Nothing clear von YoungBlood (reloaded) ================================================================================ Kapitel 3: A long way down -------------------------- Remus Lupin: “Ich wollte nie wieder einen solchen Moment erleben. Einen Moment in dem der Tod dich angrinst, aus seinem Versteck tritt. Ich war hilflos...” Would you know my name if I saw you in heaven? Would it be the same if I saw you in heaven? Remus befand sich gerade auf einer der wandelnden Treppen auf dem Weg nach oben. Sie schwenkte gerade um, sodass sich der Treppenanfang vom festen Grund weg bewegte, als das Quietschen von Absätzen und ein Rufen den Gryffindor dazu brachte sich herum zu drehen. Sirius stand am Abgrund, wo ein paar Sekunden vorher noch die Treppe gewesen war und streckte die Arme von sich. „Komm zurück!“, rief er kommandierend und deutete mit dem Zeigefinger direkt neben sich. Remus hätte am liebsten die Augen verdreht. Sirius wusste ganz genau, dass auch Remus die Treppen nicht steuern konnte und deswegen war es wohl ein unmögliches Unterfangen jetzt auf der Stelle zu dem Schwarzhaarigen zu gelangen. „Was ist denn?“, fragte er stattdessen und musste seine Stimme bereits lauter gestalten, damit sie überhaupt bis zu Sirius reichte. „James hat was vor.“, gestikulierte der Andere und drehte sich zur Seite weg, warf den Oberkörper über die Brüstung zu seiner linken und blickte in die Tiefe. Eine der übrigen Treppen schwebte gerade knapp unter ihm vorbei, auf dem Weg zur anderen Seite. „Tatze ich glaube nicht, dass das das erste Mal in seinem Leben wäre.“, meinte Remus nur skeptisch und runzelte die Stirn, seine Treppe hatte inzwischen am neuen Stockwerk angelegt und er trat die letzten Stufen hinauf, stellte sich auf den sicheren, unbeweglichen Untergrund. Er drehte sich zu Sirius um, aber der legte doch gerade ernsthaft die Hände auf die Brüstung und zog mit Schwung die Beine darüber! Sein schwarzer Umhang flatterte wie eine Fahne hinter ihm her, als er über die steinerne Brüstung nach unten verschwand. Remus' Herzschlag setzte aus. „SIRIUS!“ Er sah ihn fallen wie einen Stein und machte unwillkürlich einen Schritt in seine Richtung, doch da war der Untergrund schon fast zu Ende - die Anschlusstreppe war noch nicht angekommen. Dafür sah er, wie Sirius' Füße auf den Stufen einer vorbeischwebenden Treppe aufsetzten und sein Freund für einen Moment mit schmerzverzerrtem Gesicht in die Knie ging und mindestens zwanzig Zentimeter kleiner zu sein schien. Das hatte sicher wehgetan. Remus konnte sich vorstellen, dass einem dieser Aufprall durch Mark und Bein ging und Sirius' Beine sicher noch eine Weile schmerzen würden, aber nachmachen würde er ihm das sicher nicht. Dieser Holzkopf! Spielte so einfach mit seinem Leben! Was sollte das denn? Er hätte doch warten können, verflucht noch eins. Remus überlegte sogar, ob er die Treppe wieder hinunter nehmen sollte, nur um Sirius zu ärgern. Dieser humpelte - ja, humpelte und das geschah ihm ganz recht - gerade O-beinig in den nächsten Gang, wo es einen Geheimgang gab, der zu Remus hinauf führte. Eigentlich war er ja bekannt für seine Geduld, besonders, wenn es um die Herren Black und Potter ging, aber in manchen Fällen – so wie diesem – würde er Sirius am liebsten den Hals umdrehen. Sprang einfach so ein Stockwerk hinunter! Er konnte von Glück sprechen, dass er sich nicht das Genick gebrochen hatte. Noch etwas paralysiert, gemischt mit Wut drehte sich Remus um und wollte in den Gang hinein gehen, da stand auch schon ein schwer atmender Sirius vor ihm und streckte ihm die Handfläche entgegen. Ruhe hieß das. Gut. Remus hatte sicherlich noch später die Gelegenheit ihm eine Standpauke zu halten über das Spielen mit dem Leben. „Du missverstehst mich.“, schnaufte Sirius - „Aach?“ - und trat näher, um Remus die Bücher aus der Hand zu reisen, „Er war völlig abwesend. Apathisch! Und deswegen müssen wir ihn suchen! Also quatsch – wir müssen ihm folgen, runter zum Feld.“ „Er ist fliegen Tatze, es beruhigt ihn, das ist doch ganz normal.“, wurde Sirius Bedenken weg gewinkt, doch schon im nächsten Moment hatte dieser Remus Bücher einfach über die Brüstung geworfen, „SIRIUS!“ Remus stütze die Hände auf die Brüstung und sah seinen Büchern nach, die aufklappten, durch die Luft segelten, immer tiefer und tiefer, bis sie Seiten lassend auf dem Boden des Treppenhauses aufschlugen. „Überredet.“ I must be strong and carry on 'cause I know I don't belong here in heaven „Was er wohl hat?“, fragte Peter in die kleine Runde nachdem sie ihr Tempo ein wenig gedrosselt hatten, immerhin wussten sie ja wo James zu finden war und Remus war zu grummelig, um Sirius noch im schnellen Tempo zu folgen. Nachdem der Blacksprößling seine Bücher über die Brüstung geworfen hatte, war Remus ihm eigentlich nur nach gelaufen, weil der Weg zu den Büchern sowieso nach unten ins Erdgeschoss führte. „Ich denke er will allein sein.“ „Und ich, meine Kleinen, finde nicht, dass allein sein in diesem Fall gut ist.“, entschied Mama Glucke Sirius und stapfte voraus die Marmortreppe hinunter in Richtung Portal. Remus konnte ihm da nicht richtig zustimmen. Er wusste wie gut es manchmal tat, wenn man sich zurückziehen konnte und alleine vor sich hin dachte. Über Dinge nachdachte, die einen bedrückten. In James Leben war ein Komet eingeschlagen und hatte James Welt aus den Angeln gehoben, hatte den Jungen in eine andere Umlaufbahn gerückt. Das alles war nicht so leicht wieder zurecht zu rücken. Remus kam bis heute nicht wirklich damit klar, dass er nie den Vollmond betrachten würde. Zumindest nicht mit den Augen eines normalen Menschen. Der Vollmond würde für ihn nie wunderschön oder strahlend sein. Auch würde er nie mit einem Mädchen einen Spaziergang bei Vollmond machen. Aber das war nur einer der vielen Gedanken, die Remus zu gerne nachhing, wenn er alleine war... Vielleicht hatte Sirius doch recht... es war nicht gut dabei allein zu sein. Sie überschritten die Schwelle des Eichenportals und Sirius legte die Hand über die Augen, deckte sie gegen das Licht ab, um einen besseren Blick in die Ferne zu haben. Aber er konnte nichts weiter entdecken, sie waren noch zu weit entfernt. Vorbei am See, dort drüber stand die Peitschende Weide und regte ihre Äste wirr in den Himmel. „Wann ist wieder Vollmond?“ „Erst im Oktober.“, murmelte Remus vor sich hin, nicht gewillt Sirius so einfach zu vergeben, was er seinen heiligen Büchern angetan hatte. Insgesamt fünf Seiten waren aus den Büchern gerissen worden – nun gut sie waren schnell wieder hinein gezaubert. Aber es ging ums Prinzip. I'll find my way through night and day 'cause I know I just can't stay here in heaven „Sieh mal!“ Sirius und Remus folgten Peters ausgestreckten Arm und erkannten zwischen den Tribünentürmen immer wieder einen Flieger, der seinen Besen in einer halsbrecherischen Geschwindigkeit um die Türme manövrierte. Er war nicht so hoch, genau die Mitte der Höhe der Türme, aber der Effekt, sollte dieser Flieger hinunter stürzen, wäre derselbe. Unschön. Remus wurde schon vom hinsehen schwindelig. Er war noch nie ein Fan dieses Sportes gewesen, allerdings war er auch kein Fan von Besen. Er bevorzugte es auf dem Boden zu bleiben, sei es auf dem normalen oder auf dem Boden der Tatsachen. „Bei Bellas Hässlichkeit! Will der sich noch in den Tod stürzen?!“, rief Tatze, beschleunigte bereits seine Schritte, ehe Remus und Peter noch verarbeiten konnte, was sie sahen. James mochte ja diesen Sport lieben, aber Sirius hatte recht. Es war wirklich dumm sich allein in eine solche Situation zu bringen, auch für einen eigentlich so erfahrenen Spieler wie James. Jeder kannte die Tücken und Schwierigkeiten, die bei einem Flug auftauchen konnten. Remus konnte sie auswendig aufzählen. Turbulenzen, Wirbel, Wind, plötzlicher Wetterumschwung, fremdgesteuerte Bälle, sowie gegnerische Spieler und nicht zu vergessen sonstige kleinen Tierchen, Vögel und sonstiges, aber auch Flüche konnten einem übel mitspielen. Vielleicht schied in diesem Fall die Hälfte aus, aber es bestand immer noch ein gewisses Risiko und Remus würde sich deutlich wohler fühlen, wenn Dumbledore auf den Rängen saß und James im Auge hatte – damit er im letzten Moment den Sturz abfangen konnte. Sirius war bereits durch die Holztüren des Stadions gekracht und auf die Rasenfläche gelaufen, als seine zwei übrigen Freunde sich erst vom Anblick von James losreisen konnten. Mit dem Zauberstab drohend hatte Sirius den Kopf in den Nacken gelegt, „Krone! Komm da runter!“ Doch er wurde ignoriert. „Mann, James, wenn du dich jetzt vom Besen stürzt, hilft dir das auch nicht weiter.“ Time can bring you down time can bend your knees time can break your heart have your beggin' please beggin' please Ein Schrei zerschnitt die Luft. Peter zuckte zusammen, Remus tastete wie wild nach seinem Zauberstab, doch er wusste, dass es ihm nicht viel nützen würde, auch wenn er ihn fand. Die Sonne blendete ihn, als er versuchte James zu finden – der Schrei hatte nur von ihm stammen können. Sirius rannte bereits Richtung der Torringe und dann... dann sah Remus ihn auch. James war höher geflogen und jetzt war der Weg nach unten lang. Vielleicht 21 Meter... Zum zweiten Mal an diesem Tag blieb sein Herzschlag aus, der Umhang hatte sich bereits von James gelöst, flatterte in wilden Schlägen davon, blieb Höher als sein Besitzer. Und James fiel und fiel. In einer Geschwindigkeit die sich für Remus in Zeitlupe abspielte. Sein Körper war steif, er konnte keine Faser bewegen, konnte nur auf den fallenden Jungen sehen, der immer und immer größer wurde, je mehr er sich dem todbringenden Erdboden näherte. Meter um Meter. Er wurde panisch. Seine Gedanken dauerten nur einen Augenaufschlag lang, genug, um ihm erkenntlich zu machen, dass er nichts tun konnte. Er war hilflos. In ein paar Sekunden würde sein Freund auf dem Boden aufschlagen... wäre tot... Beyond the door there's peace I'm sure and I know there'll be no more tears in heaven Sirius hatte den Zauberstab fallen lassen, sein Kopf mochte keinen klaren Gedanken mehr fassen, kein Zauberspruch mochte ihm einfallen. Das Einzige, was er jetzt unternehmen konnte war den Landepunkt abzuschätzen, James Aufprall abzufangen – aber Remus wusste genau, dass selbst das nicht viel ändern würde. Wenn er nicht von so weit oben gefallen wäre – dann vielleicht. Aber so... James hatte Glück im Unglück, dass er nicht auf einen der Ringe aufschlug, er fiel durch sie hindurch und in dieser Zeit hatte Remus schon gehandelt. Während Peter sich die Augen zuhielt warf sich der Vertrauensschüler nach vorne, bekam Sirius Zauberstab in die Finger und zielte beinahe blind in James Richtung. Der Zauberspruch war nicht der Beste, er half vielleicht nicht, er würde... „Wingardium Leviosa!“ Sirius hatte den Landepunkt erreicht, beugte etwas die Knie, um den Aufprall abfedern zu können, streckte die Arme weit nach oben. James Augen waren geschlossen. Ein Ruck ging durch seinen Körper. Remus merkte, wie ihm die Luft knapp wurde, erlaubte sich einen kleinen Atemzug, während er versuchte James Körper die Geschwindigkeit zu nehmen, er wurde langsamer, nicht so langsam wie erhofft. Und doch konnte Remus erkennen, dass er Zusammenstoß mit Sirius nicht todbringend war. Der Schwarzhaarige landete stöhnend auf dem Rücken, James rollte über ihn hinweg, landete schließlich neben ihm auf dem Bauch. Die Augen blieben geschlossen und Peter war der Erste, der sich über James beugte, ihn vorsichtig herum drehte. Seine Hand über James Mund hielt und... nickte. Would you know my name if I saw you in heaven? Would it be the same if I saw you in heaven? Es war die Höhe gewesen, der schnelle Fall, die Angst und das Adrenalin, welches James Körper dazu gebracht hatte für einen kurzen Moment abzuschalten. Seine Lider flackerten, kurz nachdem sich auch Remus wieder aufgerappelt hatte, um James genauer in Augenschein zu nehmen. Er sah nicht so aus, als wäre er von Sirius und Remus abgefangen worden, eher so, als wäre er wirklich mit der gesamten Wucht auf dem Gras aufgeschlagen. Sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz und sein Körper wirkte bewegungsunfähig. Als er schließlich doch versuchte sich auf seine Ellenbogen aufzustützen wirkte es sehr wackelig und unkontrolliert. Remus hätte ihm am liebsten für seine wahnwitzige Show einen Schlag auf den Hinterkopf verpasst, aber er wusste nicht, wie sie einen dann nochmals bewusstlosen James in den Krankenflügel bringen sollten – vor allem nicht mit welcher Begründung. „Könnt ihr mich vielleicht nicht so anstarren?“, fragte er mit zittriger Stimme, und zog die Schultern zusammen, worauf hin Peter aufstand und seinen Umhang holte, ihn James um die Schultern legte. Remus und Sirius sagten erst einmal gar nichts. Sie wussten, dass James auch so verstand, dass sie ihn am liebsten angeschrien hätten. „Ich dachte du könntest fliegen?“, meinte Sirius schließlich in die Stille hinein und setzte wieder sein Grinsen auf, „Sah nicht wirklich danach aus.“ James schaffte nicht mal ein schwaches Lächeln, er lag nur mit etwas desorientiertem Blick da und starrte Sirius an. Remus konnte James Hilflosigkeit nicht mit ansehen. James strotzte sonst immer vor Selbstbewusstsein und um ihn aus der Bahn zu werfen, war viel nötig gewesen. Mehr als Remus wahrscheinlich ertragen würde. Sie hatten sich auf jeden Fall verschätzt, sie mussten auf James Acht geben. „Komm Krone, ich bring dich in den Krankenflügel. Du stehst unter Schock“, rang sich Remus durch und griff zusammen mit Sirius nach James Armen, um ihm beim Aufstehen zu helfen. Alleine Laufen war keine Option. James knickte mit den Knien sofort wieder ein und Sirius legte sofort einen Arm um seine Hüfte, um ihn zu stützen. „Wenn du das sagst Moony“, murmelte er und versuchte ein Lächeln, ein kleines Grinsen, das Zeichen Hey-mach-dir-keine-Sorgen. Aber Remus wusste inzwischen genau wann Menschen dieses Lächeln auflegten, er hatte es schon zu oft gesehen. Von Ärzten, seiner Mutter, von seinem Vater – ja selbst im Spiegel. 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