Der, der mit dem letzten Wolf tanzt von 19Rina91 (oder auch Geliebter Flohteppich) ================================================================================ Stadtbummel ----------- Stadtbummel Die Sonne stand am Himmel, als die Braunhaarige durch die Stadt schriet. Da es Donnerstag war, hatte sie frei und konnte sich etwas Zeit nehmen, um sowohl ihren Kühlschrank, als auch ihre Notration, welche sie immer in einem Rucksack aufbewahrte, für den Fall, dass sie unerwartet weiterziehen musste, aufzufüllen. Der Rucksack war ein Erbstück ihrer Mutter. Er sah zwar nicht so aus, aber in ihm konnte man beinahe einen ganzen Haushalt mit sich führen ohne auch die ganze Last zu tragen*. Mia wusste zwar nicht genau wie er funktionierte, aber so lange er es tat beschwerte sie sich auch nicht. Während sie an den Läden vorbei ging, überprüfte sie ihren Einkaufszettel. Flüchtig beobachtete sie über dem Rand des Zettels die Leute, die ebenfalls durch die Gegend streiften. Zum Glück nahmen sie die junge Frau nicht wahr, was schon mal ein Zeichen dafür war, dass sie im Moment noch nichts zu befürchten hatte. Sie wusste, dass sobald die Blicke auf ihr liegen und sie verfolgen würden, sie schnellstmöglich Reißaus nehmen müsste. Als sie an einem Kleidungsgeschäft vorbeiging, sah sie sich etwas in den Schaufenstern um. Vielleicht war es auch einmal wieder Zeit sich etwas neues zum Anziehen zu besorgen. Sie sah zwar nicht grade wie eine Obdachlose aus, aber sie ging auch nicht wirklich mit der Mode. Wie denn auch, wenn man immerzu unterwegs ist und nur das nötigste mit sich führte. Da war nun mal nicht der Platz einen ganzen Kleiderschrank voll mit Klamotten, Accessoires und Schuhen herumzutragen. Doch ab und zu musste auch sie sich neue Sachen besorgen. Also entschied sie sich in den Laden hineinzugehen und sich etwas umzusehen. Es war ein kleines aber gut ausgestattetes Geschäft. Miakoda wusste genau wonach sie suchte, nämlich das was sie immer suchte. Eine halbwegs ansehnliche und belastbare Jeans und ein Shirt oder ein Top. In dem Laden waren außer ihr noch 5 andere Kunden und 2 Angestellte. Eine blonde Frau fiel ihr besonders auf. Sie kramte fröhlich trällernd durch die Kleiderständer und nahm hier und da ein Stück um es genauer zu betrachten. Immer wieder murmelte sie etwas vor sich hin, legte es wieder weg und nahm sich das nächste. Unbewusst und ungesehen schüttelte Mia ihren Kopf. Sie konnte solche Frauen einfach nicht verstehen. Sie selbst war nun mal nicht der Typ, der gerne und viel durch die Läden schlenderte. Früher wurde sie deswegen auch von ihrem Bruder geärgert, weil er sie ständig als Junge bezeichnet hatte. Was war schon dabei, wenn man nicht alles in doppelter oder dreifacher Ausführung und in unterschiedlichen Farben brauchte. Sie kam mit dem aus was sie hatte und ab und zu, so wie jetzt, besorgte sie sich ja auch was neues. Und es ist ja nicht so, dass sie von Männern übersehen wird. Manchmal ist es das genaue Gegenteil. Besonders dann, wenn sie sich besonders versteckt hielt oder nicht auffallen wollte. Sie schien grade in solchen Situationen ein Schild zu tragen auf dem stand: „Kommt zu mir und zeigt allen wo ich bin und das ich anders bin als ihr“. Am Anfang fand sie es auch noch lustig und spielte mit den Unwissenden, aber das war auch bevor sie ihre ersten, von Menschen geschaffenen, Narben am Rücken erhielt. Seitdem hielt sie sich von Männern so gut sie konnte fern. Doch irgendetwas schien an diesem Dante anders zu sein, als bei all den anderen. Er sagte er sei Dämonenjäger und sie hatte auch schon zwangsweise einige menschliche Dämonenjäger in anderen Ländern und Kontinenten kennengelernt, aber die waren deutlich älter als der Silberhaarige, hatten deutlich weniger Kraft als er und hatten auch sie sofort als etwas Nicht-Menschliches erkannt. Miakoda hatte sich immer gewundert, wie diese Menschen auch nur einen einzigen Dämon erledigen konnten. Sicherlich hatten sie irgendwelche magische und mechanische Hilfsmittel, die ihnen halfen. Doch bei ihm war sie sich sicher, dass er schon so einige auf dem Gewissen hatte und das ganz ohne andere Hilfsmittel, als sein Schwert und seine zwei Pistolen. Sie musste sich eingestehen, dass sie jemanden wie ihn noch nie zuvor getroffen hatte und es würde ihr eine Freude sein, ihn noch etwas länger im Auge zu behalten, aber vorher sollte sie erst einmal herausfinden, wo er sich Tagsüber aufhielt. Mit zwei unterschiedlichen Hosen, einem Shirt und zwei unterschiedlichen Tops, verschwand sie schließlich in einer der Umkleiden. Scheinbar hatte sie die Umkleide neben der blonden jungen Frau erwischt, denn ihre Stimme drang durch die Wand zu ihr durch. Nachdem Miakoda sich für die zweite Hose entschied und nun die Oberteile erneut versuchte, hörte sie einen ihr bekannten Namen aus dem Mund der Blondine: „Tja, auch wenn es dir wieder einmal nicht gefallen wird, Dante, aber Wettschulden sind und bleiben nun mal Ehrenschulden“. Nun hatte die Blonde doch Mias volle Aufmerksamkeit, doch außer über ihre Unentschlossenheit darüber, welches Teil sie kaufen sollte und dann doch beschloss alles zu nehmen sagte sie nichts mehr. So entschied sich die Braunhaarige also dafür die Kleidung, Kleidung sein zu lassen und sich irgendwann anders etwas neues zu besorgen und stattdessen der Frau zu folgen, die nun mit vollgepackten Tüten einen Weg einschlug, denn Mia bisher noch nicht kannte. Während sie der Blondine folgte sah sich ihre Verfolgerin um, damit sie auch alleine die Straßen und Gänge wiederfinden konnte. Darauf achtend, dass sie weder von der jungen Frau noch von irgend jemand anderen entdeckt wurde, schlich sie sich an den Wänden, Lampen und Säulen entlang, bis sie schließlich in einem Wohngebiet ankamen und die junge Frau in einem der Häuser verschwand. Miakoda zweifelte etwas daran, dass der Silberhaarige ebenfalls hier wohnen würde und entschloss sich dazu der Blonden in das große Gebäude zu folgen. Innen hörte sie jedoch keine Geräusche mehr, die darauf deuteten, dass sie die Treppen hinaufgegangen und in einem der höher liegenden Wohnungen verschwunden war. Also ging sie wieder nach draußen und untersuchte die Wohnungen im Erdgeschoss. In der ersten fand sie nur ein junges Ehepaar, doch kein Zeichen deutete darauf, dass sich die Blonde hier aufhielt, deswegen nahm sie sich die zweite vor. Schnell duckte sich Miakoda, denn anscheinend führte das Fenster, vor dem sie nun stand, in eine Küche und eine weitere blonde Frau, die der anderen sehr ähnlich sah, doch schon etwas älter war, stand am Fenster und werkelte dort etwas. Sie schien sich mit jemanden zu unterhalten und Miakoda hoffte, dass es die Blondine war, der sie gefolgt war. Zu ihrem Glück wurde gerade das Fenster angeklappt und so konnte Mia ohne große Probleme hören, was die beiden Blondinen, denn sie hatte die andere an ihrer Stimme wiedererkannt, besprachen. „Patty, meinst du nicht, dass du dem armen Dante zu viel zu mutest? Du weißt doch am besten, dass er immer knapp bei Kasse ist. Außerdem denk doch einmal, daran, was er für uns schon alles getan hat.“, sagte die Ältere. „Aber Mama, er ist doch selber schuld, wenn er mit mir Wetten eingeht und dann noch nicht einmal spielen kann. Und ich habe nicht vergessen, was er getan hat, doch ich denke ich habe ihn auch lange genug verschont. Zudem bin ich doch immer wieder mal bei ihm und muss seinen ganzen Müll wegräumen und verdiene daran keinen Cent, also kann er mir doch ab und zu ein paar Sachen bezahlen, oder? Ach ja, ich wollte gleich wieder zu ihm. Er meinte er habe im Moment keine Zeit und müsste sich um etwas wichtigeres kümmern.“ Ein kleines Lächeln stahl sich auf das Gesicht von Mia. Einerseits, weil sie sich vorstellen konnte, das dieses „Wichtigeres“ mit dem silbernen Wolf, den er nun schon zwei Mal begegnet war, zu tun hatte und andererseits weil sie nun wusste, dass wenn sie der blonden Frau weiter folgen würde, könnte sie schon heute erfahren wo sich dieser Dämonenjäger aufhielt. Das lief ja besser als sie sich gedacht hatte. *= Na, wer weiß von wo ich die Idee habe? Ich verrate es denjenigen, die es nicht wissen: Der Rucksack stammt aus Mary Poppins, nur das sie eine Handtasche hatte und keinen Rucksack, aber das Prinzip mit der bodenlosen Tasche ist das Selbe. ^^ Hosted by Animexx e.V. 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