Kaltherzig von P-Chi ================================================================================ Kapitel 7: the shadow wolf -------------------------- Irgendwann gewann ich die Besinnung wieder. Meine Glieder waren mehr als nur schwer, aber wenigstens konnte ich mich einigermaßen wieder bewegen. Außerdem fühlte sich meine Kehle ausgedörrt und brüchig an. Ich brauchte Blut und zwar dringend, denn das kranke Blut, das mir diese verdammten Kopfgeldjäger verabreicht hatten, hatte mich eindeutig mehr Kraft gekostet, als ich vermutet hatte. Träge öffnete ich die Augen. Über mir sah ich eine Wand aus Stein, die feucht in orangem Licht schimmerte. Automatisch versuchte ich mich zu orientieren. Ich befand mich in einem relativ kleinen Raum, oder sollte ich es eine Höhle nennen? Auf jeden Fall war es nicht zu vergleichen mit den vornehmen Zimmern im Schloss, die vor Angeberei geradezu strotzten. Der Raum wurde von einer einzigen Fackel erleuchtet, so dass es mir nicht sonderlich schwer viel etwas zu erkennen. Ansonsten waren die Wände, ebenso wie der Boden, kahl und grau; ein schmuddeliger Tisch stand in der Mitte, auf dem eine Vielzahl an langen Rollen und Büchern lagen. Ein kleiner Hocker befand sich direkt dahinter. Ich lag auf etwas Weichem; eine Decke aus Fell oder etwas derartigem. Tristan war nirgendwo zu sehen und in einer dunklen Ecke thronte eine finstere Gestalt, die mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Glühende türkisfarbene Augen durchbohrten mich mit ihrem lauernden Blick. Der Schattenwolf. Ich erinnerte mich an den kurzen Moment der Erkenntnis, der mir den letzten Funken Willenskraft geraubt hatte, bevor ich so jämmerlich zusammengebrochen war. Natürlich war ich mir im Klaren darüber gewesen, dass sich hinter dem Werwolf auch noch eine menschliche Form verbarg, doch ich hatte nie damit gerechnet, dieser auch einmal gegenüber zu stehen. Es hatte mir schlichtweg den Boden unter Füßen weggezogen. An der unterkühlten Luft um uns herum, konnte ich mehr als nur sicher feststellen, dass dieser Mann kurz davor stand mich mit tödlicher Effizienz anzuspringen und mir den Kopf vom Hals zu reißen. Es würde mich nicht wirklich überraschen, wenn das tatsächlich seine Gedanken wären. Ich versuchte so gelassen und kalt wie nur möglich zu wirken; konnte richtig spüren wie mein Gesicht zu gefrieren begann. „Ich bin überrascht, am Leben zu sein. Ihr hattet genug Gelegenheiten gehabt mich zu töten, warum habt Ihr es also nicht getan?“ „Halt den Mund“, knurrte er. Ich kniff die Augen zusammen. Ich wusste, ich sollte es mir nicht mit ihm verscherzen, doch die Frage stellte ich mir seitdem wir uns zum ersten Mal begegnet waren. Er hätte mich töten können. Er hätte leichtes Spiel gehabt und dennoch saß ich nun hier. „Verbietet mir nicht den Mund, ich will es wissen.“ Nein, ich musste es wissen. Erst nachdem er aus dem flackernden Schatten herausgetreten war, konnte ich dessen Gesicht erkennen, das mich mit ungezügeltem Abscheu von oben bis unten musterte. Seine Augenbrauen waren tief nach unten gezogen, seine Gesichtszüge waren hart und messerscharf, und eine dünne, kaum sichtbare Narbe zog sich seinen Mundwinkel hinab. Er strahlte rohe, animalische Kraft aus und war einfach nur beängstigend. Das Tier im Manne. Oder umgekehrt. „Hör auf damit“, grollte er schließlich und seine tiefe Stimme klang hart und unnachgiebig, aber ich hatte beschlossen mich nicht mehr von ihm einschüchtern zu lassen. Es war einfach lächerlich, mich von ihm in die Enge gedrängt zu fühlen, obgleich er ein mehr als nur ebenbürtiger Gegner für mich war. „Ich verstehe Euch nicht.“ Frustriert runzelte ich die Stirn. „Womit soll ich aufhören?“ Innerhalb zwei schneller Schritte war er bei mir und drückte mir mit einer Hand die Kehle zu. Zwar nicht fest genug, dass ich ihm hätte den Arm brechen müssen, doch angenehm war es trotzdem nicht. „Logan––“ „Das! Lass es!“ Der Griff um meinen Hals wurde stärker, schnürte mir die Luft ab, bis ich kein einziges Wort mehr über meine Lippen brachte. Dann ließ er abrupt los und stellte sich mit verschränkten Armen an seinen ursprünglichen Platz. Mir den Hals reibend, fragte ich mich, weshalb er sich plötzlich zurückzog, als Tristan durch einen Spalt in der Wand hereinschlüpfte und die finstere Atmosphäre mit hochgezogenen Augenbrauen musterte. „Was ist hier los?“ „Nichts“, antworteten Logan und ich wie aus einem Mund. Sein Blick wanderte zwischen mir und Logan. Erst jetzt schien er zu realisieren, dass ich aufgewacht war, kam zu mir und vergrub sein Gesicht an meiner Halsbeuge. Seine Arme hatte er wie ein Schraubstock um mich geschlungen und im ersten Moment wusste ich nicht was zu tun war, ehe ich mich dazu herab ließ ihm den Nacken zu kraulen. Über seine Schulter hinweg sah ich Logan, wie er uns mit zusammen gebissenen Zähnen beobachtete. „Du lebst!“, sagte Tristan und klang aufrichtig erleichtert. In mir wuchs das Verlangen ihn augenblicklich fortzustoßen, da mir seine körperliche Nähe kalten Schweiß auf die Stirn trieb. Vampire waren nicht dafür gedacht ihre Emotionen so offen zu zeigen, daher war Körperkontakt nur in Kämpfen üblich und selbst da hatte man sich wortlos darauf geeignet, dies nur durch schnelle, effiziente und hoffentlich tödliche Schläge zu tun. „Wo bin ich hier?“, fragte ich, sobald Tristan von mir abließ. „In Sicherheit. Dir wird nichts geschehen.“ Ich kniff die Augenzusammen. „Das beantwortet nicht meine Frage.“ Der Mann, der wie ein kleiner Bengel vermied mir direkt in die Augen zu blicken, trat unwohl von einem Bein auf das andere, ehe er tief Luft holte und mir die Hände schwer auf die Schultern legte. „Wir sind im Versteck der Werwölfe.“ Kein Wunder, dass er mich niederdrückte, denn ich wäre sofort aufgesprungen und hätte versucht die Flucht aus dieser Todesfalle zu ergreifen. Ich spürte, wie mein Herz einige Takte aussetze, sich mein ganzer Körper wie von Schmerz gepeinigt verkrampfte und ich den bitteren Geschmack von Galle auf der Zunge schmeckte. Ich riss mich von Tristan los, duckte mich an ihm vorbei und stellte mich mit den Rücken an die einzige noch freie Wand. Ich versuchte meinen inneren Aufruhr unter Kontrolle zu bringen, doch Zorn und Angst lieferten sich einen ebenbürtigen Kampf. „Warum bin ich hier? Ich habe hier nichts zu suchen!“ „Meine Rede“, schnaubte Logan missgelaunt. Dann fuhr er sich jedoch frustriert durch das rabenschwarze Haar, das ihm wild vom Kopf abstand und deutete mit einem vagen Kopfnicken auf den anderen Mann. „Du wirst die Höhle nicht mehr verlassen. Tristan hat bereits die Entscheidung für dich gefällt, als du bewusstlos warst. Er trägt die Verantwortung für dich, aber ich für das ganze Rudel, also wirst du den Tod finden, sobald du auch nur einen Fuß nach draußen setzt.“ Ich zischte leise, angesichts seines herrischen Tons. „Ich habe keinerlei Verlangen zwischen die Fronten zu geraten! Lasst mich gehen und ich verlasse das Land noch heute Nacht!“ „Zu spät. Du bist längst ein Part dieses Kriegs.“ Das brauchte er mir nicht extra zu sagen. Auch wenn ich noch so sehr versuchte es zu verdrängen, so war mir schon seit einiger Zeit klar, dass ich dem nicht aus dem Weg gehen können würde. Dafür war ich zu sehr in die Angelegenheiten meiner Schwester verstrickt. Außerdem trug ich auch selbst Schuld daran, Tristan eingeweiht zu haben. Ich hatte einfach nicht damit gerechnet, dass er so weit gehen würde mich in ihr Versteck zu entführen und als Gefangene zu nehmen. Welche Wahl blieb mir? Leonore würde nicht eher Ruhe geben, bis sie meinen Kopf auf einen Pfahl spießen konnte und ich hatte auch keine große Lust mich gegen die Kopfgeldjäger und ihre hinterlistigen Tricks zu wehren. Wenigstens würde ich hier sicher sein ... solange die Wölfe mir nicht selbst ans Leder wollten. „Na schön“, ergab ich mich widerwillig. Hätte ich einen anderen Ausweg gesehen, hätte ich diesen bereits längst ergriffen, doch Logan hatte bereits mehr als deutlich gemacht, dass ich die Höhle nur in Einzelteilen verlassen würde. „Doch wer seid Ihr, dass es Euch das Recht gibt mir Vorschriften zu machen?“ Seine autoritäre Art kam mir schon die ganze Zeit über merkwürdig vor, ebenso Tristans Zurückhaltung ihm gegenüber und nicht zuletzt deswegen, weil er in dieser einen Nacht darauf verzichtet hatte mir den Kopf abzubeißen. Mir war noch nie ein Werwolf derart in Erinnerung geblieben wie dieser und das machte mich nervös. Gänsehaut bildete sich auf meinen Armen, als Logan mir einen Blick zuwarf, der Berge in Grund und Boden hätte stampfen können. Ein tiefes Knurren dröhnte durch den Raum. Als spürte er, wie sich die Spannung zwischen mir und dem türkisäugigen Krieger zuspitzte, nahm mich Tristan bei der Hand und drückte diese fest, wie um mich daran erinnern, dass mein Leben an einem seidenen Faden hing. „Lass gut sein, Becca. Wir sollten gehen.“ „Ich werde noch mit einigen der Jäger sprechen müssen, Tristan. Bis dahin wäre es angebrachter, wenn du sie nicht aus deinem Zimmer lässt“, hörten wir Logan uns noch nach rufen, als wir uns durch den engen Spalt in der Wand schoben. Sobald ich draußen war, klopfte ich mir die lästigen Staubpartikel von meinem Umhang und wurde von meinem Begleiter grob am Arm gepackt, als ich mich umdrehte und um ein Haar in den Abgrund gefallen wäre, der sich vor mir auftat. „Unvorstellbar“, hauchte ich ehrfürchtig, als ich das gewaltige Ausmaß der Höhle vor mir sah. Die Gesteinshöhle war ein riesiges ausgehöhltes Ei, deren gegenüberliegende Seiten mit einer gemeißelten Brücke verbunden wurden. Die Ringe aus feurigen Fackeln kennzeichneten die jeweiligen Etagen; insgesamt achtzehn, zählte ich unglaubwürdig und widerstand dem Drang mir die Augen zu reiben. Ganz unten konnte ich einen sehr langen Tisch, mit jeweils zwölf Stühlen, erkennen; ähnlich wie der, der in der Schlossbibliothek stand, aber um einiges robuster und voller Kratzer. „Beeindruckend, nicht wahr?“, schmunzelte Tristan hinter mir, woraufhin ich nur sprachlos nicken konnte. Im siebten, dritten und zweiten Stock, bemerkte ich eine Vielzahl an Werwölfen in Menschengestalt, die mit schnellen Schritten hin und her eilten. Es waren zwar weitaus weniger wie ich sie aus den damaligen Kriegen in Erinnerung hatte, doch die Anzahl war noch immer erschreckend hoch. Wenn ich ehrlich war, hatte ich nicht erwartet, dass die Werwölfe derart bauwerkliches Talent aufwiesen. Wie lange sie wohl gebraucht hatten, um diesen gigantischen Untergrund auszubauen, die Brücken zu meißeln und sich hier einzuleben? Und all das, ohne das wir Vampire auch nur etwas gemerkt hatten. Ein Gedanke, der mir Schauer über den Rücken jagte. Der kaltblütigen Kriegerin in mir wurde schlecht, bei dem Gedanken, wie fähig diese Tiere doch waren, doch mein wohlgesonnenes Ich war durchaus bereit ihre Arbeit anzuerkennen. „Komm“, sagte Tristan, nahm mich an der Hand und führte mich über die schmale Brücke. Gleich darauf schlichen wir erneut durch eine kleine, höhlenartige Passage, an deren Wände sich merkwürdige Schnörkel, Zacken und Linien abzeichneten. Mit meiner freien Hand strich ich im Gehen über die eingeritzten Formen und erkannte schon bald, dass es sich dabei um ein geordnetes System handelte. Noch mochte es für mich keinen Sinn ergeben, doch Rätsel und Labyrinthe waren für mich schon immer ein Leichtes gewesen, daher würde ich für die Entschlüsselung dieser Karte womöglich Tage brauchen, wofür Menschen Monate ihres Lebens vergeudeten. Allerdings stand nicht mit Sicherheit fest, dass ich mich auch so lange hier aufhalten würde. Wenn sich Logan nun doch anders entschied? Oder die anderen Werwölfe mich nicht akzeptieren konnten? Eine große Überraschung wäre dies immerhin nicht. Ich konnte es vielleicht gleichzeitig mit sieben oder acht von ihnen aufnehmen, aber gleich eine ganze Horde? Wohl kaum. Dafür reichten selbst meine Fähigkeiten nicht aus, und in diesem jämmerlichen Zustand schon gar nicht. Ich war stark geschwächt und schrecklich müde dank des herannahenden Sonnenaufgangs, der sich in meinem Körper durch ein starkes Kribbeln ankündigte. Wir marschierten nach links und rechts, dann wieder links ... und irgendwann war ich es leid, meine Gedanken mit dieser sinnlosen Vorsicht zu verschwenden, denn entweder würde ich meinen Aufenthalt hier überleben ... oder eben nicht. Ich glaubte nicht, dass mein Verlust für irgendjemanden von ausschlaggebender Bedeutung wäre. Es wäre falsch von den Wölfen Freundlichkeit oder gar Zuneigung zu erwarten, nachdem ich und meine Familie ihnen das Leben zur Hölle auf Erden gemacht hatten. „Welchen Rang vertritt Logan?“, fragte ich, als wir uns weit genug von dem Schattenwolf entfernt hatten, um ungestört reden zu können. Tristan schnitt eine Grimasse, welches wohl als Lächeln durchgehen sollte. „Er ist der Erste.“ Ich stutzte. „Ihr meint doch nicht etwa––?“ „Doch. Er ist unser Anführer, der erste unserer Rasse und der einzige, der mehr Wolf als Blutsauger ist.“ Er machte ein finsteres Gesicht und knackte mit seinen Halswirbeln. „Mir wird ganz anders wenn ich nur daran denke, was er hat alles ertragen müssen.“ Weil ich nicht wusste, was ich darauf hätte antworten können, schwieg ich. Ich war nie dabei gewesen, als die Königsfamilie an verschiedenen Tieren ihr Blut getestet hatte und auch sonst konnte ich mir nicht einmal Ansatzweise vorstellen, was für grausige Experimente sie durchgeführt haben mochten. Ich war dementsprechend froh, dass sich meine Eltern aus dieser Sache herausgehalten hatten, auch wenn wir dennoch zu den Leittragenden wurden, die letzten Endes aufräumen durften. Wenigstens erklärte das Logans extreme Stimmungsschwankungen und Aggressivität mir gegenüber. Bestehend auf dieser Basis, erhoffte ich mir nicht viel von meiner Zukunft. „Wer sind die Jäger? Falls Ihr mir das überhaupt verraten dürft.“ Diesmal breitete sich ein ehrliches und stolzes Grinsen auf seinem Gesicht aus, was seine Augen spitzbübisch funkeln ließ. Die gespenstische Stimmung verflüchtigte sich beinahe sofort. „Das sind die Nachfahren, die Logan gebissen hat. Der perfekte Ausgleich zwischen Mensch und Tier.“ Ich unterließ es ihn darauf hinzuweisen, dass er Mensch mit Vampir verwechselte und nickte lediglich. „Wie viele Jäger gibt es denn?“ „Vor einigen Jahren waren es siebzehn, jetzt sind es nur noch neun“, antwortete er ohne zu zögern. Bedeutete es, dass er mir vertraute? „Wir kümmern uns um praktisch alles im Rudel. Vom beschaffen von Essen bis hin zur Kampfausbildung.“ „Wir? Ihr seid einer von ihnen?“ Tristan schnalzte mit der Zunge und zwinkerte mich an. „Natürlich! Das merkt man doch eindeutig an meinem Charme.“ „In der Tat“, murmelte ich amüsiert und kräuselte die Lippen. Erstaunlich wie viel besser ich mich auf einmal fühlte. Mein Aufenthalt hier erschien mir plötzlich gar nicht mehr so übel, solange ich Tristan in der Nähe hatte. Er gab mir das Gefühl, nicht das Monster zu sein für das ich mich hielt. „Habt Ihr Familie?“, stellte ich schließlich meine letzte Frage und bemerkte wie sich seine Mundwinkel leicht nach unten zogen, woraufhin er schnell wieder ein breites Grinsen aufsetzte und mich weiterschob. „Nur einen Bruder – Blake. Ein ziemlich sturer Hohlkopf, wenn du mich fragst, aber du wirst ihn mögen.“ „Ach“, sagte ich nur, obwohl sich in meinem Kopf die Fragen stapelten. Erwartete er, dass ich ihn kennenlernte? Weshalb sollte ich das wollen? Ich wollte mit so wenigen Werwölfen in Kontakt geraten, wie es mir nur irgendwie möglich war. Wie ich mich und das Temperament dieser Tiere kannte, wäre eine gewalttätige Auseinandersetzung zu erwarten. Wir kamen erneut an einem engen Spalt im Gestein an und dennoch schien der Gang kein Ende nehmen zu wollen. Über dem großen Riss in der Wand prangte ein mir unbekanntes Zeichen, welches wohl Tristans Zimmer markierte. Dieser ließ mir den Vortritt, als ich mich erneut durch den zackig verlaufenden Eingang quetschen musste, damit man nicht einfach so hindurch blicken konnte. Es war tatsächlich so wie ich vermutet hatte. Hinter dem Gestein war ein großer Raum, der durch menschengroße Löcher in weitere Räume führte. Ich ging nach rechts und erblickte eine beachtliche Sammlung an Waffen. Manche waren poliert, andere waren noch blutverkrustet oder rosteten bereits. In den beiden linken Zimmern befand sich zum einen ein wunderschönes Schlafzimmer mit Fellen von den verschiedensten Tieren am Boden und ebenso weich aussehende Kissen lagen auf der gemusterten Decke. Die Wände waren mit rotem und goldenem Samt behangen und einige Spiegel zierten das Zimmer. „Welch ... ausgefallener Geschmack.“ Unsicher sah ich mich um und rieb mir den schmerzenden Hals. Meine Kehle brannte vor Durst. Ich hatte meine Nahrungsaufnahme bereits viel zu lange hinausgezögert und ließ meinen Verstand von Minute zu Minute weiter abdriften. Nicht mehr lange und mein dämonischer Instinkt würde im Sinne des Überlebens die völlige Kontrolle übernehmen. Mein Magen zog sich krampfhaft zusammen, als ich mich auf das Fell legte und mein Gesicht in einem Kissen vergrub, um den süßen Duft des Blutes nicht mehr in die Nase zu bekommen. „Ich werde mich etwas ausruhen.“ Tristan runzelte die Stirn, zuckte dann aber die Schultern und legte sich neben mich, als wäre es das verständlichste auf der Welt. „Könnte mir sicher auch nicht schaden.“ Ich nahm nicht mehr Bewusst, wie meine Augenlieder zufielen und ich in meinen üblichen traumlosen Schlaf fiel, aber ich nahm immer noch das Kratzen in meiner Kehle und den stechenden Schmerz in meinem Magen war, der mir keine Ruhe ließ. Eine in lodernden Flammen gehüllte Gestalt manifestierte sich vor meinem inneren Auge und hielt mich fest, ließ mich brennen wie ein trockenes Stück Holz. Plötzlich durchströmte mich eine Eiseskälte, die den Brand in mir augenblicklich löschte und meinen Durst verscheuchte. Vorerst. Allmählich kam ich wieder zu Verstand und merkte erst viel zu spät, dass ich auf Tristan saß und ihn fest auf dem Boden hielt, während ich meinen Mund an seinen Hals presste. Bestürzt wich ich zurück, schmeckte noch immer das angenehm kühle Blut auf meiner Zunge und war zu abgelenkt, um zu reagieren, als mich ein schwerer Körper zur Seite riss und mich gegen die Wand schleuderte. Meine Sicht war noch immer von einem roten Schleier verhangen, irgendjemand fluchte und im nächsten Augenblick spürte ich einen stechenden Schmerz in der Brust. Ich hörte einen wütenden Aufschrei Tristans: „Blake, was hast du getan?!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)