Der Himmel muss warten von Kalea ================================================================================ Kapitel 40: Mitternachtsführung ------------------------------- XL) Mitternachtsführung „Wir sind von der Gesundheitsbehörde und möchten mit Damien Cater reden“, erklärte der Blonde eindringlich. Sie standen im Büro des Chefarztes der psychologischen Klinik in der Cater eingeliefert worden war. Seine Stimme hatte, wie schon an der Anmeldung, diesen nur für Sam deutlich hörbaren Unterton, der die Menschen dazu brachte, zu tun, was er von ihnen wollte. „Einen Moment bitte“, sagte der Chefarzt und drückte einen Knopf auf seiner Sprechanlage. „Schwester Rosaria kommen Sie bitte.“ „Warum möchten sie mit dem Patienten reden?“, wollte er dann doch noch wissen. „Uns wurden mehrere Fälle gemeldet, in denen sich die Betroffenen ähnlich verhielten wie Cater. Wir wollen jetzt prüfen, ob es da Zusammenhänge gibt.“ „Sie vermuten eine Art Vergiftung?“ „Etwas in der Art ja. Aber es ist vorerst nur ein Verdacht“, schaltete sich jetzt auch Sam in das Gespräch ein. Es klopfte und gleich darauf steckte eine ältere Schwester ihren Kopf ins Zimmer. „Die Herren möchten mit Damien Cater reden.“ „Ich weiß nicht, ob das so gut ist, Doktor. Wie Sie angeordnet haben, haben wir gestern die Medikamente abgesetzt und mit der neuen Medikation noch nicht begonnen.“ „Bitte Schwester, es ist wichtig!“, sagte der Blonde. Die Schwester nickte. „Folgen sie mir bitte“, antwortete sie stumpf und führte die Brüder in den vierten Stock und öffnete dort eine Tür. „Danke, Schwester. Wir werden vielleicht zehn Minuten brauchen.“ Der Blonde deutete auf die fehlende Klinke. „Ich werde warten.“ „Das ist sehr nett von Ihnen“, sagte Sam. Die Tür schloss sich hinter ihnen und die Winchesters drehten sich zu dem Patienten um. Der Mann hockte auf seinem Bett. Er war unrasiert und ungekämmt. Seine Augen huschten panisch geweitet im Raum umher. „Mr. Cater?“, versuchte Sam seine Aufmerksamkeit zu erregen. Dean schaltete das EMF ein. Augenblicklich erwachte es kreischend zum Leben. Die Leuchtdioden blinkten wir verrückt. Er zeigte es seinem Bruder und schaltete es wieder aus. „Geister“, stellte er ruhig fest. „Entweder ein sehr starker oder mehrere.“ Caters Kopf ruckte hoch. Seine Augen fixierten Dean mit einem eindringlichen Blick. „Sie können sie sehen?“, fragte er drängend. „Nein.“ Kurz hatte Hoffnung in den Augen des Studenten geglommen, die nach Deans Antwort aber sofort wieder erlosch. „Sind die hier?“, wollte Sam wissen. „Wenn ich ja sagen würde, dann pumpen sie mich wieder mit irgendwelchen Mitteln voll!“, stöhnte er. „Nein, wir würden Ihnen glauben.“ Wieder war da dieser Unterton in Deans Stimme. „Das sagen sie jetzt!“, noch war Cater nicht überzeugt. „Das sagen wir auch nachher noch. Wir haben schon jede Menge Geister gesehen und andere übernatürliche Kreaturen.“ Der Mann schaute sie fragend an. „Wie viele Geister sind hier?“, stellte Dean die Frage anders. „Sieben.“ „Wie lange sehen Sie die schon?“ „Als es sieben wurden, hab ich versucht sie zu erschießen“, sagte er und lächelte verlegen. Er wusste selbst, wie blöd sich das anhörte und wie blöd es war, aber er hatte sich nicht mehr anders zu helfen gewusst. Er wollte doch nicht sterben! „Als es sieben wurden? Das heißt es waren erst weniger?“, hakte Sam nach. „Ja. Am Anfang war es einer. Zuerst dachte ich, ich wäre übermüdet, überarbeitet oder was auch immer. Er tauchte immer mal wieder auf. Stand in der Kantine plötzlich zwischen den anderen Studenten. Doch wenn ich genauer hinsah, war er wieder weg. Irgendwann war er dann immer da, blass und halb durchsichtig. Er sagte nichts und er tat nichts, stand einfach nur da. Das nervte. Aber ich dachte er verschwindet wieder, wenn ich ihn ignoriere. Es wurden mehr und sie sahen immer schlimmer aus. Mit verrenkten Armen und Beinen und zerplatzten Köpfen. Da hab ich versucht sie zu erschießen und bin hier gelandet.“ „Wann haben Sie den ersten Geist gesehen?“, fragte Dean. „Drei Wochen nach unserem Las Vegas Trip.“ „Las Vegas?“, der Blonde schaute seinen Bruder fragend an. Der Mann sollte am Hoover Damm gewesen sein! „Ja, wir waren eine Woche in Vegas. Am zweiten Tag haben wir einen Ausflug zum Hoover Damm gebucht. Wir haben beide Führungen mitgemacht und da an dem Tag auch gerade eine Mitternachtsführung stattfand, war es selbstverständlich, dass wir auch diese Tour noch gebucht haben. Sie führte uns noch weiter in die Eingeweide des Dammes. So weit kommt man sonst nie da rein.“ Carters Augen leuchteten vor Begeisterung. „Ist Ihnen bei der Mitternachtstour irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?“ „Nein, nichts.“ „Haben ihre Freunde ebenfalls Geister gesehen?“ „Tim und Ronny auf jeden Fall. Sie haben es mir erzählt. Sie hatten ziemlich viel getrunken, wollten sie wohl ersäufen, sozusagen. Vielleicht hätte ich das auch mal versuchen sollen.“ „Wir kümmern uns darum“, versprach Sam und klopfte gegen die Tür. Schwester Rosalie ließ sie wieder hinaus und begleitete sie aus dem Haus. Dean zog seinen Bruder in einen sehr versteckten Winkel des Parks und presste dort seine Lippen auf Sams. Kurz riss der seine Augen auf, ließ sich dann aber nur zu gerne auf den Kuss ein. Der Blonde legte seine Arme fest um Sam, und einen Wimpernschlag später standen sie wieder auf den leicht schwankenden Planken ihres derzeitigen Domizils. Kurz grinste der Jüngere in ihren Kuss, widmete sich dann aber wieder voller Hingabe seinem Engel. Seine Hände glitten über dessen Rücken und kneteten, am unteren Ende angekommen, den knackigen Hintern. Dean stöhnte gegen die Lippen seines Kleinen. Mit leisem Bedauern trennte sich Sam von seinem Bruder. „Ich will noch weiter recherchieren“, erklärte er. Dean schnaufte enttäuscht. Aber das war nun mal sein Sammy. Erst die Arbeit und dann noch mehr Arbeit und dann, wenn er so garnichts Neues mehr im Netz finden konnte vielleicht das Vergnügen. „Genieß die Ruhe, Dean. Am Grand Canyon werden wir nur Urlaub machen. So wie es ganz normale Menschen auch tun. Und da gehört dein Hintern ganz mir“, flüsterte er ihm ins Ohr. Zärtlich knabberte der Jüngere an Deans Ohr. Dann ließ er von ihm ab und wandte sich seinem Laptop zu. In Deans Mitte regte sich etwas. ‚Na toll! Und jetzt?’ Irgendwie würde er sich ablenken müssen. Er ging in die Kabine, zog sich um und glitt dann mit einem eleganten Kopfsprung ins Wasser. Eine Stunde später kam er keuchend und schnaufend wieder an Bord. Sam hockte noch immer vor seinem Rechner und so legte Dean sich zum Trocknen auf das Sonnendeck. Ruhe, Wärme und das leichte Schaukeln des Bootes ließen ihn schnell in Morpheus Arme gleiten. Ein paar Stunden später ging Sam mit ein paar Sandwiches und einer großen Tasse Kaffee aufs Sonnendeck. Mitte auf der Treppe erstarrte er. Vorsichtig stellte er Tasse und Teller ab und ging zurück, um sein Handy zu holen. Das Bild, das sich ihm da bot, musste für die Ewigkeit festgehalten werden. Dean schlief tief und fest und Sam vermutete, dass die Sonne, die von blankgeputzen Himmel strahlte, ihn mehr als nur verbrannt hätte wenn … Ja, wenn Deans Engel nicht beschlossen hätte, dass der Blonde Schlaf und Schutz brauchte. Dean lag auf dem Bauch. Das Kissen hatte er, wie so oft, mit seinen Armen umschlossen. Seine Flügel hatte er entfaltet. Sie schützten ihn wie ein Sonnensegel. Und genauso musste sie wohl auf von Weitem aussehen. Sam lächelte. Sein Bruder schien langsam mit sich ins Reine zu kommen und er musste sich sehr sicher fühlen. Das war der vielleicht schönste Liebesbeweis, den er bekommen konnte. Den geilsten hatte er ja schon gestern erhalten. Er liebte Dean so sehr. Die Tage am Grand Canyon würde er nur ihm widmen. Sein Engel hatte sich das mehr als verdient. Schnell schoss er ein paar Fotos von dem schlafenden Engel und brachte das Essen dann nach oben. Er setzte sich neben Dean und machte sich daran, die Sandwiches zu essen. Wecken wollte er den Blonden auf keinen Fall, konnte er sich doch so an seinem Anblick erfreuen. Diese weißen Flügel waren so wundervoll und Dean würde sie als erstes wieder wegpacken. Die Sonne sank und ein kühler Luftzug strich über das Sonnendeck. Dean fröstelte und erwachte. Träge kam er auf die Füße und streckte sich. Die Flügel entfalteten sich zu ihrer vollen Spannweite, falteten sich dann wieder zusammen und verschwanden. Verwirrt blickte der Blonde in Sams strahlendes Gesicht, doch der sagte kein Wort, sondern machte sich auf den Weg in die Küche und bereitete seinem Engel ein paar neue Sandwiches. Gemütlich aneinander gekuschelt verbrachten sie den Rest des Abends auf dem Bett bis es Zeit war zum Damm aufzubrechen. Sicher brachte Dean sie in die Tiefgarage. Sie waren übereingekommen wieder per Engelpost zu reisen. So konnte niemandem der Impala auffallen, der im Besucherbereich rumstand, obwohl alle Touristen schon wieder weg waren. Außerdem hatten sie so die relative Einsamkeit auf ihrem Boot länger genießen können. Sonst hätten sie gleich nach ihrer Rückkehr aus Lubbock aufbrechen müssen. „Wer hat euren Käfig denn offen gemacht?“, empfing sie der Dicke laut polternd, der sie auf der Spezialtour schon mit seiner Meinung belästigt hatte. „Solche perverse Schweine wie euch sollte man wegsperren.“ Sams Augen blitzten schwarz auf. Er drehte sich mit einem dämonischen Grinsen zu Dean, zog ihn an sich und begann ihn hemmungslos zu küssen. Es dauerte nicht lange, bis der Widerstand des Blonden erstarb und er sich mit einem lustvollen Stöhnen noch enger an Sam schmiegte. Mit lustvoll verklärten Augen schaute er zu seinem Dämon auf, als dieser von ihm abließ. Seine Lippen waren leicht geschwollenen und rot, und Sam wollte nichts lieber als diese wieder zu küssen. Doch jetzt kamen noch weitere Nachtschwärmer in die Vorhalle und so beließ er es bei einem festen Griff an Deans Hintern. Der Dicke hatte seinen Blick nicht von den Männern abwenden können. Faszination und Ekel waren in seiner Miene zu lesen. Erst als Sam seinen Bruder noch einmal an sich zog, drehte er sich ab. „Selber perverses Schwein!“, knurrte der jüngere Winchester. Dean grinste und versuchte zu seiner kühlen Fassade zurückzufinden. Zwei junge Frauen und ein Pärchen, die mit dem Dicken in der Eingangshalle gestanden hatten, hatten sich grinsend weggedreht und lächelten die beiden Winchesters jetzt belustigt an. Sam zuckte nur mit den Schultern und folgte, seinen Arm noch immer um Dean gelegt, den Vieren zum Fahrstuhl. „Ich möchte ihnen Matti Edlund vorstellen. Er ist hier für die Sicherheit zuständig und wird uns begleiten“, wies Katy, ihre Führerin, auf den Mann neben sich. „Dämon!“, erklärte Dean leise und Sam nickte. „Willst du ihn gleich hier…?“ „Nein, er ist nicht der Einzige hier.“ „Und wo willst du ihn schnappen?“ „Die haben einheitliche Kleidung an. Ich denke hier muss es einen Umkleideraum geben.“ Der Blonde nickte. Die Führung war interessant, aber nichts, was Sam noch mal freiwillig gegen eine Nacht mit Dean eintauschen würde. Er holte tief Luft. Sich selbst ermahnend wandte er seine Aufmerksamkeit wieder ihrer Führerin zu. Sie hatte hier einen Job zu erledigen. Katy erzählte sehr anschaulich von den Schwierigkeiten bei den Bauarbeiten und hatte auch von einigen persönlichen Schicksalen der Arbeiter und ihrer Familien zu berichten. Zum Schluss verwies sie noch auf den Friedhof in Boulder City und die 96 Gräber. „Man kann auch leere Särge beerdigen“, ließ ein älterer Tourist verlauten. Die Gruppe kicherte leise. Katy verabschiedete sich mit einem wissenden Lächeln und entließ die Besucher in die große Halle, in der sich auch die Fahrstühle befanden. Edlund stand an der Tür. „Zwo, sieben, acht, zw …, dreizehn“, brummelte er vor sich hin. Eigentlich hätte er zu gerne einen von dem Schwulenpärchen genommen, um auch ihm einen der Geister auf den Hals zu hetzen. So wie die zusammenhingen würde sich bei einem Selbstmord des einen wohl auch der andere in den Tod stürzen. Doch die beiden schienen in sich zu ruhen. Die würden sich nicht so schnell in den Selbstmord treiben lassen. Außerdem ging von ihnen etwas Unheimliches aus, etwas selbst für ihn Unheimliches. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)