Die Begegnung von Aya_ko ================================================================================ Kapitel 1: Die Begegnung ------------------------ Die Begegnung “Was zum Teufel soll dass heißen: wir haben uns verfahren?”, rief der Manager aufgebracht und funkelte den Busfahrer herausfordernd an. Verlegen schaute der Mann auf das Lenkrad und stammelte leise: “Naja, das heißt was es heißt. Wir sind hier völlig falsch.” “Völlig falsch!? Wie um Himmels Willen kann man sich in der heutigen Zeit verfahren? Wozu gibt’s den Navis und den ganzen Kram?”, schrie der Manager den armen Fahrer jetzt an, was dazu führte das der sich auf seinem Sitz noch kleiner machte als er eh schon war. “Jetzt beruhig dich wieder, wir haben uns doch nur verfahren. Das ist zwar etwas ungünstig aber doch kein Weltuntergang.” Erschrocken fuhr der Manager herum und sah den Sprecher überrascht an. “Aber…” “Nichts aber!”, unterbrach ihn der ältere und wandte sich jetzt dem Fahrer zu. “Haben Sie wenigstens eine Ahnung, wo genau wir uns befinden?” “Ja, so ungefähr. Nur…” “Nur?”, fragte der größere als er nicht weiter sprach. “Nun ja, es gibt da noch ein anderes Problem, fürchte ich.”, meinte der Fahrer leise und wagte es nicht, einen seiner Fahrgäste anzusehen. “Noch ein Problem?”, rief der Manager entsetzt und wurde bleich. Seinen Schützling aber schien diese Nachricht nicht sonderlich zu überraschen. Er stieß nur ein Seufzen aus und fragte: “Es hat nicht zufällig etwas mit diesem Rattern zu tun, oder?” Überrascht sah ihn der Fahrer an. “Doch, woher…?”, begann er, wurde aber vom Manager unterbrochen der fragend zwischen beiden hin und her schaute und fragte: “Was für ein Rattern?” Wieder seufzte der älteste im Bunde, kam aber nicht dazu etwas zu sagen, denn der Fahrer kam ihm zuvor. “Er meint den Motor. Er macht schon seit ner Stunde Schwierigkeiten. Ich warte eigentlich nur darauf dass er endgültig den Geist aufgibt.” “Heißt das… heißt das wir haben uns nicht nur verfahren, sondern haben auch noch ne Panne?”, fragte der Manager ungläubig und griff haltsuchend nach der am nächsten gelegenen Sitzlehne, als der Fahrer unglücklich mit dem Kopf nickte. “Immer mit der Ruhe, dann kommen wir eben mit einem Tag Verspätung am Zielort an, lässt sich nicht ändern.”, meinte der älteste und klopfte seinem Manager aufmunternd auf die Schulter. Der sah ihn verwirrt an und fragte planlos: “Mit einem Tag Verspätung?” Ein Lächeln umspielte die Lippen des ältesten, hatte er seinen Manager doch bisher noch nie so konfus erlebt. “Ja, ich geh doch davon aus das es in dieser Stadt eine Werkstadt und eine Unterkunft für uns geben wird.”, sagte er zuversichtlich und wie gehofft sprang sein Manager sofort darauf an. “Werkstatt und Unterkunft, ja natürlich. Ich geh mich gleich mal umhören.”, sagte er noch und war im nächsten Moment aus dem Bus gesprungen und lief die letzten Meter zu Fuß, die sie noch von den ersten Häusern der Stadt trennten. Kopfschüttelnd sah ihm der ältere nach und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen als ihn der Fahrer unsicher fragte: “Ist der immer so?” “Ne, eigentlich nicht.”, antwortete er grinsend und ging zu seinem Platz zurück. Ein Klopfen weckte Aoi aus tiefem Schlaf und gleich darauf hörte sie die Stimme ihrer Mutter die ihr durch die geschlossene Tür zurief: “Kleines, steh endlich auf. Du kommst zu spät!“ Murrend drehte sie sich auf die andere Seite und kuschelte sich noch etwas tiefer in ihre Decke. Es vergingen noch einige weitere Minuten bis die Bedeutung des gerufenen schließlich doch noch in ihren benebelten Geist durchsickerte. Erschrocken fuhr sie hoch und sah auf ihren Wecker, doch schon ein einziger Blick sagte ihr dass er stehen geblieben war und so griff sie nach ihrem Handy und starrte ungläubig auf das Display. Mit einem Fluch warf sie es aufs Bett, strampelte ihre zwei Decken weg und sprang auf. Schnell eilte sie ins Bad, rannte fast noch ihre Mutter über den Haufen, die gerade noch einmal dazu ansetzten wollte sie zu wecken, und stieg unter die Dusche. Keine 10 Minuten später lief sie nur in ein Handtuch gewickelt zurück in ihr Zimmer, warf das Handtuch in eine Ecke und zog sich schnell an. Da sie ihre Sachen bereits am Abend zuvor bereitgelegt hatte, brauchte sie zum Glück nicht erst noch welche raussuchen. Kaum angezogen stand sie schon vorm Spiegel und brachte Haare und Make up in Ordnung. Als sie kurz darauf die Treppe runter stürmte, in ihre Schuhe schlüpfte und ihre Jacke vom Hacken schnappte, rief ihre Mutter: “Was ist mit deinem Frühstück?“ “Keine Zeit“, rief Aoi noch zurück und schon war sie aus der Tür. ´Warum zum Teufel musste das Scheißding ausgerechnet heute stehen bleiben?´, dachte Aoi wütend, während sie durch die Straßen ihrer Heimatstadt hetzte. Gerade heute wo sie mit ihrer Band auf dem Schulfest auftreten würde, war sie zu spät! Und dann fuhr um die Zeit noch nicht mal ein Bus und das wo sie fast ans andere Ende der Stadt musste. Der Tag fing echt beschissen an und sie konnte nur hoffen dass er nicht genauso weitergehen würde. Um ihren Weg abzukürzen durchquerte sie eine Seitenstraße und bog, ohne langsamer zu werden, wieder auf die Hauptstraße ab. Im nächsten Moment stieß sie einen erschrockenen Schrei aus und stolperte zurück, ohne damit verhindern zu können dass sie unsanft auf ihrem Hinterteil landete. “Kannst du nicht besser aufpassen?“, fauchte der Mann, mit dem sie zusammen gestoßen war, sie wütend an, warf ihr einen bösen Blick zu und ging einfach weiter. Als er an ihr vorbei ging sah sie wütend zu ihm auf, doch statt in sein Gesicht fiel ihr Blick auf das Hotel gegenüber an dessen einen Fenster jemand stand und zu ihr hinunter sah. ´Peinlich!´, schrie alles in ihr und sie beeilte sich, wieder auf die Füße zu kommen. “Aoi!“, hörte sie da jemanden rufen und sah sich nach der Person um. Ihre Freundin und Bandkollegin Bea stand, scheinbar auch ziemlich außer Atem, einige Meter weiter die Straße runter und winkte ihr aufgeregt zu. “Beeil dich, wir warten auf dich!“, rief sie und Aoi beeilte sich der Aufforderung nachzukommen. Sie war erst einige Schritte gegangen, da sah sie noch einmal zu dem Mann am Fenster hinauf. Sie wusste selbst nicht genau warum, aber irgendwas in ihr Zwang sie regelrecht dazu. Er stand immer noch dort und es war offensichtlich das er sie beobachtete! Und irgendwie kam er ihr bekannt vor. “AOI!“ “Ja doch, ich komm ja schon.“, nuschelte die gerufene leicht genervt und rannte, nach einem letzten Blick zum Fenster hinauf, zu ihrer Freundin um zusammen mit ihr zur Schule zu eilen. Als die beiden jungen Frauen außer Sicht waren, wandte er sich seufzend um und ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Seit 3 Stunden saß er nun schon hier fest und bis jetzt hatte er sich die Zeit auch gut vertreiben können, gab es für ihn doch immer mehr als genug zu tun, so dass Langeweile eigentlich ein Fremdwort für ihn war. Nun ja, eigentlich. Denn gerade lernte er seine Bedeutung kennen. Missmutig ging er zum Tisch hinüber, hob eines der Blätter auf, die er dort hingelegt hatte und ließ es nach einem kurzen Blick frustriert wieder fallen. Es war zum Haare raufen! Alle wichtigen Anrufe waren erledigt, Papiere durchgearbeitet und die Änderungen des Drehplans, aufgrund der um einen Tag verkürzten Zeit, überdacht und festgelegt. Und jetzt war das einzige das ihm noch blieb, über seinem neuesten Songtext zu brüten, in der Hoffnung das ihm vielleicht nach dem unzähligsten mal durchlesen doch noch auffiel, was ihn daran noch störte. Mit einem Seufzen fuhr er sich mit den Händen durch die Haare und ließ sich auf die Couch fallen. Den Kopf in den Nacken gelegt starrte er an die getäfelte Decke und dachte darüber nach, was er jetzt tun könnte. Seine Möglichkeiten waren arg eingeschränkt, nachdem sein famoser Manager auf die brillante Idee gekommen war ihn quasi unter Hausarrest zu stellen. Nicht, das der kein fähiger Mann war, bei weitem nicht, hatte er ihn doch selbst für diesen Posten ausgewählt. Nein, er genoss sein vollstes Vertrauen. Nur machte seine Vorsicht ihn manchmal fast wahnsinnig! ´Warum konnte dieser Portier auch nicht seine Klappe halten!?´, dachte er und ließ sich zur Seite in eine liegende Position fallen. “Es ist hier nicht ganz ungefährlich!”, wiederholte er leise die Worte des Portiers und konnte ein Schnauben nicht unterdrücken. “Als ob ich nicht alt genug wäre auf mich aufzupassen. Oder eine Situation richtig einzuschätzen. Lächerlich!”, knurrte er der Zimmerdecke zu und sah über die Sofalehne hinweg aus dem Fenster, von wo ihm ein herrlich blauer Himmel anlachte. Kurz zögerte er noch, bevor er mit einem Lachen aufsprang und ein paar Dinge zusammen suchte. Wenn sein Manager ihn wie ein Kind behandelte, warum sollte er sich dann nicht auch mal wie eines benehmen? Als er alles hatte was er mitnehmen wollte zog er Mantel und Schuhe an, öffnete langsam die Tür und lauschte. Als er sicher war, das sich niemand auf den Gang befand, schlüpfte er aus dem Zimmer, schloss leise die Tür und schlich schnell den Gang entlang zum Treppenhaus. Schon der erste der zwei geplanten Auftritte war ein voller Erfolg und vertrieb Aois schlechte Laune fast völlig. Als sie und Bea die Schule endlich erreicht hatten, waren sie schon ungeduldig von ihren Bandkollegen erwartet wurden. Als Aoi widerwillig hatte erzählen müssen warum gerade sie, der Leader, zu spät kam, hatte sie die Sticheleien der anderen klaglos über sich ergehen lassen. Zwar war sie ehr nicht der Typ der das normalerweise tat, doch war die Zeit durch ihre Verspätung eh schon knapp gewesen und sie hatte den Auftritt nicht durch Streitereien gefährden wollen. Besonders nicht, da sie nur zu gut wusste dass DIESE Streitereien sie auf der Bühne nicht daran hindern würden eine gute Show abzuliefern. Da hatten sie schon wesentlich schlimmeres erlebt. Und sie war nicht enttäuscht wurden! Sie alle hatten 100 Prozent gegeben und das Publikum war begeistert. Jetzt, kurz nach dem Auftritt, hatte Aoi endlich Zeit richtig anzukommen und stürzte sich mitten ins Getümmel um ihre Freunde zu begrüßen. Es dauerte auch nicht lange da hatte sie die ersten gesichtet und stürzte sich auf sie. “Wahhh. Sag mal musst du mich so erschrecken?“ ,fragte Anne nachdem Aoi sie von hinten angesprungen hatte. “Wenn du hier so rumstehst, musst du mit so was rechnen.“ ,lachte Aoi sie an und sprang schnell ein Stück zurück als Anne ihr in die Seite knuffen wollte. “Also wirklich, so eine Begrüßung fällt auch nur dir ein.“ ,sagte da eine Stimme und Aoi drehte sich um und strahlte den Sprecher gut gelaunt an. “Na du kennst mich doch, da überrascht dich das doch nicht wirklich, oder?“ “Nee.“, antwortete Alex kopfschüttelnd, wuschelte ihr einmal durch die Haare und meinte grinsend: “Ihr wart gut.“ “Freut mich ja das du´s gut fandest, aber musst du mir deshalb meine Frisur ruinieren?“ ,meinte Aoi grummelnd und fuhr sich glättend mit den Händen durch die Haare. Dann wandte sie sich Anne zu und fragte gespielt ernst: “Wie seh ich aus?“ “Gut, wie immer.“ ,lachte die nur und Aoi und Alex fielen in ihr Lachen mit ein. Ein lautes Knurren lies die beiden zu Aoi schauen. “Ups.“ “Was ups? Hast du heut schon was gegessen?“, fragte Anne und sah sie prüfend an. “Äh nee, hat vorhin keine Zeit mehr.“ “Na denn wird’s Zeit! Auf auf, Futter fassen!“, meinte Alex grinsend und zog Aoi einfach hinter sich her. Zwei Stunde später war es Zeit für ihren zweiten Auftritt und Aoi und die anderen machten sich bereit. Sie hatten ungefähr 10 Minuten gespielt als sich Aoi plötzlich beobachtet fühlte. Gut, das war während eines Auftritts nichts ungewöhnliches, aber das war irgendwie anders. Suchend blickte sie durchs Publikum und hätte fast ihren Einsatz verpasst, als sie IHN sah. Es war der Mann aus dem Hotel! Sie hatte ihn da nur aus der ferne gesehen und auch jetzt stand er ganz hinten am Eingang der Sporthalle, aber sie war sich ganz sicher das er es war. Und aus irgendwelchen Gründen begann ihr Herz bei seinem Anblick wild zu klopfen! Auf einmal fiel es ihr unglaublich schwer sich zu konzentrieren und das wo sie doch sonst während eines Auftritts alles um sich herum vergas und sich ganz mit der Musik treiben ließ. Irgendwie schaffte sie es aber am Ende doch noch den Auftritt hinter sich zu bringen ohne sich etwas anmerken zu lassen. Als sie mit den anderen zusammen schließlich die Bühne verließ, schaute sie noch mal zu ihm hinüber und sah gerade noch wie er sich umdrehte und zur Tür hinaus verschwand. ´Wer ist das bloß?´ ,fragte sie sich und musste den Gedanken kurz darauf schon fast gewaltsam vertreiben, weil es ans abbauen und aufräumen ging. Als sie einige Zeit später alle zusammen das Schulgelände verließen und überlegten was sie noch tun könnten, um den Tag gut ausklingen zu lassen, hatte Aoi eigentlich gar keine Lust noch irgendwo mit hinzugehen, ließ sich aber von den anderen überreden. Spaß hatte sie aber nicht wirklich, war sie doch viel zu sehr in Gedanken versunken. Sie bekam diesen Mann einfach nicht aus dem Kopf! Natürlich fiel jetzt auch den anderen auf das etwas nicht stimmte. Das ihre Partylöwin still in einer Ecke saß und kaum Notiz von dem nahm was um sie herum passierte war mehr als ungewöhnlich. “Was ist los mit dir? Du bist heute so nachdenklich.“ ,fragte Bea schließlich und sah sie besorgt an. Aoi sah überrascht auf und brauchte einen Moment um den Sinn der Frage zu verstehen. Dann winkte sie lächelnd ab und meinte: “Es ist nichts! Ich krieg da nur jemand nicht mehr aus dem Kopf.“ “Wie jetzt? Hast du dich etwa verliebt?“ “Nee, wie denn auch, ich hab ihn ja noch nicht mal richtig gesehen.“ “Hä?“, kam es da nur verständnislos zurück und Aoi lachte kurz, bevor sie ihr die ganze Geschichte erzählte. “Und jetzt musst du ständig an ihn denken?“ ,fragte Bea anschließend noch mal nach und Aoi nickte nur hilflos. Bevor Bea aber etwas dazu sagen konnte tauchte Alex wieder an ihrem Tisch auf und fragte ob sie nicht auch endlich mal tanzen wollten. “Ne du, lass mal. Ich geh nach Hause.“ ,meinte Aoi und stand auf. “Schon?“, fragte er überrascht und sah zwischen den beiden hin und her. “Lass sie doch. Sie ist heut mit ihren Gedanken doch eh ganz woanders.“ ,sagte Bea und umarmte ihr Freundin zum Abschied. “Komm gut heim.“ “Werd ich schon. Grüßt die andern von mir.“ ,entgegnete Aoi grinsend, winkte Alex noch abschließend zu und drängte sich durch die Menschenmassen zum Ausgang. ´Frische Luft!´ Das war sein erster Gedanke als sich die Eingangstür des Hotels hinter ihm schloss und er erleichtert aufatmete. Wieder erwarten hatte er es tatsächlich geschafft nicht nur sein Zimmer sondern auch das Hotel ungesehen zu verlassen. Umso besser war daher seine Laune als er jetzt langsam die Straße entlang spazierte. Es dauerte einige Minuten bis er bemerkte das er unbewusst die Richtung gewählt hatte in der die beiden jungen Frauen verschwunden waren. Er musste Lächeln als er an die Szene von vorhin dachte. Sie hatte ihn gesehen das war klar, aber das sie noch mal zu ihm hoch gesehen hatte bevor sie ging… das hatte ihn überrascht. Und irgendwie hatte sie ihn neugierig gemacht. Er wusste nicht was an ihr es genau war das ihn interessierte, er hatte sie ja auch nur aus der ferne gesehen, aber irgendetwas war da gewesen. Als sich ihre Blicke kurz kreuzten war da etwas wie eine Verbindung zwischen ihnen gewesen. Er wusste selbst nicht was das sollte, gehörte er doch nun wirklich nicht zu der Sorte Mensch die an so einen Unsinn glaubten. Und doch… war da etwas gewesen! Und ob er es sich nun eingestehen wollte oder nicht, er wollte wissen was es bedeutete. Aber wie sollte er das machen? Die Stadt war zwar allem Anschein nach nicht groß, aber dennoch zu groß um hoffen zu können einer bestimmten Person durch Zufall noch einmal zu begegnen. Ohne große Hoffnung auf ein Wiedersehen spazierte er mehrere Stunden ziellos durch die Straßen. Es gab hier wirklich nicht viel zu sehen und anhand der Blicke die ihm gelegentlich zugeworfen wurden, konnte er inzwischen gut verstehen was der Portier mit `nicht ganz ungefährlich´ gemeint hatte. Angst machte ihm das trotzdem keine. Er hatte im Lauf seines Lebens schon so einiges erlebt weshalb ihn nichts mehr so einfach schocken konnte. Und es war ja auch nicht so das er sich nicht verteidigen könnte, wenn es nötig wäre. Wenn sein Lebensstil einen Vorteil hatte dann den, das ihm niemand ansehen konnte wozu er fähig war. Er war auf seinem Spaziergang inzwischen am anderen Ende der Stadt angekommen und überlegte gerade ob er sich langsam auf den Rückweg machen sollte, als er Musik hörte. Neugierig blieb er stehen und lauschte kurz mit schräg gelegtem Kopf aus welcher Richtung sie kam. Er konnte nicht sagen warum, aber etwas an ihr zog ihn wie magisch an und so folgte er ihr bis zu einem Gebäude bei den er sich auch ohne Schriftzug sicher gewesen wäre, das es sich um eine Schule handelte. Am Eingangstor blieb er stehen und sah sich unsicher um, da er sich nicht sicher war ob der Zutritt gestattet war oder nicht. Am Ende aber siegte seine Neugier und er überquerte zielstrebig den Hof. Die Musik führte ihn zur etwas abseits gelegenen Sporthalle deren Tür weit geöffnet war. Neugierig sah er hinein und glaubte seinen Augen nicht als er das Mädchen erkannte das dort auf einer kleinen Bühne stand und sang. `Soviel zu der Wahrscheinlichkeit sie noch einmal zu sehen´ ,dachte er belustigt und huschte in die Halle. Er lehnte sich neben der Tür an die Wand, blieb dort mit vor der Brust verschränkten Armen stehen und lauschte ihrer Stimme. Da er selbst Sänger war bemerkte er das sich etwas änderte. Kurz nachdem er die Halle betreten hatte schien sie nervös zu werden. Trotz der Entfernung bemerkte er wie ihr Blick unruhig über das Publikum huschte… und schließlich an ihm hängen blieb. Ein Lächeln huschte über seine Züge als sie fast ihren Einsatz verpasste weil sie ihren Blick nicht von ihm lösen konnte. Er war sich sicher das sie ihn ansah, nicht etwa nur zufällig in seine Richtung blickte. Nein, sie sah ihn direkt an. Er spürte ihren Blick so deutlich auf sich ruhen wie sie scheinbar den seinen auf sich. Und wieder spürte er dieses sonderbare Gefühl der Verbundenheit ohne begreifen zu können was es bedeutete. Interessiert beobachtete er wie sie mit ihrer Nervosität kämpfte und sie schließlich bezwang. Er war sich sicher das sie solche Probleme normalerweise nicht hatte, machte ihr Verhalten doch deutlich das sie auf der Bühne einfach in ihrem Element war. Und er war sich auch sicher das keiner hier bemerkte wie schwer es ihr fiel sich auf den Text zu konzentrieren. Trotz allem aber lieferten sie und die Band eine gute Show ab. Aus der Sicht eines Profis gab es natürlich so einiges zu bemängeln, aber für Hobby-Musiker, wie sie es anscheinend waren, war es sehr gut. Und so war der Applaus, den er ihnen am Ende zollte, vollkommen ernst gemeint. Als die Band schließlich geschlossen die Bühne verließ huschte er schnell aus der Halle und verließ das Schulgelände. Als er überlegte was er jetzt tun sollte, stellte er fest das er gern einmal mit ihr sprechen würde. Er wüsste zu gern ob sie auch dieses sonderbare Gefühl gespürt hatte. Als er nicht weit entfernt eine Eisdiele entdeckte beschloss er dort eine Weile zu warten. Sein Hoffnung sie würde die Schule bald verlassen wurde erfüllt, jedoch war sie nicht allein und so verwarf er die Idee sie anzusprechen wieder. Seufzend stand er auf und verließ die Eisdiele wieder, gezahlt hatte er ja bereits. Lustlos spazierte er noch über eine Stunde durch die Stadt, war das doch allemal besser als in seinem Hotelzimmer zu versauern. Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, so das die Straßenlaternen angingen. Und sein Gefühl sagte ihm das es besser war langsam wieder ins Hotel zurück zu kommen. Es wunderte ihn ohnehin schon längst das sein Manager sein verschwinden noch nicht bemerkt hatte. Er war schon fast an seinem Ziel angekommen als er an einer Ampel stehen bleiben musste. Als sich plötzlich ein sonderbares Gefühl in ihm breit machte, sah er sich unruhig um. Als er die Person erkannte die auf der anderen Seite schnellen Schrittes die Straße entlang eilte glaubte er im ersten Moment er würde es sich einbilden. `Das kann doch gar nicht sein!´, dachte er ungläubig und musste sich dennoch eingestehen das er ihr nun schon das dritte mal an diesem Tag über den Weg lief. Als die Ampel auf grün umschaltete bemerkte er es erst gar nicht und musste sich dann beeilen noch rechtzeitig rüber zu kommen. Als er nun in einigen Metern Entfernung hinter ihr her lief, begriff er das sie ihr Weg direkt am Hotel vorbei führen würde. Das hier war also definitiv seine letzte Change. Nur wie sollte er es anstellen? Es war schon fast dunkel und eine junge Frau die um diese Zeit allein unterwegs war, tat besser daran auf der Hut zu sein. Das war eine Regal die leider überall auf der Welt galt. Sie einfach anzusprechen konnte also gut darin enden das sie vor ihm davonlief. Als sie das Hotel schon fast erreicht hatten und ihm noch immer nichts besseres eingefallen war, war er dennoch kurz davor es zu versuchen. Er hatte bereits den Mund geöffnet als sie unerwartet direkt vorm Hotel stehen blieb und zu seinem Zimmer hinauf sah. Es dämmerte bereits als Aoi den Club verließ. Kurz überlegte sie welchen Weg sie zurück nehmen sollte und entschied sich dann für den am Hotel vorbei. Es war zwar nicht der direkte Weg nach hause, aber insgeheim hoffte sie IHN noch mal zu sehen. Wenn möglich am liebsten nicht nur aus der Ferne sondern so, das sie ihn richtig erkennen konnte. Vielleicht würde sie ja dann erkennen warum er ihr so bekannt vorkam. Vor allem anderen aber fragte sie sich ob er auch so ein komisches Gefühl gehabt hatte als sie sich ansahen. Aber ob sie den Mut hätte ihn das zu fragen? Sie glaubte es ehr nicht. Sie wusste ja nicht einmal ob er sie vorhin in der Sporthalle überhaupt wieder erkannt hatte, also wie könnte sie ihn da so was fragen? Obwohl Aoi völlig mit ihren Gedanken beschäftigt war, vergas sie ihre Umgebung nicht und so beschleunigte sie ihre Schritte noch einmal als die Straßenbeleuchtung anging. Als sie in die Straße einbog in der das Hotel lag, fühlte sie sich plötzlich beobachtet. Im ersten Moment erschrak sie, doch dann merkte sie das es kein schlechtes Gefühl war. Es fühlte sich nicht bedrohlich an sondern irgendwie… bekannt. Dennoch, oder gerade deswegen, kostete es sie all ihre Willenskraft der Versuchung zu wieder stehen und weiterzugehen ohne sich umzudrehen. Je näher sie dem Hotel aber kam umso stärker wurde das Gefühl und mit ihm aus unerfindlichen Gründen auch die Hoffnung auf eine erneute Begegnung. Als sie schließlich am Hotel ankam konnte sie nicht anders als stehen zu bleiben und mit klopfendem Herzen zu dem Fenster hinaufzusehen, an dem sie ihn gesehen hatte. “Suchst du jemanden?“ ,fragte er und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Als sie die Stimme hinter sich hörte zuckte Aoi erschrocken zusammen. Und dann, von einer Sekunde auf die andere, Verstand sie es! Sie wusste jetzt warum er ihr bekannt vorgekommen war, erkannte sie seine Stimme doch im selben Moment in dem sie sie hörte. Nur glauben konnte sie es dennoch nicht. “Camui Gackt.“ ,hauchte sie ungläubig und drehte sich langsam um. Als er seinen Namen aus ihrem Mund hörte musste er einfach kurz lachen. “Na, das beantwortet immerhin schon mal meine Fragen.“ ,meinte er dann grinsend und musterte sie erst mal genauer. “Fragen?“ ,fragte Aoi leise und starrte ihn wie eine Erscheinung an. `Das ist doch völlig unmöglich! Gackt? Hier? Wie???´ ,dachte sie und konnte ihren Blick einfach nicht von ihm abwenden. “Ja, Fragen.“ ,antwortete er lächelnd. “Die ob du da oben jemanden suchst und die ob du mich kennst.“ “Oh.“, war alles was Aoi herausbekam. Er legte den Kopf schief und sah sie grinsend an. “Du bist doch sonst bestimmt nicht so Wortkarg oder?“ Aois Antwort bestand aus einen energischen Kopfschütteln. “N-nein. Es ist nur…“ “Ja?“ ,fragte er neugierig als sie nicht weiter sprach. “Was machen sie hier???“ ,platzte es da plötzlich aus ihr heraus und sofort lief sie rot an und sah zu Boden. Verdutzt sah er sie an und begann dann zu lachen, worauf es jetzt Aoi war die ihn verwirrt ansah. Als er sich wieder beruhigt hatte, sah er sie entschuldigend an. “Weist du, das ist so ne Geschichte über die man nur Lachen kann wenn man näher drüber nachdenkt.“ ,meinte er augenzwinkernd und sah im nächsten Moment überrascht an sich herunter als sein Handy in der Manteltasche zu fiepen begann. Schnell holte er es heraus und nahm den Anruf entgegen ohne erst aufs Display zu schauen. Es konnte ja nur einer sein und tatsächlich, kaum das er die Taste gedrückt hatte hörte er die besorgte Stimme seines Managers fragen: “Gakuto-kun, wo sind sie?“ Seufzend sah er kurz Aoi an und meinte dann ins Telefon: “Ich steh vor dem Hotel und werd jetzt aufs Zimmer gehen. Und nein, ich werde mir keine Belehrung anhören, sondern will mich nur mit meinem netten Besuch unterhalten, ist das klar!?“ ,fragte er mit Nachdruck und machte damit deutlich das er in diesem Fall keine Widerrede dulden würde. Aoi sah ihn nur fragend und verwirrt an. Hatte er damit das gemeint was sie glaubte? Seinem Blick nach, ja! Gackt lauschte kurz seinem Manager und beschloss dann die Sache kurz zu machen. “Stopp jetzt! Du hast gehört was ich gesagt hab. Ich will den Rest des Tages meine Ruhe, also spar dir deinen Atem für morgen. Gute Nacht!“ Und mit diesen Worten legte er einfach auf und ließ das Handy wieder in die Tasche gleiten. Dann sah er Aoi auffordernd an und fragte: “Wollen wir rein gehen? Ich würde gern in Ruhe mit dir sprechen.“ “Aber warum?“ ,fragte Aoi und konnte ihr Glück kaum fassen. “Vielleicht weil man es Schicksal nennen könnte das sich unsere Wege heute dreimal gekreuzt haben?“ Da musste jetzt Aoi lachen, hatte sie doch genau das selbe gedacht. “Ja, ich glaub das ist ein guter Grund.“ ,sagte sie vergnügt und nickte ihm zu. Zusammen betraten sie das Hotel und warfen sich belustigte Blicke zu als sie den sonderbaren Blick des Portiers bemerkten. Sie fuhren mit dem Aufzug nach oben und kaum das sich die Türen öffneten stieß Gackt einen tiefen Seufzer aus. Vor seiner Zimmertür stand sein Manager und wartete auf ihn. Schnell griff er nach Aois Arm und zog die überraschte junge Frau hinter sich her. Als sein Manager sie beide sah veränderte sich sein Blick und er öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch sein Schützling kam ihm zuvor. “Hab ich dir nicht gesagt ich will meine Ruhe!?“ ,sagte er in kaltem Ton, öffnete die Tür und schob Aoi vor sich ins Zimmer. Der überraschte Manager kam gar nicht dazu etwas zu sagen und als er den warnenden Blick sah, den ihm der ältere zu warf bevor er die Tür wieder schloss, wollte er das auch gar nicht mehr. Wenn sein Schützling diesen Blick aufsetzte, sollte man ihn besser in Ruhe lassen. Resigniert seufzend wandte er sich kopfschüttelnd ab und ging zu seinem Zimmer zurück. Morgen, so nahm er sich fest vor, würde er Antworten einfordern. “Der denkt jetzt bestimmt sonst was.“, sagte Aoi lächelnd und sah sich neugierig im Zimmer um. “Kaum, er kennt mich eigentlich gut genug um es besser zu wissen.“ ,meinte Gackt, während er sich von Schuhen und Mantel befreite. Dann sah er zu Aoi und meinte grinsend: “Und falls nicht, hab ich ja noch bis Morgen Zeit mir was einfallen zu lassen.“ “Na dann.“ ,meinte Aoi, zog ihre Schuhe aus und folgte ihm weiter ins Zimmer. “Setz dich doch. Willst du was trinken? Oder essen?“ Als Aoi verneinte zuckte er mit den Schultern und ging zu der kleinen Minibar. “Schade, das Wasser schmeckt hier richtig gut.“ “Na, wenns einem so empfohlen wird muss mans ja mal probieren“ ,sagte Aoi lachend und sah ihm vom Sofa aus dabei zu, wie er zwei Flaschen aus der Bar nahm und sie vor ihr auf den Tisch stellte. Dabei fielen ihr wieder die Blätter auf, die sie schon zuvor bemerkt hatte, und neugierig streckte sie ihren Hals um einen Blick darauf werfen zu können. “Du kannst sie dir ruhig ansehen“ ,sagte er als er mit zwei Gläsern zu ihr zurück kam. Das ließ sich Aoi nicht zweimal sagen und griff beherzt nach dem obersten Blatt. “Das ist ja auf japanisch!“ ,meinte sie gleich darauf enttäuscht, was ihn grinsen ließ. “Was hast du erwartet? Außerdem ist nicht alles auf japanisch, da ist auchn bisschen Englisch zwischen.“ Jetzt wo er es sagte fiel es ihr auch auf und neugierig übersetzte sie die wenigen Worte. Verwirrt runzelte sie die Stirn. Jetzt interessierte sie erst Recht was da sonst noch so stand! “Ist das ein Songtext?“ ,fragte sie vorsichtig und bekam ein Nicken zur Antwort. “Ja, mein neuester. Aber er gefällt mir noch nicht.“ “Warum?“ “Wenn ich das wüsste.“ ,seufzte er und nahm ihr das Blatt aus der Hand. “Grau und finster… Ist meine Welt, seit du gegangen bist… Wo ist die Farbe? Wo das Licht? Ich weis es nicht! Hab sie verloren, so wie dich… Wo ist die Zeit geblieben? (Die glückliche Zeit!) Warum wurde mir dein Lächeln genommen… Das ich so geliebt habe? (Geliebt wie dich!) Wo ist die Farbe? Wo das Licht? Ich weis es nicht! Hab sie verloren, so wie dich… All das Glück (die glücklichen Tage) All die Pläne (Zukunftspläne) Alles verloren in einem Augenblick! Bleib hier! Geh nicht! (Worte, nie gesprochen) Verlass mich nicht! (Der Schrei, vergeblich) Ich liebe dich! (Die Wahrheit, verloren) Ich kann nicht ohne dich! Wo ist die Farbe? Wo das Licht? Ich weis es nicht! Hab sie verloren, so wie dich… Ich will dir folgen (mit dir gehen!) Warum nur lassen sie mich nicht? Ich kann nicht mehr! (Will nicht mehr!) Was soll das noch? (Du bist nicht mehr!) Eine Welt ohne dich… Die gibt es nicht für mich! Last mich doch sterben! Last mich gehen! Ich will entfliehen! Habt doch erbarmen… Wo ist die Farbe? Wo das Licht? Ich weis es nicht! Hab sie verloren, so wie dich… Ich höre sie, deine Stimme (Folge mir!) Folge diesem Traum ohne Widerspruch (Komm mit mir!) Die Stadt, so groß und hell… Doch erreicht ihr Licht mich nicht hier oben Ein Schritt nur (Freiheit!) Ein kurzer Augenblick (Erlösung!) Vorbei die Qual! (ohne dich) Wo ist die Farbe? Wo das Licht? Ich weis es jetzt! Sie sind hier… bei dir! (Vereint in alle Ewigkeit!)” “Der… ist toll!“ ,sagte Aoi ehrlich begeistert als er geendet hatte. Als er daraufhin den Kopf schüttelte sah sie ihn fragend an. “Was ist damit?“ “Ich weis es nicht, aber irgendwas stört mich.“ Kurz zögerte Aoi bevor sie schüchtern fragte: “Liest du es noch mal vor? Vielleicht finden wir es ja zusammen raus.“ Einen Moment sah er sie mit schief gelegtem Kopf an und tat ihr dann den Gefallen. Als er geendet hatte sah er sie neugierig an. Aoi hatte sich mit geschlossenen Augen nach hinten gelehnt und schwieg noch einen Augenblick nachdenklich. Dann öffnete sie langsam die Augen. “Stimmt, da stört was“ ,sagte sie leise. “Die Frage ist nur, was?“ ,meinte er seufzend worauf sie erwiderte: “Ich glaub ich weis es.“ “Wie?“ Überrascht sah er vom Text zu ihr und traute seinen Ohren nicht. “Und was?“ “Darf ich offen sein?“ ,fragte sie unsicher, war er doch nicht irgendwer und sie, ein niemand, wollte ihn belehren!? Er aber lächelte nur und meinte: “Ich bitte darum!“ “Mach aus dem `ohne Widerspruch´ `ohne Wiederkehr´ und streich das `alle´ im letzten Satz!” ,sagte sie schnell, bevor sie der Mut verlassen konnte. Er runzelte die Stirn, sah dann von ihr auf den Text und überflog die Zeilen die sie gemeint hatte. “Ja! Das ist es!” ,rief er dann, griff sich den Stift, der auf dem Tisch lag, und strich die entsprechenden Worte durch. Dann huschte sein Blick noch mal kurz zu Aoi, die ihn Aufmerksam beobachtete. Dann begann er zu singen. Sofort saß Aoi wieder gerade und sah ihn mit großen Augen an. Er war einer der Menschen, die sie auf der Welt am meisten bewunderte. Nie hatte sie sich träumen lassen ihn einmal live singen zu hören. Und nun? Nun war sie das einzige Publikum! Er sang nur für sie beide! Das war einfach der Wahnsinn! Diese Stimme, dieses Gefühl, einfach unglaublich! Völlig hin und weg lauschte sie schweigend Gackts Gesang und glaubte zu erahnen, wie der Song einmal mit Musik klingen würde. Als er sich schließlich wieder in Schweigen hüllte und seine Stimme in der Stille des Raumes verklang, konnte sie nicht anders als begeistert zu Applaudieren. Belustigt sah er sie an. “Na, da hats wohl jemandem gefallen.” ,stellte er grinsend fest. Aoi lief bei diesem Anblick rot an und sagte mit etwas schwankender Stimme: “Und ob! Das klingt genial! Aber, wie heißt er überhaupt?” “Ich dachte an irgendwas in Richtung `gib mir Erlösung´” ,meinte er nachdenklich. “Mach `schenkt mir Erlösung´ draus!” ,meinte Aoi und schlug sich dann erschrocken die Hände vor den Mund. War sie denn jetzt total bescheuert? IHM sagen wie er SEINEN Text nennen sollte? Wie dämlich konnte man eigentlich sein? Ängstlich sah sie zu ihm und musste schlucken als sie seinem sonderbaren Blick begegnete. “Tut…tut mir leid! Ich wollte nicht…” ,stotterte sie, wurde aber von ihm unterbrochen. “Was? Offen deine Meinung sagen?” Als Aoi nur hilflos mit den Schultern zuckte und traurig dreinschaute, seufzte er, stand auf und setzte sich neben sie. “Wenn man jemand um Rat fragt, ist es doch aber Sinn der Sache das der offen sagt was er denkt.” “Ja schon, aber du…” Da erst fiel ihr auf das sie ihn schon die ganze Zeit geduzt hatte und schnell berichtigte sie sich. “…Sie haben mich doch gar nicht um Rat gefragt! Ich hab einfach so meinen Senf dazugegeben. Tut mir leid. Gerade Sie brauchen doch nun wirklich keine dummen Ratschläge von einem niemand wie mir.” ,sagte sie leise und sah traurig auf ihre Hände hinab, die in ihrem Schoß ruhten. Konnte sie denn auch nie die Klappe halten? Wieder stieß er ein Seufzen aus und plötzlich spürte sie einen Arm um ihre Schulter. “Ich brauch öfter Rat als du denkst. Und dann hör ich jedem zu, ganz gleich ob der nun Ahnung von Musik hat oder nicht. Und die hast du, bist ja schließlich selbst Sänger! Wie also kommst du drauf das mich deine Meinung nicht interessiert?” Als Aoi weiterhin schwieg, blickte er nachdenklich auf den Text und dachte über ihren Vorschlag nach. “ `Schenkt mir Erlösung´… Ja, ich glaub so werd ich ihn nennen, das passt!” “Wie?” Überrascht sah Aoi auf. Hatte sie sich gerade verhört? “Ich sagte, ich nehme deinen Vorschlag an und werde ihn so nennen.” ,antwortete er grinsend und sah dabei zu wie ihr Gesichtsausdruck von fragend über verständnislos zu ungläubig wechselte. “Das ist jetzt nicht dein Ernst!?” ,hauchte sie fast lautlos und zweifelte ernsthaften an ihrem Verstand als er nur Nickte. “Doch, und wie ernst ich das meine! Oder stört es dich ?” “Nein!” ,meinte Aoi schnell und schüttelte energisch mit dem Kopf. “Warum sollte es mich stören? Ich fühle mich geehrt!” “Dann ist ja gut.” ,sagte er und sah sie überlegend an. “Irgendwie könnte man fast denken das alles ist heute nur passiert damit du jetzt hier bei mir sein kannst.” Verwirrt sah sie ihn an und fragte dann neugierig: “Was ist denn alles passiert?” Als er sich daran erinnerte wie der Tag begonnen hatte, musste er Lachen. Wer hätte gedacht das auf so einen chaotischen Morgen noch so ein interessierter Tag folgen würde? Grinsend lehnte er sich zurück und begann zu erzählen. Als er fertig war meinte Aoi lachend: “Das kommt mir irgendwie bekannt vor! Mein Morgen war auch so konfus.” “Und das heißt?” ,fragte er neugierig und sah sie auffordernd an. Bevor Aoi aber noch etwas sagte, schaute sie auf die Uhr und zuckte erschrocken zusammen. “Wieso ists auf einmal schon so spät? Ich müsste längst zuhause sein.” “Kannst du nicht anrufen und sagen das du woanders übernachtest?” ,fragte er und allein sein Ton machte deutlich das er sie noch nicht gehen lassen wollte. Aoi ging es da aber nicht anders. Auch sie wollte jetzt nicht gehen! Wann bitte würde sich noch mal solch eine Gelegenheit bieten? Ohne groß zu überlegen griff sie in ihre Tasche und fischte ihr Handy heraus. “Kann ich und werd ich jetzt auch!” ,sagte sie, während sie bereits die Nummer eintippte. Ihre Mutter würde nicht begeistert sein, das war klar und so faste sie sich so kurz wie möglich und legte auf, ohne ihr überhaupt die Möglichkeit zu geben irgendwas zu sagen. Als sie das Handy wieder in ihre Tasche verschwinden lies, lächelten sie sich beide glücklich an. “So, wo waren wir?” ,fragte Aoi mit Unschuldsmiene. “Du wolltest erzählen warum dein Tag auch so chaotisch war.” ,erwiderte er und sah sie auffordernd an. Und so erzählte Aoi ihm wie ihr Tag gewesen war. Danach redeten sie noch über die verschiedensten Dinge: Wie sie beide zur Musik gekommen waren, warum sie Sänger werden wollten, woher sie die Inspiration für ihre Texte nahmen, was sie so in Zukunft planten und vieles mehr. Es war schon spät in der Nacht als sie schließlich beschlossen noch etwas zu schlafen. Zwar würden sie beide viel lieber einfach durchmachen, doch lag vor beiden ein mehr oder minder anstrengender Tag und so kam das leider nicht in frage. So machten es sich Aoi im Bett und Gackt auf der Couch bequem und es dauerte auch nicht lange da waren sie beide eingeschlafen. Ein Rütteln war das erste das sie wahrnahm, als sie langsam aus den tiefen das Schlafs emporstieg. Das nächste war die Stimme ihrer Mutter die leise aber bestimmt auf sie einredete. Moment, wieso ihre Mutter? Hatte sie nicht Bei Gackto im Hotel übernachtet? Blinzelnd öffnete sie die Augen und versuchte etwas zu erkennen, doch das grelle Sonnenlicht blendete sie im ersten Moment völlig. Gut, wenn nicht sehen dann eben hören! Was versuchte diese Stimme ihr da zu erklären? “Kleines nun wach schon endlich auf. Dein Wecker ist stehen geblieben.“ “Was?“ ,nuschelte Aoi verwirrt. Irgendwas war hier komisch. “Dein Wecker ist stehen geblieben, Schatz. Du hast verschlafen. Wenn du nicht endlich aufstehst, schaffst du es nicht mehr zu eurem Auftritt.“ Mit einem Ruck saß Aoi aufrecht im Bett und sah sich um. Sie war in ihrem Zimmer. Jetzt vollends verwirrt griff sie nach ihrem Handy und starrte ungläubig auf das Display. “Aber das… das ist doch unmöglich. Das Schulfest war doch schon gestern.“ “Gestern? Aber Schatz, ihr habt doch gestern erst alles für heute vorbereitet, wie kann es da schon gestern gewesen sein?“ “Aber wir sind doch schon Aufgetreten.“ “Schätzchen, das hast du bestimmt geträumt. Und jetzt steh auf und mach dich fertig sonst fällt euer Auftritt ins Wasser.“ Und mit diesen Worten stand ihre Mutter auf und verlies das Zimmer. Zurück blieb eine völlig konfuse Aoi. “Ein Traum? Das … das soll alles nur ein Traum gewesen sein?“, flüsterte sie leise und starrte ihre Wand an, an der einige Gackt Bilder hingen. “Ja, Natürlich war es nur ein Traum. Wie konnte ich ernsthaft glauben so was passiert wirklich? Ich bin so blöd.“, sprach sie ins leere Zimmer und versuchte den Traum abzuschütteln, doch es gelang ihr nicht wirklich. Es dauerte noch einige Minuten bis sie es schaffte aufzustehen und unter die Dusche zu steigen. Noch während sie sich anschließend fertig machte, grübelte sie darüber nach wie es sein konnte das ein Traum, der unmöglich wahr sein konnte, so viele Dinge beinhaltete die jetzt wirklich eintrafen. Der stehen gebliebene Wecker, das fertig machen in Rekordzeit, das Frühstück das wirklich ausfallen würde, das zur Schule rennen, denn ein Bus fuhr zu dieser Zeit wirklich nicht. Mit der Frage beschäftigt, ob es wohl noch mehr Übereinstimmungen geben würde, verließ sie schließlich das Haus und machte sich im Laufschritt auf den langen Weg zur Schule. Völlig in Gedanken versunken achtete sie nicht wirklich auf den Weg, auch nicht als sie um eine ganz bestimmte Ecke bog. Und so kam es wie es kommen musste. Kaum auf die Hauptstraße abgebogen, lief sie in einen Mann hinein und stolperte erschrocken zurück. “Kannst du nicht besser aufpassen?“, blaffte er sie an, warf ihr einen bösen Blick zu und ging weiter. Aoi aber blieb noch einen kurzen Moment verwirrt stehen und starrte dorthin wo der Mann eben noch gestanden hatte. Dann schnellte ihr Kopf in den Nacken und ihr Blick suchte ein ganz bestimmtes Fenster, des Hotels gegenüber. Es war leer. Natürlich war es leer, was hatte sie erwartet!? Nur weil sich ein paar Dinge aus ihrem Traum wiederholten, würde noch längst nicht alles wahr werden. “Wäre ja auch zu schön gewesen.“ ,flüsterte sie und wandte den Blick vom Fenster ab. “Suchst du jemanden?“, flüsterte ihr da plötzlich eine wohlbekannte Stimme ins Ohr. Eine Gänsehaut überzog ihren ganzen Körper als sie einen warmen Atem an ihrem Hals spürte. Sie wagte nicht zu atmen, aus Angst sie würde den Zauber zerstören, doch sie musste es einfach wissen. “Ist das auch wieder nur ein Traum?“ ,fragte sie leise und schloss die Augen während sie auf eine Antwort wartete. “Ein Traum?“ ,fragte die Stimme und sie spürte wie eine Hand ihren Arm entlang strich. “Ich hatte heute Nacht einen sehr sonderbaren Traum und nach dem Aufwachen stellte sich heraus das erstaunlich viel davon Wirklichkeit geworden ist.“ Sie spürte wie der Sprecher näher an sie heran trat, so das sie die Wärme seines Körpers im Rücken spüren konnte. “Nur eine Sache fehlte noch und ich hatte keine Lust noch ein paar Stunden zu warten.“ ,hauchte er ihr ins Ohr und sie konnte das Lächeln regelrecht fühlen. Aoi öffnete die Augen und atmete noch einmal tief durch. “Bist du denn sicher dass du wach bist?“ Mit einem leisen Lachen trat er einen Schritt zurück und sagte: “Ja, ganz sicher!“ „Ich also auch?“, fragte sie und drehte sich endlich um. Und da stand er, genau so wie er im Traum ausgesehen hatte und schenkte ihr ein breites Lächeln. “Ja, du auch! Und ich bin froh darüber.“ “Warum?“ “Weil es schade wäre einen so interessanten Menschen nur im Traum kennen lernen zu dürfen.“ Als Aoi daraufhin glücklich lächelte, lachte er wieder. Dann legte er den Kopf schief, musterte sie kurz und fragte dann mit einem frechen Grinsen: “Bekomm ich als alter Bekannter etwa nicht mal eine Umarmung zur Begrüßung?“ Da war Aoi alles andere egal und mit einem fröhlichen Quietschen sprang sie in seine Arme und kuschelte sich an ihn. “Aoi!“, hörten sie da jemanden rufen und Aoi drehte den Kopf so weit es ging ohne sich von ihm lösen zu müssen. Wie sie es schon aus ihrem Traum kannte stand ihre Freundin Bea einige Meter weiter die Straße runter. Allerdings winkte sie ihr nicht zu, sondern stand starr da und sah zu ihnen beiden hinüber. Offensichtlich hatte sie ihr zusammentreffen im näher kommen beobachtet und wusste jetzt nicht so recht was sie tun sollte. Bevor Aoi überlegen konnte wie es jetzt weiter gehen sollte, löste sich Gakuto von ihr und trat einen Schritt zurück. Auf Aois fragenden Blick sagte er: “So weit ich mich erinnere habt ihrs doch eilig, oder?“ Als Aoi widerwillig nickte, da sie eine viel zu frühe Trennung fürchtete, grinste er nur und trat einen Schritt zur Seite. “Ich war so frei euch eine Fahrgelegenheit zu beschaffen.“ Ungläubig sah Aoi zwischen ihm und dem Taxi hin und her. Dann lachte sie kurz, umarmte ihn noch mal dankbar und winkte dann aufgeregt ihrer Freundin zu ihnen zu kommen. Jetzt wusste sie genau dass sie sich getäuscht hatte! Dieser Tag würde alles andere als schlecht werden, es würde einer der besten ihres Lebens werden! Und vielleicht würde es ja nicht mal bei diesem einen bleiben… ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)