A Tree to Decorate von Jyll ================================================================================ Kapitel 1: All I want for Christmas is you~ ------------------------------------------- //Oh, dieser elende verdammte Idiot! Wie konnte er nur?! Ausgerechnet heute musste er diesen verdammt Streit anzetteln, jawohl ER! Er hat den Mist angefangen! Es ist überhaupt nicht meine Schuld, aber wegen diesem…diesem Arsch muss ich jetzt hier draussen rumstapfen!// Uruha ärgerte sich ein Loch in den Bauch, während er durch den Schnee stampfte, Passanten mussten ihm ausweichen, denn er achtete auf nichts und niemanden. //Verdammt! Ich hasse ihn, oh wie ich ihn hasse!// “Nein, Uruha, das macht man nicht so…ach wie denn dann?! Du elender…ARGH!“ Uruha wischte wütend Schnee von einem Tannenast. Inzwischen war er im Park angekommen. Es war fast niemand hier. Natürlich nicht, an diesem Tag. Diesem einen besonderen Tag im Jahr, da war niemand im kalten Park, da waren alle daheim mitten in den Vorbereitungen. Dort wo er vor einer Stunde auch noch gewesen war, bevor dieses Arschloch alles kaputt gemacht hatte! Ein Streit mit ihm anzufangen, an Heilig Abend!!! Uruha knirschte mit den Zähnen. Ständig dieses blöde Rumgejammer. Alles wusste Aoi besser als er. Nein, die Sauce muss man zuerst anrichten. Findest du das eine gute Idee? Wirklich also, ein Meter weiter rüber sollten wir aber schon… Uruha liess seinem Ärger Luft, indem er einen Schrei ausstiess. Ein einsamer Spatz flog entsetzt auf und brachte sich in Sicherheit. Mann, es war doch zu bescheuert. Jetzt waren sie schon eine Weile ein Paar…und ihr Weihnachten hätte was ganz Tolles werden sollen! Wochenlang hatte Uruha sich um ein Geschenk bemüht. Etwas ganz Besonderes eben. Und auch Aoi hatte eine Stunde nach einem guten Versteck gesucht, das wusste er. Weil er es fast gefunden hätte, aber Aoi hatte einen Schrei ausgestossen und hatte sich vor den Schrank geworfen, noch bevor Uruha es ganz gesehen hatte. Oh Mann. Und jetzt war alles kaputt. Nur wegen diesem Naseweis. Die Kälte kühlte seinen Kopf etwas ab. Doch nicht mal schneien tat es. Zwar lag Schnee, aber wenn die Flocken auch noch vom Himmel trudelten, war es gleich noch viel schöner! Aber allein war es sowieso nicht schön. Aoi hatte ihn zur Weissglut und damit aus dem Haus getrieben. Wegen diesem dummen Streit… Den ganzen Tag schon hatte Uruha geduldig das Gemecker seines Freundes ertragen. Da waren ihm die Plätzchen zu süss gewesen, für die Uruha drei Stunden in der Küche gestanden hatte. Da war ihm die Dekoration zu kitschig gewesen. Da waren ihm zu wenig Lichter vor dem Fenster gehangen. Da hatte er lieber Zimtkerzen als Vanillekerzen, obwohl er wusste, dass Uruha die mit Vanille liebte. Und dann der Baum! Eine wunderschöne, grüne Tanne, nicht zu gross, gerade gross genug für ihre Wohnung. Klein und süss. Sie hatten sie gemeinsam ausgesucht, waren sich einig gewesen, sofort, als sie den kleinen Baum in einer Ecke entdeckt hatten. War der Kuss darauf schön gewesen. Uruha seufzte leise auf und strich sich Haare aus der Stirn. Aber dann das Aufstellen ebendieser süssen Tanne. Das hatte ihm den Rest gegeben. Aoi hatte es nicht gepasst wo er stand. Hundertmal hatten sie ihn an einen anderen Ort bringen müssen. Dabei war er, Uruha doch als Diva verschrien. Aber nein, sein Freund konnte ganz pingelig sein, wenn es um Weihnachten ging. Das Fest das sie beide so sehr liebten. Und es hätte ihr erstes Gemeinsames werden sollen! Einfach perfekt! Und dann hatte dieser Streit angefangen. Kaum hatte Uruha sich gewehrt, Aoi solle endlich aufhören sich zu beschweren, da hatte er Gegenargumente an den Kopf geworfen bekommen. Uruha schlug verbal zurück und in kürzester Zeit waren Beschimpfungen durch den Raum geflogen, dass die Engelchen auf dem Kamin sich die Ohren hätten zuhalten müssen. //Scheissidiot! Macht einfach alles kaputt! Wieso kann er nicht weniger kompliziert sein?! Sondern so locker wie sonst auch immer?!// Normalerweise machte er sich selbst doch immer Sorgen und Aoi beruhigte ihn mit seiner entspannten Art und löste alle Probleme in Luft auf. Aber heute nicht. „Nein, heute nicht, du Blödmann!“ Uruha linste auf die Uhr. Schon zwei Stunden lief er in der Kälte rum. Seine Nasenspitze war rot, das sah er, wenn er schielte. Seine Hände waren klamm, konnte sie kaum mehr beugen. Natürlich hatte er die Handschuhe auf der Eingangskommode liegen gelassen, als er hinaus gerauscht war. Es war Zeit zurückzukehren. Vor einer Stunde hatte er sich zwar noch geschworen, sich nicht mehr blicken zu lassen und Aoi in der Hölle schmoren zu lassen…doch den Heilig Abend hier in der klirrenden Kälte zu verbringen? So lebensmüde war Uruha nicht! Unter gedämpften Schimpfen kehrte Uruha also zurück. Einige Pärchen liefen noch die Schaufenster ab und es versetzte ihm wieder ein Stich. Wieso nur war Aoi so egoistisch?! //Der kann noch was erleben. Ich werd ihn mit Ignoranz bestrafen. Jawohl!// Uruha suchte den Wohnungsschlüssel aus der Hosentasche und wollte gerade das Schloss avisieren, da hielt er inne. Ihm war etwas Schreckliches eingefallen. Etwas Grauenhaftes. //Nein…nein, das hätte er nicht getan…das würde er doch nicht…so wütend aber wie Aoi gewesen war…// Uruha fing an zu zittern. Oh bitte nicht. Hätte sein Freund echt das tun können, ihm das antun können? Hätte er den Baum wirklich ohne ihn geschmückt?! Das, was ihm am heiligsten überhaupt war an Weihnachten? Diese jahrelange Tradition? Hätte Aoi aus purer Boshaftigkeit und aus Rache den Baum ohne ihn geschmückt? Die Kugeln ohne ihn ausgewählt und platziert? Das Lametta aufgehängt und die Kerzen an ihre Halter befestigt? Den Stern ganz oben aufgesetzt ohne ihn? Der Blonde biss sich auf die Lippe. //Bitte, bitte, bitte nicht!// Vor Angst bebend steckte er den Schlüssel rein, drehte um und trat fast lautlos in die Wohnung. Ausser gedämpften Weihnachtslieder aus dem CD-Spieler war es ruhig. Uruha wagte fast nicht, den Schritt vorzugehen um ins Wohnzimmer zu sehen. Es fiel ihm wirklich schwer. Sein Körper verlagerte das Gewicht, ein Fuss vor den anderen………die Tanne war noch grün! „Uruha? Gott sei Dank, da bist du ja! Wir müssen doch noch den Baum schmücken…“, sagte da ein kleinlauter Aoi, der vor der Tanne sass und ihm verzagt eine silberne Kugel entgegenstreckte. Uruha liess den Schlüssel fallen und stürmte zu seinem Freund und warf sich ihm um den Hals. „Huuhh…ich dachte schon du hättest…es tut mir so leid Aoi!“ Uruha weinte zügellos und vergrub sich an Aois Brust. Aoi vergass die Kugel und schlang die Arme um den bebenden Körper seines Geliebten. „Nein, es tut mir leid, ich war so ein…wie sagst du das? Scheissidiot!“ Uruha spürte wie Aoi schmunzelte, wenn auch mit wässrigen Augen. „Ich hab mich benommen wie ein fertiges Arschloch! Dafür hast du gar nichts falsch gemacht…ich war es ja, der den Zucker ausgekippt hat…“ Uruha schluchzte. „Ach deshalb waren die Plätzchen so süss…“, murmelte er an Aois Brust und sog tief dessen Duft ein. Vanille. Wieso Vanille? Uruha sah auf und entdeckte den Boden voller Vanillekerzen. Aoi strich eine Träne von seiner Wange. „I-Ich…“ Uruha sah zum noch nackten Baum. „Ich dachte schon du hättest den Baum ohne mich geschmückt!“, heulte er auf. „Nein, ich weiss doch, das hätte dir das Herz gebrochen!“, erwiderte Aoi. Natürlich. Natürlich würde Aoi, sein Freund so etwas nie tun, wie hatte er es nur glauben können… Aoi nahm Uruhas feuchtes Gesicht in die Hände, umrahmte es liebevoll und küsste ihn innig. „Gemeinsames Weihnachten?“, fragte Uruha danach leise. „Gemeinsames Weihnachten, auf jeden Fall!“, antwortete Aoi und lächelte ihn breit an. „Ich liebe dich mehr als alles andere, Aoi!“, schluchzte Uruha ein letztes Mal. „Das tu ich schon!“, grinste Aoi und übergab Uruha die erste Kugel. „Merry Christmas Darling~“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)