NCIS: Los Angeles - Der Adventskalender 2011 von Yulia_Federkiel ================================================================================ Kapitel 6: 6. Dezember: "Motel" mit Kensi Blye & Marty Deeks ------------------------------------------------------------ 06. Dezember 2011 Motel mit Kensi Blye & Marty Deeks Es war schon ziemlich spät am Abend, als Detective Marty Deeks seinen Wagen nach einer gefühlten Ewigkeit auf der Landstraße endlich verlangsamte und auf den Parkplatz eines doch recht verlassen aussehenden Motels fuhr. Mit einer automatisierten Handbewegung stellte er den Motor ab und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Trotz des enormen Kaffeekonsums war er hundemüde und die Verlockung, einfach hier im Auto einzuschlafen, war – wie er zugeben musste – ziemlich groß. Doch dann wanderten seine Blicke langsam zu der jungen Frau auf dem Beifahrersitz, die sich in die Polster gekuschelt hatte und mit einem seligen Gesichtsausdruck tief und fest schlief. Er lächelte. In diesem Augenblick sah Kensi so friedlich aus, dass er sie wohl stundenlang einfach nur ansehen konnte. Doch er wusste genau, dass seine Partnerin ihm das übel nehmen würde. So öffnete er schließlich mit einem stummen Seufzen die Fahrertür und ließ die kalte Nachtluft ins Wageninnere strömen, während er sich langsam aus dem alten und überaus unbequemen Fahrersitz quälte. Mittlerweile bereute er es, nach dem langen Undercovereinsatz nicht mehr die Zeit oder Muße gefunden zu haben, ins OSP zurückzukehren und diese Klapperkiste gegen seinen eigenen Wagen zu tauschen. Zumindest die Fahrt wäre so um Einiges bequemer gewesen und er hätte jetzt mit Sicherheit nicht das Gefühl, angequetschtes Fallobst zu sein. Langsam umrundete Deeks das in die Jahre gekommene Auto und öffnete vorsichtig die Beifahrertür. „Aufwachen, Wikipedia, wir sind da“, flüsterte er in fürsorglichem Tonfall und stupste Kensi vorsichtig in die Seite. Ja, er nutzte diesen Spitznamen für sie, seit sein bester Freund Ray ihn ihr verliehen hatte. Er wusste selbst nicht so ganz, wieso eigentlich, aber er tat es. Vielleicht lag es an dem Versprechen, dass er seinem Kumpel damals gegeben hatte: anzurufen und ihm zu erzählen, was aus allem geworden war. Währenddessen war Kensi langsam aus ihrem Schlummer erwacht. Sie brummte etwas Unverständliches, öffnete dann aber die Augen und sah ihren Partner ein wenig verwirrt an. „Hab … hab ich geschlafen?“ Deeks grinste. „Wie ein Murmeltier“, antwortete er. „Wir sind da.“ „Oh“, machte Kensi daraufhin und bemühte sich, in einer möglichst raschen Bewegung ihren Sicherheitsgurt zu lösen und aus dem Wagen zu krabbeln. „Du hast nicht zufällig Kaffee dabei?“ „Nein, tut mir leid, der ist gerade aus“, kommentierte Deeks, woraufhin Kensi einen Flunsch zog. Sie hatte die Augen jetzt völlig geöffnet und ließ ihre Blicke langsam durch die Gegend schweifen. Das Motel, zu dem Deeks sie gefahren hatte, sah ziemlich schäbig aus. Der Name auf der Leuchtreklame flackerte, einzelne Buchstaben hatten sogar schon völlig den Geist aufgegeben. Skeptisch wandte sie sich an ihren Partner, während sie die Arme vor Kälte fester um ihren Körper schlang. „Okay, und hier sind wir wirklich richtig?“ Deeks nickte. Fürsorglich holte er eine Jacke aus dem Kofferraum und legte ihn Kensi um die Schultern. „Würde ich es dir denn je antun, mich zu verfahren?“, fragte er mit einem Hauch seiner gewohnten Selbstgefälligkeit in der Stimme, woraufhin sich Kensi sofort unwirsch aus der leichten Umarmung befreite, die mit der Jacke einhergegangen war. In einer anderen Situation hätte sie vermutlich überdeutlich genickt und hätte damit einen handfesten Streit zwischen ihnen heraufbeschworen, aber dann wären sie wohl noch stundenlang hier auf dem Parkplatz beschäftigt gewesen und kämen überhaupt nicht mehr zu dem, was sie eigentlich vorhatten. Deeks hatte inzwischen einen einigermaßen enttäuschten Gesichtsausdruck angenommen und stopfte die Hände in seine Hosentaschen, wodurch sich Kensis schlechtes Gewissen regte. Immerhin wusste sie, dass er es im Grunde ja nur gut mit ihr meinte und sein Tag eindeutig genauso anstrengend gewesen war, wie der ihre. Nein, anstrengender sogar, denn er hatte sich ohne zu murren hinters Steuer gesetzt, damit sie zumindest für ein paar Minuten die Augen zumachen konnte. „Na dann, wollen wir los?“, murmelte sie mit Entschuldigung heischendem Blick und war erleichtert, dass er sich ohne einen weiteren Kommentar in Bewegung setzte. „Okay, ich hol die Schlüssel und du kannst, wenn du möchtest, schon mal zum Zimmer vorgehen.“ Sie nickte und zwang sich zu einem matten Lächeln. „Welches Zimmer war es noch mal?“ „Nummer 27. Erster Stock, immer links halten. Dann kannst du es gar nicht verfehlen“, erklärte ihr Deeks bereitwillig den Weg, woraufhin allerdings der skeptische Blick von vorhin noch einmal zurück in ihr Gesicht fand. Und obwohl sie wusste, dass ihre Reaktion in diesem Augenblick die Falsche war, schaffte sie es nicht, einen Kommentar für sich zu behalten. „Du kennst dich hier aber wirklich gut aus“, bemerkte sie also beiläufig, „bist wohl häufiger hier, was?“ Deeks lächelte sie charmant an. „Tja, wer kann, der kann“, meinte er selbstzufrieden, doch schon im nächsten Augenblick wusste er, dass es die falsche Antwort gewesen war, und ruderte zurück. „Nein, im Ernst. Ich war noch nie hier. Ich habe mir nur die Beschreibung gemerkt.“ Doch im Prinzip war es bereits zu spät. „Weißt du, genau wegen dieser Reaktion finde ich Motels widerlich. Die meisten von ihnen sind dreckig, heruntergekommen und eigentlich nur dazu da, damit niveaulose Typen wie du nicht dem Risiko ausgesetzt sind, eine Frau mit zu sich nach Hause nehmen zu müssen, wenn es sowieso nur bei einer Nacht bleiben soll.“ Kensis Tonlage war bereits gefährlich hoch und selbst durch die Dunkelheit konnte Deeks dieses gefährliche Funkeln in ihren Augen erkennen. Eigentlich hätten in diesem Moment sämtliche Alarmanlagen bei ihm angehen müssen, doch dieser Herausforderung konnte er nicht widerstehen. „Also ich denke, mit der richtigen Frau an meiner Seite ist mir der Ort eigentlich ziemlich egal. Klar, eine Luxussuite im Château Marmont hat schon was, aber solange das Zimmer sauber und zweckdienlich ist, macht mir ein Motel auch nichts aus.“ Jetzt hatte er eindeutig die Grenzen von Kensis Belastbarkeit unter Schlafmangel überschritten. Sie sah ihn wütend an und stemmte die Hände in die Hüften. „Und genau aus diesem Grund“, giftete sie ihn an, „würde sich niemals eine auch nur halbwegs vernünftige Frau auf so was hier einlassen! Und jetzt hol endlich den verdammten Schlüssel, bevor ich es mir anders überlege und dich allein zu diesem blutverschmierten Tatort gehen lasse!“ Deeks schluckte und sah aus wie ein getretener Hund. Ohne einen weiteren Kommentar verschwand er in Richtung Rezeption, während er sich in Gedanken dafür verfluchte, es wieder einmal vermasselt zu haben. Vorschau für morgen: "Meer" mit Sam Hanna So, ich wünsche allen noch einen schönen Nikolaus ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)