Fairytale gone bad von Juvia_Lockser ================================================================================ Kapitel 2: Dum spiro, spero. - Solange ich atme, hoffe ich. ----------------------------------------------------------- Unbarmherzig demonstrierte der große Feuerball am Himmel seine Macht, sandte seine Boten quer über den Teil der Erde, welche er gerade erwärmte und beleuchtete. Die Temperaturen krochen quälend langsam von Stunde zu Stunde höher und würden wohl erst am späteren Nachmittag langsam wieder abklingen. Langsam perlte sich der Ungar das mit Schweiß durchtränkte, weiße T-Shirt von seinem Körper und warf es achtlos über die Lehne eines Stuhles, welcher auf der Terrasse stand. Schon seit den frühen Morgenstunden war der junge Mann auf den Beinen, hatte das Frühstück für seine Frau angerichtet, es ihr auf einem mühevoll dekoriertem Tablett an das Bett gebracht, nachdem er sie mit einem zärtlichen Kuss aus dem Schlaf geweckt hatte. Nun war er dabei den Pool zu reinigen, den Garten zu pflegen und bewässern, sowie sich um die Pflanzen zu kümmern, welche stilvoll im Garten angelegt worden waren und sich um die Terrasse erstreckten, wie ein kleiner Schutzwall. Die hohen Hecken, welche sich um das große Grundstück des Ehepaares türmten, waren das nächste Ziel von Dénes, welcher sich eben mit seinem Handrücken, den Schweiß von seiner Stirn wischte. Lächelnd warf er seiner Romy einen kurzen Blick über die Schulter zu, betrachtete sie, wie sie dort auf ihrer kleinen Insel, mit einer Sonnenbrille auf der Nase im Pool herumtrieb und dabei einen etwas aus der Mode geratenen Badeanzug aus den Fünfzigern trug, wobei sie genüsslich einen alkoholfreien Cocktail schlürfte. Einige der feinen Schweißperlen hatten sich zusammen gesammelt, bildeten nun einen kleinen Tropfen, welcher sich langsam Richtung Boden ziehen ließ, der Schwerkraft erliegend. Seine Wanderschaft führte ihn über die glatte, makellose Haut auf seinem Brustkorb, hinab über seine sichtbare Bauchmuskulatur und endete schließlich am Gummibund seiner Badeshorts. Immerhin hatte er dem Wetterbericht heute Morgen im Radio Glauben geschenkt und eine weise Wahl in Bezug auf seine Kleidung getroffen. Zuversichtlich wandte er seinen Blick wieder nach vorne und setzte sich in Bewegung in Richtung des kleinen Gartenschuppens, um sich von dort die Heckenschere zu holen. Barfuß schlenderte er über den gepflasterten Weg, öffnete die Pforten der kleinen Hütte und betrat diese kurzerhand, während seine grünen Iriden sich auf die Suche nach seinem gewünschten Objekt machten. Flink hatte er das Gerät entdeckt, es sich gegriffen und an die Arbeit gemacht. Gefühlte drei Tage später war er endlich mit dem Heckenschneiden, sowie dem Entsorgen der Überreste fertig und kehrte zurück an den Pool. Die Österreicherin hatte sich in der Zwischenzeit von ihrer Luftmatratze begeben und es sich auf einem Sonnenstuhl bequem gemacht, wo sie nun ein literarisches Buch über die Kunst des Klavierspielens las. Dénes konnte dringend etwas flüssiges zu trinken gebrauchen, denn er hatte nun lange genug in der Sonne verbracht, sodass er sich nicht mehr ganz so sicher auf seinen Beinen fühlte, wie zu Anbeginn des Tages. So eilte er rasch in das Innere des Hauses, wo es recht angenehm kühl war, was seinem Gemüt nur mehr als zu Gute kam. Rasch zog er die Tür des Kühlschrankes auf, griff sich eine Flasche Mineralwasser und begab sich zurück auf die Terrasse. Der Ungar benötigte nur zwei große Züge und schon war der Glasbehälter in seinen Händen zur Hälfte leer, den Rest kippte er sich ungeachtet zur Kühlung über den Kopf, da er sowieso vorhatte dem Pool gleich einen Besuch abzustatten. Liebend gerne hätte der Grünäugige nun sein nasses Haar über seiner Frau ausgeschüttelt, sie geneckt und anschließend mit in den Pool genommen, doch wenn das Fräulein Edelstein einmal am Lesen war, sollte man sie besser nicht unnötig stören. Ein Stich in seinem Herzen erinnerte Dénes an etwas oder mehr an jemanden, den er schon so lange zu vergessen versuchte. Bislang jedoch vergebens. Immer wieder erinnerte ihn etwas an sie. Sei es eine kleine Wolke die am hoch am Himmel über ihm vorbei zog oder eine winzige Kleinigkeit wie eine herumliegende Socke. Wehmütig neigte er sich über Romy, stahl ihr einen kleinen Kuss von ihren Lippen, wobei ein keckes Schmunzeln seine Lippen umschmeichelte. Rasch entfernte er sich von der perplexen Dunkelhaarigen und sprang Kopfüber in den Pool, um sich abzukühlen. Ein wohliges, zufriedenes Seufzen entwich der Kehle Maria, während sie sich das triefend nasse Haar langsam unter dem warmen Strahl des Wassers nach hinten schob, ihr Haar durchkämmte und die letzte Reste des Shampoos ausspülte. Mit geschlossenen Lidern tastete sich die Schönheit blind zu ihrem Duschschwamm vor, bis ihre Finger diesen endlich gefunden hatten. Langsam öffnete sie ihre Augen wieder, gab den Blick auf die roten Iriden frei, führte den Duschschwamm an sich heran und griff mit ihrer anderen Hand nach dem Duschgel, um etwas von der nach weißen Rosen duftenden Masse darauf zu verteilen und einzureiben. Die Weißhaarige stellte den Strahl des Wassers etwas ab und begann sorgfältig mit dem Schwamm erst über ihren Hals, ihre Schultern und ihre Arme zu schrubben, ehe sie zu ihren Brüsten, ihrem Bauch und ihrem Rücken überging und sich so schließlich bis zu den Füßen und Zehen nach unten vorarbeitete. Nachdem sie jede Stelle ihres Körpers gründlich mit dem wohlig riechenden Gel eingeschäumt und gesäubert hatte, wusch sie das grüne, viereckige Ding aus. Erneut senkten sich die Lider ihrer Augen nieder, während sie erst mit ihrer linken Hand in kreisförmigen, langsamen Bewegungen ihre rechte Schulter und ihren rechten Arm abwusch, und dasselbe auf der gegenüberliegenden Seite wiederholte. Maria tauchte noch ein letztes Mal mit ihren Haaren unter den Wasserstrahl, strich sie sorgfältig nach hinten, sodass sie wie ein weißer Teppich aus reiner Seide um ihre Schultern hing, löste den Duschkopf und wusch sich den Rest des Schaumes von ihrem Körper. Maria schnappte sich eines der frischen Badetücher von der Wandheizung, wickelte es sich um den feuchtnassen Körper, beugte sich vorn über, um das lange Haar sicher in einem Handtuch zu betten und jenes wie einen Turban um ihren Kopf zu befestigen, ehe sie das Bad verlies so wie sie es betreten hatte, lediglich mit ihrem Pyjama, sofern man diesen so nennen konnte, im Arm. Ein knapper Blick aus dem vergitterten Fenster, verriet ihr, dass es immer noch in Strömen regnete, was an ihrer monotonen und emotionslosen Miene nichts änderte. Langsam durchquerte sie den Raum, warf die Shorts und das Shirt achtlos auf das Bett, ehe sie sich vor den Schrank stellte, die Türen weit aufzog und den Inhalt musterte, bis sie entdeckt was sie suchte. Kurzerhand griff sie sich eine blickdichte, schwarze Strumpfhose, das dazu passende, schwarze Tank-Top, sowie eine rote Sweatjacke und eine schwarzen faltigen Rock und frische Unterwäsche. Seelenruhig lies sich die Deutsche auf dem Bett nieder, nachdem sie sich ihr Haar trockengeföhnt hatte, immerhin hatte sie alle Zeit der Welt, um sich etwas anzuziehen, auch wenn sie vergessen hatte wieso. Sie kam hier sowieso nicht mehr raus, auch wenn sie das Haus verlassen durfte, aber niemals über die Grundstücksgrenze hinaus. Und damit Madame Beilschmidt nicht auf dumme Gedanken kam, hatte der Russe eine hohe Mauer um sein Reich gezogen, sie mit elektrischem Stacheldraht geschmückt. Ein wahrlich liebevoller Akt, für welchen sie ihm die Augen ausstechen konnte, denn es machte sie Wahnsinnig eingesperrt, wie ein Tier, in einem Käfig zu leben. Als Maria den Reißverschluss ihrer roten Jacke bis zur Hälfte nach oben zog, schlüpfte sie in ihre blauen Sneakers und warf noch einen Blick in den Spiegel. Sie sah noch immer so umwerfend und atemberaubend aus wie schon immer, da konnte selbst die kleine Narbe an ihrer Wange nichts ändern, über welche sie sich verstohlen mit ihren Fingerkuppen strich. Gerade als sie dabei war, geistig erneut in eine andere Welt abzutauchen, wurde sie von einem lauten Geräusch unsanft zurück in das Hier und Jetzt geholt. Neugierig marschierte sie bis zur Tür ihres Zimmers, zog diese ohne Vorwarnung schwungvoll auf und trat in den Flur hinaus. Sofort erblickten ihre rubinroten Augen den platinblond, groß gewachsenen Russen, welcher eben heim gekommen zu sein schien. Sofort verdüsterte sich ihre Miene, als sie ihn erblickte und ein mulmiges Übelkeitsgefühl breitete sich unerbittlich in ihrem Magen aus. Als sich ihrer beider Blicke trafen, erstarrte die Deutsche, wandte jedoch weder ihren Blick von ihm ab, noch veränderte sie ihre Miene. "Guten Tag Maria, da. Wie geht es Maria denn heute, da?", fragte er sie mit seinem widerlichen Lächeln, welches an ein unschuldiges Kind zu erinnern vermochte, doch sie kannte sein wahres Gesicht. Das Gesicht, welches bislang nur wenige zu Gesicht bekommen hatten. Maria beherrschte sich ihm nicht irgendwelche wüsten Beleidigungen an den Kopf zu werfen, da sie mittlerweile begriffen hatte, dass diese ihr rein gar nichts brachten und so entschied sie sich für die wohl effektivste Methode. Einfach mal die Klappe zu halten und wie eine aus weißem Marmor angefertigte Statue einfach nur still da zu stehen. "Ivan hat jemanden mitgebracht, da", fuhr der Russe unbekümmert fort und ignorierte ihre Verschwiegenheit ihm gegenüber, da sie schon von Anfang an so zu ihm gewesen war. Immerhin hatte sie sich bis zum heutigen Tage auch geweigert seine Heiratsanträte anzunehmen, doch das verletzte ihn nicht weiter, immerhin war sie hier in seinem Haus und da würde sie für immer bleiben. Maria hingegen blickte immer noch mit derselben monotonen und emotionslosen Miene auf den Russen herab, ohne sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Würde sich ihre Brust nicht in regelmäßigen Abständen ruhig heben und wieder senken, könnte man meinen sie sei ein einfaches Kunstobjekt. Erst als sich die Flügeltüren des Anwesens öffneten und den Blick auf einen hochgewachsenen, stämmigen und gutgebauten Mann freigaben, der eben noch seinen Regenschirm ausschüttelte, wandte die Schönheit ihren Blick von dem Russen ab. Just in dem Augenblick, in welchem das rote Augenpaar die Person in der Tür erfasst hatte, setzte ihr Herz mindesten drei Schläge aus, sie hatte sogar vergessen wie man Atmete. Im nächsten Moment holte sie tief Luft und starrte den Mann mit dem sonnenblonden Haar und den azurblauen Augen ungläubig an. Es war so als wäre Maria vom Blitz getroffen worden, denn etwas in ihr erwachte schlagartig zum Leben und sie setzte sich im Bruchteil einer Sekunde in Bewegung. Ohne auch nur noch einen einzigen Moment zu zögern, löste sie ihre Finger vom Holz des Treppengeländers, stürmte die Stufen hinab und warf sich sogleich in die Arme ihres Bruders. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)