Wenn ich du wäre... von Jason (Russia x Prussia) ================================================================================ Prolog: Kopfschmerzen --------------------- Serie: Axis Powers Hetalia Charaktere von: Hidekazu Himaruya Story von: Kopfschmerzen. Dieser stechende Schmerz war es, der ihn aus dem Schlaf riss. Sich die Stirn massierend, wohlwissend dass dies keinen Effekt der Besserung erzielen würde, setzte er sich im Bett langsam auf. Verdammt, hatte er am letzten Abend wirklich so viel getrunken? Er erinnerte sich kaum. Daran war 100%ig dieses klare, ekelhafte Gesöff des Russen Schuld… Zumindest redete er sich das selbst ein. Er blinzelte, es war draußen noch dunkel, er konnte im Zimmer noch nichts erkennen. Die Decke zur Seite schlagend, schwang er die Beine aus dem Bett, er brauchte etwas gegen seine Kopfschmerzen, ganz dringend. Zum Glück wusste er, wo Ludwig die Kopfschmerztabletten im Badezimmer aufbewahrte. Langsam einen Fuß vor den anderen setzend, denn er wusste was für ein Chaos in seinem Zimmer herrschte und er wollte nicht über irgendetwas stolpern, tastete er sich durch sein Zimmer und lief prompt gegen eine Wand. Er hatte zwar, wie gewohnt nach der Türklinke gegriffen, jedoch konnte er diese nicht ertasten. Er rieb sich die Nase, was war los? Er kannte sich doch blind in seinem Zimmer aus, das war doch immerhin nicht das erste Mal, dass er nach einem heiteren Abend, mit Restalkohol im Blut, am folgenden Morgen durch sein Zimmer watete um zur Küche zu gelangen. Er tastete nun mit beiden Händen die Wand vor sich ab. Keine Tür, kein Lichtschalter. Er hatte sich doch wohl nicht in seinem eigenen Zimmer verlaufen? So groß war der Raum, den er im Keller bewohnte, nun auch wieder nicht. Ebenso verwunderlich war, dass er nicht auf irgendwelche Dinge auf dem Boden gestoßen war. Hatte Ludwig etwa aufgeräumt? Unmöglich! Das Chaos in Gilberts Zimmer interessierte seinen kleinen Bruder nicht die Bohne. Mit beiden Händen die Wand abtastend bewegte er sich nun langsam an den Umrissen des Zimmers entlang, bis er schließlich die Tür erreichte und auch einen Lichtschalter daneben an der Wand angebracht vorfand. Einmal gegen den Schalter gedrückt, wurde der Raum auch bereits in helles Licht getaucht. Er kniff die Augen kurz zusammen, diese Helligkeit kam einfach viel zu plötzlich. Langsam blinzelte er und nahm den Raum wahr. Das war eindeutig nicht sein Zimmer. Das Zimmer war ordentlich aufgeräumt und das Bett war mit einer fliederfarbenen Bettwäsche bezogen. Fliederfarben. Nie im Leben würde er sich sein Bett mit solch einer Farbe beziehen. Hatte er es am Vorabend gar nicht nach Hause geschafft? Wo war er dann? Bei England? Bei Dänemark? Albern, von den beiden würde auch keiner sein Gästebett mit solch einer Bettwäsche beziehen. Er zuckte mit den Schultern, öffnete die Zimmertür und trat in den Flur. Er wollte Kopfschmerztabletten, egal in welchem Haus er nun war. Es herrschte Stille, kein Laut war zu vernehmen. Das Haus schlief also noch. Schulterzuckend tastete er sich den Gang entlang, bis er auf die nächste Tür stieß. Er drückte die Klinke herunter, stieß die Tür langsam auf und tastete nach dem Lichtschalter. Glückstreffer! Er hatte das Badezimmer auf Anhieb gefunden. Man, was war er doch talentiert! West bewahrte die Medikamente im Spiegelschrank über dem Waschbecken auf. Solch einen gab es hier auch, perfekt! Dort würde er also als erstes nachsehen. Er trat aufs Waschbecken zu, streckte die Hand bereits aus um den Schrank zu öffnen und hielt inmitten seiner Bewegung inne. Eins… Zwei… Drei… Vier… Fünf Sekunden vergingen, ehe ein markerschütternder Schrei das Haus förmlich zum erbeben brachte. Es dauerte nicht lange, da war er auch schon nicht mehr alleine im Badezimmer. „Vanya!“, Natalia, Ivan Braginskis jüngere Schwester, stand im Türrahmen. Nur in ihrem Nachthemd bekleidet musterte sie ihn erschrocken. „Was ist passiert?“ Was passiert war? Gilbert fand seine Stimme nicht auf Anhieb, um ihr von seinem großen Entsetzen zu berichten. Und selbst wenn er es ihr gesagt hätte, wie hätte ihn wohlmöglich für verrückt erklärt. Vielleicht träumte er noch? Er kniff sich in die Wange, den Schmerz spürte er, aufwachen tat er nicht. Das war kein Traum, in diesem Spiegel blickte er der entsetzlichen Wahrheit entgegen. Er wusste zwar nicht, wie es geschehen war, aber er steckte im Körper von diesem widerlichen Russen. Das erste Mal, in seinem ganzen Leben, sah Gilbert Beilschmidt in den Spiegel und fand das, was er darin sah, nicht über alle Maßen attraktiv und geil. Er hatte sich noch einmal ins Bett gelegt, seine Kopfschmerzen völlig vergessend und nachdem er Weißrussland endlich hatte abschütteln können. Diese Frau war ja richtig hartnäckig. Die ganze Zeit hatte sie darauf bestanden zu erfahren, was passiert war. Ein wenig unheimlich fanatisch hatte sie dabei gewirkt, als sie die Information aus ihm herausbekommen wollte. Nun lag er in seinem, in Ivans, Bett. Bereits drei Mal hatte er versucht auf seinem Handy anzurufen, welches wohl noch bei ihm, bzw. bei seinem Körper, sein musste. Beim vierten Mal nahm endlich jemand ab, er selbst, zumindest war es seine Stimme, die er am anderen Ende vernahm. „Braginski?“, es klang so verboten falsch, diesen Name am anderen Ende der Leitung mit seiner Stimme sagen zu hören. „DU! Ich hasse dich!“, keifte Gilbert ins Handy. Seine stille Vermutung war also richtig? Der Russe steckte in seinem, wunderbaren, preußischen, sexy Körper und Ivan hatte es scheinbar selbst noch nicht einmal bemerkt. Stille herrschte am anderen Ende. Gilbert fragte sich, was den Russen am anderen Ende der Leitung mehr verwirrte. Die Tatsache, dass dieser gerade seine eigene Stimme im Ohr hatte, oder die prompte Beleidigung, ohne jede Vorwarnung. „Du kommst jetzt sofort in dein beschissenes Haus! Wir müssen reden!“, keifte Gilbert weiter mit der Stimme des Russen ins Telefon. „Что?“, Ivan klang ziemlich verwirrt. „Du Arsch hockst in meinem Körper und du wirst dich jetzt prompt auf den Weg zu mir machen und mir zurückgeben, was meins ist!“ Gilbert wollte nicht in diesem Körper bleiben. Er hatte vorhin in den Spiegel gesehen und beinahe, so redete er sich das zumindest ein, wäre er an diesem Anblick gestorben. „Hast du mich verstanden, verdammt? Beweg meinen Arsch jetzt hier her zu mir!“, Gilbert war so energisch, dass er sich sogar aufsetzte während er sprach. „да…“, hörte er seine Stimme am anderen Ende murmeln, Ivan schien noch ziemlich benommen von der Situation zu sein, „…ich mache mich direkt auf den Weg.“ Ohne ein weiteres Wort legte der Preuße im Russenkörper auf. Verflixt und zugenäht, wie war das bloß passiert? Kapitel 1: Sieben Tage ---------------------- Gilbert hatte keine Ahnung, wie lange er nun so da lag, auf dem Bett des Russen, in der fliederfarbenen Bettwäsche. Flieder, wieso Flieder? Gilbert hätte dem Russen schwarze Bettwäsche zugetraut, schwarz wie dessen Seele, oder rot, ja, rot wie Blut oder Kommunismus! Und nun hatte er festgestellt, Ivan Braginski schlief fliederfarbend. Nun ja, immerhin trug er ja auch einen zartrosanen Schal. Wieso wunderte es ihn also überhaupt? Der falsche Russe schreckte auf, als die Zimmertür plötzlich aufgestoßen wurde. „Beilschmidt ist da! Er will zu dir!“, Natalia hatte die Augenbrauen fest zusammen gezogen. Die Weißrussin setzte bereits an, weiter zu sprechen, jedoch unterbrach Gilbert sie: „Endlich!“ Mit einem Satz sprang Gilbert vom Bett, was bei Ivans Schwester für Verwirrung sorgte. Er stürmte aus dem Zimmer und hielt inne. Musste er nun nach rechts oder nach links gehen? Ein Seufzen entfleuchte ihm. „Natalia? Kannst du ihn hinein bitten?“ Das Gesicht der Weißrussin verfinsterte sich zunehmend, zum einen schien ihr großer Bruder sehr erfreut über die Ankunft des Preußen zu sein und zum anderen schien er es nicht für nötig zu halten, sie bei ihrem Spitznamen zu benennen. „да, natürlich..“, sie klang ein wenig zerknirscht, ging den Gang dann jedoch rechts entlang, um am Ende die Treppe nach unten zu nehmen und den scheinbaren Preußen an der Haustür wiederwillig hereinzulassen. Rechts entlang ging es also nach draußen, gut zu wissen. Gilbert folgte ihr, bis zur Treppe, dort blieb er dann stehen und beobachtete das Geschehen an der Haustür. Er blinzelte, als er sein Selbst dort stehen sah. Man sah er gut aus, auch dann wenn der Russe in seinem Körper steckte, ein perfektes Äußeres konnte wohl einfach nichts entstellen. Er fand jedoch, dass Ivan in seinem Körper etwas eingeschüchtert wirkte. Lag das an Weißrussland? Was sagte sie ihm? Obwohl er sich konzentrierte, konnte er kein einziges Wort verstehen. Schnaubend schüttelte Gilbert den Kopf, der Russe sollte es bloß nicht wagen ihn als Feigling darzustellen. „Gilbert!“, rief der scheinbare Russe nach dem Ankömmling. „Komm hier rauf, sofort!“ Er schlug einen Befehlston an, über den Natalia überrascht zu sein schien. Was kümmerte ihn das? Er wollte diese Sache nur so schnell wie möglich geklärt haben. Der angebliche Preuße ließ die Schultern hängen und trat seufzend an Weißrussland vorbei. Ein eiskalter Schauer lief Ivan über den Rücken, als er aus den Augenwinkeln ihren finsteren Blick auffing. Sie war unheimlich, fast noch unheimlicher als wenn sie darauf bestand, dass er sie in seinem regulären Körper heiraten sollte. Der Russe stieg eiligen Schrittes die Treppe empor und packte den Arm seines eigentlichen Körpers, um Gilbert mit sich zu ziehen. Die beiden verbarrikadierten sich im Schlafzimmer Ivans und der äußerliche Preuße ließ sich mit dem Rücken, seufzend, gegen die geschlossene Tür fallen. Gilbert verschränkte die Arme hinterm Kopf und schnaubte abfällig: „Benimm dich nicht wie so ein Weichei, wenn du in meinem Körper steckst!“ Die Brauen des eigentlichen Russen zuckten auf, bei Gilberts Bemerkung, er äußerte sich jedoch nicht weiter dazu. „Wie ist das passiert?“, fragte Ivan schließlich, den Blick durch sein Schlafzimmer wandernd. Er schien ziemlich erleichtert zu sein. Nachdem er in Gilberts Körper, in dessen Zimmer, aufgewacht war und das ganze Chaos vor Augen hatte, hätte ihn beinahe der Schlag getroffen. Das war der zweite Schock gewesen, nachdem Anruf des Leidensgenossen. Sein eigentliches Zimmer war aber noch ordentlich. Gott sei Dank. „Keine Ahnung, was fragst du mich?“, keifte ihn Gilbert direkt an. Es war für Ivan ungewohnt, seine eigene Stimme so zu hören. Er zog die Augenbrauen zusammen und musterte das Gesicht, welches er eigentlich nur sehen sollte wenn er in den Spiegel sah. „Reiß dich mal ein bisschen zusammen, solange du in meinem Körper steckst! Ich bin in derselben verzwickten Lage, wie du!“ Gilbert schnaubte. „Meine Lage ist schlimmer als deine!“ Ivan runzelte die Stirn und hob eine Augenbraue. Ohne dass er nachfragen musste, wusste Gilbert, dass er wissen wollte wieso. „Du kannst doch von Glück reden, nun in meinem Körper zu stecken!“, raunte Gilbert und verschränkte die Arme vor der Brust. Ivan zog die Augenbrauen fester zusammen: „Und wie kommst du darauf?“ Es war beinahe schon eine unheimliche Erfahrung für Ivan, sich selbst so dermaßen arrogant grinsen zu sehen. Obwohl er sich selbst ansah, kam ihm dieses Gesicht so übermäßig fremd vor. „Du siehst das erste Mal in deinem Leben gut aus! Ich hingegen muss mich mit einer Kartoffel im Gesicht arrangieren…“ Mit einem Gesichtsausdruck, als würde man ihm eine Schaufel voll stinkendem Mist unter die Nase halten, betastete Gilbert die Nase in Ivans Gesicht, welche er derweil zu tragen hatte. „Du…!“, bei Ivan war eindeutig der Geduldsfaden gerissen. Er ging, festen Schrittes, auf Gilbert zu und holte aus, um dem frechen Preußen eine zu verpassen. Es war ihm, in diesem Augenblick, egal ob er dabei seinen eigenen Körper schlug. Eine solche Frechheit konnte er doch wohl nicht auf sich sitzen lassen. Ehe Ivans Schlag jedoch sein Ziel treffen konnte, wurde er am Handgelenk gepackt und zurückgehalten. Sowohl Gilbert, als auch Ivan, hoben überrascht die Augenbrauen. Belustigt betrachtete Gilbert seinen Körper, den er gerade mit dem des Russen aufgehalten hatte. „Ich habe gerade den ersten Vorteil an deinem Körper entdeckt, ich bin kräftemäßig überlegen! Herrlich, was ich alles mit dir anstellen könnte…“ Ivan rollte mit den roten Augen des Preußen und ein sarkastisches Lächeln legte sich auf die schmalen Lippen. „Halte dich bloß nicht zurück, ist ja dein Körper..!“ Bei diesen Worten ließ Gilbert das Handgelenk des anderen los. „Vielleicht sollte ich besser etwas mit deinem Körper anstellen…“ „Ich warne dich!“, knurrte der Russe. „Vergiss nicht, dass ich die Gewalt über dein geliebtes Äußeres habe! Wir sollten lieber eine Lösung finden, das Ganze rückgängig zu machen.“ „Ich habe eine Idee!“ Ivan zog die Stirn kraus und wirkte nicht sonderlich überzeugt von den Worten des anderen. „In Filmen gibt es das doch öfter, dass die ihre Körper tauschen!“ „Beeindruckend“, seufzte Ivan und schien die Hoffnung auf einen hilfreichen Einfall des Preußen aufgegeben zu haben. „In einem Film sind die Protagonisten mit vollem Tempo gegeneinander gelaufen und haben im Augenblick des Zusammenpralls die Körper zurückgetauscht!“, Gilbert klang so begeistert von dem Einfall, er schien tatsächlich zu glauben, dass das funktionieren könnte. Ivan hingegen war überrascht, dass ein Vokabular wie ‚Protagonist‘ in Gilberts Wortschatz existierte. „Probieren wir es aus?“, hakte Gilbert nach. „Vergiss es!“, schnaubte Ivan und öffnete den Gürtel der Hose, welche er trug. „Was tust du da..?“, fragte Gilbert augenblicklich energisch nach, „Lass meine Hose an!“ „Momentan ist es meine Hose“, erwiderte Ivan bloß trocken. „Das hilft uns nicht das Problem zu lösen!“, es war ihm deutlich anzuhören, dass ihm nicht passte, was der Russe da gerade tat. „Das nicht, aber ich muss die Situation doch nutzen um herauszufinden, was an dem Gerücht der fünf Meter tatsächlich dran ist“, Gehässigkeit hallte in seiner Stimme mit. Gilbert riss die Augen auf und fasste die Handgelenke des anderen, um ihn von seinem Vorhaben abzuhalten. „Vergiss es! Was da drin ist, geht dich überhaupt nichts an!“ Ivan wehrte sich nicht gegen Gilberts Griff. „Spätestens wenn ich auf Klo muss, sehe ich eh was sich da drin verbirgt…“ Das russische Gesicht, welches zurzeit den Gemütszustand des Preußen wiederspiegelte lief rot an, teils vor Zorn und teils vor Scham. „Wir werden dieses Problem lösen, bevor du auf Klo musst! Jetzt mach die Hose wieder zu!“ Gilbert ließ den anderen wieder los, welcher die Hose tatsächlich wieder schloss und sich den Gürtel umlegte. „Jetzt mal ein paar Ideen, die uns auch weiterhelfen, Idiot!“, knurrte Gilbert den anderen an, ohne ihn anzusehen. Irgendwie passte es ihm nicht, derartig mit seinem eigenen Äußeren, welches er doch so sehr liebte, zu reden. „Kirkland“, warf Ivan trocken in den Raum hinein und strich sich durch das silbergraue Haar, welches er zurzeit auf dem Kopf trug. „Häh?!“, Gilbert wandte sich ihm wieder zu. „Das heißt, ‚Wie bitte‘, du Tölpel!“ Ivan beobachtete bloß, wie sein Gesicht die Augen verdrehte. „Der war gestern von den Anwesenden der Einzige, dem ich so einen Mist zutraue, vollbringen zu können!“ Gilbert raufte sich Ivans Haare. „Arthur?!“ Während der Preuße noch dabei war, sich mit Ivans Einwand zu arrangieren, war der Russe damit beschäftigt durch den Raum zu gehen und aus dem Kleiderschrank seinen Schal zu ziehen. Einen bedauernden Blick, diesem Geschenk seiner Schwester widmend, trat er schließlich auf Gilbert zu und wickelte ihm diesen Schal um den Hals. „Den trägst du, versuch wenigstens dich so zu benehmen als wärst du ich, sonst schöpft Natascha noch Verdacht, wenn wir aus dem Haus gehen!“ „Natürlich“, belustigt lachte Gilbert auf, „Wer rechnet schon nicht damit, dass der eigene Bruder mit wem anders die Körper tauscht und lauert auf auffällige Ereignisse?“ Der Sarkasmus, mit dem Gilbert sich versuchte über Ivan lustig zu machen, war nicht zu überhören. „Ich warne dich Gilbert!“ Der Preuße murmelte etwas unverständliches, was Ivan mit einem kurzen Schnauben erwiderte. „Also machen wir uns nun auf zu Arthur?“, hakte der Preuße nach. Ivan war bereits auf dem Weg zur Tür und zuckte mit den Schultern: „Es sei denn, du hast eine bessere Idee!“ Gilbert überlegte einen Augenblick, hatte jedoch keinen logischen Einwand und folgte ihm deshalb, während er ununterbrochen auf seinen Hintern starrte, irgendwie hatte es ja was, sich selbst so betrachten zu können. Er grinste in sich hinein. Die spontane Reise zu Arthur, ging Ivan dezent auf die Nerven. Gilbert hatte es keine Minute lang geschafft, seine Klappe zu halten und hatte ununterbrochen über sein Äußeres, welches Ivan zurzeit mit sich trug, geschwärmt und nicht die Finger von ihm gelassen. Zugegeben, hätte der Russe es im Normalfall begrüßt die ganze Zeit über von Gilbert betatscht zu werden, jedoch lag es mehr in seinem Interesse dabei im eigenen Körper zu stecken und von Gilberts Händen angefasst zu werden. Dieses narzisstische Arschloch! In seinem eigentlichen Körper hätte Ivan diesem selbstverliebten Idioten schon mindestens drei Mal das Maul gestopft. In seiner momentanen Lage, fühlte er sich jedoch unterlegen und startete nicht einmal einen ernsthaften Versuch. Umso erleichterter war Ivan, als sie endlich bei Arthur ankamen und klingelten. Es brauchte nur einige Augenblicke, ehe die Tür geöffnet wurde und sich Gilbert prompt an Arthur vorbei ins Haus schob. Die Augenbrauen des Teeliebhabers zuckten bereits gefährlich verärgert, er schien sich keine Spur vor dem scheinbaren Russen zu fürchten. „Gilbert, unhöflich wie eh und je!“ Der Engländer ließ den überraschten Ivan, im Preußenkörper, eintreten, während er zu Gilbert sprach. Obwohl sie bereits den Verdacht gehabt hatten, dass Arthur Kirkland etwas damit zu tun hatte, waren beide letztendlich doch überrascht, dass dieser zu wissen schien, dass die beiden im jeweiligen Körper des anderen steckten. „Du dreckiger..!“, Gilbert packte Arthur am Kragen und drückte ihn gegen die nächstgelegene Wand. „Well…“, der Engländer hob bloß die Augenbrauen, scheinbar schien Gilbert bei weitem nicht so angsteinflößend zu sein wie Ivan, der russische Körper hin oder her. „Fass mich nicht an, oder du bleibst auf ewig so, wie du jetzt bist!“ Wie ein trotziges Kind ließ Gilbert von Arthur ab, als habe man ihm verboten mit seinem Spielzeug zu spielen. „Was soll dieses Spielchen?“, hakte nun Ivan nach, und was Gilbert an der Fähigkeit, Angst einzuflößen, fehlte, hatte Ivan deutlich in Überschuss. Reflexartig wich Kirkland etwas von ihm und richtete sich seinen Hemdkragen. „Ihr beide wart doch gestern so am rumjammern, wie gut es der jeweils andere von euch beiden doch hat“, schnaubte er abfällig. „Gilbert wolle unbedingt wieder Land haben und du sagtest, du seist froh wenn du mal für einige Zeit Ruhe von deiner ganzen Arbeit hättest.“ Er zuckte mit den Schultern. „Jetzt habt ihr beide doch, was ihr wolltet!“ „Das war doch nur so daher gesagt, ich will meinen Körper wieder haben!“, sprachen sie beide, wie aus einem Mund. „Mach das wieder rückgängig!“ „Kann ich nicht!“ Sowohl Ivan, als auch Gilbert, drohten die Fassung zu verlieren bei diesen Worten. Das sollte doch wohl ein Scherz sein? Keiner der beiden strebte ein Leben im Körper des anderen an. Ehe jedoch einer der beiden wörtlichen Protest einlegen konnte, ergriff Arthur bereits wieder das Wort. „Sieben Tage“, seufzte er und strich sich einmal durchs Haar. „Ohne diesen nur noch sechs, dann löst sich der Zauber von alleine wieder auf.“ Sieben Tage, sieben verdammte Tage im Körper des anderen. Kapitel 2: Tag 1 (Teil 1) ------------------------- Das alles war doch ein Scherz. Ein ganz übler Scherz.   Die beiden Körperfremden befanden sich gerade auf dem Rückweg von Arthurs Haus. Gilbert saß, noch immer im Körper des Russen, neben seinem eigenen Antlitz und starrte durch die Frontscheibe auf die Straße. Als er abfällig schnaubte, hob der andere Mann die Augenbrauen und wartete darauf, dass Worte folgten. „Arthur sollte niemals wieder Alkohol bekommen.“ Gilbert verschränkte die Arme. „Dann kommt er auch nicht auf so unglaublich bescheuerte Ideen wie diese.“   Ivan zuckte mit den Schultern. „Sieben Tage“, meinte er und runzelte die Stirn. „Das werden wir doch wohl hinbekommen.“   Der Preuße schien nicht sonderlich überzeugt zu sein. Er wollte seinen Körper zurück. Der Blick seiner roten Augen schweiften am anderen Mann auf und ab und zuckte mit den Mundwinkeln. Er kam nicht drum herum mal wieder festzustellen, dass er unsagbar gut aussah. Sich selbst betrachten zu können, war es aber nicht wert nun in diesem Russenkörper zu stecken. Er verzog das Gesicht und lockerte den Schal um seinen Hals.   „Verhalte dich einfach nicht zu auffällig und bitte… nimm für diese sieben Tage deine Rolle als Russland ernst!“ Ivan klang so, als wäre da nicht mit ihm zu spaßen. Dennoch ließ Gilbert sich nur wenig davon beeindrucken und er zuckte lässig mit den Schultern. „Ich mache, was ich will.“ Das hat er schon immer getan und das würde er auch immer tun. Das schwor er sich selbst.   „Tsk-!“ Der falsche Preuße hob die Augenbrauen und wirkte für einen Moment sehr hochnäsig. „Kein Wunder, dass du mittlerweile am Boden bist und kein eigenes Land mehr zu verzeichnen hast.“   Gilberts Reich bestand aus einem kleinen Kellerzimmer, das in purem Chaos versank. Was dieser jedoch mit seinem eigenen Leben anfing, war ihm egal. Ihn hatte zwar der Schock getroffen bei diesem Anblick, aber das war nicht sein Problem. Seine Sorge bestand nun darin, dass dieser Chaot sieben Tage in seinem Körper festsaß und als Russland in der Lage wäre Chaos zu verbreiten. Die Beziehung der beiden hätte man nicht gerade als harmonisch bezeichnen können, daher würde es dem Preußen wahrscheinlich nichts ausmachen ihm zu schaden… Das würde er nach dem ganzen Hokuspokus dann ausbaden dürfen… oder er verhinderte, dass es überhaupt erst soweit kam.   „Hast du Hunger?“ Gilbert blinzelte und legte sich eine Hand auf den Russenbauch. Er nickte langsam. „Aber wir gehen essen, was ich will!“, legte er sofort fest.   Ivan widersprach nicht. Er stellte keinerlei Ansprüche und da er das Land war, das der größeren Gefahr unterlag Nachteile aus dieser Situation zu ziehen, zog er es vor Gilbert zufrieden zu stellen. Wenn der Preuße nichts zu bemängeln hatte, dann kam er doch sicherlich auch nicht auf dumme Ideen.   „Und du zahlst“, fügte der falsche Russe noch an. „Also ich zahle“, er grinste tückisch. „Aber mit deinem Geld.“ Er zuckte belustigt mit den Augenbrauen und erntete von dem anderen Mann ein Stirnrunzeln. Für Gilbert musste das wohl, nach langer Zeit, ein herausragender Moment sein, denn er war zahlungsfähig.   „Und was möchtest du essen gehen?“   Gilbert stellte den Sitz zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und legte die Füße auf das Armaturenbrett. Dieser Anblick war so unsagbar falsch… niemals im Leben hätte sich Ivan einer solchen Gemütlichkeit im Auto hingegeben. Ivan verdrehte die Augen und ermahnte sich selbst, den anderen jetzt nicht zu ermahnen.   „In ein gutes, teures Restaurant, in dem ich ein großes Wiener Schnitzel mit einer riesigen Portion Pommes bekomme!“   Wiener Schnitzel. Ivan atmete langsam und schwer durch. Er hatte mit Bratwurst und Bier in einer Imbissbude gerechnet und sich bereits innerlich auf die schlimmsten, deutschen Klischees vorbereitet. Gilbert schien es jedoch lieber österreichisch zu mögen… und mit einem Mal wünschte er sich in eine deutsche Frittenbude…   „Und vielleicht noch einen Salat dabei?“, fragte Ivan trocken.   Gilbert schüttelte jedoch den Kopf und winkte ab. „Ich bin doch keine Kuh!“   ‚Nein‘, dachte Ivan. ‚Aber ein Ochse.‘   Es missfiel Ivan sehr deutlich, aber schlussendlich landeten sie dort, wo Gilbert sie haben wollte. Der verzogene Preuße wollte Wiener Schnitzel? Dann bekam er Wiener Schnitzel. Da Kirkland diesen Hokuspokus nicht vorzeitig beenden konnte, war es einfach das Klügste, den Wünschen des narzisstischen Egozentrikers nachzukommen. Seine Unmut würde er dann äußern können, wenn er wieder die Gewalt über sein eigenes Ich hatte.   Sie haben einen Platz in einer Ecke eingenommen. Fern von allen Fenstern und sehr unscheinbar im Raum. Gilbert hatte darauf bestanden. Er wollte nicht, dass man Ivan und ihn zusammen beim Essen sah.   Ivan hätte nichts dagegen gehabt, wenn man sie gemeinsam gesehen hätte. Er wäre nun auch in der Lage gewesen das zu manipulieren… er steckte nun immerhin im Körper des Preußen… Aber jedes Mal, wenn ihm eine Idee zu seinen gewünschten Gunsten kam, verwarf er den Einfall jedes Mal schnell wieder. Das Risiko war einfach zu groß, so lange der Preuße auch die Gewalt über ihn hatte.   „Ich nehme an, du kannst das Schnitzel hier empfehlen?“   Gilbert zuckte mit den Schultern. In diesem Restaurant hatte der Preuße zuvor noch nie gegessen. Er war doch kein Idiot und ging mit diesem Kommunisten-Arsch in ein Lokal, in dem er bekannt war. „Iss einfach worauf du Lust hast. Wird schon gut sein.“  Er schaute nicht einmal auf, als er dem Russen antwortete.   Unhöflicher Flegel.   Ivan entschied sich lediglich für eine große Portion Pommes und einen gemischten Salat. Das sollte reichen. Als sie bestellten und Gil sich ein Bier orderte, schnaubte der Russe schließlich doch. „Das kippst du nicht in mich rein“, protestierte er.   Ivan blickte den anderen an. Es war nach wie vor seltsam, mit Gilbert zu reden und ins eigene Gesicht zu blicken.   „Was soll das denn bitte heißen?“   „Das bedeutet, dass du diese Malzbrühe nicht meinen Rachen hinunter kippen solst!“   Gilbert zog die Augenbrauen zusammen. „Ich werde mein Bier zum Essen trinken!“   „Du wirst darauf verzichten müssen, so lange du in diesem Körper steckst!“   „Das werde ich nicht! Das lasse ich mir nicht verbieten!“   „Beilschmidt, ich warne dich!“, schnaubte der Russe. „Ich schwöre dir, wenn du das machst, dann werde ich dein Zimmer umdekorieren! Du wirst Gefallen finden an-“   „Ich werde deiner kleinen Schwester, in deinem Körper, einen Heiratsantrag machen, wenn du mich nicht mein Bier trinken lässt.“   Ivan schwieg augenblicklich und presste die Lippen aufeinander.   ‚Perfekt‘, dachte sich Gilbert und grinste gehässig. „Wir sind uns also einig?“   Einig waren sie sich gewiss nicht. Ivan hatte jedoch keine Wahl. Sollte Gilbert Natasha in dieser Gestalt einen Heiratsantrag machen, so wäre seine Schwester wahrscheinlich motiviert genug, die Hochzeit direkt morgen steigen zu lassen. „… lass dir dein Bier schmecken.“ Wäre dieser arrogante Idiot nicht in seinem Körper gewesen, so hätte Ivan ihm gewünscht an diesem Gesöff zu ertrinken.   Das restliche Essen verlief ruhig. Keiner der beiden schien währenddessen ein Interesse daran zu hegen, eine Konversation zu führen. Gilbert genoss wohl zu sehr sein Essen und das Bier und war auch im Normalfall nicht motiviert sich über einen längeren Zeitraum mit dem Russen zu unterhalten. Ivan hingegen war derweil einfach mit seinen Gedanken beschäftigt. Er brauchte einen Plan, mit dem er Gilbert zügeln konnte. Es lag in seinem persönlichen Interesse jedes Risiko, einer Dummheit des anderen, in Grenzen zu halten und diese sieben Tage unbeschadet zu überstehen.   Als Gilbert schließlich aufgegessen hatte, bediente er sich noch an den Resten des anderen. Ivan widersprach nicht, er hatte ohnehin keinen großen Appetit.   Die roten Augen, die für gewöhnlich nicht die seinen waren, beobachteten den anderen beim Verzehr seiner Speise. Wenn Natasha ihn so beim Essen sehen würde, käme sofort der Verdacht auf, dass etwas nicht stimmte. Am liebsten würde er einfach mit der Wahrheit heraus rücken und offen legen, dass sie die Körper getauscht hatten. Arthur hatte sie vor diesem Schritt jedoch gewarnt. Wenn jemand hinter dieses Geheimnis kam, dann würde der Zauber sich nicht mehr rückgängig machen lassen.   „Wir sollten diese sieben Tage zusammen bleiben“, äußerte Ivan seinen Entschluss laut.   Gilbert sah auf und hob fragend die Augenbrauen. „Was?“   Ivan nickte. „Wir bleiben diese sieben Tage zusammen. Das ist besser für uns beide. Am besten wir ziehen für die Zeit bei dir daheim ein.“   „Nein!“, widersprach Gilbert sofort und zog die Augenbrauen fest zusammen. „Auf gar keinen Fall! West soll nicht auf die Idee kommen, dass wir beide nun befreundet sind oder solch einen Unsinn… unter keinen Umständen! Niemals! Nein! Das kannst du vergessen! Nein, nein, nein! Wir werden nicht sieben Tage zusammen bei mir daheim wohnen!“   Ivan zog die Augenbrauen weit hoch und runzelte die Stirn. Ein einfaches Nein hätte auch genügt und er hätte verstanden. Es kam für ihn auch nicht in Frage, dass sie bei ihm daheim blieben. Natalia war viel zu aufmerksam. Sie kannte ihren Bruder besser als sonst irgendjemand auf der Welt… diese gemeingefährliche Stalkerin. „Dann werden wir uns eine schöne Ferienwohnung mieten und die gemeinsame Zeit genießen.“   Gilbert verzog das Gesicht. „Getrennte Schlafzimmer!“ Das war seine einzige Bedingung. Denn, auch wenn es ihm missfiel die nächsten sieben Tage unter einem Dach mit diesem Typen zu verbringen, diese Alternative war das Beste was sich ihnen bot. Er wollte nicht, dass der Russe in seinem Körper bei West daheim war. Ebenso wenig wollte er jedoch in Ivans Haus, in Gesellschaft von dessen unheimlichen Schwester, sein. Das war also die beste Möglichkeit die sich ihnen bot und so konnte er immerhin ein Auge darauf haben, dass Ivan nichts mit seinem Körper anstellte, was er nicht wollte.   Gilbert schnalzte mit der Zunge und winkte den Kellner heran, um zu zahlen. „Dann sollten wir jetzt zumindest noch ein paar Sachen holen, findest du nicht?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)