Unmei no Akuma von Ascian_Dragon (Searching after the Memories) ================================================================================ Kapitel 4: Verlorene Erinnerung ------------------------------- Es vergingen drei Tage. William hatte trotz Vhil’s Rückkehr dem Rothaarigen eine Predigt gegeben, da dieser die Kleine überhaupt kurz aus den Augen gelassen hatte. Während Grell versuchte, seinen Boss zu überzeugen, dass er das nächste Mal gut aufpassen würde, fragte sich Vhil insgeheim, wie Will das überhaupt mitbekommen hatte. Auf die Bedingung, die sie stellte, damit sie bei den Shinigami blieb, wollte der Leader zuerst gar nicht eingehen, doch er gab auf. Vhil saß auf ihrem Bett und las ein Buch, welches in der kleinen Bibliothek war, die die Shinigami besaßen. Eigentlich war sie keine Leseratte, aber da ihr langweilig war, wusste sie nicht, was sie sonst tun sollte, denn ohne Aufsicht rausgehen durfte sie nicht, da vertraute Will ihr noch nicht so richtig. Die Sonne stand hoch am Himmel und die Türkishaarige schlug das Buch zu. Sich vom Bauch auf den Rücken rollend starrte sie nun auf die Decke. Vier Tage war sie nun hier und hatte keine Spur von Ciel Phantomhive. Langsam überlegte sie, ob sie diesen je finden würde. Martin erschien neben ihr und grinste. „Bereust du es jetzt etwa, dass du dich umentschieden hast?“ wollte er wissen. Seine Meisterin seufzte nur und sah ihn aus den Augenwinkeln an. „Ich hab meine Pläne einfach nur geändert.“ sagte sie nur und schloss die Augen. Sie hatte überlegt, da die Shinigami bestimmt irgendwo alle Namen der Stadtbewohner hatten, ob sie vielleicht dort Ciel finden würde. Sollte er nicht dabei sein, dann hieß es wohl, dass er entweder gar nicht mehr im Lande war oder dass sein Name gestrichen wurde, weil er nun kein Mensch mehr war. Aber wie sie an solch einer Liste rankommen sollte, wusste sie ehrlich gesagt noch gar nicht. Einfach fragen wäre die leichteste Option, aber ob die Kerle ihr die Liste aushändigen, wusste sie nicht und sie bezweifelte es auch. „Vielleicht hättest du es richtig planen sollen, bevor du wieder zurückgegangen bist… Ich lasse mich nicht gerne von Männern anschwulen…“ knurrte Martin und löste sich auf. Vhil grinste nur und dachte nach. Während sie dies tat, schlief sie ein. Sie hörte nicht, wie die Tür geöffnet wurde. „Oi, Will hat-“ Ronald, der wieder dazu genötigt wurde, Vhil zu holen, stutzte, als er die Kleine auf dem Bett schlafend sah. Er schlich sich näher heran und setzte sich an den Bettrand. „Wenn sie schläft, ist sie recht gut zu ertragen…“ murmelte er vor sich hin und strich der Kleinen eine Strähne aus dem Gesicht. Der Brillenträger seufzte. Auch wenn sie immer auf stark tat, bezweifelte er, dass sie es wirklich war. Sie sah recht zerbrechlich aus und als er sie in dieses Zimmer gebracht hatte, sah sie im Schlaf gequält aus. Ob ihre Vergangenheit hart war? Er konnte es sich irgendwie gut bei ihr vorstellen, doch er wollte sich nicht darauf festlegen. Neugierde wuchs in ihm. Er wollte wissen, was geschehen war. Vhil rührte sich. Sie legte sich auf die Seite und vergrub ihr Gesicht in die Decke, auf der sie lag. „Kaa-san…“ murmelte sie im Schlaf. Ronald schwieg und betrachtete sie weiterhin. Sie war die ganze Zeit allein… Nur wieso? Was genau war passiert? Später am Nachmittag wurde Vhil wach. Sie richtete sich auf und blickte umher. Niemand war da. Sie kletterte aus dem Bett und steuerte ins Badezimmer zu. Nach einigen Minuten ging sie raus und öffnete die andere Tür. Am Badezimmerspiegel hatte Ronald ihr einen kleinen Zettel hingehängt, dass William nach ihr gerufen hatte und dass sie sich zu ihm begeben sollte, wenn sie wieder wach war. Seufzend verließ sie ihr Zimmer und trottete die Treppen runter. Sie kannte sich langsam im Quartier hier aus und hatte schon festgestellt, dass die Gegend hier einfach nur riesig war. Als sie im Gemeinschaftsraum ankam, saßen nur Eric und Alan auf der Couch. Leicht schnaubend kam sie den Beiden näher. „Oi, habt ihr William gesehen?“ wollte sie wissen. Sie bemerkte, dass Alan recht nah neben Eric saß und sie nun leicht erschrocken ansah, als hätte sie ihn bei irgendetwas erwischt. Eric saß nur lässig dort und musterte die Kleine. „Er musste kurz weg.“ entgegnete er und zog an der Zigarette, die er im Mundwinkel hängen hatte. „Was? Erst ruft der mich und jetzt ist er nicht da? Ich glaub, ich spinne!“ fauchte Vhil verärgert und setzte sich auf der anderen Couch. Sie wandte ihren Kopf in die entgegen gesetzte Richtung der Beiden und dachte sich ihren Teil. Es dauerte nicht lange, da wurde Vhil erneut müde. Sie fragte sich, was es war. Es fing am vorherigen Tag an, da war sie beinah beim Abendessen eingeschlafen, wenn Grell ihren Kopf nicht daran gehindert hätte, in die Salatschüssel zu fallen. Nach einigen Sekunden war sie wieder eingeschlafen. Diesmal war es komisch. Vhil schien wieder zu träumen, aber irgendwie wirkte es nicht so. Sie stand wieder auf dem Pfad, von welchem sie damals geträumt hatte. Schluckend folgte sie diesem. Die Bäume um sie herum waren diesmal nicht verbrannt, sie blühten. Alles schien in Ordnung zu sein, stellte sie fest und als sie dann zu der Lichtung kam, in der sich im letzten Traum die Wege gespalten hatten, staunte sie nicht schlecht, als der Weg ungespalten in die Richtung des weiter hinter liegenden Anwesens führte. Vhil lief los. Das Anwesen stand noch? Hoffnung war in ihrem Gesicht zu erkennen. Sie lief den Weg entlang, der nicht wie das letzte Mal so endlos schien. Sie kam ihrem Ziel immer näher. Als sie anschließend vor dem Anwesen stand, explodierte der Wald hinter ihr. Erschrocken drehte sie sich um und musste entsetzt feststellen, dass die Bäume brannten. Als sie wieder zum Anwesen sah, weitete sie ihre Augen: Dieses war vollkommen zerstört, Flammen fraßen sich durch die Wände und Teile stürzten herunter. „Nein…“ hauchte sie und wollte ins Anwesen hinein, doch dann stoppte sie abrupt. Sie sah ein kleines Mädchen mit langem Haar. Es hielt ein Messer in der Hand, Blut bedeckte seinen ganzen Körper, die Augen waren leer. Vhil wich zurück. Sie war das Mädchen. Um der Kleinen herum lagen Leichen verstreut. Manche hatten fehlende Gliedmaßen. Hinter dem Mädchen erschien eine Gestalt. Sie kniete sich hin und umarmte das Kind. Als Vhil näher kam, entdeckte sie Martin. Sie erinnerte sich. Damals war sie die einzige Überlebende und Martin hatte sie gefunden. Doch irgendwie tat ihr der Kopf weh. Sie fasste sich an die Schläfe, die stark zu pochen begann. Irgendetwas war da falsch. Martin hatte sie nicht gefunden… Szenen schossen ihr durch die Gedanken. Die Leiche ihrer Mutter. Ihr Vater mit einem irren Blick. Martin, der von seinem Körper in ihren übergewechselt war. Eine weitere Gestalt, die den Namen „Phantomhive“ erwähnte und verschwand. Das war es. Sie suchte Ciel nur, weil die unbekannte Gestalt seinen Familiennamen erwähnte… Aber warum? „Vhil? Hey Vhil!“ rief es. Die Kleine zuckte kurz zusammen, ehe sie die Augen öffnete. Über ihr stand Ronald, der sie musterte, ehe er sich aufrichtete und sich zu jemanden wandte. „Sie ist wach.“ meinte er und trat einen Schritt beiseite. Vhil setzte sich langsam auf und erblickte William, der sie ebenfalls musterte. Kurz wusste sie nicht, was passiert war, ehe sie sich wieder erinnerte. „Hmpf!!“ machte sie und verschränkte die Arme. „Erst mich rufen lassen und dann selbst verspätet kommen!“ knurrte sie nur und verengte die Augen. Der Angesprochene zuckte mit den Schultern und richtete sich seine Brille. „Du scheinst in letzter Zeit müde zu sein.“ sagte er und verengte die Augen. Vhil schwieg darüber. Also war es ihnen auch aufgefallen. „Kein Wunder, so langweilig es hier ist.“ „Ich habe festgestellt, dass deine dämonische Aura stärker wird, wenn du schläfst…“ Die Türkishaarige schluckte. „Wie…?“ „Träumst du etwas?“ fragte Will weiter und hatte sich auf der anderen Couch niedergelassen. Ronald wurde rausgeschickt, sodass beide alleine im Raum waren. Die Kleine senkte den Blick. „Naja… ich träume von meiner Vergangenheit… Aber… was hat das jetzt mit meiner Aura zu tun?“ fragte sie zurück und sah den anderen ein wenig unsicher an. Dieser hatte die Arme vor sich verschränkt und schwieg einige Sekunden, ehe er zu sprechen begann: „Nun… Als ich dich fragte, wie der Dämon in deinen Körper gelangt ist, hast du es mir nicht sagen wollen. Kann es sein, dass du dich nicht daran erinnern kannst?“ Vhil stutzte. Wenn sie darüber nachdachte… Tatsächlich waren ihre Erinnerungen verschleiert. Wer ihre Familie umbrachte, wusste sie nicht mehr. Sie konnte sich an Stücke erinnern, aber eine innere Stimme sagte ihr, dass diese falsch waren. Sie erinnerte sich an den Namen „Phantomhive“, aber genaueres wusste sie auch nicht. Sie dachte, wenn sie den Jungen fand, würde sie vielleicht Antworten bekommen, doch langsam hatte sie Zweifel, ob es überhaupt ihre Erinnerung war. „Ich…“ begann sie, doch sie verstummte. Was wollte sie denn eigentlich sagen? „Dachte ich es mir doch…“ kam es leise von William. Vhil sah auf. „Was…?“ „Deine Erinnerungen wurden manipuliert. Du kannst dich nicht richtig an deine Vergangenheit erinnern und weißt auch nicht, wie der Dämon zu dir kam. Irgendjemand hat scheinbar seine Finger im Spiel gehabt…“ „Aber…“ begann Vhil und schluckte. „Wenn meine Erinnerungen manipuliert wurden… sollte sich Maru nicht daran erinnern?“ Dieser tauchte neben ihr als Schatten auf und seufzte. „Leider muss ich dich enttäuschen… Auch ich kann mich gar nicht daran erinnern. Aber scheinbar war ich bereits in deinem Körper, als dieser Zauber eingesetzt wurde, sodass auch ich betroffen bin.“ murmelte der Dämon und verschwand wieder. Will verengte die Augen. „So ist das also…“ murmelte er und erhob sich. „Ich recherchiere etwas… Du kannst gehen.“ „Warte!“ Vhil sprang auf und schluckte. „Heißt das… dass dieser Jemand, der meine Erinnerung manipuliert… noch immer hinter mir her ist oder so?“ wollte sie wissen. Darauf wusste William keine Antwort. Die Kleine senkte den Blick und schwieg. Die Tür flog auf und Ronald kam herein. Er hatte die ganze Zeit an der Tür gestanden und das Gespräch mitgehört. Jedoch sagte er nichts und hielt Vhil seine Hand entgegen. Sie sah auf. „Ich bring dich auf dein Zimmer.“ murmelte er. Das Mädchen ergriff seine Hand und ließ sich hinterher ziehen. Im Zimmer angekommen setzte sich Vhil auf ihr Bett und starrte auf ihre Beine. Ronald stemmte die Hände in die Hüfte. „Wenn du was brauchst, dann ruf mich.“ sagte er knapp. Als er gehen wollte, spürte er einen Widerstand. „Bleib hier.“ knurrte sie, den Blick noch immer gesenkt und ihre Finger in seinem Jackett gekrallt. Der Zweifarbige seufzte nur und setzte sich neben ihr. Beide schwiegen sich an. Ronald dachte sich seinen Teil, doch er verspürte Mitleid. Die Kleine schien ein normales Mädchen gewesen zu sein, doch dank dieser Manipulation und dem Dämon wurde ihr ganzes Leben auf dem Kopf gestellt. Kein Wunder, dass sie nun niedergeschlagen war, doch irgendwie gefiel ihm diese Seite an ihr nicht. „Weißt du…“ begann sie leise und seufzte. „Ich habe gedacht, ich kann mich an meine Vergangenheit erinnern… Doch irgendwie schien all das gelogen zu sein… Jetzt, wo ich darüber nachdenke, stelle ich fest, dass ich das Gesicht meiner Mutter schon lange vergessen hatte. An meinem Vater kann ich mich gar nicht erinnern. Manchmal denke ich an Sachen, die ich einmal gemacht habe, aber im Endeffekt können auch diese Dinge bloß falsche Erinnerungen sein…“ murmelte sie und lehnte sich an den Brillenträger, welcher kurz stutzte. „Vielleicht ist auch diese sinnlose Suche nach diesem Gör eine reine Zeitverschwendung…“ knurrte sie leicht verärgert und schloss die Augen. Ronald seufzte. Er drehte sich etwas zu ihr um und legte seine Hände auf ihre Schulter, sodass Vhil nun zu ihm aufsah. „Das weißt du erst, wenn du ihn gefunden hast. Auch wenn das alles falsch sein sollte, jene Anhaltspunkte können immer noch eine Spur sein, die zu deinen richtigen Erinnerungen führt!“ sagte er und blickte recht ernst. Vhil blinzelte und sah ihm lange in die Augen, ehe sie ihm ein freundliches Lächeln schenkte. „Hm… vielleicht hast du recht.“ sagte sie und zog ihre Spieluhr hervor. Ronald musterte diese. „Diese Uhr… habe ich von jemand ganz wichtigem bekommen. Ob es meine Mutter oder Jemand anderes war, weiß ich nicht genau. Aber ich werde diese Uhr immer bei mir behalten und ich denke, sie wird mir auf der Suche nach meinen wahren Erinnerungen helfen.“ meinte sie und lächelte nun sicherer. Der andere musste schmunzeln. So gefiel sie ihm besser, aufgedreht und optimistisch. Vhil umarmte den Shinigami, sodass er vor Überraschung aufhörte zu atmen. „Eh… Was… Äh… Vhil?“ stotterte er nur und wusste nicht, wohin mit den Händen. Diese hatte die Augen geschlossen und kuschelte sich an ihn. „Danke…“ hauchte sie nur und löste die Umarmung. Der Angesprochene wurde leicht rot, doch er erwiderte das Lächeln. Solange sie nicht die Hoffnung aufgab, war alles in Ordnung. Und er überlegte sich, ob er ihr bei der Suche helfen sollte. Vhil schlug ihre Beine übereinander und verschränkte die Arme vor sich, wie sie es immer tat. Ronald ahnte nichts Gutes. „Gut, Sklave! Bring mir eine Pizza!“ befahl sie und sah ihn mit leicht schiefgelegenen Kopf an. Der Brillenträger rollte mit den Augen. „Ja, Milady…“ murrte er. „Nein, nein, nein! Das klingt so verdammt alt!“ fauchte sie und schien zu überlegen. Frech grinsend sah sie wieder zu ihm. „Nenn mich Hime-sama!“ „Du stellst Forderungen…“ brummte das Opfer. Langsam fragte er sich, was er an ihr genau mochte: Ihre überhebliche Art, ihn herumkommandieren zu wollen oder die ruhige verzweifelte Art, die seine Nähe gesucht hatte. Er erhob sich und verbeugte sich. „Hime-sama…“ sagte er nur und ging aus dem Zimmer. Als die Tür sich schloss, wurde aus dem frechen Grinsen ein sanftes Lächeln. Sie nahm ein Kissen und kuschelte sich in dieses. „Ich glaube, ich fange an, dich wirklich zu mögen, mein Sklave…“ hauchte sie und kicherte leise. Hinter ihr tauchte Martin auf, der sie eine Weile musterte, aber nichts sagte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)