Lapis Serpentis von _Halbblutprinz_ ================================================================================ Kapitel 2: Unerwartete Wendungen -------------------------------- Fliegen machten ein summendes Geräusch während sie langsam im kalten Badewasser ertranken. Severus Lippen umspielte ein leichtes Grinsen als er den lästigen Viechern beim Todeskampf zusah. Das Bad was man vorbereitet hatte war eiskalt und schon längst schmutzig. Er mochte garnicht daran denken wie viele Leute schon vor ihm hier drin saßen. Doch Baden war ein Luxus und das warme Wasser konnte nicht ständig aufgefrischt werden. Lange hielt es den jungen Heiler nicht in dem Holzbecken. Kaum hatte er sich halbwegs gesäubert stieg er schon wieder aus der schmutzigen Brühe und zog sich seine neuen Kleider über den Kopf. Der Stoff war kratzig aber er hatte Stickereien und war viel edler als das, was er selbst besaß. Natürlich wollte man, dass er ein gewisses Bild abgab und in seinen Lumpen konnte er dann nun wirklich nicht mehr rumlaufen. Vermutlich würde man ihn hängen, wenn er den kostbaren Stoff kaputt bekam. Was Severus nicht wusste war, dass seine neue Kleidung in diesen Kreisen garnicht so besonders wertvoll war. Dem armen Heiler kam es nur unglaublich teuer vor, da er nie so etwas besessen hatte und es sich vermutlich auch nie leisten können würde. Nachdem er den kleinen Raum, in dem die Holzwanne stand, verlassen hatte, huschte auch sofort wieder die Magd zu ihm und hatte ein kleines Messer dabei. Severus Haare sollten gestutzt werden und so fand er sich bald auf einem Schemel und seine langen schwarzen Haare wurden auf Schulterlänge gekürzt. Snapes Herz rutschte ihm dabei fast in die Hose. Diese Frisur wurde meist von Rittern oder Bürgern getragen und nun lief er damit rum. Das würde ihm sicher einigen Spott in der Stadt, wenn nicht sogar Schläge einbringen. Aber er wagte er nicht zu wiedersprechen. Immerhin hatte der Graf es so angeordnet. Ob das sein Plan war? Wollte er ihn zum Vergnügen demütigen? Doch recht schnell fand er diese Idee zu lächerlich. So langweilig konnte nun wirklich keinem sein… Nachdem Severus nun also eingekleidet war, machte er sich daran die Burg zu erkundigen. Bis zum Abendessen hatte er noch Zeit und solange er niemandem in die Quere kam, dürfte er sich bestimmt ein bisschen umsehen. Mit den neuen Sachen und der Frisur kam er sich auch garnicht mehr so fehl am Platz vor. Die Burg war wirklich prächtig. Überall hangen Bilder und kostbare Teppiche an den Wänden. Fast jedes Zimmer schien einen Kamin zu haben um den kalten Stein warm zu halten. Bis auf die Räume der Bediensteten natürlich. Snapes Weg führte ihn nach draußen auf den Hof und sein Blick fiel sofort auf den großen Brunnen in der Mitte. Selbst dieser war reich verziert und fein gearbeitet. Der Graf musst eine menge Geld besitzen… Nun kein Wunder bei den Abgaben die er von seinem Volk verlangte, dachte er sich. Die Pferdekoppel war direkt nebenan und wieder entdeckte der Heiler den blonden Knappen bei seinem kostbaren Pferd. Unsicher trat er ein bisschen näher heran. „Bist du der neue Stallbursche?“, murrte der Blonde abfällig, obwohl er so viel jünger war als Severus. „Ich bin der Heiler.“, murmelte Severus schnell und war sich nicht sicher ob er sich vor dem Knappen verbeugen sollte. „Der Graf hat mich hergerufen.“ Sofort erkannte Snape, dass seine Kleidung wohl doch nicht so wertvoll war… Sonst hätte der Junge ihn wohl kaum für einen Stallburschen gehalten. Noch ehe der blonde Knappe etwas erwidern konnte, schritt ein Mann, offensichtlich ein Ritter, mit längeren blonden Haaren auf ihn zu und tätschelte fürsorglich und etwas spöttisch dessen Kopf. „Na Draco? Wie geht es deinem Hengst? Hast du ihn endlich eingeritten?“, meinte der Mann und schien Severus Anwesenheit garnicht zu bemerken. „Ich hab es versucht… Aber das Vieh ist verdammt stur.“, murrte der Knappe namens Draco. „Es lässt sich nicht vernünftig einreiten.“ „Nun vielleicht sollte ich dir lieber die Stute deiner Mutter geben.“ Der Ritter ermahnte seinen Sohn sich nicht so anzustellen. Immerhin sei das Pferd der wichtigste Wegbegleiter eines jeden Kämpfers. Er müsse eins sein mit dem Tier. Severus runzelte die Stirn und beobachtete die Szene mit Abstand. Das musste der Ritter Malfoy sein und der Knappe sein Sohn. Oft hatte er den älteren Malfoy mit seinen Männern durch die Stadttore reiten sehen und ihn insgeheim beneidet. Der Mann verstand es mächtig Eindruck zu schinden. Angeblich gehörte er zu den näheren Vertrauten des Grafen Riddle und Snape meinte ihn auch vorhin mit seiner Frau an der Tafel gesehen zu haben. Plötzlich fiel der Blick auf ihn und der Heiler schluckte schwer, wagte es nicht auch nur ein Wort zu sagen. „Dieser Heiler, hm?“, grinste Malfoy und ging ein paar Schritte auf ihn zu. „Ich bin mir sicher du wirst uns gute Dienste leisten. Ich rate es dir!“, der kalte Unterton war deutlich zu hören und Severus wurde ganz anders zu mute. Also schienen sie wirklich etwas mit ihm zu planen. Es gehörte sich allerdings nicht zu viele Fragen zu stellen. Schon mal garnicht vor einem Ranghohen Ritter wie Malfoy. Also nickte Snape nur höflich und murmelte mit gesenktem Blick – „Ich werde Euch nicht enttäuschen.“ Das schien genau das gewesen zu sein was Malfoy hatte hören wollen, denn nun wand er sich wieder ab und schenkte seine Aufmerksamkeit wieder seinem Sohn und dessen Pferd. Die Gelegenheit nutzte der Schwarzhaarige um schnell zu verschwinden. Sofort zog er sich zurück in die Kammer die ihm zugeteilt wurde. Besser er beendete für heute seine Erkundungstour. Sein Glück wollte er nämlich nicht herausfordern und der Kerker drohte weiterhin in seinen Gedanken wie ein furchtbarer Alptraum. Gegen Abend klopfte es erneut an seiner Tür und die Magd von heute früh bat ihn in den Speisesaal zu gehen. Die Tafel wäre jetzt eröffnet. Mit mulmigen Gefühl machte sich der Heiler wieder auf den Weg in das Zimmer, an dessen Tischen wieder reichlich gedeckt war. Musik lag in der Luft, gemischt mit dem Duft des wunderbaren Essens. Severus war ganz überfordert von all den Eindrücken. Er bekam kaum mit, dass ein Diener ihn zu einem der Tische führte an dem die weniger wichtigen Leute saßen. Snapes Blick huschte rüber zu dem Grafen. Von seinem Platz aus konnte er halbwegs verstehen was bei den Ranghöheren gesprochen wurde. Die dunkelhaarige Frau von vorher hatte sich zum Grafen gelehnt und flüsterte mit einem kichern auf den Lippen etwas in sein Ohr. Die Geste schien so vertraut und so unangebracht, dass Severus Ohren ganz rot wurden. „Peinlich sowas.“, hörte er eine Frau in seiner Nähe tuscheln, die eben auch jene Szene zu verfolgen schien. „Bellatrix ist verheiratet und trotzdem liegt sie so manch eine Nacht beim Grafen. Wenn ich mir das erlauben würde, würde mein Mann mich davonjagen. Ehebruch ist eine Sünde.“, grinste sie kalt. Die Frau daneben, mit langen blonden Haaren und einem edlen Schleier rümpfte darauf bloß die Nase. „Du vergisst sie ist meine Schwester. Ich will nicht, dass du so schlecht über sie redest. Immerhin geht es hier nur um den Grafen. Sie kann ihn ja wohl kaum ablehnen. Und Rodolphus rennt auch lieber ein paar armen Mägden und Kammerfrauen nach.“ Daraufhin verstummte die erste Frau sofort und Severus ließ sich das durch den Kopf gehen. Rodolphus Frau… Einer der Lestrange Brüder. Snape verstand nicht viel von solchen Dingen und konnte sich nur darüber wundern. Wenn er so eine schöne Frau hätte, würde er sicherlich keinen Kammerfrauen nachrennen oder zu dem Hurenhaus gehen. Sofort dachte er etwas wehmütig an Lily, die jetzt mit ihrem dummen Mann in ihrer wunderbaren Hütte saß. Das Leben war nicht fair. Der Graf hob auf einmal sein Glas und damit war die Tafel eröffnet. Die Leute tranken und aßen und auch der Heiler konnte garnicht genug bekommen. Zwar gab es an seinem Tisch nur dünnes Bier und Brot mit ein wenig Fisch, aber das war für ihn ein wahres Festmahl. Er schlug sich ordentlich den Bauch voll und bemerkte nicht recht den argwöhnischen Blick neben sich. „Dich haben sie also hergeholt, ja?“, knurrte der dickliche Mann neben ihn. Snape erstarrte kurz angesichts der Feindseligkeit in der Stimme seines Sitznachbarn. Der Mann neben ihn war sehr rund und vorallem ziemlich hässlich. Er hatte eine Knollnase und seine Haut war voller Narben und Akne. Wirklich kein schöner Anblick. „Sieht so aus...“, nuschelte der Schwarzhaarige. Er wusste, dass er sich hier den höflichen Ton sparen konnte. Immerhin saßen sie an einem Tisch und standen damit fast auf gleicher Stufe. Mit einem falschen, gelben Lächeln reichte der dicke Mann ihm die Hand. „Mein Name ist Pettigrew. Ich bin der Arzt hier.“, stellte der Hässliche sich vor. Das erklärt auch seine Abneigung in der Stimme, dachte sich Snape und nickte Pettigrew zu. „Ich bin Severus Snape.“, meinte er knapp und aß dann einfach weiter. Sicherlich würde der Hässliche ihm noch ärger machen. „Kräuter, ja?“, spottete der Arzt auch gleich drauf los. „Sündige Methoden die du da benutzt. Du solltest die Leute beten lassen und darauf hoffen, dass Gott sie verschont.“ Severus grinst etwas spöttisch. Darauf hatte er doch nur gewartet. Jeder griff ihn sofort über die Schiene an. „Oh aber kommen meine Kräuter nicht aus Gottes Erde? Sind es nicht Dinge die Gott uns geschenkt hat? Ich benenne jede meiner Pflanzen nach einem Heiligen um ihm zu danken.“, leierte er seinen Text runter. Diese Show schützte ihn vor weiteren Fragen und Anschuldigungen und tatsächlich verstummte der Arzt darauf. Nach einer Weile erklang das Geräusch von einer Gabel die auf feines Glas traf und kündigte damit den vergnüglichen Teil des Abends an. Manches Paar stand auf und wagte einen Tanz zu dem Musikstück des Hofnarren, der gerade von einem unglücklichen Liebespaar sang. Severus wurde mitgeteilt er solle sich beim Grafen melden und so fand er sich bald wieder vor dessen Stuhl und auf den Knien wieder. „Severus Snape.“, begann Riddle etwas kühl und diese Bellatrix saß direkt in seiner Nähe mit einem nicht weniger urteilendem Blick. Was erwartete ihn jetzt nur…? „Ich frage mich ob du schon von Dumbledore gehört hast, Severus Snape.“, setzte der Mann seine Rede weiter fort. „Dumbledore..?“, nuschelte der Heiler kurz nachdenklich. Worauf wollte der Graf nur hinaus? „Er ist der Graf der Nachbarstadt. Man… sagt viel Gutes über ihn.“ „Lügen!“, kam es sofort wütend und laut von Riddle. Sofort verstummte die Musik und die Anwesenden ebenso. „Dumbledore plant einen Krieg gegen mich! Er hat es auf meine Stadt abgesehen!“, fauchte der Kaltherzige. „Er ist ein dummer alter Narr mit falschen Überzeugungen! Man solle die Siedler gütig behandeln, dabei sind sie nicht mehr als Dreck unter den Nägeln eines richtigen Herrschers!“ Wie auf Kommando nickten die Leute von allen Seiten und stimmten ihrem Grafen zu. Snape wurde ganz anders zu mute. Er war selber ein Siedler… Kein Bürger, kein Kaufmann, kein Adliger – sondern ein armer Siedler. Andererseits überraschte es ihn nicht, dass sein Graf so dachte. Wäre doch nur alles etwas anders in seinem Leben gelaufen… Seine Mutter kam aus dem Bürgerstand, aber sein Vater war ebenso Arm wie er jetzt. Aus Liebe hatte seine Mutter ihren Reichtum und ihren Stand aufgegeben und dafür mit dem Leben bezahlt. Jetzt musste Severus diese Fehlentscheidung ausleben. „Wie kann ich euch helfen, mein Graf…?“, nuschelte der Heiler höflich. Sofort schien Riddle sich zu beruhigen und ein Grinsen spielte wieder auf seine dünnen Lippen. „Du bist ein kluger Mann, Snape. Du kannst mir tatsächlich helfen. Dieser Krieg soll zu meinen Gunsten ausfallen. Aber…“, er machte eine Handbewegung, „Alles zu seiner Zeit. Ich will sehen wie du dich machst. Ich will, dass du hier bleibst und mir ein paar deiner Kräuterspielerein zubereitest. Sicherlich finden wir dann eine geeignete Aufgabe für dich.“ Dem Heiler lief es kalt den Rücken runter. Sicherlich stand diese Aufgabe längst fest… Es würde also bald einen Krieg geben und ich soll helfen, schoss es dem jungen Mann durch den Kopf. Immernoch hafteten zwei Augenpaare auf ihm. „Ich… werde tun was in meiner Macht steht, mein Graf.“, versicherte Snape. „Gut so.“ – damit war Severus wieder entlassen. Jetzt stand also fest, dass er hier bleiben würde. Auf einer Burg… Und es würde Krieg geben. Das war noch schlimmer als der Kerker. Wie sollte er hier bei all den Intrigen nur überleben? 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