Fünf Dominien von Schneeregen (Herrscher der Elemente) ================================================================================ Kapitel 5: Der Aufstieg ----------------------- Eleanor und Jakob machten sich auf den Weg. der Anstieg war für Morgenstern sehr anstrengend, doch am Abend des vierten Tages hatten sie schon den Blauspitz und den Bogne passiert. „Glaubst du, wir sollten unser Lager aufschlagen?“, fragte Eleanor. „Klar!“, meinte Jakob. Er sprang ab und rollte die Decken auseinander. „Sollte ich dir nicht helfen?“, fragte Eleanor verwundert. „Nein, nein! So etwas tut eine Prinzessin nicht.“, sagte Jakob mit piepsiger Stimme. „Du bist gemein!“, schmollte Eleanor und setzte sich leicht beleidigt auf einen Baumstumpf und sah Jakob zu, wie er nun Sachen aus den Rucksäcken holte und sie auf den Boden legte. Diese Nacht schlief Eleanor sehr unruhig. Immer dachte sie, etwas aus den Büschen zu hören, doch wenn sie genauer hinhörte, war es verschwunden. Als Jakob Mitten in der Nacht auf wachte, saß Eleanor wieder aufrecht auf ihrer Decke und lauschte. „Luk, hast du etwas gehört?“, fragte er. Eleanor hatte sich daran gewöhnt, dass Jakob sie immer Luk nannte. „Ja! Ich glaube da ist etwas in den Büschen.“ Sie deutete auf das Gebüsch links von ihr. Jakob ging darauf zu und schob ein paar Äste zur Seite. Er sprang mit einem Entsetzensschrei zurück. Etwas hatte sich darin bewegt, etwas großes und glänzendes. Eleanor sprang auf, doch schon in wenigen Sekunden waren sie von einer Horde schuppiger Affen umzingelt. Beide zogen ihre Schwert, doch die schuppigen Affen ließen sich nicht einschüchtern. „Was sind das für Tiere?“, nuschelte Eleanor ängstlich. „Weiß nicht.“, antwortete Jakob. Die Affen zogen den Kreis immer enger. Der höchste Turm des Landes war der Falkenturm. Der Besitz von Aerenius. Von oben aus könnte er das ganze Land überblicken. „Habt ihr sie gefunden“, fragte eine etwas gelangweilte Stimme. „Sie sind im Sonnengebirge.“, antwortete eine röchelnde Stimme. „Gut! Dann nehmt sie gefangen, aber tötet sie nicht. Vielleicht könnten sie uns noch nützlich sein.“ „Ja!“ „Los! Geh schon!“, befahl Aerenius seinem Diener. „Ich hätte mir denken können, dass Senilis nur ein paar Kinder losschicken würde, um das Eisschwert zu finden. Eine bessere Armee hat er ja nicht! Ha! Aber wenn...Nein! Das kann nicht sein! Wieso sollte er? Nein! Natürlich nicht!“ Er setzte sich in einen Sessel, der nahe des Fensters stand und sah auf das Sonnengebirge hinaus. Würden diese Kinder das Eisschwert finden oder war es doch eine zu große Aufgabe für sie? Keuchend lehnte sich Eleanor an einen Baum. Jakob stand neben ihr. So etwas schreckliches hatte Eleanor nach nie gesehen. Ihr Herz raste immer noch vor Angst. Neben ihnen lagen die toten Affen. „Was wollten die von uns?“, fragte Jakob verwirrt. „Wo her soll ich das denn wissen?“ Jakob zuckte die Schultern: „Weiß nicht. Du hast doch bei dieser alten Kräuterhexe gelebt. Vielleicht hat sie dir etwas gesagt.“ „Nein!“, fauchte Eleanor. „Ich reite jetzt weiter, und du? Ich halte es hier nicht mehr aus!“ „Ich komme mit.“, meinte Jakob. Sie gingen durch die Wiesen, bis sie Morgenstern fanden, die die ganze Nacht auf einer Gänseblümchenwiese gegrast hatte. Und weiter ging es, durch die Nacht, immer weiter und weiter zum Berg Réé. 2 Tage waren Eleanor und Jakob schon geritten, als die beiden gerade mal die Hälfte des Weges hinter sich gebracht hatten. Es war ein schöner Morgen. Überall gingen die Blüten auf und die Luft war schwül. Immer wieder kamen sie an hohen Felswänden und kleineren Seen vorbei. Die Berge wurden immer höher und bald hatten Eleanor und Jakob die Baum grenze erreicht. Die öde Landschaft fand Eleanor ein wenig gruselig und sie hatte immer Angst, dass ihnen vielleicht noch eine Horde wilder Affen begegnet. Jakob nahm das locker. Na klar Er lebte ja jetzt schon 2 Jahre alleine hier draußen und hatte bestimmt schon seine Schwertkünste gegen Angreifer eingesetzt. Aber Eleanor war nun erst vor ungefähr zwei Wochen von Herbana losgezogen und hatte sich erstmal verteidigen müssen, weil sie sonst von diesen schuppigen Affen getötet worden wäre. Langsam wurde es immer kühler und d kühler. Eleanor fing an zu frieren. Doch dann wollte Jakob ihr seine Jacke geben. Da holte sie lieber ihre eigene aus ihrem Rucksack. Gegen Abend hin kamen sie an einem sehr, sehr großen Bergsee. Seine Oberflächen war glatt wie ein Spiegel. Die beiden entschieden sich hier ihr Lager aufzuschlagen. Eleanor setzte sich auf einen Stein nahe des Ufers. Plötzlich zitterte die Oberfläche und im Wasser bildete sich etwas. Es war ein Gesicht eines alten Mannes. „Senilis“, rief eine Stimme hinter Eleanor und etwas fiel klirrend zu Boden. „Wollte nur mal sehen, was ihr hier macht“, sagte Senilis schmunzelnd. „Und gefällt es euch hier?“ „Ja! Super!“, sagte Jakob nicht ganz glaubwürdig. „Wir wären nur von einer Horde schuppiger Affen fast geköpft worden.“ „Habe ich euch nicht vor dem Mompas gewarnt?“ „Nein! Danke nochmal!“, fauchte Eleanor verärgert. „Oh! Entschuldigung! Mompas sind unterentwickelte Geschöpfe, die die Diener des Schattens als ihre Armee eingesetzt haben.“, sagte Senilis immer noch schmunzelnd. Wie konnte er in so einer ernsten Situation nur schmunzeln? „Und warum haben sie diese Mom-was-weiß-ich-nicht-was als ihre Armee eingesetzt, wenn sie doch so unterentwickelt sind? Selbst wir konnten sie besiegen“, erwiderte Jakob. „Erstens, sie heißen Mompas! Zweitens, weil die Mompas so unterentwickelt sind konnten die Herrscher über die 3 Elemente sie so leicht versklaven und drittens, waren die Mompas, die euch angegriffen haben nur zu Zehnt! Stellt euch vor, wenn sie zu Tausenden kommen!“ Wie immer trat nach Senilis Rede Stille ein. „Oh, ich muss Tschüss sagen, mein Teewasser kocht schon“, meinte Senilis. Das Bild im Wasser verschwand. Eleanor und Jakob sahen sich an. Senilis war immer so vergnügt. Und irgendwie konnte man über ihn schmunzeln. Doch was hatte Senilis ihnen da gesagt? Diese Affen waren die Armee der Diener des Schattens. Und wenn sie zu Hunderten waren, konnten sie sogar ganze Städte zerstören. Eleanor wusste nun, wie Isona zerstört wurde. Sie wollte mit Jakob darüber sprechen, doch der schlief schon. Na ja, würde sie halt morgen mit ihm sprechen. Jakob beschloss am Morgen ganz früh loszuziehen, indem er Eleanor wach rüttelte, bevor die Sonne überhaupt aufgegangen war. Verschlafen wand Eleanor sich aus ihrer Decke und starrte Jakob an, der schon fertig neben Morgenstern stand. Das Lager hatte er schon wieder abgebaut. „Ich wollte eigentlich weiter, aber deine Decke fehlt noch in meinem Gepäck.“ sagte er grinsend. „Das ist nicht lustig!“, sagte Eleanor steif. Jakob verging das grinsen nicht und Eleanor verstaute ihre Decke im Gepäck. Heute war es noch kälter als gestern. Obwohl es Hochsommer war, war es hier oben eiskalt, knapp über 0°C. Eleanor zog ihre Jacke enger und schob ihre Hände tiefer in die Taschen. Immer höher kamen sie. Kalte Winde bliesen ihnen um die Ohren und fast steif gefroren erreichten sie gegen Mittag den Gipfel. Hier konnten sie nicht weiter reiten. „Du bleibst hier!“, sagte Eleanor zu Morgenstern. Morgenstern schien offensichtlich nicht zufrieden, dass die beiden sie in dieser Kälte zurück ließen. Eleanor und Jakob gingen nun zu Fuß weiter, bis sie die Spitze erreichten. Die Luft war hier sehr dünn und Eleanor kriegte nur schwer Luft. Sie schauten sich um. Doch hier war nichts außer Schnee und Eis, und das hölzerne Kreuz, das hier oben angebracht worden war. Eleanor war enttäuscht. Sie hatte gehofft, dass sie hier oben das Eisschwert finden würden. Vielleicht ist es... „Das Kreuz!“, rief Jakob, als ob er ihre Gedanken gelesen hätte. Er begann das Kreuz zu untersuchen. dann tastete er es ab und schließlich begann er mit den Fäusten dagegen zu hämmern. Nichts passierte, das von großer Bedeutung gewesen wäre, außer dass das Kreuz am Ende umfiel und starr auf dem Boden liegen blieb. Eleanors Herz sank ihr in die Hose. Sie hatte so gehofft, dass nun, wo sie den Gipfel erreicht hatten, ihr Ziel erreicht war und sie heldenhaft mit dem Eisschwert zu Senilis zurück kehren würden. Aber so war es nicht. Hier oben in der eisigen Kälte war kein Eisschwert. Nichts. Keine Spur von ihm. Enttäuscht gingen die beide zu Morgenstern zurück, doch Morgenstern war nicht mehr da. Wo konnte sie nur sein? Eleanor lief zu dem Felsvorsprung, wo sie Morgenstern zurück gelassen hatte. Komischer Weise hing ein Stück von dem Zügel an dem Felsvorsprung, der direkt in die Felswand hinein führte. Sie sah Jakob verwundert an. Er schien genauso ratlos wie sie. Mutig streckte Eleanor ihre Hand aus und die Hand verschwand in der Wand. Plötzlich fühlte sie Morgensterns Fell. Sie trat einen Schritt nach vorne und nun tauchte auch ihr Kopf durch die Wand. Hier stand Morgenstern und hatte zwischen den Steinen offensichtlich ein wenig Gras. Dann spürte sie, wie Jakob hinter ihr auftauchte. Eleanor und Jakob standen in einem steinernen Gang, eher ein Höhlengang. An der Wand brannte eine Fackel. Sonst war der Gang vollkommen schwarz. Eleanor grauste es , doch Morgenstern schien es hier zu gefallen. Eleanor spürte Jakobs Angst genau. „Müssen wir hier rein gehen?“, fragte Eleanor. „Ich glaube schon, wenn wir das Eisschwert finden wollen.“ Jakob schluckte. Eleanor nahm mit zitternder Hand die Fackel vom Halter. Bloß keine Angst haben! Bloß keine Angst haben! Langsam kamen sie voran. sie konnten vor ihnen nur 1m weit sehen. Morgenstern wurde hinter ihnen immer kleiner und verschwand schließlich, als sie um eine Ecke bogen. Eleanors Herz klopfte wie wild. Langsam wurde ihr schlecht vor Angst. „Da hinten ist Licht!“, rief Eleanor erleichtert. Sie fing an zu rennen. Jakob rannte hinter ihr her, dem Licht immer weiter entgegen. Sie stand in einem hohem, kreisrunden Raum. Im oberen Teil des Raumes waren Fenster, durch die Sonnenlicht einfiel. In der Mitte war eine metallene Wendeltreppe, die sich bis zur Decke des Raumes hinauf wand. Eleanor und Jakob sah sich um. „Hier ist kein anderer Ausgang“, stellte Eleanor fest. „Ich glaube, wir müssen da hoch.“ Jakob deutete Auf die Treppe. „Ich habe aber Höhenangst!“, maulte Eleanor. „Bist du ein Angsthase oder ein Krieger?“, fragte Jakob grinsend. „Kriegerin! Wenn ich bitten darf!“, fauchte Eleanor. „Ist doch egal! Komm schon!“ Jakob sprang auf die Treppe. Eleanor blieb erst wie angewurzelt stehen, doch dann folgte sie ihm. Die Treppe war lang und es dauerte knapp eine dreiviertel Stunde, bis sie oben waren. Hier oben führte ein hellerleuchteter Gang wieder in den Berg hinein. „Scheint so, als ob es hier weiter geht!“, meinte Jakob und deutete auf den Gang. Eleanor nickte und die beiden folgten dem Gang. Die Aufregung stieg in Eleanor hoch. War hier das Eisschwert versteckt? Bitte! Bitte lass es hier sein! Die beiden kamen in eine große Kammer. Fackeln beleuchteten den Raum und die Wänden waren mit Wandbemalungen geschmückt. In der Mitte stand ein steinerner Altar, über dem ein hell leuchtendes Schwert. Auf dem Griff schimmerten hellblaue Edelsteine im schwachen Licht der Fackeln. Das Eisschwert! Doch Eleanors Freude hielt nicht lange an, denn plötzlich spürte Eleanor die kalte Macht, die von ihm ausging. „Du holst es!“, sagte sie zu Jakob. „Nee! Du!“ „Du!“ „Du!“ „Du!“ „OK. Wir losen. Stein, Schere, Papier?“, meinte Jakob schließlich. Eleanor nickte. Die beiden losten. Immer ging es unentschieden aus. Doch beim zehnten Mal... „Ja, ich hab‘ gewonnen!“, rief Jakob. Eleanor sah betreten drein. „Du musst gehen!“, sagte er. Eleanor fand das unfair. Sie hatte ja nur knapp verloren. Wer konnte denn wissen, dass Schere Papier schneidet? Eleanor ging nun mit zittrigen Beinen auf den Altar zu. Das Schwert schimmerte bedrohlich. Ihr Herz klopft unaufhörlich und ihr Hals schnürte sich zu. Sie streckte langsam die Hand aus und schaute sich noch ein mal zu Jakob um, der nickte. Eleanor holte tief Luft, fasste ihren ganzen Mut zusammen und zog die Hand zu. Sie spürte wie ihre Hand den metallenen Griff umfasste. Erleichterung durch fuhr sie. Doch dann... Peng! Es war wie eine Explosion. Eleanor wurde mit voller Wucht zurück geschleudert und blieb regungslos auf dem Boden liegen. Jakob rannte zu ihr. „Luk, hast du dir was getan?“ Langsam kam Eleanor wieder zu sich. Sie fühlte sich benommen, doch dann kamen ihr die Gedanken von dem Eisschwert wieder ins Gedächtnis. Sie sah sich um. „Wo ist das Eisschwert?“, fragte sie. Jakob sah sich ebenfalls um und zuckte dann die Schultern. Er versuchte ziemlich cool zu wirken, doch Eleanor sah die Besorgnis in seinem Gesicht. „Mir geht’s gut!“, sagte deswegen schnell. „Wirklich?“, fragte Jakob mit immer noch bestürztem Gesicht. „Ja! Komm! Das Eisschwert ist sowieso nicht mehr hier.“ „Glaub ich auch. Lass uns lieber zu Senilis zurück gehen.“ Jakob half Eleanor wieder auf die Beine. Beide machten sie auf den Rückweg. Jakob half Eleanor , denn sie war immer noch sichtlich wackelig auf den Beine. Die Treppe war das schlimmste für Eleanor. Sie kam nur schwer herunter. Schließlich kamen sie wieder bei Morgenstern an. Jakob half Eleanor herauf und dann ging selber neben her. Doch plagten schreckliche Gedanken. Was sollte sie nur Senilis sagen? Hoffentlich war er nicht böse auf sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)