schaut fragend in die Runde.

Allerdings scheinen die drei Jô-nin um sie herum auch nicht wirklich interessiert zu sein.

"Schönes Wetter heute, nicht wahr?", Midoris Versuch eines Themawechsels findet bei den beiden Männern regen Anklang, bei Anko nicht.

Während Gai und Kakashi ausholend nicken und beginnen die Wolken am Himmel zu deuten, ist Anko noch angesäuerter als zuvor: "Wenn ich die Wahl hätte, würde ich auch lieber was Anderes machen!"

Doch plötzlich fällt Kakashi etwas ein: "Aber Anko, denk doch daran, dass du, wenn du als Prüfer ausgewählt wirst, wieder unzählige Prüflinge in Angst und Schrecken versetzen kannst."

Anko schaut den Mann mit der Gesichtsmaske skeptisch an, doch dann legt sich ein bösartiges Lachen über ihr Gesicht: "Stimmt. Sie werden leiden, sie werden vor Angst schreien, oh ja ... ", sie dreht sich um und geht einige Schritte, aber von weiter weg hört man noch, "... hoffentlich wählen sie mich aus!", ehe Anko aus dem Sichtfeld der drei Jô-nin verschwindet.

"Mein Gott, ich bin gerade wirklich froh, dass wir unsere Prüfungen schon vor langer Zeit bestanden haben.", Midori kann man die Erleichterung im Gesicht ablesen und das bringt nicht nur sie, sondern auch die beiden Männer zum Lachen.
 

Gegen 4 Uhr nachmittags wird Hinata langsam müde. Ihr kommt es vor, als ob sich ihre Meisterin in der Zwischenzeit mit ganz Konoha unterhalten hätte, doch dem ist nicht der Fall. Denn gerade in diesem Moment begegnen ihr zwei Personen, mit denen sie noch nicht gesprochen hat und die Aufmerksamkeit der jungen Hyûga liegt wieder ganz bei Midori.

"Midori!", der junge Mann mit der auffälligen Frisur ruft aus einiger Entfernung.

"Shikamaru!", sie geht ihrem "kleinen Bruder" entgegen, der eine blonde, junge Frau an seiner Seite hat.

"Darf ich vorstellen? Das ist Temari.", mit der rechten Hand deutet er auf die junge Jô-nin, die eine noch viel auffälligere Frisur als ihr Begleiter trägt.

"Es freut mich. Ich habe schon viel von dir gehört.", noch im gleichen Moment bemerkt sie ihren Fehler.

"Ach ja?", vielsagende Blicke Temaris wandern zu Shikamaru, der zeitgleich das gedankenlose Mundwerk seiner "Schwester" verflucht.

"Ja, ihr habt doch während der Chû-nin Prüfung gegeneinander kämpfen müssen.", versucht Midori die Situation zu retten.

"Achso.", Temari scheint auf das Ablenkungsmanöver einzugehen, "Ja. Und ich habe gewonnen!"

"Aber nur weil ich aufgegeben habe!", Shikamaru versucht das triumphale Grinsen der Suna-nin zu unterbinden, doch es gelingt ihm nur mäßig.

"Egal, dafür musste ich dich später gegen diese Oto-nin retten!"

Shikamaru merkt, dass er nicht gegen sie ankommt und gibt es daher auf Kontra zu geben. Daher wendet sich Temari Midori zu.

"Sind Sie auch eine Nara?"

"Nur zur Hälfte. Ich habe auch kein sonderliches Können die Schatten zu beeinflussen. Das überlasse ich dann lieber ihm.", lächelnd deutet sie auf den jungen Chû-nin.

"Stimmt, das kann er gut.", nun ist es Shikamaru, der Temari skeptisch ansieht. War das etwa ein Kompliment?

Da die blonde Suna-nin ihren zu netten Kommentar bemerkt hat, verbessert sie sich: "Das ist aber auch das Einzige, was er kann!"

Sowohl für den jungen Nara als auch die blonde Jô-nin sind damit die Fronten geklärt und Midori hält es für angebracht, sich von den beiden zu verabschieden.
 

Eine halbe Stunde später gibt Midori endlich das Zeichen, auf das Hinata schon seit Stunden wartet. Als ihre Meisterin mit ihren Armen ein Kreuz formt, springt die junge Hyûga von ihrem Aussichtspunkt. Sie hat in den vergangenen Stunden viel über die Beziehungen Midoris zu den anderen Bewohnern Konohas erfahren, doch ob sie den richtigen Mann als Quell bestimmt hat, weiß sie nicht mit absoluter Sicherheit. Ohne ein Wort zu sagen, weist sie Midori mit einem Handzeichen darauf hin, ihr zu folgen. Nach einem kurzen Moment haben sie sich von der belebten Hauptstraße entfernt und erst in der Nähe des Hokage-Monumentes bleiben sie stehen.

Die Jô-nin sieht ihre Schülerin an: "Und Hinata, weißt du es?"

"Es gab zwei Menschen, bei denen sich Ihre innere Farbe eindeutig verändert hat."

Midori ist nicht überrascht: "Das kann durchaus sein. Und wer sind diejenigen?"

"Shikamaru und Meister Kakashi. Einer der beiden ist eindeutig Ihr Quell!"

Nach 17 Jahren

Kokoro no Jutsu - Kapitel 9
 

Nach 17 Jahren
 

"Shikamaru und Meister Kakashi. Einer der beiden ist eindeutig Ihr Quell!"

Midori blickt ihre Schülerin stolz an: "Es stimmt. Einer der beiden ist mein Quell, doch ich akzeptiere nur eine Antwort. Wer ist es?"

Hinata atmet tief durch und beginnt zu erläutern: "Als Sie mit Shikamaru gesprochen haben, ist das Rot in Ihrer inneren Farbe immer kräftiger geworden. Sie scheinen ihn wirklich sehr zu lieben. Als Sie mit Meister Gai und Meister Kakashi gesprochen haben, war es erst gar nicht so einfach Ihre Gefühle für die beiden zu trennen, aber dann wurde es mir klar. Das Rosa, das in Ihnen aufkeimte, galt Meister Gai und das Rot galt Meister Kakashi. Sowohl Shikamaru als auch Meister Kakashi wecken das Gefühl der Liebe in Ihnen."

Die angesprochene Frau nickt Hinata zu und will sie auf diesem Wege zum Fortfahren bewegen, was die junge Hyûga auch tut.

"Es war nicht einfach, aber als ich nach Ihrem letzten Gespräch noch einmal darüber nachdachte, verstand ich es. Bei der Unterhaltung mit Shikamaru änderte sich Ihre innere Farbe hin zum Rot. Das Mischungsverhältnis zwischen Rot und Braun war nicht mehr ausgeglichen, sondern das Rot überwiegte. Als Sie jedoch mit Meister Kakashi sprachen, blieb Ihre innere Farbe gleich. Er löst nicht nur Liebe in Ihnen aus, sondern auch die Hilflosigkeit von der Sie sprachen. Daher bin ich mir sicher ...", Hinata wartet noch einen Moment ehe sie ihre endgültige Antwort gibt, "... Ihr Quell ist Meister Kakashi!"

Midori blickt ihre Schülerin schweigend an, was in der jungen Frau zu Verunsicherung führt. Hat sie etwa einen Fehler gemacht? Hat ihre Meisterin sie vielleicht hereingelegt? Unendlich viele Möglichkeiten gehen Hinata durch den Kopf und plötzlich ist sie ihrer Antwort gar nicht mehr so sicher.

"Hinata?", die junge Frau sieht ihrer Meisterin in die Augen und von einem Moment auf den anderen fallen alle Zweifel von ihr, denn die Frau lächelt: "Ich bin wirklich sehr stolz auf dich. Du hast die Prüfung bestanden."

Die junge Hyûga kann ihr Glück kaum fassen. Sie strahlt über das ganze Gesicht und ihre Gedanken wandern zeitgleich in die Ferne. Wenn Naruto wieder kommt, kann ich ihm zeigen wie stark ich geworden bin. Ich habe mich weiterentwickelt und hoffentlich wird er das auch erkennen!

"Zur Feier des Tages will ich dich zum Essen einladen oder willst du direkt nach Hause und die frohe Botschaft über deine bestandene Prüfung verbreiten?"

Mit dieser Frage holt Midori ihre Schülerin aus ihrer Traumwelt zurück. "Wie? Wollt Ihr nichts über die innere Farbe Meister Kakashis erfahren?"

Verblüfft sieht die Jô-nin Hinata an. "Wie meinst du das?"

"Nun ja, Ihr hattet doch zu mir gesagt, dass ich mir bei der Prüfung auch die innere Farbe Ihres Quells ansehen könnte, um Ihnen dann zu sagen, ob Sie sich zu Recht hilflos fühlen oder nicht. Als ich sah, wie sich Ihre Farbe wegen Meister Kakashi wieder zu Rotbraun veränderte, sah ich mir auch seine an."

Midori fällt aus allen Wolken. Wohl hatte sie diese Worte zu ihrer Schülerin gesagt, doch mehr als Spaß, denn als Aufforderung. Aber im gleichen Moment steigt eine unbändige Neugier in ihr auf. Da Kakashi ihr Quell ist, ist sie schließlich nicht in der Lage seine innere Farbe zu sehen.

"Und?", Hinata sieht ihre Meisterin fragend an, "Wollt Ihr es wissen?"

Midori nickt. Sie traut sich nicht das "Ja" auszusprechen und zittert in dem Wissen auch eine schlechte Antwort erhalten zu können.

"Meister Kakashis innere Farbe bei der Unterhaltung mit Ihnen und Meisterin Anko war rosa."

Halb erleichtert und halb enttäuscht lächelt Midori in sich hinein und flüstert: "Freundschaft."

"Das dachte ich auch.", Hinata weckt erneut die Neugier ihrer Meisterin, "Aber als ich das Kokokugan nutzte, sah ich, dass sich das Rosa aus der Farbe der Freundschaft, aber auch aus dem Weiß der Hoffnung und dem Rot der Liebe zusammensetzt. Die Hoffnung auf Liebe! Allerdings konnte ich nicht herausfinden, ob sich diese Hoffnung auf Sie oder auf Meisterin Anko bezieht."

Midoris Herz schlägt ihr bis zum Hals. Sie ist glücklich, ängstlich, verunsichert und zugleich voller Hoffnung. Nie hätte sie es für möglich gehalten, dass ihre Gefühle auf die gleiche Weise erwidert werden könnten, doch Hinata hat sie nun darin bekräftigt positiver zu denken.

"Oh, Hinata, du weißt gar nicht, was du mir gerade gesagt hast!", mit einem ebenso fröhlichen Strahlen, wie es vor einem kurzen Moment noch ihre Schülerin im Gesicht hatte, umarmt Midori die junge Hyûga, "Nun kann ich dich erst recht nicht gehen lassen, ohne dich zum Essen eingeladen zu haben!"
 

_______________
 

Am darauf folgenden Tag findet die Versammlung statt, über die sich Anko, Gai, Kakashi und Midori unterhalten hatten.

Asuma und Kakashi sitzen in einer der vordersten Reihen. Um sie herum sind überall die Gespräche der anderen Shinobi zu vernehmen, was auch der Sarutobi zum Anlass nimmt eine Unterhaltung zu beginnen.

"Und Kakashi? Was ist mit dir?"

"Was soll mit mir sein?", der Shinobi mit der auffälligen Gesichtsmaske dreht sich zu Asuma.

"Naja, du bist doch auch schon fast 30."

Kakashi weiß immer noch nicht, was ihm sein Kamerad sagen möchte.

"Kurenai und ich denken im Ansatz über Familienplanung nach und du, du bist immer noch Single. Hast du kein Interesse daran das zu ändern?"

Überrascht von der Frage, mit der er nun gar nicht gerechnet hat, fällt auch die Antwort Kakashis nur kurz aus: "Ich weiß nicht recht."

"Was heißt "Ich weiß nicht recht"? Du musst doch wissen, ob du zumindest irgendwann eine Familie haben möchtest oder nicht?", Asuma redet sich voller Elan in sein Thema ein, was Kakashi misstrauisch macht.

"Warum interessiert dich das überhaupt auf einmal?"

Asuma bleibt nichts Anderes übrig als sich spontan etwas einfallen zu lassen. Schließlich kann er die Wahrheit nicht sagen, dass Hinata nach dem Essen mit Midori bei ihrer früheren Meisterin Kurenai war, um ihr von ihrer bestandenen Prüfung zu erzählen. Als die Frau mit den roten Augen erfuhr, um was für eine Prüfung es sich handelte, nutzte sie schlimmere Informationsbeschaffungstechniken als Ibiki, um aus ihrer früheren Schülerin herauszubekommen, wer Midoris Quell ist. Daraufhin hat sie ihrem Freund Asuma so lange in den Ohren gelegen, bis er sich bereit erklärt hat Kakashi dazu zu bringen seine Angebetete um ein Date zu bitten. Denn Kurenai hat die Hoffnung, dass es Midori ist, die Kakashi liebt, so dass sie mit dieser Aktion erfolgreich ein Paar verkuppelt hätte. Und so sitzt Asuma nun bei dieser Versammlung und hofft darauf umsetzen zu können, was seine Freundin sich da zusammen gesponnen hat, während diese einige Meter weiter unwissend tut und sich mit Anko und Midori unterhält.

"Na es ist doch offensichtlich, dass sich einige Kunoichi für dich interessieren. Wenn du dich auch für eine interessieren würdest, wäre es doch zu schade die Chance ziehen zu lassen.", Asuma hofft damit das Interesse des fleißigen Flirt-Paradies-Lesers geweckt zu haben.

"Ach ja?", Kakashi tut desinteressiert, aber in Wirklichkeit hat ihn Asumas Begründung längst hellhörig gemacht.

"Ja, stell dir doch mal vor. Endlich müsstest du nicht mehr nur von der großen Liebe lesen.", der Sarutobi wächst über sich hinaus.

"Und du meinst, ich soll einfach mal auf eine zugehen, die mich interessieren würde, und sie zum Essen einladen, oder was?"

Asuma freut sich, dass der Jô-nin mit den weiß-grauen Haaren selbst auf diese Idee gekommen ist und er ihn nicht drauf stoßen muss: "Ja warum nicht?! Stell dir vor, wenn was daraus würde, könnten wir vier, also du und sie sowie Kurenai und ich ... zu viert ausgehen und später könnten unsere Kinder gemeinsam in einer Gruppe die nächste Generation der Shinobi einläuten." Plötzlich bemerkt der bärtige Ninja, dass er wirklich gerne eine Familie mit Kurenai gründen würde, doch Kakashis Antwort lässt diesen Gedanken schnell wieder verschwinden.

"Mal langsam, wenn ich bitten darf. Hier geht es um ein Date und nicht um Heirat und was dann noch folgen könnte.", Kakashi klingt nicht so, als ob er von dem Gedanken Kinder in die Welt zu setzen, begeistert wäre, muss aber im nächsten Moment grinsen, "Darf ich mal raten? Ich nehme an, dass eine dieser Kunoichi, die so interessiert an mir sind, gerade bei Kurenai stehen, oder?", mit einem Blick deutet er in Richtung der Frauen.

Asuma fühlt sich ertappt: "Ähm ... also .... vielleicht?"

Kakashi beginnt zu lachen und der Sarutobi hofft den Plan seiner Freundin nicht in den Sand gesetzt zu haben.
 

In einiger Entfernung unterhalten sich die drei Kunoichi über Gott und die Welt als die Versammlung langsam zu beginnen scheint und jeder nach einem Platz sucht.

"Ist bei dir noch etwas frei, Kurenai?"

Die schwarzhaarige Frau dreht sich in Richtung Asuma, muss aber feststellen, dass neben diesem nur noch ein Platz und neben Kakashi keiner mehr frei zu sein scheint und nimmt sich vor ihrem Freund die Leviten dafür zu lesen auf solch einen wichtigen Fakt nicht geachtet zu haben. "Es sieht nicht so aus. Tut mir leid, Midori."

"Komm, dann gehen wir halt nach hinten!", Anko, die schon ein paar Schritte gegangen war, winkt Midori zu sich.

"Okay", die Kokoro-Nutzerin will gerade gehen, als sie kurz von Kurenai am rechten Arm festgehalten wird.

Die Frau mit den roten Augen beginnt zu flüstern: "Ich wollte dir nur sagen, dass ich von Asuma gehört habe, dass Kakashi wohl Interesse an einer Kunoichi hat und heute diese um ein Date bitten möchte.", mit einem Zwinkern gibt sie die Information weiter, von der sie hofft, dass ihr Freund es geschafft hat, sie zur Realität werden zu lassen.

Midori sieht Kurenai überrascht an. Warum sagt sie mir das? Weiß sie etwa? Aber ... woher?

Doch als Jô-nin dauert es nicht lange bis sie 1 und 1 zusammengezählt hat. "Hinata?", flüstert sie zurück und die Yûhi quittiert die Frage mit einem Lächeln, und während die Frau mit den leuchtend roten Augen und den ausschweifenden Verkupplungsplänen den Platz neben ihrem Freund einnimmt, geht Midori zu Anko.
 

Von der Versammlung bekommt Midori nicht viel mit.

Ihre Gedanken kreisen um die Information, die Kurenai ihr hat zukommen lassen, um potenzielle Straftrainingseinheiten für die plaudernde Hinata und um Shikamaru und Temari, die als Zuständige für die Chû-nin-Auswahlprüfung neben Tsunade auf dem Podium stehen und in Midoris Augen ein hübsches Pärchen abgeben.

Als die nötigen Prüfer gefunden sind, zu denen auch Anko gehört, die bereits Pläne für diverse Gemeinheiten geschmiedet hat, geht die Kokoro-Nutzerin schnell nach draußen. Sie erinnert sich an die Worte, die ihr Hinata gestern gesagt hatte und versteckt sich auf einem Dach mit Blick auf den Ausgang des Versammlungsortes. Sie weiß zwar nicht warum, aber sie möchte Kakashi im Blick haben.

Plötzlich verlässt der besagte Shinobi mit Asuma und Kurenai den Versammlungsort und verabschiedet sich von den beiden. Während sie gehen, sieht er sich auf dem Platz um und Midori spürt wie ihr Herz immer stärker zu pochen beginnt. Aber bereits im nächsten Moment hat sie das Gefühl als ob eine übermenschliche Macht das schlagende Organ aus ihrer Brust zu reißen scheint. Langsam doch zielsicher geht Kakashi auf Anko zu. Er fragt sie etwas, woraufhin die Kunoichi den Kopf schüttelt und den Jô-nin mit der Maske mit hängenden Schultern zurücklässt. Anko geht und nach einem Moment der Starre verlässt auch Kakashi den Platz.

Midori bleibt reglos auf dem Dach liegen.

Ihre Augen sind weit geöffnet, doch sie sieht nichts.

Ihr Mund ist weit geöffnet, doch kein Laut entweicht.

Ihre Hände krallen sich an zwei Dachschindeln fest, doch davon spürt sie nichts.

Das Einzige, was sie fühlt, ist ein bohrender und stechender Schmerz in ihrer Brust.

Ihr ist klar, dass sich in diesem einen Moment all ihre Hoffnungen zerschlagen haben. Kakashi hat Anko um ein Date gebeten. Zwar scheint sie ihm einen Korb gegeben zu haben, aber was nützt das ihr, die nun verstanden hat, dass das Herz an dem ihr Leben hängt, nicht für sie, sondern für die Spezial-Jô-nin im beigen Mantel schlägt?

Midori erhebt sich und springt über die Dächer Konohas an einen Ort, an dem sie niemand finden soll.

Schnell ist sie verwunden und nichts bleibt zurück, außer einigen glitzernden Tränen in der warmen Sommerluft.
 

_______________
 

Die Nacht hat sich über Konoha gelegt. Der Mond und einige Sterne leuchten am Himmel und spenden Licht. Doch das interessiert Midori nicht. Auf einer Anhöhe oberhalb Konohas hat sie sich niedergelassen und wurde von ihren Gefühlen übermannt. Seit Stunden sitzt sie zusammengekauert im Gras und weint bitterlich. 17 Jahre lang hat sie sich Hoffnung auf eine Liebe gemacht, die von vorn herein unter keinem guten Stern zu stehen schien und nun hat sie die Bestätigung dafür erhalten. Trotzdem ist die Wahrheit nur schwer zu akzeptieren und macht den Schmerz auch keinesfalls erträglicher. Sie ist so in ihre Gedanken vertieft, dass sie gar nicht bemerkt, wie sich jemand nähert. Die Person stellt sich genau vor sie und kniet sich herunter, doch ihr eigenes Wimmern lässt die Kunoichi nichts wahrnehmen.

"Midori?", erschrocken blickt die Frau nach oben. Ihre Augen weiten sich und fast panisch versucht sie rückwärts kriechend etwas Abstand zwischen sich und die Person zu bringen. Ihr Herz pocht laut und schmerzvoll. Das Schlagen ist sogar so stark, dass es noch ein paar Tränen aus ihren Augen zu pressen scheint.

"Midori, was ist denn los?", in der warmen Stimme liegt ernste Besorgnis.

Doch die Kunoichi gibt kein Wort von sich. Rückwärts kriecht sie noch ein Stückchen bis sie einen Baum an ihrem Rücken spürt, an dem sie sich aufrichtet. Ihr Gegenüber tut es ihr gleich und will einen Schritt auf sie zugehen, als sie ihm zuvor kommt. Sie versucht stark und ernst zu klingen, doch ihre gebrochene Stimme macht das unmöglich: "Nichts ist. Geh einfach!"

"Nichts? Nichts nennst du das? Du sitzt hier allein im Dunkeln und weinst. So wie deine Augen aussehen, weinst du schon seit Stunden! Und das nennst du: Nichts?!"

Midori senkt ihren Blick. Einige Tränen tropfen zu Boden. Sie beginnt zu zittern ... äußerlich, wie auch innerlich, doch plötzlich ist ihr klar, dass es keinen Sinn macht ihren Schmerz für sich zu behalten. Er würde nur schlimmer werden und sie von innen auffressen. Also hebt sie den Kopf und geht noch einen Schritt auf ihr Gegenüber zu. Vielleicht einen Meter stehen sie auseinander als Midori zu sprechen beginnt und wieder versucht sie so ruhig wie möglich zu klingen.

"Was mit mir los ist, willst du wissen? Das willst du wirklich wissen? Ich habe dich gesehen! Dich und Anko!"

Kakashi weiß nicht, was die Frau ihm gegenüber meint und sieht sie ratlos an.

"Kurenai hat mir erzählt, dass du Asuma gesagt hast, dass du heute die Kunoichi, die dir etwas bedeutet nach einem Date fragen willst. Und nach der Versammlung habe ich gesehen, wie du zu Anko gegangen bist. Du hast sie gefragt und sie hat dich abblitzen lassen. Ich habe doch gesehen wie enttäuscht du warst!", Midori redet sich selbst in Rage. Die Tränen rinnen ihr wieder unkontrolliert über die Wangen. "Verdammt, du willst wissen weshalb ich weine? Weil ich es bin, die dich liebt! Ich liebe dich, Kakashi!! Seit dem Moment vor 17 Jahren, als wir vor den Toren Konohas standen!!! Ich liebe dich mehr als mein eigenes Leben! Ich habe mein Leben an deines geknüpft, weil du mir so viel bedeutest! Der Gedanke an dich hat mir 15 Jahre in Gefangenschaft die Kraft gegeben durchzuhalten. Du ..."

So schnell, dass es die aufgeregte und zitternde Frau nicht bemerkt, überbrückt Kakashi den fehlenden Meter zwischen ihnen. Er umarmt sie und ohne auch nur einen weiteren Moment zu warten, küsst er sie und unterbricht den Schwall der anklagenden Worte.

Midori erschreckt sich und versucht mit aufgerissenen Augen den Shinobi von sich zu stoßen. Doch nur einen Bruchteil später wird sie von den Gefühlen eingenommen, die 17 Jahre unerfüllt in ihr lebten. Wieder schlägt ihr Herz schnell und laut, doch der Schmerz wird geringer. Sie schließt die Augen und legt ihre Arme um den Körper des Mannes, der ihr so viel bedeutet. Obwohl die zwei Lagen Stoff von Kakashis Masken zwischen ihren Lippen liegen, fühlt sich Midori ihm so nah, wie man nur sein kann und alle Gedanken, ob gut oder böse, entschwinden ins Nichts.

Als Kakashi seine Lippen von Midoris nimmt, ist diese vollkommen ruhig. Eine einsame Träne läuft ihr die linke Wange hinunter und langsam nimmt sie die Arme von ihm, doch ihr Blick bleibt an seinem haften.

"Midori ... was du heute gesehen hast, war vollkommen anders. Nachdem Asuma mit mir geredet hatte, habe ich wirklich beschlossen, die Frau, die mir etwas bedeutet deswegen anzusprechen. Doch es war nicht Anko, die ich suchte ... ich suchte dich. Ich sah mich um, aber du warst nicht zu sehen. Weil du während der Versammlung neben Anko saßt, dachte ich, dass vielleicht sie weiß, wo du hingegangen bist, doch sie verneinte die Frage und deshalb war ich enttäuscht."

Die Kunoichi sieht den Mann ihr gegenüber fragend an. Kann das wahr sein?

Da Kakashi bemerkt, dass ihm Midori noch nicht zu glauben scheint, erzählt er weiter.

"Damals als wir vor den Toren Konohas standen, hast du mich tief beeindruckt. Durch Obitos Opfer und deine Worte habe ich erst verstanden wie wichtig es ist Gefühle zuzulassen, Menschen zu haben, die einem alles bedeuten. Als du dann von deiner Mission nicht zurückkamst, verstand ich erst, dass auch du zu den Menschen zähltest, die mir viel bedeuteten. Und je mehr Jahre ins Land zogen, desto mehr vermisste ich dich. Als du vor 2 Jahren wieder nach Konoha kamst, war mir schnell bewusst, dass es längst keine Freundschaft mehr war, die ich für dich empfand, doch dort anknüpfen, wo man vor 15 Jahren stehen geblieben war, schien mir unmöglich."

Wieder laufen Midori Tränen über das Gesicht, doch diesmal aus Freude. Sie umarmt Kakashi erneut, der seine Arme gar nicht von ihr genommen hatte, und stützt ihren Kopf an seine Schulter. Seine Nähe ist mehr für sie als eine Entschädigung für all die Jahre voller Entbehrung, denn es ist die Hoffnung auf eine glückliche Zukunft.

Beschützend hält er Midori fest und diese schließt die Augen: "Ich liebe dich, Kakashi."
 

_______________
 

Als Midori aufwacht, befindet sie sich in einem dunklen Raum. Es dauert einen Moment bis sie realisiert, dass sie in einem Bett liegt.

Wo bin ich? Habe ich das etwa alles nur geträumt?

Schnell bemerkt sie, dass es nicht ihr eigenes Bett ist. Sie spürt, dass sich zu ihrer Rechten eine Wand befindet und auf der linken Seite des Kopfendes des Bettes ist ein Fenster. Als sich ihre Augen allmählich an die Dunkelheit gewöhnt haben, langt ihr das fahle Licht des Mondes, das durch das Fenster dringt, um mehr zu erkennen. Links vom Bett steht ein Schreibtisch und vor diesem ist ein Stuhl. Der Stuhl befindet sich in kaum merklichem Abstand zum Bett, ist in Richtung dessen gerichtet und darauf sitzt eine Person. Ein Lächeln wandert über Midoris Gesicht, als sie erkennt, dass es Kakashi ist und schließt daraus, dass sie sich wohl in seiner Wohnung befindet.

Der Jô-nin hat sich mit verschränkten Armen und geschlossenen Augen auf dem einfachen Stuhl niedergelassen. Er hat die Weste ausgezogen und auch sein Stirnband abgesetzt, so dass man die gesamte Augenpartie und auch die Narbe über dem rechten Auge leicht erkennen kann.

Midori setzt sich langsam auf und rutscht an die linke Seite des Bettes. Sie blickt an sich herunter und bemerkt, dass sie vollkommen bekleidet ist, nur ihre Schuhe fehlen. Dann sieht sie wieder nach oben. Da der Raum so klein ist, sitzt sie Kakashi nun direkt gegenüber. Sie betrachtet ihn eingängig.

Alles was heute passiert ist, kommt mir so unwirklich vor. War der ganze Tag nur ein sehr langer Traum? Oder war nur ein Teil des Tages geträumt? Aber selbst wenn, warum bin ich dann hier? Hier, in seiner Wohnung?

Zögerlich hebt sie den rechten Arm und bewegt ihn auf Höhe von Kakashis Gesicht. Vorsichtig schiebt sie ihren Zeigefinger unter die Maske des Mannes, genau an dem Punkt, an dem die Narbe unter dem dünnen Stoff verschwindet. Diese Berührung bleibt von dem Jô-nin nicht unbeachtet und plötzlich schlägt er sein eigenes, für Midori linkes Auge, auf. Wortlos blickt er die Frau an, die kurz inne gehalten hat, doch er lässt sie gewähren. Fast wie in Zeitlupe zieht Midori ihrem Gegenüber die beiden dünnen Masken herunter und sieht Kakashi zum ersten Mal ins Gesicht. Erneut lächelt sie.

"Ich wusste, dass sich unter dieser Maske ein schöner Mann befindet.", flüstert sie.

Kakashi lächelt. Das Lächeln, das man zuvor nur erahnen konnte, ist warm und liebevoll und Midori spürt, wie ihr Herz erneut schneller zu schlagen beginnt. Sie beugt sich etwas vor und der Mann kommt ihr den Rest des sehr kurzen Weges entgegen. Als sich ihre Lippen direkt, ohne jeden störenden Stoff, treffen, verlassen Midori auch ihre letzten Zweifel nur eine Sekunde des Tages geträumt zu haben. Sie ist einfach nur glücklich.

Als sie sich wieder voneinander lösen, lächeln sie sich gegenseitig an. Midori fühlt sich wie ein kleines Schulmädchen und auch Kakashi muss sich eingestehen, dass Asuma Recht hatte. "Endlich müsstest du nicht mehr nur von der großen Liebe lesen", hatte der bärtige Jô-nin gesagt und die Wahrheit gesprochen.

"Kakashi? Warum bin ich hier?", die Frau mit den schönen grünen Augen blickt ihn fragend an.

"Draußen bist du in meinen Armen eingeschlafen. Man hat dir immer noch angesehen, dass du viel geweint hattest und deshalb wollte ich dich nicht nach Hause bringen."

"Und warum sitzt du auf diesem Stuhl?"

"Naja, da lag schon jemand in meinem Bett."

Midori hat das Gefühl zu erröten und hofft, dass das Licht zu schlecht ist, als dass es Kakashi sehen könnte. Doch der Jô-nin bemerkt es.

"Ich kann doch nicht in deinem Bett schlafen, wenn du dafür mit einem Stuhl Vorlieb nehmen musst."

"Denk nicht darüber nach. Es macht mir nichts aus."

Erneut fühlt die Frau das starke Schlagen ihres Herzens und genießt es nicht mehr darauf achten zu müssen ihre Gefühle zu verstecken.

"Können ... können wir es uns nicht teilen?"

Kakashi ist überrascht, aber von dem Vorschlag durchaus angetan.

"Wenn du das möchtest."

Midori rutscht auf dem Bett zurück, hin zur Wand. Als sich Kakashi auf die freie, linke Hälfte des Bettes gelegt hat, schmiegt sich Midori an ihn. Sie bettet ihren Kopf auf seiner Brust und hört dem rhythmischen Schlagen seines Herzens zu bis sie wieder einschläft. Der Mann mit den weiß-grauen Haaren legt seinen rechten Arm um die Frau an seiner Seite und sieht einen Moment gedankenverloren ins Leere. Dann greift er mit der linken Hand hinter sich. Auf der Ablage am Kopfende des Bettes befinden sich zwei Bilderrahmen und zielsicher greift er nach einem der zwei. Er hält sich das eingerahmte Foto vor Augen und lässt seinen Blick über die Gesichter seiner früheren Teamkameraden wandern. Obito. Rin. Dann bleibt er an dem Gesicht seines Meisters hängen.

Lange betrachtet er das lächelnde Antlitz des blonden Mannes und flüstert: "Jetzt weiß ich, was Ihr meintet, Meister ... und Ihr hattet Recht."

Past-Special: Midori Gaiden

Kokoro no Jutsu - Kapitel 10
 

Past-Special: Midori Gaiden
 

Die Sonne scheint vom Himmel und die Vögel zwitschern ein fröhliches Lied. Eine junge, schwarzhaarige Frau geht über eine der vielen Wiesen vor ihrem Dorf. Sie scheint etwas oder jemanden zu suchen, denn ihr Blick wandert immer wieder hin und her. Als sie an einem der viel genutzten Trainingsorte ankommt, ist ihre Suche beendet, denn in den Wipfeln der Bäume findet sie die gesuchte Person.

"Hey Midori! Ich such dich schon die ganze Zeit!", die junge Chû-nin winkt ihrer Freundin entgegen.

"Kurenai! Hallo, komm doch hoch!", die junge Frau in der Baumkrone, fast noch ein Mädchen zu nennen, winkt zurück.

Schnell läuft Kurenai den Baum nach oben, auf dem sich Midori auf einem der obersten Äste niedergelassen hat. Das Chakra in den Fußsohlen zu sammeln, ist für sie schon lange keine schwere Aufgabe mehr. Als sie oben ankommt, setzt sie sich auf einen Ast gegenüber ihrer Freundin.

Die junge Frau mit den roten Augen verliert keine Sekunde: "Stimmt es, dass du zum Jô-nin ernannt wirst?"

"Wo hast du das denn her?", Midori ist überrascht, dass die Neuigkeit, von der sie selbst erst heute Morgen unterrichtet worden ist, bereits Kreise gezogen zu haben scheint.

"Von Gai! Er rennt durch Konoha und erzählt es jedem, den er erwischt."

"Oh man!", Midori fällt fast lachend vom Ast, "Gai, ich hätte es mir denken können. Er war dabei als ich es gesagt bekommen habe, aber ich hätte nicht gedacht, dass er nichts Besseres zu tun hat, als es gleich überall zu verbreiten."

"Bist du die Einzige, die so jung zum Jô-nin ernannt wird?"

"Nein, wo denkst du hin. Kakashi wird auch Jô-nin, wäre ja auch seltsam wenn nicht. Immerhin war er schon immer der Beste meines Jahrgangs."

"Du scheinst ihn aber eingeholt zu haben.", zwinkert Kurenai der ihr gegenüber sitzenden Freundin zu.

"Ich hab ja auch hart dafür trainiert!", Midori streckt der Schwarzhaarigen grinsend die Zunge heraus, dann springt sie vom Baum herunter und ruft nach oben, "Komm, wir suchen Gai, damit er nicht ganz Konoha auf die Nerven geht."

"Okay!", Kurenai folgt ihrer Freundin und gemeinsam kehren sie ins Dorf zurück.
 

Es dauert einige Zeit bis sie Gai ausfindig machen können, denn da er ganze Arbeit geleistet hat, wird Midori an allen Ecken und Enden angehalten und beglückwünscht. Doch nach etwa einer Stunde können sie den jungen Mann in dem auffälligen, grünen Trainingsanzug entdecken.

"Na Gai, gibt es noch Leute in Konoha, denen du es noch nicht erzählt hast?", Midori, die mit Kurenai in einiger Entfernung zu ihrem Teamkameraden steht, bringt ihn dazu sich umzudrehen. Mit einem stolzen Funkeln in den Augen und einem breiten Lächeln läuft er auf die jungen Kunoichi zu.

"Midori, ich konnte einfach nicht anders, ich bin so stolz auf dich! Ich freu mich so, dass deine harte Arbeit belohnt wird und du zur jüngsten Jô-nin Konohas wirst."

"Hmm", für einen kurzen Moment hält sie inne, entscheidet sich dann aber dafür Gai zu belehren, "Ich weiß gar nicht, ob es zuvor schon jüngere Jô-nin gegeben hat, aber selbst wenn ... Kakashi ist noch ein paar Tage jünger als ich. Wenn, dann wird er der jüngste Jô-nin Konohas."

"Ah, dieser Kakashi!!!!", eine Faust gen Himmel geballt, beginnen Flammen der Leidenschaft in Gais Augen zu brennen, "Andauernd macht er uns einen Strich durch die Rechnung. Letztens schon bei unserer gemeinsamen Mission mit dem Team des vierten Hokage. Ich werde ihn zu meinem Rivalen machen und ihn irgendwann übertrumpfen! Ich werde ihn schlagen für mich und natürlich für dich, Midori!"

"Gai, du bist süß!", Midori muss kichern, während es Kurenai bei der Tatsache, dass ihre beste Freundin Gai soeben als süß bezeichnet hat, zu schütteln beginnt. Midori du wirst doch nicht etwa in Gai ...? Erneut läuft es der jungen, schwarzhaarigen Frau kalt den Rücken hinunter.

"So, ich muss weiter ... die frohe Kunde muss weiter verbreitet werden und nein, du wirst mich nicht aufhalten können!", lachend läuft Gai davon und lässt die beiden jungen Kunoichi perplex zurück. Sie schauen ihm nach, bis er in eine Seitenstraße abbiegt und verschwindet.

"Gai, ist schon etwas ... seltsam ...", Kurenai sieht immer noch zur Seitenstraße, in die der junge Shinobi gerade abgebogen ist.

"Nein, ist er nicht. Gai ist einfach Gai. Er ist toll!", Midori hat ein Lächeln im Gesicht, "Es wäre ja auch langweilig, wenn alle so unglaublich cool wie Asuma wären.", ihr Blick wandert schelmisch zu Kurenai, die bei dieser Anspielung sofort rot wird. Da sie sich diesem Fakt bewusst ist, versucht sie so schnell wie nur möglich das Thema zu wechseln: "Wissen Shikaku und Yoshino schon, dass du zur Jô-nin ernannt wirst?"

Und Midori geht darauf ein: "Wenn mein Teamkamerad noch nicht bei ihnen war, vielleicht nicht."

"Dann solltest du schleunigst zu ihnen laufen und es ihnen sagen!"

"Du hast Recht, kommst du mit?"

Kurenai nickt und so machen sich die beiden auf zum Anwesen der Naras.
 

_______________
 

Im Haus der Naras ist es ruhig. Shikaku sitzt am Esstisch und schaut seiner Frau dabei zu, wie sie die letzten kleinen Wasserflecken auf der Spüle wegwischt. Ein warmes Lächeln wandert über sein Gesicht, als er daran denkt, dass Yoshino dort nicht alleine steht. Man sieht es zwar noch nicht, aber ihr gemeinsames Kind wächst in ihr heran und bald wird er Vater sein. Plötzlich wird die Ruhe durch lautes Toben an der Haustür gestört und nur einen winzigen Moment später stehen die Störenfriede in der Küche des Hauses.

"Ah, die Blüten Konohas beehren uns mal wieder!", Shikaku grinst beim Anblick der beiden abgehetzten Kunoichi, die versucht haben das Haus schnellstmöglich zu erreichen, um im Bestfall Gai zuvor zu kommen. Als Midori wieder zu Atem gekommen ist, platzt es auch sofort aus hier heraus.

"Habt ihr es schon gehört?!"

"Was? Dass du morgen zur Jô-nin ernannt wirst?", Shikaku sieht seine jüngere Cousine an und auch Yoshino unterbricht ihre Hausarbeit, um Midori zuzuhören.

"Mist! War Gai etwa schon hier und hat es euch erzählt?!", Midori ist etwas enttäuscht die Neuigkeit nicht selbst überbringen zu können.

"Gai? Nein, der war nicht hier. Aber du weißt doch, dass ich ein immer sehr gut informierter Jô-nin bin.", Shikaku zwinkert ihr zu.

"Hör nicht auf ihn.", Yoshino mischt sich ein, "Ich habe es schon heute Morgen beim Einkaufen gehört, da dein Teamkamerad fröhlich rufend durch das ganze Dorf gelaufen ist. Und unser sehr gut informierter Jô-nin hier, hat es von mir.", sie blickt in Richtung ihres Mannes, der ihr lieber nicht widerspricht.

Was sich liebt das neckt sich ... denkt sich der Mann mit der auffällig nach oben ragenden Frisur und lässt seiner Frau den Triumpf.

"Das heißt ... sogar er weiß es schon!", Midori deutet auf Yoshinos Bauch.

Nun hat auch Kurenai wieder zu Worten gefunden und folgt mit ihren Augen Midoris Finger: "Sind ... sind Sie etwa schwanger?"

Jetzt ist es Yoshino, auf deren Gesicht sich ein warmes Lächeln legt. Sie nickt Kurenai zu und wendet sich dann wieder an Midori.

"Er? Bist du dir schon sicher, dass es ein Junge wird?", die Frau des Hauses sieht die junge bald Jô-nin überrascht an.

"Ja, bin ich!", lacht Midori, "Und Shikaku habe ich auch schon erzählt, wie ich ihn nennen würde."

"Ach ja ... ich trag das Baby aus und hab dann noch nicht einmal Mitspracherecht, was den Namen betrifft?", die Ironie in Yoshinos Frage ist nicht zu überhören.

"Naja ... es ist ja nur ein Vorschlag. Ihr könnt euch ja noch umentscheiden.", zwinkert die baldige Jô-nin und geht auf die Frau ihres Cousins zu.

Sie legt ihre rechte Hand auf den Bauch Yoshinos, dem man wirklich noch nicht ansieht, dass darunter ein neues Leben heranwächst, beugt sich etwas herunter und flüstert so leise sie nur kann: "Wir kennen uns zwar noch nicht und du bist noch ganz, ganz klein, aber ich habe dich schon furchtbar lieb und bin unglaublich stolz auf dich, Shikamaru."

Kaum hat sie ihren Satz beendet, ist es Yoshino, die ihrer Ziehtochter eine Hand auf den Kopf legt: "Wir sind auch sehr stolz auf dich, Midori."
 

_______________
 

Nach einem schönen Abend im Haus der Naras, dem auch Kurenai beiwohnen durfte, findet am nächsten Tag die feierliche Ernennung zum Jô-nin in einer großen Halle statt. Die besten Ninja des Dorfes sind anwesend, um die Neuen in ihren Reihen zu begrüßen. Minato Namikaze, der vierte Hokage, nimmt die Ernennung vor und nachdem auch sein Schüler Kakashi, als auch Midori in den höchsten Rang der Ninja aufgestiegen sind, geht er mit ihnen zur Registrierung. Kakashi verlässt das Büro als Erster und geht aus dem Gebäude. Da er für heute keine weiteren Verpflichtungen hat, lässt er sich dabei viel Zeit, so dass ihn Midori kurz vor dem Gebäude einholen kann.

"Kakashi! Warte!", mit einem letzten, schnellen Schritt schafft es die junge Frau neben den Shinobi.

"Warum? Was willst du?", der junge Mann mit den weiß-grauen Haaren ist von der Aufforderung nicht wirklich begeistert.

"Ich möchte dich etwas fragen. Ist das in Ordnung?", Midori spürt, dass Kakashi keine Lust darauf hat mit ihr zu reden und ist daher froh, als er, wenn auch etwas widerwillig, nickt.

"Du bist der Beste Ninja unseres Jahrgangs. Daher ist mir deine Meinung wichtig. Durch die heutige Ernennung zum Jô-nin weiß ich, dass mich die Obrigkeit Konohas als vollwertige Kunoichi akzeptiert, doch ich möchte auch von dir anerkannt werden. Darum meine Frage: Bin ich in deinen Augen eine Kunoichi, die den Rang eines Jô-nin zu Recht trägt?", nervös sieht sie den jungen Mann an, dessen Blick wenig Freundlichkeit ausstrahlt.

Der junge Hatake seinerseits blickt Midori wortlos an und mustert sie. Nach einem kurzen Moment antwortet er: "Warum sollte ich dich als Jô-nin akzeptieren? Bei der gemeinsamen Mission unserer beider Teams waren du und der grüne Trainingsanzug ohne meine Hilfe vollkommen aufgeschmissen."

Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, setzt sich der Shinobi in Bewegung und lässt Midori verärgert hinter sich.

"Vollkommen aufgeschmissen?! Du hast dich einfach eingemischt ohne uns zu fragen! Wir hätten das auch sehr gut ohne deine sogenannte Hilfe zu Ende bringen können. Du verwechselst notweniges Eingreifen mit deiner Gier komme was wolle im Vordergrund zu stehen!"

Trotz dieser Worte geht Kakashi einfach weiter, was die junge Frau nur noch wütender macht. Immer noch an dem Punkt verharrend, an dem der Shinobi mit der Gesichtsmaske sie hat stehen lassen, ballt sie die Fäuste.

"Dir werde ich es schon noch zeigen, Kakashi Hatake!!", ruft Midori dem jungen Mann hinterher. Ob er es gehört hat oder nicht, kann sie jedoch nicht sagen, denn er gibt keine Reaktion von sich und verschwindet schließlich aus ihrem Sichtfeld.
 

Von beiden ungesehen, steht der vierte Hokage am Fenster des Registrierungsbüros. Er hat das Streitgespräch zwischen Kakashi und Midori mit angesehen und lächelt stumm in sich hinein. In diesen beiden brennt der Wille des Feuers hell und stark ...
 

_______________
 

Nur einen Tag nach der Ernennung bekommt das Team des vierten Hokages den Auftrag, von dem Obito nicht wiederkehren sollte. So ziehen Kakashi, Rin, der junge Uchiha und ihr Meister gemeinsam los, um die ihnen aufgetragene Mission der Zerstörung der Kannabi-Brücke zu erfüllen.

Unterdessen hat Midori einige wenige, freie Tage, die sie mit ihren Freunden Gai und Kurenai verbringt. Sie vergehen wie im Fluge und so erhält auch die junge Frau mit den grünen Augen ihren ersten Auftrag als Truppenführerin, bei dem sie und ihr aus drei älteren Chû-nin bestehendes Team einen Proviantzug, der für Iwagakure gedacht ist, aufhalten sollen. Denn die Wirren des Krieges haben es nötig gemacht nicht nur junge Ninja von gerade einmal 13 Jahren zu Jô-nin zu erklären, sondern sie auch auf gefährliche Missionen zu schicken, die mitunter den Tod bedeuten können.

Als Midori im Begriff ist mit ihrem Team aufzubrechen, hält sie noch einmal einen kurzen Moment vor den Toren Konohas inne. Ein ungutes Gefühl verleitet sie dazu kurz zu warten, obwohl ihre Untergebenen auf den Aufbruch drängen. Und plötzlich versteht sie, welche Ahnung sie zurückhielt.

Das Team des vierten Hokages kehrt zurück.

Als Erste kommt Rin an, die Midori gar nicht wahr zu nehmen scheint.

"Hallo, Rin!"

Wortlos und den Blick starr vor sich gerichtet, durchschreitet die angesprochene Iryô-nin das große Tor. Die junge Jô-nin sieht ihr hinterher bis sie eine weitere Bewegung im Wald spürt. Es ist Minato Namikaze, der mit einem verletzten Kakashi, aber ohne Obito nach Hause zurück gekommen ist.

"Meister Hokage!"

Der sonst so fröhliche, blonde Mann nickt der jungen Frau lediglich zu. Nun ist sie ernsthaft besorgt. Eigentlich will Midori wegen den gemeinen Worten Kakashis, diesen unbeachtet lassen, doch seine Verletzung und die Veränderung in seinem Blick sowie Minatos und Rins Verhalten lassen sie ihr Vorhaben vergessen. Sie geht auf den verletzten Shinobi zu und spricht ihn an.

"Kakashi? Was ... was ist passiert?", die Aufregung hat sich in ihre Stimme geschlichen.

"Obito. Er ist tot. Er starb, weil er mich gerettet hat.", der Blick des jungen Jô-nin ist nicht mehr so kalt wie noch bei seiner Unterhaltung mit Midori nach der Ernennung. Sein Blick ist aufrichtig, aber traurig.

"Was?! Oh Gott, nein!! ...", Midori schlägt sich schockiert die Hände vor den Mund. Entsetzt sieht sie den Shinobi mit der Gesichtsmaske an, doch als sie bemerkt, dass auch ihm der Verlust des Teamkameraden sehr nah zu gehen scheint, versucht die Kunoichi Stärke zu demonstrieren.

"Kakashi, du darfst dir keine Vorwürfe machen. Wenn es Obitos freier Wille war dich zu retten, dann musst du dein Leben als ein Geschenk von ihm ansehen. Wenn du ihm für dieses Geschenk danken willst, dann behalte ihn in Erinnerung und lass ihn zu einem Teil von dir werden."

"Zu einem Teil von mir?!", der junge Hatake wird laut und schreit Midori an. Er deutet auf den Verband in seinem Gesicht, der sein linkes Auge verdeckt, "Soll ich dir sagen, was unter diesem Verband ist?! Ich habe mein eigenes linkes Auge im Kampf verloren und Obito hat mir in seinen letzten Momenten sein gerade erwachtes, linkes Sharingan geschenkt! Rin hat es mir eingesetzt. Er ist bereits ein Teil von mir, also sag mir nicht, dass er zu einem werden soll!"

Midori sieht Kakashi stumm an. Sie hat zwar keinen ihrer Teamkameraden verloren, doch den Schmerz in den Worten und dem Blick ihres Gegenübers kann sie dennoch nachempfinden.

Sie geht noch einen Schritt auf den aufgebrachten, jungen Mann zu: "Das habe ich nicht gemeint."

Sie hebt ihren rechten Arm und legt ihre Hand mitten auf Kakashis Brust: "Hier drin ... hier muss Obito zu einem Teil von dir werden, dann wirst du ihn niemals vergessen und er wird in dir weiterleben."

Für einen kurzen Moment bleiben ihre Blicke aneinander haften. Midori spürt, dass sie anders über Kakashi zu denken beginnt, und nicht nur zu denken. Doch dann löst sich die junge Frau von dem verstummten Shinobi. Ihr Team wartet und so auch die Mission. Aber bevor sie gänzlich geht, hält sie Kakashi noch einmal davon ab. Er hat wieder zu Worten gefunden und will Midori unbedingt noch etwas sagen: "Midori?! Du hast mich doch gefragt, ob ich dich als vollwertige Kunoichi und Jô-nin akzeptiere ..."

Wie ein Film ziehen die Erinnerungen an seinen Vater Sakumo und der Grund für dessen Selbstmord, Obitos Opfer und was er zuvor noch über Kakashis Vater sagte und nun auch Midoris Worte, an ihm vorbei. Endlich hat er verstanden, dass der wichtigste Teil des Ninjadaseins die Loyalität und das bedingungslose Vertrauen zwischen Kameraden ist, und das will er Midori nun zeigen, "...Ich erkenne dich an! Als vollwertige Kunoichi, ald Jô-nin, als Kameradin und als Freundin!"

Midori, die in einiger Entfernung zum Tor und somit auch zu Kakashi steht, lächelt diesem glücklich zu, ehe sie mit ihrem Team verschwindet.
 

Minato, der erneut die Unterhaltung zwischen Kakashi und Midori aus einiger Entfernung mit angehört hatte, geht zu seinem Schüler.

"Diese junge Frau ist manchmal ungestüm und zu direkt, aber sie hat ein warmes Herz. Sie erinnert mich an Kushina."

Dann legt der blonde Mann seine rechte Hand auf die linke Schulter Kakashis, der daraufhin seinen Blick von dem Punkt nimmt, an dem Midori gerade verschwunden ist, und seinen Meister ansieht.

Auch der Hokage sieht seinem Schüler lächelnd in die Augen, in der Hoffnung, dass dieser versteht, was er ihm sagen will: "Und Kushina ist das Beste, was mir je passiert ist."
 

Damals sind die Worte des vierten Hokages ein Rätsel für den jungen Jô-nin mit den weiß-grauen Haaren, doch 17 Jahre später sollte er sie verstehen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  Katniss-Everdeen
2011-12-10T14:52:32+00:00 10.12.2011 15:52
Vielen Dank für den lieben Kommi (auch für den zu Kapitel 8) ;D
Ich geb mir jedes Mal viel Mühe beim Schreiben und dann freut es mich natürlich sehr, wenn man positives Feedback erhält ^^

Und weil ich ja gerne in Kommi-Antworten kleine Hinweise auf zukünftige Kapitel gebe - hier noch einer: Kapitel 10 wird ein Special-Kapitel werden -> man darf gespannt sein ;D
Von: abgemeldet
2011-12-10T12:11:14+00:00 10.12.2011 13:11
OMG war das Kapitel süß X3
Freu mich schon auf das nächste :)
Von: abgemeldet
2011-12-04T09:47:40+00:00 04.12.2011 10:47
Wirklich tolles Kappi!!
Mach weiter so ;)
Von:  Katniss-Everdeen
2011-11-19T19:21:46+00:00 19.11.2011 20:21
Vielen Dank für den lieben Kommi :)
Ich habe sehr viel Spaß beim Schreiben, weshalb man sich sicher sein darf, dass ich weiterhin jede Woche ein weiteres Kapitel veröffentlichen werde. Auf 20 Kapitel ist die Geschichte momentan angelegt, aber mal sehen, vielleicht werden es ja mehr ;D

Und als kleinen Spoiler:
1. Die Geschichte um Tako findet im nächsten Kapitel ihr Ende
2. Wer Midoris "Seelenpartner" ist, wird ansatzweise im 8. und endgültig im 9. Kapitel gelöst werden! :D

Also, vielen Dank nochmal und viel Spaß beim Lesen =^.^=
Von: abgemeldet
2011-11-19T19:02:41+00:00 19.11.2011 20:02
Schöne Geschichte. Ich hatte gehofft, dass sie Hinata auswählt...Ich mag sie sooooo dermaßen :D
Mal schaun, warum das Monster so aggressiv geworden ist.
Und ich bin gespannt, wen sie als "Seelenpartner" hat...ich glaub ja Kakashi oder wirklich Shikamaru als "kleinen Bruder" :)
Freu mich schon auf das nächste Kapitel.
Viel Spaß beim schreiben ;)
Von:  ChaoticGinger
2011-10-29T06:46:06+00:00 29.10.2011 08:46
Mit dem Ausgang hätte ich anfangs nicht gerechnet...
+fg
ich dachte sie würde Shikamaru auswählen!
Aber Hinata ist mehr als geeignet dafür ;D

Ich bin gespannt wies weiter geht fg
Von:  ChaoticGinger
2011-10-24T08:22:44+00:00 24.10.2011 10:22
interessante Geschichte :D
schreib schnell weiter


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