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The side I want to hide

von

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Prolog

Habt ihr euch schon mal die Frage gestellt, was wäre gewesen, wenn…?

Um ehrlich zu sein ist diese Frage vollkommen idiotisch, denn man kann sie einfach nicht beantworten. Und doch stelle ich sie mir oft, ja, fast jeden Tag.

Ich frage mich, was gewesen wäre, wenn mein Vater nicht den Hogyoku erschaffen hätte. Wenn meine Eltern nicht aus der Soul Society verbannt worden wären oder wenn ich nicht auf die Vizards getroffen wäre.
 

Diese Fragen haben sowohl positive als auch negative Aspekte, doch ich habe das Schicksal immer verflucht. Früher dachte ich, dass man das Schicksal nicht ändern könnte. Das alles festgelegt ist und das das Leben zu Ende ist, bevor es erst richtig begonnen hat. Ich bin vielen Menschen auf meinem Weg begegnet, die anderer Meinungen waren. Die immer wieder aufgestanden sind, um weiter zu kämpfen. Für ihre Ziele, ihre Träume und ihre Zukunft.
 

Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, war ich früher wohl ein kompletter Vollidiot. Aber davon solltet ihr euch lieber selbst überzeugen. Dennoch habe ich eine kleine Bitte.
 

Erwartet nicht zu viel von meiner Person. Meine Geschichte ist definitiv nicht eine der Schönsten. Es gibt keine Superhelden und auch keine Wunder, wie sie in manchen Geschichten vorkommen. Es gibt nicht immer glückliche Momente, es gibt Höhen und Tiefen und es gibt Situationen, wo ich einfach nur aufgeben wollte. Ob es wert war, sie euch zu erzählen oder nicht, das müsst ihr am Ende selbst entscheiden. Aber eins weiß ich.
 

Ich habe Menschen getroffen, die mir etwas bedeuten und denen ich etwas bedeute. Menschen, denen ich vertraue, die mich lieben und die mir geholfen haben, als ich dachte, dass alles zu Ende wäre. Ich empfand Liebe, Glück, Freude, Wut, Trauer, Hass, Eifersucht und das Gefühl der Angst.

Und dennoch bin ich meinen eigenen Weg gegangen.
 

Ich bereue nichts.
 


 

So, ich wollte mich endlich mal an einer Bleach FF probieren. Also, bitte seit mir nicht böse, wenn es noch nicht so gut ist, das ist nämlich ein ganz neues Gebiet für mich. Ich weiß, der Prolog ist noch ein bisschen kurz, aber die anderen Kapitel werden länger. Hoffentlich hat es euch trotzdem gefallen und ihr sagt mir, was ihr so davon haltet.

Einer für Alle und Alle für Einen

„Hey, warte auf mich“, lachte das blonde Mädchen und folgte dem schwarzhaarigem Jungen, der schon einen beachtlichen Vorsprung hatte. „Sei nicht immer so lahm, Carina. Da ist ja selbst meine Großmutter schneller als du“, spottete Angesprochener, aber sein Grinsen zeugte davon, dass er es nicht böse meinte. „Sei nicht so arrogant Kuchiki“, rief das Mädchen und holte ihn schließlich ein. „Ich bin nicht arrogant. Kuchikis sind nun mal so gut. Und ich, Tobias Kuchiki, werde mal ein Kommandant.“

„Jaja, träum weiter“, sagte Carina und sah sich um. „Also echt, könnt ihr Beiden eigentlich auch mal pünktlich sein?“, ertönte sogleich eine zweite Mädchenstimme und Tobias seufzte. „Sag das nicht mir Alice, sag’s ihr.“ „Tze“, entgegnete Carina nur spöttisch.
 

„Sei nicht immer so gemein zu ihr“, sagte ein weiterer schwarzhaariger Junge. „Danke Tyson. Wenigstens du bist auf meiner Seite.“ Ja, so war der übliche Ablauf der vier Kinder. Aber vielleicht sollte ich mal etwas genauer auf sie eingehen.
 

Zum einen gab es da Tobias. Tobias Ich-bin-nun-mal-der-Beste-Kuchiki. Aber um ehrlich zu sein war er das auch. Er war der Schnellste, Geschickteste und Intelligenteste aus ihrer Clique. Wenn man es genau nahm war er auch der Mutigste, denn eigentlich dürfte er sich gar nicht in Rukongai aufhalten, weil seine Eltern diesen Bereich wohl mehr als abstoßend fanden. Trotzdem, Tobias war anderer Ansicht. Obwohl er oft mit seinem Clan angab, war ihm sein höherer Stand egal. Seine Freunde lebten nun mal in Rukongai und deswegen verbrachte er mit ihnen so viel Zeit, wie er aufbringen konnte.
 

Dann war da Alice Sakurai. Alice war ein 10-jähriges Mädchen mit schwarzem Haar und lindgrünen Augen, die immer aufleuchteten, wenn sie sich freute. Sie war sehr aufgeweckt und hatte genauso eine große Klappe wie Tobias. Das lag wahrscheinlich daran, dass sie sich mit ihm am besten verstand und er ihr offizieller bester Freund war.
 

Als drittes war da auch noch Tyson. Tyson und Alice waren Zwillinge, hatten aber eigentlich gar nichts gemeinsam. Tyson konnte zwar auch aufbrausend sein, hatte aber eigentlich einen ganz lieben und verständnisvollen Charakter. Seine Haare waren ebenfalls schwarz und seine Augen waren schokoladenbraun. Meistens war er derjenige, der ein bisschen den Dämpfer spielte, wenn seine drei Freunde und seine Schwester mal wieder etwas ausheckten.
 

So kämen wir dann zu Carina. Carina war diejenige, die meistens den meisten Mist anstellte. Sie war blond und hatte katzengelbe Augen, die jetzt ihre Freunde schelmisch anfunkelten. „Ich bin immer die, die zu spät kommt? Wo ist denn dann bitteschön Toshiro?“
 

„Entschuldigt die Verspätung“, hörten sie die Stimme des soeben Erwähnten und drehten sich in seine Richtung.
 

Toshiro Hitsugaya, ein kleiner, weißhaariger Junge mit smaragdgrünen Augen kam auf ihre Gruppe zugelaufen und keuchte erschöpft. „Momo hat mich aufgehalten“, sagte er und Alice grinste fies. „Ah ja, Momo also schon wieder. Dein Ein und Alles, nicht wahr?“ Toshiros Wangen verfärbten sich in ein zartes Rosa. „Das ist überhaupt nicht witzig. Sie hat mich halt nur genervt, okay?“ „Ja natürlich, red dir das ruhig ein.“
 

„Hört auf zu streiten“, meinte Tyson ruhig. „Und? Was machen wir jetzt?“ „Wir könnten doch Hollow VS Shinigami spielen“, schlug Tobias vor und alle Anderen stimmten ein. Dann riefen sie alle gleichzeitig: „Ich werde aber ein Shinigami sein!“

„Vergiss es, ich werde bestimmt nicht den Hollow spielen. Toshiro kann’s ja machen“, nörgelte Carina sofort. „Vergiss es“, meinte Toshiro nur und verschränkte seine Arme.

Nach langem Hin und Her gab Carina sich dann doch geschlagen. „Okay, ihr gebt mir einen Vorsprung von einer Minute.“ „Na schön, aber so langsam wie du bist, haben wir dich eh bald eingeholt“, lachte der Kuchiki, während Carina ihm nur die Zunge rausstreckte und anfing zu laufen.
 

Nachdem sie in paar Mal abgebogen war, befand sie sich inmitten der Straßen von West-Rukongai. „Die finden mich bestimmt nicht“, dachte die Blondine und rannte weiter. Nur leider war sie nicht immer so geistesgegenwärtig, um nach vorne zu sehen, denn andauernd drehte sie sich nach möglichen Verfolgern um. Dies endete allerdings abrupt, als sie gegen jemanden lief und ein lautes Klirren zu hören war.
 

„Autsch“, sagte die am Boden Liegende und richtete sich langsam auf, wo sie in das Gesicht eines ziemlich wütenden Mannes sah. „Du kleines Miststück hast meine Wasserkrüge zerstört.“ Mit einem unguten Gefühl im Magen bemerkte Carina, dass er Recht hatte, denn das verschüttete Wasser und die Scherben sprachen für sich.
 

„T-tut mir leid“, stotterte sie und wich verunsichert zurück. Doch das schien den Mann anscheinend nicht zu interessieren. „Na warte“, sagte er und wollte schon nach ihrem Arm greifen, als ihn ein Drehkreisel am Kopf traf und zu Boden warf.

Plötzlich wurde Carina an der Hand gepackt und mitgerissen. „Lauf“, hörte sie Tobias und Alices Stimme gleichzeitig.
 

„Danke Leute, das war echt Rettung in letzter Sekunde.“

„Freu dich nicht zu früh“, rief Toshiro in diesem Moment und Carina wusste auch warum. Der Mann hatte nämlich ihre Verfolgung aufgenommen und rannte in ihre Richtung. „Teilen wir uns auf“, sagte Alice und alle Fünf liefen in verschiedene Richtungen.
 

Carina keuchte vor Anstrengung und blieb erst nach 10 Minuten in einer kleinen Gasse stehen. „Wieso muss sowas immer mir passieren? Tobi wird mich wochenlang dafür aufziehen.“ Ein Schnauben hinter ihr ließ sie für einen Moment erstarren. „Ach du Scheiße“, dachte sie nur, als der Typ um die Ecke kam.

Hecktisch rannte sie weiter und verspürte den dringenden Wunsch, sich einfach in Luft auflösen zu können. Dann bog sie ebenfalls um eine Ecke und es kam, wie es kommen musste. Erneut prallte sie gegen einen harten Körper und hielt sich den schmerzenden Kopf. „Das darf doch einfach nicht wahr sein“, fluchte sie, doch jedes weitere Wort blieb ihr im Hals stecken, als sie aufsah.
 

Der Mann vor ihr trug einen schwarzen Shihakusho und darüber einen Haori. Sein kurzes Haar war nussbraun und er trug eine schwarze Brille. „Ein Shinigami“, dachte sie und wäre am liebsten vor Angst gestorben. Sie hatte noch nie einen Shinigami gesehen, aber sie waren bekannt für ihre Stärke und jeder Rukongai Bewohner hoffte darauf, soviel Reiatsu zu besitzen, dass auch sie eines Tages Shinigami werden konnten.
 

Der Shinigami sah überrascht auf sie hinunter und blinzelte wenige Male. Dann hielt er ihr, zu Carinas Verblüffung, seine Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen. „Hast du dir wehgetan?“, fragte er freundlich und Angesprochene konnte nur den Kopf schütteln.

Dann schrie sie schmerzerfüllt auf, als sie von hinten hart an den Haaren gepackt und zurückgerissen wurde.
 

„Hab ich dich endlich“, knurrte der Mann mit den Wasserkrügen und klang ebenfalls ziemlich außer Atem. Carina versuchte sich loszureißen, doch dadurch zog er nur noch kräftiger an ihrem Haar.
 

Plötzlich löste sich die Hand aus ihren Haaren und Carina öffnete die Augen. Der Shinigami hielt die Hand des Mannes fest umklammert und sah nicht mehr so freundlich aus, wie vorher. Die 10-Jährige sank auf die Knie und Schweiß trat auf ihre Stirn, während der Brillenträger begann, zu sprechen. „Erwachsene sollten sich gegenüber Kindern nicht so verhalten.“ Seine Stimme war ruhig und gelassen, aber das machte das Gefühl dieses seltsamen Druckes nur noch schlimmer.
 

Auch der Mann schien es zu spüren, denn er suchte innerhalb weniger Sekunden das Weite. „Ist…ist das etwa Reiatsu?“, fragte sich das Mädchen, aber sie hatte gar keine Zeit darüber nachzudenken. In diesem Moment kamen auch ihre Freunde um die Ecke und knieten sich zu ihr. „Was ist denn mit dem los gewesen? Der sah aus, als wollte er jeden Moment anfangen zu heulen. Geht’s dir gut?“
 

Sie nickte und sah erneut zu dem Shinigami, den die Anderen nun auch bemerkten. Die Anderen blinzelten ungläubig, während Tobias erstarrte.

„Passt auf euch auf“, meinte ihr Retter und als er sie ansah, hatte Carina das Gefühl, er würde durch ihre Augen direkt in ihre Seele schauen. Dann drehte er sich um und war mit einem Schritt verschwunden.
 

„Wow“, kam es synchron von Alice, Tyson und Toshiro. „Sagt mal, ihr habt keine Ahnung, wer das gerade war, oder?“, fragte Tobias nun. „Na klar wissen wir das. Das war ein Shinigami. Ein echter Shinigami. Oh, das ist ja so cool“, freute sich Alice und machte einen kurzen Luftsprung.
 

„Das mein ich nicht, du dumme Nuss. Das…“, sagte Tobias und machte eine kurze Kunstpause, „das war der Kommandant der 5. Division. Sosuke Aizen. Ich hab euch doch damals erklärt, dass ihr Vizekommandanten immer an ihrer Armbinde und Kommandanten an ihrem Haori erkennen könnt.“
 

Carina richtete sich langsam auf, ihre Beine fühlten sich an wie Pudding. „Das war also … ein Kommandant“, dachte sie.
 


 

So, dass ist das erste Kapitel. Ich muss sagen, das Kapitel ist mir sozusagen aus den Fingern geflossen, denn es hat mir echt Spaß gemacht, es zu schreiben. Ich hoffe, es hat euch auch Spaß gemacht, es zu lesen^^. Bis bald, das neue Kapitel kommt wahrscheinlich diese oder nächste Woche.

Die Rückkehr

„Mein Herz pocht noch immer ganz schön“, sagte Carina und atmete langsam aus.

„Das wundert mich nicht. Du bist noch nie einem Shinigami begegnet und dann direkt einem Kommandanten. Manche Menschen brechen zusammen, sei froh, dass du nur einen erhöhten Puls hast.“

„Und du willst mal Kommandant werden? Ich werde nie solche Angst vor dir haben, glaub’s mir, Kuchiki“, kicherte sie und Angesprochener blies beleidigt die Backen auf.
 

„Hört auf zu streiten. Ich hatte für meine Verhältnisse heute genug Aufregung“, sagte Toshiro und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. „Wieso? War doch lustig heute, oder etwa nicht?“, feixte Alice und alle Anwesenden stöhnten entnervt auf. Dieses Mädchen konnte wirklich nichts erschüttern. „Na ja, ich muss jetzt nach Hause, bevor meine Eltern noch nach mir suchen. Wir sehen uns dann morgen wieder, Leute“, sagte Tobias und lief winkend in Richtung Seireitei.
 

Auch Toshiro trennte sich kurze Zeit später von ihnen, jetzt waren nur noch Carina und die Zwillinge übrig. Die Drei hatten nun mal den längsten Weg. „Bis morgen“, sagte Tyson, als sie an dem Haus der Sakurais angekommen waren. „Ja, bis morgen Carina. Beeil dich lieber, es ist bald dunkel. Und jeder weiß doch, dass du Angst im Dunkeln hast“, grinste Alice und die Blondine streckte ihr als Antwort nur die Zunge heraus, bevor sie tatsächlich ihre Schritte beschleunigte.
 

Nach 5 Minuten kam auch schon, das wohl auffälligste Haus in ganz Rukongai in Sichtweite. „Ich bin wieder da“, sagte sie, als sie durch die Schiebetür geschlüpft kam und sich ihre Schuhe auszog. Als sie aufsah, machte sie einen Satz nach hinten und stieß einen ziemlich hohen Schrei aus, als plötzlich zwei muskelbepackte Männer vor ihr auftauchten. „Gut, dass du endlich da bist, Carina“, sagte Shiroganehiko, während sein Bruder Koganehiko nur mit dem Kopf nickte. „Kukaku wartet schon auf dich.“
 

„Was denn, um diese Uhrzeit? Ich wollte jetzt eigentlich ins Bett. War ein anstrengender Tag“, gähnte sie und die beiden Diener sahen sich einmal kurz an. „Und was ist…“, sagte Shiroganehiko und beugte sich ein wenig nach unten, „wenn ich dir sage, dass eine gewisse Frau hier ist, auf die du schon gewartet hast?“

Carinas Augen weiteten sich fast um das Doppelte. Dann ließ sie die beiden Brüder einfach stehen, indem sie an ihnen vorbeistürmte und die Treppenstufen herunterhastete.
 

Sie ist da. Endlich“, dachte sie, während ihr vor Freude schon fast die Tränen in die Augen traten. Die ganze Zeit hatte sie darauf gewartet. Endlich war sie nach langer Zeit wieder zurückgekommen.

„Mum“, schrie sie und riss, voller Vorfreude, die Tür zu Kukakus Zimmer auf. Ein Schuh traf sie der Länge nach ins Gesicht und riss sie von den Füßen, während von Kukaku nur ein „Sag mal, kannst du nicht anklopfen?“ zu hören war.
 

Schnell richtete sich die 10-Jährige auf und schaute sich hektisch um. „Wo ist sie?“, fragte sie und blickte nun Kukaku anklagend an. „Weiß nicht, von wem du sprichst“, triezte Angesprochene sie und nahm einen Zug aus ihrer Pfeife.

Bevor Carina erneut das Wort ergreifen konnte, legten sich plötzlich von hinten zwei Arme um sie und ein leises Lachen erklang dicht an ihrem Ohr. „Ungeduldig wie immer, nicht wahr, Schatz?“
 

Ein Leuchten legte sich auf ihr Gesicht, als sie sich umdrehte und die Frau hinter sich mit einem Lachen umwarf. „Mama!“
 

Yoruichi lächelte, als sie ihre Tochter umarmte und sich langsam mit ihr aufsetzte. „Lass dich ansehen. Du bist ja schon wieder so groß geworden. Und du hast dir immer noch nicht die Haare wachsen lassen“, sagte sie und betrachtete das kurze, blonde Haar, das in alle Richtungen abstand. Bei jedem ihrer Besuche musste sie unweigerlich feststellen, wie ähnlich sie ihm sah.
 

„Du weißt genau, dass ich lange Haare total blöd finde. Man braucht beim Waschen viel länger und beim Kämpfen sind sie unpraktisch.“

Die Shihoin zog ihre Augenbrauen in die Höhe. „Kämpfen?“, fragte sie und Carina nickte freudig. „Meine Freunde und ich trainieren für die Shinigami-Akademie. Natürlich ist Tobias viel besser, als wir anderen, aber das liegt nur daran, dass er als Kuchiki schon ein wenig Unterricht von seinen Eltern bekommt.“
 

Byakuya würde einen Anfall bekommen, wenn er wüsste, dass ein Kuchiki und eine Shihoin beste Freunde sind“, dachte Yoruichi und lachte innerlich.
 

„Mit langen Haaren würdest du aber bestimmt gut aussehen. Na ja, ich kann dich wohl nicht umstimmen, hmm? Derselbe Dickkopf wie dein Vater.“

„Kann ich Papa jetzt endlich sehen? Ist er mitgekommen, Mama?“, fragte sie mit ihren kindlichen Augen, die erneut funkelten. Yoruichi zögerte einen Moment, bevor sie einen entschuldigenden Blick aufsetzte.
 

„Tut mir leid, er hatte wieder so viel zu tun. Aber er hat mir gesagt, dass er sich beeilen wird.“ Carinas Augen zeigten sofort die Enttäuschung. Bisher hatte sie ihren Vater nicht einmal gesehen, denn er lebte in der Menschenwelt und hatte immer sehr viel zu tun.
 

„Schatz, es ist schon spät. Geh schlafen, wir reden dann morgen weiter.“

„Bleibst du dieses Mal länger?“, fragte sie und die ehemalige Kommandantin nickte. „Zwei Wochen bestimmt. Und jetzt ab ins Bett.“

Lächelnd nickte das Mädchen und rannte den Flur entlang zu ihrem Zimmer. Sie schmiss sich aufs Bett und konnte ihr glückliches Grinsen einfach nicht mehr abstellen.
 

Ihre Mutter war aus Gründen, die ihr nicht bekannt waren, aus der Soul Society verbannt worden und konnte deswegen nicht zusammen mit ihr in Rukongai leben. Bei Kukaku war sie in Sicherheit und keiner ahnte etwas von ihrer Existenz. Deswegen kam Yoruichi sie im Durchschnitt alle 3 Monate besuchen und blieb, wenn sie Glück hatte, mehrere Wochen.
 

Carina gähnte und schlief innerhalb weniger Sekunden ein.

Mitten in der Nacht erwachte sie und rieb sich verschlafen die Augen. Auf leisen Sohlen ging sie in die Küche und goss sich ein Glas Wasser ein. „Wenigstens stolpere ich im Dunkeln jetzt nicht mehr über diese blöde Treppenstufe“, dachte sie erleichtert und wollte schon wieder in ihr Zimmer huschen, als sie im Zimmer gegenüber der Küche Stimmen vernahm. „Reden Mama und Kukaku etwa noch um diese Uhrzeit?“, fragte sie sich überrascht und trat ein wenig näher an die Tür.
 

Das Erste, was sie hörte, war Kukakus leicht angeheiterte Stimme, woraus man schließen konnte, dass die Schwarzhaarige schon reichlich Sake intus hatte.

„Yoruichi. Du kannst es nicht ewig vor dir her schieben. Irgendwann wirst du es ihm sagen müssen. Und willst du nicht selbst, dass die ganze Geheimniskrämerei endlich ein Ende hat?“
 

„Wenn du es sagst, klingt es so einfach“, flüsterte Angesprochene, sodass Carina Probleme hatte, sie überhaupt zu verstehen.
 

„Ich weiß, dass ich es ihm sagen muss. Ich hätte es ihm schon vor 10 Jahren sagen sollen, aber es gibt auch Dinge, vor denen ich Angst habe. Du musst bedenken, dass es hier nicht nur um die Wahrheit, sondern auch um Carinas Sicherheit geht.“
 

Jetzt wurde das Mädchen besonders hellhörig. Sprachen die beiden Frauen da etwa über sie? Und was für eine Wahrheit meinte Kukaku nur?
 

„Wenn irgendjemand erfährt, dass sie Kisukes Tochter ist, wäre nicht nur er, sondern auch ich verwundbar. Vor allem für ihn wäre es ein gefundenes Fressen.“
 

Carinas Augen weiteten sich voller Entsetzen, als sie den nächsten Satz, der über die Lippen ihrer Mutter kam, vernahm.
 

„Ich werde Kisuke von seiner Tochter erzählen, wenn die Zeit reif dafür ist.“
 


 

So, hier mein neues Kapitel. Ich hoffe, es gefällt euch und ihr lest fleißig weiter^^ Das nächste Kapitel erscheint auf jeden Fall noch nächste Woche.

Das Versprechen

Carina zitterte, während sie versuchte die Situation zu erfassen, die sich gerade abspielte. Das war nicht möglich. Wie konnte ihr Vater, ihr eigener Vater, nicht von ihrer Existenz wissen? Wie konnte ihre Mutter sie die ganze Zeit anlügen? Und wer zum Teufel sollte dieser Typ sein, der eine Gefahr für ihre Familie darstellen würde?
 

„Ich weiß, dass es ein gewisses Risiko gibt, aber findest du nicht, dass die Beiden ein Recht darauf haben?“
 

Yoruichis Blick wurde von einer Trauer überschattet, die Carina erschütterte. So hatte sie ihre Mutter noch nie gesehen.

„Du weißt genau, dass das nie geplant war. Kisuke war so fertig durch alles, was passiert ist. Er gibt sich immer noch selbst die Schuld, vor allem, weil er die Verwandlung nicht rückgängig machen konnte. Er hat sich so unter Druck gesetzt, dass ich ihn einfach nur trösten wollte. Und dann ist es halt einfach so passiert. Ich weiß, dass hört sich komplett schwachsinnig an, aber ich bin schon froh, dass das unsere Freundschaft nicht kaputt gemacht hat. Stell dir vor, ich würde ihm jetzt auch noch ein Kind aufs Auge drücken. Er soll sich auf seine Forschung konzentrieren, denn das hilft uns wirklich weiter. Vielleicht ist es auch egoistisch von mir, das weiß ich, aber er wird es verstehen, wenn es soweit ist.“
 

Auch diejenige, die unabsichtlich hinter der Tür stand, versuchte zu verstehen, was sich da gerade in ihrem Kopf zusammenfügte. Es war wie ein Puzzle. Wie Puzzleteile, die sich nach langer Zeit endlich zusammenfügen und ein erkennbares Bild ergeben.

Wie in Trance ging das Mädchen langsam und bedacht zurück in ihr Zimmer und versuchte erneut einzuschlafen. Doch ihre Augen wollten sich einfach nicht schließen. Ihr Kopf war wie leergefegt, da war nichts mehr. Nicht mehr die Freude über Yoruichis Rückkehr oder die Verzweiflung über die plötzliche Erkenntnis, dass sie ihren Vater vermutlich in den nächsten Jahren nicht kennen lernen würde.

Eine einzelne Träne löste sich aus ihrem rechten Augenwinkel und tropfte zu Boden. Dann legte sich die schwere Leere ebenfalls um ihr Herz und sie ließ sich in die willkommene Dunkelheit ihrer Gedanken ziehen.
 

Am nächsten Morgen war sie vor allem darauf bedacht, sich nichts anmerken zu lassen. „Morgen“, gähnte sie, während sie sich an den Tisch setzte und lustlos auf einem Brot herumkaute. Kukaku grüßte wie immer nicht zurück und Yoruichi erwiderte den Gruß, nachdem sie einen großen Schluck aus ihrem Milchglas genommen hatte. „Und was hast du heute so vor?“, fragte sie und war überrascht, als sie nicht sofort eine Antwort bekam. Normalerweise brabbelte ihre Tochter wie ein Wasserfall, wenn sie hier war, doch jetzt war sie ungewöhnlich still und hing ihren eigenen Gedanken hinterher.
 

Sollte sie mit ihrer Mutter darüber sprechen? Das sie gelauscht hatte und Bescheid wusste? Auf der einen Seite hatte sie die Tatsache, dass ihre eigene Mutter sie schon seit längerer Zeit anlog, verletzt, doch auf der anderen Seite war da immer noch ihr Vater. So, wie die Shihoin die Situation geschildert hatte, hatte Kisuke viele Probleme, um die er sich kümmern musste.

Plötzlich wurde sie unmittelbar aus ihren Gedanken gerissen, als eine Hand vor ihren Augen herumwedelte.
 

„Äh, was?“, gab die Blondine nicht sehr intelligent zurück und hörte sowohl von Ganju, als auch von Yoruichi ein amüsiertes Gekicher.

„Ich hab dich gefragt, was du heute so vorhast?“, wiederholte die Violetthaarige.

„Eigentlich hatte ich mich mit meinen Freunden verabredet, aber ich will viel lieber was mit dir machen“, lautete die Antwort und jetzt kehrte endlich wieder ein Teil der Freude zurück. Sie hatte immer noch ihre Mutter und mit ihr konnte sie bestimmt auch viel Spaß haben.
 

„Na schön. Und was willst du machen?“

„Wir könnten zusammen trainieren“, schlug Carina vor.

Yoruichi seufzte. „Warum willst du denn unbedingt Shinigami werden? Es gibt doch noch so viele andere Berufe.“ Außerdem, je weiter sie von Aizen weg war, desto besser.

„Aber Papa und du waren doch auch Shinigamis. Ihr wart sogar Kommandanten. Es liegt mir doch quasi im Blut, auch Shinigami zu werden. Tobias meint sogar, er würde mal Kommandant werden.“
 

„Ach, tut er das?“, hüstelte Yoruichi, doch die Vorstellung behagte ihr nicht wirklich. Ein Kommandant aus dem Hause Kuchiki musste doch wohl mehr als ausreichen.
 

„Gehen wir fliegen“, lachte Carina und jeder im Raum wusste, was sie damit meinte. Yoruichis Blitzschritte waren für sie so schnell, dass es sich jedes Mal anfühlte, als wäre sie ein Vogel, der durch die Luft flog. „Jetzt muss ich mich wieder anstrengen, was?“, stöhnte ihre Mutter spielerisch auf und erhob sich.
 

Angesprochene grinste, als sie hochgehoben wurde. Endlich konnte sie die Sorgen, die sie in den letzten Stunden gequält hatten, fallen lassen. Auch, wenn es nicht für immer sein würde. Wenigstens jetzt wollte sie die Zeit, die sie mit ihrer Mutter hatte, nutzen, um glücklich zu sein.
 

Die nächsten Wochen verbrachte sie größtenteils mit ihrer Mutter, doch auch ihre Freunde dürften nicht zu kurz kommen. Immerhin dachten sie ja, dass Kukaku ihre leibliche Mutter sei, denn ihre wahre Herkunft war nun einmal ein wohlbehütetes Geheimnis, obwohl es Carina manchmal wirklich nicht passte. Immer darauf bedacht zu sein, sich nicht zu verraten, immer einen falschen Nachnamen gebrauchen und immer das glückliche Kind spielen.

Manchmal konnte sie nicht verhindern, dass sie neidisch war. Neidisch auf ihre Freunde, die alle eine intakte Familie hatten. Neidisch auf Tobias, dass er so viel mehr Möglichkeiten hatte, als sie.
 

Vor allem in einem Moment, wie dem Jetzigen. Erneut musste sie sich verabschieden. Das, was sie vor jedem Besuch zu verdrängen versuchte. Der Abschied.

Sie presste die Lippen so fest zusammen, dass sie nur noch eine schmale, weiße Linie bildeten, als ihre Mutter ihr sanft durch die Haare strich.
 

„Ich komm bald wieder. Versprochen. Ich bestell Papa schöne Grüße, okay?“, sagte sie und umarmte ihre Tochter, während diese kaum merklich zusammenzuckte. Schon wieder eine weitere Lüge, die ihrer Mutter so leicht über die Lippen glitt.

„Hör mal, Mama“, sagte die 10-Jährige zögernd und zwang sich zu einem Lächeln. „Wenn Papa soviel zu tun hat, ist es nicht schlimm, wenn er nicht herkommen kann. Manche Sachen haben halt Vorrang.“
 

Yoruichi lächelte noch einmal, nickte und erhob sich. „Benimm dich und pass auf dich auf!“, sagte sie noch und es klang beinahe wie ein Befehl. „Jawohl Taicho“, sagte Carina und salutierte spielerisch. Ein letzter Blick, weniger als ein Augenaufschlag und ihre Mutter war verschwunden.
 

„Hey, da bist du ja“, wurde die Shihoin aus ihren Gedanken gerissen und sah überrascht auf. „Warum sitzt du hier, ganz allein, am See und schiebst Trübsal? Ist irgendetwas zu Hause passiert?“, fragte Tyson, während Alice, Tobias und Toshiro nur verwunderte Blicke miteinander austauschten.

„Das Übliche“, murmelte sie und warf einen Stein ins Wasser. „War Kukaku wieder gemein zu dir?“, fragte nun auch Alice.
 

„Die hat mal wieder schlechte Laune“, log Carina, denn mittlerweile war sie richtig gut darin. Musste sie wohl von ihrer Mutter geerbt haben.

„Lass sie doch. Du hast immerhin noch uns“, sagte Tobias und lächelte aufmunternd. „Genau“, stimmten Tyson und Alice ihm synchron zu. „Und egal, wie blöd du auch manchmal bist, wir werden garantiert immer zu dir halten, klar?“, sagte nun auch Toshiro.
 

Tränen sammelten sich in ihren Augen, doch sie blinzelte sie schnell weg. „Danke, Leute“, antwortete sie schließlich und wunderte sich für einen Moment, warum sie solche Freunde eigentlich verdient hatte.

„Und wir werden alle Shinigamis“, rief Alice und streckte ihre Hand in die Luft.

„Ja“, nickte Tobias und legte seine Hand über ihre.

„Auf jeden Fall“, lachten Tyson und Toshiro und machten es ihren Freunden nach.

Aufmunternd schauten sie alle Carina an, die nun wirklich vor Freude gleichzeitig lachte und weinte. Dann platzierte auch sie die Hand auf denen ihrer Freunde.
 

„Das ist ein Versprechen“, besiegelte sie den Bund.

Den Bund ihrer Zukunft. Den Bund ihrer Freundschaft.

Die Mutprobe

^^ Ein Jahr später ^^
 

„Hado Nr. 4: Byakurai“, schrie Tobias und der Baum vor ihm spaltete sich in zwei Teile. Grinsend wandte er sich zu seinen Freunden um. „Na, was hab ich gesagt? Ich kann es.“
 

„Jaja, wir glauben es ja“, schnaubten sowohl Alice, als auch Carina mit einem eifersüchtigen Ton. Seit geschlagenen 3 Wochen versuchte der Kuchiki nun auf jegliche denkbare Weise, das Reiatsu seiner vier Freunde hervorzurufen. Alice, Tyson und Toshiro brachten schon kleine Reiatsukugeln hervor, doch so sehr sie sich auch anstrengten, sie kamen einfach nicht an Tobias heran. Dennoch waren sie besser, als Carina, denn bei der Shihoin zeigte sich bisher nicht mal ein Anflug von Reiatsu, was diese merklich deprimierte.
 

„Ich will das auch können. Kido ist so cool“, quengelte Alice. „Ja, Kido ist cool, aber Zanjutsu ist immer noch am coolsten“, sagte Tobias, woraufhin Toshiro und Tyson ihm sofort zustimmten. „Von wegen“, mischte sich nun auch Carina ein.

„Hakuda und Hoho sind am aller Besten.“
 

„Kido!“

„Zanjutsu!“

„Hakuda und Hoho!“
 

So ging es fast jeden Tag. Sie übten Kido, kämpften spielerisch mit Ästen gegeneinander und liefen um die Wette. Im Nachhinein glaubte Carina, dass es wohl die schönste Zeit ihres Lebens gewesen sein musste. Sie hatte fast alles, was sie brauchte. Ihre Freunde. Ein Zuhause. Einen geregelten Tagesablauf. Nur ihre richtige Familie war das, was ihr noch fehlte, denn es hatte sich in diesem Jahr immer noch nichts an dieser Situation geändert.

Jedes Mal, wenn sie kurz davor war, ihrer Mutter zu sagen, dass sie über alles Bescheid wusste, verließ sie einfach der Mut. Aber sie war sich sicher, wenn sie erst einmal ein Shinigami sein würde, würde sich alles zum Besseren wenden.
 

^^ Mitten in der Nacht ^^
 

„Das war einfach nur eine bescheuerte Idee“, nuschelte die Shihoin, während sie unruhig hin und her schaute. Tyson, der neben ihr ging, lachte amüsiert auf.

„Du hast meine Schwester ja quasi dazu gezwungen, so etwas zu machen“, sagte er und Angesprochene begann zu fluchen.
 

„Wie war das noch heute Mittag? Ich bin viel mutiger als du, Alice. Ich würde mich ner ganzen Hollowarmee alleine entgegenstellen! Kein Wunder, dass Alice einen Beweis gefordert hat.“

„Aber deswegen gleich mitten in der Nacht durch den Wald laufen? Nur als Mutprobe? Es zeigt doch allein schon Mut, mitten in der Nacht von zu Hause abzuhauen. Wenn Mama das rausfindet, bringt sie mich um.“
 

„Kukaku wird’s schon nicht bemerken. Außerdem bin ich ja noch hier“, sagte Tyson beruhigend und Carina schnaubte. „Jetzt geht’s mir gleich viel besser. Du bist doch nur mitgekommen, weil Alice einen Zeugen brauchte.“ Ein Geräusch ließ Carina zusammenfahren und sie klammerte sich an Tysons Oberarm fest. Dieser sah sie nur schelmisch an.
 

„N-na gut, ich hab meine Klappe mal wieder zu weit aufgerissen, ich gebe es ja zu. Können wir jetzt wieder nach Hause gehen?“

„Es dauert doch nicht mehr lange, dann sind wir an dem Baum in der Mitte des Waldes. Bis dahin musst du gehen, um zu bestehen.“

„Na gut, aber das mach ich nur, damit ich mir im Nachhinein dann nicht die spöttischen Sprüche deiner Schwester anhören muss“, murrte Carina und ging, dicht an Tyson gepresst, weiter.
 

Andauernd waren Eulen und das Rascheln der Blätter im Wind zu hören. Nach weiteren 5 Minuten war Carina richtig schlecht. „Alice hatte Recht. Ich hab Angst im Dunkeln“, gab sie zu und rieb sich immer wieder über die Oberarme, um sich zu beruhigen.

Plötzlich hörte sie hinter sich ein lautes Knirschen, was sie erstarren ließ. Schleunig drehte sie sich um, nur um festzustellen, dass sich nicht außer Bäume hinter ihr befand.
 

„Tyson, da ist irgendetwas“, wisperte sie, doch der Schwarzhaarige schüttelte nur den Kopf. „Ach Quatsch Carina, das hast du dir nur eingebildet.“ „Nein, ich spüre da was“, wimmerte sie nun schon fast. „Bitte lass uns gehen. Ich hör mir auch gerne Alice blöde Sprüche an, aber ich will jetzt nach Hause. Sofort!!“

„Ist ja gut, ist ja gut. Dann gehen wir halt“, lachte Tyson, der die Panik seiner besten Freundin als Einbildung abtat. Doch er sollte sehr schnell eines Besseren belehrt werden, spätestens, als vor ihnen in der Dunkelheit zwei funkelnde, gelbe Augen auftauchten.
 

Als der Hollow den ersten Schritt aus der Dunkelheit tat, zog Tyson schwer die Luft ein, denn das Geschöpf war mindestens dreimal so groß wie er selbst.

Carina war wie in einer Art Starre gefangen, ihr Körper reagierte nicht mehr auf ihre Befehle. „Oh Gott“, flüsterte sie. Würden sie jetzt sterben?
 

„Lauf“, hörte sie auf einmal Tysons leise Stimme. Dann packte der Sakurai sie an der Hand und riss sie mit sich. „LAUF“, schrie er nun und Carina befolgte seinen Befehl. So schnell wie noch nie, hechteten sie durch die Bäume und Sträucher, während sie hinter sich den Atem und das Geraschel des Hollows vernahmen.

Tränen sammelten sich vor Angst in ihren Augen, sodass ihre gesamte Umgebung verschwamm.
 

Da passierte es. Ihr Fuß verfing sich in einer Baumwurzel, sodass sie erst strauchelte und schließlich unsanft auf den Boden stürzte.

Zuerst bemerkte Tyson, der vor ihr lief, ihren Sturz gar nicht, dann blieb er nach 10 Metern geschockt stehen und drehte sich um.
 

Seine Augen weiteten sich panisch und er stieß einen erstickten Schrei aus. Carina drehte sich um und erblickte den Hollow, der nun in ihr Blickfeld rückte.

Anscheinend bemerkte auch das Monster die am Boden liegende, denn sofort bohrten sich die Augen des Hollows in Ihre und er stürzte auf sie zu. Carina konnte noch nicht mal mehr schreien. Tränen strömten über ihr Gesicht, der Hollow hatte sie gleich erreicht. War das wirklich ihr Ende? Die Klaue hatte sie fast erreicht, als sich Carinas Augen nach innen drehten und sie nach vorne sackte. Dann wurde alles schwarz.
 

Nur langsam öffnete Carina die Augen, denn es war, als würde sich alles um sie herum drehen. Ihr war schlecht und sie hatte Schwierigkeiten, sich aufzusetzen. Um sie herum war alles in Dunkelheit gehüllt und als sie aufstand, fühlten sich ihre Beine an wie Wackelpudding. „Was ist passiert?“, dachte sie verwirrt, doch die Erinnerungen trafen sie fast wie ein Schlag.
 

Der Wald.

Der Hollow.

Tyson.
 

Sie blinzelte heftig, damit ihre Pupillen sich an die Finsternis gewöhnen konnten, dann schnappte sie nach Luft. Vor ihr, in einigen Metern Entfernung, lag Tyson. Doch der 10-Jährige rührte sich nicht.
 

„Tyson“, keuchte die Gleichaltrige und taumelte auf den Angesprochenen zu. Ihr Fußknöchel schmerzte entsetzlich, doch sie biss die Zähne fest zusammen und kniete sich neben ihn. Als sie seinen Körper auf den Rücken drehte, schloss sie die Augen, denn was sie sah, wollte sie nicht glauben.

Blut. Überall an Tyson klebte Blut. In seinem Gesicht, seinen Haaren und seiner Kleidung. Eine riesige Wunde zierte seine Brust, knapp neben dem Herzen.
 

Carina schluckte die Übelkeit, die über sie hinwegschnappte, herunter und rüttelte an ihrem Freund. „Tyson, Tyson“, wiederholte sie sich immer wieder, bis der Schwarzhaarige endlich seine Augen öffnete.

„Kannst du mich hören? Was ist passiert? Wo ist der Hollow?“, fragte sie, um sich irgendwie von dem Anblick loszureißen, doch dieser Moment würde sich auf ewig in ihr Gedächtnis brennen.
 

Tysons Augen zuckten panisch hin und her, auch Carinas Anblick machte es nicht besser. Er versuchte etwas zu sagen, doch die Worte wollten seine Lippen nicht verlassen. Als er endlich etwas sagen konnte, war es nur ein einzelnes Wort.

„H-H-Hollow“, röchelte er und Carina nickte. „Ja, was ist passiert Tyson? Hast du denn Hollow etwa erledigt? Sag schon was“, schluchzte sie und schüttelte ihn, doch Tysons Mund öffnete sich kein weiteres Mal. Seine Augen starrten in den dunklen Himmel und verloren ihren Glanz.
 

„Tyson, bitte. Stirb nicht! Lass mich nicht allein.“

Ihr Kopf schmerzte fürchterlich und die Angst um Tyson machte es nicht besser. Doch es war wenige Sekunden später vorbei. Sein Brustkorb hob sich noch ein letztes Mal. Ein letzter schwerer Atemzug. Ein letztes Röcheln. Ein letzter Augenaufschlag. Die Hand des Jungen sank zu Boden und er ließ sie allein.
 

Für immer.
 


 

So, hier ist das neue Kapitel. Ich hoffe, ihr mögt mich jetzt noch, obwohl ich so gemein bin. Aber das war leider wichtig für den Verlauf der Story. Wir lesen uns dann wieder beim nächsten Kapitel.

Die Ungewissheit

„Hey Tobias“, rief Toshiro und kam neben dem Kuchiki zum stehen. „Wo sind die Anderen? Sonst kommen wenigstens immer Alice und Tyson pünktlich, aber jetzt alle Drei?“, fragte der Weißhaarige und Tobias zuckte nur mit den Schultern.

„Keine Ahnung. Vielleicht hat Carina die Wette verloren und will aus Angst vor Alice nicht kommen. Und deswegen suchen Alice und Tyson sie jetzt.“
 

Plötzlich ertönte hinter den Jungs die Stimme von Alice. „Hey“, rief sie und lief auf sie zu. Sie war merkwürdig blass im Gesicht und ihre Haare waren auch nicht wie immer ordentlich zusammengebunden, sondern standen wirr vom Kopf ab.

„Sagt mir bitte, dass ihr Carina und meinen Bruder heute schon gesehen habt“, keuchte sie und sah die Beiden bittend an. Sofort beschlich Tobias ein ungutes Gefühl.
 

„Wieso fragst du?“, erkundete sich Toshiro verwirrt, während Alice sich die Haare raufte.

„Tyson musste doch als Zeuge mit Carina gehen. Als ich heute Morgen aufgewacht bin, war er noch nicht wieder da. Also bin ich zu Kukaku gegangen und die hat gesagt, dass sie Carina heute auch noch nicht gesehen hätte. Sie hat vermutet, dass sie schon zu euch gegangen wäre, aber das ist anscheinend noch nicht der Fall gewesen.“
 

Jetzt wich auch langsam die Farbe aus den Gesichtern der Jungen. Was, wenn den Beiden etwas passiert war? Tobias wurde ganz schlecht bei dem Gedanken. Er überlegte hin und her, schließlich seufzte er und kam zu einem schweren Entschluss.

„Es nützt alles nichts“, sagte er und seine Freunde schauten verwundert auf. „Ich werde nach Seireitei gehen und einen Shinigami holen, der die Beiden suchen soll.“
 

„Kannst du das denn?“, fragten Alice und Toshiro gleichzeitig und der Angesprochene nickte. „Als Kuchiki werden sie meine Bitte nicht einfach ignorieren können. Ich kann nur hoffen, dass meine Eltern davon nichts mitbekommen. Wartet hier. Ich komm so schnell ich kann wieder zurück.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und sprintete zurück nach Hause. Hoffentlich kam er nicht zu spät.
 

Sie bewegte sich nicht. Keinen Millimeter. Der tote Körper, der vor ihr lag, war das Einzige, was sie wahrnahm. Ihr war kalt und ihr Fuß schmerzte immer noch schrecklich, doch es war ihr egal. Tyson war tot. Er lag tot vor ihr und er würde nie wieder zurückkommen. Wie sollte sie das nur Alice erklären? Hätte sie nicht so großspurig geredet, dann wäre Alice niemals die Idee zu dieser blöden Mutprobe gekommen. Dann wären sie nie in den Wald gegangen und wären keinem Hollow begegnet. Wenn sie nicht so dumm gewesen wäre, dann könnte Tyson noch leben. Und jetzt war es zu spät.
 

Nie würde sich sein Traum, ein Shinigami zu werden, erfüllen. Niemals würden sie zu fünft die Shinigami-Akademie besuchen und zusammen für ihren Abschluss trainieren. Alles war in dem Moment gestorben, als Tysons Herz aufgehört hatte zu schlagen.

Und es war allein ihre Schuld.
 

In der Nähe wurden Stimmen laut, doch Carina war wie in Trance. Selbst, als sich zwei Hände auf ihre Schultern legten und sie sanft von Tyson wegzogen, bewegte sie sich nicht. Wozu auch? Was würde das schon ändern?
 

Der Shinigami lehnte sie an einen der umliegenden Bäume, während ein paar andere Männer Tysons Körper untersuchten. Der Shinigami vor ihr sprach sie an, doch sie antwortete nicht. Was sollte sie schon antworten? Dann untersuchte er ihren Knöchel.
 

Tobias konnte sich nicht daran erinnern, jemals in seinem Leben so gerannt zu sein. Sein Herz pochte heftig und unregelmäßig gegen seine Brust, als er durch den Wald lief. Viele Fragen schossen ihm durch den Kopf. Ging es seinen Freunden gut? Warum waren sie immer noch im Wald? Was war gestern Nacht passiert?
 

Endlich rückten Shinigami in sein Blickfeld. Dann sah er Carina. Sie wurde von einem Shinigami aus der 4. Division verarztet und er atmete erleichtert aus. Es schien ihr gut zu gehen. „Carina, da bist du ja“, sagte er, doch die Blondine antwortete nicht. Stutzig sah der Kuchiki sie an. Ihr Blick ging ins Leere, sie reagierte nicht auf ihn. Dann erblickte er ihre Hände und ihm war, als würde jegliches Gefühl aus ihm weichen.

Carinas Hände waren voller Blut. Die Flüssigkeit hatte sich in die Ärmel ihres Oberteils gefressen und färbte alles rot.
 

Für einen Moment wurde ihm schlecht, dann stutzte er erneut. Carina hatte an den Händen keinerlei Verletzungen. Wo kam der Lebenssaft nur her?

Mit einem unguten Gefühl im Bauch drehte er sich zu den anderen Shinigamis um, die anscheinend irgendetwas am inspizieren waren. Langsam kam er näher, nur um entgeistert auf den entstellten Körper seines Freundes zu blicken. „Nein. Nein“, stammelte er und trat ein paar Schritte zurück.
 

Seine Augen mussten ihm einen Streich spielen. Ja genau, wahrscheinlich musste er nur mal wieder zum Augenarzt. Tyson konnte da nicht liegen. Er konnte nicht tot sein. Gestern hatte er doch noch mit Tobias geredet. Sie hatten gespielt, trainiert und gelacht.

Tobias stürzte nach vorne und umfasste Tysons Gesicht mit beiden Händen. „Tyson“, sagte er und schluckte hart, denn sein Hals war wie ausgetrocknet. „Komm schon, steh auf. Das ist nicht witzig. Na komm schon!“ Zum Ende seines Satzes wurde seine Stimme immer piepsiger, doch auch er wehrte sich nicht, als er von der Leiche weggezogen wurde.
 

„Kuchiki-san“, wurde er angesprochen. „War das ein Freund von Ihnen?“

Zaghaft nickte er. Momentan war dem Schwarzhaarigen alles egal. Selbst wenn seine Eltern hiervon Wind bekommen sollten, was war das gegen die Tatsache, dass hier einer seiner besten Freunde vor ihm lag und niemals wieder aufstehen würde?
 

^^ Wenige Stunden später ^^
 

Da saßen sie nun. Der Kuchiki und die Shihoin saßen an dem westlichen Tor, das nach Seireitei führte. Tobias hatte die Shinigamis über Tyson und Carina informiert und nun hatten sie sich zu den Familien aufgemacht.

Carina hatte bisher noch kein Wort gesagt und das machte dem 10-Jährigen Angst. Würde Carina nie wieder ein Wort sagen? Würde sie vielleicht nie wieder die Alte werden? Der Vorfall würde sie natürlich alle verändern, aber hatte es Carinas Innerstes so zerstört, dass von ihrem eigentlichen Ich nichts mehr übrig war?
 

Zögerlich legte er seine Hand auf ihre. Sie war eiskalt. Carina zeigte keine Reaktion, nicht mal eine kleine Regung. „Kukaku wird bestimmt gleich kommen. Es wird alles gut Carina“, wisperte er, versuchte sie aufzuheitern, obwohl ihm selbst nicht besondern danach war. Auf einmal hatte er das Bedürfnis, sich selbst zu schlagen. Wie konnte er nur so etwas sagen? Wie konnte er nur so tun, als sei er sicher, dass alles wieder gut werden würde? Er war ja so ein verdammter Besserwisser.
 

Plötzlich horchte er auf. Das Klackern von zwei Getas war zu hören und in einiger Entfernung konnte man Kukaku sehen, die in der Begleitung der Shinigamis näher kam. Tobias schluckte, als er den Blick der Frau auffing. Da lag keine Erleichterung drin, nicht einmal Sorge oder Freude. Nein, das war eiskalte Wut. Ihre Stimmung war anscheinend auch den Shinigamis aufgefallen, denn sie begleiteten sie in einem gebührenden Abstand.
 

Carina sah auch nicht auf, als ihre angebliche Mutter vor ihr zum Stehen kam.

Ein einzelnes Geräusch durchdrang die Stille. Beinahe sofort rötete sich Carinas rechte Wange und Tobias fassungsloser Blick wechselte zwischen Kukaku und der Verwundeten hin und her.
 

Dann sprang er auf. Nun verwandelte sich sein Gefühl von Trauer in Wut. „Wie können Sie nur? Ihre Tochter ist wahrscheinlich die ganze letzte Nacht durch die Hölle gegangen und anstatt ihr zu helfen, schlagen Sie sie? Sagen Sie mal, geht’s noch?“ Er wollte dieser Frau noch weitere Beleidigungen an den Kopf werfen, doch dann wurde er unterbrochen.
 

„Ist…ist schon okay, Tobias“, murmelte Carina. Nun wünschte sich der Kuchiki doch, dass sie geschwiegen hätte, denn ihre Stimme war anders als sonst. Sie klang so leer, ohne Gefühle, nicht einmal ein Hauch Verzweiflung war zu hören. Langsam stand sie auf und obwohl ihr Fuß höllisch wehtun musste, ging sie an ihm vorbei und Kukaku begleitete sie.
 

Tobias senkte nun ebenfalls seinen Blick. Leise und ungehört tropften seine Tränen zu Boden, während er verzweifelt versuchte, seine Schluchzer zu dämpfen, die nun seinen Körper erbeben ließen.
 

„Nein. Gar nichts ist okay, Carina.“

Schreckliche Erkenntnis

Hi

Ich wünsche euch allen viel Spaß beim lesen!

Es ist nur schade, dass ich keine Ahnung habe, ob ihr die FF gut findet oder nicht.

Liebe Grüße!

LadyShihoin
 

Auf dem gesamten Weg zum Hause der Shibas herrschte eisiges Schweigen. Wenigstens momentan konnte Carina klar denken, denn bei jedem Schritt begleitete sie ein heftiger Schmerz, ausgehend von ihrem Knöchel. Ihre Gedanken kehrten immer wieder zu Tyson und zu dem Hollow zurück. Sie konnte sich einfach nicht erklären, was passiert war. Warum war sie unverletzt und Tyson war seinen schweren Verletzungen erlegen? Warum hatte der Hollow sie verschont? Was war nur geschehen, während sie bewusstlos gewesen war? Der Einzige, der es wusste, war Tyson und er konnte es ihr nicht mehr erzählen.
 

Ganju öffnete ihnen die Tür und sein Blick drückte pures Mitleid aus. Er wusste wie es war, einen geliebten Menschen zu verlieren. Carina presste ihre Lippen fest zusammen. Sie hasste Mitleid. Sie konnte es einfach nicht ausstehen, wenn sie jedem ansah, dass sie demjenigen Leid tat.
 

Plötzlich wurde sie hart an den Schultern gepackt und ein wenig nach vorne gerissen. Kukaku hatte sich so hingekniet, dass sie nun auf derselben Höhe waren. Carina versuchte, dem bohrenden Blick auszuweichen, der nur noch mehr Schuldgefühle in ihr auslöste. Sie hatte ihrer Mutter doch versprochen, sich zu benehmen und auf sich aufzupassen. Und auch, wenn Kukaku es nicht zeigte, wusste sie, dass die Schwarzhaarige sich Sorgen um sie gemacht hatte.
 

„Sieh mich an, Carina“, fuhr Kukaku sie scharf an, sodass Angesprochene stark zusammenzuckte. Als sie ihren Kopf drehte und Kukakus Bitte nachkam, begann die Einarmige zu sprechen.

„Du kannst froh sein, dass du nur mit einem verstauchten Knöchel davon gekommen bist. Dein Freund hatte nicht so viel Glück. Hast du eigentlich überhaupt mal nachgedacht, bevor ihr in den Wald gegangen seid? Und das auch noch mitten in der Nacht? Was hätte ich Yoruichi erzählen sollen, wenn mit dir dasselbe passiert wäre, wie mit Tyson?“
 

Jedes Wort bohrte sich tiefer in ihr ohne hin schon verletztes Herz. Und das Schlimmste war, dass Kukaku mit allem, was sie sagte, Recht hatte. Sie hatte nicht nachgedacht, weder über die Gefahren, noch über die Konsequenzen. Es war alles ihre Schuld. Nur, weil sie Alice unbedingt beweisen wollte, dass sie mutig und stark war. Aber sie war nichts von Beidem.
 

Doch im Gegensatz zu ihrem Bruder hatte Kukaku kein Mitleid, sie war unerbittlich. „Du gehst jetzt in dein Zimmer und denkst darüber nach, was du getan hast“, sagte sie so ruhig, wie es ihr momentan möglich war, denn sie hätte dieses Kind am liebsten angeschrieen.

Carina erwiderte nichts, sondern humpelte nur in ihr Zimmer, wo sie sich langsam auf ihr Bett setzte. Dann vergrub sie den Kopf in den Händen, während sie sich bewusst wurde, dass sie alles vermasselt hatte. Einfach alles.
 

Es vergingen mehrere Wochen, ohne, dass sie mit irgendjemandem sprach. Sie befand sich nur auf ihrem Zimmer, meistens damit beschäftigt, an die Decke zu starren. Lediglich zum Essen und um auf die Toilette zu gehen, verließ sie ihr persönliches Gefängnis. Tobias hatte sie zusammen mit Toshiro besucht, aber sie konnte es nicht. Sie konnte den Beiden nicht einmal in die Augen sehen und kein Ton verließ ihre Lippen. Die beiden Jungs erzählten ihr, dass sie bei Alice zu Hause gewesen waren, aber Alice Mutter hatte ihnen gesagt, dass Alice sich in ihr Zimmer eingeschlossen hatte und seit Tagen nicht mehr herausgekommen war. Sie würde unter Schock stehen.
 

„Verständlich“, dachte die Shihoin und schloss verzweifelt die Augen. Wie konnte sie Alice je wieder unter die Augen treten?
 

Egal, was auch passierte, irgendwann musste man sich der Realität stellen. So auch Carina. Diese wusch sich gerade das Gesicht und trocknete sich ab, als sie ein Geräusch vernahm. Als sie aufsah, erstarrte sie. Im Spiegel, in den sie nun sah, sah sie Alice.
 

„Alice“, hauchte sie schwach, denn ihre Stimmbänder waren das Sprechen nicht mehr gewohnt. Langsam drehte sie sich um und betrachtete ihre beste Freundin, die sie ebenfalls nur zögerlich ansah. Von dem lebensfrohen Mädchen war so gut wie nichts mehr übrig. Die Schwarzhaarige war blass, hatte gerötete Augen und unter eben diesen tiefe Ringe. Sie sah so aus, wie Carina sich fühlte.
 

Zuerst herrschte Schweigen. Keiner von ihnen wusste anscheinend, was er sagen sollte. Dann erhob Alice endlich das Wort und Carina konnte kaum glauben, was sie da hörte. „Es tut mir leid, Carina. Es ist alles meine Schuld!“ Angesprochene beobachtete entgeistert, wie ihre Freundin vor ihr auf die Knie sank und begann, herzzerreißend zu schluchzen.

Dann sprach sie so schnell weiter, dass Carina zuerst Probleme hatte, sie zu verstehen.
 

„Wäre ich nicht auf diese blöde Idee mit der Mutprobe gekommen, dann wären du und Tyson niemals in diesen Wald gegangen. Wenn ich nicht gewesen wäre, dann…dann würde Tyson vielleicht noch leben. Wegen mir ist mein Bruder tot und du musstest so viel Schlimmes durchmachen. Ich weiß, dass ich deine Freundschaft nicht mehr verdiene, aber ich bitte dich. Bitte hass mich nicht“, heulte sie hemmungslos und sah nun nach oben.
 

„Was redest du denn da?“, schrie nun die Blondine und kniete sich zu dem weinenden Mädchen. Dann packte sie sie fest an den Schultern. „Ich soll dir verzeihen? Es gibt nichts zu verzeihen Alice, denn immerhin ist es doch alles meine Schuld. Nur wegen mir sind Tyson und ich doch in den Wald gegangen. Wie kannst du dir nur die Schuld daran geben?“
 

Nun heulten sie Beide und ehe sie sich versahen, lagen sie sich gegenseitig in den Armen und gaben sich Halt. „Ich dachte, du würdest mich hassen“, schluchzte Alice und Carina schüttelte nur den Kopf. „Ich könnte dich doch niemals hassen Alice.“ Nachdem sie sich endlich wieder halbwegs beruhigt hatten, standen sie auf und gingen in Carinas Zimmer.

„Ich habe dir nie die Schuld gegeben Carina. Nur mir selbst und diesem verdammten Hollow. Du darfst nicht denken, dass du Schuld bist. Du hättest den Hollow niemals besiegen können. Ich bin nur froh, dass du noch lebst“, sagte die Schwarzhaarige und die Angesprochene sah zu Boden, bejahte jedoch Alices Entscheidung. Innerlich gab sie sich jedoch immer noch die Schuld. Diese Bilder würde sie nie vergessen. So lange sie lebte.
 

„Du…du scherzt doch, Kukaku“, flüsterte Yoruichi aufgebracht, während sie mittlerweile leichenblass war. „Sehe ich aus, als würde ich Scherze machen?“, fragte die Schwarzhaarige mürrisch und zog tief an ihrer Pfeife. Der Shihoin wurde schlecht, als sie realisierte, wie knapp ihre Tochter mit dem Leben davon gekommen war.

„Mittlerweile hat sie sich wieder etwas erholt. Sie geht wieder vor die Tür und trifft sich mit ihren Freunden.“ „Ich kann nicht glauben, dass sie das so leicht wegsteckt“, sagte Yoruichi. „Immerhin wurde einer ihrer besten Freunde vor ihren Augen von einem Hollow getötet. So schnell würde kein Kommandant das wegstecken.“
 

Carina gähnte zufrieden, als sie vom Training mit ihren Freunden zurückkehrte. Sie waren um die Wette gerannt und sie hatte sogar gewonnen. Tobias war zwar zuerst wegen ihrem Knöchel dagegen gewesen, aber sie hatte ihm versichert, dass die Wunde mittlerweile verheilt war. Das Training lenkte sie wenigstens von Tyson ab. Auch wenn es sie schwer bedrückte, dass sie immer noch kein Reiatsu hervorgebracht hatte.
 

Müde zog sie die Haustür auf und wäre beinahe in ihre Mutter hineingelaufen, aber diese trat noch rechtzeitig einen Schritt zur Seite. „Mama“, sagte das Mädchen verblüfft und blinzelte verwirrt. Stimmt, sie hatte den anstehenden Besuch ihrer Mutter total vergessen. Das war ihr wirklich noch nie passiert.

Auch Yoruichi blinzelte kurz, dann füllten sich ihre Augen beinahe sofort mit Mitleid. Carina presste ihre Lippen fest zusammen. Oh, wie sie diesen Blick doch nur hasste.
 

Doch sie hatte gar nicht die Zeit, sich großartig darüber aufzuregen, denn sogleich wurde sie von ihrer Mutter in eine Umarmung gezogen. Fast hätte die 11-Jährige nachgegeben, doch dann besann sie sich eines Besseren.

„Hey, du erdrückst mich ja. Mir geht’s gut. Ehrlich. Mach dir keine Sorgen.“
 

Die ehemalige Kommandantin löste sich von ihrer Tochter und sah Carina intensiv in die Augen, die genauso katzengelb waren, wie ihre Eigenen. „Carina“, sagte sie ruhig, „du musst dich nicht verstellen. Für niemanden.“

„I-ich weiß nicht, was du meinst. Ich mein es Ernst. Mir geht’s gut. Alice und wir Anderen trainieren momentan und wir haben wirklich viel Spaß. Wenn wir so weitermachen, dann werden wir bestimmt bald auf die Shinigami-Akademie gehen können.“
 

Yoruichis Gesichtszüge verhärteten sich und sie schien nach den richtigen Worten zu suchen. „Carina, du…“, sie legte ihr die Hände fest auf die Schultern.
 

„Du kannst gar kein Shinigami werden.“

Der Bruch

Ich wünsch Euch allen fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahre^^ Feiert schön. Jetzt aber zum neuen Kapitel.
 

Yoruichis Gesichtszüge verhärteten sich und sie schien nach den richtigen Worten zu suchen. „Carina, du…“, sie legte ihr die Hände fest auf die Schultern.
 

„Du kannst gar kein Shinigami werden.“
 

Carina entgleisten die Gesichtzüge und für einen Moment befand sich kein Gedanke in ihrem Kopf. Was hatte ihre Mutter da gerade gesagt? „Was…was soll das bitteschön heißen? Das ist nicht witzig, Mama“, sagte sie und hörte sich selbst lachen, obwohl ihr überhaupt nicht danach war.
 

„Hör zu“, sagte Angesprochene ruhig und ihre Worte taten Carina fast körperlich weh. „Um ein Shinigami werden zu können, brauchst du jede Menge Reiatsu. Die Kommandanten und Vizekommandanten der Soul Society können ganz genau das Reiatsu von Personen spüren, so auch ich. Und bei dir spüre ich gar nichts.“

Der letzte Satz war für Carina wie ein Schlag ins Gesicht. Konnte sie deswegen keine Kugeln bilden, so wie ihre Freunde? War das etwa der Grund? Nein, das dürfte einfach nicht wahr sein.
 

„Das kann nicht sein. Das glaube ich dir nicht“, sagte das Mädchen aufgebracht und vollkommen panisch. Es musste eine andere Erklärung dafür geben. „Glaubst du wirklich, ich würde dich anlügen?“, sagte Yoruichi ruhig und das war der Tropfen, der das Fass bei Carina zum Überlaufen brachte. Das ganze letzte Jahr hatte sie die Lügerei ihrer Mutter geduldet und jetzt sagte eben diese, sie würde sie nicht anlügen. Energisch riss sie sich von Yoruichi los und schrie sie wütend an. „Warum denn nicht? Eine Lüge mehr oder weniger schadet doch niemandem. Papa lügst doch auch schon seit 11 Jahren an.“
 

Sogleich wurde ihr bewusst, dass sie sich verplappert hatte. Die Blondine erstarrte, ebenso wie Yoruichi. „Woher weißt du das?“, brachte die Ältere nach längerem Schweigen hervor und sah ihren Sprössling intensiv an. Doch innerlich beantwortete sie sich ihre eigene Frage schon selbst. „Du hast uns belauscht“, stellte sie fest, dann seufzte sie. „Carina, hör mir zu. Es gibt Gründe dafür, die ich dir jetzt leider nicht erklären kann. Aber glaub mir, es ist wirklich nur zu deinem Besten!“
 

„Ach ja? Du rückst es dir auch immer so zurecht, wie du es gerne hättest, nicht wahr? Spar es dir einfach, okay? Ich hab auf deine Lügen keine Lust mehr. Hau doch einfach wieder ab. Hau ab und komm am Besten auch nicht mehr wieder.“ Beim letzten Satz liefen ihr Tränen über die Wangen, aber es war ihr egal. Ihr Leben war ein einziger Scherbenhaufen. Sie schniefte, dann drehte sie sich um und ging in die entgegen gesetzte Richtung.
 

Yoruichi hätte sie nur zu gerne aufgehalten, aber Carinas Worte hatten sie schwer getroffen und sie wusste nicht, was sie ihr sagen sollte. Wütend schlug sie gegen die Wand neben sich, sodass diese leichte Risse bekam. Warum machte sie immer alles falsch?
 

„Carina?“, verblüfft stand Toshiro in der Tür und sah das Mädchen vor ihm an. „Was machst du denn um diese Uhrzeit noch hier?“, sagte er. Carina war froh, dass er sie nicht über die Tränenspuren, die sich immer noch auf ihrem Gesicht befinden mussten, ausfragte. „Kann…kann ich vielleicht heute Nacht bei dir schlafen, Toshiro? Zu Hause ist gerade etwas ungünstig.“ Der Weißhaarige blinzelte verwirrt, bevor er nickte. „Klar, kein Problem. Ich muss nur noch meine Oma fragen, aber die hat bestimmt nichts dagegen. Komm rein!“
 

Nun schlief sie schon extra nicht zu Hause und dann konnte sie dennoch kein Auge zu machen. Natürlich zog sie es in Betracht, dass sie sich kindisch verhielt, aber sie war so wütend. Oder vielmehr enttäuscht. Ihre Mutter hatte sie belogen und wenn Carina sie nicht damals belauscht hätte, würde sie immer noch im Dunkeln tappen. Bisher hatte sie immer gedacht, dass Schmerz, Trauer oder Zorn die schlimmsten Gefühle wären, aber sie hatte sich geirrt. Enttäuschung tat viel mehr weh, als alles andere, was sie bisher erlebt hatte. Das und die Gewissheit, dass ihr ganzes Leben ein einziges Chaos war.
 

Am nächsten Morgen ging es ihr kaum besser und so langsam begann Toshiro, sich Sorgen zu machen. Er war so erleichtert gewesen, dass Alice und Carina sich nach Tysons Tod wieder gefangen hatten und jetzt sah das Mädchen neben ihm aus, als wäre Tyson ein zweites Mal gestorben.
 

„Jetzt sag schon endlich, warum du aussiehst, als würde jeden Moment die Welt untergehen“, sagte Tobias genervt, denn Carinas schlechte Laune schlug auch ihm langsam aufs Gemüt. „Hat Kukaku mal wieder etwas angestellt?“, fragte Toshiro. „Ich meine, du wirst wohl einen Grund gehabt haben, bei mir und nicht zu Hause zu schlafen, oder?

„Es ist alles in Ordnung. Im Moment ist zu Hause alles etwas schwierig.“ „Wenn Kukaku nicht kapiert, was sie an dir hat, dann kann ich ihr auch nicht helfen“, sagte Alice, in der Hoffnung, Carinas Laune heben zu können. Doch natürlich war ihre beste Freundin immer noch tief deprimiert.
 

„Nehmt es mir nicht übel Leute, aber ich wäre jetzt gerne etwas allein“, murmelte die Shihoin und drehte ihren Freunden den Rücken zu. Die Clique sah sich fast schon verzweifelt an, bis Alice den Kopf schüttelte und die Jungs stumm aufforderte, dem Wunsch der 11-Jährigen nachzukommen. Innerlich aber hätten die Drei am liebsten geschrieen. Was sollten sie nur tun, um die alte Carina wiederzuholen?
 

Die nächsten Tage waren kaum besser. Carina ließ sich kaum blicken, weder bei ihren Freunden, noch zu Hause. Immer wenn sie spät abends wieder kam, legte sie sich sofort schlafen, um ihrer Mutter und somit einem Gespräch aus dem Weg zu gehen. An einem Montagmorgen kam Kukaku zu ihr ins Zimmer, während das Mädchen sich gerade anzog. Zuerst schwieg die Schwarzhaarige, dann entwich ein einzelner Seufzer ihrem Mund.
 

„Mir kann’s ja eigentlich egal sein, aber falls du vorhast, noch mal mit Yoruichi zu reden, dann solltest du das jetzt machen.“ Die Blondine wusste, dass die Shiba auf die mal wieder anstehende Abreise ihrer Mutter anspielte, doch es gab nichts, was sie ihr noch zu sagen hatte. „Ich gehe spazieren“, sagte sie lediglich und verließ das Haus mit schnellen Schritten. Es kam natürlich wie es kommen musste.
 

Yoruichi stand ein wenig abseits vom Haus, aber Carina erkannte sie auf den ersten Blick. Aber das Einzige, was sie fühlte war, dass sich ihre Kehle eng zusammenschnürte. Ihre Blicke trafen sich und die Ältere biss sich auf die Lippe. Carinas verletzter Blick traf sie und sie hätte ihre Tochter so gerne in die Arme genommen.

Ihr gesagt, dass alles wieder gut werden würde.

Ihr gesagt, dass sie wieder alles gut machen würde.
 

Doch so schnell sich ihre Blicke getroffen hatten, so schnell war es auch schon wieder vorbei. Carina wandte den Kopf ab und beschleunigte ihre Schritte. Die Violetthaarige sah ihr nach und das Letzte, was sie sah, war wie ihre Tochter hinter einer Straßenbiegung verschwand.

„Vergib mir Carina“, murmelte sie und ihre sonst so starke Fassade bröckelte, als ihre Augen sich mit Tränen füllten. Vielleicht wurde es wirklich Zeit, dass sie mit Kisuke redete.

Blick nach vorne

Sobald die 11-Jährige außer Sichtweite ihrer Mutter war, begann sie zu rennen. Sie rannte vorbei an Häusern, an Bäumen und an Menschen, die ihr verwundert hinterher sahen.
 

Du kannst gar kein Shinigami werden. Du kannst gar kein Shinigami werden. Du kannst gar kein Shinigami werden. Dieser verfluchte Satz geisterte am laufenden Band in ihrem Kopf herum und ließ ihr einfach keine Ruhe. Was hatte sie nur falsch gemacht? Was war falsch an ihr, dass sie kein Reiatsu besaß?
 

Keuchend blieb das Mädchen auf einer kleinen Lichtung stehen, wo ihre Freunde und sie immer trainiert hatten, doch jetzt war sie leer und verlassen, genau wie sie selbst. Das konnte doch nicht ihr Schicksal sein. Sollte sie auf ewig dazu verdammt sein, hier in Rukongai vor sich hin zu vegetieren?
 

Voller Verzweiflung ließ sie sich auf die Knie sinken und schlug mit ihrer Faust auf den harten Boden. „Nein. Nein. Nein“, schrie sie, immer und immer wieder, bis sie die Kraft verließ und sie einfach nur noch da saß, wie ein kleines Häufchen Elend.
 

Erneut erinnerte sie sich an das Versprechen, das sie ihren besten Freunden gegeben hatte und sie stellte sich vor, was zwangsweise passieren musste. Bald würden Alice, Toshiro und Tobias alle auf die Shinigami-Akademie gegangen sein und sie wäre ganz allein. Allein.
 

Das kalte Gefühl der Angst legte sich um sie, es war genauso wie in der Nacht, die ihr immer noch Albträume bescherte. Carina hob ihre Faust, betrachtete sie und biss die Zähne zusammen. „Nein, das…das darf nicht passieren“, keuchte sie, während dieses Gefühl in ihrem Körper immer stärker wurde. Plötzlich fühlte es sich an, als würde irgendwo in ihrem Kopf ein Schalter umgelegt werden. Überall in ihrem Körper nahm sie ein seltsames Kribbeln wahr.
 

„Was…ist das?“, murmelte sie überrascht, denn dieses Gefühl war sowohl angenehm, als auch unangenehm. „Du willst wissen, was das ist?“, ertönte hinter ihr plötzlich eine einzelne Stimme und Angesprochene drehte sich hastig um.

Vor ihr stand Tobias, die Arme vor der Brust verschränkt und grinste sie überglücklich an.

„Das…“, sagte er und zeigte mit einem Finger seiner rechten Hand auf die Shihoin, „das ist Reiatsu. Du hast es endlich geschafft, Carina!“
 

Während der Kuchiki redete und Luftsprünge vollführte, sah Kisukes Tochter auf ihre Hände hinab, die immer noch stark kribbelten, als wären sie eingeschlafen. „Reiatsu?“, flüsterte sie ungläubig, doch dann traf es sie wie ein Schlag. Reiatsu! Sie hatte wirklich Reiatsu. Ihre Mutter hatte sich getäuscht. Sie war doch in der Lage ihren Traum zu verwirklichen.
 

Jetzt musste sie ebenso breit grinsen wie Tobias. Das, da war sie sich sicher, würde ihr Leben verändern.
 

Nach wenigen Tagen hatte auch sie es geschafft, eine Reiatsukugel zu erzeugen und auch Alice und Toshiro freuten sich mit ihr. Doch für Carina blieb es dennoch ein Rätsel. Wie hatte ihre Mutter sich so irren können? Und warum zeigte sich ihr Reiatsu erst jetzt? „Kann mir eigentlich egal sein. Hauptsache ist doch, dass ich ein Shinigami werden kann“, dachte sie aufgeregt und begann, einen Plan zu schmieden.
 

Bisher wusste niemand, außer ihren drei Freunden, von ihrem Glück, auch Kukaku und Ganju nicht. Und genau das war ihr Vorteil. Lange hatte sie über ihr Vorhaben nachgedacht, aber jetzt war sie sich ganz sicher, dass sie es auf jeden Fall durchziehen wollte.
 

„Und? Was willst du denn mit uns besprechen?“, fragte Alice neugierig, während sie sich in einen bequemen Schneidersitz setzte. Die Vier saßen in einem Kreis in Alice Zimmer und warteten gespannt auf die Nachricht ihrer Freundin.

Carina machte ein ernstes Gesicht, dann sagte sie seelenruhig:

„Ich werde übermorgen nach Seireitei gehen und mich an der Shinigami-Akademie anmelden.“
 

Zuerst herrschte Stille, dann schrieen drei von vier Personen ein lautes „WAS??“

„Meinst du das Ernst?“, fragte Alice total überfordert, während Toshiro und Tobias einfach nur sprachlos waren.

„Ich habe wirklich lange darüber nachgedacht und ich meine es wirklich ernst. Ich glaube, dass ich bereit bin auf die Akademie zu gehen. Und deshalb wollte ich euch fragen, ob…na ja, ob ihr mich begleiten möchtet.“
 

Wie zu erwarten kam Alice Antwort wie aus der Pistole geschossen. „Das fragst du noch? Natürlich komme ich mit.“ Carina lächelte und ein Stein fiel ihr vom Herzen. Alice hatte sie schon mal auf ihrer Seite. Jetzt fehlten nur noch die Jungs. Tobias blinzelte mehrere Male, bevor er leise seufzte und sich am Kopf kratze. „Meine Eltern werden mich zwar umbringen, wenn ich Ihnen das erzähle, aber ich lasse dich und Alice bestimmt nicht alleine gehen.“ Carina hätte vor Freude beinahe laut aufgequietscht.
 

„Ich kann nicht“, sagte Toshiro in diesem Moment und Carinas Freude sackte in den Keller. „Was? Aber warum?“, fragte sie den Weißhaarigen aufgebracht. „Versteht mich nicht falsch. Ich werde natürlich irgendwann nachkommen, aber jetzt geht es wirklich nicht. Momo ist doch jetzt schon auf der Akademie und wenn ich jetzt auch noch gehe, ist meine Oma ganz alleine. Das will ich einfach nicht. Aber glaubt mir, ich werde auf jeden Fall ein Shinigami. Das verspreche ich euch.“
 

Tobias, Alice und Carina sahen ihren Freund an, dann nickten sie widerwillig. Es war Toshiros Entscheidung, auch wenn es ihnen selbst nicht in den Kram passte. „Na dann gehen wir es an“, sagte Alice zuversichtlich.
 

Zwei Tage später war es endlich so weit. Es war noch mitten in der Nacht, als Carina das Haus der Shibas verließ. Nachdem sie einige Meter gegangen war, drehte sie sich ein letztes Mal um. „Danke Kukaku. Für Alles“, dachte sie und eilte zu Alice, die schon auf sie wartete, zusammen mit dem Kuchiki, der sie nach Seireitei führen wollte.

„Und? Ist alles nach Plan gelaufen?“, fragte Tobias und Carina nickte. „Jap, mich hat keiner gesehen. Und wie ist es bei dir gelaufen?“
 

Der Schwarzhaarige seufzte. „Nun ja, meine Eltern waren nicht begeistert, aber das war mir ja sonnenklar. Für einen Kuchiki ziemt es sich doch nicht, auf die Akademie zu gehen. In ein paar Jahren könnte ich doch einfach direkt in die Gotei 13 gehen. Bla bla bla. Das Übliche halt. Letztendlich habe ich sie vor die Wahl gestellt. Entweder die Akademie oder ich werde gar kein Shinigami. Da waren sie plötzlich sehr angetan von meine Idee.“ „Hört sich ja klasse an“, schnaubten Carina und Alice synchron und alle Drei lachten.
 

„Glaubt ihr, wir sind wirklich bereit dafür?“, fragte Carina nun und Tobias lachte. „Also, es war immerhin deine Idee. Deine Zweifel kommen ein wenig spät, findest du nicht?“ Carina brummte leise und Alice stimmte Tobias zu. „Keine Sorge. Wir müssen nur die Aufnahmeprüfung bestehen und dann sind wir dabei.“
 

Als sie tatsächlich vor der Akademie standen, kamen die beiden Mädchen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. „Beeindruckend, nicht wahr?“, fragte der Schwarzhaarige und ging voraus. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten sie endlich den Raum, wo alle Anträge bearbeitet wurden. Während Tobias mit einem Akademiker sprach, sahen Carina und Alice sich neugierig um. Alles wirkte so riesig, so unvorstellbar groß.
 

„Seit ihr Beiden bald mal fertig mit Starren?“, fragte Tobias belustigt und Alice streckte ihm keck die Zunge heraus. „Wir sehen so was Großes eben nicht jeden Tag.“ „Dann solltet ihr mal das Kuchiki Anwesen sehen“, murmelte Tobias und streckte sich, ebenfalls ein wenig nervös. „Wir machen die Prüfung nacheinander. Ich komm als Erster dran, dann du Carina und Alice bildet den Schluss.“
 

Ein älterer Mann führte sie vor eine Tür, vor der einige Stühle standen. „Viel Glück. Du machst das Ding doch mit Leichtigkeit“, sagte Carina und klopfte Tobias aufmunternd auf die Schulter.“ „Wird schon irgendwie“, sagte er und verschwand in dem Prüfungsraum. Und die beiden Mädchen warteten, während sie in Gedanken bei ihrem Freund waren.
 

„Er ist jetzt schon seit 15 Minuten da drin. Wie lange sowas wohl dauert? Oh, ich werde bestimmt durchfallen“, verzweifelte Carina und ging unruhig hin und her. Alice seufzte schwer. „Carina, wie schon gesagt, deine Zweifel kommen ein wenig spät. Und jetzt setz dich endlich hin, du machst mich sonst noch total irre!“

Just in diesem Moment öffnete sich die Tür und Tobias trat mit einem neutralen Gesichtsausdruck hinaus. Jetzt stand auch Alice auf und man hörte ein Doppeltes „Und?“

Der Kuchiki sah zuerst Alice, dann Carina an, bevor sich ein breites Lächeln auf sein Gesicht schlich. „Bestanden“, sagte er und lachte, während Carina und Alice ihm gratulierten.
 

„Na los, jetzt bist du dran, Carina. Das packst du schon“, meinte er und schubste sie in Richtung Tür. Angesprochene nickte, atmete langsam aus und betrat dann den Prüfungsraum.
 

Alles in allem war es wirklich nicht so schwer, wie sie gedacht hatte. Die Lehrer prüften sie lediglich in den Grundkenntnissen, also in Kido, Zanjutsu, Hakuda und Hoho. Zuerst musste sie eine Reiatsukugel erschaffen, was sie dank Tobias mittlerweile recht gut konnte. Sie musste mit einem Schwert, dann mit ihrer reinen Körperkraft gegen einen Schüler im zweiten Jahrgang antreten, sodass die Prüfer sie bewerten konnten. Schlussendlich endete der Test damit, dass sie auf Zeit eine bestimmte Strecke zurücklegen musste.
 

Als sie wieder heraustrat, stand ihr noch der Schweiß auf der Stirn, aber sie grinste ihre Freunde frech an und stieß die Faust in die Luft. „Ich hab’s geschafft!“, rief sie und wurde von Tobias und Alice beglückwünscht. „Jetzt nur noch du, Alice“, sagte der Schwarzhaarige und Angesprochene nickte, während nun sie ihr Glück versuchte. Natürlich schaffte sie es mit Leichtigkeit, immerhin war sie fast genauso gut geworden wie Tobias.
 

Lachend und vollkommen zufrieden begaben sie sich erneut zu der Annahme und gaben ihre Testergebnisse ab, um sich nun endgültig registrieren zu lassen. Alice und Tobias nannten ohne weiteres ihre Namen, doch Carina wurde ein wenig nervös. „Na, was ist Carina? Sag ihr deinen Namen und fertig ist die Sache“, meinte Tobias.
 

Die 11-Jährige atmete tief ein und schloss die Augen. Dann lächelte sie.

Es wurde Zeit, die Vergangenheit hinter sich zulassen.
 

„Mein Name ist Carina Shihoin!“

Ein neuer Abschnitt

Du bist Yoruichi Shihoin’s Tochter?“, schrie Tobias in einer fast unmenschlichen Lautstärke und Carina konnte lediglich mit den Schultern zucken.

„Erstens. Wer ist diese Yoruichi Shihoin bitteschön? Zweitens. Warum schreist du deswegen so rum? Und Drittens. Warum sind die Akademiker gerade eben voll entsetzt weggerannt und meinten, dass wir hier sitzen bleiben sollen?“, fragte Alice, die mittlerweile schwer genervt aussah.
 

Tobias atmete tief ein und dann aus. „Yoruichi Shihoin war die Kommandantin der 2. Kompanie und der Onmitsukido, zudem war sie das 22. Oberhaupt der Shihoinfamilie, einer der vier Hochadelsfamilien und war die erste Frau in dieser Position. Außerdem…“, Tobias zögerte kurz, dann sprach er es aus, „…außerdem wurde sie vor ca. 95 Jahren aus der Soul Society verbannt.“ Alice blinzelte kurz, dann flog ihr Kopf zu ihrer Freundin herum. „Diese Frau ist deine Mutter?“ Angesprochene zuckte erneut mit den Schultern. „Ich hätte es euch schon viel früher sagen sollen, aber die Geschichte ist…kompliziert“, meinte sie, dann warf sie Tobias ein schwaches Grinsen zu. „Tja Kuchiki, sieht so aus, als wärst du nicht das einzige Mitglied einer Adelsfamilie.“
 

Angesprochener schnaubte kurz, dann erhob er leicht verärgert die Stimme. „Es hätte mir früher auffallen sollen. Du hast ihre Augen.“ „Woher weißt du das?“, fragte Carina mehr als nur irritiert. „Sie hat früher mit meinem Cousin trainiert. Davon gibt es noch Fotos. Da hab ich sie gesehen. Auf mich hat sie unglaublich stark gewirkt, aber das ist ja auch nicht verwunderlich. Immerhin war sie eine Kommandantin.“
 

Die Shihoin senkte ihren Blick. „Das spielt jetzt sowieso keine Rolle mehr. Das hier soll ein Neuanfang sein, ich will alles Vergangene hinter mir lassen. Außerdem denke ich mal, dass das hier der letzte Ort ist, an dem sie nach mir suchen wird.“
 

„Glaubt ihr, dass mit deiner Mutter könnte Ärger geben?“, fragte Alice nervös und schaute Tobias an. „Glaub ich nicht“, antwortete dieser. „Sie können sie nicht für die Verbrechen ihrer Mutter verantwortlich machen, es sei denn, du würdest im direkten Kontakt mir ihr stehen. Dann hättest du wahrscheinlich ein Problem.“
 

„Allerdings“, ertönte hinter den drei Kindern plötzlich eine eiskalte Stimme, die ihnen eine Gänsehaut verschaffte. Tobias schnappte entgeistert nach Luft, als er die Frau, die vor ihm stand, erkannte. Sie war eine eher kleine Frau und trug ihr dunkel blaues Haar lang und zu zwei Zöpfen gebunden. Diese waren mit weißen Bandagen umwickelt. Außerdem trug sie noch einen normalen Haori, der ihren Rang unverkennbar kennzeichnete. Ihr Blick war so kühl, dass Alice hart schluckte und zu ihrem Freund schaute, der aufgebracht einen Namen stammelte. „Tobias, wer ist das?“, flüsterte die Schwarzhaarige stockend, ließ die Kommandantin allerdings nicht aus den Augen. „Das ist die derzeitige Kommandantin der 2. Kompanie und der Onmitsukido. Soi Fon Taicho“, sagte er ausdruckslos und Carina hob erschrocken den Kopf, um die Frau vor sich anzusehen.

Diese verengte ihre schwarzen Augen, als sie in die Augen sah, die auch ihre Mentorin trug. Es gab keinen Zweifel. Dieses Mädchen sagte die Wahrheit.
 

„Soi Fon?“, dachte mittlerweile Carina und biss hart die Zähne aufeinander. Das war sie also. Die Schülerin von Yoruichi. Andauernd hatte diese von ihrem Schützling erzählt und gesagt, wie gut es war, dass ausgerechnet diese ihre Nachfolgerin war. Auch, wenn Carina es natürlich niemals zugeben würde, sie war verdammt eifersüchtig.
 

Die Kommandantin kam näher, vollkommen geräuschlos und unberechenbar. Verschreckt wich Carina zurück, als sie vor ihr zum Stehen kam. Der Taicho war nur ein wenig größer als sie selbst, trotzdem schien sie sie um Meter zu überragen. „Wie ist dein Name?“, fragte Soi Fon kühl und Carinas Atem ging schwerer, als sie das starke Reiatsu ihres Gegenübers fühlen konnte. „C-Carina“, brachte sie zittrig hervor und presste sich gegen die Wand hinter sich. „Soi Fon Taicho, bitte“, fing Tobias an, doch er unterbrach sich, als ein Blick ihn traf, der tödlich sein konnte. „Kuchiki, wenn du etwas sagen sollst, dann werde ich es dir sagen“, meinte die Blauhaarige und richtete ihren Blick wieder auf die 11-Jährige. Ja, sie war definitiv Yoruichis Kind, die Augen waren Beweis genug. Doch ihr Gesicht und die Haare waren ganz anders und das machte Soi Fon rasend. Sie wusste, woher sie dieses Gesicht kannte.
 

„Schlimmer kann es nicht werden“, dachte Tobias derweilen und wäre am liebsten schreiend weggelaufen. „Wer ist dein Vater?“, fragte Soi Fon dieses Mal scharf, sodass alle Anwesenden, selbst ihre Leibgarde, zusammenzuckten. „Ich kenne meinen Vater nicht“, stammelte Carina wahrheitsgemäß, doch natürlich durchschaute die Anführerin der Onmitsukido sie sofort. „Das war nicht meine Frage. Wie ist der Name deines Vaters?“, fragte sie nochmals und ihr Tonfall ließ keine Widerworte zu. Innerlich zuckte Carina mit den Schultern. Es war doch egal, ob diese Frau jetzt auch noch den Namen ihres Vaters wusste. „Sein Name ist Kisuke Urahara.“
 

Tobias stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Er hatte sich geirrt. Es konnte doch noch schlimmer kommen. Einige Zeit herrschte Stille, dann wurde die entscheidende Frage gestellt. „Weißt du, wo Yoruichi Shihoin und Kisuke Urahara sich derzeitig aufhalten?“

Carina schluckte, dennoch senkte sie nicht den Blick, denn sie sagte schließlich die pure Wahrheit.
 

Nein!
 

Dann herrschte erneut Schweigen. Alice schrie auf, als diese gefährliche Frau plötzlich aus heiterem Himmel vor ihrer Freundin stand und ihr Zanpakuto an deren Kehle drückte. Tobias trat einen Schritt nach vorne, doch sofort reagierten die, vollkommen in schwarz gekleideten, Männer und hielten ihn zurück. Carina begann zu schwitzen und fühlte wie ihre Hände zitterten. „Ich hoffe für dich, dass du die Wahrheit sagst. Ich behalte dich im Auge“, sprach die Kommandantin der zweiten Division und steckte ihr Schwert wieder in die Scheide, die an ihrer Hüfte befestigt war. Dann drehte sie sich mit einer fließenden Bewegung um und verschwand mittels eines Blitzschrittes.
 

Zurück blieben Tobias, Carina, Alice und die Professoren. „Äh…gut. Dann folgt mir, ich zeige euch nun eure Räumlichkeiten“, sagte einer der Lehrer und die Drei folgten ihm, immer noch schweißgebadet. Tobias warf Carina dabei einen Blick zu, der nicht schwer zu deuten war. „Was denn?“, fragte diese keuchend und leicht blass um die Nase. Der Kuchiki seufzte und strich sich durch sein schwarzes Haar. „Unser Leben als Shinigamis fängt ja klasse an. Warum habe ich das Gefühl, dass wir deinetwegen früh sterben werden?“
 

Am nächsten Tag standen die Drei schon sehr früh auf, um ihren Stundenplan entgegen zu nehmen. „Ich hab in der ersten Stunde Kido“, sagte Alice ganz aufgeregt und Carina stimmte ihr zu. „Ich auch. Dann sind wir ja im selben Kurs“, summte sie fröhlich vor sich hin. „Ich hab in der ersten Stunde Hakuda.“, sagte nun Tobias und lächelnd verabschiedeten sich die Mädchen von ihrem Freund.

„In diesen Klamotten kommt man sich irgendwie mega wichtig vor“, schwärmte Alice, während sie andauernd über den roten Stoff strich. „Warte es mal ab, wenn wir erst einen Shihakusho tragen“, erwiderte Carina und gemeinsam betraten sie den Klassenraum, indem sich schon einige andere Schüler versammelt hatten.
 

Ihr Lehrer war ein Mann Mitte 30, mit kurzen braunen Haaren. Er schien nett zu sein, denn er lächelte ihnen aufmunternd zu. Als Erstes ging er die Anwesenheitsliste durch. „Alice Sakurai“, rief er und sofort stand Alice auf und antwortete mit einem lauten „Hier.“ Nun wurde sie von den restlichen Schülern angestarrt, sodass sie rot anlief und sich schleunigst wieder setzte. „Die ist bestimmt aus Rukongai“, flüsterte da schon ein Junge und ein anderes Mädchen nickte. „Das sowas überhaupt hier rein darf!“ Nun lief auch Carina rot an, allerdings nicht aus Scham. Diese miesen, arroganten…!!

„Carina Shihoin“, erklang in diesem Moment ihr Name und alle Blicke flogen auf einmal wie wild durch den Raum. Carina lächelte gerissen. Noch nie war sie so froh über ihren Nachnamen gewesen.
 

„Hier“, rief sie noch lauter als Alice und stand ebenfalls auf. Nun lagen alle Blicke auf ihr, aber das störte sie nicht. Langsam setzte sie sich wieder und zwinkerte Alice, die ihr einen verwunderten Blick zuwarf, kurz zu. Diese grinste und schenkte ihren neuen Mitschülern einen Blick, der soviel sagte wie „Das hättet ihr nicht gedacht, was?“
 

„Shihoin?“, wurde herumgetuschelt, aber der Lehrer sorgte relativ schnell für Ruhe.

„So, ich bin Nakagawa-Sensei, euer Lehrer in Kido. Für diejenigen unter Euch, die es noch nicht wissen. Kido ist die Technik, die Shinigami nutzen, um ihre spirituelle Energie in eine Vielzahl von Zaubersprüchen konzentrieren zu können. Dies dient vielen Zwecken, wie zum Beispiel der Heilung, der Verteidigung oder der Bekämpfung von Feinden. Man unterscheidet hierbei die Kido-Sprüche in zwei Kategorien. Bakudo und Hado.“
 

„Das ist so geil“, flüsterte Alice und Carina lächelte. Alice war echt ein Freak, wenn es um Kido ging.
 

„So, ich möchte jetzt, dass jeweils 2 Leute nach vorne kommen und den stärksten Kido anwenden, den sie beherrschen.“ Die Meisten konnten schon Sprüche der 5 Stufe oder höher, was für Anfänger schon beeindruckend war.
 

Nun standen schließlich Alice und Carina vorne, wobei Letztere lieber ganz woanders wäre. Sie war so nervös, dass sie ihre Hände zu Fäusten ballte, damit niemand ihr Zittern bemerkte. „Was, wenn ich mich voll blamiere?“, dachte sie und schluckte. Alice war vollkommen ruhig und hob langsam ihre Hand, dann sagte sie eine Beschwörung auf. Carina beobachte, wie Nakagawa-Sensei der Mund aufklappte. Schließlich sprach Alice den Kido aus. „Hado Nr. 31 Shakkaho.“ Ein roter Feuerball schoss aus ihrer Handfläche und ein Raunen ging durch die Menge. Sprachlos starrte Carina ihre Freundin an. Ein Spruch der 30. Stufe? Das konnte doch nicht ihr Ernst sein. Wie viel hatte Alice bitteschön mit Tobias trainiert?
 

Trotzig rümpfte die Blondine die Lippen. Was Alice konnte, das konnte sie bestimmt auch. Sie hob die Hand und die Stimme gleichzeitig. „Hado Nr. 31 Shakkaho.“ Alice wirbelte herum. „Carina. Nein!!“ Ein lauter Knall ertönte und eine Rauchwolke überzog den gesamten Raum. Einige Mädchen kreischten erschrocken auf und die Jungs begannen zu lachen.

Als sich der Rauch langsam lichtete, erblickten sie eine ziemlich rußgeschwärzte Carina, die hustete.
 

Nakagawa-Sensei verschränkte die Arme, dann seufzte er. „Gut gemacht, Sakurai.“ Dann wendete er sich Carina zu. „Shihoin. Wir reden gleich noch mal.“

Alice seufzte ebenfalls und strich sich ihre schwarzen Haare wieder glatt.
 

„Tobias hatte Recht. Wegen dir werden wir noch ziemlich früh sterben.“

Kenji

„Autsch!!!“ Die Klinge des Holzschwertes traf sie mitten auf den Kopf und stöhnend sackte Carina auf die Knie. Das würde wieder eine riesen Beule geben. „Der Sieg geht an Kuchiki“, sagte ihr Lehrer für Zanjutsu neutral und dem Mädchen war zum Heulen zumute. Warum musste Tobias auch ausgerechnet in ihrem Kurs sein?
 

Der Schwarzhaarige grinste und half ihr auf die Beine. „Musst du immer so fest zuschlagen? Das tut verdammt noch mal sehr weh“, maulte Carina und rieb sich den, schon leicht anschwellenden, Kopf.

„Ich versuche nur alles zu geben. Das tust du doch auch immer“, lachte er und sie setzten sich wieder auf ihre Plätze. „Ja, aber ich verpass dir deswegen keine blauen Flecken oder eine Beule.“
 

Seit ihrem Eintreten in die Akademie waren wenige Wochen vergangen. Alle Drei hatten sich relativ schnell eingelebt und versuchten, den Alltag gut zu bewältigen. Carina und Alice waren zusammen in Kido, während Tobias und Carina dies in Zanjutsu waren. Dann gab es da noch Hoho, diesen Kurs belegten Tobias und Alice gemeinsam. Alle anderen Fächer hatten sie voneinander getrennt, was Carina relativ schade fand. In Kido hatte sie keine Chance gegen Alice und in Zanjutsu bekam sie jedes Mal zu spüren, dass Tobias sich sehr für das Kämpfen mit einem Schwert begeisterte.

„Wenn sie mit mir zusammen in Hoho wären, dann würde ich es ihnen schon zeigen“, dachte sie und seufzte. Gerade gingen sie den langen Gang zur Kantine entlang, als Tobias sich neben ihr räusperte. „Sag mal, stören dich diese Blicke gar nicht?“, bemerkte er beiläufig und Angesprochene schnaubte nur.
 

„Lass sie doch starren. Das machen sie bei dir doch auch ständig. Nur, weil wir sozusagen adelig sind, heißt das doch noch lange nicht, dass wir etwas Besseres sind. Auch, wenn du dich gerne mal so verhältst.“ Bei ihrem letzten Satz musste sie unweigerlich grinsen. Der Kuchiki verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust, beließ es aber dabei.
 

Sie erreichten die Kantine, in der Alice bereits Platz genommen hatte und sich gerade genüsslich ein Schälchen Reis mit Gemüse gönnte. „Das Beste an der ganzen Sache ist wirklich das Essen“, sagte sie und Carina stimmte ihr bedingungslos zu. Im Gegensatz zu dem Essen in Rukongai war das Schulessen tatsächlich Luxus. „Da sieht man es mal wieder“, ertönte hinter ihnen eine großspurige Stimme und Tobias stöhnte genervt auf. Er wusste ganz genau, wer das war.
 

Auch Carina drehte sich genervt um. „Was willst du, Kenji?“, fragte sie genervt und betrachtete den Jungen vor ihr, der nur ein paar Monate älter war als sie selbst. Er hatte kurzes, schwarzes Haar und dunkelbraune Augen. Sein Körper wies dank seines Trainings viele Muskeln auf, was vielleicht der Grund dafür war, dass sich quasi alle Mädchen aus ihrem gemeinsamen Jahrgang auf ihn stürzten. Alle, außer Alice und Carina selbst. „Vielleicht ist sein Aussehen auch der Grund dafür, warum sie einfach nicht merken, dass er ein kompletter Vollidiot ist“, dachte sie und seufzte.
 

Von Anfang an waren die Drei und Kenji nicht miteinander ausgekommen, ganz einfach aus dem Grund, dass ihre Vorstellungen nicht den seinigen entsprachen.
 

„Jemanden wie dir Sakurai, der nur aus so niederen Verhältnissen stammt wie Rukongai, muss das Essen sicherlich schmecken“, redete er und sein selbst ernannter Fanclub stimmte ihm jubelnd zu. Als nächstes wandte er sein Gesicht Tobias zu. „Und du Kuchiki bist echt noch peinlicher. Hängst auch noch mit der rum. Schämt sich dein Clan eigentlich noch nicht für dich?“ Angesprochener knirschte angespannt mit den Zähnen. Jeder wusste, dass er es nicht ausstehen konnte, wenn man schlecht von seiner Familie sprach.
 

Kenji schaute verwirrt auf, als Carina sich ihm gegenüberstellte und ihn freundlich anlächelte. „Weißt du Kenji…“, begann sie und sah ihm genau in die Augen, „…du hast wirklich Talent. Bei dir kann ich mich nie entscheiden, ob ich lachen oder mich lieber übergeben soll.“
 

Neben dem entsetzten Aufkreischen seiner Fans, registrierte die Shihoin lediglich Kenjis Mund, der sich so schnell nach unten verzog, dass sie fast gelacht hätte.

Alice schien es ähnlich zu sehen, denn ihr Kichern durchdrang die bleierne Stille. „Du hast eine ziemlich große Klappe. Echt eine Schande, dass solche Idioten wie ihr auch noch adelige Namen tragen dürft.“ Carina lächelte gelassen. Beleidigungen dieser Art interessierten sie nicht sonderlich.
 

„Red soviel du willst. Mich interessieren deine Provokationen nicht und jeder, der ein wenig Verstand hat, weiß, dass du nur eifersüchtig bist. Du wärst selbst gerne ein Mitglied einer adeligen Familie, hab ich nicht Recht?“, fragte sie ihn spöttisch und traf mit dieser Aussage anscheinend voll ins Schwarze. Die eben noch so gelassenen Gesichtszüge des Jungen verzerrten sich zu einer wütenden Fratze und er spannte seine Armmuskeln zur Gänze an. Dann lächelte auch er plötzlich. „Soso, da hält sich wohl jemand für ganz schlau“, spottete er nun seinerseits und umkreiste die Blondine fast raubtierartig.
 

„Falsch. Ich kann nur Leute nicht ausstehen, die sich für was Besseres halten, obwohl sie es nicht sind“, erwiderte Carina, nun auch angespannt. Denn obwohl Kenji ein Großkotz war, hatte er leider Gottes wirklich etwas auf dem Kerbholz. „Carina, bitte lass uns gehen“, flüsterte Alice dicht hinter ihr und Carina hörte sie leise auf der Stelle auf und ab treten.
 

„Wieso Alice? Ich hab keine Angst vor diesem Großkotz“, sagte sie, denn langsam hatte sie ebenfalls genug von seiner nervigen Art. Andauernd schlich er um Alice und sie herum, als hätten sie irgendein Verbrechen begangen. Die Schule war schon anstrengend genug, da brauchte sie nicht auch noch ein lästiges und unnötiges Anhängsel.

Tobias trat einen Schritt vorwärts, zwischen Kenji und seine Freundin. „Es reicht jetzt. Lass uns in Ruhe Kenji. Ich bestimme selbst mit wem ich befreundet bin und mit wem nicht. Du gehörst definitiv zur zweiten Gruppe. Komm Carina, Alice hat Recht. Wir sollten gehen.“
 

Die 11-Jährige schnaubte entrüstet, doch dann drehte sie sich von Kenji weg und ging im Beisein von ihren Freunden aus der Kantine. In dieser Sache war das letzte Wort noch nicht gesprochen.
 

„Also echt Carina, ignorier diesen Idioten doch einfach. Das gibt sonst nur wieder Ärger“, sagte Alice bestimmt, während sie durch die langen Gänge der Akademie wandelten. „Ich weiß, aber er ist einfach so ein Arsch“, lautete die Antwort und Tobias stimmte ihr wortlos zu. „Wissen wir, aber daran wird sich nie was ändern.“ „Irgendjemand müsste ihn mal in seine Schranken weisen“, nuschelte das Mädchen, während sich ihr Gesichtsausdruck langsam änderte. Alice und Tobias stöhnten unisono auf. „Was ist?“, fragte Carina irritiert und der Kuchiki antwortete beinahe sofort. „Immer, wenn du diesen Ausdruck im Gesicht hast, haben wir nach spätestens ein paar Tagen riesen Ärger am Hals.“
 


 

„Und du bist sicher, dass das funktioniert?“, fragte Alice skeptisch, während Carina mit einer Haarnadel in der Tür herumstocherte. „Glaub mir, den Trick hat Ganju mal mit mir durchgezogen. Der funktioniert und ist verdammt unangenehm. Vor allem, wenn man noch zwei Zimmerkameraden hat, die es am nächsten Tag überall rum erzählen.“ Endlich ertönte ein kleines Klicken innerhalb der Tür und Carina grinste. Leise und überaus vorsichtig öffnete sie die Tür und zusammen huschten die Mädchen in das vollkommen dunkle Zimmer. „In Rukongai aufzuwachsen hat auch seine Vorteile. Man lernt, wunderbar im Dunkeln sehen zu können“, dachte Alice schadenfroh.
 

Die drei Betten standen in jeweils einer Ecke des Raumes und lautes Geschnarche erfüllte die Luft. Kenji lag genau unter dem Fenster, das Mondlicht erhellte sein gesamtes Gesicht. „Okay, dann los“, sagte Alice und Carina nickte. Das würde noch lustig werden.
 

„Ihr habt das wirklich durchgezogen?“, fragte Tobias am nächsten Tag, als Carina gerade Marmelade auf ihr Brötchen schmierte. „Natürlich. Oder hast du etwa gedacht, ich würde nur bluffen?“, fragte sie und der Kuchiki seufzte. „Um ehrlich zu sein habe ich es gehofft.“
 

„Hey, habt ihr schon das Neueste gehört?“, sagte ein rothaariges Mädchen, das plötzlich neben ihrem Tisch auftauchte. „Was denn?“, fragte Alice und musste ein breites Grinsen unterdrücken. Das Mädchen sprach genau die Worte aus, die Carina hören wollte. Lautes Gelächter erfüllte den Raum. Dies ging so lange, bis besagte Witzfigur den Raum betrat. Plötzlich herrschte eine eisige Stille. Kenji ging, mit immer noch zerzausten Haaren und einem purpurroten Gesicht, durch den Raum und setzte sich auf seinen Platz.
 

„Hey, Kenji“, rief Carina voller Vorfreude durch den gesamten Raum. Kenji sah verwirrt auf und seine Gesichtsfarbe verfärbte sich noch mehr, als er Carinas nächsten Spruch wahrnahm. „Sag mal, mit 12 müsstest du doch in der Lage sein eine Toilette benutzen zu können, oder? Ich gebe dir gerne eine Lösung für dein Problem.“ Eine Packung traf den Schwarzhaarigen am Kopf und als er das Etikett erkannte, presste er wütend die Luft durch seine zusammengebissenen Zähne hindurch. Jetzt lachte die gesamte Kantine, denn sie Situation war einfach zu komisch.
 

Tobias Stimme durchdrang für einen Moment das Gelächter. „Windeln passen echt gut zu dir, Kenji. Soll ich dir noch welche zu deinem Geburtstag schenken?“ Ein Stuhl fiel krachend zu Boden und alle Blicke fielen auf Kenji, der zornig aufgesprungen war. Er kochte vor Wut, während er mit schnellen Schritten auf die 3er Gruppe zuging, deren Wangen vom Lachen immer noch gerötet waren. Wenige Zentimeter vor Carina blieb er stehen, sodass sich ihre Nasen fast berührten.
 

„Das warst du, nicht wahr, Shihoin?“, knurrte er so leise, das nur die Drei es hören konnten. „Zahnpasta ist sowas von nützlich, findest du nicht Kenji? Vor allem auf der Pulsader. Ich gebe dir einen kleinen Tipp. Leg dich nie wieder mit uns an.“ Es war einer der wenigen Momente wo die drei, doch so unterschiedlichen, Freunde sowohl im Geiste als auch im Herzen eins waren. Kenji wich erschrocken zurück. Die Drei standen nun nebeneinander und schienen fast so etwas wie eine Mauer zu bilden. Ihre Haltung drückte so etwas entschlossenes, so etwas festes aus, dass er es für einen Moment nicht wagte zu atmen.
 

„M-macht doch, was ihr wollt“, schnaubte er und entfernte sich von ihnen. Ein Lächeln huschte über Alice Mundwinkel. „Dem haben wir es gezeigt“, sagte sie und Tobias nickte. „Der wird uns erstmal in Ruhe lassen. Als Team sind wir halt unschlagbar.“ Carinas Blick war auf Tobias und Alice gerichtet und ein warmes Gefühl durchdrang ihren Körper.
 

Ja, sie waren ein Team und das würde sich niemals ändern.

Die Hürde

„Oh man, das…das soll doch wohl ein Scherz sein, oder?“, brachte Carina fast schon weinend hervor. Tobias und Toshiro grinsten sie nur lasch an und in diesem Moment starb etwas in der Shihoin. Womit hatte sie das nur verdient? Auch Alice war nicht sonderlich begeistert. Aber vielleicht sollte man erst mal die Situation erläutern. Das erste Jahr auf der Shinigami-Akademie hatten Tobias, Carina und Alice zu ihrer vollsten Zufriedenheit überstanden. Nach der Sache mit Kenji, der sie seit dem Vorfall tatsächlich nur noch mit bösen Blicken bedachte, dafür aber in Ruhe ließ, war nichts mehr vorgefallen. Anfang des zweiten Jahres erlebten sie eine unglaublich schöne Überraschung. Toshiro hielt sein Versprechen und begann ebenfalls seine Ausbildung zum Shinigami. Wie sich herausstelle, war er verdammt gut. Nein, nicht nur gut, er war ein Genie. Er übertraf sogar Tobias mit seinen Fortschritten, sodass sich dieser noch mehr anstrengte, um mit seinem Freund konkurrieren zu können. Und genau das hatte zu eben dieser Situation geführt.
 

„Natürlich ist das kein Scherz. Mal ehrlich, wir wären schön blöd, wenn wir dieses Angebot ausschlagen würden.“ „Ja, aber das ist unfair“, meckerten Alice und Carina im Chor und verschränkten beleidigt die Arme. „Ihr Beide werdet jetzt schon Shinigami und Alice und ich werden noch weiter auf der Akademie rumhängen müssen. Und wer weiß, wann wir soweit sein werden.“
 

„Tja, dann strengt euch halt an“, grinste Toshiro selbstzufrieden. „Ich meine, ich habe nach einem Jahr mein Zanpakuto entfesselt und Tobias hat es vor kurzem auch geschafft, also hat er gute zwei Jahre gebraucht. Bin ja mal gespannt, ob Alice und du es in eurem dritten Jahr schaffen werdet.“

„Tze. Ihr seid gemein. Na gut, ihr habt eure Zanpakutos schon entfesselt und das von Toshiro ist auch ganz cool, mit dem Eis und so. Aber du, Tobias, machst ja so ein Geheimnis draus, was dein Zanpakuto für Fähigkeiten hat.“ „Je weniger Leute die Gefahr kennen, die von einem Zanpakuto ausgehen kann, desto besser“, erwiderte Angesprochener lächelnd.
 

„Wirst du uns wenigstens sagen, in welche Einheit du gehst? Toshiro geht in wenigen Wochen in die zehnte Division. Und du? Du gehst doch bestimmt in die Sechste, zu deinem netten Cousin Byakuya, oder?“

„Nein. Ich gehe in die dritte Einheit und ihr werdet es nicht glauben, aber ich werde sofort einer der Offiziere und zwar der Fünfte.“

Jetzt wirkten Carina und Alice nur noch deprimierter. „Aber die Dritte? Hast du den Kommandanten schon mal gesehen? Der ist voll gruselig“, sagte Alice. „Kann schon sein, aber Gin Ichimaru soll ebenfalls ein Genie sein, genau wie unser guter Toshiro hier. Ich kann also viel von ihm lernen. Und von den anderen in der Division bestimmt auch.“
 

„Lass ihn doch Alice. Es ist seine Entscheidung“, meinte Carina locker, während sie versuchte ihre Eifersucht in Grenzen zu halten. Sie würde so gerne mit Tobias oder auch mit Toshiro tauschen.
 

Erneut vergingen mehrere Monate und die beiden Jungs lebten sich in ihren Einheiten perfekt ein. Nur ein halbes Jahr nach Toshiros Eintritt wurde er zum Kommandanten befördert, da er sowohl Bankai beherrschte, als auch den Sou-Taicho von seinen Leistungen überzeugt hatte. Mittlerweile hatte auch Alice ihr Zanpakuto entfesselt, allerdings war ihre Fähigkeit, so dachte jedenfalls Carina, ziemlich gruselig.

Carina spornten die Erfolge ihrer Freunde nur noch mehr an. Sie wollte nicht hinter ihnen zurückhängen. Immerhin war sie die Tochter zweier Kommandanten. Und obwohl sie eigentlich nie besonders gut in Zanjutsu gewesen war, trainierte sie zurzeit wie eine Verrückte mit ihrem Schwert. Bisher allerdings ohne Erfolg.
 

„Ach komm Carina. Das kommt schon noch. Sieh es doch mal von der positiven Seite. Der Geist von deinem Zanpakuto kann dir noch nicht auf die Nerven gehen.“ „Hurra, jetzt bin ich total happy“, sagte die 13-Jährige tonlos und schlurfte gelangweilt hinter der Schwarzhaarigen her. Momentan unternahmen sie mit ihrer Stufe einen Ausflug durch den Wald, um an einem Trainingsplatz zu trainieren, der durch seine Lage mit besonderen Elementen ausgestattet war. Es gab Berge, Flüsse, Bäume und Abgründe. Ihr Sensei erklärte, dass dies dazu diente, sie auf alle Individualitäten vorzubereiten.
 

„Denkst du eigentlich noch oft an deine Eltern?“, fragte Alice und Carina starrte sie für einen Moment verwundert an. Mit der Frage hatte sie nicht gerechnet. „Ich denke oft daran, wie es hätte sein können“, gab sie zu. „Wie es hätte sein können, wenn meine Eltern nicht aus der Soul Society verbannt worden wären“, flüsterte sie und versank für einen Moment vollkommen in Gedanken. Ihr Plan war erfolgreich aufgegangen. Sie hatte damals gewusst, dass ihre Mutter nicht in der Soul Society nach ihr suchen würde, da sie zu dem Zeitpunkt ja noch kein Reiatsu gehabt hatte. Dennoch stellte Carina sich oft die Frage, wie Yoruichi auf ihr Verschwinden reagiert hatte. Hatte sie lange getrauert? War es ihr egal gewesen?
 

„Hey du Träumerin. Wach auf“, sagte Alice und lachte, als Carina fast erschrocken aufschaute.

„Wie lange es wohl noch dauert, bis wir endlich da sind?“, sagte die Schwarzhaarige, denn langsam hatte sie die Lust am laufen verloren. „Wir sind schon ziemlich tief im Wald, also wird das wohl bald der Fall sein“, antwortete Carina und gähnte leise. Plötzlich ertönte seitlich von ihnen ein lautes Krachen. Die Blicke der gesamten Schülerschar richtete sich nach rechts, nur um entsetzt dreinzublicken, als mehrere Bäume gleichzeitig umstürzten und die Schüler voneinander trennten.
 

„Was ist das?“, schrie Alice aufgewühlt und Carinas Augen weiteten sich, als sie sich erinnerte. Dieses Gefühl…genau wie damals. „Ist…ist das ein Hollow?“, dachte sie, während sich ihr vor Angst die Kehle zuschnürte. Jetzt spürte sie ihn ganz deutlich. Er war…!

„Alice, weg da“, schrie sie, während die 13-Jährige sich panisch herumdrehte.
 

Alice reagierte sofort. Sie sprang zur Seite, die gigantische Faust streifte ihren Arm und ein lautes Zischen entkam ihrem Mund. Jetzt stand er genau vor ihnen. Er war riesig, grün und seine Aura war klar wahrzunehmen. Allerdings war er nicht so groß wie der Hollow, der Tyson getötet hatte.
 

„Das ist nicht gut“, stellte Carina fest und Alice nickte. „Alice, du musst dein Zanpakuto freisetzen, dann kannst du ihn schlagen.“ „Würde ich ja gerne, aber dieses Vieh hat meinen rechten Arm erwischt. Ich glaube, er ist gebrochen.“ Der Hollow lachte abschätzig und näherte sich ihnen erneut. Wiederholt wollte er zuschlagen, doch die Mädchen waren schneller. Beide setzten Shunpo ein und gingen auf Abstand. Alice verkrampfte sich unter dem Schmerz. „Was mache ich nur?“, dachte Carina und presste ihre Zähne fest aufeinander.
 

Sie war doch nicht umsonst auf die Akademie gegangen. Versucht ruhig zog sie ihr Schwert und stellte sich dem Monster in den Weg

Mit einem Schrei ging sie auf ihn los und wollte die Klinge in dem grünen Arm versenken. Doch auch der Hollow war schnell. Mit einem einzigen Satz wich er aus und schleuderte die Blondine hart von sich. Carina knallte mit ihrem Rücken voran gegen einen Baum und stürzte zu Boden. „Carina“, schrie Alice und wollte auf ihre Freundin zulaufen, doch ihr Arm pochte immer noch schmerzhaft und sie war zu langsam. Die riesige Klaue packte sie und hielt sie in der Luft. Dann drückte das Monstrum zu. Alice Schrei zerriss die Stille.
 

„N-nein“, keuchte die Shihoin, während sie sich blutspuckend aufrichtete. Sie musste Alice retten. Glühend heißer Zorn stieg in ihrem Inneren auf. Sie verabscheute diese Kreaturen bis auf das Letzte. „Tyson habt ihr mir genommen. Alice werdet ihr nicht bekommen“, dachte sie und beinahe instinktiv setzte sie einen Blitzschritt ein und tauchte über Alice auf.

Der Hollow schrie, als der Arm, der Alice hielt, sauber abgetrennt wurde und zu Boden fiel.
 

Alice befreite sich stöhnend, blieb aber liegen. Sie drehte lediglich den Kopf zu Carina, die nun vor ihr stand, mit gezogenem Schwert. „Carina…bitte, lauf weg!“, flehte sie, doch die Blondine blieb stur stehen. „Nein, Alice. Die Zeit des Weglaufens ist endgültig vorbei“, lautete die Antwort. Carina schloss nun voll die Augen. Noch nie hatte sie ihr Zanpakuto so sehr gespürt wie in diesem Moment. Es war, als würde es ihr Worte einflüstern und sie konnte nicht anders, als sie auszusprechen.
 

Während sie langsam die Augen öffnete, sprach ihr Mund von ganz allein. „Treffe dein Ziel, Totsuka!!“ Ihr Schwert leuchtete zischend auf und veränderte die Form. Carinas Schwert war ein wenig länger als ein Kurzschwert. Der Griff war schwarz und mit goldenen Bändern umwickelt. Die Klinge wies einige Zacken auf, war aber am Ende spitz zulaufend. Carinas Reiatsu war stark angestiegen, als sie leicht in die Knie ging. „Los geht’s“, sagte sie zu sich selbst und schwang ihr Zanpakuto. Eine Welle aus Blitzen raste auf den Hollow zu und dieser schrie auf, als er einen heftigen elektrischen Schlag einstecken musste. Doch bevor er sich auch nur einmal währen konnte, war Carina schon über ihm. „Jetzt bist du fällig“, schrie sie und rammte die Klinge von Totsuka in die weiße Maske. Das Monster löste sich zischend auf und Carina ging keuchend in die Knie.
 

„Du…du warst unglaublich“, stammelte Alice. Sie konnte noch gar nicht richtig fassen, was da vor ihren Augen passiert war. Das Schwert nahm wieder seine ursprüngliche Form an und Carina lächelte leicht. Sie hatte es geschafft. Sie hatte Alice beschützt und war nicht davongelaufen. Und endlich hatte sie ihr Zanpakuto entfesselt. „Totsuka, also…“, murmelte sie glücklich und ließ sich ins Gras fallen.
 

Eine weitere Hürde in Richtung Shinigami-Sein hatte sie endlich gemeistert.

Die Herausforderung

„Das ist total unfair. Du schummelst“, maulte Alice aufgebracht und rieb sich ihren Arm. „Das nennst du schummeln? Ich bin nur schneller als du“, lachte Carina amüsiert. „Ja ja, schon klar. Ich gebe zu, dass du schneller bist als alle anderen in unserem Jahrgang und dass du auch ganz schön stark zuschlagen kannst. Aber in Kido bin ich immer noch die Beste!“ „Von mir aus“, erwiderte Carina. „Und mein Schwert in cooler als deins.“

„Das kommt auf die Perspektive an“, kam die Antwort von der Blondine.
 

Die beiden Mädchen wurden in ihrem Training unterbrochen, als Tobias und Toshiro auf sie zuschritten. Tobias in seinem schwarzen Shihakusho und Toshiro in seinem weißen Haori . „Hey Tobias, Toshiro. Wie geht’s euch so?“, fragte Carina und machte sich schon einmal gedanklich auf den Satz gefasst, der jetzt wieder kommen würde. „Das heißt Hitsugaya Taicho“, murrte der Weißhaarige und Alice und Carina lachten. Diese Bezeichnung würde er von ihnen wohl nie zu hören bekommen.
 

„Wir haben Neuigkeiten. In ein paar Tagen kommen ein paar der Kommandanten in die Akademie und sehen sich nach ein paar neuen ´Rekruten´ um. Vielleicht stecht ihr ja auch jemandem ins Auge.“ „Das wäre toll“, sagte Carina, die mittlerweile keine Lust mehr auf die Akademie hatte. Sie wollte endlich ein richtiger Shinigami sein und nicht nur ein kleiner Schüler. „Wenn ihr wollt, könnt ihr in meine Division kommen“, grinste Toshiro. „Um dann deine Untergebenen zu sein? Ich verzichte dankend“, murmelte Alice und Carinas Antwort fiel ähnlich aus. „Ist ja nett gemeint Toshiro, aber ich würde dich doch niemals ernst nehmen.“ „Was soll das denn jetzt wieder heißen?“, maulte Toshiro direkt wieder, während seine Stimme vor Wut in die Höhe schoss. Die vier Freunde lachten.
 

„Ob die uns verarscht haben? Ich hab bisher noch keinen von den Kommandanten gesehen“, bemerkte Alice und Carina zuckte nur mit den Schultern. „Wer weiß. Vielleicht haben sie den Tag verschoben. Oder sie wollen gar nicht gesehen werden.“ „Du glaubst, sie spionieren uns hinterher?“, fragte Alice und schaute sich hektisch um. Carina lachte. „Was hätten die denn davon, Alice? Wir sind doch nur Schüler.“ Gerade waren sie auf dem Weg zum Traininggelände, als sich vor ihnen eine Schiebetür öffnete und ein Mann heraustrat. Das Weiß seines Haoris stach den Mädchen sofort ins Auge und Carina stockte, als sie sein Gesicht sofort wieder erkannte. „Aizen Taicho“, entfloh es ihr überrascht und die Gestalt wendete sich ihnen zu. Zuerst waren seine Augen neutral, dann wurden sie freundlich.
 

„Ah, das Kind aus Rukongai. Hätte ich damals gewusst, dass du Yoruichis Kind bist, hätte ich mich länger mit dir befasst.“ Die Shihoin blinzelte. „Sie kennen meine Mutter?“, fragte sie misstrauisch und der braunhaarige Kommandant lächelte weiterhin freundlich als er nickte. „Ja, damals war ich noch ein Vizekommandant. Wir waren Bekannte.“

Carina war seltsam zumute. Sosuke Aizen war stets freundlich zu ihr gewesen, doch sie fühlte sich unwohl in seiner Nähe. Ein komisches Gefühl beschlich sie, doch sie blendete es aus und lächelte jetzt auch. „Entschuldigen Sie Taicho, aber meine Freundin und ich wollten zum Trainingsgelände.“ Er nickte schweigend und die beiden Mädchen setzten ihren Weg fort.

Gerade, als sie fast um die nächste Ecke gebogen waren, spürte Carina ein so stechendes Gefühl in ihrem Rücken, das sie sich blitzschnell umdrehte, in Erwartung eines Angriffes. Doch der Gang hinter ihnen war leer.
 

„Oh nein. Nicht der schon wieder“, stöhnte Carina, als sie Kenjis Hinterkopf erspähte. Womit hatte sie das verdient? In letzter Zeit hielt er sich nämlich wieder für den stärksten Menschen unter der Sonne, was wahrscheinlich daran lag, dass er einen Platz in der 9. Division sicher hatte. „Hey. Shihoin. Kleine Mädchen sollten nicht hier her kommen.“ Alice öffnete schon protestierend den Mund, doch Carina hielt sie zurück. „Ignorieren Alice, einfach ignorieren. Er will doch nur, dass du dich über seine Sticheleien aufregst.“ Carina wusste nur leider, dass ihre Geduld selbst nicht unendlich war. Vor allem nicht bei Kenji. Dieser Typ schaffte es immer wieder, sie auf die Palme zu bringen.
 

Ohne Vorwarnung wurde sie an der Schulter gepackt und zurückgerissen. „Ich rede mit dir Shihoin“, sagte er, die Betonung auf der letzten Silbe. In seiner Stimme schwang eine solche Selbstherrlichkeit mit, dass die fast 14-Jährige sich beinahe übergeben hätte. „Und ich ignoriere dich, Arschloch.“ Kenjis Miene verfärbte sich natürlich sofort rot, denn auch Carina konnte ihn in weniger als einer Sekunde auf die Palme bringen.
 

Seine Faust ballte sich und Carina schaltete rein reflexiv. Sie riss ihre Hand hoch und fing seinen Schlag kurz vor ihrem Gesicht ab. „Du willst kämpfen? Wie du willst, aber ich hatte dich gewarnt“, sagte sie und nun verfinsterte sich auch ihr Gesicht. Leicht ging sie in die Knie und schlug ihrem Erzfeind den Ellbogen mitten in die Magengrube. Ein Röcheln seinerseits ertönte. Kenji taumelte ein paar Schritte rückwärts, dann zog er sein Schwert und stürmte auf sie zu.

Nun zog auch Carina ihr Schwert. „Treffe dein Ziel, Totsuka“, flüsterte sie und ihr Zanpakuto veränderte die Form. „Das beeindruckt mich nicht“, schrie Kenji lauthals und ihre Klingen trafen hart aufeinander. Alice und alle anderen Anwesenden waren fasziniert, als Kenji plötzlich aufschrie. Wilde Blitze zuckten zuerst um sein Schwert und dann auch um seinen Körper. Carina zog ihr Schwert zurück und die Blitze verschwanden. „Sieh an. Da stehen aber jemandem die Haare zu Berge“, spottete sie grinsend.
 

„Unterschätz mich nicht“, bellte Kenji, doch dann grinste er gefährlich, sodass Carina erstarrte. Ihr Blick huschte zu ihrem Handgelenk, um das sich eine Kette aus Metall geschlungen hatte. Kenji riss seinen Arm nach hinten und somit Carina nach vorne. Mit einem Keuchen stolperte das Mädchen vorwärts und bekam einen Faustschlag ins Gesicht. „Carina“, sagte Alice laut, doch Carina winkte ab. Das war ihr Kampf.
 

„Sieh an“, spottete nun Kenji. „Da blutet ja jemand!“ Carinas Augen verengten sich wütend, während immer noch das Blut aus ihrer Nase tropfte und ihr Oberteil beschmutzte.

Kenji verschwand mithilfe von Shunpo. Langsam schloss sie ihre Augen. Sie blendete ihre Umgebung vollkommen aus, da waren keine Geräusche mehr, keine Stimmen, die Welt um sie herum hörte auf sich zu drehen. Dann konnte sie es hören. Seine Bewegungen, seine blitzartigen Schritte, sogar sein selbstsicheres Grinsen konnte sie spüren.
 

Sie öffnete ihre Augen.
 

Mit einer fließenden Bewegung machte nun auch sie einen Blitzschritt, der um ein Vielfaches schneller war, als der Kenjis. Carina packte ihn unsanft am Arm und stoppte ihn somit. Die Augen des Schwarzhaarigen weiteten sich. „Wie ist das möglich?“, flüsterte er geschockt. „Du bist ein Vollidiot, Kenji!! Dachtest du wirklich, du könntest mich mit Shunpo schlagen? Der Kategorie, die ich von allen am besten beherrsche?“ Sie ließ Kenji keine Zeit für eine Antwort. Ihre Faust traf ihn mit aller Härte im Gesicht und riss ihn von den Füßen. Stöhnend vor Schmerz blieb er liegen und hielt sich die Hände vor sein blutendes Gesicht.
 

„Unglaublich“, flüsterte Alice, wahrhaftig beeindruckt. Auch, wenn Carina es nicht hören, geschweige denn wissen wollte, sie schlug nach ihrer Mutter, was den Kampfstil anging. Ihre Fähigkeiten in Hoho und Hakuda waren jetzt schon ausgeprägter, als diejenigen von Tobias und dieser war immerhin der 5.Offizier der 3. Kompanie.

„Tatsächlich“, erklang hinter ihr eine kühle und neutrale Stimme. Alice blickte sich verwundert um und als sie sah, wer hinter ihr stand, schluckte sie. „Soi Fon Taicho“, versuchte sie respektvoll zu sagen, doch ihre Stimme zitterte. Sie hatte den Vorfall von vor 3 Jahren nicht vergessen.
 

Auch Carina registrierte Soi Fons Ankunft mit leichten Unbehagen. Die Schülerin ihrer Mutter war auf eben diese nicht sehr gut zu sprechen und auf ihren Vater sogar noch weniger. Tobias hatte gesagt, dass sie Glück gehabt hatte, dass Soi Fon sie in Ruhe ließ. Erneut erklang ein Stöhnen vom Boden und Carina seufzte genervt auf. „Stell dich nicht so an Kenji, ich hab doch gar nicht fest zu geschlagen. Wenn ich mit voller Kraft zu geschlagen hätte, dann hättest du mehr als nur ne gebrochene Nase.“
 

„Deine Fertigkeiten sind…ganz annehmbar. Ich biete dir den Posten meines 4. Offiziers an.“ Stille.

„Was?“, sagte Carina fassungslos.

„Was?“, rief Alice erfreut aus.

„Was?“, stöhnte Kenji entsetzt.
 

Carina starrte die dunkelhaarige Frau, die genau so groß war wie sie selbst, an und wusste nicht, ob sie jetzt lachen oder weinen sollte. Sie hatte das noch nie ausgesprochen, aber es war immer ihr Traum gewesen, in die 2. Division zu gehen. Sowohl ihre Mutter als auch ihr Vater waren dort gewesen. Ihr Ziel endlich erreicht zu haben, ließ sie fast an der Realität zweifeln.
 

„Ist…ist das Ihr Ernst?“, fragte sie misstrauisch. Soi Fon verzog keine Miene, aber ihre Augen drückten Belustigung aus. „Ich werde mein Angebot nicht noch mal wiederholen. Schaffst du es unter mir zu dienen oder schaffst du es nicht?“, antwortete sie gebieterisch. „Ich…“, sagte Carina zögernd, schüttelte dann aber über sich selbst den Kopf. Wie konnte sie nur darüber nachdenken? Das war das, was sie immer gewollt hatte. Jetzt würde sie es ihrer Mutter beweisen.
 

Entschlossen hob sie den Kopf und sagte mit lauter Stimme das einzig Richtige.
 

„Natürlich schaffe ich das!!“

Der erste Tag

Carinas Hände fummelten hektisch über den schwarzen Stoff ihres Shihakushos, während sie damit beschäftigt war, nicht zu hyperventilieren. Sie schluckte schwer. Heute war ihr erster Tag als Shinigami und alles schien schief zu laufen. Zuerst hatte sie aus irgendwelchen, ihr unergründlichen, Gründen ihren Wecker überhört. Dann fand sie ihr Zanpakuto nicht, bis sie es endlich unter ihrem Bett ausmachte. Und nun hatte sie fürchterliche Panik, irgendetwas falsch zu machen. Mit starkem Herzrassen band sie sich ihre mittlerweile langen Haare zu einem Pferdeschwanz zurück. Seufzend strich sie sich durch die blonden Haare und betrachtete sich im Spiegel. „Warum denke ich ausgerechnet jetzt daran?“, flüsterte sie nachdenklich.
 

^^ Flashback ^^
 

„Und du hast dir immer noch nicht die Haare wachsen lassen“, sagte Yoruichi und betrachtete das kurze, blonde Haar, das in alle Richtungen abstand. „Du weißt genau, dass ich lange Haare total blöd finde. Man braucht beim Waschen viel länger und beim Kämpfen sind sie unpraktisch.“
 

^^ Flashback Ende ^^
 

Carina schüttelte den Kopf. Sie hatte mit ihrer Vergangenheit endgültig abgeschlossen. Sie schnallte sich ihr Zanpakuto an die Hüfte und machte sich auf den Weg zu ihrer Division. Gerade noch rechtzeitig kam sie an und verneigte sich vor ihrer neuen Vorgesetzten. Soi Fons kühler Blick traf sie und Carina versuchte sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen. Aufmerksam betrachtete sie das Büro. Vor etwa einem Jahrhundert hatte auch ihre Mutter hier gesessen und war in derselben Position gewesen wie Soi Fon nun.
 

„Nur um das vorweg klar zustellen. Ich habe dich nicht etwa ausgewählt, weil du die Tochter von Yoruichi Shihoin bist, sondern wegen deiner Fähigkeiten. Verstanden?“ „Jawohl“, antwortete Carina laut und war darüber sogar sehr froh. Yoruichi sollte keine Rolle bei ihrem Job spielen.
 

„Die zweite Kompanie ist eng mit der Onmitsukido verbunden und die meisten Mitglieder der 2. Kompanie sind auch Mitglieder der Onmitsukido. Deine Fähigkeiten in Hoho und Hakuda sind zwar ausgeprägt, aber momentan sollte dir die zweite Kompanie reichen. Ich werde sehen, ob du später noch einen Platz in der Mobilen Geheimtruppe erhältst.“ Carina nickte und fuhr heftig zusammen, als die Stille plötzlich durch ein lautes Stampfen gestört wurde. Soi Fon verdrehte heftig die Augen und seufzte.
 

„Taicho, ich habe jetzt alle Missionen verteilt. Warum wollten sie mich sehen?“, fragte ein großer, dicker Mann, während er Kekse in sich hineinstopfte. „Was ist das denn für ein Vollidiot?“, dachte Carina leicht angeekelt, doch dann fiel ihr die Binde an seinem Arm auf. Das sollte der Vizekommandant der zweiten Division sein? Dieser Fettsack??!
 

Soi Fon schien Ähnliches zu denken, denn ihre Augenbrauen waren zu tiefen Furchen verzogen. „Omaeda, hör auf zu fressen. Du sollst den Neuling einarbeiten.“ Daraufhin fiel sein Blick auf Carina und diese wurde immer kleiner. „So so. Du bist also die Neue?“, fragte er schmatzend und Carina brachte nur ein stotterndes „J-ja“ hervor.

„Das heißt „Ja Fukotaicho“, verstanden?“, blaffte er sie an, sodass sie seine Worte noch einmal leise wiederholen musste. „Dieser Arsch“, dachte die Shihoin wütend. Leider war der Typ stärker als sie, sonst hätte sie es ihm sicherlich tausendfach zurückgezahlt.
 

Nach drei Stunden hatte sie endlich ihre lang ersehnte Mittagspause. „Noch ein Wort von diesem Volldeppen und ich wäre ausgerastet“, dachte die 14-Jährige und setzte sich auf eine sonnige Wiese, um frische Luft zu schnappen. „Da bist du ja“, hörte sie Alice Stimme, was ihre Laune sofort anhob. „Du bist das erste Gute, was mir heute passiert Alice“, lautete ihre Antwort und die Schwarzhaarige kicherte vergnügt. „Ja, mein erster Tag war auch anstrengend. Mayuri Taicho ist schon irgendwie gruselig.“ „Selbst Schuld. Hättest ja nicht in die 12. Division gehen müssen.“
 

„Jetzt klingst du schon wie Tobias“, schnaubte Alice und Carina lachte. „Ja, weißt du noch wie er darauf reagiert hatte?“
 

^^ Flashback ^^
 

„Ich hatte mir schon fast gedacht, dass du irgendwann in der zweiten Division anfängst. Liegt dir ja sozusagen im Blut“, grinste Tobias. „Aber viel Spaß mit Soi Fon. Sie ist nicht gerade einfach“, ergänzte Toshiro und niemand zweifelte an dieser Tatsache. „Alice hat auch einen Platz als 4. Offizier“, sagte Carina nun und Tobias Kopf sank herab, was wahrscheinlich daran lag, dass er selbst einen Rang unter den beiden Mädchen lag. „Ach ja? Und wo?“, fragte Toshiro nun interessiert. Alice, die sich bisher im Hintergrund gehalten hatte, grinste. „In der zwölften Division!“ Tobias verschluckte sich kurzerhand an seinem Getränk und wäre beinahe erstickt, wenn Toshiro ihm nicht heftig auf den Rücken geschlagen hätte.
 

„In der Zwölften? Warum ausgerechnet die Zwölfte? Warum bei diesem…diesem…dieser Mumie?“ Carina, Toshiro und Alice lachten, denn Tobias Reaktion war nur allzu verständlich. Er konnte Mayuri auf den Tod nicht ausstehen. Der Grund dafür war relativ simpel. Tobias war zwar ein Kuchiki und sollte daher eigentlich mehr auf die 6. Division fixiert sein, aber da sein Cousin Byakuya schon Taicho der Sechsten war, wollte Tobias unbedingt der Taicho der Zwölften werden. Schon immer hatte er sich sowohl für diese Division, als auch für das Institut für Forschung und Entwicklung interessiert. Bei diesem Gedanken musste Carina schmunzeln. Immerhin hatte ihr Vater das Institut für Forschung und Entwicklung gegründet.
 

^^ Flashback Ende ^^
 

„Ja, das war lustig. Danach hat er tagelang nur geflucht, wenn wir auf das Thema zu sprechen kamen.“ Die beiden Mädchen redeten noch bis zum Ende ihrer Pause, dann trennten sie sich wieder. Es war ungewohnt. Tobias, Toshiro, Alice und sie waren immer zusammen gewesen, solange sie denken konnte. Sie waren ein Team. Nein, mehr noch, sie waren eine Familie. Sie waren das Wichtigste, was Carina hatte. Und jetzt sahen sie sich nur noch in ihren Pausen oder abends nach der Arbeit. Es war schwer, neu und ungewohnt, aber Hauptsache war immer noch, dass jeder von ihnen ihren gemeinsamen Traum lebte und sie den Schwur eingehalten hatten, den sie sich vor wenigen Jahren gegeben hatten. Den Schwur ihrer Freundschaft. In ihrem Gedächtnis regte sich etwas.
 

Sie musste unweigerlich an Tyson denken. Der fröhliche Tyson, der immer der Vernünftigste von ihnen gewesen war und der sie immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt hatte. In welche Division wäre er wohl gegangen? Welchen Posten hätte er bekleidet, was wären seine Fähigkeiten gewesen? Wie hätte sein Zanpakuto ausgesehen? Die Albträume von der Nacht im Wald verfolgten sie bis heute, wollten sie nicht loslassen. Es tat immer noch weh, vor allem, weil sie wusste, dass auch Alice immer noch häufig an ihren verstorbenen Bruder dachte.

Trotzdem gab es Carina auf eine gewisse Art und Weise auch Kraft. Die Kraft, stärker zu werden. Stärker zu werden, um ihre Freunde zu schützen. Stärker zu werden, damit die Geschichte sich nicht wiederholte.
 

Mit einem entschlossenen Ausdruck im Gesicht setzte sie ihren Weg in die zweite Division fort, gespannt darauf, was sie noch erwarten würde.

Die Begegnung

„Ein ganzes Jahr?“, stieß Carina stockend hervor und ihr Taicho nickte. „Es wird ein gutes Training für dich sein. Außerdem haben wir in dieser Stadt ein hohes Maß an spiritueller Energie gemessen. Dir wird also nicht langweilig werden.“ Carina wollte am liebsten die Augen verdrehen. Dabei hatte alles so gut angefangen.
 

Sie war nun seit zwei Monaten in der zweiten Kompanie und hatte sich wirklich gut eingelebt. Mittlerweile erledigte sie hin und wieder sogar Aufgaben für die Onmitsukido und war daher auch zuversichtlich, dass sie bald einen Posten dort besetzen dürfte. Und jetzt sollte sie für ein ganzes Jahr in die Menschenwelt und sich um Hollows und Konpakus kümmern? Oh man….
 

„Ich erwarte dich morgen früh in meinem Büro. Und zwar pünktlich.“ „Jawohl Taicho“, antwortete Carina nicht sehr motiviert und machte auf dem Absatz kehrt. Wie sollte sie das denn bitteschön Alice erklären? Toshiro wusste mit hoher Wahrscheinlichkeit schon davon und Tobias würde es gelassen nehmen, aber Alice war immer noch eine Sache für sich. Genervt rieb sie sich über die Schläfen, als erneut ein heftiger Schmerz in ihrem Kopf entflammte. Momentan hatte sie wirklich andauernd diese schrecklichen Kopfschmerzen, doch Unohana Taicho hatte nichts Ungewöhnliches feststellen können. Hoffentlich legte sich das bald wieder.
 

„1 JAHR????“, schrie Alice aufgebracht, während Carina sich die Ohren zuhielt. Das war ja klar gewesen. „Tja, tut mir Leid, aber du wirst wohl das eine Jahr ohne mich auskommen müssen. Ich hab’s mir nicht ausgesucht.“ Alice sah aus, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen, doch dann atmete sie tief durch. „Es hätte ja genau so gut mich treffen können, ich weiß, dass das nicht deine Entscheidung war. Aber ein Jahr ist ganz schön lang. Mit wem soll ich denn dann über die verschiedensten Leute lästern?“ Carina lachte und legte Alice eine Hand auf die Schulter. „Du hast doch immer noch Tobias und Toshiro. Und deine Kollegen. Du wirst schon klar kommen Alice. Mir macht etwas anderes viel mehr Sorgen.“
 

Alice runzelte die Stirn. „Dir macht etwas Sorgen? Ich dachte, dieses Wort gibt es gar nicht in deinem Wortschatz.“ „Ha ha, sehr witzig“, murmelte Carina beleidigt. „Sie schicken mich in die Stadt, wo mein Vater wohnt“, nuschelte sie nun und Alice blinzelte verwundert.

„Und das macht dir Sorgen? Wolltest du ihn nicht immer schon mal kennen lernen?“ „Schon, aber...ich weiß es doch auch nicht. Ich bin mit meinem momentanen Leben zufrieden, ich glaube, ich bin noch nicht bereit dafür, ihn zu treffen. Verstehst du, was ich meine?“
 

Alice schien einen Moment zu überlegen, dann antwortete sie: „Ja, ich denke schon, aber es ist deine Entscheidung. Wenn du es noch nicht willst, dann warte noch. Aber da ist noch etwas anderes, nicht wahr? Du machst dir Sorgen um Yoruichi.“

Carina schnaubte. „Ich will sie einfach nur nicht wieder sehen.“

„Du kannst doch nicht ewig sauer auf sie sein. Ich gebe ja zu, dass ihr Verhalten falsch war und so weiter, aber sie hatte bestimmt auch ihre Gründe.“ „Die mich absolut nicht interessieren. Es ist mir egal Alice, das Thema Yoruichi ist für mich durch.“
 

Alice seufzte. Carina war ja so ein Sturkopf. Wenigstens hatte sie es versucht. „Dann sollten wir den letzten Abend, der uns noch bleibt dazu nutzen, ein wenig Zeit mit der alten Truppe zu verbringen, meinst du nicht auch?“, fragte die Schwarzhaarige und Carina stimmte ihr bedingungslos zu. Jetzt brauchte sie erstmal Ablenkung.
 


 

^^ Am nächsten Morgen ^^
 

Der Abend mit Alice und den Jungs hatte wirklich großen Spaß gemacht. Sie hatten ihr einen silbernen Anhänger geschenkt, der ein Gruppenfoto von ihnen beinhaltete. Das Foto hatten sie kurz nach Toshiros Eintritt in die Akademie gemacht. Carina war wirklich gerührt gewesen. Doch jetzt war es endlich soweit. Sie stand vor dem Tor, was sie in die Welt der Lebenden bringen würde. Hinter ihr standen lediglich nur Soi Fon und Toshiro, denn Letzterer wollte sie unbedingt noch verabschieden. Ihr Taicho erklärte ihr die gesamte Vorgehensweise, dann trat sie einen Schritt zurück, sodass Toshiro näher kommen konnte.
 

„Pass auf dich auf“, sagte dieser versucht gleichgültig, doch man hörte, dass er sie vermissen würde. Carina klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter, bevor sie auf das Tor zuschritt. Kurz bevor sie es erreichte, drehte sie sich noch einmal grinsend rum. „Wachs ein bisschen in diesem Jahr Toshiro.“
 

Auf Toshiros Stirn erschien beinahe sofort ein Wutkreuz. „Das heißt Hitsugaya Taicho. Und was heißt hier wachsen? Du verdammte….“, den Rest hörte Carina schon nicht mehr, da sie lachend das Weltentor passiert hatte.
 

Wenige Minuten später betrat sie zum ersten Mal die Welt auf der anderen Seite. Sie musste zugeben, dass sie gespannt war, was die Menschen alles zu bieten hatten.
 

Mehrere Wochen vergingen und die 14-Jährige lebte sich relativ schnell ein. Dass man sie nicht sehen konnte, störte sie kaum, denn so hatte sie ihre Ruhe und kam nur manchmal mit anderen Shinigamis in Kontakt. Aber gerade drehten sich ihre Gedanken sowieso um etwas anderes.
 

„Urahara Shop“ stand in großen Buchstaben auf der Fassade des kleinen Ladens, den Carina versteckt auf dem gegenüberliegenden Dach eines Hauses beobachtete. Ihr Reiatsu verbarg sie komplett, denn sie wusste, dass ihr Vater zwar kein Taicho mehr war, seine Fähigkeiten aber dennoch noch immer auf Kommandantenniveau waren. Zwei kleine Kinder spielten vor dem Laden, bisher hatte sie nur die Stimme von Kisuke aus dem Geschäft herausgehört, doch schon allein dadurch hatte ihr Herz angefangen zu rasen. „Ich kann nicht. Ich kann es einfach nicht“, dachte sie panisch und zog sich zurück. Sie rannte durch die Straßen, bis sie in einer kleinen Gasse zum Stehen kam.
 

Erneut plagten sie diese verdammten Kopfschmerzen. „Ich bin so ein verdammter Feigling“, flüsterte sie zu sich selbst und schloss die Augen.

„Ja, das bist du“, hörte sie jemanden kichern und erschrocken riss sie die Augen auf. Die Gasse war leer, hier war keine Menschenseele. „Was zum…“, dachte sie verwundert, doch dann keuchte sie heftig auf. Um sie herum drehte sich alles, es war, als würde ihr Kopf jeden Moment explodieren. Ein unmenschliches Gekicher erklang in ihren Ohren. „Auf…hören“, japste sie, bevor alles um sie herum dunkel wurde.
 

Als sie die Augen wieder öffnete, lag sie zusammengekrümmt wie ein Embryo auf dem Boden. Ihr war schwindelig, dennoch richtete sich die Shihoin auf und betrachtete ihre Umgebung. „Was mache ich hier?“, dachte sie, als sie die Welt ihres Zanpakutos erkannte. „Was soll das Totsuka? Wo bist du?“, rief sie, doch ihr Schwert antwortete nicht.
 

„Lass doch Totsuka aus dem Spiel. Du könntest dich auch mal zur Abwechslung mit mir beschäftigen, Prinzessin.“ Carina drehte sich um und schnappte fast augenblicklich nach Luft. Vor ihr stand ein Hollow. Aber das Schlimmste war nicht etwa, dass es ein Hollow war, sondern, dass dieser Hollow aussah wie sie. Die Haare des Hollow-Mädchens waren genauso lang wie ihre, doch waren sie nicht blond, sondern eine Mischung aus Weiß und Silber. Die Haut war ebenfalls Weiß und die Pupillen raubtierartig Gelb. Das Weiße in den Augen des Hollows war nachtschwarz.
 

„Was…was bist du?“, fragte Carina entsetzt. Ihr Gegenüber grinste.
 

„Ich bin du!“

Monster

Carina fixierte ihren Gegenüber ungläubig, denn die Worte ergaben für sie keinen Sinn. Aber mittlerweile wunderte sie sich über gar nichts mehr. Sie redete hier immerhin mit einem Hollow. „Wovon sprichst du?“, fragte sie versucht kühl, doch der Hollow, der wie sie aussah, begann nur, von neuem zu lachen. „Ich kann deine Angst spüren, du musst sie nicht vor mir verstecken. Oder eher vor dir selbst.“
 

„Ich will wissen, wer du bist“, spie Carina wütend aus. „Hab ich dir doch schon gesagt. Ich bin du.“ „Das bezweifele ich“, erwiderte die Blondine, während sie immer nervöser wurde. „Oh, du bist so unwissend. Das tut ja schon fast weh. Aber weil ich so nett bin, kläre ich dich gerne auf. Das wird bestimmt lustig.“

Angesprochene biss die Zähne zusammen. Sie wollte jetzt endlich wissen, was hier vor sich ging.

„Wo soll ich anfangen? Mein Ursprung liegt weit zurück, noch länger als unsere Geburt. Und Verantwortlich für das Alles ist eine Person namens Kisuke Urahara.“
 

„Was soll mein Vater mit dir zu tun haben?“, stieß der vierte Offizier der zweiten Kompanie hervor. „Ungeduldig wie immer. Dein Vater war, wie du weißt, ein Wissenschaftler und hat etwas erschaffen, was sich Hogyoku nennt. Das Hogyoku besitzt die Fähigkeit die Grenzen zwischen Hollows und Shinigamis aufzulösen. Und genau deshalb bin ich hier.“
 

„Aber ich bin nie mit diesem Hogyoku in Berührung gekommen und mein Vater weiß nichts von mir, er kann also auch nichts damit zu tun haben.“

„Wenn du mich ausreden lassen würdest, wärst du schon viel schlauer. Natürlich hat Urahara nicht absichtlich etwas damit zu tun. Ich sollte vielleicht ein wenig genauer werden. Das Hogyoku besitzt einen eigenen Willen und es ist in der Lage, demjenigen, der sich in seiner Nähe aufhält, den tiefsten Wunsch des Herzens zu erfüllen. Der Wunsch von Kisuke Urahara war, dass die Grenzen zwischen Hollows und Shinigamis stabilisiert werden.“
 

Carinas Gedanken überschlugen sich. Alice hatte über die Hollowfikation gelesen und ihr davon erzählt. „Du hörst mir nicht richtig zu. Hollowfikation nennt sich der Prozess, wenn ein Shinigami in den Bereich eines Hollows eintritt und somit dessen Kräfte erlangt. Aber ich bin seit deiner Geburt ein Teil von dir.“
 

„Was willst du mir damit sagen?“ Carina drehte sich der Magen um. Sie konnte sich denken, was jetzt kommen musste.

„Du Carina, bist die fleischgewordene Grenze zwischen einem Hollow und einem Shinigami. 50 zu 50. Ein halber Hollow.“
 

„Das ist nicht wahr. Du lügst doch.“ Sie zitterte. „Schon vergessen? Du kannst mich nicht anlügen. Ich bin du. Hast du dich nie gefragt, warum du Hollows schon viel früher bemerkst, als deine Freunde? Oder warum du andauernd Kopfschmerzen hast? Deine verborgenen Kräfte belasten deinen Körper, weil du nicht in der Lage dazu bist, sie einzusetzen geschweige denn zu kontrollieren. Ach ja, da wäre da noch die Sache mit deinem Reiatsu. Dachtest du etwa, es wäre ein Wunder, als damals plötzlich Reiatsu bei dir auftauchte?“
 

Die Shihoin erstarrte. Das konnte nicht sein. „Dann bist du dafür verantwortlich, dass sich mein Reiatsu vorher nie gezeigt hat?“ Ein Grinsen bildete sich auf dem Gesicht der Bestie. „Der Kandidat erhält 100 Punkte. Ja, ganz genau so war es.“
 

„Aber warum? Warum ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt, warum nicht schon früher? Ich glaube nicht, dass du Mitlied mit mir hattest, also was war der Grund?“ Erneut erklang das widerliche Kichern.
 

„Weil du meine Kraft eingesetzt hast. Deswegen hat sich dein Reiatsu plötzlich gezeigt.“ Nun war Carina wirklich vollends verwirrt. „Deine Kraft benutzt? Ich soll die Kräfte eines Hollows benutzt haben? Das ist doch totaler Schwachsinn, das wüsste ich ja wohl!“
 

„Du erinnerst dich wirklich nicht? Ich bin gerne so nett und helfe dir ein wenig auf die Sprünge. Es war dunkel, kalt und du warst in einem Wald. Der Hollow war über dir, streckte seine Klauen nach dir aus und du dachtest, dass du jeden Moment sterben müsstest. Ich kann mich noch genau an deine Gedanken erinnern. ´Geh weg, ich will noch nicht sterben. Tyson hilf mir, lass nicht zu, dass er mich tötet. Bitte hilf mir irgendjemand`.“
 

In Carinas Gedächtnis regte sich etwas. Ja, sie konnte sich an die Gedanken erinnern, aber danach war alles in eine große Dunkelheit getaucht. „Ich konnte dich nicht sterben lassen, immerhin wäre ich dann selbst dran gewesen. Also hab ich dir meine Kräfte gegeben und du hast den Hollow quasi in der Luft zerfetzt. Es war so toll, endlich mal zum Zug zu kommen. Aber noch schöner war das Gesicht deines kleinen Freundes, als er das alles mit ansehen musste.“ Carina schnappte entgeistert nach Luft. Tyson hatte sie für einen Moment vollkommen außer Acht gelassen.
 

Ihre Stimme zitterte, als eine schreckliche Vorahnung sie befiel.
 

„Wenn Tyson zu dem Zeitpunkt, als der Hollow tot war, noch gelebt hat, dann…“,

„…muss ihn etwas anderes getötet haben“, beendete ihr anderes Ich den Satz.
 

Die Erkenntnis traf sie wie ein Faustschlag, nein, wie ein Messerstich ins Herz. Ihr wurde schlecht, als sie sich Tysons letzte Worte ins Gedächtnis rief.
 

^^ Flashback ^^
 

Tysons Augen zuckten panisch hin und her, auch Carinas Anblick machte es nicht besser. Er versuchte etwas zu sagen, doch die Worte wollten seine Lippen nicht verlassen. Als er endlich etwas sagen konnte, war es nur ein einzelnes Wort.

„H-H-Hollow“, röchelte er.
 

^^ Flashback Ende ^^
 

„Nein!“ Ihre Lippen fühlten sich taub an, als sie ihre Hände gegen ihre Schläfen presste. Bilder tauchten vor ihrem inneren Auge auf. Tyson, der sie voller Angst anstarrte, als sie sich ihm näherte. Sein Blut, das über ihre Kleidung und den Waldboden spritzte, als sie ihn angriff. Und schließlich, wie sein Körper mit einem dumpfen Geräusch zu Boden fiel. Tränen tropften zu Boden, als sie die unausweichliche Wahrheit erkannte. „Ich…habe ihn getötet“, wisperte sie und fiel auf die Knie. Wie sollte sie damit fertig werden? Wie konnte sie jemals wieder ihren Freunden unter die Augen treten? Sie schrie, bäumte sich auf und wollte für einen Moment nur eines. Sterben.
 

Ein heftiger Schmerz in ihrem Gesicht riss sie aus ihrer Verzweiflung. Als sie die Augen öffnete, bemerkte sie, dass sie nun wieder in der Wirklichkeit war, allerdings nicht mehr in der kleinen Gasse.
 

Sie kniete in den Trümmern eines frisch eingestürzten Hauses und Blut tropfte von ihrer Stirn auf den Boden. Irgendetwas musste sie geschlagen haben.
 

„Na? Wieder bei Sinnen?“, hörte sie auf einmal eine fremde Stimme. Das Mädchen sah auf. Vor ihr stand ein Mann mit kurzen blonden Haaren. Er trug eine schwarze Jeans, ein orangenes Hemd und eine schwarze Krawatte. Sie wollte aufstehen, wollte etwas sagen, doch ihr Körper reagierte nicht. Lediglich ein leises Krächzen verließ ihre Kehle.
 

Der Mann beugte sich zu ihr hinab, sodass sie nun auf Augenhöhe waren. „Mein Name ist Shinji. Hab keine Angst. Ich werde dir helfen.“

Der erste Schritt

Mit leeren Augen sah sie ihn an. Seine Worte drangen nur langsam zu ihr durch. „Helfen?“, sagte sie schließlich, doch ihre Stimme hörte sich an, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen. Shinji schwieg, er dachte nach. Das Mädchen kam aus der Soul Society, so viel stand schon mal fest. Und die Kraft ihres Hollows war momentan geradezu übermächtig.

„Sie ist noch so jung. Wie kommt sie zu diesen Kräften?“, dachte er. Der ehemalige Kommandant seufzte leise. Sie tat ihm leid. Mit ihrer Kraft hatte sie ein komplettes Gebäude in Schutt und Asche gelegt und so wie es aussah, hatte sie von alldem scheinbar gar nichts mitbekommen.
 

„Wie…wie willst du mir denn helfen?“, kam die schwache Frage. Seine Antwort war bedacht und es kam ihm so ruhig über die Lippen, dass Carina gar nicht anders konnte, als ihm zu glauben. „Vertrau mir!“
 

Verzweiflung herrschte in der Shihoin und sie schaute die offene Hand an, die der Fremde namens Shinji ihr entgegenhielt. Ihr war gerade alles egal. Die Soul Society. Ihre Mission. Selbst ihre Freunde waren zurzeit in den Hintergrund gerückt. Alles, was sie momentan wollte, war diesen Hollow unter Kontrolle zu bekomme. Die Geschichte dürfte sich nicht wiederholen…

Zögernd ergriff sie Shinjis Hand, dieser zog sie mühelos auf die Beine. „Komm. Folge mir“, sagte er schlicht und mit immer noch zittrigen Beinen, rannte sie hinter ihm her. Die Aussicht, dass er ihr helfen konnte, war ihre letzte Hoffnung und sie klammerte sich wie eine Ertrinkende daran fest.
 

Nach einiger Zeit blieben sie vor einer Fabrikhalle stehen, die ziemlich heruntergekommen aussah. Plötzlich tauchte in Carinas Kopf eine entscheidende Frage auf. „Sag mal. Shinji…warum kannst du mich eigentlich sehen?“ Der Blonde grinste sie schief an. „So eine blöde Frage hab ich ja noch nie gehört. Bringt man euch in der Soul Society denn gar nichts mehr bei? Aber um solche unnötige Fragen weiter zu vermeiden, werde ich dir einfach meinen vollen Namen sagen, ich hoffe doch mal, dass dann ein paar Lichter aufgehen. Also, mein Name ist Shinji Hirako. Und wenn du wieder halbwegs klar denken kannst, wäre es nett, wenn du mir auch deinen verraten würdest.“
 

Er ging gelassen weiter, Carina musste erst einmal entgeistert nach Luft schnappen, bevor sie ihm folgte. „Hirako? Doch nicht etwa der Hirako, oder?“, fragte sie. „Anscheinend bringen sie euch ja doch was bei“, brummte er und rief jetzt ein lautes „Ich bin wieder da“ in die Halle.

„Na wurde ja auch Zeit. Wo hast du dich denn jetzt schon wieder rumgetrieben, Vollidiot?“ Carina schaute verdattert in die Richtung der nicht gerade höflichen Stimme. Ein kleines, blondes Mädchen, gekleidet in einem roten Trainingsanzug stampfte auf Shinji und sie zu.
 

Angesprochener seufzte schwer. Das war ja mal wieder typisch Hiyori…

„Also erstmal, rumgetrieben habe ich mich nirgends. Aber ich habe was Interessantes gesehen und gleich mitgebracht.“ Jetzt viel der Blick des Mädchens auf Carina und diese schluckte. Dieser Blick war ihr unheimlich. Das Mädchen, das anscheinend Hiyori hieß, betrachtete sie von oben bis unten und ihr linkes Auge begann dabei unheilvoll zu zucken. Ohne eine Art der Begrüßung zu Carina, drehte sie sich wieder zu Shinji.
 

„Sag mal, soll das ein Witz sein? Du schleppst einen Shinigami hier an? Bisher dachte ich, du wärst vielleicht ein kleines bisschen schlauer, als du aussiehst, aber da hab ich mich ja wohl geirrt. Was willst du überhaupt mit ihr? Ist sie sowas wie dein Betthäschen?“

Carina lief so heftig rot an, das ihr für einen Moment schwindelig wurde. Betthäschen? Auch Shinjis Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, was er davon hielt. Nämlich gar nichts.
 

„Quatsch keine Opern Hiyori. Sie ist aus dem gleichen Grund hier, wie wir Alle.“ Carinas Augen weiteten sich. Waren die Beiden etwa auch…Ihre Gedankengänge wurden unterbrochen, als Hiyori plötzlich eine ihrer Sandalen auszog und Shinji damit einen Kinnhacken verpasste. „Äh…“, war das Einzige, was Carina hervorbrachte, doch sie wurde weiterhin ignoriert.
 

Zahlreiche Schläge später wendeten sich die Beiden wieder ihr zu. „Wie ist denn jetzt dein Name?“, fragte Shinji genervt und Carina zuckte zusammen. „Oh, entschuldige. Mein Name ist Carina. Carina Shihoin.“ Während Hiyori aussah, als hätte man sie gerade geschlagen, wurde Shinji bleich.
 

„Hast du das gewusst?“, fauchte Hiyori wütend und Shinji hielt schützend die Hände von sich. „Nein. Woher denn auch?“ „Jetzt ist sie auch noch Adelig. Bestimmt ist sie auch noch mit Yoruichi Shihoin verwandt, bei unserem Glück.“ „Ihr kennt Yoruichi?“, platzte es aus dem Mädchen heraus und Hiyori stöhnte.
 

„Da hast du’s. Natürlich kennen wir sie, immerhin war sie Kommandantin, als wir noch in der Soul Society waren.“ „Jetzt erinnere ich mich. Eine Freundin hat mir von diesem Vorfall erzählt. 4 Kommandanten und 4 Vizekommandanten wurden wegen ihrer Hollowfikation zum Tode verurteilt, doch sie sind geflohen.“
 

Hiyoris Blick wurde leicht trüb und sie sah zu Boden. Shinji nickte. „Ja. Aber du kennst nicht die komplette Geschichte. Wir sind mithilfe deiner Eltern geflohen. Yoruichi und Kisuke haben uns in Sicherheit gebracht, bis wir uns von der Verwandlung erholt hatten.“ Carina sah Shinji erstaunt an, dieser fühlte sich in seinem Verdacht bestätigt. Sie sah ihm auch wirklich verdammt ähnlich…
 

Derweilen riss Kisukes ehemalige Vizekommandantin den Kopf hoch. Ihre Augen verweilten auf Carinas Gesicht, dann fauchte sie ein „Wieso ist mir das nicht gleich aufgefallen? Das dieser Typ auch noch ein Kind in die Welt gesetzt hat, ist ja wirklich das Letzte.“

„Was ist denn mit der los?“, flüsterte Carina Shinji leise zu, während das andere Mädchen weiterhin lauthals fluchte. „Lange Geschichte. Glaub mir. Apropos Geschichte, ich wäre an deiner Geschichte interessiert. Wie kommst du zu dem Hollow?“
 

Angesprochene ballte ihre Hände zu Fäusten und begann stockend zu erzählen. Anfangs kamen ihr die Worte nur langsam über die Lippen, doch dann redete sie beinahe wie ein Wasserfall, um die Last endlich los zu werden. Nachdem sie geendet hatte, bebten ihre Schultern heftig. Shinji sagte lange Zeit nichts, er war vollkommen in Gedanken.

„Du bist zwar anders wie wir, aber trotzdem ein Vizard. Deshalb sollte die Methode, die wir anwenden auch bei dir Wirkung zeigen. Es wird zwar nervenaufreibend, aber ich traue dir zu, dass du es schaffen kannst.“
 

„Dann könnt ihr mir wirklich helfen?“, flüsterte sie schwach und Hiyori nickte. Sie konnte Carina verstehen. Sie selbst wusste wie es war, wenn man vollkommen die Kontrolle verlor, wenn man sich selbst ausgeliefert war.
 

„Wir werden morgen anfangen. Zuerst solltest du dich etwas ausruhen und emotional runterkommen. Aber bevor wir damit beginnen, muss ich dir noch eine entscheidende Frage stellen. Das ist echt wichtig.“ Carina nickte angespannt. Sie hoffte, dass sie nichts Falsches sagte, denn sie wollte dieses Training mehr als alles andere.
 

„Was willst du auf deine Pizza?“

Sie blinzelte.

„WAS?“
 

„Ich habe gefragt, was du auf deine Pizza haben möchtest. Mashiro und Kensei gehen gleich welche holen.“ Auf Carinas Hinterkopf erschien ein Tropfen. Waren das wirklich mal Kommandanten und Vizekommandanten der Soul Society gewesen?
 

Während des Tages lernte sie noch die anderen Vizards kennen und sie alle waren ihr sympathisch. Mashiro und Lisa waren sehr nett. Lustig war es vor allem dann, wenn Kensei und Mashiro sich in die Haare bekamen. Love und Rose zeigten ihr sofort ihre Lieblingsbücher und die Musik, die sie hörten. Hachi war eher zurückhaltend, doch auch er unterhielt sich freundlich mit ihr.
 

Shinji erzählte ihr die ganze Geschichte, die sich damals zugetragen hatte. Die Shihoin war schockiert. „Aizen ist dafür verantwortlich?“, murmelte sie wütend und verstand nun endlich Yoruichis Worte von damals.
 

^^ Flashback ^^
 

Yoruichis Blick wurde von einer Trauer überschattet, die Carina erschütterte. So hatte sie ihre Mutter noch nie gesehen.

„Du weißt genau, dass das nie geplant war. Kisuke war so fertig durch alles, was passiert ist. Er gibt sich immer noch selbst die Schuld, vor allem, weil er die Verwandlung nicht rückgängig machen konnte.“
 

^^ Flashback Ende ^^
 

Sie biss die Zähne zusammen. Wenn Aizen nicht gewesen wäre, dann wären ihre Eltern nie aus der Soul Society verbannt worden. So vieles könnte anders verlaufen sein. In diesem Moment schwor sie sich zum ersten Mal, die Pläne dieses Mannes zu durchkreuzen.
 

Am nächsten Morgen standen sie im Trainingsraum, der sich unter der Fabrik befand. Shinji sah sie an und grinste sein schiefes Lächeln. „Nachdem du deinen Hollow unter Kontrolle bekommen hast, werden wir dir helfen, diese Kräfte im Zaun zu halten. Wir haben ein ganzes Jahr Zeit, bevor du wieder in die Soul Society musst, also keine Sorge. Bist du bereit?“
 

Carina schloss für einen kurzen Moment die Augen, dann riss sie sie entschlossen wieder auf.
 

„Ja!“
 

Sie würde es durchstehen. Und wenn es das Letzte war, was sie tat.

Die Rückkehr

So verging ein ganzes Jahr. Carina konnte ihren Hollow mittlerweile relativ gut kontrollieren und hatte auch sonst einiges dazu gelernt. Shinji und die Anderen behandelten sie von Anfang an so, als ob sie schon Jahre zu ihnen gehören würde und die Shihoin fühlte sich wohl. Das Jahr verging schneller, als sie zu Anfang erwartet hatte. Und nun war er gekommen. Der Tag, an dem sie wieder zurück in die Soul Society musste.
 

Einerseits hatte sie ihre Freunde natürlich vermisst, mehr als alles andere. Aber auf der anderen Seite hatte sie Angst. Angst davor, dass sie herausbekamen, was sie war und was sie getan hatte. Sie musste vorsichtig sein.
 

„Pass auf dich auf“, sagte Shinji, als sie sich alle vor der Fabrikhalle versammelt hatten. „Du kennst mich doch“, sagte Carina und zwinkerte ihm kurz zu. Shinji blieb dennoch ernst. „Aizen darf nicht bemerken, dass du Bescheid weißt. Halte dich so gut wie möglich von ihm fern.“ Carina nickte, auch sie war sich der Gefahr bewusst, der sie sich aussetzte. Hiyori war die Letzte, die sich von ihr verabschiedete. Sie guckte stur zur Seite und murmelte nur ein leises, aber wütendes: „Bin ich froh, dass du endlich weg bist. Jetzt kannst du endlich zu diesen Idioten in der Soul Society zurückgehen, Idiot!“ Carina lächelte und zog das Mädchen in eine kurze Umarmung. „Ich werde dich auch vermissen, Hiyori“, sagte sie und bevor Angesprochene ihr eine runterhauen konnte, verschwand sie mit einem Blitzschritt.
 

Die Vizards seufzten. Carina war ihnen wirklich ans Herz gewachsen. Hoffentlich würde alles gut gehen.
 

Die 15-Jährige lächelte, als sie die Soul Society in ihrer vollen Pracht vor sich sah. Endlich konnte sie wieder hier sein und auch wenn sie Angst empfand, sie wollte jetzt endlich ihre Freunde wieder sehen. Aber zuerst musste sie noch ihren Bericht bei Soi Fon Taicho abliefern.
 

„Da bist du ja wieder“, stellte Soi Fon kühl wie immer fest und überflog den Bericht des Mädchens. „Na gut, dein Bericht sieht ganz ordentlich aus. Du kannst gehen.“ Carina nickte, verbeugte sich kurz und verließ das Büro ihrer Kommandantin. Ihr Blick richtete sich nach rechts, wo sie den Rücken einer ihr, sehr gut bekannten, Person ausmachte. Ein Leuchten nahm Besitz von ihren Augen und voller Freunde rief sie: „Hey Toshiro. Du bist in dem Jahr ja immer noch nicht viel gewachsen.“ Sofort blieb der Weißhaarige stehen und seine Wut war deutlich spürbar. „Was erlaubst du dir? Erstens heißt das Hitsugaya Taicho und zweitens….“, Toshiro unterbrach sich selbst, als er Carina nun erkannte, die breit grinsend vor ihm stand.
 

Zuerst sagte niemand der Beiden etwas. Dann begannen sie gleichzeitig zu lachen und umarmten sich freundschaftlich. „Es hat sich wirklich nichts geändert“, lachte Carina und Toshiro nickte. „An mir vielleicht nicht, aber über einige Dinge wirst du dich wundern. Komm mit. Ich bring dich zuerst zu Tobias. Ich glaube, Alice ist momentan auf einer Mission.“
 

Sie unterhielten sich angeregt, bis Carina plötzlich bemerkte, dass sie in Richtung der 12. Division gingen. „Äh, sag mal Toshiro, wollten wir nicht zu Tobias?“ „Ja.“ „Und warum gehen wir dann zur 12. Einheit und nicht zur Dritten?“ Toshiro lachte leicht. „Das wirst du gleich sehen. Ich habe ja gesagt, es hat sich einiges geändert.“ Während Toshiro die Tür öffnete, hob Carina erstaunt beide Augenbrauen. „Was denn, soll das etwa heißen, Tobias ist in die 12. Division gewechselt? Aber er kann Mayuri doch auf den Tod nicht ausstehen.“
 

Toshiro wollte seiner Freundin gerade antworten, als eine wütende Stimme durch das Zimmer drang.
 

„Mein Gott, dieser ganze Papierkram macht mich noch verrückt. Wo ist eigentlich Alice, wenn man sie mal braucht? Sonst macht sie doch auch immer diesen ganzen Mist.“ Gleich darauf erschien Tobias im Türrahmen und Carina wollte ihn gerade freudig begrüßen, als ihr etwas ins Auge stach. Tobias trug einen Haori.
 

„Das glaub ich jetzt nicht“, stellte sie dumpf fest und der Kuchiki sah nun auf. Seine wütende Miene hellte sich beinahe sofort auf und er ging begeistert auf Carina zu. „Wurde auch Zeit, dass du wieder zurückkommst, Alice heult mir schon seit Wochen die Ohren voll.“ „Du bist ein Taicho“, sagte Carina fast traurig. Der Schwarzhaarige lächelte und nickte. „Ja, seit zwei Monaten. Ich hab Mayuri geschlagen und daraufhin seinen Posten erhalten.“
 

Carina sah von Tobias zu Toshiro, wiederholte dies ein paar Mal, holte schließlich tief Luft und fragte: „Und was für einen Rang hat Alice, wenn ich fragen darf?“

„Sie ist mein Fukotaicho, warum fragst du?“, beantwortete Tobias ihre Frage und die Blondine stöhnte. „Und ich bin nur ein kleiner 4. Offizier. Ich war mal ein höherer Rang als du“, sagte sie an ihren besten Freund gewandt und dieser lachte. „Nun ja, ich habe viel mit Byakuya trainiert, das hat mich vorangebracht. Und Alice hat sich mit Toshiro herumgeschlagen, also war es doch klar, dass wir Fortschritte machen würden.“
 

„Ich habe auch Fortschritte gemacht“, bemerkte die Shihoin leise. „Sicher. Das habe ich doch auch nie geleugnet.“ Die Drei unterhielten sich noch ein wenig, bevor Carina sich wieder zu ihrer Division aufmachte. Es gab bestimmt wieder einiges an Arbeit zu erledigen.
 

„Vielleicht hätte ich doch bei Shinji und den Anderen bleiben sollen“, dachte Carina genervt, als sie endlich das letzte Dokument ausgefüllt zur Seite legte und sich nach draußen begab, um frische Luft zu schnappen. Sie war nicht einmal eine gute Minute draußen, da hörte sie schon von weitem ein, ihr sehr gut bekanntes, Stampfen. „Oh nein, alles nur nicht der“, murmelte sie und schaute in Omaedas Richtung, der nun direkt vor ihr stand.
 

„Ähm…ist etwas?“, fragte sie versucht freundlich, doch Omaeda drückte ihr lediglich einen Besen in die Hand. „Der Hof soll gekehrt werden. Na los. Hopp Hopp.“ Auf Carinas Stirn pochte ein Wutkreuz und Omaeda hatte sich schon zum gehen gewandt, als ihr ein lautes „Mach es doch selbst, du Fettklops“ entfuhr. „Ich und meine große Klappe“, dachte sie gleich darauf, als Omaeda sich, nicht gerade froh über die Bemerkung, zu ihr umdrehte. Sein Gesicht ließ darauf schließen, dass er die Bezeichnung nicht wirklich gut aufnahm.
 

„Wie hast du kleine Made mich gerade genannt?“, grollte er laut, doch Carina blieb ruhig. Vor einem Jahr hätte sie sich vor ihm in den Staub geworfen und um Gnade gefleht, doch jetzt war sie stärker. Körperlich und geistig. „Ich sagte, dass du es gefälligst selbst machen sollst, dann würdest du vielleicht mal was abnehmen, du Fressmaschine!“ Die „Fressmaschine“ lief rot an. Ohne ein weiteres Wort zog er sein Schwert.
 

Carina wich rein reflexiv einen Schritt zurück, als der Mann auf sie zu rannte. Überrascht stellte sie fest, dass er gar nicht so schnell war, wie sie gedacht hatte. Sie hatte viel mit Mashiro trainiert und diese war um einiges schneller. Mit Leichtigkeit wich sie seinen Schwerthieben aus. Mittlerweile hatte sich fast die komplette zweite Einheit und ein kleiner Teil der Onmitsukido um sie versammelt und verfolgten interessiert den Kampf. Auch Soi Fon wurde von den Geräuschen angelockt und alle ließen sie ohne Aufforderung passieren, sodass sie nun in der forderen Reihe stand. Die zwei Kämpfer schienen sie jedoch gar nicht zu bemerken. Carina reichte dieses langweilige Kämpfen nun langsam. Beim nächsten Schlag duckte sie sich und rammte Omaeda ihren Ellbogen sehr präzise in den Magen. Dieser spuckte Blut und ging vor Schmerz in die Knie. Ihr nächster Schlag traf ihn ins Gesicht und warf ihn zurück.
 

Doch natürlich war er nicht so leicht zu schlagen. Mit blutender Nase richtete er sich wieder auf. „Zermalme sie, Gegetsuburi.“ Sein Schwert nahm die Form einer Eisenkugel, welche mit Stacheln übersät war, an. Sie hing an einer langen Kette. Nun zog auch Carina ihr Zanpakuto. „Treffe dein Ziel, Totsuka!“ Auch ihr Schwert nahm seine Shikaiform an. Die Zanpakuto prahlten aneinander, doch bevor Carina ihre Blitze freisetzen konnte, wurde sie durch das Gewicht der Kugel zurückgeschleudert. Eine der Stacheln riss ihren rechten Ärmel auf und somit auch ihre Haut.
 

Zischend ging sie erneut auf Abstand. „Nicht schlecht“, dachte sie, doch er würde sich noch wundern. Soi Fon blinzelte überrascht, als Carina hinter Omaeda auftauchte und ihm einen elektrischen Schlag verpasste, der sich gewaschen hatte. „Sie ist schnell. Sogar schneller, als die meisten Mitglieder der Onmitsukido“, stellte sie fest und musste leider bemerken, dass die Bewegungen des Mädchens sie an die ihrer Mentorin erinnerten.
 

Der Kampf ging weiter, Blut und Schweiß wurde vergossen. Nach circa 2 Stunden waren sowohl Carina, als auch Omaeda erschöpft. „Wenn ich nur meine ganze Kraft einsetzen dürfte“, dachte sie und hörte ihren Hollow leise lachen. „Ja genau, lass uns ein wenig Spaß haben.“ Die Shihoin ignorierte ihn gewissenhaft. „Mir reicht’s jetzt. Ich werde das beenden. Nur übertreiben sollte ich es nicht.“
 

Carina gab eine größere Menge Reiatsu in Totsuka ab, dieses warf Funken. Wie Carina ihr Zanpakuto kannte wahrscheinlich vor Vorfreude. Erneut holte sie aus und Omaeda bekam eine heftige elektrische Ladung ab, die ihm für einen Moment die Sinne raubte. Als er die Augen das nächste Mal öffnete, hatte Carina ihm an beiden Händen gepackt und ein unschönes lautes Knacken ertönte. Dann schlug sie ihm ihren Kopf direkt an die Augen, sodass der Fukotaicho mit einem Schmerzensschrei in die Knie gehen musste.
 

„Du warst unvorsichtig. Die Fingerspitzen sind der Teil des Körpers mit der höchsten

Wahrnehmung und die Augen ebenso. Du solltest aufgeben, es sei denn, du hast vor, mit deinen gebrochenen Fingern weiter zu kämpfen.“

„Du verdammtes Gör“, fluchte ihr Gegenüber und wollte gerade aufstehen, als eine zischende Stimme ihn darin hinderte. „Dieser Kampf ist vorbei. Du gehst zur 4. Division Omaeda und Shihoin…in 5 Minuten in meinem Büro.“
 

Carina schluckte.
 

Was hatte sie denn jetzt schon wieder so Schlimmes getan?

Die Entwicklung

So, da bin ich wieder^^. Ich wünsche Euch allen ein schönes Osterfest und eine bunte Eiersuche XD. Viel Spaß mit dem neuen Kapitel.
 

Mit immer noch stark klopfendem Herzen verließ die Shihoin aufgebracht das Büro ihrer Vorgesetzten. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Ohne es überhaupt zu bemerken, ging sie an Tobias vorbei, der gerade dabei gewesen war, sie zu begrüßen. „Äh… Carina? Alles in Ordnung?“, fragte der Schwarzhaarige verwundert und das Mädchen blieb abrupt stehen. Dann drehte sie sich zu dem Taicho der 12. Division um. „Mir geht’s gut, aber danke der Nachfrage.“ Ihre Antwort war kurz, aber vollkommen ernst gemeint.
 

„Ich hab von deinem Kampf gegen Omaeda gehört. Sollst ihn ja richtig auf die Bretter geschickt haben.“ Carina lächelte schwach. „Anscheinend war der Kampf gut genug. Soi Fon Taicho hat mich soeben zu ihrem Fukotaicho gemacht.“ Tobias blinzelte, doch dann lachte er vergnügt auf. „Mal ehrlich, du bist noch nicht mal einen Tag wieder da und schon wirst du befördert. Dann hast du bestimmt jetzt auch einen höheren Posten in der Onmitsukido, oder?“ Carina nickte. „Ja. Sie hat mich zur Korpskommandantin der 3. Einheit der Onmitsukido befördert.“ In Gedanken wurde Carina leicht melancholisch. Ihr Vater hatte diesen Posten einst auch bekleidet, das wusste sie.
 

„Körperliche Kraft ist sehr wichtig für diesen Posten und daher hat sie gesagt, dass ich geeignet bin. Ich hoffe nur, dass ich das hinbekomme.“ Ihr Gesicht drückte leichte Unsicherheit aus, doch in Wirklichkeit unterzog sie den Kuchiki gerade einem Test und spielte ihm die Unsicherheit nur vor. „Ach, das schaffst du schon. Mach dir keine Sorgen.“ Carina lächelte. Tobias sprang auf ihre Miene an. Gut.

Je überzeugender sie wirken konnte, desto besser. „Ach ja, bevor ich es vergesse. Alice ist gerade eben von ihrer Mission zurückgekehrt und sucht dich jetzt schon überall.“ Carinas Kehle schnürte sich eng zusammen. Sie hatte gewusst, dass dieser Zeitpunkt kommen würde, doch sie hatte Angst. Konnte sie Alice ebenso täuschen, wie Tobias?
 

Doch bevor sie sich geistig darauf vorbereiten konnte, bog der schwarzhaarige Wirbelwind namens Alice auch schon um die Ecke. „Carina!“, schrie sie mit einem breiten Grinsen auf den Lippen und warf sich ihrer besten Freundin um den Hals. Carina erwiderte die Umarmung, doch das Lächeln auf ihren Lippen erreichte nicht ihre Augen. Es war nicht echt sondern kalt. Leblos. „Endlich bist du wieder da. Das Jahr hat sich lang gezogen wie Kaugummi. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor.“
 

„Ich…habe dich auch vermisst, Alice“, erwiderte Carina zögernd. Diese verdammten Schuldgefühle machten sie wahnsinnig. Alice zog eine Augenbraue hoch. „Du bist so angespannt. Ist etwas passiert?“ „Scheiße“, dachte Angesprochene und schluckte kurz. „Nein nein, ich bin nur ein wenig müde. War ein harter Tag.“ Tobias erzählte Alice kurz, was während ihrer Abwesenheit passiert war. „Na siehst du, jetzt bist du schon wieder mit mir gleich gezogen. Das sollten wir feiern.“ Alice war höchst euphorisch, doch Carina blockte lächelnd ab. „Ich will jetzt wirklich nur noch schlafen. Wir sehen uns bestimmt morgen. Entschuldigt mich.“
 

Carina verließ ihre beiden besten Freunde mit schnellen Schritten und diese schauten ihr nur verwundert hinterher. „Irgendetwas ist anders“, flüsterte Alice leise. „Was meinst du?“, fragte Tobias, doch auch er wusste, was sie meinte. „Carina ist anders als sonst. So still.“ „Ach komm, sie war ein Jahr lang weg, da verändert man sich schon mal ein bisschen. Außerdem hatte sie einen harten Tag.“ Alice nickte, war aber immer noch leicht beunruhigt. „Vielleicht hast du Recht. Sie ist bestimmt nur erschöpft.“
 

Carina nahm immer wieder tiefe Atemzüge. Ohne, das sie es wollte, zitterten ihre Hände. Sie hatte solche Angst. „Die geheime Seite von mir werde ich euch niemals sehen lassen.

Ich werde es für immer versteckt halten, denn ich will euch nicht wehtun“, dachte sie und sah auf, als sie plötzlich Schritte hörte. Brennend heißer Hass flammte in ihr auf, als Aizen auf den Gang trat. „Aizen“, dachte sie grollend, doch sie hatte es Shinji versprochen. Ruhe bewahren. Sie setzte ein freundliches Lächeln auf und verbeugte sich tief. „Aizen Taicho, es ist lange her. Wie geht es Ihnen?“ Der Braunhaarige sah sie an und lächelte ebenfalls. Alles schien wie immer an ihm zu sein, hätte Carina die Wahrheit nicht gewusst, dann wäre sie niemals darauf gekommen, dass dieser Mann ein eiskalter Verräter war.
 

„Carina. Es ist wirklich lange her, ein Jahr wenn ich mich nicht irre. Es geht mir sehr gut. War deine Mission erfolgreich?“ „Und ob sie das war, du Mistkerl. Ich werde dich dafür büßen lassen, was du meinen Eltern und meinen Freunden angetan hast.“ Sie wollte ihre Gedanken so gerne aussprechen, doch lebensmüde war sie dann doch noch nicht.
 

„Sie war sehr erfolgreich. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, es war ein harter Tag.“ Aizen nickte und Carina ging in einem normalen Tempo an ihm vorbei. Ihre Nervosität musste unbemerkt bleiben. Sie spürte seinen scharfen Blick in ihrem Rücken, doch Carina war wild entschlossen. Vor diesem Mann würde sie niemals kuschen.
 

Am nächsten Tag stand Carina schon früh auf und arbeitete sich ein. Der Papierkram hatte sich natürlich verdoppelt, aber die Arbeit im Madennest gefiel ihr durchaus. Ab und zu ein paar Leute verprügeln, die nicht wussten, wann es genug war, war abwechslungsreich und hielt sie in Form. In ihrer Mittagspause traf sie auf Tobias, der sich angeregt mir ihr unterhielt. „Rukia hat dich in der Menschenwelt abgelöst. Ich hoffe, dass sie gut zu Recht kommen wird.“ „Deine Cousine, nicht wahr? Der Job ist nicht so schwer, sie wird es schon schaffen.“ „Sie soll auch nur einige Tag bleiben und nach dem Rechten sehen. Bald ist sie ja schon wieder da.“ Auch mit Alice redete sie wieder einige Sätze, mittlerweile war die Anspannung gewichen. Auch die Schwarzhaarige hatte nicht mehr das Gefühl, dass Carina sich verändert hatte und so freute sie sich einfach, dass ihre beste Freundin wieder da war.
 

Der Alltag kehrte ein, mehrere Wochen vergingen. Carina ging ihrer Arbeit nach und traf sich öfters mit ihren drei Freunden nach Feierabend. Man könnte meinen, dass alles gut sei, doch das war es nicht. Genau drei Wochen, nachdem die Shihoin zurückgekehrt war, erfuhr sie die schlechte Nachricht von Tobias, der zutiefst deprimiert war. „Rukia ist nicht aus der Menschenwelt zurückgekommen. Mein Cousin und sein Vize gehen sie suchen.“ Carina runzelte die Stirn. Das war ungewöhnlich. „Habt ihr schon was in Erfahrung bringen können?“ „Ja, es wird vermutet, dass sie ihr Reiatsu an einen Menschen übertragen hat.“ Die Augen des Mädchens weiteten sich. Als Mitglied der Onmitsukido wusste sie, was für eine Strafe auf dieses Vergehen stand. Die Todesstrafe. „Mach dir keine Sorgen, Tobias. Vielleicht ist das ja alles nur ein Missverständnis. Wir kennen doch Rukia. Warum sollte sie sowas machen?“
 

Der Kuchiki nickte zögerlich. „Hoffentlich hast du Recht.“ Doch leider erfuhr Carina schon einen Tag später, dass Rukia unter Arrest stand und durch die Sokyoku hingerichtet werden sollte. Alice versuchte alles, um ihren Kommandanten aufzumuntern, aber dieser blieb kühl und distanziert. Und nach einem heftigen Streit mit seinem Cousin Byakuya war seine Laune andauernd schlecht.
 

„Ich wünschte, wir könnten ihm irgendwie helfen“, murmelte Alice, doch Toshiro zuckte nur die Schultern. „Da können wir leider nichts machen. Es sei denn, ihr habt vor die Soul Society zu hintergehen und da bin ich ehrlich gesagt nicht scharf drauf.“ Carina nickte. Auch sie hatte keinerlei Interesse daran. Sie mussten sich der Strafe wohl beugen.
 

Tobias seufzte. Er war schon genervt genug. Musste jetzt auch noch unbedingt so eine dämliche Kommandantenversammlung einberufen werden? Er konnte es nicht ausstehen, dass die anderen Kommandanten ihn und Toshiro immer wie Kinder behandelten, nur, weil sie noch so jung waren. Immerhin hatten sie sich ihre Titel hart erarbeitet.
 

Toshiro und er trafen als Erste ein, Gin Ichimaru als Letzter. Sofort begannen Kenpachi und der ehemalige Kommandant von Tobias sich zu streiten, da dieser ein paar Eindringlinge nicht beseitigt hatte. Tobias seufzte und auch Toshiro sagte etwas wie „Diese Idioten. Immer müssen sie sich streiten wie kleine Kinder.“ Byakuya schwieg natürlich wie immer, während der Sou-Taicho Gin eine Standpauke hielt. Doch bevor sich die Diskussion überhaupt richtig entwickeln konnte, ging plötzlich ein lauter Alarm los. Tobias und Toshiro warfen sich einen eindringlichen Blick zu, während Kenpachi nur ein „Sind das etwa schon wieder diese Ryokas?“ von sich gab.
 

Währenddessen hatten sich Alice und Carina, die von einem Vizekommandantentreffen kamen, draußen versammelt und sahen zusammen mit den meisten anderen Shinigamis das Schauspiel. Eine Kugel durchbrach die Barriere, die die Soul Society umgab und die Ryokas wurden anscheinend in alle Richtungen geschleudert.
 

„Was wollen die hier?“, fragte Alice und auch Carina wusste keine Antwort. Vielleicht wussten Tobias und Toshiro mehr, aber momentan war ihr Auftrag, diese Eindringlinge zu finden und, wenn nötig, zu töten.
 

Seit ca. 2 Stunden suchte sie jetzt schon die Straßen ab, doch bisher war der Vizekommandantin der 2. Division nichts Verdächtiges aufgefallen. Gerade hatte sie einen Höllenfalter zu ihrem Taicho geschickt, um ihr mitzuteilen, dass alles in Ordnung war, als plötzlich ein Mann um die Ecke bog, der seltsam gekleidet war und ein blutendes Gesicht hatte. Sofort rannte sie hinter ihm her und blieb mit einem schnellen Blitzschritt vor ihm stehen. „Wenn du dich freiwillig ergibst, dann werde ich dich nicht töten“, sagte sie und ihr Gegenüber schreckte zurück. Anscheinend hatte er schon einen Kampf hinter sich und war sehr erschöpft. Als sie sein Gesicht sah, erstarrte sie. Er war doch nicht etwa…? Doch, dieses Gesicht würde sie überall wieder erkennen.
 

„G…Ganju? Bist du das?“, flüsterte sie vollkommen geschockt.

"Das kann nicht sein!"

„Wenn du dich freiwillig ergibst, dann werde ich dich nicht töten“, sagte sie und ihr Gegenüber schreckte zurück. Anscheinend hatte er schon einen Kampf hinter sich und war sehr erschöpft. Als sie sein Gesicht sah, erstarrte sie. Er war doch nicht etwa…? Doch, dieses Gesicht würde sie überall wieder erkennen.
 

„G…Ganju? Bist du das?“, flüsterte sie vollkommen geschockt.
 

Ganju runzelte verwirrt die Stirn. Woher wusste diese Shinigami seinen Namen? Er betrachtete eingehend ihr Gesicht, dann weiteten sich seine Augen. Wenn er sich die Haare kürzer vorstellte und die Gesichtszüge sanfter, kindlicher, dann…
 

„Carina?“, brachte er hervor und das Mädchen nickte. Jetzt gab es keine Zweifel mehr. Das war Ganju. „Was machst du hier?“, fragte sie kühl, doch in ihrem Inneren sah es ganz anders aus. Es war, als würde sie ihre Vergangenheit wieder einholen. Doch bevor sie eine Antwort erwarten konnte, umarmte Ganju sie. Perplex ließ sie es zu, bewegte sich nicht in seinen Armen. Als er sie endlich los ließ, brach alles aus ihm heraus. „Wo warst du denn die ganze Zeit? Und warum bist du ein Shinigami? Yoruichi und Kukaku sind fast verrückt geworden, als du plötzlich verschwunden warst.“ Dann fiel sein Blick auf ihren linken Arm, wo sie immer noch die Binde mit ihrem Abzeichen trug, das sie für die Versammlung angezogen hatte.
 

„Moment mal. Kaien hat auch immer so eine Binde getragen. Sag bloß, du bist ein Vizekommandant?“ Carina seufzte. Das war ja jetzt wirklich super. „Eins nach dem Anderen Ganju. Ich war die ganze Zeit hier in der Soul Society und ja ich bin ein Fukotaicho, weil ich mir dafür den Arsch aufgerissen habe. Ich hätte nicht gedacht, dass euch mein Verschwinden überhaupt auffallen würde.“ Ganjus Gesichtszüge verhärteten sich nach ihrem letzten Satz. Er packte sie am Kragen, Carina ließ es geschehen.
 

„Natürlich ist es uns aufgefallen. Kukaku war total panisch, als du am nächsten Morgen nicht mehr da warst und wir dich nirgends finden konnten. Dann hat sie sofort Yoruichi gerufen. Wenn du sie damals gesehen hättest, würdest du nicht behaupten, dass es uns egal gewesen wäre.“ Ganju erinnerte sich an diesen Tag zurück. Es hatte geregnet.
 

^^ Flashback ^^
 

Yoruichi ließ sich vollkommen durchnässt und bleich auf einen Stuhl sinken, das Gesicht in den Händen vergraben. Ein Beben fuhr durch ihren Körper und ein Schluchzen war zu hören. Ganju, damals noch ein Teenager, stand sprachlos daneben. So hatte er Yoruichi noch nie gesehen. Auch Kukaku war blass und schritt auf und ab. „Und…wenn sie in die Soul Society gegangen ist?“, fragte die Schwarzhaarige, doch die Shihoin schnitt ihr das Wort ab. „Glaub es mir Kukaku, ich habe ihren Körper mehrmals auf Reiatsu überprüft. Nichts. Da war gar nichts, nicht einmal der kleinste Funke von spiritueller Energie. Sie kann nicht in der Soul Society sein. Dort kommt man von Rukongai aus nur mit Reiatsu rein.“ Kukaku ballte ihre Hände zu Fäusten und biss ihre Zähne hart aufeinander.
 

„Wo bist du nur, Carina?“, dachte sie zornig, während Yoruichi gegen eine Wand schlug, die sofort Risse bekam. „Was, wenn ihr was passiert ist? Wenn sie einem Hollow begegnet ist oder Aizen? Es ist alles meine Schuld. Wenn ich von Anfang an ehrlich gewesen wäre, dann wäre das Alles nicht passiert.“ Auch Ganju standen die Tränen in den Augen. Er fühlte sich nutzlos. Wo war das Mädchen, das für ihn fast so etwas wie eine Cousine gewesen war, nur?
 

^^ Flashback Ende ^^
 

Carina starrte ihn entsetzt an. „Sie hat geweint? Wegen mir?“, dachte sie, doch dann schüttelte sie stur den Kopf. Sie hatte wegen Yoruichi auch oft Tränen vergossen, jetzt konnte ihre Mutter einmal sehen, wie diese Medizin schmeckte.

„Du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet. Warum bist du hier?“ Ganju erzählte nun auch diese Geschichte. Das sie hier waren, um Rukia zu retten und eigentlich fand die Shihoin diese Tatsache gar nicht so schlimm. Tobias wäre glücklich darüber. „Und deswegen sind die 4 Menschen, Yoruichi und ich hierher gekommen“, endete er und Carina schnappte entgeistert nach Luft.
 

Yoruichi…war hier? In der Soul Society?
 

„Warum nur? Es lief doch gerade alles so gut. Warum kommt sie ausgerechnet jetzt hier her und wirft alles über den Haufen?“, fluchte sie zerknirscht, aber so leise, dass Ganju sie nicht verstehen konnte. „Geh“, sagte sie dann plötzlich und der Schwarzhaarige sah sie verwundert an. „Was?“, fragte er etwas dümmlich und Carina seufzte genervt.
 

„Verstehst du es denn nicht? Ich soll die Ryokas ausfindig machen und eliminieren oder zumindest festnehmen. Also geh endlich, bevor ich es mir anders überlege.“ Ganju nickte entschlossen, legte ihr noch ein letztes Mal eine Hand auf die Schulter und verschwand. Carina sah ihm nachdenklich hinterher. Wie würde sich das wohl noch alles entwickeln?
 

Die Shihoin wurde die Nacht darauf von heftigen Magenschmerzen geplagt, sie konnte einfach keinen klaren Gedanken fassen. Was, wenn irgendjemand Ganju erwischte? Niemand würde Mitleid mit ihm haben und ihn am Leben lassen. „Ich hätte ihn nach Hause bringen sollen“, schoss es ihr durch den Kopf, doch nun war es zu spät. Sie musste die Situation so akzeptieren wie sie war. „Was denkt sie sich nur dabei? Ganju in eine solche Gefahr zu bringen? Das sieht Kukaku gar nicht ähnlich. Und warum ist Yoruichi so an Rukias Rettung interessiert? Irgendetwas stimmt hier nicht.“ Sie stöhnte, drehte sich auf die Seite und versuchte zu schlafen. „Es wird schon alles gut werden“, flüsterte sie sich selbst zu, doch der Glaube fehlte.
 

Am nächsten Morgen fand sie eine zutiefst deprimierte Alice in der Kantine vor. „Sie haben Renji verhaftet, weil er gegen einen der Ryokas verloren hat. Das ist doch echt das Letzte“, fluchte sie, klang aber gleichzeitig so, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen. Zuerst starrte Carina sie nur verwundert an, dann ging ihr ein Licht auf. „Sag mal, kann es sein, dass du total in Renji verknallt bist?“, fragte sie mit einem breiten Grinsen und Alice lief rot an. „N-nein, bin ich nicht“, piepste sie und verhielt sich dabei ziemlich Un-Alice-haft. „Jaja, natürlich nicht.“ „Wirklich nicht.“ „Renji und Alice sitzen auf’m Baum…“
 

CARINA!!

„Ich hör ja schon auf“, lachte die 15-Jährige und war froh, wenigstens momentan nicht an Ganju oder ihre Mutter denken zu müssen.
 

Nach dem gemeinsamen Frühstück trennten sich die beiden Freundinnen und gingen in unterschiedliche Richtungen. Carina war relativ entspannt und sogar gut gelaunt, doch der Himmel war grau. Dunkel. Unheil verkündend.
 

Die Shihoin riss erschrocken den Kopf hoch, als sie einen hohen Schrei hörte, der ihr fast das Blut in den Adern gefrieren ließ. Sie kannte diese Stimme. „Momo“, schrie sie und rannte los. Toshiros Freundin aus Kindertagen musste irgendetwas zugestoßen sein. Als Carina das zierliche Mädchen endlich erreicht hatte, stand diese steif da und fixierte einen Punkt im Himmel. „Momo. Was ist passiert? Geht es dir…“, Carina beendete den Satz nicht, denn ihr Blick lag nun auch auf der Sache, die Momo so aus der Fassung brachte. Oder eher auf der Person.
 

„Aizen“, hauchte sie leise.

Das Versteckspiel

So, hier das neue Kapitel, aber eine kleine Anmerkung habe ich noch zu machen. Ich schreib nächste Woche meine Abiturprüfungen, das heißt, diese Woche ist nur Lernen angesagt. Bis das nächste Kapitel kommt, dauert es also mindestens 2 oder 3 Wochen. Ich hoffe, dass macht euch nicht so viel aus. Drückt am besten alle die Daumen, vielleicht klappt es ja dann irgendwie. So, jetzt aber zum Kapitel:
 


 

„Aizen“, hauchte sie leise, als sie den aufgespießten und blutigen Körper des Kommandanten an der gegenüberliegenden Wand ausmachte. Weitere Vizekommandanten trafen ein und beobachteten das Schauspiel. „Aber wie…?“, dachte Carina, wirklich geschockt über den Anblick, der sich ihr bot. Das war nicht möglich. Aizen sollte wirklich tot sein? Alle Probleme sollten einfach so beseitigt worden sein?
 

„Was ist denn hier los? Warum macht ihr solch einen Lärm?“ Carina drehte sich um, ebenso wie alle anderen. Gin Ichimaru stand mit einem breiten Grinsen hinter ihnen und wirkte sehr gefasst. „Was wird hier für ein Spiel gespielt? Wie kann er so ruhig und gelassen sein, wo er doch damals auf Aizens Seite stand? Shinji hat es mir doch genau geschildert. Aizen, Gin und Tousen stecken alle unter einer Decke. Oder…hat er Aizen etwa verraten und ihn umgebracht? Ist er wirklich so stark? Auf welcher Seite stehst du......Gin Ichimaru?“, dachte sie misstrauisch.
 

Alle Anwesenden waren fassungslos, als Aizens Vizekommandantin plötzlich und ohne Vorwarnung anfing, Gin Ichimaru des Mordes zu bezichtigen und sogar auf ihn und Izuru losging. Toshiro beendete den Kampf abrupt und er schien wütend zu sein. „Worauf wartet ihr noch? Nehmt die Beiden fest!“ Carina klappte der Mund auf. Toshiro ließ es zu, dass Momo verhaftet wurde? „Ich werde den anderen Kommandanten Bericht erstatten. Und nun führt sie endlich ab.“ Während die anderen Vizekommandanten Izuru und Momo wegbrachten, blieb Carina zusammen mit den beiden Taichos stehen. Toshiros Blick lag auf ihr, doch seine Aufmerksamkeit lag allein auf Gin, der immer noch breit grinste. „Du wolltest sie töten, nicht wahr? Momo?“, fragte Toshiro und Carina erschauderte. Sein Blick war kalt. Kalt wie Eis. „Aber wie kommst du denn auf solche Gedanken, Hitsugaya Taicho?“, fragte Angesprochener scheinheilig. „Er hat ihn komplett durchschaut. Er weiß, dass Gin irgendetwas damit zu tun haben muss“, dachte Carina und unterdrückte ein Lächeln. Ohne ihr Vorwissen wäre sie wahrscheinlich nie darauf gekommen.
 

„Wenn ihr irgendetwas passiert…dann werde ich dich töten.“ Zum ersten Mal wurde der Shihoin richtig bewusst, dass Toshiro kein Kind mehr war. Seine Größe war zwar immer irritierend, aber seine Aura, sein Wesen und vor allem sein Selbstbewusstsein zeugten von einer enormen Kraft.
 

Während Gin verschwand, hing Toshiros ganze Aufmerksamkeit nun an ihr. „Geht es dir gut?“, fragte er und Carina lachte leicht auf. „Toshiro, ich bitte dich. Aizen Taicho ist nicht der erste Tote, den ich sehe. Immerhin bin ich in der Onmitsukido. Aber mal was ganz anderes. War das wirklich nötig? Momo verhaften zu lassen? Sie stand unter Schock, ihr Kommandant hängt da oben.“ Toshiro schwieg und Carina wusste, dass er ihr keine Antwort geben würde.
 

Am nächsten Tag war die Shihoin todmüde. Zweimal war sie in dieser Nacht geweckt worden. Das erste Mal von Soi Fon, die einen ausführlichen Bericht über die Entdeckung von Aizen haben wollte. Und als sie den Bericht endlich geschrieben und abgegeben hatte und dann wieder in ihrem Bett lag, wurde sie 1 Stunde später wieder aus dem Schlaf gerissen. Dieses Mal, weil Kenpachi von einem der Ryokas besiegt worden war und sich diese Nachricht wie ein Lauffeuer in der Soul Society verbreitete. „Dieser Ryoka muss echt stark sein, wenn er es sogar mit Kenpachi aufnehmen konnte“, dachte sie und gähnte.
 

„Carina!!“
 

Angesprochene drehte sich um und erblickte Alice, die anscheinend gerannt war, denn sie atmete laut hörbar. „Ist was passiert?“, fragte Carina alarmiert. Alice tat ein paar Atemzüge, bevor sie nickte und kurz überlegen musste, wie sie diese Worte jetzt vorsichtig formulierte.
 

„Deine Mutter ist in der Soul Society aufgetaucht.“ Carinas Augen weiteten sich, aber nicht etwa, weil sie Alice etwas vorspielte, sondern, da sie wahrlich geschockt war. „Sie hat sich blicken lassen? Sie geht bewusst gegen die Soul Society vor? Warum macht sie das nur? Wenn ich auf sie treffe, dann ist sie doch so mein Feind. Wie kann sie nur so dumm sein?“ Ihre Gedanken verstärkten nur noch ihre Kopfschmerzen und die Müdigkeit. Alice interpretierte ihr Schweigen natürlich darauf, dass sie nichts davon gewusst hatte und legte ihr fürsorglich eine Hand auf die Schulter. „Es tut mir leid dir das jetzt sagen zu müssen, aber sie steht auf der Seite der Eindringlinge. Das konnte eindeutig bestätigt werden.“
 

Carinas Hals war auf einmal mehr als nur trocken, woraufhin sie sich räusperte und dann die Stimme erhob. „Hast du was anderes erwartet, Alice? Warum wurde sie wohl aus der Soul Society verbannt? Weil sie eine Verräterin ist. Aber mal was ganz anderes. Woher weißt du das alles?“ „Von Tobias. Der hat’s von Byakuya und Yoruichi hat sich mit ihm angelegt. Tja, und der Gute soll wohl von ihr abgehängt worden sein.“ An dieser Stelle kicherte die Schwarzhaarige vergnügt.
 

Carina hingegen war gar nicht zum Lachen zumute. Ihre Mutter hatte sich mit Byakuya Kuchiki angelegt und war dennoch entkommen? Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Yoruichi war ihr immer noch weit überlegen, was Hoho anging. „Sag mal, in ein paar Tagen ist doch Rukias Hinrichtung. Sollen wir zusammen hingehen?“ „Nein. Ich bin nicht da.“ Alice runzelte verwirrt die Stirn. „Soi Fon wird doch da sein. Warum du nicht?“ „Weil ich sie darum gebeten habe, dass ich nicht hin muss. Ich habe noch viel zu erledigen und außerdem tut mir Tobias schon Leid genug. Da muss ich nicht auch noch sein Gesicht sehen, wenn seine Cousine hingerichtet wird.“
 

„Wahrscheinlich hast du Recht. Na ja, ich muss jetzt wieder zurück zu meiner Kompanie. Wir sehen uns dann später. Und nimm dir das mit deiner Mutter nicht so zu Herzen.“ Sie nickte und sah zu, wie Alice hinter der nächsten Ecke verschwand. Das Mädchen blieb stehen, ließ die Situation auf sich wirken. „Was soll ich denn jetzt machen?“, flüsterte sie und strich sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht.
 

„Probleme, Shihoin?“ „Oh, das darf doch nicht wahr sein“, stöhnte sie und schaute Kenji genervt an. Der Junge grinste sie schon wieder an, als hätte er soeben ein wunderbares Geschenk erhalten. Und so war es auch, jedenfalls im übertragenen Sinne. „Hab das von deiner Mutter gehört. Was für eine Schande, nicht wahr? An deiner Stelle würde ich mich gar nicht mehr vor die Tür trauen.“ „Ja, und an der Stelle deiner Eltern hätte ich dich schon längst zur Adoption freigegeben. Tja, man kann ja nicht alles haben.“ Doch Kenji hatte anscheinend gelernt, seine Aggressionen im Zaun zu halten, denn er lächelte sie nur abfällig an und ging dann weiter seines Weges.
 

Carina blieb äußerlich ruhig, doch sobald sie ihre Zimmertür hinter sich geschlossen hatte, traf ihre Faust die Wand und ein kleiner Schmerz schoss durch ihre Hand, doch wirklich verletzt hatte sie sich nicht.
 

„Dieser elende Drecksack. Irgendwann werde ich ihn sowas von windelweich prügeln, dass er mich anflehen wird, ihn in Ruhe zu lassen. Unter Tousen hat er anscheinend nichts dazu gelernt.“ Ihr Blick fiel in ihren Spiegel und sie erstarrte, als sie erkannte, dass ihr rechtes Auge sich leicht verfärbt hatte und nun schwarz war. Sie atmete ruhig ein und aus und das Auge wurde wieder normal. „Oh man, ich muss vorsichtig sein. Das muss man sich mal vorstellen. Ich schau in meinen Spiegel und erkenne mich selbst nicht wieder. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich gar nicht weiß, wer ich wirklich bin. Ich muss mich wieder beruhigen und mich selbst finden.“
 

Die 15-Järhige setzte sich auf ihr Bett und seufzte erneut.
 

Wie lange konnte sie sich wohl noch verstecken?

Dein wahres Gesicht

Nun war er endlich gekommen. Der Tag der Hinrichtung. Die Anspannung war allen deutlich anzusehen, auch Tobias hatte tiefe Augenringe, wahrscheinlich hatte er kaum geschlafen. Auch Carina war nervös, wusste sie nicht, wie sie sich nach dem Tod von Rukia dem Kuchiki gegenüber verhalten sollte. Diese Hinrichtung war so unnötig.
 

Eigentlich hatte sie vorgehabt, den ganzen Tag nur Papierkram zu erledigen, aber Toshiro überzeugte sie schließlich, mit ihm die Zentrale 46 aufzusuchen. Carina konnte diese Leute nicht ausstehen. Nein, sie hasste sie. Diese Menschen wollten Shinji, Hiyori und die Anderen wie Hollows töten lassen und das ohne mit der Wimper zu zucken.
 

„Warum muss ich denn auch mit, wenn schon Carina mitkommt?“, fragte Rangiku leicht genervt und Carina grinste. Sie mochte Rangiku, sie hatte dasselbe Talent Toshiro auf die Palme zu bringen, wie sie und Alice. „Jetzt nerv mich nicht Matsumoto, sondern komm einfach mit“, knurrte der Weißhaarige und öffnete die Tür zu der Halle der Zentrale. Aber die Drei fanden nicht das vor, was sie gedacht hatten. Das Erste, was Carina ins Auge stach, war Blut.
 

„Was…ist hier passiert?“, stotterte Toshiro und auch Rangiku wirkte aufgebracht. Alle, wirklich alle Mitglieder der Zentrale 46 waren tot. „Das Blut ist bereits getrocknet. Sie müssen schon eine ganze Weile hier liegen“, erklärte Toshiro und Carina nickte. Das Blut zerbröselte bereits zwischen ihren Fingern. „Ich würde sagen, so um die 2 oder 3 Tage“, sagte sie und sah sich um. „Das heißt, dass derjenige, der das hier verursacht hat auch gleichzeitig der Gotei 13 die Befehle gegeben hat, was die Exekution angeht.“ Toshiro war wütend. Rangiku schwieg. Carina war verwirrt. „Ich dachte mir schon, dass ich euch hier finde“, erklang plötzlich eine Stimme von der Tür aus und alle Anwesenden drehten sich um. „Izuru“, flüsterte Rangiku.
 

Derweilen stand Tobias mit weit aufgerissenen Augen da und beobachtete die Situation, die sich vor seinen Augen abspielte. Der Ryoka hatte die Sokyoku ohne große Mühe aufgehalten und mithilfe von Renji Rukia in Sicherheit gebracht. Shunsui und Jushiro hatten daraufhin die Sokyoku vollständig zerstört und waren geflohen, der Sou-Taicho war ihnen gefolgt. Soi Fon war ebenfalls verschwunden und Unohana hatte die verletzten Vizekommandanten in Sicherheit gebracht. Jetzt waren nur noch Alice, Byakuya, der Ryoka und er selbst da. „Was machen wir jetzt?“, fragte Alice ihn und er wusste für einen Moment selbst keine Antwort. Byakuya und dieser Ryoka würden kämpfen und dabei keine Rücksicht auf sie nehmen. „Wir verschwinden besser. Am besten schauen wir mal nach Toshiro und Carina. Die Beiden sind schon ziemlich lange weg.“
 

„Glaubst du, er hat die Wahrheit gesagt? Das Momo uns die ganze Zeit gefolgt ist?“, fragte Carina, während sie und Toshiro sich wieder auf den Rückweg zur Zentrale machten. Durch die Verfolgung hatten sie Zeit verloren. „Ich weiß nicht, warum er das hätte tun sollen. Wir werden es gleich herausfinden.“
 

Heftig atmend kamen sie endlich an ihrem Ziel an und was sie dort sahen, raubte ihnen jegliches Vorstellungsvermögen. „Nein, bitte nicht“, dachte die Shihoin, als sie die Person neben Gin ausmachte. Sie schüttelte leicht den Kopf, so, als ob Aizen dann verschwinden würde, aber er grinste sie und Toshiro nur an. Ihr war, als ob sich in ihrem Kopf einzelne Teile zusammenfügten, wie bei einem Puzzle. Die Beiden hatten das von Anfang an geplant.
 

Toshiro stellte Aizen Fragen. Warum er lebte, wieso er hier war. Warum er sagte, dass er und Carina zu früh dran waren. Und schließlich, wo Momo Hinamori sich befand.
 

Doch bevor Aizen überhaupt antworten konnte, stand Toshiro plötzlich hinter ihm. Carina bewegte sich nicht, ihre Beine waren wie festgefroren. Aber Momos Körper konnte sie auch von hier aus gut sehen. Dieser elende Bastard.
 

„Du hast uns alle betrogen. Von Anfang an“, wisperte Toshiro und Carina wusste, wie er sich gerade fühlen musste. Auch sie hatte es anfangs nicht glauben können. „Ich habe es Ichimaru damals schon gesagt. Wenn Momo etwas passiert, dann werde ich ihn töten. ICH WERDE EUCH TÖTEN“, schrie er lauthals und zog sein Schwert.
 

„Bankai!“
 

„Toshiro, nein. Tu das nicht“, flüsterte Carina, rührte sich aber immer noch nicht.

„An deiner Stelle würde ich nicht solche großen Reden schwingen“, bemerkte Aizen und sein Blick änderte sich. Er zeigte sein wahres Gesicht. Weder Carina, noch Toshiro sahen seinen Angriff kommen. Als die Shihoin den Kopf zu ihrem Freund drehte, fiel dieser zu Boden, Blut spritzte durch die Luft. Ihr Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei, ihre Augen weiteten sich. So, wie Toshiro dort auf dem Boden lag, erinnerte sie das an…
 

„Es erinnert dich an den Vorfall mit Tyson, nicht wahr?“ Sie erstarrte. Was hatte Aizen da gerade gesagt? „Du…weißt davon?“, fragte sie und er lächelte sie wissend an.
 

„Du bist leicht zu durchschauen Carina. Ich wusste vom ersten Augenblick an, wer du bist. Als wir uns damals in Rukongai begegnet waren.“ Die 15-Jährige erzitterte. „Warum hast du mich dann nicht getötet? Du hast doch auch versucht, meine Eltern loszuwerden. Und Shinji und die Anderen, die wolltest du doch auch alle töten.“ Über Aizens Gesicht huschte für einen Moment Erkenntnis, dann sprach er erneut. „Du weißt also, was du bist, huh?“
 

„Sogar das weiß er?“, dachte die Blondine und unterdrückte krampfhaft ihr Fluchtbedürfnis.

„Ah, ich nehme an, dass du in der Menschenwelt einiges Nützliches erfahren hast. Davon wusste ich tatsächlich nichts. Du bist eine gute Schauspielerin.“ „Das sagt gerade der Richtige, nicht wahr? Was hast du vor, Aizen? Was willst du?“ Ihre Stimme zitterte. „Was ich will? Etwas, was du kennen solltest. Eine Macht, die keine Grenzen kennt.“
 

Sie war fassungslos. Sie wusste, wovon er sprach. „Das Hogyoku“, sagte sie und Aizen grinste bestätigend. „Du wolltest doch wissen, warum ich dich nicht getötet habe, oder? Ganz einfach. Ich wollte wissen, wie sich das entwickelt. Du bist in der Hinsicht immerhin einzigartig. Es ist wie ein Experiment.“ Carina bebte vor Wut. Sie musste etwas unternehmen, Toshiro war schwer verletzt.
 

„Ach, bevor ich es vergesse. Da gibt es noch etwas, was du wissen solltest. Wie schon erwähnt, ich habe dich nicht getötet, weil ich von deinen Kräften wusste. Ich wusste es, weil ich dich damals im Wald gesehen habe.“
 

„Was?“, stieß Angesprochene hervor und schnappte kurz nach Luft. Konnte das ein Zufall gewesen sein? Nein, das konnte es nicht. Was hatte Aizen im Wald zu suchen gehabt? Ihr Mund öffnete sich weit, als ihr ein schrecklicher Gedanke kam. Sie hoffte, dass sie sich irrte.
 

„Hast du es endlich begriffen? Der Hollow von damals war nicht zufällig genau dort, wo du und dein kleiner Freund wart.“
 

Eine Welle des Hasses ergriff sie und endlich konnte sie ihre Beine wieder bewegen, die Furcht war weg.
 

Er hatte es getan.

Er hatte es drauf angelegt, ihre Kräfte zu erwecken.

Er hatte zugelassen, dass sie Tyson tötete.
 

Und das nur für eines seiner Experimente.
 

Sie tat einen Schritt nach vorne und wusste, dass ihre Augen schwarz und zu raubtierartigen Schlitzen verengt waren. Sie würde ihn töten.
 

AIZEN“, schrie sie. Ein Schmerz explodierte in ihrer Brust und geschockt sah sie nach unten. Ein Schwert durchbohrte ihren Oberkörper, ein langes und ausgedehntes Schwert. Carina wollte etwas sagen, öffnete den Mund, aber einzig und allein ein großer Blutschwall kam aus ihm hervor. Sie würgte, hustete und bekam kaum Luft. Gin grinste, zog das Schwert mit einem Ruck wieder zurück, wodurch der Körper des Mädchens jeglichen Halt verlor. Ihre Beine knickten ein, sie fiel auf die Knie und konnte sich gerade noch so mit den Armen abstützen.
 

„Schade. Ich hatte mehr erwartet“, sagte Aizen neutral und Carina bleckte die Zähne. Sie war noch nicht am Ende. Wenn sie ihre Maske aufsetzte, dann… Erneut spuckte sie Blut. Plötzlich hörte sie Schritte. Schwach drehte sie den Kopf zur Seite und erblickte sogleich Unohana, zusammen mit ihrer Vizekommandantin. „Unohana Taicho“, keuchte sie und auch Aizen begrüßte die Frau überschwänglich freundlich.
 

„Mir ist schwindelig. Und ich…ich kann nicht…“, dachte sie und schloss die Augen. Sie war so müde, der Schmerz verblasste langsam in ihrer Brust. Dann gab sie sich der Dunkelheit hin.
 

Isane zuckte kurz zusammen, als der Körper der Shihoin zusammensackte, als nun auch sie das Bewusstsein verlor. Die Beiden, sowohl Toshiro, als auch Carina sahen wirklich schlimm zugerichtet aus. Aizen erklärte in aller Ausführlichkeit, wie er und Gin sie alle hinters Licht geführt hatten und vor allem die Fähigkeit seines Zanpakutos Kyoka Suigetsu. „Oh“, sagte er plötzlich und schaute in die Richtung des Ausgangs. „Scheint, als ob wir noch mehr Besuch bekommen.“ Genau in diesem Moment erschienen Tobias und Alice in der Tür und schauten geschockt auf die Szene. Doch das war nicht das Schlimmste.
 

Alice besah sich die ganzen Leichen der Weisen und als sie Tobias heftig Luft holen hörte, sah sie ihren Kommandanten an. Dieser hatte den Blick starr auf einen Punkt hinter Aizen fixiert. Als das Mädchen seinem Blick folgte und das sah, was Tobias sah, musste auch sie nach Sauerstoff schnappen. „CARINA. TOSHIRO.“
 

Ihre beiden besten Freunde lagen in ihrem eigenen Blut und rührten sich nicht. „Nein, bitte nicht“, dachte sie und schüttelte entsetzt den Kopf. Waren sie etwa…? Auch Tobias gingen ähnliche Gedanken durch den Kopf, aber während er die Situation analysierte, verschwanden sowohl Gin, als auch Aizen. Er und Alice stürmten zu Unohana, die ihnen alles erklärte und sich um die beiden Verletzten kümmerte.

Er konnte es nicht glauben. Sein ehemaliger Kommandant sollte ein Verräter sein? Er hatte, zusammen mit Aizen, die Soul Society hintergangen und seine Freunde so zugerichtet?

Der Kuchiki presste seine Lippen fest aufeinander.
 

„Das werdet ihr mir noch büßen. Das schwör ich euch.“

Erwachen

Ihr war kalt. So verdammt kalt. Um sie herum war es dunkel. „Träume ich?“, dachte sie verwirrt und war für einen Moment orientierungslos. Doch dann erinnerte sie sich. Die Zentrale. Momos lebloser Körper. Toshiro, der zu Boden stürzte. Und Aizen. Ja, Aizen. Sein Geständnis war ihm so leicht über die Lippen gekommen, als wäre es nichts weiter gewesen. Für ihn war das ganze wie ein Schachspiel. Aber welche Figur stellte sie nur in seinem Spiel dar? Carina versuchte sich zu bewegen, doch es tat sich nichts.
 

„Wach endlich auf Carina.“ Alice Stimme drang zu ihr durch. Mit aller Kraft öffnete sie endlich die Augen und die Dunkelheit wurde von einem gleißenden Licht vertrieben. Sie kniff die Augen wieder zusammen, da sie empfindlich auf die Helligkeit reagierten. „Ich glaube, sie wacht auf“, ertönte nun auch Tobias Stimme. „Carina, kannst du uns hören?“
 

„Bin ja nicht taub“, nuschelte Angesprochene scherzhaft, aber ihre Stimme hörte sich schwach und kränklich an. Die Shihoin räusperte sich und öffnete nun wieder ihre Augen. Alice und Tobias standen neben ihrem Bett und sahen blass aus. So, als ob sie kaum geschlafen hätten. „Ihr habt euch doch nicht etwa Sorgen um mich gemacht, oder?“ „Natürlich, du Idiot. Mach sowas ja nie wieder.“ Alice klang ein wenig weinerlich und Carina konnte sich vorstellen, wie aufgewühlt sie sein musste. „Wie geht es Toshiro?“, fragte sie, während sie sich langsam aufsetzte. Sie hatte immer noch Schmerzen, doch dank Unohana hielten sie sich in Grenzen.
 

„Der ist schon wieder sein zwei Tagen auf den Beinen und wacht rund um die Uhr über Hinamori. Der geht es nämlich noch nicht so gut. Aizen hat sie böse erwischt. Genauso, wie Gin dich erwischt hat. Deine Wunden sind allerdings erstaunlich schnell verheilt.“ Carina schluckte kurz. Der einzige Vorteil, der der Hollow ihr brachte, wurde gerade zum Nachteil. Sie hoffte nur, dass ihre Freunde nicht genauer nachfragten. „Du warst fast 3 ganze Tage bewusstlos. Du hast ne Menge verpasst.“ „Und was, wenn ich fragen darf?“, fragte die 15-Jährige neugierig, denn sie musste es wissen. Sie musste wissen, was mit Aizen passiert war.
 

„Nachdem Alice und ich euch gefunden haben, hat Isane Aizen lokalisiert. Wir wurden alle zur Sokyoku zurückbeordert.
 

^^ Flashback ^^
 

„Wir sind gleich da“, sagte der Schwarzhaarige und Alice nickte, sagte aber nichts. Sie spürte die Wut ihres Kommandanten deutlich. Er war auf 180. „Da sind sie!“ Aizen, Gin, Tousen, die Ryokas und Rukia rückten in ihr Blickfeld. Tobias Augen weiteten sich, als er noch eine Person ausmachte. Kenji! Er stand hinter Tousen, seinem Kommandanten, und grinste hämisch. „Dieser elende Verräter“, zischte Alice knapp hinter ihm und auch ihn übermannte der Zorn. Carina hatte Recht gehabt. Kenji war einfach nur verabscheuungswürdig. Doch das war noch nicht alles, was ihn wütend machte.
 

Rukia hielt Byakuya, der schwer blutete, in ihren Armen. Auch, wenn er sich oft mit seinem Cousin stritt und sie eigentlich selten einer Meinung waren, war Byakuya dennoch der Kuchiki, der ihm neben Rukia am nächsten stand. Sogar seine Eltern mochte er nicht so sehr wie Byakuya, war dieser doch früher sein Vorbild gewesen. Tobias beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Aizen die Hand an den Griff seines Schwertes legte. „Lass sie in Ruhe“, schrie er und Aizens Blick fiel auf ihn. Der ehemalige Kommandant wirkte unbeeindruckt. Doch bevor Tobias seinen Angriff starten konnte, schaute Aizen nach oben. Der Kuchiki folgte seinem Blick und entdeckte Jidanbo, den Torwächter. Auf seiner Schulter befand sich Kukaku. „Oh herrje“, sagten er und Alice synchron. Carinas Ziehmutter setzte einen Kido frei, der das Schlachtfeld in eine Rauchwolke hüllte und den zwei Ranghöchsten der 12. Kompanie die Sicht versperrte. „Ich fand sie schon immer gruselig“, bemerkte Alice leise und Tobias grinste, obwohl ihm gar nicht danach zumute war.
 

Als der Rauch sich endlich lichtete, wurde die Situation noch bizarrer. Alice konnte Soi Fon erblicken, aber wer war die Frau neben ihr, die ihr half, Aizen an Ort und Stelle zu halten? Die Frau schaute Aizen mit einem Blick an, der ihren ganzen Hass auf ihn mehr als deutlich machte. Ihre gelben Augen waren wie rasiermesserscharfe Klingen. „Diese Augen…“, hörte Alice sich selbst sagen und Tobias nickte. „Das ist Yoruichi Shihoin“, sagte er, verstand aber die Szene nicht. Er hatte gedacht, dass Soi Fon Carinas Mutter nicht ausstehen konnte und jetzt kämpften die beiden Frauen Seite an Seite? „Ob sie sich ausgesprochen haben? Das würde jedenfalls Soi Fons Verschwinden erklären“, dachte er, doch das war gerade nicht wichtig. Sie mussten Aizen aufhalten.
 

Nun trafen nach und nach alle Ranghöheren der dreizehn Divisionen der Soul Society ein. „Das war’s“, stellte Alice fest, doch dann passierte das, womit wohl niemand gerechnet hatte. Mit einem Mal wurden alle Vier, Aizen zusammen mit Gin, Tosen und Kenji, in eine Säule aus Licht gehüllt und mehrere Menos Grande erschienen am Himmel. „Unglaublich“, flüsterte Tobias, konnte diesen Anblick kaum in Worte fassen. Während sie die Lichtsäulen empor schwebten, zerstörte Aizen seine Brille und strich sich ein einziges Mal durch die Haare, die sofort eine andere Frisur annahmen. Sein Grinsen passte nun perfekt in sein verändertes Wesen.
 

^^ Flashback Ende ^^
 

„Und dann sind sie verschwunden“, endete der Bericht und Carina starrte ihn fassungslos an, ehe sie ihre Fingernägel in der Bettdecke vergrub. „Kenji“, knurrte sie, war das wirklich eine Überraschung. Kenji mochte ein mieser Bastard sein, doch sie hätte niemals vermutet, dass er auf Aizens Seite stand. „Mittlerweile haben sich alle erholt, der Sou-taicho hat sogar den Ryokas Unterschlupf gewährt. Rukia wird auch nicht mehr hingerichtet. Endlich wird wieder etwas Ruhe einkehren.“ Carina lächelte. Vielleicht hatte Tobias ja Recht und es würde erst einmal ein wenig Frieden einkehren, doch der Kampf gegen Aizen war noch lange nicht vorbei. Sie schwang ihre Beine über den Rand des Bettes und stand auf. „Du solltest dich noch ausruhen. Unohana Taicho hat zwar den Großteil deiner Verletzung geheilt, aber sie kann immer noch aufreißen.“
 

„Ich werde vorsichtig sein. Ich hab lange genug auf der faulen Haut gelegen. Soi Fon Taicho erwartet bestimmt schon meinen Bericht. Ich muss mir bestimmt wieder eine Standpauke anhören, weil ich mich hab besiegen lassen.“ Bevor Alice und Tobias sie aufhalten konnten, war sie schon fertig angezogen und verließ das Gebäude der 4. Kompanie, machte sich auf den Weg zu dem Büro ihres Taichos. Alice schaute Tobias zweifelnd an. „Und du bist dir sicher, dass es eine gute Entscheidung war, ihr nichts davon zu erzählen?“ Tobias seufzte und strich sich einige seiner Strähnen aus dem Gesicht. „Wenn sie es wüsste, würde sie nur wieder vor der Konfrontation davon laufen. Es ist besser so.“
 

Die Shihoin ging langsam, denn die Wunde schmerzte immer noch schwer. Ein mittellanger, sauberer Schnitt, direkt unter ihrem Dekollete. Gin hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. „Das wird er mir noch büßen. Darauf kann er sich schon mal freuen“, dachte sie und atmete aus. Irgendetwas lag ihr schwer im Magen, doch sie kam einfach nicht darauf, was es war. Die Bürotür ihres Taichos kam in Sichtweite. Soi Fon schien nicht alleine zu sein, jedenfalls konnte Carina ihre Stimme hören. Die Blondine klopfte höflich an und wartete auf die Erlaubnis, einzutreten. Als ihr diese in Form eines „Herein“ erteilt wurde, öffnete sie die Tür und wollte sich gerade für ihre lange Abwesenheit entschuldigen, als sie den Gesprächspartner ihrer Vorgesetzten erkannte.
 

Jegliches Wort blieb ihr ihm Hals stecken. Entsetzt starrten ihre geweiteten, gelben Augen die Frau an, die dieselben Seelenpaare besaß. Yoruichi schien nun ebenfalls ihren Gegenüber erkannt zu haben, denn auch ihre Augen weiteten sich gigantisch.
 

Carina.“

Das Wiedersehen

Niemand rührte sich. Nicht einmal Soi Fon, denn diese schlug sich gerade innerlich an die Stirn. Das hatte sie vollkommen vergessen. Sie hatte doch tatsächlich vergessen, Yoruichi von Carina zu erzählen. „Nein. Nein“, dachte Carina vollkommen entsetzt. Da stand sie. Ihre Mutter, die sie ebenfalls fassungslos anstarrte. Alles, was sich jetzt in ihrem Kopf abspielte passierte innerhalb von wenigen Sekunden. Tausende Sachen fielen ihr ein, tausende Dinge, die sie sagen wollte. Doch schlussendlich tat sie das Einzige, wozu sie momentan im Stande war. Und das war die Flucht nach hinten.
 

„Ich…ich wollte euch nicht stören, Taicho. Entschuldigt mich bitte.“ Schneller, als Soi Fon gucken konnte, war die Shihoin schon wieder verschwunden. Als Carina endlich die Tür hinter sich geschlossen hatte, begann sie zu rennen. Sie hörte nicht auf zu sprinten, auch nicht, als sie schon längst nicht mehr auf dem Grundstück der zweiten Division war. Auch nicht, als ein reißender Schmerz ihre Brust entlangfuhr und der Verband sich blutrot färbte. Warum war sie hier? Warum war sie bloß hier? Warum? Warum?
 

Der einzige Gedanke, der Yoruichi durch den Kopf ging, war: „Kukaku hatte Recht. Sie hatte die ganze Zeit Recht. Sie war die ganze Zeit hier. Die ganze Zeit.“ „Es tut mit Leid, Yoruichi-sama. Ich hab total vergessen, Euch davon zu erzählen.“

„Du…weißt, wer sie ist?“, fragte Yoruichi leicht benommen und mit tauben Lippen. Soi Fon runzelte irritiert die Stirn. „Jeder weiß, dass sie Eure Tochter ist. Warum auch nicht? Carina hat von Anfang an mit offenen Karten gespielt.“ Yoruichi stöhnte. Das dürfte doch nicht wahr sein. Carinas Gesicht ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie hatte sich so verändert. „Sie ist ein Shinigami“, stellte sie fest. Wie war das möglich?
 

„Äh…nun ja, um ehrlich zu sein, ist sie meine Vizekommandantin.“ Stille. Yoruichi schaute ihren ehemaligen Schützling mit einem Blick an, der schon alles sagte. „Was?“, sagte sie und Soi Fon schaute sie erneut verwundert an. „Ja und warum auch nicht? Sie ist immerhin Eure Tochter, also warum wundert ihr Euch so darüber?“ Die Shihoin raufte sich die Haare. Wenn sie träumte, dann war das ein äußerst dämlicher Traum. „Entschuldige mich Soi Fon. Ich muss etwas klären.“
 

Ihre Faust traf die Rinde des Baumes und mit einem Wutschrei brachte sie ihn schließlich zu Fall. Sie war vollkommen durcheinander. Das konnte doch einfach nicht wahr sein. „Lustig. Im Verdrängen bist du echt Meister“, kicherte ihr Hollow belustigt. Carina ignorierte ihn, wie so oft. Was sollte sie denn jetzt machen? Yoruichi wurde anscheinend wieder in der Soul Society geduldet und ihr Taicho war wieder gut mit ihr zugange. Warum auf einmal?
 

„Sie hat sich kaum verändert. Sie sieht noch genauso aus, wie vor ein paar Jahren. Aber ich habe mich verändert. Ich bin nicht mehr das kleine Mädchen, was man für dumm verkaufen kann.“ Aber warum war sie dann nur weggelaufen? Das war das, was sie wirklich wütend machte. „Nie wieder. Ich werde nie wieder weglaufen.“ Sie spürte sie. Yoruichi kam näher. Carina seufzte, hielt ihre Hand auf die erneut blutende Wunde gepresst.
 

Schritte wurden hinter ihr laut, dann war es wieder ruhig. Sie war da.
 

Carina drehte sich um, schaute Yoruichi mit kühler Distanz in die Augen. So lange die 15-Jährige auch überlegte, kein Wort verließ ihre Lippen. Ihr Herz pochte ihr heftig gegen die Rippen. Auch Yoruichi zögerte, nahm sich dieses Mal die Zeit, ihre Tochter eingehend zu studieren. Damit hatte sie wirklich nicht gerechnet. „Du warst die ganze Zeit hier, nicht wahr?“, sagte sie schließlich und Carina verzog leicht die Mundwinkel. Schließlich seufzte sie und fuhr sich nervös durch ihre Strähnen. „Ja.“
 

„Warum?“
 

„Du fragst wirklich, warum?“ Carinas Stimme klang stärker, als sie sich fühlte. „Weißt du das wirklich nicht?“ Erneut herrschte Schweigen. „Ich wollte dir beweisen, dass du dich irrst. Und wie du siehst, ist mir das gelungen.“ Yoruichi presste ihre Lippen fest aufeinander. „Es tut mir Leid“, sagte sie lediglich, brachte Carina fast zum Kochen. „Spar dir deine Ausreden.“
 

Nun seufzte auch Yoruichi. „Ich meine das ernst, Carina. Damals habe ich wirklich kein Reiatsu bei dir wahrgenommen. Ich habe dich nicht angelogen. Und ehrlich gesagt kann ich mir auch nicht erklären, warum ich so falsch gelegen habe.“ Carina schlug die Augen leicht nieder. Sie wusste es, doch sie konnte niemandem davon erzählen. „Darum geht es mir nicht. Und das weißt du auch.“ Ihre Stimme wurde schärfer.
 

„Ja, ich weiß“, flüsterte Yoruichi. Carina wandte den Blick von ihrer Mutter ab, musterte nun den Himmel. „Soi Fon hat mir erzählt, dass du ihre Vizekommandantin bist.“ Das Mädchen schnaubte. „Ja, damit hättest du wohl nicht gerechnet, was? Und nur damit du’s weißt, Vaters früheren Posten habe ich ebenfalls.“ Yoruichi starrte sie verblüfft an. Das war jetzt wirklich eine Überraschung.
 

„Ich weiß, dass du immer noch sauer auf mich bist wegen damals. Wegen Kisuke.“ „Du hast ja keine Ahnung“, wisperte Carina leise und schaute ihre Mutter nun hart an. „Es ist mehr als nur das. Als ich dich gebraucht habe, warst du nicht da. Du warst nie da. Nicht einmal, als das mit Tyson passiert ist. Jetzt kommst du auf einmal hier an und interessierst dich für mich, obwohl ich dich nicht mehr brauche.“ „Da lügt sich aber jemand selbst an“, flüsterte ihr Hollow leise, was Carina noch wütender machte. Dieser miese Bastard hatte auch noch Recht.
 

Die ehemalige Kommandantin biss sich leicht auf die Lippe. Schuldgefühle wallten erneut in ihr auf. „Ich weiß, ich habe einige Fehler gemacht. Aber ich wollte dich nur vor Aizen schützen. Du hast doch jetzt gesehen, wozu er fähig ist. Carina, bitte…!“ Bei ihrem letzten Satz berührte sie die Jüngere leicht an der Schulter, doch diese riss sich heftig los. „Fass mich nicht an“, zischte sie zornig, kleine Schweißperlen hatten sich inzwischen auf ihrer Stirn gebildet. Sie hätte doch im Bett bleiben sollen…
 

Auch Yoruichi bemerkte, dass irgendetwas nicht stimmte. Carina war blass, ihr ganzer Körper wirkte angespannt. „Lass mich einfach in Ruhe. Mein Leben ist gut so wie es ist. Geh einfach.“ „Bitte geh. Sieh nicht, wie schwach ich gerade bin“, dachte sie gleich darauf, biss die Zähne aufeinander und wollte ein paar Schritte an ihrer Mutter vorbei gehen, als diese sie fest am Handgelenk packte. Auch ihre andere Hand wurde gepackt und nun war die rote Verfärbung ihres Oberteiles gut sichtbar. Yoruichi schnappte entsetzt nach Luft.
 

Carina riss sich los. „Da siehst du, was dein Schutz vor Aizen gebracht hat. Nämlich gar nichts.“ „Aizen“, dachte Yoruichi und ballte ihre Hände zu Fäusten. „Wann ist das passiert?“ Carina zögerte kurz, dann sagte sie: „Kurz bevor Isane die Durchsage gemacht hat. Toshiro und ich hatten eine kleine Auseinandersetzung mit ihm.“ Der älteren Shihoin wurde schlecht. Sie konnte die Wunde nicht genau sehen, aber sie konnte sich vorstellen, wie sie entstanden war. Sie hätte tödlich enden können. „Du kannst mit dieser Verletzung nicht rumlaufen. Ich bringe dich zu Unohana.“ „Ich kann selber gehen“, zischte Carina erbost, wollte sich nicht helfen lassen.
 

Yoruichi seufzte innerlich, musste sich wohl geschlagen geben. Carina war viel zu zornig auf sie, als das sie sich freiwillig von ihr helfen lassen würde. Die Blondine hatte ihr schon wieder den Rücken zugewendet, um sich auf den Weg zu machen, als noch ein letztes Mal die Stimme ihrer Mutter ertönte.
 

„Da gibt es noch etwas, was du wissen solltest. Kisuke weiß Bescheid. Ich habe ihm alles erzählt.“
 

Carina stockte. Was sollte sie dazu sagen? Eigentlich spielte es doch keine Rolle mehr, ob er es wusste oder nicht. Früher oder später hätte er es sowieso erfahren. „Gut“, sagte sie schließlich, bevor sie mit langsamen Schritten die Waldlichtung verließ. Yoruichi sah ihr nach.
 

„Und dieses Mal wirst du es langsam angehen, verstanden?“, sagte Unohana Taicho streng und Carina nickte. Mit einer Verbeugung bedankte sie sich und ging in der Begleitung von Alice langsam zu ihrem Zimmer. Zuerst herrschte Schweigen. „Du wusstest, dass sie hier ist, nicht wahr Alice?“, sagte Carina dann und Alice schaute sie erstaunt an. „Woher weißt du das?“, fragte sie verwundert. „Das war nicht sehr schwer herauszufinden. Ich hatte erwartet, dass du mich wegen der Wunde anschreien würdest, aber du bist total schweigsam geblieben. Das heißt, du fragst dich, was passiert ist. Und du bist neugierig, wie das Gespräch zwischen Yoruichi und mir verlaufen ist.“ Alice kratzte sich verlegen am Kopf.
 

„Na gut, du hast mich durchschaut. Wie ist es denn jetzt gelaufen?“
 

Natürlich blieb Carina nichts anderes übrig, als ihrer neugierigen Freundin von dem Gespräch zu erzählen. Nachdem sie geendet hatte, seufzte Alice. „Musste ja so kommen. Du bist so ein Sturkopf, Carina.“ „Es ist meine Sache, Alice. Ich kann es nicht vergessen. Wenn es nach ihr ginge, würde ich jetzt immer noch in Rukongai rum sitzen und Däumchen drehen.“
 

Plötzlich hob Alice die Hand und winkte. „Hey Rukia. Lange nicht gesehen. Wie geht es dir denn?“ Carina sah nun auch auf. Rukia kam ihnen entgegen, zusammen mit einem Jungen, den sie nicht kannte. „Hallo Alice. Oh und hallo Carina. Dich hab ich ja lange nicht gesehen.“ „Ebenso. Und wer ist dein Begleiter?“ Alice lachte und stellte die Beiden einander vor. „Ach stimmt ja, ihr kennt euch ja noch gar nicht. Carina, das ist Ichigo, einer der Ryokas. Und Ichigo, das ist Carina, meine beste Freundin und auch eine Vizekommandantin.“
 

Der Orangehaarige lächelte freundlich und hielt ihr die Hand hin. „Freut mich“, antwortete er und Carina lächelte ebenfalls. „Mich auch.“ Als sie seine Hand ergriff, erstarrte sie für einen Moment. Sie starrte Ichigo geschockt an, bevor sie seine Hand wieder los ließ. „Na ja, ich muss jetzt auch wieder los, ich lege mich was hin. Bis später Alice.“
 

Mit raschen Schritten verließ sie die kleine Gruppe und dachte angestrengt nach. Sie musste sich geirrt haben. Aber sie hatte es doch ganz deutlich gespürt. Dieses Gefühl…
 

„Ein Hollow“, dachte sie.

Die Klärung ungeklärter Dinge

Tobias grinste und setzte den letzten Stein. „Tja, ich würde sagen, ich habe schon wieder gewonnen.“ Toshiro stöhnte genervt auf. Warum musste er im Schach immer gegen den anderen Kommandanten verlieren? Alice und Carina lachten, hatten sie doch nichts anderes erwartet. Im Schach war der Kuchiki einfach unschlagbar. „Müsst ihr euch immer miteinander messen? Kämpft doch einfach gegeneinander“, sagte Alice lächelnd und nun lachten auch die beiden Jungs. Alices Stimmung war einfach ansteckend. Auch Carina war guter Dinge. Einfach nur Zeit mit ihren Freunden zu verbringen und alles Andere zu vergessen, war einfach der schönste Zeitvertreib. Die Schwarzhaarige wandte sich Carina zu. „Sag mal, kann ich dich was fragen, Carina?“
 

Verblüfft sah die Blondine ihre Freundin an. „Du kannst mich alles fragen, Alice. Das weißt du doch“, erwiderte sie fröhlich und Alices Grinsen wurde breiter. „Schön.“ Sie legte leicht den Kopf schief.
 

„Warum hast du meinen Bruder getötet?“
 

Carina erstarrte. „W-was?“, stammelte sie, während sie unsicher einen Schritt zurücktrat. Nun richteten sich auch Tobias und Toshiro auf. „Ja Carina. Warum hast du Tyson getötet? Warum?“ Die Drei kamen der Shihoin immer näher, hatten sie eingekesselt. „Jetzt zeigen wir dir, was mit Hollows wie dir passiert“, sagte Alice eiskalt und zog ihr Schwert. „Nein, Alice bitte“, flehte Carina verzweifelt, doch Alice kam weiterhin auf sie zu. Plötzlich schlangen sich die Arme von Tobias und Toshiro um sie und hielten sie fest. Die Klinge war über ihr, bereit zum töten. „Sag Adieu!“ Dann stach sie zu.
 

Mit einem Schrei fuhr Carina aus ihrem Bett hoch und brauchte ein paar Minuten, um zu realisieren, dass es nur ein Traum gewesen war. Der kalte Schweiß stand ihr auf der Stirn, während sie sich zittrig die Tränen aus dem Gesicht wischte. „Nur ein Traum. Es war nur ein Traum“, beruhigte sie sich, murmelte es wie ein Gebet vor sich hin. Es war erst später Nachmittag, die Sonne war immer noch zu sehen. Eigentlich wollte sie sich nur etwas hinlegen und ausruhen, da die Wunde immer noch stark schmerzte, doch sie musste wohl eingeschlafen sein. Seit dem Treffen mit Yoruichi waren gerade einmal zwei Tage vergangen. Morgen würden sie und die Ryokas in die Welt der Menschen zurückkehren. Alice hatte sie immer wieder dazu gedrängt, ein Gespräch zu suchen, doch Carina wehrte sich strikt dagegen.
 

Der 15-Jährigen war immer noch ein wenig schwindelig, dennoch setzte sie sich auf und zog sich an. Sie brauchte jetzt einen kleinen Spaziergang. Die langsam untergehende Sonne tauchte Seireitei in ein rotes Licht. Carina atmete tief ein, genoss die Wärme auf ihrer Haut. Bald würde es Hochsommer sein und die Kirschblütenbäume im Kuchiki Anwesen würden in voller Blüte stehen. Sie liebte den Sommer. Ein leichter Wind fuhr ihr durch die Haare und trug eine Stimme zu ihr. Sie erkannte den Klang sofort.
 

„Ganju“, dachte sie und musste für einen Moment lächeln. Gott sei Dank war dem Dummkopf nichts Schlimmes passiert. Wenigstens mit ihm wollte sie noch einmal reden. Obwohl er der größte Idiot auf Erden war, hatte er sich doch immer als ihr großer Beschützer aufgespielt als sie noch klein gewesen waren. Langsam ging sie in die Richtung seiner Stimme und fragte sich, mit wem er wohl sprach. Je näher sie kam, desto vertrauter wurde die weibliche, etwas harte, Stimme.
 

Für einen Moment blieb sie stehen. War sie wirklich bereit, ihr unter die Augen zu treten? „Ich werde nie wieder weglaufen“, wiederholte sie ihren Schwur und setzte einen Fuß vor den Anderen. Nun kamen die Geschwister Shiba endlich in Sichtweite. Kukaku schien mit ihrem Bruder zu schimpfen, dieser hielt nämlich schützend die Hände vor seinen Körper. Alles war wie immer, stellte die Shihoin leicht belustigt fest. Ganju bemerkte sie zuerst, ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
 

„Da ist sie. Ich hab’s dir doch gesagt. Carina“, ihren Namen rief er laut aus und winkte. Zögerlich hob Carina ebenfalls die Hand, achtete allerdings einzig und allein auf Kukaku. Diese hatte bei den Worten ihres Bruders die Augen geweitet, den Kopf langsam in ihre Richtung gedreht und sah sie nun an. Ein Fremder hätte aus ihren Zügen nicht lesen können, doch Carina sah die Überraschung in ihren Augen. Die Blondine stoppte nicht, ging weiter vorwärts, bis sie schlussendlich nur noch wenige Meter von den Geschwistern entfernt stehen blieb. Die Situation kam ihr surreal vor, denn sie hatte keine Ahnung, wie Kukaku auf sie reagieren würde. Ganz sicherlich nicht so wie ihr Bruder, das stand schon einmal fest.
 

„Hallo Kukaku“, sagte sie leise, schaute die Schwarzhaarige versucht gefasst an. Aber selbst Ganju, der ja nicht gerade der Hellste war, bemerkte die Anspannung, die in der Luft lag. „Ich…“, Carina versuchte etwas zu sagen, doch wie schon bei Yoruichi fehlten ihr die richtigen Worte. Auf einmal kam Bewegung in Kukaku, sie näherte sich der Shinigami in einem mäßigen Tempo. Dann traf die Shihoin ein harter Schlag auf den Kopf.
 

„Aua, was soll denn das?“, nörgelte Carina sofort los, hatte aber keine Zeit, sich dem Schmerz genauer zu widmen, denn nun umarmte die Shiba sie urplötzlich. Verwundert brachte die 15-Jährige nur ein fragendes „Kukaku?“ hervor. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass die hartherzige Frau sie jemals umarmt hatte.
 

„Mach so etwas nie wieder, klar?“ Schuldgefühle wallten in ihr auf. „Versprochen“, sagte sie, lächelte leicht. Erneut wurde sie begutachtet. „Vizekommandantin, hmm?“, fragte sie, mit einem Blick auf Ganju. Carina strich sich verlegen über die Haare. „Ich fürchte ja. Ist aber noch gar nicht so lange her. Aber keine Angst, in Kido bist du mir immer noch weit überlegen.“
 

Ein Lachen ertönte hinter ihnen. „Genau, die Kido Expertin bin immer noch ich. Und solltest du nicht im Bett bleiben?“ Alice, gut gelaunt wie immer, gesellte sich zu ihnen. „Alice? Du auch?“, sagten Ganju und Kukaku im Chor und die beiden Mädchen lachten. „Um ehrlich zu sein, Toshiro und Tobias sind mittlerweile schon Kommandanten.“ Kukaku seufzte. Die Kinder waren plötzlich so schnell erwachsen geworden. Alice trat näher an ihre Freundin heran. „Wenn Unohana bemerkt, dass du schon wieder draußen rum läufst, bringt sie dich um. Noch mal wird sie dir die Wunde nicht nähen.“ Ganju spitzte die Ohren. „Wunde?“, fragte er, doch das Mädchen winkte ab und zeigte ihm den Verband.
 

„Ist doch nichts weiter, als ein kleiner Kratzer. Wirklich.“ „Kleiner Kratzer sagt sie. Abgesehen davon, dass du fast verblutet wärst…“, sagte Alice zynisch, doch es war offensichtlich, dass sie besorgt war. Bevor Kukaku etwas sagen konnte, beantwortete Carina schon ihre unausgesprochene Frage. „Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit Aizen, kurz bevor du aufgetaucht bist. Das ist nur ein Schnitt, er wird verheilen.“ Jetzt wirkten sowohl Kukaku als auch ihr Bruder angespannt. Carina kannte die Geschichte um Kaien. Der Beruf eines Shinigamis brachte nun mal Risiken mit sich, das war ihr von Anfang an bewusst gewesen.
 

„Macht euch keine Sorgen. Noch mal wird mir das nicht passieren“, grinste sie und die Lage schien sich wieder etwas zu entspannen. „Ich habe gerade eben schon mit Ichigo und Rukia gesprochen. Wir geben heute Abend eine kleine Party. Deine Freunde und du können gerne kommen.“ Alices Augen funkelten sofort begeistert. Sie liebte Partys. „Natürlich werden wir kommen, Kukaku. Komm Carina, wir gehen uns fertig machen.“ „Gerade eben sollte ich noch ins Bett gehen“, nuschelte Angesprochene belustigt, ließ sich aber von ihrer Freundin mitziehen. Das würde sicher spaßig werden.
 

Und so war es auch. Carina konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal so viel Spaß gehabt hatte. Tobias, Toshiro, Alice und sie amüsierten sich königlich, während sie alle andauernd darauf angesprochen wurden, dass sie sozusagen die Vertreter ihres Bezirkes waren. Sie mussten ihren alten Bekannten alles ganz genau erzählen. Ihren Eintritt in die Akademie, die Aufnahme in die 13 Hofgarden und von ihren Missionen. Als dann auch noch Alice die Geschichte ihrer ersten Kido Stunde erzählte, war die Party auf ihrem Höhepunkt angelangt. Während Carina immer wieder peinlich beteuerte, dass sie mittlerweile Kido konnte, lachten sich alle Anderen ins Fäustchen.
 

Auch mit Ichigo kam sie in mehrere nette Gespräche. Sie war überrascht, als sie nichts mehr von der Anwesenheit des Hollows spüren konnte, aber das musste ja nichts heißen. Sie sollte Shinji eine Nachricht zukommen lassen und ihn notfalls darum bitten, Ichigo unter die Arme zu greifen. Als es immer später wurde, bemerkte sie, dass der Orangehaarige sich nach draußen gesetzt hatte. „Darf ich dir Gesellschaft leisten?“, fragte sie und setzte sich neben ihn, als er ihre Frage mit einem Nicken bejahte.
 

„Was sitzt du hier denn ganz alleine?“

„Ich dachte gerade daran, dass mein Leben sich innerhalb von nur wenigen Monaten so schnell verändert hat. Auf einmal war ich ein Shinigami und konnte endlich jeden beschützen, der mir wichtig war.“ Carina lachte. „Das kenne ich. Ich bin auch ziemlich überraschend Shinigami geworden. Ist erst gute anderthalb Jahre her.“ Eine Zeit lang herrschte Schweigen, Carina betrachtete den dunklen Nachthimmel, bevor ihr ein Gedanke kam.
 

„Sag mal“, begann sie zögernd und Ichigo schaute sie fragend an, „du bist doch der Schüler von Kisuke gewesen, oder?“ Ichigo schien die Frage zu irritieren, dennoch nickte er. „Ja, kennst du ihn etwa?“ „Nein, nicht persönlich, aber…ich wollte mal wissen, wie er so ist.“ Ichigo schnaubte und kratzte sich am Kopf. „Nun ja, keine Ahnung wie ich ihn beschreiben soll. Er ist irgendwie ein total verrückter Typ und dann auch wieder nicht. Ich weiß nur, dass ich ohne sein Training niemals so weit gekommen wäre. Er ist echt stark. Aber was interessiert dich das?“ Carina zögerte einen Moment. Er war ehrlich zu ihr gewesen, also war es nur fair, wenn sie dasselbe tat.
 

„Kisuke Urahara ist mein Vater.“ Anscheinend musste der junge Shinigami mehrere Sekunden überlegen, bis er ihre Aussage verstanden hatte. „Du…du bist…WAS?“, fragte er und Carina musste aufgrund seines Gesichtsausdrucks lachen. „Was verwundert dich denn so daran?“
 

„Nun ja, ich hätte nie gedacht, dass Urahara ein Kind hat. Geschweige denn eine Frau.“ Nun runzelte Carina die Stirn. „Nur, weil er ein Kind hat, ist er doch nicht gleich verheiratet. Ich glaube auch nicht, dass Yoruichi an einer Hochzeit interessiert wäre.“ „Das hätte ich jetzt vielleicht nicht sagen sollen“, dachte sie gleich darauf, als Ichigo vor Schreck von der Bank fiel. Nachdem der Junge sich wieder gefangen hatte, seufzte er laut auf. „Okay, abgesehen von der Tatsache, dass das echt krass ist. Warum kennst du Urahara dann eigentlich nicht?“
 

Carina schaute ein wenig missmutig auf den Boden. „Ist ne lange Geschichte“, murmelte sie und erhob sich. „Nun ja, ich geh dann mal wieder rein, sonst bekomme ich noch Ärger von Alice. Man sieht sich, Ichigo!“
 

Der Kurosaki sah ihr verwundert hinterher. Er wusste nicht warum, aber Carina kam ihm irgendwie merkwürdig vor. Ohne es richtig zu bemerken, kicherte sein Hollow wissend. Das würde sicherlich interessant werden.

Das Treffen

Es gab zwei Worte, die die Situation mehr als passend beschrieben: Verdammt beschissen!

„Das kann ja wohl nicht ihr Ernst sein, Taicho“, rief Carina entsetzt aus, starrte Soi Fon an, als hätte sie diese noch nie gesehen. Und zum ersten Mal verspürte sie das Bedürfnis, ihren Taicho zu schlagen. Soi Fon verengte ihre Augen zu Schlitzen, wirkte nun leicht bedrohlich. „Als meine Vizekommandantin hast du keine Sonderrechte. Also hüte deine Zunge.“ „Ja“, kam es kleinlaut zurück, doch Carina konnte nicht anders, als beleidigt die Arme zu verschränken.
 

„Jeder der Taichos darf mitnehmen wen er will, es sei denn, der Kommandant desjenigen hat etwas dagegen. Und ich habe nichts dagegen. Du warst schon einmal in dieser Stadt, also kennst du dich dort aus. Das kann ein taktischer Vorteil sein. Und jetzt hör endlich auf, dich wie ein kleines Kind zu benehmen.“ „Sie können mich mal“, dachte Carina wütend, doch sie musste wohl oder übel dem Befehl Folge leisten. Sie hatte gedacht, dass alles gut werden würde, sobald ihre Mutter das Tor zur Menschenwelt passiert hatte, aber da hatte sich die Vizekommandantin schwer getäuscht.
 

Jetzt musste sie schon wieder nach Karakura Town. Wurde sie eigentlich vom Pech verfolgt? Ein Wiedersehen mit Shinji und den Anderen hätte sie natürlich gefreut, aber das würde ihr wohl versagt bleiben. Immerhin waren auch noch Toshiro, Tobias, Alice, Rangiku, Renji, Rukia, Ikkaku und Yumichika dabei. „Viel zu viele“, dachte die Blondine seufzend.
 

Sie konnte sich schon denken, warum Tobias sie hatte mitnehmen wollen. Er wollte dieses ewige Versteckspiel endlich beenden. Nur leider war er da auch der Einzige. Carina fürchtete sich, um ganz ehrlich zu sein, vor der Begegnung mit ihrem Vater. Kisuke Urahara war ein schlauer Mann. Was war, wenn sie ihn nicht täuschen konnte und er hinter ihr Geheimnis kam? Das dürfte auf keinen Fall geschehen. Früher war das anders gewesen. Als sie noch ein kleines Kind gewesen war, wollte sie ihn einfach nur umarmen und von ihm geliebt werden. Doch die Situation hatte sich geändert.
 

Während Carina nur langsam ihre Sachen packte, schweiften ihre Gedanken immer wieder ab. „Ich hätte es wissen müssen“, murmelte sie. „Ich hätte wissen müssen, dass dieser Tag irgendwann kommen würde. Aber anstatt mich darauf einzulassen, bin ich immer wieder feige davor weggelaufen. Das muss endlich ein Ende haben. Ich bin alt genug, um nicht mehr vor allem Angst zu haben.“ Nur wenige Stunden später hatte sich die Gruppe vor einem Weltentor versammelt. „Ich bin ja so aufgeregt. Ich war noch nie in der Menschenwelt“, schwärmte Alice. „Ist nicht so unglaublich, wie du dir das vorstellst Alice. Aber was rede ich überhaupt? Du wirst den ersten Tag sowieso nur shoppen gehen.“
 

Angesprochene grinste fröhlich. In einem gemütlichen Reisetempo machten sich die 9 Shinigami auf den Weg und waren auch innerhalb weniger Minuten auf die andere Seite gewechselt. „Erst mal müssen wir Ichigo suchen“, sagte Tobias und klang relativ wenig begeistert, in eine Schule voller Schüler rein zu marschieren. „Ach ja, bevor ich es vergesse“, sagte Toshiro in diesem Moment und kramte in seiner Tasche herum. „Die hier müssen wir tragen.“ Carina schaute sich die Kleidung einen Moment an, ihr Blick war vor allem auf den kurzen Rock gerichtet. „Nur über meine Leiche.“
 

Wenige Minuten später gingen sie in der Schuluniform auf Ichigo Suche. „Wieso lasse ich mich immer zu so etwas überreden?“, fluchte die Shihoin in Gedanken. Sobald sie aus der Schule raus waren, würde sie sich umziehen. Und zwar schleunigst. Endlich fanden sie den Aushilfsshinigami in einem Klassenzimmer. Um seinen Kopf war ein Verband angebracht und auch sonst schien es ihm nicht sonderlich gut zu gehen. „Diese Arrancar müssen ihm ganz schön zugesetzt haben“, dachte die 15-Jährige leicht beunruhigt. Die Arrancar waren den Vizards gar nicht so unähnlich, doch es war noch lange nicht dasselbe. Nachdem sie Ichigo kurz begrüßt hatten, versammelte sich die gesamte Truppe nach einem kurzen Marsch in Ichigos Zimmer. Die Situation war leicht angespannt, Toshiro erklärte dem Orangehaarigen die Lage. „Und genau deswegen sind wir her beordert worden“, endete der Weißhaarige und Ichigo legte leicht den Kopf schief. „Hab ich das jetzt richtig verstanden? Ihr wollt hier bleiben?“ Einstimmiges Nicken. „Euch ist ja schon klar, dass ihr nicht hier bleiben könnt. Auf gar keinen Fall! Sucht euch ein Hotel, wenn es sein muss.“ Carina stöhnte. Das also auch noch…
 

„Oh danke Orihime. Im Gegensatz zu Ichigo bist du wirklich sehr zuverlässig“, schwärmte Rangiku, die nun endlich einen Schlafplatz für sich und Toshiro gefunden hatte. Rukia würde bei Ichigo bleiben, auch wenn dieser sich zunehmend dagegen sträubte. Ikkaku und Yumichika brauchten anscheinend keinen Schlafplatz, sie wollten einfach nur die Stadt erkunden. Nun blieben nur noch Renji, Tobias, Alice und Carina übrig. Letztere hatte sich inzwischen umgezogen und trug nun eine einfache mittellange Jeans und ein grünes T-Shirt mit Kapuze. „Und was machen wir jetzt?“, fragte Alice ihren Taicho, Tobias seufzte nur. „Ich hab da schon so ne Idee. Folgt mir einfach.“ Nach ungefähr 5 Minuten begann Carina die Stirn zu runzeln. Irgendwoher kannte sie diesen Weg doch. Nach weiteren 5 Minuten wurde sie blasser. Das konnte doch nur ein schlechter Zufall sein. Und als sie schließlich vor dem Laden mit der Aufschrift „Urahara Shop“ standen, bebte ihr ganzer Körper. „Das…das ist doch nicht dein Ernst“, zischte sie böse und Tobias grinste leicht.
 

„Ach, nun komm schon Carina. Stell dich doch nicht so an.“ „Nichts „komm schon Carina“. Du kannst mich mal“, zeterte sie wütend und war kurz davor, Tobias eine rein zu hauen. Sie konnte doch nicht einfach so da rein gehen. Ihr Herz pochte ihr hart gegen die Brust und ihre Hände waren durch die Nervosität leicht feucht. Und diese Nervosität steigerte sich nur noch, als Alice, frech wie sie war, einfach die Tür aufschob. „Hallo? Ist jemand zu Hause?“, rief sie und Carina konnte nicht glauben, dass ihre Freunde sie so hintergingen. Ihre Augen weiteten sich, als sie Schritte vernahm. Sie erstarrte nun endgültig zu einer Statue, als er durch die Tür trat.
 

Das Auffälligste an ihm war wohl sein grün-weiß gestreifter Hut, mal ganz abgesehen von den traditionellen japanischen Getas und einem grünen Kimono mit dazu gehörigem dunkelgrünen Überwurf. Seine Lieblingsfarbe schien unverkennbar grün zu sein. Wie es der Zufall wollte, passten er und Carina gerade sogar farblich zusammen, was Alice grinsen ließ. Sein Gesicht sah genauso aus wie auf dem Foto, was Carina in dem Archiv der 12. Division gesehen hatte. Die gleichen blonden Haare wie sie und dazu graue Augen.
 

Kisuke wirkte zuerst verwirrt, so viele Shinigamis vor seiner Tür vorzufinden, doch Tobias klärte die Situation schnell für ihn auf. Auch für den Kuchiki war die Situation seltsam, immerhin war der Mann vor ihm einer seiner Vorgänger. Carina fühlte sich vollkommen fehl am Platz, aber für eine Flucht war es längst zu spät. Ihr war furchtbar schlecht. Wenn Alice ihre Unbehaglichkeit spüren konnte, dann schien es sie nicht zu interessieren, denn jetzt stellte sie Einen nach dem Anderen auch noch fröhlich vor. Doch Kisukes Augen lagen schon auf seiner Tochter, noch bevor Alice bei ihr angekommen war. Carina starrte zurück und war sich nun sicher, dass er sie sofort erkannt hatte. Oder eher Yoruichis Augen.
 

Der ehemalige Kommandant der 12. Division war wie erstarrt, als er Carina plötzlich vor sich stehen sah. Yoruichi hatte ihm zwar ein Foto von ihr als kleines Kind gezeigt, doch nun war sie mehr als doppelt so groß und der Ausdruck ihrer Augen war ein Anderer. Seine Augen brannten sich in Ihre, doch schon nach wenigen Sekunden wandte sie den Blick ab. Sowohl Alice als auch Tobias waren verwirrt, als weder Vater noch Tochter reagierten.
 

„Tja, wenn das so ist“, sagte Kisuke plötzlich mehr als nur optimistisch, „dann kommt doch rein.“ Kisuke ging voran, Renji und Tobias folgten ihm sofort. Alice hielt verwundert inne, als sie merkte, dass ihre beste Freundin sich nicht von der Stelle rührte. „Kommst du?“, fragte sie, fühlte sich nun irgendwie schuldig. Sie hatte Carina zu nichts drängen wollen, aber eigentlich hatten sie und Tobias dieses Treffen nun regelrecht erzwungen. „Ich…muss noch etwas erledigen“, brachte die Blondine noch gerade so hervor, bevor sie sich langsam umdrehte und ging.
 

Ihr Puls normalisierte sich nur langsam wieder, sie seufzte geräuschvoll. „Wie peinlich“, dachte die Shihoin und schlug sich eine Hand vor das Gesicht. Sie hatte nicht ein Wort herausgebracht. Was würde ihr Vater nun wohl von ihr denken? „Gut gemacht Carina“, nuschelte sie zu sich selbst.
 

„Du hast es mal wieder vermasselt.“

Der Angriff

Sie fühlte sich wie der letzte Vollidiot, als sie nach beinahe zwei Stunden immer noch ziellos durch die Straßen Karakuras irrte. Immer wieder versuchte sie einen klaren Gedanken zu fassen, doch ihre Konzentration war für heute wohl im Eimer. „Das ist alles nur die Schuld von Tobias und Alice“, dachte Carina beleidigt und vergrub ihre Hände tiefer in den Hosentaschen der Jeans. Mit einem Mal blieb die Shihoin stehen. „Was zum Teufel mache ich hier eigentlich?“, sagte sie, fasste sich beiläufig an die Stirn. „Selbstgespräche führen?“, ertönte hinter ihr eine dunkle Stimme und verwundert drehte sich Angesprochene herum. Stöhnend machte sie Letzteres gleich noch einmal, doch es brachte nicht viel. Mit aller Macht wollte sie die schwarze Katze, die nun hinter ihr herlief, ignorieren, was allerdings nicht funktionierte. „Was willst du von mir?“, fragte sie schließlich genervt, denn ein Gespräch mit ihrer Mutter war das Letzte, was sie gerade wollte. War heute Elternsprechtag oder was?
 

„Willst du jetzt dein Leben lang sauer auf mich sein?“, kam die Gegenfrage und Carina lachte trocken auf. „Ja, warum eigentlich nicht? Bisher hat es jedenfalls ganz gut funktioniert. Nur, weil du meinen Taicho einwickeln konntest, heißt das nicht, dass ich dir ebenfalls plötzlich wieder zugetan bin.“ Eine kurze Zeit herrschte Schweigen, dann erklang erneut Yoruichis Katzenstimme. „Du hast dir die Haare lang wachsen lassen. Ich dachte, die sind unpraktisch und stören beim Kämpfen?“ Carinas Augen verengten sich. Musste das jetzt sein? Musste ihre Mutter sie unbedingt an die Zeit erinnern, als sie noch glücklich gewesen war? Als sie noch nicht gewusst hatte, dass sie zum Teil ein Hollow war? Wo sie Tyson noch nicht umgebracht hatte?
 

„Menschen ändern sich“, antwortete sie kalt, ihre Augen richteten sich auf ihren Gesprächspartner, der nun neben ihr ging. „Und falls es dir nicht aufgefallen ist, ich habe mich verändert. Zum Beispiel bin ich nicht mehr so dumm dir jedes Wort, was aus deinem Mund kommt, zu glauben. Und ich werde mich erst recht nicht mehr von dir verarschen lassen.“ Wohl darauf bedacht, dass niemand sah, wie sie als Katze redete, begann Yoruichi erneut sich zu entschuldigen.
 

„Jetzt mal ehrlich. Du weißt ganz genau, dass ich das nur getan habe, um dich zu schützen. Gut, die Sache mit Kisuke war kein Kavaliersdelikt, aber ich habe mich jetzt bestimmt oft genug dafür entschuldigt, oder etwa nicht?“ „Deine Entschuldigungen ändern aber nichts. Und außerdem ist es nicht nur das. Jetzt bin ich Vizekommandantin und du nimmst mich immer noch nicht ernst. Und jetzt sag bloß nicht, dass das nicht wahr ist. Allein, wie du mich die ganze Zeit besorgt von der Seite anstarrst sagt schon alles. Ich bin jetzt ein Shinigami und ich kann sehr gut auf mich alleine aufpassen.“
 

Für einen Moment lagen die Worte „Und warum wärst du dann bei unserem letzten Treffen beinahe verblutet?“ auf Yoruichis Lippen, doch sie schluckte sie förmlich hinunter. „Willst du deinen Vater jetzt für meine Fehler bestrafen?“ Carina blieb wie angewurzelt stehen. Ein schlechtes Gewissen machte sich in ihr breit, irgendwie hatte Yoruichi ja Recht. „Er würde sich bestimmt gerne mit dir unterhalten, da bin ich mir sicher. Also lass deine schlechte Laune bitte nicht an ihm aus.“ „Wenn’s nur das wäre“, dachte Carina leicht beunruhigt. Das, was ihr wirklich Sorgen machte war, dass Kisuke hinter ihr Geheimnis kommen könnte. Blöd nur, dass sie das ihrer Mutter schlecht auf die Nase binden konnte.
 

„In Ordnung“, sagte Carina schließlich und trat den Rückweg zum Laden ihres Vaters an. Yoruichi sah ihrer Tochter nach. Ja, sie hatte vollkommen Recht. Carina hatte sich verändert, nur leider war sich Yoruichi nicht wirklich sicher, ob zum positiven oder zum negativen. Wenn sie wenigstens an sie rankommen würde…
 

Mittlerweile war es schon Abend geworden, der Himmel war dunkel und sternenlos. Ein kühler Wind wehte und verschaffte Carina eine Gänsehaut auf ihren Armen. In der Ferne konnte sie den Urahara Shop sehen, gedanklich machte sie sich auf eine erneute Begegnung mit ihrem Vater gefasst. Sie zuckte heftig zusammen, als ein lautes Krachen direkt über ihr ertönte und sie aus ihren Gedanken riss. Ihr Kopf schoss in die Höhe, ihre Augen weiteten sich beinahe sofort.
 

„Alice“, schrie Carina laut, als diese in der Luft kniete. Blut strömte ihr aus einer Wunde am Kopf und auch der Rest von ihr sah nicht besonders gut aus. Gegenüber von ihr stand ein Arrancar. Seine rechte Gesichtshälfte wurde durch eine Hollowmaske komplett verdeckt, seine schwarzen Haare standen wild in alle Richtungen ab. Die Kleidung, die er trug war zum größten Teil weiß und ein schwarzes Loch prangte in seiner linken Hand. Carina schoss in die Höhe, befand sich nun neben Alice.
 

„Geht’s dir gut?“, fragte sie, aber ihr Blick lag allein auf dem Arrancar. Irgendwie war sie ein wenig aufgeregt. Sie spürte eine seltsame Präsens an ihm, aber wovon kam das? „Ja, er hat mich blöd erwischt“, zischte Alice vor Schmerz, taumelte sogar leicht, als sie versuchte aufzustehen.
 

„Wer bist du?“, fragte Carina leicht zornig. Sie wusste, dass Alice diese Verletzungen wegsteckte, aber die Kopfwunde sah wirklich schlimm aus. Der Arrancar lachte ausgelassen. „Was denn, noch ein Shinigami? Müsst anscheinend irgendwo hier ein Nest haben. Du solltest dir meinen Namen gut einprägen, er wird nämlich der Letzte sein, den du jemals hören wirst. Er lautet Álvaro Sola.“ „Bist du fertig?“, erwiderte Carina gelangweilt und spannte ihren Körper an, vorbereitet auf einen möglichen Angriff.
 

Yoruichi spürte die Anwesenheit der Arrancar sofort, ebenso wie Kisuke. Der ehemalige Kommandant stand vor seinem Laden, als Yoruichi ihn endlich erreichte. „Was stehst du hier so dumm rum?“, keifte sie ihn, immer noch in ihrer Katzengestalt, an. Mit ihren gelben Augen sah sie nach oben. Carina stand mittlerweile vor Alice, diese hatte sich leicht zurückgezogen, denn ihre Sicht war leicht beeinträchtigt. „Da bist du ja Yoruichi. Du hättest mal mein Gesicht sehen sollen, als Carina plötzlich vor mir stand. Ich war vielleicht überrascht“, sagte er fröhlich und Yoruichi hatte den Drang, ihre Augen zu verdrehen. „Warum greifst du nicht ein?“, fragte sie, doch Kisuke zückte lediglich seinen Fächer und hielt ihn vor sein Gesicht, sodass man nur noch seine Augen sehen konnte. „Ich will sehen, wie sich die Situation entwickelt. Wir können immer noch eingreifen, wenn es gefährlich wird.“
 

Carina bekam von ihren Eltern gar nichts mit, ihre gesamte Konzentration war auf ihren Gegner gerichtet. „Pass mal auf. Ich mag es gar nicht, wenn man meinen Freunden zu nahe kommt. Und glaub mir, du wirst das noch zu spüren kriegen.“ Beinahe gleichzeitig zuckten die Beiden nach vorne, ihre Faust traf auf seine. Ein Bild durchzuckte auf einmal ihren Geist, ein Bild von einer kleinen Kugel. „Das Hogyoku“, dachte sie und endlich verstand sie dieses seltsame Gefühl von vorhin. „Aizen hat das Hogyoku benutzt, um diese Typen zu erschaffen. Elender Mistkerl. Ich hätte nicht gedacht, dass ich auf es reagiere.“
 

Álvaro benutzte nun sein Schwert, versuchte immer wieder sie zu treffen, doch Carina entging der Klinge immer um wenige Millimeter. Sie stoben auseinander und die Shihoin zuckte zusammen, als Blut von ihrer Wange tropfte. „Verdammt, der ist besser, als ich gedacht habe“, schoss es ihr durch den Kopf. „Carina“, ertönte plötzlich Alice Stimme hinter ihr. „Rangiku hat gerade eine Nachricht übermittelt. Das Limit wird aufgehoben.“ Carina begann zu grinsen. „Na endlich. Genau zum richtigen Zeitpunkt.“ Sie schob ihr Oberteil ein wenig zur Seite, auf ihrem Dekollete erschien die Tulpe, das Zeichen ihrer Division. „Begrenzung freigeben.“ Sofort spürte sie, wie ihre Kraft zunahm. „Und was soll das jetzt gebracht haben?“, fragte der Arrancar spöttisch und Carina lächelte. „Wenn wir Vizekommandanten und Kommandanten in diese Welt kommen, werden unsere Kräfte auf 20% reduziert. Jetzt…sind sie es nicht mehr.“ Mit einem schnellen Blitzschritt stand sie hinter ihm, ihr Knie traf ihn hart in den Rücken.
 

Yoruichi blinzelte, konnte für einen Moment nicht glauben, was sie da sah. Carina war schnell und wenn sie das sagte, sollte das etwas heißen. Erneut landete ihre Tochter einen Treffer, als sie Aizens Spielzeug einen Schlag ins Gesicht und anschließend in die Magengrube versetzte. Die Violetthaarige bemerkte gar nicht, dass ihr Mund mittlerweile offen stand. „Soi Fon hat gut entschieden, als sie sie zur Korpskommandantin der 3. Einheit der Onmitsukido gemacht hat“, erwähnte Kisuke beiläufig, aber Yoruichi hörte ihm kaum zu.
 

„Beenden wir das Ganze. Das hier ist mir zu langweilig.“ „Du kleines Miststück“, brüllte Álvaro nun vollkommen außer sich und ging erneut auf sie los. Carinas Hand schloss sich um den Griff ihres Schwertes, dann zog sie es schließlich, ließ es allerdings unentfesselt. Sie wich seinen Hieben aus und war schließlich mit einer Bewegung genau vor seinem Gesicht. Ein, für Alice ziemlich widerliches, Geräusch erklang, als ihre Freundin dem Arrancar Totsuka genau durch die Stirn bohrte. Erst jetzt fiel der Schwarzhaarigen auf, dass sie Carina noch nie hatte töten sehen. Außer Hollows natürlich. Immer wieder vergaß sie, dass Carina im Töten erfahrener war, als Tobias, Toshiro oder sie selbst. Ein Mitglied der Onmitsukido zu sein hatte immerhin auch seine Nachteile.
 

Carina sah Alice an, diese nickte. Totsuka glitt aus dem toten Körper heraus, dieser fiel in Richtung Boden. Mit einem kräftigen Kido-Spruch beseitigte Alice nun auch die letzten Spuren ihres Angreifers. Carina konnte das Reiatsu von Tobias und Toshiro fühlen, sie spannte sich leicht an.
 

„Wollen wir nur hoffen, dass es den Beiden gut geht.“

Die Konversation

Carina sah Alice an, diese nickte. Totsuka glitt aus dem toten Körper heraus, dieser fiel in Richtung Boden. Mit einem kräftigen Kido-Spruch beseitigte Alice nun auch die letzten Spuren ihres Angreifers. Carina konnte das Reiatsu von Tobias und Toshiro fühlen, sie spannte sich leicht an.
 

„Wollen wir nur hoffen, dass es den Beiden gut geht.“
 

„Die Beiden bekommen das schon hin. Mach dir keine Sorgen. Ich bin sicher, sie werden gleich kommen. Aber mal was ganz anderes. Sieh nach unten.“ Carina runzelte kurz die Stirn, dann warf sie einen Blick in besagte Richtung. „Auch das noch“, dachte sie gleich darauf und seufzte. Sie hatte ihre Eltern im Eifer des Gefechts gar nicht bemerkt. Trotzdem, ein leichtes Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht, als sie das fassungslose Gesicht ihrer Mutter betrachtete. „Wir warten am besten im Laden auf Tobias und Toshiro. Meine Wunde sollte mal langsam verbunden werden“, schlug Alice vor und betastete sich vorsichtig die Stirn.
 

Yoruichi stand neben Kisuke und fühlte sich wie erschlagen. Sie hatte den Arrancar ohne auch nur mit der Wimper zu zucken getötet. Ihre Tochter, ihr kleines Mädchen. Jetzt war Yoruichi sich fast sicher. Sie hatte gewusst, dass Carina anders war, aber kein Mensch konnte sich innerhalb von 5 Jahren so sehr verändern. Irgendetwas musste mit ihr passiert sein. Irgendetwas musste vorgefallen sein. Und sie würde es herausfinden.
 

Die beiden Mädchen kamen herunter, landeten genau vor den ehemaligen Kommandanten. „Was für eine Vorstellung“, sagte Kisuke und klatschte freudig in die Hände. Carina zog eine Augenbraue in die Höhe und sah aus den Augenwinkeln zu Alice, die lediglich die Schultern hochzog. „Nun, vielleicht sollten wir deine Wunde mal versorgen“, bemerkte der Shop Besitzer nun und winkte Alice hinein. „Dir geht es doch gut?“, fragte er schließlich an Carina gewandt. Es war das erste Mal, dass er sie direkt ansprach, was die 15-Jährige ein wenig überrumpelte. „Mir geht’s gut“, sagte sie leise, aber gut verständlich. Kisuke lächelte leicht und ging dicht gefolgt von Alice in den Laden.
 

„Was guckst du so?“, fragte Carina und machte sich gar nicht erst die Mühe, ihre Belustigung zu verbergen. Yoruichi räusperte sich kurz, blieb aber stumm. „Es ist nichts“, sagte sie schließlich und betrat nun ebenfalls das Gebäude. Carina grinste leicht, doch dann änderte sich ihre Haltung. Das hatte sie ja fast vergessen. Da gab es noch ein Gespräch, was sie führen musste. Mit einem rasanten Tempo lief sie nach Norden, als ihr plötzlich Renji entgegen kam. „Carina“, sagte der Rothaarige feststellend und diese lächelte, als sie seine erste Frage hörte. „Geht es Alice gut?“, fragte dieser nämlich und lief ein wenig rosa an.
 

„Sie hat ein bisschen geblutet, aber du kennst doch Alice. Das macht ihr nicht so viel aus. Aber mal was ganz anderes. Wo ist Ichigo? Mir war so, als hätte ich sein Reiatsu gespürt.“
 

„Er ist hinter dem eingestürzten Gebäude, weiter nördlich. Aber er hat mich weggeschickt, ich glaube, er möchte momentan lieber alleine sein.“ Carinas Augen verengten sich leicht. Sie hatte sich also nicht geirrt. „Geh schon mal vor. Ich möchte ihn nur kurz etwas zu dem Arrancar fragen, gegen den er gekämpft hat.“ Renji nickte und setzte seinen Weg nun fort. Die Blondine grinste erneut. Der gute Renji schien auch etwas für Alice übrig zu haben. Doch sie hatte nicht lange Freude an diesem Gedanken, denn schon kam Ichigo in ihre Sichtweite. Er kniete in einem tiefen Krater, bewegte sich nicht und auch ansonsten schien er ziemlich deprimiert zu sein.
 

Er hob seinen Kopf leicht an, als sie vor ihm auftauchte, sagte allerdings nichts. Kisukes Tochter kniete sich neben ihn, schwieg ebenfalls einen kurzen Moment, bevor sie seufzte und die Stimme erhob. „Ich weiß Bescheid, Ichigo.“ Angesprochener weitete erschrocken seine Augen und riss den Kopf hoch. Für ihn gab es keinen Zweifel, was das Mädchen vor ihm meinte. „Aber wie…“, stammelte er verwirrt. „Ich wusste es schon seit dem Zeitpunkt, als wir uns damals getroffen haben.“ Kurz zögerte sie, dann fragte sie ihn schließlich das, was sie schon die ganze Zeit interessierte.
 

„Ist Shinji zu dir gekommen? Hast du sein Angebot angenommen?“ Der Orangehaarige schnappte nach Luft, dann sprang er mit einem Satz auf und zeigte mit dem Finger auf sie. „Du hast es ihm gesagt. Du hast ihn zu mir geschickt. Warum hast du das getan?“ „Ja, ich habe ihm eine Nachricht zukommen lassen und deiner Reaktion nach zu urteilen, hast du seine Hilfe nicht in Anspruch genommen. Ich wollte dir helfen, Ichigo. Du kannst nicht leugnen, dass du Hilfe brauchst.“
 

„Ich brauche keine Hilfe, vor allem nicht von diesen Vizards. Ich komme mit ihm klar. Und wie kannst du das eigentlich gewusst haben? Was hast du mit Shinji zu tun?“ Carinas Gesichtsausdruck verhärtete sich. „Kannst du dir das nicht denken? Keine Idee, woher ich das alles weiß?“ In dem Kopf des Jungen schien es Klick gemacht zu haben, denn nun stolperte er ein paar Schritte rückwärts. „Du…du bist einer von denen“, sagte er und Carina nickte.
 

„Ichigo“, fing sie langsam an, aber dieser wollte ihr nicht zuhören. Er drehte sich um, wollte gehen und dieses Gespräch abbrechen, doch Carina ließ ihn nicht gehen. Ihre Hand schnellte vor, packte ihn fest und unsanft am Kragen. Dann drehte sie ihn zu sich um, ihre Gesichter waren sich jetzt ziemlich nahe. „Jetzt hör mir mal zu“, zischte sie und Ichigo musste leicht schlucken.
 

„Ich weiß genau, wie du dich fühlst Ichigo, ich war vor einem Jahr in genau derselben Situation. Auch ich musste lernen damit umzugehen. Aber das, was du tust, führt zu keiner Lösung. Es kommt der Zeitpunkt, wo du dieses Problem, deinen Hollow, nicht mehr ignorieren kannst. Spätestens dann, wenn du jemanden umgebracht hast, ohne dich überhaupt daran erinnern zu können.“ Den letzten Teil flüsterte sie stockend, sodass der Aushilfsshinigami Schwierigkeiten hatte, sie zu verstehen. „Ich kann dich nicht zwingen zu Shinji und den Anderen zu gehen, aber ich bitte dich darum. Es kostet dich vieles, aber du bist talentiert. Du kannst es schaffen, Ichigo. Ich weiß das und Shinji weiß es auch, sonst hätte er dir dieses Angebot gar nicht erst gemacht. Merk dir meine Worte, okay?“
 

Mit diesem Satz ließ sie ihn los und verschwand innerhalb eines Augenaufschlags. Auf dem Rückweg machte sie sich ihre eigenen Gedanken über die Situation. Er tat ihr Leid. „Es holt einen immer wieder ein“, flüsterte sie und hoffte, dass Ichigo es sich überlegen würde. Sie wollte ihm das Gefühl, jemanden auf dem Gewissen zu haben, so gerne ersparen, doch letztendlich war es seine Entscheidung. Nach wenigen Minuten war sie wieder am Urahara Shop angekommen. Von drinnen ertönte Tobias Stimme, woraus sie schloss, dass es ihren beiden besten Freunden gut ging. Dennoch hatte sie momentan keine Lust auf Gesellschaft.
 

Und so setzte sie sich auf das Dach des Hauses und ließ ihre Gedanken schweifen. Der Wind fuhr durch ihr blondes Haar und der Geruch der Nacht stieg ihr in die Nase. Was hielt sie Ichigo eigentlich für Reden? Sie hatte es ja selbst noch nicht verkraftet, auch, wenn sie sich schon vor einiger Zeit damit auseinandergesetzt hatte. „Ich hätte ihm sagen sollen, dass es nie aufhört, unangenehm zu sein“, dachte sie und zuckte urplötzlich zusammen, als hinter ihr Schritte erklangen.
 

Carina drehte den Kopf nach hinten und ihre Augen huschten über die Gestalt, die nun hinter ihr stand. Ihr Vater. Er lächelte erneut und auch seine Augen glitten über ihr Gesicht.
 

„Wir sollten reden, meinst du nicht auch?“
 

Carina wandte den Blick ab, aus irgendeinem Grund machte die Situation sie verlegen. „Worüber willst du denn reden?“, fragte sie kleinlaut, als Kisuke sich jetzt auch noch neben sie setzte. „Yoruichi hat mir zwar ein Foto von dir gezeigt, aber das sagt nicht viel über eine Person aus. Abgesehen davon, dass du darauf gerade mal 10 warst.“ Carina schwieg, ihr fielen mal wieder nicht die richtigen Worte ein. Sie fand ihn nett, er war ihr sympathisch. Sonst hatte sie doch auch so eine große Klappe. Warum also konnte sie nie etwas sagen, wenn es drauf ankam?
 

„Reiß dich zusammen Carina“, dachte sie und nahm all ihren Mut zusammen. „Nun ja…ich…ich hab ein Talent dafür mich in Schwierigkeiten zu bringen.“ Und das war wirklich alles, was ihr einfiel? War sie denn total bescheuert? Kisuke schien es nichts auszumachen, denn er lachte leicht. „Das hat deine Freundin auch schon zu mir gesagt. Keine Sorge, sie hat auch viel Gutes erzählt“, fügte er schnell hinzu, als sich Carinas Miene verdunkelte. „Alice erzählt viel, wenn der Tag lang ist“, sagte sie. „Ach ja? Sie hat mir erzählt, dass du dich nie getraut hast, zu mir zu kommen, obwohl du mich schon immer treffen wolltest.“
 

„Ich bring sie um“, dachte die Vizekommandantin wütend und lief gleichzeitig knallrot an. Plötzlich legte sich eine Hand sanft auf ihren Kopf und sie schaute hoch, traute sich nun endlich, ihm direkt ins Gesicht zu sehen. „Ich wollte dich auch kennen lernen“, antwortete er.
 

Und zum ersten Mal lächelte sie ihn an.

Das Voranschreiten

Yoruichi war, und man konnte es nicht anders sagen, verdammt eifersüchtig. Kisuke und Carina verstanden sich so gut, dass es schon fast beängstigend war. Es war ihr sofort am nächsten Tag aufgefallen. Während die Beiden sich angeregt beim Frühstück unterhalten hatten, hatte ihre Tochter sie selbst nicht eines Blickes gewürdigt. Auch Tobias und Alice waren mehr als nur überrascht, allerdings nahmen sie es ziemlich positiv auf. Am Abend war alles ruhig. Yoruichi, die nun wieder menschliche Gestalt angenommen hatte, klopfte an Kisukes Zimmertür und öffnete sie, obwohl er noch nicht einmal Herein gesagt hatte. „Yoruichi“, sagte er verwundert und winkte sie weiter herein. „Kann ich etwas für dich tun?“
 

„Wie hast du das gemacht?“, fragte sie auch sogleich und Kisuke hörte auf, sich mit seinem Fächer Luft zu zuwedeln. „Wie hab ich was gemacht?“ „Wie hast du es geschafft, dass Carina mit dir redet und mit mir nicht?“ Der Shop Besitzer blinzelte einmal, dann lachte er zu Yoruichis Missfallen. „Nimm es mir nicht übel, aber das klingt ja fast so, als ob du eifersüchtig bist.“ Angesprochene verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust und pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Oh, du BIST eifersüchtig.“ „Du bist einfühlsam wie ein Stein, weißt du das?“, fauchte sie ihn an. „Na na, ist ja schon gut. Ich bezweifele, dass es an dir liegt, dass sie nicht mit dir redet. Sie ist wütend, nehme ich an. Vielleicht solltest du ihr noch ein wenig mehr Zeit lassen.“
 

Die Shihoin raufte sich die Haare. „Ich bin es ja selber Schuld. Ich hab sie belogen. Ich habe dich belogen. Ich sollte froh sein, dass du überhaupt noch mit mir redest. Wahrscheinlich ist es besser, wenn ich jetzt gehe. Wir sehen uns morgen früh.“ Sie war schon fast dir Tür raus, als Kisuke ihre Hand ergriff und sie zurückzog. „Ich bin nicht sauer auf dich, Yoruichi. Vielleicht war ich anfangs ein wenig enttäuscht, ja, aber ich verstehe deine Beweggründe.“ Yoruichi errötete leicht, als er ihr nun ebenfalls eine Strähne von der Stirn strich. „Wie sollte ich dir böse sein? Du hast mir etwas geschenkt, was wundervoller ist als alles, was ich je in meinem Leben getan habe. Du hast mich zum Vater gemacht. Abgesehen davon konnte ich dir noch nie wirklich böse sein.“ Er lachte leise, Yoruichi nicht. In ihren Augen glitzerten Tränen, als sie ihn weiterhin ansah.
 

„Es tut mir so leid, Kisuke“, hauchte sie leise und ihre gelben Augen huschten über sein Gesicht, blieben schlussendlich an seinen dunklen, grauen Augen hängen. Er wischte die Tränen, die nun über ihre Wangen liefen, mit seinen Fingern weg und zog sie anschließend zu sich. Sie wich nicht zurück, als sich seine Lippen auf ihre legten. Nur für einen Moment wollte sie alles vergessen. Aizen, die Arrancar, sogar den Streit mit ihrer Tochter. Jetzt konzentrierte sie sich nur auf den Mann vor sich…
 

Carina gähnte, als sie früh morgens erwachte. Sie wunderte sich leicht, denn normalerweise war sie ein Spätaufsteher und ein richtiger Morgenmuffel. Vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass sie sich nun keine Sorgen mehr machen musste, jedenfalls was ihren Vater anging. Es lief viel besser, als sie es sich jemals erhofft hatte. Und Verdacht hatte er anscheinend auch nicht geschöpft. „Schade, das wäre sicherlich lustig geworden“, sagte ihr Hollow enttäuscht und Carina seufzte. „Halt die Klappe“, dachte sie, blieb allerdings innerlich vollkommen ruhig. Selbst ihr Hollow konnte ihr gerade nicht ihre gute Laune verderben. Müde betrat sie die Küche und wünschte sich sogleich, dass sie doch länger geschlafen hätte. Es war ein sehr eindeutiges Bild, trotzdem hoffte sie, dass das nur ein dummes Missverständnis war.
 

Ihre Eltern, und man konnte es wirklich nicht anders ausdrücken, knutschten. In der Küche. Vor ihren Augen. „Das ist nicht wahr“, dachte die 15-Jährige errötend, denn die Erwachsenen schienen sie noch nicht bemerkt zu haben. Es dauerte einige Sekunden, bis sie ihre Stimme wieder gefunden hatte. Carina räusperte sich mehr als nur verlegen und das schlug ein wie eine Bombe. Yoruichi riss die Augen auf, starrte ihre Tochter an und ließ Kisuke los, als ob sie sich verbrannt hätte. Dieser jedoch schien relativ wenig verlegen zu sein und auch Carina hatte mittlerweile ihre Fassung wieder gefunden. Der Anblick ihrer Mutter hätte sie beinahe sogar zum Lachen gebracht, doch sie hatte sich im Griff. „Ich störe wohl?“, sagte sie neutral. Nun räusperte sich auch Yoruichi, während Kisuke seinen Fächer nahm und ihn hin und her schwang. „Du störst doch nicht“, sagte er, wirkte selbst leicht belustigt. „Ähm…ich sollte vielleicht Alice wecken gehen“, antwortete Carina und nickte wie zur Selbstbestätigung.
 

Als wäre sie auf der Flucht verließ sie die Küche mit schnellen Schritten und machte sich auf den Weg zu Alice. „Oh man“, dachte sie und schlug sich die Hand an die Stirn. Das war wohl mit Abstand der peinlichste Moment ihres ganzen Lebens gewesen. Sie hatte gar nicht gewusst, dass ihre Eltern…nun ja…„Miteinander rummachen?“, kicherte Hollow-Carina und sorgte dafür, dass ihr Kopf erneut rot anlief. „Ich hab’s dir heute schon mal gesagt. Halt die Klappe“, dachte sie genervt.
 

Nachdem sie Alice geweckt hatte und auch nicht drum herum kam, ihr von dem Vorfall zu erzählen, saßen die beiden Mädchen auf dem Dach des Hauses und Alice konnte ihr Grinsen kaum im Zaun halten. „Ich hätte ja nur zu gerne dein Gesicht gesehen“, lachte sie herzhaft und ihre Freundin verschränkte lediglich beleidigt die Arme vor der Brust. „War schon klar, dass du das lustig findest“, knurrte Carina, war aber nicht wirklich wütend. Das Gespräch der Beiden endete abrupt, als plötzlich Rukia vor ihnen auftauchte. „Ist etwas passiert?“, fragte Carina sogleich alarmiert, Rukia zuckte nur mit den Schultern.
 

„Nicht direkt, aber ich kann Ichigo nirgends finden. Seine Schwestern und sein Vater haben auch keine Ahnung wo er steckt. Habt ihr ihn vielleicht gesehen?“ Carina musste das Lächeln, das sich auf ihre Lippen legen wollte, unterdrücken. Er hatte also tatsächlich auf sie gehört. „Seit vorgestern nicht mehr“, sagte sie und auch Alice schüttelte verneinend den Kopf. „Nein, keine Ahnung. Ich wollte gleich sowieso mal zu Toshiro gehen. Vielleicht weiß er ja was.“ „Gute Idee“, sagte Carina. „Ich gehe ihn auch suchen. Wollte sowieso mal einen kleinen Spaziergang machen.“ Rukia nickte dankend und verschwand zusammen mit Alice. Carina seufzte leicht und erhob sich. Eigentlich hatte sie es ja nicht vorgehabt, aber wo sie doch schon einmal alleine war…
 

Ihre Blitzschritte trugen sie über die Häuser, die nur so an ihr vorbei zu fliegen schienen. Auf ihrer Stirn bildeten sich winzige Schweißperlen, da sie nun wirklich so schnell rannte wie sie konnte. „So kann mir wenigstens niemand folgen“, dachte sie und keuchte erleichtert, als sie endlich vor der Lagerhalle stand. Als sie sich näherte, konnte sie sofort Hachis Barriere spüren, doch da sie selbst ein Vizard war, konnte sie mühelos durch sie hindurch gleiten. Soweit sie sehen konnte, hatte sich nichts verändert. Die Öffnung zum Trainingareal stand offen und so begann sie, die Treppe hinunter zu steigen. „Hachi weiß doch immer, wenn jemand durch seine Absperrung kommt. Die wissen eh schon, dass ich komme. Schade eigentlich“, dachte sie lächelnd. Nach Monaten fühlte sie sich endlich noch einmal richtig frei. Das hier war der einzigste Ort, wo sie sich nicht verstecken musste.
 

Wie erwartet lagen sofort alle Blicke auf ihr, als sie die riesige Halle betrat. Doch ihre Augen huschten sofort zu Ichigo, der in einer von Hachis Barrieren gegen Kensei kämpfte. „So sieht man also währenddessen aus", dachte Carina, denn an ihre eigene Verwandlung hatte sie keinerlei Erinnerungen mehr. Ichigos Körper war schon fast vollkommen zu dem eines Hollows geworden und auch sein Gesicht wurde bereits von einer Maske bedeckt.
 

Die Treppe endete, ihre Füße berührten den steinigen Boden. Shinji kam auf sie zu, dasselbe schiefe Grinsen auf den Lippen wie immer. „Hast du doch noch hier her gefunden?“, fragte er und Carina schnaubte entrüstet. „Hey, ich bin nicht oft allein gewesen, seit ich wieder hier bin. Das ist die erste Gelegenheit, die ich hatte.“ Jetzt lachte auch Shinji und drückte sie kurz an sich. „Ichigo hat uns schon gesagt, dass du ihn zu uns geschickt hast. Gut gemacht.“ „Ich hatte doch keine andere Wahl. Er brauchte halt mal einen kleinen Arschtritt.“ Für einen Moment schwieg sie, schaute zu Ichigo und anschließend wieder zu Shinji. „Wie macht er sich?“
 

Der ehemalige Kommandant kratzte sich leicht am Kopf. „Nun ja, momentan geht es noch, aber er braucht jetzt schon ziemlich lange. Obwohl, du hast auch sehr lange gebraucht, bis du ihn bezwungen hattest.“ Carina nickte. Sie wusste genau, was gerade in Ichigos Kopf vor sich ging. Er kämpfte. Die Shihoin wurde aus ihren Gedanken gerissen, als eine Sandale sie hart im Gesicht traf. „H-hiyori“, sagte sie und rieb sich das schmerzende Gesicht. Das kleine Mädchen stand vor ihr und begann gleich wieder mit ihrer Schimpftirade. Wo sie so lang gewesen wäre und warum sie so einen Schwächling wie Ichigo zu ihnen geschickt hatte. „Sie hat sich kein Stück verändert“, murmelte Carina, musste aber trotz allem grinsen. Nachdem sie auch die Anderen begrüßt hatte, setzte sie sich auf den Boden und sah Kensei und Ichigo beim Kämpfen zu.
 

„Wir haben schon von Aizen gehört und was er in der Soul Society angerichtet hat“, sagte Shinji beiläufig, aber Carina wusste, dass er mehr von ihr hören wollte. Jeder sah deutlich, wie sich ihr Gesichtsausdruck verfinsterte, als sie ihnen alles berichtete. Selbst die Tatsache, dass Aizen sie dazu gebracht hatte, Tyson zu töten. „Gin hat versucht dich umzubringen?“ Carina nickte. „Du hast Glück gehabt, dass Unohana gekommen ist“, sagte Lisa nun und Carina sah sie verwundert an. „Du hast doch gesagt, dass du ansonsten deine Maske aufgesetzt hättest. Aber in deinem Zustand hättest du keine Chance gegen ihn gehabt.“ „Vermutlich“, entgegnete Carina wütend.
 

Ihr Blick huschte erneut über Ichigo. „Hab ich damals auch so ausgesehen?“, fragte sie ein wenig kleinlaut. „Ähnlich“, antworte Shinji kurz und die Blondine seufzte. Der Kampf gegen ihren Hollow war ihr noch sehr gut im Gedächtnis geblieben. Das würde er wohl auch immer bleiben.
 

^^ Flashback ^^

Die Erinnerung

^^ Flashback ^^
 

Carina öffnete ihre Augen und sah sich angespannt um. Erneut befand sie sich in der Welt ihres Zanpakutos. Die Welt ihres Schwertes gefiel ihr. Sie war der Beschaffenheit der Trainingshalle der Vizards ziemlich ähnlich, mit wenigen Ausnahmen. Ein Fluss zog sich durch das Areal und plätscherte leise vor sich hin, Gras wuchs am Rande des Wassers und auch Bäume bevölkerten die Landschaft. Nur die Stille, die immer herrschte, machte der Shihoin zu schaffen. „Totsuka?“, rief sie nervös, doch sie erhielt keine Antwort. Leicht beunruhigt begab sie sich zum Fluss und kniete sich neben ihn, um ihr Spiegelbild zu betrachten. Ihr Spiegelbild sah müde und angespannt aus.
 

Entsetzen packte sie innerhalb eines Augenblicks. Ihr Spiegelbild veränderte sich. Ihr Mund grinste plötzlich, ohne, dass sie lächelte. Ihre Augen färbten sich nachtschwarz mit gelben, raubtierartigen Pupillen. Der letzte Rest Farbe verschwand sowohl aus ihrem Gesicht, als auch aus ihren Haaren. Sie hörte ein Lachen, ohne, dass sie selbst den Mund öffnete. Carina keuchte, stolperte erschrocken rückwärts vom Wasser weg. Der Himmel verdunkelte sich, Blitze zuckten umher. Ihr persönlicher Albtraum stieg aus dem Wasser, doch der Hollow war dennoch vollkommen trocken. „Hätte ja nicht gedacht, dass wir uns so schnell wieder sehen. Aber du hättest mal dein Gesicht sehen sollen. Echt komisch.“ Carina schluckte tief, dann sprach sie langsam und mit Bedacht. „Du weißt, wieso ich hier bin.“
 

„Natürlich weiß ich das.“ Ihr Gegenüber lachte. „Du willst mich besiegen, nicht wahr? Dabei verdankst du es doch allein mir, dass du überhaupt so weit gekommen bist. Ohne mich hättest du es noch nicht einmal auf die Shinigami-Akademie geschafft. Ohne mich wärst du schon längst tot.“ Zorn überflutete Carinas Geist. „Ich wäre damals lieber gestorben, als mit der Gewissheit zu leben, Tyson getötet zu haben. Und du weißt das ganz genau, immerhin bist du ja ich, oder?“
 

Ihr Hollow hörte zum ersten Mal auf zu lächeln. „Scheinst diese Tatsache ja endlich zu akzeptieren. Jetzt hör mir mal gut zu. Spiel dich hier nicht so auf. Diese Vizards werden dir auch nicht weiter helfen. Du kannst mich gar nicht besiegen. Du bist schwach.“ Carinas ganzer Körper bebte mittlerweile vor unterdrückter Wut. „Ich bin nicht schwach“, sagte sie leise. „Ach nein?“, lautete die Antwort des Monsters, das jetzt wieder grinste. Ein Blitz schlug unvermittelt in einen der Bäume ein, das grelle Licht blendete die 15-Jährige. Sie schloss abrupt die Augen. Der Rauch legte sich nur langsam und als sie sich endlich traute, ihre gelben Seelenspiegel wieder zu öffnen, traf sie fast der Schlag.
 

„Y-Yoruichi?“, stotterte sie ungläubig, als sie ihre Mutter erkannte, die nun vor ihr stand. Das konnte doch nicht sein. Sie hatte ihre Mutter seit Jahren nicht gesehen. „Was…was tust du hier?“, fragte das Mädchen überfordert, doch die Miene ihrer Mutter blieb kalt. „Du bist nicht mehr meine Tochter.“ Angesprochene erbleichte, der Satz traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. „Was sagst du da?“, hauchte sie, doch bevor sie noch etwas sagen konnte, erschienen neben Yoruichi weitere Gestalten.
 

Alice.

Tobias.

Toshiro.
 

„Wie…wie kommt ihr alle hier her?“, fragte die Shihoin mehr als nur verzweifelt. Angst ergriff sie, hielt sie in einer festen Umarmung. „Sie hat Recht“, sagte nun Alice. „Du bist nicht mehr unsere Carina. Du bist ein Monster.“ „Ein Hollow“, ergänzte Tobias monoton. „Ein Mörder“, schloss Toshiro. Sie weinte. „Nein, bitte“, keuchte sie gebrochen und trat einen Schritt zurück. Es tat weh. Es tat so sehr weh. Carina schlug sich die Hände vor das Gesicht, schloss erneut die Augen in der Hoffnung, dass ihre Mutter und ihre Freunde verschwinden würden. „Carina!“ Für einen Moment stockte ihr der Atem, sie glaubte sogar ihr Herz aussetzen zu hören. Sie nahm die Hände von den Augen und schnappte entgeistert nach Luft. Yoruichi, Alice, Tobias und Toshiro waren tatsächlich verschwunden, doch jemand anderes war an ihre Stelle getreten.
 

Tyson.
 

„Ich werde verrückt. Ich verliere den Verstand“, dachte sie. „Das kann nicht sein“, stammelte sie Alices Zwilling entgegen, dieser sah sie unergründlich an. „Du hast mich getötet, Carina.“ Die Shinigami zitterte stärker, fiel auf die Knie, sah zu Boden. „Du verdienst es nicht zu leben“, redete er weiter und zog ein Schwert, das Totsuka sehr ähnlich sah. Der 11-jährige Junge stand jetzt genau vor ihr, das Schwert über ihrem Kopf erhoben. Carina rührte sich nicht. Ein Gefühl stieg in ihr auf, was sie momentan nicht beschreiben konnte. „Ich werde dein Leben beenden. Das bist du mir schuldig“, sagte Tyson schließlich und ließ die Klinge auf seine Freundin hinabsausen. Für Carina passierte es wie in Zeitlupe. Ihre Tränen versiegten mit einem Mal, dann verengte sie die Augen. Bis heute konnte Carina sich nicht erklären, was ihr in diesem Moment durch den Kopf gegangen war. Im Nachhinein war alles ziemlich verschwommen und undeutlich gewesen. Sie wusste nur, dass plötzlich Totsuka in ihrer Hand gelegen hatte. Das sie den Griff ihres Zanpakutos gespürt hatte und rechtzeitig gehandelt hatte.
 

Tyson japste erschrocken auf, als das Schwert seine Brust durchbohrte. „Aber…wieso? Woher hast du es gewusst?“, fragte er keuchend und das Abbild ihres toten Freundes verwandelte sich in Hollow-Carina.

„Ich hab es nicht gewusst“, antwortete Carina ehrlich, während sie versuchte, ihr Herz zu beruhigen, das in unglaublicher Geschwindigkeit gegen ihre Brust hämmerte. „Aber du liegst falsch.“ Ihr Hollow zog beide Augenbrauen in die Höhe. „Was meinst du?“
 

„Ich bin es Tyson nicht schuldig, dass er mich tötet. Wenn ich jetzt sterbe, kann ich nichts von dem, was ich getan habe, je wieder gut machen. Ich bin es ihm schuldig dafür zu sorgen, dass sein Tod nicht umsonst war. Ich muss unsere Freunde beschützen. Und ich muss Aizen aufhalten.“ Die animalischen Augen starrten sie einen Moment lang an, dann seufzte ihr Gegner.
 

„Dieses Mal magst du mich geschlagen haben, aber du glaubst doch nicht wirklich, dass das schon alles war. Ich werde jede Schwäche ausnutzen, die du mir bietest. Wenn du die Kontrolle verlierst werde ich dich in Stücke reißen. Du wirst weiter kämpfen müssen.“ Der Körper ihres anderen Ichs begann sich langsam aufzulösen, doch ihre Gesichter waren sich jetzt sehr nah. „Und was deine Freunde angeht…du kannst dich nicht ewig verstecken. Sie werden dich hassen.“ Das Lachen, das wahnsinnige, schrille Lachen war das Letzte, was sie von ihrem Hollow hörte. Ein Lächeln schlich sich auf Carinas Lippen, obwohl sie alles andere als glücklich war. „Ich werde nie aufhören zu kämpfen“, flüsterte sie in die Stille hinein. „Niemals!“
 

^^ Flashback Ende ^^
 

Danach war sie wieder im Trainingsareal der Vizards aufgewacht und hatte ihr Training fortgesetzt. Das Jahr war ziemlich schnell rum gegangen, wenn sie jetzt so darüber nachdachte. Ihr Kopf tat weh, sie rieb sich seufzend die Schläfen. Shinji entging dies nicht. „Hast du wieder Kopfschmerzen?“, fragte er wissend und Carina nickte. „Du musst öfter mit der Maske kämpfen, sonst stauen sich deine Kräfte an. Das haben wir doch damals schon festgestellt. Du bist halt ein wenig anders als wir.“ „Ja, ich weiß“, murmelte Carina leicht abwesend. Immerhin war sie ja auch die Einzige, die eine Cero abfeuern konnte, ohne dafür ihre Maske aufsetzen zu müssen. „Du sagst das so leicht. In der Soul Society geht das eben nicht so leicht. Ich hab noch keinen Platz gefunden, wo ich das ungestört tun könnte.“ Die Blondine erhob sich und klopfte sich den Dreck von den Beinen. „Ich werde jetzt erstmal wieder gehen, bevor sich die Anderen noch wundern, warum ich so lange weg bin. Wir können ja kämpfen, wenn ich morgen wieder komme. Einen Vorwand um zu verschwinden hab ich ja jetzt.“
 

Shinji nickte beruhigt und Carina verabschiedete sich kurz von ihren Freunden, mit dem Versprechen, am nächsten Tag wieder hier aufzutauchen. Sie stieg die Treppe hoch, drehte sich aber schließlich noch ein letztes Mal zu Ichigo um, der immer noch vollkommen außer Kontrolle war. Sie wusste, dass er es schaffen konnte. Ihre Worte waren sehr leise. Ichigo konnte sie nicht hören, doch das musste er auch gar nicht. Diese Worte hatte der Schüler ihres Vaters schon längst verinnerlicht.
 

„Hör nie auf zu kämpfen, Ichigo!“

Es beginnt

„Ich bin wieder da“, rief Carina, als sie die Tür zum Urahara Shop öffnete und den Laden betrat. „Was ist das denn?“, dachte sie gleich darauf, als sie eine geöffnete Klappe im Boden wahrnahm. Geräusche waren von unten zu vernehmen. „Ich wusste gar nicht, dass der Shop einen Keller hat“, murmelte Carina erstaunt, bevor sie in die Schwärze sprang. Nach wenigen Sekunden erreichte sie bereits den Boden und sah auf. Ihr klappte der Mund auf. Das war kein Keller, das war ein Trainingsraum. Und nicht nur irgendein Trainingsraum. „Der sieht genauso aus wie der von Shinji. Unglaublich“, dachte sie und war für einen Moment einfach nur sprachlos. Eine Explosion riss sie beinahe sofort in die Wirklichkeit zurück. Renjis Bankai fiel ihr ins Auge, die Riesenschlange kämpfte gegen einen von Ichigos Freunden.
 

„Was ist denn hier los?“, fragte Carina verwundert und trat neben Alice, die den Kampf beobachtete. „Chad wollte unbedingt trainieren, da hatte dein Vater die Idee, Renji könnte ihm dabei helfen“, sagte Alice, wandte die Augen aber keine Sekunde von Renji ab. Carina unterdrückte ein Grinsen. „Renji würde dir, wenn du ihn ganz lieb fragst, bestimmt auch Privatstunden geben“, sagte sie und Alice nahm die Farbe eines Feuerlöschers an. „Spar dir deine blöden Sprüche, Carina. Als hätte ich das nötig“, meckerte sie und verschränkte beleidigt die Arme. „Wo warst du eigentlich so lange?“, fügte sie genervt hinzu, während die Shihoin sich das Lachen nun wirklich nicht mehr verkneifen konnte.
 

„Spazieren, hab ich doch gesagt. Habt ihr Ichigo eigentlich gefunden? Ich jedenfalls bin ihm nicht über den Weg gelaufen.“ Alice schüttelte den Kopf. „Nein, keine Spur. Nun ja, aber ich denke Ichigo kann auf sich selbst aufpassen, oder?“ „Hmm“, lautete Carinas Antwort, die nun wieder leicht in Gedanken versank. Ende Dezember sollte der Kampf stattfinden. Es waren nur noch zwei Monate…
 

„Aber trainieren ist eine gute Idee. Tobias und Toshiro haben auch schon damit angefangen“, bemerkte die Vizekommandantin der 12. Division. „Ich fange morgen an“, sagte die Blondine kurz angebunden, woraufhin Alice verwundert die Augenbrauen in die Höhe zog. „Du auch? Dann werde ich wohl auch langsam anfangen müssen. Sollen wir zusammen trainieren?“ Carina hatte gewusst, dass diese Frage kommen würde und sich dementsprechend darauf vorbereitet. „Tut mir leid Alice, aber da gibt es ein paar Sachen, die ich lieber alleine machen möchte. Wenn ich alleine bin, ist mein Training einfach…“, „…effektiver“, beendete ihre Freundin ihren Satz und schüttelte leicht den Kopf. „Das hast du schon mal zu mir gesagt. Na gut, dann trainiere ich eben mit Toshiro und Tobias. Wobei ich bei Tobias Zanpakuto lieber vorsichtig sein sollte.“
 

„Was ist eigentlich sein Zanpakuto und welche Fähigkeiten hat es? Ich weiß das immer noch nicht und dabei sind wir die besten Freunde.“ Alice grinste leicht. „Du kennst ihn doch, er hält solche Sachen halt gerne geheim. Wenn du es wirklich unbedingt wissen willst, dann kämpf doch mit ihm, ich werde es dir jedenfalls nicht verraten.“ „Langweiler“, meinte Carina nur dazu.
 

Natürlich hatte Carina keinesfalls vor, alleine zu trainieren. Am nächsten Morgen stand sie in aller Frühe auf und begab sich zu der alten Fabrikhalle. Hier war bereits jeder wach und das Training im vollen Gange. „Da bist du ja“, stellte Shinji gut gelaunt fest und Carina schnaubte leicht. „Was hast du denn gedacht? Ich drück mich doch nicht!“ „Hey“, wurde sie plötzlich seitlich angesprochen. „Ich wusste doch, dass du es schaffst“, lachte Carina erfreut und schüttelte Ichigo die Hand. Dieser kratzte sich am Kopf. „Hör mal…tut mir echt Leid, dass ich am Anfang so stur war. Danke, dass du mir den Kopf gewaschen hast. Dieser Hollow hat mich fast wahnsinnig gemacht.“ „Nicht der Rede wert“, winkte die Shihoin ab. Sie wusste genau, was Ichigo meinte.
 

„Und jetzt bist du dran“, sagte Shinji. „Du hast dein Training ziemlich schleifen lassen. Zeit das zu ändern.“ Carina nickte und Ichigo ging auf Abstand, der Kampf schien ihn zu interessieren. Shinji setzte sich die Maske auf, es war für ihn so leicht wie immer. Er starrte sie an und die 15-Jährige wusste, was er von ihr erwartete. Ein Seufzen verließ ihre Lippen. Seit etwas mehr als einem Jahr hatte sie sie nicht mehr getragen. Ihre rechte Hand fuhr mit einem Ruck über ihr Gesicht, sofort spürte sie wieder dieses vertraute Gefühl. Das Gefühl von Macht. Doch das war nicht das, was Carina so beunruhigte. Wenn sie die Maske trug, war sie nicht nur stärker, sie fühlte sich auch wohler in ihrer Haut. Die Maske fühlte sich auch nicht wie eine Maske an, nein, sie war eher wie eine zweite Hautschicht, die sich plötzlich über ihr Gesicht spannte. Trotzdem war es ihr unangenehm, sie zu tragen. Das war eine ihrer schlimmsten Vorstellungen. Das ihre Freunde sie einmal so sehen könnten…
 

Mehrere Stunden vergingen, Shinji und sie kämpften immer noch. Er war ihr klar überlegen, dennoch fand sie den Kampf relativ ausgeglichen. Nebenbei bemerkte sie, dass auch Hiyori und Ichigo miteinander kämpften, wobei Letzterer klar den Kürzeren zog, da seine Maske keine 4 Sekunden am Stück auf seinem Gesicht blieb. Was nicht verwunderlich war, am Anfang war es immer schwer. Schwitzend und keuchend setzte sie sich schließlich auf den Boden und ließ die Maske verschwinden. „Tut gut, noch mal so zu kämpfen“, sagte sie und wischte sich einmal über die Stirn.
 

Shinji, der weitaus weniger aus der Puste war, setzte nun ebenfalls die Maske ab. „Du hast lange nicht mehr bis an dein Limit gekämpft oder? Auf jeden Fall bist du besser, als vor einem Jahr.“ „Versteh mich nicht falsch, noch bin ich nicht an meinem Limit. Es ist nur schön, sich mal so richtig zu verausgaben. In der Soul Society kann ich das nicht so einfach.“ „Warum nicht?“, erklang Ichigos Stimme hinter ihr und sie drehte ihren Oberkörper zu ihm. „Nun ja, würde wohl nicht so gut ankommen, wenn mich da jemand mit Maske sieht, oder?“ „Wenn’s weiter nichts ist“, antwortete der 15-Jährige locker und Carina zog eine Augenbraue in die Höhe.
 

Ichigo erklärte dem Mädchen in kurzen Sätzen, wo er zusammen mit Yoruichi trainiert hatte, während sie in der Soul Society gewesen waren. „Unter der Sokyoku? Und meine Eltern haben da früher immer trainiert?“ Carina war mehr als nur begeistert. „Das ist perfekt. Und wenn von dieser Höhle nur meine Eltern wissen, kann ich da immer ungestört rein.“ Sie bedankte sich gefühlte tausend Mal bei Ichigo, der lediglich entgegnete, dass sie nun quitt seien. Shinji ließ sie allein, um etwas zu essen und der Orangehaarige stellte die Frage, die ihm schon seit Stunden auf der Zunge brannte. „Sag mal…wie oder warum wurdest du überhaupt hollowfiziert? Shinji und die Anderen sind es durch Aizen. Was ist mit dir?“
 

Carina sah ihn mehrere Sekunden lang stumm an. Dann seufzte sie und fuhr sich aufgewühlt durch die Haare. „Was gibt es jetzt noch zu verheimlichen? Ich denke nicht, dass du irgendjemandem etwas verraten würdest, oder?“ Ichigo nickte. „Nun, ich wurde nie hollowfiziert“, begann sie und musste bei Ichigos verwirrtem Gesichtsausdruck lachen. Sie fing ganz von vorne an, ließ allerdings die Sache mit Tyson außen vor. Nachdem sie geendet hatte, wurde es still. Ichigo schien über einige der gesagten Dinge nachzudenken und Carina störte ihn nicht dabei.
 

Nach einiger Zeit sagte er: „Aizen muss unbedingt gestoppt werden.“ „Ja. Das muss er wohl“, antwortete Carina wahrheitsgemäß. „Wie lange kannst du deine Maske eigentlich aufrechterhalten?“ „5 Stunden.“ Der Orangehaarige blinzelte kurz, dann klappte sein Mund mit einem Ruck auf. „5 STUNDEN?“, rief er und Carina grinste ihn nur an. „Ach komm Ichigo. Das wird schon noch. Aller Anfang ist schwer.“
 

So vergingen mehrere Wochen. Carina trainierte zusammen mit den Vizards und Ichigo, ging am späten Nachmittag zum Urahara Shop, verbrachte die Nacht dort und kehrte früh morgens wieder zum Fabrikgebäude zurück. Niemand stellte Fragen wohin sie ging, worüber die Shihoin auch mehr als froh war. Das Training war anstrengend, doch es zeigte schon bald seine Wirkung. Ihre Pausen wurden kürzer, ihre Reflexe schneller und die Kopfschmerzen gehörten schon bald der Vergangenheit an. Auch ihre Freunde schienen hart zu trainieren, denn jeden Abend redeten Carina, Tobias und Alice nicht mehr viel, sondern ließen sich lediglich vollkommen erschöpft ins Bett fallen. Das hatte auch seine Vorteile. Zum einen musste sie ihre Freunde nicht anlügen, zum anderen musste sie nicht mit ihrer Mutter reden, die ihr momentan mehr auf die Nerven ging als sonst.
 

Sie war andauernd gut gelaunt, was wohl an ihrer Beziehung zu Kisuke lag und diese gute Laune wollte sie anscheinend auch auf ihre Tochter übertragen. „Ich schwör dir, wenn sie mir noch einmal ein „Guten Morgen“ entgegensummt, dann passiert was“, brummte Carina eines Morgens genervt zu Alice, die daraufhin nur wieder anfing, zu grinsen.
 

Eigentlich lief alles gut, außer, dass sich die Nervosität vor dem Kampf mit Aizen steigerte. Es war an einem sonnigen Tag, als sich das Blatt wenden sollte. Carina trainierte gerade wieder, der Mittag war noch nicht einmal rum, da konnte sie es spüren. Ebenso wie Ichigo. „Arrancar“, knurrte er wütend und stürmte bereits los, als Kensei und Love ihn zurückhielten. „Lasst ihn gehen“, erwiderte Shinji plötzlich, woraufhin Ichigo die Treppen hoch rannte. Die Blicke von Carina und Shinji trafen sich, ehe der Blonde nickte. „Sei vorsichtig“, war seine einzige Bemerkung und Carina nickte. Innerhalb weniger Sekunden lief sie neben Ichigo her. „Wir müssen uns beeilen“, rief er und sie stimmte ihm schweigend zu.
 

Wenn sie zu dem Zeitpunkt bereits gewusst hätte, was noch passieren würde, wäre sie wohl lieber bei den Vizards geblieben.

The side I want to hide

„Das…das sind Arrancar“, stammelte Yumichika aufgebracht. „Die sind viel zu früh dran“, bemerkte nun auch Alice, woraufhin ihr Kommandant nickte. „Ja, aber wir haben jetzt keine Zeit uns darüber aufzuregen. Wir müssen handeln“, lautete Toshiros Antwort und die Gruppe stimmte ihm zu. Sie hatten keine Wahl. „Wo ist Carina, wenn man sie mal braucht?“, fragte Alice und wirkte leicht nervös, ihre letzte Begegnung mit einem Arrancar hatte sie noch nicht vergessen. „Mach dir keine Sorgen, sie wird schon noch kommen“, erwiderte Tobias und zog kampfbereit sein Zanpakuto. „Los geht’s!“
 

Ichigo und Carina rannten schneller denn je, Letztere konnte mittlerweile auch das Reiatsu ihrer Freunde wahrnehmen. „Ich muss mich beeilen“, dachte sie beunruhigt, ehe sie erschrocken den Kopf hochriss und stehen blieb.
 

Über ihnen war ein Arrancar aufgetaucht. Seine Haare waren hellblau, seine blauen Augen starrten auf sie hinab. Er trug eine gewöhnliche, weiße Arrancar Uniform, die jedoch etwas kürzer geschnitten war, als die Kleidung des Arrancar, gegen den Carina und Alice gekämpft hatten. Die Überreste seiner Hollowmaske befanden sich unverkennbar auf seiner rechten Wange und sein Hollowloch lag dort, wo normalerweise der Bauchnabel war. Das Auffälligste an ihm war allerdings, dass ihm der linke Arm fehlte.
 

„Hey! Ich hab dich gesucht Shinigami!“, sagte er und schien leicht wütend zu sein. „Grimmjow“, flüsterte Ichigo leise. „Das muss der Arrancar gewesen sein, gegen den Ichigo schon einmal gekämpft hat“, dachte Carina sich ihren Teil und starrte Ichigo von der Seite an. „Kommst du allein mit ihm klar?“, fragte sie ihn und er nickte beinahe sofort. „Natürlich. Geh nur, den mach ich fertig.“ Die Vizekommandantin grinste und stürmte an Grimmjow vorbei, dieser hielt sie nicht auf.

Nach wenigen Minuten kamen endlich ihre Kameraden in Sicht. „Es scheint nicht gut auszusehen“, stelle sie stumm fest. Alice, Rangiku, Ikkaku und Yumichika schienen gegen einen einzelnen Arrancar zu kämpfen, sahen allerdings schon ziemlich ramponiert aus. Tobias war mit einem Arrancar mit blondem Haar und dümmlichem Gesichtsausdruck beschäftigt, Toshiro konnte sie nicht entdecken.
 

„Kommst du auch endlich mal?“, fragte Alice ein wenig außer Atem und Carina lächelte schwach. „Jaja, ich weiß schon. Jetzt bin ich ja da. Wo ist Toshiro?“ Alices Blick verfinsterte sich schlagartig. „Er wurde getroffen und ist abgestürzt. Ich weiß nicht, wo er jetzt ist, ich hoffe nur, dass es ihm gut geht.“ Wut loderte in der Shihoin hoch. Diese elenden Mistkerle…
 

Wie aus dem Nichts schlossen sich urplötzlich weiße Tentakel um Alice, Rangiku, Ikkaku und Yumichika. Alice schrie erschrocken auf, ebenso wie Rangiku, die verzweifelt versuchte sich zu befreien. Der eher kleine Arrancar mit den schwarzen Haaren, der die Tentakel kontrollierte, grinste spöttisch und ließ aus einer der weißen Stränge lange, und vor allem dicke, Nadeln wachsen. Die Waffe raste auf Alice zu.
 

„Alice“, rief Carina aus, stürmte auf sie zu, doch sie wusste, sie würde es nicht schaffen. Alice würde… Ein hohes Geräusch durchschnitt die Luft, ein roter Strahl durchtrennte die Tentakel. Alice keuchte vor Schreck, war aber unversehrt und in Sicherheit. Carinas Blick huschte zu Boden und sie erkannte ihren Vater, der mit gezogenem Zanpakuto in den Kampf eingegriffen hatte. „Das hätte aber fürchterlich schief gehen können“, sagte er fröhlich, was Carina grinsen ließ. Diese unbekümmerte Art war einfach unglaublich. Jetzt konnte sie sich vollkommen auf die Arrancar konzentrieren, ihre Freunde schienen alle unversehrt zu sein und Carina spürte, dass es auch Toshiro gut ging. Während sich Kisuke einem sehr großen und breiten Arrancar widmete, richtete sich ihr Blick wieder auf den schwarzhaarigen Hollow, der zornig dreinblickte, da sein Angriff nach hinten losgegangen war.
 

Carinas Augen weiteten sich, als sie einen Luftzug hinter sich spürte, ruckartig wich sie mit einem Blitzschritt zurück, der Kido verfehlte knapp ihren Kopf. „Was zum...?“, dachte sie verwirrt und hatte nicht mal Zeit den Kopf zu drehen, als sie schon eine gehässige Stimme erreichte, die sie unter Tausenden wieder erkannt hätte. „Nicht schlecht Shihoin, ganz wie man es von dir erwartet.“ Das konnte doch wohl nicht wahr sein.
 

„Kenji!“, flüsterte sie leise, als sie in das alt bekannte Gesicht ihres Erzfeindes blickte. Man merkte deutlich, dass er sich verändert hatte. Seine Gesichtszüge hatten nichts kindliches mehr an sich, sie waren hart wie Stahl, seine Augen strahlten nicht mehr Arroganz, sondern Kälte und Grausamkeit aus. Er lachte, als er Carinas fassungsloses Gesicht sah. „Du müsstest dich mal selbst sehen, Shihoin.“ Die Blondine faste sich relativ schnell wieder. „Ich hätte nicht gedacht, dich so schnell wieder zu sehen. Umso besser. Dann kann ich jetzt schon mit dir abrechnen.“
 

Kenji grinste nicht. „Du mit mir abrechnen? Ich glaube nicht, dass es dazu kommen wird. Mittlerweile bin ich dir nämlich weit überlegen.“ Carina lachte trocken auf, während sie Toshiros Reiatsu fühlte, dass nun wieder stärker wurde. Ein Geräusch verriet ihr, dass Toshiro nun wieder auf dem Kampffeld erschienen war und dem Arrancar mit den Tentakeln eine Eisschicht verpasst hatte. „Du? Mir überlegen? Mach dich doch nicht lächerlich.“ Ein wütender Ausdruck huschte über Kenjis Gesicht, doch die Wut wich schnell einem anderen Gefühl, dass die 15-Jährige nicht deuten konnte. Seine Hand hob sich, allerdings berührte sie nicht sein Schwert, sondern sein Gesicht.
 

Carina erstarrte. Sie kannte diese Bewegung. Hinter ihr schnappte Alice entgeistert nach Luft und zweifelsohne starrten auch Tobias und Toshiro entgeistert auf ihren ehemaligen Schulkameraden. Der Arrancar mit der Nummer 10 lachte, keiner beachtete ihn. Alle Blicke lagen nun ausnahmslos auf Kenji. „Was ist das?“, flüsterte Tobias, der Wissenschaftler in ihm schien sehr interessiert an dem Anblick, der sich ihm bot.
 

Kenjis Maske hatte keinerlei Markierungen, sie war einfach nur schneeweiß und zog sich glatt über sein Gesicht. „Du…du…“, stammelte Carina entsetzt, doch sie fand keine Worte für das, was da gerade vor ihren Augen passiert war. Der Junge lachte, seine Stimme war nun tiefer, monströser, was für Carina nichts Unbekanntes war. Sie selbst hatte sich unzählige Male so sprechen hören. „Überrascht?“, fragte er amüsiert. Kisuke war der Einzige, der nicht vollkommen entsetzt auf den Jungen starrte. Aizen musste dafür verantwortlich sein, das Hogyoku eröffnete ihm unbegrenzte Möglichkeiten. Doch auch er war mehr als überrascht über die Reaktion seiner Tochter. Ihr Körper bebte auf einmal vor Wut. Ihre Stimme zitterte, selbst ihre Freunde hatten sie nie so zornig gesehen.
 

„Du hast sie doch nicht mehr alle“, brüllte sie den Schwarzhaarigen an und ballte ihre Hände so fest zusammen, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. „Sich so etwas selbst anzutun, freiwillig zu so etwas zu werden. Das ist doch krank. Du bist krank.“ Sie keuchte schwer, nachdem die Worte endlich ihren Mund und ihr Herz verlassen hatten. Es war ihr sogar egal, was die Anderen jetzt über sie dachten. Kenji war erstaunlicherweise still, dann ließ er urplötzlich die Maske verschwinden.
 

„Aizen-sama hat schon vermutet, dass du so reagieren würdest. Immerhin weißt du es ja selbst am Besten, nicht wahr?“ Carina erbleichte, es war, als würde ihr jegliche Luft zum Atmen genommen werden. Er wusste es.
 

Sie spürte den Blick ihres Vaters in ihrem Rücken, ihre Fäuste zitterten nun heftiger. Alice jedoch schien nur unglaublich genervt zu sein. „Hör endlich auf, uns mit irgendeinem Mist voll zu labbern oder in Rätseln zu sprechen, Kenji. Geh dorthin zurück, wo du her gekommen bist!“ Angesprochener beachtete sie nicht, seine Augen ruhten einzig und allein auf Carina, der nun bereits der Schweiß auf der Stirn stand.
 

„Na, was meinst du? Willst du ihnen nicht auch mal deine Maske zeigen, Carina?“ Es war das erste Mal, dass er sie mit ihrem Vornamen ansprach, was die Situation sogar noch bizarrer machte. Carina schloss die Augen. Sie betete stumm zu Gott, dass das hier alles ein Traum war. Einer ihrer unzähligen Albträume. Ihr Magen krampfte sich zu einem festen Knoten zusammen, sie brachte kein Wort hervor.

„Nein?“, fragte Kenji höhnisch grinsend und legte, als ob er nachdenken müsste, eine Hand unter sein Kinn. „Vielleicht willst du aber auch deinen besten Freunden noch etwas anderes sagen. Etwas, was ihren Bruder betrifft“, sagte er schadenfroh und deutete nun auf Alice. „Nein“, dachte sie verzweifelt, sie hatte das Gefühl, jeden Moment ohnmächtig zu werden.
 

„Was redest du da? Was soll mit Tyson sein?“, fragte Alice zischend, aber mit unverkennbarem Interesse. Carina wollte etwas sagen, ihn am liebsten zum Schweigen bringen, doch sie wusste, dass es bereits zu spät war. Viel zu spät.
 

„Das hast du ihnen also auch nicht erzählt?“, fragte Kenji scheinheilig, obwohl er genau wusste, dass niemand der Anwesenden, außer ihr selbst, davon Kenntnis hatte. „Du hast der lieben, netten Alice also gar nicht erzählt, dass du ihren Bruder getötet hast?“
 

Alice, Toshiro und Tobias erstarrten.
 

Carina rührte keinen Muskel, wagte es kaum zu atmen. Kenji wollte erneut den Mund öffnen, als der Himmel sich plötzlich auftat. Lichtstrahlen hüllten die Arrancar und Kenji ein. „Was denn? Die Mission ist schon erledigt?“, murmelte der große Arrancar gelangweilt, beschwerte sich aber nicht weiter.

„Wie schade“, lachte Kenji und war anscheinend ehrlich enttäuscht. „Das hätte noch so witzig werden können. Viel Spaß noch, Shihoin.“ Innerhalb weniger Sekunden waren Aizens Verbündete verschwunden. Die Erleichterung, die sie darüber eigentlich empfinden sollten, wurde von einer unglaublichen Stille überschattet. Carina sah aus den Augenwinkeln Kisuke an, sein Blick war mit überragender Intensität auf sie gerichtet. Natürlich hatte der ehemalige Kommandant sofort begriffen. Sie hatte auch nichts anderes von ihm erwartet.
 

Mittlerweile hatten sie wieder alle festen Boden unter den Füßen, Alice stand nur wenige Meter von ihr entfernt. „Was…was sollte denn das?“, sagte sie, ihre Stimme zitterte leicht. „Du sollst Tyson getötet haben? Der Typ spinnt doch total, was der hier für Lügen verbreitet ist ja echt unglaublich. Dem sollte man mal so richtig…“ „Hör auf“, flüsterte Carina und unterbrach somit Alices Redeschwall. Ihre Augen waren immer noch geschlossen, sie wusste, dass es keinen Sinn mehr hatte. Alice lachte erneut leicht hysterisch auf. „Ja, aber Carina, ich hab doch Recht, der Typ ist ein…“ Erneut unterbrach Carina sie mit einem leisen „Hör auf.“
 

Zum ersten Mal seit Kenjis Auftauchen sah sie Alice wieder an, hatte Toshiro und Tobias ebenfalls im Blick. Die Kommandanten wurden nun ebenfalls bleich. Sie schienen schneller zu begreifen als Alice. „Er hat die Wahrheit gesagt, Alice“, sagte sie nun lauter als zuvor, Alices Augen weiteten sich ungläubig.
 

„Tyson wurde nicht von einem Hollow getötet. Sondern von mir.“

Hass

Zum ersten Mal seit Kenjis Auftauchen sah sie Alice wieder an, hatte Toshiro und Tobias ebenfalls im Blick. Die Kommandanten wurden nun ebenfalls bleich. Sie schienen schneller zu begreifen als Alice. „Er hat die Wahrheit gesagt, Alice“, sagte sie nun lauter als zuvor, Alices Augen weiteten sich ungläubig.
 

„Tyson wurde nicht von einem Hollow getötet. Sondern von mir.“
 

Alice starrte sie an, als hätte sie sie noch nie zuvor wirklich gesehen. Toshiro schien in eine Schockstarre gefallen zu sein und Tobias stöhnte nur furchtbar leise auf. Die anderen Shinigami schienen nicht so recht zu wissen, was gerade passierte. Kisuke ließ sich nichts anmerken, doch er hörte seinen Puls in seinen Ohren hämmern. Ein Grauen erfüllte ihn. Ihn, der mehr über die Hollowfikation wusste, als irgendjemand sonst. Seine eigene Tochter…
 

Die schwarzhaarige Vizekommandantin rührte sich keinen Millimeter, ebenso wenig wie Carina. Rangiku, Ikkaku und Yumichika schauten lediglich verwirrt zu den einzelnen Personen, weil sie keine Ahnung hatten, was hier eigentlich vorging. Toshiro hatte Rangiku zwar davon erzählt, dass Alice einen Bruder gehabt hatte und dieser tot war, aber seinen Erzählungen nach war es doch ein Hollow gewesen. Und das schon vor vielen Jahren. Und jetzt sollte es Carina gewesen sein?
 

„Alice“, flüsterte Carina nun, ihre Stimme wirkte unglaublich erschöpft. „Lass es mich erklären. Bitte.“ Ihr war klar gewesen, dass dieser Tag kommen würde. Tief in ihrem Herzen hatte sie es immer gewusst. Natürlich, sie hätte Alice zustimmen können, hätte es weiter leugnen können, Kenji als Lügner darstellen können. Doch um ehrlich zu sein hatte sie weder die Kraft, noch den Mut ihre beste Freundin weiterhin anzulügen.
 

Die Shihoin versuchte Alices Miene zu deuten, doch kein Gefühl lag darin, nur unglaubliche Leere. Dann, wie aus dem Nichts, bewegten sich ihre Lippen, ein einzelnes Wort durchdrang die Stille.
 

„Bankai!“
 

Ihr Zanpakuto leuchtete hell auf und blendete die Anwesenden für mehrere Sekunden. Carina schloss ihre Augen, es war ein Schock. Nicht etwa Alices Reaktion, nein, dass hatte sie erwartet. „Bankai? Sie kann tatsächlich schon Bankai?“, dachte sie, denn Alice hatte dies ihr gegenüber mit keinem Wort erwähnt. Als sie die Augen wieder öffnete, fokussierte sie automatisch Alice, deren Zanpakuto plötzlich verschwunden war. Die 15-Jährige war mehr als verwirrt. Was war denn nun Alices Bankai? Ein Schatten legte sich über das gesamte Kampffeld. Rein aus Reflex hob Carina den Kopf in Erwartung einer Wolke, doch das, was da in der Luft war, war weitaus größer.
 

Eine riesige hölzerne Puppe schwebte über ihr. Sie war ein Stück größer als das Bankai des Kommandanten der 7. Division, wirkte sogar noch gefährlicher.
 

„Kyojin ningyō no hito*“, verriet Alice den Namen ihres Bankais leise. Ihre Stimme bebte vor Wut, ihre Augen loderten vor Hass.
 

„Nein“, murmelte Carina, trat aus Furcht einen Schritt zurück. Erneut erhob sie ihre Stimme, dieses Mal flehend. „Alice, bitte…“ Sie kam nicht dazu, ihren Satz zu beenden. Die menschliche Puppe war für ihre Größe ziemlich schnell. Carina hatte es nur ihrer eigenen Schnelligkeit zu verdanken, dass die Faust sie verfehlte. Stattdessen wurde die Erde getroffen, wo sie bis vor einer Sekunde noch gestanden hatte. Der Angriff hinterließ einen riesigen Krater, Carina wurde kreideweiß. Sie war sich sicher, wenn die Faust sie direkt getroffen hätte, dann hätte die Puppe sie auf der Stelle zerschmettert. Das dachte anscheinend auch Rangiku, die den Kopf zu ihrem Taicho drehte. „Taicho, sollten wir nicht eingreifen?“ Toshiro gab ihr keine Antwort, sah sie nicht einmal an.
 

Die Faust holte erneut aus, doch dieses Mal war Carina vorbereitet. Sie glitt so weit nach hinten, bis der menschliche Arm ganz ausgestreckt war. „Das bringt doch nichts“, schrie sie Alice zu, fixierte sie erneut mit ihrem Blick, was sich als schwerer Fehler herausstellte. Die Hand löste sich mit einem kleinen Ruck vom restlichen Körper der Puppe und steuerte mit einer enormen Geschwindigkeit auf sie zu. Carina hechtete zur Seite, aber diesmal war sie zu langsam. Die Hand streifte sie hart an der linken Seite, der Druck ließ sie in einen nahe stehenden Felsen krachen.
 

Sie hörte Rangiku entsetzt aufschreien. Etwas Warmes und Glitschiges lief ihr über das Gesicht, woraus sie schloss, dass ihr Kopf irgendwo schwer bluten musste. Keuchend vor Schmerz versuchte sie sich aufzurichten, ein Blick auf ihre Hand sagte der Vizekommandantin, dass diese wohl gebrochen war. Ihre Lippe war aufgeplatzt, sie schmeckte den metallenen Geschmack von Blut. Ihr war schwindelig, dennoch stand sie relativ schnell wieder auf ihren Beinen, der Rauch hatte sich noch nicht einmal ganz verzogen. Sie konnte weder Alice, noch das Bankai sehen. „Noch so ein Treffer und ich kann einpacken“, dachte sie. Aber was sollte sie tun? Alice würde nicht aufhören, Carina konnte es ihr nicht einmal verübeln. Doch sie konnte, wollte nicht gegen Alice kämpfen. Was sollte sie also tun? Weglaufen? Nein, sie hatte es sich doch geschworen, sie würde nie wieder feige davonlaufen.
 

Jeglicher Gedanke, der Carina durch den Kopf schoss wurde allerdings unterbrochen, als sich aus heiterem Himmel Fäden um ihre Knöchel wickelten. Sie verlor das Gleichgewicht, weitere Fäden schlossen sich um ihre Arme, ihren Hals und ihren Bauch. Ein Schrei entfuhr ihrer Kehle, als sie zu Boden gezogen wurde, sie konnte sich keinen Millimeter mehr bewegen. „Das war’s“, hörte sie Alice sagen. Die Schwarzhaarige war noch in ihrem Blickfeld, ihre Hand war erhoben, natürlich kamen diese Fäden von ihr. Carina hatte nicht gewusst, dass sie sie auch im Bankai verwenden konnte. Die dünnen Seile schnitten ihr unangenehm in die Haut, als sie sich wehrte. Die Puppe tauchte wieder über ihr auf, rührte sich aber nicht weiter. Leicht beunruhigt beobachtete sie, wie sich der Mund der Marionette plötzlich öffnete, ein rundes Loch war klar und deutlich zu erkennen. Mit wachsendem Entsetzen bemerkte Carina, dass Alices Reiatsu rasant zunahm, etwas Weißes blitzte im Mund der Gestalt auf. „Sie wird doch nicht…Nein!“, dachte Carina, versuchte erneut sich zu befreien, doch die Fäden waren voll von Reiatsu. Ein Kido-Strahl, ähnlich einer Cero, verließ die Puppe und raste mit unglaublicher Schnelligkeit auf sie zu.
 

Carina wusste es. Das war ihr Ende. Alices Kido würde sie zerfetzen, so, wie sie Tyson zerfetzt hatte. Ihre Augen schlossen sich wie von selbst, gleich würde es vorbei sein. Dabei hatte sie es Aizen doch noch unbedingt heimzahlen wollen.
 

Rangiku griff an ihr Schwert. Es war ihr egal, ob das als Befehlsverweigerung aufgenommen wurde, aber sie würde Carina nicht sterben lassen. Gerade wollte sie losstürmen, doch jemand anderes kam ihr zuvor. Etwas Grünes warf sich vor Carina, dann traf der Kido auf etwas Hartes. Carina riss die Augen auf und musste für einen Moment blinzeln.
 

„Dad“, hauchte sie kaum hörbar, als sie Kisuke erkannte, der sich vor sie gestellt hatte. Ein roter Schild hatte sich vor ihm aufgebaut, der anscheinend von seinem Schwert erzeugt wurde. Er wandte sein Gesicht seiner Tochter zu und hob sein Zanpakuto. Carina zuckte kurz zusammen, doch der ehemalige Kommandant durchtrennte lediglich das Netz aus Fäden mit einem sauber platzierten Schnitt. Dann drehte er sich wieder zu Alice um, die ihn anstarrte, als ob sie ihn am liebsten erwürgen würde.
 

„Gehen Sie beiseite“, sagte sie, schwer damit beschäftigt ihn nicht anzuschreien. Kisuke rührte sich nicht. „Ich kann deine Wut durchaus nachvollziehen“, sagte er mit vollkommen ruhiger Stimme, Carina hatte ihn noch nie so ernst erlebt. „Aber solltest du noch einmal versuchen, meine Tochter zu verletzen, bekommst du es mit mir zu tun.“ Ein eigenartiges Gefühl stieg in Carina hoch, eine Mischung aus Glück, Liebe und Dankbarkeit.
 

Alice lief tiefrot an, ihre Zähne knirschten laut und sie machte leider nicht den Eindruck, als würde diese offensichtliche Drohung Wirkung bei ihr zeigen. Ihre Hand machte eine kleine Bewegung, die Puppe schloss den Mund, ging wieder in Angriffsstellung. Carina stockte der Atem. Sie wollte sich doch nicht wirklich mit ihrem Vater anlegen? Tobias sah das anscheinend ähnlich, Leben kam wieder in ihn. „Alice, das reicht jetzt“, sagte er mit klarer Stimme, doch seine Vizekommandantin ignorierte ihn. Sie hob die Hand nun höher, ihr Reiatsu stieg erneut bedrohlich an. Die Hand ihres Vorgesetzten schloss sich um ihr Handgelenk, was Alice erschrocken innehalten ließ. „Ich sagte, dass das jetzt reicht. Genug.“ Er sprach nicht unfreundlich, doch eine gewisse Schärfe hatte sich in seinen Tonfall geschlichen, es war ein deutlicher Befehl. Weder Carina noch Toshiro hatten Tobias jemals einen Befehl geben sehen, der Alice betraf. Er behandelte sie nicht wie eine seiner Untergebenen, sondern als Beraterin und Freund.
 

Alice rang mit sich selbst. Ihre Wut kämpfte gegen ihr Pflichtbewusstsein, das sie ihrem Kommandanten gegenüber empfand. Schließlich senkte sie ihren Blick und jegliche Spannung wich aus ihrem Arm. Die Puppe verschwand und wurde wieder zu ihrem Zanpakuto, das vollkommen ruhig an ihrer Hüfte hing. Schwer atmend riss sie sich los, warf Carina noch einen Blick voller Hass zu, der die Shihoin zu Eis erstarren ließ, und verschwand mit einem einzelnen Blitzschritt.
 

Tobias und Toshiro verständigten sich gegenseitig mit einem kurzen Blick und eilten Alice hinterher. Rangiku, Ikkaku und Yumichika standen fassungslos immer noch auf ein und derselben Stelle. Kisuke ließ sein Schwert sinken, das nun wieder in seine Ursprungsform wechselte. Carina blickte starr auf den Boden, doch sie sah ihn nicht wirklich. Zu viele Gedanken kreisten in ihrem Kopf umher. Da war keine Trauer. Keine Wut. Nicht einmal Schmerz. Da war nur Hass.
 

Nicht auf Alice, die versucht hatte, sie zu töten.

Nicht auf Tobias und Toshiro, die nicht einen Finger gerührt hatten, um ihr zu helfen.

Nein.
 

Sie hasste sich selbst. Sie hasste sich selbst so sehr, dass es wehtat.
 


 

*Kyojin ningyo no hito: Riesenmenschenpuppe

Ratloßigkeit

Carina hatte sich kein Stück bewegt, immer noch saß sie wie versteinert auf dem Boden. Sie wollte nicht mehr. Sie wollte nicht mehr fühlen. Sie wünschte, sie könnte sich das Herz aus der Brust reißen, um diesen Schmerz nicht mehr ertragen zu müssen. Hatte sie nicht schon genug durchgemacht? Hatte es denn noch nicht gereicht?
 

Erschrocken zuckte sie zusammen, als jemand sie an der Schulter berührte. Wie in Trance sah sie auf, Kisuke wirkte nach wie vor sehr ruhig und ernst. „Komm“, sagte er und fasste sie an ihrer unverletzten Hand, um sie hochzuziehen. „Fass mich nicht an!“, hauchte sie sehr leise und riss sich unsanft von ihm los. Was wollte er überhaupt noch von ihr? Warum hatte er sie gerettet? Warum hasste er sie nicht? Er sollte sie in Ruhe lassen, sie wollte allein sein und sich in ihrem Selbstmitleid ertränken. Nur ihr Vater schien das anders zu sehen.
 

Überrascht schnappte sie nach Luft, als Kisuke sie hochhob, einen Arm unter ihren Kniekehlen, den Anderen am Rücken platziert. Wenn sie nicht so verzweifelt gewesen wäre, wäre sie wahrscheinlich rot angelaufen und hätte ihm eine gedonnert. Doch stattdessen verließ nur ein müdes und schwaches „Was soll das?“ ihre Lippen. „Du bist verletzt“, stellte er unnötigerweise fest, während er sich in Bewegung setzte. „Das wär mir von allein gar nicht aufgefallen“, sagte ihr Mund, bevor sie es verhindern konnte. Wow, ihr Sarkasmus hatte anscheinend kein bisschen unter den Vorkommnissen gelitten. Aber ihre Wunden waren ihr momentan so ziemlich egal, ihr körperlicher Schmerz war nichts im Vergleich zu den Wunden in ihrem Inneren.
 

Erstaunt sah Carina auf, denn sie hatten bereits den Urahara Shop erreicht. Die Tür wurde aufgeschoben und Yoruichi trat heraus. Bei Carinas Anblick blieben ihr die Worte, die sie auf der Zunge trug, im Halse stecken. „Was ist passiert?“, fragte sie an Kisuke gewandt, doch ihre Augen verweilten auf ihrer Tochter, die wissentlich an ihr vorbeischaute. Ein weiterer Knoten hatte sich in ihrem Magen gebildet. Sie würde es erfahren. Entweder durch Kisuke oder durch einen der Anderen. Aber warum versetzte ihr diese Tatsache so einen Stich?
 

Der Ladenbesitzer zögerte. „Ich erkläre es dir später“, antwortete er dann und widerwillig nickte Yoruichi. Im Shop ließ er sie endlich runter, Carina blieb stumm sitzen, während Kisuke aus dem Raum verschwand. Was er vorhatte interessierte sie nicht sonderlich, schlimmer konnte es ja wohl kaum noch kommen. Nach nur einer Minute kehrte ihr Vater zurück, in der Hand hielt er Verbände. „Das ist unnötig“, sagte Carina monoton. „Ich hab keine Schmerzen.“ Man sah Kisuke an, dass er ihr nicht glaubte. Das Blut an ihrer Lippe war bereits getrocknet und bildete eine Kruste, nur die Platzwunde an ihrer Stirn blutete noch. Der ehemalige Kommandant der 12. Division tupfte vorsichtig über die zerrissene Haut und klebte ein großes Pflaster darauf. Anschließend verband er ihr Handgelenk, doch selbst als er es berührte, gab sie keinen Schmerzenslaut von sich.
 

„Ist es wahr?“, fragte er, während er den Verband straff zog. Carina wusste, was er meinte. Nicht die Sache mit Tyson, sondern Kenjis Behauptungen bezüglich der Maske. Es war ihr unangenehm, dennoch nickte sie nach wenigen Sekunden. Zum ersten Mal seit dem Vorfall sah sie ihn wieder an. Er hatte seine Lippen zu einer schmalen, weißen Linie zusammengepresst. „Ist Aizen dafür verantwortlich?“ „Nein.“ Jetzt schien er eindeutig verwirrt zu sein. „Momentan erzähle ich die Geschichte ziemlich oft“, dachte sie leicht verbittert, während sie ihm, ebenso wie Ichigo, den Sachverhalt erläuterte. Danach sah er noch schlechter aus, als zuvor. Er öffnete den Mund. „Es ist nicht deine Schuld“, unterbrach Carina den Mann vor sich. „Ich hab dir nie die Schuld gegeben. Also fang du jetzt nicht damit an. Das alles hier ist nicht deine Schuld, Dad.“
 

Es fühlte sich gut an, dieses Wort auszusprechen. Kisuke schloss seinen Mund wieder. Natürlich gab er sich die Schuld daran. Es war sein Werk gewesen. Sein Wunsch. Die Tatsache, dass seine Tochter das anders sah, erleichterte ihn. Doch er hatte gelernt, hinter die Fassade zu sehen. Carina konnte unglaublich gut schauspielern, vor allem dann, wenn es um ihre eigenen Gefühle ging. „Ich würde jetzt gerne alleine sein. Wenn es dir nichts ausmacht“, sagte sie nun und Angesprochener nickte.
 

Carina ließ sich nach hinten auf die Matratze sinken. Hoffentlich dachte ihr Vater jetzt nicht, dass sie ihn rausgeschickt hatte, um sich anschließend die Augen auszuheulen. Nein, da waren keine Tränen. Nicht eine Einzige. Sie fühlte sich merkwürdig leer. Tobias und Toshiro hatten kein Wort zu ihr gesagt, doch was sie getan hatten, konnte man nur schwer falsch deuten. Oder besser, was sie nicht getan hatten. „Und was deine Freunde angeht…du kannst dich nicht ewig verstecken. Sie werden dich hassen“, erinnerte sie sich an die Worte ihres Hollows. Natürlich hatte er Recht gehabt.
 

„Was…was hast du da gerade gesagt?“, fragte Yoruichi, ihre Lippen fühlten sich taub an. Sie konnte nicht glauben, was der Vater ihrer Tochter ihr gerade erklärt hatte. Geschockt ließ sie sich auf einen nahe stehenden Stuhl fallen, Schweiß stand ihr auf der Stirn. Ihre Fingernägel krallten sich unbewusst in ihre Hose, doch der Schmerz interessierte sie momentan herzlich wenig. Erst nach mehreren Minuten war sie wieder in der Lage zu sprechen. „Also…hat sie die gleichen Kräfte wie…wie Shinji?“ Ihre Stimme klang wie ein schwaches Krächzen. Kisuke nickte, auch er wirkte bedrückt. „Nun ja, nach allem, was ich gehört habe, könnten ihre Kräfte sogar noch stärker sein, als die der anderen Vizards. Ich bin mir nicht sicher. Jedenfalls wundert es mich nicht, dass Aizen versucht hat, sie aus dem Weg zu räumen.“
 

Ein erneuter Gedanke schoss Yoruichi durch den Sinn. „Dann…dann hat sie auch schon vor Aizens Verrat von seinen Plänen gewusst? Und trotzdem ist sie in die Soul Society zurückgekehrt und hat ihm etwas vorgespielt? Das war doch Wahnsinn.“ „Was soll ich sagen, sie kommt nach uns. Mutig und stur“, erwiderte Kisuke und lächelte leicht. Er zuckte kurz zusammen, als Yoruichi mit einem Mal aufsprang. „Ich muss mit ihr reden“, sagte sie und machte ein paar Schritte in Richtung Tür. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter und hielt sie zurück. „Yoruichi, du solltest sie vorerst in Ruhe lassen. Kannst du dir nicht denken, wie sie sich jetzt fühlen muss?“ „Eben“, antwortete die Shihoin wütend. „Natürlich kann ich mir das vorstellen. Ihre Freunde hassen sie anscheinend jetzt, jeder weiß die Wahrheit über Tyson. Aber sie leidet doch sicherlich genauso darunter. Außerdem sind wir uns ja wohl beide einig, dass das damals ein Unfall war. Und ich Idiot war die ganzen letzten Jahre nicht für sie da, obwohl sie mich gebraucht hätte.“ Sie riss sich von dem Blonden los und schob die Tür mit einem Ruck auf.
 

„Was zum...? Sie ist weg.“ Kisuke sah an Yoruichi vorbei. Der Raum war leer, aber das Fenster stand speerangelweit offen. „Und was jetzt?“ Die Enttäuschung in der Stimme der Frau war klar vernehmbar. „Jetzt werden wir wohl abwarten müssen.“
 

Die Sonne begann bereits zu versinken. Ihr goldenes und orangenes Licht streichelte über Carinas Haut, die zurzeit auf dem Dach eines Gebäudes Platz genommen hatte. Wie sollte es jetzt weiter gehen? Es würde nicht lange dauern, da würde es die gesamte Soul Society wissen. Würde es einen Unterschied zu damals machen? Würde die Zentrale 46 anders entscheiden? „Was sitzt du denn hier so alleine rum?“ „Musst du dich immer so anschleichen, Shinji?“, stellte sie ihm eine Gegenfrage und wendete sich ihm zu. Shinjis Augen huschten von ihrem Gesicht zu ihrem verbundenen Handgelenk. „Du hast ja ganz schön was abbekommen. Siehst aber immer noch besser aus als Ichigo. Der liegt zu Hause und ruht sich erst einmal aus. Aber du hast meine Frage nicht beantwortet. Solltest du nicht bei deinen Freunden sein?“ Er setzte sich neben sie und betrachtete jetzt ebenfalls die untergehende Sonne. Ein trügerisches Lächeln legte sich auf Carinas Züge. „Ich bezweifele, dass sie irgendein Interesse daran haben, sich mit einem Hollow abzugeben.“ Sie sah ihn nicht an, als sein Kopf zu ihr herumschnellte. „Sie wissen es also?“, fragte er schließlich, Angesprochene konnte als Antwort nur nicken. „Irgendwann musste es ja so kommen. Ihre Reaktion war durchaus nachvollziehbar“, sagte sie und zeigte in Richtung ihrer Verletzungen. Shinji schwieg, erst jetzt begriff er, dass die Wunden keinesfalls von Aizens Untergebenen kamen. Er wusste ganz genau, wie sie sich fühlte. Verraten von denjenigen, denen man am meisten vertraut hatte.
 

„Weißt du…“, begann sie schließlich und schaute ihn nun an, „ich hatte damit gerechnet, ich war darauf vorbereitet. Aber ich hätte nicht gedacht, dass es trotz allem so weh tut.“ Ihre rechte Hand krallte sich in ihre Brust, genau an die Stelle wo ihr Herz schlug und jetzt kamen endlich die Tränen. Sie kullerten über ihre Wangen und hinterließen eine rötliche Spur. Carina weinte stumm, bis anscheinend jede Art von Flüssigkeit ihren Körper verlassen hatte. Shinji legte ihr eine Hand auf die Schulter und sagte, ebenso wie Kisuke zuvor: „Komm. Du kannst solange bei uns bleiben, wie du willst. Du hast doch nicht wirklich gedacht, dass wir dich im Stich lassen, oder?“ Die Blondine lachte kurz tränenerstickt auf, dann ergriff sie seine Hand. „Danke Shinji. Ich bin euch so viel schuldig.“ „Du bist ein Idiot. Glaub mir, du bist uns gar nichts schuldig“, antwortete Shinji grinsend.
 

Am nächsten Tag sah die Welt schon wieder anders aus. Nachdem Carina, und sie wunderte sich selbst darüber, ein paar Stunden geschlafen hatte, konnte sie ihre Gedanken wieder halbwegs ordnen. „Und was wirst du jetzt tun?“, fragte Hiyori, sie war für ihre Verhältnisse ausgesprochen friedlich. „Ich kann mich nicht verkriechen. Wenn die mich festnehmen wollen, kann ich immer noch hierher zurückkommen. Noch mal danke. Ich komme wieder.“ Als sie aus der Halle trat, sah sie nach oben in den Himmel. „Sieht aus, als würde es bald anfangen zu regnen“, dachte sie und machte sich auf den Weg zum Urahara Shop. Etwas zögerlich trat sie ein, doch zu ihrem Glück waren anscheinend keine Shinigami hier. „Da bist du ja wieder“, sagte Kisuke, der urplötzlich neben ihr auftauchte. Sein Blick glitt über ihre Stirn und die Lippe, die Wunden waren über Nacht vollständig verheilt. Ihre Hand ließ sich auch wieder leicht bewegen, schmerzte aber noch. Carina, die den Blick ihres Vaters richtig deutete, zuckte kurz mit den Schultern. „Ein Vorteil an der ganzen Sache“, sagte sie, die Stimmung schien sich ein wenig zu entspannen.
 

„Da ist jemand, der dich sprechen will“, sagte er nun und ohne ein weiteres Wort verschwand er im Trainingsraum. Carina folgte ihm schweigend, fragte sich dennoch, wen ihr Vater wohl meinte. Ihr erster Verdacht war ihre Mutter, was auch nicht verwunderlich wäre. Unten angekommen, sah sie Yoruichi auch schon aus weiter Entfernung. Ihre Mutter starrte sie an, doch Carinas Augen hatten sich entsetzt geweitet, als sie die Person hinter Yoruichi ausgemacht hatte.
 

„Tobias“, hauchte sie.

Das Gespräch

Ihre Mutter starrte sie an, doch Carinas Augen hatten sich entsetzt geweitet, als sie die Person hinter Yoruichi ausgemacht hatte.
 

„Tobias“, hauchte sie.
 

Fassungslos starrte sie den schwarzhaarigen Kommandanten an, der ihr nun gegenüber stand. Ihr Körper hatte sich unbewusst leicht angespannt, Tobias war neben Alice der Letzte, den sie erwartet hatte. „Was machst du hier?“, fragte sie, war sich nur allzu bewusst, dass ihre Eltern sie beobachteten. Tobias Miene war kühl, als Kuchiki hatte er seine Gefühle stets bestens unter Kontrolle. „Ich bin nicht derjenige von uns Beiden, der sich rechtfertigen muss“, antwortete er, Carina zuckte zusammen, denn seine Stimme war erfüllt von einer Macht, die sie nicht gewohnt war. Sie senkte leicht den Kopf und wartete auf eine Reaktion seinerseits. Nach einer Minute des Schweigens begann er endlich wieder zu sprechen. „Ich will deine Version hören.“
 

„Bitte?“, fragte Carina, die glaubte, sich verhört zu haben. „Du hast mich schon verstanden. Ich will es von dir hören.“ Carina schwieg. Es Fremden zu erzählen war etwas anderes, als ihren Freunden, die Tyson persönlich gekannt hatten. Tobias blickte sie mit seiner gesamten Autorität als Taicho an, doch auch ihm fiel auf, dass es ihr schwer zu fallen schien. „Ich habe Tyson getötet“, sagte sie schließlich zögernd. Ein Stich durchfuhr Tobias, dennoch zuckte er nicht einmal mit der Wimper. „Es war ein Unfall, ich…ich hab die Kontrolle verloren und…ich kann mich nicht einmal richtig daran erinnern. Ich weiß das alles erst seit einem Jahr. Und...da gibt es noch etwas.“ Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Sie spannte die Schultern so heftig an, dass Tobias kurz glaubte, sie würde ihn angreifen. Nach ein paar tiefen Atemzügen sprach sie weiter. „Nachdem Aizen Toshiro niedergestreckt hatte, hat er es mir gesagt. Der Hollow war nicht zufällig dort.“
 

Wut durchflutete ihre Adern, für einen Moment war sie unfähig zu sprechen. Doch das war gar nicht mehr notwendig. Tobias hatte es auch so verstanden, sein Gehirn arbeitete wesentlich schneller, als das von anderen Shinigamis. Steckte Aizen denn wirklich hinter allem Schlechten, was in ihrem Leben je passiert war? „Und dann…dann hat er gesagt, dass er lediglich meine Kräfte erproben wollte.“ Ihre Stimme bebte vor Zorn, sie blickte ihn jetzt direkt an. „So, jetzt weißt du alles. Ich weiß, dass es allein meine Schuld ist und ich will auch nicht, dass du das anders siehst. Es ist nun mal so.“ „Allerdings“, erwiderte der Kommandant der 12. Division hart, während er die Arme vor seiner Brust verschränkte.
 

Yoruichi und Kisuke standen abseits genug, um nicht gehört zu werden, allerdings waren sie in der Lage, jedes Wort des Gespräches zu vernehmen. „Dieser miese Bastard“, fauchte Yoruichi und es gab keinen Zweifel, dass sie Aizen am liebsten den Kopf abreißen wollte. Kisuke schwieg, seine Gedanken überschlugen sich, er ging jede Option einzeln durch. Was hatte sich Aizen davon erhofft? Hatte er etwa geglaubt, dass Carina sich ihm anschließen würde? Oder steckte etwas anderes dahinter?
 

„Zeig es mir“, forderte Tobias schließlich, Carina zog beide Augenbrauen in die Höhe. „Wovon sprichst du?“, fragte sie verwirrt, Tobias hatte ihr noch nie einen Befehl erteilt. „Ich will, dass du mir deine Maske zeigst. Deine Kräfte“, sprach er, sorgte dafür, dass Carina kurz nach Luft schnappen musste. „Nein“, antwortete sie wie aus der Pistole geschossen und nahm eine abwehrende Haltung ein, indem sie ebenfalls die Arme verschränkte. „Was?“, fragte Tobias verblüfft, wirkte nun auch wie vor den Kopf gestoßen. „Ich werde dir meine Kräfte nicht zeigen. Niemals.“ Für Carina war die Sache damit abgeschlossen, doch Tobias sah das eindeutig anders. Gegen Carinas Erwartungen wurde er nicht wütend, nein, er blieb sogar für seinen Geschmack ziemlich sachlich.
 

„Die Hollowfikation ist nichts weiter als ein wissenschaftlicher Vorgang, ich habe alles darüber in Erfahrung gebracht. Du bist zwar nicht hollowfiziert worden, aber die Situation ist dieselbe. Wenn du mir die Möglichkeit geben würdest, das zu untersuchen, dann könnte ich sicherlich was dagegen unternehmen.“ Carina schluckte die Wut, die sich in ihrem Magen gebildet hatte, herunter. Mit einem Blick auf ihren Vater sagte sie: „Wenn mein Vater es bisher nicht geschafft hat, etwas dagegen zu unternehmen, bezweifele ich, dass du es besser machst.“ Carina hatte gewusst, dass diese Worte Tobias kränken würden und sie hatte Recht behalten. Seine Miene verzog sich, doch immer noch blieb er vollkommen ruhig.
 

„Du solltest dich nicht so quer stellen. Es ist doch nur ein Experiment.“ Abscheu spiegelte sich sofort auf Carinas Gesicht wieder. Yoruichi dachte für einen Moment, dass sie ihren besten Freund schlagen würde, doch ihre Tochter hatte sich anscheinend vollkommen unter Kontrolle. Als sie sprach, war ihre Stimme kalt wie Eis. „Komisch. Aizen hat fast dasselbe zu mir gesagt. Das das alles nur ein Experiment war. Ich werde nicht mit dir diskutieren, darauf kannst du lange warten. Ich erwarte nicht von euch, dass ihr mir vergebt, also erwarte du auch nicht von mir, dass ich euch das zeige, was ich am meisten an mir verabscheue.“
 

Sie drehte sich auf dem Absatz um, mit der festen Absicht zu gehen. Tobias Stimme hallte ihr hinterher und zum ersten Mal schien er richtig wütend zu sein. „Ach, du willst jetzt tatsächlich einfach so gehen? Zu den anderen Hollows, ja?“ Carina blieb abrupt stehen, es fühlte sich an, als ob sie plötzlich zu Stein erstarrt war. Ihr Kopf flog zu ihm herum und jetzt lag eine deutliche Warnung in ihrem Tonfall. „Wag es nie wieder, sie so zu nennen“, flüsterte sie, doch sie hätte genauso gut brüllen können, denn ihre Aura hatte etwas Gefährliches angenommen. Tobias schien das so ziemlich egal zu sein. „Wieso denn? Sind sie dir etwa wichtig? Sind die jetzt deine Freunde, oder was?“ „Ja, allerdings“, erwiderte Carina nun mit lauter und durchdringender Stimme.
 

„TJA, HOLLOWS MÜSSEN JA ZUSAMMENHALTEN, NICHT WAHR?“

„SIE HABEN MEHR FÜR MICH GETAN, ALS DU ES JE KÖNNTEST!!“
 

Beide hatten geschrieen und atmeten nun schneller. Und beide wussten sie, dass sie eine unsichtbare Linie übertreten hatten. „Gut“, sagte Tobias, seine Stimme war jetzt wieder kontrolliert, was Carina nur noch wütender machte. „Wenn ich so nicht weiterkomme, dann bringe ich dich halt dazu, die Maske aufzusetzen.“ Carina konnte nicht anders. Sie lachte glockenhell auf, ihre Stimme triefte vor Hohn und Spott. „Mich dazu bringen? Wie bitte willst du das denn schaffen?“ Tobias grinste, während er sein Schwert zog und die Klinge auf die Gleichaltrige richtete. „Mit Gewalt“, sagte er und Carina zweifelte keine Sekunde lang an dieser Aussage. Tobias Augen hatten etwas angenommen, was sie noch nie bei ihm gesehen hatte. Er war bereit zu töten, wenn es nötig war. Und sie wusste, dass er das konnte.
 

Die 15-Jährige schluckte. Seit Tobias die Akademie verlassen hatte, hatte sie nicht mehr gegen ihn gekämpft oder ihn kämpfen sehen. Sie wusste nicht wie er kämpfte, geschweige denn, welche Fähigkeiten sein Zanpakuto besaß. Kurz gesagt: Sie hatte überhaupt keine Ahnung von seinem Kampfstil. Konnte sie es mit ihm aufnehmen? Für sie war es keine Frage, dass sie längst über dem Niveau eines Vizekommandanten war, aber konnte sie sich mit einem Kommandanten messen? Dennoch, die wichtigere Frage war eine andere. Konnte sie ihm wirklich wehtun?
 

Yoruichi wollte sich das nicht länger ansehen. Sie machte einen Schritt vorwärts, doch bevor Kisuke sie aufhalten konnte flog schon Carinas Kopf in ihre Richtung. „Halt dich da raus. Das ist mein Kampf“, fauchte sie regelrecht und Yoruichi erstarrte auf der Stelle. Der Blick ihrer Tochter war mehr als nur eindringlich, die ehemalige Kommandantin hatte das Gefühl, Carina sei um Jahre gealtert seit die Wahrheit ans Licht gekommen war. Es schien Ewigkeiten her zu sein, seit die Jüngere sie direkt angesprochen hatte. Widerwillig blieb sie stehen, trat wieder einen Schritt zurück. Wenn sie jetzt eingreifen würde, würde sie Carina wahrscheinlich nur einen weiteren Grund liefern, sie zu ignorieren.
 

Carina wandte ihren Blick wieder Tobias zu, dieser wirkte entschlossener denn je. „Wie du willst“, sagte sie schließlich und ging leicht in die Knie, zog allerdings nicht ihr Zanpakuto. „Kämpfen wir!“

Der Kampf

Hier das neue Kapitel, viel Spaß beim Lesen :) Die Übersetzungen der Sternchen stehen immer ganz unten am Ende des Kapitels.
 

Carina wandte ihren Blick wieder Tobias zu, dieser wirkte entschlossener denn je. „Wie du willst“, sagte sie schließlich und ging leicht in die Knie, zog allerdings nicht ihr Zanpakuto. „Kämpfen wir!“
 

Keiner der beiden Shinigamis rührte sich. Carina schluckte, ihre Kehle war mittlerweile vollkommen trocken. Sie wusste jetzt schon, dass das nicht eine ihrer besten Ideen gewesen war. Dennoch spannte sie all ihre Muskeln an. Würde Tobias seine Drohung wirklich wahr machen und sie mit seiner gesamten Macht bekämpfen? Waren ihre Freunde wirklich so schnell bereit, sie zu töten?
 

Tobias bewegte sich mit einer fließenden Bewegung vorwärts, Carina riss den Kopf erschrocken nach oben. Eine Sekunde später stand der Kommandant an der Stelle, wo sie gestanden hatte und sie war erneut mehrere Meter von ihm entfernt. „Deine Blitzschritte allein werden dir nicht helfen“, sprach er und Carina wusste, dass er Recht hatte. Als er sich bewegt hatte, hatte sie reagiert wie ein kleines Kind, das noch nie gekämpft hatte. Aber wovor sollte sie sich denn fürchten? Noch hatte sie doch keinen Grund dazu. Erneut bewegte sich der Kuchiki auf sie zu, dieses Mal stürmte Carina ihm entgegen. Sie tauchte unter seiner Klinge hindurch und beabsichtigte, ihre Faust in seinem Magen zu versenken. Doch wie erwartet gestaltete es sich nicht so leicht. Ihre Faust traf ins Leere, die Shihoin ging zum zweiten Mal auf Abstand.
 

Das hätte sie sich ja denken können. Tobias war seit damals um einiges schneller geworden. Wenn sie es sich recht überlegte, höchstwahrscheinlich fast genauso schnell wie sie. Und das passte ihr ganz und gar nicht. „Hoho und Hakuda waren die einzigen Gebiete, wo ich ihm wirklich haushoch überlegen war. Zweiteres allein bringt mir jedoch nicht viel. In der Akademie hat er mich in den Zanjutsu Stunden immer fertig gemacht“, dachte die 15-Jährige beunruhigt. Kein Wunder, dass er glaubte, er könnte sie mit Gewalt dazu bringen, ihre Maske aufzusetzen. Eines vergaß er jedoch: Sie hatte ein ganzes Jahr nur mit Kommandanten und Vizekommandanten gekämpft, sie hatte ebenfalls dazu gelernt. Und das würde sie ihm jetzt auch beweisen. Immerhin gab es da auch ein paar Dinge, die er nicht über sie wusste.
 

„Das ist Wahnsinn“, murmelte Yoruichi jetzt bereits zum dritten Mal. „Vizekommandantin hin oder her, zwischen einem Kommandanten und seinem Vertreter liegen immer noch Welten. Warum legt sie sich mit ihm an, warum lässt sie sich darauf ein?“ Kisuke sah sie beruhigend an. „Entweder, weil sie dumm ist, was ich allerdings nicht glaube oder weil sie hofft, es mit ihm aufnehmen zu können. Wir haben sie bisher nur ein einziges Mal kämpfen sehen Yoruichi, das sagt nicht viel über ihre Stärke aus. Außerdem wird sie ihre volle Kraft niemals gezeigt haben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Tobias das weiß und jetzt testen will, wie stark sie wirklich ist.“ Yoruichi seufzte. „Ja, das sieht euch Kommandanten der 12. Division ähnlich. Immer müsst ihr über alles Bescheid wissen.“ Kisuke kratzte sich leicht lachend am Kopf.
 

Carina versuchte verzweifelt sich eine Strategie auszudenken, doch das gestaltete sich als etwas schwierig, da sie immer wieder den Hieben des Schwarzhaarigen ausweichen musste. Langsam aber sicher wurde Tobias wütend. „Halt mich nicht zum Narren“, schnarrte er sauer und fixierte sie mit seinen grünen Augen. „Du kannst mehr als das, also hör endlich auf andauernd auszuweichen und kämpfe richtig gegen mich.“ Sein Zorn brachte die Shihoin für einen Moment aus dem Konzept, sie trat einen Schritt zurück und fühlte plötzlich die raue Oberfläche eines Felsens im Rücken. „Scheiße“, dachte sie. Mit einem Ruck ging sie in die Knie, Tobias Zanpakuto stach über sie hinweg und durchbohrte den Felsen. Doch richtig blass wurde sie erst, als sie ein zischendes Geräusch vernahm. Fassungslosigkeit spiegelte sich auf ihrem Gesicht wieder, als sie erkannte, was mit dem Felsen hinter ihr geschah. Der Stein, der vom Schwert berührt wurde, verätzte innerhalb weniger Sekunden. Mit Shunpo brachte Carina sich in Sicherheit, immer noch war in ihrem Gesicht ein Ausdruck des Entsetzens zu erkennen. „Säure, also?“, fragte sie und Tobias grinste leicht, ehe er nickte. „Diejenigen, die die Fähigkeiten meines Schwertes kennen, wissen, dass es das stärkste Gift-Zanpakuto in der Soul Society ist.“ Carinas Augen weiteten sich, ebenso wie die von Yoruichi. Stärker, als das von Soi Fon? Stärker, als das von Mayuri? „Das ist unglaublich, ich habe so etwas noch nie gesehen. Ein Schwert, dass bereits im versiegelten Zustand zu so etwas fähig ist“, dachte die 15-Jährige. Wenn das Schwert sie berührte, würde es nicht mehr so rosig aussehen. Und es war noch nicht einmal im Shikai.
 

Tobias jedenfalls war fest entschlossen, diesen Zustand zu ändern. Er hob die Klinge auf Augenhöhe und sprach die erlösenden Worte für sein Schwert. „Verätze bis auf die Knochen, Kusanagi!“ Das Zanpakuto namens Kusanagi leuchtete lila auf und schien sich auf eine seltsame Art und Weise aufzuteilen. Nach wenigen Sekunden erkannte Carina, was dort vor sich ging. Nadeln schwebten vor dem Kommandanten und das leuchtende Lila, das von ihnen ausging, ließ Carina nicht daran zweifeln, dass sie durchtränkt von der ätzenden Säure waren. Tobias machte eine kaum wahrnehmbare Handbewegung und die Nadeln schossen auf die Shihoin zu. Carina sprang zur Seite, die Geschosse verfolgten sie weiterhin. „Er lenkt sie mit seinem Reiatsu. Das macht sie so schnell. Ich muss mir was einfallen lassen“, schoss es ihr durch den Kopf, als eine Nadel haarscharf an ihrem Kopf vorbeisauste.
 

Noch während sie sich umdrehte, zog sie ihr Schwert. „Treffe dein Ziel, Totsuka!“ Ihr Zanpakuto veränderte rasend schnell seine Form und als es vollends in den Shikai Modus gewechselt hatte, schwang sie es in Tobias Richtung. Ein Blitzstrahl stob aus der Klinge und schlug knapp neben dem Kuchiki ein, der geistesgegenwärtig ausgewichen war. Jedenfalls hatte sie das erreicht, was sie erreichen wollte. Die Nadeln waren zu ihrem Besitzer zurückgekehrt und rotierten nun um ihn herum, bereit zum Angriff. Carina machte einen Blitzschritt, sodass sie nun weit über Tobias in der Luft stand. Erneut ließ sie einen Hagel aus Blitzen auf ihn herab regnen, doch dieses Mal war der Kommandant darauf vorbereitet. Er hob eine Hand und sagte mit monotoner Stimme: „Kami no kyushu*.“ Die Nadelreihen, die Tobias bisher umkreist hatten, drehten sich plötzlich immer schneller um ihn und schienen eine Art Sog zu erzeugen, der ihren Angriff auf sich zog und neutralisierte.
 

Carina war so überrascht, dass sie nicht rechtzeitig bemerkte, dass Tobias nicht alle Nadeln für seine Abwehr verwendet hatte. Ihre Augen verengten sich erschrocken, als sie die Nadeln von hinten auf sich zukommen spürte. Hastig warf sie sich zur Seite, doch es war zu spät. Eine der Nadeln streifte ihre Schulter, die Andere durchbohrte ihre Hand. Tobias grinste schadenfroh, blinzelte aber im nächsten Moment, als die Shihoin vor seinen Augen verschwand. „Was soll denn das? Willst du jetzt auf einmal Verstecken spielen, oder was?“ Carina kniete hinter einem der Felsen und betrachtete das Ausmaß der Verletzungen. Mit einem Ruck zog sie sich die Nadel aus der Hand, wodurch ihre andere Hand auch begann, leicht zu ätzen. Schweiß trat ihr auf die Stirn, die Säure zerstörte ihre Haut wirklich in unglaublicher Geschwindigkeit. Die Blondine presste sich die fast unverletzte Hand auf die Wunde an der Schulter, um das Brennen zu lindern. Gott sei dank hatte sie rechtzeitig reagiert, sonst wäre von ihrer Hand nicht mehr allzu viel übrig gewesen.
 

Ihr Hollow war wütend, das konnte sie mehr als nur deutlich spüren. Er wollte, dass sie endlich richtig gegen ihren Freund kämpfte. „Mein Gott, schlimm genug, dass du meine Kraft nicht einsetzt, aber du gibst dir ja auch mit deiner keine Mühe“, zischte er, doch sie hatte momentan wahrlich besseres zu tun, als mit ihm zu diskutieren. Verdammt, dieser Kampf war von Anfang an ein Fehler gewesen. Wie sie es auch drehte und wendete, sie musste Tobias wehtun, wenn sie lebend aus der Sache raus kommen wollte. Sie erhob sich, ihre Haut brannte und biss immer noch von der Säure Kusanagis. Tobias, der seine Gegnerin immer noch nicht entdecken konnte, hatte es nun endgültig satt. „Schön, du willst es ja anscheinend nicht anders. Dann werde ich im Gegensatz zu dir jetzt ernst machen.“ Carina beobachtete ihn von ihrer Position aus. Wieso hatten die Nadeln sich wieder zu seinem Schwert verformt? Was hatte der Kommandant der 12. Division vor? Mit einer fließenden Bewegung warf Tobias sein Schwert in die Luft und rief: „Bankai! Tenbatsu Kusanagi**!“ Lila Blitze entsprangen der Klinge, die Nadeln bildeten sich erneut, dennoch legte sich ein Teil von ihnen um Tobias und bildete so etwas wie eine Rüstung. „Er scheint immun gegen das Gift zu sein“, dachte sie, doch das war gerade wohl ihre geringste Sorge. In seiner linken Hand bildete sich zusätzlich zu den Nadeln jetzt auch noch eine Lanze, ebenfalls durch die Nadeln erschaffen.
 

„Hör auf damit“, sagte Carina nun laut und trat aus ihrem Versteck, sofort lag Tobias Blick auf ihr. „Wir tun uns nur gegenseitig weh. Und egal, was auch passiert, ich werde dir meine Maske nicht zeigen. Selbst dann nicht, wenn du mich tötest.“ „Ach ja?“, sprach Tobias kalt und holte mit seiner linken Hand weit aus. Er warf die Lanze nach ihr, Carina hob verwirrt die Augenbrauen in die Höhe. Die Lanze war zwar schnell, aber nicht so schnell wie sie. Mit Leichtigkeit wich sie aus, sah dennoch der Lanze nach. Diese blieb plötzlich mitten in der Luft stehen und stob auseinander, die Nadeln kamen erneut auf sie zu. „Netter Versuch“, sagte Carina kalt, sie würde sich nicht mehr zurückhalten. Erneut machte sie einen Blitzschritt, hob die Hand in Richtung des Kuchikis, der sie noch nicht entdeckt zu haben schien. „Hado Nr. 31 Shakkaho.“ Tobias riss die Augen auf, als der rote Feuerball mit unglaublicher Geschwindigkeit auf ihn zugerast kam. Er konnte sich gar nicht mehr bewegen, doch das musste er auch nicht. Der Angriff verfehlte ihn, schlug jedoch knapp neben ihm ein und riss ihn von den Füßen. Die Kraft der Explosion hatte seine Wirkung gehabt, stellte Carina fest, denn als der Rauch sich verzogen hatte und Tobias wieder aufstand, tropfte Blut von seiner Stirn auf den Boden. Er hatte eine Wunde am Kopf und die Kleidung an seiner rechten Seite hing in Fetzen, auch dort blutete er aus einer Wunde. Hätte er seine Rüstung nicht getragen, wäre von seiner rechten Körperhälfte wohl nicht mehr allzu viel übrig gewesen.
 

„Seit…seit wann kannst du denn so einen Kido Spruch? Und dann auch noch mit Eishohaki.“ Carina keuchte, der Angriff hatte sie einiges an Energie gekostet. „Du hast es doch schon gesagt, ich kann mehr als das von eben. Und außerdem hatte ich einen ziemlich guten Lehrer.“ Kisuke und Yoruichi wussten, von wem sie sprach. Hachi war immerhin der Vizekommandant der Kidoeinheit gewesen, da war es nicht verwunderlich, dass sie so etwas konnte, wenn sie mit ihm trainiert hatte. „Schön“, antwortete Tobias trotzig und Carina schauderte, als sie den Unterton in seiner Stimme hörte. „Wie war das gerade eben noch mal? Selbst, wenn du sterben solltest, zeigst du mir deine Maske nicht? Das können wir dann ja jetzt testen.“ Er hob die Hand und sagte: „Tenbatsu! Saigonoshinpan***.“
 

Alle Nadeln, die Tobias kontrollierte sammelten sich an einer Stelle. Die seiner Rüstung, seiner Lanze und auch die frei schwebenden Nadeln. Dann schienen sie sich aufzulösen und formten eine riesige Kugel über Tobias. „Das ist die finale Form meines Bankais“, sagte Tobias triumphierend. „Die konzentrierte Säure, die in den Nadeln enthalten ist, wird auf einen Schlag freigegeben und sammelt sich genau hier über mir. Alles, was mit ihr in Berührung kommt, wird in weniger als einer Sekunde vollständig aufgelöst und von Menschen bleiben nur noch blanke Knochen zurück.“ Die Kugel formte sich nun erneut und eine gigantisch große Welle tauchte vor Carina auf. Sie kam ihr immer näher, ließ der 15-Jährigen keine Chance, auszuweichen. Carina war leichenblass geworden. Es gab keinen Zweifel daran, warum das die finale Attacke Kusanagis war. Es war unmöglich auszuweichen und wenn diese Welle traf, löschte sie jegliches Leben aus. „Ich hab keine Wahl“, dachte sie und umfasste ihr Schwert nun mit beiden Händen, hielt es schützend und waagerecht von sich. „Bankai. Tensei Totsuka.****“ Das Letzte, was Tobias sah, bevor die Säurewelle Carina einhüllte, war, dass ihr Zanpakuto wie Senbonzakura auseinander stob. Es schien einfach zu verschwinden. Sollte das ein Witz gewesen sein? Carina konnte ebenfalls Bankai? Bei Alice hatte ihn dies ja schon verwundert, aber Carina jetzt auch noch?
 

Yoruichi hatte geschrieen, sich jedoch nicht vom Fleck bewegt. Bankai? Ihre Tochter konnte Bankai? Tobias hustete schwer, diese Attacke war für ihn äußerst anstrengend, weswegen er sein Bankai nun für eine bestimmte Zeit nicht mehr verwenden konnte. Als der Rauch sich gelegt hatte, klappte ihm der Mund auf. Das konnte nicht sein. Er dürfte ihren Schatten nicht sehen können, sie müsste nur noch aus Knochen bestehen. „Das…das ist unmöglich“, stammelte er. „Ach ja?“, keuchte Carina erschöpft, deren Zanpakuto jetzt wieder im versiegeltem Zustand an ihrer Hüfte baumelte. Plötzlich und aus heiterem Himmel stand sie vor ihm und packte ihn an der Kehle. Tobias rang nach Luft, sie rammte ihn gegen einen der Felsen und schien nun auch endlich mal richtig wütend zu sein. Er wollte gerade schon zu einem spöttischen Spruch ansetzen, als ihn ein unglaubliches Grauen erfasste. Carinas Augen begannen sich schwarz zu färben, ihre Pupillen verengten sich zu gelben, raubtierartigen Schlitzen. War das etwa das Monster in ihrem Inneren? Und zum ersten Mal kamen ihm Zweifel, ob es wirklich das Richtige gewesen war, sie so in Rage zu versetzen.
 

Yoruichi hatte den Blick abgewandt. Diese Augen…Erst jetzt wurde ihr richtig bewusst, was es für Carina bedeuten musste, diese Kräfte in sich zu tragen. Es musste die pure Hölle sein. Auch Kisuke hatte sich unwillkürlich angespannt. Hätte er damals gewusst, was dabei heraus kam, wenn die Grenzen zwischen einem Hollow und einem Shinigami fließend waren, dann hätte er sich so etwas niemals gewünscht. Und das Schlimmste war, dass nicht er der Leidtragende war.
 

Tobias umfasste ihr Handgelenk und röchelte erneut. „Carina, du…du hast dich nicht unter Kontrolle“, presste er hervor, seine Lippen begannen bereits blau anzulaufen. Angesprochene sah ihn vollkommen ruhig an. „Nein“, erwiderte sie und sah ihm genau in die Augen. „Ich habe mich im Griff.“ Und nun wurden ihre Augen wieder normal und sie ließ ihn los. Er sank leicht zu Boden, erschrocken darüber, dass sie ihm absichtlich diese Seite von ihr gezeigt hatte. Carina lächelte schwach. „Wenn du noch nicht einmal diesen Anblick ertragen kannst solltest du dir die Sache mit der Maske noch einmal überlegen. Wer die Wahrheit hören will, den sollte man vorher auch fragen, ob er sie ertragen kann.“ Sie drehte sich von ihm weg und wollte verschwinden. Einfach nur verschwinden, um diesen Schmerz nicht mehr fühlen zu müssen. Sie war für einen Moment so unglaublich wütend gewesen. Er hatte sie wirklich töten wollen. So wie Alice. Aber sein Gesicht, als er diesen kleinen Teil ihres Hollows gesehen hatte, war weitaus schlimmer gewesen.
 

„Carina“, rief er ihren Namen und sie blieb stehen, wandte sich ihm noch einmal zu. Seine Miene war nicht mehr überlegen oder spöttisch, er wirkte nun einfach nur noch traurig. „Wieso? Wieso vertraust du uns nicht mehr? Wieso hast du dich so sehr verändert? Ist es der Hollow, der das bewirkt? Warum kann nicht einfach alles so sein wie früher?“ Carina starrte ihn einen Augenblick lang an, ihre Augen füllten sich ebenfalls mit Trauer. „Wer mit Monstern kämpft, sollte zusehen, dass er nicht dabei zum Monster wird. Denn wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein*****“, flüsterte sie leise. Ein Seufzen entfuhr ihr, sie sah ihren Freund noch einmal an, dann verschwand sie aus der Trainingshalle.
 

„Ich gehe ihr nach“, sagte Yoruichi und war ebenso schnell verschwunden wie ihre Tochter. Zurück blieben Kisuke und Tobias, die sich Beide fragten, wie das Ganze bloß enden sollte.
 

* Göttliche Absorbation

** Göttliche Strafe Grasschneider

*** Göttliche Strafe! Jüngstes Gericht

**** am Himmel grollender Donner

*****Friedrich Nietzsche - Jenseits von Gut und Böse

Original: Whoever fights monsters should see to it that in the process he does not become a monster. Because when you gaze long enough into an abyss, the abyss will gaze back into you.

Menschlich

Carina stürzte regelrecht durch die Tür nach draußen. Wie sie es vermutet hatte regnete es mittlerweile bereits in Strömen, das kühle Nass verteilte sich rasend schnell auf ihrer Haut. Sie seufzte erleichtert auf, als die verätzten Stellen ihres Armes aufhörten zu brennen. Hatte sie das gerade wirklich getan? Hatte sie Tobias und ihren Eltern wirklich einen Teil ihres Hollows präsentiert? Vollkommen verwirrt über sich selbst rannte sie weiter, wusste nicht einmal wohin. Sie wollte nur weg. Von Tobias, von ihren Eltern, von der eiskalten Realität. Der Blick von Tobias hatte mehr wehgetan, als die Verletzungen, die er ihr zugefügt hatte. Ihre Mutter hatte sie noch nicht einmal ansehen können. Dabei hatten sie doch nur einen winzig kleinen Teil gesehen. Wie würden sie erst bei der Maske reagieren?
 

Sie blieb stehen, klatschnass und frierend. Die Shihoin versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, doch dieses eine Gefühl überwältigte sie. Scham. Sie schämte sich für das, was passiert war. Als sie in die Soul Society zurückgekehrt war, hatte sie sich geschworen, diese Seite niemandem zu zeigen. Und jetzt? Was hatte sie nur getan?! Carina hob den Kopf, als sie das Reiatsu ihrer Mutter erkannte, das sich ihr näherte. Nur wenige Sekunden später tauchte Yoruichi hinter ihr auf, auch sie war vom Regen vollkommen durchnässt. „Das darf doch wohl nicht wahr sein“, dachte Carina und drehte den Kopf in eine andere Richtung. „Kann ich dir helfen?“, fragte sie versucht monoton, doch ihre Stimmlage war ungewohnt hoch und zittrig.
 

„Du würdest mir schon helfen, wenn du meine Hilfe annehmen würdest.“ Yoruichi klang ebenfalls anders als sonst. Bestimmend. In einem gewissen Maße konnte man heraushören, dass sie adelig war. Carina antwortete ohne sie anzusehen. „Niemand kann mir helfen. Ich bin anders, als Shinji und die Anderen. Dad wird irgendwann vielleicht eine Methode finden, sie zu heilen, aber ich werde immer so bleiben. Einfach aus dem Grund, dass ich so bin wie ich bin.“ Yoruichi schwieg nicht lange. „Tobias hat dich gefragt, ob es der Hollow war, der dich so verändert hat. Ich glaube nicht, dass das der Fall ist. Ich glaube viel eher, dass du ihn nur als Vorwand nimmst, damit niemand merkt, wie viel Angst du eigentlich hast.“ Carina konnte nicht anders, als trocken aufzulachen. „Angst? Ja, ich habe Angst, aber das kannst du nicht verstehen. Du weißt nicht wie es ist, vor sich selbst Angst zu haben. Wenn man eine tickende Zeitbombe ist, die jederzeit explodieren kann.“ Ohne, dass Carina es gemerkt hatte, war sie wütend geworden. Sie drehte sich zu ihrer Mutter um und nun brach ein Schrei aus ihr heraus. „Sieh mich doch an. Ich bin ein Monster, verdammt noch mal!!“
 

Es klatschte, als Yoruichi Carina eine Ohrfeige verpasste, die sich gewaschen hatte. Erschrocken fasste sich die 15-Jährige an die Wange, die sich beinahe sofort gerötet hatte. Noch nie hatte ihre Mutter sie geschlagen. Das einzige Mal, wo sie derart gemaßregelt worden war, war von Kukaku gewesen, als die Sache mit Tyson passiert war. Yoruichi keuchte, dieser Schlag hatte sie seltsamerweise einiges an Kraft gekostet. Doch auch sie war wütend. „Wenn du es je wieder wagen solltest, so etwas zu sagen, dann schwöre ich dir, dass sich deine andere Gesichtshälfte gleich auch noch einen Schlag abholen kann. Du bist kein Monster. Du bist vielleicht anders, aber das heißt nicht, dass du schlecht bist. Du hast gelernt, diese Kräfte zu kontrollieren, nicht wahr? Du bist nicht wie diese Arrancar, Carina.“
 

Die Worte ihrer Mutter rührten etwas in ihr, sie konnte spüren, wie eine Last von ihren Schultern abfiel. Trotz des Regens wussten sie Beide, dass die nächsten Tropfen, die zu Boden fielen, keine Regentropfen waren. „Carina“, flüsterte Yoruichi sanft, Angesprochene schlug sich eine Hand vor den Mund. Ehe sie sich versah, lag sie auch schon in den schützenden Armen ihrer Mutter und wurde von ihr festgehalten. Den Kopf in dem nassen Oberteil vergrabend konnte sie endlich wieder einen klaren Gedanken fassen. „Ich…ich hab dich so vermisst, Mama.“ Die ältere Shihoin lächelte und strich ihrem Kind sanft über den Kopf. „Es ist alles in Ordnung“, murmelte sie beruhigend und Beide genossen die ungewohnte Nähe. Vergessen waren die Wut, der Schmerz und die Streitereien. Carina konnte nur daran denken, dass ihre Mutter sie nicht für ein Monster hielt. Das war das Einzige, was für sie momentan zählte und so blieben sie einige Minuten einfach nur so stehen, die der Jüngeren aber viel länger vorkamen.
 

Doch urplötzlich entflammte ein derart intensiver Schmerz in ihrem Arm, dass Carina die Augen aufriss und nach Luft schnappte. Ihre Muskeln verkrampften sich und Yoruichi, der dies keinesfalls entging, schreckte von ihrer Tochter zurück. „Carina?“, fragte sie alarmiert, Angesprochene versuchte zu sprechen, doch kein Wort verließ ihre Lippen. Das Letzte, was sie sah, bevor sich ihre Augen nach innen drehten und sie zusammenbrach, war das Entsetzen auf dem Gesicht ihrer Mutter.
 

Als sie die Augen wieder aufschlug, spürte sie als erstes die Hitze. Ihr war heiß, die Luft um sie herum schien in Flammen zu stehen. Erst, nachdem sie wenige Minuten später wieder halbwegs bei Sinnen war, realisierte sie, dass nicht die Luft glühte, sondern ihr Körper. Das Mädchen versuchte ruhig zu atmen, doch selbst das fiel ihr schwer. Was war nur passiert? Hatte man sie etwa angegriffen, während sie nur für wenige Momente ihre komplette Schutzbarriere hatte fallen lassen? Die 15-Jährige schaute sich um und erkannte ihr Zimmer im Shop ihres Vaters. Genau in diesem Moment öffnete sich die Tür und eben genannter trat ein, um sich anschließend lautlos neben sie zu setzen. „Was ist passiert?“, flüsterte die Vizekommandantin schwach, denn das Sprechen stellte eine noch größere Anstrengung dar, als das Atmen. Kisuke hob vorsichtig ihren linken Arm hoch und Carina erkannte zwei gerötete Stellen, die aber gut zu verheilen schienen.
 

„Die Säure deines Freundes kann mehr als nur verätzen. Es ist wie Gift, das durch die Adern strömt. Nachdem Yoruichi dich hier hergebracht hat, konnte er dir allerdings helfen, da er ein Gegengift bei sich trug. Du hattest Glück, dass er es dir sofort verabreicht hat.“ Carina blinzelte verwirrt. Tobias hatte ihr…geholfen? Nach alldem, was zwischen ihnen passiert war? Nach alldem, was sie getan hatte?
 

Die Shihoin versuchte sich aufzurichten, aber allein schon der Versuch ließ sie aufstöhnen. „Du hast Fieber und während du bewusstlos warst auch einige Muskelkrämpfe. Ruh dich lieber aus.“ Als hätte ich eine andere Wahl, hätte sie am liebsten geantwortet, hielt aber den Mund. „Jetzt weiß ich, warum Alice mir immer gesagt hat, dass ich mich nicht mit ihm anlegen soll“, dachte sie. Die Erinnerung an Alice tat sogar noch mehr weh, als ihre körperlichen Beschwerden. Gegen ihren Willen sammelten sich Tränen in ihren Augen. Ihr Leben war ein einziger Scherbenhaufen, den man nicht mehr zusammensetzen konnte.
 

„Ich bin so ein Idiot“, dachte sie und schloss die Augen, wodurch die Tränen über ihr Gesicht liefen. Doch es dauerte nicht lange, da wurde sie abrupt aus ihren Gedanken gerissen. Erschrocken keuchte sie auf, als sie von ihrem Vater in eine Umarmung gezogen wurde. „Wir bekommen das schon irgendwie hin“, flüsterte er in ihr Ohr, Carinas Augen weiteten sich. Wir. Nur dieses eine Wort hatte es gebraucht, damit sie sich besser fühlte. Um ihr zu zeigen, dass sie nicht alleine war. Ihre Finger krallten sich in seinen grünen Mantel, sie vergrub den Kopf an seiner Brust. Ihre Eltern liebten sie. Und allein dieser Gedanke ließ sie sich menschlich fühlen.

Toshiro

„Diese Dosis müsste reichen. Nimm sie zweimal täglich. Dann müsste der letzte Rest des Giftes raus sein.“ Tobias war nicht unfreundlich, aber seine Stimme verriet keinerlei Emotionen. Es war, als würde er nicht mit ihr, sondern mit der Wand reden. Mit einem vollkommenen Fremden. Aber was hatte sie denn erwartet? Das der Kampf irgendetwas ändern würde? Wahrscheinlich hatte gerade das alles nur noch schlimmer gemacht. Wenigstens konnte sie jetzt wieder ohne fremde Hilfe aufrecht sitzen und ohne Schmerzen atmen. Wenige Tage waren seit dem Angriff der Arrancar vergangen, weder Alice noch Toshiro hatte sie in dieser Zeit ein einziges Mal gesehen. Ein eisiger Klumpen bildete sich in ihrem Hals, als sie daran dachte, wie ihr Taicho auf die Tatsache reagieren würde, dass sie sie fast 2 Jahre lang belogen hatte. Treue und Ehrlichkeit waren wichtige Eigenschaften, die jeder Shinigami haben musste, aber die 2. Division wurde besonders davon geprägt und das lag nicht zuletzt an Soi Fons Einstellung gegenüber Lügen.
 

Tobias zögerte einen Moment, als er ihre leidvolle Miene sah, presste dann aber die Lippen fest aufeinander und verließ den Raum. Nein, er konnte sich einfach nicht dazu durchringen mit ihr zu reden. Nicht über das, was geschehen war. Er war immer so stolz auf seine überdurchschnittliche Intelligenz gewesen und jetzt musste er plötzlich erfahren, dass Carina es jahrelang geschafft hatte, ihn hinters Licht zu führen. Wie hatte er sich nur so in ihr täuschen können? Im gleichen Moment schüttelte er den Kopf. Nein, ihr Zustand kurz nach Tysons Tod war echt gewesen, niemand konnte einem so etwas vorspielen. Er glaubte ihr jedes Wort, als sie ihm die ganze Geschichte erzählt hatte, dabei hatte er dazu keinerlei Grund mehr. Doch die Tatsache, dass es ein Unfall gewesen war, machte den Fakt, dass sie ihn getötet hatte nun mal nicht besser. Der Kuchiki raufte sich die Haare. Was sollte er bloß tun?
 

Nur wenige Minuten, nachdem Tobias gegangen war, betrat ihre Mutter den Raum und setzte sich neben sie. „Konntest du schlafen?“, fragte sie, Carina schüttelte nur müde den Kopf. „Nein“, fügte sie noch hinzu. Sie hatte es versucht, aber die Sache mit Alice und den Anderen ließ ihr keine Ruhe. „Ich mache mir Sorgen“, sagte Yoruichi plötzlich und Carina sah sie irritiert an. „Worüber?“ fragte sie erstaunt, denn so einen Satz hatte sie von ihrer Mutter noch nie gehört. „Um dich natürlich“, lautete die Antwort der Shihoin, Angesprochene konnte nicht anders, als zu lächeln. „Das brauchst du nicht.“ Yoruichi öffnete erneut den Mund, doch das plötzliche Aufschieben der Tür ließ sie innehalten.
 

Toshiro stand im Türrahmen und sein Blick fixierte Carina, doch zu ihrem Erstaunen schien er nicht wütend zu sein. „Komm mit. Es gibt da jemanden, der mit dir sprechen will.“ Carina zögerte. Meinte er etwa…„Keine Sorge, ich meine nicht Alice“, vollendete er ihre Gedanken, Erleichterung durchflutete die Vizekommandantin. „In Ordnung“, antwortete sie, hatte aber nicht mit ihrer Mutter gerechnet, die sich aufgerichtet hatte. „Du solltest dich ausruhen. Vor 3 Tagen konntest du nicht mal ohne Hilfe sitzen.“ „Es geht mir gut. Ich hab dir doch gesagt, dass du dir keine Sorgen machen musst. Ich hab schon mit schlimmeren Verletzungen rumlaufen müssen, als mit so einer kleinen Vergiftung.“ Das war vermutlich die Untertreibung des Jahres, aber Carina schaffte es tatsächlich, ohne weitere Probleme aufzustehen. Yoruichi seufzte widerwillig, ließ es aber geschehen. „Gehen wir“, sagte die 15-Jährige an Toshiro gewandt, dieser nickte und die beiden Shinigami verließen mit schnellen Schritten den Urahara Shop.
 

Mit Shunpo überquerten sie mehrere Dächer, bis dem Weißhaarigen auffiel, dass Carina stark hinter ihm zurückfiel. „Wenn sie so langsam ist, dann muss ihr Tobias Gift wirklich schwer zugesetzt haben“, dachte er, denn der Kuchiki hatte ihm alles von dem Kampf erzählt. Verdammt, er hatte genau dasselbe Problem wie Tobias. Auf der einen Seite kam es ihm wie einem Verrat an Alice vor, wenn er versuchen wollte, Carina zu verzeihen. Doch auf der anderen Seite sagte ihm sein logischer Verstand, dass Carina keine andere Wahl gehabt hatte, als dieses dunkle Geheimnis vor ihnen allen zu verbergen. Der Vorfall vor 100 Jahren hatte ihr das wohl mehr als deutlich gemacht. Außerdem hatte er sie noch nie in so einem schlechten Zustand gesehen. Von den wenigen Blitzschritten stand ihr bereits der Schweiß auf der Stirn und auch ihre Atmung hatte sich stark beschleunigt. Oh, er würde das sicher noch bereuen…
 

Carina unterdrückte ein Keuchen. Es war Jahre her, dass ein paar Blitzschritte sie so erschöpft hatten. Schnell merkte sie, wie ihr Reiatsu weniger wurde, ihr Körper war eben immer noch ziemlich angeschlagen. Aber Herrgott noch mal, sie würde nicht vor Toshiros Augen zusammenbrechen. Ihren Stolz wollte sie nicht auch noch verlieren. Ein erschrockener Laut entfuhr ihr, als plötzlich Toshiro genau neben ihr auftauchte und ihren Arm über seine Schultern legte, um sie zu stützen. Carina sah ihn fragend und geschockt zugleich an und der Weißhaarige seufzte genervt auf. „Halt einfach den Mund und komm jetzt mit. Es ist immer noch meine Entscheidung, wie ich mich dir gegenüber verhalte, klar?“ Auf einmal klang er ungewohnt wütend und die Shihoin verstand. Er war gar nicht wütend auf sie, nur auf sich selbst. Toshiro sah sie nicht an, als er begann zu sprechen.
 

„Warum habe ich das nicht schon viel früher getan? Warum habe ich nicht viel früher zu dir gestanden? Und warum zum Teufel musste es überhaupt so weit kommen? Du hast nie was gesagt, wir hätten dir doch helfen können, verdammt noch mal!“

Carina hatte vieles erwartet.
 

Hass.

Wut.

Verachtung.

Aber nicht, dass er gekränkt sein würde.
 

„Als ich angefangen habe mich an diese Nacht von damals zu erinnern“, begann sie zögernd und mit leicht krächzender Stimme, „da wollte ich nur, dass das alles einfach nur vorbei ist.“ Der Kommandant brauchte einige Sekunden um zu verstehen, dass die 15-Jährige mit „das alles“ ihr Leben meinte. „Ich war so müde von alldem. Ich wollte nur die Augen schließen und alles vergessen, nicht mehr die Schuldgefühle und den Schmerz ertragen müssen. Ich hatte es so satt, ich zu sein. Und doch hab ich mich nicht getraut, dem ein Ende zu setzen.“

„Was…“, begann er, sodass sich Carinas Blick verwundert auf ihn richtete, „WAS ZUM TEUFEL REDEST DU DENN DA?“, schrie er sie an und die Shihoin zuckte erschrocken zurück. „Ich glaube, ich spinne“, ergänzte er und packte sie am Kragen.
 

„T-Toshiro?“ stammelte sie leicht verängstigt und hob beschwichtigend die Hände. „Wenn du über so einen Schwachsinn je wieder nachdenken solltest, dann verspreche ich dir, dass ich dich fest ketten werde und das solange, bis du nie wieder auch nur im Entferntesten glaubst, dass dein Leben unwichtig ist. Hast du das kapiert?“ Carina schaute ihn einige Momente vollkommen geschockt an, bevor sich ein leichtes Lächeln auf ihr Gesicht schlich. Und ohne, dass sie irgendetwas dagegen tun konnte, umarmte sie den weißhaarigen Jungen, der ein ganzes Stück kleiner war als sie selbst. „Danke Toshiro. Für alles.“ Angesprochener errötete leicht und schaute verlegen zur Seite. „Das heißt immer noch Hitsugaya Taicho“, murrte er, lächelte aber nun ebenfalls.
 

„Da seit ihr ja“, wurden die Beiden von Rangiku begrüßt, die vor einem riesigen Bildschirm stand, der leicht flackerte. „Der Sou-Taicho hat uns befohlen, zurück in die Soul Society zu kommen“, sagte sie und Toshiro nickte bestätigend. „Allerdings darfst du aufgrund deines körperlichen Zustandes hier bleiben.“ Carina erstarrte. Sie schluckte kurz. „War das die Anordnung vom Sou-Taicho oder von jemand anderem?“, fragte sie stockend und mit belegter Stimme, doch ihre Frage sollte gleich darauf beantwortet werden. „Die Anordnung kam von mir“, ertönte auf einmal eine Stimme und die 15-Jährige sah zum Bildschirm, der nun ein Bild aus der Soul Society reflektierte. Ihr fehlte nun fast die Luft zum Atmen. „Taicho“, flüsterte sie leise.
 

Soi Fons kühle Augen starrten sie an und obwohl sie weit entfernt von hier war, konnte Carina die Kälte dennoch fühlen, als ob ihre Vorgesetzte genau neben ihr stehen würde. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten, damit man das Zittern nicht sehen konnte. Die Augen ihrer Kommandantin sprachen eine mehr als deutliche Sprache. Sie wusste Bescheid. Und sie war wütend. Oh und verdammt, Carina hatte nicht die geringste Ahnung, was sie sagen sollte.
 

Schlussendlich entschied sie sich dazu, lieber zu schweigen als etwas Falsches zu sagen.

Soi Fon wusste genau, wie sie Leute ansehen musste, um ihnen Angst zu machen. Oh, wie gerne wäre sie gerade vor Ort. „Du wirst bis zum Krieg in der Menschenwelt bleiben und dich nicht vom Fleck rühren. Bis dahin werde ich mir überlegen, was ich mit dir anstelle.“ Carina fühlte sich wie eine ausgepresste Orange. „Das war’s. Ich bin sowas von hinüber“, dachte sie und brachte gerade noch ein zittriges „Jawohl“ hervor. Soi Fons Bild verschwand so schnell wie es gekommen war. Einige Sekunden herrschte Schweigen, dann sagten Toshiro und Rangiku gleichzeitig: „Du bist sowas von tot.“
 

Wenn die Situation nicht so makaber wäre, hätte die Blondine vielleicht gelacht, aber nun war ihr eher nach Heulen zumute.

Das Training Teil 1

Carina seufzte, als sie die Augen aufschlug und feststellte, dass sie die ganze Nacht durchgeschlafen hatte. Das Gespräch mit Soi Fon lag ihr immer noch schwer im Magen und das würde sich bestimmt auch nicht ändern, bis sie mit ihr persönlich gesprochen hatte. Sie erhob sich und streckte ihren gesamten Körper. Das Gift war restlos aus ihrem Körper verschwunden, ihr Reiatsu hatte sich komplett regeneriert. „Ich hatte Glück“, dachte sie. Der Krieg stand kurz bevor, sie musste trainieren. Alle Shinigami, außer ihr, waren in die Soul Society zurückgekehrt und Ichigo, Uryuu und Chad waren nach Hueco Mundo gegangen, um Orihime zu retten. Was ging nur in Aizens Kopf vor? „Das weiß wohl niemand so genau“, murmelte die Vizekommandantin gleich darauf und betrat den unterirdischen Trainingraum ihres Vaters.
 

Die Shihoin entspannte sich leicht, als sie registrierte, dass sie anscheinend alleine war. Mit geschlossenen Augen konzentrierte sie sich auf ihr Reiatsu, das gleichmäßig durch ihren Körper pulsierte. Sie musste eine Entscheidung treffen. Natürlich wusste sie, dass sie Aizen aufhalten wollte. Mehr als alles andere auf dieser Welt wollte sie das. Aber wollte sie dafür tatsächlich das Versprechen brechen, was sie sich selbst gegeben hatte? „Ich habe mir geschworen, dass ich meine Hollowkräfte niemals vor meinen Freunden einsetzen werde. Damals glaubte ich, dass ich lieber sterben würde. Doch was ist jetzt?“, schoss es ihr durch den Kopf. Sie zögerte. Konnte sie es wirklich tun? Sich freiwillig den Blicken aussetzen?
 

Ihre Augen flogen auf, als sie ein kaum hörbares Geräusch auffing. Sie riss die Arme in die Höhe, nur eine Sekunde später krachte ein Bein gegen ihre Schulter. Überrascht taumelte sie mehrere Schritte rückwärts. Es kam selten vor, dass es jemanden gab, der sich auf der Ebene von Hakuda mit ihr messen konnte. Und noch seltener kam es vor, dass sich sofort Blutergüsse auf ihrer Haut bildeten. Fassungslos starrte sie zuerst ihre Schulter an, besann sich dann aber und hob den Kopf. Jetzt schaute sie noch fassungsloser.
 

„Was zum Teufel sollte das denn? Wolltest du mir die Schulter brechen?“ Yoruichi verschränkte die Arme und zeigte ihrer Tochter ihr katzenhaftes Grinsen. „Du hast den Tritt doch abgewehrt.“ „Ja, aber gerade so“ entgegnete die Blondine, immer noch vollkommen irritiert über das Verhalten ihrer Mutter. Was hatte die ehemalige Kommandantin bloß vor?
 

Yoruichi seufzte, zuckte kurz mit ihren Schultern und ging dann langsam auf sie zu. Automatisch spannte sich Carinas Körper an. „Früher hatten die Vizekommandanten irgendwie mehr drauf als heutzutage. Nehmen wir meinen zum Beispiel. Ihn hätte so ein kleiner Tritt nicht einmal gejuckt. Schade, ich dachte ich hätte mich vom Gegenteil überzeugen können, aber ich hatte wohl wirklich Recht.“ Die Augen der Angesprochenen verengten sich leicht, aber sie war nicht wirklich zornig. „Sie fordert mich heraus“, schoss es ihr durch den Kopf, ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Früher hätte ihre Mutter sich nicht getraut, gegen sie zu kämpfen, aus Angst, sie zu verletzen. Es war befriedigend zu wissen, dass sie ihr anscheinend nun genug zutraute. Aber aus welchem Grund wollte sie das unbedingt so kurz vor dem Kampf gegen Aizen ausprobieren? Da steckte doch irgendetwas dahinter…
 

Doch vorerst entschloss die Jüngere sich dazu, das kleine Spiel ihrer Mutter mitzuspielen. Sie lächelte nun ebenfalls berechnend. „Tatsächlich?“, fragte sie zuckersüß und verschränkte die Arme locker vor der Brust. „Ich habe auch mal gehört, dass es eine Kommandantin mit dem Titel „Blitzgöttin“ gegeben haben soll, aber das war anscheinend nur eine Legende, denn bisher habe ich noch nichts Göttliches gesehen.“ Yoruichi hob beide Augenbrauen in die Höhe. Sie hätte nicht gedacht, dass ihr Plan so schnell aufgehen würde, geschweige denn, dass Carina keinerlei Bedenken gegen einen Kampf mit ihr hatte. „Was ist? Hast du es dir anders überlegt?“, fragte Carina, die langsam ungeduldig wurde. Sie brannte förmlich auf diesen Kampf. „Du schwingst ganz schön große Reden, Carina. Glaubst du wirklich, dass du diesen Kampf gewinnen kannst?“
 

Die Vizekommandantin antwortete nicht, sondern machte einen Satz nach vorne und war mithilfe eines Blitzschrittes genau vor der ehemaligen Kommandantin. Yoruichi sah ihren Angriff natürlich vorher, ließ es allerdings zur Konfrontation kommen. Sie ging leicht in die Hocke und wehrte den Faustschlag mit einer geübten Bewegung ihres Ellbogens ab. Doch Carina ließ es nicht darauf beruhen. Mit ihrer anderen Hand stützte sie sich am Boden ab und ließ ihr Bein nach oben schnellen. Auch dieser Angriff wurde abgewehrt, jetzt schien ihre Mutter zum Gegenschlag ausholen zu wollen. Ihr Knie vollführte eine Bewegung nach vorne, in Richtung Magengegend. Reflexartig spannte die Vizekommandantin die Armmuskeln an und katapultierte sich in die Luft.
 

Die nächsten Minuten hatte sie gar keine Zeit zum Denken, denn die ehemalige Kommandantin bombardierte sie regelrecht mit Schlag- und Trittkombinationen. Dank Soi Fon wusste sie Gott sei Dank wie man damit umzugehen hatte, aber als sie wieder auf Abstand gingen, spürte sie einen ziehenden Schmerz in ihrer linken Hand. Aus den Augenwinkeln schaute sie nach unten und sah, dass die Haut an einem ihrer Handknochen aufgeplatzt war. Grimmig blickte sie wieder auf und kam nicht umher, ein Gefühl der Wut zu empfinden, als sie den feixenden Ausdruck auf dem Gesicht ihrer Mutter wahrnahm. „Na warte“, dachte sie. Sie hatte noch lange nicht alles gegeben. Vielleicht konnte sie ihre Mutter nicht besiegen, aber sie würde es ihr gehörig schwer machen.
 

Erneute machte sie einen Satz vorwärts und ihre Faust schoss zielgerichtet nach vorne. Yoruichi machte sich bereits daran auszuweichen. Ihre Tochter musste sich schon etwas Besseres einfallen lassen, wenn sie sie erwischen wollte. Zu spät fiel ihr das Grinsen auf den Lippen der Vizekommandantin auf. „Jetzt oder nie“, dachte Carina, während sich alle Muskeln in ihrem Körper anspannten. „Shunko.“
 

Yoruichi riss entsetzt die Augen auf, sie musste sich verhört haben. Doch sie hatte keine Zeit mehr darüber nachzudenken, denn der Schlag traf sie mitten in die Magengrube. Es riss sie nach hinten, Blut sammelte sich in ihrem Mund und gerade noch so konnte sie einen schmerzhaften Aufprall verhindern, indem sie sich hastig mit den Händen abstützte. Carina wurde von einer inneren Zufriedenheit durchflutet, doch im nächsten Moment verzog sie schmerzhaft das Gesicht. Sie presste ihre Hand gegen die Schulter des Armes, mit dem sie zugeschlagen hatte. Da ihre Schultern nun freilagen konnte sie deutlich fühlen, wie sich die Muskeln immer wieder schmerzhaft zusammenzogen. Shunko. Diese Technik war unglaublich und das in vielerlei Hinsicht. Doch man brauchte viele Jahre, um sie perfekt zu beherrschen und Carina konnte gerade das nicht von sich behaupten. Selbst Soi Fon hatte noch Probleme mit dieser Kombination aus Hakuda und Kido.
 

Die Erfinderin dieses Angriffes wischte sich das Blut ab, das nun über ihr Kinn lief und richtete sich auf. Sie konnte nicht anders, als ein Gefühl des Stolzes zu empfinden. Dennoch richtete sie an ihre Tochter die gleichen Worte wie an ihre Schülerin. „Es ist noch zu früh für dich, diese Technik einzusetzen.“ „Möglich, aber ihren Zweck hat sie jedenfalls erfüllt.“ „Du wirst alles geben müssen was du hast, um mit mir fertig zu werden“, sagte Yoruichi mit einer gewissen Autorität in ihrer Stimme. Ihre Augen verengten sich leicht. „Und wenn ich alles sage, dann meine ich auch alles.“ Carina erstarrte. Das konnte ihre Mutter doch nicht wirklich ernst meinen. Verunsichert wich sie einen Schritt zurück.
 

„Nein“, sagte sie und keuchte beinahe. „Nein“, wiederholte sie, dieses Mal fester. „Das kannst du nicht von mir verlangen.“ Jetzt wurde ihr so einiges klar. Ihre Mutter hatte also nur gegen sie kämpfen wollen, um sie dazu zu bringen, ihre Hollowkräfte einzusetzen. Aber warum? „Wenn wir uns im Krieg befinden und du gegen einen Gegner kämpfst, dem du nicht gewachsen bist, dann musst du sie auch einsetzen“, warf Yoruichi als Argument ein. „Oder willst du dich lieber töten lassen?“ Als Carina daraufhin ihrem Blick auswich, erkannte Yoruichi, dass Kisuke mit seiner Vermutung Recht behalten hatte.
 

„Dann hör mir jetzt mal gut zu. Ich werde diesen Kampf nicht beenden, bevor du mir nicht versprichst, dass du alles tun wirst, um diesen verdammten Krieg zu überleben.“ Natürlich erkannte die Blondine die Sorge hinter den harten Worten, dennoch, sie hatte ihre Entscheidung bereits getroffen. Noch einmal würde sie den Blick, den Tobias ihr zugeworfen hatte, nicht ertragen. Schon gar nicht, wenn er von Alice kam. Ihre Augen weiteten sich, als die Shihoin plötzlich genau vor ihr auftauchte. Ihr Schlag riss ihr den Kopf herum und für einen Moment konnte Carina kaum glauben, dass ihre Mutter sich dazu überwinden konnte, sie richtig hart zu schlagen. Nicht wie bei der Ohrfeige, sondern richtig mit der Faust und mit der Absicht ihr weh zu tun.
 

Blut tropfte von ihrer zerschrammten Wange, doch ihre Mutter schien nun wirklich gerade erst loszulegen. Ihr Reiatsu erfüllte die Luft. Carina konnte ein Schlucken nicht unterdrücken, denn ihre Kehle war plötzlich ungewohnt trocken und Schweiß stand auf ihrer Stirn. Sie hatte gewusst, dass die Blitzgöttin stärker war als Soi Fon, aber mit so einem großen Kräfteunterschied hätte sie nicht gerechnet. Dennoch, sie würde nicht aufgeben. Dieses Wort existierte in ihrem Wortschatz nicht. Sie warf ihrer Mutter einen herausfordernden Blick zu, in den gelben Augen brannte ein Feuer, das für ihre Entschlossenheit sprach. Auf Yoruichis Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. „Gut, wie du willst“, sagte sie und im nächsten Moment weiteten sich Carinas Augen, denn nun aktivierte die ehemalige Kommandantin ihr Shunko.
 

Die Druckwelle war unglaublich. „Na super“, dachte die Jüngere. Das konnte ja was werden. Die nächsten 20 Minuten zogen sich schmerzhaft in die Länge, vor allem für die Vizekommandantin. Ächzend wich sie nach einem erneuten Treffer zurück und versuchte ruhig zu atmen, doch die Verletzungen machten ihr dies nicht leicht. Immer wieder schmeckte sie Blut im Mund und holte dann abgehackt Luft. Ihre Hände waren mittlerweile komplett aufgeschrammt und mit jedem Schlag wurde es schlimmer. Eine Rippe war ebenfalls nicht verschont geblieben und bei jeder Bewegung konnte sie den Bruch in ihrem Körper spüren. Neben der Verletzung an der Wange hatte sich eine stark blutende Wunde an der Stirn gesellt. Verdammt, es war lange her, dass sie solche Schmerzen gehabt hatte. Und doch genoss sie auf seltsame Art und Weise das Adrenalin, das immer wieder durch ihren Körper schoss. Das Kämpfen war einfach ein Teil von ihr, es erfüllte sie bis tief in die Seele.
 

Yoruichi schien zwar ebenfalls erschöpft zu sein, aber ihr Körper war größtenteils unversehrt und die Wunden, die sie hatte waren nicht sonderlich tief. Doch mittlerweile sah man ihr an, dass der Kampf sie nicht mehr kalt ließ. Verdammt, sie hatte nicht gedacht, dass sie so weit gehen musste. Inzwischen tat ihr jeder Schlag, jeder Tritt und jeder Stoß Leid. Und ihre Tochter wollte einfach nicht nachgeben. „Mein Gott Carina, jetzt setz doch endlich diese verdammten Kräfte frei, denn anders kannst du diesen Kampf nicht gewinnen“, sagte sie, während die Angesprochene sich taumelnd aufrichtete.
 

„Darauf kannst du lange warten“, stieß diese hervor und rannte zum wiederholten Male auf die Shihoin zu, nur, um sie erneut knapp zu verfehlen. Yoruichi machte einen Schritt zur Seite und rammte der 15-Jährigen im nächsten Moment ihr Knie in den Magen. Jegliche Luft wich aus ihrer Lunge und sie krachte in den nächsten Felsen. Ihr Kopf schlug heftig gegen das Gestein, dann sank er herab. Für einen Moment herrschte Stille. Yoruichi rutschte das Herz in die Hose. „Carina?“ Das Mädchen rührte sich nicht. Angst breitete sich in dem Körper der erwachsenen Frau aus, als sie das Blut erkannte, das den Nacken der Blondine herabströmte. „Scheiße“, fluchte sie und rannte auf die Verwundete zu. Hatte sie es etwa übertrieben?
 

Yoruichi ging vor Carina in die Hocke und streckte die Hand nach ihrem Kopf aus, um sich die Verletzung genauer anzusehen. Doch dann erstarrte sie, als sich plötzlich eine Hand um ihr Handgelenk schloss. Carina öffnete die Augen und grinste hinterhältig, bevor sie ihre andere Hand ausstreckte und einen Schlag gegen Yoruichis Brust landete. Diese kniff ein Auge zu und ärgerte sich stumm über ihre Naivität. Als ehemalige Leiterin der Onmitsukido hätte sie es doch eigentlich besser wissen müssen. Sie hätte ahnen müssen, dass die Korpskommandantin der 3. Einheit der Onmitsukido versuchen würde, ihre Schwachstelle auszunutzen. Die Sorge um ihre Tochter. Und sie war ihr vollkommen ins Netz gegangen. Yoruichi riss ihre Hände vor ihr Gesicht, denn dem nächsten Schlag würde sie nicht ausweichen können. Carina lächelte. Dieser Schlag musste sitzen.
 

Doch sie kam nicht dazu. Gerade, als ihre Faust nach vorne schnellte, durchschlug ein roter Kidostrahl ihre Seite. Ihre Augen weiteten sich. Was zum Teufel…

Das Training Teil 2

Doch sie kam nicht dazu. Gerade, als ihre Faust nach vorne schnellte, durchschlug ein roter Kidostrahl ihre Seite. Ihre Augen weiteten sich. Was zum Teufel…
 

Man konnte nicht sagen, wer entsetzter darüber war, denn Yoruichis Augen waren ebenso groß geworden wie die ihres Sprösslings. Blut spritzte aus der Wunde und die Vizekommandantin stöhnte vor Schmerz. Sie presste eine Hand in ihre Seite, während sie versuchte sich zu beruhigen. „Netter Plan, den ihr da ausgetüftelt habt“, keuchte sie und lehnte sich mit ihrem Rücken an einen Felsen. „War das nicht etwas übertrieben?“, fragte Yoruichi Kisuke, der Benihime langsam sinken ließ. „Ich dachte, ich unterstütze dich ein wenig“, sagte er in einem fröhlichen Tonfall, seine Augen wurden jedoch durch seinen Hut verdeckt.
 

Die Umgebung verschwamm langsam vor ihren Augen. Carina wurde schneeweiß, der hohe Blutverlust zeigte seine Wirkung. Sie rutschte an dem Felsen herab. „Schön, ihr habt gewonnen. Jetzt lasst mich endlich in Ruhe“, stieß sie schmerzerfüllt hervor. „Ich denke nicht, dass wir das tun können. Zuerst setzt du deine Kräfte ein“, lautete Kisukes Antwort, seine Stimme hatte jegliche Fröhlichkeit verloren. Die 15-Jährige ließ ihren Kopf nach unten sinken, sodass ihr Kinn ihr Dekollete berührte. „Wann kapiert ihr es endlich? Ich werde…“, sie kam nicht dazu ihren Satz zu beenden, denn auf einmal packte eine Hand sie am Kragen und riss sie in die Höhe. Kisuke hob sie so weit nach oben, dass sie den Boden gerade noch mit den Zehenspitzen berühren konnte. „Oh doch. Du wirst“, sagte er bestimmt, es klang beinahe wie ein Befehl. Sie schluckte, doch schlussendlich hielt sie dem Blick ihres Vaters stand. Und dann tat er etwas, womit sie nicht gerechnet hatte. Seine Hand krachte mit voller Wucht in ihre stark blutende Wunde, die er ihr vor wenigen Minuten zugefügt hatte.
 

Ihr Schrei zerriss die Stille und hallte durch den kompletten Trainingsraum. Blut, warmes Blut spritzte erneut auf den Boden und der Schmerz war so entsetzlich, dass der sonst so taffen Shinigami Tränen in die Augen schossen. Jetzt kroch ihr die rote Flüssigkeit auch die Kehle hinauf und ließ sie würgen. Es trat über ihre Lippen und lief die Mundwinkel herab, wo es sich schließlich löste und zu Boden tropfte. Kisuke hob seine Hand, die nun von Blut befleckt war und richtete sie erneut auf die aufgerissene Seite seiner Tochter. „Was soll das?“, rief Yoruichi entgeistert aus, denn nach ihrer Auffassung war es genug. Carina hatte schon lange genug, sie verlor zu viel Blut. „Ganz einfach“, antwortete Kisuke und die Vizekommandantin erstarrte, als Kisukes stechender Blick sich in ihre Augen bohrte. „Wenn du deine Hollowkräfte nicht einsetzt, dann beweist mir das, dass du nicht reif genug für den Krieg gegen Aizen bist. Also werde ich dafür sorgen, dass du nicht daran teilnehmen kannst.“ Angesprochene schnappte entsetzt nach Luft, als sie sich der Worte ihres Vaters vollends bewusst wurde. Das konnte er doch nicht ernst meinen. Sein nächster Schlag beförderte sie durch einen der unzähligen Felsen. „Ist das erbärmlich“, dachte sie, als sie die Augen öffnete und bemerkte, dass sie auf dem Bauch lag und es nicht schaffte aufzustehen. Ächzend und mit letzter Kraft stemmte sie sich hoch und blieb auf ihren Knien sitzen. Das konnte er nicht machen. Sie musste bei dem Kampf gegen Aizen dabei sein. Sie hatte sich doch geschworen alles in ihrer Macht stehende zu tun, um diesen Verräter aufzuhalten.
 

Ihre Augen weiteten sich, als sie seine Präsenz unmissverständlich über sich wahrnahm. Sie warf sich im letzten Moment zur Seite und sah, wie sein Zanpakuto die Stelle traf, wo sie nur wenige Sekunden zuvor noch gehockt hatte. Zum ersten Mal seit langer Zeit spürte sie eine Wut in sich aufkochen, die nichts mit ihrem Hollow zu tun hatte. Verdammt noch mal, sie würde sich doch nicht von ihrem eigenen Vater herumschubsen lassen. Er behandelte sie wie einen Schwächling, wie ein Kind, das keine Ahnung hatte. „Dabei seit ihr diejenigen, die keine Ahnung habt“, dachte sie und plötzlich war sie wieder auf den Beinen. Ihre Haare hingen ihr im Gesicht, sodass Kisuke ihre Augen nicht sehen konnte. Doch er bemerkte sofort, dass sich etwas verändert hatte.
 

Ihre Schläfen begannen auf unangenehme Art und Weise zu pochen, noch nie war sie sich ihres Körpers so sehr bewusst gewesen. „Na schön“, murmelte sie und hob die Hand zum Gesicht. Ihre Fingerspitzen berührten nun ihre Stirn. „Ich gebe euch was ihr wollt, aber sagt im Nachhinein nicht, ich hätte euch nicht gewarnt.“ Die Maske bedeckte kaum ihr Gesicht, da machte sie einen Satz nach vorne, die Klinge Totsukas prallte auf die ihres Vaters. Die Wut breitete sich nun in ihrem ganzen Körper aus. Sie fühlte sich nicht wie so oft kalt an, wenn ihr Hollow die Überhand gewann. Nein, sie war heiß, kochend heiß und kam ausschließlich von ihr selbst. Sie konnte sich nicht daran erinnern jemals so wütend gewesen zu sein, nicht einmal auf Aizen.
 

Immer wieder trafen Benihime und Totsuka klirrend aufeinander. Carina wusste, dass es aussichtslos war, sie hatte nicht die geringste Chance gegen ihren Vater. Wahrscheinlich hätte sie selbst unverletzt keine Chance gegen ihn. „Na bitte, da haben wir es doch“, sagte Kisuke fast schon erfreut, für Carina klang es mehr nach einer versteckten Provokation. „Halt den Mund“, zischte sie mit ihrer dunklen und verzerrten Stimme. Verdammt, heute wollte aber auch gar nichts funktionieren. Er war meisterhaft in Zanjutsu und auch seine Blitzschritte standen ihren in nichts nach. Und er verlor im Gegensatz zu ihr auch nicht so viel Blut. Bisher hatte sie ihm lediglich einen kleinen Kratzer an der Wange zufügen können, der mittlerweile nicht einmal mehr blutete. Und genau das wollte sie. Sie wollte Blut sehen.
 

Schwarze Blitze entsprangen ihrer Klinge und prallten wenige Sekunden später auf den blutroten Schild ihres Vaters. „Unglaublich“, flüsterte Yoruichi so leise, das nur sie es hören konnte. „Eigentlich dürfte sie sich gar nicht mehr bewegen können, geschweige denn stehen. Der Blutverlust scheint ihr gar nichts mehr auszumachen.“ Kisuke dachte ähnlich, allerdings noch ein paar Schritte weiter. „Vermutlich dämpfen die Kräfte ihres Hollows das Gefühl des Blutverlusts. So kann sie auch dann noch weiterkämpfen, wenn sie körperlich schon längst ihr Limit erreicht hat.“ Es konnte positiv und negativ zugleich sein. Sie konnte immer noch kämpfen. Aber was würde passieren, wenn sie die Maske wieder abnahm…?
 

Abrupt blieb er stehen, Carina tat es ihm gleich. Verwirrt fokussierte sie ihn um herauszufinden, was er jetzt vorhatte. „Es reicht“, verkündete er. Carina starrte ihn ungläubig an. „Wie bitte?“, zischte sie und ihr Körper schien vor Wut anzuschwellen. „Es reicht. Du hast genug gekämpft. Yoruichi hatte Recht, du hast genug.“ Ein tiefes Grollen drang aus ihrer Kehle. Die ganze Zeit provozierte er sie und jetzt wollte er plötzlich, dass sie aufhörte? Sollte das vielleicht ein schlechter Scherz sein? „Nimm die Maske ab“, sagte er, seine Stimme klang nun wieder sanfter.
 

Ein schwaches Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Ach, hast du’s endlich kapiert?“, fragte sie und mit einer einfachen Handbewegung zog sie sich die Maske vom Gesicht. Sie wusste, was nun kommen würde und schloss die Augen. Es dauerte keine 20 Sekunden. Von einem auf den anderen Moment wurde ihr gesamter Körper von einer Welle aus purem Schmerz erfasst. Ihre Wunden begannen wieder stärker zu bluten und erneut sammelte sich die rote Flüssigkeit in ihrem Mund. Ihre Beine konnten sie nicht mehr halten und brachen wie Streichhölzer unter ihr weg.
 

Sie spürte, wie sich Arme um sie legten und sie sanft zu Boden gelegt wurde. Kisukes besorgtes Gesicht tauchte über ihr auf. „Ich hatte euch gewarnt“, wisperte sie und lachte schwach. Ihre Augen klappten wie von selbst zu und sie gab sich der erlösenden Dunkelheit hin.
 

Es kam ihr vor, als wären nur wenige Sekunden vergangen. Als sie die Augen aufschlug, schnappte sie rein aus Reflex nach Luft und versuchte sich aufzurichten, doch sofort begann ihr Körper zu protestieren. Sie hob ihren Kopf leicht an und entdeckte Sensoren, die an verschiedenen Stellen ihres gesamten Körpers befestigt waren. Während sie nebenbei registrierte, dass sie nur noch ihre Unterwäsche und ein dünnes Top trug, bemerkte sie auch eine Transfusion, die an ihrer linken Hand befestigt worden war. „Dafür bring ich dich um“, sagte sie laut in die Stille des Raumes hinein, denn sie wusste ganz genau, dass er sich irgendwo hier herumtreiben musste. Ein leicht nervöses Lachen war zu hören und nur wenige Sekunden später trat Besagter in ihr Blickfeld.
 

„Ich warte“, sagte sie und funkelte ihn dabei böse an. Er zog beide Augenbrauen in die Höhe und fächerte sich mit seinem Fächer Luft zu. „Worauf?“

„Auf eine besonders gute Erklärung“ antwortete sie ruhig und verschränkte die Arme vor der Brust. Er lachte leicht auf. „Jetzt benimm dich doch nicht wie ein beleidigtes Kind, Carina. Die Infusion beschleunigt lediglich deinen Heilungsprozess und die Sensoren hab ich angebracht, um deinen Zustand zu überwachen und um einer meiner Theorien nachzugehen.“
 

Für einen Moment schwieg die Vizekommandantin. „Keine Experimente?“, fragte sie argwöhnisch und bemerkte sofort, wie er ernst wurde. „Nein“, sagte er bestimmt und so aufrichtig, dass Carina sich einen Moment dafür schämte, dass sie diese Möglichkeit auch nur in Betracht gezogen hatte. Sie biss sich leicht auf die Zunge. „Tut mir Leid. Ich bin ein wenig empfindlich was das angeht.“ Er tippte ihr mit seinem Fächer gegen die Stirn. „Schon in Ordnung“, sagte er in seinem üblichen überschwänglichen Tonfall, woraufhin seine Tochter die Augen verdrehte.
 

„Na schön, was hast du raus gefunden?“, fragte sie, während er die Sensoren entfernte. „Wie kommst du auf die Idee, dass ich überhaupt etwas herausgefunden habe?“, fragte der Hutträger und fächelte sich mit dem Fächer Luft zu. Carina warf ihm daraufhin einen dermaßen spöttischen Blick zu, das er sogleich mit seiner Erklärung begann. „Nun ja, wie du sicherlich bereits festgestellt hast, regeneriert sich dein Körper weitaus schneller als der Körper normaler Shinigamis.“ Carina nickte. „Das wirklich bemerkenswerte ist, dass die Träger deiner Seele um ein vielfaches stabiler sind als die der Vizards. Aber das liegt daran, dass die Proportionen anders verteilt sind.“
 

„Äh…und das heißt was?“, fragte sie nach und Kisuke lachte leise auf. „Nun ja, lass es mich so ausdrücken. Die Vizards lassen sich in ca. 70 % Shinigamikräfte und 30 % Hollowkräfte aufteilen, bei den Arrancar ist es andersherum. Bei dir ist es…“ „jeweils die Hälfte“, fiel sie ihm ins Wort, denn gerade keimte eine Erinnerung in ihr auf.
 

^^ Flashback ^^
 

„Du hörst mir nicht richtig zu. Hollowfikation nennt sich der Prozess, wenn ein Shinigami in den Bereich eines Hollows eintritt und somit dessen Kräfte erlangt. Aber ich bin seit deiner Geburt ein Teil von dir.“ „Was willst du mir damit sagen?“ Carina drehte sich der Magen um. Sie konnte sich denken, was jetzt kommen musste. „Du Carina, bist die fleischgewordene Grenze zwischen einem Hollow und einem Shinigami. 50 zu 50. Ein halber Hollow.“
 

^^ Flashback Ende ^^
 

„Ist das schlecht?“, fragte sie und ein flaues Gefühl stieg ihr die Kehle hoch, als sie sich an die erste Begegnung mit ihrem Hollow erinnerte. „So wie ich das sehe hat die Sache Vor- und Nachteile. Deine Seele ist, wie bereits gesagt, intakter als die der Vizards. Das bedeutet einerseits, dass bei der Verwendung der Hollowkräfte keine Gefahr für deine Seele besteht. Andererseits…“, er zögerte kurz, beendete den Satz dann jedoch. „Andererseits ist es dadurch unmöglich, diesen Zustand jemals ungeschehen zu machen.“ Einen kurzen Moment lang rührte sich niemand, dann lächelte die Vizekommandantin und sah ihrem Vater in die Augen. „Was schaust du denn jetzt wie 3 Tage Regenwetter? Ich habe sowieso nie damit gerechnet, dass ich diese Seite von mir loswerde, es ist okay. Ich komme mittlerweile viel besser damit klar und wer weiß, vielleicht macht es mir irgendwann gar keine Probleme mehr.“ Kurz überdachte sie ihre Aussage. „Nun ja, bis auf die Tatsache, dass Alice wohl nie wieder ein Wort mit mir sprechen wird und Soi Fon mich aus der zweiten Division schmeißen wird.“
 

„Um letzteres wird sich deine Mutter bestimmt gerne kümmern“, meinte Kisuke amüsiert und Carina seufzte genervt auf.
 

„Genau das befürchte ich auch.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (63)
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Von:  Hitsugaya
2019-03-05T18:31:57+00:00 05.03.2019 19:31
Ich habe die Story heute erst angefangen zu lesen und könnte mein Handy nich aus der Hand legen es war so fesselnd, ich musste einfach weiter lesen und hätte heulen könne als ich gesehen habe das es das letzte Kapitel is, ich hoffe das sie noch weiter geht. :)) und wenn das sie bald weiter geht. XD

Ich bin echt gespannt wie sich das alles noch entwickelt. :))
Ich hoffe das sie sich wieder einigermaßen mit Tobias, Toshiro und Alice verträgt. Aber ob Alice wieder mit ihr so befreundet sein wird is fraglich. Verzeihen vllt aber mehr vllt nich.

LG Hitsu
Von:  SunRises
2014-02-21T10:47:26+00:00 21.02.2014 11:47
Supii :)) eigentlich schäme ich mich fast dafür, nicht kommentiert zu haben ...:D super Kapi
Von:  fahnm
2014-01-28T22:10:36+00:00 28.01.2014 23:10
Super Kapi^^
Es geht weiter.^^
Von:  Nollaria
2014-01-21T06:13:49+00:00 21.01.2014 07:13
Grade die ganze ff gelesen und hammer... die Story und der schreibstil wirklich hammer... ich bin gespannt wies weiter geht vor allem welcher Idiot da mit dem kido reinplatzt... lg nolle
Von:  fahnm
2013-10-01T20:50:46+00:00 01.10.2013 22:50
Schön das es weiter geht.^^
Von:  dracery_the_Beychamp
2013-05-29T12:35:24+00:00 29.05.2013 14:35
Super story freu michs chon auf das nächste Kapitel

Von:  fahnm
2013-04-18T20:35:29+00:00 18.04.2013 22:35
Hammer Kapi^^
Von:  Cortes
2013-03-07T16:03:56+00:00 07.03.2013 17:03
Das ist echt ein schönes Kapitel!
Da zeigt sich richtig, dass ihre Eltern hinter ihr stehen!
Gefällt mir!
Von:  fahnm
2013-03-04T20:59:37+00:00 04.03.2013 21:59
Super Kapi^^
Von:  fahnm
2013-01-20T22:14:46+00:00 20.01.2013 23:14
Super Kapi^^


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