Bis dass der Tod uns scheidet... von Galenhilwen ================================================================================ Prolog: Ein neues Leben ----------------------- Das blonde Haar wirbelte aufgeregt mit dem Fahrtwind wild durcheinander und glänzte in der morgendlichen Sonne Floridas. Angenehme 20°C machten die Fahrt mit dem offenen nachtschwarzen Mercedes Benz CLK DTM AMG Cabrio durch Miami zu einem puren Vergnügen. Der Blonde grinste. Er liebte den Namen dieses Wagens einfach. Er liebte diesen Wagen, der nagelneu war und gerade einmal eine zweistellige Gesamtdistanz hinter sich gebracht hatte. Der frische, auf Hochglanz polierte und absolut unberührte Lack schimmerte im Schein der Sonne. Die ebenfalls auf Hochglanz polierten Chromteile blendeten regelrecht ihre Betrachter. Das hochwertige, helle Leder im Innenraum roch trotz des offenen Verdecks noch frisch, neu und intensiv. Zufrieden legte der Blonde lässig seinen linken Arm auf die linke Autotür, das Fenster war herunter gekurbelt. Seine azurblauen Augen versteckten sich hinter einer modischen, verspiegelten Sonnenbrille. Trotz der Wärme wurde sein Körper von einem maßgeschneiderten Anzug aus feinem Stoff verhüllt. Ein schwarzes Hemd, dessen oberste Knöpfe lässig offen waren, schaute unter dem beigen Nadelstreifensakko hervor. Ein eleganter Gürtel aus schwarzem Wildleder hielt die dazu passende Hose an der Hüfte. An den Füßen trug er, wie es unter jungen Leuten üblich war, Sneaker. Sie waren schwarz, aber unauffällig und lässig-elegant. Er bog rechts ab und wusste, dass es nun nicht mehr weit sein konnte. Einerseits kündigte sein Navigationsgerät dies an, andererseits eröffnete sich zu seiner Linken der weltbekannte Strand Miamis. Palmen säumten die breite und viel befahrene Straße, hinter denen der fast weiße Sand zum Vorschein kam. Zwischen dem blauen Himmel und dem blendenden Strand spülten Wellen das kristallklare Wasser vor und zurück. Ja, fast war er am Ziel. Nicht nur am Ziel seiner Reise, sondern auch am Ziel seiner Träume. Dieses Paradies würde künftig seine Heimat sein. Er hatte es geschafft. Hatte sich als Künstler einen Namen gemacht und in Asien und sogar Europa große Erfolge gefeiert. Und dann mit seinem Manager beschlossen auch in den USA ganz groß durchzustarten. Welche Stadt eignete sich daher besser für eine bescheidene Residenz als Miami? New York war ihm zu schmuddelig, Washington D.C. zu politisch, Los Angeles zu langweilig und San Francisco zu überladen. Miami war vielleicht protzig und eitel, aber das störte ihn weniger. „Sie haben Ihr Ziel erreicht. Die Zieladresse liegt auf der rechten Seite.“ sprach das Navi mit triefend freundlicher Stimme. Er drosselte das Tempo und griff nach einer kleinen Fernbedienung, auf deren Knopf er drückte. Das große, geschmackvoll geschwungene Tor zu seiner Rechten öffnete sich und gab den Weg auf ein etwa 1000 m² großes Anwesen frei. Guter Dinge steuerte er den teuren Wagen in die Auffahrt, die ebenmäßig geteert war. Rechts und links breiteten sich perfekt gepflegte Grünflächen aus. Das gesamte Grundstück wurde von einem unauffällig gestrichenen Zaun umrundet, vor dem eine quadratisch geschnittene Hecke die Sicht etwas ansehnlicher machte und das Gefühl von Gefängnis verringerte. Aus Japan kannte er solche Gärten zwar eigentlich nicht, aber irgendwie gefiel es ihm trotzdem gut. Alles war geordnet, sauber, gepflegt und hatte seinen ganz bestimmten Platz. Hinter ihm schloss sich das Tor wieder, noch ehe er schließlich den großzügigen Stellplatz vor dem Haus erreichte. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Sein Manager war bereits eingetroffen, was unverkennbar an dessen Wagen zu erkennen war. Dieser war sehr speziell. Ein tiefschwarzer Leichenwagen stand kreuz und quer auf dem Asphalt. Natürlich kein normaler Leichenwagen, sondern ein von vorne bis hinten getuntes Objekt. Sein Manager hatte einen makabren Humor... Die Felgen und sämtliche sichtbare Metallteile waren verchromt und glänzten in der emporsteigenden Sonne. Feine, von Hand gemalte, cremeweiße Linien zierten die Seitenpartien des überlangen Wagens mit feinen Mustern. Auf der Motorhaube glänzte eine verchromte und speziell angefertigte Kühlerfigur; ein Grim Reaper mit Sense. Aus der Heckscheibe schaute ein Plastikskelett heraus und zeigte den hinterherfahrenden Wagen fröhlich den Mittelfinger. Den Kopf lächelnd schüttelnd parkte er neben dem merkwürdigen Auto und stieg aus. Das Einzige, was seinen Wagen zierte war ein eigens in Auftrag gegebener Aufkleber. Das Bild einer Explosion mit dem Spruch „Art is a bang“ darunter. Das war von Anfang an sein Motto gewesen und würde es immer sein. So lebte er, so arbeitete er, so war er. Leichtfüßig tänzelte er um seinen Mercedes herum und ging auf die Haustür zu, die sich in diesem Augenblick öffnete. Sein Manager kam zum Vorschein. Ein großgewachsener Mann, Mitte 20, mit markantem, aber jugendlichem Gesicht und hellen zurückgegeelten Haaren. Er trug einen schwarzen Anzug, ein halb geöffnetes weißes Hemd und immer seine Silberkette mit einem Anhänger. Dieser Anhänger bestand aus einem Kreis, in dem ein nach unten gerichtetes Dreieck integriert war. Ebenfalls aus reinstem Silber. Der Manager grinste und klopfte dem Blonden kräftig auf die Schulter: „Deidara, da bist du ja endlich. Fuck, ich dachte du hättest dich verlaufen.“ Ach ja. Neben dem merkwürdigen Wagen war auch der Wortschatz seines Managers zum Vergraben. Deidara lächelte: „Wenn, dann hätte ich mich verfahren. Aber die nette Stimme aus meinem Navi hat mich gut durch die Stadt geführt. Also nichts für ungut, Hidan.“ - „Ha! Sehr schön, sehr schön. Komm erst einmal rein, ist immerhin deine Bude. Für heute Abend ist alles vorbereitet, ich hol dich nachher ab und dann legen wir los.“ Nickend trat der Blonde ein: „Gut. Aber wehe du versuchst wieder jemanden im Kofferraum deines Wagens von der Vernissage zu befördern, wie beim letzten Mal...“ Lachend winkte Hidan ab: „Keine Sorge. Zu Hause kennen die mich, aber Bock auf die amerikanischen Bullen habe ich sicherlich nicht.“ Er schloss die Haustür hinter dem Künstler, der sich neugierig umsah. Sie standen in einem breiten Flur, der steril wirkte und eher zu einem Bürogebäude passte, als zu einer Wohnung oder einem Haus. Doch von den Fotos wusste Deidara das ja, hatte es sogar so gewollt. Immerhin hatte die Aufteilung des Gebäudes einen ganz bestimmten Grund. „Möchtest du dir das Atelier direkt ansehen oder sollen wir in die Wohnung?“ fragte Hidan. Der Blonde nickte in Richtung Aufzug: „Rauf. Ich will mich frisch machen und einrichten. Das Atelier werde ich mir morgen in Ruhe ansehen.“ Der Manager nickte, während sie sich zum Lift begaben, der komplett verglast war. Durch die Scheiben konnte man die gesamte Technik und Mechanik erkennen; Drahtseile, Verkabelungen, und so weiter. Deidara drückte auf den Knopf. Die Tür vor der Kabine öffnete sich und gab den Weg frei. Die beiden Männer stiegen ein, ehe Hidan die Taste neben der 1 drückte, die Tür sich wieder schloss und der Aufzug sich in Bewegung setzte. Kalte Betonwände wanderten an der Glasfront vorbei, bis schließlich eine Fensterfront erschien und den Blick auf das Anwesen ermöglichte. Der Fahrstuhl hielt an und die Tür öffnete sich wieder. Mit großen Augen stieg Deidara aus und sah sich überwältigt um. Die Wohnung lag auf einer Etage von gut 250 m² und war zu allen Seiten durch Fensterfronten mit der Außenwelt verbunden. Die Sonne schien in die hell eingerichteten und edel gefliesten Räume. Die beiden standen im riesigen Wohnzimmer. Ihnen gegenüber konnte man die Stadt durch die großen Fenster sehen. Deidara neigte sich nach rechts und schritt bedächtig an die Fensterfront, die hinter ihm lag. Bis zur Wand und zur Tür ins nächste Zimmer waren es gut 6 Meter, die von den Fenstern überbrückt wurden. Er stellte sich davor und legte bedächtig seine Hände an die makellosen Scheiben. Vor ihm und dem Anwesen lag die von den Palmen gesäumte Straße. Er konnte auf den Strand und das rauschende Meer blicken, wo sich bereits jetzt viele Badegäste tummelten. Etwas missmutig löste er sich wieder von dem atemberaubenden Anblick und inspizierte die Einrichtung des Wohnzimmers. Der Raum selbst war gute 8 Meter breit und verlief von dieser Seite des Hauses aus über knapp 14 Meter bis zur anderen, war also an drei Seiten von den großen Fenstern umschlossen. Es war ein Palast! Nur die Trennwand zu den anderen Zimmern hob sich von den lichtdurchfluteten Fronten ab. Deidara fand, dass die Wand dennoch sehr viel hermachte. Sie war nicht einfach mit Raufasertapete versehen, sondern mit einer speziell angefertigten Fototapete. Er lächelte zufrieden. Es sah einfach nur geil aus! Mittig zierte dasselbe Motiv die Wand, wie der Aufkleber auf seinem Auto. Mit dem kleinen Unterschied, dass der Schriftzug links und rechts der abgebildeten Explosion stand und nicht darunter. Neben einer Tür fing der Schriftzug mit „Art is a...“ an, und setzte sich mit „...BANG!“ bis zu der ihm näheren Tür fort, umschloss die Explosion und war in leuchtend roter, fein geschwungener Schrift gemacht. Er liebte es. Der Fußboden war aus cremeweißen Fliesen. Pflegeleicht. Da dachte er ausnahmsweise sehr pragmatisch. Die Sofagruppe spottete dieser Beschreibung beinahe wieder. Eine riesige Eckcouch stand vor der Explosion an der Wand, allerdings etwa mit 2, vielleicht 3 Metern Abstand, damit das Bild nicht einfach verdeckt wurde. Das Sofa war strahlend weiß und aus feinem Leder. Ein wie Kristall funkelnder Glastisch rundete den Anblick und das Ambiente schließlich galant ab. Unter der Schrift, die auf Augenhöhe geschrieben stand, standen rechts und links des Bildes weiße, edle Sideboards. Direkt gegenüber vor der Fensterfront stand eine Bar, elegant geschwungen und aus geweißtem Holz gefertigt. Dazu passende Barhocker waren ordentlich bis an den Tresen geschoben. Ansonsten gab es keine weiteren Möbel. Dieses Wohnzimmer bot vor allem eines: Platz! Hidan trat an den blonden Künstler heran und grinste breit, während er diesem eine Fernbedienung unter die Nase hielt: „Du scheinst beeindruckt zu sein. Fuck, da habe ich wohl den richtigen Riecher gehabt. Aber das kleine Ding hier ist mal wirklich Porno! Pass auf...“ Er drückte auf einen der Knöpfe, woraufhin mit einem Mal Rollos die gesamten Fenster hinunterliefen und den Raum schier hermetisch abriegelten. Deidara sah sich mit großen Augen um, als sich zeitgleich die Beleuchtung einschaltete und indirektes Licht den Raum angenehm erhellte. Der Manager streckte stolz die Brust raus: „Ich sag ja, das Teil ist Porno. Aber das ist nur der Anfang...“ Er drückte den nächsten Knopf. Aus der Zimmerdecke sank direkt vor der Wand eine kinowürdige Leinwand herunter, während über der Bar eine Halterung mit einem Beamer aus der Decke herabgesenkt wurde. Der Blonde prustete: „Scheiße, ist das geil!“ - „Sag ich ja. Also mach dich darauf gefasst, dass ich mal mit einer seeeeehr großen Portion Popcorn auf eine 'Undead Porno Bitches'-Nacht, Teil 1 bis 17, vorbeischauen werde...“ - „Sag mir rechtzeitig Bescheid... damit ich weiß, wann ich nicht da sein werde.“ - „Hey! Hör auf mit den beschissenen Witzchen, das sind die geilsten Spladderstreifen mit nackten Tussis, die es auf dem Markt gibt.“ Seufzend wischte Deidara sich über das Gesicht und schüttelte den Kopf: „Hidan, den, Zitat, 'absolut geilsten Teil von allen', Zitat Ende, hast du mir schon gefühlte 1000 Mal gezeigt und ich kann noch immer nicht verstehen was dich an explodierenden Brüsten SO anmacht...“ - „FUCK?! Da fragst du noch? HALLOHOOO?!? Es sind Titten, die mit viel Blut, seeeehr viel Blut, spladdern. Und nicht, Herr Neunmalklug, explodieren. Das ist ein sehr gravi... grafi... ein sehr großer Unterschied!“ Der Blonde kicherte vergnügt und winkte ab: „Du bist unmöglich. Sag mir mal lieber, wo dein heiß umworbener Pool ist...“ Der Manager grinste wieder breit und drückte wortlos auf einen Knopf der Fernbedienung, ehe er Deidara und sich ein Stück zur Seite beförderte. Eine Treppe sank aus der Decke herab, bis sie den gefliesten Boden erreichte. Gespielt höflich deutete Hidan mit der Hand nach oben und verbeugte sich leicht: „Ladies first.“ Knurrend kam der Künstler der Aufforderung nach und schritt neugierig die aufgetauchten Stufen empor. Die Sonne stand mittlerweile schon etwas höher und schien ihm scheinbar bester Laune entgegen. Rasch kam er oben an. Es verschlug ihm die Sprache. Auf dem Dach des Hauses eröffnete sich ihm eine ganze Poolanlage! Der Pool selber war nierenförmig und mit gefiltertem, klarem Wasser gefüllt. Angenehm hell glänzten die Außenfliesen in der Sonne. Mehrere Liegen standen auf einer Fläche aus extra angelegtem Rasen. Selbst an Duschen hatte der Architekt gedacht. Ungläubig sah Deidara seinen Manager an und hauchte: „Das ist der Wahnsinn...“ Hidan nickte grinsend: „Aye. Und auch hier wurden ein paar technische Spielereien eingebaut. Mit der Fernbedienung kannst du den Pool entweder mit einer schützenden Plane bedecken oder DAMIT...“ Er drückte wieder auf einen Knopf. Aus dem Rand des Pools fuhren durchsichtige Scheiben heraus und bedeckten die noch immer sichtbare Wasserfläche. Hidan erklärte: „Dieser Architektenfuzzi hat mir erklärt, dass das stabiles Plexiglas ist, da normales Glas für diese Konstruktion ungeeignet war. ABER: es ist stabil und hält einer feiernden Meute locker Stand. Habs mal mit den Bauarbeitern ausprobiert und keiner dieser verschwitzten Speckbacken konnte sich über ein Bad im kühlen Nass erfreuen.“ Immer wieder schüttelte Deidara ungläubig den Kopf und hauchte: „Das ist der Hammer...“ Lachend drückte sein Manager ihm die Fernbedienung in die Hand: „So, den Rest musst du dir alleine ansehen. Immerhin müssen einige von uns auch noch für ihr Geld arbeiten, Blondi. Ich hol dich um Sechs ab, klar?“ Der Blonde nickte: „Jep, alles klar. Falls ich mich im Kleiderschrank verlaufe rufe ich dich an...“ Hidan schüttelte sich vor Lachen und klopfte dem Künstler auf die Schulter: „Pass lieber auf, dass du nicht in der Badewanne ersäufst... Bis später!“ Lautstark stapfte er die Treppen herunter, bis es schließlich einen Moment lang still wurde. Deidara atmete tief durch und rieb sich mehrmals die Augen, doch er träumte nicht. DAS war jetzt sein Leben! All die Jahre, all die Arbeit und all die Opfer hatten sich gelohnt. Er liebte sein neues Leben. Luxus pur. Er hatte es allen gezeigt! Er konnte eine gewisse Schadenfreude nicht verbergen. Nicht nur, dass er durch seine Passion für die Kunst die Mittellosigkeit eines Straßenkünstlers hinter sich gebracht hatte. Nein. Es war so viel mehr. Ausgelacht und verspottet hatten sie ihn. Einen Fantasten genannt. Sogenannte Freunde. Selbst seine Familie. Niemand hatte an ihn geglaubt. Plötzlich stockte er. Nein, nicht alle. Einer hatte stets an ihn geglaubt. Sein bester Freund. Hatte ihn unterstützt und angespornt. Hatte ihm geholfen und ihm sehr viel ermöglicht. Aber Opfer mussten sein. Irgendwann hatte sein bester Freund ihn einfach nur noch ausgebremst. Unbeeindruckt zuckte er mit den Schultern. Freunde würde er schon auch hier wieder finden. Viele Freunde, einflussreiche Freunde, kreative, geniale und künstlerische Freunde. Eben einfach Freunde, die auch zu ihm passten. Er strich sich fahrig durch die offenen, langen, blonden Haare. Vielleicht sollte er ihm als Dankeschön einen Scheck schicken. Die Bruchbude, in der sein Freund noch immer hauste, war ja kein Zustand mehr gewesen, auch wenn er sich eigentlich immer wohl dort gefühlt hatte. Aber vorbei war vorbei. Sein altes Leben existierte nicht mehr. Er war nicht mehr Deidara. Er war jetzt unter dem Künstlernamen Bangart bekannt. Und Bangart brauchte keine drittklassigen Akademiker um sich, die von Kunst keine Ahnung hatten und sich lieber mit staubtrockenen Sachen wie Psychologie beschäftigten. Er brauchte inspirierende Menschen... Der Leichenwagen donnerte mit durchdrehenden Reifen die Auffahrt herunter. Hidan besaß ebenfalls eine Fernbedienung für das Tor, so dass es sich öffnete, er das Anwesen verließ und das Tor sich wieder schloss. Deidara seufzte. Was machte er sich vor? Der Stich, der in seiner Brust schmerzte, strafte seine Worte Lügen. Es war ihm nicht leicht gefallen seinen besten Freund einfach so zurückzulassen. All der Pomp und Prunk konnten sein schlechtes Gewissen nicht mildern. Zu gerne hätte er es anders gehabt, doch in Wahrheit waren sie im Streit auseinandergegangen. Er hatte diesen Streit bis heute nicht verstanden, ihn aber als Vorwand genommen, um sich einfach sang- und klanglos aus dem Staub zu machen. Er war damals so sauer gewesen, doch mit jedem Tag, der seither vergangen war, hatte er mehr das Gefühl einen Fehler gemacht zu haben. Sein Blick wanderte in Richtung Strand. Es war egal. Er hatte sein altes Leben hinter sich gelassen. Sie würden sich niemals wiedersehen. Und auch wenn ihm jetzt das Herz enorm schwer war, sein Magen sich verkrampfte... irgendwann würde er ihn vergessen haben. Ersetzt haben. Es war nur eine Frage der Zeit. Er hatte nie verstanden, was ein ordnungsliebender, penibler, pingeliger und nüchterner Mensch wie sein bester Freund jemals an dieser Freundschaft interessiert hat. Er selbst war wie ein Schmetterling. Hübsch anzusehen, aber nie lange an einem Platz. Er war flatterhaft, liebte seine Freiheit, seine Unabhängigkeit, und band sich nirgendwo fester als nötig. Brauchte eigentlich nicht viel mehr als sich selbst und seine Kunst. Er war immer alleine gewesen, oberflächliche Bekanntschaften gepflegt, um frei zu bleiben. Nur diese einzige Ausnahme hatte er gemacht. Aber das würde es in Zukunft nicht mehr geben. Nein. Er liebte sein neues Leben. Er liebte den Luxus. Liebte die Unabhängigkeit. Liebte seine Kunst. Liebte das, was er geschafft hatte. Liebte es, wie ein Kaiser unter Königen zu leben. Liebte es so hoch zu fliegen. Frei wie ein Vogel. Sein bester Freund hatte immer darauf geachtet, dass er am Boden blieb. Hatte ihn am Fliegen gehindert. Das wollte er nicht. Das brauchte er nicht. Und doch vermisste er es ganz still und heimlich. Kapitel 1: Verfolgt von Vergangenem ----------------------------------- Mit einem Glas edelstem Champagner in der Hand und einem mittlerweile schon schmerzhaften Lächeln auf den Lippen stand Deidara zwischen unzähligen Menschen. Stieß mit den Fremden an, wurde von ihnen permanent mit Bangart angeredet, da niemand seinen wahren Namen kannte, wurde von Hidan mit ihnen bekannt gemacht, lachte über die faden Witze, machte gute Miene zum bösen Spiel und erzählte Fragenden über seine Kunst einen vom Pferd. Manch ein Anwesender war aber auch hohl wie ein Abflussrohr! Welche Intention denn das Werk 7 aus der Reihe „Himmelskatastrophen“ aus den Augen einer Dame hätte und ob sie denn richtig mit ihrer empathischen Sicht der Dinge läge, wollte diese Dame wissen. Er diskutierte eine halbe Stunde mit ihr und war nur froh, als sie endlich weg war, da ihm die Ideen ausgegangen waren, was er sich an halsbrecherischen Hintergrundinformationen zu diesem Bild noch hätte einfallen lassen können. Er wusste eigentlich nicht einmal genau von welchem Bild die alte Schachtel gesprochen hatte. Er gab seinen Bildern keine Namen, die dachte alleine Hidan sich aus. Danach hatte ein stockschwuler Kollege ihm einen bissigen Vortrag über Techniken gehalten und darüber, dass wahre Künstler eigentlich nicht derlei Schmierereien fabrizieren würden. Und nun, nach insgesamt zwei Stunden seit der Eröffnung, stand Deidara mit dem mittlerweile fünften Glas Champagner neben seinem Manager und musste sich extrem zurückhalten, um sich dieses Glas nicht augenblicklich in einem Zug einzuverleiben. Hidan sah ihn von der Seite an und grinste: „Man hast du nen Zug heute! Du säufst den Scheiß ja wie Wasser.“ Deidara winkte mit der freien Hand ab und knurrte: „Ach, lass mich doch. Nüchtern kann ich dieses leere Gerede nicht ertragen...“ - „Was erwartest du denn? Das hier ist das 'who-is-who' der amerikanischen Kunstszene und DU willst ein Teil davon werden. Da muss man sich erst einmal argwöhnisch beschnuppern.“ - „Glaube aber bloß nicht, dass ich für irgendwen hier ein Beinchen hebe...“ Hidan lachte laut auf und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter: „Fuck, obwohl ich es zu gerne sehen würde.“ Er schaute konzentriert in Richtung Tür, durch die soeben neue Gäste in den Ausstellungsraum traten, ehe er murmelte: „Du kommst sicher auch alleine klar, oder?“ Deidara nickte wortlos. „Super. Ich begrüße mal eben Mr. Joyfield da drüben und seine scharfe Frau. Die beiden sind an Investitionen in deine Arbeit interessiert...“ Selbst wenn der Künstler noch etwas hätte sagen wollen wäre er nicht dazu gekommen, da Hidan augenblicklich loseilte und die beiden Neuankömmlinge umgarnte. Er stützte sich gelangweilt auf dem Stehtisch ab und kippte sich das Glas schließlich doch in einem Zug herunter, ehe er einem vorbeilaufenden Kellner gleich zwei neue vom Tablett klaute, eines davon gleich hinterherkippte und sich am zweiten Glas seufzend festhielt. Seinen Blick ließ er durch den großen Ausstellungsraum wandern, der in etwa so groß wie seine Wohnung in dem neuen Haus war. Hier und dort boten schmale Trennwände ein paar Versteckmöglichkeiten und lockerten die strenge quadratische Aufteilung angenehm auf. Darüber hinaus boten sie deutlich mehr Fläche für die Exponate, als wären sie einfach nur an den umliegenden Wänden angebracht worden. Gut 200 Gäste tummelten sich in dem großen Ausstellungsraum. Einige scherzten und schwelgten in kleinen Grüppchen, andere betrachteten seine Stücke und wieder andere waren alleine an dem angebotenen Buffet und den frisch zubereiteten Longdrinks interessiert. Wieder seufzte Deidara. Das war hier alles doch deutlich gekünstelter, als er es aus seiner Heimat kannte. Zu Hause benahmen Künstler sich nicht wie Heilige, gar wie Göttlichkeiten, sondern sie waren eben Künstler, weil sie etwas zu sagen und auszudrücken hatten. Hier sprachen die teuren Geschmeide und edlen Kleidungsstücke eindeutig dafür, dass es nur ums Geld ging. Es war nicht schlecht, aber gewöhnungsbedürftig für den Blonden. Er wollte gutes Geld verdienen ohne sich dabei von seinen Idealen trennen zu müssen. Und das würde er auch tun. Er brauchte nur ein bisschen Zeit, um sich in dieser Gesellschaft zurechtzufinden. Also lächeln, mitspielen und abwarten, bis er endlich angenommen wurde. Er atmete einmal tief ein und aus, stellte sich wieder galant und gerade hin und nickte dem Einen oder Anderen hin und wieder freundlich zu. Nichts war schlimmer als das Gefühl eine falsche Entscheidung getroffen zu haben. Und er hatte eine sehr schwerwiegende Entscheidung getroffen, die sein gesamtes Leben beeinflusste. Deidara verzog die Mundwinkel. Er konnte das Bild in seinem Kopf einfach nicht wirklich loswerden. Das Bild, wie sein bester Freund vor ihm stand: die Arme vor der Brust verschränkt und mit diesem für ihn so typischen Blick. Ein Blick, bei dem der Künstler immer gewusst hatte, dass sein Freund der Meinung war er habe mal wieder ziemlichen Bockmist veranstaltet... und meistens entsprach diese Meinung auch noch der Wahrheit. Eine Augenbraue wanderte dabei nach oben, die Lippen pressten sich zusammen und die rotbraunen Augen waren streng, ungläubig und genervt auf ihn gerichtet. Und jedes verdammte Mal fielen dann diese furchtbaren Worte: „Das ist doch nicht dein Ernst, oder?“ Wenn die Sache ausgestanden war fiel immer der zweite furchtbare Satz: „Ich habe es dir gleich gesagt.“ Als er ihm vor zwei Jahren eröffnet hat, dass er seiner Heimat den Rücken kehren und nach Amerika ziehen wird hat er den ersten Satz zu hören bekommen, ehe dieser unsagbare Streit ausgebrochen war. Und der Blonde hatte seinem besten Freund im Eifer des Gefechts vorgeworfen neidisch auf sein Leben und seinen Erfolg zu sein. Hatte diesem unterstellt ihn nicht mehr richtig zu unterstützen und es niemals wirklich getan zu haben. Was eine infame Lüge gewesen war. Doch Deidara hatte geglaubt, dass ihm der Abschied so leichter fallen würde. Tat er auch. Ganze zwei Tage. Er hatte sich noch nicht in den Flieger nach New York gesetzt gehabt, als ihm klar wurde, dass dieser Streit und seine Anschuldigungen dumm gewesen waren. Aber er hatte sich nicht entschuldigt. Weil er gedacht hatte, dass es mit der Zeit schon besser werden würde. Doch nach zwei Jahren in New York und nicht einmal einem Tag in Miami wusste er es besser. Es war nicht besser, sondern schlimmer geworden. Er fühlte sich, trotz der ganzen Menschen um sich herum, einsam. Vermisste ihn. Den Menschen mit den warmen rotbraunen Augen, die immer distanziert geschaut hatten. Den er seit Kindertagen kannte und den er mit Worten aus seinem Leben gejagt hatte. Den er schmerzlich vermisste. Seufzend sah Deidara auf. Immer und immer wieder versank er in solchen Gedanken und wusste einfach nicht warum. Natürlich waren sie beste Freunde gewesen, aber diese schmerzende Sehnsucht war so merkwürdig und unangenehm. Er hatte viele Menschen zurückgelassen, die ihm wirklich immer sehr wichtig, lieb und teuer gewesen waren. Doch nur ER schlich sich immer wieder in seine Gedanken, wirkte sich auf seine Laune aus und verfolgte ihn gar bis in seine Träume. Plötzlich tauchte Hidan vor ihm auf und grinste ihn breit an: „Ich rede mit dir, Blondi! Mal wieder Sehnsucht nach...“ - „Halts Maul, Hidan.“ Der Manager hob beschwichtigend seine Hände und lächelte versöhnlich: „Kein Grund gleich so patzig zu werden. Du solltest dich echt mal von ihm ablenken. Such dir was zum Vögeln, das nimmt wenigstens den Druck...“ Genervt wischte der Künstler sich über das Gesicht und knurrte: „Willst du mir Tipps für mein Liebesleben geben oder...“ Ruckartig hielt er inne. Hatte er das wirklich gerade gesagt?! Wütend nahm er das dämliche Grinsen seines Freundes wahr und keifte schnell: „So war das nicht gemeint!“ - „Natürlich, selbstverständlich, habe NIE etwas anderes behauptet.“ - „Narf! Wir waren beste Freunde, nicht mehr und nicht weniger! Also gibt es noch etwas Wichtiges, das du mir sagen wolltest?“ Hidan nickte und lächelte selbstzufrieden: „Die beiden Bonzen mit denen ich gerade geredet habe, du erinnerst dich, sie haben eingewilligt in deine Arbeit zu investieren. Mrs. Joyfield hatte an deinen Sachen wohl schon in New York gefallen gefunden, als sie dort Urlaub gemacht hatten. Von daher waren sie schnell Feuer und Flamme.“ Seufzend nickte Deidara, sah aber noch immer abwesend eher durch seinen Manager hindurch: „Schön, wenigstens etwas.“ Seine Gedanken hingen immer noch bei IHM. Und seinem blöden Versprecher. Es trieb ihm noch immer die Röte ins Gesicht. Aber je länger er darüber nachdachte, während er Hidans Gelaber ignorierte, umso weniger abwegig erschien ihm dessen Idee... Immerhin lag er seit seiner Ankunft in den Staaten bereits auf dem Trockenen. Er wusste eigentlich selbst nicht so recht wieso, da er daheim eigentlich immer irgendjemanden gehabt hatte. Nie wirklich etwas Ernstes, aber immerhin jemanden, der mit ihm das Bett geteilt hatte. Genervt verdrehte er die Augen. Schon wieder landeten seine Gedanken bei IHM. ER hatte seine Liebschaften nie gemocht, IHN hatten sie nie interessiert und ER wollte nie etwas darüber wissen. Was Deidara aber nie verstanden hatte war, dass ER nie eine Beziehung gehabt zu haben schien. ER hatte immer gesagt, dass ER kein Interesse an solch einer Zeitverschwendung habe und sich lieber auf sein Studium konzentriere. Dabei waren die Avancen beiderlei Geschlechts nun wahrlich zahlreich gewesen. „Fuck! Ich mach die Biege! Macht keinen Spaß hier Selbstgespräche zu führen, Arschloch!“ hörte er Hidan, der beleidigt zu einer Gruppe Gäste dackelte und ihn alleine stehen ließ. Wie so oft schon an diesem Abend seufzte Deidara. Ja, er musste wirklich dringend auf andere Gedanken kommen! Einen Versuch wäre Hidans Vorschlag doch zumindest wert... Er sah sich um und musterte die einzelnen Gäste, während er den Rest des Champagners leerte und sich abermals neuen vom Tablett eines Kellners nahm. Er musste eigentlich nur dafür sorgen, dass seine Beute keine rotbraunen Augen hatte. Ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen. Die Mühe konnte er sich sparen, denn solche Augen, DIESE Augen, waren ohnehin einmalig. Einzigartig. Wunderschön... Er schüttelte rasch den Kopf, leerte die beiden neuen Gläser Champagner und setzte sich in Bewegung. Der Alkohol machte sich doch bemerkbar, ein wenig unsicher stand er auf den Beinen, aber es hielt sich noch in Grenzen. Er steuerte auf einen jungen Mann zu, der interessiert seine Bilder betrachtete. Seidige, schwarze, lange Haare bedeckten den schmalen Rücken. Das war gut. Schwarze, lange Haare waren gut. Keine Ähnlichkeit mit IHM. Mit einem preisgekrönten Lächeln stellte er sich wortlos neben den Schwarzhaarigen und sah ihn schelmisch von der Seite an. Der Fremde bemerkte seine Gesellschaft und wandte Deidara den Blick zu, ehe er leicht lächelte: „Schöne Arbeiten, sie gefallen mir... Bangart.“ Der Blonde nickte lächelnd: „Danke sehr. Du bist einer von wenigen, die das sagen.“ Die grau-weißen Augen musterten ihn. UND: sie waren nicht rotbraun... Freundlich verneigte sich der Schwarzhaarige: „Ich bin Neji.“ Erstaunt sah Deidara ihn an: „Du bist aus Japan?“ - „Ja, aber woher...“ - „Ich auch. Man sieht es mir vielleicht durch die blonden Haare nicht an, aber ich bin erst vor zwei Jahren aus Japan hergezogen. Und du?“ - „Auslandssemester. Ich studiere Anglistik und möchte später als Dolmetscher arbeiten. Von daher kann ich hier meine Sprachkenntnisse aufbessern, nicht nur Englisch. Die Staaten sind so multikulturell, da findet man sehr viele verschiedene Sprachen.“ Deidara nickte und versuchte den Ausführungen zu folgen. Neji schien ja sehr sympathisch zu sein und würde sicherlich eine nette Ablenkung bieten, auch wenn dieser wie ER Student war, aber man konnte nicht alles haben. Er lächelte den Schwarzhaarigen schelmisch an: „Das Problem habe ich bei meiner Arbeit nicht. Kunst versteht man überall auf der Welt. Selbst wenn jeder etwas anderes darin sieht, so erreicht ihn durch das Bild dennoch eine Botschaft, egal welche Sprache er spricht...“ Neji nickte und sah das Bild wieder an: „Da gebe ich dir Recht. Dieses Bild ist wirklich sehr schön. Vor allem gefällt mir diese warme Komposition aus rot und braun...“ Schwer schluckend packte Deidara Neji an der Schulter und dirigierte ihn von dem Bild weg: „Vergiss diese Komposition... meine Bilder kann ich ständig anschauen. Aber ich muss gestehen, dass mir deine Augen im Moment viel mehr gefallen...“ Der Schwarzhaarige stoppte und sah den Künstler über die Schulter hinweg an: „Meinst du das Ernst?“ Der Blonde nickte und lächelte: „Natürlich. Du... bist sehr hübsch, vor allem deine Augen.“ Gut gerettet! Ja, Neji und seine Augen waren hübsch. Aber eigentlich nur, weil sie nicht SEINE waren. Weil Neji insgesamt nicht ER war, nicht einmal Ähnlichkeit mit IHM hatte. Aber das musste der Student ja nicht wissen. Wieso auch? Dessen Lippen umspielte plötzlich ein sanftes Lächeln: „Du fackelst aber nicht lange herum...“ Grinsend nickte Deidara: „Ich weiß was ich will, und das kriege ich auch.“ Sein Innerstes seufzte auf. Bis auf eines, von dem er sich einredete, dass er es nie wollte. Weil er es nie bekommen hatte. Die Augen des Schwarzhaarigen blitzten auf: „Und was ist, wenn ich nicht will...“ - „Dann glaube ich dir das nicht...“ Es war das erste Mal, dass Deidara sein neues Schlafzimmer betrat, doch er betrat es nicht alleine. Forsch und lieblos erkundete er Nejis Mundhöhle, schob diesem das Jackett von den Schultern. Der Schwarzhaarige hatte ihm seines bereits abgenommen und irgendwo im Wohnzimmer weggeworfen, um sich nun mit den Knöpfen seines Hemdes zu beschäftigen. Ihnen beiden war klar, dass das, was sie hier taten, das erste und einzige Mal bleiben würde. Ihre Wege würden sich mit dem Anbruch des neuen Tages für immer trennen. Doch beiden machte es nichts aus. Deidara war es egal wieso Neji darauf einging. Es war ihm scheißegal! Es ging für ihn darum, endlich seine Gedanken von seinem besten Freund loszureißen, der diese stur festzuhalten schien. Seit zwei beschissenen Jahren. Damit musste endlich Schluss sein. Ihrer beider Hemden landeten achtlos auf dem Fußboden. Helle Fliesen, die von einem weichen cremeweißen Teppich bedeckt wurden. Der Teppich war weich und angenehm unter den Füßen, an denen schon keine Schuhe mehr waren. Ohne Umschweife öffnete Deidara Nejis Hose und zog sie mitsamt Shorts herunter, ehe er den Studenten auf das nagelneue Bett schubste. Es war auch sehr hell und 2 mal 2 Meter groß. Die Matratze federte und dem Blonden fiel ein, dass er ja ein Wasserbett geordert hatte. Die Federbetten waren flauschig und gaben unter dem Gewicht des Schwarzhaarigen leicht nach, um sich an den Seiten, die unter diesem hervorschauten, aufzuplustern. Ungeduldig öffnete Deidara auch seine Hose und ließ sie auf den Boden gleiten, ehe er sich völlig unbekleidet auf Nejis Hüfte setzte. Das Zimmer war abgedunkelt, nur das Licht aus dem Wohnzimmer ließ die Farben und Umrisse der Einrichtung und seines Bettgefährten erahnen. Mehr brauchte der Künstler nicht. Genussvoll schloss er die Augen, als sich ihre Körpermitten berührten und ungeduldig aneinander rieben. Deidara war froh, dass so langsam das Blut in seinem Körper aus seinem Kopf in seine Mitte wanderte, auch wenn er längst nicht so in Fahrt war wie Neji oder gar wie er es gerne gewesen wäre. Dabei war der Schwarzhaarige wirklich sehr hübsch, hatte eine feine, helle Haut und fühlte sich gut an. Doch irgendetwas, oder vielmehr irgendjemand, hinderte den Künstler daran das Ganze wirklich zu genießen. ER war noch immer da, in seinen Gedanken. Blockierte seine Gefühle, verhinderte seine Lust. Neji zog ihn zu sich herunter und verwickelte ihn in einen heißen Kuss. Deidara konnte nichts machen: da er noch immer seine Augen geschlossen hatte und noch immer an IHN dachte fühlte es sich im ersten Augenblick so an, als habe ER ihn so geküsst. Und mit einem Mal entflammte eine unsagbare Hitze in ihm, ließ ihn lichterloh in Flammen aufgehen. Augenblicklich schoss ihm die Lust zwischen die Beine, perlte Schweiß von seiner Stirn und glühte eine ungesehene Röte auf seinen Wangen. Er löste den Kuss und keuchte auf. So intensiv war das Verlangen in ihm noch nie gewesen, egal mit wem er sich auf diese Art vergnügt hatte. Würde es auch weitergehen, wenn er sich in Gedanken einen ganz anderen Menschen vorstellte, als derjenige auf dem er lag? Was hatte er zu verlieren, es war ein verfluchter One-Night-Stand... Mit geschlossenen Augen bedeckte er die Brust des Schwarzhaarigen mit Küssen, sich dabei allerdings IHN vorstellend. Sah vor seinem geistigen Auge zwischen ihnen genau das, was er mit Neji tat. Wie er SEINE empfindlichsten Punkte mit seiner Zungenspitze berührte und ER sich wohlig stöhnend unter ihm regte. Deidara Atem verlangte hechelnd nach Luft. Diese Vorstellung war beinahe zu viel. Extrem, wundervoll und das Schönste, was er sich vorstellen konnte! Seine Hand umfasste Neji, umfasste IHN, und sein Verstand drohte auszusetzen. Die Hitze schien ihn beinahe zu überrollen. Er sah regelrecht, wie diese wunderschönen rotbraunen Augen ihn flehend, bittend und genauso erhitzt ansahen und nach mehr verlangten. Das war zu viel! Zu seinem Glück ertönte Nejis Stimme von Lust verzerrt: „Nimm mich...“ Deidara nahm gar nicht mehr wahr, dass es nicht ER war. Und IHM konnte er diesen Wunsch überhaupt nicht abschlagen! Alles, was passierte, spielte sich eigentlich in seinem Kopf ab. Es war nur eben ein angenehmer Vorteil, dass sein Körper es auch tatsächlich tun konnte, was er sich vorstellte. Rasch waren die Vorbereitungen abgeschlossen. So heiß wie ihm war, so wenig wollte er IHM weh tun... ER fühlte sich gut an. Berührte ihn auf so anregende Weise. Wand sich so wundervoll unter ihm. Gab sich ihm so vertrauensvoll hin. Hörte sich so verdammt verlockend an. Fühlte sich einfach göttlich in seiner Hand an. Erlebte in seiner Hand den finalen Rausch dieser Zusammenkunft. Legte sich enger um ihn, und ließ ihn bei seinem finalen Rausch so unendlich erlöst SEINEN Namen rufen.... „Sasori...“ Kapitel 2: Glanz und Schmutz einer neuen Welt --------------------------------------------- „Man, du Arsch! Du hast versprochen NICHT zu lachen!“ Nichts zu machen. Die Tränen liefen Hidan bereits in Strömen von den Wangen, er verschluckte sich und kugelte sich regelrecht in der Küche über die teuren Fliesen. Seit geschlagenen 10 Minuten ging das schon so! Deidara knurrte wütend und zuckte gleich darauf zusammen. Seine Wange tat noch immer verflucht weh! Und von seinem Auge ganz zu schweigen. Ein riesiger roter Handabdruck glühte auf seiner linken Wange. Sein linkes Auge war angeschwollen und schillerte in den mannigfaltigsten Farben. Der Eisbeutel war schon wieder am Tauen. Die ganze Geschichte war ja ohnehin schon peinlich, aber Hidans lautstarkes Gelächter auf dem Küchenboden machte es wahrlich nicht besser. Woher hätte er denn bitte wissen sollen, dass dieser Student wegen einem One-Night-Stand einen solchen Aufruhr machte, nur weil Deidara den falschen Namen gekeucht hatte. Gut, wohl eher gestöhnt... Er seufzte. Okay, er hatte Neji den falschen Namen ins Gesicht geschrien. Aber ihm gleich eine Rechte zu verpassen, das war ja nun wirklich übertrieben! Und dieses nervtötende und dämliche Gelächter von seinem Manager tat sein Übriges, dass der Blonde sich wünschte an diesem Morgen bloß nicht aufgewacht zu sein. Wie gerne hätte er die Geschichte dieser treulosen Tomate vorenthalten. Doch genau zwei Dinge hatten ihn schlichtweg zur Wahrheit gezwungen: erstens hatte Hidan ihn und Neji gemeinsam von der Party abhauen sehen, und zweitens war Hidan es gewesen, der ihn aus dem Bett geschmissen und natürlich seine Blessuren gesehen hatte. Deidara seufzte laut. Was hätte er tun sollen? Sie kannten sich schon viel zu lange, als dass sein Freund und Manager ihm irgendeine Ausrede abgenommen hätte. Wobei der Blonde sich in seinen Hintern beißen könnte, dass er mit diesem Lachflash nicht gerechnet hatte. Eigentlich hätte er es wissen müssen. Aber da musste er jetzt wohl durch. Während Hidan noch immer prustete und lachte und nach Luft schnappte, beinahe zu ersticken drohte, versuchte der Künstler seinen Kaffee zu trinken und sah sich dabei in der Küche um, in die der morgendliche Sonnenschein fiel. Hochwertige Fliesen zierten den Fußboden. Er selbst saß auf einem Hocker an einer großzügigen Küchentheke vor dem Südfenster. Das Fenster, das nach Osten gerichtet war, tauchte die Arbeitsfläche aus schwarzem Marmor in sonniges Licht. Nichts ließ in diesem Kochpalast zu wünschen übrig. Jedes nur erdenkliche Küchengerät stand entweder auf der Arbeitsplatte oder in einem der Schränke bereit, auf Hochglanz poliert. Der aromatische Kaffee kam nicht aus einer gewöhnlichen Maschine, sondern einem modernen riesigen Kaffeevollautomaten. Ein monströser, typisch amerikanischer Kühlschrank aus Edelstahl funkelte im Schein der Sonne. Neben dem Blonden patschte eine Hand auf die Marmorplatte der Bar, an der er saß, und Hidan hievte sich mit einem Grinsen auf dem Gesicht, das dieser vor Jahren immer nach dem Kiffen gezeigt hatte, wieder auf die Füße. Deidara presste den Eisbeutel auf seine Wange und knurrte: „Vollarsch! Ich erzähle dir nie wieder etwas...“ Zwischen Lachanfällen, die der Manager immer wieder runterzuschlucken versuchte, bekam dieser tatsächlich auch endlich mal wieder einen ganzen Satz aus dem Mund: „Alter, ich schmeiß mich weg! FUCK! So einen Patzer habe ja selbst ICH mir noch nie geleistet!“ „Könnten wir BITTE das Thema wechseln?“ maulte der Blonde und widmete seine Aufmerksamkeit demonstrativ seinem Kaffee. Zu seiner Erleichterung atmete Hidan tief ein und aus, ehe dieser in die Innentasche seines Jacketts griff und ein paar Briefumschläge daraus hervorholte: „Es ist kaum zu fassen, aber du hattest bereits Post im Briefkasten. Ich war so frei und habe sie mitgebracht.“ Hastig stellte Deidara seine Kaffeetasse auf den kleinen Teller und riss die Umschläge förmlich an sich. Der oberste war ein Werbeschreiben. Bereits der übertriebene Stempel auf dem weißen Papier und das bunte Faltblatt, das hinter dem Sichtfenster zu sehen war, deuteten darauf hin. Gelangweilt legte er ihn zur Seite und betrachtete den zweiten Umschlag. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er sah, dass es ein per Luftpost gesandter Brief aus seiner Heimat Japan war. Offenbar dachte dort jemand an ihn, und er erwischte sich bei dem Gedanken, ob es nicht vielleicht sein bester Freund Sasori sein könnte. Voller Vorfreude riss er den Umschlag auf. Hidan hob skeptisch eine Augenbraue, als Deidara den darin enthaltenen Brief auseinanderfaltete und eine ordentliche Prise Glitter auf seinen Schoß rieselte. Argwöhnisch fragte der Manager: „Was ist DAS denn, Alter?“ Genervt schaute der Blonde ihn über den Brief hinweg an und raunte: „Fanpost. Von einem Fanclub 12jähriger Mädchen, die irgendwie meine neue Adresse herausgefunden haben. Und glaube mir, der Glitter ist noch das geschmackvollste... Anhängsel auf dem Hello-Kitty-Papier...“ Ohne ein weiteres Wort darüber zu verlieren faltete er das Papier wieder zusammen und legte den bunten Stapel auf der Bar ab, ehe er etwas zurückhaltender den dritten und letzten Umschlag in Augenschein nahm. Nach mehrmaligem Drehen und Wenden stutzte er: „Weder Adresse noch Absender stehen auf dem Umschlag... und eine Briefmarke klebt auch nicht drauf. Komisch.“ Hidan zuckte mit den Schultern: „Mach doch einfach auf, dann weißt du von wem der Brief ist.“ Deidara sah skeptisch auf: „Von Briefbomben hast du wohl noch nie gehört...“ Zunächst irritiert, dann ungläubig und schließlich absolut und total ungläubig sah Deidara seinem Manager dabei zu, wie dieser das Ohr an den Umschlag legte und den Kopf schüttelte: „Da tickt nichts...“ - „Ja, bei DIR tickts auch nicht mehr richtig...“ - „Hast du was gesagt?“ - „Ähm, ich... sagte nur: dass es nicht tickt, ist wichtig...“ Er nahm den Umschlag vom Ohr Hidans weg und öffnete ihn. Ein schmuckloser, weißer Brief kam zum Vorschein und er entfaltete das Stück Papier, nachdem er den Umschlag zu den anderen auf die Marmorplatte gelegt hatte. Deidara las sich die Zeilen mehrmals hintereinander durch, denn viele waren es nicht. Doch mit jedem Mal schien er blasser zu werden, dass auch Hidan nun ernsthaft besorgt aufsah: „Fuck, was ist denn mit dir los?“ Leichenblass sah Deidara auf, ließ den Brief langsam auf die Bar sinken und sah sich außerstande Hidan eine Antwort zu geben. Sein Herz schien auszusetzen, sein Verstand war schier zusammengebrochen und sein Magen krampfte sich unangenehm zusammen. Der Manager nahm das Stück Papier an sich und schaute neugierig und besorgt, was dort geschrieben stand. Plötzlich wurde ihm klar, wieso Deidara so unglaublich geschockt war... „Du bist Deidara, ich nenne dich nicht Bangart! Niemals! Du verleugnest dich, für diese scheinheiligen Nichtskönner! Das hast du nicht nötig!!! Ich werde dafür Sorgen, dass du das verstehst! Vertraue mir, DEIDARA, dann wird alles wieder gut! ICH mache alles wieder gut!!! Nur für dich! Hochachtungsvoll ~XX~“ Hidan sah den Blonden an und schluckte schwer: „Scheiße, mit was für Freaks legst du dich an? Danke! Und ich wollte mit den Bullen doch nichts zu tun haben...“ Aus seiner Starre erwacht schüttelte Deidara energisch den Kopf: „Nein, lass gut sein. Ist wahrscheinlich nur ein armer Irrer, der keine Ahnung hat wie man vernünftige Fanpost verfasst...“ - „Scheiße, Dei! Mach dich nicht lächerlich! Dieser arme Irre weiß offensichtlich wo du wohnst. Meinst du ich habe Bock darauf, deine Sachen für den dreifachen Wert zu verhökern, weil du in deinen eigenen vier Wänden den Löffel abgegeben hast?“ Skeptisch hob der Künstler eine Augenbraue: „Höfliche oder ehrliche Antwort?“ - „Ach, mach den Kopp zu! Wir sind in erster Linie Freunde. Da habe ich also definitiv keinen Bock drauf.“ - „Hidan, ehrlich. Mach dir nicht ins Hemd. Ich verspreche dir, dass ich zur Polizei gehen werde, sobald noch so ein Brief auftauchen sollte und...“ ~DINGDONG~ Der Blonde seufzte und tauschte einen Blick mit seinem Freund aus, ehe die beiden aufstanden und ins Wohnzimmer gingen. Neben dem Aufzug war eine Gegensprechanlage installiert, von der aus man direkt auf das Tor zum Anwesen gucken konnte. Deidara hob den Hörer ab und hielt ihn sich ans Ohr. Er erblickte den dunklen Wagen vor seinem Grundstück und schluckte schwer, ehe er mehr krächzte als sprach: „Ja, bitte?“ Verzerrt ertönte die Stimme eines Mannes: „Mister... Bangart?“ - „Ja.“ - „Wir sind vom CSI und müssten Ihnen ein paar Fragen stellen. Wir würden Sie bitten, das Tor zu öffnen und uns hereinzulassen.“ - „Natürlich. Einen Augenblick, bitte. Fahren Sie einfach nach oben. Die Tür wird offen sein.“ - „Vielen Dank für Ihre Kooperation.“ Deidara legte auf und drückte einen Knopf, der das Tor am Eingang öffnete und gleichzeitig die Haustür in der unteren Etage. Besorgt sah er Hidan an und raunte: „Was die wohl von mir wollen?“ Der Manager zuckte mit den Schultern: „Na, Autogramme werden es wohl nicht sein. Bin schon gespannt wie du ihnen dein Veilchen erklären willst...“ - „Shit! Au man! Was soll ich denn jetzt... BOAH! HÖR AUF ZU LACHEN, DU ARSCH!“ Hidan kicherte dreckig und versuchte verzweifelt es zu unterdrücken, was jedoch leichter gesagt, als getan war. Genervt wischte der Blonde sich über das Gesicht und seufzte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als gleich die Wahrheit zu sagen. Großartige Aussichten. Wirklich, wirklich großartig. Nach einer Weile, während der Aufzug nach unten fuhr, wagte er einen zweiten Gesprächsversuch. Er sah Hidan fragend an: „Was die wohl wollen?“ - „Scheiße, woher soll ich das wissen? Aber eines kann ich dir sagen: wenn das mal kein Wink mit dem Zaunpfahl ist, dann weiß ich auch nicht. Zeig denen den beschissenen Brief!“ Deidara seufzte leise: „Wahrscheinlich hast du Recht.“ Mit einem freundlichen und lauten „Bing“ erreichte der Lift wieder ihre Etage und ein Mann und eine Frau stiegen aus der Kabine aus. Die beiden traten an Deidara und Hidan heran und der Mann stellte sie ohne Umschweife vor: „Mr. Bangart und Mr. ….“ - „Nennen Sie mich Hidan, Alter.“ Eine Augenbraue des Ermittlers wanderte skeptisch in die Höhe, doch er nickte: „Wie Sie mögen, Mr. Hidan. Ich bin Lt. Caine und das ist Det. Duquesne vom CSI.“ Beide zeigten ihre Dienstausweise. Lt. Caine hatte kurze, rote Haare, trug einen einfachen Anzug und eine Sonnenbrille. Det. Duquesne war eine junge Frau mit langem,blondem Haar und einem freundlichen, aber aufgeweckten Blick. Deidara versuchte zu lächeln, während der Ermittler seine Sonnenbrille von der Nase nahm: „Was... was kann ich denn für Sie tun?“ Caine hielt ein Foto hoch, auf dem ein Mann abgebildet war: „Kennen Sie diesen Mann?“ Der Blonde musterte das Bild und nickte schließlich: „Ich glaube schon. Ich habe seinen Namen vergessen, aber er war, glaube ich, gestern auf der Vernissage.“ - „Richtig. Sein Name ist Marc Porter. Er wurde einen Block weiter von der Ausstellung tot aufgefunden.“ Deidara schlug sich eine Hand vor den Mund und keuchte: „Was? Was ist denn passiert?“ Die blonde Ermittlerin beobachtete ihn genau, während sie erklärte: „Er wurde erstochen. 15 Messerstiche in die Brust. Wir würden gerne wissen wo sie zwischen 21 und 0 Uhr gewesen sind und...“ Sie sah auf sein Veilchen. „...was sie gemacht haben.“ Ein wenig beleidigt und mit roten Ohren verschränkte der Künstler die Arme und seufzte: „Bis 22:30 Uhr bin ich noch auf der Vernissage gewesen. Danach...“ Er hüstelte. „Nun, danach habe ich die Feier in Begleitung eines Studenten verlassen und bin mit diesem hierher gefahren, mit dem Taxi. Zu meinem Leidwesen habe ich mich nicht unbedingt als fähiger Gastgeber herausgestellt, deswegen auch das blaue Auge. Ich glaube es muss so etwa 23:30 gewesen sein, als er abgehauen ist. Danach habe ich mir einen Eisbeutel aufs Auge gedrückt, allerdings alleine.“ Caine nickte: „Können Sie uns den Namen dieses Studenten geben, Mr. Bangart?“ Deidara seufzte: „Nicht den vollständigen. Aber er stammt ursprünglich, wie ich auch, aus Japan und studiert Anglistik. Sein Vorname war Neji. Ich hoffe, dass Ihnen das schon einmal weiterhelfen wird.“ Der Ermittler notierte sich die Informationen und nickte: „Wir werden sehen. Bitte verlassen Sie vorerst nicht die Stadt. Falls wir noch Fragen haben werden wir uns bei Ihnen melden.“ - „Natürlich.“ Plötzlich muckte Hidan auf: „Hey, warten Sie mal. Wollen Sie gar nicht wissen, wo ich gewesen bin? Und Dei... ähm, Bangart. Willst du den Herrschaften nicht den Brief zeigen?“ Der Ermittler wurde hellhörig und nahm seine Sonnenbrille wieder ab, die er sich soeben aufgesetzt hatte: „Nun, Mir. Hidan. Auch wenn ich Ihr Gesicht nicht Ihrem Namen zuordnen konnte war eine Befragung Ihrer Person nicht nötig, da Sie jedem einzelnen Gast noch gut im Gedächtnis waren. Aber über was für einen Brief sprechen Sie?“ Deidara seufzte auf: „Warten Sie, ich hole ihn eben.“ Rasch verschwand er in Richtung Küche. Eine bedrückende Stille entstand, die Hidan auf seine Weise zu überbrücken versuchte. Er grinste Det. Duquesne anzüglich an: „Wenn ich vorher gewusst hätte, was für verfickt heiße Käfer beim CSI arbeiten, dann hätte ich mich schon viel früher mal bei Ihnen blicken lassen.“ Die Blonde sah ihn skeptisch an: „Ganz ruhig, Kurzer. Sie sitzen schneller in einer Zelle, als Sie bis drei zählen können.“ Auch Caine sah ihn streng an: „Behalten Sie Ihre Finger schön bei sich und sehen Sie mal zu, dass Sie Ihre Umgangsformen aufbessern.“ Mit dem Brief in der Hand kehrte Deidara zurück und hielt diesen den Ermittlern entgegen: „Der war heute Morgen in der Post, ohne Absender oder Adresse.“ Der Rothaarige nickte seiner Kollegin zu: „Calleigh...“ Sofort holte sie eine Tüte hervor und sah Deidara an: „Bitte tun Sie den Brief hier herein. Den Umschlag am Besten auch.“ Der Blonde kam der Aufforderung nach, während Caine fragte: „Wer hat den Brief und den Umschlag angefasst?“ - „Nur mein Manager und ich.“ - „Dann müssen wir Ihre Fingerabdrücke nehmen, um sie vergleichen zu können. Wenn Sie so freundlich wären...“ Missmutig nickte der Künstler, ließ sich aber von Det. Duquesne geduldig die Fingerabdrücke nehmen, wie Hidan ebenfalls. Als alles erledigt war setzte Lt. Caine seine Sonnenbrille wieder auf und nickte den beiden verabschiedend zu: „Wir lassen den Brief untersuchen. Sie hören von uns. Auf wiedersehen.“ Die beiden Ermittler betraten den Aufzug wieder und fuhren ins Erdgeschoss zurück. Als sie schließlich auch das Gelände mit Deidaras Hilfe, der von der Sprechanlage aus wieder das Tor öffnete und schloss, verlassen hatten, ließ der Blonde sich laut seufzend auf das Sofa fallen und raunte ungehalten: „Verdammt, Hidan! Was soll ich denn jetzt machen? Scheiße! Wieso wird der Kerl abgestochen und bei mir im Briefkasten landet so ein Brief?!“ - „Fuck, woher soll ich das wissen? Aber scheiß doch drauf. Wir haben nichts gemacht, die werden den Spinner schon finden, der Marc abgestochen hat.“ Besorgt sah Deidara auf, nickte aber: „Vielleicht hast du Recht. Aber unter diesen Umständen macht mir dieser Brief noch mehr Angst.“ Hidan ließ sich neben ihm auf die Couch fallen und grinste aufmunternd: „Ich weiß was. Wir schmeißen Samstagabend eine Poolparty auf dem Dach. Dann kommst du auf andere Gedanken.“ - „Ach, ich weiß nicht...“ - „Doch, doch. Ich aber. Ich sorge für eine geile Sause, pass mal auf. Ich lade deine Konkurrenz ein, die du damit auch gleich um den Finger wickeln kannst.“ - „Aber...“ Der Manager sprang energisch auf und schüttelte den Kopf: „Kein 'Aber'! Ich werde mich um alles kümmern und bis dahin wird dein Auge auch wieder gut sein. Ich melde mich!“ Ohne eine Antwort abzuwarten hastete Hidan zum Aufzug, wartete auf den Lift und verließ guter Dinge die Wohnung, schließlich das Anwesen. Deidara blieb einfach sitzen und starrte seufzend aus dem Fenster. Er wusste nicht, was er von der ganzen Sache halten sollte. Vor allem aber machte ihm eine Sache Sorgen: er dachte weit weniger darüber nach, dass ein Mensch gestorben war, der seine Vernissage besucht hatte, als darüber, dass er letzte Nacht das wohl bisher schönste Erlebnis in seinem Leben gehabt hatte, auch wenn es nicht unbedingt günstig ausgegangen war. Es war kaum zu übersehen, dass er sich ungeschickt angestellt hatte. Aber bis zu diesem Zeitpunkt war es himmlisch gewesen und er spürte trotz allem schon jetzt, dass er es vermisste. Er wollte Sasori wieder so nahe sein. Und dafür würde er sorgen. Spätestens am Samstag, wenn die Party steigen sollte. Irgendwer würde sich schon finden, um ihm ein paar gemeinsame Momente mit Sasori zu bescheren. Mit dem kleinen Unterschied, dass er sich dieses Mal nicht so dumm anstellen würde. Nein. Dieses Mal würde es niemand erfahren. In Zukunft würde das sein kleines Geheimnis bleiben. Er seufzte. Denn selbst wenn Sasori hier bei ihm wäre, dann würde das, was letzte Nacht in seinem Kopf passiert war, wohl niemals geschehen. Dafür war zu viel passiert. Dieser dumme Streit würde noch immer zwischen ihnen liegen und all seine Hoffnungen zunichte machen. Hoffnungen, die so lange so tief verborgen und vergraben waren, dass er sie selbst nicht mehr für real erachtet hatte. Doch das hatte die letzte Nacht völlig verändert. Er war sich nicht sicher, ob es wirklich Liebe oder einfach nur die Sehnsucht war. Er wusste es nicht. An Liebe hatte er noch nie gedacht. Sasori war ihm wichtig gewesen, aber Liebe?! Wieder seufzte er. Wahrscheinlich war es einfach nur Sehnsucht. Immerhin führte er ein Leben, in dem er alles was er wollte bekam. Nur Sasori war immer jemand gewesen, der ihm glaubhaft und standfest auch mal „Nein“ gesagt hatte. Egal um was es ging. Wahrscheinlich war das der Grund. Er wollte diesen Widerspruch einfach nicht. Und das war es, was Sasori für ihn so verlockend machte, ihn so herausforderte: die Tatsache, dass sein langjähriger Freund nie zu knacken gewesen war. Und nun konnte er im Grunde alles mit diesem machen, was er wollte, auch wenn es nur in seinem Kopf war. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Wieso bis Samstag warten? Er musste ohnehin duschen... Mit dem festen Plan das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, stand Deidara auf und verschwand im Badezimmer. Wochen vergingen. Wochen, die mit Partys, Alkohol und Affären gefüllt waren. Deidara genoss den Rausch des neuen Lebens. Vor allem aber den Höhenflug, der ihn immer wieder erfüllte, wenn er Liebesspiele mit seiner Fantasie ausschmückte. Sein Atelier im Erdgeschoss ruhte beinahe unberührt vor sich hin. Und der unbeschriftete Umschlag, der etwa einmal pro Woche in seinem Briefkasten lag, flog ungelesen in den Papierkorb. Auch die Untersuchung des ersten Briefes hatte nichts ergeben. Keine Fingerabdrücke, keine DNA, nichts. Einen Hauptverdächtigen in dem Mordfall gab es ebenfalls noch nicht. Verkatert verließ Deidara den Aufzug im Erdgeschoss und ging auf die Tür zu, die in sein Atelier führte. Er musste dringend mal wieder an die Arbeit denken, auch wenn er eigentlich keine Lust dazu hatte. Er wusste selber nicht so genau wieso eigentlich nicht. Er hatte einfach keine Lust auf Arbeit, sondern wollte lieber dieses neue Leben auskosten. Kosten war jedoch wohl das richtige Stichwort. Ohne seine Arbeit kein Geld, ohne Geld kein Luxus. So einfach war das. Also musste er mal wieder etwas Neues schaffen. Seine letzten Versuche waren jedoch alle eher schlecht als recht gewesen. Entweder er hatte mit roten und rotbraunen Tönen herumgepanscht, nicht fähig seine ganz spezielle Technik mit diesen Farben anzuwenden. Für üblich, und das war sein großes Geheimnis, füllte er kleine Beutel mit Farben, die er ausdrucksstark und gut fand. Diese Beutel positionierte er auf einem Ring aus einfachem Plastik. Und in der Mitte dieses Rings installierte er kleine Sprengsätze. Er besaß eine Genehmigung und einen Schein dafür. Wenn er alles vorbereitet und ausreichend Leinwände aufgestellt hatte, verließ er dann immer den Raum und löste eine kleine Explosion aus. Zu guter Letzt sortierte er gute und schlechte Ergebnisse aus. Die guten Arbeiten wurden dann an Hidan übergeben und verkauft oder ausgestellt. Doch irgendwie wollte diese Arbeitsweise seit Tagen nicht mehr funktionieren. Er brachte es einfach nicht über sich diese wundervollen Farbkreationen aus rot und braun in die Luft zu jagen. Statt dessen pinselte er stundenlang geistesabwesend auf einer Leinwand herum, wobei jedes Mal dasselbe Ergebnis herauskam: feuerrotes Haar und rotbraune Augen... Deidara konnte es sich nicht erklären. Warum nur spukte trotz all der schönen „gemeinsamen“ Stunden Sasori wie ein Geist durch sein Unterbewusstsein? Wieso verlor er jede Lust an seinen explodierenden Farben? Aus welchem Grund fühlte er sich trotz der Partys und des luxuriösen Lebensstils so furchtbar traurig und leer? Woher kam dieses Gefühl der Leere und wie konnte er es nur wieder loswerden? Kein Wunsch blieb in seinem neuen Leben offen, und doch fehlte ihm etwas. Er konnte nur nicht in Worte fassen, was ihm fehlte. Er hatte doch alles. Wirklich alles. Oder? Er betrat das Atelier mit einem lauten Seufzen und blieb plötzlich wie versteinert in der Tür stehen. Augenblicklich schoss kalter Schweiß aus seinen Poren, begann sein Herz zu rasen. Der Raum breitete sich groß und durch eine große Fensterfront lichtdurchflutet vor ihm aus. Seine Utensilien lagen entweder in Regalen oder auf dem Boden. Doch die weißen Wände, die seinen Arbeitsbereich für üblich umschlossen, waren mit großen, feuerroten Buchstaben beschmiert: „HÖR AUF MICH ZU IGNORIEREN! LIES MEINE POST! BEACHTE MICH!!!!“ Zitternd blickte er zu Boden. Vor seinen Füßen lag ein unbeschrifteter Umschlag. Deidara nahm ihn an sich, öffnete ihn und las mit Schrecken das, was dort geschrieben stand: „Liebster Deidara! Wieso tust du mir das an? Wieso wirfst du dein Leben inmitten dieser Lügner weg, vernachlässigst deine wundervolle Kunst so sehr? Und das nach allem, was ich für dich getan habe? War es nicht genug? Schön, wie du willst! Lies die Zeitung! Gleich! Und schau, was sie über dich sagen! Schau es dir an! Kulturteil, Tageszeitung! Es ist nicht das erste Mal! Ich werde nicht zulassen, dass sie so etwas über dich schreiben! Ich werde jeden bestrafen, der so etwas über dich schreibt! Das ist es doch, was du willst, oder?! ODER?! Bestimmt! Ich beschütze dich! ~XX~“ Noch immer am ganzen Leib zitternd ließ Deidara den Brief zu Boden fallen und eilte in den Flur, rannte zur Haustür und öffnete diese. Grell blendete ihn das Sonnenlicht, doch er ignorierte es. Er musste wissen, wovon dieser Verrückte schrieb. Er rupfte ungeduldig die Tageszeitung aus dem Postkasten und schlug den Kulturteil auf. Seine Augen weiteten sich. „Bangart, die Saisonsation Wie wir es von Importen aus Asien gewohnt sind, hält auch der hoch gelobte Künstler Bangart nicht das, was uns versprochen wurde. Seine angeblich genialen und einzigartigen Arbeiten wiederholen sich immer wieder. Ihm fehlt jede Spur von Innovation und Kreativität, liefert kaum mehr neue Arbeiten und ruht sich auf Erfolgen aus, die unsere Gemeinde schon lange zu Tode langweilt. Er scheint nicht viel mehr als ein Saisonartikel zu sein, der seine beste Zeit hinter sich hatte, ehe er in Miami angefangen hat. Wir halten es für unwahrscheinlich, dass er den Sprung zurück in die Genialität schafft, wenn er denn überhaupt jemals dort verweilte. Viel eher traf er wohl nur im richtigen Augenblick den Geist der Zeit, dem er nicht zu folgen fähig ist. Mit freundlichem Gruß, Thomas Mayfield“ Deidara zitterte noch mehr. Er hatte gar nicht mitbekommen, wie die Kritiker ihn in der Luft zerrissen. Er hatte es wirklich nicht mitbekommen! In seinem Rausch hatte er sich nicht ein bisschen darum geschert... Sein Herz drohte endgültig auszusetzen, als der dunkle Wagen von Lt. Caine und Det. Duquesne vor dem Tor seines Anwesens auftauchte. Kapitel 3: Kulturelle Differenzen --------------------------------- Deidara deutete auf die Couch und seufzte: „Kann ich Ihnen einen Kaffee anbieten?“ Lieutenant Caine nickte und der Ermittler nahm lächelnd die Sonnenbrille von seiner Nase: „Nach diesem Anblick im Atelier... gerne.“ Er setzte sich auf das bequeme Sofa und wartete auf den Blonden, während seine Kollegin im Atelier Fotos machte, Fingerabdrücke nahm und nach weiteren Beweisen suchte. In Windeseile machte der Künstler zwei Tassen Kaffee fertig und kehrten mit diesen ins Wohnzimmer zurück, wo er sie auf dem Tisch abstellte, sich neben den Lieutenant setzte und diesen erschöpft ansah: „Also. Wie kann ich Ihnen weiterhelfen?“ Caine sah ihn durchdringend an und sofort fühlte Deidara sich nicht mehr wohl in seiner Haut, versuchte sich allerdings nichts anmerken zu lassen und sich auf die Fragen des Ermittlers zu konzentrieren: „Nun, Mr. Bangart. Wie Sie sich denken können ist es äußerst verdächtig, dass nun bereits eine zweite Person zu Tode gekommen ist, die Kritik an Ihnen geübt hat. Sie hatten die Zeitung mit dem neuesten Artikel von Mr. Mayfield ja noch in der Hand, als wir ankamen. Wo waren Sie in der vergangenen Nacht?“ Deidara nahm einen Schluck aus seiner Tasse, ehe er diese wieder abstellte und seufzte: „Ich war auf einer Party. Ich weiß gar nicht mehr genau, wer sie veranstaltet hat, da müssen Sie meinen Manager fragen... Jedenfalls bin ich so um 2 Uhr gegangen, hatte ein kleines Intermezzo auf dem Rücksitz des Taxis und war gegen 3 Uhr wieder zu Hause, wo ich umgehend ins Bett gegangen bin und heute morgen mit einem schrecklichen Kater wieder aufwachte.“ Der Rothaarige hob eine Augenbraue und sah ihn ein wenig abschätzig an: „Einen interessanten Lebensstil, den Sie da führen...“ Etwas zerknirscht sah der Blonde auf: „Das geht Sie wohl kaum etwas an... So ist die Szene nun einmal. Ich versuche mich lediglich anzupassen.“ - „Verstehe. Scheint jedoch nicht so sonderlich gut zu funktionieren, wenn ich mir überlege wie die Kritiker von Ihnen schreiben.“ - „Hören Sie, Lieutenant! Ich wünschte mir auch, dass sich diese Fälle möglichst schnell aufklären. Immerhin kriege ich regelmäßig Post von diesem Spinner und offensichtlich schafft dieser es auch noch sich Zugang zu meinem Haus zu verschaffen! Ich habe wirklich andere Sorgen als so eine blöde Kritik!“ - „Vielleicht. Vielleicht auch nicht.“ Der Aufzug klingelte, ehe die Tür sich öffnete und Detective Duquesne aus diesem stieg. Sie blickte den Rothaarigen an und winkte ihn zu sich: „Horatio, komm mal bitte kurz...“ Caine erhob sich und gesellte sich zu seiner Kollegin, die mit gedämpfter Stimme sprach: „Also ich habe natürlich noch nicht alle Ergebnisse, aber... Bis auf die Fingerabdrücke von Mr. Bangart ist da unten nichts zu finden. Keine Einbruchspuren, keine Fingerabdrücke oder Fußabdrücke, keine Rückstände von Dreck oder Erde... nichts.“ - „Also entweder unser verehrter Künstler wird also von einem Gespenst gestalkt, oder aber er will uns hier ein Schauermärchen auftischen.“ Die blonde Frau nickte: „Ich habe ein Stück abgebrochenes Plastik gefunden. Aber um ehrlich zu sein habe ich keine Ahnung was es sein könnte oder woher es kommt. Da müssen wir die Laborergebnisse abwarten.“ - „Gut. Vielleicht entdecken wir im Labor auch noch etwas auf den Fotos. Aber irgendetwas stimmt hier nicht. Wir sollten den Kerl im Auge behalten. Geh du schon einmal vor zum Wagen, Calleigh. Ich komme sofort nach.“ - „Ist gut. Bis gleich, Horatio.“ Während die Ermittlerin sich auf den Rückweg nach unten machte, sah der Lieutenant Deidara ernst an und setzte seine Sonnenbrille wieder auf: „Mr. Bangart, Sie stehen auf meiner Verdächtigenliste ganz oben. Wir müssen die Ergebnisse aus dem Labor abwarten und werden ja noch sehen, ob sich ihr großer Unbekannter als Tatsache oder Illusion herausstellt. Bleiben Sie nach wie vor in der Stadt und...“ Bestürzt richtete der Blonde sich auf und schüttelte den Kopf: „Hören Sie, ich habe niemandem etwas angetan! Ganz im Gegenteil: ich habe selber Angst! Was ist denn, wenn dieser Spinner wieder bei mir einbricht?!“ Caine seufzte und griff in seine Jacketttasche: „Gut, hören Sie zu. Mir sind die Hände gebunden und im Moment sieht es nicht gut für Sie aus. Aber... eigentlich scheinen Sie mir ein sympathischer Kerl zu sein. Es gibt in Miami eine Detektei, die sich auf die Betreuung von asiatischen Einwanderern spezialisiert hat.“ Eine kleine Karte kam zum Vorschein und er hielt sie dem Künstler entgegen, der sie zweifelnd an sich nahm. „Akatsuki – Detektei“ stand als Header groß am oberen Rand, darunter eine Adresse, Telefon- und Faxnummer, wie eine E-Mailadresse. Der Lieutenant räusperte sich: „Vielleicht sollten Sie dort anrufen und sich erkundigen, was die Herrschaften für Sie tun können. Wenn Sie Pech haben, werden Sie bald nicht nur einen Privatermittler, sondern auch einen Anwalt benötigen.“ - „Danke... ?! Aber ich habe wirklich nichts getan.“ Caine zuckte mit den Schultern und wandte sich zum Aufzug, wo er den Knopf drückte und wartete: „Das mag ich nicht beurteilen, ich verlasse mich einzig auf die Beweise. Und die sprechen im Moment nicht zwingend für Sie, Mr. Bangart.“ Seufzend starrte Deidara auf die Visitenkarte, während der Aufzug ihre Etage erreichte, Lt. Caine in diesen einstieg und damit nach unten fuhr. Nach einigen Minuten war auch das Auto wieder von seinem Gelände gefahren und Hidans Wagen bretterte die Auffahrt hinauf. Deidara starrte noch immer auf die Karte. Vielleicht sollte er sich wirklich mal bei dieser Detektei melden. Aber zunächst sollte er das wohl am Besten mit Hidan klären... Es war bereits später Nachmittag, als er das erste Mal seit Dienstbeginn aus seinem Büro trat. Keiner der anderen Angestellten nahm jedoch groß Notiz davon, sie waren es gewöhnt ihn selten oder gar nicht zu Gesicht zu bekommen, geschweige denn ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Lediglich ihr Chef, Nagato, sprach hin und wieder mit ihm. Ansonsten arbeitete er alleine. Keiner hatte es länger als eine Woche mit ihm ausgehalten. Die Meisten konnten seinen Gedankengängen und Profilen schon gar nicht folgen und er wartete auf niemanden. Wer nicht hinterherkam, der konnte gleich wieder gehen. Und der Rest drehte einfach am Rad, weil keinerlei nebensächliche Kommunikation herrschte. Kein „Wie war dein Wochenende?“ und auch kein „Wie geht es deiner Frau denn?“ Wozu auch? Er sollte arbeiten und nicht über den Frisörbesuch der Vizechefin fachsimpeln. Auch rein äußerlich war er ganz anders, als die anderen. Die meisten Detectives in diesem Büro trugen ihre ausgetragenen Anzüge mit Krawatte, Jackett und glänzenden Schuhen, um wenigstens den Anschein zu erwecken, als seien sie ähnlich wichtig wie etwa das CSI, das FBI oder sonst irgendeine staatliche Behörde. Aber er schmückte sich nicht gerne mit anderen Federn, und schon gar nicht mit denen dieser unterbelichteten und überbezahlten Bürohengste. Nein, er trug immer seine schwarzen Boots, seine schwarze Hose, irgendein Metalshirt oder einen Kapuzenpullover und seinen geliebten pechschwarzen Mantel, der bis zum Fußboden reichte. Er arbeitete auf der Straße, also brauchte er nicht auszusehen, als würde er im Schalter einer Bank seine Zeit absitzen. Er sah sich in dem großen Raum kurz um. Neben Nagato, dem Chef, und Madara, dem dienstältesten verdeckten Ermittler der Agentur, war er der Einzige, der ein eigenes Büro besaß. Zusätzlich gab es noch einen kleinen Raum, in dem ihre Unterlagen aufgehoben wurden, in dem sich allerdings meist nur ihre Vizechefin Konan oder der Buchhalter aufhielten. Der Rest fristete in diesem großen, chaotischen Zimmer sein Dasein. Mehr oder weniger. Kisame lag mehr in seinem Stuhl, als dass er saß, und hatte die Beine gemütlich auf dem Schreibtisch vor sich zwischen Akten und losen Blättern übereinandergeschlagen. Ein leises Schnarchen war aus dem großen Zinken in seinem Gesicht zu hören. Itachi, sein Partner, brütete über ein paar Informationen, die sie wohl am Morgen eingeholt hatten und war ganz in die Arbeit vertieft. Eine Reihe dahinter hatte das Team aus Zetsu und dem zusätzlich als Buchhalter arbeitenden Detective Kakuzu ihre Schreibtische. Zetsu goss Blumen, wie immer, und an Kakuzus Schreibtisch saß Konan, die sich als „Papierkugel-Basketballerin“ am Mülleimer versuchte. Als er an ihnen vorbeihuschte, blickte die junge Frau auf und lächelte: „Hey, Sasori! Nagato möchte dich sprechen, du sollst bitte zu ihm ins Büro kommen.“ Der Angesprochene seufzte und fuhr sich durch das kurze, etwas widerspenstige, feuerrote Haar: „Was will er denn? Ich habe noch zu tun und muss...“ - „Er sagte, dass es wirklich dringend und akut sei.“ - „Schön, wie der Herr Vorsitzende wünscht...“ Er hasste Planänderungen! Und zwar gewaltig! Er hatte noch drei Termine, die ihm bei einem neuen Profil helfen würden. Das war sein Beruf. Er war Profiler. Und er mochte es nicht, wenn er seine Recherchen unterbrechen musste, oder mit ihnen nicht so vorankam, wie er sich das vorstellte. Aber wenn der Chef nach ihm verlangte, waren selbst ihm die Hände gebunden. Seufzend trat er an die Tür heran, auf der in großen schwarzen Buchstaben „Director Det. Nagato“ geschrieben stand, und klopfte. Die Nennung der Vornamen hatte sich einfach aus kulturtechnischen Gründen ergeben, da die Amerikaner immer den zuletzt genannten Namen für den Familiennamen hielten und nach einer Weile so viel Verwirrung aufgekommen war, dass sie es einfach dabei belassen hatten. Nach einem „Herein“ öffnete er die Bürotür und trat ein, ehe er sie hinter sich wieder ins Schloss fallen ließ und seinen Chef genervt ansah: „Was gibt es so wichtiges? Ich habe noch zu tun und...“ - „Falsch! Du wirst sämtliche Fälle, die du aktuell bearbeitest, an die anderen abgeben.“ - „Bitte WAS?!“ Nagato sah ihn aus seinem Bürostuhl heraus an und nickte grinsend: „Richtig gehört. Denn du bekommst ab Morgen einen Spezialauftrag, für den du der einzig Richtige bist.“ - „Und wieso um alles in der Welt erfahre ich das erst jetzt? Wie wäre es mal mit fragen gewesen?“ Etwas beleidigt verschränkte der Chef die Arme vor der Brust und knurrte: „Weil das der wohl größte und wichtigste Fall in der Geschichte dieser Detektei ist, deshalb! Es geht um einen Prominenten, der von einem Stalker belästigt wird und diesen natürlich gerne wieder los wäre. Und diesen dicken Fisch konnte ich unmöglich ziehen lassen. Ich habe vorhin mit dem Manager telefoniert, sie kommen Morgen vorbei, um sich mit dir abzusprechen. Du wirst als verdeckter Ermittler in seiner unmittelbaren Umgebung eingeschleust und den Stalker ausschalten.“ Wütend funkelte Sasori Nagato an und fauchte: „Ich soll den Babysitter für irgend so einen reichen Schnösel mimen? Vergiss es, das ist Madaras Fachgebiet, aber nicht meines!“ - „Mag sein, aber du bist der Einzige in dieser Agentur, der den Stalker gepackt kriegen würde. Von daher bist du der Einzige, der den gesamten Job machen kann...“ Der Ältere grinste abermals. „Es sei natürlich, dass du dich bereit erklärst mit Madara als Partner zusammenzu...“ - „Vergiss es! Dann lieber alleine.“ Wütend holte Sasori eine Akte aus der Innentasche seines Mantels und warf sie auf den Schreibtisch: „Aber du sagst meine Termine ab. Und wehe einer dieser Stümper versaut meine wochenlange Arbeit, verstanden?“ - „Mit dem größten Vergnügen. Sie kommen Morgen um 15 Uhr hierher. Also stell dich schon einmal drauf ein.“ Ein letztes Mal funkelte der Profiler seinen Vorgesetzten an, ehe er ohne ein weiteres Wort zu verlieren aus dem Büro stürmte, die Tür hinter sich ins Schloss knallte und auf den Ausgang zulief. Zetsu sah auf und grinste schäbig: „Oha, da ist aber jemand mal wieder richtig beschissen gelaunt...“ Ohne sich umzudrehen keifte der Rothaarige: „Halt dein Maul und lass mich in Ruhe! Ich mache Schluss für heute!“ Mit einem ebenso lauten Rumms flog auch die Eingangstür hinter Sasori zu und Nagato streckte seinen Kopf aus dem Büro: „Man ist der wieder stinkig!“ Itachi sah nun ebenfalls auf und sah seinen Vorgesetzten an: „Wieso eigentlich?“ - „Weil du und Kisame seine Fälle ab heute übernehmen werdet. Er bekommt einen Spezialauftrag.“ - „Sag mal, hast du gekifft? Du weißt wie pingelig er da ist...“ - „Natürlich. Aber bei dem Spezialauftrag geht es um einen Stalker. Ein Profiler ist also absolut notwendig. Der hat sich bis Morgen schon beruhigt. Und außerdem wird es ihm gut tun, mal ein paar Tage aus dem muffigen Büro zu kommen.“ - „Gut, Punkt für dich. Wann besprechen wir die Fälle?“ - „Wie wäre es mit... jetzt? Weck Kisame auf und dann kommt zu mir. Der hat ja einen Schlaf, tze...“ Nagato verschwand wieder im Büro und Itachi sah, einen großen Becher Wasser in die Hand nehmend, grinsend in die Runde: „Na, wer möchte unserem Dornröschen heute den Schönheitsschlaf rauben?“ Deidara und Hidan marschierten auf den großen Saal in dem Nobelhotel zu, in dem sie zu einem Stelldichein der hiesigen Künstlerszene eingeladen waren. Ehe sie die weit geöffnete Tür passierten blieb der Blonde stehen und hielt auch seinen Freund fest, der ihn verwundert ansah: „Was ist?“ - „Ich wollte mich nochmal bei dir bedanken, Hidan.“ - „Wofür?“ - „Ach... für alles irgendwie. Dieser Stalker macht mich fertig, dann noch die Polizei... und auch so geht es mir irgendwie beschissen. Aber du hältst zu mir, rufst sogar in dieser Detektei an und hilfst mir. Ich weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht...“ Der Manager zog Deidara mit sich ein Stück zur Seite und schaute ungewohnt ernst drein: „Dei... Wir sind Freunde, kapiert? Was wäre ich für ein verfickt beschissener Freund, wenn ich dich jetzt, da es dir scheiße geht, hängen lassen würde? Ich habe nur eine Bedingung an dich!“ Erleichtert sah der Blonde seinen Freund an und nickte: „Klar, was denn?“ - „Hör auf dir so viel von dem scheiß Alkohol in den Kopp zu kippen! Ich meine es ernst! Du kannst deine Probleme nicht ersaufen, die können in der Regel nämlich leider schwimmen, kapiert?!“ Deidara wich seinem Blick aus, seufzte und nickte schließlich: „Wahrscheinlich hast du Recht. Es ist mit Alk nur so viel leichter...“ - „Ich weiß, aber er löst deine Probleme trotzdem nicht. Ich weiß nicht genau wieso es dir im Einzelnen so schlecht geht, aber für jedes Problem gibt es eine Lösung. Es ist ja nicht so, als hätte ich nicht bemerkt, dass du seit Wochen immer deprimierter wirst, bis du angefangen hast zu saufen und dich in immer mehr Betten hast aushalten lassen. Scheiße, wenn was ist dann mach dein Maul auf, als ob ich dir deinen kleinen blonden Kopf abreißen würde...“ Plötzlich schossen Tränen in die azurblauen Augen. Ein solches Angebot hatte er seit dem Streit mit Sasori nicht mehr gehört. Er sah Hidan an, lächelte gequält und schniefte: „Danke... tausend Dank.“ - „Fuck, da hab ich wohl den Nagel auf seinen scheiß Kopf getroffen...“ Der Größere zog den Künstler zu sich und nahm diesen freundschaftlich, aber nur kurz in den Arm. Sollte ihn ja keiner für eine Schwuchtel halten. Deidara bemerkte diese Distanziertheit sofort und schluckte schwer. Hidan war ein guter Freund, aber Hidan war auch eben nicht Sasori. In dessen Armen hätte er so lange verweilen dürfen, bis alles wieder gut gewesen wäre. Der Rothaarige hätte ihm zugehört, zugesprochen und alles getan, damit es ihm wieder besser ging. Doch nun war Sasori der einzig wahre Grund, weshalb es ihm so schlecht ging. Und er war nicht hier. Nicht mehr bei ihm... Deidara sah auf und schluchzte: „Scheiße, er fehlt mir so, Hidan! Ich vermisse ihn so furchtbar!“ Etwas irritiert erwiderte Hidan den Blick und schüttelte den Kopf: „Ich kapiers nicht... wer fehlt dir?“ - „Verdammt, Sasori! Sasori fehlt mir! Ich bin so ein Dummkopf gewesen, und jetzt halt ich es einfach nicht mehr aus! Ich habe gedacht, dass ich ohne ihn besser dran bin, aber das war ein Fehler! Ich vermisse ihn, du glaubst gar nicht wie sehr! Das alles ist es niemals Wert gewesen, dass ich ihn aufgegeben habe, zurückgelassen habe und verdammt verletzt habe... So ein Dreck!“ Verständnisvoll nickte Hidan: „Deshalb das ganze Theater mit dem Alk und den Bettgeschichten?“ Der Blonde nickte wortlos und sein Manager lächelte plötzlich siegessicher: „Alter, ich verspreche dir was! Morgen, wenn wir in der Detektei waren, dann machen wir uns per Internet mal auf die Suche nach Sasori und du schreibst ihm einfach. Wie klingt das?“ Mit hoffnungsvoll funkelnden Augen sah Deidara seinen Freund an und nickte energisch: „Das... das ist eine tolle Idee! Danke dir.“ - „Ach! Nicht dafür, Blondi! Und nun komm, lenken wir uns ein wenig mit der Feier ab! Ab morgen werden wir dein neues Leben mal umkrempeln und wieder auf Erfolgskurs bringen. Wär doch gelacht, wenn wir das nicht hinbekämen, Kurzer.“ Er klopfte dem Künstler freundschaftlich auf die Schulter und die beiden betraten den Saal. Die Party war schon in vollem Gange und der Saal gut gefüllt. Eine Band stand auf einer Bühne und spielte seichte Musik. Deidara verzog das Gesicht. Das war nicht das, was er sich unter einer Party vorstellte, sondern viel mehr ein Zusammentreffen hochnäsiger Proleten, die sich für etwas viel, viel besseres hielten. Aber er würde versuchen sich ablenken zu lassen... ohne Alkohol. Sie gesellten sich zum Gastgeber, einem Künstler aus Frankreich namens Jaques Molière, der mit ein paar Kollegen beisammen stand und über die neuesten Ereignisse diskutierte: „Mon dieu, isch sage Ihnen, isch war sooo geschockt, als isch in der Seitung las, was mit Monsieur Mayfield geschah. Ein Eklat! Einfach ünglaublisch! Und das, obwohl er seulement die Wahr-eit sprach über Monsieur Bonscharrrr...“ - „Bangart, wenn ich bitten darf.“ Ein entrüstetes Gemurmel entstand und alle sahen Deidara an, der die Arme vor der Brust verschränkte und süffisant grinste: „Überrascht mich zu sehen, die Herrschaften? Ich wollte Sie nicht bei Ihrer gepflegten Konversation stören, aber... wieso ÜBER mich sprechen, wenn sie doch MIT mir sprechen können.“ Ein paar der Anwesenden kicherten hohl und gekünstelt, Jaques jedoch rümpfte nur die Nase: „Quoi? Monsieur Bonscharrr, welsch Ehre, Sie ier zu sehen. Isch atte gedacht, dass Sie inter schwedischen Gardinen sitzen. Oder at man diesen Mann gesischtet, von dem Sie der Polizei erzählten?“ Hidan knurrte den braunhaarigen Franzosen aufgebracht an: „Halts Maul, Froschfresser! Dei... Bangart hat nichts getan. Aber wenn du dein verficktes Maul nicht hältst, dann kann ich meinerseits für nichts garantieren!“ Empörtes Raunen, eine Dame kreischte erschrocken auf, doch Jaques lächelte lediglich müde: „Monsieur Idan, isch...“ - „Mein Name ist Hidan! Pimmelwarze!“ - „Isch sagte doch: Monsieur Idan...“ Der Manager sah den Blonden gereizt an: „Das macht die Sackratte doch mit Absicht!“ Deidara hob beschwichtigend die Hände: „Ich denke nicht, das ist nur der Akzent. Also ruhig Blut.“ Der Braunhaarige nickte: „Ihr ami at Rescht, Monsieur Ida...“ Er stockte und entschied sich, nicht wieder dieselbe Diskussion heraufzubeschwören. „Monsieur. Es liescht mir fern, Sie zu beleidigen. Nischt auf solsch plümpe Weise. Wohl eher, indem isch sage, dass sie beide in diese Gesellschaft nischt ge-ören. Wir pflegen keinerlei Ungang mit Sübjekten wie Ihnen. Mördern und Rüpeln!“ Hidans Gesicht färbte sich bereits rot vor Wut, als er aufgebracht keifte: „Ey, verstehst du die Bedeutung von 'Halts Maul!' nicht?! Ich poliere dir deine dämliche Fresse, dass deine Aussprache noch schlimmer wird, Fischgesicht!“ In blinder Rage schritt er auf den Franzosen zu, der nun leicht zu schwitzen begann, sich aber rasch wieder fasste und rief: „Sischer-eitsdienst! Mon dieu, dieser Mann will misch umbringen! Au secours! Sischer-eitsdienst! Entfernen Sie diese Subjekte!“ Vier Uniformierte erreichten die Gruppe. Zwei versuchten Hidan zu greifen, der sich mit Händen und Füßen wehrte und wütend brüllte: „Fuck! Lasst mich los, ihr Ärsche! Loslassen! Der Froschlurch wartet noch auf eine Abreibung!“ Deidara seufzte und folgte den beiden anderen Wachmännern ohne Gegenwehr. Sie hatten die offene Flügeltür noch nicht erreicht, als plötzlich ein wildes Schreien den Saal erfüllte. Mehrere Personen sackten plötzlich zu Boden und röchelten hilflos nach Atem. Die Sicherheitsbeamten ließen von Deidara und Hidan ab, um zu den anderen Gästen zu eilen. Panik entstand und viele Gäste rannten aufgebracht durcheinander, manch eine Edeldame fiel theatralisch in Ohnmacht. Ein Uniformierter beugte sich über Jaques Molière, der ebenfalls zu Boden gefallen war. Entsetzt sah der Beamte auf und keuchte: „Er... er ist tot!“ Deidara schluckte schwer und sah Hidan entsetzt an: „Um Himmels Willen, bitte nicht schon wieder dieser Spinner...“ Er sah sich um, konnte in dem Gedränge jedoch nichts erkennen. Zwei der Sicherheitsmänner führten die Gäste aus dem Saal heraus in einen anderen, der vom Hotelmanager kurzfristig zur Verfügung gestellt wurde. Eine Stunde später standen sich die Gäste noch immer die Beine in den Bauch, als zwei für Hidan und Deidara bekannte Ermittler den Saal betraten und offensichtlich nach etwas suchten. Wie der Blonde befürchtet hatte, wich der suchende Ausdruck auf den Gesichtern, als sie ihn und seinen Manager entdeckten. Lieutenant Caine kam auf ihn zu, nahm die Sonnenbrille ab und funkelte ihn wütend an: „Wieso überrascht es mich nicht Sie hier zu sehen, Mr. Bangart?“ Er hielt einen weißen Umschlag und einen Brief empor und fauchte: „Wie stümperhaft sind Sie eigentlich? Tauchen hier auf, veranstalten mit ihrem Freund einen Streit, den selbst die Kellner nicht überhören konnten, und vergiften die Bowle! Und ganz plötzlich entscheiden Sie sich nichts mehr zu trinken, oder wie? Nur um zur Krönung wieder diesen Mist mit dem Stalker vorzugaukeln, indem sie den Umschlag im entstandenen Chaos fallen zu lassen...“ Geschockt riss Deidara die Augen auf und schüttelte den Kopf: „NEIN! Ich habe nichts getan! Verdammt, wir waren keine 15 Minuten hier, und an der Bowle war ich schon einmal gar nicht!“ - „Ich nehme auch an, dass Sie einen Komplizen haben. Alles andere klären wir auf dem Revier. Sie sind vorläufig festgenommen.“ Hidan baute sich vor dem Rothaarigen auf und schnauzte: „Der Kurze hat keinem was getan, Sie Möchtegern-Detektiv! Sie können Ihn doch nicht einfach verhaften, Alter!“ Caine setzte die Sonnenbrille wieder auf und knurrte: „Hüten Sie Ihre Zunge, sonst wandern Sie gleich wegen Beamtenbeleidigung hinterher, Mr. Hidan. Ihr Freund wird wegen Mordverdachts festgenommen, wenigstens wegen Beihilfe zum Mord.“ Zwei uniformierte Polizisten traten an sie heran, legten Deidara Handschellen an und führten den Blonden ab, während der Lieutenant Hidan ansah und zischte: „Sie hängen in der Sache auch mit drin, und ich werde schon noch beweisen wie und warum!“ Er nickte kurz, dann drehte er sich herum und ging einfach. Hidan wischte sich über das Gesicht. Das würde eine lange Nacht werden, wie geplant. Nur das Programm hatte er sich anders vorgestellt. Statt ordentlich zu feiern würde er sich nun wartend und eine Kaution auftreibend die Nacht um die Ohren schlagen. Es war wirklich gut gewesen, dass er einen Termin in der Detektei vereinbart hatten. Sie mussten irgendwie beweisen, dass Deidara unschuldig war und wirklich von einem Irren verfolgt wurde. Er entdeckte Detective Duquesne zwischen den Gästen und ging energisch zu ihr. Sie sah ihn überrascht an und lächelte: „Mr. Hidan. Kann ich Ihnen helfen?“ - „Ja, in der Tat. Hören Sie mir zu: Deidara ist unschuldig, aber alles spricht gegen ihn, ich weiß... Bitte, darf ich den beschissenen Brief von diesem Irren lesen?“ - „Es tut mir Leid, aber das geht nicht. Er ist ein Beweismittel.“ Bedrückt seufzte der Manager und seufzte: „Verdammt... ich muss Ihm doch irgendwie helfen...“ Die blonde Ermittlerin musterte den fluchenden Japaner genau. Irgendwie musste sie ihrem Kollegen Horatio Recht geben: die beiden waren trotz aller Indizien von Anfang an kooperativ gewesen. Und ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass die beiden wirklich nichts getan hatten, auch wenn die Beweise teilweise etwas anderes aussagten. Ihr Instinkt riet ihr einfach etwas anderes. Sie seufzte und sah Hidan an: „Ich kann Ihnen aber sagen, was in etwa in dem Brief stand...“ Der Angesprochene sah auf und lächelte: „Echt? Scheiße! Das wäre genial!“ Duquesne kicherte und raunte leise: „Das bleibt aber unter uns. In dem Brief standen großteils Hasstiraden auf die konkurrierenden Künstler, allen voran Jaques Molière. Der Verfasser scheint Mr. Bangart ziemlich verfallen zu sein. Aber eines müssen Sie mir erklären.“ Hidan nickte: „Natürlich. Was denn?“ - „Wieso schreibt der Verfasser von 'Deidara' und nicht Bangart?“ - „Das ist simpel. Deidara ist sein richtiger Name, unter dem er in Japan bereits erfolgreich gewesen ist. Seit er in den Staaten ist nutzt er jedoch den Neuen.“ Die Augen der Ermittlerin strahlten auf: „Danke, Mr. Hidan. Das... könnte und weiterhelfen. Wenn der Stalker den alten Namen kennt, dann muss er Mr. Bangart höchstwahrscheinlich aus Japan kennen. Fällt Ihnen zufällig jemand ein, der sich in ihrer Heimat bereits merkwürdig verhalten hat?“ Einen Augenblick überlegte der Manager, schüttelte schließlich aber resignierend den Kopf: „Also spontan kommt mir niemand in den Sinn.“ - „Das macht nichts. Wir werden der Spur nachgehen und falls Ihnen doch noch etwas einfällt...“ Sie drückte ihm eine Visitenkarte in die Hand. „...dann melden Sie sich einfach.“ Dankend nahm Hidan die Karte an sich und lächelte: „Danke, Süße. Für einen Bullen sind Sie echt dufte.“ - „Ich fasse das mal als Kompliment auf. Ich danke Ihnen für Ihre Informationen. Ich denke, dass Sie gehen können. Sie haben ja sicherlich noch etwas vor heute.“ - „Ja, habe ich. Danke. Dafür lade ich Sie mal zum Essen ein, Blondi!“ Während Hidan winkend von dannen trottete, sah Detective Duqesne ihm kopfschüttelnd, aber lächelnd hinterher. Er mochte ein Raubein sein, aber irgendwie merkte sie, dass er das Herz am rechten Fleck hatte. Auch wenn sie lieber strenge Diät halten würde, als sich mit diesem fluchenden Klotz freiwillig in einem Restaurant sehen zu lassen. Kapitel 4: Was uns verbindet ---------------------------- Die Hände in den langen, blonden Haaren vergraben saß Deidara bereits seit einer Stunde in dem kargen Verhörraum. Auch ohne etwas dahinter zu erkennen wusste er, dass er von der anderen Seite des Spiegels beobachtet wurde. Was erwarteten die nur zu sehen? Was erhofften sie sich? Dass er zusammenbrechen und alles gestehen würde? Er hatte nichts getan! Rein gar nichts! Wieso auch? Mit Kritikern hatte er auch schon damals in Japan zu tun gehabt. Ebenso mit konkurrierenden Künstlern. Sicher waren die hier anders, deutlich widerlicher, aber dennoch war es nichts Neues für ihn. Er schloss die Augen und seufzte. Wäre doch nur Sasori hier. Oft hatte er sich in den vergangenen zwei Jahren einsam und alleine gefühlt, doch so schlimm wie in diesem Augenblick war es noch nie gewesen. So viel Erfolg, so viel Ruhm, so viel Luxus konnte er sein Eigen nennen, aber dennoch half nichts von dem darüber hinweg, dass er hilflos und verloren war. Seufzend legte er seine Stirn auf die Tischplatte. Absolut dämlich fehlte in seiner Auflistung noch. Was hatte er sich nur gedacht, als er damals ging? Sasori war schon lange mehr als nur ein bester Freund gewesen. Doch er hatte sich einfach nicht binden wollen, in dem festen Glauben, dass das schlecht für seine kreative Arbeit sei. Das war doch auch der einzige Grund gewesen, weshalb sie sich so gestritten hatten: er hatte Sasori und seine Gefühle damals auf eine ziemlich gemeine Art verleugnet. Und erst jetzt, da er so ziemlich am Arsch war, da wurde ihm das erst klar. Er war ein mieser Freund, eindeutig. Selbst Hidan schien mehr von Freundschaft zu verstehen, als er. Wenn es denn damals wirklich nur um Freundschaft gegangen war... Er hatte es so oft verleugnet, dass er es selbst nicht mehr wusste. Und ob es für Sasori überhaupt mehr war, dessen war sich der Blonde auch nicht mehr so sicher. Er hatte es verdrängt, konnte sich nicht mehr genau erinnern. Sein Geist wehrte sich einfach gegen eine klare Erinnerung, sondern ließ ihn nur mit dieser Sehnsucht alleine, die er verspürte. Den Kopf schüttelnd richtete Deidara sich wieder auf. Er hatte darüber hinaus auch ganz andere Probleme. Immerhin saß er hier, weil man ihm vorwarf Menschen getötet zu haben! Das war wohl kaum der richtige Zeitpunkt, um sich über vergangene Tage Sorgen zu machen. Er seufzte. Aber war es nicht immer so? Wenn man am Boden lag und das Kartenhaus über einem wackelte, dann scherte es sich nicht darum aus welchen Karten es erbaut worden war. Sie stürzten ja doch alle auf einen herab, egal wie lange sie das Dach getragen hatten. Und er lag am Boden. Sein Kartenhaus war eingestürzt. Und ein tagendes Teil war und blieb Sasori. Die Tür öffnete sich und Lieutenant Caine betrat den Raum. Als er die Tür wieder geschlossen hatte, warf er einen Aktenordner auf den Tisch und setzte sich seufzend hin, ehe er Deidara ansah, seine Sonnenbrille absetzte und erschöpft erklärte: „Bitte verzeihen Sie die lange Wartezeit, Mr. Bangart. Ich hatte noch ein ausgiebiges Gespräch mit dem Polizeichef, das allerdings nötig war.“ Der Blonde lächelte gequält und nickte: „Schon in Ordnung... auch wenn ich nach wie vor nichts getan habe.“ Caine nickte und beugte sich über den Tisch zu ihm vor: „Hören Sie. Die Beweise sprechen nicht zwingend für Sie. Aber ich habe mit meiner Kollegin gesprochen und da gibt es so einige Punkte, die uns stutzig machen. Ich verrate Ihnen etwas: Sie sind nicht hier, weil wir Sie wirklich für schuldig halten.“ Irritiert sah Deidara auf: „Ich verstehe nicht...“ - „Lassen Sie mich erklären: Gemäß dem Fall, dass es diesen unbekannten Stalker gibt, so gehen wir nicht davon aus, dass sein Ziel Ihre Verhaftung ist. Das wäre kaum in seinem Sinne. Doch wenn er mit seinem Handeln nun Ihre Verhaftung heraufbeschwört, dann wird er sich vielleicht etwas mehr zurücknehmen. Und ich konnte Sie nicht vorher einweihen, da wir nicht sicher sein konnten, ob er die List erkennt.“ Mit blassen Wangen schüttelte der Künstler ungläubig den Kopf und raunte: „Dann... war das so etwas wie ein Fake?“ - „Richtig. Leider sind die Kapazitäten meiner Abteilung ausgeschöpft. Aber ich habe mit der Detektei Rücksprache gehalten und erfahren, dass Sie morgen dort einen Termin haben. Ich habe den Leiter der Agentur gebeten für diesen Fall einen Profiler anzusetzen, um den Unbekannten möglichst schnell zu identifizieren.“ Erleichtert wich die Anspannung mit einem Mal aus Deidara heraus, der auf seinem Stuhl zusammensackte und prustete: „Wissen Sie eigentlich, was Sie mir für einen Schrecken eingejagt haben?!“ Caine lächelte leicht und nickte: „Natürlich weiß ich das. Aber ich musste sicher gehen. Das CSI übergibt den Fall an die Detektei, vorerst. Nennen wir es eine Kooperation, da wir heillos überlastet sind. Die Meinungen über ihre Schuld gehen weit auseinander, Mr. Bangart. Aber es gibt ein paar Kleinigkeiten, die mich zu der Annahme tendieren lassen, dass sie die Wahrheit sprechen...“ Er öffnete die mitgebrachte Mappe und holte den Brief hervor, der noch von einer Plastikhülle umgeben war. Diesen schob er Deidara entgegen und nickte: „Das ist der Brief, der auf der Feier gefunden wurde.“ Neugierig beugte der Künstler sich vor und las: „Liebster Deidara! Verzeih mir mein Eindringen in dein Haus, aber ich musste es tun! Ich musste verhindern, dass du heute Abend hier sein wirst! Diese Menschen sind böse!! Sie wollen dir schaden! Das lasse ich nicht zu!!! Ich tue das nur für dich! Ich will doch nur, dass du mich auch so verehrst, wie ich dich! Sie werden an ihren eigenen Worten ersticken!!! Dein ~XX~“ Mit einem eiskalten Schauer auf dem Rücken schob Deidara den Brief in der Plastiktüte weit von sich und seufzte: „So ein Irrer!“ Der Lieutenant nickte und legte das Beweisstück in die Mappe zurück: „Gibt es irgendjemanden, der Ihren alten Namen kennt und sich so auf Sie fixiert haben könnte? Meine Kollegin erzählte mir davon, dass Deidara Ihr Name war, bevor Sie in die Staaten kamen. Es muss also offensichtlich jemand sein, der Sie bereits in Japan kannte.“ Seufzend senkte der Blonde den Blick: „Es tut mir wirklich Leid, aber ich kann mich so schlecht erinnern... Ich hatte einen Streit mit einem sehr, sehr guten Freund und alles, was in dem Jahr vor meiner Abreise passiert ist, das ist so unglaublich unklar in meiner Erinnerung.“ Caine sah neugierig auf: „Ein Streit mit einem Freund?“ - „Ja, aber...“ Deidara sah auf und schüttelte den Kopf: „Nein! DAS würde er nicht machen! Ich kann es nicht erklären, aber das ist nicht seine Art! Ganz bestimmt nicht! Nein... er geht mir seither aus dem Weg. Und damit ist die Angelegenheit für ihn vermutlich erledigt.“ Der Ermittler hob skeptisch eine Augenbraue: „Sind Sie sich sicher?“ - „Aber ja! Er hat Psychologie studiert und war Zeit seines Lebens introvertiert. Da muss man nicht studiert haben, um zu erkennen, dass das bei dem Verfasser dieser Briefe definitiv NICHT der Fall ist. Sie sind weder besonders intelligent verfasst und in meinen Augen eher extrovertiert. Und da fällt mir im Moment niemand ein...“ Der Lieutenant nickte und holte eine weitere Plastiktüte hervor, in der ein oranges Plastikstück zu sehen war: „Das ist das Stück Plastik, das meine Kollegin in Ihrem Atelier gefunden hat. Zum Scheinwerfer eines Autos passt es nicht, aber mehr konnten wir bisher nicht herausfinden. Wir wissen nicht, zu was es gehören könnte und etwas vergleichbares gab es in Ihrem Atelier auch nicht. Haben Sie eine Idee?“ Doch wieder konnte Deidara nur mit dem Kopf schütteln: „Es tut mir Leid, aber leider nicht.“ - „Schon okay. Falls Ihnen etwas einfällt oder die Detektei etwas Brauchbares findet, so können Sie sich bei uns melden. Ich nehme an, dass Ihr Freund mit der schauerlichen Ausdrucksweise bald hier sein wird, um Sie gegen Kaution herauszuholen. Behalten Sie diese Unterhaltung aber unter allen Umständen für sich und vertrauen Sie niemandem!“ Deidara nickte leicht und lächelte: „Danke, Lieutenant.“ - „Noch haben Sie es nicht überstanden, Mr. Bangart. Sollten die Beweise sich gegen sie erhärten, dann werde ich Sie wieder verhaften müssen. Dieses Mal dann aber wirklich. Vergessen Sie das nicht.“ - „Natürlich. Ich werde es mir merken.“ - „Kommen Sie. Sie können so lange in meinem Büro warten, bevor Mr. Hidan noch meine gesamte Abteilung mit nicht jugendfreien Flüchen belästigt, weil er Sie nicht umgehend findet...“ Hidan und Deidara traten gerade ihren ersten Schritt vor die Tür des CSI-Gebäudes, als Lieutenant Caine auf dem Flur hinter ihnen nach ihnen rief: „Mr. Bangart, Mr. Hidan! Bitte warten Sie kurz!“ Seufzend blieben die beiden Freunde in der Tür stehen und wandten sich dem Ermittler zu, der eiligen Schrittes auf sie zukam und mit dem Kopf schüttelte: „Es tut mir sehr Leid, dass ich Sie noch einmal an diesem Abend stören muss, aber... während wir beim Verhör waren wurde ein weiterer Kritiker namens Bitterman erschossen.“ Leichenblass keuchte Deidara: „Was? Aber... das kann ich nun wirklich nicht gewesen sein...“ Hidan, der von dem 'Verhör' keinerlei Details kannte, blökte den Lieutenant an: „Vielleicht kapieren Sie es ja jetzt endlich, dass Blondi nichts getan hat! Scheiße, fassen Sie diesen Irren endlich! Und gucken Sie mich nicht so dämlich an, ich habe während des Verhörs mit Ihrem Kollegen über meine Rechte diskutieren müssen, weil der Saftsack mich nicht reinlassen wollte!“ Sauer stapfte der Manager weiter und fauchte: „Komm, ich will endlich nach Hause!“ Deidara sah den Ermittler an und nickte: „Danke für die Information, Lt. Caine.“ - „Sehen Sie zu, dass Sie mit dem Profiler von Akatsuki sprechen. Wir nehmen die Beweise am Tatort auf und schicken die Kopien unserer Ermittlungen so schnell wie möglich in das Büro.“ „BLONDI!“ Deidara lächelte, verabschiedete sich vom Lieutenant und folgte Hidan eiligst zum Auto, wo sie beide einstiegen und ausnahmsweise schweigend zum Anwesen fuhren. Auf der Fahrt starrte der Blonde in die von bunten Lichtern gespickte Nacht hinaus und hing seinen Gedanken nach. Hoffentlich konnte ihnen dieser Profiler wirklich helfen. Seine Nerven lagen einfach nur noch blank. Und wieder wünschte er sich nichts mehr, als dass Sasori bei ihm wäre, wie früher. Vor seinem Gehen hatte er immer gedacht, dass die ruhige und ernste Art des Rothaarigen ihn runterziehen und hemmen würde. Nun wusste er es besser. Das Gegenteil war der Fall: er brauchte diese bodenständige Art. Hatte sie schon immer gebraucht und brauchte sie nun so sehr, wie noch nie zuvor. Gleich nach ihrem Besuch in der Detektei würde er sich auf die Suche begeben. Sasori kontaktieren und um Verzeihung bitten, in der Hoffnung, dass es dafür nicht bereits zu spät war. Er seufzte. Diese Glitzerwelt war so verlockend gewesen. So voller Leben und Energie, wie er es selbst war. Und doch fühlte er sich in ihr einfach nicht heimisch. Nicht mehr. Was brachte ihm ein teures Haus, wenn er selbst so unsagbar leer und einsam war? Was half ihm der Ausblick auf sonnengebräunte Körper am Strand, wenn er sich nach dieser eleganten, blassen Haut sehnte? Was hatte er von tausenden blonden und brünetten Liebeleien, wenn die einzige Farbe in seinem Bewusstsein doch Rot war? Und was hatte er von noch so vielen schönen Lügen, wenn die grausame Wahrheit nicht zu übertünchen war? Hidan beobachtete den Blonden aus den Augenwinkeln. Selbst er konnte erkennen, wie traurig und deprimiert Deidara war. Er war sicherlich nicht die personifizierte Empathie, aber er hatte trotzdem Augen im Kopf. Vielleicht wusste er nicht, was genau seinen Freund so niedergeschlagen machte, aber das war auch nicht wichtig um zu wissen, dass er den Künstler wohl besser nicht alleine lassen sollte. Er räusperte sich ganz unauffällig und grinste den Blonden an: „Hey, wir müssen doch morgen zu dieser Detektei... ich habe keinen Bock darauf, zig Mal durch diese beschissen überfüllte Stadt zu kurven! Kann ich bei dir auf der Couch pennen?“ Erschrocken sah Deidara ihn an, überlegte kurz, nickte dann aber lächelnd: „Klar, kein Problem. Ich... Es ist mir ohnehin lieber im Moment nicht alleine in der Bude zu sein, wenn so ein Irrer herumschleicht.“ Hidan nickte: „Wenn der Pisskopf meint wieder einbrechen zu müssen, dann breche ich ihm alle Knochen. Bin besser als ein Wachhund!“ Der Blonde schmunzelte aufgeheitert und nickte bestätigend: „Oh ja! Das Bellen hast du auf jeden Fall echt drauf!“ Die beiden lachten ausgelassen und erreichten bald Deidaras neues Heim, wo sie sich für den Rest der Nacht zur Ruhe legten. Nervös trommelte Sasori mit seinen Fingern auf seinem Schreibtisch herum, dabei immer wieder auf die Uhr blickend. 15:04 Uhr. Wie er Unpünktlichkeit hasste! Zuerst musste er wegen diesem Möchtegern-Promi seine bisherige Arbeit abgeben und dann kam dieser Schnösel auch noch zu spät! Er seufzte. Und den ganzen Tag hatte Nagato ein Geheimnis um den Fall gemacht, so dass er nicht einmal wusste wer da eigentlich zu spät kam. Ein Mr. Bangart. Der Name erschien ihm den ganzen Tag schon so seltsam. Nicht nur, dass er von diesem Kerl noch nie gehört hatte, sondern dass ihm der Name gleichzeitig so merkwürdig bekannt vorkam. 15:05 Uhr. Sasori ließ seinen Kopf auf die Tischplatte fallen und knurrte. Warten war so ätzend! So unsagbar und fürchterlich ätzend! Der letzte Mensch, der eine solche Unpünktlichkeit an den Tag gelegt hatte war Deidara gewesen. Schnaubend wischte er sich über das Gesicht. Wie kam er denn jetzt nur auf DEN? Reichte es nicht, dass ihm der Blonde jede Nacht den Schlaf raubte? Musste er sich jetzt auch noch auf der Arbeit in seine Gedanken mogeln? Das passierte immer nur dann, wenn er warten musste. Deshalb hasste er es so unglaublich! Weil es ihm Zeit bescherte. Zeit zum Nachdenken über Dinge, über die er nicht nachdenken wollte. Er hörte die Eingangstür. Na endlich! Wieder ging sein Blick zur Uhr. Es war immer noch 15:05Uhr! Seufzend raufte er sich die Haare. Erst würde Nagato mit diesem Prominenten sprechen wollen. Sasori hatte keine Ahnung, wie er diese Zeit auch noch überbrücken sollte. Die letzten 5 Minuten schienen ja bereits wie eine Ewigkeit vergangen zu sein. Wie sollte es dann erst mit der Zeit eines Gespräches verlaufen? Er sah sich um. Aufräumen war sinn- und zwecklos. Alles lag sauber und penibel sortiert an seinem Platz. Nicht einmal ein kleiner Papierfetzen schaute irgendwo hervor. Selbst sein Papierkorb war leer. Gähnend leer. Die Tür von Nagatos Büro wurde geöffnet und wieder geschlossen. Sie quietschte als Einzige ein wenig. 15:06 Uhr. Sasori seufzte abermals. Er hasste warten! Wie die Pest. Gelangweilt ließ er sich in seinem Bürosessel an die Lehne zurückfallen und drehte sich zu dem Fenster, das hinter ihm für Licht in dem kleinen Büro sorgte. Die Sonne schien draußen. Wie immer. Wie fast jeden Tag. Nichts, das seinen unruhigen Geist irgendwie ablenken könnte. Es war alles wie immer. Ein dumpfer Kopfschmerz machte sich hinter seinen Schläfen breit. Wie immer, wenn er zu viel Zeit zum Nachdenken hatte. Wie immer, wenn seine Gedanken zielsicher in die Vergangenheit abdrifteten. Wie immer, wenn er sich an die Zeit in Japan erinnerte. Jedes Mal wurde ihm dabei mehr als klar, dass er sein altes Leben bei Weitem nicht so einfach zurückgelassen hatte, wie er sich das wünschte. Es verfolgte ihn bis heute. Spukte durch sein neues Leben wie ein Poltergeist, der ihn um den Verstand bringen wollte. Ein blonder Poltergeist. Seufzend stützte er seinen Kopf auf der Faust auf, den Arm auf der Stuhllehne. Er versuchte die Kopfschmerzen zu ignorieren, doch sie waren hartnäckig und stark. Wieso konnte er nicht einfach vergessen? Wieso bohrten sich diese Bilder immer wieder wie Dolche in seine Brust? Und wieso tat es ihm nach all der Zeit noch immer so verflucht weh? Es gab doch nichts, was an Deidara irgendwie liebenswert war. Früher hatte er sich das eingebildet, doch eigentlich müsste er es mittlerweile besser wissen. Viel besser. Sein Kopf wusste es auch. Doch da war etwas, das das Wissen in seinem Kopf immer wieder anzweifelte, und das zu seinem Leidwesen erfolgreich. Manchmal zumindest. Wenn er Zeit hatte und warten musste. In diesen Momenten schien es, als sei alles erst gestern passiert... {Flashback} Mit geröteten Wangen nahm Sasori die Brötchentüte an sich und verließ den kleinen Bäckerladen rasch. Ein kaum merkliches Lächeln umspielte seine Lippen, eigentlich nicht dazu in der Lage die Gefühle nach außen zu transportieren, die ihn beherrschten. Er war glücklich. Ausgeglichen. Endlich. All die Jahre, die er mit Deidara an dessen Karriere gearbeitet hatte, zahlten sich endlich aus. Die Eröffnung seiner ersten Ausstellung gestern Abend war ein voller Erfolg gewesen, in mehr als nur einer Hinsicht. Die Werke waren eingeschlagen wie eine Bombe. Und um exakt 0:01 Uhr, als Sasoris 17. Geburtstag begann, wurde ihm das wohl schönste Geschenk der Welt gemacht. Seine Wangen färbten sich noch ein wenig dunkler. Deidara hatte ihm einen Kuss geschenkt. Nach all der Zeit, die er darauf gehofft hatte und schon gar nicht mehr damit gerechnet hatte, da war es dann passiert. Dieser unbeschreibliche Kuss. Er bog in die Straße ein, in der Deidara wohnte. Sie waren schon so lange befreundet und jeder hatte von der Wohnung des anderen einen Schlüssel. Er wollte den Blonden mit einem Frühstück überraschen und seinen Geburtstag nur mit Deidara verbringen. Er hatte ohnehin nicht viele enge Kontakte, aber dieser war ihm von den wenigen der Wichtigste. Schon lange. Doch seit gestern Abend umso mehr. Rasch hatte er die Haustür geöffnet und eilte die Treppen im Treppenhaus bis in den zweiten Stock empor. Auch wenn es ungewöhnlich für einen 16jährigen war, so lebte der Blonde aber alleine. Seine Paten wohnten ebenfalls in dem Haus und hatten ihm die eigene Wohnung großzügig angeboten. Sasori war so stolz auf die Arbeit, die sie geschafft hatten. Klar war Deidara der Künstler, doch er hatte diesen immer wieder angespornt, motiviert und manchmal sogar inspiriert. Er schloss die Haustür leise auf und zog sich die Schuhe aus, ehe er auf leisen Sohlen in die Küche schlich. Der Blonde würde Augen machen, wenn er ihn weckte. Das würde ein großartiger Tag mit einem großartigen Frühstück werden. Er betrat die kleine Küche und hielt plötzlich inne. Sein Herz schien von jetzt auf gleich auszusetzen. Vor ihm stand ein halbnackter Kerl mit kurzen braunen Haaren, den er nicht kannte. Dieser sah ihn breit grinsend an und nahm ihm die Brötchen ab: „Was für ein Service. Nach DER Nacht ist das doch genau das Richtige!“ Stammelnd taumelte Sasori ein paar Schritte zurück, bis er gegen etwas stieß. Er blickte sich irritiert um und sah in azurblaue Augen, die ihn fröhlich anstrahlten: „Guten Morgen! Das ist ja eine Überraschung! Nochmal alles Gute zum Geburtstag, Sasori.“ Der Fremde trällerte: „Oh, dann auch von mir alles Gute. Er hat sogar Frühstück mitgebracht, Schatz.“ Deidara schritt an ihm vorbei und drückte dem Fremden einen Kuss auf die Lippen, ehe er den Rothaarigen ansah und lächelte: „Darf ich vorstellen: Sasori, das ist Kiba. Kiba, das ist mein bester Freund Sasori. Wenn du schon einmal hier bist, dann gebe ich dir auch gleich dein Geschenk. Warte kurz.“ Der Blonde stürmte aus der Küche und Sasori starrte Kiba an. Sein Gesicht verriet nichts von dem Sturm, der dahinter alles verwüstete. Beinahe beiläufig fragte er: „Und... seit wann seid ihr...?“ - „Seit drei Wochen. Keine Sorge, ich dränge mich schon nicht zwischen eure Freundschaft.“ Das war das erste Mal, dass dieser Kopfschmerz auftauchte, der versuchte das Gefühl zu übertönen, das in ihm explodierte. Sich wie ein rostiger, stumpfer Dolch durch seine Brust bohrte. Deidara kehrte in die Küche zurück und drückte ihm eine kleine Schachtel in die Hand: „Bitte sehr. Ist selbstgemacht!“ Mit zittrigen Fingern öffnete Sasori die Schachtel, indem er den Deckel herunternahm. Im Inneren lagen zwei Freundschaftsbänder. Auf einem stand sein Name, auf dem anderen stand Deidara. Der Blonde legte ihm das Band mit dessen Namen um und strahlte: „Damit wir uns niemals vergessen.“ Völlig neben der Spur sah Sasori auf und schüttelte leicht den Kopf: „Aber... ich meine... gestern auf der Eröffnungsfeier...“ - „Was war denn da? Au man, sorry, ab 23 Uhr weiß ich gar nichts mehr. Hatte wohl ein bisschen zu tief ins Glas geschaut.“ Die kleine Schachtel mit dem zweiten Band landete auf dem Küchenboden, ehe Sasori hastig in seine Schuhe schlüpfte und die Wohnungstür hinter sich ins Schloss donnerte. {Flashback Ende} Vier, fast fünf Jahre war das jetzt her. Der Anfang vom Ende. Der Anfang von Deidaras großem Erfolg. Das Ende von Sasoris Hoffnung. Der Rothaarige seufzte und sah wieder aus dem Fenster. Noch heute kam er sich so lächerlich und blöd vor. Nicht ein einziges Mal hatte er seither seinen Geburtstag gefeiert. Niemand hier wusste den genauen Termin überhaupt. Sein Geburtstag war wohl das Einzige, das er noch mehr hasste, als das Warten. Er wischte sich die dreiste Träne aus dem Gesicht, die es gewagt hatte sich aus seinen Augen zu befreien. Innerlich mahnte er sich zu mehr Selbstbeherrschung. Das ganze lag Jahre zurück und er hatte ein neues Leben. Es wurde Zeit, dass dieser Schmerz endlich nachließ, so hartnäckig dieser sich auch halten mochte. Ein Klopfen an der Bürotür erlöste ihn endlich aus seiner Grübelei und mit einem Schlag war er wieder in der Gegenwart. Er räusperte sich, ehe er so gefasst und kühl wie immer sprach: „Herein.“ Er hörte, wie die Tür sich öffnete und Nagatos Stimme ertönte: „Die Herrschaften wären nun so weit, um mit dir alles zu besprechen.“ - „Schick sie rein.“ - „Ist gut.“ Gemurmel vor der Tür, Schritte, dann die sich schließende Tür. Sasori gab seinem Bürostuhl einen kleinen Schubs. Während er sich drehte, stand er aus diesem auf, um seinen Klienten zu begrüßen. Doch in der Bewegung erstarrte er und sah seinen Gegenüber mit sich immer mehr weitenden Augen an. Das konnte nicht sein... das DURFTE nicht sein! Er raunte ungläubig: „Deidara...“ Der Blonde starrte ihn ebenso fassungslos an. Innerlich schlug Sasori sich gegen die Stirn. Bangart. Natürlich! Deshalb war es ihm so bekannt vorgekommen. Deidaras Spruch. „Art is a bang“. Wieso war er nicht früher darauf gekommen? Der Künstler erwachte aus seiner Starre und begann zu lächeln, während er Anstalten machte seinen alten Freund zur Begrüßung zu umarmen: „Sasori, ich bin so froh dich zu sehen, du hast mir so... ge...was? Oh mein Gott! Spinnst du?!“ Kaltes Metall drückte sich auf seine Schläfe und schob ihn wieder von Sasori weg, der ihn anfunkelte und knurrte: „Fass. Mich. Nicht. An!“ Er entsicherte die Waffe. „Nur einen Schritt näher und ich sorge für Durchzug zwischen deinen Ohren!“ Schwer schluckend trat der Blonde ein paar Schritte zurück, bis er wieder auf der anderen Seite des Schreibtisches stand und er erleichtert hörte, wie Sasori die Waffe wieder sicherte. Dann sah der Rothaarige Hidan an und knurrte: „Du bist ja auch hier... Geht zu Nagato. Der wird euch einen anderen Ermittler zuteilen.“ Der Manager sah irritiert auf: „Was geht denn bei dir ab, Alter? Wir brauchen deine beschissene Hilfe, ob es dir passt oder nicht!“ - „Kein Interesse. Ich wiederhole mich nicht gerne, Hidan.“ Verzweifelt verharrten die azurblauen Augen des Künstlers auf dem Profiler. Deidara hauchte: „Bitte, Sasori! Nagato sagte, dass du der Einzige bist, der mir helfen kann. Es tut mir wirklich Leid, was vor zwei Jahren passiert ist! Aber ich brauche deine Hilfe!“ Ein Glas schoss an seinem Kopf vorbei und zerschellte an der Wand hinter ihm, ehe der Rothaarige fauchte: „Wie immer! Für die Drecksarbeit bin ich gut! Ich habe dir oft genug den Arsch gerettet! Davon habe ich die Schnauze gestrichen voll! NEIN!“ Zitternd sah Deidara seinen besten Freund an. So hatte er sich das nicht vorgestellt, in seinen schlimmsten Befürchtungen nicht. Alle schreckten auf, als die Bürotür aufgerissen wurde und Nagato in dieser stand: „Was ist denn hier los?“ Sasori sah seinen Vorgesetzten mit kaltem Blick an und raunte: „Ich lehne diesen Fall wegen Befangenheit ab. Du musst jemand anderen suchen.“ - „Wie jetzt was? Befangenheit? Ihr kennt euch?“ - „Zu meinem Bedauern ja.“ - „Antrag abgelehnt. Du solltest wohl am Besten wissen, dass deine Kenntnisse dann umso umfangreicher sind. Du wirst diesen Fall übernehmen, sonst lernst du mich richtig kennen. Das ist ein Befehl. Verstanden?“ Die geballten Fäuste des Rothaarigen zitterten vor Wut, doch er nickte: „Natürlich. Habe verstanden.“ Nagato nickte: „Gut. Du wirst ab heute Abend bei Mr. Bangart wohnen und die Lage vor Ort sondieren. Auch das ist ein Befehl.“ - „Wie Sie wünschen... Sir.“ Der Vorgesetzte verschwand wieder und schloss die Bürotür hinter sich. Sasori funkelte Deidara an und knurrte: „Da das ja jetzt geklärt ist könnt ihr gehen. Ich werde heute Abend dann da sein.“ Der Blonde nickte und lächelte gequält: „Danke, das ist...“ - „Bilde dir da bloß nichts drauf ein. Ich habe einfach nur keine Lust meinen Job wegen dir zu verlieren. Bis heute Abend.“ Er trat an die Tür heran und öffnete sie demonstrativ. Deidara seufzte, folgte Hidan aber nach draußen. In der Tür jedoch blieb er noch einmal stehen und sah dem Rothaarigen in die Augen: „Auch wenn du es mir nicht glaubst, aber ich habe dich vermisst. Sehr sogar.“ Rasch wandte Sasori den Blick ab und fauchte: „Schön für dich. Ich dich aber nicht. Guten Tag!“ Er schob die Tür zu und stupste den Künstler mit ihr aus dem Türrahmen, ehe sie ins Schloss fiel. Mit angehaltenem Atem lehnte er sich gegen die Bürotür und lauschte. Erst als er die sich schließende Eingangstür gehört hatte, lockerte sich seine Haltung wieder. Augenblicklich gaben seine weichen Knie nach und er rutschte mit dem Rücken an der Tür zu Boden. Dort angekommen zog er seine angewinkelten Beine dicht an sich heran und legte seinen Kopf auf den Knien ab. Ein Zittern schüttelte ihn von Kopf bis Fuß durch. Leise verklang sein Schluchzen in dem kleinen Büro. Jede noch so kleine Wunde war in so wenigen Minuten wieder aufgeplatzt und blutete wie am ersten Tag. Niemand vermochte diese Wunden zu sehen, doch sie schmerzten. Furchtbar. Er wollte doch seit Jahren nur vergessen. Hatte gedacht, dass er es in den letzten zwei Jahren sogar geschafft hätte. Doch er hatte sich selbst belogen, das wurde ihm nun schmerzhaft klar. Nichts hatte er vergessen können, sondern nur verdrängt. Und nun kam alles wieder an die Oberfläche, was er so tief vergraben hatte. Salzige, lautlose Tränen wurden vom Stoff seiner Hose aufgesogen. So weit war er vor Deidara geflohen. Ans andere Ende der Welt. Nur um dort letztlich doch den Dämonen aus der Vergangenheit wieder gegenüberzustehen, ohne die Möglichkeit einer zweiten Flucht zu haben. Was sollte er nun bloß tun? Wie sollte dieser Job nur funktionieren? Wie sollte er verbergen, was wie ein Gift durch seine Adern wanderte und seine kühle Objektivität zu zerstören drohte? Wie sollte er sein verletztes Herz zum Schweigen bringen? Die Uhr zeigte 15:12 Uhr... Kapitel 5: Du wirst sehen... ---------------------------- ~Aloha ihr Lieben! In diesem Kapitel passiert zwar in Bezug auf den Fall nicht viel, dennoch geht er drunter und drüber. Ich habe mal wieder ein Lied begleitend dazu herausgesucht: http://www.youtube.com/watch?v=PijJsCZU-Xg Ich hoffe, dass ich euch ein bisschen in die Gedankenwelt der beiden Protagonisten führen kann und dass es euch gefällt. Sicher bleiben noch Fragen am Ende offen, aber das ist durchaus beabsichtigt, denn immerhin wird die Vergangenheit der beiden parallel zu dem Kriminalfall aufgelöst ;) Also: Viel Vergnügen! GLG Galenhilwen~ Es war bereits dunkel, doch seit 2 Stunden brachte Sasori es nicht über sich zum Anwesen zu gehen und um Einlass zu bitten. An die Akte geklammert, die Nagato ihm vor seinem Gehen übergeben hatte, stand er auf der Promenade, stützte sich auf ein Geländer und blickte aufs Meer. Eine leichte, frische Brise strich beinahe zärtlich durch sein Haar, versuchte schwerfällig den schwarzen Mantel anzuheben und scheiterte doch immer wieder daran. Zwischen den schwarzen Schuhen stand ein kleiner, ziemlich alter Koffer, in dem der Rothaarige alles Nötige verstaut hatte. Er seufzte. Da er weder Deidara noch Hidan eine genaue Uhrzeit genannt hatte, konnte er sich auch nicht verspäten. Seit dem Nachmittag waren seine Gedanken nicht zur Ruhe gekommen und nun nahm er sich ein wenig Zeit, um dieses Chaos zumindest ein wenig zu sortieren. Das tat er schließlich auch in allen anderen Bereichen seines Lebens, wieso sollte es dann hier nicht funktionieren? Der Strand war kaum mehr besucht. In dieser Gegend wurde es abends doch recht still, da die Partys an anderen Teilen der Küste stiegen. Für Miami eine absolut ungewohnte, aber sehr angenehme Ruhe. Auch der Verkehr auf der Straße hinter ihm war kaum erwähnenswert. Hin und wieder fuhr ein vereinzeltes Auto hinter ihm entlang, das war aber auch schon alles. Die Sichel des Mondes spiegelte sich auf dem Wasser, das nur in kleinen, ruhigen Wellen auf den weißen Sand schwappte. Würde er sich selbst von außerhalb betrachten können, so würde er wohl einen friedlichen und ruhigen Eindruck machen. Doch der täuschte... Sasori schloss seine Augen und spürte, wie der Wind seine Wangen streichelte. Schon wieder wollte eine Erinnerung in ihm emporsteigen, doch für diesen Tag hatte er genug von Erinnerungen an die „guten, alten Zeiten“. Sie waren vergangen und er hatte kein Interesse daran, sie in irgendeiner Weise wiederaufleben zu lassen. Er war alleine und zufrieden damit. Zumindest hatte ihm seit dem Streit mit Deidara nie wieder jemand weh getan. Weil er es nicht zugelassen hatte, dass irgendwer überhaupt die Möglichkeit dazu bekommen hätte. Wie ein Igel hatte er sich eingerollt, mit den Stacheln auf seine Umwelt gerichtet. Er kontrollierte seine Kleidung. Alles saß so, wie es sollte. Die Boots; die enge, schwarze Hose; das schwarze Shirt mit den dämonisch wirkenden Augen; der Mantel, der eher wie ein Gehrock geschnitten war und und nur vor der Brust geschlossen wurde, und der mit Nieten und Lederbändern verziert war; das Lederband, das er um den Hals trug und welches mit einem Haken und kleinen, spitzen Nieten versehen war. Seufzend schob er den Ärmel des Mantels ein Stück nach oben. Das kleine, purpurrote Band an seinem Arm würde er gut verstecken müssen. Eigentlich wusste er nicht einmal, wieso er es überhaupt trug. Doch er hatte es nicht mit den anderen Erinnerungsstücken verbrennen können. Irgendwann war es so normal geworden, dass er es trug, dass es ihm nicht einmal mehr aufgefallen war. Bis heute. Der Rothaarige löste den Knoten des Freundschaftsbands und entfernte es von seinem Handgelenk. Er musste absolut sichergehen, dass Deidara es nicht sah. Vor allem wohl aus Angst. Angst vor der Tatsache, dass er es noch immer bei sich trug und Angst davor, dass diese Tatsache Deidara dazu verleiten könnte ihm doch wieder auf die Pelle zu rücken. Ein wenig abwesend strich Sasori über die Narben an seinem Unterarm. Seit einem Jahr schon hatte er es nicht mehr getan. Doch er spürte, dass der Druck wieder größer wurde. Der Druck, der Wunsch, das Verlangen. Doch noch spürte er sich selbst und wusste, dass er existierte. Noch gab es keinen Grund für selbst zugefügte, körperliche Schmerzen. Denn noch hielt sich der seelische Schmerz in Grenzen, den er damit oft versucht hatte zu überlagern. Noch! Seufzend strich er den Ärmel wieder nach unten und verstaute das Band in seinem Portemonnaie. Dort würde er es nicht verlieren und dort würde Deidara, wenn diesem sein Leben lieb war, auch nicht danach suchen. Abermals seufzte Sasori. Es brachte nichts, er musste los. Sich der Situation stellen, auch wenn er am Liebsten einfach nur fortlaufen würde. Immerhin war er kein Feigling. Deidara würde schon sehen, wie gut es ihm seit ihrem Streit, ihrer Trennung, ging. Er würde es sehen... Nervös, wie ein Tiger in seinem Käfig, streifte Deidara im Wohnzimmer auf und ab. Immer wieder. Seit gut einer Stunde. Hidan saß auf dem Sofa, beobachtete den Blonden und knurrte: „Man, ey, du machst mich kirre! Er wird schon auftauchen. Ich frage mich nur, wieso du so einen Aufstand nach der bescheuerten Nummer im Büro machst?! Ich meine: Scheiße, Alter! Der Idiot hält dir eine Knarre an die Birne und du takelst dich auf, als käme die Queen persönlich zu dir!“ Der Blonde blieb stehen und sah seinen Freund genervt an: „Das verstehst du nicht! Wenn er glaubt sich an dem Anblick weiden zu können, dass es mir wegen ihm beschissen geht, dann glaubt er falsch!“ - „Was laberst du?! Es geht dir wegen ihm beschissen!! Fuck, da komme ich echt nicht hinterher!“ Knurrend wandte Deidara sich dem Fenster zu: „MAAAN! Dir muss man auch alles erklären... also schön. Nach dem Treffen heute Nachmittag habe ich mich an etwas erinnert, weißt du?“ - „Aha.“ - „Ja und diese Erinnerung... wie erkläre ich das?“ Er überlegte kurz, ehe er weitersprach: „Jedenfalls... diese Erinnerung entspricht so gar nicht dem, was er da von sich gegeben hat. Wenn hier einer einen Grund hat sauer zu sein, dann bin ich es!...“ {Flashback} Die Haustür flog donnernd ins Schloss und Deidara sah seinem besten Freund entsetzt nach. Mit zittrigen Fingern hob er das Freundschaftsband vom Boden auf und keuchte: „Was... was war das denn jetzt? Habe ich etwas falsch gemacht?“ Kiba nahm den Blonden in den Arm und schüttelte den Kopf: „Nicht, dass ich wüsste. Er ist so abgerauscht, als ihr von gestern Abend gesprochen habt. Versuche dich mal zu erinnern, was passiert ist.“ Der Brünette setzte sich auf einen Stuhl und zog Deidara auf seinen Schoß, der angestrengt und laut überlegte: „Also... Um etwa 23 Uhr waren die meisten Gäste schon weg... ich glaube, dass ich mit Sasori sogar alleine gewesen bin. Wir haben es uns in der Küche gemütlich gemacht, die an den Saal angrenzte... Klar, wir wollten in seinen Geburtstag reinfeiern.“ Nickend hauchte Kiba Deidara einen Kuss in den Nacken und säuselte: „Und dann?“ Der Blonde seufzte: „Ja, und dann... Wir haben geredet und Unsinn gemacht, eigentlich wie immer. Bis es 0 Uhr war...“ Plötzlich riss er die Augen weit auf und stockte. Scheiße! Er erinnerte sich wieder! Ruckartig drehte er sich zu Kiba um und stammelte: „So ein Dreck... ich habe ihn im besoffenen Kopf geküsst...“ Der Brünette hob skeptisch eine Augenbraue: „Und deshalb so ein Aufstand von ihm?“ Einen Moment lang legte sich schweigen über die beiden, bis Kiba zu kichern begann und prustete: „Klar! Der Trottel hat wohl gedacht, dass das was Ernstes ist! Ich glaube, dein 'bester Freund' ist voll verknallt in dich!“ Zerknirscht befreite Deidara sich aus der Umarmung und sah seinen Freund skeptisch an: „Und was bitte ist so lustig daran? Wieso regst du dich nicht darüber auf, dass ich das gemacht habe?“ - „Also bitte, Deidara! War doch deine Rede von wegen nichts Ernstes mit uns und nur zum Spaß. Bin eh erstaunt, dass wir es nach drei Wochen noch immer treiben. Und ein Spießer wie der verknallt sich wegen einem dämlichen Kuss in dich. Da hast du schon für weniger wichtige Sachen deinen süßen Arsch hingehalten, als einen blöden Geburtstag.“ Entsetzt und aufgebracht stemmte Deidara die Hände in die Hüfte und keifte: „Sag mal, wie redest du eigentlich?! Nur, weil ich keine Lust auf ein Klotz am Bein habe heißt das noch lange nicht, dass du Sasori so beleidigen darfst!“ Amüsiert kicherte der Brünette jedoch weiter: „Wie jetzt? Sag nicht, dass du in diesen Spießer verknallt bist! Ich schmeiß mich weg!“ Völlig in Rage packte Deidara den Lachenden am Ohr und keifte, während er diesen in Richtung Haustür zog: „Halt dein dummes Maul! Ich bin nicht in ihn verknallt! ABER er ist mein bester Freund und auf den lasse ich nichts kommen, du Arsch! Und bevor DU dich wegschmeißt, schmeiße ICH dich raus! Verpiss dich!“ Unsanft schubste er Kiba in den Hausflur und knallte seine Wohnungstür vor dessen Nase zu. Der sollte noch ein falsches Wort über Sasori sagen! Würde sicherlich peinlich für ihn werden, nur in Shorts nach Hause zu laufen. Aber das geschah diesem Arsch mit Ohren wohl Recht. Hatte Sasori keine fünf Minuten gesehen und lästerte über diesen in SEINEM Beisein ab! Sauer stapfte er in die Küche zurück und griff nach dem Freundschaftsband, das er auf den Tisch gelegt hatte. Rasch band er es sich um den Fußknöchel und lächelte zufrieden. Vielleicht mochte er sich nicht gerne binden, da ihm seine Freiheit und seine kreative Entfaltung heilig war, aber immerhin hatte Sasori ihn von Anfang an immer unterstützt. Wenn es einen Menschen auf dieser Welt gab, den er immer um sich haben konnte, dann wohl den Rothaarigen. So komisch das auch sein mochte, da sein bester Freund irgendwie wirklich das genaue Gegenteil von ihm war: ruhig, bodenständig und introvertiert. Und durch nichts und niemanden zu ersetzen! Seufzend ließ er sich auf den Küchenstuhl fallen und hob seinen linken Fuß an, um das Band in Ruhe zu betrachten. Seines war azurblau, Sasoris Name in schwarz darauf gestickt. Er hatte sich wirklich sehr viel Mühe mit dem Geschenk gemacht und fühlte eine gewisse Enttäuschung, dass der Rothaarige es so einfach zu Boden geworfen hatte. Es war doch wirklich nur ein kleiner Kuss gewesen, nicht einmal ein Zungenkuss. Und Sasori war nun wirklich nicht der Typ, der auf solche Sachen viel Wert legte. Sich schon gar nicht in IHN, den unsteten Schmetterling, verliebte. Nicht von jetzt auf gleich. Nein, es musste etwas Anderes sein, das ihn so in Rage gebracht hatte. Plötzlich sah Deidara auf. Natürlich! Er hatte dem Rotschopf drei Wochen lang diese Liebelei mit Kiba verheimlicht, weil Sasori immer so streng mit ihm war, wenn er eine kurzweilige Liaison anschleppte. Immer gab es etwas auszusetzen und dieses Mal hatte er keine Lust auf Moralpredigten gehabt. Er verschränkte die Arme vor der Brust. Eigentlich ging es seinen besten Freund doch gar nichts an, was in seinem Liebesleben passierte und was nicht. Das musste er klären! Und Sasori klar machen, dass dieser als bester Freund zu seinen Beziehungen nicht das Geringste zu sagen hatte, geschweige denn deshalb sein Geschenk einfach so wegzuschmeißen brauchte! Sicher wollte Deidara niemals auf diese Freundschaft verzichten. Aber sie schien damit anzufangen ihn einzuengen und das ging gar nicht! Er brauchte einen Freund und keinen Wachhund! Ein klärendes Gespräch war unausweichlich... {Flashback Ende} Hidan hob skeptisch eine Augenbraue und raunte: „Das hast du doch nicht ernsthaft gedacht damals?!“ Etwas verwirrt wandte Deidara sich ihm wieder zu und nickte: „Doch, natürlich. Er fing an zu klammern!“ - „Scheiße bist du blöd! Dein Macker hatte vollkommen Recht, das hat doch ein Blinder mit Krücke gesehen!“ - „So ein Unsinn! Dann hätte er mir das wohl gesagt. Ich meine: Hallo~hoo! Ich habe wegen ihm, meinem besten Freund, meinen 'Macker' achtkantig aus der Wohnung geworfen und ER...“ Er stockte und sah zu Boden. „Gut, ehrlich gesagt weiß ich nicht mehr was danach passiert ist. Trotzdem! MIR war das Geschenk echt wichtig! ER war mir wichtig!“ Der Manager knurrte ungehalten, stand auf, ging zu dem Blonden und verpasste diesem eine Kopfnuss: „Sag mal, wer hat dir eigentlich das Hirn geklaut?! Gestern Nacht heulst du, weil du ihn so vermisst und heute willst du mir erzählen, dass du eigentlich sauer auf ihn bist?! Und das nach SO einer Aktion? Wie hättest du dich gefühlt, wenn du verknallt gewesen wärst und dein Angebeteter dir FREUNDSCHAFTSARMBÄNDER geschenkt hätte? Das raffe ja sogar ich, du Idiot!“ Deidara setzte zu einer aufgebrachten Antwort an, hielt jedoch plötzlich inne. Verflucht! Hidans Worte klangen sogar einleuchtend! Stammelnd sah er auf: „Ich... ich brauche fünf Minuten... für mich alleine...“ Rasch eilte er an seinem Freund vorbei und lief in sein Schlafzimmer, wo er sich auf das Bett fallen ließ und aus dem Fenster in die Dunkelheit der Nacht schaute. Mittlerweile war ihm doch mehr als klar, dass er einen fatalen Fehler begangen hatte. Aber er hatte es doch nicht mit Absicht getan! Damals hatte er wirklich aufrichtig geglaubt, dass Sasori ihn kontrollieren und nicht frei lassen wollte; dass Sasori neidisch auf seinen Erfolg gewesen war und ihn deshalb so mit Argusaugen im Blick gehabt hatte; dass Sasori unfähig gewesen war IHN zu teilen, sondern einfach nur egoistisch an sich selbst gedacht hatte. Doch der wahre Egoist unter ihnen war nur er selbst gewesen. Seufzend rollte er sich auf den Rücken und starrte an die Zimmerdecke. Stets hatte er vermieden sich diesen Fauxpas vor Augen zu führen, aber Hidans Worte waren so klar und deutlich gewesen, dass er gar keine andere Wahl hatte. Wie lächerlich mussten diese Bändchen damals gewirkt haben? Wie sarkastisch?! Wie... abscheulich? Er hob sein linkes Bein in die Luft und wedelte mit dem Fuß in seinem Blickfeld herum, bis seine Hose ein Stück nach unten rutschte und das kleine Band zum Vorschein kam. Ob er es damals schon geahnt und es deshalb nie weggeworfen hatte? Was es auch immer gewesen sein mochte, es war weit stärker als seine Enttäuschung gewesen. Stärker als seine Wut. Und sogar stärker als sein Drang zu absoluter Freiheit. Diese kleine Schelle der Freundschaft hatte er stets getragen. Abermals seufzte er. Deidara zog den Fuß näher zu sich und nahm zum ersten Mal seit fast 5 Jahren das Band von seinem Fußgelenk. Denselben Fehler würde er nicht noch einmal machen. Wie auch immer man es jetzt nennen konnte, was zwischen ihnen war, das Band würde nur Unheil stiften. So sehr er Sasori auch vermisste, die Reaktion am Nachmittag hatte ihm mehr als deutlich gezeigt, dass er wohl in Zukunft ohne den Rotschopf leben musste. Sein bester Freund hasste ihn und er müsste damit lernen zu leben. Er würde sich und Sasori beweisen, dass er das konnte. Er würde sich entschuldigen und danach, so weh es auch tat, mit der Ablehnung zurechtkommen. Sasori würde schon sehen, dass er es bereute, aber akzeptierte. Er würde es schon sehen... (*1*) Sasori stieß sich von dem Geländer ab, griff seinen Koffer und schritt langsam los, in Richtung Anwesen. Eine trügerische Ruhe legte sich um sein Herz. Seine Gedanken schienen besänftigt zu sein, doch sein Körper verriet, dass genau das Gegenteil der Fall war. Unruhig pochte sein Herz unter seiner Brust, aufgeregt tuckerte sein Puls hinter seinen Schläfen. Er würde es sich und allen anderen beweisen, dass sein neues Leben funktionierte. Dass er glücklich mit seinem neuen Leben war. Dass er diese Gefühle nicht brauchte, nicht mehr besaß. Stolz und mit erhobenem Haut würde er das Haus seines einst besten Freundes betreten. Das Haus des Menschen, den er über alles geliebt hatte; den er immer zu schützen und zu unterstützen versucht hatte; der noch immer seine Gedanken und seine Träume beherrschte. Doch er würde es nicht zeigen. Er war alleine stark, brauchte Deidara nicht. Brauchte niemanden. Seine nahezu schneeweiße Haut schimmerte im fahlen Mondlicht auf. Was machte er sich Sorgen? Er würde diesen Job, wie immer, professionell und erstklassig erledigen. Wie immer. Sie würden schon sehen. Deidara rollte sich aus dem Bett und trat an das große Fenster heran. Seine Finger glitten über die kalte, glatte Oberfläche, sein Blick verlor sich irgendwo in der Dunkelheit. Er würde Sasori während dessen Anwesenheit nicht zu nahe treten; würde stark sein und sich diesen Verlust nicht anmerken lassen, sondern lernen damit zu leben. Er hatte ihn selbst verschuldet. Für Reue und Gnade war es wohl lange zu spät. Er seufzte und legte seine Wange an das kühlende Glas. Vor allem war es zu spät für die Einsicht, dass er Sasori wirklich liebte. Damals schon. Doch er hatte es sich nicht eingestehen können. Hatte vergessen was passiert war. Konnte sich noch immer nicht an alles erinnern, und bedauerte das zutiefst. Wünschte sich nichts sehnlicher, als die Zeit zurückdrehen zu können. Aber das konnte er nicht. Er hatte nicht in Absicht gehandelt. Das würde er Sasori in ihrer gemeinsamen Zeit noch beweisen. Das war das Einzige, was er jetzt noch tun konnte. Sasori würde schon sehen, dass er ihn niemals so verletzen wollte. Sasori blickte auf und fasste das gesuchte Anwesen ins Auge. Er war fast da. Nur noch knapp 100 Meter trennten ihn von diesem Auftrag. Von Deidara. Erhobenen Hauptes wechselte er die Straßenseite schon einmal. Ignorierte die hupenden Autos, die ihn mit ihren Scheinwerfern blendeten. Er ging einfach. Wieso sollte er Rücksicht auf jemanden nehmen? Er brauchte niemanden. Nie hatte irgendwer Rücksicht auf ihn genommen. Er nahm sich lediglich das, was ihm zustand. Freiheit. Autonomie. Ruhe. Alleine war er besser dran. Auch wenn sein Herz sich nach Geborgenheit sehnte musste er alleine bleiben. Es gab ja doch niemanden, der ihn so nahm, wie er war. Niemanden, der verstehen konnte, wieso seine Arme von einem lieber ertragenen Schmerz zeugten, als den unter seiner Brust zu spüren. Niemanden, der erkennen konnte, wie viele Emotionen sich unter seiner blassen Haut versteckten. Und schon gar niemanden, der ihm die Angst nehmen konnte. Diese gehüteten Emotionen waren doch nur dort verschlossen, weil er die Verletzungen nicht mehr ertragen konnte, die man ihm mit ihnen zufügen könnte. Alleine war gut. Alleine bedeutete Stärke. Sie würden sehen. Die Faust ballend, festigte sich Deidaras Blick. Ja, er würde beweisen, dass er Sasori nie etwas Böses wollte. Er würde beweisen, dass dieser Angriff mit der Waffe nicht einfach nur ein Wutanfall gewesen war. Sasori war kein Brutalo und auch kein ausrastender Hitzkopf. Ungeduldig und schnell genervt, ja. Aber das heute war nicht Sasori gewesen. Deidara war klar, dass mehr hinter dieser kühlen Ablehnung stecken musste. Er hatte den Rotschopf damals schwer getroffen, was diesen bis heute mitzunehmen schien. Und das Schicksal hatte ihm hier in Miami die Chance geboten, endlich den Nebel des Vergessens von seinen Erinnerungen zu nehmen, alles aufzuarbeiten und zu klären. Und das würde er auch tun! Er hatte die Dinge immer angepackt, einfach ins Blaue hinaus losgelegt. Wieso sollte er es dieses Mal anders machen? Selbst wenn aus ihnen niemals etwas werden würde, so würde er die Vergangenheit zumindest bereinigen. Sasori würde schon sehen! Sasori überbrückte die letzten Meter bis zum Tor. Was hatte er zu verlieren? Nichts! Er hatte damals schon alles verloren. Das Leben ging eben weiter. Und es würde auch nach diesem Job weitergehen. Irgendwann würde sich der Nebel des Vergessens über seine Erinnerungen legen und er endlich seinen Frieden finden. Er musste einfach nur abwarten, auch wenn er das hasste. Doch dieses eine Mal in seinem Leben musste er sich zu Geduld zwingen. Dann würde es irgendwann nicht mehr so schmerzen. Er würde die Vergangenheit und Deidara endlich vergessen können. Frei sein. BEfreit sein! Wieder ruhige Nächte erleben und nicht länger von Albträumen geplagt sein. Das Leben ging weiter. Ob er es sich schwer machte oder nicht, es würde auch auf ihn nicht warten. Doch er würde wieder Schritt halten können. Sie würden schon sehen... Sie alle! Während Sasori die letzten Schritte machte, die ihn zur Sprechanlage des Tores führten, stieß Deidara sich leicht von der großen Fensterscheibe ab und schritt durch das Zimmer, in den Flur hinaus, bis ins Wohnzimmer. Er würde nicht wimmern, nicht schluchzen. Er würde handeln! Nach all den Jahren endlich an der richtigen Stelle handeln! Sasori stellte seinen Koffer ab und atmete einmal tief durch. Was auch passieren mochte, er würde es über sich ergehen lassen und weiterhin versuchen zu vergessen. Er war hier, um ein Profil zu erstellen und einen Stalker zu erledigen, nichts anderes! Und nichts anderes würde er tun! Seine zitternde Hand erhob sich, sein Finger legte sich locker auf den Knopf. Deidara nickte entschlossen. Er würde seine Erinnerungslücken beheben! Obwohl er sich eigentlich um diesen Stalker kümmern müsste. Aber diese Erinnerungen waren ihm wichtiger. Wie sie es längst hätten sein sollen. So, wie es endlich richtig war! Der Blonde und auch Hidan schreckten auf, als es plötzlich klingelte. Sofort spürte der Künstler kalten Schweiß auf seiner Stirn und seinem Rücken. Panisch sah er Hidan an: „Das ist er! LOS! Geh... geh du an die Gegensprechanlage und mach ihm auf! BITTE!“ Murrend erhob sich der Manager von der Couch und ging kopfschüttelnd auf die Anlage zu: „Du führst dich auf wie eine Dramaqueen! Alter, dich hats ja so verfickt erwischt...“ Er nahm den Hörer ab und brummte ins Telefon: „Ja, bitte? …. Aha... schön, ich mach dir auf.“ Er hängte wieder auf und drückte einen der Knöpfe. Ungeduldig hastete Deidara an die Fensterscheibe, die zum Tor gerichtet war, presste sich dagegen und starrte auf die Einfahrt. Sein Atem beschlug das Glas und versperrte ihm die gerade erlangte Sicht direkt wieder. Nervös drehte der Blonde sich herum und sah seinen Manager aufgeregt an: „Verflucht, da kommt er! Wie sehe ich aus? Gut? Nein?! Aber...“ Hidan verpasste ihm zum zweiten Mal an diesem Abend eine Kopfnuss und keifte: „Sag mal: geht’s noch?! Sasori kommt zu dir, weil dich ein beschissener Stalker verfolgt, schon vergessen? Und nicht, weil ihr ein Date habt! Also komm mal runter!“ - „Ach, sei doch still! Wir haben uns zwei Jahre nicht gesehen und ich habe keine Ahnung, worüber ich mit ihm sprechen soll, ohne dass das Ganze in einem Desaster endet!“ - „Dann halt deine kleine Schnute einfach und ICH rede...“ - „NEIN! Ich meine... vielleicht doch? Oh Gott, ich weiß es nicht! Scheiße, Hidan! Ich würde ihn am Liebsten sofort an mich drücken!“ - „Das würde ich mir nach dem heutigen Tag zwei Mal überlegen...“ - „Das weiß ich selber, du Schnellschalter! Aber... au man! Ich explodiere gleich vor Aufregung!“ ~BING~ Die Fahrstuhltür öffnete sich und Deidara wandte sich diesem ruckartig zu. Sasori trat mit dem Koffer in der Hand ins Wohnzimmer und dem Blonden klappte die Kinnlade herab. Diese wunderschöne, blasse Haut unter diesem wehenden, schwarzen Mantel. Was auch immer er sich bis gerade eben vorgenommen hatte, in diesem Augenblick wurde Deidara klar, dass das eine nahezu unmögliche Mission sein würde. Zumindest wenn er bedachte, dass er sich mit einer Niederlage hingeben müsste. Sasori hatte sich gewaltig verändert, was dem Künstler in diesem Büro in der ganzen Aufregung gar nicht aufgefallen war. Aber aus einem kleinen unscheinbaren Spießer, rein optisch gesehen, war ein verflucht heißer Profiler in Gothic- und Metalklamotten geworden! Der Blonde biss sich auf die Unterlippe und bemerkte gar nicht, wie er den Ermittler anstarrte. Der Rothaarige stellte den Koffer neben sich ab und sprach so monoton wie er blickte: „Guten Abend. Ich hoffe, dass ich nicht zu spät bin.“ Endlich aus seiner Starre erwachend schüttelte Deidara eiligst den Kopf: „Nein, nein. Kein Problem! Ich bin froh, dass du da bist.“ Innerlich musste Sasori irgendwie lächeln. So neben der Spur kannte er Deidara gar nicht. Ganz heimlich freute er sich über diesen überraschten und ungläubigen Blick. Ja, er hatte sich verändert. Sehr sogar. Dieser Blick aus den azurblauen Augen schien ihn regelrecht auszuziehen. Doch so schnell dieser Gedanke gekommen war, so schnell schob er ihn wieder beiseite. Er war hier um zu arbeiten. Und eine Versöhnung stand ganz außer Frage. Vergessen war das Stichwort. Er hob fragend eine Augenbraue: „Ich... würde sagen, dass wir Morgen nach dem Aufstehen mit der Arbeit beginnen. Ich hatte einen langen Tag und würde mich gerne hinlegen, wenn es Recht ist. Soll ich hier...“ Er sah sich im Wohnzimmer um. „...bleiben?“ Da Deidara noch immer nicht so recht reagieren wollte, trat Hidan an den Rothaarigen heran und schüttelte den Kopf: „Ähm, nein. Ich habe mich für ein paar Tage hier einquartiert, weil ich Blondi nicht so ganz alleine lassen wollte. Das Sofa gehört mir. Du hast die Wahl: entweder du teilst dir dieses mörderisch große Bett im Schlafzimmer mit Deidara, oder...“ - „Ich wähle 'oder'.“ Etwas irritiert sah Hidan auf, nickte dann aber: „Gut, wie du willst. Bereite ich halt das beschissene Arbeitszimmer extra vor und hol dich dann.“ Grummelnd sockte er los: „Scheiße, Alter, wieso muss ich das Maul nur immer so voll nehmen? Fuck... Scheißdreck...“ Sasori blickte den Blonden an: „Wenn sich eines nicht geändert hat, dann Hidans loses Mundwerk.“ Deidara lächelte und hatte sich endlich wieder gefangen: „Glaubs bloß nicht; das ist sogar noch schlimmer geworden!“ Er stockte kurz, blickte verlegen auf den Boden und versuchte irgendwie die erdrückende Stille zu umgehen: „Und... wie geht es deiner Großmutter?“ - „Chiyo? Keine Ahnung. Die hat mich vor drei Jahren aus dem Haus geschmissen und gesagt, dass sie mich nie wiedersehen will...“ Innerlich schlug sich Deidara gegen die Stirn. Das ging ja fantastisch los! Bedrückt schaute er schließlich auf: „Das... tut mir Leid... Moment! Vor drei Jahren? Wieso weiß ich davon nichts...“ Wütend funkelnde, rotbraune Augen sahen ihn an: „Weil es dir meilenweit am Arsch vorbei ging.“ - „Das... das ist nicht wahr! Wieso hast du mir das nie gesagt?“ - „Das habe ich. Aber du warst mit deiner Ausstellung auf Tour und am Telefon nur gesagt gehabt, dass sich das schon wieder einrenke. Hat es aber nicht. Hat dich auch nicht interessiert. Warst ja lieber mit deinen Künstlerkollegen auf Zechtour.“ Sauer stellte sich Deidara vor den Rothaarigen und keifte los: „Das ist nicht wahr! Du... du... Verdammt, Sasori! Wenn du nur einmal richtig den Mund aufgemacht hättest, dann hätte ich dir doch geholfen!“ - „Wieso? Ich habe es ohne dich geschafft und mir eine kleine Wohnung während der Semesterferien gesucht.“ - „Du hättest doch bei mir wohnen können!“ Plötzlich verzerrte sich das schmale Gesicht unter den roten Haaren vor Wut und Sasori fauchte gereizt: „Um mir anhören zu müssen, wie sehr ich dich behindere, während du mit einem Kerl nach dem anderen nach Hause kommst?! Du tickst doch nicht ganz sauber!“ - „Was hältst du eigentlich von mir? Als ob ich mich durch ganz Japan gevögelt hätte! So ein Blödsinn!“ - „Ach! Wirklich?!“ - „Ich habe nur nie den Richtigen gefunden und...“ Deidara schlug sich die Hand vor den Mund. Böses Foul! Die Wut in den rotbraunen Augen schlugen in deutlich sichtbare Traurigkeit um, die sich rasch mit dem ganzen Gesicht von ihm abwandten. Der Blonde hauchte: „Scheiße, tut mir Leid. Das war nicht so gemeint.“ - „Doch, war es. Aber ist doch egal. Als ob mich das stören würde. Pff. Ich hatte genug Zeit, um dich zu vergessen, Deidara. Und ich bin sehr, sehr dankbar dafür.“ - „Nein! Sasori, ich wollte dir nie, NIE!...“ - „HAST DU AUCH NICHT! Mir geht es blendend ohne dich, und nach diesem Job wird es mir auch wieder blendend gehen.“ Vorsichtig trat der Künstler an den Profiler heran und legte vorsichtig eine Hand auf dessen Schulter. Doch Sasori schüttelte sie ab und ging einen Schritt nach vorne, ehe er knurrte: „Hast du es schon vergessen?! Nicht! Anfassen!“ Bedrückt starrte Deidara auf den Rücken und seufzte leise: „Schon okay. Ich habe es ja verdient, dass du dich rächst. Hoffentlich geht es dir dann besser. Aber eines sage ich dir: egal wie du hinterher darüber denken wirst, ich habe niemals etwas mit Absicht getan, was dich verletzt hat. Niemals! Und das werde ich dir beweisen. Ich war damals einfach nur... dumm.“ Hidan kehrte ins Wohnzimmer zurück und knurrte verstimmt: „So, alles fertig. Wehe du schläfst beschissen nach der ganzen Arbeit, dann setzt es was!“ Sasori lachte trocken auf: „Hunde die bellen beißen nicht. Lass das mal meine Sorge sein wie gut ich schlafe.“ Rasch packte er seinen Koffer und stürmte aus dem großen Raum. Nach einigen Fehlversuchen hatte er schließlich auch das Arbeitszimmer gefunden, verschwand in diesem, schloss die Tür und lehnte sich von innen an diese an. Seufzend strich er sich über das Gesicht, auf dem schon wieder zwei, drei Tränen ihren Weg in die Freiheit gefunden hatten. Deidara war gut. Die letzten Worte hatten mehr als gesessen. Aber es war zu spät, er wollte einfach nur vergessen. Alles! Alles, was jemals zwischen ihnen geschehen war. Gutes, wie schlechtes. Denn das Gute ließ ihn letztlich doch nur wieder an die schlechten Dinge denken. Das konnte und wollte er einfach nicht mehr! Morgen würde es sicherlich schon ganz anders aussehen, da er sich dann in die Arbeit stürzen würde. Bis dahin musste er nur irgendwie die Nacht herumkriegen... Wie jede Nacht... Kapitel 6: Das Geschenk ----------------------- Das sonst ordentlich gekämmte und glatte, blonde Haar stand in schier alle Himmelsrichtungen von seinem Kopf ab, als Deidara verschlafen in Richtung Küche schlurfte. Nicht nur, dass er ohnehin morgens seinen Kaffee brauchte, doch an diesem Morgen erschwerte ihm eine ziemlich beschissene Nacht zusätzlich das Wachwerden. Wie er dieses Streiten mit Sasori hasste. Das wollte er doch gar nicht. Und nun hatte es ihm wichtige Stunden für seinen Schlaf geraubt. Mit seinen ausgelatschten Lieblingspantoffeln, blauen Shorts und einem eher schlecht angezogenen cremeweißen Morgenmantel, dessen verknoteter Gürtel sich im Gehen wieder öffnete, schlich er in die Küche, wo ihm bereits in der Tür ein angenehmer Geruch von frisch gemachtem Kaffee in die Nase stieg. Aus winzigen Augen blinzelte er dem grellen Sonnenschein entgegen und blieb wie angewurzelt stehen, als er Sasori Kaffee trinkend an der Bar sitzend entdeckte. Der Rothaarige hatte die Tageszeitung vor sich ausgebreitet und die restliche Post ordentlich am anderen Ende der Tischplatte auf einem Haufen abgelegt. Ohne aufzusehen knurrte er: „Morgen.“ Deidara war froh, dass Sasori mit dem Rücken zu ihm saß, so dass er rasch seinen Morgenmantel richtete, ordentlich zuband und seine Haare zumindest ein wenig in Ordnung brachte, ehe er an die Kaffeemaschine trat und sich ebenfalls eine Tasse aufbrühte. Während das Gerät lautstark das heiße Koffeingetränk zubereitete, sah er den Profiler von der Seite an. Sasori war bereits ordentlich angezogen, frisiert und schien schon eine ganze Weile auf den Beinen zu sein. Er atmete leise tief durch, ehe er versuchte ein Gespräch zu beginnen, dass hoffentlich nicht ähnlich katastrophal aus dem Ruder laufen würde, wie das vom Vorabend: „Seit wann bist du schon auf? Es ist gerade einmal halb 8...“ Der Rothaarige zuckte nur mit den Schultern, sah weiterhin nicht aus der Zeitung auf, und murmelte: „Ich weiß es nicht genau. Seit 6 oder so. Hidan ist übrigens nicht mehr im Haus. Er hat gesagt, dass ein wichtiges Treffen mit ein paar Investoren hat und heute Abend wieder zurück ist.“ Der Blonde nickte, nahm seine Tasse mit dem fertigen Kaffee unter der Düse der Maschine weg, ehe er einfach neben Sasori Platz nahm und einen Augenblick die weckende Wirkung seines Muntermachers genoss. Er schloss die Augen und versuchte sein aufgeregtes Herz zu beruhigen, das schneller schlug, seit er wusste, dass sie alleine im Haus waren. Irgendwie wollte es einfach nicht auf seinen Verstand hören, der doch wusste, dass es nichts mehr brachte. Es pocherte schier ungeduldig und hoch erfreut, dem Rothaarigen wieder so nahe sein zu dürfen, auch wenn diese Nähe rein physikalisch war. Emotional waren sie wohl so weit voneinander entfernt wie noch nie in ihrem Leben. Er räusperte sich kurz und murmelte unsicher: „Du, Sasori... wegen gestern Abend... Es tut mir echt Leid, ich wollte...“ Forsch wurde er von der monotonen Stimme unterbrochen: „Ich habe übrigens bereits mit dem Profil begonnen. Wir sollten uns gleich einmal hinsetzen und eine Liste mit Verdächtigen erstellen. Ganz offensichtlich geht es diesem Kerl darum dich für ihn zu gewinnen. Er kennt deinen richtigen Namen und deine Arbeiten. Derzeitig vermute ich, dass es sich um einen Verflossenen handeln wird. Wir sollten sie alle einmal auflisten und überprüfen.“ Sasori wusste, dass es nicht nett war Deidara einfach zu unterbrechen. Aber wenn es eines gab, was er vermeiden wollte, dann waren das diese ewigen Ausflüchte des Blonden. Die hatte er einfach zu oft schon in seinem Leben gehört. Viel zu oft. Und scheinbar hatte sich an diesen Ausreden rein gar nichts geändert. Im Grunde überraschte es ihn nicht, auch wenn eine ganz leise Stimme in ihm klar machte, dass sie es anders erhofft hatte. Sein Herz? Egal. Das hatte schon lange nichts mehr zu melden. Zu oft hatte es ihn in Schwierigkeiten gebracht. Zu oft hatte es ihn Entscheidungen treffen lassen, die einfach nur schmerzhaft geendet waren. Seufzend nickte Deidara: „Schön, wie du meinst. Falls du aber doch deine Sturheit mal beiseite legen und mit mir reden möchtest, dann komm einfach zu mir.“ Da Sasori in keiner Weise reagierte gab der Blonde vorerst auf und widmete sich dem gewünschten Thema: „Du meinst also, dass es ein Ex sein könnte. Wie kommst du da drauf?“ Ein Knurren ertönte, ehe der Ermittler den Rest seines Kaffees trank und sich von dem Hocker gleiten ließ: „Komm mit, ich zeige es dir.“ Deidara nahm seinen Kaffee mit und folgte Sasori in das verhältnismäßig kleine Arbeitszimmer. Bisher war er noch gar nicht hier drin gewesen. Vor der Fensterfront stand ein Eckschreibtisch aus dunkler Eiche, der an der Wand zu ihrer Rechten weiterlief. Ein bequemer Ledersessel stand davor. Rechts von ihnen vor dem Schreibtisch standen zwei hohe Schränke, die mit Büchern und allen nötigen Büroutensilien gefüllt waren. Links von ihnen stand eine Couch. Eine Decke, ein Bettlaken und ein Kissen lagen ordentlich darauf. Offenbar schien es eine Schlafcouch zu sein. Daneben befand sich ein kleiner Glastisch, auf dem eine Leselampe stand. Sasori ließ sich in den Sessel fallen und breitete ein paar Blätter auf der Arbeitsfläche des Schreibtisches aus, die sich vor der Wand befand. Auf der Fläche zum Fenster hin fanden sich ein Monitor, eine Tastatur und eine Computermaus mit Mousepad. Deidara stellte sich rechts von Sasori hin und stützte sich auf die Tischkante, während er mit dem Kaffee in der Hand über die ausgebreiteten Blätter blickte. Eine Art Mindmap entstand aus den einzelnen Teilen. In der Mitte befand sich ein Blatt, auf dem groß „XX“ geschrieben stand. Darum angeordnet reihten sich Zettel auf, die mit bisherigen Erkenntnissen und Informationen, mitsamt Belegen, beschrieben waren. Der Rothaarige deutete auf die Zettel und begann monoton zu erklären: „Also. Wir wissen von dem Täter, dass er deinen richtigen Namen kennt, was eindeutig aus den bisher gefundenen Briefen hervorgeht. Das kann nur zweierlei Schluss zulassen: Entweder er stammt selbst aus Japan, kennt dich von dort und ist dir in die Staaten gefolgt, oder aber er stammt aus den Staaten und hat verdammt gute Quellen zu dir gefunden, die ihrerseits eine Verbindung zu dir und Japan haben müssen. Ich habe nachgeschaut und kann alles andere ausschließen. Du tauchst weder im Wikipedia noch sonstwo im Netz als ein und dieselbe Person 'Deidara' und 'Bangart' auf.“ Nickend seufzte der Blonde: „Gut. Oder auch nicht. Ich wüsste einfach niemanden, der er sein könnte... Um ehrlich zu sein fehlen mir so einige Erinnerungen an die fast 3 Jahre vor meiner Abreise. Der Einzige, an den ich mich wieder erinnern kann ist Kiba...“ Skeptisch hob Sasori eine Augenbraue und knurrte: „Wenn du das sagst... Jedenfalls muss der Täter gute Verbindungen haben und diese intelligent nutzen.“ - „Wie? So wie der schreibt kann der doch nicht bis 3 zählen...“ - „Falsch. Wenn man bedenkt, dass er die Kritiker bereits ausgeschaltet hat, noch ehe ihre Artikel in der Zeitung standen. Wie soll ein Idiot dann an die Informationen gekommen sein? Nein, der Kerl ist verdammt gerissen und intelligent. Auch die Tatsache, dass er sich Zugang zu deinem Anwesen und dem Haus verschafft hat deutet klar darauf hin. Immerhin verfügt das Gelände über eine Alarmanlage, die er offensichtlich zu umgehen fähig ist.“ Plötzlich wurde Deidara blass. So hatte er das noch gar nicht betrachtet. Er schluckte schwer und nickte: „Okay. Das ist gar nicht gut... Aber wie kommst du dann auf meine Ex-Freunde?“ - „Die Art wie seine Briefe verfasst sind und was darin steht, mit dem Wissen, was für Taten er begeht. Er ist sehr leidenschaftlich in dem was er schreibt und tut. Es stecken sehr viele Emotionen dahinter, die er von dir erwidert haben will. Natürlich kann es auch sein, dass es sich um einen Fan handelt, der Gefühle entwickelt hat, aber das halte ich für unwahrscheinlich.“ - „Wieso?“ - „Ganz einfach. Er weiß sehr persönliche Dinge über dich, die das Wissen eines Fans eigentlich überschreiten. Da wäre als Erstes der Hinweis in dem Brief, der auf der Party mit den Vergifteten gefunden wurde. Er ist davon ausgegangen, dass du nach der Aktion im Atelier zu Hause bleiben würdest, weil es dich so mitnimmt. Alleine Hidan hat dafür gesorgt, dass du aus dem Haus gehst.“ Deidara nickte. Das war wohl wahr. Wenn er deprimiert war, dann zog auch er sich gerne zurück. Schon immer. Nur wenige konnten das wissen, da er überall immer als gutgelaunter Sonnenschein erschien. Sasori räusperte sich und fuhr fort: „Dann die Hinweise in einem früheren Brief, dass er bereits so viel für dich getan habe und dass dir Beliebtheit, Berühmtheit und ein Beschützer wichtig für dich sind. Nur jemand aus deiner unmittelbaren Umgebung kann wissen, dass du immer unsicher gewesen bist, was Kritiken anging, und dass du... na ja...“ Der Blonde sah den Profiler fragend an: „Und was?“ Dieser seufzte: „Nun, dass du jemanden gesucht hast, der dir deine Scheinwelt aufrecht erhalten konnte, dich vor der Realität beschützte.“ Empört stemmte Deidara die Hände in die Hüfte: „Was soll das denn heißen? Ich habe niemals gesagt, dass mir irgendwer die Kritiker durch Mord vom Halse halten sollte und dass ich in einer Scheinwelt lebe ist mir auch neu! Lässt du dich da jetzt nicht ein bisschen aus persönlichem Groll zu waghalsigen Theorien hinreißen?“ - „Keineswegs. Klar greife ich auf meinen persönlichen Erfahrungsschatz zurück, aber immerhin kannte ich dich sehr gut. Du hattest den Blick für die Realität verloren.“ - „So ein Blödsinn! Wann soll das bitte gewesen sein?“ Wütend richtete der Rothaarige sich auf und zischte: „Als ob du das nicht wüsstest! Hör auf mit dieser blöden Amnesie-Nummer!“ - „Verdammt, Sasori! Ich weiß es WIRKLICH nicht mehr! Seit ich Kiba aus der Wohnung geschmissen habe, übrigens DEINETWEGEN, weiß ich bis zu meiner Ausreise GAR NICHTS mehr!“ - „Ach?! Wirklich? Dann hilft dir DAS ja ein wenig auf die Sprünge...“ {Flashback} Sasori betrat das kleine Kaffee, in dem er sich immer mit Deidara zum Reden getroffen hatte. Eine Woche war sein Geburtstag nun her und nach unzähligen Anrufen und Mails, SMS, Nachrichten auf der Mailbox und dem AB hatte er sich zu einem Treffen breitschlagen lassen, in dem sie die Vorkommnisse klären wollten. An ihrem Stammplatz, in der Ecke hinter der Garderobe, entdeckte er die blonden Haare und steuerte auf die kleine Nische zu. Zwei Tassen frischen Kaffees standen bereits auf dem Tisch. Er dampfte noch. Seufzend ließ er sich auf die schmale Bank gegenüber von Deidara gleiten und sah diesen wortlos an. Der Blonde sah schrecklich aus. Dunkle Ringe gruben sich unter den Augen in das sonst so rosige Gesicht. Die azurblauen Augen musterten ihn deprimiert. Als Deidara zu sprechen begann, war seine Stimme heiser und kratzig: „Danke, dass du hergekommen bist. Ich glaube, wir sollten uns unterhalten...“ Sasori nahm einen Schluck aus seiner Tasse, ehe er nickte. Er sah nicht besser aus. Noch immer brannten seine Augen höllisch, waren rot und geschwollen. Er hatte kaum 10 Stunden Schlaf in der ganzen Woche gefunden, was man ihm mehr als deutlich ansah. Die Ringe unter seinen Augen waren noch dunkler und tiefer, als die Deidaras. Seine Haut wirkte stumpf und käsig. Er war kaum in der Lage die Tasse zu heben, da er kaum gegessen hatte, was auch gut an seinen deutlich schmaler gewordenen Fingern zu sehen war. Seufzend sah Deidara auf und raunte: „Wieso... wieso bist du einfach abgehauen und hast mein Geschenk weggeworfen?“ Der Rothaarige wich dem Blick aus und knurrte: „Das mit dem Geschenk tut mir Leid. Alles andere ist nicht so wichtig...“ - „Doch, ist es! Wir haben uns noch nie so gezofft! Ich weiß, dass ich dir das mit Kiba hätte sagen sollen... Aber mit dem ist eh Schluss.“ Irritiert sah Sasori auf: „Was meinst du?“ - „Er hat sich über dich lustig gemacht, da habe ich ihn in Unterwäsche vor die Tür gesetzt.“ Ein leichtes Lächeln umspielte die schmalen Lippen des Rothaarigen: „Hätte ich ja zu gerne gesehen...“ - „Lenk nicht vom Thema ab, bitte. Gib es doch zu, dass du sauer warst, dass ich dir nichts von ihm erzählt habe.“ Sasori hielt inne. Scheinbar hatte Deidara wirklich keine Ahnung von dem wahren Grund, weil er ihn nur als Freund sah. Innerlich seufzte er. Was brachte es, sich ein zweites Mal lächerlich zu machen? Der gesagte Grund war so gut, wie jeder andere. Also nickte er: „Gut, ja. Ich war deswegen sauer. So ein Tunichtgut passt auch nicht zu dir.“ Deidara schloss die Augen. Wie sehr hatte er gehofft, diese Antwort nicht zu bekommen. Doch es war wohl wahr, dass Sasori ihm vorschreiben wollte, wie er zu leben hatte. Das konnte und wollte er nicht hinnehmen: „Hör mir mal gut zu! Genau DESWEGEN habe ich dir nichts gesagt! Du bist mein bester Freund, und mit wem ich zusammen bin oder nicht, das geht dich gar nichts an!“ Geschockt weiteten sich die rotbraunen Augen und Sasori schüttelte ungläubig den Kopf: „Sag mal... geht’s noch? Ich möchte doch nur nicht, dass du dich unglücklich machst! Ich... ich dachte, dass dir meine Meinung wichtig ist...“ - „Das ist sie auch, aber du hast an JEDEM etwas auszusetzen. Mir scheint es, als seist du eifersüchtig und dass du es nicht ertragen kannst mich zu teilen.“ Sasori glitt die Tasse aus der Hand, die ihren Inhalt auf dem Tisch verteilte. Entsetzt hauchte er: „Was redest du denn da? Du hast nur einfach kein glückliches Händchen, was deine Partnerwahl angeht... ich will dir doch nur helfen...“ Der Blonde fauchte aufgebracht: „Auf diese Art von Hilfe kann ich aber verzichten, okay?! Meine Partnerwahl ist allein MEINE Sache! Du weißt wie wichtig mir meine Freiheit ist und bisher habe ich gedacht, dass du das respektierst. Aber deine ewige Einmischerei zeugt vom genauen Gegenteil. Ich brauche keine 'Freunde', die mich einengen! Wenn du nicht wärst, dann wäre ich noch immer zufrieden und glücklich mit Kiba zusammen!“ Eine Kellnerin wischte den Kaffee vom Tisch auf und murmelte etwas davon, dass sie einen neuen bringen würde, nachdem sie die umgefallene Tasse an sich genommen hatte. Sie war bereits wieder weg, als Sasori sich erhob und sauer raunte: „Du spinnst doch! Aber schön, ich brauche nämlich auch keine Freunde, die mich beleidigen und meine Aufrichtigkeit anzweifeln! Such dir doch einen anderen, der dich unterstützt! Mal sehen, ob sich einer diese Mühe macht für dich!“ - „Da gibt es mehr als genug, glaube mir! Die mir darüber hinaus keine Vorschriften machen!“ - „Ja, weil ihnen dein Wohlergehen am Arsch vorbei geht und sie sich nur mit dir abgeben, weil du Künstler bist! Wie oberflächlich bist du eigentlich?“ - „Du bist ein neidischer Egoist, mehr nicht! Machst hier einen auf Moralapostel, nur weil du zu spießig bist, um die Welt der Künstler zu verstehen!“ Das reichte! Wütend packte Sasori Deidara am Kragen und knurrte: „Ohne mich wäre deine erste Ausstellung doch nie zustande gekommen! Ohne mich würdest du noch immer zweifelnd auf deinen Bildern hocken! Ohne mich wärst du nie in diese Künstlergemeinschaft aufgenommen worden! Und ohne mich wirst du schnell merken, was für eine grausame Welt das ist! Wer, glaubst du, sorgt dafür, dass die richtigen Kritiker über dich berichten? Wer sorgt für die richtigen Gäste? Wer erklärt deinem ach so tollen Manager Hidan, wie der seine Arbeit zu tun hat, während er selber noch zusehen muss einen Studienplatz zu bekommen, weil er auch einen Traumberuf hat, den er für dich ganz, ganz weit nach hinten gestellt hat?!“ Deidara wich seinem Blick nur aus und schwieg. {Flashback Ende} Mittlerweile hatte sich Deidara auf die Couch fallen gelassen und saß auf der aufgeplusterten Decke. Sein Blick verharrte auf dem Fußboden. Ja, er erinnerte sich wieder und war entsetzt, dass er solche Dinge gesagt hatte. Und ja, er hatte wirklich in einer Traumwelt gelebt. Er konnte wirklich nicht mehr nachvollziehen, wieso er so einen Unsinn geglaubt hatte. Seufzend sah er auf und musterte Sasori, der rein äußerlich die Ruhe selbst war. Aber wie früher bereits verrieten die rotbraunen Augen ihm, dass das nicht stimmte. Sie waren zornig, enttäuscht und verletzt. Leise hauchte er: „Es tut mir Leid. Wirklich! Ich... wieso um alles in der Welt weiß ich das alles nicht mehr?!“ Gelangweilt zuckte Sasori mit den Schultern: „Was weiß ich denn? Aber ich beneide dich drum. Ich wünschte, dass ich das alles...“ Er stockte. Wieso sagte er das denn jetzt?! Es ging ihm doch gut! Es gab nichts, das Deidara den Eindruck bescheren könnte, dass es ihm schlecht ging! „Ach, nicht so wichtig. Wir sollten uns lieber auf die Arbeit konzentrieren.“ - „Tu doch nicht so! Ich sehe es genau, dass es dir nicht gut geht!“ - „Wäre ja mal etwas Neues. Ich muss dich aber 'leider' enttäuschen: mir geht es prima!“ Er wandte sich zur Tür. „Ich gehe besser. Und schaue mir das Atelier mal persönlich an...“ Plötzlich sprang Deidara auf und hielt den Rothaarigen am Handgelenkfest: „Sag das nochmal!“ Irritiert riss Sasori sich aus der Berührung und fauchte: „NICHT ANFASSEN! Ich sagte, dass ich mir das Atelier ansehen werde...“ - „Nein, nein. Davor!“ - „Wir sollten uns auf die Arbeit konzentrieren...“ - „Danach!“ - „Was willst du eigentlich?!“ - „Das war nicht alles, was in dem Café passiert ist! Also du sagtest, dass du bessern gehst, da fiel es mir plötzlich wieder ein!“ {Flashback} Die Kellnerin räusperte sich und Sasori ließ von dem Künstler ab. Sie stellten den neuen Kaffee auf den Tisch und sah die beiden fragend an. Der Rothaarige zückte sein Portemonnaie aus der hinteren Hosentasche, wobei der Ärmel seiner Jacke ein Stück nach oben rutschte. Während er der Kellnerin Geld gab, starrte Deidara auf das, was er an dem schmalen Handgelenk entdeckte: SEIN Freundschaftsarmband. Nachdem die Bedienung sich zufrieden verzogen hatte, sah Sasori ihn an und hauchte: „Ich gehe besser. Das habe ich nicht nötig...“ Doch Deidara griff rasch nach dem Handgelenk, um welches das Band gebunden war, und hauchte: „Du trägst es ja noch...“ Seufzend nickte der Rothaarige: „Ja... natürlich. Es ist dein Geschenk.“ - „Warte!“ Der Blonde hob sein Bein an, stützte sich mit dem Fuß auf der Bank ab und hob das Hosenbein ein Stück an, bis auch sein Band zum Vorschein kam. Er sah zu Sasori auf und hauchte: „Ich will nicht, dass wir uns streiten... Das haben wir nie getan! Es tut mir Leid, was ich gesagt habe. Bitte geh nicht, das würde ich nicht ertragen...“ Die azurblauen Augen flehten Sasori an, bettelten um Versöhnung. Sein Kopf riet ihm zu gehen, doch sein Herz zerrte seinen Körper auf die Bank zurück. Er setzte sich hin und sah Deidara an. Er würde es ja selbst nicht ertragen können nun zu gehen, auch wenn es vielleicht das Richtige gewesen wäre. Aber er konnte nicht. Wer außer ihm würde sich wirklich um Deidara kümmern? Wer würde ihn beschützen? Ernsthaft bewahren? Wohl niemand. Hidan war zu blöd dazu. Und die Anderen waren nicht an Deidara, dem einfachen jungen Mann, sondern nur an Deidara, dem aufsteigenden Stern am Künstlerhimmel interessiert. Und ihn in solche Hände zu geben, dafür schlug sein Herz noch viel zu sehr für den Blonden. Er seufzte und lächelte gequält: „Frieden?“ Die blauen Augen strahlten glücklich: „Frieden!“ {Flashback Ende} Scheinbar unbeeindruckt sah Sasori ihn an und raunte: „War das alles? Scheint ja nichts eklatant wichtiges für den Fall gewesen zu sein. Wenn du mich also entschuldigst: ich bin jetzt im Atelier. Arbeiten.“ Fast fluchtartig verließ er das Zimmer. Wenn es wirklich stimmte, dass Deidara keine Ahnung mehr hatte was alles geschehen war, dann würde er dafür sorgen, dass so einige Dinge auch vergessen bleiben würden. Sie mussten nach dem Stalker und einen Verflossenen suchen. Eine gewisse Zeit in ihrem Leben könnte und sollte daher unangetastet bleiben. Er stieg in den Aufzug und drückte ungeduldig mehrmals auf den Knopf, in der unsinnigen Hoffnung, dass es dadurch schneller gehen könnte. Er seufzte. Er wollte diese Zeit nicht noch einmal durchleben müssen. Für keinen Job und kein Geld dieser Welt! Deidara sah dem Rothaarigen irritiert hinterher. Schon wieder tauchte eine gute Erinnerung auf und Sasori reagierte höchst merkwürdig darauf. Es gab genau zwei Dinge, die Deidara sehr stutzig machten. Erstens war da die Tatsache, dass er sich an die beinahe letzten 5 Jahre nicht erinnerte, wenn überhaupt nach einem bestimmten Denkanstoß. Ansonsten lag alles im Dunkeln. Und zweitens war Sasoris Verhalten verdächtig. Dieser schien sich genau zu erinnern, also wieso wollte er mit ihm zusammen diese Liste an Exfreunden erstellen? Er müsste diese dann ja eigentlich kennen, besser als der Blonde selbst im Moment. Irgendetwas versuchte Sasori ganz offensichtlich geheim zu halten, doch Deidara hatte keine Ahnung, was dies sein könnte. Offenbar war mehr passiert damals, als er in den letzten zwei Jahren gedacht hatte. Doch wenn der Rothaarige meinte, das ihm sporadische Erinnerungen reichten, dann hatte dieser sich schief gewickelt! Er würde schon noch herausfinden was passiert war, und zwar alles! Welch schlechtes Licht es auch auf ihn werfen mochte. Diese Sache würde er aus der Welt schaffen, es war seine letzte Chance dafür... „BIN WIEDER DAHAAAAAA!“ Die Spitze seines Bleistiftes brach durch den schreckhaften Druck ab und Sasori knurrte. Dieser Brüllaffe! Er sah auf die Uhr und stutzte. Es war bereits nach 18 Uhr. Seit er das Atelier verlassen hatte, waren geschlagene 5 Stunden wie im Fluge vergangen. Immerhin hatte Deidara ihn in Ruhe arbeiten lassen, auch wenn er nicht viel weiter gekommen war, und sich wohl eher versteckt, als gearbeitet hatte. Doch nun war mit der Ruhe wohl Schluss. „Ich hab was vom Japaner mitgebracht! Lecker Fressalien von zu Hause!“ hörte er Hidan vor der geschlossenen Tür in Richtung Küche keifen. Das Knurren seines Magens verriet ihm, dass diese Idee wirklich nicht schlecht war. Außer Kaffee, viel Kaffee!, hatte dieser noch nichts zum Verdauen bekommen. Seufzend erhob er sich aus dem Bürostuhl und schaute vorsichtig aus dem Zimmer, nachdem er die Tür einen Spalt breit geöffnet hatte. Azurblaue Augen funkelten ihn an: „Ich wollte dich gerade fragen, ob du mitessen möchtest.“ Sein Appetit verabschiedete sich augenblicklich wieder. Aber er musste etwas essen. Also nickte er: „Hidan war kaum zu überhören.“ - „Komm, wir essen im Wohnzimmer!“ Resignierend folgte er Deidara ins Wohnzimmer, wo Hidan bereits Teller aus der Küche abstellte und die mitgebrachten Leckereien auspackte. Sofort fiel dem Rothaarigen ein Paket auf, das auf dem Sofa lag: „Was ist das denn? Ich hatte die Post doch heute morgen reingeholt...“ Hidan sah, mit einem dicken Klumpen Reis im Mund, auf und prustete: „Daff lag for der Ffür. Iff haffs mal mifgeffrafft.“ Sasori nahm das Paket an sich und drehte es in alle Richtungen, bis ein weißer Umschlag zum Vorschein kam, der daran befestigt war. Etwas zerknirscht sah er den Manager an: „Hast du dir das Ding mal richtig angesehen? Das ist ohne Absender, Adresse und Briefmarke.“ Deidara, der sich inzwischen hingesetzt hatte, schluckte schwer: „Also von dem Unbekannten.“ Sasori nickte: „Sieht wohl ganz danach aus. Wenn du erlaubst würde ich den Brief gerne öffnen...“ - „Sicher. Du brauchst doch nicht zu fragen...“ - „Doch, weil ich als Detective für widerrechtliche Handlungen gefeuert werden kann, was das Missachten des Postgeheimnisses mit einschließt.“ Er ignorierte den belämmerten Blick der beiden anderen und öffnete den Umschlag, aus dem er einen Brief zog. Diesen faltete er auseinander und las laut vor: „Liebster Deidara! Verzeih mir diesen fatalen Fehler, dass du verhaftet wurdest! Das war ganz sicher nicht meine Absicht!!! Sei mir nicht böse, ich habe dir auch ein Geschenk besorgt! Bitte nimm es an! Ich weiß doch, wie sehr du so etwas magst! Es ist ein Geschenk mit tiefer Bedeutung! Solche, wie auch DU immer verschenkst! ICH hätte mich damals ja über das Armband gefreut! Scheuche diesen Schnüffler aus dem Haus!! Ich mag ihn nicht! Ich mochte ihn noch nie!!! So einen hast du nicht nötig! Der wird mich eh nicht kriegen! Ich gehöre ja nur dir... ~XX~“ „Fuff!“ entwich es aus Hidans vollem Mund. Deidara warf seine Stäbchen auf den Tisch und fauchte: „Scheiße, jetzt habe ich keinen Hunger mehr! So ein Arschloch!“ Ein wenig spöttisch sah Sasori zu ihm herüber und hob das Paket wieder hoch: „Willst du gar nicht wissen, was dir dein Verehrer zur Versöhnung schenkt?“ Wütend sprang der Blonde auf und keifte: „Deinen Sarkasmus kannst du dir sparen! Ehrlich! Aber JA: mach das beschissene Paket auf, damit ich den Dreck wegwerfen kann...“ Schulterzuckend öffnete Sasori das Paket, wie angeordnet. Es war ziemlich schwer, aber ohne großes Zierwerk verpackt. Rasch konnte er es aufklappen und holte einen großen, schweren Rosenquarz daraus hervor. Skeptisch hob er eine Augenbraue: „Ich wusste gar nicht, dass du auf... Mineralien stehst.“ - „Tue ich auch nicht, baka! Keine Ahnung, was das schon wieder soll!“ Plötzlich sah Hidan erstaunt auf: „Scheiße, Alter! Was redest du denn da? Du hast doch auf deinen Reisen in Europa immer solche komischen Steine mitgebracht. Als wir in die Staaten geflogen sind hast du sie dann plötzlich alle weggeworfen.“ Energisch schüttelte Deidara den Kopf: „Das kann nicht sein, das wüsste ich doch! Das... scheiße, habe ich das auch vergessen?!“ Er raufte sich die Haare. „Ich drehe so langsam durch! Ich weiß nichts von irgendwelchen Europareisen und schon gar nichts von irgendwelchen Steinen! Werde ich verrückt?!“ Seufzend betrachtete Sasori den Stein in seiner Hand. Deidara machte wirklich nicht den Eindruck, als spiele er ihm etwas vor. So langsam kam auch ihm diese Amnesie sehr merkwürdig vor. Er raunte: „Ich denke nicht. Wieso auch immer du dich an nichts erinnerst... ER weiß es noch. Sehr genau. Ich gehe mal schauen, ob ich etwas über den Rosenquarz herausfinden kann...“ Hidan sah ihn irritiert an: „Über wen?!“ - „Über den Stein, du Idiot! Diese Halbedelsteine werden oft mit bestimmten Eigenschaften esoterischer Herkunft verbunden. Das lässt sich schnell herausfinden...“ Er schritt auf den Flur zu. Deidara folgte ihm entschlossen: „Warte, ich komme mit.“ Leise seufzte der Rothaarige. Er wollte zwar nicht, aber immerhin war es Deidaras gutes Recht. Sie betraten das mittlerweile dunkle Arbeitszimmer. Sasori machte die Tischlampe an und setzte sich in den Sessel. Der Rechner war noch auf Standby, so dass ein Klick auf die Maustaste genügte, um den Desktop zum Aufleuchten zu bringen. Routiniert öffnete er den Browser und hämmerte das Suchwort in den Balken der Suchmaschine, um schließlich mit einem satten Druck auf „Enter“ die Suche zu starten. Keine zwei Sekunden später erschienen auch bereits unzählige Seiten, die ihre mehr oder weniger sinnvollen Informationen anboten. Er wählte der Einfachheit halber Wikipedia aus, klickte den Link an und wartete, bis der neue Tab geladen war. Neugierig scrollte er bis zum Abschnitt „Esoterik“ herab und las gemeinsam mit Deidara, was dort unter Quellenangaben geschrieben stand: Rosenquarz stand für Liebe und Fruchtbarkeit. Ihm wurde eine heilende Kraft bei körperlichen und geistigen Problemen des Liebeslebens nachgesagt, sowie eine positive Wirkung auf das Herzchakra. Die beiden tauschten einen Blick aus und wussten, dass ihnen wohl derselbe Gedanke durch den Kopf schoss. Wenn sie es nicht besser wüssten, dass das nicht sein konnte, so hätte dieses merkwürdige Geschenk auch gut von Sasori sein können. Deidara schluckte schwer und biss sich auf die Unterlippe. Das komische Verhalten bei schönen Erinnerungen. Die „Arbeit“ alleine im Atelier. Das Holen der Post. Wusste er es denn wirklich besser...? Kapitel 7: Das Drama des Träumers - Teil I ------------------------------------------ ~Aloha ihr Lieben! Eines von 3 ungewöhnlichen Kapiteln, die einen in die Traumwelt entführen... Es ist zeitgleich eine Singfic. Für alle, die sich das Lied beim Lesen mal anhören wollen, hier der Link: http://www.youtube.com/watch?v=dvwbdg6umzQ Ein starkes Lied, wie ich finde, und die Inspiration zu einem großen Teil dieser FF. Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefallen wird :) In diesem Sinne, LG Galenhilwen~ - 1. Akt - Oder erster Teil einer Songfic Trilogie von: „Solo“, von Thomas D. & Nina Hagen „Jetzt bist du weg, neben mir ein leerer Fleck... auch ich bin leer... und suchen hat keinen Zweck mehr.“ Sasori wachte auf und sah verschlafen auf den Wecker. Panisch richtete er sich auf und sah sich um. Er hatte verschlafen! Dann jedoch fiel sein Blick auf den Kalender und er atmete auf. Ach ja! Es waren Semesterferien. Schon wieder. Und dann stand auch noch Weihnachten vor der Tür... Erschöpft ließ er sich wieder ins Kissen fallen und neigte den Kopf zur Seite. Er war alleine. Wie so oft in letzter Zeit. Wie eigentlich ständig, seit Monaten. Seine Hand glitt über die leere Bettseite. Nicht einmal hatte Deidara dort gelegen, seit er in der neuen Wohnung lebte. Nicht ein einziges Mal! Jeden Tag wartete er auf einen Anruf, einen Brief oder eine Nachricht. Ob er Unterricht hatte oder nicht. Jeden verdammten Tag wartete er auf ein Lebenszeichen. Nein. Lebenszeichen war nicht richtig. Er wusste, dass es Deidara gut ging. Worauf er verzweifelt wartete war Aufmerksamkeit und Zuwendung. Ein Anruf, bei dem Deidara IHN fragte, wie es IHM ging. Interesse an seinem Studium bekundete, ihn vielleicht über den Rauswurf tröstete. Doch nichts. Nicht einmal ein „Hallo“ wartete an irgendeinem Tag auf dem AB oder dem Handy. Rein gar nichts! Und so langsam hatte er nicht mehr die Kraft, um sich etwas vorzumachen. Während Deidara mit seiner Truppe durch Europa reiste, lag er hier im Bett und war alleine. Wartete. Hoffte. Bangte. Vereinsamte... Er wusste nicht genau, wo Deidara im Moment war. Es war ihm mittlerweile auch egal. Der Blonde verschwieg es ihm, da dieser ihn für zu kontrollierend hielt. Und um Deidara nicht zu verlieren hatte er es aufgegeben, sich die fehlenden Informationen zu beschaffen. Aber auch aus Selbstschutz. Wie verblendet müsste er sein, um davon auszugehen, dass der Künstler ihm auf diesen Reisen treu sein würde? Wie naiv? Er hatte die Suche aufgegeben, weil er nicht ins Bodenlose fallen wollte. Unwissen war zwischen ihm und Deidara zur Erhaltung der Beziehung unabdingbar geworden. Doch nur weil das Herz keine Gewissheit hatte und sich an die Hoffnung klammerte, hieß das noch lange nicht, dass sein Verstand es nicht schon längst wusste... „Denn dort, wo vorher Glück stand hat der Schmerz sich breit gemacht, mich von hinten überrascht, fast schon böse über Nacht. Wie ein Feuer das entfacht hast du es über mich gebracht, wir hatten beide diese Macht, doch nun...“ Eigentlich hatte er es schon damals gewusst, in dem Café. Er hätte einfach gehen sollen. Dann wäre ihm all das erspart geblieben. All dieses Leid. Er fühlte sich ausgelaugt, leer, wie tot. In dem Irrglauben, dass er den Schmetterling für sich behalten könnte, hatte er all seine Vernunft abgelegt gehabt. Seine Blick richtete sich zur Decke und verschleierte sich unter salzigen Tränen. Hatte er denn nicht alles menschenmögliche getan, um Deidara glücklich zu machen? Hatte es dem Blonden nicht gereicht die absolute Nummer Eins in seinem Leben zu sein? Waren seine Hilfe, seine Aufmerksamkeit, seine Liebe, seine Zuneigung, seine Unterstützung und seine unterdrückte Traurigkeit nicht genug gewesen? Wie schön war es doch am Anfang gewesen. Als er noch die Zeit hatte, sich um alle Belange Deidaras zu kümmern. Als er die Ausstellungen mit Hidan organisiert hatte, den Blonden auf die Partys begleitet hatte, bei der Erstellung der Arbeiten geholfen hatte, jede freie Minute für die Welt des Künstlers geopfert hatte. Als er noch sehr viel Zeit dafür gehabt hatte. Die Tränen liefen lautlos seine Wangen herab. Es war so schön, wie glücklich Deidara über ihren Erfolg war. Es war so wundervoll zu sehen, wie gut ihre Arbeit bei den Menschen ankam; wie sich Deidaras Lebenstraum immer mehr erfüllte. ER war auch glücklich darüber gewesen, weil Deidara glücklich damit war. Doch als das Studium begann, da wurde alles anders... Er hatte einfach nicht mehr so viel Zeit, musste lernen und seine Vorlesungen besuchen. Deidara hatte ihn nicht einmal zur Immatrikulation begleitet, weil dieser in Europa war. Deidara hatte niemals seinen Vorlesungsplan gekannt, weil es für seine Karriere unerheblich war. Statt dessen gab es ständig Nachrichten auf dem AB, dass der Blonde Sasori brauchte. Wegen eines Bildes, einer Feier, einer Vernissage... wegen irgendetwas, das Deidaras neues Leben betraf. Sein Traum, sein Studium, war immer nur ein Ärgernis gewesen. Ein Hindernis. Das hatte Sasori schon bald zu spüren bekommen. Statt ihn zu fragen und zu kontaktieren hielt Deidara sich an Hidan und seine neuen „Freunde“. Wer keine Zeit für den großen Künstler hatte, der interessierte sich nicht für ihn. Doch das stimmte gar nicht. Noch immer investierte Sasori jede freie Minute für Deidara, auch wenn diese nicht mehr so zahlreich wie einst waren. Aber das genügte dem Blonden schon lange nicht mehr. Und Sasori geriet in Vergessenheit. Fiel in Ungnade. Ganz offensichtlich waren seine Bemühungen nicht mehr genug. Er hatte Eifersucht, Traurigkeit und auch Wut immer fest verschlossen, um Deidara nicht zu verlieren. Doch eine Erkenntnis war nicht aus der Welt zu schaffen, die seine Tränen weiter aus seinen Augen trieb: nicht er hatte diese Beziehung aufgegeben, sondern Deidara. Es war einerlei was er für Mühe und Selbstlosigkeit aufbrachte, da Deidara kein Interesse mehr hatte. Wahrscheinlich lachte der sich ins Fäustchen, dass Sasori noch immer alles versuchte, um sie beisammenzuhalten. Dass er einen längst verlorenen Kampf noch immer ausfocht. Dass er versuchte eine Liebe zu bewahren, die es vielleicht niemals gegeben hat... "...hör ich dich sagen: 'Es ist aus!' und mein Herz bricht! Ich steh neben mir, ich glaub es einfach nicht! Doch es ist wahr...“ Das Telefon klingelte. Eigentlich hatte Sasori kein Interesse daran, gerade jetzt mit irgendjemandem zu reden. Aber wieder behielt sein törichtes Herz die Oberhand, das hoffnungsvoll an Deidara dachte. Es war so ein Narr! Aber dennoch ließ er sich aus dem Bett gleiten und ging zur Fensterbank, auf dem die Ladestation mit dem Telefon stand. Die Nummer auf dem Display kannte er nicht. Seufzend nahm er ab... Und erstarrte, als er Deidaras Stimme am anderen Ende der Leitung hörte: „Hey, Sasori, ich bin's. Ich... ich muss mit dir reden.“ Die Worte ignorierend freute der Rothaarige sich nur über die Stimme und sprach mit belegter Stimme: „Deidara! Wo bist du und... wie geht es dir?“ „Ich bin in Europa, das weißt du doch!“ „Ja, aber... wo genau? Ist es schön?“ „Sasori, das geht dich nichts an!“ „Ja, aber ich wollte doch nur...“ „Du willst immer! Das ist MEIN Leben!“ „Deidara... ich bin doch aber ein Teil davon...“ „Nicht ganz. Du WARST es!“ Sasori schluckte schwer. Die Tränen kehrten übermächtig zurück, ehe er krächzte: „Was?!“ „Ich habe mir das durch den Kopf gehen lassen. Es funktioniert einfach nicht mehr. Es ist aus, Sasori.“ „...“ „Ich wünsche dir alles Gute.“ „...“ „Hast du nichts zu sagen?!“ „Sag mal... hast du getrunken? Du... klingst so komisch...“ „Und wenn schon! Alter, deine Moralpredigten nerven so dermaßen! Du hast einfach keine Ahnung von meinem neuen Leben und boykottierst es schon viel zu lange!“ „Was redest du da?!“ „Die Wahrheit! Endlich finde ich mich mit der Wahrheit ab! Du hast mich nur behindert!“ „...“ „...“ „Ich... ich hasse dich!“ „Ich weiß. Schönes Leben noch.“ Tuuut, Tuuut, Tuuut.... Der Hörer fiel zu Boden. Sasori starrte ins Nichts. Sein Herz setzte aus, nicht in der Lage das eben Gehörte wirklich zu verarbeiten Überhaupt zu realisieren. Nur sein Verstand brüllte, fluchte und schimpfte! Nicht über Deidara, sondern alleine über ihn selbst. Sein Verstand hatte es ihm oft genug gesagt, immer wieder! Hatte es seit dieser Aussprache gewusst. Hatte ihn angefleht, diese Dummheit nicht zu begehen. Doch Sasori hatte nicht darauf gehört. Wie in Trance wanderte der erschöpfte Körper ins Badezimmer. Sasori sah in den Spiegel und sah doch nicht hinein. Er konnte sich nicht sehen. Beinahe so, als habe er jegliche Existenz mit diesem Anruf verloren gehabt. Jegliches Leben. Jegliche Empfindung. Ernüchternd routiniert wanderte seine Hand zu der kleinen Schublade unter dem Spiegel. Zog diese auf, griff hinein und holte eine glänzende, dünne Klinge hervor. Er musste nicht geistig anwesend sein, um diese Prozedur zu beginnen. Sie war ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Die alten Wunden waren noch nicht wieder verheilt und entzündlich. Doch ohne den Schmerz zu spüren ließ er die scharfe Klinge in seinen Unterarm gleiten. Nicht oberflächlich. Nein. Er presste sie immer tiefer in seinen Körper. Dann zog er sie zu sich. Langsam, bedächtig. Riss das Muskelgewebe brutal auseinander. Ein erster leichter Schmerz machte sich bemerkbar. Weit entfernt jeglicher Wahrnehmung, jeglichen Bewusstseins. Er wusste selbst nicht so genau, wo sein Geist, sein Bewusstsein eigentlich war. Aber der aufkeimende Schmerz rief es in die Gegenwart zurück. Erst leise, dann immer lauter werdend. Wie der Schmerz leicht begann, und immer stärker wurde. Das Blut rann an seinem Arm zur Hand hinab, von wo aus es auf den Boden tropfte. Wie so oft schon. Vielleicht zu oft. Aber es hatte immer geholfen dieses Leid zu ertragen. Es hatte geholfen sich klar zu machen, dass er lebte. Es hatte geholfen zu vergessen, dass er innerlich viel mehr litt. Vergessen, dass er sich für Deidara völlig aufgegeben hatte. Als Freund schon, aber mehr noch als Geliebter. Als Gefährte. „Du weichst meinen Blicken aus, und will ich mit dir reden redest du dich raus! Und ich weiß, wenn ich dich anseh kann ich nicht in dich reinsehn... und ich muss einsehn: du willst den weg jetzt allein gehen!“ Deidara hatte schon lange nicht mehr in seine Augen gesehen und gewusst, wie es ihm ging. Das war lange, lange her. Und auch das letzte Mal, als Deidara ihm einfach so in die Augen gesehen hatte war schon lange her. Er hatte ein Phantom geliebt, das schon lange nicht mehr existierte. Früher, als sie noch „beste Freunde“ waren, als Deidara einfach nur Deidara gewesen war, da hatten sie über alles gesprochen. Hatten sich ohne Worte und blind verstanden. Eine Verbindung, die sie auf eine wundervolle Art vereint hatte. Es hatte sie stets nur im Doppelpack gegeben. Deidara war ihm immer mehr Familie als seine Großmutter gewesen. So viele Jahre. So viele, viele Jahre... Doch nun hatte Chiyo ihn von sich gestoßen, und Deidara letztlich auch. Was an ihm war nur so verkehrt? Wieso war er den Menschen nicht gut genug? Wieso waren seine Dozenten die einzigen Personen in seinem Leben, die ihn zu loben fähig waren? Wieso konnte ihn keiner... lieben? Was an ihm war so furchtbar abstoßend? Das Blut auf dem Boden vermischte sich mit den Tränen, die von seinem Kinn tropften. Seine Hände fuhren in seine Haare, krallten sich hinein. Seine linke Hand hinterließ eine blutige Spur auf seinem hellhäutigen Gesicht. Seine Knie gaben nach, er sank zu Boden und blieb zusammengekauert sitzen. Es war alles seine Schuld. Er hatte sich von den schönen Farben des Schmetterlings blenden lassen. Hatte sich stets gesagt, dass es noch immer Deidara war, der neben ihm lag. Wenn er neben ihm lag. Er sah aus wie Deidara, er roch wie Deidara und er fühlte sich wie Deidara an. Aber er war es nicht mehr. Nicht der Deidara, den er über alles geliebt hat. Den kreativen, lebensfrohen, vertrauten, fröhlichen, aufgeweckten, liebevollen und einfach wundervollen Deidara, den es nicht mehr gab. Der neue Deidara war oberflächlich, distanziert, eingebildet, selbstherrlich, ruhmsüchtig und verblendet. Ein arrogantes Arschloch hinter derselben Fassade, hinter der immer der liebenswürdigste Mensch geruht hatte. Und er hatte sich eingeredet, immer wieder, dass sich nichts geändert hätte. Wie oft hatte er versucht den Blonden zur Vernunft zu bringen. Erst kurz vor Deidaras letzter Reise hatte er diesem versucht beizubringen, dass Vorsicht geboten war bei all diesen Jetset-Bekanntschaften. Sie mochten Deidara nicht um seinetwillen, doch das verstand der Künstler einfach nicht. Was für ein Streit ausgebrochen war! Sasori wollte ihn doch einfach nur beschützen. Aber er merkte erst jetzt, dass er auf voller Linie versagt hatte. Er hatte Deidara schon lange an diese Pseudo-Freunde verloren, die immer mehr auf diesen eingeredet hatten. Auf so vielen Partys hatte er es mitansehen müssen. Anfangs hatten sie Sasori missmutig belächelt und Deidara hatte ihn in Schutz genommen. Irgendwann hatte er den Protest aufgegeben, um anschließend mit allen anderen zusammen darüber zu lachen, dass Sasori sich in der Szene einfach nicht so auskannte, dass Sasori studierte, Psychologie studierte, und dass er lieber schwieg, als dumm daher zu schwatzen. Erst waren es dabei kleine Neckereien, bis Deidara schließlich immer beleidigender wurde. Klette, Anhängsel, nicht beachtenswert, nicht mehr vorgestellt, nicht mehr mitgenommen, nicht mehr eingeweiht. Ja, Deidara hatte ihm schon lange deutliche Zeichen gegeben, dass es ein „wir“ nicht mehr gab. Nicht mehr für den Blonden. Doch Sasori hatte darum gekämpft, dass alles wieder so werden könnte wie früher. Langsam sank auch sein Oberkörper zur Seite und fiel auf die Badezimmerfliesen. Ihm war schwindelig und er war müde. Eine trügerische Ruhe erfüllte, übermannte ihn, die ihm zwar keine Erlösung, aber immerhin ein wenig erholsamen Schlaf bringen würde. Bis ihn die Schmerzen brutal zurück in die Realität holen würden, wie immer. Es war nichts neues, sondern war so alt wie die Lüge, die er lebte. Die Lüge des glücklichen Gefährten. Seine Augen fielen zu. Er war nicht mehr nur einsam. Er war mutterseelenalleine. „...und ich weiß kein Flehen hält dich davon ab! Und ich weiß nicht ob ich dich je um was gebeten hab... doch hätt ich jetzt einen Wunsch frei, jetzt und hier, würd ich mir wünschen, Baby, du wärst bei mir! ~Doch du bist nicht hier...~“ Wie jedes Mal würden seine Wunden nicht gesehen werden. Nur dieses Mal würde auch niemand einen Blick darauf erhalten. Deidara traf keine Entscheidungen und verschwendete hinterher auch nur einen Gedanken daran, ob er es besser anders gemacht hätte. Es gab mal ein paar Dinge, die den Blonden verunsichert hatten, doch dessen Entscheidungen hatten nie dazugehört. Ein Mann, ein Wort. Und so viel auch passiert war, so viele böse Worte, die gesagt worden waren, so sehr sie sich auch entfremdet hatten und so sehr Sasori sich selbst für Deidara aufgegeben hatte, in diesem Augenblick, als er dort auf dem Boden lag, in seinem Blut und seinen Tränen, da wünschte er sich so sehr wie niemals zuvor, dass SEIN Deidara wieder bei ihm sein würde. Der sich Sorgen um ihn gemacht hätte; der viel früher schon bemerkt hätte, wie schlecht es ihm ging; der bei ihm wäre, um seinetwillen und die Kunst auch mal Kunst sein ließ; der dieses Leid erst gar nicht verursacht hätte! Er hatte so viel Zeit seines Lebens für Deidara geopfert, so viel auf sich genommen und der alte Deidara, SEIN Deidara, hatte es stets zu würdigen gewusst. Sie hatten sich gemeinsam über Erfolge gefreut, über Misserfolge geärgert und sich immer wieder aufgerafft, gemeinsam. Der neue Deidara jedoch gab ihm im schlimmsten Augenblick nicht mehr, als den Gnadenstoß. Und so lag er dort: einsam, alleine, zurückgelassen, leer. „Du hast mein Herz geklaut, ich weiß nicht ob du's gewusst hast... Du Schuft hast es getan! Hab dich geliebt, als ob es kein Morgen gibt... bis der Morgen kam... Du hast mein Herz geklaut!“ Sasori driftete langsam in seinen erhofften Schlaf ab. Sein Herz schlug langsam und ruhig, wie immer nach diesem Prozedere. Sein Verstand schwieg endlich. Die letzten Gedanken, ehe er einschlief, galten SEINEM Deidara. Wenn der Neue sein Herz nicht wollte, dann war das dessen Problem. Aber Deidara besaß es. Für immer. Niemals hatte er gedacht, dass er einmal so hier liegen würde. Er hatte wirklich gedacht, dass diese Gefühle etwas Besonderes waren, etwas mit Bestand gewesen wären. Hätte sich in seinen schlimmsten Visionen nicht vorgestellt, dass er einst sein Leben für nichts und wieder nichts wegwerfen würde, dass diese Gefühle irgendwann wie Scherben vor seinen Füßen liegen würde, mitsamt seiner ganzen bisherigen Welt. Sein Leben würde weitergehen. Er würde es alleine schaffen, wie in den letzten Wochen und Monaten. Doch er würde es zukünftig ohne sein Herz leben müssen... - Ende 1. Akt - Kapitel 8: Herausforderung angenommen ------------------------------------- Schweißgebadet und panisch nach Luft schnappend schoss Sasori aus dem Schlaf auf, sah sich verwirrt, aber durch die Schwärze der Nacht ergebnislos im Zimmer um und wischte sich anschließend über das Gesicht. Kerzengerade saß er im Bett und suchte in der Dunkelheit auf dem Glastisch neben sich nach seinem Handy. Als er es endlich ertastet und zu sich geholt hatte, drückte er wahllos einen der Knöpfe und das Display leuchtete blendend hell auf. 5:13 Uhr. Er seufzte. Diese Nacht war auch nicht länger gewesen, als die letzte. Oder die davor... oder die davor... Seit 2 Jahren jede Nacht immer wieder dieser Albtraum, der ihm ein Weiterschlafen unmöglich machte. Rasch wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht, die jedes Mal beim Aufschrecken sein Gesicht benetzten. Seit 2 verdammten Jahren versuchte sein Unterbewusstsein jede verfluchte Nacht ihm durch diese Bilder klar zu machen, dass ein Teil seines Herzens noch immer in seiner Brust ruhte und absolut totunglücklich mit dem Verlauf der Dinge war; viel lieber in die Arme Deidaras zurückkehren wollte, als noch einen Tag länger so unter eisigen Schichten begraben zu liegen. Etwas irritiert sah Sasori auf. Erst jetzt wurde ihm klar, dass Deidara ihm gestern in die Augen gesehen UND gewusst hatte, dass er bezüglich seines Befindens gelogen hatte. Doch so schnell diese Erkenntnis gekommen war, so schnell schüttelte er diesen Gedanken wieder von sich. Falls es etwas zu bedeuten haben sollte, so war es ein paar Jahre zu spät. Er speiste sein Herz mit der Erklärung ab, dass es sich vermutlich nur wichtig machen wollte und Nichtigkeiten zu bedeutsam bewertete. Zufall. Mehr nicht. Deidara gab es nicht mehr! Ein „wir“ gab es nicht mehr! Und sein Verstand würde einen Teufel tun, diesem Phantom erneut nachzujagen. Er ließ sich von der Schlafcouch gleiten und lächelte. Phantom war das richtige Stichwort. Er hatte eines zu jagen, das deutlich höhere Chancen auf Erfolg versprach und Teil der Realität war, nicht ein naiver Traum aus vergangenen Zeiten. Rasch zog er sich eines seiner Bandshirts über, ehe er in Richtung Badezimmer ging. So früh es auch sein mochte, so wenig Lust hatte er darauf, dass irgendjemand das sehen würde, was er seinem Körper angetan hatte. Die Narben auf den Armen brachten schon viel zu viele Fragen mit sich, doch die auf seinem Rumpf erklärten sich weit weniger routiniert und einfach. Er verließ das Zimmer und stockte, als Deidara ihm aus der Küche, die am Ende des Flurs lag, entgegenkam. Natürlich mit einer Tasse Kaffee in der Hand. Auch der Blonde hielt inne und starrte sein Gegenüber überrascht an, ehe er mit gedämpfter Stimme raunte: „Auch einen?“ Viel Licht fiel von der Küche aus nicht in den Flur, aber es reichte, um Sasoris Arme sehen zu können. Deidara schluckte schwer. Er konnte sich auch daran mal wieder nicht erinnern. Seit wann hatte Sasori bloß diese Narben? Er überlegte einen Moment lang, doch ihm war es, als seien sie bis zu ihrem Gespräch in dem Café nicht da gewesen. Aber darauf vertrauen konnte und wollte er bei seinen immer deutlicher werdenden Erinnerungslücken auch wieder nicht. Sasori bemerkte den Blick. Er hatte ihn schon oft gesehen, bei so vielen Leuten. Doch so komisch es ihm in diesem Augenblick vorkam: er hatte das Gefühl, dass Deidara ihn zum ersten Mal in diesem Zusammenhang so betrachtete. Mitfühlend. Fragend. Besorgt. Und darüber nachdenkend, ob dieser nun Fragen stellen sollte und durfte, oder nicht. Er war einem Kaffee ohnehin nicht abgeneigt, wenngleich er diesen auch nicht unbedingt mit Deidara zusammen zu trinken gedacht hatte. Aber irgendwie erschien ihm dieser Gedanke plötzlich nicht mehr so ganz abwegig, so dass er leicht nickte: „Wenn es keine Umstände macht... dann gerne.“ Die blauen Augen leuchteten auf, während sich ein Lächeln auf Deidaras Lippen stahl: „Aber nicht doch. Ich mache dir einen.“ - „Ähm... danke. Ich komme sofort, ich... mache mich nur eben fertig...“ - „Klar. Du weißt ja wo das Bad ist. Komm dann einfach in die Küche, wenn du fertig bist.“ Strahlend wie der Sonnenschein drehte der Blonde sich herum und kehrte in die Küche zurück, während Sasori das Badezimmer betrat. Er wusch sich das Gesicht und seufzte. Er begann schon wieder weich zu werden, was er doch unter allen Umständen vermeiden wollte. Er war doch nicht auf den Kopf gefallen, wieso also lernte er in diesem einen speziellen Fall einfach nicht dazu? Es mochte vielleicht nur ein Kaffee sein, aber es war auch ein Schritt auf Deidara zu, den er gar nicht machen wollte. Sasori lehnte seine Stirn gegen den Spiegel und beobachtete, wie das Wasser von seinem Gesicht ins Waschbecken tropfte. Aber dieses Glänzen in diesen verfluchten blauen Augen... War es nur Einbildung gewesen? Wunschdenken? Oder war hinter dem Blau zum ersten Mal seit Jahren wieder SEIN Deidara aufgetaucht? Der Deidara, der sich wirklich einfach über einen gemeinsamen Kaffee freute, auch wenn es eine unbedeutende Kleinigkeit zu sein schien? Abermals seufzte er und griff nach seinem Kulturbeutel, kramte Zahnbürste und Zahnpasta hervor und versuchte sich auf das Zähneputzen zu konzentrieren. Er durfte sich jetzt keine Träumereien erlauben. Deidara existierte nicht mehr! Fertig! Aus! Immerhin hatte es den Blonden in die wohl oberflächlichste Gegend der Welt, vielleicht abgesehen von Hollywood, verschlagen: nach Miami! Er selbst war hier, weil in dieser Stadt niemand einem Menschen wie ihm große Beachtung schenkte und er sich in den Schutz der Anonymität und Nichtigkeit begeben konnte. Doch für Deidara war es wohl das Mekka der künstlerischen Träume. SEIN Deidara hätte diese Stadt genauso gehasst, wie er es selber tat. In der Küche röchelte der letzte heiße Wasserdampf aus der Düse, den der Künstler abwesend betrachtete. So schlagartig wach hatte er sich ewig nicht mehr gefühlt, so beschwingt und wohl genauso lange nicht mehr. Er konnte gar nicht aufhören zu lächeln. Es mochte vielleicht nur ein Kaffee sein, eine winzig kleine Geste. Aber für Deidara bedeutete diese kleine Geste so viel mehr. Sie sagte ihm klar und deutlich, dass nicht alle Hoffnung verloren war. Dass da irgendwo hinter Sarkasmus und Coolness noch Zuneigung, zumindest Sympathie gab. Das konnte ihm niemand ausreden, selbst Sasori nicht. Er nahm die Tasse an sich und ging mit dieser zur Bar, als der Rothaarige hereinkam. Völlig in Gedanken vertieft murmelte Deidara beim Hinsetzen: „Schwarz, wie immer?“ Sasori hielt urplötzlich in der Bewegung auf den Hocker inne und nickte langsam: „Ähm... ja. Richtig... Aber woher...?“ Nun fiel auch dem Künstler auf, was er soeben gesagt hatte, überlegte kurz und lächelte dann aufgeregt: „Na, deine Kaffeegewohnheiten kenne ich ja viel länger, als diese Gedächtnislücken zurückreichen! Als ob ich das vergessen würde!“ Sasori setzte sich noch immer ziemlich irritiert auf seinen Hocker und nickte abermals langsam und nachdenklich: „Klingt... logisch. Ja. Ähm... danke für den Kaffee.“ Rasch hielt er sich an seiner Tasse fest und versuchte sich darauf zu konzentrieren, sich beim Trinken nicht noch den Mund zu verbrühen. Nur ganz nebenbei nahm er seinen Verstand wahr, der ihm erklärte, wie dämlich er sich gerade benahm. Er brauchte ein einfaches, aber ablenkendes Gesprächsthema! Ein paar Minuten überlegte er, während Stille wieder das Haus beherrschte. Dann jedoch fiel ihm etwas ein. Er sah Deidara flüchtig aus den Augenwinkeln an: „Weißt du schon, was du mit dem Rosenquarz machen willst? Vielleicht sollten wir ihn Caine ins Labor schicken, um mögliche Fingerabdrücke zu nehmen, auch wenn das wahrscheinlich nichts mehr bringen wird, weil wir das Ding alle angefasst haben und es nicht zu unserem Unbekannten passen würde...“ Deidaras Blick wurde aufmerksam und spitzbübisch, ehe er schmunzelte: „Unserem?“ Verflucht! Seit wann achtete der Blonde bloß wieder auf solche Details? Sasori räusperte sich und wich dem amüsierten Blick aus: „Nenne ihn, wie du willst und lenk nicht vom Thema ab!“ Deidara grinste innerlich über sein eindeutiges 1:0. Doch er versuchte sich nichts anmerken zu lassen und erklärte statt dessen: „Außerdem könnte es schwierig werden, weil ich das Ding gestern Abend noch in die Mülltonne befördert habe. Ich meine... mal ehrlich?! Es kommt von einem Geisteskranken! Und es ist ein blöder Stein! Da kann Hidan noch so oft sagen, dass ich die gesammelt habe... Mich interessieren die Dinger nicht. Punkt.“ - „Du... hast noch nie lange gefackelt, wenn du erst einmal einen Entschluss gefasst hast...“ Der Blonde lächelte: „War das ein Kompliment?“ Sasoris Gesicht verformte sich genervt und er zischte zwischen zwei Schlucken: „Übertreib es nicht. Das war eine Feststellung. Nicht mehr und nicht weniger.“ - „Du siehst gut aus. Äußerlich zumindest.“ Der nächste Schluck landete zum Teil auf dem Tisch, zum Teil im Magen und zum Teil in Sasoris Luftröhre. Hustend stellte er die Tasse ab, nahm von der bereitstehenden Rolle ein Papiertuch ab und wischte den verschütteten Kaffee knurrend auf: „Großartig, jetzt kann ich nicht einmal mehr trinken...“ Viel schlimmer war, dass er spürte, wie eine verlegene Röte ihm ins Gesicht stand, die Deidara dreist und höchst amüsiert musterte. Er sah den Blonden an und fauchte gereizt: „Was sollte der Spruch? Was willst du von mir?“ Die blauen Augen funkelten vergnügt und der Künstler schmunzelte: „Ich will nichts. Ich habe nur eine Feststellung gemacht. Nicht mehr und nicht weniger.“ BÄM, der hatte gesessen! Sasori verschränkte die Arme beleidigt vor der Brust und knurrte. Was sollte er denn jetzt sagen? Darauf eingehen? Oder business as usual? Zweiteres erschien seinem Verstand deutlich angebrachter, so dass er versucht desinteressiert murmelte: „Dann können wir das Thema ja zu den Akten legen.“ - „Nicht ganz.“ - „Wie? Nicht ganz?“ - „Na, immerhin konnte ich bisher nur deine äußere Erscheinung feststellend in Augenschein nehmen.“ - „Zu mehr wird es auch nicht kommen! Ein falsches Wort und ich gehe!“ Seufzend stützte Deidara sich auf der Bar mit den Ellbogen ab: „Schön. Es würde mich trotzdem interessieren wie es dir geht. Aber wenn du nicht willst...“ Wie ein in die Ecke gedrängtes Tier fauchte der Rothaarige plötzlich: „Deidara, hör auf damit! Es hat dich schon lange nicht mehr interessiert, was du EIGENTLICH wissen solltest! Dafür weißt du es jetzt aber... und außerdem, wie ich bereits sagte, geht es mir hervorragend, prima, toll, wie auch immer!“ Deidara fixierte den Profiler und schüttelte den Kopf: „Belüge dich so viel du willst. Ehrlich! Aber ich WEIß, dass das nicht wahr ist. Ich weiß zu meinem Bedauern nur einfach nicht mehr warum...“ Sasori starrte auf seine Tasse und seufzte: „Du hast wirklich keine Ahnung, oder?“ - „Das versuche ich dir schon seit Längerem zu sagen, ja.“ - „Tu uns beiden einen Gefallen und belasse es dann einfach dabei.“ - „Aber... wieso? Wir haben uns mal alles erzählt... was ist passiert?“ - „Deidara! Hör auf! Ich meine es Ernst!“ - „Verdammt, nun sag es doch! Das wird dir schon nicht weh tun!“ Wütend richtete Sasori sich auf und fixierte den Blonden: „HÖR AUF!“ Auch Deidara erhob sich und hielt dem wütenden und leicht flehenden Blick stand: „NEIN! WAS IST PASSIERT?“ Entfernt ertönte aus dem Wohnzimmer ein wütendes Gemurmel, dann das „Bing“ des Aufzugs, ehe es wieder ruhig wurde. Er trat an den Rothaarigen heran, bis nur noch wenige Zentimeter sie trennten. Doch der Profiler bellte wieder nur: „LASS ES SEIN! LASS! ES! SEIN!“ - „NEIN! WAS?! IST?! PASSIERT?!“ - „HIMMEL: WIR! WIR SIND PASSIERT!“ Unsanft wurde Deidara von Sasori wieder auf Abstand geschubst. Der Blonde starrte den Rothaarigen mit offenem Mund an. Die Worte steckten unangenehm in seinem Hals fest, sein Mund war mit einem Mal staubtrocken und sein Verstand ließ ihn in diesem Augenblick nur ein Wort formen: „...Was...?!“ Sasori sah ihn nicht an, auch wenn die gesamte Wut mit einem Mal völlig verflogen war. Die Stimme klang in Deidaras Ohren unglaublich verletzt, auch wenn der Profiler sich um seine gewohnte Monotonie bemühte: „Ja. Bist du jetzt zufrieden?“ Er seufzte. „Dieser Auftrag war eine dumme Idee... ich... ich sollte besser gehen. Ich lasse einen anderen Ermittler schicken und...“ Der Rothaarige wandte sich zum Gehen, als Deidara sich mit ein paar schnellen Schritten in die Küchentür stellte und ihm den Weg versperrte: „Nein. Du gehst nicht... Du... Sasori, wie soll ich verstehen und wiedergutmachen, wenn du mir nicht hilfst mich zu erinnern?!“ Abrupt blieb Sasori stehen. Wieder trennten nur Zentimeter die beiden. Doch dieses Mal bemerkte er diese Nähe viel mehr. Sie fuhr ihm weit mehr durch Mark und Bein, als die Tatsache, dass der Blonde seinen einzigen Fluchtweg versperrte. Er sah in die azurblauen Augen und hauchte: „Weil es zu spät ist, Deidara. DU hast es beendet, nicht ich. Und nun lass mich durch, ich gehe...“ Er versuchte weiterzugehen, doch Deidara rührte sich nicht einen Millimeter, sondern sah ihm weiterhin in die Augen und flüsterte: „Oh nein! Noch einmal lasse ich dich nicht gehen! Du. Bleibst.“ Er beugte sich ein wenig vor, berührte Sasoris Nase mit seiner eigenen. Er spürte, wie der Rothaarige zitterte, während dieser hauchte: „Nicht... berühren...“ - „Nicht... gehen...“ Sasori wusste nicht, was soeben alles über ihm einzustürzen drohte. Es war eine Menge. Ein verdammt große Menge. Wieso stieß er den Blonden nicht einfach von sich? Wieso trat er keinen Schritt zurück? Wieso um alles in der Welt verharrte er nur so, obwohl er so viele Möglichkeiten diese Farce zu beenden? Er war diesem Moment völlig ergeben. Ein Moment so voll von Spannung und einem längst vergessenen, idyllischen Gefühl. Glück. Deidara. Hoffnung. Sein Verstand driftete ins Nichts ab. Wurde in weiter Ferne zum Schweigen gebracht. Sein Herz wollte nicht wissen, dass das hier nicht richtig war. Es wollte glauben, dass es viel zu lange gedauert hatte und eine Erlösung aus einem Martyrium war. Der warme Atem des Blonden duftete noch nach Kaffee. Ja oder nein? Herz oder Verstand? Hoffnung oder Vernunft? Torheit oder besseres Wissen? Ja... oder nein? „BING“ Das Geräusch beförderte Sasori augenblicklich in die Realität zurück. Er trat zurück und fauchte: „Tu. Das. Nie. NIE! Wieder!“ Süffisant lächelte Deidara und fixierte den Rothaarigen mit seinem Blick: „Wenn du bleibst, dann lasse ich es...“ - „Gut, von mir aus. Jetzt habe ich genug Anreiz, um den Kerl schneller als möglich zu kriegen.“ Hinter Deidara latschte Hidan auf die beiden zu. Die Haare zerzaust, nur in Shorts und mit einem tödlichen Blick in den Augen. Verschlafen keifte er: „Alter! Ihr zwei geht mir gehörig auf den Sack! Wenn ihr morgen wieder so früh meint euch anbrüllen zu müssen, dann mische ich mal mit! Verstanden?“ Sasori setzte sich wieder an die Bar, von wo aus er einfach nur grummelte: „Tu doch, was du willst...“ - „Fuck! Dein dämliches Getue geht mir auf die Nüsse!! Wenn ihr nicht aufhört euch ständig zu zoffen, dann gibt’s Hackfleisch für mich zum Frühstück!“ Er schob Deidara unsanft in die Küche zurück, um sich an der Kaffeemaschine zu schaffen zu machen. „Dämliche Sitzpisser... alle beide! Ihr könnt mich mal!“ Während die Maschine zum dritten Mal an diesem frühen Morgen ratterte und röchelte, warf der Manager die Tageszeitung vor Sasori auf die Bar und knurrte: „Beschäftige dich lieber mal damit, statt hier einen auf keifendes Arschloch zu machen. Das ist mein Job! Also mach du deinen!“ Der Rothaarige schlug die Zeitung auf und antwortete bewusst gelangweilt und monoton: „Das muss ich mir von keinem Manager sagen lassen, der es nötig hatte Nachhilfe bei einem Schüler zu nehmen.“ Hidans missmutiges Knurren war ihm Antwort genug. Er wusste, wie man diesen reizen konnte. Je weniger er sich aufregte, umso mehr regte Hidan sich auf. So einfach war das. Innerlich musste Sasori sogar lächeln. Er hatte ganz vergessen, wie viel Spaß das immer gemacht hatte Hidan auf die Palme zu bringen. Der Titelbericht, den er allerdings aufschlug, ließ jede Spur von Freude oder Spaß sofort wieder verschwinden. „Kunstkritiker Sam McNeil tot aufgefunden Miami. In der Nacht wurde der renommierte Kunst- und Literaturkritiker Sam McNeil tot in seiner Wohnung aufgefunden. Ersten Vermutungen zufolge wurde er durch Fremdeinwirkung erstickt. Post mortem wurden ihm Zunge, Augen und Ohren entfernt, die bis jetzt noch nicht aufgefunden werden konnten. Die Polizei tappt weiterhin im Dunkeln und beantwortete keine Fragen, ob es einen möglichen Zusammenhang zu bisher verübten Morden geben könnte, die Künstler und Kritiker zum Opfer hatten. Bis genaue Ergebnisse vorliegen verweigern die örtlichen Polizeibehörden jeden Kommentar. Wir halten Sie auf dem Laufenden.“ Sasori warf die Zeitung ruppig beiseite und riss Hidan den Stapel Briefe aus der Hand, den dieser noch immer festhielt. Beschriftete Umschläge und Werbeflyer warf er achtlos auf die Bar, bis ein völlig unbeschrifteter Umschlag zwischen den anderen auftauchte. Den Rest warf er zu den anderen und sah Deidara an: „Darf ich?“ Dieser verdrehte genervt die Augen: „Ja, um Himmels Willen! Und auch alle anderen, so lange der Fall läuft!“ Ungeduldig öffnete der Rothaarige den Umschlag und holte den Brief hervor, faltete diesen auseinander und las vor: „Liebster Deidara! Du wirst dich fragen, wieso ich einen Kritiker tötete, der kein schlechtes Wort über dich verloren hat... Nun, wie erkläre ich es? Ich weiß schon! Da dieser Stümper noch immer bei dir seine sogenannte Arbeit macht, werde ich ein kleines Rätsel daraus machen! Du wirst sehen, dass ich viel besser bin als er! Ja, Sasori! Ich weiß wer du bist! Und ich hasse dich!! Nie wirst du mich kriegen! Ich fordere dich heraus! Ein Duell. Ab sofort wirst du herausfinden müssen, wieso ich meine Opfer ausgewählt habe! Die Symbolik bei McNeil ist zum Einstieg einfach, ich will dich ja nicht sofort entmutigen! Deidara gehört mir! MIR! Mir allein!!! ~XX~“ Wütend ließ Sasori das Blatt Papier auf die Bar fallen und stürmte in sein Zimmer. Er musste den Tatort besichtigen. Sofort! Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Wieso um alles in der Welt kannte dieser Kerl ihn? Würde ER diesen Kerl kennen, wäre er sicherlich durch das Profil bereits auf einen Verdächtigen gekommen. Doch so sehr er auch nachdachte, es kam einfach niemand dabei herum, der wirklich passen würde. Kiba war absolut auszuschließen. Wer sich von Deidara in Unterwäsche vor die Tür setzen ließ, der war ganz sicher kein hochintelligenter und gestörter Psychopath! Eiligst zog er sich Hose, T-Shirt, Schuhe und seinen Mantel an. Deidara saß in der Küche und starrte aus dem Fenster. So langsam verzweifelte er an seinem Halbwissen. Alles lag so dunkel in seinem Kopf herum, ohne dass er bewusst auf die Erinnerungen zugreifen konnte. Woher nur kannte er diesen Unbekannten wohl? Und wusste dieser, dass er sich nicht erinnern konnte? Wieso schaffte es Sasori immer wieder, dass er sich erinnerte, aber dieser dumme Stein nicht? Und, die für ihn wichtigste Frage, was war zwischen ihnen beiden passiert? Wieso hatte ER etwas beendet, was er sich insgeheim über alles wünschte? Er hörte, wie Sasori das Arbeitszimmer wieder verließ und kehrte mit seinen Gedanken wieder zurück ins Hier und Jetzt. Er sprang auf und folgte dem Rothaarigen, den er am Aufzug einholte. Fragend sah er den Profiler an: „Was hast du vor?“ Sasori räusperte sich: „Ich werde mir den Tatort ansehen. Wenn dieser Kerl meint mich herauszufordern, dann soll er das haben. Ich mag es nicht, wenn mir jemand dumm kommt, den ich nicht einmal kenne!“ - „Der WILL dich doch nur provozieren!“ - „Und wenn schon. Wichtig ist, dass ich möglichst viele Informationen über ihn gesammelt kriege. Es nervt mich ohnehin schon, dass er sich nicht auf eine Technik festlegt. Ich erkläre euch das später... Ruf du Caine an und sage ihm, dass ich mich mit ihm am Tatort treffen werde.“ - „Woher weißt du denn, wo der ist, bitteschön?“ Seufzend stieg Sasori in die Kabine: „Ich fahre vorher im Büro vorbei. Bis später.“ Er drückte den Knopf und Deidaras Antwort wurde von der sich schließenden Tür verschluckt. Die Tür der Detektei wurde ohne Vorwarnung oder Anklopfen aufgestoßen und Sasori stürmte herein. Kisame, der mal wieder in seinem Bürostuhl eingenickt war, fiel vor Schreck mitsamt Stuhl hintenüber und landete unsanft auf dem Boden. Während Itachi schadenfroh kicherte, die Tür wieder ins Schloss flog und Sasori durch den Raum eilte, sah Kisame auf und keifte: „Dir auch einen schönen guten Morgen, Arschloch!“ - „Keine Zeit für Komplimente.“ Ehe der Umgefallene etwas antworten konnte, war Sasori auch schon in Nagatos Büro verschwunden. Kisame rappelte sich wieder auf und knurrte Itachi an: „Hör auf so blöde zu lachen! Man ey, der ist frühmorgens schon unruhig wie ein Hornissenschwarm. Jemand sollte ihn mal auf Koffeinentzug setzen.“ Abwehrend hob Itachi seine Hände und schüttelte energisch den Kopf: „In der Zeit mache ich meinen Jahresurlaub!“ - „Nix da! Wenn ich leide, dann leidest du mit! Entweder du kommst zur Arbeit oder ihn nehme mir auch Urlaub und zeige dir jeden Tag meine Dias von den Küstenreisen, die ich bisher gemacht habe.“ - „Pah! Ich lasse mir doch nicht von dir drohen! Ehe du was merkst bin ich irgendwo auf einer karibischen Insel und schlürfe Cocktails.“ - „Kameradenschwein.“ - „Für dich: immer gerne...“ Sasori sah Nagato an und wartete darauf, dass dieser ihm die gewünschte Adresse heraussuchte. Doch auch nach 5 Minuten tauchte sie nirgendwo auf. Resignierend seufzte der Chef: „Ich habe keine Ahnung, wo die schon wieder ist. Konan hat Urlaub, weißt du und...“ - „Verstehe schon. Ich weiß wie du ohne sie 'Ordnung' hältst. Such in Ruhe.“ Irritiert sah der Vorgesetzte auf: „In Ruhe?!“ - „Ja! Sprech ich Kisuaheli oder was? Such in Ruhe, ich wollte ohnehin noch kurz zu Madara...“ - „Achso. Gut. Mach das. Ich bringe sie dir, sobald ich sie gefunden habe.“ - „Danke. Aber lass dir, bitte, nicht ZU viel Zeit.“ Der Profiler wandte sich ab und verließ das Büro wieder, um ohne große Umschweife in das links daneben zu gehen. Wieder klopfte er nicht an, sondern betrat einfach den kleinen Raum und schloss hinter sich die Tür. Madara war ein Mann mittleren Alters mit recht wilden, schwarzen Haaren und sehr viel Erfahrung. Er war es auch gewesen, der Sasori überhaupt erst in diese Detektei geholt hatte. Sie hatten sich damals während Sasoris Studium in Japan kennengelernt, wo Madara als Gastdozent Vorträge gehalten hatte über die Wichtigkeit von psychologischen Profilen in der Verbrechensbekämpfung. So war der Rothaarige schließlich auf den Geschmack gekommen und hatte die Ausbildung durchgezogen. Der Ältere sah auf und lächelte leicht: „Schon wieder zurück?“ Sasori schüttelte den Kopf: „Nein, nur auf kurzer Durchreise. Ich wollte mir dein Buch ausleihen über außergewöhnliche Profile.“ Madara nickte, stand auf und trat an ein Bücherregal heran, in dem unzählige Werke über Profile, Ermittlungsmethoden und verdeckte Ermittlungen standen: „Jetzt sag nicht, dass er dir Schwierigkeiten bereitet.“ - „Noch nicht. Aber auch wenn er versucht es zu verdecken... er ist hochintelligent. Kommt an Informationen, die einem normalen Bürger eigentlich unbekannt sind. Entweder er ist ein Eiferer oder ein Insider. Deshalb brauche ich das Buch.“ Während er seine Finger suchend über die Buchrücken gleiten ließ nickte der Ältere: „Verstehe. Du hast Glück, dass du heute gekommen bist. Ab morgen bin ich verdeckt unterwegs. Im Westviertel macht eine Drogenbande Ärger.“ Schelmisch grinste Sasori: „Und die nehmen tatsächlich Senioren bei sich auf?“ - „Hey! Senioren, pah! Erfahren, mein Lieber, erfahren, nicht alt... Grünschnabel!“ Er verharrte auf einem Buchrücken, grinste zufrieden, zog es heraus und hielt es dem Rothaarigen entgegen: „Hier ist es, Grünschnabel. Weißt du denn, wie du es benutzen musst?“ Noch immer grinste er schelmisch, als der Jüngere antwortete: „Zur Not ruf ich dich an und lese dir daraus vor, wenn du deine Lesebrille mal wieder verlegt hast.“ Er nahm das Buch an sich und verbeugte sich: „Danke, Sensei-sama. Ich werde es unbeschadet zurückbringen.“ - „Natürlich. Wie immer.“ Madara nickte Sasori zu. „Kann ich dir noch irgendwie helfen, ehe ich vorerst nicht erreichbar sein werde?“ Kurz überlegte der Jüngere, ehe er mit den Schultern zuckte: „Falls du mir sagen kannst, wie ich jemanden finde, der über die Zielperson UND über mich Bescheid weiß, die ich allerdings nicht kenne und an die sich die Zielperson aufgrund ominöser Gedächtnislücken nicht erinnern kann, dann kannst du mir in der Tat helfen.“ Lachend klopfte Madara seinem Schüler auf die Schulter: „Dein Optimismus erstaunt mich immer wieder aufs Neue. Und dein Talent sehr persönliche Dinge so unsagbar trocken zu verpacken.“ Irritiert sah der Rothaarige auf: „Wie... kommst du darauf, dass es etwas persönliches ist?“ - „Dein Ausraster von neulich war kaum zu überhören gewesen.“ Grummelnd wandte Sasori den Blick ab: „Verdammt. Im Vordergrund ist und bleibt aber der Fall. So wie ich es gelernt habe.“ - „Wenigstens einer, der im Unterricht nicht geschlafen hat. Ich wusste schon, wieso ich dich damals nach Miami gebeten habe. Mach dir mal keine Sorgen. Du wirst schon noch Erfolg haben.“ - „Natürlich. Ich...“ Ein Klopfen unterbrach das Gespräch. Nagato öffnete von draußen die Tür und reichte Sasori stolz einen Zettel mitsamt Adresse: „So! Da ist sie. Habe sie gefunden!“ Skeptisch hob der Profiler eine Augenbraue: „Gib es zu: du hast bei der Zeitung angerufen und sie dir neu geben lassen.“ - „Verdammt, woher weißt du DAS schon wieder?“ - „Weil Konan andere Notizzettel benutzt, ganz einfach. Und die Sauklaue kann ja nur von dir sein.“ - „Habe ich schon einmal erwähnt, dass ich Profiler hasse?“ Grinsend nickte Sasori: „Jeden Montag, jedes Mal wenn du Zoff mit Konan zu Hause hattest, jedes Mal wenn ihr euch wieder 'versöhnt' habt, jedes Mal wenn...“ Nagato seufzte laut: „Schon gut! Und jetzt sieh zu, dass du diesen Kerl schnappst! Die anderen maulen schon, weil sie in deine Fälle nicht reinkommen.“ Nickend schob sich Sasori aus dem Büro: „Keine Sorge, ich beeile mich. Wie immer. Bis die Tage.“ Mitsamt Buch und Adresse verließ er die Detektei so fluchtartig, wie er sie betreten hatte. Grinsend nahm Madara wieder hinter seinem Schreibtisch Platz und fragte sich, wie sich sein Schüler wohl schlagen würde. Er war schon sehr gespannt darauf, wie es auch Nagato war, der jedoch viel eher hoffte, dass der Profiler bald wieder zurück sein würde, um die komplizierteren Fälle zu lösen. Kapitel 9: Phase 2 ------------------ Die Sonne war bereits aufgegangen, als Sasori und Caine das große Haus McNeils betraten. Es war weit weniger protzig, als das Deidaras, sondern zeugte von einer gut situierten Eleganz. Das Haus war im barocken Stil erbaut, dem sich auch das gesamte Interieur anglich. Während sie die Treppe nach oben stiegen, um ins Schlafzimmer zu kommen wo der Kritiker aufgefunden worden war, unterhielten die beiden Ermittler sich. Caine erklärte in aller Kürze das Wichtigste: „Nun, wie Sie bereits wissen wurde McNeil erstickt, mit einem Kissen, und ihm wurden Augen, Zunge und Ohren entfernt. Sie sind noch immer nicht aufgetaucht.“ Der Rothaarige nickte: „Ja, das stand bereits in der Zeitung. Gab es ansonsten irgendwelche Besonderheiten?“ - „In der Tat, gewissermaßen. Mal wieder keinerlei Einbruchspuren.“ - „Damit habe ich auch nicht gerechnet. Ich befürchte, dass wir es mit einem Profi zu tun haben...“ - „Der Gedanke kam mir auch schon. Zumal er bisher auch nie Fingerabdrücke oder nur ein Haar zurückgelassen hat. Nichts.“ Sie erreichten den Flur in der oberen Etage und betraten das zweite Zimmer links, das Schlafzimmer. Sie ließen die Absperrung hinter sich und traten ein. Sasori sah sich um und schluckte schwer. Für üblich waren die Zimmer nach solcherlei Taten völlig verwüstet. Doch hier bot sich ihm ein Bild, das absolut ungewöhnlich war. Nicht einmal der Teppich war verrutscht. Alles lag ordentlich an seinem Platz. Nicht einmal Blut war zu sehen. Seufzend trat er an das Bett heran. Die Bettwäsche sah so aus, als sei vor wenigen Minuten erst jemand einfach nur aufgestanden. Nichts deutete auf ein Verbrechen, geschweige denn einen Mord hin. Die Hausschuhe standen halb unter dem Bett ordentlich nebeneinander. Auf dem Nachtschränkchen standen eine Leselampe, ein Buch mit Lesezeichen, ein Glas mit einer goldenen Flüssigkeit, vermutlich Whiskey, und ein Bilderrahmen mit einem Foto darin. Der Rothaarige griff nach dem Bilderrahmen. Ein eiskalter Schauer lief ihm den Rücken herab. Er hatte sich offenbar wirklich mit einem hochintelligenten Insider angelegt. Sofern McNeil nicht einen verlorenen Sohn in Japan hatte oder eine andere Verbindung dorthin, so konnte er den jungen Mann auf dem Bild auf keinen Fall kennen! Seine Finger begannen leicht zu zittern. Den Polizeibeamten war es vermutlich nicht aufgefallen, weil es so ordentlich im Raum stand, wie alles andere von McNeil. Doch der Stalker musste gewusst haben, dass ER es finden würde! Er musste es vorausgesehen haben! Und immer mehr beschlich Sasori die ungute Ahnung, dass es nicht IRGENDEIN Profi sein konnte, sondern nur ein Ermittler irgendeiner polizeilichen Behörde. Viel zu gut war das Wissen über Beweisausnahmen, Medienwissen, seine Arbeit als Detective und Deidaras Doppelidentität. Er hatte es mit einem Cop zu tun! Er sah noch immer auf das Bild, das einen jungen Mann mit blonden, kurzen Haaren zeigte und einem sehr markanten Merkmal: der Blonde trug auf jeder Wange deutlich sichtbare Narben von tiefen Kratzern. Und er, Sasori, kannte diesen Mann... {Flashback} Guter Laune schlenderten Sasori und Deidara in die Straße hinein, in der das Kino lag. Seit Wochen hatten sie sich das vorgenommen und nun hatte es endlich geklappt, trotz all der Arbeit und Deidaras neuem Freund, mit dem dieser seit nun fast 2 Monaten zusammen war. Gequält lächelte der Rothaarige und sah seinen besten Freund von der Seite an: „Und? Wie läuft es mit Naruto? Wenn ich fragen darf...“ Vergnügt kicherte der Blonde: „Es läuft echt gut, auch wenn er mit Kunst nichts anfangen kann. Aber wir unternehmen sehr viel miteinander, wozu ich dich nie überreden konnte. Letzten Samstag waren wir in einem echt tollen Club und haben uns die Füße wund getanzt.“ Er bemerkte den bedrückten Blick und stieß Sasori mit dem Ellbogen leicht in die Rippen: „Nun zieh nicht so ein Gesicht! Und lass Naruto mal Naruto sein. Das ist UNSER Abend und den möchte ich mit viel Popcorn und Cola neben dir im Kino verbringen!“ Wieder konnte Sasori sich nur zu einem Lächeln zwingen, nickte aber: „Klingt super...“ Sie betraten das riesige Gebäude und fanden sich in einer enorm großen Empfangshalle wieder. Am anderen Ende führte eine Treppe nach oben, wo die Kinosäle waren. In der Halle selber waren links von ihnen die Stände mit der Filmverpflegung und rechts von ihnen gut 10 Schalter, an denen man die Tickets kaufen konnte. Kurz blieben die beiden stehen und sahen sich um. Es war zwar belebt, aber nicht überfüllt, da kein Kinotag war. Sasori mochte es einfach nicht, wenn es so irre voll hier war, dass man kaum einen Fuß an die Erde bekam. Bei höheren Preisen schenkten sich viele den Gang ins Kino lieber, doch ihm kamen diese Tage gerade recht, auch wenn es etweas mehr kosten mochte. Deidara sah ihn lächelnd von der Seite an: „Soll ich dir was von der Schnuckelbar mitbringen?“ Der Rothaarige schüttelte den Kopf: „Nein, danke. Ich warte, wie immer, dass du völlig überfressen an deinem Popcorn aufgibst und ich die Reste kriege.“ Gespielt beleidigt streckte der Blonde ihm die Zunge raus: „Geizig und gemein, wie immer.“ Dann lächelte er wieder. „Gehst du die Karten holen? Dann treffen wir uns an der Treppe.“ Lächelnd nickte Sasori: „Natürlich... wie immer.“ Während Deidara mit größeren Augen als Magen auf die zahlreichen Angebote der Süßigkeitenbar zusteuerte und vor Verzückung schon fast einen Zuckerflash bekam, trottete Sasori zu einem freien Schalter, hinter dem eine unterbezahlte und immens gelangweilte Studentin saß. Sie kaute überdeutlich auf ihrem Kaugummi herum und seufzte deutlich hörbar auf, als der Rothaarige vor ihr stand: „Herzlich willkommen im Kinopalast.“ Sasori ignorierte die unterschwelligen Versuche ihn zu einem anderen Schalter zu verscheuchen und bestellte mit einem ähnlich gelangweilten Tonfall: „Zwei Karten für 'Atlantis', bitte.“ Plöpp. Die Kaugummiblase platzte und die Kassiererin tippte auf der Tastatur herum, ehe zwei Tickets aus einem Spalt vor ihr erschienen. Sie sah Sasori auffordernd an: „Das macht 1700 Yen.“ Rasch kramte er das Geld aus seinem Portemonnaie und legte es ihr passend auf den Schalter, von wo sie es sich nahm und ihm lustlos die Karten entgegen schob: „Viel Spaß.“ - „Danke... gleichfalls.“ Den giftigen Blick nahm er mit einer gewissen Portion Genugtuung wahr, ehe er zur Treppe schlenderte, an der Deidara bereits mit einem monströsen Becher voller Popcorn und einem weiteren riesigen Becher Cola wartete. Sasori drückte einem Angestellten, der am Fuße der Treppe stand, die Karten in die Hand, welcher sie entwertete und zumindest freundlicher als die Studentin einen angenehmen Abend wünschte, bevor er die entwerteten Karten zurückgab. Freudig eilten die beiden die Stufen herauf. Zwei Minuten noch, bevor der Film anfing. Es war jedes Mal dasselbe, wenn sie ins Kino gingen. Dank Deidara kamen sie IMMER erst auf den letzten Drücker an. Aber immerhin waren sie noch nie zu spät gewesen, was wohl eher Sasoris Verdienst war, dank seiner maßlosen Ungeduld. So entstand aus zwei Extrema ein pünktliches Duo. Nach den letzten Stufen eröffnete sich abermals ein langer Gang. Sasori sah noch einmal auf die Karten und raunte: „Saal 2, 3. Reihe von hinten, Mitte. Ich liebe Nicht-Kinotage.“ Deidara grinste: „Stimmt schon. Manchmal haben deine komischen Angewohnheiten auch ihre Vorteile.“ - „Pfff. Ich bin pragmatisch. Meine 'komischen Angewohnheiten' haben immer ihre Vorteile.“ Schmunzelnd betraten sie Kinosaal 2 und verschafften sich einen kurzen Überblick. Es waren ein paar andere Zuschauer da, aber voll war es keineswegs. Die Werbung fing gerade an, doch durch die beleuchteten Stufen schafften die beiden es ohne große Probleme in ihre Reihe, auch wenn die anderen Gäste in ebendieser nicht sonderlich erbaut darüber waren, nun wieder aufstehen zu müssen, um eine blonde Popcornschleuder und ihre Begleitung hindurch zu lassen. Plötzlich jedoch blieb Deidara abrupt stehen, so dass Sasori beinahe in diesen hineinlief. Irritiert sah er auf und raunte: „Was ist los? Wieso bleibst du stehen?“ Der Blonde drückte Popcorn und Cola den wieder sitzenden Gästen in die Hände und knurrte kurz: „Könnt ihr behalten!“ Dann rauschte er wie von der Tarantel gestochen los. Sasori schüttelte völlig verwirrt den Kopf und versuchte seinem besten Freund hinterherzukommen. Was war denn auf einmal los? Er verstand gar nichts mehr! Hatte er etwas falsch gemacht?! Fast am anderen Ende der Reihe baute der Blonde sich vor zwei Gestalten auf, die auf einem der Pärchensitze lungerten und weit weniger mit der Werbung, als mit der Zunge des jeweils anderen beschäftigt waren. Sasori schloss auf und schluckte schwer, als ihm endlich auffiel, was hier eigentlich los war. Noch ehe er eingreifen konnte hatte Deidara allerdings schon Naruto am Kragen gepackt und auf die Füße gezogen, um lautstark seiner Wut Luft zu machen: „Sag mal, was machst du eigentlich da, du Arschloch?!“ Stammelnd hob Naruto beschwichtigend die Arme: „Schatz, was machst du... ich meine... das ist nicht das, wonach es aussieht!“ - „Ach nein? Dann erkläre mir was es sein kann, das wie rumknutschen aussieht, wie rumknutschen klingt und schwer nach Fremdgehen riecht?!“ - „Alter, bleib locker! Sasuke und ich sind beste Freunde, wie ihr! Nicht wahr? Ey, Sasori, hilf mir doch mal!“ Der Rothaarige lächelte kalt: „DU willst MEINE Hilfe? Ich schiebe meinem besten Freund aber NICHT die Zunge in den Hals... Aber gut, wenn du unbedingt Hilfe willst...“ Geschockt sah Deidara ihn an, doch Sasori lächelte noch immer kühl, holte aus und traf. Mitten ins Gesicht, ehe er raunte: „Das sollte dir dabei helfen nie wieder zu vergessen, dass du es mit mir zu tun kriegst, wenn du Deidara verarschst.“ Er sah den Blonden an. „Komm. Gehen wir.“ Während Sasuke bloß desinteressiert die Werbung schaute, Naruto sich das getroffene Auge jammernd hielt, packte der Rothaarige Deidara am Handgelenk und zog diesen wieder aus der Reihe heraus, ohne auf das Meckern der Gäste zu achten. Erst im Flur, wo sie wieder von Licht umgeben waren, fiel ihm auf, dass Deidara die Tränen in den Augen standen. Sofort blieb er stehen und sah seinen Freund hilflos an: „Hey... Sorry, dass ich ihm eine reingehauen habe, aber...“ - „NEIN! Nein... das hat schon beim Zusehen einfach nur gut getan! Danke. Du bist der Beste.“ Der Blonde zog ihn in eine Umarmung und er legte seine Arme bereitwillig um diesen. Ein paar Minuten standen sie einfach nur so dort, völlig alleine. Ausnahmsweise bewies Sasori eine Engelsgeduld, während Deidara seufzte und schluchzte, das Gesicht an seine Schulter presste. Beruhigend strich er diesem über den Rücken, hielt ihn einfach nur fest. Wie immer, wenn Deidara mal traurig war. Nach Minuten beruhigenden Schweigens und vertrauten Umarmens löste der Blonde sich wieder und lächelte erschöpft mit feuchten Augen: „Kacke, da hat uns dieser Penner den Kinoabend verdorben...“ Vorsichtig wischte Sasori die letzten Tränen von Deidaras Wangen und lächelte leicht: „Der wird auch keine Freude mehr an dem Film haben. Außerdem... scheiß doch auf den Film. Wir gehen jetzt nach Hause, ich mache uns einen Kaffee und dann sieht die Welt schon ganz anders aus.“ - „Das ist lieb gemeint, aber ich glaube, dass ich lieber nach Hause gehen werde... Erstens habe ich da noch ein paar Bilder, die fertig werden wollen und ein paar Gegenstände, die versehentlich bei der Explosion beschädigt werden SOLLEN.“ Sasori nickte und die beiden machten sich auf den Weg, ließen rasch das Kino hinter sich und bogen ein paar Mal ab, bis sie in der Straße ankamen, in der Sasori wohnte. Sie lag auf Deidaras Weg, so dass sie sich meistens vor der Haustür von dem Haus Chiyos trafen. Sie passierten das Haus mit der Nummer 2. Bis zu Chiyos Haus, Nummer 46, war es noch ein Stück. Deidaras Tränen waren mittlerweile getrocknet. Er konnte seinen Blick nicht von dem Fußweg vor sich nehmen, seufzte in Gedanken nach endlos scheinendem Schweigen: „So langsam glaube ich, dass du Recht hattest...“ Irritiert sah der Rothaarige seinen Freund von der Seite an: „Was meinst du?“ - „Na ja... das mit meinem Talent, mir immer die falschen auszusuchen.“ Beruhigend klopfte Sasori ihm auf die Schulter: „Ach, das wird schon. Du wirst sehen. Irgendwann steht er vor dir und du wirst es wissen.“ Trocken lachte der Blonde auf: „Ja, wie jedes Mal. Ich komme mir so dumm vor!“ - „Das bist du aber nicht. Du hattest eben einfach noch kein Glück...“ - „Das hat mit Glück nichts zu tun, Sasori. Ich weiß genau, was ich eigentlich möchte! Ich möchte jemanden, der mich wirklich aufrichtig liebt, auch wenn ich meine Freiheit brauche. Und das nicht als Fahrschein zu lieblosem Sex oder Fremdgehen sieht. Aber ich bin zu dumm einen Kerl zu finden, der das kapiert...“ Sasori hielt Deidara am Arm fest und stoppte ihren Lauf, ehe er den Kopf schüttelte: „Jetzt hör mir mal zu! Das ist NICHT zu viel verlangt. Und es ist auch nicht deine Schuld, verstanden? Wer nicht kapiert, was für ein toller Kerl du bist, der hat dich auch gar nicht verdient! Die wissen doch gar nicht, was sie an dir haben.“ Ein leichtes Funkeln kehrte in die blauen Augen zurück, ehe der Blonde lächelte und hauchte: „Danke... was würde ich nur ohne dich tun...“ - „Die Frage kann ich dir nicht beantworten. Aber ich werde immer ein offenes Ohr für dich haben und für dich da sein, wenn du mich rufst.“ Mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen nickte Deidara: „Ich weiß. Und ich werde immer für DICH da sein. Tausend Dank.“ Langsam gingen sie weiter, nur noch drei Häuser trennte sie von ihrem Ziel. Sasori hauchte: „Nicht dafür. Ist doch selbstverständlich.“ Doch der Blonde schüttelte energisch den Kopf: „Nein, das ist es nicht! Du bist der Einzige, auf den ich mich verlassen kann und dem ich so vertraue...“ Sie erreichten das Haus von Sasoris Großmutter und blieben abermals stehen. Deidara fixierte den Rothaarigen mit dankbarem Blick: „Wirklich, ich meine das Ernst. Es gibt niemanden auf dieser Welt, der mir mehr bedeutet oder der für mich zu ersetzen ist. Ich... wollte nur, dass du das weißt.“ Mit knallrotem Gesicht wandte Sasori den Blick ab, doch feine, warme Hände legten sich an seine Wangen und dirigierten das glühende Gesicht so, dass sie sich in die Augen sahen. Deidara lächelte: „Das muss dir doch nicht peinlich sein. Oder...“ - „Nein... nein... ich... ich bin es nur nicht gewöhnt, solche schönen Dinge zu hören...“ - „Was eine Schande ist! Ehrlich! Du... bist und bleibst in meinen Augen der Beste!“ Sasori lächelte gequält und trat vorsichtig einen Schritt zurück. Es war eine merkwürdige Situation. Einerseits war es so wundervoll diese Worte von Deidara zu hören, die warmen Hände auf seinem Gesicht zu spüren und diese Gesten vollkommen zu genießen. Andererseits aber konnte er damit wirklich nicht umgehen, war unsicher und kaum derselben Meinung. Darüber hinaus schmerzte es einfach, dass er selbst so viel mehr aus diesen Gesten zog, als Deidara wohl jemals meinen würde. Er sah zu Boden und hauchte leise: „Danke... ich... werde dann mal reingehen. Ich komme morgen vorbei, okay? Soll... ich Brötchen mitbringen?“ Zaghaft nickte der Blonde: „Gerne. Es wäre schön, wenn wir mal wieder zusammen frühstücken könnten... Also dann... bis morgen...“ - „Ja. Versuch zu schlafen...“ - „Mache ich. Ich werds versuchen...“ {Flashback Ende} Sasori verließ die Aufzugkabine und trat ins Wohnzimmer, wo Deidara auf der Couch saß und ihn erwartungsvoll ansah: „ Hi... Und? Konntest du etwas herausfinden?“ Der Rothaarige nickte und seufzte: „Eine ganze Menge sogar. Aber ich muss noch ein paar Recherchen anstellen, um mir ganz sicher sein zu können. Aber ich denke, dass ich mein Profil verfeinern konnte UND sich dieser Irre wirklich sehr für deine Ex-Freunde interessiert.“ Er sah sich kurz um. „Wo ist der Brüllaffe?“ - „Hidan? Beim Zahnarzt.“ - „Beim... Zahnarzt?!“ - „Ja. Der war nach deinem Verschwinden noch immer so angepisst, dass der wütend in der Küche auf und ab gelaufen ist, bis... nun, bis sein Gebiss durch einen Ausrutscher eine unangenehme Bekanntschaft mit dem Küchenboden gemacht hat. Nichts schlimmes, nur ein kleines Stück Zahn abgebrochen, aber du kennst seine theatralische Leidensdarstellung bei so etwas...“ Nickend nahm der Rothaarige ebenfalls auf der Couch Platz: „Oh ja! Und ich würde mein letztes Hemd verwetten, dass das hinterher alles MEINE Schuld sein wird.“ Schmunzelnd warf Deidara den Kopf in den Nacken und schaute an die Zimmerdecke: „Natürlich! Also geh ihm heute lieber aus dem Weg. Aber zurück zum Thema: was hat sich ergeben?“ Sasori holte einen Umschlag aus seiner Manteltasche hervor und aus diesem wiederum einen kleinen Stapel Fotos, den er zwischen sich und Deidara ausbreitete, sowie ein paar Dokumente. Er erklärte: „Lieutenant Caine war so freundlich und hat mir direkt ein paar Laborergebnisse und Polizeifotos mitgegeben.“ Er holte ein Foto hervor, auf dem das Gesicht des Kritikers zu sehen war. Deidara drehte sich der Magen um. Das Gesicht war völlig entstellt. Die Augenhöhlen von verkrustetem Blut umrandet, ausgehöhlt und in eine dunkle Ewigkeit zu führen scheinend. An den Seiten des Schädels war nicht mehr zu sehen, als die zurückgelassenen, ausgefransten Stumpen, wo einst die Ohren des Mannes waren. Der Mund war offen... im wahrsten Sinne des Wortes. Der Unterkiefer hing nur noch provisorisch am Rest des Gesichts und ein Stummel ließ Deidara erahnen, was vorher die Zunge gewesen sein musste. Als ob ihn das völlig kalt ließ, erklärte Sasori monoton weiter: „Mir ist auf dem Rückweg eine Idee gekommen. In dem Brief stand etwas über die Symbolik, die der Stalker bei McNeil verwendet habe.“ Deidara nickte nur wortlos. „Augen, Ohren, Zunge. Da wurde es mir klar. Mit den Augen sieht man etwas, mit den Ohren hört man und mit der Zunge kann man sowohl schmecken, als auch SPRECHEN. Du kennst doch die drei Affen: Minai, Kikanai und Iwanai.“ Deidara sah mit einem Mal auf, seine Augen weiteten sich ungläubig, doch er nickte: „Natürlich! Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen...“ Der Rothaarige nickte: „Richtig. Und wenn wir jetzt noch die Tatsache hinzuziehen, dass der Stalker nur dich als Leitmotiv hat, dann komme ich zumindest zu dem Schluss, dass es etwas geben muss, das er etwas ignoriert oder gebilligt haben muss, das dir irgendwie geschadet hat oder schaden wird.“ Seufzend ließ Deidara sich nach hinten fallen: „Alter, ich drehe noch durch! Der Typ macht mir echt immer mehr... Angst...“ Er sah Sasori erschöpft an: „Ich... bin wirklich froh, dass DU hier bist...“ Nein, nein, nein! Sasori seufzte innerlich auf. Nicht schon wieder! Dieses Mal würde er nicht wieder darauf eingehen und sich um den Finger wickeln lassen. Er würde auch keine Diskussion anzetteln, sondern es einfach ignorieren. Eiligst nahm er den Stapel Fotos an sich und durchsuchte diesen. Er atmete erleichtert auf, als das Telefon klingelte und Deidara aufsprang, um abzunehmen. Während er nach dem Foto von Naruto suchte, lauschte er mit halber Aufmerksamkeit dem Telefonat. Deidara meldete sich: „Bangart. … Guten Morgen Lieutenant Caine. Was...? … … Ja, ich erinnere mich. … …. …. Ja. … … Eine WAS?! … … … Nein, tut mir Leid, ich... … … Ja, werde ich. Vielen Dank für Ihren Anruf. … Auf Wiederhören.“ Er legte auf und sah Sasori mit völlig verwirrtem Blick an: „Das... das war Caine. Du glaubst nicht, was der mir gerade erzählt hat.“ Genervt knurrte der Rothaarige: „Keine Ahnung, ob ich es glaube oder nicht. Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen.“ - „Jahaaaa. Das Stück Plastik, das im Atelier gefunden wurde... es... ich glaube das einfach nicht...“ - „Was, Deidara, WAS?“ - „Es gehört zu einer SKIBRILLE! Kannst DU mir was dazu sagen? Ich habe mal wieder keinen blassen Schimmer, was ICH mit einer blöden Skibrille zu tun haben könnte... oder irgendjemand, der mir wahnhaft nacheifert...“ Gut, damit hatte der Rothaarige nicht gerechnet. Er überlegte einen Augenblick lang, konnte allerdings auch nur den Kopf schütteln: „Also... das ist wirklich ungewöhnlich. Aber nein, tut mir Leid. Zu einer Skibrille kann ich dir nichts sagen...“ Innerlich zog sich ihm alles zusammen. Er hatte den Job bekommen, weil er angeblich so viel über Deidara wusste. Doch plötzlich tauchten immer mehr Sachen auf, die ihm überhaupt nichts sagten, obwohl er sich zu seinem Leidwesen SEHR GUT an alles erinnern konnte. Leise seufzend sah er auf: „Nein, wirklich nicht. Keine Ahnung. Aber das kann für den Fall nur eines bedeuten: es war KEIN Versehen, dass das Stück gefunden wurde. Ein Irrer mit Skibrille würde selbst in Miami wie ein bunter Hund auffallen. Wir SOLLTEN es finden...“ Während Deidara sich wieder auf die Couch fallen ließ und sich mit den Händen über das Gesicht wischte, bemerkten sie beide nicht das Augenpaar, das jede ihrer Bewegungen verfolgte, gar jedes Wort belauschen konnte. Die Augen funkelten belustigt auf. Dieser Schnüffler war besser, als gedacht. Das Profil ging doch in die richtige Richtung, auch wenn es IHN niemals zu erfassen fähig sein würde. ER hatte gerade erst angefangen. Deidara würde IHM gehören, ganz alleine. Bald schon würde der Künstler sich an alles erinnern und, wieder einmal, würde Sasori IHM helfen die Arbeit zu erledigen, auch wenn dieser wieder keine Ahnung hatte... Die Augen zogen sich zurück aus ihrem Versteck. Phase 2 würde beginnen, und es gab noch eine Menge für IHN zu tun! Sasori sah Deidara an und überlegte laut: „Vergiss das mit der Skibrille erst einmal. Im Moment fällt uns dazu nichts ein, vielleicht ergibt sich noch etwas. Erzwingen lässt sich gerade aber nichts. Statt dessen...“ Er zog das lange gesuchte Foto hervor und reichte es dem Blonden. „...sieh dir das an. Dieser Mistkerl hat es so in dem Zimmer deponiert, dass die Polizei es für ein Stück der Einrichtung gehalten hat und nur ich es als Hinweis erkennen konnte.“ Deidara nahm das Foto an sich und betrachtete es. Sein Teint wurde von Sekunde zu Sekunde fahler, bis er hauchte: „Das... ist Naruto, nicht wahr?“ Sasori nickte: „Richtig. Ich... weißt du, ich habe ein ziemlich detailliertes Profil, aber eine Sache ist mir nach wie vor ein Rätsel: was hat dieser Stalker davon dir Fotos von Ex-Freunden zukommen zu lassen und wieso lässt er mich am Tatort danach suchen und schickt sie nicht einfach?“ Seufzend schüttelte der Blonde den Kopf und senkte den Blick: „Ich... ich habe keine Ahnung. Wirklich nicht. Die Erinnerungen kommen immer nur in kleinen Stücken zurück. Ich fühle mich schon wie ein Puzzle...“ Sasori schluckte schwer und überlegte fieberhaft, ob er weiter ins Detail gehen sollte. Dafür sprach, dass Deidara ja schon wusste, dass sie mal zusammen waren. Aber wollte er riskieren, dass der Künstler mehr erfuhr und er selbst hinterher doch noch einmal alles wieder erleben musste? Wie weit musste das gehen, um diesen Kerl zu kriegen? Und war das überhaupt der richtige Weg? Deidara fiel auf, dass der Rothaarige tief in Gedanken versunken war. Er sah Sasori besorgt an und fragte vorsichtig, um diesen nicht wieder zu bedrängen: „Ist... alles in Ordnung?“ Erschrocken fuhr der Profiler auf und schüttelte den Kopf: „Ja... nein... ich weiß nicht. Das macht alles noch keinen Sinn. Das Profil ist nicht schlecht, aber es fehlen zu viele Stücke. Ich VERSTEHE den Stalker noch nicht und das deutet darauf hin, dass mein Profil unvollkommen ist. Aber ich kann auch nicht noch zig Tote verantworten, nur weil der Kerl mir auf der Nase herumtanzt und...“ „BING“ „Oh, oh...“ entfuhr es Deidara, als Hidan aus dem Aufzug kam. Sofort spannte Sasori sich an. Sollte der Brüllaffe jetzt eine Szene machen, dann wäre er darauf vorbereitet. Doch statt ihm an die Gurgel zu gehen ließ der Manager sich völlig erschöpft auf das Sofa fallen: „Fuck, scheiße, leckt mich... was auch immer. Kommt in drei Stunden wieder, wenn ihr beschimpft werden wollt. Ich stehe noch unter Narkose und habe keinen Bock und noch weniger Energie, um mich aufzuregen. Macht euch einfach vom Acker und lasst mich in Ruhe. Ich schmeiß nen Film ein und lasse mich vom Heimkino berieseln...“ Schlagartig riss Deidara die Augen auf. Kino... Kino! Naruto war ihm fremdgegangen! Und Sasori hatte sich um ihn gekümmert! Er erinnerte sich wieder! An die Szene im Kinosaal, an das wunderbare Gefühl, als Sasori ihn getröstet und aufgemuntert hatte, an das Gespräch vom Heimweg und diese merkwürdige Verabschiedung vor Chiyos Haus, die so ganz anders endete, als er das jemals für möglich gehalten hatte... {Flashback} Sasori wandte sich ab, um zur Haustür zu gehen, als Deidara plötzlich dessen Handgelenk packte und hauchte: „Wa... warte...“ Die rotbraunen Augen musterten ihn verwundert. Er sprach fast lautlos: „Lass... lass mich nicht alleine, bitte.“ Schweigen legte sich über die beiden und den jungen Abend. Flehend sah er den Rothaarigen an und schlug sich innerlich gegen den Kopf, immer wieder. Wie dumm und blind war er die ganze Zeit gewesen?! Kiba hatte wohl DOCH auch Recht gehabt. Dieser liebevolle Glanz in Sasoris Augen sprach Bände, wie auch das leichte Lächeln. Natürlich würde Sasori ihn nicht alleine lassen. Das würde er NIE! Und plötzlich wurde ihm klar, dass er nie auf der Suche nach dem Richtigen fündig geworden war, weil er den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen hatte! Das, wonach er stets gesucht hatte, das hatte ihn auf seiner Suche immer begleitet. An seiner Seite nach jemandem gesucht, der SEINEN Platz einnehmen sollte... Deidara zog den Rothaarigen zu sich, dessen Blick Verwunderung und eine Spur Unbehagen verriet. Doch er wusste es plötzlich, wie Sasori es ihm gesagt hatte. Er wusste plötzlich, dass es niemals jemand anderes als sein bester Freund sein würde, der ihm alles auf der Welt bedeuten würde, den er niemals wieder gehen lassen würde und den er... liebte. Der ihn so akzeptierte und vor Allem respektierte, wie er war. Wieder legte er seine Hände an die zartblassen Wangen, zog das ebenmäßige Gesicht näher zu sich und hauchte: „Sasori, ich... es tut mir alles so Leid... ich habe es nicht kapiert, obwohl es die ganze Zeit vor meiner Nase war...“ Die irritierte Antwort unterband er einfach, indem er die letzten Zentimeter zwischen ihnen überbrückte und seine Lippen auf die seines Gegenüber legte. Er spürte, wie der Rothaarige leicht zitterte, sich anspannte. Doch Deidara schloss seine Augen und neigte den Kopf ein wenig, ertastete jeden Millimeter der so bekannten und doch so fremden Lippen mit seinen eigenen. Bis sich Sasori ebenfalls entspannte und die zarten Küsse zu erwidern begann. Mit einem Mal wurde beiden ohne große Worte klar, was gerade passiert war. Sie hatten nach so langer Zeit endlich zueinander gefunden. Gestanden sich ihre Gefühle durch diese zahlreichen, kleinen Gesten ein. Lösten durch diese Liebkosungen eine Last von ihrer beider Schultern, die sie unter sich zu begraben gedroht hatte. Doch nun war alles einfach nur klar: sie gehörten zusammen und wollten es beide gleichermaßen. Wie erlöst fiel jede Scheu von ihnen ab. Aus leicht geöffneten Mündern trafen zwei Zungenspitzen vorsichtig aufeinander und berührten sich zaghaft. Deidaras Knie wurden weich, sein Herz schien aus seiner Brust brechen zu wollen. Sein erster Kuss war das nicht, aber es war der erste, der sich so verdammt richtig anfühlte! Von diesem unbeschreiblichen Gefühl ermutigt wagte er sich weiter vor, ließ seine Zunge zärtlich an die Sasoris geschmiegt in den warmen Mund gleiten, um dort alles zu erkunden, als sei es das allererste Mal. Aus einem zaghaften Erkunden und Umschmeicheln wurde ein leidenschaftliches Einnehmen und Tanzen. Er wusste nicht, wie lange sie so dort gestanden hatten, bis sie sich wieder voneinander lösten und sich in die Augen sahen. Sasori lächelte ihn an, ehe sie gemeinsam zum Haus gingen. Schon oft hatte er bei dem Rothaarigen übernachtet, so dass Chiyo es nicht auffallen würde, wenn es sie überhaupt interessierte. Sie zogen sich die Schuhe aus, begrüßten Sasoris Großmutter wie üblich und gingen auf das Zimmer hinauf. Nachdem sie sich umgezogen und alles vorbereitet hatten, setzten sie im Bett fort, was sie vor der Tür begonnen hatten. Berührten sich zärtlich und tauschten die wohl schönsten Küsse aus, die Deidara jemals erlebt hatte. Und irgendwie war er trotzdem nicht böse darüber, als sie durch die geistigen Erschöpfungen des Kinobesuchs Arm in Arm früh an diesem Abend einschliefen. {Flashback Ende} Erschöpft sah Deidara sich um. Doch er konnte nichts daran ändern, dass ein wohliges und warmes Gefühl sein Herz umhüllte. Er sah Sasori in die Augen. Der Rothaarige seufzte innerlich auf. Die azurblauen Augen hatten einen Glanz, wie er ihn schon lange nicht mehr gesehen hatte. Wie an diesem Abend, als sie Naruto im Kino erwischt hatten. Doch er brauchte sich nichts vormachen: dieses Glänzen würde über kurz oder lang ja doch wieder verschwinden, so schön es auch anzusehen war. Vielleicht war diese Erinnerung schön für den Blonden, doch Sasori wusste, dass bald andere folgen würden. Er wollte es nicht, aber es würde wohl kaum ausbleiben. Und dann wäre wieder alles wie damals, als sich ihre Wege trennten. Er blickte nach draußen. Vielleicht war es auch gar kein Nachteil, wenn es so käme. Dann könnte er sich endlich wieder voll und ganz auf seine Arbeit konzentrieren und Deidara würde diese merkwürdigen Annäherungsversuche wieder lassen, sondern ihn wieder verachten und von sich stoßen wie einst. Rasch sammelte er seine Unterlagen zusammen und raunte: „Ich werde mich zurückziehen und das Profil überarbeiten...“ Hidan winkte nur ab und hantierte an der Fernbedienung für das Heimkino herum. Als Sasori sich zum Flur wandte, um ins Arbeitszimmer zu gehen, trafen sich seine und Deidaras Blicke. Sofort war dem Blonden klar, dass diese Erinnerung wohl der Beginn von etwas war, das Sasori ihn so abweisen ließ. Und doch fühlte er das Glück, das er damals empfand, als sei es eben erst passiert. Nur widerwillig sah er dem Rothaarigen nach, der den Blick abwandte und aus dem Wohnzimmer verschwand. In Gedanken versunken strich Deidara sich mit den Fingerspitzen über die Lippen. Sie bebten leicht und waren, wenn man es so sagen wollte, enttäuscht darüber, diese Erinnerung nicht wieder aufleben lassen zu können. Doch sein Herz badete in dieser wundervollen Wärme, die er empfand, und ließ ihn wissen, dass er auf dem richtigen Weg war. Er musste sich einfach nur noch ein wenig in Geduld üben, bis er das Geheimnis gelüftet haben würde. Und dann... dann gab es vielleicht noch eine Chance, das Geschehene gemeinsam zu vergessen und endlich den Neuanfang zu machen, an dem sie beide sich seit nunmehr 2 Jahren erfolglos versuchten... Kapitel 10: Champagner ---------------------- Deidara schloss die Badezimmertür hinter sich ab und seufzte ausgelassen und laut auf. Er musste sich dringend ein wenig entspannen! So langsam tat ihm jeder Muskel durch die Anspannung weh. Und psychisch am Ende war er ebenfalls allmählich. Während Sasori sich in sein Schneckenhaus zurückzog, irgendwelche Recherchen machte und Hidan sich als Aushilfskoch versuchte, war sein eigener Plan gleichwohl simpel wie genial: ein schönes heißes Bad! Dafür war er in das zweite Bad im Haus gegangen, welches zu dem weniger benutzten Teil seines Appartements gehörte. Es lag im, vom Wohnzimmer aus gesehen, linken Flur, wo sich außerdem eine Sauna und ein Trainingsraum befanden, und der direkt an die Fensterfront grenzte. Das Badezimmer verfügte über eine riesige Eckbadewanne, eine Wellnessdusche mit Licht- und Dufteffekten und ein modern geformtes Waschbecken mit Ablage und Spiegel. Die Fliesen waren marmoriert, anthrazitfarben auf weißem Grund, die Armaturen aus Edelstahl mit Titanlegierung und die Badewanne besaß eine Whirlpoolfunktion. Da es im Innenteil des Hauses lag musste Deidara das Licht anmachen. Weil es jedoch über einen Dimmer verfügte, ließ es sich einfach und unkompliziert auf ein Niveau dimmen, das dem von entzündeten Kerzen glich. Zufrieden nickte er. Das gefiel ihm doch wirklich gut! Schon deutlich entspannter ging er zur Wanne, verschloss den Abfluss und drehte das Wasser auf einer wohlig heißen Temperatur auf. Während es in die Wanne floss, fiel Deidaras Blick auf die Ablage, die in die Ecke integriert wurde. Verschiedenste Badezusätze standen darauf und lockten mit bunten Bildern und intensiven Farben zum Benutzen. Shampoo und Duschschaum standen ebenfalls in mehreren Varianten daneben. Der Blonde lächelte. Sogar eine Schachtel Pralinen stand bereit! Die würden das Bad absolut perfekt machen. Er griff nach der Schachtel und schaute sie sich genauer an. Marc de Champagne. Wundervoll! Er liebte diese Pralinen über alles, hatte sie allerdings schon lange nicht mehr genascht. Rasch befreite er die Schachtel von ihrem schützenden Plastikkleid, beförderte den Müll in den kleinen Mülleimer und stellte die Schachtel, zum Verzehr bereit, wieder auf die Ablage. Auf einer Handtuchheizung lagen ein großes und ein kleines Handtuch, so dass es nur noch zwei kleine Dinge zu erledigen gab. Er griff nach einem der Badezusätze, öffnete das Fläschchen und roch genüsslich daran. Melisse. Dieser Duft war gleichermaßen betörend, wie entspannend. Rasch träufelte er die gelbgrüne Flüssigkeit in sein Badewasser, das umgehend begann sich leicht zu verfärben und aufzuschäumen. Freudig sprang er auf und entledigte sich seiner Kleidung, die achtlos auf dem Boden landete. Das Haarband zog er sich aus dem goldenen Haar und legte es über dem Waschbecken auf die Ablage. Die langen, goldblonden Haare fielen weich über seine Schultern und strichen sanft über seine Haut. Kurz blieb sein Blick an seinem Spiegelbild hängen. Wieder strich er mit seinen Fingern langsam über seine Lippen. Er konnte noch immer nicht fassen, dass diese einst auf denen Sasoris gelegen hatten. Und zwar nicht, weil der Rothaarige nur sein durchaus hübsches Gesicht wahrgenommen hatte, sondern weil es Liebe gewesen war. Und aus irgendeinem Grund war er so dumm gewesen und hatte es weggeworfen. Warum nur? Er verstand es selber nicht und wünschte sich nichts mehr, als alles rückgängig machen zu können. Seufzend ließ er vom Spiegel ab und widmete sich der Wanne, in die er einstieg und in einem hohen Schaumberg verschwand. Da genug Wasser eingelaufen war und die Temperatur ebenfalls stimmte, drehte er den Hahn zu und befreite sich von einem Großteil des Schaums durch wedeln und pusten. Mit einem wohligen Seufzen auf den Lippen lehnte er sich schließlich zurück und sank noch ein Stück tiefer ins Wasser, ehe er den Kopf an den Wannenrand lehnte und die Augen schloss. Verdammt, das tat einfach nur gut! Für zwei oder drei Minuten verharrte er so, sog den anregenden Duft von Melisse in sich auf, spürte die Wärme seine verkrampften Muskeln entspannen und lauschte der friedlichen Stille, die ihn umgab. Sein Kopf kam auch endlich ein wenig zur Ruhe, nach all dem Erlebten und nach allem, was er erfahren und an was er sich wieder erinnert hatte. Jeder Tag, der mehr vergangen war, seit er in Miami lebte, hatte seine Zweifel größer werden lassen, ob das hier alles so richtig war. Zumindest zweifelte er sehr stark, seit Sasori wieder da war. In New York war ihm das alles gar nicht so bewusst geworden, da er einfach keine Zeit dazu gehabt hatte. In New York war er so arbeitsam und erfolgreich gewesen, dass ihm auch die fehlenden Erinnerungen gar nicht bewusst geworden waren. Doch Miami war ein Ort, der wohl weiter von Sasori nicht hätte entfernt sein können. Sasori hasste solch oberflächliche und künstliche Gesellschaften. Und allmählich wurde ihm klar, dass auch er hier eigentlich nichts verloren hatte. Warum auch sonst hätte er die Anfangszeit nur mit Alkohol aushalten können? New York war bodenständig und schönte sein Antlitz nur wenig. Eigentlich hätte Sasori sich doch DORT sehr wohlfühlen müssen und an einem solchen Ort hätte er auch mit diesem gerechnet. Aber Miami?! Ein leichtes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Sasori hatte vielleicht gedacht, dass er in der Höhle des Löwen wohl am Sichersten sei. Klar, er hätte ihn hier auch nie vermutet, nie nach dem Rothaarigen in Miami gesucht. Und diese Taktik, dieses Kalkül passte dann wieder doch hundertprozentig zu Sasori. Und seit er hier war, an dem Ort, der Sasori am Entferntesten war, vermisste er diesen so unsagbar. Manchmal schien man erst ans andere Ende der Welt reisen zu müssen, um zu erkennen, dass das, wonach man suchte, eigentlich immer in der Nähe gewesen war. Und es war irgendwie bitter für Deidara, dass er diese Erkenntnis zum zweiten Mal erlangen musste, wo er sich doch so sicher war, dass alles nur ein Missverständnis gewesen sein musste und eine Suche nach Sasori alles wieder ins Lot bringen könnte. Doch es war weit komplizierter... Er öffnete seine Augen wieder und sah zur Ablage. Das war der richtige Moment, um seinen Nerven ein wenig kohlenhydrathaltigen Trost zu spenden. Das Wasser plätscherte, als er seine Hand daraus erhob und nach einer der Pralinen griff, die er sich anschließend genüsslich in den Mund schob. Jap, Schokolade war goldrichtig! Er ließ die kakaohaltige Hülle in seinem Mund zergehen und seufzte zufrieden, als schließlich die Champagnercreme zu schmecken war. Ganz dunkel erinnerte ihn das alles an etwas, aber er hatte in diesem Augenblick keine Lust sich intensiver damit zu befassen. Er wollte sich entspannen, mehr nicht. Eine zweite, dritte und vierte Praline folgte. Langsam und genießend verzehrte er eine nach der anderen, zelebrierte den Genuss regelrecht minutenlang. Deidara sah sich um und stutzte. Ihm war ein bisschen schummrig zumute. Sein Kreislauf schien sich zu melden und ihm zu raten, dass er die heiße Wanne so langsam verlassen sollte. Seine schrumpeligen Finger zeugten von demselben Ratschlag. Ein wenig schwächlich auf der Brust rappelte er sich auf und stieg aus. Seine Beine waren beunruhigend weich. Als er mit seinen Füßen die kalten Fliesen berührte drehte sich ihm bereits alles. Besorgt griff er nach dem großen Handtuch. Ihm war schwindelig und er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Seine Gedanken drifteten ab, als habe er eine Flasche Scotch auf Ex getrunken gehabt. Er fühlte sich, als sei er blau wie nach einer durchzechten Nacht. Auch sein gesamter Körper reagierte ähnlich träge. Angst ergriff den Künstler. Irgendetwas stimmte nicht. Das war nicht sein Kreislauf! Definitiv nicht! Doch ehe er um Hilfe rufen konnte wurde ihm schwarz vor Augen und er sackte, das Handtuch von der Heizung reißend, zu Boden... {Flashback} Das Wasser blubberte fröhlich vor sich hin und Deidara fühlte sich zutiefst entspannt und wohl. Lässig lagen seine Arme auf dem Rand des Whirlpools und er lächelte zufrieden. Noch immer schien es wie ein wundervoller Traum zu sein und kaum zu glauben, dass er und Sasori nun bereits ein halbes Jahr zusammen waren. Es waren die letzten Sommerferien vor ihrem Abschluss der Oberschule. Aus diesem Grund hatte er diesen Wellness-Urlaub vorgeschlagen und seit Tagen bereuten sie es beide in keiner Weise, das auch wirklich gemacht zu haben. Gut, Sasori war noch etwas unsicher und versteift, aber so langsam freundete auch er sich mit dieser Art der Entspannung an. Deidara sah seinen Rotschopf an, zog diesen zu sich und hauchte diesem einen Kuss auf die Lippen, ehe er hauchte: „Ich bin so froh, dass wir hergefahren sind. Es ist einfach herrlich hier!“ Sasori jedoch seufzte: „Es ist und bleibt nicht mein Ding. Aber trotzdem freue ich mich darüber, dass wir zusammen weggefahren sind...“ - „Ach, nun hab dich nicht so. Wenn das mit dem Angebot der Uni klappt, dass ich dort ausstellen darf, dann geht es richtig los, du wirst sehen. Ich freue mich schon riesig auf die tollen Studentenpartys!“ Sasori sah ihn mahnend an: „Das Leben ist aber nicht immer nur Party. Wir haben echt noch eine Menge Arbeit vor uns und...“ Genervt unterbrach er den Vortrag mit einem weiteren Kuss. Deidara verstand nicht, wie ein Mensch immer nur an Arbeit und Pflichten denken konnte. Er strich über die weiche Wange des Rothaarigen und lächelte: „Ja, aber jetzt ist Urlaub! Und der gehört alleine uns! Sasori, ich möchte doch einfach nur, dass du dich auch mal entspannst und lernst solche Dinge zu genießen. Dann bist du auch nicht immer so verkrampft...“ Etwas beleidigt sah sein Gegenüber ihn an und knurrte: „Was soll das denn heißen? Ich kann mich entspannen... nur nicht unbedingt durch so etwas...“ Er sah sich demonstrativ um. Deidara nickte: „Gut, ich mache dir einen Vorschlag: wenn dieser Urlaub vorbei ist, dann nehmen wir uns noch ein paar Tage frei und tun das, was DU möchtest und was dir hilft dich zu entspannen.“ - „Dafür bleibt aber keine Zeit mehr, da wir die Ausstellung im Museum planen und vorbereiten müssen und...“ - „Kein Wort mehr von der Arbeit! Wir. Haben. Urlaub!“ Beschwichtigend hob der Rothaarige die Hände und seufzte: „Schon gut, schon gut! Ich versuch es ja! Ich wollte ohnehin noch mit dir über etwas anderes reden...“ Nun sah Deidara irritiert auf, da Sasori plötzlich so ernst und traurig wirkte. Er nickte: „Klar, was ist denn? Du.. siehst traurig aus...“ Seufzend versuchte der Angesprochene zu erklären: „Weißt du... ich... ich habe eine Bitte an dich... Ich weiß, dass es dazugehört, aber...“ - „Was gehört dazu? Ich verstehe nicht so ganz.“ - „Ich meine diese Partys...“ - „Was ist damit?“ Sasori sah ihm richtig flehend und auch verzweifelt an: „Deidara, ich... ich hasse diese Partys. Diese ganzen Künstler und Pseudo-Kunstkenner machen sich immer über mich lustig, wenn sie mir nicht gerade demonstrativ aus dem Weg gehen. Ständig besaufen sich alle mit chicen Getränken und lästern über Kollegen, statt sich auf das Wesentliche, deine Bilder, zu konzentrieren. Seit Hidan die Partys organisiert habe ich das Gefühl, dass... nun... na ja, dass du mit Leuten in Kontakt kommst, die einfach falsch sind und die du nicht nötig hast.“ Der Blonde schüttelte irritiert den Kopf: „Ich glaube kaum, dass das so schlimm ist, wie du sagst. Die anderen wollen dich sicherlich nur ein bisschen aus der Reserve locken. Und, glaube mir, so oberflächlich sind die gar nicht.“ - „Doch, Deidara, sind sie! Sie kippen mir absichtlich heimlich Alkohol ins Getränk, wenn ich mal keine Lust auf trinken habe und nach etwas alkoholfreiem frage. Sie reden mehr über dein Outfit, als über deine Bilder und...“ Gekränkt schüttelte er energischer den Kopf: „Hör auf! Verdammt, es sind Partys und keine Seminare! Wenn die Leute sich wohl fühlen, dann gehört Smalltalk dazu! Sasori, du verstehst diese Welt der Künstler wahrscheinlich einfach nicht richtig... Du wirst sehen, dass das alles nun einmal dazugehört. Ich möchte es mit dir zusammen bis an die Spitze schaffen!“ - „Etwas anderes möchte ich doch auch nicht. Ich wünsche mir nur, dass du ein bisschen vorsichtiger mit deinem Umgang bist, das ist alles...“ - „Diese Leute sind das Ticket nach oben, verstehst du das nicht?“ - „Nicht unbedingt. Sie mögen eine Fahrkarte sein, aber sie sind nicht geeignet, um ihnen zu vertrauen und...“ - „Achso, also darum geht es! Du vertraust ihnen nicht?!“ Der Rothaarige wandte den Blick von ihm ab und nickte leicht: „So ist es. Ich traue ihnen keine Spur.“ - „Sasori, wenn du dir die Mühe geben würdest, um sie richtig kennenzulernen, dann wüsstest du, dass das Unsinn ist! Es sind Künstler! Und sie leben diese Berufung! Was ist so verkehrt daran?“ Sasori seufzte auf: „Gar nichts! Deidara, ich sage doch nur, dass sie oberflächlich und falsch sind, das stellt doch ihre Integrität als 'Künstler' nicht in Frage... Ich möchte nur nicht, dass dir jemand etwas tut.“ - „Mach dir nicht immer mehr Sorgen, als nötig! Diese Menschen gehören jetzt eben auch zu meinem Leben und diese Partys ebenso. Du wirst dich damit abfinden müssen! Ich mag dieses Leben und ich werde es leben, okay? Das ist meine Entscheidung! Du hast mir diese Freiheit nie genommen, wieso fängst du da auf einmal mit an?!“ - „Das ist doch gar nicht meine Absicht! Ich zwinge dich zu nichts, aber ich werde ja wohl auch mal meine Bedenken und meine Wünsche äußern dürfen...“ Deidara knurrte: „Du hast aber ständig Bedenken. Immer nur Arbeit und Bedenken! Bleib mal locker und LEBE die Kunst mit mir! Vergiss deine Spießigkeit endlich und lass dich von diesem Leben mitreißen! Ich möchte es so gerne mit dir genießen.“ - „Ja, aber alles ist mit VORSICHT zu genießen. Vergiss über all die schillernden Partys und glamourösen Menschen das Wesentliche nicht: deine Arbeiten.“ - „Behandle mich nicht wie ein kleines Kind, Sasori! Ich weiß selbst, was ich tun und lassen sollte und kann und MÖCHTE! Und da lasse ich mir von niemandem reinreden, auch von dir nicht!“ Seufzend erhob Sasori sich, kletterte aus dem Pool und sah zu ihm herab: „Das ist irgendwie aber nicht ganz das, was ich mir unter GEMEINSAM vorstelle. Ich liebe dich, Deidara. Und ich unterstützte dich, wo ich nur kann. Aber ich habe auch Wünsche und Ziele, die mir ebenso wichtig sind, wie deine. Unser WIR besteht im Moment aber wohl nur aus DIR.“ Er wandte sich ab. „Wenn du mich suchst: ich bin auf dem Zimmer...“ Hin- und hergerissen blickte Deidara dem Rothaarigen hinterher, wie dieser die Halle mit dem Schwimmbecken und dem Whirlpool verließ. Er seufzte. So ganz Unrecht hatte Sasori wohl nicht... Bedrückt wanderte sein Blick zum Wasser in seinem Pool, das noch immer unverändert fröhlich blubberte. Er hatte sich wohl ein wenig in Rage geredet und mit unfairen Worten um sich geschmissen. Aber noch würde Sasori wohl keine Entschuldigung annehmen. Zumal er selbst das Gefühl hatte, dass ein paar nette Worte wohl etwas zu wenig sein würden. Er musste sich etwas Schönes überlegen, mit dem er seinen Rotschopf überraschen könnte, um sich zu entschuldigen. Er merkte, wie jemand in den Pool stieg und hauchte: „Sasori, es tut mir Leid... Ich wollte nicht...“ Er sah auf und stockte. „Oh, Entschuldigung, ich dachte...“ Ups, wie peinlich. Das war nicht Sasori. Ihm gegenüber saß ein Mann, der ein paar Jahre älter als er selbst war. Die kurzen, schwarzen Haare waren nach hinten gekämmt und glänzten; wohl vom Wasser, das noch von der Dusche an ihnen haftete. Die Augen wurden von einer Sonnenbrille bedeckt. Ein Lächeln umspielte die Lippen: „Schon okay. Meintest du den Rothaarigen, der mir auf dem Weg entgegenkam?“ Stumm nickte der Blonde. „Der sah aus, als müsste er sich erst einmal beruhigen.“ - „Das habe ich befürchtet...“ Der Schwarzhaarige musterte ihn einen Augenblick lang, bis dieser raunte: „Sag mal... das ist jetzt keine Anmache oder so, aber... irgendwoher kenne ich dich... Bist du nicht Künstler?“ Deidara nickte abermals, wenngleich er sich dieses Mal geschmeichelt fühlte, dass ihn jemand erkannte: „Ja, richtig, bin ich. Deidara.“ - „Ja, stimmt. Ich bin Kunstsammler und war vor ein paar Wochen in Tokio, um nach neuen Stücken für meine Sammlung zu suchen. Ich war auf der Vernissage deiner Bilder in der Stadtbibliothek. Gestatten: Sir Tobi, Brite aus vollstem Herzen.“ Er reichte dem Blonden die Hand zur Begrüßung. Lächelnd setzte er fort: „Ich habe ein paar Arbeiten von dir gekauft. Sie gefallen mir echt gut, du hast großes Talent.“ Deidara lächelte erfreut: „Danke sehr. Aber ich habe auch ein tolles Team, das mich unterstützt.“ - „Das ist doch wundervoll. Aber warum dann dieser Streit, wenn ich fragen darf?“ Seufzend senkte er den Blick: „Ach, dumme Sache. Er hat mich gebeten ein bisschen weniger zu feiern und ein bisschen mehr zu arbeiten, und aufzupassen, dass ich mich nicht mit den falschen Leuten abgebe. Und ich habe ihm gesagt, dass ich mir auch von ihm keine Vorschriften machen lasse, obwohl er mich schon seit so vielen Jahren unterstützt und wir... ich...“ Tobi lachte: „Schon gut, verstehe. Ihr seid zusammen.“ - „Ja. Und ich liebe ihn wirklich sehr. Aber er tut sich so schwer mit all den Partys und Menschen aus der Kunstszene, obwohl er sich wirklich Mühe gibt...“ Der Schwarzhaarige beugte sich vor: „Weißt du was, Deidara? Ich besorge uns etwas zu trinken, und dann redest du dir die Sorgen einfach mal von der Seele. Wie klingt das?“ Deidara nickte lächelnd: „Das klingt gut, denke ich...“ - „Fein. Bis gleich.“ 5 Minuten später kam Sir Tobi mit einer Flasche Champagner und 2 Gläsern zurück, stieg wieder in den Pool und goss ihnen etwas ein, ehe sie anstießen. Deidara leerte sein Glas in einem Zug. Das war wirklich genau das Richtige! Als ob sie sich schon ewig kennen würden, schüttete Deidara sein Herz aus und hörte sich die Ratschläge des Älteren an. Nach und nach wurde ihm immer schummriger, bis seine Erinnerungen in tiefer Dunkelheit versanken... {Flashback Ende} „DEIDARA! Wach auf, verdammt! BLONDI! Mach keinen Scheiß, Alter! Ich dreh dir den Hals um, ich schwörs dir! FUCK! Sasori, jetzt hilf mir mal!!“ Vorsichtig wickelte Sasori ein Handtuch um Deidara, der zwar die Augen geöffnet hatte, aber kaum ansprechbar war. Eilig und besorgt versuchte er den zitternden Körper durch das Rubbeln mit dem Handtuch zu wärmen. Er sah auf: „Hidan, der friert wie ein Schneider. Wir müssen ihn ins Bett bringen und zudecken!“ Der Manager nickte, schnappte sich den Künstler und eilte von Sasori gefolgt in Deidaras Schlafzimmer, wo er den Blonden etwas unwirsch auf die Matratze legte und sie diesen schließlich gut zudeckten. Sasori sah auf und raunte: „Bleib du bei ihm, ich schaue mich mal im Badezimmer um und gucke, was passiert ist...“ - „Der wird einfach zu heiß gebadet haben.“ - „Unter den gegebenen Umständen kann ich mir das kaum vorstellen!“ Von einer irrational großen Besorgnis gepackt verließ er rasch das Schlafzimmer und kehrte in das große Badezimmer zurück. Seine Gedanken überschlugen sich. Was war nur passiert? Und wieso war er von einer solch starken Panik erfasst? Er sah sich um. Alles schien normal zu sein: die Klamotten auf dem gesamten Boden verteilt, das Licht zur Entspannung gedimmt, der Geruch von Melisse in der Luft und sogar das Wasser, in das er seine Hand prüfend tauchte, war angenehm, aber definitiv nicht zu heiß. Rasch trocknete er sich die Hand ab, als ihm die Schachtel mit den Pralinen ins Auge fiel. Vier Pralinen fehlten. Sofort zog sich alles in seiner Brust zusammen. Er nahm die Schachtel an sich und schnupperte daran, doch zu riechen war nichts. Er seufzte. Es würde Tage dauern, bis das Labor das Naschwerk untersucht hätte, aber damit musste er sich jetzt wohl abfinden. Er wusste auch nicht genau wieso, aber irgendwie war er sich sicher, dass Deidaras Zustand etwas mit diesen Pralinen zu tun haben musste. Sonst wäre die Packung nämlich leer gewesen. Zur Vorsicht nahm er die kleine Flasche an sich, in der wohl der Badezusatz gewesen sein musste, spülte diese im Waschbecken aus und füllte sie anschließend mit dem Badewasser. Sicher war sicher, auch wenn er improvisieren musste. Als er alles verschlossen und beisammen hatte, ließ er das restliche Wasser ablaufen, machte das Licht aus und verließ das Bad wieder. Mitsamt Wasserprobe und den Pralinen ging er in das Arbeitszimmer, nahm einen großen Umschlag aus einer Schreibtischschublade und ließ seine Funde ins Innere gleiten, ehe er einen Stift nahm und den Umschlag beschrieb: „Zur Analyse ins Labor, z.H. Lt. Caine.“ Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren beschloss Sasori, den Umschlag direkt persönlich zum CSI zu bringen. Er verließ das Arbeitszimmer wieder und versuchte tiefe und regelmäßige Atemzüge zu nehmen. Doch diese Panik, diese Sorge und diese Aufregung schnürten ihm regelrecht den Hals zu. So viele Schwierigkeiten sie auch miteinander haben mochten, so wenig wünschte er sich, dass Deidara etwas passierte. Es war wie ein Zwang. Schon immer hatte er auf den Blonden Acht gegeben und sich gesorgt, wenn etwas war. Und das hatte sich bis heute nicht im Geringsten geändert. Immerhin schien der Stalker seine Taktik darüber hinaus auch noch geändert zu haben, dabei fröhlich in die Wohnung eindringen könnend. Es war katastrophal, wie hilflos er diesem Kerl gegenüberstand! Er lief ins Schlafzimmer und sah Hidan an: „Hey, ich bringe ein paar Sachen zu Caine, um es analysieren zu lassen und...“ Deidara schluchzte und wand sich im Bett hin und her, während er immer wieder Sasoris Namen rief. Der Manager kam auf den Rothaarigen zu und knurrte ernst: „Ich glaube, dass DU hier bei ihm bleiben solltest... Ich bring das für dich zu diesem Bullen.“ - „Nein, das... ich...“ Der Blonde schluchzte wieder: „Sasori, es tut mir so Leid!! So Leid! Geh nicht!“ Er schluckte. Hidan rupfte ihm den Umschlag aus der Hand und brummte: „Bis später.“ Er schob sich an dem Profiler vorbei und machte sich augenblicklich auf den Weg. Sasori sah ihm nach, bis er mitsamt Aufzug in die untere Etage verschwunden war und seufzte. Besorgt, aber auch nachdenklich betrat er vorsichtig das Schlafzimmer. Es fühlte sich merkwürdig an. Wie lange es doch her war, seit sie gleichzeitig in einem Schlafzimmer gewesen waren... Er nahm auf der Bettkante Platz und sah hilflos auf den Blonden herab, der sich so langsam wieder beruhigte und zu sich kam. Etwas zerknirscht stellte er fest, dass er wohl doch hätte fahren können. Nun war es aber zu spät. Er seufzte. Immerhin ging es Deidara wieder besser. Dieser blinzelte verwirrt und sah ihn von hinten an: „Was... oh Gott... Sasori... was ist passiert?“ Wieder mit seiner gewohnten Monotonie erklärte er: „Du bist im Badezimmer umgekippt. Du hast gefroren und wir haben dich ins Bett gebracht. Kannst du dich erinnern, was passiert ist, bevor du umgefallen bist?“ Erschöpft wischte Deidara sich über das Gesicht und seufzte: „Eigentlich schon. Ich habe gebadet, Pralinen gegessen und bin ausgestiegen, weil mir schwindelig wurde... dann wurde alles schwarz und...“ Er biss sich auf die Unterlippe. „...und ich habe mich an etwas erinnert...“ Sasori schluckte schwer, versuchte aber sich nichts anmerken zu lassen: „Waren die Pralinen von dir?“ - „Was? Ich... nein... ich dachte, die wären zur Begrüßung hingestellt worden...“ Etwas wütend drehte der Rothaarige sich zu Deidara um und fauchte: „Mensch, denk doch nach, bevor du etwas tust! Du wirst von einem Verrückten verfolgt und haust dir Schokolade rein, von der du nicht weißt woher sie kommt! Das hätte auch schlimmer ausgehen können!“ - „Es... tut mir Leid. Ich... machst du dir etwa Sorgen?“ - „Deidara! Schluss damit! HÖR AUF! Du hast echt andere Probleme, als meine Besorgnis!“ Seufzend starrte der Blonde auf seine Decke. Sasori mochte Recht haben, aber IHM war es eben wichtiger im Moment. Genauso wie die Frage, die ihm unter den Nägeln brannte. Die Luft war ohnehin dick, also entschloss er sich, diese Frage einfach zu stellen, da es ohnehin nicht viel schlimmer werden konnte: „Sag mal... ich... ich habe mich, wie gesagt an etwas erinnert. Einen ähnlichen Blackout hatte ich schon einmal... und zwar im Wellness-Urlaub...“ Urplötzlich sprang Sasori auf. Mit zutiefst verletztem Blick zischte er: „Klar! Blackout... dass ich nicht lache!“ - „Wieso? Was ist denn passiert?“ - „OH NEIN! Nicht schon wieder, ich...“ - „Sasori! Ich nerve dich so lange, bis du es mir sagst! Also tu dir selber den Gefallen und erzähle es mir direkt...“ Der Rothaarige hielt inne und knurrte. Diese verfluchte Sturheit! Er hasste es, wenn Deidara etwas wollte und nicht bekam, und so lange nervte und quengelte, bis er dann doch hatte, was er wollte! Er verschränkte die Arme vor der Brust und wandte den Blick aus dem Fenster: „Schön, ganz wie du willst. Du... bist fremdgegangen. Zufrieden? Gut. Damit ist das Thema...“ - „Sasori! Lass den Scheiß! Das hätte ich NIE getan! Erzähl bitte ausführlich...“ - „Wenn es sein muss...“ {Flashback} In seinen Bademantel gewickelt kehrte Sasori in Richtung Schwimmhalle zurück. Sein Kopf schmerzte fürchterlich. Der Schmerz hinter seinen Schläfen pochte und hämmerte gewaltig. Dieses Verleugnen von Traurigkeit tat ihm nicht gut, diese unterdrückten Wünsche taten ihm nicht gut. Aber am Schlimmsten war es, wenn er mit Deidara stritt und nicht bei ihm war. Sie mussten dieses Problem aus der Welt schaffen! Reden! Offen darüber sprechen, was sie voneinander erwarteten und wie sie es gemeinsam schaffen wollten. Seufzend betrat er die Halle. Wie vom Blitz getroffen blieb er stehen. Seine Augen geweitet, sein Mund offenstehend. Auf den blanken Fliesen wälzte Deidara sich mit einem Kerl, in eine wilde Knutscherei verwickelt, wohlig stöhnend und mit einer Hand in der Badehose. Neben den beiden stand eine Flasche Champagner, halb leer. Er taumelte ein paar Schritte zurück. Sein Blick verschleierte sich. Der Schwarzhaarige sah auf und hielt inne. Ihre Blicke trafen sich. Ertappt ließ der Kerl von Deidara ab, stand auf und stotterte: „Sorry... ich... bist du sein Freund? Ey, ich wusste nicht, dass er vergeben ist und...“ Mit einem Mal stand der Rothaarige direkt vor ihm und knurrte zutiefst bedrohlich: „Hau! Ab! Sonst vergesse ich mich hier, verstanden?!“ Der Typ schnappte sich seinen Bademantel und den Champagner mitsamt Gläsern, ehe er eiligst die Halle verließ. Deidara sah zu Sasori auf und lallte: „Was... was machst du hier? Wo bin ich?“ Eisern die Tränen unterdrückend legte der Rothaarige dem offensichtlich Betrunkenen ein Handtuch über die Schultern und schob diesen in Richtung Ausgang: „Wir gehen jetzt aufs Zimmer und du schläfst deinen Rausch aus! Und morgen will ich ein paar Antworten haben! Und jetzt lass mich in Ruhe!“ Auf dem Zimmer fiel Deidara vornüber ins Bett und schlief augenblicklich. Sasori sank an der geschlossenen Tür zusammen. Warum? Warum hatte Deidara ihm DAS angetan? Dasselbe, was Naruto mit IHM gemacht hatte! Er vergrub sein Gesicht in den Händen, die von seinen Tränen benetzt wurden. Es war doch nur ein kleiner Streit gewesen! Warum? Womit hatte er diese Strafe verdient? Diesen betäubenden Schmerz, der ihn selbst seine Kopfschmerzen vergessen ließ? Warum nur? Warum? {Flashback Ende} Schweigen. Bedrückende Stille. Doch Deidara erinnerte sich wieder. Teilweise. Er ließ sich aus dem Bett gleiten, wickelte sich das Handtuch um die Hüfte und ging auf Sasori zu. Er hatte so gefroren, weil sein Körper sich an die Fliesen auf seiner Haut erinnert hatte. Aber das war nicht alles... Er sah den Rothaarigen an und hauchte: „Sasori, das habe ich damals nicht aus freien Stücken getan.“ - „...“ - „Ich... mir ist damals ähnlich schwarz vor Augen geworden, wie vorhin im Bad. Und zwar... nachdem ich diesen Champagner getrunken hatte!“ Wütend fuhr Sasori herum und fauchte: „Ist klar!“ - „Ehrlich! Ich war nicht ich selbst! Wenn du nicht gewesen wärst, dann...“ Er wurde bleich im Gesicht und auch Sasoris Miene wurde plötzlich weicher. Er sah in die rotbraunen Augen und hauchte unter aufkommenden Tränen: „Scheiße, der Kerl hätte mich...“ „Ist das wirklich wahr? Wirklich?“ Deidara begann wieder zu zittern, doch der Blonde nickte. Sasori sah zu Boden und dachte nach. Wenn damals so etwas wie KO-Tropfen in dem Champagner waren, heute ähnlich versetzte Champagnerpralinen in dem Badezimmer aufgetaucht waren, dann... Er sah auf: „Verflucht, Deidara! Das ist vielleicht die erste heiße Spur! Weißt du noch, wie der Kerl hieß?“ Plötzlich stockte er. Tränen liefen an den Wangen des Künstlers herab, der noch immer wie Espenlaub zitterte und ihn flehend ansah: „Sasori, ich habe dich nie... der... ich...“ Ohne Vorwarnung presste sich das tränennasse Gesicht an seine Schulter, drückte sich der zitternde Körper an ihn, schluchzte der Blonde ungehalten. Sasori verkrampfte sich. Er sollte ihn doch nicht anfassen... Aber die Erinnerung an eine beinahe Vergewaltigung schien Deidara wirklich völlig fertig zu machen. Verständlich. Er stutzte. Offenbar war nicht alles so, wie es in seinen Erinnerungen schien. Und die Pralinen konnten nur bedeuten, dass Deidaras Version stimmte. Aus Enttäuschung hatte eine Aussprache darüber niemals gegeben. Der Blonde hatte immer wieder beteuert sich an nichts zu erinnern, und er selbst hatte diesen Schmerz letztlich doch wieder ignoriert, um ihre Beziehung nicht zu gefährden. Was aus heutiger Sicht heraus ein wohl folgenschwerer Fehler gewesen war. Sie hatten nie richtig miteinander geredet. Seufzend schloss er Deidara vorsichtig in seine Arme. Nein, es war zu spät. Egal wie viele Fehler sie beide gemacht hatten. Aber aus Stein war er auch nicht. Es tat ihm noch immer weh Deidara so zu sehen. Und er war nun einmal der Einzige, der im Moment hier war. Tröstend strich er über das wohlriechende, blonde Haar. Pure Notwendigkeit. Er spürte, wie Deidara sich beruhigte. Er war austauschbar, es war nur der Trost. Die Arme des Blonden umschlossen auch ihn, bis er noch näher an diesen gedrückt wurde. Es war nicht aus noch immer existierenden Gefühlen. Nein, nein, nein. Das ging nicht, konnte gar nicht sein. Der unbekleidete Oberkörper wurde warm unter seiner Hand und drückte sich an sie. Der Kopf des Blonden löste sich von seiner Schulter. Deidara sah ihn an und hauchte: „Danke...“ Ehe er reagieren konnte, hielten die Arme ihn noch fester und warme, weiche Lippen hauchten ihm einen Kuss auf die Wange. Nun war es Sasori, der zitterte. Er löste die Umarmung panisch und wandte den Blick ab: „Schon gut. Lass es nur nicht zur Gewohnheit werden, verstanden?“ - „Tobi.“ - „WAS?!“ - „Sein Name war Sir Tobi...“ Kapitel 11: Die Gesichter des XX -------------------------------- 20 Bildschirme flimmerten stumm vor sich hin. Nur wenn ER es wollte konnte er hören, was zu den jeweiligen Bildern zu hören war. Jeder erdenkliche Winkel der Wohnung war nicht nur Deidaras, sondern auch SEIN Reich. Er kannte jeden Winkel. Sah jede Bewegung. Hörte jedes nötige Wort. Wusste jedes kleinste Detail. Er saß auf seinem drehbaren Sessel und betrachtete das Bild, das er vom Schlafzimmer auf einem der Bildschirme hatte. Soeben noch hatte er den Worten gelauscht und wusste genug. Deidara erinnerte sich an Sir Tobi. Seine Lippen wurden von einem verzerrten Grinsen verformt. Er hatte so viele Namen und Gesichter, dass er manchmal selbst zu vergessen drohte, wer er WIRKLICH war. So viele Gesichter, so viele Persönlichkeiten ruhten in seinem Kopf, lebten unter seiner Brust. Er legte seine beiden Hände an den Fingerspitzen zusammen und stützte seine Arme auf die Lehnen des Sessels. Wenn Sasori wirklich dachte, dass er es SO einfach haben würde, dann hatte dieser sich schief gewickelt. Er war ein unerreichter Meister seines Fachs. Ein Spieler und gleichwohl stets der Spielleiter. Und Sasori war zu seinem ganz persönlichen Vergnügen die wichtigste Figur in seinem Spiel, durch die er an den ersehnten König, Deidara, kommen würde. Natürlich wusste er, dass er es viel einfach hätte haben können. Doch er brauchte dieses Spiel, diesen Nervenkitzel, diese absolute Macht und Kontrolle. Und alle Figuren bewegten sich so, wie er es wollte. Er würde zwei meisterliche Abschlusszüge für das große Finale lassen: Deidara an sich binden und Sasori zerstören. Damals hatte er die Saat der Zwietracht gesät. Damals war sein Plan nicht ganz aufgegangen, da der Profiler seine Schachzüge überlebt hatte. Dieses Mal jedoch würde er es schaffen. Ohne diesen Sieg war auch die blonde Trophäe nichts wert. Seine Zähne blitzten in dem kleinen, grauen Raum auf, als er sie durch ein diabolisches Grinsen zeigte, während er zufrieden die Umarmung seiner Spielfiguren beobachtete. Natürlich war das Erwischtwerden damals keine Überraschung gewesen, sondern erhofft eingeplant worden. Einen Mann am Boden treten war langweilig und ordinär. Ihn aber aufbauen und wieder auf die Füße heben, um ihn dann in den Abgrund zu stoßen, das war eine Kunst. Ja, er war Künstler. In vielerlei Hinsicht. Verkleidungskünstler, Identitätskünstler, Tarnungskünstler, Spielkünstler, Manipulationskünstler. Dieses Werk würde sein Meisterstück werden. Er würde es mit viel Geduld gestalten, perfektionieren und letztlich triumphierend bewundern. Er würde Sasori IMMER einen Schritt voraus sein. Seine Augen und Ohren, seine Hände waren überall, doch nirgends hinterließ er eine Spur. Dafür war er zu intelligent und zu erfahren. Seine Arbeit bescherte ihm die größtmögliche Auswahl an professionellem Equipment. Und er war viel intelligenter, als dieser Rothaarige, auch wenn dieser durch dessen Intellekt eine sehr reizvolle Herausforderung war. Er war sich gar nicht mehr so sicher was zuerst dagewesen war: der Wunsch sich mit Sasori zu messen oder das Verlangen bei seinem Triumph Deidara als Gewinn zu erhalten. Aber es war auch egal. Beides würde bald der Fall sein. Er würde dafür sorgen, dass die Scherben repariert werden. Seine dritte wichtige Spielfigur in seiner Scharade: Hidan. Es war fast langweilig, wie durchschaubar dieser Hitzkopf war. Doch er würde dafür sorgen, dass die beiden Hauptfiguren wieder zueinanderfinden würden. Er musste nur für mächtig viel Zündstoff sorgen, um Hidan so die Nerven zu strapazieren, dass er kaum einen Fuß in das Appartement setzen müsste. Zumindest vorerst nicht mehr. Er liebte des Schicksals Ironie: durch das provozieren von Streit würde er dafür sorgen, dass es zu einer Versöhnung kam, um schließlich die zusammengeklebten Scherben mit einem Knüppel im richtigen Augenblick zu zerschlagen. Damals noch hatte er selbst die Bühne betreten können. Nun musste er sich auf seine Figuren verlassen. Aber wenn man nach einer Sache die Uhr stellen konnte, dann war das Hidans mangelnde Selbstbeherrschung und seine schwachen Nerven. Er erhob sich aus seinem Sessel und verließ den winzigen Raum mit den Monitoren. Die schwere Bunkertür verriegelte er von außen. Dieses Versteck würde unentdeckt bleiben... Seit Stunden starrte er auf das Blatt Papier vor sich. Sasori seufzte. Er hatte die Nacht kein Auge zugetan, sondern Anrufe getätigt, Mails verschickt, Mails erhalten und Unterlagen gewälzt. Nichts. Es gab keinen Sir Tobi! Nicht einmal auf der Gästeliste des Hotels, in dem sie gewesen waren, tauchte ein auch nur ähnlicher Name auf. Erschöpft vergrub er seine Hände in den Haaren und knurrte. Irgendetwas übersah er. Etwas Wichtiges! Es schien fast so, als mache dieser Stalker sich explizit über ihn lustig, durch ein Wissen, das seinem weit voraus war. Selbst die Passagierlisten der Flüge aus und nach Großbritannien hatte er zig Mal durchgelesen und studiert, doch auch dort war nichts zu finden gewesen, bis 2 Wochen vor dem Urlaub nicht. Er sah auf die Uhr. 5:23 Uhr. Er fühlte sich so unsagbar dumm, diesem Kerl nicht einmal näher zu kommen, und das an einer Stelle in seinen Erinnerungen, die ihm nicht gerade dabei half sich besser zu fühlen. Auch wenn Deidara die Wahrheit gesagt haben mochte, so kochte dieser unendliche Schmerz sein Blut auf und ließ es nach Erlösung und Befreiung schreien. Er fühlte sich unfähig, verblödet und verspottet. Und durch die Erinnerungen wieder so unsagbar einsam. Ja, und noch immer zutiefst verletzt. Er konnte diesen Eindruck nicht einfach so abschütteln. Er hatte es damals schon nicht gekonnt... Und die Zeit, der man die Heilung aller Wunden nachsagte, hatte ihre Aufgabe auch nicht zu seiner Zufriedenheit erledigt. Er fühlte sich genauso belogen und betrogen, wie damals in der Schwimmhalle, gleichwohl sein Verstand es besser wusste. Er WUSSTE, dass alles ganz anders gewesen war, doch er FÜHLTE es nicht. Sein Verstand und seine Emotionen passten, wie so oft, überhaupt nicht zusammen und verursachten bei ihrem Kampf um die Vorherrschaft wieder diesen unerträglichen Kopfschmerz. Ein Donnern hinter seinen Schläfen, das furchtbar unangenehme Fragen stellte. Was wäre gewesen, wenn er es sofort richtig erkannt hätte? Was hätte er noch tun können, um diesen Übergriff zu verhindern? Immerhin wäre Deidara nicht so willig gewesen, hätte ER sich mehr um ihre Beziehung bemüht. Er fühlte sich schuldig daran, dass Deidara es passieren konnte und daran, dass er es nicht früher verhindert hatte. Wäre er im Pool geblieben, dann wäre das niemals passiert, ob nun unabsichtlich oder nicht. ER hatte versagt. Und er versagte wieder, an vermutlich demselben Arschloch wie damals... Seine Hand glitt über die Fläche des Schreibtischs und legte sich über die Schere, die dort lag. Vielleicht hatte er sich Zeit seines Lebens etwas vorgemacht. Er war ein Versager. Was konnte ein erfolgreicher Künstler schon von einem Versager wie ihm wollen? Was bekommen? Liebe war eine schöne, aber kurzweilige Illusion, die Menschen zusammenbrachte, die gar nicht zueinander gehörten. Bis sie sich irgendwann in Wohlgefallen auflöste, der Realität Platz machte, die mit eiserner Hand diese Illusionen zu korrigieren wusste. Und seine Realität war schon immer gewesen, dass er nicht gut genug gewesen war. Vor allem nicht für Deidara... Wer war er schon? Er war nicht viel mehr als er damals gewesen war. Aus einem spießigen Verlierer war ein Universalverlierer geworden. Ein Verlierer, der es doch gar nicht anders verdiente, als zu leiden, um niemals zu vergessen, wo sein Platz war: ganz unten. Unter dem Stiefel aller anderen. Langsam zog er die Schere an sich heran. Er konnte dieses psychische Leiden aber nicht ertragen. Er war ein Schwächling! Eben ein Universalverlierer. Dieser Druck wurde zu übermächtig. Er musste seiner Seele Erholung verschaffen, sie von diesem Schmerz befreien. Und sein Körper war das richtige Werkzeug dazu. Er setzte die scharfe Kante auf seinen Unterarm, seine Hand zitterte. Er bestrafte seinen Körper, um seiner Seele Frieden zu schenken. Für den Moment. Er verdiente die Strafe, ersehnte den Frieden. Wie auf einem Drahtseil pendelte er zwischen diesen Extrema hin und her. Nicht wissend, was die Oberhand gewinnen würde. Doch im Grunde würde beides befriedigt werden. Durch die Strafe würde sein Geist zur Ruhe kommen, da dieser sich nicht mehr so mit der Schuld quälen müsste. Es war also irgendwie nichts von allem und doch alles auf einmal. Das Metall drang in das blutende Fleisch. Erleichtert stöhnte Sasori auf. Wie durch ein Ventil schien die Last aus dieser Wunde zu entweichen. Immer tiefer und immer weiter grub er die Schere in und durch seinen Arm. Öffnete das Ventil immer weiter. Spürte den physischen Schmerz wie einen rettenden Erlöser. Doch es war noch lange nicht vorbei. Viel zu viel hatte sich angestaut, viel zu viel Leid erfüllte ihn. Er würde so lange weitermachen, bis er sich wohl fühlte. Bis sein rettender Erlöser ihn von der Last befreit hatte, ihm seine Schuld vergab, denn er selbst konnte es nicht. Würde es wohl nie können... Unruhig sah Deidara in der Küche auf die Uhr. Es war bereits nach 9 Uhr und von Sasori war weder etwas zu sehen, noch etwas zu hören. Allmählich machte er sich Sorgen. Es sah dem Rothaarigen überhaupt nicht ähnlich zu verschlafen oder so lange auf sich warten zu lassen. Während Hidan sich eine Schüssel Cornflakes nach der anderen reinzog, glücklich darüber endlich wieder richtig essen zu können, ließ der Blonde sich von seinem Hocker gleiten: „Ich schau mal nach, ob alles in Ordnung ist.“ Er verließ die Küche und blieb im Flur vor dem Arbeitszimmer stehen, an das er sein Ohr legte und lauschte. Nichts. Nicht einmal das Brummen des Computers war zu hören. Rein gar nichts. Zaghaft klopfte er an, bekam jedoch keine Antwort. Er klopfte fester: „Sasori?“ Absolute Stille. Nervös fing er an gegen die Tür zu trommeln: „Hey, Sasori, alles in Ordnung bei dir?!“ Doch wieder herrschte Lautlosigkeit im Zimmer. Das Reichte! Panisch drückte er die Klinke herunter. Irgendetwas musste passiert sein. Besorgt stieß er die Tür auf und betrat das Zimmer vorsichtig. Sein Herz drohte auszusetzen, als er sah, wie Sasori auf dem Bürostuhl saß, den Arm von der Lehne gerutscht und die getrocknete Lache Blut darunter. „Scheiße! SASORI!“ keuchte der Blonde auf und stürmte zum Profiler, drehte den Stuhl in seine Richtung und schüttelte den Rothaarigen an den Schultern packend durch. Panisch kreischte er: „SASORI! Wach auf, verdammt! Sasori!!!“ Hidan trat in die Tür und schluckte schwer: „Fuck! Was ist denn hier passiert?!“ Die angsterfüllten azurblauen Augen sahen ihn tränenverschleiert an, während Deidara keuchte: „Keine Ahnung! Hol den Verbandskasten aus dem Bad! Schnell!“ Er selbst wandte sich wieder Sasori zu: „Nun mach die Augen auf, verflucht! WACH AUF!“ Seine Stimme brach, seine Gedanken überschlugen sich. Das... das sah er nicht zum ersten Mal! {Flashback} „Auf Deidara!“ - „Auf Deidara!!“ *klirr* Die Sektgläser stießen mit Vorsicht aneinander. Lachend und ausgelassen setzte die Gruppe an und trank den ersten Schluck Schaumwein. Der Blonde gluckste vergnügt: „Danke, danke, vielen Dank! Das hätte ich ohne euch doch gar nicht geschafft, Freunde!“ Die jungen Damen und Herren der Runde kicherten dankbar. Er sah auf die Uhr und seufzte. Wo blieb ER denn nur? Sah IHM gar nicht ähnlich zu spät zu kommen... Eine bekannte und abgehetzte Stimme riss ihn aus seinen Gedanken: „Entschuldigt meine Verspätung, hat einen Unfall auf meinem Weg hierher gegeben.“ Deidara sah auf und lächelte: „Tobias, da bist du ja! Hab mich schon gewundert.“ Die beiden schlossen sich freundschaftlich zur Begrüßung in die Arme, ehe der Blonde dem Neuankömmling ebenfalls ein Glas in die Hand drückte und alle mit Tobias noch einmal anstießen. Sie kannten sich seit 2 Monaten. Tobias war Journalist, Mitte 30 und hatte eine kleine Biografie mit seiner Hilfe für ein renommiertes Kunstmagazin geschrieben. Bei den Sitzungen und den Gesprächen hatten sie sich angefreundet. Die Biografie wurde in den verschiedensten Ländern verkauft und die Party war zur Feier seines ersten nach Europa verkauften Bildes geplant worden. Es war beinahe perfekt. Ja! Beinahe! Sasori war NICHT hier. Sie hatten sich wieder einmal gestritten, weil Sasori diese Partys nicht mochte und noch kühler mit ihm umging, als vor dem beschissenen Urlaub. In dem ER den Rothaarigen angeblich beinahe betrogen hätte. So ein Unsinn! Er erinnerte sich nicht im Geringsten daran. Sasoris angebliche „Sorgen“ waren allmählich unerträglich, aber nicht so schlimm wie dieses vorwurfsvolle Schweigen seit ihrer Rückkehr. Eigentlich hatte er sich entschuldigen und das Feiern reduzieren wollen, aber ER mochte es doch! Wieso also aufhören, nur weil Sasori seine Panikattacken schob? Tobias hatte auch viel zu tun und zeigte trotzdem Interesse an seinem LEBEN, nicht nur an der Arbeit. Der brünette Journalist, der stets eine ausgefallene Sonnenbrille trug, heute eine alte Milleniumssonnenbrille, die wie eine 2000 aussah, kam zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter: „Hey, bis gerade eben warst du so ausgelassen wie lange nicht mehr und plötzlich guckst du traurig. Schon wieder Zoff zu Hause?“ Deidara nickte seufzend: „Ja. Ich...“ - „Moment. Komm, wir gehen mal in eine ruhigere Ecke. Entschuldigt uns.“ Eine junge Frau zwinkerte den beiden zu: „Klar, ihr Turteltauben.“ Tobias dirigierte Deidara durch den Saal, bis sie hinter den Garderoben standen. Dort war die Musik und das Gemurmel der Leute nicht ganz so laut, zudem waren sie vor neugierigen Augen und Ohren weitgehend geschützt. Der Ältere verschränkte die Arme vor der Brust und seufzte: „Also, was ist passiert?“ Erschöpft lehnte der Blonde sich an die Wand und sah zu Boden: „Ich kann machen, was ich will... seit dem Urlaub ist er wie ein Buch mit sieben Siegeln. Verkrampft, verschlossen... und er weigert sich strikt, mich auf eine Party zu begleiten. Auch heute habe ich ihn eingeladen, doch er hat gesagt, dass er auf diese falschen Leute verzichten kann.“ Plötzlich stieg eine gewisse Portion Wut in ihm auf: „Glaubst du das? Er hat sogar ernsthaft gesagt, dass ich mich, wenn das so weitergeht, entscheiden müsste... zwischen dem Partyleben und ihm!“ Tobias nickte: „Verstehe. Er ist sehr besitzergreifend, finde ich. Er kann doch nicht einfach darüber bestimmen was du tun und lassen sollst.“ - „Das habe ich ihm auch gesagt. Da ist er ausgeflippt und hat mir vorgeworfen, dass ich in meinem Egoismus gar nicht verstehen WILL, worum es ihm geht... Meinst du, dass da was dran ist?“ Energisch schüttelte der Brünette den Kopf: „Lass dir das bloß nicht einreden! Ich glaube, der will dich nur manipulieren, Deidara! Lass dich nicht verbiegen, du bist gut so, wie du bist. Wenn er das nicht einsieht, dann weiß er echt nicht, was er an dir hat.“ Der Künstler seufzte: „Vielleicht hast du Recht. Wieso will er mich nicht zu den Partys begleiten? Warum will er, dass auch ich nicht mehr hingehe?“ - „Wahrscheinlich, weil er krankhaft eifersüchtig ist und dich nicht teilen will. Und weil er dein Leben und deine Freiheit nicht versteht und nicht schätzt!“ - „Meinst du?“ - „Oh ja! Der Kerl zieht dich doch nur runter! Das bist du nicht! Du musst einen freien Kopf haben, frei sein, um kreativ sein zu können, und er sperrt dich in einen Käfig, damit du ihm nicht davonfliegst. Er ist egoistisch und besitzergreifend. Sonst wäre er wohl hier, an deiner Seite und würde mit dir deinen Erfolg feiern!“ Bedrückt nickte Deidara: „Das wäre er wohl... aber ich wünschte, dass es anders wäre.“ Tobias stöhnte ein wenig genervt: „Dann ändere es. Entweder ER ändert sich oder du befreist dich selbst aus der Gefangenschaft.“ - „Ich... du meinst ich soll Schluss machen?!“ - „Wenn es nötig ist...“ - „Das... den Gedanken habe ich schon ein paar Tage, ja... aber... ich lasse mir das durch den Kopf gehen. Lange halte ich seine herrische Art jedenfalls nicht mehr aus.“ - „Gut gebrüllt, Löwe! Und jetzt komm... vergiss den Kerl und habe mit deinen Freunden endlich wieder Spaß am Leben! Das hast du dir verdient!“ Der Künstler lächelte: „Geh schon einmal vor, ich komme gleich nach...“ Der Brünette nickte und machte sich auf den Weg zurück zu den anderen der „Künstlerclique“. Deidara seufzte, nahm sein Handy, wählte Sasoris Nummer und murmelte etwas enttäuscht, als die Mailbox dran ging: „Sasori... warum sperrst du mich so ein? Wieso machst du es mir so schwer? Liebst du mich überhaupt noch? Früher hast du mich unterstützt und mir geholfen und jetzt hast du an allem nur etwas zu meckern! Ich KANN und WILL mich nicht entscheiden zwischen dir und den Partys! Ich will beides, also liegt die Entscheidung jetzt bei dir, ob ich dir wichtig genug bin, dass du mich mit den Partys haben willst oder ob du alles mit deiner Eifersucht aufs Spiel setzen willst. Ich bin hier. Falls du mich suchst warte ich hier. Aber ich warte nicht ewig auf dich.“ Er klappte sein Handy wieder zu, steckte es zurück in seine Hosentasche und machte sich auf den Weg zu seinen Freunden. Vielleicht würde Sasori jetzt endlich begreifen, wie wichtig ihm das alles war. Was er nicht bemerkte war die rothaarige Person, die seine Nachricht nicht erst auf der Mailbox abhören musste, sondern vor der Garderobe stand und die Jacke, die ihm die Dame hinter dem Tresen abnehmen wollte, nicht losließ. Er stand hier, seit dieser Kerl Deidara zum Schlussmachen geraten hatte. Er rupfte der Dame seine Jacke ruppig wieder aus der Hand und verließ mit Tränen in den Augen das Gebäude wieder. Es war nach drei Uhr nachts, als Deidara die Tür seiner Wohnung öffnete und wieder schloss. Vorsichtig zog er sich die Schuhe aus und schlich in Richtung Schlafzimmer, von wo aus ein leichter Lichtschein in den Flur fiel. Offenbar hatte Sasori ihm die Leselampe angelassen, damit er nicht im Dunkeln durch die Bude torkeln müsste. Manchmal konnten diese kleinen Aufmerksamkeiten des Rothaarigen ja auch richtig süß sein. Deidara strich sich über das Gesicht. Verflucht, er hatte gut was getrunken und mit Tobias die Füße platt getanzt! Er schlich durch die Zimmertür und war mit einem Mal wieder stocknüchtern. Die Hand vor den Mund schlagend, kippte er mit dem Rücken an den Türrahmen, fing sich und stürmte panisch zum Bett. Zu ihrem Bett, auf dem Sasori lag, von einer Lache Blut umgeben! „SASORI!“ keuchte er auf und ging neben dem Rothaarigen auf die Knie, schüttelte diesen panisch, doch eine Reaktion blieb aus. Die Unterarme waren völlig massakriert, das Blut größtenteils schon wieder getrocknet. Unter Tränen holte Deidara sein Handy hervor und hämmerte mit zitternden Händen den Notruf auf die Tastatur. Als sich endlich jemand meldete, brüllte er völlig aufgelöst in den Hörer: „Schnell! Ich brauche einen Krankenwagen! Mein Freund! Scheiße! … Ja! Er blutet! Hat sich die Arme aufgeschnitten, verdammt!! Ja, er atmet noch! Beeilen Sie sich verdammt!“ Er gab seine Adresse durch und warf das Telefon nach Gesprächsende achtlos zu Boden. „Sasori! Sasori! Wach doch auf! Lass den Scheiß!!! Oh Gott!“ Sein Blick schreckte im Zimmer hin und her, vor und zurück. Er musste auf den Krankenwagen warten und fühlte sich beschissen nichts machen zu können. Plötzlich fiel ihm der Block auf dem Nachtschränkchen auf. Die oberste Seite war beschrieben. Zitternd nahm er den Block an sich und las einfach: „Deidara, ich liebe dich. Aber ich kann nicht mehr. Ich habe deine Nachricht bekommen. Ich habe sie persönlich an der Garderobe hören können... Wenn du wirklich DAS von mir glaubst, von mir hältst, dann hast du mich nie in deinem Leben richtig gekannt. Aber ich kapituliere. Du hast gewonnen, deine Freunde haben gewonnen, dein Luxusleben hat gewonnen. Ich werde gehen, damit du frei sein kannst. Ich werde dir keine Last mehr sein und mich auch nicht mehr an dir zugrunde richten. Ich liebe dich noch, habe es immer getan. Aber du hast verlernt es in den Gesten zu erkennen, die ich dir entgegenbringe. DU hast mit einem anderen rumgemacht, DU gehst einfach weg, auch wenn ich dich bitte bei mir zu bleiben und DU siehst nicht mehr, dass ich noch als eigenständiger Mensch existiere... existierte. Ich kann einfach nicht mehr. Und ohne dich leben will ich nicht. Genieße deine Freiheit und dein neues Leben, ich halte dich nicht mehr auf. Sasori“ Die Sirenen ertönten vor dem Haus und Deidara rappelte sich kraftlos auf, um die Sanitäter in die Wohnung zu lassen... {Flashback Ende} Zitternd hoben sich die bleichen Lider und gaben nach und nach die rotbraunen Augen frei, die sich dahinter versteckt hatten. Etwas irritiert sah der Rothaarige sich um: „Was... wie... Was machst du hier?“ - „Scheiße! Jage mir NIE WIEDER so einen Schreck ein! Was hast du gemacht, du Idiot?“ Sasori blickte herab und sah seinen verunstalteten Arm. Ach ja... jetzt fiel es ihm wieder an. Er wandte den Blick ab und knurrte erschöpft: „Schon gut. Ist halb so wild. Ich bin nur eingeschlafen, weil ich die ganze Nacht...“ - „Halb so wild?! HALB SO WILD?! Spinnst du? Wir fahren sofort ins Krankenhaus!“ Hidan kam mit dem Verbandskasten zurück und drückte Deidara diesen in die Hand, der umgehend Anstalten machte Sasoris Arm zu verbinden. Der Rothaarige stieß ihn jedoch von sich und fauchte: „Lass das! Ich gehe nirgendwo hin und du wagst es dich nicht mich anzufassen, verstanden?!“ - „Nichts da! Das muss versorgt werden! Scheiße, ich habe keinen Bock wieder so einen Schock wie damals erleiden zu müssen!“ - „Schock?! Alter, ich habe drei Wochen lang, drei beschissene Wochen im Krankenhaus gelegen und du hast mich ZWEI MAL besucht! Leck mich!“ Sasori richtete sich auf und verlor beinahe das Gleichgewicht. Ihm war schwindelig und übel, hatte es wohl doch ein wenig übertrieben. Genervt schob er Hidan zur Seite und wollte das Zimmer verlassen, doch Deidara hielt ihn am Handgelenk fest und keifte: „Hiergeblieben! Entweder du kommst in die Notaufnahme oder ICH kümmere mich darum! Fertig! Du bist so ein Idiot! Wieso machst du so einen Scheiß?!“ Der Profiler versuchte sich ergebnislos loszureißen und fauchte: „LASS! MICH! LOS! Das ist allein MEINE Sache!“ - „Das ist wahnsinnig! Das ist krank! Hör auf damit dich kaputt zu machen! Ich dachte immer, dass du intelligent bist!“ - „Leck mich! Und lass mich endlich los!“ - „NEIN! Ich habe dich damals gerettet und ich werde es wieder tun! Das ist es doch, was du damals wolltest und heute wieder, oder nicht?“ Das reichte! Sasori riss sich los und fauchte wieder: „Du bist doch dämlicher als die Polizei erlaubt! Nichts wollte ich von dir, schon gar nicht, dass du mich erst ins Krankenhaus bringst und dann dort versauern lässt, du eingebildetes Arschloch! Du hast dich doch nur noch um deine ach-so-tollen Freunde gekümmert! Ich war dir scheißegal!“ - „Weißt du eigentlich, wie mich das fertig gemacht hat?! Alter, wenn du den Scheiß nicht gemacht hättest, dann...“ Er stockte. Doch Sasori grinste nur kalt und beinahe triumphierend: „Sag es ruhig. Ich weiß es genauso gut, wie du! Dann wäre schon viel früher Schluss gewesen! Du hättest mich einfach abgeschossen, weil ich auf dem Boden der Tatsachen geblieben war und dir nicht 24 Stunden am Tag Zucker in den Arsch geblasen habe!“ - „Hör auf! Du klingst ja schon so bekloppt wie dieser Irre! Wer sagt mir, dass du es NICHT bist?“ Die Ohrfeige schallte beinahe durchs ganze Haus. Erschrocken und verwirrt hielt Deidara sich die schmerzende Wange und blickte in tief verletzte rotbraune Augen. Sasori knurrte leise: „Was wagst du es SO über mich zu reden? Du solltest eines kapieren: damals habe ich es stillschweigend ertragen, dass du mich gehasst hast, dass du mich nur noch geduldet hast, dass du mich schon lange aufgegeben hattest und du so über mich gesprochen hast. Aber das ist anders geworden! Ich habe KEINERLEI Interesse mehr mich für dich zu zerstören. Für etwas, was es am Anfang vielleicht gab, was du aber für deine beschissene Clique weggeworfen hast. Ich habe mehr als genug in diese Beziehung investiert und es ist mir scheißegal, ob es dich interessiert oder nicht, weil ich dich abgrundtief verachte!“ Auch wenn er in den Augen sah, dass das gelogen war, schmerzten Deidara diese Worte weit mehr als die Ohrfeige. Er blickte zu Boden: „Es... tut mir Leid. Ich wollte nicht so gemein sein. Ich habe dich nicht gehasst und ich tue es heute auch nicht.“ - „Doch, das hast du. Du hast zugesehen, wie ich vor die Hunde gehe und hast doch weggeschaut. Dir waren Glanz und Gloria wichtiger. Du hast alles was ich gesagt und getan habe als persönlichen Angriff genommen. Wie gerade eben...“ Deidara sah auf und schüttelte den Kopf: „Nein! Ich habe mir nur verdammte Sorgen gemacht, dass du dir wieder... das Leben versucht hast zu nehmen! Verdammt, Sasori, ich habe mir NUR Sorgen gemacht... wie du immer. Und weil du so bockig warst und einfach nicht redest, da sind mir die Sicherungen durchgebrannt... Es tut mir Leid. Ich möchte doch nur, dass du mich deinen Arm versorgen lässt. Danach... verstecke dich halt weiter. So wie ich damals. Aber ich will dir nichts, außer dir helfen.“ Hidan verschränkte neugierig die Arme, als Sasori sich seufzend zurück auf den Bürostuhl setzte. Die beiden gingen ihm gehörig auf den Sack! Das sah ja sogar er, dass die zwei alles andere als voneinander losgekommen waren. Es wurde Zeit, dass er etwas an diesem nervtötenden Streit änderte! Weit weniger für die zwei, als für sich selber. Er hatte die Schnauze so langsam von diesem völlig sinnlosen Gefluche voll... Er hielt kurz inne und musste grinsen. DAS auch SEINEM Mund! Durfte bloß nie jemand hören... aber für Schimpfwörter in allen Variationen und Lautstärken war eben einfach ER zuständig! Und er setzte sich ein persönliches Ziel: Die Mission Rambo-Amor! Zur Not würde er diese Zankhähne mit Gewalt zu ihrem Glück zwingen, bei Jashin! Sasori schwieg, während Deidara sich um seinen Arm kümmerte, und dachte nach. So oft er es drehte und wendete, der Blonde hatte mit seinem Vortrag zu seinem Bedauern Recht! Das passte ihm gar nicht, irgendwie. Wie konnte er seine Schiene fahren, wenn Deidara so ganz anders war, als er sich das ausgemalt hatte? Wenn dieser plötzlich so... wie vor diesem ganzen Scheiß mit den Partys und dem supertollen „Künstlerleben“ war? So, wie er es schon damals so fürchterlich vermisst hatte? Er seufzte leise. Dieses ewige Streiten hielt sie vor allem auch ständig von der Arbeit ab. Vielleicht WOLLTE dieser perverse Sack ja, dass sie sich so an die Gurgel gingen?! Vermutlich sogar... Er sah auf und räusperte sich: „Ähm... ich wollte auch nicht so überreagieren. Tut mir Leid wegen der Ohrfeige...“ Deidara sah ihn aus strahlenden Augen an und lächelte: „Schon vergessen. Hab schon schlimmeres erlebt... wie etwa das blaue Auge vor ein paar Monaten.“ - „Wieso hattest du ein blaues Auge?“ Wie auf Knopfdruck leuchtete das Gesicht des Blonden plötzlich tiefrot auf. Scheiße! Er verwünschte seine voreilige Klappe, aber es war zu spät. Hidan lachte bereits wieder aus tiefster Kehle und vollstem Herzen. Und der Versprecher kam ihm bei seiner Mission Rambo-Amor doch wie gerufen! Er kicherte sich auf und prustete, als er Sasoris hochgradig irritiertes Gesicht sah, doch Deidara kam ihm zuvor: „HIDAN! KEIN WORT!“ Der Rothaarige hob eine Augenbraue und der Künstler keifte weiter, weil der Manager wieder zum Sprechen ansetzte: „Ich bringe dich um, ich schwöre es dir! Halt dein Maul!“ Pah, das sah Hidan ja gar nicht ein, dass Blondi ihm Befehle gab! Er grinste Sasori an und brüllte erheitert: „Der Depp hat beim Sex mit so einem dämlichen Studenten DEINEN Namen gebrüllt!“ - „ARSCHLOCH!!!!“ Wie von Sinnen stürmte der Blonde auf Hidan zu, sprang diesen an und kloppte mit noch immer rotem Gesicht eher gespielt, als wirklich ernsthaft auf diesen ein. „DU BIST SO EINE SACKRATTE! ICH BRING DICH UM!!“ Sasori betrachtete mit nicht weniger geröteten Wangen den fertigen Verband. Die beiden anderen kloppten sich auf dem Boden, doch er war so in Gedanken versunken, dass er das gar nicht richtig mitbekam. Völlig verwirrt schüttelte er den rot leuchtenden Kopf: „Aber... wieso?“ Die beiden Raufenden hielten inne. Hidan schubste Deidara von sich herunter und verkrümelte sich. Der Blonde sah zu Sasori auf und verschränkte ein wenig genervt die Arme: „Da der Sack ja ohnehin gepetzt hat kann ich es auch gleich sage: Ich hatte mir vorgestellt, dass DU das bist... okay? Du hast mir gefehlt und das war meine einzige Möglichkeit, wie ich dir nahe sein konnte. Ich hatte hier in Miami ein paar Nummern, aber im Grunde habe ich jedes Mal mit DIR geschlafen.“ Seufzend senkte Sasori den Blick: „Hör mal...“ - „NEIN. Das ist mir peinlich genug... auch wenn es der schönste Sex in meinem Leben war... bis dahin zumindest, so weit ich mich erinnern konnte, was ja zu dem Zeitpunkt stark eingeschränkt war und...“ - „Deidara! Du wirst selber noch merken, dass das eine dumme Idee war. Nicht wegen mir... nicht unbedingt. Aber weil es nicht der Realität entspricht. Du hast nichts mehr für mich übrig gehabt damals. Ich kanns ja verstehen, ich habe einfach nicht in diese schillernde Welt gehört und musste eben draußen bleiben. Über kurz oder lang wirst du dich erinnern, also tu uns den Gefallen und hör auf zu versuchen etwas zwischen uns zu sehen, was DU schon lange nicht mehr wolltest und ich es nicht mehr kann...“ - „Aber...“ - „Nein. Kein aber. Glaube mir einfach, ein einziges Mal. Ich war deinem Leben nicht gewachsen, damals schon nicht mehr. Ich spiele nicht in deiner Oberliga. Und du gehörst nicht in meine Welt gesperrt. Ich habe dir damals versucht deine geliebte Freiheit wiederzugeben. Also nimm sie und werde glücklich damit...“ Er stand auf und ging an dem Blonden vorbei, verschwand im Bad. Deidara sah ihm nach. Auch wenn es merkwürdig war im ersten Augenblick, so fühlte er sich dennoch nicht schlecht nach diesen Worten. Was er vor allem spürte waren die Gefühle, die Liebe, die Sasori ihm immer versucht hatte zu übermitteln. Und er hatte sich in einem Rausch aus Ruhmeswahn und Manipulation durch diesen Journalisten von etwas überzeugen lassen, dass gleich zwei Leben, die eigentlich eines sein sollten, zerstört hatte. Und das obwohl seine eigenen Gefühle damals dieselben waren wie heute. Er war nur jünger und durch den Luxus und Erfolg geblendet gewesen. Und hatte etwas verloren, das er mit all dem Geld und Ruhm nicht zurückbringen konnte... Kapitel 12: Die Methoden des XX ------------------------------- Mehr oder weniger zufrieden betrachtete Sasori das Blatt mit dem ersten ernsthaften Profilentwurf. Er hatte den ganzen Tag daran gearbeitet. Er durfte sich einfach nicht so ablenken lassen, dann schaffte er auch so einiges. Vielleicht mochte es auch daran liegen, dass Hidan die Einkäufe erledigte und Deidara im Atelier arbeitete und er, endlich, mal wieder ein bisschen Ruhe hatte. Er las sich die Worte noch einmal durch: „Bei dem Gesuchten, der sich selbst 'XX' nennt, handelt es sich um einen intelligenten Mann, der eine Arbeit im polizeilichen Bereich hat. Er kennt sich mit den Gepflogenheiten an Tatorten aus, weiß keinerlei Spur zu hinterlassen und ist mit Sicherheitssystemen vertraut. Ich schließe aus, dass es sich bei 'XX' um eine Frau handelt, da er sich in der Vergangenheit vermutlich unter falschem Namen und wahrscheinlich auch Aussehen bereits gezeigt hat. Da er vor Jahren unerkannt reiste, ist er entweder unter seinem richtigen Namen gereist, was ich persönlich jedoch ob seiner Bemühungen zur Tarnung für höchst unwahrscheinlich halte, oder aber er reist mit falschen Papieren. Das bedeutet, dass er Kenntnisse in der Fälschung solcher Dokumente besitzen muss. Er gibt an, sowohl Deidara als auch mich zu kennen. Doch bisher ergaben unsere Ermittlungen in der Richtung keinerlei übereinstimmende Erinnerung an eine solche Person, die uns beiden bekannt ist. Das wiederum lässt mich nur zu einem Schluss kommen: Er muss sich als zwei verschiedene Personen zu unserem Leben Zugang verschafft haben. Personen, die der jeweils andere nicht kannte. Ich muss im Grunde also nach diesem Stand der Dinge aufhören, nur nach einer Person zu suchen, sondern mich auf möglicherweise zwei, oder vielleicht sogar noch mehr, Personen umsehen. 'XX' scheint einen persönlichen Groll gegen mich zu haben, da er stets bemüht ist mich in die Irre zu führen und immer wieder Streit und Unfrieden provoziert. Ich kann über die Gründe dafür leider nur spekulieren im Moment. Mir ist nicht klar, was er damit bezwecken will. Ich bin geneigt zu sagen, dass ich mich von dem Begriff 'Stalker' verabschieden sollte. Dieses Handeln und Agieren geht weit über das Maß hinaus, in dem sich ein Stalker für üblich bewegt. Er scheint es geschafft zu haben in verschiedenen Rollen aufzutauchen, ohne dabei eine Ähnlichkeit zu einer anderen zu hinterlassen. Es ist erstaunlich, wie überzeugend er in jeder einzelnen zu sein schien. Entweder er ist ein begnadeter Schauspieler, oder aber er hat schizophrene Züge. Ich werde beiden Schlussfolgerungen nachgehen: ich werde mich einerseits über Schizophrenie erkundigen. Andererseits habe ich da eine vage Erinnerung, dass in manchen Polizeibehörden durchaus verdeckte Ermittlungsarbeit akribisch mit falschen Identitäten betrieben wird. Auch dem werde ich nachgehen. Was mir nach wie vor ein Rätsel und ein Dorn im Auge ist, das sind die Tatsachen, dass er sich erstens scheinbar frei im Haus bewegen kann, zweitens seine Taktiken ändert und mir drittens immer einen Schritt voraus ist, gar vorher zu wissen scheint, was als nächstes passiert. Da Deidara, Hidan und ich im Moment größtenteils unter uns sind und kaum Kontakt nach draußen haben, ist es ihm kaum möglich uns persönlich zu observieren oder zu kontaktieren, so wie er es damals zu tun gepflegt hat. Einen weiteren Mord hat es nun auch schon seit Längerem nicht gegeben, wofür allerdings diese ständigen Provokationen zugenommen haben. Ich vermute, dass er uns so lange reizen will, bis ich meine Arbeit hier aufgebe. Wieso er allerdings so viel weiß, das bereitet mir Sorgen. Ein paar wichtige Teile fehlen mir noch im Puzzle. Selbst das Buch hat mir nur geringfügig weitergeholfen. Aber eines ist mir klar: Wie auch immer er es schafft uns so zu observieren, er scheint eine Schwäche dafür zu haben Macht über die Situation zu besitzen. Möglicherweise könnte das eine Schwachstelle sein, die ich ausnutzen kann. Ich halte diese Aufzeichnungen unter Verschluss, damit ich sichergehen kann, dass niemand sie zu Gesicht bekommt. Den Schlüssel für die Schublade werde ich stets bei mir tragen. Als Kette um meinen Hals.“ Er lächelte. Mal sehen ob dieser „XX“ so gerissen war, wie er sich gab. Wenn sie verwanzt waren oder vielleicht sogar die Wohnung mit Kameras ausgestattet war, was die einzig logische Möglichkeit war, wie dieser Kerl so viel wissen konnte, dann würden seine Arbeit an dem Profil sicherlich gesehen worden sein. Wer also auch immer versuchen würde ihm vielleicht diesen Schlüssel abzunehmen, um es zu lesen, der machte sich immens verdächtig. Es war vielleicht nicht die intelligenteste Falle, aber irgendetwas musste er versuchen. Und sich dumm stellen und einen Köder auswerfen war immerhin besser als gar nichts. Sasori legte das Dokument in die Schreibtischschublade, verschloss diese und band eine Kordel um den dazugehörigen Schlüssel, die er sich anschließend um den Hals band und unsichtbar unter seinem Shirt verschwinden ließ. Er sah auf die Uhr. Es war bereits nach fünf am Nachmittag. So langsam knurrte sein Magen und er entschloss sich, sich eine Kleinigkeit zu Essen zu holen. Auch auf die Gefahr hin Deidara wieder über den Weg zu laufen. Nach der Aktion und dem Streit heute morgen war ihm gar nicht danach. Er spähte aus dem Zimmer, aber niemand war zu sehen. Auf leisen Sohlen huschte er in die Küche, in der ebenfalls niemand war. Sein Arm tuckerte ganz schön unter dem Verband. Aber alles war besser, als diese abgrundtiefe seelische Niedergeschlagenheit, die ihn dazu getrieben hatte. Rasch stand er vor dem Kühlschrank und öffnete die wuchtige Tür. Knurrend musste er feststellen, dass Hidans Einkäufe mehr als überfällig waren. Gähnende Leere begrüßte ihn spöttisch. Da hatte er schon einmal Hunger und dann war nichts da! Seufzend warf er die Tür wieder zu und sprang erschrocken einen Schritt zur Seite, als Deidara plötzlich dahinter auftauchte: „WAH!“ Normalerweise hätte er dem Blonden böswillige Absicht unterstellt, doch das toternste Gesicht ließ ihn diesen Vorwurf runterschlucken. Nicht einmal die Spur eines Grinsens oder Lächeln war zu sehen, statt dessen ertönte die ernste und belegte Stimme des Künstlers: „Ich möchte mit dir reden.“ Sasori trat noch einen Schritt zurück, musterte sein Gegenüber skeptisch und stieß an die Küchenzeile, ehe er raunte: „Worüber?“ Skeptisch beobachtete er, wie Deidara die Arme vor der Brust verschränkte und seufzte. Die Augen waren gerötet. Er... hatte geweint. Das Blau fixierte ihn, während der Blonde sprach: „Ich möchte hier in aller Deutlichkeit etwas klarstellen. Ich habe dich nie, nie!, gehasst! Und ich mache mir Sorgen um dich. Vielleicht habe ich damals weggeschaut, aber das ist passiert und, so Leid mir das wirklich tut, ich kann es nicht ändern! Aber ich habe zwei Augen im Kopf und sehe, dass es dir nicht gut geht und es macht mich wahnsinnig, dass es meine Schuld ist! Okay? Ich bin völlig fertig! Nicht nur, dass dieser Bekloppte mein Leben versaut, nein! DU... ich kann verstehen, dass du mich verachtest und ich kann verstehen, dass du zutiefst verletzt bist! Aber ich flehe dich an: Hör auf so vehement zu versuchen mir das alles heimzuzahlen...“ Sasori schluckte schwer und blickte aus dem Fenster. Rächte er sich wirklich? Quälte er Deidara wirklich so sehr? Er seufzte leise: „Hör mal, ich glaube das ist für uns beide nicht einfach. Ja! Mir geht es auch nicht gut, okay? Aber es lag nicht in meiner Absicht dir irgendetwas heimzuzahlen. Ich wollte einfach nur meinen Job machen und danach gehen. So tun, als sei nie etwas gewesen. Das Einzige was ich will, ist das alles einfach endlich zu vergessen. Aber der Kerl provoziert mich ständig...“ - „Er provoziert uns beide, Sasori. Und so lange wir keinen Frieden schließen wird er es immer wieder schaffen und wir schlagen uns irgendwann die Köpfe ein. Akzeptieren wir die Vergangenheit, wie sie passiert ist und begraben, zumindest vorerst, das Kriegsbeil.“ Der Rothaarige sah auf, seufzte abermals: „Deidara... ich...“ Der Blonde trat an ihn heran und stand direkt vor ihm. Er blickte auf und sah in die azurblauen Augen. Sein Gegenüber griff nach seiner Hand und drückte diese vorsichtig: „Sasori... ich weiß, dass du das nicht einfach alles vergessen kannst. Das ist mir klar. Aber ich wünsche mir wirklich von Herzen, dass du versuchst, dich bemühst mir zu verzeihen. Wir müssen uns nichts vormachen: es wird nie wieder so wie früher. Doch wir können jetzt und hier dafür sorgen, dass auch die schlechten Dinge uns nicht mehr verfolgen...“ Sasori zog vorsichtig seine Hand zurück, die jedoch von Deidara festgehalten wurde. Er sah auf und der Künstler kam noch ein Stück näher. Nur ganz leicht berührten sich ihre Körper. Seufzend versuchte der Rothaarige den durchdringenden Blicken auszuweichen, schloss zitternd die Augen und hauchte: „Ich weiß nicht, ob ich es kann. Ich kann und will nicht versuchen mich mit dir zu vertragen, wenn hinterher doch wieder alles einbricht. Noch mag dir vielleicht etwas daran liegen... aber Deidara... Ich kann das nicht, wenn ich mir sicher bin, dass du dich noch erinnern wirst, wie sehr du mich und 'uns' verachtet hast. Wer kann mir sagen, dass das nicht alles wieder ausbricht und du deine Worte jetzt gar nicht so meinst?“ Der Blonde schüttelte leicht den Kopf, lächelte aber: „Das kann dir niemand sagen. Aber es besteht die gleiche Chance, dass ich auch in Zukunft dabei bleiben werde. Du musst mir vertrauen...“ Er legte eine Hand unter Sasoris Kinn und hob dessen Kopf so weit hoch, dass sie sich in die Augen sahen, als der Rothaarige seine wieder geöffnet hatte. Der Zweifel in den rotbraunen Augen war groß. Aber das war kein schlechtes Zeichen. Zweifel bedeutete, dass es nicht nur Ablehnung gab. Die weiche Haut unter seinen Fingern verursachte ein angenehmes Kribbeln in seinem ganzen Körper. Er seufzte leise. Es fühlte sich so schön an. So unglaublich gut und richtig! Sasori zitterte richtig unter seiner Hand und schien noch mehr hin- und hergerissen zu sein. Er fuhr seine Finger aus und ließ seine Fingerkuppen vorsichtig über den warmen Hals gleiten, bis sie in die weichen, roten Haare tauchten. Ihm wurde schwindelig. Dieses Gefühl, dieser Geruch... Die Hand, die noch immer Sasoris Hand hielt, lockerte den Griff und strich sanft den Arm hinauf, bis sie die Schulter erreichte und dort locker verweilte. Er hauchte fast lautlos: „Bitte vertraue mir und versuche mir zu verzeihen... Bitte!“ Sasori schloss seine Augen und war kaum in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Etwas in ihm WOLLTE vertrauen. Wollte, dass das hier nicht aufhört. Wollte verzeihen. Sein Herz wollte das. Doch KONNTE sein Verstand das? Konnte dieser vergessen, um vergeben zu können? Langsam öffnete er seine Augen wieder und bemerkte, wie nahe sie sich wieder einmal waren. Unruhig und aufgeregt schlug sein Herz in seiner Brust. Er wehrte sich nicht, als er den Druck der Hand in seinem Nacken spürte, die seinen Kopf nach vorne schob. Wehrte sich nicht sofort. Nein! Das war zu viel, das ging nicht und das war nicht das, worauf das hier hinauslaufen sollte! Er hob seine Hände und schob Deidara kopfschüttelnd von sich: „Nicht... bitte. Das ist nicht richtig... ich kann dir keine Antwort geben. Ich weiß es einfach nicht... Ich brauche Zeit und die haben wir im Moment wegen diesem Spinner einfach nicht.“ Enttäuscht nickte Deidara und trat einen Schritt zurück: „Entschuldige, ich bin zu weit gegangen. Aber... danke, dass ich dich berühren durfte. Das hat gut getan...“ „BING“ „AB INS WOHNZIMMER! ABER DALLI!“ Sasori seufzte, rang sich aber ein hauchfeines Lächeln ab: „Der Brüllaffe ist zurück...“ Schmunzelnd nickte der Blonde: „Komm, schauen wir mal, was er jetzt schon wieder hat.“ Die zwei verließen die Küche und gingen durch den Flur bis ins Wohnzimmer, wo Hidan zwei riesige Tüten mit den eingekauften Sachen aufs Sofa gestellt hatte und Sasori eine schwarze DVD-Hülle zuwarf: „Mal wieder 'Fanpost'.“ Der Rothaarige betrachtete die Hülle. Von außen war sie einfach nur schwarz, sonst war nichts zu sehen. Er öffnete sie und Deidara schluckte schwer neben ihm: „Kacke, jetzt schickt der auch noch Filme?!“ Auf der DVD lag ein Zettel, den Sasori aus der Hülle nahm, auseinanderfaltete und wieder für alle hörbar vorlas: „Mein Deidara! Ich habe hier ein Geschenk für dich! Es ist ein Mitschnitt, der mit einem Interview beginnt, das euch allen noch gut in Erinnerung sein dürfte... Zumindest diesem Schnüffler und deinem hirnamputierten Manager. Erkenne die Wahrheit und staune über das, was Wirklichkeit ist! Du wirst schon sehen, dass ICH alleine deine Liebe verdiene! Vorhang auf und viel Vergnügen! ~XX~“ Seufzend legte er den Brief auf den Couchtisch und sah sich etwas irritiert um: „Wo kann ich denn die DVD...?“ Hidan rupfte ihm die Hülle aus der Hand, drückte auf einen Knopf der Fernbedienung, die in seiner anderen Hand lag und ging triumphierend zu dem Player, der aus der Decke kam: „So hirnamputiert bin ich nicht! Setzt euch, ich kümmere mich um die Technik.“ Während Deidara und Sasori auf dem Sofa Platz nahmen, hämmerte der Manager auf ein paar Knöpfen herum, bis schließlich die Leinwand und der Beamer unten und das Zimmer abgedunkelt war. Er legte die DVD ein und setzte sich zu den beiden anderen, ehe er theatralisch auf „Play“ drückte. Der Player rappelte leise und las die DVD ein. Auf der Leinwand erschien die Kulisse eines Fernsehstudios. {Flashback} Die Lichter schalteten sich ein und beleuchteten die Kulisse. Zwei bequeme Sessel standen um einen kleinen Glastisch, auf dem zwei frische Gläser Wasser standen. Im Hintergrund sollten künstliche Pflanzen für eine wohnliche Atmosphäre sorgen. Die zwei verschachtelten Wände dahinter waren in einem dezenten, hellen Gelb gehalten, auf dem das Logo der Sendung prangerte: „Kulturtalk“. Eine Mischung aus billiger Talkshow mit der Ambition, auch die kulturell gebildeten Zuschauer für Geschwätz aller Art zu begeistern und die kulturell Desinteressierten für Kunst und Literatur zu begeistern. Im rechten Sessel saß eine junge, übertrieben freundlich lächelnde Moderatorin, die mit feuerroten Lippen von ihrem mausgrauen Kostüm abzulenken versuchte. Im linken Sessel saß Deidara und wirkte lächerlich fehl am Platz mit seinem extravaganten Outfit, das er von einem Designer hatte, der ihm von Tobias vorgestellt worden war. Fast ein Jahr war Sasoris Suizidversuch nun her und sie hatten sich wieder zusammengerauft. Zumindest so etwas ähnliches. Viel eher hatten sie sich nebeneinander her auseinandergelebt. Die Oberschule hatten sie endlich hinter sich und Deidara wollte mit Hilfe dieser Sendung seine anfänglichen Erfolge in Europa ausweiten. So war er mit Sasori, der noch auf einen Studienplatz wartete, nach Frankreich gereist, um das TV-Studio zu besuchen. Und nun saß er hier. Der Kopfhörer in seinem Ohr würde ihm das merkwürdige französische Gebrabbel übersetzen. Die rote Lampe an der Kamera sprang an und ein Mann dahinter sagte irgendetwas. Die Moderatorin fing an ihre Begrüßung zum Besten zu geben und ihn vorzustellen, wie er dem Knopf in seinem Ohr entnahm. Er war nur froh, dass das keine Livesendung war und er bei einem möglichen Patzer nicht als Volldepp für zig Millionen Leute zu sehen sein würde. Dann wandte die Frau sich ihm zu und stellte ihre erste Frage. Sie wollte wissen woher er kam und wie seine Karriere begann. Deidara lächelte freundlich und erklärte: „Ich bin aus Japan und dort begann alles. In der Mittelschule habe ich meine Begeisterung für Kunst bereits entdeckt gehabt und meine gesamte Freizeit für diese Passion genutzt. Nach den ersten Ausstellungen in der Mittel- und schließlich in der Oberschule wurden ein paar Arbeiten verkauft und die lokale Presse berichtete darüber. Und bald schon wurden meine Werke in der Bibliothek und an anderen öffentlichen Orten von Tokio gezeigt, wo mein Manager auf mich aufmerksam wurde, sowie durchaus bekannte Kunstsammler und -kenner. So fing alles an.“ Die Moderatorin lächelte zuckersüß, vermutlich weil sie kein Wort verstanden hatte, und nickte, ehe sie ihre zweite Frage stellte. Dieses Mal wollte sie wissen, was er nun in Zukunft tun wollte. Wieder antwortete Deidara brav: „Ich habe die Oberschule jetzt abgeschlossen und möchte gerne auch in Europa Fuß fassen. Vielleicht schaffe ich es irgendwann sogar in den USA bekannt zu werden, das würde ich mir sehr wünschen.“ Als nächstes fragte sie, ob er eine Muse hätte. Menschen die ihn begleiteten und inspirierten. Er lächelte: „Ich lasse mich von allem inspirieren. Alles kann musisch und inspirierend sein. Aber ich habe es stets zu nutzen gewusst und bin immer dran geblieben! Ich habe im Laufe der Zeit viele Menschen kennengelernt, die mich unterstützen und die mir immer zur Seite stehen. Aber vor allem einer: Tobias. Er hört mir zu, er organisiert mit meinem Manager alles und ist IMMER für mich da...“ Die Moderatorin sprang erschrocken von ihrem Sessel, als urplötzlich Sasori die Kulisse stürmte und dem Blonden eine schallende Ohrfeige verpasste: „Was erlaubst du dir eigentlich?!“ Wütend richtete Deidara sich auf und schubste seinen Freund von sich: „Was willst du eigentlich? DU guckst mich doch mit dem Arsch nicht mehr an, DU redest nicht mehr mit mir, DU willst nicht an meinem neuen Leben teilhaben und DU versuchst permanent mich einzusperren! Dein Kontrollwahn macht mich wahnsinnig!“ - „KONTROLLWAHN? Wenn du bei mir bist, dann schwärmst du nur noch von diesem Tobias! Gehst dich ständig mit ihm und deinen 'tollen' Freunden besaufen! Du willst immer nur, dass ich dir sage wie toll ich das finde, aber das tue ich nicht! Ich hasse es, okay?! Ich hasse diese Menschen, weil sie aus dir einen arroganten, egoistischen und realitätsfremden Vollarsch gemacht haben, der nur glücklich ist, wenn die Leute um ihn herum ihm in den Arsch kriechen, ob ihm das gut tut oder nicht! Ich! Mache! Mir! Nur! Sorgen!“ Aufgebracht packte Deidara Sasori am Kragen und fauchte: „Ich scheiß auf deine dämlichen Sorgen! Du machst dir keine Sorgen, du willst nur kontrollieren! Und schau dich doch an! Du gehörst nicht in meine Welt! Willst lieber studieren und ein spießiges Leben führen, uiiiii!“ Mit Tränen in den Augen stieß Sasori den Blonden weg, der unsanft einen der Sessel beim Sturz umriss. Der Rothaarige ging zu ihm und keuchte: „Scheiße! Ich habe ALLES für DEINEN Traum getan! Und DU warst nicht einmal bei mir, als ich mich eingeschrieben habe. Weißt du überhaupt WAS ich studiere?“ Vom Boden zischte es ebenso wütend zurück: „Keine Ahnung. Es interessiert mich auch nicht! Alles derselbe spießige Mist!“ - „Weißt du was? Wer auch immer du bist, Deidara jedenfalls bist du nicht mehr! Deidara war kein dämliches Arschloch!“ Der Blonde rappelte sich wieder auf und schubste Sasori: „Weißt du was?! Tobias hatte Recht! Mit allem! Du bist so ein Egoist! Dir passt es doch nur nicht, dass ich Freunde habe, die mich besser kennen und verstehen, als du! Die wissen, wie mein neues Leben ist und wie es funktioniert und die den nötigen Geist haben, um sich selbst in dieser Welt zu bewegen. Geh du doch zu deinem Studium! Mach nur! Ich werde NICHT mit dir zurückfliegen, sondern hier in Europa mit den anderen Urlaub machen! Und während ich weg bin kannst DU dir mal gepflegt überlegen, ob das, was du da so abziehst wirklich noch Liebe ist!“ - „WAS?!“ - „JA! Wenn du mich wirklich lieben würdest, dann würdest du mich unterstützen! Aber das tust du schon lange nicht mehr! Das letzte Jahr bin ich sicherlich nicht mehr bei dir gewesen, weil ich noch so große Gefühle hatte! Mitleid, mehr war das nicht! Ich habe mich wegen deinem beschissenen Suizidversuch schuldig gefühlt! Und jetzt HAU AB und lass mich in Ruhe und professionell dieses Interview zu Ende bringen, sonst kannst du gleich zusehen, wo du bleibst!“ Plötzlich war Sasori ganz ruhig. Er sah Deidara in die Augen und hauchte: „Gut, wie du meinst. Machen wir Pause. Aber denke du auch mal drüber nach, ob du mich noch liebst... Daran habe ich so meine Zweifel...“ - „Ich auch, Sasori. Ich auch!“ Ohne ein weiteres Wort stürmte der Rothaarige von der Bühne und ließ Deidara zurück. {Flashback Ende} „MACH DAS AUS!“ brüllte Deidara und wischte sich die Tränen aus den Augen. „HIDAN!!! MACH DAS AUS!“ Der Angesprochene drückte auf „Stop“ und schnappte sich „unauffällig“ die Einkaufstüten. Er wollte nicht in der Nähe sein, wenn das passierte, was er befürchtete. Unschuldig flötete er: „Ich packe mal die Sachen aus...“ Eiligen Schrittes verließ er das Wohnzimmer, um in der Küche Deckung zu suchen. Deidara sah Sasori an, der mit vor der Brust verschränkten Armen seinem Blich auswich. Ungläubig schüttelte er den Kopf und schniefte: „Bitte glaube mir, ich habe keine Ahnung, wieso ich so einen Scheiß geredet habe! Das...“ - „Lass doch gut sein. Ich habe es dir doch gesagt... Vergiss es einfach...“ - „Nein! Hör mir doch zu, ich erinnere mich da an etwas...“ {Flashback} Deidara war aufgeregt. In einer Stunde würde sein Interview losgehen und das würde ein entscheidender Schritt sein. Irgendwie freute er sich auch darüber, dass Sasori mitgekommen war, auch wenn sie so viel Streit in letzter Zeit hatten. Wenn sie denn mal miteinander sprachen, dann endete es meistens in Meinungsverschiedenheiten. Immer wieder war er immens froh, dass er sich bei Tobias ausreden konnte. Er seufzte und sah sich in seiner Garderobe um, als es klopfte. Tobias kam rein und gesellte sich lächelnd mit einer Tasse Tee zu ihm: „Na, großer Künstler. Schon aufgeregt?“ Er schloss die Tür und setzte sich neben den Blonden auf die kleine Couch, die in dem kleinen Raum stand. Deidara nickte: „Schon, ja. Danke für den Tee! Den brauche ich jetzt!“ - „Deine Lieblingssorte.“ - „Du bist der Beste!“ Er liebte diesen Tee. Sie tranken ihn immer zusammen. Erst nach der halben Tasse schaute Deidara auf und seufzte: „Das beruhigt!“ Der Journalist mit der Sonnenbrille lächelte: „Wo ist eigentlich Sasori?“ Genervt knurrte der Blonde: „Sightseeing! Wollte ins Louvre! Guckt sich lieber andere Sachen an, als meine! Klassische Kunst, passt ja zu ihm...“ Er könnte sich schon wieder aufregen! Jedes Mal, wenn er mit Tobias beisammen saß und sie sich unterhielten wurden ihm die Augen geöffnet, wie wenig er noch mit Sasori eigentlich anfangen konnte. Der Brünette nickte: „Du solltest endlich mal Schluss machen. Seit fast einem Jahr leistest du eine Schuld ab, die dir nicht zuzuschreiben ist. Er hat sein Ziel erreicht: du bist bei ihm geblieben! Mach doch eine Beziehungspause und schau mal, wie gut es dir in der Zeit gehen wird. Ist doch nur fair...“ Deidara nickte: „Weißt du was? Das klingt gut! Eine Pause, damit wir uns mal klar werden können, ob das alles noch Sinn macht... Danke! Ohne dich würde ich das gar nicht schaffen!“ Der Brünette lächelte, doch hinter der Fassade verbarg sich ein diabolisches Grinsen, als er nickte: „Ich weiß, aber ich tu es gerne für dich.“ {Flashback Ende} Sasori massierte sich die Schläfen. Diese verdammten Kopfschmerzen! Doch er konnte einen Gedanken nicht einfach abschütteln: Dieser Sir Tobi hatte mit KO-Tropfen gearbeitet, und dieser bescheuerte Journalist, mit dem er keine zwei Sätze in der ganzen Zeit gewechselt hatte, hatte immer wieder diesen Tee angeboten. Beide hatten ihre Augen hinter dunklen Gläsern versteckt. Der Name hatte eine frappierende Ähnlichkeit. Er sah den Blonden an und raunte erschöpft: „Ich glaube, dass dieser Tobias und dieser Sir Tobi... sie waren ein und dieselbe Person, Deidara...“ - „Was? Aber...?“ Sasori nickte: „Überleg doch mal. Die vermutlich versetzten Getränke, die Sonnenbrillen, die Namen... Er hat dich damals versucht persönlich zu kriegen! Als Sir Tobi, als Tobias und weiß Gott als sonst noch wer...“ Die Augen des Künstlers weiteten sich: „Du willst mir sagen, dass derselbe Kerl, der mich hier verfolgt, damals für unseren Streit gesorgt hat? Dass dieser Stalker sich als Tobias mein Vertrauen erschlichen hat und mich gegen dich aufgehetzt hat?“ Wieder nickte der Rothaarige: „Ich nehme es an. Und um nicht doch erkannt zu werden versucht er es jetzt auf diesem Weg.“ - „Aber... wieso hat er es nicht zu Ende gebracht damals?“ Seufzend stand Sasori auf und ging ein paar Schritte auf und ab: „Ich weiß es nicht, um ehrlich zu sein. Er ist damals so anders vorgegangen und doch bin ich mir ziemlich sicher, dass er es ist. Irgendetwas hat seinen Plan zunichte gemacht, aber ich weiß wirklich nicht was... Ich verstehe es nicht, er hatte dich doch...“ Seine Stimme wurde unbeabsichtigt traurig, obwohl er eigentlich gewohnt monoton und professionell bleiben wollte. Kopfschüttelnd kam Deidara zu ihm und nahm erneut seine Hand: „Sasori, bitte glaube mir eines: so lange Tobias nicht da war und ich diesen Tee nicht getrunken habe, so lange habe ich mir immer Gedanken gemacht, wie wir das hinkriegen können. Ich wollte dich nie aufgeben und ich weiß wirklich nicht, wie er mir das alles einreden konnte. Er hat mich echt um den Finger gewickelt gehabt und... weißt du...“ - „Lass es doch endlich gut sein! Du hast es doch selber gehört... da war nichts mehr und...“ - „NEIN! Verdammt! Ich weiß es und da war immer etwas! Dieses Arschloch hat mich nur die ganze Zeit manipuliert, weil ich durch meine eigene Doofheit empfänglich war!“ Seufzend zog Sasori seine Hand weg: „Ist doch egal. Ich kann nicht mehr und ich will nicht mehr.“ - „Das ist nicht wahr! Ich sehe es doch! Hör auf so zu reden!“ - „Wieso sollte ich?! Willst du dir das Interview noch einmal ansehen?! Gerne! Du hast gesagt, was es zu sagen gab: Du hast mich nicht mehr geliebt! FERTIG!“ - „Ich habe dich die ganze Zeit geliebt, und VERDAMMT, ich tue es immer noch!!!“ Erschrocken schlug Deidara sich die Hand vor den Mund und sah Sasori an. Dieser blickte mit Tränen in den Augen zurück. Ein flehender Blick, ein gekränkter Blick und doch auch ein hoffnungsvoller. Doch der Rothaarige schüttelte den Kopf: „Mach dich nicht lächerlich... ich gehöre nicht zu dir, habe es nie getan. Ich war niemals gut genug für deine Welt. Nicht gut genug für dich und deinesgleichen.“ - „Das ist nicht wahr!“ Entschlossen packte der Blonde den Profiler an den Armen und raunte: „Sasori... das ist wirklich nicht wahr! Scheiße! Wenn ich dich nicht lieben würde, würde ich dann allen Ernstes deinen Namen einem anderen im Bett ins Gesicht brüllen?!“ - „Was weiß ich, ich kenne dich schon lange nicht mehr...“ Deidara trat einen Schritt zurück und nickte: „Ich habe nicht damit gerechnet, dass du mir vor Freude um den Hals fallen wirst... eigentlich wollte ich es nicht einmal sagen. Aber gut, jetzt ist es raus! Und eines verspreche ich dir... Ich weiß, dass du mich nicht verachtest. Und ich werde dafür sorgen, dass du kapierst, dass ich nicht ich selbst war damals, dass ich dich nie aufgehört habe zu lieben und dass ich dich nicht ein zweites Mal gehen lasse! Du willst den Kampf, also sollst du ihn haben!“ Seufzend wandte Sasori sich zum Flur: „Ich will keinen Kampf. Ich will einfach nur meine Arbeit machen und endlich vergessen, okay?“ „Nein! Es ist nicht okay!“ knurrte der Blonde. „Es ist ganz und gar nicht okay! Du verdrängst alles immer nur! Du hast dich damals mit deinem Schweigen kaputt gemacht und ich war zu doof es zu sehen! Aber ich sehe jetzt alles aus sehr klaren Augen und werde mit dir darüber reden! Von mir aus tobe und schimpfe, von mir aus gehe danach, aber ich lasse dich nicht eher gehen, bis wir nicht endlich reinen Tisch geschaffen haben! Und wenn ich dich aus deinem Zimmer prügeln muss, das ist mir egal! Ich will, dass wir damit abschließen! Ein für alle Mal!“ Sasori biss sich auf die Unterlippe. Er wusste, wie hartnäckig Deidara war. Er wusste, dass er so viel bellen konnte, wie er wollte, und doch nichts gegen die Sturheit des Blonden auszurichten hatte. Und er erkannte, dass er nicht mehr in der Lage war, Deidara etwas vorzumachen, wie früher. Der Künstler hatte diesen alles sehenden Blick wieder, der ihn schon lange nicht mehr gemustert hatte. Dieser Blick war wieder da. Und er zweifelte ja auch selbst, ob er wirklich so abgeneigt war, von diesem Blick entlarvt zu werden, oder ob er sich das nicht insgeheim irgendwie wünschte. Doch er würde es dem Blonden nicht leicht machen. Er brauchte Sicherheit und Zeit. Zeit zum Nachdenken und zum Arbeiten, und Sicherheit dafür, dass dieser Blick nicht eine zwischenzeitige Phase war, die vielleicht bald wieder mit den aufkommenden Erinnerungen verschwinden würde. Er musste Zeit schinden, um sich selbst zu schützen. Und um zu sehen, ob die Bemühungen wirklich Ernst gemeint waren. Er nickte Deidara zu und knurrte: „Versuchs von mir aus. Wenn du mich suchst, ich bin bei der Arbeit.“ Deidara sah ihm nach, wie er, wieder einmal, im Arbeitszimmer verschwand. Ja, es war nun raus und irgendwie war er gar nicht böse darüber. Er hatte sich die Reaktion weit schlimmer vorgestellt. Doch Sasori hatte die Herausforderung angenommen und er würde einen Teufel tun, und jetzt aufgeben! Dafür kannte er den Rothaarigen zu gut. Sasori hatte einfach Angst und mangelndes Vertrauen. Er musste sich seine Chance erarbeiten und das würde er tun! Kein Stalker dieser Welt würde ihn davon abhalten können, das wahre Glück zurückzuholen in sein Leben, und wenn er all den Luxus und die Berühmtheit dafür hergeben müsste! Kapitel 13: Von woher wir kommen und wohin wir gehen... ------------------------------------------------------- ~Aloha ihr Lieben! Hier mal wieder ein "musikalisches" Kapitel :) Markiert, wie gehabt, mit (*1*). Link zum Lied: http://www.youtube.com/watch?v=nmrmOW9PtKQ In diesem Sinne viel Vergnügen! LG Galenhilwen~ Ein lautes Knurren in seiner Magengegend ließ Sasori in seinem Bürostuhl zurücksinken und seufzen. Er hatte gestern Abend nichts mehr gegessen und auch das Frühstück hatte er sich gespart. Nun war es bereits nach Mittag und sein Hunger unaushaltbar. Wütend knurrte sein Magen lautstark und verzog sich schmerzhaft. Sich seinem Körper gegenüber geschlagen gebend verließ er sein Zimmer und ging in die Küche. Es duftete bereits im Flur nach Essen. Käsemakkaroni! Eindeutig! Sein Hunger trieb ihn trotz des turbulenten und noch immer aufwühlenden Abends in die Küche, in der Hidan und Deidara essend an der Theke saßen. Nun, zumindest haute Hidan ordentlich rein. Deidara stocherte eher appetitlos auf seinem Teller herum. Der Blonde drehte sich zu ihm herum, als er hereinkam, und begann erschöpft zu lächeln: „Hey! Hast du Hunger?“ Sasori nickte: „Nicht zu knapp...“ - „Warte!“ Deidara sprang auf, holte einen Teller aus dem Schrank, eine Gabel aus der Schublade und haute eine ordentliche Portion Nudeln auf den Teller, ehe er diesen mitsamt Besteck neben sich auf die Theke stellte und Sasori auffordernd ansah: „Setz dich dazu.“ Noch immer war der Hunger größer als sein Unbehagen, so dass der Rothaarige der Aufforderung einfach nachkam und sich recht von Deidara auf den letzten freien Platz setzte. Laut schmatzend grinste Hidan: „Gudn Hunga!“ Sasori nickte leicht und schaute auf die käsigen Nudeln: „Ja, danke... gleichfalls.“ Ein Rülpsen aus tiefster Kehle war Hidans einzige Antwort darauf. Brüllaffe eben. Seufzend begann der Profiler zu essen, obwohl er den durchdringenden Blick von Deidara genau auf sich ruhen spürte. Der Blonde lächelte: „Schön dich beim Essen mal wieder dabei zu haben.“ Er nickte nur. Was sollte er schon sagen? Ihm gefiel das gar nicht. Aber das wollte er den beiden auch nicht auf die Nase binden, weil es wieder in ewig langen Diskussionen enden würde. Doch Deidara änderte seine Taktik: „Wie geht es mit den Recherchen voran?“ Gut, darüber konnte er sich wohl unterhalten. Er knurrte: „Mehr schlecht als recht. Natürlich hat es einen Journalisten namens Tobias nie gegeben. Aber das ist ja nun keine große Überraschung. Seit Stunden überlege ich schon, als wer er sich bei mir vorgestellt hat. So viele... Kontakte hatte ich nun auch nicht.“ Er schob noch eine Portion Nudeln nach und Deidara nickte: „Verstehe. Da er ja gesagt hat, dass er uns beide kennt... Aber...“ Sasori sah fragend auf, kaute noch immer auf seinen Nudeln, so dass der Blonde einfach fortsetzte: „Wie erkläre ich das am Besten... ich habe mit Tobias viel über dich, über uns geredet. Vielleicht ist er dir also nie persönlich begegnet, sondern weiß alles nur über mich.“ Nachdem er alles gekaut und heruntergeschluckt hatte schüttelte Sasori den Kopf: „Nein, das kann nicht sein, da er meinen Werdegang nach unserer... Trennung sehr gut zu kennen scheint. Ich habe aus Verzweiflung sogar meine gesamten Kollegen überprüfen lassen, aber die sind alle sauber, selbst die, die ich nicht von früher kenne. Und vom Studium her kenne ich eigentlich nur Nagato, der denselben Studiengang hatte. Der war damals aber schon mit seiner jetzigen Frau Konan zusammen. Na ja, und Sensei Madara, der aber nur immer als Gastdozent für ein oder zwei Wochen da war und damals beim FBI gearbeitet hat. Aber das hat ja alles viel früher angefangen. Ich kapiere das einfach nicht...“ Das Telefon klingelte und Hidan sprang, ganz „selbstlos“, grinsend auf: „Ihr redet gerade so nett, da will ich mal Sekretärin spielen...“ Er ging zur Tür, neben der das Telefon hing, und nahm ab: „Hier ist Bangarts geile Sekretärin. Wen darf ich mit meiner scharfen Stimme und meiner absoluten Ergebenheit beglücken?.... …. Oh, fuck... Ja, ja! Ihnen auch einen schönen Tag, Caine! Was wollen Sie?... …............ Alter, echt? Scheiße... …...... Sie sind nicht meine Mutter! …........ JA! Ich werds ihm ausrichten. …........ Ob ich meine Zunge hüte oder irgendetwas anderes geileres damit mache ist wohl meine Sache! …...... Pfff. Sackratte. Hat einfach aufgelegt.“ Auch er beförderte den Hörer zurück in die Halterung. Sasori hob skeptisch eine Augenbraue: „Was wollte Leuitenant Caine?“ - „Hat gesagt, dass in den verfickten Pralinen KO-Tropfen waren. Genug, um einen Elefanten flachzulegen.“ Deidara seufzte und Sasori nickte: „Wie wir vermutet haben. Bringt uns aber kein Stück weiter.“ Hidan winkte nur ab: „Ich muss nochmal los. Die Veranstalter einer Ausstellung und ein paar Investoren werden so langsam nervös und ich muss mal wieder Mutter Teresa spielen und sie gnädig stimmen. Bis später.“ Er ließ die beiden zurück. Deidara sah den Rothaarigen ernst an und raunte: „Wie war dein erster Tag damals auf der Uni?“ Sasori fiel die Gabel aus der Hand, die klirrend auf dem Teller landete, und hustete: „Wie bitte?!“ - „Ich wollte wissen, wie dein erster Tag auf der Uni war? Ich muss den Berechnungen zufolge ja noch in Europa gewesen sein und ich möchte jetzt gerne wissen, wie es für dich als Studienanfänger war.“ Völlig perplex schüttelte der Profiler den Kopf: „Ich... du... ist doch völlig unwichtig! Wir haben echt andere Probleme!“ - „Aber MIR ist es wichtig. Erzähl schon! Wird ja nicht ewig dauern und danach überlegen wir weiter.“ - „Wir?!“ - „Lenk nicht ab!“ Sasori seufzte und hob die Hände: „Schon gut. Wenn du es denn unbedingt wissen willst... Aber sei nicht enttäuscht, wenn es absolut langweilig ist. War ja nur ein spießiges Studium und...“ Er hielt inne, da ihn die azurblauen Augen gereizt anfunkelten. {Flashback} Es war eine viertel Stunde vor Unterrichtsbeginn, als Sasori den großen Hörsaal betrat. Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Endlich war er dort, wo er immer hinwollte. Die Sitzreihen führten Stufe für Stufe immer weiter herab, bis sie endeten und einem ausschweifenden „Krater“ Platz machten. Ganze 8 Tafeln, 4 mal 2 Stück, hingen an der gegenüberliegenden Wand und wurden gerade vom Sensei geputzt. Zwei, drei Kommilitonen saßen bereits auf ausgesuchten Plätzen. Er stieg zielsicher die Stufen herab, bis er an der untersten und damit vordersten Reihe ankam, wo er sich mittig auf einen der Sitzplätze quetschte, seine Sachen aus dem Rucksack kramte und diese auf der knapp bemessenen Tischplatte vor sich ablegte. Er war froh darüber so zeitig hier gewesen zu sein, um sich in Ruhe einen guten Platz aussuchen zu können. Ironischerweise hatte man in einem Hörsaal, wie damals schon in den Klassenzimmern, vorne die meiste Ruhe, da die Störenfriede für üblich hinten saßen. Die Minuten verstrichen und der Sensei war schließlich mit seiner Arbeit fertig. Als er sich von der Tafel zum Saal wandte, bemerkte er erstaunt die bereits eingetroffenen Schüler. Er lächelte: „Frühaufsteher, wie ich sehe. Sehr schön. Wenigstens ein paar, die sich Mühe geben wollen.“ Sasori merkte, wie der Dozent ihn musterte und auf ihn zukam, ehe dieser schließlich raunte: „Akasuna no Sasori?“ Irritiert nickte dieser und der Sensei kicherte: „Deine Aufnahmeprüfung hat einen bleibenden Eindruck im Kollegium hinterlassen.“ - „War... sie so furchtbar?“ Der Sensei lachte und schüttelte den Kopf: „Weit gefehlt! Sie war mit Abstand die beste! Ich würde dich bitten nach dem Unterricht noch einen Augenblick zu bleiben. Du und ein zweiter Schüler bekommt ein Angebot der Universität, das ich euch unterbreiten soll.“ - „O... okay.“ Der Saal begann sich zu füllen. Immer mehr Studenten strömten herein und verursachten eine immer unangenehmere Geräuschkulisse. Wie Sasori vermutet hatte, füllten die hintersten Reihe sich am Schnellsten. Doch auch vorne nahmen immer mehr Leute Platz. Ein junger Mann mit langen, dunkelroten Haaren setzte sich neben ihn, lächelte ihm schüchtern zu und verbeugte sich leicht: „Hi. Ich bin Nagato. Ist es okay, wenn ich hier sitze?“ Sasori erwiderte die Geste, ehe er nickte: „Sicher. Ich bin Sasori.“ - „Echt? Habe ich es mir doch gedacht, dass du der Zweite bist.“ Offenbar bemerkte Nagato seinen fragenden Blick und erklärte: „Wegen dem Angebot der Uni. Ein Professor hat es mir auf dem Weg zum Saal erzählt und deinen Namen erwähnt.“ - „Achso. Hat er auch erwähnt worum es geht?“ - „Nein, das wollte er mir nicht sagen. Da werden wir uns gedulden müssen.“ Geduld war ja auch eine immense Stärke von ihm... Sasori knurrte. Er hasste warten doch so sehr! Der Gong läutete die beginnende Lesung ein und die Türen wurden geschlossen. Wer zu spät kam, der hatte Pech gehabt. Doch entgegen aller Befürchtungen verflogen die 2 Stunden fast wie im Fluge. Der Dozent stellte sich als Uchiha Madara vor und erzählte kurz von seiner Arbeit beim FBI, ehe er mit den Grundlagen der kriminalistischen Psychologie begann. Die Stifte qualmten, die Hände schmerzten und die ausgeteilten Blätter wollten kein Ende nehmen. Doch nach den 2 Stunden war Sasori durchaus zufrieden. SO hatte er sich das immer erhofft und vorgestellt! Der Gong war kaum verklungen, als die ersten bereits schon aus dem Saal verschwunden waren. Während sie darauf warteten, dass auch der Rest ging klingelte Sasoris Handy. Es vibrierte zumindest in seiner Hosentasche. Eilig kramte er es hervor und ging dran. „Ja?“ „Ich bins, Deidara.“ „Deidara... schön, dass du anrufst, aber ich sitze im Vorlesungssaal! Du kannst doch nicht einfach anrufen. Du hast Glück, dass gerade kurze Pause ist...“ „Ach ja, du studierst ja jetzt. Ich bitte vielmals um Verzeihung, dass ich über das spießige Studentenleben keine Ahnung habe!“ „Wieso rufst du an? Um dich über mich lustig zu machen?“ „Nein. Ich verlängere meinen Aufenthalt um drei Wochen.“ „Aber... wo bist du denn eigentlich? Kann ich dich irgendwie erreichen?“ „Wir machen Pause, schon vergessen? Wollte dir nur Bescheid sagen, dass damit natürlich auch diese ausgeweitet wird.“ „Wo bist du, Deidara?“ „Das geht dich nichts an!“ „...“ „Aber wenn du es wissen willst: mir ging es schon lange nicht mehr so gut!“ „...“ „Machs gut und viel Spaß bei deinen Vorlesungen. Ich werde mir die Sonne lieber auf den Pelz scheinen lassen.“ Die Verbindung wurde unterbrochen und Nagato sah Sasori besorgt an: „Alles in Ordnung?“ Er lächelte gequält und nickte: „Ach, klar. Halb so schlimm. War nur... ach... egal.“ Sensei Uchiha trat an die beiden heran und musterte die Szene: „Es ist schön, dass ihr euch bereits vorstellig geworden seid. Aber Sie wirken bedrückt, Akasuna.“ Genervt knurrte der Angesprochene: „Nein, es ist alles Bestens!“ Der Dozent grinste: „Ein bisschen einfältig, einem in der Psychologie studierten zu belügen.“ - „Gut, dann eben die Wahrheit: es geht Sie nichts an!“ - „Touché. Nicht das, was ich hören wollte, aber immerhin eine ehrliche Antwort.“ So langsam endete Sasoris Geduld. Er wollte alleine sein! Ungeduldig raunte er: „Was gibt es denn jetzt für ein Angebot?“ Uchiha lächelte: „Sie fackeln wohl nicht lange. Schön, kommen wir zur Sache. Die Universität möchte Ihnen beiden das Angebot machen an einem Projekt mitzuwirken. Es ist das erste Mal, dass so ein Projekt angeboten wird, aber es ist nötig. Weltweit fehlen einfach Fachkräfte, die sich mit Profilen von Verbrechen auskennen und die über die nötige Kompetenz dafür verfügen. Sie beide haben sich mit Ihren Prüfungen als geeignete Kandidaten erwiesen und deshalb möchte ich Ihnen anbieten neben dem normalen Studiengang einer Arbeitsgruppe beizutreten, die Sie für eine solche Arbeit ausbilden würde.“ Sasori und Nagato tauschten einen verwunderten Blick aus. Eigentlich hatte er nie über eine solche Möglichkeit nachgedacht. Doch irgendwie reizte ihn der Gedanke durchaus, und auch sein Kommilitone schien ähnlich darüber zu denken. Er sah den Sensei an: „Und wie läuft das dann ab?“ Uchiha lächelte: „Während ich in Japan bin werde ich Ihre Betreuung und Ausbildung übernehmen. Wir würden uns ein- bis zweimal die Woche treffen und gemeinsam arbeiten. Während ich nicht hier bin wird diese Aufgabe von Sensei Yuhi Kurenai übernommen, die hiesige Spezialistin für psychologische Manipulation und Analyse.“ Nickend verbeugten die beiden Studenten sich. Sasori raunte: „Ich würde gerne an diesem Projekt teilnehmen.“ Nagato pflichtete ihm bei: „Ich ebenfalls, Sensei Uchiha.“ Der Dozent lächelte zufrieden: „Sehr schön. Ich gebe euch einen Zettel mit, auf dem alle wichtigen Informationen stehen, sowie wann und wo wir uns treffen werden.“ Er reichte den beiden Studenten die Blätter und entließ sie aus dem Unterricht. {Flashback Ende} Sasori schluckte schwer. Er hatte beim Erzählen gar nicht gemerkt, wie nahe Deidara an ihn gerückt war und darüber hinaus auch noch den Kopf an seine Schulter gelehnt hatte. Der Blonde lächelte sanft: „Wow. Wenn ich mal richtig zugehört hätte, dann hätte ich gewusst wie gut du bist. Aber irgendwie habe ich nichts anderes von dir erwartet... du warst immer gut in dem, was du getan hast.“ Seufzend schob Sasori den Künstler wieder von sich: „Was machst du da?“ - „Ich habe mich doch nur...“ - „Deidara...“ - „Ich war damals in Griechenland...“ Irritiert sah der Rothaarige auf: „Was?“ - „Ich erinnere mich. Ich war damals in Griechenland, als wir telefoniert haben...“ {Flashback} Deidara prustete und schob den Teller von sich, den er so eben leergeputzt hatte. Das war mal ein richtig gutes Mittagessen gewesen! Er grinste: „Scheiße, bin ich voll!“ Auch Tobias und die anderen Mitglieder der Clique stöhnten. Der Journalist kicherte: „Das klingt schwer nach einer Tasse Tee, um den Magen zu beruhigen.“ Die anderen stimmten ein und der Brünette erhob sich schwerfällig: „Ich geh ins Hotel und hole welchen. RICHTIGEN Tee! Das, was die hier anbieten ist ja eine Beleidigung!“ Er verließ den Tisch und verschwand hinter der großen Glasfront, die sie von der Eingangshalle trennte. Es waren gut 30°C im Schatten und die Mittagssonne brannte unentwegt. Deidara setzte sich seine Sonnenbrille auf und seufzte: „SO lässt es sich leben!“ Eine junge, blonde Frau, mit der er schon seit einiger Zeit befreundet war, namens Ino grinste: „Jetzt musst du nur endlich mal auf die Avancen von Tobias eingehen, dann ist alles perfekt!“ Entsetzt sah er auf: „Hallo? Ich bin vergeben! Und Tobias ist nur ein Freund...“ - „Ja, klar! Ihr habt Pause, oder nicht? Also warum nicht austesten, was du haben könntest, wenn du diesen Miesepeter endlich mal abschießen würdest?!“ Empört schüttelte Deidara den Kopf: „Mach mal den Kopp zu, Ino! geht’s noch? Nur weil es nicht so gut läuft heißt das doch nicht, dass ich Sasori abschieße...“ - „Dann nicht. Ich sage ja nur: nutze deine Pause, um mal wieder die Schmetterlinge erleben zu können.“ Der junge Künstler neben ihr, Sai, nickte: „Was hast du zu verlieren? Tobias ist doch ein toller Fang UND er steht auf dich. Wer weiß, was du von ihm noch so alles lernen kannst...“ Deidara strich sich den Schweiß von der Stirn und blickte aufs tiefblaue Meer hinaus. Die Avancen hatte er durchaus schon mitbekommen. Und es fiel ihm immer schwerer sich dagegen zu wehren. Sie zeugten von so viel Aufmerksamkeit und Interesse, die er daheim vermisste. Sasori war so verschlossen und abweisend geworden. Ihm fehlten die Nächte, in denen sie aneinandergekuschelt geschlafen hatten. Ihm fehlten die liebevollen Blicke und die Zärtlichkeiten. Aber vor allem fehlte ihm die Vertrautheit, die sie einst miteinander hatten. Die Gespräche, das Wissen und das Kümmern umeinander. Und gerade DAS gab Tobias ihm im Moment ja auch... Er seufzte. Vielleicht hatte er mit seinem Verhalten auch einen gewissen Beitrag geleistet. Aber Sasori war so kalt geworden! So ignorant! Oder? Es war alles so verwirrend. Aber konnte dieses Leben hier wirklich so falsch sein, wie Sasori behauptete? Konnte er sich so irren, wo er sich doch so unglaublich gut fühlte? Er hatte schon lange nicht mehr so einen Spaß gehabt! Er lachte, scherzte und feierte. Alles Dinge, die doch nicht schlimm waren, sondern toll. Er genoss sein Leben eben in vollen Zügen. Was war daran verwerflich? Tobias kehrte mit einem Tablett zurück, auf dem eine Kanne mit heißem, sprudelndem Wasser, ein paar Tassen und sein mitgebrachter Tee standen. Er bereitete den Tee vor und nach fünf Minuten schenkte er allen ein. Besinnlich zelebrierten sie das Trinken und schwiegen eine Weile. Deidara hing noch immer seinen Gedanken nach. Am Ende der Woche wäre der Urlaub vorbei und irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass er sich bis dahin nicht entschieden haben würde. Außerdem... er blickte verstohlen zum Journalisten. Außerdem tat ihm die gemeinsame Zeit mit Tobias einfach zu gut, als dass er schon jetzt wieder nach Hause wollte. Er sah in die Runde und räusperte sich: „Sagt mal... was haltet ihr davon, wenn wir den Urlaub noch ein bisschen verlängern?“ Ino strahlte: „Tolle Idee! Es ist wirklich super hier!“ Auch Sai nickte: „Klar, gerne. Wird schon klar gehen.“ Und schließlich lächelte auch der Brünette: „Ja, ich finde die Idee auch gut. Dir scheint die Pause wirklich zu bekommen. Du warst schon lange nicht mehr so ausgelassen und entspannt. Wie klingen drei Wochen?“ Deidara erwiderte das Lächeln: „Hervorragend klingt das. Ich ruf dann am Besten kurz zu Hause an und...“ - „Du willst es ihm sagen?!“ - „Ja, natürlich. Lieber ich rufe einmal an, als dass er nen ganzen Suchtrupp losschickt...“ - „Gut, ist ein Argument. Aber lass dich nicht wieder runterziehen oder bequatschen!“ Tobias sagte das immer mit einer solch überzeugenden Art. Aus seinem Mund klang es immer, als sei es das einzig Richtige. Es überzeugte Deidara immer wieder, dass Sasoris Worte alleine aus Kontrolle und Egoismus entstanden, auch wenn er eigentlich nicht überzeugt war, da es nicht zu Sasori passte. Aber diese Veränderungen, diese Mauer zwischen ihnen, ließen diese Worte so logisch und alles erklärend klingen... Er klappte sein Handy auseinander und drückte die 5 eine Weile. Ja, zugegeben. Er hatte Sasori schon eine Weile nicht mehr auf der 1. Aber auch nur, weil er die Nummer seltener brauchte, als die anderen... Oder? Die Verbindung wurde aufgebaut und, von den anderen angestachelt, Deidara konzentrierte sich auf das Gespräch. Darauf, dass er sich nichts sagen ließ. Heimlich ließ Tobias dessen Tasse unter den Tisch gleiten und schüttete seinen Tee aus. Es war kein starkes Mittel, aber er musste klar bleiben. Die Kontrolle behalten. Das Spiel weiter spielen und sich freuen, dass alles ganz nach Plan lief. {Flashback Ende} Sasoris Miene war wie versteinert, während er aus dem Fenster blickte. Deidara konnte nicht so genau sagen, was den Rothaarigen wohl beschäftigte. Vermutlich aber vor allem zwei Dinge: erstens grübelte er vermutlich darüber nach, was das für ein Zeug in dem Tee gewesen sein könnte. Und andererseits war er vermutlich sehr deprimiert darüber, was er soeben offenbart hatte. Plötzlich blickte der Profiler ihn an und hauchte: „Weißt du... es ist erstaunlich wie egozentrisch du gewesen bist. Du hast mir nie geglaubt, was im Urlaub passiert war und dich nie auch nur versucht zu entschuldigen. Statt dessen hast du mich wieder, und zwar mehr noch als zuvor, alleine gelassen. Und doch hast du die Frechheit besessen mir Dinge zu unterstellen und auf diese Schleimereien dieses Kerls einzugehen. Respekt. So viel Niederträchtigkeit hätte ich dir damals gar nicht zugetraut...“ Deidara seufzte und legte vorsichtig seine Hand auf die Schulter des Rothaarigen: „Versteh das doch. Ich will nicht sagen, dass das okay war! Sicher nicht! Aber du hast nur noch geschwiegen und ich habe irgendwann einfach nicht mehr gewusst was mit dir los ist. Du hattest dich vollkommen verschlossen. Ich war verzweifelt... Und wohl genauso einsam wie du.“ - „Pfff. Nein, das ist nicht wahr. Du hattest deine Freunde und diesen Schleimer. ICH war alleine.“ - „Sasori! Hör auf! Es tut mir unendlich Leid und wenn ich könnte, dann würde ich alles ungeschehen machen! Aber ich KANN nicht! Sag mir mal lieber was für ein Zeug der mir verabreicht hat.“ Sasori sah auf: „Ist das denn noch wichtig? Nein.“ - „DOCH! Es ist MIR wichtig! Und wenn du es nicht herausfinden willst, dann tue ICH das eben!“ - „Tu doch, was du nicht lassen kannst...“ Sauer glitt der Blonde von seinem Hocker und riss Sasori an der Schulter zu sich herum, schnellte mit dem Gesicht vor und stoppte kurz vor einer Berührung: „Das werde ich! Und DU denkst vielleicht mal darüber nach welchen Anteil deine Verschlossenheit an dem Desaster hatte! Und was sie dir heute bringt! Schließe endlich ab damit und sieh der Tatsache ins Auge, dass du verdammt traurig darüber bist, dass alles so gekommen ist und du WEIßT, dass es nicht alleine meine Schuld war! Niemals sein KONNTE!“ Er hielt die Nähe und den Blick noch einen Augenblick, ehe er sich abwandte und die Küche verließ. Wollten sie doch mal sehen, wie gut ER recherchieren konnte! Er stürmte ins Arbeitszimmer und hämmerte auf die Tastatur, was den Standby-Modus deaktivierte und der Bildschirm aufflimmerte. Sasori tauchte hinter ihm in der Tür auf und knurrte: „Was machst du da? Ich muss arbeiten...“ Doch Deidara schüttelte energisch den Kopf: „Nichts da! DU gehst spazieren oder was auch immer und denkst darüber nach was ich dir gesagt habe! ICH werde herausfinden, was das für ein Zeug gewesen sein könnte!“ - „Du kannst doch nicht...!!“ - „OH DOCH! Ich KANN und ich WERDE! Der Computer bleibt so lange besetzt, bis du nachgedacht hast!“ Wütend griff Sasori nach seinem Mantel und keifte: „Tyrann!“ - „Sturer Esel!“ Er knallte die Tür hinter sich zu und schritt zum Aufzug, während er sich seinen Mantel überzog. So eine Frechheit! Dieser...! Vielleicht war es wirklich gut, dass er ein wenig aus dem Haus kam, sonst würde ER noch verhaftet werden, weil er diesem blonden Tunichtgut sonst noch den Hals umdrehen würde! Stunden vergingen, in denen er durch die Stadt streifte, doch seine Wut hinderte ihn daran auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Erst als die Nacht sich über die Stadt legte kam er ein wenig zur Ruhe, zum Nachdenken. Was blieb ihm anderes übrig? (*1*) Allmählich machte sich auch in Miami der kommende Winter bereit. Der nächtliche Himmel versteckte sich hinter Wolken, die vom frischen Seewind immer weiter landeinwärts getrieben wurden. Wie eine Herde Schafe fegten sie über seinem Kopf hinweg und er seufzte. Würde zu gerne mit ihnen reisen, einfach alles hinter sich lassen und vergessen. Die Luft roch nach Regen. Bald würde er kommen und vielleicht seine Gedanken von allem Unnötigen reinwaschen, um endlich einmal über das nachdenken zu können, was wirklich wichtig im Moment war. Deidara und Hidan schliefen im Haus tief und fest, nur er wandelte ziellos durch die dunklen Straßen, um nachzudenken. Unfähig auch nur ein Auge zuzumachen. Es war so viel passiert und nichts machte in seinem Kopf einen Sinn. Vor allem seine Gefühle nicht. Er setzte einen Fuß vor den anderen, blieb ständig in Bewegung und ignorierte die hübschen Fassaden, die er dabei passierte. Es war alles unwichtig. Unnütz. Die Menschen versteckten sich hinter ihrem Prunk, wie es Deidara damals getan hatte. Er hatte den Reiz dieser Scheinwelt nie verstanden, doch so langsam wurde ihm klar, dass sie sich gar nicht so sehr von seiner Professionalität unterschied, wie er immer gedacht hatte. Beides war doch nur eine Maske, die ihre Träger von der Wahrheit abschirmen und beschützen sollte. Sie hatten beide gelitten damals und nicht erkannt, dass jemand ihnen das mit Absicht zugefügt hatte. Und daraus waren Missverständnisse und Streitereien entstanden, die tiefe Narben hinterlassen hatten... und die niemand jemals wieder entfernen könnte. Sie würden ewig von dem Passierten zeugen. Sie hatten sich blind provozieren lassen. Zu Worten, mit denen sie sich verletzt hatten. Zu Taten, die sie heute bereuten. Zu einem Ende, das keines hätte sein müssen. Wieso nur waren sie damals so empfänglich für diese Manipulationen gewesen, und wer um alles in der Welt hatte IHN so manipuliert? War er überhaupt so wie Deidara benutzt worden, oder hatte dieser Irre einfach nur seine persönliche Struktur ausgenutzt? Gab es wirklich noch die Hoffnung, dass sie die Vergangenheit bewältigten? Oder war es wirklich zu spät? War er ein solch einfacher Spielball gewesen, der im Inneren so verletzlich gewesen war, dass er diese Farce so oder so nicht ausgehalten hätte? Hatte er das, was er mit seiner Maske schützte, selbst so gravierend unterschätzt? Er konnte es nicht vergessen, so wie Deidara es nicht ungeschehen machen konnte. Es war zu viel passiert, es war zu viel gesagt worden. Noch immer schlichen die Erinnerungen sich doch jede Nacht in seinen Schlaf und quälten ihn unerbittlich. Nicht, weil er Deidara verachtete und ihm alles so egal war, wie er es immer sagte. Sondern weil es ihn noch immer dort traf, wo es ihn damals getroffen hatte: in seinen Gefühlen. Wenn sie doch nur damals gewusst hätten, was sie heute wissen, dann wäre alles vermutlich ganz anders gekommen. Doch nun kam auch Sasori sich rückblickend so unsagbar dumm vor, dass er so an Deidara gezweifelt hatte. Auch er würde vieles anders machen, anders auffassen als damals. Doch zu ändern war es einfach nicht. Es war passiert. Er seufzte und ließ sich von seinen Füßen immer weiter durch die Stadt tragen. Ja, er hatte Angst. Das, was er vermisste, würde niemals wieder in sein Leben treten. Doch sollte er sich trauen und etwas Neuem eine Chance geben? Er wusste einfach nicht, ob er es noch einmal riskieren sollte, möglicherweise zu scheitern. Deidara gab sich Mühe. Und er freute sich sehr darüber. Doch diese Angst lähmte ihn einfach... Er hatte alles aufgegeben damals für Deidara und war an dem Punkt gescheitert, an dem es um seinen eigenen Traum ging. Sein Leben hatte sich nur um Deidara gedreht und das tat es noch immer. Er war fortgelaufen wegen Deidara, er versteckte sich vor Deidara, er träumte von Deidara und er fühlte noch immer etwas für Deidara. Immer wieder erreichte er denselben Punkt. Immer wieder wurde ihm klar, dass ein Leben ohne Deidara ein Albtraum war. Oder vielmehr ein vor sich hin vegetieren. Was tat er denn? Alles, um Deidara zu vergessen. Das war kein Leben. Das war eine nie endende Flucht. Wenn er in die Zukunft blickte, was sah er da? Sah er wirklich, dass es irgendwann besser sein würde ohne Deidara? Dass er irgendwann vergessen haben würde und endlich wieder wie ein normaler Mensch Schlaf finden könnte? Nein. Er sah nichts. Nur die verflogene Zeit, die ihn älter gemacht hätte. Aber im Grunde würde er wohl noch dasselbe tun und versuchen, was er heute tat. Seine Zeit mit weglaufen verschwenden. ER verschwendete Zeit! Welch Ironie... Welch bittere, bittere Ironie. Wie er die Verschwendung von Zeit doch eigentlich hasste! Und er selbst verschwendete nicht nur Minuten, er verschwendete Jahre! Er verschwendete seine Zeit nicht bei seiner Arbeit... Aber bei seinem Privatleben. Er ließ sie davonlaufen, weil er Angst hatte. Irgendwann würde dieser Job vorbei sein, er würde wieder gehen und wieder Erinnerungen nachhängen, die er zu solchen hatte verkommen lassen. Sein Herz wusste, dass das dumm war. Aber sein Kopf wollte einfach nicht einsehen, dass es dumm war. Sein Kopf war davon überzeugt, dass die weit größere Dummheit sein würde, sollte er mal wieder auf sein Herz hören. Noch hatte er Zeit, um seinen Kopf zu überzeugen. Noch hatte er Zeit, um seine Angst abzulegen. Doch würde er es in dieser Zeit schaffen? Würde Deidara weiterhin dasselbe versuchen? Würde er sich von dem Fluch des Stalkers befreien können? Er blickte auf und stutzte. Es hatte ihn ins Westviertel verschlagen. Verdammt. Es war der Teil der Stadt, der weder vor noch hinter den Kulissen dem schillernden Gesicht des Restes entsprach. Dreckige Hochhäuser wechselten sich mit kaputtem Mauerwerk voller Graffiti ab. Er seufzte. Vielleicht sollte er nach Hause gehen... nach Hause. Er lachte trocken auf. Nein. Zu Deidara. Zu Hause war er fast. Zwei Blocks weiter wohnte er eigentlich, weshalb es ihn vermutlich auch unbewusst hier hin geführt hatte. Er passierte eine voller Müll gestellte Seitengasse. Urplötzlich schoss eine Hand aus der Dunkelheit, presste sich auf seinen Mund und zog ihn mit sich in die Dunkelheit zurück... Kapitel 14: Der verlorene Tag ----------------------------- Panisch blickte Sasori sich um. Sein ganzer Körper war auf Angriff oder Flucht ausgerichtet: die Muskeln angespannt, der Puls erhöht, der Herzschlag schnell und unerbittlich. Seine Hand glitt nach unten, wollte an seine Waffe heran, doch eine zweite fremde Hand hielt diese davon ab. Und plötzlich ertönte eine Stimme, die er kannte: „Lass den Unsinn, Grünschnabel!“ Der Griff lockerte sich und die aufgestaute Anspannung entlud sich in einem befreienden, energischen Schritt und einer ruckartigen Drehung: „Sensei?!“ - „Pssst!“ Madara trat näher und sah ihn mahnend an: „Was zum Henker machst du hier?“ Sasori verschränkte die Arme vor der Brust und brummte leise: „Unter normalen Umständen WOHNE ich hier, wenn es Recht ist. Aber heute bin ich... einfach nur so hier.“ - „Um zwei Uhr nachts?“ Seufzend wischte der Rothaarige sich über das Gesicht: „Ja... nein... ach... ich komme einfach nicht richtig weiter...“ Der Ältere sah sich nervös um und flüsterte: „Ich würde dir ja gerne helfen, aber das kann ich nicht auf offener Straße. Schon vergessen? Ich bin...“ - „Nein, ich weiß. Aber ich wohne im Prinzip um die Ecke...“ Madara überlegte kurz, ehe er nickte: „Das wäre wohl das Beste.“ - „Gut, dann komm.“ Sie sahen sich um, doch nirgends war jemand zu sehen, so dass Sasori voraus ging und sein Lehrer ihm trotzdem noch nervös folgte. Während sie seiner Wohnung immer näher kamen, erinnerte er sich an ihre Arbeitsgruppe, in der sie damals gearbeitet hatten. {Flashback} Sasori starrte auf sein Blatt, während irgendwie weit entfernt Sensei Uchiha etwas erklärte. Ach, nein. Sensei Madara. Er konnte sich einfach nicht so schnell an diese Umstellung gewöhnen. Zumal er auch ganz andere Sorgen hatte... Sein Füller hinterließ immer mehr Tintenpunkte auf dem sonst völlig unbeschriebenen Zettel, sein Kopf ruhte auf seiner Hand, sein Oberkörper hing halb auf dem Tisch und seine Augen drohten immer wieder zuzufallen. Dieser Gastredner vom FBI, Agent Hatake, ließ ohnehin auf sich warten und sollte schon vor 10 Minuten da gewesen sein. Ein Spezialist für verdeckte Ermittlungen und Identitätsvortäuschung... oder so ähnlich. Sasori seufzte leise. Er hatte gerade nicht richtig zugehört, obwohl er es wirklich wollte! Aber er war zu müde! Einfach viel zu... müde... BÄNG! Wieder voll wach rieb er sich den Kopf und sah auf. Das Stück Kreide, das ihn getroffen hatte, lag noch vor ihm auf dem Tisch. Madara sah ihn streng an und keifte: „Sasori! Pass gefälligst auf, verdammt! Das kenne ich gar nicht von dir!“ - „Gomen... ich habe die Nacht nur nicht schlafen können und...“ Es klopfte und ein Mann mittleren Alters betrat eilig den Raum: „Sorry! Wurde aufgehalten!“ Der Sensei begrüßte den Ankömmling, der für sein Alter schon ziemlich grau auf dem Kopf war, mit einer freundschaftlichen Umarmung: „Kakashi! Schön, dass du es geschafft hast! Kleinen Augenblick...“ Er löste sich von seinem Kollegen und wandte sich wieder Sasori zu: „Du wolltest uns etwas mitteilen.“ Nagato sah ihn nun auch besorgt von der Seite an: „Was ist denn mit dir?“ Sasori fühlte sich bedrängt. Eindeutig! Er verschränkte die Arme vor der Brust und knurrte: „Gut, wenn ihr es unbedingt wissen wollt: meine Großmutter hat mich rausgeschmissen, weil sie mein Zimmer für ihren neuen Freund brauchte, okay? Das war gestern Nachmittag und ich habe die Nacht nicht geschlafen, weil ich nirgendwo schlafen KONNTE!“ Bedrücktes Schweigen legte sich über sie, bis Nagato ihm eine Hand auf die Schulter legte und leise sprach: „Das tut mir echt Leid... Was ist denn mit Deidara? Kannst du nicht...“ - „Der ist mal wieder irgendwo in Europa unterwegs und nicht da. Und seit seiner idiotischen Pause habe ich keinen Schlüssel mehr.“ Madara sah seine Schüler unschlüssig an: „Das ist natürlich nicht gut. Wenn du heute Schluss hast suchen wir dir eine Wohnung, okay? Vielleicht ist im Wohnheim etwas frei.“ Der Graumelierte meldete sich zu Wort: „Falls sich heute nichts finden sollte: ich bin noch ein paar Tage hier und in der Wohnung eines Freundes untergekommen, die er nur im Sommer nutzt. Die hat ein Gästezimmer, wo du erst einmal zumindest schlafen kannst, Kurzer.“ Auch wenn ihm die Bezeichnung „Kurzer“ gar nicht passte, sah Sasori peinlich berührt auf und verbeugte sich: „Danke für Ihre Hilfe...“ Nagato klopfte ihm lächelnd und zuversichtlich auf die Schulter: „Das schaffen wir schon. Ich werde mal im Wohnheim die Augen offen halten. Das ist das Mindeste was ich für dich tun kann.“ - „A... aber...“ - „Kein 'Aber'! Wofür sind Freunde da?!“ Der Sensei nickte zufrieden: „Gut. Da wir das ja nun geklärt haben, könnt ihr euch vielleicht auf unseren Gastredner konzentrieren. Das ist Hatake Kakashi und wird euch euch etwas beibringen über das Eindenken in fremde Charaktere und Identitäten, sowie die Kreation einer ganz neuen Identität.“ Sasori konnte zwar etwas besser folgen, aber so ganz anwesend war er trotzdem nicht. Wieso halfen ihm Menschen, die ihn nicht einmal kannten? Und gleichzeitig nahm Deidara sein Problem nicht Ernst? Sie hatten am Vorabend telefoniert und der Blonde hatte nur gesagt, dass alles schon wieder werden würde. Keine Hilfe, kein Interesse, kein gar nichts. Aber ein völlig unbekannter Agent bot ihm ein Dach über dem Kopf an. Irgendetwas in seinem Leben ging wohl im Moment mächtig schief! Die folgenden drei Nächte kam er tatsächlich bei Agent Hatake unter und unterhielt sich mit diesem auch über seine Probleme. Ähnlich wie er es mit Nagato tat. Und manchmal mit Sensei Madara. Er verriet nie viel über sich, ging eigentlich nie wirklich ins Detail, aber es tat trotzdem gut, dass jemand zuhörte und ihn Ernst nahm. Auch wenn keiner der drei die Fähigkeit besaß hinter seine Fassade zu blicken, wie es Deidara einst konnte. Am vierten Tag rief Nagato schließlich an und verkündete freudig, dass eine Wohnung frei geworden sei. Der FBI Agent hatte sogar noch beim Umzug geholfen. Sie hatten ein paar Sachen aus Chiyos Haus geholt und in die Wohnung gebracht. Schließlich war er gemeinsam mit dem Sensei wieder in die USA geflogen. Der Unterricht wurde wieder von Sensei Kurenai übernommen, er lebte sich in seiner Wohnung ein, und Deidara meldete sich nicht. {Flashback Ende} Sasori schloss seine Haustür auf, während Madara sich in dem heruntergekommenen Flur umsah und ungläubig murmelte: „Da hast du damals in der Uni besser gewohnt...“ Sie betraten die kleine Wohnung und der Rothaarige zuckte nur mit den Schultern, ehe er die Tür hinter ihnen wieder schloss und das Licht anmachte: „Es reicht mir.“ Der Ältere blieb wie angewurzelt stehen. Die „Wohnung“ bestand nicht aus mehr, als einem größeren Zimmer, in dem sie standen und in dem so etwas wie das Wohnzimmer war, einem zweiten kleineren Raum mit Bett zu ihrer Linken und einer winzigen Küche zu ihrer Rechten. Madara vermutete, dass das Bad im Schlafzimmer sein musste. Doch es sah schrecklich aus hier. Die Einrichtung war demoliert und alles war umgeworfen worden: „Was...?!“ - „Das passiert hier schon mal. Ich war zu lange nicht zu Hause, da steigen die schon mal ein und glauben hier wirklich etwas brauchbares finden zu können. Also verzeih, dass es so aussieht. Normalerweise räume ich auf...“ Madara schluckte schwer, nickte aber: „Weiß ich doch.“ Unbeeindruckt stellte Sasori die Stehlampe wieder auf und ordnete die Kissen auf dem Sofa wieder richtig. Viel mehr gab es im Wohnzimmer auch nicht. Nur einen Schrank, dessen Inhalt sich davor, gegenüber der Couch, auf dem Boden befand. Kein Fernseher, keine Stereoanlage, nicht einmal ein Radio waren zu sehen. Der Ältere nahm den angebotenen Platz auf der Couch neben dem Rothaarigen ein, wo er schließlich stutzte: „Also, erzähl. Wo liegt dein Problem?“ Sasori seufzte und sah zu Boden: „Der Kerl ist gerissen. Er... er scheint mir immer einen Schritt voraus zu sein! Weißt du, er hat in der Vergangenheit bereits sein Unwesen getrieben und das hochgradig professionell! Er wandelt in den verschiedensten Identitäten durch die Gegend und weiß mir ein wenig zu viel über polizeiliche Ermittlungsarbeit. Ich glaube, dass er ein Insider ist.“ Erstaunt sah der Ältere ihn an: „Du meinst er ist ein Bulle?“ - „Ja, das ist die einzig logische Erklärung. Und er ist mehr, als nur ein Streifenpolizist, wenn du verstehst.“ Madara überlegte, nickte immer mal wieder, murmelte nachdenklich vor sich hin und nickte wieder. Bis er Sasori schließlich ansah und erklärte: „Weißt du, das kommt mir alles sehr bekannt vor. Ich habe noch immer Kontakt zu Kakashi, Agent Hatake, der ja beim FBI arbeitet. Dort gibt es diese Spezialeinheit, in der wir gearbeitet haben.“ Der Rothaarige hob eine Augenbraue und war plötzlich hellhörig: „Du auch?“ - „Ja. Na ja, so halb. Ich war Berater in der Truppe für Profile und die Vorbereitung der Ermittlungen. Manchmal habe ich auch an welchen mitgewirkt.“ Er sah den Jüngeren streng an. „Denk nicht einmal dran! Den Blick kenne ich doch! Aber wenn du unbedingt willst, dann...“ Leicht lächelnd unterbrach Sasori seinen Sensei: „Das habe ich schon, tut mir Leid. Aber ich musste sichergehen.“ - „Natürlich. Aber schau Morgen doch einfach mal bei Kakashi vorbei. Vielleicht kann der dir weiterhelfen.“ Der Schüler nickte: „Ja, das wäre wohl das Beste... Danke.“ - „Nicht dafür. Auch wenn ich sehe, dass das nicht alles ist, was dich bedrückt...“ Mit leicht geröteten Wangen wandte Sasori den Blick ab und raunte: „Mag sein. Aber das muss ich alleine auf die Reihe kriegen...“ - „Bist du dir da sicher?“ - „Nein. Nein, das bin ich nicht. Aber ich habe gewusst, was mich in etwa erwarten wird und...“ Freundschaftlich legte Madara Sasori seine Hand auf die Schulter und lächelte: „Als ob ich nicht wüsste, wo das wahre Problem liegt! Zumindest habe ich eine ganz gute Vorstellung davon. Ist er so schlimm geworden?“ - „Nein, das ist ja das Problem! Wenn er noch immer so ein Arsch wäre, dann würde mir das alles deutlich leichter fallen... Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Er ist...“ Sein Gesicht färbte sich dunkler. „Er ist wie vor seinem großen Erfolg. Aufmerksam, nett...“ - „Und worauf wartest du dann noch?“ Seufzend sah Sasori seinen Sensei an: „Auf die Realität.“ - „Und die kann nicht 'gut' sein?“ - „War sie es jemals?“ - „Keine Gegenfragen!“ - „Ich hege meine Zweifel an einer 'guten' Realität.“ - „Du hast Angst.“ Beleidigt verschränkte der Rothaarige die Arme: „Blödsinn.“ Doch der Ältere lachte erheitert auf: „Erwischt. Du HAST Angst.“ - „Habe ich nicht! Und ich würde mich freuen, wenn wir das Thema bitte lassen könnten.“ - „Wie du willst. Ich muss eh los. Sag Kakashi einfach, dass ich dich geschickt habe. Nur für den Fall, dass er dich nicht mehr erkennen sollte in deiner Grufti-Kluft.“ - „Pfff. Der Grufti unter uns bist ja wohl du.“ - „Grünschnabel.“ - „Vorruheständler.“ Nervös schritt Deidara im Wohnzimmer immer wieder auf und ab, schlich an der Fensterfront wie ein eingesperrter Tiger vorbei und sah alle 20 Sekunden auf die Uhr oder zum Aufzug. Es war bereits kurz vor acht abends und seit gestern Abend war Sasori wie vom Erdboden verschluckt. Und das war alles seine Schuld! ER hatte ihn rausgeworfen und zum Nachdenken weggescheucht! Und nun rannte er seit Stunden hier umher und machte sich fatale Horrorvisionen davon, was dem Rothaarigen alles passiert sein könnte! Dass Sasori sich aber auch ohne das Handy auf den Weg gemacht hatte grenzte an ein Wunder! Sasori ging nie unvorbereitet vor! Aber dieses Mal schon... Deidara seufzte, während Hidan in der Küche lauthals am Telefon mit irgendwelchen Leuten diskutierte. Wieder drehte der Blonde eine Runde. Hätte er doch nur nicht so auf stur geschaltet, dann müsste er sich jetzt nicht solche Sorgen machen! Aber nein! Er hatte ja unbedingt den Hausherren raushängen lassen müssen! So langsam konnte er sehr gut verstehen, was für Sorgen sich Sasori damals immer gemacht haben musste. Der Rothaarige war seit einem Tag weg, er selbst jedoch hatte sich tage- oder sogar wochenlang nicht gemeldet. Und dabei wollte er Sasori doch ganz stolz erzählen, dass er bei seiner Recherche durchaus Erfolge erzielt hatte. Zwar war eine eindeutige Identifizierung des Zusatzes ohne eine genaue Analyse unmöglich, doch nach seinen subjektiven Erinnerungen hatte er sich auf ein Mittel ziemlich eingeschossen: die Alraune. Tobias musste sich sehr gut damit ausgekannt und eine wirklich ideale Dosis gefunden haben. Eine Dosis, die hoch genug war um seinen Geist genug zu benebeln, die aber niedrig genug gewesen war, um nicht aufzufallen. Die Alraune wirkte enthemmend, aphrodisierend und leicht halluzinogen. Es passte alles. Jedes Mal, wenn er diesen verdammten Tee getrunken hatte, da hatte er immer das Telefon genommen und Sasori diese bekloppten Sachen an den Kopf geworfen, nachdem er Tobias alles brühwarm erzählt hatte. Jedes Mal war es ihm so unglaublich schwer gefallen diesen Avancen abzusagen, sie zu ignorieren und sich selbst unter Kontrolle zu halten. Jedes Mal hatte er allen Worten von Tobias absoluten Glauben geschenkt, da hatte alles so außerordentlich logisch und einfach geklungen. Er blieb einen Augenblick am Fenster stehen und sah nach draußen. Es regnete. Eine Stunde würde er noch warten, dann würde er nach Sasori suchen. Er hielt diese Ungewissheit einfach nicht mehr länger aus! Vorsichtig berührten seine Fingerspitzen und seine Stirn das kühle Glas. Er seufzte und die Scheibe beschlug, doch das störte ihn nicht weiter. Er sah nach draußen, ohne etwas dabei wirklich im Blick zu haben. Statt dessen hörte und spürte er den Regen, der an das Fenster prasselte und ihn irgendwie beruhigte. Es war nicht viel, aber dennoch entspannte er sich leicht. Als ob der Regen ihm versuchte zu sagen, dass alles schon wieder gut werden würde. Den vom Himmel fallenden Wassertropfen gleich rann eine Träne an seiner Wange herab. Irgendwann hatte er diese Vorwürfe so oft ausgesprochen gehabt, so häufig mit Tobias gesprochen und so viel Zeit in dieser Clique verbracht, dass er den Tee irgendwann gar nicht mehr brauchte, um eine Szene zu machen, für die er sich abgrundtief schämte... {Flashback} Vorsichtig klopfte Deidara an die Haustür. Seit drei Tagen war er zurück in Japan und hatte versucht Sasori zu erreichen, um sich zurückzumelden. Immerhin wollte er die Angelegenheit mit der Beziehungspause klären. Doch nun war es ihm zu dumm geworden auf einen Rückruf zu warten, so dass er vor Chiyos Haus stand und auf den Rothaarigen wartete. Sasori war bestimmt hier. Deidara konnte sich zwar dunkel erinnern, dass sein Freund irgendetwas davon erzählt hatte, dass Chiyo diesen rausgeschmissen habe, aber er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass eine Großmutter so etwas mit ihrem eigenen Enkel machen würde. Die Tür wurde aufgemacht und die kleine, alte Dame schaute heraus. Sofort erkannte sie den Blonden und zischte: „Was willst du?“ Deidara verbeugte sich und lächelte: „Hallo Chiyo. Ich wollte mit Sasori...“ - „Der wohnt hier nicht mehr. Keine Ahnung wo er ist. Also hör auf hier hausieren zu gehen!“ RUMMS! Die Haustür flog vor seiner Nase zu und Deidara schüttelte ungläubig den Kopf. Was war denn hier los?! Die kleine, alte Hexe hatte Sasori offensichtlich tatsächlich aus dem Haus geworfen! Er seufzte, drehte sich herum und verließ das kleine Grundstück wieder, ehe er in Richtung Stadt ging. Wo könnte der Rothaarige nur sein? Deidara hatte keine Ahnung! Ihm blieb nur die Möglichkeit es weiterhin auf dem Handy zu versuchen. Er holte es aus seiner Hosentasche, klappte es aus und drückte auf die Kurzwahltaste. Während seine Füße ihn immer weiter Richtung Innenstadt führten, lauschte er dem steten Tuten, bis irgendwann die Mailbox dran ging: „Bin nicht da, versuch es später noch einmal.“ Genervt legte der Blonde auf und verstaute das Telefon wieder in seiner Hosentasche. Nach einer guten halben Stunde Fußmarsch war er schließlich im belebten Kern der Stadt und irrte ein wenig hilflos durch die Straßen. Was er auch tat, er fand einfach keine Lösung für sein Problem! Wie konnte er Sasori erreichen? Abermals seufzte er. Vielleicht war es auch Schicksal, dass es nicht funktionierte, vielleicht war es... Unsanft fiel er zu Boden, schüttelte verwirrt den Kopf und sah sich um. Menschenmassen strömten eilig an ihm vorbei, interessierten sich nicht für ihn, sondern nur für ihre Einkäufe und die sie umgebenden Geschäfte. Ein Paar Schuhe jedoch stand vor ihm und regte sich nicht. Er blickte auf. Sein Atem stockte. Sasori streckte ihm die Hand entgegen und half ihm zurück auf die Beine: „Wieder zurück? Bist scheinbar viel in der Sonne gewesen.“ Ein eiskalter Schauer lief Deidaras Rücken herunter. Diese Stimme des Rothaarigen war so kalt und emotionslos. Er blickte in die rotbraunen Augen und nickte: „Ähm, ja. Habe versucht dich zu erreichen.“ - „Ich weiß.“ Irritiert neigte Deidara den Kopf zur Seite: „Was soll das heißen 'ich weiß'?“ - „Ich weiß heißt ich weiß. Ich habe deine Anrufe und Nachrichten erhalten, aber ich habe es nicht eingesehen mit dir zu sprechen. Du lässt mich für eine Pause sitzen, also wirst DU jetzt warten müssen, bis ich nachgedacht habe.“ Beleidigt verschränkte der Künstler die Arme: „Wie bitte?! DU gehst MIR aus dem Weg? Mach dich nicht lächerlich!“ - „Das tue ich nicht. Ich verlange schlichtweg dasselbe wie du: Zeit. Zum Nachdenken.“ - „Dann gib mir deine neue Adresse.“ - „Nein.“ Deidara fiel die Kinnlade herunter: „Was heißt hier 'nein'? Und sag bloß nicht: nein heißt nein! Das weiß ich selber!“ - „Ich will dich erst einmal nicht sehen. Ich melde mich bei dir.“ - „A... aber...“ - „Kein 'aber'.“ - „DOCH! Ich wollte dir sagen, dass ich die Pause aufheben möchte. Ich möchte, dass wir es noch einmal ernsthaft versuchen...“ Sasori seufzte: „Gut, wie du möchtest... Ich wohne im Studentenwohnheim. Ich schicke dir die Adresse nachher. Aber bevor wir die Pause beenden möchte ich noch mit dir reden. Ich finde, wir sollten ein paar Regeln festlegen für diesen Versuch, aber nicht hier und nicht jetzt. Ich muss zur Arbeitsgruppe...“ Ehe Deidara antworten konnte, tauchten plötzlich Ino und Sai hinter Sasori auf. Die Blonde winkte ihrem Freund zu und begrüßte diesen mit einem Bussi: „DEIIII! Wie schön dich zu sehen! Hey, gleich ist bei Tobias Videoabend, hast du Lust mitzukommen? Danach geht’s durch die Clubs!“ Deidara sah Sasori an, der jedoch nur seufzend den Blick abwandte. Schließlich nickte der Künstler: „Ich komme mit! Spaß kann ich auch in Tokio haben.“ Er ließ Sasori hinter sich, konnte sich aber einen letzten Blick über die Schulter nicht verkneifen. Der Rothaarige sah ihnen nach. Doch mehr vermochte Deidara auf dem reglosen Gesicht nicht erkennen. Ihre Pause war vorbei, doch irgendwie spürte er, dass sie das Ende nur hinausgezögert und nicht abgewendet hatte... {Flashback Ende} „BING“ Deidara fuhr herum und starrte in Richtung Aufzug, aus dem Sasori kam. Der Rothaarige war völlig durchnässt und hatte tiefe Ringe unter den Augen. Der Künstler stürmte auf den Ankömmling zu, glücklich, dass diesem nichts passiert war: „Sasori! Wo zum Teufel warst du?! Ich bin eingegangen vor Sorge!!“ Der Angesprochene verschränkte die Arme: „Das geht dich eigentlich kaum etwas an. Aber heute morgen habe ich beim FBI recherchiert.“ - „Du hast WAS?! Weißt du eigentlich, dass ich den ganzen Tag schon versuche dich zu erreichen und dass ich fast krank geworden bin vor Sorge?!“ Sasori zuckte unbeeindruckt mit den Schultern: „Nein. Habe mein Handy vergessen gehabt. Aber wieso hast du dir Sorgen gemacht? DU hast mich rausgeschmissen...“ - „Pass bloß auf! Du solltest spazieren gehen und nicht für einen Tag spurlos verschwinden!!! Wo warst du die ganze Nacht?!“ - „Das geht dich nichts an!“ - „Verdammt nochmal! Ich habe schon gedacht, dass dieser Irre dich abgestochen oder sonstwas hat!!! Ich war krank vor Sorge!“ Aufmüpfig lächelte der Rothaarige kühl: „Ist ein beschissenes Gefühl, oder?“ BATSCH! Gut, Sasori musste zugeben, dass er die Ohrfeige wohl provoziert hatte. Dennoch besaß Deidara keinerlei Recht so mit ihm zu reden und schon gar nicht ihn zu schlagen. Er wandte sich um und ging in Richtung Arbeitszimmer. Immerhin hatte er völlig durchweichte Sachen an. Deidara folgte ihm wütend und keifte ihn von hinten an: „Wage es dich nicht einfach abzuhauen! ICH REDE MIT DIR!“ - „Ich aber nicht mit dir. Das können wir gerne später machen, jetzt muss ich...“ - „SAG ES NICHT!! WIR REDEN JETZT!“ - „Ich sagte: NEIN! Später!!“ - „JETZT!“ Sie betraten nacheinander das Arbeitszimmer, wo Sasori unbeeindruckt in seinem Koffer kramte und Deidara weiter lautstark seinem Frust Luft machte: „HEY! Ich rede mit dir!! Scheiße! Ich habe mir Sorgen um dich gemacht!!! SASORI!“ Urplötzlich fuhr der Rothaarige herum und zischte: „Deidara, ich habe jetzt echt keine Lust und keine Zeit zu reden. Ehrlich, ich muss ein paar Namen überprüfen und...“ - „WAAAA! DU ARSCHLOCH!“ Er preschte auf Sasori los und packte diesen am Kragen, seine Augen funkelten unter dem feinen Film aus aufkommenden Tränen: „Jetzt hör mir mal zu! Ich habe mir wirklich beschissen viele Sorgen um dich gemacht! Und dass du wohlauf bist ist mir tausend Mal wichtiger, als diese dämliche Arbeit an diesem dämlichen Fall, okay?!“ Er schnaufte aufgebracht und Sasori seufzte: „Was willst du hören?“ - „Ich will wissen, wieso du, VERDAMMT NOCHMAL!, nicht kurz angerufen und Bescheid gesagt hast?!“ - „Weil ich am Arbeiten war und mein beschissenes Handy vergessen hatte! Außerdem geht dich das GAR NICHTS an!“ - „Du bist so ein dämlicher Idiot!!! Ich hatte dich gebeten es mir nicht heimzuzahlen, aber das ist dir wohl scheißegal!“ - „DAS IST NICHT WAHR! Ich habe sogar dir zuliebe nachgedacht, wie du wolltest! Aber ich bin einfach zu keinem Ergebnis gekommen, okay?! Und DU wolltest nicht, dass ich eher zurückkomme! Aber ich habe die Aufgabe dich von diesem beschissenen Stalker zu befreien, und das werde ich verdammt nochmal tun!“ Ein lautes Knallen und das anschließende Geräusch eines sich drehenden Schlüssels riss die beiden aus ihrem Streit. Zeitgleich stürmten sie los und trommelten gegen die Tür, bis von draußen Hidan zu hören war: „IHR GEHT MIR AUF DEN SACK! Ihr bleibt so lange da drin, bis ihr euch vertragen habt, kapiert?“ Wütend schlug Sasori gegen die Tür: „HIDAN! Mach die dämliche Tür auf!!“ - „NEIN! Ich bin oben am Pool! Bis später!“ Schritte ertönten und Sasori schüttelte ungläubig den Kopf: „Das... das ist doch jetzt nicht sein Ernst, oder?“ Er wischte sich das vom Regen nasse Haar aus dem Gesicht und seufzte: „Wie auch immer... ich muss aus den nassen Klamotten raus...“ Er sah den Blonden streng an: „Wehe du guckst!“ Deidara winkte ab: „Als ob ich das nicht schon einmal gesehen hätte oder dir was weggucke...“ - „Deidara!“ - „Schon gut, schon gut...“ Erst als der Künstler in der Zimmerecke stand, kehrte er zu seinem Koffer zurück, holte seine Jogginghose und ein Shirt heraus. Rasch befreite er sich von den durchnässten Sachen und schlüpfte in die frischen herein. Er bemerkte nicht, dass Deidara doch einen Blick über die Schulter riskierte und ihn fast sehnsüchtig musterte. Die azurblauen Augen ließen ihren Blick zärtlich über die helle Haut gleiten. Eine wohlige Wärme breitete sich in dem Blonden aus. Erschrocken fuhr Sasori herum, als er Deidaras Kreischen hörte: „Scheiße! Was hast du DA gemacht?“ Das T-Shirt, das er bereits über seinen Kopf gestülpt hatte, zog er eiligst komplett an und fauchte: „Ich habe doch gesagt, dass du nicht gucken sollst!“ Durch die Panikattacke flachatmig seufzte der Blonde: „Wir wollten uns nicht mehr streiten! Es tut mir Leid, dass ich geguckt habe, aber... Was waren das für Narben auf deinem Oberkörper?“ Seufzend ließ Sasori sich auf die Couch sinken. Streit war wohl wirklich fehl am Platz. Er wollte es doch selber nicht. Er sah auf und schüttelte leicht den Kopf: „Deidara, hör mal... ich wollte nicht so ausrasten, aber ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen und seit gestern Mittag nichts gegessen. Heute Morgen bin ich äußerst unfreundlich beim FBI rausgeworfen worden, weil ich nach einem möglichen Täter gefragt habe, was denen so gar nicht gefallen hat. Ich bin einfach nur übermüdet, hungrig und am Ende mit den Nerven. Und ich bitte dich wirklich darum, dass wir das Thema mit den Narben... bitte sein lassen, okay?“ Plötzlich lächelte der Blonde, nickte und setzte sich neben ihn: „Gut, das klingt fair. Dafür möchte ich aber, dass wir uns unterhalten.“ Sasori senkte den Blick zu Boden. So viel er auch nachgedacht hatte in der letzten Nacht, so wenig konnte er wohl diesem Gespräch nun entgehen, so gerne er es täte. Er konnte so etwas einfach nicht gut, mochte es nicht. Das war schon immer sein Problem gewesen. Schließlich nickte er: „Mir bleibt ja keine andere Wahl... Worüber willst du unbedingt 'reden'?“ Deidara lächelte, ehe er mit ernstem Ton und fester Stimme zu sprechen begann: „Ich möchte dir zuerst einmal etwas sagen, Sasori: Es tut mir wirklich von Herzen und aufrichtig Leid, dass das alles damals passiert ist und wir uns heute deswegen ständig streiten. Du... du hattest Recht!“ Irritiert sah der Rothaarige nun doch auf und der Künstler nahm vorsichtig seine Hand, ehe er weitersprach: „Ich meine es Ernst! Du hattest Recht damals, mit beinahe allem. Ich war ein dämliches Arschloch, das sich von falschen Freunden völlig hat blenden lassen. Und ich habe mich dadurch zu einem leichten Opfer für diesen Irren gemacht, durch den ich dich völlig vernachlässigt habe. Aber deine Verschlossenheit...“ Sasori seufzte und rang sich ein leichtes Lächeln ab: „Ich weiß, Deidara. Ich konnte es nie gut und ich kann es wohl mittlerweile noch schlechter: reden. Ich hätte wohl wirklich mal ganz ehrlich sagen sollen wie es mir geht, statt ständig zu versuchen dich zu ändern...zu dem Menschen, der du mal gewesen warst.“ - „Aber Sasori... ich habe herausgefunden, was Tobias mir wohl verabreicht haben wird.“ - „Was denn?“ - „Sagt dir Alraune etwas?“ Plötzlich richtete der Rothaarige sich gerade auf: „Klar! Au man, wieso bin ich nicht von selber darauf gekommen?“ Deidara lächelte sanft und ließ seinen Daumen über den blassen Handrücken Sasoris streichen: „Du kannst doch nicht immer an alles denken. Niemand ist perfekt.“ Die rotbraunen Augen des Profilers weiteten sich, ehe er schwer schluckte und krächzte: „Wie bitte? Du... ich... Ich und perfekt? Ich bin wohl der Mensch, der am Weitesten davon entfernt ist.“ - „Wie kommst du denn auf die Idee? Du bist der größte Perfektionist, den ich kenne.“ Sasori lachte trocken und schüttelte den Kopf: „Red keinen Blödsinn... ich war nie gut genug... für nichts und niemanden... und wohl am Wenigsten für dich...“ Ein warmes Lächeln legte sich auf Deidaras Lippen, als er flüsterte: „Du bist so ein Dummkopf... du warst immer derjenige, der alles im Blick hatte und mich vorm Abheben bewahrt hat. Ohne dich würde ich wohl auf irgendeiner High-Society-Party in der Ecke liegen und der übertriebene Konsum von Alkohol wäre mein geringstes Problem. Du warst immer meine Inspiration und meine Motivation! Ich habe es vor Dummheit nur nicht mehr gesehen und es dir viel zu selten gesagt...“ Da es bereits dunkel wurde schaltete Sasori die Leselampe neben sich ein. Er wollte wissen, ob er nicht vielleicht einen irren Traum hatte. Das alles klang so unglaublich und... zu schön, um wahr zu sein. Doch die funkelnden blauen Augen, die ihn so liebevoll und hoffnungsvoll musterten waren weit zärtlicher in ihrem Blick, als er es auch nur zu hoffen gewagt hatte. Sein Herz schrie förmlich in seiner Brust, es wollte endlich Frieden haben und tat alles, damit er endlich, das erste Mal seit Jahren, wieder richtig lächelte. Es war ein merkwürdiges, aber gutes Gefühl, als er die Änderung seiner Gesichtszüge spürte, und nickte dem Blonden schließlich mit leicht roten Wangen zu: „Danke, das... bedeutet mir sehr viel.“ Deidara versank in dem Anblick. Dieses Lächeln war so viel mehr, als er erwartet hatte, und es war ein aufrichtiges Lächeln, das sah er sofort. Eine angenehme Wärme machte sich in ihm breit, während seine Augen einfach nicht von diesem schönen, blassen Gesicht ablassen konnten. Wie ein fremdes Wispern hörte er sich sagen: „Darf ich dich in den Arm nehmen?“ Das zaghafte Nicken des Rothaarigen ließ sein Herz höher springen, aufgeregt und hoch erfreut. Er rutschte ein Stück näher an Sasori heran, bis sie sich an den Oberschenkeln berührten, und entließ die schmale Hand aus seinem Griff. Vorsichtig drehte er den Profiler zu sich, sah diesem kurz und liebevoll in die Augen, ehe er seine Arme über dessen Schultern gleiten ließ, um sein Gegenüber noch näher zu sich zu ziehen. Unsicher und unsagbar vorsichtig legte Sasori dessen Arme um ihn. Deidara ließ die Finger seiner rechten Hand wieder in das feuerrote, aber diesmal nasse, Haar gleiten und drückte den Kopf sanft an seine Schulter. Eine sehr angenehme, fast friedliche Stille erfüllte den Raum. Deidara ließ seine Finger zu Sasoris Nacken gleiten und kraulte dort zärtlich ein wenig. Er erinnerte sich vage, dass dieser das sehr gemocht hatte, und das wohlige Seufzen bestätigte seine Vermutung. Er lächelte und hauchte einen Kuss auf den roten Schopf, ehe sie sich voneinander lösten und Sasori mit hochrotem Kopf hüstelte: „Ich... ich bin sehr müde. Wir sollten vielleicht ein wenig schlafen.“ Der Blonde nickte: „Gerne.“ Sie standen auf und bauten mit wenigen Handgriffen die Couch zu einem Bett um. Irritiert beobachtete Deidara, wie der Rothaarige sich in seinen Mantel wickelte und auf dem Sessel vor dem Schreibtisch Platz nahm: „Was wird das denn, wenn es fertig ist?“ Genervt knurrte der Profiler: „Der Brüllaffe hat uns hier eingesperrt und... es gibt nun einmal nur Bettzeug für eine Person. Also leg dich hin und schlafe, ich bin es gewohnt so zu übernachten. Bin oft genug im Büro eingepennt, wenn es sich nicht mehr lohnte nach Hause zu gehen.“ Die Augen verdrehend zog der Blonde Sasori wieder aus dem Sessel hoch: „Jetzt machst DU dich lächerlich! Ich bin weder ansteckend, noch beiße ich.“ - „Aber...“ Deidara warf den durchnässten Mantel zu Boden: „Keine Widerrede! Die eine Nacht wird dich nicht umbringen.“ Er schob den Rothaarigen zum aufgebauten Bett und schubste ihn sachte. Doch anders als geplant fiel Sasori nicht um und der Künstler stolperte dem Profiler statt dessen in die Arme. Er blickte in die nur wenige Zentimeter entfernten Augen, lächelte und hauchte sanft: „Tschuldige...“ Wieder spürte Sasori diese peinliche Röte auf seinen Wangen und schluckte schwer. Der warme Atem des Blonden war ihm über die Lippen gestrichen, die nun leicht zitterten. Er schloss die Augen, um sich zu sammeln, da sein Verstand soeben schweren Aussetzern erlegen war. Doch statt eine Besserung zu erfahren spürte er, wie sich eine Hand Deidaras an seine Wange legte, die andere von seiner Seite aus zu seinem Rücken wanderte. Trotz geschlossener Augen wurde ihm schwindelig, als die Hand an seinem Rücken sich abermals bewegte und langsam unter sein T-Shirt glitt, mit den Fingerspitzen über seine Haut wanderte. Wieder brach ein Krieg in ihm aus. Der Krieg zwischen seinen Gefühlen und seinem Verstand. Der Krieg zwischen seinem Glück und seiner Angst. Es war nicht richtig, aber es war, verdammt nochmal, einfach schön! Plötzlich spürte er die vage, fast flüchtige Berührung auf seinen Lippen, und riss seine Augen erschrocken auf. Doch diesen winzigen, kleinen und fast kaum dagewesenen Kuss ließ er zu. Versuchte sich einzureden, dass es noch immer der Schreck war und wusste es doch besser. Sein Herz hielt ihn von einer Bewegung ab und freute sich einfach nur, war schier aus dem Häuschen. Seine rauen Lippen wurden von den weichen Deidaras berührt. Es waren vielleicht nur Bruchteile einer Sekunde, und es war wirklich nur ein hauchzartes Aufeinandertreffen, aber es ließ sein Herz wie wild schlagen. Dennoch gewann sein Verstand die Oberhand. Sasori schob den Blonden vorsichtig wieder auf Abstand und seufzte leise: „Bitte... Deidara. Das... kann ich nicht... noch nicht...“ Der Künstler lächelte und nickte: „Tut mir Leid, ich konnte einfach nicht anders. Können wir... denn zumindest wieder Freunde sein?“ - „...Das wäre schön, ja.“ Die azurblauen Augen begannen zu strahlen: „Danke, Sasori. Tausend Dank...“ Der Künstler schob sich an dem Rothaarigen vorbei, griff jedoch wieder nach dessen Hand, ließ sich aufs Bett sinken und zog den Anderen hinter sich her. Diese Röte auf der blassen Haut machte ihn fast wahnsinnig. Er legte sich hin, zog Sasori zu sich, so dass sie gemeinsam auf dem Kissen und unter der Decke Platz fanden, ehe er das Licht ausmachte. Ein spitzbübisches Lächeln zierte seine Lippen, ehe er einen Kuss in den Nacken des Rothaarigen hauchte und diesen in eine Umarmung zog. Von hinten an Sasori gekuschelt flüsterte er lächelnd: „Schlaf gut.“ Er spürte das nervöse Zittern des Anderen und drückte sich noch ein wenig fester an diesen. Sasori hauchte nervös: „Danke... du... du auch...“ Kapitel 15: Das Drama des Träumers - Teil II -------------------------------------------- ~Aloha ihr Lieben! Hier ist der zweite Teil der Traumkapitel. Es beinhaltet den Traum Sasoris und die 2te Strophe von "Solo" (Thomas D. und Nina Hagen). Wer sich das Lied abermals anhören mag: http://www.youtube.com/watch?v=dvwbdg6umzQ Ich wünsche allen viel Vergnügen und freue mich schon auf das Halloween-Kapitel morgen ;) LG Galenhilwen~ - 2. Akt - Oder zweiter Teil einer Songfic Trilogie von: „Solo“, von Thomas D. & Nina Hagen „Ich seh die Straße in der du wohnst, fahr durch die Stadt zu dem Laden, in dem wir uns getroffen haben...“ Ein Monat. Ein verdammter Monat war bereits vergangen, seit Deidara ihm am Telefon den Laufpass gegeben hatte. Sasori blickte auf, der Regen schlug ihm ins Gesicht, den abertausend Regenschirmen zwischen den leuchtenden Reklametafeln immer wieder auszuweichen versuchend. Wie lange hatte er nicht mehr richtig gegessen oder geschlafen? Er wusste es nicht mehr so genau. Die Weihnachtsferien waren beinahe zu Ende, er hatte Heiligabend alleine verbracht. Auch die Feiertage. Und schließlich Silvester. Neujahr. Eben einfach alles. Und alles hatte ihn an Zeiten erinnert, in denen noch alles in Ordnung gewesen war. Sein Blick blieb an einer kleinen Ladentür hängen und er blieb stehen. Das kleine Eck-Café war zwischen all den pompösen und schillernden Läden so unglaublich unscheinbar, aber gerade deshalb hatte er es immer so gemocht. Jiraya, der Besitzer, war, was Sasori erst später erfahren hatte, Narutos Onkel, liebte seinen Laden enorm und war mit Herzblut bei der Sache. Er überlegte kurz, während das kalte Regenwasser aus seinen Haarspitzen und von seiner Nase tropfte. Gegen einen kleinen Kaffee war wohl nichts einzuwenden, um der alten Zeiten Willen. Ein letzter, warmer Kaffee in Gedenken an das, was einmal gewesen war, an einem Ort, der in Zukunft zu seiner Vergangenheit gehören würde, zu einer Zeit, in der er sich noch verlorener in dieser hektischen, lauten und unpersönlichen Welt fühlte. Entschlossen schob er die Tür nach innen auf und eine kleine Glocke ertönte hell klingelnd. Hinter der Kaffeebar sah Jiraya auf und lächelte ihn an: „Sasori, das ist aber eine schöne Überraschung! Du bist ja nass bis auf die Knochen... Kaffee?“ Der Rothaarige nickte: „Gerne. Wie kommt es, dass du heute Dienst hast?“ Während er seine Jacke an die Garderobe hing in seiner Stammecke Platz nahm, hantierte der Alte an der Kaffeemaschine herum und winkte knurrend ab: „Frag nicht. Alle noch im Urlaub oder krank geworden bei dem Mistwetter.“ Die Maschine brühte unter großem Getöse das Heißgetränk auf und Sasori starrte auf die leere Bank, die ihm gegenüber war. Er seufzte. Ja, das hier würde das letzte Mal sein in diesem wundervollen Laden. „...und der Faden der Erinnerung schmerzt mit jedem Stich, die Wunden heilen nicht. Große Mädchen weinen nicht...“ Erschrocken blickte Sasori auf, als Jiraya die Tasse vor ihm auf den Tisch stellte und gleich daneben einen Teller mit dampfenden Waffeln. Er schüttelte irritiert den Kopf: „Ich habe doch gar keine...“ Der Alte ließ sich ihm gegenüber auf die Bank gleiten und lächelte: „Ich weiß, aber du siehst schrecklich aus. Die Waffeln gehen aufs Haus. Hau rein!“ Wieder konnte er nur den Kopf schütteln: „Danke dir, aber ich habe keinen Appetit...“ - „Wohl schon eine Weile, das sieht man. Also iss sie und du wirst sehen, dass es dir danach schon besser gehen wird. Und wenn du möchtest... Ich habe ein offenes Ohr für dich.“ Seufzend nahm der Rothaarige sich ein erstes Stück der warmen Waffel, die mit ordentlich viel Puderzucker bestreut war, und schob es sich vorsichtig in den Mund. Es war wohl wirklich schon lange her, seit er richtig gegessen hatte, da sich das Gebäck merkwürdig ungewohnt in seinem Mund anfühlte. Aber nicht unangenehm, sondern viel eher befreiend und längst überfällig. Die Augen des Alten funkelten bei dem Anblick und er lächelte: „Siehst du. Und nun erzähl, was ist passiert.“ Sasori nahm einen wärmenden Schluck Kaffee zu sich und wandte den Blick ab: „Das letzte, das ich jetzt möchte, ist reden.“ - „Aber es wäre das Beste, wenn du mich fragst.“ - „Mag sein, aber ich möchte trotzdem nicht.“ Seufzend nickte Jiraya: „Schön, wie du magst. Dann erzähl mal vom Studium. Naruto hat erzählt, dass er dich in der Uni gesehen hat. Was studierst du?“ Sasori musste innerlich bitter lächeln. War es nicht ironisch? Am Anfang war Naruto gewesen. Und nun, am Ende, hörte er diesen Namen seit Langem mal wieder. Er kaute erschöpft den nächsten Bissen zu ende, ehe er erzählte: „Ich studiere Psychologie und nehme an einem Spezialprogramm teil, das mich nebenher zum Profiler ausbildet. Wenn ich fertig bin werde ich wohl in die USA gehen und eventuell beim FBI arbeiten, mal sehen. Hat... Naruto mir den Schlag im Kino mittlerweile verziehen?“ Jiraya lachte erheitert auf und schüttelte den Kopf: „Wo denkst du hin?! Er ist bockig wie eh und je. Aber mach dir nichts draus, verdient gehabt hatte er es.“ Nickend starrte Sasori in seinen Kaffee. Alles erinnerte ihn immer und überall an Deidara. Er war mit den Nerven völlig am Ende. Er wusste, dass er fortan alleine zurechtkommen musste... offiziell nun eben genauso wie inoffiziell. Aber es schien ihm einfach unmöglich zu sein. Jede noch so unscheinbare Unterhaltung wog so schwer in seinem Kopf, drückte seine Stimmung mit weiteren verletzten Emotionen in den Keller. Seit er nach dem Telefonat wieder im Bad wach geworden war hatte er nicht eine Träne vergossen gehabt. Nichts. Nach außen hin wirkte er wie eine leblose Marionette. Er lachte nicht, er weinte nicht, er regte sich nicht einmal mehr groß auf. Er hatte seine Leidenschaft für das Studium verloren und zog es einfach nur noch durch, weil es eben weiterging und niemand auf ihn wartete. Ein Neuanfang in den USA war genau das, was er wollte. Weg von allem, was ihn weiter erinnern könnte. Weg von Deidara. Nun hatte er Zeit, konnte und musste sich ausschließlich um sein eigenes Leben kümmern, das bisher so wenig Platz eingenommen hatte. Er war gezwungen, eine große Lücke zu füllen, die Deidara hinterlassen hatte. Alles hatte sich um den Blonden gedreht und nun hatte Sasori einfach Schwierigkeiten, die gewonnene „Freiheit“ als solche zu erkennen und zu akzeptieren. Sein Leben hatte den wichtigsten Sinn, die am Meisten erfüllende Aufgabe verloren. „Die anderen scheinen nicht zu verstehn, dass wir eig'ne Wege gehen. Sie fragen mich nach dir, wenn sie mich sehn...“ Jiraya nickte verständnisvoll: „Das klingt doch toll. Aber bis in die USA? Ist das nicht ein bisschen weit weg? Was ist denn dann mit Deidara?“ Er hatte die Frage kommen sehen und doch drehte sein Magen sich wieder schmerzhaft um und trieb jeden Appetit aus ihm heraus. Er wischte sich durch die nassen Haare und seufzte: „Das... wird kein Problem sein. Er hat Schluss gemacht...“ Die Augen des Alten weiteten sich ungläubig: „WAS?! Aber... ihr wart so ein tolles Paar! Ihr habt doch so viel zusammen erreicht, wieso macht er Schluss mit dir?“ Immer weiter senkte Sasori seinen Kopf. Er konnte bei diesem Thema einfach niemandem in die Augen schauen, und auch nicht sonderlich gut darüber reden. Leise raunte er: „Ich... wir haben uns auseinandergelebt. Ich habe einfach nicht mehr in seine Welt gepasst. So ist das eben. Er hat einen Lebensweg gewählt, auf den ich ihm zu folgen nicht bereit und gefeit war.“ - „Was redest du da? Ihr habt doch seine Karriere gemeinsam...“ Jiraya stockte, als der Rothaarige sich plötzlich erhob, seine Jacke nahm und Geld auf den Tisch legte: „Danke für den Kaffee und die Waffeln. Ich hoffe du verstehst, dass ich dir nicht 'Auf Wiedersehen' sagen kann... Machs gut.“ Er schlüpfte in die Jacke und stürmte aus dem Café. Sofort peitschte der Regen wieder in sein Gesicht und ließ die Tränen unauffällig von seinen Wangen perlen. Es waren nicht viele, aber es waren zu viele für fremde Augen wie Jirayas. Natürlich war Sasori weit weniger abgebrüht, als er nach außen wirkte. Doch niemand sollte sehen, wie schlecht es ihm ging, auch wenn dies bei seiner Ernährung und seinem Schlaf kaum zu vermeiden war. Aber sein seelisches Leiden sollte niemals jemand zu Gesicht bekommen. Jiraya war nicht der Erste, der nach Deidara gefragt hatte, und würde sicherlich nicht der Letzte sein. Doch jedes Mal, so schien es ihm, wurde diese Fragerei schlimmer. Jedes Mal schmerzte sie mehr, auch wenn er immer wie automatisiert eine Antwort parat hatte. Doch er musste diesen quälenden Fragen entkommen. All dem, was ihn noch immer mit Deidara in Verbindung brachte. Die letzten Verbindungen mussten gekappt werden, damit er endlich wieder einen klaren Kopf bekommen konnte... „Ich hatte dich schon vermisst bevor ich wusste dass Schluss ist! Für all die ander'n war das Ende fern... Wir war´n ein Paar: du warst mein Stern, ich war dein Star...“ Sasori kehrte die Erinnerung an das erste Mal zurück, als er versucht hatte sich das Leben zu nehmen. Er konnte sich noch genau daran erinnern, wie befreit er sich in dem Augenblick gefühlt hatte, als er glaubte zu sterben. Eigentlich hatte er schon lange geahnt, gewusst, dass Deidara ihn abstoßen würde. Doch immer hatte er versucht es zu retten. Auf seine Art, die jedoch nicht funktioniert hatte. Sein Schweigen, es hatte keinerlei Änderung gebracht. Ebenso wenig seine stillen Versuche etwas an der Situation zu ändern, nachdem mit Deidara ja nicht zu reden war. Er hatte sich einfach zu lange vorgemacht, dass es noch etwas zu retten gab; dass auch er noch immer das Wichtigste für Deidara war, so wie dieser für ihn. Doch dem war nicht so, und diese Erkenntnis war mehr als bitter. Sein Leben hatte sich um den Künstler gedreht, doch dessen Leben sich schon lange nicht mehr um seines. Er war ein belastendes Anhängsel gewesen, das wusste er; hatte es insgeheim schon lange gewusst und doch nicht wahrhaben wollen. Nun war er am Boden der Realität aufgeschlagen und sah alles aus klaren Augen. Er schlug seinen alten Heimweg ein. Irgendwie verspürte er den Drang, sich von weiteren Dingen aus seiner Vergangenheit zu verabschieden, so auch vom Haus seiner Großmutter. Nass bis auf die Knochen war er eh, warum also in Eile geraten? Es gab nichts, das ihn terminlich drängte, und es gab niemanden, der auf ihn wartete. Er hatte nur den Regen und diesen Spaziergang. Die Zeit, in der seine Fähigkeiten Deidara hilfreich waren und ihm selber beim Studium wichtig, die waren vorbei. Es hatte einfach keine Bedeutung mehr; nun, da er wusste, wie viel Wert sein bisheriges Tun gehabt hatte. Warum sollte er diesem Tun mehr Bedeutung zumessen? „Ich hatte dich mehr als gern! Mir wurde nur zu spät klar, dass du anders geworden bist... und dein Erfolg für uns zum Misserfolg geworden ist.“ Sasori blieb stehen. Die belebte Stadt lag bereits hinter ihm, doch bis zu Chiyo war es noch ein Stück. Die Dunkelheit des Abends umhüllte ihn und raubte ihm auch den letzten Funken Glaube an eine Besserung. Er sank auf die Knie und vergrub sein Gesicht in den Händen, in die er schluchzte. Es war so verdammt unfair! Deidara war doch derjenige von ihnen gewesen, der durch seinen Erfolg und diese dumme Clique so anders geworden war, und doch war ER es, der damit bestraft wurde, dass seine Gefühle nicht mehr erwidert wurden. Was hatte er denn getan? Verdiente er es der Fußabtreter zu sein? Und was hatte er Deidara getan, der all das mit ihm gemacht hatte? Vielleicht war er selbst Schuld. ER hatte Deidara von Anfang an dabei geholfen in diese Künstlerwelt abzutauchen, hatte ihn begleitet und gefördert. Hatte alles dafür getan, damit der Blonde in eine Welt gelangen konnte, vor deren Türen er zurückgelassen wurde. Hatte organisiert und sich vor allem um Schreiben und schriftliche Dokumentationen gekümmert. Das tat nun ein anderer, und alleine bei dem Namen wurde ihm übel: Tobias. Der berufliche Erfolg hatte ihr privates Glück vernichtet, langsam getötet, wie ein Gift. Ihr Glück war einen langsamen, qualvollen Tod gestorben und ein großer Teil in ihm damit. Unter dem Deckmantel der Liebe war er gestorben, hatte sich das Gegengift selbst vorenthalten, um zu beweisen wie groß seine Gefühle für Deidara waren. Doch dieser hatte ihn sterben lassen, die Augen vor den toxischen Wirkungen verschlossen. Sasori blickte auf. Viel zu lange schon wandelte er als leblose Hülle umher. Er fühlte sich nutzlos, einsam und leer. Eine Sache gab es noch, die er tun konnte... „Den Himmel, den du mir versprachst, hast du mir nie gegeben, und deine wundervolle Welt blieb an dir kleben! Jetzt wart ich auf die Zeit, die meine Wunden heilt, während mein Kopf und mein Herz bei dir verweilt!“ Noch immer unter Tränen rappelte er sich auf. Ein Leben in der irdischen Hölle wollte er nicht mehr verbringen. Immer ein positives und glückliches Miteinander vor Augen, hatte er sich immer wieder zum Warten hinreißen lassen. Wie oft sie sich über ihre Beziehung und Lage unterhalten hatten, das hatte er längst zu zählen aufgegeben. Genauso oft hatte Deidara ihm versprochen, dass es anders werden würde. Genauso oft hatte Deidara Ausreden gefunden, wieso diese oder jene Party unbedingt notwendig gewesen sei. Ja, er war einem Phantom nachgeirrt. Hatte sich über eine so lange Zeit einfach nur lächerlich gemacht, für einen Menschen gelebt, dem er nichts bedeutete, sondern ihn nur immer mit leeren Versprechungen geködert und gelockt hat. Während Deidara neben ihm gelegen hatte, da war er bereits meilenweit entfernt gewesen. In einer Welt, einem Leben, in das Sasori nicht passte. Er wusste um die verlockenden Reize, die von dieser Welt ausgegangen waren. Sie riefen mit Ruhm, Ehre, Erfolg, Popularität, Luxus, Prunk und kriecherischer Aufmerksamkeit. Aber er wusste ebenso, dass diese Welt niemals eine reale sein würde. Zwar existierte sie, aber sie war wie ein Sandmännchen, das Deidara Sand in die Augen gestreut hatte und in einen Traum entführt hatte, der im richtigen Leben keinerlei Wert besaß. Was brachten einem schon ausladende Partys, berauschende Exzesse und falsche Freundschaftsbekundungen, wenn all das ohne das nötige Geld wie ein Kartenhaus unter den Erschütterungen der Realität zusammenbrach? Das alleine war doch nur seine Motivation gewesen Deidara von dieser Welt fernzuhalten. Sie mochte nicht Deidara, sie mochte sein Geld. Nichts anderes. Für diese Leute war es egal, wer da nun mit Geld um sich warf. Doch für ihn, der nun alleine durch den Regen ging und fortgejagt worden war, für ihn war Deidara immer alles gewesen, ob nun mit oder ohne Geld. Ohne sogar weit mehr, da damals noch der wahre Deidara existiert hatte. Nun war alles egal. Die Scheinwelt hatte gesiegt, endgültig. Sie hatte Deidara den letzten Blick für die Realität genommen. Und ihm selbst blieb eben nur noch eine Sache zu erledigen. Vielleicht das erste Mal seit Jahren, dass er wieder etwas nur für sich selbst tat. Sein Herz würde bei Deidara bleiben. In Liebe und Sehnsucht nach einer Zeit, die vergangen war. Sein Verstand würde bei Deidara bleiben. In Enttäuschung und Wut, dass dieser all die Zeichen ignoriert hatte und einfach nicht auf ihn hören wollte. Seine Füße trugen ihn am Rand der Stadt entlang. Bald schon würde er auf eine Brücke stoßen, auf der er schon oft gesessen und dem Tod ins emotionslose Auge geblickt hatte. Immer wieder hatten ihn sein Pflichtgefühl und seine Gefühle für Deidara davon abgehalten, nach der knochigen Hand des Verhüllten zu greifen, in den Abgrund zu stürzen. Doch dieses Mal gab es nichts mehr, das ihn abhalten konnte. Dieses Mal würde er seine Verabredung mit dem Tod nicht wieder absagen. Schon bald würde all das Leid ein Ende haben... Kapitel 16: Halloween --------------------- ~Aloha ihr Lieben! Am Ende gibt es mal wieder eine musikalische Untermalung (*1*). Link: http://www.dailymotion.com/video/xhy5t_duran-duran-perfect-day GLG Galenhilwen~ Ruckartig fuhr Sasori aus dem Schlaf auf und sah sich, nach Luft schnappend, um. Der Wecker zeigte 4:32 Uhr. Er wischte sich über das Gesicht und seufzte. Schon wieder eine völlig durchwachsene Nacht, von diesem Traum verfolgt. Jedes Mal wachte er an derselben Stelle auf. Neben ihm bewegte sich etwas. Erschrocken sprang er aus dem Bett und fixierte dieses, bis eine wohl bekannte Stimme besorgt ertönte: „Sasori? Alles in Ordnung?“ Ach ja... Er hatte es ganz vergessen, dass Hidan sie ja eingesperrt hatte... „Ja. Alles in Ordnung. Ich... wollte dich nicht wecken.“ flüsterte er. Deidara setzte sich auf. Seine Augen hatten sich allmählich an die Dunkelheit gewöhnt und er sah den Blonden an, der leicht den Kopf schüttelte: „Hast du nicht. Ich bin schon seit einer Stunde wach... Du... hast so unglaublich unruhig geschlafen.“ - „Tut mir Leid, das... wollte ich nicht. Ich bin einfach schon zu sehr daran gewöhnt...“ - „Schläfst du öfter so schlecht?“ Seufzend ließ der Rothaarige sich zurück auf das Bett sinken. Was tat er hier eigentlich?! Es war mitten in der Nacht, er war eingesperrt und unterhielt sich mit Deidara über seinen schlechten Schlaf! Wenn er nicht höchstpersönlich hier wäre, so hätte er sich diese Situation niemals vorstellen können und schon gar niemandem geglaubt. Sein Blick wanderte zum Fenster und versuchte verzweifelt irgendetwas in der Dunkelheit zu erspähen, was ihm dieses Gespräch ersparen könnte. Doch außer der tiefen Nacht und dem noch immer fallenden Regen war dort draußen nichts. Versucht ruhig und sachlich erklärte er knapp: „Ja, tue ich. Jede Nacht.“ Er spürte, wie der Blonde näher rückte und ihm vorsichtig, ein wenig in der Dunkelheit herumtastend, über den Arm strich: „Kann... ich irgendetwas für dich tun?“ Sasori lachte trocken auf: „Wohl kaum. Es ist jede Nacht derselbe Albtraum. Irgendwann wird es schon besser...“ - „Ist es wegen mir?“ Überrascht drehte der Profiler sich herum und konnte selbst in der Dunkelheit die Augen erkennen, die ihn bedrückt und ängstlich ansahen. Er konnte sich nicht genau erklären wieso, aber er schüttelte den Kopf: „Nein...“ Deidara lächelte gequält: „Du warst schon immer ein miserabler Lügner.“ - „Bei dir schon... Aber einen Versuch war es wert.“ - „Was träumst du?“ Sasori wandte den Blick wieder ab und schüttelte den Kopf: „Ich möchte nicht darüber reden...“ Der Blonde nickte: „Falls du deine Meinung änderst... ich bin für dich da.“ Noch immer in die Dunkelheit starrend seufzte der Rothaarige: „Warum tust du mir das an?“ Irritiert sah Deidara auf und krabbelte über das Bett, um sich neben Sasori zu setzen. Er sah diesen von der Seite an: „Was tue ich dir an?“ - „Das alles hier... Warum bist du auf einmal wieder so... nett? Warum kümmerst du dich plötzlich wieder um mich? Wieso... machst du es mir so schwer dich zu verachten, trotz allem was passiert ist?“ Nun seufzte der Künstler ebenfalls, ertastete Sasoris Hand und verhakte ihre Finger ineinander: „Weil ich das alles nie gewollt habe. Das war nicht ich. Ich hätte dich niemals gehen lassen dürfen. Deshalb.“ Seine Stimme wurde noch leiser: „Und weil ich... dich einfach über alles liebe...“ Gekränkt sah Sasori den Blonden aus den Augenwinkeln an: „Und wieso hast du dann Schluss gemacht? Was ist damals passiert, als du mich angerufen und mir am Telefon den Laufpass gegeben hast? Denn das ist es, wovon ich jede Nacht aufs Neue träume... wie hat er dich dazu bekommen diesen letzten Schritt zu machen?“ Er hörte das erleichterte Aufatmen, ehe Deidara antwortete: „Ich bin wirklich froh, dass du die Frage SO gestellt hast!“ Deidara überlegte einen Augenblick. Telefonat... Ja! Da war etwas gewesen! Er erinnerte sich plötzlich wieder: „Eigentlich wollte ich es nicht. Aber dann war da wieder dieser verfluchte Tee...“ {Flashback} Das Feuer knisterte im Kamin. Draußen war es bereits dunkel und die Eisblumen taten sich schwer, an den Fensterscheiben zu erblühen, wurden sie durch die Wärme doch immer wieder davon abgehalten. Doch der eisige Atem des Winters hauchte mit sanfter Gewalt immer wieder die wirbelnden Schneeflocken gegen das Glas und kühlte es von außen auf frostige Temperaturen ab. Deidara saß auf einem Fell, das vor dem Kamin lag, und beobachtete die Funken beim Tanzen. Seine geleerte Tasse Tee stand noch auf dem Küchentisch. Ihm war ein wenig schummrig zumute, doch gleichermaßen fühlte er sich wohl. Endlich war mal ein bisschen Ruhe eingekehrt. Ino und Sai waren in der Stadt unterwegs, die kaum als solche zu bezeichnen war. Schweizer Bergdorf beschrieb es wohl deutlich besser. Warum er sich am Nachmittag schon wieder so einen Stein von Tobias hatte aufschwatzen lassen wusste er auch nicht mehr so genau. Aber das Mineral funkelte auf dem Kaminsims in allerlei Farben und sah gar nicht sooo schlecht aus. Neben ihm saß Tobias und lächelte ihn schon eine Weile an. Das war ihm keineswegs entgangen, doch irgendwie wollte er die Ruhe auch nicht zunichte machen. Es war so ein friedlicher Augenblick, den er genießen wollte. Er schloss die Augen und dachte an zu Hause. Was Sasori wohl gerade machte? Vermutlich lernen oder so etwas. Ob Sasori ihn vermisste? Wohl kaum, dafür hatte der wohl bestimmt gar keine Zeit mehr. Früher, ja, da hatte Sasori noch Zeit für IHN gehabt! War nur für IHN da gewesen. Er seufzte und musste doch leise kichern. War das nicht verrückt? Die ganze Zeit warf er Sasori vor eifersüchtig zu sein, dabei war ER der Eifersüchtige. Ja! Er hasste es einfach, dass Sasori nicht mehr so viel Aufmerksamkeit für ihn übrig hatte, nicht mehr so viel Zeit. Es machte ihn wahnsinnig, dass er nicht mehr das einzig Wichtige in dessen Leben war. Er war so verrückt nach dem Rotschopf, wünschte diesen einfach nur zu sich. Alles vergessen und sich gemeinsam in dieser Einöde vorm Feuer zusammenkuscheln, das wäre perfekt. Seine Augen öffneten sich wieder und er kicherte abermals leise. Er konnte es selbst kaum glauben, aber er meinte Sasori in den tanzenden Funken des Kaminfeuers zu erkennen. Tobias lächelte ihn an: „Was ist so lustig?“ Deidara deutete auf die Flammen und schmunzelte: „Guck mal, das sieht wie Sasori aus!“ Oh, wie gerne hätte er ihn doch nur hier! Alleine die Vorstellung seinen Freund in die Arme zu schließen und dessen Duft zu inhalieren überrollte ihn wie eine Woge innerer Glut. Ihm war heiß. Aber nicht durch das Kaminfeuer. Tobias rückte näher zu ihm und säuselte verführerisch in sein Ohr: „Willst du ihn denn nicht endlich vergessen? Nach allem, was er dir angetan hat... Du bist am Ende der Welt und hast seine Ketten ja doch nicht abgelegt. Wann hat er so etwas das letzte Mal mit dir gemacht?“ Deidara spürte die Finger, die über seinen Hals glitten und eine empfindliche Gänsehaut hinterließen, bis sie seine Haare sanft hinter das Ohr strichen und von weichen Lippen abgelöst wurden. Er keuchte auf. Jede Berührung war so unsagbar extrem, intensiv. Und das letzte Mal war wirklich schon lange her. Sehr lange. Er legte den Kopf in den Nacken und sprach weit weniger entschlossen, als er wollte: „Das... geht nicht. Lass das, bitte. Ich bin...“ - „Noch immer gefangen, ich weiß doch. Aber verstehst du nicht? Im Gegensatz zu IHM liebe ich dich, begehre ich dich, achte und schätze ich dich. Wieso versagst du mir dich für einen Menschen, dem du nichts bedeutest?“ Er versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, aber irgendwie drehte sich alles nur. Ihm war es, als sei er wie in einer Trance gefangen, die Tobias über ihn gelegt hatte. Der Ältere legte eine Hand in seinen Nacken und zog ihn näher heran. Er ließ es geschehen, konnte irgendwie auch nichts machen. Viel mehr hatte er das Gefühl, als habe er sämtliche Kontrolle über seinen Körper und auch seinen Geist verloren, als beobachte er sich wie ein Fremder von außen. Die Angst, die in ihm aufstieg, wurde von einem fordernden Kuss des Journalisten aufgehalten. Er spürte die Lippen auf seinen eigenen; merkte, wie die feuchte Zunge ungeduldig dazukam. Es fühlte sich nicht richtig an. Aber er konnte nichts dagegen tun, dass sein Körper dennoch wie fremdgesteuert reagierte. Er war erregt bis in die Haarspitzen, als Tobias den Kuss löste und ihn wieder anlächelte: „Du willst es, nicht wahr?“ Ja. Nein! Doch? Schon. Er war zutiefst verwirrt. Sein Körper pulsierte unter dieser Lust, die ihn beherrschte und doch eindeutig nicht seine eigene war. Tobias war nicht sein Typ, zu alt obendrein. Doch sein Körper verlangte nach Erlösung, drohte unter diesem Druck zu explodieren. Schmerzhaft beherrschte die Lust ihn von Kopf bis Fuß, wollte einfach nur befriedigt werden. Aus dem Lächeln auf dem Gesicht des Älteren wurde ein Grinsen: „Ich kann dich von dieser Qual erlösen. Aber erst musst du etwas tun...“ Keuchend rang Deidara nach Atem. Die Hände des Journalisten berührten ihn, schürten das Feuer in ihm immer weiter. Sein Körper dominierte alles. Sein Handeln, sein Denken. Er nickte: „Was... was soll ich... machen?“ Wieder kehrten die Lippen zu seinem Ohr zurück, ließen ihn unter der Berührung erbeben, ehe sie wisperten: „Ruf ihn an und beende es endlich!“ Er wollte es nicht, würde viel lieber mit Sasori diesen Rausch teilen, als mit Tobias, doch diese Qual war unerträglich und ließ ihn einfach nicht mehr klar denken. Panisch holte er sein Handy aus der Hosentasche, drückte die Taste und wartete, während das Freizeichen ertönte. Dann, endlich, nahm jemand ab und er meldete sich eilig: „Hey, Sasori, ich bin's. Ich... ich muss mit dir reden.“ Einen kleinen Augenblick kam nichts zurück. Sasori schien über seinen Anruf überrascht zu sein. „Deidara! Wo bist du und... wie geht es dir?“ „Ich bin in Europa, das weißt du doch!“ Was sollte diese Frage? Es gab wahrlich wichtigeres im Augenblick! „Ja, aber... wo genau? Ist es schön?“ „Sasori, das geht dich nichts an!“ „Ja, aber ich wollte doch nur...“ „Du willst immer! Das ist MEIN Leben!“ „Deidara... ich bin doch aber ein Teil davon...“ „Nicht ganz. Du WARST es!“ Er schlug sich die Hand vor den Mund. War er so tief gesunken? Er hatte gerade eben tatsächlich Schluss gemacht, weil sein Körper es ihm unter herrischer Lust befohlen hatte?! „Was?!“ Ja, hatte er. Er sah Tobias an, der nickte und provokant über seine Körpermitte strich. Versucht gelassen sprach er rasch weiter: „Ich habe mir das durch den Kopf gehen lassen. Es funktioniert einfach nicht mehr. Es ist aus, Sasori.“ „...“ „Ich wünsche dir alles Gute.“ „...“ „Hast du nichts zu sagen?!“ „Sag mal... hast du getrunken? Du... klingst so komisch...“ Eine Träne verließ sein Auge. Trotz allem, was er gesagt und getan hatte, merkte Sasori selbst über das Telefon sogar noch, dass irgendetwas nicht in Ordnung war, auch wenn er keinen Alkohol getrunken hatte. Aber Sasori hatte seinen merkwürdigen Zustand trotzdem sofort herausgehört. Tobias merkte, dass er mit sich haderte und presste die Hand dieses Mal mit einem Verstand raubenden Druck zwischen seine Beine. „Und wenn schon! Alter, deine Moralpredigten nerven so dermaßen! Du hast einfach keine Ahnung von meinem neuen Leben und boykottierst es schon viel zu lange!“ „Was redest du da?!“ Er hatte doch selbst keine Ahnung! Nicht im Geringsten! Es machte keinen Sinn! Er wollte es ja nicht einmal wirklich! „Die Wahrheit! Endlich finde ich mich mit der Wahrheit ab! Du hast mich nur behindert!“ „...“ „...“ „Ich... ich hasse dich!“ Nein! Nein! NEIN! Er konnte doch nicht anders! Es war wie ein Fluch! Sasori durfte ihn nicht hassen! Er würde ihm alles erklären, sobald er zurück war! Dann würde alles wieder gut werden und er würde sich für alles entschuldigen, so lange Sasori ihn nicht hasste und sie nie wieder ohneeinander leben müssten! „Ich weiß. Schönes Leben noch.“ Er klappte sein Handy zu und hatte das Telefonat noch nicht richtig verarbeitet, als Tobias ihn in einen Kuss verwickelte, ungeniert die Zunge in seinen Mund schob. Sein Körper brannte höllisch, wie Feuer! Doch sein Kopf war nur bei Sasori! Was hatte er angerichtet? Was tat Tobias hier mit ihm? War... war das Absicht? Was es auch war, er musste hier weg! Lieber explodierte er, als Sasori zu betrügen! Er stieß den Brünetten von sich und keuchte: „Scheiße, hör auf! Was soll der Mist?!“ - „Du wolltest doch Erlösung, mein Lieber...“ - „Aber nicht von DIR! Lass deine Finger in Zukunft gefälligst von mir!“ Deidara rappelte sich auf die Füße und schritt torkelnd zur Garderobe. Lachend stand auch Tobias auf und schüttelte amüsiert den Kopf: „Es ist zu spät, Deidara. Du hast ihn zerstört. Und er hat es verdient.“ - „DAS IST NICHT WAHR! Das ist nicht wahr...!“ - „Und wieso hast du es dann gemacht?“ Er stockte. Er hatte keine Ahnung was ihn dazu geritten hatte... Eiligst zog er sich Jacke und Schuhe an, öffnete die Tür der Hütte und sah den Journalisten noch einmal an: „Ich weiß es nicht. Aber komm du mir bloß nie wieder zu nahe, ist das klar?“ Mit einem Mal stand Tobias neben ihm und schlug die Tür wieder zu: „WAS?! Du gehörst zu mir! DU GEHÖRST MIR!“ Deidaras Augen weiteten sich panisch. Ihm wurde klar, dass er an einen Wahnsinnigen geraten war und das ausgerechnet in dem Augenblick, in dem sie alleine auf einer verschneiten Berghütte festsaßen! Er musste ins Dorf! Von Angst gepackt versuchte er den Älteren von der Tür wegzuschubsen, doch dieser ließ sich nicht beeindrucken und zerrte Deidara an den Haaren hinter sich her, nach draußen in den frischen Schnee: „Du willst raus? Schön, gehen wir Gassi! Und danach bringen wir zu Ende, was wir angefangen haben, was DU WOLLTEST!“ - „LASS MICH LOS!!! ARGH! HILFE!“ Das diabolische Lachen ließ das Blut in seinen Adern gefrieren. Panisch begriff er, dass Sasori von Anfang an Recht gehabt hatte, nur auf eine viel fatalere Weise, als dieser sich das wohl gedacht hatte. Deidara versuchte, während Tobias ihn an den Haaren den Weg entlang zog, an sein Handy zu kommen. Mit zitternden Fingern klappte er es auseinander, als der Ältere es an sich nahm und zu ihrer Linken in den Abgrund warf, ehe er brüllte: „NICHTS DA! Du wirst ihn nie wiedersehen! Er wird dir nichts mehr antun, ab sofort bist du bei MIR!“ - „ICH LIEBE IHN UND ICH GEHÖRE NUR IHM!“ Ein wütender Schlag ins Gesicht warf ihn in den Schnee. Tobias baute sich vor ihm auf und lachte: „Du wirst sehen, bald wird er uns nicht mehr entzweien können! Ich kenne ihn!“ Seine Augen weiteten sich noch mehr, in stiller, hoffnungsloser Panik. Der Brünette lachte: „Oh ja! Das tue ich! Und ich weiß, dass er deine Worte nicht verkraften wird! Bald wird er nur noch eine Erinnerung sein, die verblassen wird! Dann sind wir endlich ALLEIN!“ Wut, Verzweiflung, Angst und Sorge um Sasori vermischten sich zu einer explosiven Mixtur, die plötzlich durch seine Adern schoss. Mit ungeahnter Kraft sprang er auf und raste auf Tobias zu, rammte diesen ohne Rücksicht auf Verluste. Der Ältere fiel ächzend zu Boden, trat jedoch sofort nach ihm. Und dann passierte es... Er erwischte seine Beine. Deidara stolperte und verlor sein Gleichgewicht. Stürzte. Doch er kam nicht auf dem Boden auf. Er sah noch Tobias Gesicht am Rand auftauchen, hörte diesen schreien: „NEIIIIIN!“ Er fiel noch immer. Wie lange wusste er nicht. Er spürte einen unmenschlichen Schmerz durch seinen Körper fahren, ehe es dunkel wurde... {Flashback Ende} Zitternd kauerte Sasori kniend auf dem Boden. War kaum fähig zu begreifen, was er soeben gehört hatte. Ihm war einfach nur schlecht, hatte seine Arme um seinen Bauch geschlungen und versuchte seinen Magen zu beruhigen. Seine Augen waren weit aufgerissen, starrten in die Dunkelheit und brannten furchtbar. Er spürte, wie Deidara eine Hand auf seine Schulter legte und leise sprach: „Er hatte wirklich alles geplant...“ Panisch schlug er die Hand weg, drehte sich um und robbte nach hinten, bis er mit dem Rücken an der Tür ankam, seine Hände in den Haaren vergraben: „Das... ich... oh Gott...“ Der Blonde sah ihn sanft an: „Wie hättest du es wissen sollen?“ Er hätte es wissen MÜSSEN! Seine Hände glitten vor sein Gesicht. Er war so dumm gewesen! Er hatte Deidara nicht vertraut... alles kaputt gehen lassen. Hatte ihm nicht helfen können. War nicht da gewesen, wo dieser ihn am Meisten gebraucht hätte... Deidara stand auf und hockte sich vor ihm hin: „Sasori. Sasori! Bitte sag doch was...“ Doch der Rothaarige schüttelte nur immer wieder seinen Kopf. Er hatte Deidara misstraut, obwohl dieser ihn nicht einmal in einer SOLCHEN Situation aufgegeben hatte! Er kam sich so dumm und gemein vor. Immer hatte er Deidara die Schuld gegeben. Doch nun wurde ihm klar, dass ER derjenige war, der es verbockt hatte. Dass er wirklich nicht gut genug für den Blonden war. Dass er die Schuld auf seinen Schultern trug. Wieder ertönte die liebevolle und sanfte Stimme vor ihm: „Sasori... du konntest es nicht wissen! Hör auf dir Vorwürfe zu machen...“ Wütend blickte er auf: „Wieso?! Hör endlich auf damit so nett zu sein! Ich habe es nicht verdient! Ich habe dir all die Jahre so unglaublich Unrecht getan... und von dir noch Entschuldigungen verlangt, die du mir gegeben hast! Ich bin doch das Letzte!“ - „Das ist doch nicht wahr! Du hast all die Jahre versucht mich vor diesen Gefahren zu beschützen und ich habe deine Hilfe nicht angenommen... Wir haben es beide nicht gesehen, was wirklich passierte.“ - „Aber...“ - „Nein! Kein 'Aber'! Sasori... ohne dich wäre das alles vielleicht noch viel schlimmer ausgegangen! Nur wegen dir bin ich da oben zur Besinnung gekommen...“ Verletzt wandte er den Blick ab und raunte: „Blödsinn! Nur wegen mir warst du doch erst da oben... Ich... ich habe ALLES falsch gemacht... und ich habe dir nicht vertraut. Es tut mir Leid... Es war doch kein Wunder, dass du mich nicht mehr wolltest, wenn ich dir ewig falsche Vorwürfe gemacht habe...“ Etwas zerknirscht stemmte Deidara die Hände in die Hüfte: „Sag mal, sitzt du auf deinen Ohren?! Du hast dich ja immer schon kleiner gemacht als du bist, aber DAS ist doch lächerlich! Ich sage es dir jetzt noch einmal zum Mitschreiben: Ich. Liebe. Dich.“ Sasori schloss seine Augen und schüttelte wieder den Kopf: „Wieso solltest du? Verschwende so etwas doch nicht an mich.“ Ruckartig öffnete er seine Augen, als Deidara sich näher zu ihm beugte. Der Blonde sah ihn grummelig an: „Du willst es wohl nicht anders, oder?“ - „Was?!“ - „Ich werde es dir beweisen...“ Erschrocken stemmte er sich auf, als sein Gegenüber noch näher kam, und rutschte an der Tür empor: „Hör auf mit dem Unsinn!“ Ehe er jedoch fliehen konnte, war auch Deidara wieder auf den Beinen und presste ihn zwischen diesem und der Tür sanft ein. Der Blonde schüttelte den Kopf: „Nichts da! Anders verstehst du es ja nicht...“ - „Ich möchte das nicht! Und guck mich gefälligst nicht so an!“ Dieser Blick war unerträglich. Dieser liebevolle, zärtliche Blick. Unerträglich! Es gab keinerlei Grund für diesen Blick! Es war doch alles zu spät. Viel zu spät... Er konnte noch nicht verzeihen. Weder Deidara, aber noch viel weniger sich selbst. Er hatte einen riesigen Fehler gemacht und konnte es sich noch gar nicht so recht eingestehen. Wie sollte er diese Schuld jemals begleichen können? Wieder spürte er warmen Atem über seine Lippen streichen. Dieses Mal jedoch spürte er auch den Körper, der sich an seinen drückte, insbesondere an seiner Körpermitte, und die Hände, die von seinen Schultern aus über seine Brust wanderten, bis sie schließlich seinen Bauch erreichten. Urplötzlich riss er die Augen auf und drückte Deidara von sich, tastete seinen Hals und seine Brust ab. Der Blonde sah ihn völlig irritiert an und stammelte: „Ich... tut mir Leid... du... was... machst du da?“ Sasori stürmte an dem Künstler vorbei, machte die Leselampe an und durchwühlte das gesamte Bett. Vom Licht geblendet kniff Deidara die Augen zusammen und fragte noch einmal mit mehr Nachdruck nach: „Sasori! Was zum Geier machst du da?“ - „Er ist weg! Er ist, verdammt nochmal, weg!“ Er drehte alles drei Mal um, durchstöberte jede Hosen- und Manteltasche mehrmals, doch er war weg. „Was, Sasori, was ist weg?!“ Der Rothaarige richtete sich wieder auf, griff Deidara an den Armen und sah diesem fest in die Augen: „Ich hatte einen Schlüssel an einer Kette um den Hals getragen. Hast du ihn vielleicht versehentlich genommen?“ Der Künstler schüttelte den Kopf: „Nein. Was für einen Schlüssel? Du...“ Er hüstelte. „Du hattest gestern beim Umziehen schon nichts um den Hals getragen. Sonst hätte ich wohl gefragt...“ Sasori ließ von dem Blonden ab und griff nach der Schublade, die er abgeschlossen hatte. Resignierend ließ er sich in den Bürostuhl fallen, als er sie aufzog. Deidara trat neben ihn und sah ihn noch immer etwas ratlos an: „Was ist denn los?“ Der Profiler seufzte leise: „In der Schublade hatte ich mein Profil eingeschlossen. Den Schlüssel dazu als Kette um meinen Hals getragen. Ich wollte sehen, ob sich jemand verdächtig macht, der an den Schlüssel will... Aber jetzt ist er weg und ich habe nicht einmal bemerkt, dass er mir abgenommen wurde. Au man, ich bin wohl der mieseste Detektiv, den es gibt.“ Deidara ging neben ihm in die Hocke und schüttelte den Kopf: „Das ist nicht wahr. Du kriegst ihn, das weiß ich. Außerdem...“ Er stockte. Was war das? Er griff in die offene Schublade und holte einen kleinen Zettel hervor. Sasori beugte sich neugierig vor. Deidara faltete den Zettel auseinander und beiden lief ein kalter Schauer über den Rücken, als sie die Zeilen lasen: „Reingelegt! Da musst du schon früher aufstehen, um mich zu kriegen, mein Lieber. Aber danke, dein Profil schmeichelt mir. Scheinst ja doch nicht so dumm zu sein, wie du aussiehst. Verachtungsvoll ~XX~“ Die Schmach zu ignorieren versuchend sah der Rothaarige auf, schaute Deidara mit ernstem Blick an und raunte: „Wir haben jetzt ein großes Problem... Da ich niemandem von dem Versteck erzählt habe und den Schlüssel bei mir trug, als ich das Haus verließ, kann das nur bedeuten, dass unser 'Freund' deine gesamte Wohnung verwanzt hat, in Bild und Ton. Nur so konnte er davon wissen. Und der Kreis der Verdächtigen schränkt sich somit enorm ein, da ich den Schlüssel auch erst seit nicht ganz zwei Tagen bei mir trage.“ Der Blonde nickte und lächelte Sasori warm an: „Siehst du, ich wusste doch, dass du es schaffen wirst. Und wenn du jetzt noch begreifst, dass er MÖCHTE, dass du dich schlecht fühlst, und wir statt dessen zusammenhalten, dann hat der Kerl nicht die geringste Chance...“ Wieder nahm Deidara seine Hand und sah ihn so furchtbar liebevoll an. Er blickte zu Boden und schüttelte leicht den Kopf: „Ich...“ - „Vertrau mir.“ - „Das... tue ich... Wirklich. Aber... ich schaffe es einfach nicht diese ganzen Gedanken abzulegen...“ Der Blonde nickte: „Du hast Angst hinter deiner Mauer hervorzukommen.“ Mit großen Augen sah er auf und erntete abermals diesen zärtlichen Blick, ehe Deidara weitersprach: „Erwischt. Aber denke daran: erstens bist du hinter deiner Mauer stets alleine. Ich kann dir im Moment nur, so wie du mir damals, die Hand reichen. Du jedoch musst nach ihr greifen. Und zweitens...“ Er lächelte sanft. „Zweitens heißt vergeben nicht, dass man sofort alles mit einem Schlag vergessen und gutheißen muss. Es bedeutet lediglich, dass man dem anderen eine Chance gibt. Eine Chance, noch einmal neu anzufangen und sich zu bewähren, um irgendwann vergessen zu können, was mal schiefgelaufen ist.“ Erschöpft starrte Sasori auf ihre sich berührenden Hände. So klang das alles viel... realistischer, als er sich das immer hatte durch den Kopf gehen lassen. Es schien plötzlich machbar für ihn zu sein, und nicht mehr ein abwegiges, unmögliches Unterfangen. Zum ersten Mal erwiderte er den Griff um seine Hand bewusst. Er drückte Deidaras vorsichtig und sah dabei in die azurblauen Augen und erkannte sofort, dass diese kleine Geste verstanden worden war. Sie lächelten einander an, und Sasori konnte zum ersten Mal seit Jahren behaupten, dass eine Entscheidung ihren Segen von seinem Herzen UND seinem Verstand erhalten hatte... und dieses Gefühl von „richtig“ war unbeschreiblich befreiend und gut. Eine Chance war eine Chance. Was auch immer aus ihr resultieren würde, das würde die Zeit zeigen. Aber ab diesem Augenblick, das merkte er, würde es keine verschwendete Zeit mehr sein, sondern gut genutzte. Verlegen kratzte Deidara sich am Hinterkopf und grinste breit: „Alter, ich muss schon seit über einer Stunde pullern, wie ein Elch!“ Nach einer geschlagenen Stunde Klopferei und Trommelei auf der Tür hatte der Herr Manager auch endlich begriffen, dass sein Plan einen pikanten Haken hatte. Da die beiden ihm jedoch glaubhaft versicherten, dass sie sich vertragen hatten, entließ er sie schließlich gnädig und konnte gar nicht so schnell gucken, wie Deidara an ihm vorbei ins Badezimmer schoss. Er blickte dem Blonden nach und knurrte: „Hoppala, daran hatte ich nicht gedacht.“ BANG! Sasori verschränkte die Arme vor der Brust und sah Hidan dabei zu, wie er sich den Kopf rieb: „Die Kopfnuss hast du verdient! Denk doch beim nächsten Mal vorher nach, bevor du einen 'Plan' in die Tat umsetzt!“ Beleidigt prustete der Manager: „Mach keine Welle, hat doch funktioniert! Fuck, mehr muss ein Plan doch nicht können.“ - „Nicht, wenn man von zwölf bis Mittag denkt, stimmt.“ - „Arschnase.“ - „Brüllaffe.“ Aus dem Badezimmer war ein befreites Seufzen zu hören und Hidan grinste, ehe er lautstark tönte: „Sag mal, Blondi... Pullerst du oder...?“ Der Blonde keifte von drinnen zurück: „Alter, Hidan! Ich lass dich mal zwei Stunden einhalten und dann aufs Klo gehen! Dann sehen wir ja, wie glücklich DU dann sein wirst!!! Und mach dich vom Hof, ey! Koch lieber Kaffee, statt mir beim Pinkeln zuzuhören! Idiot...“ Ehe Hidan die Toilettendiskussion fortsetzen konnte, zog Sasori diesen am Ohr hinter sich her, bis in die Küche, wo er, nach wie vor mit dem Ohr zwischen den Fingern, das Licht anmachte und zur Kaffeemaschine ging. Dort ließ er schließlich los und grinste: „Dann mach mal Kaffee.“ Beleidigt zog der Manager eine Schnute: „Nein, DU wirst Kaffee machen, baka! Ich wollte eigentlich noch etwas warten, aber ich habe eine 'Überraschung' für euch, die gehe ich mal eben holen.“ Schimpfend sockte er ab. Sasori schüttelte seufzend den Kopf und bereitete den Muntermacher vor. Die erste Tasse war gerade fertig, als Deidara mit einem bekifft-zufriedenen Lächeln auf den Lippen hereinkam und heiter jauchzte: „Das! War! Gut! Und jetzt... Sag mal, Hidan sollte doch Kaffee machen.“ Sasori drückte dem Blonden die erste Tasse Kaffee in die Hand und erklärte, während die zweite gerade in Zubereitung war: „Der hat irgendetwas von einer Überraschung gefaselt, die er holen wollte. So weit ich gehört habe ist der mit dem Aufzug runter. Keine Ahnung was er wieder geplant hat... irgendwie will ich es auch gar nicht wissen.“ Schmunzelnd nahm der Künstler an der Bar Platz und versah sein Heißgetränk mit einer ungesunden Portion Zucker. Sasori nahm die zweite Tasse frischen Kaffee und setzte sich mitsamt dieser neben Deidara, nachdem er auch den dritten Koffeintrunk aufgesetzt hatte, der nun fröhlich vor sich hin gluckerte. Während sie beide ihren Wachmacher genossen und nebeneinander ein fast friedliches Schweigen teilten, wehrte Sasori sich auch nicht dagegen, dass Deidara wieder näher heranrückte. Stück für Stück, bis sich ihre Schultern berührten. Ein erster Schritt, eine Chance. Und der Blonde schien sie wahrlich gerne zu nutzen, auch wenn es nur für eine solch kleine, aber vielsagende, Geste war. Hidan rieb sich grinsend die Hände, während er in seinen Kofferraum guckte. Groß genug war der ja. Da er kein Kind von Traurigkeit, oder vielmehr Scham, war, zog er sich den Morgenmantel aus und ließ die frische Morgenluft an seine Haut. Schwulenhaushalt hin oder her, er schlief nackt! Da es jedoch etwas kälter als erwartet war, griff er rasch nach dem schwarzen Umhang, der ordentlich gefaltet im Auto bereit lag, und zog ihn sich über. Albern kichernd setzte er sich die Kapuze auf und grinste: „Fuck, wenn ich ja mal wirklich der schwarze Mann wäre... bei dem Wagen könnte ich ein Bestattungsunternehmen aufmachen und würd mich dumm und dämlich verdienen!“ Er nahm die Sense an sich, die er sich in einer Schmiede extra hatte anfertigen lassen. Treffen mit Investoren, pah! Die konnten sich mal schön mit den Anwälten unterhalten, aber doch nicht mit IHM! Das Einzige, was ihn immer wieder aus dem Haus getrieben hatte, war DIE Party des Jahres gewesen, die er organisiert hatte! Die Halloween-Party für das Künstlerviertel in Miami! Und halbe Sachen würde es dabei nicht geben, auch keine billige Möchte-gern-Sense, sondern nur eine RICHTIGE! Gegen ihn würde jetzt selbst Chuck Norris wie ein Schuljunge aussehen! Zufrieden griff er auch die beiden anderen Kleidungsbündel und eine kleine Tüte, hielt die Sense fest und donnerte den Kofferraum wieder zu. Selbst die Kostüme für Deidara und Sasori waren aus den feinsten Stoffen gefertigt worden, maßgeschneidert, selbstverständlich. Was bei Sasoris Auswahl an Klamotten eine echt schwierige Aufgabe gewesen war, aber Hidan war sich sicher, dass es wie angegossen passen würde. Viel kleiner war eh kaum möglich gewesen, sonst hätte er wohl in der Puppenabteilung fündig werden müssen. Er drückte auf den Knopf seines Autoschlüssels und ein diabolisches „Harr, harr, harr“ versicherte ihm, dass die Zentralverriegelung nun abgeschlossen hatte. Nachdem er die Haustür von innen wieder geschlossen hatte, quetschte er sich umständlich in den Aufzug. Gut, für einen Transport per Lift war seine Sense dann doch eher ungeeignet, aber er wollte sie UNBEDINGT zeigen! Es war immerhin eine SENSE! SEINE Sense! Mit dem obligatorischen „BING“ erreichte er das Wohnzimmer und presste sich wieder aus der Kabine heraus. Die kleine Tüte landete vorerst auf dem Sofa, ehe er den Umhang noch einmal richtete, und mit der Sense in der einen, sowie den beiden Kostümen in der anderen Hand dem frischen Kaffeeduft in die Küche folgte. Er trat aus dem dunklen Flur an die Tür heran und Deidara drehte sich zu ihm um: „Hey, was wolltest du... WAAAAAAH!“ Kreischend rutschte der Blonde vor Schreck vom Stuhl und Sasori drehte sich irritiert zur Tür. Hidan zog sich die Kapuze vom Kopf und lachte: „Scheiße, Alter! Ich hätte nen Fotoapparat dabei haben sollen!“ Wütend sprang der Künstler auf und keifte: „BIST DU BESCHEUERT, ODER WAS?!“ Schnaufend kam er langsam zur Ruhe und giftete den Manager an: „Mach das nie, NIE!, wieder! Tolle Überraschung, du Affe!“ „Brüllaffe.“ korrigierte Sasori grinsend, doch Hidan winkte nur ab: „Banausen! Ich habe mir echt Mühe für das Kostüm gegeben.“ Der Rothaarige zuckte mit den Schultern: „Da finde ich den Anblick von dir morgens nackt unter deinem schlecht zugemachten Morgenmantel aber gruseliger...“ - „KLAPPE ZU, BAKA! Du schreist heute irgendwie nach Prügeln, Alter. Halt mal dicht und hör zu: Hier im Viertel startet heute Abend DIE Halloween-Party schlechthin, denn ICH habe sie organisiert! Und WIR DREI werden da hingehen! Ich dulde kein 'Nein'!“ Knurrend verschränkte Sasori die Arme, während Deidara sich wieder auf seinen Hocker hievte: „Vergiss es! Da kriegen mich keine zehn Pferde hin und EIN Brüllaffe schon gar nicht!“ - „Tja, ich dachte mir schon, dass du das sagen wirst, baka. Aber ich habe ein Argument, dem du dich nicht entziehen kannst, bei Jashin!“ Sasori hob skeptisch eine Augenbraue: „Soso?! Und der wäre?“ - „Na, Deidara ist offizieller Schirmherr dieser Party und dreimal darfst du raten, wer auf einem Kostümfest sicherlich in aller Dreistigkeit auftauchen wird?!“ Er konnte nichts machen, Sasori fiel die Kinnlade herab und strauchelte: „So... viel Weitsicht hätte ich dir gar nicht zugetraut, Äffchen. Aber ich werde KEIN Kostüm tragen.“ Nun sah Deidara ihn an und lächelte: „Und auffallen wie ein bunter Hund? Verkleidet kannst du dich wenigstens unbeachtet unters Volk mischen...“ Hidan nickte: „Ich habe auch extra für euch Kostüme anfertigen lassen. Alter, das hat nen Schweinemoos gekostet! Und du wirst sicher nicht als Prinzessin Schlag-mich-tot rumlaufen müssen. Es wird dir gefallen.“ Sasori knirschte mit den Zähnen und brummte: „Ihr werdet unter allen Umständen hingehen, oder?“ Die beiden nickten grinsend und er knirschte noch fester: „Es gibt keine Möglichkeit diesen Blödsinn noch abzusagen?“ Hidan schüttelte den Kopf. Wieder verstärkte sich sein Knirschen: „Dafür bist du mir einen Gefallen schuldig, Äffchen. Einen mächtig großen Gefallen, haben wir uns verstanden?“ Während der Manager abwinkte und so etwas wie „Jaja...“ murmelte, fiel Deidara ihm um den Hals, drückte ihn an sich und jauchzte: „Au man, danke!! Das wird toll, bestimmt!“ Die Augen verdrehend seufzte der Rothaarige mit zutiefst ironischem Ton: „Ich kann es kaum erwarten...“ „Zum letzten Mal: NEIN! Ich komme NICHT raus! Es gefällt mir NICHT und SO werde ich auch NICHT auf die Straße gehen!“ Seufzend sahen sich Hidan und Deidara an, die vor der Badezimmertür standen und seit fast 20 Minuten versuchten Sasori zum Herauskommen zu bewegen. Hidan hatte die schwarze Kutte an, die aus einem weich fließenden Stoff gemacht war, der von einer silbernen Kordel um die Hüfte in Form gehalten wurde. Entgegen seines eigentlichen Plans hatte er Shorts darunter an, Deidara hatte darauf bestanden. Seine Haare hatte er nach hinten gekämmt und mit literweise Gel und Haarspray fixiert, dass sie einen unnatürlichen Glanz hatten, durch seine Kapuze allerdings auch keinen Millimeter verrutschten. Noch ruhte die Kapuze zwischen seinen Schulterblättern. Sein Gesicht hatte Deidara zu einem Totenschädel geschminkt. Angemalt traf es wohl besser, aber er fand, dass es echt genial aussah. Richtig tiefe, dunkle Krater umrandeten seine Augen und erweckten den Eindruck, als könne man tatsächlich durch seinen Schädel blicken. Deidara stand das Kostüm ebenfalls ausgezeichnet. Da es sozusagen ein Negativ zu Sasoris war, konnten sie beide sich nicht erklären, was diesem so an dem Outfit missfiel. Der Blonde jedenfalls hatte sich die offenen Haare mit einem speziell dafür besorgten Sprühlack schneeweiß getönt und trug tiefschwarze Kontaktlinsen. Er trug einen Justaucorps im Rokoko-Stil des 17. Jahrhunderts, mir kleinen mordernen Veränderungen. Der Stoff war aus schwerem cremeweiß-beige gemustertem Samt und wurde vorne bis knapp über den Bauchnabel zugeknöpft. Hinten und an den Seiten fiel das mantelähnliche Kleidungsstück bis zu den Fußknöcheln herab. Darunter trug er eine cremeweiße Weste zu einer gleichfarbigen Culotte (1). Abgerundet wurde das Kostüm durch das schwarze Hemd, das feine Spitze unter den Ärmeln und am Kragen zum Vorschein brachte, eine weiße Halsbinde aus weichem Samt, den stilechten, wenn auch schwarzen, Kniestrümpfen, die tatsächlich aus reiner Seide waren, den weißen Lederschuhen, auf denen eine feine eckige Schnalle aus geschwärztem Metall befestigt waren und zu guter Letzt den gut sitzenden und sichtbaren Eckzähnen, die aus ihm einen extrem stilvollen Vampir machten. Hidan knurrte aufgebracht: „Alter, wir haben noch eine halbe Stunde, bis wir da sein müssen und wir wollen doch nicht, dass du mit einem blauen Auge da auftauchst, oder?“ - „Ich sehe dermaßen bescheuert aus!!! Ich bleibe hier!“ Deidara verdrehte genervt die Augen: „Und was ist mit dem Fall? Jetzt hab dich nicht so, dich wird keiner erkennen! Zur Not haben wir doch die Masken noch dabei. Und sooo schlimm wird es schon nicht sein.“ - „Alter, ihr zwei werdet leiden für diesen Abend, habt ihr mich verstanden?! Wehe euch, dass das nur ein Trick war, um mich bei meinem Pflichtgefühl zu packen, dann rollen hier morgen Köpfe!“ - „Ja, verstanden. Also sieh zu, sonst kommen wir DEINETWEGEN noch zu spät und diese Premiere möchte ich uns alle gerne ersparen.“ Endlich hörte man den Schlüssel im Schloss, ehe die Tür sich öffnete. Statt einen dummen Spruch abzulassen fiel Deidara bloß die Kinnlade herab. DARUM hatte Sasori so ein Theater gemacht?! Er trug im Prinzip dasselbe Kostüm wie er selbst, nur dass der Justaucorps schwarz grundiert und mit roten Samtmustern war, die Hose, sowie die Weste, die Schuhe und das Halsband aus Samt ebenfalls rabenschwarz waren. Dafür waren die Strümpfe, die Schnalle auf den Schuhen, die Kontaktlinsen und das mit Spitze versehene Hemd weiß. Die Haare hatte Hidan zuvor, ähnlich wie bei sich selbst, jedoch mit bedeutend weniger Gel und Haarspray nach hinten gekämmt und fixiert. Die Vampirzähne bohrten sich genervt und nervös in die bleichen Lippen. Deidara schluckte schwer. Wenn er Sasori mit nur einem Wort hätte beschreiben sollen.... Heiß! Absolut heiß! Der Rothaarige fauchte gereizt: „Höre ich heute Abend auch nur einen Strumpfhosenwitz, dann erlebt ihr morgen das Armageddon, verstanden?“ Deidara stellte sich vor ihn und lächelte süffisant: „Keine Sorge. Jeder, der dir zu nahe kommt, dem werde ich höchstpersönlich das Blut aussaugen. Zur Not schwingt Hidan seine Sense.“ Schwer schluckend trat Sasori einen Schritt zurück und brummte: „Worauf warten wir noch?“ Zwanzig Minuten später betraten sie die Halle, die für die Party dekoriert worden war. Hidan war bestens gelaunt! Nicht nur, dass ER es tatsächlich geschafft hatte Sasori in ein historisches Vampirkostüm zu kriegen, sowie auf eine Party... Nein! Er hatte auch den zweiten Teil seines genialösen Plans in Sachen „Rambo-Amor“ ins Leben gerufen. Da war natürlich einerseits das Outfit, das er den beiden verpasst hatte. Partnerlook. Vielleicht nicht revolutionär, aber zusammen sahen die beiden echt knackig aus. Die wahre „Überraschung“ jedoch wartete heute Abend zu Hause auf sie. Sie würden wohl „leider“ wieder ein Bett teilen müssen, da Deidaras Wasserbett unter mysteriösen Umständen leer sein würde... Innerlich grinste er von einem Ohr zum Anderen. Die halbe Nacht hatte er versucht, den Wasserschaden im Schlafzimmer so gering wie möglich zu halten, immerhin hatte der Scheiß eine ganze Menge Geld gekostet, aber sei es drum! Zumindest würden seine Opfer heute Nacht aufs Töpfchen gehen können UND auf je einem eigenen Kissen schlafen dürfen. War er nicht hinreißend großzügig?! Sasori sah sich misstrauisch um, doch noch schien ihn niemand sonderlich auffallend ins Auge gefasst zu haben. Er sah sich, wie der bei ihm eingehakte Deidara, um. Zugegeben, Hidan hatte sich wirklich etwas einfallen lassen und eine stimmige Atmosphäre geschaffen. Alles war abgedunkelt. Plastikskelette, so hoffte er zumindest, andererseits konnte man bei Hidan ja nie wissen, hingen von der Decke herab, wie zahlreiche Spinnenweben. An den Wänden hingen von den Künstlern gestiftete Masken, Fratzen und gar ganze Körper. Selbst der Kuchen, der auf dem langen Buffettisch stand, sah wie eine ziemlich echte, stark verweste Leiche aus. Grüner Glibber, leuchtend oranger Punsch und zig andere gruselige Leckereien standen bereit. Besonders makaber wirkten jedoch die halben Würstchen, auf deren Enden man je eine Mandelscheibe gelegt hatte und die mit dem Ketchup an der abgebrochenen Seite wie abgehackte Finger aussahen. Kürbisse mit Kerzen standen hier und dort am Rand und auf Arrangements, die mit Hexenbesen und Fledermäusen zwischen Efeuranken aufwarteten. Dazwischen standen zahlreiche Stehtische mit schwarzen Tischdecken und weiteren Knabbereien, wo sich die Gäste unterhalten konnten. Eine Bar gegenüber vom Buffet sorgte für die nötigen Getränke, mal abgesehen von dem bisschen Bowle. Alles in allem gab es alles, was zu einer ordentlichen Halloween-Party dazugehörte. Selbstredend auch das Kreischen einer Frau hin und wieder aus den Lautsprechern, aus denen vordergründig „hell's bells“ von AC/DC lief. Jap, diese Party war eindeutig von Hidan. Es war bereits gut gefüllt, viele Gäste waren bereits da und Sasori war überrascht, dass es wirklich einige Kostüme gab, die seines in der Peinlichkeit noch weit übertrafen. Da liefen nicht nur die klassischen Hexen, Werwölfe und Zombis rum, sondern auch ein Spiderschwein, ein überdimensionaler Kuschelkürbis, ein nackter Kerl mit rot angemaltem Gesicht und dem Schild um den Hals „Ich bin ein Streichholz“, ein zum Kürbis passender Riesencheeseburger, ein Teufel in hautengem Latexkostüm, das wenig Spielraum für Fantasie ließ, knapp 5 Lady Gagas, 10 Michael Jacksons und, wie sie selbst, unzählige Vampire, die jedoch von Bram Stokers Dracula bis hin zum Twilight-Glitzer-Vampir variierten. Gut, es war wohl doch nicht so schlimm für ihn, wie er befürchtet hatte. Er ließ sich von Deidara an einen der Stehtische ziehen, der ihn glücklich anlächelte: „Und? Hab doch gesagt, dass du keine Angst haben brauchst!“ - „Ja, schon gut, du hattest Recht. Gegen das Spiderschwein stinken hier alle irgendwie ab...“ Er musterte jeden Gast so genau wie möglich. Sein Verstand war nicht auf feiern, sondern auf Arbeit eingerichtet und das würde er auch tun. Auch wenn er keinen blassen Schimmer hatte, ob und als was Mister XX hier herumlaufen würde. Deidara lächelte: „Warte hier. Hidan und ich müssen eben die Feier eröffnen, dann bringe ich uns etwas zu trinken mit, okay?“ Sasori seufzte: „Habe ich eine Wahl?“ Völlig unvorbereitet traf ihn der kleine Kuss auf die Wange, ehe Deidara und Hidan auf eine kleine Bühne vor der Wand gegenüber des Eingangs stürmten. Sie holten ein Mikrofon hervor und der DJ in der hinteren linken Ecke drehte die Musik etwas leiser. Das übliche Quietschen ertönte, als das Mikro eingeschaltet wurde und das Gemurmel im Saal nahm deutlich ab. Hidan blickte finster unter seiner Kapuze hervor und klopfte lautstark mit der Sense auf den Boden, was auch den Rest zur Ruhe mahnte, ehe er zu sprechen begann: „Meine Lieben! Ich freue mich, dass ihr so zahlreich erschienen seid! Ich will gar nicht lange quatschten, sondern die Feier für eröffnet erklären und euch einen verfickt geilen Abend wünschen!“ Jubelnder Applaus. Sasori grinste schief. Ja irgendwie würde Hidan auf der Bühne oder im Fernsehen mehr Erfolg haben, als bei seiner Manager-Tätigkeit. Das Mikro wurde ihm von Deidara abgenommen, der gegen den Jubel sprach: „Esst, trinkt und tanzt, bis der Morgen graut! Allen viel Spaß!“ Sie schalteten das Mirkofon wieder aus und sofort donnerte die Musik lauter als zuvor durch die Boxen. Die Discokugel in der Mitte des Saals begann sich zu drehen, bunte Lichter flackerten wild hin und her. Diejenigen, die nicht sofort zum Essen stürmten gesellten sich auf die Tanzfläche und tanzten einfach. Scheinbar war es fast egal, was für Musik lief, Hauptsache es gab genug Alkohol und laute Bassklänge aus den Lautsprechern. Deidara kehrte mit zwei Gläsern zurück, die mit einer leuchtend blauen Flüssigkeit gefüllt waren, und lächelte: „Hier, das nennt sich 'Schlumpfblut'. Vodka mit Soda und irgendeinem blauen Zeug für die Farbe.“ Sasori nahm eines der Gläser an sich und stieß mit dem Blonden an: „Auf... ähm... einen erfolgreichen Abend?!“ Der Künstler kicherte: „Okay... und auf uns? Auf die neue Chance?“ Leicht lächelnd nickte er: „Das klingt gut.“ Klirrend trafen die Gläser aufeinander, ehe die beiden den ersten Schluck nahmen. Das Gesicht verziehend sah er auf und schüttelte sich: „Schlumpfblut... Der Name ist Programm!“ - „Ja, das ist wahr. Hey! Sollen wir tanzen?“ Mit völlig entgleisten Gesichtszügen sah er den Blonden an: „Hast du geraucht, oder was?! Vergiss es! Reicht es nicht schon, dass ich in diesem lächerlichen Aufzug hier stehe und mit dir Schlümpfe trinke?!“ - „Schlumpfblut.“ - „Narf!“ Deidara grinste, beugte sich zu ihm, bis sich ihre Nasenspitzen berührten, und hauchte verführerisch: „Und lächerlich stimmt auch nicht. Du siehst absolut heiß aus.“ Das blasse Vampirgesicht färbte sich den Haaren entsprechend rot. Sasori wandte den Blick ab und zischte giftig: „Lass den Quatsch!“ - „Wieso Quatsch? Ich meine das absolut Ernst!“ Er beugte sich weiter vor und stupste Sasoris glühende Wange mit seiner Nase an, ehe er seine Lippen an dessen Ohr legte und dem Rothaarigen ins Ohr säuselte: „Heute würde ich sogar die Party sausen lassen...“ Sasori schluckte schwer und wagte es nicht sich zu bewegen. Er krächzte: „Deidara, was auch immer du mir da gerade versuchst zu sagen... wir haben zu arbeiten.“ Zu seinem Bedauern ließ der Blonde sich jedoch keineswegs beeindrucken und hauchte verführerisch: „Ich weiß, aber der Abend ist ja noch jung.“ - „Alter, keine Schlümpfe mehr für dich!“ Deidara kicherte amüsiert und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, ehe er einen Schritt zurücktrat und grinste: „Schlumpfblut.“ Ein junger Mann in ihrem Alter trat an den Tisch heran. Er hatte sich als van Gogh verkleidet und lächelte Deidara an: „Hallo Dei! Na, kennst du mich noch?“ Der Blonde musterte den Ankömmling und rieb sich ungläubig die Augen: „Sai?!“ - „Der einzig wahre. Ich war im Urlaub, als ich von der Party hörte. Und da dachte ich mir, dass ich mal reinschaue und... Sasori?! Bist du das?!“ Eine peinliche Röte schoss ihm ins Gesicht, als Sai ihn durchdringend musterte. Doch er nickte: „Ja, aber brüll es nicht so herum. Muss nicht jeder meinen Namen kennen hier.“ - „Wow, das wird mir Ino NIE glauben, dass ich euch zwei in Miami auf einer Party im Partnerlook erwischt habe!“ Der Rothaarige verschränkte beleidigt die Arme und zischte: „Was heißt hier Partnerlook? Das ist auf Hidans Mist gewachsen! Wenn ich nicht arbeiten müsste, dann wäre ich gar nicht hier...“ Sai lächelte und hob abwehrend die Hände: „Hey, nicht gleich so patzig. Du siehst gut aus, hast dich gemacht. Auch wenn es mich nicht überrascht, dass du nicht um des Feierns Willen hier bist. Spräche etwas dagegen, wenn ich Deidara für einen Tanz entführe?“ - „Wieso fragst du mich?! Das ist Deidaras Entscheidung, nicht meine.“ Der Blonde sah ihn nun auch an und lächelte: „Ist es okay, wenn ich ein bisschen das Tanzbein schwinge? Dann kannst du ja...“ - „Nun geh schon. Ich laufe schon nicht weg.“ Während Deidara und Sai auf die Tanzfläche gingen, sah Sasori sich in Ruhe die übrigen Gäste an. Noch immer ließ ihn die Frage nicht los, wer diesen Schreibtischschlüssel hatte. Viele Möglichkeiten gab es nicht. Da waren nur die Agents vom FBI, mit denen er gesprochen hatte, oder aber Sensei Madara. Er schüttelte seufzend den Kopf. Dass sein Lehrer und Kollege es war, klang so unsinnig. Erstens kannte er diesen nicht so lange. Zweitens hatte er Madara bereits überprüft und einen tadellosen Werdegang mit allen nötigen Dokumenten und Beweisen erhalten, wie bei allen seiner Kollegen. Und drittens musste er sich schon schwer in seinem Sensei irren, wenn dieser ihn niemals aufrichtig gelobt hatte, sondern ihm immer etwas vorgemacht haben sollte. Es machte alles noch keinen Sinn! Etwas wichtiges übersah er noch oder es fehlte ihm schlichtweg. Seine Augen streiften durch die Menge, doch etwas, in diesem Rahmen, auffälliges fiel ihm nicht auf. Dafür schien aber auch niemand Gefahr zu laufen, diesen Abend nicht zu überstehen. Wenigstens etwas, auch wenn er weiterhin wachsam bleiben würde. Nach einer knappen halben Stunde kehrte Deidara zu ihm zurück, wischte sich den Schweiß von der Stirn und lächelte: „Puh, jetzt brauch ich eine Pause!“ Er stellte zwei neue Gläser auf den Tisch und grinste: „Ich habe uns mal 'Sex on the beach' mitgebracht.“ Genervt verdrehte Sasori die Augen, nahm das Getränk aber an und probierte es, nachdem sie angestoßen hatten. Überrascht sah er den Blonden an: „Das schmeckt gar nicht schlecht. Tausend Mal besser, als diese Schlumpfplörre... Und wehe du korrigierst mich wieder!“ Liebevoll legte dich Deidaras Arm um seine Taille und zog ihn näher heran: „Mach ich nicht, versprochen! Hast du schon etwas entdecken können?“ Sasori schüttelte den Kopf: „Nein, leider nicht. Aber... es wäre ein Wunder, wenn ich diesen Verkleidungskünstler auf einer Kostümparty erkennen würde. Jeder könnte es sein. Zumindest jeder, der den physischen Daten entspricht. Doch selbst die zu erkennen ist so gut wie unmöglich.“ Deidara nickte und sah ihn aus den Augenwinkeln an: „Was hältst du dann davon, wenn wir uns hier einfach einen netten Abend machen? Ich hole uns etwas zu Essen und... habe da schon eine Idee. Warte! Ich bin sofort wieder da!“ - „Aber...“ Zu spät. Deidara war schon wieder weg und stürmte mit einem Teller das Buffet. Sasori seufzte und fragte sich, welche Idee ihn nun schon wieder die Nerven strapazieren würde. Rasch kehrte der Blonde zurück, drückte ihm die Gläser in die Hand, ehe er vom Tisch weggezogen wurde, bis sie hinter dem schwarzen Vorhang der Bühne waren. Das hintere Stück ragte ein wenig unter dem Stoff hervor, so dass sie auf diesem Rand zwischen Vorhang und der Wand hinter der Bühne Platz nahmen. Es war zwar düster, aber nicht wesentlich dunkler, als im Rest des Saals, da auch hier ab und an die bunten Lichter umherflackerten. Deidara sah ihn an und lächelte erwartungsvoll: „Na? Ist das besser?“ Ja, hier ließ es sich wirklich aushalten, so dass er nickte: „Ja, ist gut... Danke.“ - „Ach, doch nicht dafür...“ - „Doch! Genau dafür! Wenn... ach, schon gut.“ - „Nein, sag!“ - „Deidara, es war nicht so...“ Der Blonde stemmte die Hände in die Hüfte: „Sasori!“ Er seufzte: „Gut, wie du willst... Wenn du so etwas damals gemacht hättest, dann wäre ich schon zufrieden gewesen. Mehr habe ich nie gewollt.“ Der Künstler lächelte und nickte: „Das weiß ich jetzt. Und nun: guten Appetit!“ Es war erstaunlich für Sasori, wie schnell die Zeit plötzlich verflog. Sie aßen, tranken, beobachteten heimlich die Kostümierten und Hidan beim Sensen-Macarena, lästerten über manche Kostümchen und unterhielten sich über belangloses Zeug. Seit Jahren verspürte er das erste Mal wieder so etwas wie... Spaß. Freude. Ausgelassenheit. Und nichts Bedrohliches passierte. Es war bereits kurz vor zwei, als die meisten Gäste bereits gegangen und die zwei zu ihrem Stehtisch zurückgekehrt waren. Es war ein wirklich netter Abend für ihn gewesen und der Alkohol tat sein Übriges, dass er fast lässig am Tisch stand und sich von Deidara im Arm halten ließ. Plötzlich ertönte die Stimme des DJ's: „So, meine Lieben! Nach diesem Song werde ich noch einen letzten spielen, dann müssen wir leider Schluss für heute machen.“ Ein rockiger Song ertönte und Deidara sah ihn von der Seite an: „Warte kurz, bin sofort wieder da.“ Er ließ ihn am Tisch zurück und Sasori beobachtete, wie der Blonde zum Mischpult des DJ's ging und diesem etwas zu sagen schien. Mit einem freudigen Lächeln auf den Lippen kehrte der Künstler schließlich zu ihm zurück und nahm auffordernd seine Hand: „Sasori... ich habe mir extra ein Lied gewünscht... bitte, bitte, nur dieses eine Lied. Ich schwöre dir, du wirst nicht blöde Herumzappeln müssen. Bitte!“ Ein Lächeln schlich sich dreist auf seine Lippen und er nickte: „Fein. Aber nur, weil der Abend wirklich sehr nett war.“ Er wurde in eine stürmische Umarmung gezogen: „Danke!!! Du bist der Beste!“ Sasori hielt inne und schloss die Augen, die augenblicklich feucht wurden. Er erwiderte die Umarmung und hauchte: „Nein. Ich danke dir...“ Dieser Satz! Dieser kleine, unscheinbare Satz von Deidara bedeutete ihm so unglaublich viel, und ließ ihn in diesem Moment alle Zweifel vergessen! Dieser kleine Satz war von SEINEM Deidara, und niemandem sonst! Er war über so viele Jahre verloren gegangen und nun hörte er ihn so plötzlich und nebenläufig, und doch tat dieser Satz so verdammt gut! Das Lied war zu Ende und Deidara zog ihn mit auf die Tanzfläche. Er war froh, dass nicht mehr viel los war, und Hidan obendrein laut schnarchend neben dem Eingang seinen Rausch an die Sense gekuschelt ausschlief. (*1*) Das letzte Lied des Abends ertönte und Deidara strahlte ihn aus seinen azurblauen Augen an, die sich hinter den schwarzen Kontaktlinsen versteckten. Seine Hände wurden von dem Blonden auf dessen Schultern gelegt, ehe er an der Taille von Deidaras Armen umschlossen und näher herangezogen wurde. Das reflektierte Licht der Discokugel huschte über sie, doch die bunten Scheinwerfer waren ruhiger als den Rest des Abends. Eine angenehme und fast romantische Stimmung erfüllte den Saal. Die meisten Leute, die jetzt noch da waren, die waren noch in Feierlaune und gingen, um woanders noch weiterzufeiern. Letztlich standen sie beide alleine auf der Tanzfläche, Hidan noch immer neben der Tür schnarchend, und schmiegten sich sanft zu den Tönen des Liedes aneinander. Es war ein passender Song, wie er fand. Perfekt, für einen durchaus perfekten Tag. Er spürte, wie Deidara ihre Körpermitten aneinander drückte. Die Hände auf seinem Rücken strich sanft darüber, streichelten seine Seiten und sanken bedrohlich weit herab, wobei sie aber nicht zu weit gingen. Sasori fühlte sich merkwürdig, und doch war es irgendwie schön. So etwas hatten sie noch nie gemacht, getanzt. Deidara merkte, dass sich der Rothaarige nicht so richtig wohl fühlte. Er schob dessen Hände wieder von seinen Schultern, legte sie dafür um seine Hüfte und umschloss Sasori seinerseits mit seinen Armen. Einen legte er bequem auf das etwas knochige Schulterblatt, mit der anderen drückte er Sasoris Kopf sanft an seine Schulter. Er konnte fühlen, wie der warme Atem seinen Hals streifte, was eine angenehme Gänsehaut verursachte. Es war so wundervoll, so perfekt! Es war all das, was er in den 2 Jahren hier in den USA so schrecklich vermisst hatte. Zärtlich kraulte er den vom Schweiß leicht feuchten Nacken, ließ seine Fingerkuppen langsam und bedächtig über die zarte Haut am Hals gleiten. Dieser Geruch und dieses Gefühl waren ihm gleichwohl so vertraut und so fremd. Aber in jedem Fall göttlich. Er konnte nichts machen, dieser Tanz, diese Nähe und dieser Geruch, alles war so betörend. Er neigte den Kopf ein wenig, bis seine Lippen den Hals des Rothaarigen knapp unter dem Ohr berührten. Die salzige Haut auf seinen Lippen war unbeschreiblich. Vorsichtig begann er kleine, zarte Küsse auf ihr zu verteilen, und Sasori zuckte erschrocken zurück, doch er hielt den Rothaarigen mit sanfter Kraft dennoch fest. Küsste den Hals weiter und lauschte dem leisen Keuchen. Langsam glitten seine Lippen den Hals entlang, weiter nach vorne. Scheinbar widerstandslos löste Sasori seinen Kopf von der Schulter und legte den vorderen Teil seines Halses frei. Mit einem Lächeln auf den Lippen „biss“ Deidara sanft zu, ehe er mit seinen Küssen zum Kinn des Rothaarigen weiterwanderte. Er war wie berauscht und doch waren es weder Alkohol, noch irgendwelche Mittelchen im Drink. Nein. Sasori war es alleine, der ihn so berauschte und diese Hitze in ihm auslöste. Sasori legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Ihm war es, als träume er. Alles wirkte so surreal und weit entfernt. Als wäre wieder alles vergessen, sobald er aufwachte. Was konnte ihm in einem solchen Traum schon passieren? Es war zu schön, um es zu beenden und zu surreal, um es zu hinterfragen. Diese Küssen, die so unglaublich bis unter seine Haut brannten, bahnten sich seinen Hals hinauf und erreichten sein Kinn. Er senkte den Kopf leicht, hielt aber kurz inne. War es richtig diese neue Chance schon jetzt so aus dem Ruder laufen zu lassen? Oder war es richtig auf seinen Verstand zu hören, der das ein bisschen eilig empfand. Aber es fühlte sich... trotzdem richtig an. Seine Sehnsucht schmolz dahin, wie Schnee unter einem lodernden Feuer. Das war es doch, was er so vermisst hatte... was er wollte. Doch konnte er? Eine Hand in seinem Nacken half ihm bei seiner Entscheidung, führte seinen Kopf in seine normale Position, spürte, wie die Lippen zu seiner Wange wanderte, dort Küsse hinterließen und für einen Augenblick innehielten. Er hörte Deidara flüstern und fühlte dessen Atem auf seiner Haut: „Sasori... ich... will... dich küssen... und zwar jetzt!“ Zitternd schluckte er und nickte einfach nur. Fast eilig überbrückten die weichen Lippen auf seiner Wange die letzten Zentimeter, bis sie seine berührten. Wie erlöst und von schweren Ketten befreit bat Deidaras Zunge um Einlass, scherte sich nicht groß um einen vorsichtigen Beginn, sondern wollte nach dieser Erlaubnis gleich alles für sich einnehmen. Und er ließ sie. Öffnete leicht seinen Mund und spürte dieselbe Erlösung, wie der Blonde, wurde von derselben Hitze überrollt, vom selben Feuer in Flammen gesetzt. Sie schlangen ihre Arme umeinander und Sasori ließ sich von Deidara bereitwillig erobern. Ließ den so geliebten und vermissten Geschmack auf sich wirken. Ließ seine Zunge von der Deidaras zärtlich umgarnen. Ließ dem Feuer in sich einfach den Raum, den es sich nahm, und genoss es einfach. Er sog den Duft den Blonden in sich auf, spürte dessen warme und weiche Lippen, dessen liebevolles Spiel mit der Zunge und die Hände, die verlangend und doch erleichtert über seinen Körper glitten. Hörte das flache und schnelle Atmen. Schmeckte dieses süße Aroma. Und fühlte ein lange verloren geglaubtes Vertrauen, eine Zuneigung und eine schier zufriedene Vollständigkeit, die bei ihrem Verlust eine große Lücke in seinem Leben hinterlassen hatten. Doch nun, hier in Deidaras Armen, da war er endlich wieder komplett. Erinnerte sich an Freude, Liebe, Glück, Hoffnung. Vergaß die Zweifel, die Enttäuschung und die schwere Schuld. Alles war auf einmal, und wenn nur für den Augenblick, völlig einfach und perfekt. Und nicht zuletzt ließ ihre enge Berührung ihrer Leiber ihn wissen, dass Deidara wirklich die Wahrheit gesagt hatte. ER, Sasori, wurde geliebt und begehrt. Von dem Menschen, der so viel mehr haben könnte und doch IHN gewählt hatte, IHN mit liebevollen und leidenschaftlichen Küssen verwöhnte und dem ER wichtig genug war, um einen ganzen Abend hinter einer Bühne zu sitzen und fernab der feinen Gesellschaft Spaß zu haben. Ja! Er glaubte jedes Wort, das Deidara gesagt hatte und gab sich dem Blonden hin, wie wohl noch nie zuvor. Deidara bemerkte diese Ergebenheit, dieses Vertrauen und intensivierte ihren Kuss noch. Er wusste gar nicht, ob die Musik noch lief, es war alles so fern. Dieser Augenblick gehörte nur ihnen. Und er war glücklich, dass er diese Chance bekommen hatte. So gerne er noch viel weiter gehen würde, so wusste er, dass das noch nicht der richtige Zeitpunkt war. Das hier war mehr, als er sich erhofft hatte und alles, was er im Moment zu nehmen gedachte. Er wollte Sasori nicht bedrängen, so schwer es ihm ganz eindeutig fiel. Seine Sucht war seit Jahren wieder genährt worden und pulsierte wie Glut durch seine Adern. Seine Lust und seine Gefühle waren noch mindestens genauso stark wie damals. Doch dieses Mal, das schwor er sich bei diesem äußerst befriedigenden Gerangel in der ersehnten Mundhöhle, würde nichts und niemand ihm einreden, dass Sasori nicht an seine Seite gehört! Nein! Er würde den Rothaarigen noch mehr motivieren, noch mehr umgarnen und ihn nicht wieder loslassen. Nie wieder... 1: Kniehose Kapitel 17: Erinnerungen eines Wahnsinnigen ------------------------------------------- {Ein paar Tage zuvor} Seine Hand glitt sanft über die ebenmäßige Fläche des Couchtisches. Wie er ihn doch verachtete! Er konnte es kaum mehr erwarten endlich das Aushauchen des Lebens in den rotbraunen Augen zu sehen. XX kicherte geradezu kindlich. Er würde ihm die ganze Zeit dabei zusehen, so viel war klar! Denn er hatte viel auf sich genommen, um diese Belohnung einfahren zu können. Es war fast langweilig, nicht unter Zeitdruck arbeiten zu müssen. Nicht unter richtigem Zeitdruck. Im Moment hatte ER das Sagen! Er war alleine unterwegs und das war auch gut so... Immerhin musste er etwas finden! In dieser schäbigen Bruchbude! Aber in so ein Drecksloch gehörte Sasori auch! Er ging zum Wohnzimmerschrank und riss die Türen auf. Angewidert betrachtete er die fatale Ordnung darin. Bäh! Ordnung war ätzend! Wenn „er“ da war, dann bestand „er“ auch immer auf Ordnung... XX riss alles, was er kriegen konnte aus den Fächern und Schubladen heraus, verteilte es ungeniert auf dem Boden. Ja! Chaos war gut! Chaos war schön! ER war Chaos! Er ließ sich auf die Knie fallen und durchwühlte die Sachen, die sich auf dem Boden verteilt hatten. Er suchte etwas, musste es einfach finden! Er warf Blätter, Bücher und Ordner umher, die uninteressant für ihn waren. Eigentlich hatte er schon lange bemerkt, dass es nicht mit dabei war, aber wieso sich den Spaß verderben? Chaos! Wieder ertönte sein kindliches und gleichermaßen wahnsinniges Kichern. Er war Chaos und spielte einfach so gerne! Viel zu gerne!! Nach einer Weile fiel ihm ein Umschlag in die Hände, den er neugierig öffnete. Seine leuchtend orangen Augen weiteten sich amüsiert, freudig. Fotos. Von diesem scheußlichen Schnüffler mit dem blonden Engel. Oh ja! Er hatte es all die Jahre gewusst, dass er nicht alle Gefühle hatte zerstören können, was das Vorhandensein der Fotos deutlich bewies. Umso schöner würde es sein, wenn er es dieses Mal schaffen würde! Es war ein berauschender Gedanke, beinahe erregend. Doch nichts im Vergleich zu dem, was ihn durchströmte, dachte er an das, was er mit Deidara machen würde, wenn Sasori erst einmal aus dem Weg war... Diese Fotos würden ihm sehr, sehr nützlich sein. Auch wenn sie bei Weitem nicht so gut waren, wie die aus seiner persönlichen Sammlung, die ER von dieser Radtour der beiden gemacht hatte. Aber Sasoris würden ihren Zweck erfüllen. Er blätterte die letzten Bilder durch, als eines von Chiyo auftauchte. Er schüttelte sich angewidert. Sir Tobi II., Sir Tobis Nachfolger, hatte sich um die romantischen Gelüste der alten Frau gekümmert. Es war notwendig gewesen. Immerhin mussten sie an Informationen kommen, was bei seinem Deidara deutlich leichter gewesen war, als bei diesem rothaarigen Hexer... {Flashback} Er senkte die Zeitung und funkelte aus seinen orangen Augen in Richtung Garderobe. Es war schon lächerlich, wie oft seine beiden Spielzeuge sich in diesem Laden trafen, der ihn einfach nur anwiderte. So altbacken und unmodern, überhaupt nicht passend für einen Künstler von Deidaras Format! Der Laden war wie Sasori: langweilig und zurückgeblieben. Aber er selbst hatte sich diese Spielfigur nicht ausgesucht, sondern „er“, doch was sollte er machen? Sie mussten sich einig werden und so war er gezwungen „seine“ Wahl zu akzeptieren. Heute war es seine Aufgabe, endlich mal mehr Informationen über den Rothaarigen zu sammeln. Der zierte sich ja wirklich enorm mit persönlichen Dingen. Er seufzte leise und verdrehte die Augen. Unnötige Arbeit, um das Spiel endlich beginnen lassen zu können. Ein notwendiges Übel! Sein Mund verzog sich hinter seiner Zeitung zu einem diabolischen Grinsen, als die beiden Zielobjekte sich erhoben, bei der Bedienung zahlten und den Laden verließen. Da er bereits bei seiner Bestellung gezahlt hatte, um genau in diesem Augenblick sofort gehen zu können, packte er seinen verwitterten Trenchcoat, zog ihn sich über und ging ohne eine Verabschiedung nach draußen. Ihm wurde übel, als er die liebevolle Umarmung zur Verabschiedung der beiden sah. Grässlich! Deidara gehörte ihm!! Wehmütig sah er seinem blonden Engel noch kurz hinterher, ehe er Sasori in eine andere Richtung folgte. Der Rothaarige hatte einen strammen Schritt drauf, das musste er ihm lassen. Trotzdem konnte er ihn nicht ausstehen. Egal, was „er“ davon hielt, diese kleine nervige Pest würde das Spiel und sein Leben verlieren, dafür würde er schon noch sorgen. „Er“ konnte nicht immer aufpassen! Da es später Nachmittag war, fiel er zwischen all den anderen Menschen, die durch die Straßen strömten, gar nicht weiter auf, und konnte dadurch unauffällig folgen. Nach einer Weile richtete Sasori sich endlich dem Haus seiner Großmutter zu. Das wusste er bereits, doch viel mehr hatte er bisher nicht herausfinden können. Er fühlte sich als Spielleiter zutiefst beleidigt! Er versteckte sich hinter der Hecke des Nachbarn und beobachtete, wie Chiyo, auch das wusste er, die Tür öffnete und den Rothaarigen regelrecht zur Schnecke machte, da dieser seinen Schlüssel vergessen hatte. Sie drückte ihm den Schlüssel in die Hand, sowie Geld und schickte ihn zum Einkaufen. Leise kicherte er mit seiner kindlichen Stimme. Da ließ dieser kleine Trottel sich von einer solchen Hexe umherschubsen. Sie gefiel ihm! Einen Augenblick verweilte er noch hinter der Hecke, bis Sasori außer Sichtweite war. Rasch hatte er eine Perücke aus der Tasche gezogen, die er sich aufsetzte. Leicht ergrautes Haar zierte sein Erscheinungsbild nun. Ein weiterer Griff in die Tasche beförderte seine bisher getragene schwarzhaarige Perücke hinein und eine kleine Dose, sowie ein Mäppchen heraus. Er öffnete die Dose und grinste. Zwei Kontaktlinsen von grauer Farbe schwammen in der Reinigungsflüssigkeit. Er nahm die orangen aus seinen Augen und ließ diese in die Flüssigkeit gleiten, ehe er die neuen, grauen geübt auf seinen Augen platzierte. Für üblich wusch man die Flüssigkeit vorher ab, doch die Zeit hatte er nicht. Zumal sein neues „Ich“ Sir Tobi, II. durchaus auch gerötete Augen haben konnte. Nachdem er die Dose wieder verschlossen und in seine Manteltasche hatte verschwinden lassen, öffnete er das Mäppchen. Sein Kichern erfüllte die abendliche Luft. Er holte einen gummiartigen Klumpen hervor, den er fast zärtlich betrachtete. Es war ein Meisterwerk geworden! Niemand würde ihn erkennen! Er entknitterte den fleischfarbenen Klumpen, bestrich eine Seite mit einer klaren Flüssigkeit, die er ebenfalls, in einem Fläschchen, aus seiner Tasche hervorgeholt hatte, und versenkte sein Gesicht in dem Gummibezug. Eilig drehte er das Fläschchen wieder zu, packte es in die Tasche zurück und widmete seine volle Aufmerksamkeit dem Ding auf seinem Gesicht. Nach ein paar Handgriffen, ein wenig ziehen und schieben blickte er wieder auf und grinste aus dem Gesicht eines alten Mannes. Die Falten legten sich um seine Augen, die Haut hing leicht an den Wangen. Er hüstelte und machte seine erste Sprechprobe: „Eins, zwei. Eins, zwei.“ Ein dunkles und höllisches Kichern entwich seiner Kehle. Er, Sir Tobi II., war mit der Arbeit dran! Und er würde seine Arbeit zu „ihrer“ Zufriedenheit erledigen. Wie sie alle es immer taten... Er richtete sich auf, aber nicht zu sehr, und kehrte auf den Gehweg zurück. Nach ein paar Schritten betrat er das kleine Grundstück, auf dem Chiyos Haus stand, und schritt gemächlich zur Tür, wo er ungeniert klingelte. Eine keifende Stimme ertönte, ehe die Tür geöffnet wurde und Chiyo im Begriff war loszumeckern, jedoch bei Sir Tobis Anblick innehielt und irritiert fragte: „Wer sind Sie und was wollen Sie?“ Nun wurde es Ernst, sein Auftritt musste perfekt sein! Er sah sich scheu um und lächelte verlegen: „Ach, entschuldigen Sie, junge Dame. Ich wollte einen alten Freund besuchen und muss mich in der Hausnummer geirrt haben. Aber ein solch hübscher Irrtum ist mir noch nie unterlaufen.“ Chiyos angespannte Haltung lockerte sich, sie kicherte sogar: „Sie sind mir ja ein Schwerenöter! Wohin wollen Sie denn, vielleicht kann ich Ihnen helfen?“ - „Ach, das habe ich irgendwie ganz vergessen, als ich Ihr hübsches Gesicht gesehen habe... Und da ich nun nichts weiter vor habe... darf ich Sie kess zu einer Tasse Tee einladen?“ Wieder kicherte die Alte: „Wie könnte ich ein solch charmantes Angebot ausschlagen? Kommen Sie doch herein, ich habe zufällig gerade Tee gemacht. Seien Sie mein Gast.“ Innerlich grinste Sir Tobi triumphierend. Er hatte noch jede Frau um den Finger gewickelt! Wirklich jede! Er, Sir Tobi, stand Don Juan in Nichts nach. Der konnte sogar noch etwas von ihm lernen! Wochen und sogar Monate vergingen. Wochen, in denen Sir Tobi immer wieder Chiyo besuchte und eine Romanze mit ihr begann. Er machte bei seiner Arbeit auch keine halben Sachen: er führte sie aus, verbrachte Zeit mit ihr, machte ihr Geschenke und teilte das Bett mit ihr, auch wenn er fleischliche Gelüste einer Frau über sich ergehen lassen musste, die den „anderen“ eher einen Brechreiz, als eine Erektion verpassten. Doch er war eben Profi auf seinem Gebiet. Er war mal wieder bei Chiyo gewesen, über Nacht, und saß mit ihr beim Frühstück. Sasori trat in die Tür und sprach in seinen Ohren ätzend monoton: „Ich bin mir Deidara im Atelier. Kann spät werden.“ Die Alte sah streng auf: „Wie spät?“ - „Ich weiß es nicht.“ - „Dann brauchst du heute Abend gar nicht nach Hause kommen. Ich sitze doch nicht hier und warte ewig auf dich.“ - „Musst du auch nicht, ich werde leise sein.“ - „Vergiss es! Entweder du bist um 21 Uhr zurück, oder du kannst zusehen wo du bleibst!“ Sie hielt kurz inne. „Und nun geh.“ Er genoss den Anflug von Wut, den er in den rotbraunen Augen erkennen konnte. So cool war dieser grässliche Junge wirklich nicht, wie er immer tat. So langsam hatte er Gefallen an dieser Spielfigur gefunden, auch wenn er Sasori nach wie vor nicht ausstehen konnte. Nachdem der Rothaarige das Haus verlassen hatte, erhob Sir Tobi sich und lächelte seiner Spielgefährtin zu: „Entschuldige mich, ich ziehe mich ins Bad zurück.“ Sie grinste: „Tu das. Ich werde gleich ein paar Einkäufe erledigen. Bist du noch da, wenn ich zurückkehre?“ Er nahm ihre Hand und hauchte einen Kuss auf den Handrücken: „Ich wäre nirgendwo lieber. Geh ruhig, den Abwasch mache ich, meine Liebe. Und keine Widerrede!“ Sie nickte lächelnd und seufzte: „Ich werde es nicht wagen, versprochen.“ Er ging nach oben, öffnete und schloss dort die Badezimmertür einmal, ehe er lauschend verharrte. Mit angehaltenem Atem wartete er, bis er die Haustür gehört hatte und grinste. Auf diesen Augenblick hatte er so lange gewartet! Er öffnete die Zimmertür Sasoris und betrat den kleinen Raum. Zum ersten Mal konnte er sich ungeniert in der Höhle des Löwen bewegen. Er sah sich um und verzog das Gesicht. Ein paar Informationen hatte er ja über Chiyo bereits sammeln können, die aber weit weniger persönlich waren, als er sie gebrauchen konnte. Doch das hier war eine kleine Schatzkammer, auch wenn ihm diese spießige Ordentlichkeit gar nicht gefiel. Das Bett war gemacht, es lag nichts irgendwo, wo es nicht hingehörte. Er trat an eine kleine Kommode heran, während er kurz überschlug, was er bereits wusste: Sasori verbrachte seine meiste Zeit mit Deidara, allerdings um zu arbeiten, was Sir Tobi schon hirnrissig bei diesem heißen Blonden fand; Sasori plante zu studieren, Psychologie, doch darum kümmerte „er“ sich; Sasori war extrem fleißig und ehrgeizig, was seine Arbeit und auch die Karriere von Deidara anging; Sasori liebte dieses grässliche Café, das wirklich zu ihm passte; Sasori hatte sonst keine Freunde, was ihn nicht wunderte; und Sasori sprach selbst mit seiner Großmutter nicht über sich, was ihm die Arbeit unnötig erschwerte. Auf gut Glück öffnete er die erste Schublade, in der ordentlich Unterlagen einsortiert waren. Er nahm sie an sich und blätterte eher gelangweilt durch den Papierstapel. Kaufbelege, Studieninformationen, alte Stundenpläne, Kopien von Schreiben, die er für Deidara verfasst hatte... doch plötzlich stoppte Sir Tobi sein Tun und betrachtete ein Blatt genauer. Seine tiefe, kehlige Stimme raunte: „Sieh mal einer an...“ Das vorletzte Blatt, wie geschickt! Falls mal das Unterste versehentlich beim Aufräumen herunterfiel... Scheinbar sollte wirklich niemand von diesem Arztbericht wissen. Aus gutem Grund, wie er fand. Aus sehr gutem Grund! Dieser glückliche Fund entlockte ihm sogar ein richtiges, diabolisches Lachen: Sasori war über die letzten Sommerferien nicht etwa, wie Chiyo gegenüber behauptet, im Ferienlager gewesen, sondern in einer Psychotherapieklinik! Er überflog den Befund und war höchst zufrieden mit dem Ergebnis. Chronische Depressionen in schwerer Episode. Und eine Persönlichkeitsstörung vom Typ Borderline. Er hatte also Recht gehabt mit seiner Vermutung: Sasori wahrte einen Schein, hinter dem sich ein dunkles und sehr nützliches Geheimnis verbarg... Doch das reichte ihm noch nicht. Er legte die Zettel wieder so zurück, wie er sie vorgefunden hatte. In diesem Zimmer musste er sehr aufpassen, um nicht aufzufliegen! Guter Dinge öffnete er die nächste Schublade und rieb seine Hände voller Erwartung aneinander. Ein Hefter weckte sein Interesse, den er neugierig an sich nahm. Er schlug die erste Seite auf und lächelte. Scheinbar hatte er diesen Bengel unterschätzt. In seinen Händen hielt er eine Sammlung an psychologischen Profilen von Menschen aus Sasoris näherer Umgebung. Natürlich war das erste gleich von Deidara. Er entfernte die Seiten über Deidara aus dem Hefter, faltete sie zusammen und steckte sie in seine Hosentasche. Es war einerlei, ob Sasori irgendwann den Verlust bemerken würde. Ihn würde er sicherlich nicht verdächtigen. Beim Zurücklegen hielt er inne und das hämische Grinsen kehrte auf sein Gesicht zurück. Unter dem Hefter hatte der Rothaarige sein „Werkzeug“ versteckt... Rasierklingen, Messer, ausgefranste Drähte, Spiegelscherben und splittrige Holzstücke. Sir Tobi überlegte, wie er sich das wohl mal ansehen könnte, wenn Sasori das tat, sich verletzte. Es würde ihm sicher eine größere Freude bereiten, als auf dieser alten Ledertasche zu sitzen... Er legte den Hefter zurück und schloss auch diese Schublade wieder. Bald waren die nächsten Ferien und er wusste, dass Deidara und Sasori eine gemeinsame Tour geplant hatten. Er würde offiziell die zwei Wochen bei seiner Familie verbringen. In Wahrheit aber würde er die beiden verfolgen und sich ein genaues Bild von ihrem Miteinander machen. Sein Plan war nichts, das von heute auf morgen funktionierte. Er würde durchaus ein paar Jahre investieren müssen, aber das war „ihnen“ nur Recht. Alles gehörte zu dem Spiel. Die Jagd war weitaus interessanter, als die Beute. Und selbst die Beute versetzte ihn in eine berauschende Verzückung! Bald schon, bald würde es endlich losgehen! {Flashback Ende} Er kicherte, lachte mit seiner kindlichen Stimme. Ja, damals war er noch viel ungeduldiger gewesen als heute. Nur dass sein heutiger Plan weitaus schneller funktionieren würde. Phase 2 war so gut wie abgeschlossen, es würde nicht mehr viel fehlen. Er brauchte nur dieses dämliche Ding, weshalb Tobias doch überhaupt erst angefangen hatte Deidara diese bescheuerten Steine zu schenken damals... Er ließ das chaotische Wohnzimmer hinter sich und ging ins Schlafzimmer. Er konnte den Geruch der Einsamkeit und Depression riechen und sog diesen zufrieden in sich auf. Eine lange Zeit würde er diesen herrlichen Duft nicht mehr in die Nase bekommen. Aber seine Geduld würde sich schon auszahlen. Er ignorierte das ordentlich gemachte Einzelbett und widmete dem Nachtschränkchen seine Aufmerksamkeit. Neben der Leselampe stand ein Bilderrahmen mit einem Foto. Wieder eines, das die beiden von sich auf dieser Tour gemacht haben. XX grinste und hockte sich vor das kleine Schränkchen, öffnete die Schublade und grinste zufrieden noch breiter. Er griff vorsichtig hinein und holte einen kleinen Stein hervor. DEN hatte er gesucht! Amüsiert stellte er fest, dass sich Sasoris kleine Sammlung an „Werkzeug“ durchaus noch vergrößert und gewandelt hatte: ein großes, rostiges Messer, Tabletten, ein Tauchsieder, Feuerzeuge, Glasscherben, eine Schere und sogar ein Brotmesser. Er riss die Schublade heraus und verteilte den Inhalt ungeniert auf dem Boden. Sollte „er“ doch mal sehen, wie toll dieser rothaarige Trottel wirklich war. Er blickte auf den Stein in seiner Hand. Das war kein einfacher Stein, sondern ein besonderes und wichtiges Relikt aus Sasoris und Deidaras Vergangenheit. Und wieder etwas, das in Verbindung mit dieser Radtour der beiden stand. All die Jahre hatte er versucht an diesen Stein zu kommen und es bis zu diesem Tag nie geschafft gehabt. Dieser Stein war eine Hälfte eines Meteorfragments, das die beiden auf dieser Reise gefunden hatten, und stets bei sich getragen hatten. Doch das war schon lange her und nun, endlich, hielt er das Kleinod in Händen! Lachend steckte er das Fragment in seine Tasche und widmete sich der Demolierung und Verwüstung der Wohnung. Die Zeit, in der er die beiden zu ewigen Streitereien provozierte war nun vorbei, und damit der erste Teil von Phase 2. Die zweite Hälfte würde ihm noch viel mehr Spaß machen: Psychoterror! Ja! Er würde die beiden verfolgen, ihnen Hinweise geben und offenbaren, worüber er alles Bescheid weiß, und so dafür sorgen, dass sie sich wieder vertrauensvoll zusammenraufen. Und ein alter Bekannter würde dabei eine nicht unwesentliche Rolle spielen... Lachend tobte er sich wie ein kleines Kind auf destruktive Weise in der gesamten Wohnung aus. Das Spiel lief und er war der Meister! Niemand würde ihn aufhalten! Niemand!!! Kapitel 18: Der Meteor in unserer Hand -------------------------------------- „Der wird ausrasten, wenn er morgen wach wird, unser Brüllaffe...“ flüsterte Sasori, während Deidara leicht angeschickert neben ihm kicherte. Der Blonde zuckte mit den Schultern und drückte auf den Knopf vom Aufzug, ehe sich die Tür vor ihnen schloss und sie nach oben fuhren: „Was soll ich machen? Der lässt diese dämliche Sense ja einfach nicht los! Und ich habe keinen Bock, den hier in die Kabine zu quetschen. Also bleibt er, wo er ist, und fertig. Wird die Nacht unten im Flur schon überleben, er ist ja warm eingepackt in seiner Kutte.“ „BING“ Die Tür öffnete sich wieder und die beiden verließen den Lift wieder. Erschöpft fuhr Sasori sich durch die Haare, während Deidara im Flur Licht machte, und seufzte. Es hatte schon seinen Grund gehabt, dass er so selten trank. Er hasste es, wenn er Kontrolle über sich verlor. Sicherlich war er längst nicht betrunken, aber die veränderten und langsameren Reaktionen seines Körpers waren schon jetzt enorm störend für den Profiler. Doch noch immer verweilte dieses Kribbeln auf seinen Lippen, welches sich sanft und eben ungemein langsam in seinem gesamten Körper verteilte. Auch wenn es ihm eigentlich zu schnell gegangen war, so war es doch eine Erinnerung für ihn geworden an das, was einst gut und schön gewesen war. Was er immer im Stillen sehr genossen und noch mehr vermisst hatte. Er folgte dem Blonden, als dieser es endlich geschafft hatte Licht im Flur zu machen. Etwas unsicher nickte er Deidara zu und murmelte: „Ähm... dann gute Nacht. Morgen muss ich zum FBI und versuche dort noch einmal mein Glück. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass die mehr wissen, als sie zugeben wollen...“ Der Künstler nickte und hielt ihn noch einen Augenblick zurück, als er zum Arbeitszimmer weitergehen wollte. Lächelnd hauchte dieser ihm einen Kuss auf die Wange und flüsterte, aus welchem Grund auch immer: „Danke für diesen wirklich tollen Abend. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass du mitgekommen bist, auch wenn letztlich dieser Kerl nicht aufgetaucht ist.“ Sasori nickte: „Nichts zu danken... es war wirklich nett...“ Deidara schritt rückwärts durch seine Zimmertür. Er konnte einfach nicht genug von diesem dunklen Vampir kriegen. Der Anblick war einfach zu schön. Fahrig tastete seine Hand nach dem Lichtschalter. Kurz hielt er jedoch noch einmal inne und sah in die rotbraunen, von weißen Kontaktlinsen verdeckte, Augen: „Sag mal... hättest... du etwas dagegen, wenn ich dich morgen begleite? Ich möchte dir gerne helfen diesen Spinner loszuwerden.“ Er sah, wie Sasori überrascht überlegte, schließlich aber tatsächlich nickte: „Ich denke, das lässt sich wohl machen. Aber wenn du dich nicht benimmst, dann...“ - „Weiß ich doch! Wann geht es los?“ - „Acht Uhr. Schaffst du das?“ Grinsend nickte er: „Sicher! Spätestens um sechs wird Hidan sicherlich wach auf dem harten Boden unten.“ Kichernd drückte er auf den Lichtschalter, den er endlich ertastet hatte und stutzte, als der Blick des Rothaarigen... er wusste es nicht so genau. Sasori schaute merkwürdig an ihm vorbei, hob skeptisch eine Augenbraue und legte den Kopf ein wenig schief: „Sag mal... ich glaube kaum, dass das so aussehen soll.“ Irritiert drehte er sich um und schnappte nach Luft, als er entdeckte was der Rothaarige meinte: „Was zum...“ Sein Bett... war als solches kaum mehr zu erkennen. Schlaff hing die Matratze, die eigentlich voller Wasser sein sollte, über dem Bettkasten. Der Boden um das Gestell herum war feucht, doch seine Bettwäsche lag mehr oder (eher) weniger ordentlich über dem Sessel, auf den er für Üblich seine Kleidung legte, wenn er zu Bett ging. Genervt wischte er sich über das Gesicht: „Großartig! Jetzt kann ich auf der Couch schlafen! Was soll das? Da gibt man so viel Geld für ein olles Wasserbett aus und dann hält das Teil nicht einmal dicht!“ Grummelnd verschränkte er die Arme vor der Brust. Er hatte echt keinen Nerv mehr für solcherlei „Überraschungen“... Sasori seufzte leise. Manchmal konnte Deidara sich wirklich anstellen! Er mogelte sich an dem Blonden vorbei, nahm das Bettzeug an sich und wollte es aus dem Zimmer bringen, als der Künstler grummelte: „Ich kriege das schon noch alleine ins Wohnzimmer...“ - „Sei ruhig und lass mich durch.“ Beleidigt murmelnd trat der Blonde einen Schritt zur Seite und ließ ihn tatsächlich vorbei. Als er jedoch NICHT in Richtung Wohnzimmer ging, spürte er den fragenden Blick auf seinem Rücken, kümmerte sich allerdings nicht groß darum. Er trug die Sachen ins Arbeitszimmer, wo er sie aufs Bett legte. Er sammelte gerade seine Sachen zusammen, als Deidara in der Tür auftauchte, das Licht im Zimmer anmachte und ungläubig fragte: „Was wird das denn, wenn es fertig ist?“ Mit seinem Bettzeug auf dem Arm wandte er sich dem Blonden zu und erklärte gewohnt ruhig und eintönig: „Das hier ist immerhin noch DEIN Haus! Warum solltest du als Hausherr auf der Couch schlafen, während ich im Bett liege?! Du bleibst hier und ICH werde mich im Wohnzimmer einrichten.“ Den Kopf schüttelnd versperrte Deidara plötzlich den Durchgang: „So ein Blödsinn! Du solltest eigentlich wissen, dass ich mich um solche Regeln nicht schere.“ - „Ich mich aber, also lass mich durch.“ Der Künstler kam Schritt für Schritt weiter in den Raum, bis er die Tür hinter sich schließen konnte und grinste: „Gleiches Recht für alle...“ Er stockte kurz und grinste noch etwas breiter. „Okay, fast alle. Aber Hidan zählt nicht. Pack deine Sachen zurück, das Bett ist groß genug.“ Sasori schüttelte energisch, und wohl eher nervös, den Kopf: „Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.“ - „Ich finde die Idee aber ganz ausgezeichnet. Ich habe dich letzte Nacht schon nicht gebissen, oder?“ Genervt knurrte er den Blonden an: „Deidara, darum geht es doch auch gar nicht...“ - „Du hast Angst, nicht wahr? Ich falle auch nicht über dich her, Mensch!“ Etwas beleidigt wandte er den Blick ab: „Ich habe keine Angst! Falls du das versuchen solltest, dann würdest du schnell merken, dass das eine dumme Idee war.“ Gleichzeitig seufzend und lächelnd schüttelte Deidara den Kopf: „Ich bin hundemüde und habe keine Lust auf Diskussionen!“ Der Künstler ging an ihm vorbei und schälte sich aus dem Kostüm: „Ich weiß ja nicht, was du vor hast, aber ich hau mich jetzt hin!“ Je mehr er überlegte, umso schwerer fiel Sasori die Entscheidung, und umso dümmer kam er sich deswegen vor. Es war doch nur eine Übernachtung, nicht mehr. Oder? So ungeniert wie Deidara sich hier einfach bis auf die Shorts auszog machte ihn nervös. Er grub seine Hände fester in die Decke und seufzte. Er musste sich entscheiden und endlich ein paar Stunden schlafen, wobei ihm auffiel, dass er letzte Nacht zwar wieder geträumt hatte, aber bei Weitem nicht so extrem, wie sonst. Er war auch deutlich schneller eingeschlafen, als in den letzten Jahren. Ein Zufall? Das schloss er aus. Zufälle waren für einen Ermittler und Profiler so etwas wie ein Absurdum. Es gab wirklich nur höchst selten Zufälle. Seine Augen folgten dem Blonden, wie dieser die Leselampe anmachte und sich unter seine Decke kuschelte. Er seufzte, legte seine Sachen auf das Bett zurück und machte das Licht der Deckenleuchte aus. Deidara sah ihn an und lächelte: „Freut mich, dass du bleibst.“ Während er sich in der Zimmerecke rasch umzog und sich merkwürdig fühlte, da er die Blicke auf sich ruhen spürte, knurrte er: „Bilde dir nichts drauf ein. Ich möchte nur etwas herausfinden, mehr nicht...“ Eiligst wechselte er die Weste und das Hemd gegen eines seiner T-Shirts aus, ehe er auch den Rest des Kostüms ablegte und sich in Shorts und Shirt ebenfalls ins Bett legte. Süffisant grinste der Blonde ihn an: „Du möchtest also etwas herausfinden? Und, dass du bleibst, hat nichts mit dem Kuss zu tun?“ Knurrend zog Sasori sich die Decke über den Kopf, um sein rotes Gesicht zu verbergen, drehte sich mit dem Rücken zum Blonden und fauchte: „Ich will da jetzt nicht drüber reden. Wir müssen morgen ausgeschlafen sein!“ Das Licht wurde ausgemacht und ein vergnügtes Kichern ertönte neben ihm: „Du bist einmalig, wenn du versuchst auf Unnahbar zu machen.“ Seine Decke wurde an seinem Rücken angehoben und ein warmer Körper schmiegte sich an ihn. Deidaras Stimme war nur noch ein Flüstern, dafür aber seinem Ohr plötzlich sehr nahe: „Oder bereust du es etwa?“ Er schluckte schwer, schüttelte aber leicht den Kopf und wisperte beinahe lautlos: „Nein...“ Die Arme des Blonden legten sich vorsichtig um ihn, weiche Lippen hauchten zarte Küsse in seinen Nacken, ehe die flüsternde Stimme wieder zu hören war: „Ich auch nicht. Schlaf gut.“ Er versuchte die Gänsehaut zu ignorieren, die unglaublich angenehm über seinen gesamten Rücken wanderte und von den leichten Atemzügen immer wieder entfacht wurde, während er leise hauchte: „Du auch...“ Mit quietschenden Reifen parkte Deidara seinen Mercedes auf dem Parkplatz vor dem FBI-Gebäude. Sasoris Haare standen wirr in alle Richtungen ab, er klammerte sich trotz des Haltens noch immer am Griff der Beifahrertür fest und starrte aus einem aschfahlen Gesicht ins Nichts. Nur langsam wandte er sein Gesicht zur Seite, um dem Blonden einen versucht wütenden Blick zuzuwerfen: „Du fährst wie eine Pistensau! Mit 'wir müssen uns beeilen' habe ich NICHT 'wir müssen wie die Bekloppten über jede fast rote Ampel heizen und einer alten Dame fast den Arsch abfahren' gemeint!!!“ Als ob nie etwas gewesen wäre sprang Deidara über die Tür, da das Dach offen war, und grinste nur: „Du bist lustig! Erst verschlafen, dann stressen und jetzt über meinen Fahrstil meckern... Tz!“ - „Fahrstil?! Selbstmordkommando trifft es wohl besser!“ Er schnallte sich ab und stieg mit wackligen Beinen normal aus dem Auto. Himmel, war ihm übel! Und fit war er auch noch nicht... Und am Schlimmsten war wohl, dass er tatsächlich verpennt hatte! ER! Für üblich konnte er die Uhr danach stellen, wann er aus seinem nächtlichen Albtraum erwachte. Doch dieses Mal... Er hatte geschlafen wie ein Stein und konnte sich nicht daran erinnern, dass er irgendetwas geträumt hätte. Sogar Hidans Aufstand um 7 Uhr hatte er nicht im Geringsten mitbekommen! Seufzend schüttelte er den Kopf. Zu seinem Glück hatte er sich damit herausreden können, dass sie in der Nacht einfach sehr spät zurückgekommen waren. Doch eigentlich wusste er es besser, dass das nicht der wahre Grund war. Nein. Der wahre Grund war viel zu erschreckend, dass er überhaupt darüber nachzudenken wagte, doch er konnte diese leise Stimme in seinem Hinterkopf auch nicht zum Schweigen bringen, die immer wieder sagte: Das hast du Deidara zu verdanken! Er hatte so gut und tief wie seit Jahren nicht geschlafen, nicht geträumt und war ohne Panik aufgewacht. Zumindest bis zu dem Augenblick, in dem er auf den Wecker geschaut und festgestellt hatte, dass keiner ihn geweckt hatte. Er war in dieser Umarmung auch schneller eingeschlafen, als ihm klar werden konnte, in welch merkwürdiger Situation er sich da befand. Irgendwie schützend hatten die Arme um ihm gelegen, liebevoll war der Atem über seinen Nacken gestrichen und vorsichtig hatte Deidara das Gesicht auf seine bloße Haut dort gelegt. Er war ohne Angst eingeschlafen und ohne wieder erwacht. Und nun war ihm klar, dass sein Körper und sein Unterbewusstsein längst auf das Wissen reagierten, das sein Verstand noch immer ablehnte: Er brauchte Deidara noch immer. Vielleicht mehr als jemals zuvor. Und er fühlte sich bei dem Blonden wohl... und sicher. Die Verachtung hatte er sich über Jahre eingeredet, auch wenn die Angst noch immer allgegenwärtig und längst nicht besiegt war... Er taumelte noch ein wenig benommen um den Wagen herum und giftete in gewohnter Weise: „Dass sie dir den Führerschein noch nicht abgenommen haben ist wirklich alles! Henker!“ Kichernd hielt Deidara ihm einen Arm zum Einhaken entgegen und schmunzelte: „Soll ich dir helfen?“ Genervt schob er den Künstler zur Seite: „Hör auf mich zu verarschen und komm lieber. Noch so ein Spruch und du bleibst in Zukunft in deinem Haus!“ Irgendwie fand Deidara es höchst amüsant Sasori ein bisschen aus der Reserve zu locken, da dieser immer so tat, als sei er ein abgebrühter und gefühlloser Klotz. Was ihm die Meisten wohl auch glaubten. Doch ER wusste es besser! Und mit diesem Wissen diese verzweifelten Versuche zu sehen war einfach nur amüsant. Vielleicht ein wenig fies, aber amüsant! Sasori schritt energisch vor und grummelte vor sich hin. Er hasste es wie die Pest, wenn er Deidara nichts vormachen konnte! Nicht wirklich, eigentlich, aber er regte sich trotzdem drüber auf. Eigentlich war er ja froh und glücklich, dass es einen Menschen gab, der ihn wirklich kannte. In solchen Momenten war es allerdings höchst hinderlich und wenig angenehm. Diese Provokation war einfach eine Frechheit! Punkt! Sie betraten das Gebäude und Sasori ließ die Rezeption unbeeindruckt hinter sich. Er kannte den Weg noch vom letzten Mal. Zielstrebig ging er auf den Fahrstuhl zu und drückte genervt immer wieder auf den Knopf. Schon wieder warten! Deidara neben ihm schien sich umzusehen. Dabei gab es hier nicht viel zu entdecken: ursprünglich weiße, aber mittlerweile vergilbte Tapeten, ein grauer PVC-Boden, Hinweisschilder und einheitlich braune Zimmertüren. Zwischendurch wurde sogar mal der Versuch mit Zimmerpflanzen gewagt, so etwas wie Leben in diesen grauen Brei zu bringen, allerdings eher mit dem Ergebnis „lächerlich“, als „wohnlich“. Die Fahrstuhltür öffnete sich, ein Herr in grauem Anzug knurrte so etwas wie „Guten Morgen.“ und schob sich an ihnen vorbei, ehe sie die Kabine betraten. Sasori drückte auf den Knopf mit der Nummer 3 drauf und wartete, bis die Tür sich geschlossen und der Aufzug in Bewegung gesetzt hatte. Deidara sah ihn von der Seite an und lächelte: „Da gefällt mir euer Büro aber besser...“ Streng erwiderte er den Blick und grinste leicht: „Wehe du machst hier gleich einen auf Innenarchitekten, dann kannst du nach Hause LAUFEN.“ Der Blonde grinste: „Erwischt! Ich versuche mich zurückzuhalten. Das wäre hier wohl eh vergeudete Liebesmüh'...“ Sie erreichten die dritte Etage und verließen den Lift wieder, ehe Sasori schnurstracks nach rechts abbog und vor der dritten Tür zu ihrer Linken hielt. Zimmer 312, Agent Hatake. Er klopfte und von drinnen ertönte ein ungewöhnlich fröhliches, gleichwohl nervöses „Herein!“. Er öffnete die Tür und trat, von Deidara gefolgt, ins Zimmer, der hinter ihnen die Tür wieder schloss. Agent Hatake schien ihn wiederzuerkennen und knurrte plötzlich weniger begeistert: „Was wollen Sie denn schon wieder hier, Akasuna? Ich habe Ihnen doch...“ Sasori trat barsch an den Schreibtisch und fauchte: „Hör auf mit dem Blödsinn, Kakashi! FBI hin oder her, ich weiß, dass du mir nicht alles gesagt hast und ich will ein paar Dinge wissen!“ Seufzend holte der Angesprochene den Hustler unter dem Tisch hervor und stopfte ihn zu einem enormen Stapel anderer Ausgaben in eine Schublade, ehe er auf die Stühle vor seinem Tisch deutete: „Setzt euch.“ Er sah Deidara an und hielt diesem die Hand entgegen, ehe er bemerkte, dass der Blonde sich wie in der Heimat verneigte. Er verbeugte sich ebenfalls und lächelte: „Aha. Ich bin Agent Hatake Kakashi und du musst... Bangart sein?“ Deidara nickte: „Richtig, der bin ich.“ Deidara und Sasori setzten sich, während Kakashi nickte: „Wusste gar nicht, dass du aus Japan bist.“ Genervt funkte der Profiler dazwischen: „Leider haben wir keine Zeit für Smalltalk. Ich möchte, wie gesagt, ein paar Dinge wissen, Kakashi. Und ich bitte dich, mir ehrlich Auskunft zu geben. Du weißt, dass es mir um den Fall und um nichts anderes geht. Es wird niemand erfahren.“ Der Agent seufzte: „Schön, was möchtest du wissen?“ „Also. Es ist einfach so, dass unser Stalker ein Mann vom Fach sein muss. Die Parallelen zu eurer Abteilung sind eklatant, so Leid mir das tut. Und auch wenn heute niemand dabei ist, der in Frage kommt, so kann es auch ein ehemaliger Mitarbeiter sein. Vor gut 5 Jahren, oder vielleicht sogar schon ein bis zwei Jahre zuvor, gab es da vielleicht etwas oder jemanden, das oder der dir durch merkwürdige Auffälligkeiten im Gedächtnis geblieben ist?“ versuchte Sasori zu erklären und Kakashi überlegte ernsthaft einen Augenblick. Das war ein gutes Zeichen. Als er das letzte Mal hier gewesen war, da hatte er nicht nach vergangenen Ereignissen gefragt gehabt. Doch mittlerweile war er sich sicher, dass er den Fall, den Stalker nur verstehen könnte, wenn er die Ereignisse von Anfang an nachempfand und rekonstruierte. Nach einer Weile, in der sie alle schwiegen, sah Kakashi plötzlich auf und nickte: „Natürlich! Es gab etwas, das sehr merkwürdig war! Bis heute habe ich diesen Fall nicht ganz verstehen können und er hat etwas mit einem ehemaligen Mitglied zu tun...“ Sasori horchte interessiert auf: „Was ist damals passiert?“ - „Also... es ist schon länger als 5 Jahre her... 7, um genau zu sein, fast 8. Hilfe, ich werde alt!“ - „Kakashi!“ - „Ja, schon gut... du bist ja noch ungeduldiger geworden...“ Er räusperte sich und zwinkerte dem Rothaarigen frech zu. „Jedenfalls waren wir damals nach Japan gerufen worden. Das damalige Team bestand aus Madara, Iruka, Tsunade, Orochimaru und mir. Wir waren hinter einer russischen Drogenbande her, die aber plötzlich wie vom Erdboden verschluckt schien, bis sich die japanische Regierung meldete und die gesuchten Mitglieder in der Nähe von Kyoto entdeckt hatte. Sie baten uns um Hilfe, und wir reisten nach Japan. Wir konnten Madara, Orochimaru und Tsunade einschleusen und die Drogenküche ausfindig machen. Iruka und ich haben den Einsatz von außerhalb geleitet und den Übergriff vorbereitet, während die anderen uns den Standort der Drogenküche übermittelt haben.“ Er stockte kurz und blickte leicht wehmütig aus dem Fenster neben sich, ehe er fortsetzte: „Aber irgendetwas ging schief, während wir mit dem Trupp reinmarschiert sind. Ich war nicht persönlich anwesend, weshalb ich euch nicht sonderlich viel erzählen kann. Aber aus den Berichten der anderen ging hervor, dass durch einen Fehler von Orochimaru der Großteil der Bande fliehen konnte, auch wenn wir das Labor zerstören konnten...“ Er schloss die Augen. „Als wir bei den Ermittlungen dieser Ereignisse waren erzählte Madara mir im Vertrauen, dass es für ihn nicht nach einem Versehen, sondern nach Absicht ausgesehen habe.“ Sasori stutzte und überlegte laut: „Aber das würde ja bedeuten, dass es Hochverrat wäre, oder nicht? Als FBI-Agent dem Feind zur Flucht verhelfen...“ Kakashi nickte: „In der Tat, so ist Orochimaru schließlich auch angeklagt und verurteilt worden, so weit ich das weiß. Ich habe es nicht mehr genau mitbekommen, da ich auf einem neuen Einsatz war und Madara meine Vertretung übernommen hatte. Ich glaube aber, dass er im Staatsgefängnis von Florida sitzt, wenn mich nicht alles täuscht.“ - „Sag mal... kann ich mit den anderen sprechen?“ - „Im Prinzip schon, aber Tsunade und Iruka sind heute nicht da. Du müsstest wohl oder übel morgen noch einmal wiederkommen.“ Knurrend verschränkte Sasori die Arme: „Mist... schön, geht ja nicht anders. Könntest du mir zumindest die Akte über diesen Fall ausleihen?“ - „Verdammt, ich komme in Teufels Küche, wenn ich das mache!“ Süffisant grinsend sah Deidara plötzlich auf: „Etwa schlimmer, als wenn Ihr Vorgesetzter von Ihrer pornografischen Heftsammlung erfährt?“ Mit offenem Mund sah Kakashi den Blonden geschockt an und stotterte: „Du... ich... was... ach, verdammt! Wartet, ich hole euch die Akte...“ Er sprang auf und verließ das Büro. Der Rothaarige sah Deidara irritiert an und raunte: „Das war gut. Wirklich... gut. Ich bin überrascht.“ Der Künstler grinste frech: „Das sehe ich. Aber immerhin bin ich nicht blöd, nur weil ich blond bin.“ Sasori nickte: „Das habe ich auch nie behauptet! Danke...“ Eine Stunde später betraten sie den unteren Flur von Deidaras Haus wieder. Abermals waren Sasoris Haare völlig zerzaust, wenn auch sein Teint nicht mehr ganz so bleich wie bei ihrer ersten Fahrt war. Vor der Tür zum Atelier blieb der Blonde plötzlich stehen: „Also wenn ich ehrlich sein soll... habe ich ein bisschen Angst nach oben zu gehen. Ich fürchte, dass Hidan uns die Übernachtungsaktion noch nicht so ganz verziehen hat. Ich glaube, ich werde mal ausnahmsweise wieder ein bisschen arbeiten...“ Er sah den Rothaarigen, der ein paar Schritte weiter stehengeblieben war, an: „Möchtest du mir Gesellschaft leisten? Ich glaube, dass du oben auch keine Ruhe zum Lesen finden wirst...“ Sasori blickte zu Boden und überlegte. Wie lange war es nur her, dass sie das letzte Mal zusammen „gearbeitet“ hatten? Irgendwie war der Gedanke verlockend, selbst wenn Hidan nicht oben wie ein Pavian Terror machen würde. Nachdenklich klammerte er sich an die dicke Akte und seufzte. Er ließ irgendwie alle seine Vorsätze fröhlich Vorsätze sein und begab sich in eine Nähe zu Deidara, die vielleicht nicht gut für ihn war. Aber er konnte sich auch kaum dagegen wehren, dass er es dennoch immer wieder tat, es war wie ein Zwang. Etwas erschrocken blickte er auf, als sich eine Hand in sein Sichtfeld schob, und schluckte schwer, als die blauen Augen ihn anstrahlten und Deidara sanft sprach: „Ich würde mich freuen, wenn du mir Gesellschaft leisten würdest, Sasori.“ Das war gemein! Der Blonde kämpfte mit unfairen Mitteln! Er hatte diesem Blick noch nie etwas ausschlagen können. So nickte er auch dieses Mal wieder und seufzte: „Schön, ich komme mit.“ Und zum zweiten Mal seit ihrem Wiedersehen hörte er diesen wundervollen Satz aus Deidaras Mund, der ihn gleichzeitig am Arm hinter sich herzog: „Du bist und bleibst der Beste!“ Höchst motiviert und guter Dinge stieß der Künstler die Tür zum Atelier auf, beide jedoch blieben wie angewurzelt, nach den ersten zwei Schritten in den Raum herein, stehen. „XX...“ raunte Sasori nur, während sie sich umsahen. Überall auf dem Fußboden lagen Fotos, die sich um zwei kleine Steine anordneten. Zu ihren Füßen lag ein Brief. Sasori schluckte abermals schwer, als ihm klar wurde, was das für Steine und Fotos waren. Und als er zu Deidara blickte wusste er sofort, dass auch diesem klar war, was sie hier vor sich hatten: die Fotos und die Meteorstücke einer Fahrradtour, die weit vor den eigentlich gedachten Ereignissen mit XX lag. Mit zitternden Händen nahm Deidara den Brief an sich, öffnete diesen und las mit schwacher Stimme vor: „Hallo meine verehrten Spielgefährten! Ich dachte mir, dass ich euch zur Abwechslung mal beiden eine schöne Überraschung mache! Oh ja! Erkennst du es, Sasori? Das sind die Bilder aus DEINER Wohnung! Wie niedlich, dass du sie nie hast wegschmeißen können, nicht wahr? Ich habe all die Jahre gebraucht, um endlich an dein Stück des Meteors zu gelangen! Und seht es euch an: endlich sind die beiden Hälften wieder vereint! Warum ich euch diesen „Gefallen“ tue? Nicht, weil ich dich plötzlich mag! Oh nein! Ich will euch nur zeigen, dass ihr mir nicht entkommen könnt! Ich bin überall und jederzeit und ihr habt keine Ahnung, wie sehr ich euer Leben bestimme! Denn ICH bin der Meister! Bald schon wirst du mir gehören, Deidara!!! Denn ICH weiß so viel mehr, als Sasori! Ich kenne dich viel besser! Ich verehre dich so viel mehr! Also tanzt noch, so lange ihr könnt!! Lauft herum, wie kleine Vampire!! Ich war da, oh ja!!! Und ICH habe dir deinen Musikwunsch erfüllt! Ich alleine war es! Ich habe euch die ganze Zeit gesehen!!! Ihr seid meine Figuren, und das Spiel hat schon so viel früher begonnen, als ihr euch das jemals zu träumen gewagt habt! ~XX~“ Verbittert zerknüllte er das Papier und schmiss es brüllend durch den Raum: „So ein Arschloch!“ Sasori jedoch wandte den Blick ab. Das waren wirklich die Bilder, die er bei sich zu Hause aufgehoben hatte. Und plötzlich wurde ihm klar, dass nicht einfach irgendwer seine Wohnung verwüstet hatte, als er sie neulich gesehen hatte, sondern dass das niemand anderes als der Stalker gewesen war! Ihm wurde bei dem Gedanken irgendwie schlecht. Vorsichtig schritt er zwischen den Fotos umher, bis er die beiden Meteorhälften erreichte, wo er in die Hocke ging und seine Hälfte vorsichtig in die Hand nahm. Er hatte ihn zum ersten Mal nicht bei sich gehabt, weil er ihn hier, wie das Armband, nicht vorzeigen wollte. Deidara stellte sich hinter ihn und strich ihm zärtlich durchs Haar: „Sind die wirklich alle aus deiner Wohnung, die Fotos?“ Er nickte und sprach leise: „Ja... ja, das sind sie. Ich konnte sie einfach nicht wegwerfen oder zerstören. Diese Zeit war noch so unbeschwert und... schön gewesen. Und selbst die wirkt nun so bitter und anders, wenn ich daran denke, dass er... uns damals schon verfolgt hat. Oder vielmehr dich...“ Die Hand aus seinem Haar wanderte mit Deidara hinab, der neben ihm ebenfalls in die Hocke ging, und strich noch so zärtlich wie im Haar über seinen Hals und seinen Rücken. Der Blonde nahm die andere Hälfte an sich und lächelte: „Weißt du noch, wie wir das damals gefunden haben?“ Sasori nickte und schloss die Augen: „Natürlich. Das war der mit Abstand schönste Sommer, den ich jemals erlebt habe...“ - „Ja, das kann ich von mir auch sagen. Dieser Somme war... etwas ganz Besonderes...“ {Flashback} In die Pedale tretend erreichten Sasori und Deidara endlich die Stelle, an der der Sumida in den Arakawa mündete. Sie wollten einfach der Nase nach dem großen Strom flussaufwärts folgen, waren mit Zelten, Schlafsäcken, Proviant, einen kleinen Gaskocher, Werkzeug und Geld bepackt, und von einer Abenteuerlust erfüllt, die wohl in ihrem Alter von 14 völlig normal war. Chiyo war es ohnehin einerlei, was sie taten und seine Familie war selber im Urlaub. Sie hatten es ihm zwar verboten, aber Deidara kümmerte sich herzlichst wenig um ihre Verbote, vor allem wenn es darum ging mit Sasori den ganzen Sommer alleine auf dem Rad unterwegs sein zu können! Da müssten die schon eher aufstehen, um ihn davon abzuhalten! Der Tag neigte sich bereits dem Ende zu und Sasori sah den Blonden an: „Wir sollten Rast machen und das Zelt aufbauen. Das ist im Dunkeln immer so eine Sache...“ Deidara nickte ihm zu: „Ist gut.“ Sie ließen ihre Räder auf einer Wiese ausrollen und legten sie vorsichtig ab, nachdem sie abgestiegen waren. Zufrieden sah der Rothaarige sich um: „Das scheint mir ganz gut zu sein.“ Er ließ seinen Rucksack von den Schultern gleiten und löste die Schnallen, die die Tasche mit dem Zelt hielten. Deidara warf seinen Rucksack zu Boden und stapfte das Gras ein wenig platt: „So wird es bestimmt einfacher sein.“ Plötzlich riss es den Blonden von den Füßen und er landete unsanft auf dem Boden. Mit hochgezogener Augenbraue und einem erfolglos zu unterdrücken versuchten Grinsen im Gesicht sah Sasori auf: „Dussel! Was hast du schon wieder gemacht?“ - „Ich bin hingefallen, Einstein! Auaaaa... Hilf mir mal!“ Seufzend ließ er vom Zelt ab und ging zu seinem Freund herüber, der im plattgetretenen Gras kniete und etwas recht großes und schwarzes in der Hand hielt: „Da haben wir ja den Übeltäter.“ Der schwarze Klumpen sackte sanft zu beiden Seiten weg und legte an der Bruchkante ein wild gemustertes Gestein frei. Irritiert betrachtete Deidara es: „Was ist das?!“ Sasori hockte sich neben ihn und nahm eines der beiden Stücke an sich, musterte es eine Weile und lächelte dann leicht: „Wow! Weißt du, was das ist?“ - „Nein.“ - „Das ist ein Stück von einem Meteor. Der ist durch die Hitze von außen so schwarz, die entsteht, wenn er in die Atmosphäre eintritt. Den würde ich an deiner Stelle behalten, die sind sehr wertvoll und schön obendrein.“ Er wollte das Stück wieder in Deidaras Hand legen, der aber energisch den Kopf schüttelte: „Nein! Die Hälfte behältst du, und diese hier behalte ich! Wir müssen diesen Meteor immer aufheben, okay? Als Andenken an diese Reise und als Beweis, dass wir immer als Freunde zusammengehören!“ Sie hielten die Hälften aneinander und vervollständigten das Stück wieder, sahen sich an und lächelten. Sasori nickte: „Danke! Das finde ich wirklich toll.“ - „Wir schwören hiermit, diese Steine für immer aufzubewahren und uns niemals zu vergessen! Ich schwöre.“ - „Ich schwöre.“ Sie verstauten ihren Fund in den Hosentaschen und bauten rasch ihr Zelt auf, nicht wissend, dass ihre noch leicht kindliche Abenteuerreise von Augen beobachtet wurden, die weit mehr in den beiden sahen, als nur 14jährige, die eine Sommerreise unternahmen, ihnen aber noch ihre Unbeschwertheit lassen würde. Noch... {Flashback Ende} Sasori und Deidara hielten die beiden Meteorhälften wieder aneinander. Es kam mit dieser Geste in ihnen beiden ein Gefühl dieser Unbeschwertheit von damals wieder auf. Eine Erinnerung, die nicht schmerzte, sondern die einfach nur wundervoll war. Statt auf ewig in seiner Depression gefangen zu sein stieg in Sasori plötzlich für den Moment dieses leichte Gefühl der Kindheit auf. Und erstaunt stellte er fest, dass die Freude darüber, die Spuren, die dieser Moment hinterließ, weit länger reichten, als er das jemals zu glauben gewagt hatte. Hatte er solche Erinnerungen so unterschätzt? War es vielleicht möglich, dass schöne Erinnerungen einen ebenfalls auch nach Jahren noch glücklich machen konnten? Ein hauchzartes Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Ja, dieser Sommer war wirklich etwas ganz Besonderes gewesen. Für sie beide. Und den würde ihnen niemals jemand nehmen können, auch nicht die Tatsache, dass sie auf ihrer Tour verfolgt wurden. Diese unbeschwerte Zeit war sein kleiner Schatz, er hatte nur lange nicht mehr daran gedacht. Schulter an Schulter knieten sie noch einen Augenblick im Atelier und ließen dieses erinnerungsvolle, leichte und unbeschwerte Gefühl von damals auf sich wirken, die Blicke auf den zusammengefügten Stein gerichtet, der zwischen ihren Beinen in ihren Händen ruhte und niemals verlorengegangen war. Trotz allem nicht, was geschehen war... Kapitel 19: Die Chance in unseren Herzen ---------------------------------------- Erschöpft klappte Sasori die Akte zu und strich sich durch die Haare. Selbst aus den Berichten ging nichts hervor, was Kakashi nicht bereits erzählt hatte. Die Aussagen von Tsunade, Iruka und seinem Sensei waren nicht dabei, da diese wohl noch irgendwo für die Bearbeitung von Orochimarus Verurteilung im Umlauf waren. Wie er es auch drehte und wendete, er musste mit allen persönlich sprechen. Und das galt sowohl für die drei noch im Dienst befindlichen Agenten, wie auch für den Inhaftierten. Es war immer gut eine Geschichte von ALLEN Seiten her zu kennen. Insbesondere wenn vielleicht dort bereits ihr Stalker seine Finger im Spiel gehabt hatte. Eine dieser Personen, die damals dabei gewesen waren, musste es sein. Es gab keine andere Möglichkeit. Zumindest sah ER im Moment keine andere, es war seine bisher heißeste Spur, der er einfach nachgehen musste! Sein Blick wanderte kurz auf die Uhr, es war bereits beinahe 17 Uhr, ehe dieser Blick auf Deidara fiel und dort einen Augenblick verharrte. Der Blonde war total vertieft in die Arbeit und tat etwas, das er schon lange nicht mehr getan hatte: er arbeitete mit Farbe und PINSEL. Schweigend und irgendwie beruhigt durch das Tun des Künstlers beobachtete Sasori das Malen eine ganze Weile. Es war schön Deidara mal wieder bei der Arbeit zuzusehen, ohne dass dabei irgendetwas in die Luft flog. Das hatte zweifelsohne zwar auch seinen Reiz, aber irgendwie empfand er dieses Arbeiten hier als friedlich und ausgleichend. Nur das Geräusch des Pinsels, der über die Leinwand strich, war zu hören. Ein leichtes Kratzen; mal mehr, mal weniger laut, je nachdem wie viel Farbe an der borstigen Spitze war. Herbstlich warme Rot- und Brauntöne dominierten die Fläche. Ein Baum ließ sich in einer herbstlichen Kulisse erahnen, dessen Blattwerk bereits seine grüne Farbe abgelegt hatte und sich gleichermaßen am Boden wie am Geäst ausbreitete. Ein pastellblauer Himmel schimmerte fast kraftlos gegen die intensiven Farben und weckte in Sasori irgendwie ein Gefühl von Fernweh. Miami war nie etwas für ihn gewesen und würde es wohl nie sein. Vielleicht, ja vielleicht sollte er nach diesem Fall irgendwo einen Neuanfang wagen. An einem Ort, an dem er sich wohl fühlte und wo er einen Platz für sich finden könnte. New England zum Beispiel. Oder einfach wieder nach Japan, in die Heimat, zurück. Hier in Florida jedenfalls würde es ihn nicht mehr halten, auch wenn er sich längst nicht mehr sicher war, ob er alleine jemals irgendwo seinen Frieden und seine Ruhe finden würde. Ein Seufzen entwich ihm und Deidara hielt plötzlich inne, wandte sich zu ihm und sah ihn an. Entschuldigend hob Sasori seine Hände: „Ich wollte dich nicht stören...“ Der Blonde lächelte und schüttelte den Kopf: „Hast du nicht. Ich habe seit Monaten nicht mehr so... vertieft gearbeitet... wenn überhaupt. Ich habe gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit vergangen ist. Es dämmert ja schon...“ Er legte seine Farbpalette zur Seite und nahm die verwendeten Pinsel zu einem kleinen Waschbecken mit, an dem er sie auswusch und zum Trocknen hinlegte. Ohne dabei aufzublicken murmelte er: „Und? Hast du etwas finden können?“ Sasori schüttelte leicht den Kopf: „Nichts Genaues. Ich werde gleich einfach mal im Staatsgefängnis anrufen und um einen Termin bitten, damit ich mich auch mal mit Orochimaru unterhalten kann. Ich werde wohl alle persönlich befragen müssen.“ Nickend erledigte der Blonde die letzten Handgriffe: „Verstehe. Wenn... du nichts dagegen hast würde ich dich gerne wieder begleiten. Ich verspreche auch nicht mehr so schlimm zu fahren.“ Noch immer wunderte Sasori sich darüber, was Deidara eigentlich plötzlich so interessant an seiner Arbeit fand. Da er nicht direkt antwortete, und als ob der Künstler seine Gedanken gelesen hätte, schmunzelte dieser: „Weißt du, es ist schon komisch was ich alles nötig hatte, um zu erkennen was für eine spannende Arbeit du dir da eigentlich ausgesucht hast. Das hatte mit Spießigkeit wohl niemals viel zu tun.“ Irritiert, aber gleichwohl angenehm überrascht, rappelte der Rothaarige sich auf und sah zu Deidara herüber: „Ich habe mich mit den Jahren daran gewöhnt, dass du meistens ein bisschen länger brauchst.“ Während er die Akte vom Boden an sich nahm, legte Deidara den letzten Pinsel neben das Spülbecken auf eine kleine Ablage, drehte sich herum und lächelte ihn schelmisch an: „Arsch.“ Sasori grinste: „Aus vollster Überzeugung!“ Sie verließen das Atelier und fuhren mit dem Aufzug nach oben. Als sich die Tür öffnete und sie ins Wohnzimmer traten, sahen sie sich einem gut gelaunten, Fernsehen guckenden und Chips mampfenden Hidan gegenüber, der sie ansah und grinste: „Fuck, hattet ihr so nen Schiss vor mir, dass ihr euch verstecken musstet den ganzen Tag?!“ Betont unbetont schritt Sasori in Richtung Flur und murmelte: „Träum weiter, Äffchen. Es gibt Menschen, die arbeiten müssen.“ Er ließ das Wohnzimmer hinter sich und verschwand in der Küche, wo er den geplanten Anruf tätigte. Deidara ließ sich neben Hidan auf die Couch gleiten und seufzte: „So einen Aufstand, wie du heute Morgen gemacht hast... ich dachte, jeden Augenblick läufst du Amok!“ Unbeeindruckt zuckte Hidan mit den Schultern: „Ach, Hunde die bellen beißen nicht. Außerdem...“ Ein dreckiges Grinsen verzerrte sein Gesicht. „...habe ich es mal als ausgleichende Gerechtigkeit abgetan. Immerhin habe ICH dein beschissenes Bett demoliert...“ - „Du hast WAS?!“ - „Pssst! Alter, sonst hört Herr Oberkorrekt dich noch... Ja! Ich habe dein Bett demoliert, okay? Fuck, ihr seid mir so auf den Piss gegangen mit eurer Zankerei, dass ich einfach nur wollte, dass IHR euch endlich wieder vertragt!“ Hidans Grinsen wurde, was Deidara eigentlich für unmöglich gehalten hatte, noch dreckiger: „Und jetzt sag mir nicht, dass es dir nicht gelegen kam, bei Jashin! Hat sich meine Mühe wenigstens gelohnt?“ Noch immer völlig perplex schüttelte der Blonde den Kopf: „Was heißt das schon wieder?! Hidan, irgendwann drehe ich dir so gepflegt den Hals um, dass du beim rückwärts ausparken nie wieder Probleme haben wirst!“ Er hielt einen Augenblick lang inne und beruhigte sich wieder etwas. „Aber danke. Vertragen haben wir uns wieder, ja. Aber guck mich nicht so an: mehr war da nicht!“ Noch immer grinsend griff Hidan nach einer Zeitung, die neben ihm lag und hielt Deidara ein großes Foto vor die Nase. Dem Blonden entgleisten alle Gesichtszüge: „Oh Kacke...“ „Ich habe mit der Gefängnisleitung gesprochen, in drei Tagen habe ich einen Termin und....“ Sasori hatte das Zimmer wieder betreten und hatte mitten im Satz gestoppt. Sowohl seine Worte, als auch seine Bewegung. Sein Blick war starr auf die Zeitung gerichtet, sein Gesicht färbte sich von Sekunde zu Sekunde immer dunkler. Das Bild hatte irgendjemand, und er ahnte wer es gewesen sein würde, auf der Party aufgenommen und zeigte ihn mit Deidara, der Zeitung nach mit Bangart, bei ihrem Kuss. Sein Teint konnte sich zwischen leichenblass und tiefrot kaum entscheiden. Seine Gedanken überschlugen sich. Schnurstracks marschierte er auf Hidan zu und riss diesem die Zeitung aus der Hand, um den Artikel zu überfliegen. Ein wenig erleichtert stellte er fest, dass sein Name nicht auftauchte, sondern er als „der Unbekannte“ betitelt wurde. Wenigstens etwas... Vielleicht würde ihn in dem Aufzug auch keiner erkennen. So bedeutend viele Leute kannte er ja nicht, und schon gar nicht persönlich. Und trotzdem konnte er nichts dagegen tun, dass ihm das unsagbar peinlich war! Wütend pfefferte er die Zeitung auf die Couch und fauchte: „Das war sicherlich wieder dieser Spinner! Die Perspektive müsste aus Richtung Mischpult sein. So langsam fängt mir dieser Kerl an aber ganz gehörig auf den Zeiger zu gehen! Morgen werde ich die anderen Agenten befragen, und wenn ich sie höchstpersönlich an den Ohren ins Präsidium schleifen muss!“ Hidan fand das alles noch immer immens amüsant und grinste: „Die Farbe im Gesicht steht dir, baka. Sieht nicht ganz so ungesund aus.“ Ehe Sasori antworten konnte, begann Deidara zu keifen: „Alter, Hidan! Du bist dämlicher, als die Polizei erlaubt! Aber weißt du was? Du schwingst deinen Arsch jetzt in deinen Wagen und siehst zu, dass ich eine neue Matratze bekomme, ist das klar?!“ - „Wieso? Ist es in einem Bett nicht kuschelig genug? Oder hält es nicht genug aus?“ Der wütende Blick aus den blauen Augen ließ nun doch selbst den Manager verstummen, und die gepresste Stimme des Blonden vermittelte ihm, dass er wohl schleunigst das Weite suchen sollte: „Wenn du nicht in zwei Minuten im Auto bist, dann wird dir selbst dein dämlicher Jashin nicht mehr helfen können!“ Gut, das hatte sogar er verstanden. Eiligst griff er seine Jacke und spurtete los in den Aufzug, ehe er ohne ein weiteres Wort verschwand. Sasori musterte Deidara irritiert und fragte sich, was diesen so unsagbar wütend machte. Immerhin hatte er von der Aktion Hidans mit dem Wasserbett keine Ahnung. Doch urplötzlich grinste der Blonde und ließ sich entspannt an die Polster sinken: „So! Das hat er mal nötig gehabt!“ Der Künstler sah ihn an: „Der Trottel hat die Matratze kaputt gemacht, und jetzt darf er eine neue besorgen. Hat also nichts damit zu tun, dass ich nicht gerne neben dir gelegen habe... Er hatte nur mal eine Lektion verdient.“ Abwehrend hob Sasori die Hände: „Ich habe doch gar nichts gesagt.“ - „Ich weiß. Ich wollte das nur klarstellen.“ Deidara lächelte ihn an. „Ich könnte mich daran gewöhnen wieder neben dir zu schlafen. Und mach dir wegen der Zeitung keinen Kopf: in ein paar Tagen hat das eh jeder wieder vergessen.“ Seufzend nickte er: „Das weiß ich. Ich... Mich regt es weit mehr auf, wie spöttisch dieser Kerl immer wieder auftaucht und so zum Greifen nahe kommt... und ich ihn nicht sehe! Nicht zu fassen kriege!“ Schwungvoll sprang der Blonde auf und legte ihm eine Hand auf die Schulter: „Lass dich nicht von ihm ärgern oder fertig machen, denn das will er sicherlich mit solchen Aktionen erreichen. Du kriegst ihn schon, daran habe ich keinen Zweifel.“ Er machte eine theatralische Pause und atmete einmal tief durch. „Und weißt du, was wir jetzt machen?!“ Sasori schüttelte den Kopf. „Wir rufen den Pizzaservice an und klemmen uns das Kochen einfach mal. Ich habe da eine nette Idee!“ Eine Stunde später saßen die beiden auf dem Dach am Rand des beheizten Pools, die Füße im warmen Wasser und die geschnittenen Pizzen in den Kartons neben sich stehen. Sasori war das erste Mal hier oben und musste zugeben, dass so ein Pool auf dem Dach durchaus etwas hatte. Das azurblau funkelnde Wasser wurde von Lichtern unter Wasser so erhellt und durch eine Anlage so beheizt, dass man jederzeit das ganze Jahr zu jeder Tageszeit hereinspringen und schwimmen konnte. Selbst die Steine, auf denen sie saßen, waren angenehm warm. Der Geruch von Chlor stieg ihm in die Nase, war aber nicht zu streng. Die Wolken hatten sich zurückgezogen und ließen einen Blick auf das Firmament erhaschen, das sich über ihnen bereits in der Schwärze der Nacht tauchte, am Horizont die letzten Farbgebungen der untergehenden Sonne verabschiedend. Erste Sterne waren zu erkennen und ein Sichelmond gewann im Osten beim Aufgehen immer mehr an Helligkeit und Intensität. Während er langsam die Pizza aß, seufzte Deidara neben ihm wohlig auf und säuselte: „Irgendwie erinnert mich das an den Urlaub damals... Nur, dass wir damals keine Pizza hatten.“ Sasori kaute zu Ende und verschlang den Bissen, ehe er den Kopf schüttelte: „Wir hatten auch kein warmes Poolwasser, kein Haus unterm Hintern und... du weißt, was ich meine. Hier fehlen auch die Schiffe...“ Stolz deutete Deidara zum Horizont: „Sie sind vielleicht ein bisschen weiter weg, aber mich erinnert es trotzdem daran. Und dich offensichtlich auch, denn von Schiffen hatte ich nichts gesagt. Aber der Abend schwirrte mir ebenfalls durch den Kopf.“ Er musste lächeln, als Sasori bei dem Gedanken an den Abend eine leicht rote Färbung um die Nase bekam. {Flashback} Ein paar Tage waren sie bereits unterwegs, noch immer folgten sie dem Arakawa. Es war bereits dunkel, das Zelt war aufgebaut und zur Abwechslung hatten sie ein kleines Lagerfeuer entfacht, da der Boden unter ihnen steinig war und sie nicht Gefahr liefen irgendetwas abzufackeln. Gegrilltes Fleisch und Gemüse hatte auf ihrem Speiseplan gestanden und nun saßen sie mit ausgestreckten Beinen und angeschwollenen Bäuchen neben dem Feuer und beobachteten die Schiffe, die fast geisterhaft mit ihrer Beleuchtung über den Fluss schipperten. Fast unheimlich bewegten die Lichter sich und blendeten mehr, als dass sie wirklich die Umrisse der Schiffe und Boote erahnen ließen. Eine friedliche Stille herrschte, die leise vom Gluckern der Motoren, dem Plätschern des bewegten Wassers und dem Zirpen der Grillen untermalt wurde. Über ihnen strahlte der nächtliche Halbmond in seiner vollen Herrlichkeit und ließ sich von den unzähligen Sternen umgarnen und umgeben. Die Wärme des Feuers, neben dem er saß, streichelte sanft seine Wange und seinen rechten Arm, während ein seichter Wind seine linke Körperhälfte umspielte. Alle Probleme, alle Sorgen waren ganz, ganz weit weg. Hier draußen gab es nichts, das ihm schadete oder ihm etwas Böses wollte. Hier draußen empfand er einen äußeren und inneren Frieden, den er niemals wieder hergeben wollte und doch wusste, dass auch dieser Somme irgendwann zu Ende sein würde. Doch er würde ihn genießen, so lange er es nur konnte. Irgendwann würden sie so etwas wieder machen! Er legte den Kopf in den Nacken und schaute gen Himmel. Die Sterne funkelten ihm entgegen und er fragte sich, welchen Weg ihr Meteor wohl hinter sich gebracht hatte, ehe sie ihn vor ein paar Tagen hier am Ufer gefunden hatten. Unter dieser schier unendlichen Weite fühlte er sich so klein und unbedeutend, und doch machte ihn das nicht traurig. Unter dem uralten Blick des Universums waren sie alle hier unten gleichermaßen klein und unbedeutend, unterschieden sich in gar nichts und waren nur ein Wimpernschlag im Gefüge der Ewigkeit, die dieser Kosmos bereits hinter sich hatte, und wurden mit jedem Tag der kommenden Ewigkeit noch unbedeutender. Leise seufzend schloss er die Augen. Man musste die Dinge wohl aus der Ferne betrachten, um sie objektiv sehen zu können. Hier unten nämlich wirkte alles ganz anders. Hier auf der Erde, da wollte sich ein jeder profilieren und manch einer „in die Ewigkeit“ eingehen, die allerdings nur eine Ewigkeit war, die vom Geist erfasst werden konnte. Vom Kosmos aus... war diese Ewigkeit rein gar nichts. Doch jeder versuchte seine Spuren zu hinterlassen, etwas zu erreichen und in Erinnerung zu bleiben, nicht wissend ob die Menschheit als solche überhaupt einen bleibenden Eindruck hinterlassen würde. Erschrocken öffnete er die Augen und sah Deidara ins Gesicht, der sich lächelnd von hinten über ihn beugte: „Wieder am philosophieren?“ Er lächelte leicht und nickte ertappt: „Ja, ich war wohl wieder sehr in Gedanken. Habe dich gar nicht bemerkt.“ Der Blonde kicherte: „Ich weiß.“ Sein Freund ließ sich neben ihn auf den Boden nieder und setzte sich direkt neben ihn. Auch Deidara legte nun den Kopf in den Nacken und fragte leise: „Worüber hast du nachgedacht?“ In die Sterne guckend lächelte Sasori leicht: „Wie unbedeutend wir von dort oben wirken müssen und woher unser Meteor wohl gekommen sein mag...“ Leise kichernd schüttelte Deidara den Kopf und aus den Augenwinkeln konnte Sasori erkennen, wie das goldblonde, lange Haar leicht hin und her schwang: „Du bist schon einmalig. Denkst über so etwas nach, wo doch jeder andere in unserem Alter nur an Dates und Mädchen denkt.“ Unbeeindruckt zuckte der Rothaarige mit den Schultern: „Wieso sollte ich? Die können mir meine Fragen auch nicht beantworten...“ - „Hattest du überhaupt schon mal eine Freundin?“ - „Nein. Du?“ - „Nein. Du weißt doch, dass die mich nicht die Bohne interessieren.“ Knurrend verdrehte Sasori die Augen: „Ja, ich weiß! Hattest du schon einmal einen FREUND?“ - „Nope.“ Für einen Moment legte sich wieder Stille über sie, bis Deidara ihn schelmisch von der Seite ansah: „Hast du denn wenigstens schon deinen ersten Kuss gehabt?“ Entsetzt und mit rotem Gesicht riss Sasori den Kopf herum und sah den Blonden entgeistert an: „WAS?!“ - „Aha, also nicht. Mach dir nichts draus... ich auch nicht.“ - „Ich... was... ich glaube kaum, dass das ein geeignetes Thema ist.“ - „Angsthase!“ Beleidigt verschränkte Sasori die Arme und brummte: „Ich habe keine Angst! Ich weiß nur wirklich nicht, wie du auf so eine Frage kommst!“ Deidara sah ihn an und lächelte: „Na hör mal, wir sind beste Freunde, oder nicht? Darüber können wir doch wohl problemlos reden. Wenn es nach mir ginge, dann könnten wir das doch sogar mal üben, damit wir im Ernstfall vorbereitet sind.“ Sasori entgleisten sämtliche Gesichtszüge und er stammelte: „Du... also... ich... das finde ich... komisch... merkwürdig. Du kommst auf Ideen!“ Süffisant grinste der Blonde ihn an: „Ich sag ja: Angsthase!“ Mit dunkelrotem Gesicht wandte Sasori den Blick wieder ab: „Gar nicht wahr! Ich will einfach nicht!“ - „Schon gut, war ja nur eine Idee. Ich würde es nur gerne mit jemandem ausprobieren, dem ich vertraue. Und dir vertraue ich blind.“ Sasori biss sich auf die Unterlippe. Das klang sogar logisch, was Deidara da sagte, und brachte ihn gerade ernsthaft zum Zweifeln. Er vertraute dem Blonden ja auch, vollkommen. Und es war ja nur eine Art Experiment, ein Test. Eigentlich war es ihm, wenn er so drüber nachdachte, auch lieber, wenn Deidara der erste war, selbst wenn dieser an Jungs interessiert war. Er wusste, dass nichts passieren würde, was er nicht wollte. Und er selbst war sich schon seit Längerem nicht sicher, ob er selbst nicht unbedingt an Mädchen interessiert war, weil ihn Beziehungen und dieser ganze Kram generell nicht tangierte, oder weil er vielleicht selber... Er sah auf und zuckte erschrocken zurück. Deidara hockte vor ihm und lächelte: „Du denkst einfach zu viel nach. Vertraust du mir nicht?“ Sasori schluckte, wandte das schon wieder gerötete Gesicht ab und hauchte: „Doch, das tue ich.“ - „Wo liegt dann dein Problem?“ - „Ich... habe kein Problem. Wenn du unbedingt willst, dann probieren wir es eben...“ Fast ungeduldig setzte Deidara sich auf seinen Schoß und strahlte über das ganze Gesicht: „Gerne. Ich bin schon gespannt.“ Der Blonde legte die Hände an seine Wangen und zog sein Gesicht näher zu sich. Sasori spürte, wie sein Körper mit Nervosität reagierte. Sein Herz schlug schneller, sein Puls raste und er fühlte einen leichten Schweißfilm auf seiner Stirn. Er konnte nicht anders und schloss die Augen. Deidara bemerkte, dass der Rothaarige die Augen geschlossen hatte und tat es ihm gleich. So war es doch irgendwie einfacher, und auch intensiver. Er konnte Sasoris Duft wahrnehmen, der ihm zum ersten Mal so unsagbar angenehm auffiel. Er spürte, wie sie sich immer näher kamen. Plötzlich kamen ihm Zweifel, ob das wirklich nur Neugierde war, die ihn da antrieb, und auch ob das so eine gute Idee war, wie er bis gerade eben gedacht hatte. Aber kneifen würde er jetzt nicht mehr. Wie ein Blitz durchfuhr es ihn, als er die Lippen Sasoris an seinen spürte. Mit einem Mal waren alle Zweifel wie ausradiert und ihm war klar, dass es definitiv nicht primär die Neugierde gewesen war. Er presste seine Lippen fester auf die des Rothaarigen und unterdrückte ein wohliges Seufzen. Es war nicht mehr rückgängig zu machen: es war wundervoll und er wusste plötzlich, dass er Sasori nicht einfach nur als besten Freund haben wollte. Immer wieder erneuerte das Aufeinandertreffen ihrer Lippen, genoss den herben Geschmack und wünschte sich, dass er damit nie wieder aufhören müsste. Vorsichtig rutschte er auf den Beinen noch etwas näher an Sasori heran und übersäte dessen Lippen mit weiteren, mutigeren Küssen. Es war wie eine Sucht, die ihn sofort vereinnahmt hatte, er konnte einfach nicht aufhören. Er küsste sich die Erkenntnis immer klarer, dass er sich in seinen besten Freund verknallt hatte, der vermutlich nicht einmal schwul war. Er konnte es nicht einschätzen bei Sasori. Doch der mangelnde Protest ließ ihn hoffen und seine ausgebrochene Sucht so lange befriedigen, wie er nur konnte. Eines war ihm klar: Er musste dringend herausfinden, ob es eine Chance gab! Sasori war etwas überrumpelt ob der plötzlichen Offensive des Blonden. Doch irgendwie fühlte es sich verdächtig richtig an, was er da fühlte. Nicht nur die Lippen, die seine eigenen immer wieder berührten und in Beschlag nahmen, sondern auch das Gefühl, dass das nicht einfach nur ein Experiment war. Nicht mehr. Es hatte als solches begonnen, doch augenblicklich hatte er gespürt, dass da mehr war in ihm, als pure Freundschaft. Doch was war es? Deidara presste sich noch enger an ihn und raubte ihm mit all den Küssen beinahe den Verstand. Er sollte doch eigentlich aufhören, ihr Experiment war vorbei, doch er konnte und wollte den Blonden nicht von sich stoßen, es nicht beenden. Was auch immer in ihm war, das es so genoss, er musste es dringend unter Kontrolle bringen. Er konnte sich doch nicht in seinen besten Freund verknallen! So schön diese Küsse waren, so klar war ihm, dass das nie wieder passieren durfte, dass er kein Wort darüber verlieren würde, was er fühlte. Sie waren beste Freunde und er würde sicherlich nur alles kaputt machen, wenn er plötzlich begann Gefühle ins Spiel zu bringen, die weder ihrer Freundschaft gut taten, noch klar war, ob sie überhaupt ernstzunehmen waren. Immerhin war er sich über seine Gesinnung alles andere als sicher, und der erste Kuss war eben etwas sehr wichtiges. Vermutlich kam diese Euphorie daher... Innerlich musste er grinsen. Er dachte schon wieder einfach zu viel nach! {Flashback Ende} Die Sonne war mittlerweile hinter dem Horizont verschwunden, die Pizza aufgegessen. Deidara hatte den Kopf in den Nacken gelegt und lächelte: „Man... waren wir blöd! Wir haben wirklich eine Menge Zeit verschenkt.“ Sasori blickte ebenfalls zum Sternenhimmel empor und nickte leicht: „Das ist wohl wahr. Wir haben es uns wirklich nicht einfach gemacht...“ Deidara kicherte und sah ihn aus den Augenwinkeln an: „Weißt du was? Ich verrate dir etwas: jeder Freund, den ich danach hatte... war eigentlich nur ein Versuch jemanden zu finden, der so ähnlich war wie du. Gut, außer Naruto... das war ein voller Schuss in den Ofen!“ Er schaute wieder ernst drein. „Aber es ist wirklich wahr... ich habe immer nur versucht dich zu ersetzen, was nie funktioniert hat.“ Mit leicht roten Wangen erwiderte Sasori den Blick und seufzte: „Und ich habe es nicht kapiert...“ - „Wie auch? Ich war ja auch zu dämlich, um es zu merken. Schlimmer noch: ich habe dich sogar angeflunkert...“ Deidara seufzte laut und blickte ins Wasser vom Pool. „Weißt du... ich habe immer gesagt, dass ICH sie abgeschossen habe, aber das stimmt nicht. Die sind getürmt, weil sie es nicht mehr hören konnten, dass ich den ganzen Tag von dir geredet habe. Ich hatte Naruto die Geschichte von diesem Sommer erzählt, weshalb er das wohl als Einladung für die Aktion im Kino aufgefasst hatte...“ Erstaunt sah Sasori den Blonden an: „Du... was?! Ist das dein Ernst?“ - „Sicher. Auch Kiba habe ich nicht einfach rausgeschmissen. Erst nachdem er mir ne Szene wegen dir gemacht hat und mir drohte, dass er geht, wenn ich nicht die Freundschaft zu dir auf ein 'normales' Maß reduziere... da habe ich ihn dann rausgeworfen.“ Sasori konnte es nicht genau beschreiben, aber irgendwie fühlten sich diese Worte... gut an. Er blickte wieder zu den Sternen und konnte nicht anders, als leicht lächeln: „Danke, dass ich dir doch wichtiger war, als ich es gedacht habe.“ Plötzlich legten sich Deidaras Hände an seine Wangen und drehten sein Gesicht in die Richtung des Blonden, der ihn entschlossen und ernst ansah: „Du hast mir immer alles bedeutet. Und das tust du noch immer.“ Er stockte kurz und sah ihn plötzlich irgendwie traurig an: „Und falls ich auf der Party zu weit gegangen bin, dann tut mir das Leid. Ich will dich nicht noch einmal verlieren... selbst wenn du ewig brauchen würdest, um mir zu verzeihen möchte ich dich in meiner Nähe haben...“ Sasori schloss die Augen und seufzte leise: „Du kapierst es mal wieder nicht... ich habe dir längst verziehen, nur mir selbst noch nicht... du bist auch nicht zu weit gegangen. Ich... brauche einfach nur Zeit.“ Lächelnd schüttelte der Blonde den Kopf: „Dass ich mal den Tag erleben darf, an dem ich ungeduldig bin und du überhaupt nicht... Aber danke, dass du mir verziehen hast. Ich habe nur eine kleine Bitte an dich...“ Sasoris Wangen glühten. Schon wieder war da dieser unendlich liebevolle Blick, der ihn so fertig machte. Was auch immer es für eine Bitte sein würde, er könnte sie ja doch nicht ausschlagen... Leise krächzte er: „Welche Bitte?“ Ihm wurde schwindelig, als Deidaras Gesicht näher kam und er diese säuselnde Stimme hörte: „Darf ich noch einmal nicht zu weit gehen? So ganz ohne Drinks und Party... sondern hier und jetzt?“ Alles schien sich zu drehen. Er hatte viel erwartet, aber diese Frage irgendwie nicht. Offenbar machte es für den Blonden mittlerweile einen Unterschied, ob sie sich in einer Umgebung der Feierlaune oder in einer Umgebung der stillen Zweisamkeit so nahe kamen. So wie es lange nicht mehr gewesen war. Ein leises Flüstern riss ihn aus seinen Gedanken in die Realität zurück: „Du denkst zu viel nach...“ Er sah auf und blickte einem warmen Lächeln entgegen. Ja, erwischt. Er hatte sich mal wieder in seinen Gedanken verrannt. Doch die letzten Erinnerungen ließen ihn weit weniger zweifeln, als das noch vor ein paar Tagen der Fall war. Irgendwie war der Gedanke dem ganzen nicht nur auf freundschaftlicher Ebene eine Chance zu geben gar nicht sooo unangenehm. Er musste sich lediglich die Möglichkeit offenhalten, es jederzeit abbrechen zu können, auch wenn er insgeheim ganz weit hinten in seinem Unterbewusstsein wusste, dass das schon jetzt nicht mehr möglich war. Ohne ein Wort zu sagen blickte er Deidara kurz in die Augen, ehe er seine schloss und sofort spürte, wie der Blonde die Aufforderung verstand und umsetzte, ihm näher kam. Wie in seiner Erinnerung wurde ihm bei der ersten Berührung ihrer Lippen klar, dass er sich nichts vormachen konnte. Da war weit mehr, als er sich das eingestehen wollte. Auch jetzt und hier war klar, dass es das Richtige war. Der markante Duft, der einmalige Geschmack, das atemberaubende Gefühl. Es konnte nicht verkehrt sein. Oder? Seine Lippen kribbelten, seine Hände zitterten leicht und doch war ihm angenehm warm. Eine Wärme, die er so lange gesucht hatte und die eisige Schicht, die er um sich und sein Herz errichtet hatte, langsam zum Tauen brachte. Deidara hatte ebenfalls seine Augen geschlossen und ignorierte den angenehmen Schwindel, der ihn erfasste. Er konzentrierte sich alleine darauf, dass ihn dasselbe Gefühl übermannte wie damals: die Erkenntnis, dass er diese Sucht niemals loswerden würde, sie wollte und brauchte. Dass diese herben Lippen ihm noch immer den Verstand raubten, Alkohol hin oder her. Den brauchte er nicht mehr! Der hatte Sasori ebenso wenig ersetzen können, wie all die Liebschaften. Das wusste er jetzt. Und er war froh, dass er es endlich erkannt hatte. Dass all sein merkwürdiges Tun nur den Grund gehabt hatte, dass er Sasori vermisst hatte. Dass sein Herz sich nie von dem Rothaarigen hatte trennen können. Eine Woge aus Erleichterung und einer gewissen Seligkeit überrollte ihn. Er wollte seine Sucht wieder so lange stillen, wie es ihm in diesem Augenblick möglich war, denn wieder erfuhr er keinerlei Gegenwehr. Nicht einmal ein bisschen. Doch er war keine 14 mehr und konnte, wollte sich nicht lange mit den zaghaften Küssen zufrieden geben, die er auf die Lippen des Profilers hauchte. Und auch nicht mit denen, die er mit sehr viel Nachdruck und offensiv dort hinterließ. Er liebte dieses herbe Aroma, diesen herrlich frischen Duft und diese einmalig zarte Haut unter seinen Händen, den warmen Körper, das schlagende Herz unter der Brust und die fruchtig riechenden, weichen Haare. Er liebte einfach alles an Sasori und dieses Mal würde er keinen Zweifel daran lassen! Frech biss er dem Rothaarigen leicht in die Unterlippe und ergriff die provozierte Gelegenheit sofort, die sich ihm dadurch bot. Er tauchte in den Mund ein und umschmeichelte die Zunge mit seiner eigenen, wie er es selbst nur zu gerne mit Sasori tun würde, in zärtlichen Berührungen und liebevollen Umarmungen. Sasori verstand, was Deidara ihm sagen wollte. Irgendwie war ihm klar, dass es dieses Mal um weit mehr als nur Freundschaft ging, auch für den Blonden. Und zu seinem eigenen Erstaunen gefiel es ihm, wie der Künstler nonverbal zu kommunizieren versuchte. Seine Muskeln entspannten sich, seine Gedanken erlaubten ihm einen Moment der Ruhe und des Genusses. Wieder, wie damals, war ihm nicht klar, was aus diesem Kuss entstehen würde und könnte, doch abermals war ihm klar, dass Freundschaft nicht der Antrieb für ihre Zuwendungen war. Er ließ die langen, blonden Haare durch seine Finger gleiten, erwiderte die Berührungen mit seiner Zunge. Sein Verstand wehrte sich noch gegen das, was er tat, wenn auch nicht mehr so vehement. Er würde einfach noch Zeit benötigen, um zu verstehen, dass alles andere in ihm genau DAS wollte. Die Erkenntnisse waren dieselben wie in der Nacht zuvor und Deidara ließ mit dem Spiel ihrer Zungen keinen Zweifel, dass es ihm genauso ging. Die lautstarke Stimme Hidans riss sie aus ihrer kleinen Traumwelt, sie lösten sich voneinander. Rot glühende Gesichter sahen sich gegenüber, zwei Augenpaare ruhten aufeinander und sprachen wortlos Bände. Es gab eine Chance. Wohin sie auch immer führen mochte, aber es gab eine Chance. Und dieses Mal wollten sie beide diese Chance nutzen. Einer alte Liebe wieder die Möglichkeit geben, zu einer neuen zu werden. Auch wenn sie noch ganz am Anfang standen, wenn von Liebe und Partnerschaft noch lange nicht gesprochen werden konnte, so war und blieb es einfach eine Chance, die ihnen als solche nun bewusst war. Als Hidan oben ankam saßen sie nebeneinander, als ob nichts gewesen wäre. Und doch war diese stumme Kommunikation zurück, die keine Worte nötig hatte, und die außer ihnen wohl niemand verstehen konnte, auch nicht verstehen sollte. Was auch immer es war, das sie so miteinander verband, es gehörte einzig und allein ihnen! Kapitel 20: Das Kind im Manne ----------------------------- ~Aloha ihr Lieben! Es wird am Ende mal wieder ein musikalisches Kapitel ^.^ Hrhr. Aber genug davon, hier noch kurz der Link für (*1*): http://www.youtube.com/watch?v=TcJI57B0p2c Viel Vergnügen mit dem Kapitel. Ich hoffe, dass es euch gefallen wird =) LG Galenhilwen~ Sasori stand im Badezimmer vor dem Spiegel und betrachtete seinen Arm. Seufzend strich er über die neuen Wunden, die dort entstanden waren. Hidan und Deidara bauten gerade die neue Matratze auf, die allerdings ein Provisorium war und nicht mit Wasser befüllt werden musste. Eine einfache Federkernmatratze eben. Er war nun schon eine halbe Stunde hier drin und überlegte, wieso er eine solche Angst hatte wieder nach draußen zu gehen. Immer wieder kam er bei demselben Schluss an: Er hatte Angst wieder alleine schlafen zu müssen, da dann dieser Albtraum sicherlich zurückkehren würde. Doch das wollte er gar nicht! Aber er würde einen Teufel tun und um Gesellschaft betteln. Er konnte es einfach nicht und er wollte es auch nicht, so sehr er es sich insgeheim vielleicht wünschte. Seufzend packte er seine Sachen wieder zusammen und öffnete die Tür. Der Lärm im Haus hatte nachgelassen und eine angenehme Ruhe war eingekehrt. Angenehm und doch trügerisch. Er fuhr sich durchs Haar und betrat das Arbeitszimmer, blieb jedoch irritiert in der Tür stehen und sah sich verwundert um. Das Bett war wieder zum Sofa umgebaut worden und seine Bettsachen waren weg. Statt dessen saß Deidara auf dem Bürostuhl und lächelte ihn schelmisch an: „Ich war so frei und habe einen kleinen Umzug für dich organisiert.“ Sasori schluckte schwer und schüttelte den Kopf: „Ich hoffe du meinst ins Wohnzimmer, weil Hidan endlich mal wieder bei sich zu Hause...“ - „Red doch keinen Unsinn. Du weißt ganz genau wohin!“ - „Deidara, ich... das... das geht nicht...“ Der Blonde stand auf und nahm seine Hand: „Zwinge mich nicht darum zu betteln. Komm einfach mit und gut ist.“ Er seufzte und nickte leicht: „Gut. Ich komme mit... aber ich bin mir nicht sicher, ob das so eine gute Idee ist...“ Ruckartig wurde er aus dem Zimmer gezogen und Deidara schmunzelte: „Das wissen wir erst, wenn wir es ausprobiert haben!“ Erst als sie im Schlafzimmer standen ließ der Künstler ihn los und schloss hinter ihnen die Tür. Der Boden war mittlerweile wieder trocken und die alte Matratze war nicht mehr da. Dafür lag eine neue auf dem Bettgestell und war bereits fix und fertig bezogen. Sein Bettzeug lag ebenfalls, frisch bezogen, bereit. Ungeniert schob Deidara ihn zum Bett. Da er bereits umgezogen war setzte er sich widerwillig auf die Bettkante und konnte nichts dagegen tun, dass er völlig verkrampft war. Gut, er hatte nicht alleine schlafen wollen... aber das hier war doch irgendwie merkwürdig. Sehr merkwürdig! Was hatte er, wenn er es mal versucht objektiv betrachtete, denn bitteschön in Deidaras Schlafzimmer verloren?! Nichts! Das war einfach nicht... richtig? Oder war es ihm einfach nur unangenehm, weil er so urplötzlich in einer Situation war, die er eigentlich schon als völlig unmöglich abgeschrieben hatte? Hinter ihm raschelte es und eine Hand glitt über seinen Rücken, während Deidara flüsterte: „Hör auf drüber nachzudenken und leg dich hin!“ Er blickte über seine Schulter und seufzte: „Du bist echt...“ Langsam ließ er sich unter seine Decke gleiten und legte sich mit dem Rücken zum Blonden. Das Licht ging aus, doch rasch kehrte der warme Körper hinter ihm zurück, schmiegte sich von hinten an ihn. Sasori schloss die Augen. Er war müde. Extrem müde. Und irgendwie überrollte ihn diese Müdigkeit so ungemein. Während eine Hand unter sein T-Shirt wanderte und zärtlich seinen Bauch streichelte, verschwanden seine Fragen nach und nach in den Hintergrund. Eigentlich war er doch ganz froh darüber, dass er hier war; dass er nicht alleine war; dass er diese Wärme wieder in sich spürte; und dass dieser Albtraum wohl auch in dieser Nacht nicht zurückkehren würde. Darüber in Gedanken schlief er übermüdet ein. Die Fahrstuhltür öffnete sich. Deidara und Sasori betraten, wie am Morgen zuvor, den Flur der Abteilung von Agent Hatake. Und abermals schritt Sasori zielsicher auf das Büro des FBI-Agenten zu. Ehe sie die Tür erreicht hatten, kam der Gesuchte aus dem Zimmer heraus und hielt inne, als er die beiden Ankömmlinge erblickte. Er lächelte: „Pünktlich auf die Minute, was? Du möchtest sicherlich zu Iruka und Tsunade.“ Sasori und Deidara blieben vor Kakashi stehen. Der Rothaarige nickte, wobei er versuchte sich nicht seine erneute Tortur der Fahrt zum FBI-Gebäude ansehen oder anderweitig anmerken zu lassen: „In der Tat. Wo kann ich die beiden finden?“ - „Iruka ist in seinem Büro. Den Gang weiter hinunter, letzte Tür rechts. Tsunade allerdings... nun, die ist leider wieder nicht im Haus. Sie hilft in Orlando den Behörden bei einem Fall, der wohl etwas mit einem unserer alten Fällen zu tun hat.“ Seufzend verdrehte der Profiler die Augen: „Wäre ja schön, wenn mal etwas auf Anhieb klappen würde... Aber danke für die Auskunft.“ Der Graumelierte lächelte und verbeugte sich leicht: „Sasori. Bangart. Ich bin leider in Eile.“ Sie verabschiedeten Kakashi, der unter scheinbar großem Zeitdruck direkt danach zum Lift spurtete und darin verschwand. Durch die noch immer vorherrschende Müdigkeit sprachen die beiden nicht miteinander. Doch irgendwie war es keine unangenehme Stille, die in diesem Augenblick zwischen ihnen herrschte. Blicke, Gesten. Das reichte meistens, um sich miteinander zu verständigen. Auch war es Sasori alles andere als unangenehm, den Blonden bei SEINER Arbeit mal dabei zu haben. Er stellte sogar fest, dass er sich daran gewöhnen könnte. Es tat gut, dass seine Arbeit ein solches Interesse bei Deidara wecken konnte. Sie erreichten die letzte Tür zu ihrer Rechten und blieben einen Augenblick lang stehen, bis der Rothaarige einfach klopfte. Nach dem erwarteten und erhofften „Herein!“ betraten sie das Büro. Auf dem Schreibtisch stand ein kleines Schild mit der Aufschrift „Agent Umino“. Das Büro war klein und pragmatisch eingerichtet: ein dunkler und aufgeräumter Schreibtisch, weißgraue Wände, graue Aktenschränke und ein Fenster mit Blick zur Stadt. Hinter dem Schreibtisch saß der Agent. Die dunkelbraunen Haare waren zu einem strengen Zopf gebunden, doch das markanteste Merkmal an ihm war wohl die Narbe in seinem Gesicht. Während Deidara die Tür schloss, stellte Sasori sich vor den Schreibtisch und verbeugte sich: „Guten Tag, Agent Umino. Ich bin...“ - „Akasuna no Sasori. Ich weiß. Kakashi hatte Sie bereits angemeldet. Und die Unstimmigkeiten bei Ihrem ersten Besuch haben auch sehr schnell die Runde gemacht...“ Er sah den Blonden an. „Und Sie müssen Bangart sein. Ich weiß, weshalb Sie hier sind, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihnen weiterhelfen kann. Wie Kakashi war ich nicht im Gebäude, als sich die Ereignisse abspielten damals. Aber setzen Sie sich doch erst einmal.“ Er deutete auf die beiden Stühle, die vor dem Schreibtisch standen. Deidara und Sasori nahmen Platz, ehe der Rothaarige fortfuhr: „Vielen Dank. Mir ist durchaus bewusst, dass Sie damals nicht die Geschehnisse des Übergriffs direkt miterlebt haben, aber darum geht es mir auch nicht explizit. Ich muss einfach alles wissen, was damals an... sagen wir ungewöhnlichen Dingen passiert ist, so unscheinbar diese auch sein mögen. Ich brauche einfach ein vernünftiges Profil und kann den Stalker nur dann stellen, wenn ich ihn verstehe.“ Er seufzte. „Und so wie es aussieht wirkt dieser seit ungefähr dieser Zeit, ist ein Insider und... nun, ich habe meine Gründe zu wissen, dass er etwas mit dieser Abteilung zu tun hat. Können Sie mir also irgendetwas sagen, das in den letzten 7 Jahren passiert ist?“ Nachdenklich verschränkte Agent Umino die Arme vor der Brust und murmelte: „Nun, dieser ganze Fall damals war ungewöhnlich. Nicht nur, dass einer meiner Kollegen die Drogenbande vorgewarnt haben sollte, sondern auch, dass die ganze Aktion so eklatant aus dem Ruder gelaufen ist und kaum jemand von uns etwas mitbekommen hat von den Ereignissen...“ Er stockte kurz. „Die unheimlichste Sache hingegen passierte mir, als wir längst wieder zurück waren und Orochimaru bereits in Untersuchungshaft sitzen SOLLTE...“ {Flashback} Die Luft in dem kleinen Konferenzraum stand. Schon seit einer ganzen Weile. Iruka lockerte seine Krawatte und seufzte erschöpft. Er mochte diese Krisensitzungen nicht, auch wenn diese ganz besonders notwendig war. Immerhin war ihr Kollege Orochimaru des Hochverrats angeklagt, aktuell flüchtig und ihr Einsatz war, gelinde gesagt, ganz gepflegt in die Hose gegangen. Ihre Vorgesetzten ließen sich auch nicht mit dem „Erfolg“ besänftigen, dass die Drogenküche und mehrere hundert Kilo gepanschtes Kokain zerstört worden waren. Er sah in die kleine Runde. Kakashi starrte vor sich auf den Tisch und verbarg die in Sorgenfalten gelegte Stirn hinter den graumelierten Haaren. Tsunade trommelte mit ihren weinrot lackierten Fingernägeln auf die Tischplatte und strich sich seufzend das blonde Haar zurück. Madara schien ruhig zu sein, was allerdings von außen immer trog. Die tiefschwarzen Augen ließen erahnen, wie weit weg der Schwarzhaarige mit den Gedanken war. Iruka tastete vorsichtig über seine Nase und über die Wangenknochen in seinem Gesicht. Noch immer schmerzte diese Narbe ungemein, die er als Andenken von diesem Fall mit nach Hause gebracht hatte. Einer dieser Mafiosi hatte, bei einer Flucht der Drogenhändler nach draußen in ihre Richtung, mit einem Messer im Getümmel sein Gesicht erwischt. Sie waren auf diese Konfrontation auf dem Weg ins Innere des Gebäudes einfach nicht vorbereitet gewesen und hatten zu langsam reagiert, was in all den Jahren ihrer Zusammenarbeit noch nie vorgekommen war! Tsunade brach die schon erdrückende Stille: „Also ich bin nach wie vor nicht begeistert davon, dass du diese Verhaftung mit deiner Aussage provoziert hast, Madara. Ich kann nichts dazu sagen, ob Orochimaru in Absicht gehandelt hat oder nicht.“ Relativ unbeeindruckt zuckte der Angesprochene mit den Schultern: „Du weißt so gut wie ich, dass es einerlei ist. Das muss die Ermittlungskommission entscheiden. Ob es Absicht war oder nicht: wegen ihm ist der ganze Einsatz zu einem Desaster internationalen Ausmaßes geworden!“ Das ging schon eine ganze Weile so! Doch ein Vorankommen war nicht abzusehen. Kakashi lehnte sich zurück und seufzte: „Tsunade... Wenn ich nicht die Kommission eingeschaltet hätte, dann hätten wir ALLE erklären müssen, was da passiert war, um einen solch lange durchdachten und minutiös geplanten Eingriff so zu verhunzen. Ich kann mir auch kein absichtliches Tun vorstellen, aber eine objektive Untersuchung kann seine Schuld, wie auch seine Unschuld beweisen.“ Die Blonde lachte trocken auf: „Ja, das mag sein. Aber ich finde es trotzdem nicht richtig, dass Madara unser Team mit diesem Vorwurf zerrüttet haben wird. Schuldig hin oder her, aber das Team ist einfach nicht mehr vollständig! Noch dazu ist es hochgradig unkollegial und unkameradschaftlich so etwas ohne konkrete Beweise zu äußern.“ Agent Uchiha funkelte Tsunade wütend an: „Ich habe nie behauptet, dass er definitiv mit voller Absicht gehandelt hat. Ich sagte lediglich, dass es den Anschein erweckte. Und nun werden die Ereignisse eben untersucht. Sobald das Thema vom Tisch ist, dann wird das Team wieder zu seiner vollständigen Tatkraft finden.“ Kakashi nickte: „Ich denke auch. Wir sind leider an Regeln gebunden, die unsere Arbeit bestimmen, Tsunade. Ich muss solche Vermutungen ernst nehmen.“ Iruka wischte sich über das Gesicht und verdrehte die Augen: „Ich mache euch einen Vorschlag: wir machen 15 Minuten Pause und lassen alles noch einmal sacken. Danach ist uns vielleicht etwas Neues eingefallen, wie wir Orochimaru aufspüren können, und was wir danach machen wollen. Dass er geflohen ist, sollten wir keinesfalls außer Acht lassen... und schließlich ist DAS ja auch der Kern unserer Sitzung hier, oder?“ Ein zustimmendes Gemurmel ertönte, ehe Kakashi nickte: „Du hast Recht. Das klingt nach einer guten Idee! 15 Minuten. Danach treffen wir uns hier wieder. Bis gleich.“ Alle erhoben sich und verließen den Raum, so auch Iruka selbst. Er eilte den Flur hinab. Es gab jetzt nur eines, was ihm die nötige Energie für die zweite Diskussionsrunde verleihen würde: Kaffee! Nach zweimaligem Abbiegen stand er endlich vor seinem Lebensretter, dem Kaffeeautomaten. Er warf die gewünschte Summe Kleingeld in den Schlitz, lauschte dem klackenden und ratternden Geräusch, das von den Münzen im Innern verursacht wurde, ehe er beherzt auf den Knopf drückte. Ein Plastikbecher landete aus einem automatischen Spender unter der Düse, aus der fast augenblicklich das dampfende Getränk herauskam. Als die letzten Tropfen ihren Weg in den Becher gefunden hatten, nahm Iruka diesen an sich und stellte sich an einen der Stehtische, die um den Automaten aufgestellt waren. Milch und Zucker standen zur Selbstbedienung bereit, doch heute würde er den Kaffee schwarz trinken. Er bezweifelte, dass er andernfalls diese Krisensitzung unbeschadet überstehen würde. Während er seine ersten Schlucke genießend zu sich nahm fragte er sich, ob diese Sitzung überhaupt einen Sinn machte, denn SO würden sie Orochimaru auf keinen Fall finden. Und ob dieser nun getürmt war, weil er schuldig oder weil er unschuldig war, diese Frage konnte wohl nur er selbst ihnen beantworten. Eigentlich machte ihm diese Diskussion und diese Hilflosigkeit nur eines klar: im Grunde wussten sie, trotz ihrer jahrelangen Teamarbeit, rein gar nichts voneinander! Er hatte keinen blassen Schimmer wohin Orochimaru sich abgeseilt haben könnte, und den anderen ging es definitiv nicht anders. Ansonsten würde Tsunade sich kaum über mangelnde Kollegialität aufregen, Madara sich nicht in schwammigen „Es wäre denkbar“-Formulierungen verlieren und Kakashi hätte wohl längst eine Entscheidung getroffen und sie aus dem Büro gejagt, um nach ihrem flüchtigen Kollegen zu suchen. Seufzend schüttelte Iruka den Kopf. Das war doch alles einfach nur wirr und seltsam. Selbst wenn sie abends mal zusammen ein Bier nach Feierabend getrunken hatten... sie hatten weder über die Arbeit, noch über sich selbst gesprochen. Sport. Nachrichten. Oberflächlich über Kollegen. Das schon, aber da hörte es auch schon auf. Natürlich war das purer Selbstschutz eines jeden einzelnen von ihnen, und doch kam es ihm in diesem Augenblick so unsagbar merkwürdig vor. Sie waren kein kameradschaftliches Team, sondern eine Zweckgemeinschaft; funktionierten wie ein Präzisionsuhrwerk und hatten doch keine Ahnung, welches Zahnrad die anderen waren. Es funktionierte einfach, ohne zu wissen wie oder warum. Er leerte seinen Kaffeebecher. Ein wenig Zeit hatte er noch. Zielsicher warf er den leeren Becher in den Abfalleimer und ging los. Ohne vorher einen Gang zur Toilette erledigt zu haben würde er das Konferenzzimmer nicht wieder freiwillig betreten! Auf dem Weg zurück zum Besprechungsraum lagen die sanitären Anlagen für die Mitarbeiter. Er betrat die Herrentoilette und sah sich gewohnheitsmäßig kurz um. Bei den Waschbecken war niemand zu sehen. Nur eine Kabine war abgeschlossen und damit besetzt. Ebenfalls aus Gewohnheit ging er bis nach ganz hinten und betrat die letzte Kabine zu seiner Rechten. Eine dumme Angewohnheit, wenn er recht bedachte. Aber irgendwie war es ihm nicht so angenehm, wenn er wusste, dass nur eine Seite einen möglichen Besucher in seine Nähe bringen konnte. Der Gedanke von anderen Toilettenbesuchern umgeben zu sein war grauenhaft. Dann doch lieber die hässlichen Fliesen der Wand neben sich! Iruka hatte sich gerade hingesetzt, darauf achtete man hier in den USA extrem penibel und er hatte es sich sehr schnell angewöhnen müssen, als er hörte, wie die andere Kabine aufgeschlossen und die Tür geöffnet wurde. „Zuhörer“ machten ihn ja allgemein schon nervös, aber irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass hier etwas nicht stimmte. Kein wirklich konkretes Gefühl, sondern mehr eine Art Ahnung, Instinkt. Schwere Schritte hallten auf den Fliesen durch den sonst stillen gekachelten Raum. Dann verstummte das Geräusch der Schritte wieder und das Rauschen von Wasser ertönte. Er hielt die Luft an, traute sich kaum zu atmen. Irgendetwas trieb ihm eine unangenehme Anspannung in die Glieder, die ihn zum Angriff oder zur Flucht bereit machte. Plötzlich übertönte eine merkwürdig verzerrte Stimme das Wasser. Ein Lachen, das eher einem Kind zuzuordnen war und doch so gar nicht zu den schweren Schritten passte. Ein Lachen, das gleichwohl mehr wahnsinnig, als kindlich-unschuldig klang und ihm eine Gänsehaut über den Körper jagte. Diese kindlich-wahnsinnige Stimme begann auf einmal einen Singsang, der ihm ein noch unheimlicheres Gefühl in die Knochen trieb: „Ihr kriegt mich nicht! Ihr kriegt mich nicht! In diesem Spiel bin ich der Beeeste!“ Wie besessen wiederholte diese verzerrte Stimme diesen Singsang, immer und immer wieder. Machte das Wasser aus und sang. Trocknete sich die Hände und sang. Marschierte mit schweren Schritten in Richtung Ausgang und sang. Drückte die Klinke herab und verstummte. Zumindest für einen Moment. Noch ein letztes Mal ertönte die Stimme, wenngleich nicht mehr kindlich-wahnsinnig, sondern bösartig, wahnsinnig und wahrhaft bedrohlich flüsternd: „Und DU kriegst mich auch nicht...“ Rasch zog er sich die Hose wieder richtig an, spülte ab und stürmte aus der Kabine zum Ausgang, wo er die Tür aufriss und den Flur auf und ab blickte. Doch nichts und niemand war zu sehen oder zu hören. Ein eisiges Frösteln erfasste ihn. Doch resignierend kehrte er in die Toilettenräume zurück und wusch sich die Hände. Während das warme Wasser das Frösteln langsam zu vertreiben begann schloss er die Augen und beschloss, dass das Ganze wohl einfach nur Einbildung gewesen sein musste. Oder vielleicht ein paar Kinder, die nicht mehr ganz richtig im Kopf waren und hier... Verstecken spielten. Lächerlich, aber enorm beruhigend... {Flashback Ende} Iruka seufzte und faltete die Hände vor sich auf dem Schreibtisch zusammen: „Während der weiteren Diskussion habe ich das Ganze dann völlig vergessen gehabt. Aber eines kann ich Ihnen sagen: wenn DAS Kinder waren, dann quittiere ich augenblicklich meinen Dienst. Das war kein Kind! So etwas habe ich noch nie in meinem Leben gehört gehabt und bis heute auch nicht wieder gehört...“ Sasori nickte: „Danke. Falls sich noch Fragen ergeben sollten wäre ich froh, wenn ich Sie noch einmal aufsuchen dürfte.“ - „Natürlich, jederzeit.“ Der Rothaarige erhob und verbeugte sich: „Ich bedanke mich, dass Sie sich die Zeit für uns genommen haben, Agent Umino.“ - „Nichts zu danken. Finden Sie selbst heraus?“ - „Natürlich. Auf wiedersehen.“ Deidara erhob sich ebenfalls und verbeugte sich rasch: „Danke! Schönen Tag noch.“ Auf dem Weg zum Fahrstuhl sah Deidara Sasori von der Seite an und raunte: „Das war ja eine Geschichte! Ich habe jetzt noch eine Gänsehaut...“ Der Angesprochene nickte: „Und ich werde das Gefühl nicht los, dass es sich tatsächlich um XX gehandelt haben wird... Es würde durchaus zu ihm passen. Er liebt seine Psychospielchen ja offenbar sehr!“ Die Kabine des Aufzugs stand offen und die beiden betraten sie umgehend, ehe Deidara auf den Knopf für das Erdgeschoss drückte und die Tür sich schloss. Sasori stutzte: „Wie wir jetzt wissen ist Agent Senju Tsunade in Orlando. Da in drei Tagen der Termin im Staatsgefängnis in Raiford ist und Orlando auf dem Weg liegt, werde ich wohl schon morgen losfahren und einen Zwischenstop einlegen.“ - „Wir.“ - Was?!“ - „Wir werden das machen! Ich begleite dich. Ich lasse dich sicherlich nicht alleine durch Florida reisen, wenn dieser Spinner immer gefährlicher zu werden scheint.“ Sie erreichten das Erdgeschoss und verließen die Kabine. Sasori schüttelte auf dem Weg zum Ausgang nur den Kopf: „Aber... ich glaube, dass du in deinen vier Wänden am Besten aufgehoben bist.“ Doch der Blonde blieb, wie sollte es auch anders sein, stur: „Sasori! Mir tut der Kerl nichts. Also wäre es wohl das Beste, wenn ich bei dir bleibe...“ Seufzend verdrehte der Rothaarige die Augen, als sie schließlich auch das Gebäude verließen: „Du bist so ungemein stur, das ist nicht mehr löblich! Aber von mir aus, fahren wir zusammen...“ Irritiert sah Deidara ihn an: „Fahren?! Hast du eine Ahnung wie weit das ist? Ich buche uns gleich zu Hause die Flüge und...“ - „Nichts da!“ Er blieb stehen und funkelte den Künstler an: „Du buchst KEINEN Flug! Bis nach Raiford sind es etwa 6 Stunden Autofahrt. Alles im Rahmen des Erträglichen. Dafür brauchen wir sicherlich keinen Flug buchen.“ - „Wo liegt dein Problem?! Ich dachte, dass du es so hasst mit mir zu fahren... und außerdem kriege ich die Tickets günstig.“ - „Deidara, ich habe 'Nein' gesagt! Erstens wirst sicherlich nicht DU die Strecke fahren, sondern ICH. Zweitens werden wir auch NICHT in deinem Wagen diese Tour machen. Und drittens kriegen mich keine zehn Pferde in so ein beschissenes Flugzeug, okay?!“ Plötzlich grinste der Blonde breit: „Hast du etwa Flugangst?“ Beleidigt verschränkte Sasori die Arme vor der Brust und knurrte: „Ich habe keine Angst! Ich finde nur, dass ich als Mensch nichts, aber auch rein gar nichts, in der Luft zu suchen habe! Wir FAHREN, und wenn es dir nicht passt, dann bleib halt hier.“ Sie setzten ihren Weg fort und Sasori entging es keinesfalls, dass Deidara sich die ganze Zeit ein dreckiges Kichern verkneifen musste. So ein Arsch! Er und Flugangst, pah! Alleine der gesunde Menschenverstand sprach dagegen sich in ein tonnenschweres Ding zu setzen und damit auch noch durch die Luft zu fliegen! Sie erreichten den Mercedes und stiegen ein. Mal wieder unnötig rasant bretterte Deidara mit dem Wagen vom Gelände. Sasori sah den Blonden von der Seite an und zischte: „Mach einen Umweg durch das Westviertel.“ - „Bist du wahnsinnig?! Weißt du eigentlich, was sich da für Gestalten herumtreiben? Ich habe keinen Bock abgeknallt zu werden! Was willst du da?!“ - „Nun, da ich dort wohne steht auch mein Wagen dort, den ich gerne holen würde, weil ich weder in deiner, noch in Hidans Karre durch Florida fahren werde. So einfach ist das.“ Peinlich berührt schluckte Deidara und krächzte: „Du... du... wohnst da?!“ - „Das sagte ich doch, oder?“ - „Aber... ich meine... in dem Loch?!“ Etwas beleidigt wandte er den Blick aus dem Fenster und murmelte: „Verdiene halt nicht jeder so viel Geld wie du. Außerdem brauche ich nicht mehr, als ein Dach über dem Kopf. War kaum in der Wohnung, sondern meistens im Büro.“ - „So war das nicht gemeint... ich... finde nur einfach... ich finde, du gehörst da nicht hin. Willst du dir nicht lieber etwas anderes suchen? Du...“ Er hörte, wie der Blonde stockte und einen Moment zu überlegen schien, ehe dieser weitersprach: „Du könntest doch bei mir... also zur Untermiete oder so...“ Seufzend schüttelte er den Kopf: „Nein. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich überhaupt in Miami bleibe. Ich hasse diese Stadt und werde schauen, wo ich einen Neuanfang machen werde.“ Die urplötzliche Vollbremsung drückte ihn unangenehm in seinen Gurt. Erschrocken sah er Deidara an: „Wieso gehst du so in die Eisen?!“ Hupende Autos mit schimpfenden Fahrern fuhren an ihnen vorbei. Der Künstler schüttelte energisch den Kopf: „Du kannst doch nicht einfach abhauen! Das... Nein! Nein!! Das... das lasse ich nicht zu!“ - „Das ist ja wohl noch immer MEINE Entscheidung! Und außerdem sagte ich, dass ich mir nicht sicher bin.“ - „Ich mir aber! Du darfst nicht weggehen! Mach doch nicht denselben Fehler... wie ich...“ Er sah auf und die azurblauen Augen glimmerten panisch, traurig, verzweifelt. Seufzend strich er sich durch die Haare und ließ seinen Kopf an die Stütze des Sitzes fallen: „Was willst du eigentlich von mir? Ich soll aus 'dem Loch' raus, aber Miami soll ich nicht verlassen?! Deidara, ich weiß ja im Moment selber nicht was ich will! Und schon gar nicht, was das Richtige ist...“ Die Stimme des Blonden war fast nur noch ein Flüstern, ein leises Flehen: „Ich aber... Ich will, dass du bei MIR bist! Und es, verdammt nochmal, auch bleibst! Und wenn ich dir durch die Welt folgen muss!“ Seufzend fuhr Deidara weiter: „Scheiße! Lass dir das doch, bitte, noch einmal durch den Kopf gehen. Ich will nicht, dass... du mich wieder verlässt...“ Sasori blickte aus dem Fenster die vorbeihuschenden Gebäude, Autos und Menschen an. Was sollte er sagen? Er hatte keine Ahnung! Doch schweigen, das war ihm klar, war auch nicht die richtige Lösung... Warum nur war alles, was hinter diesem Fall stand, so unglaublich kompliziert? Oder machte er es selbst so schwierig? Für Deidara schien das alles so klar und einfach zu sein. So, wie es immer schon gewesen war. Während er noch dachte, hatte der Blonde längst entschieden oder gehandelt. Er konnte einfach nicht aus dem Bauch heraus entscheiden. Nicht mehr. Viel zu oft hatte es ihm so immens große Probleme bereitet, so viel Schaden zugefügt. Er sah den Künstler an, der noch immer mit flehendem Blick auf die Straße auf eine Antwort wartete. Das musste nicht gesagt werden, das wusste Sasori auch so. Er wischte sich über das Gesicht und raunte: „Ich... mache dir einen Vorschlag. Ich lasse mir das während der Fahrt nach Raiford und zurück durch den Kopf gehen. Okay?“ Sie erreichten die Grenze des Westviertels. Deidara sah ihn durchaus überrascht an und die Verzweiflung verschwand langsam aus den blauen Augen: „Das... klingt fair. Danke.“ Sasori lachte trocken auf: „Wofür bedankst du dich?“ - „Dafür, dass du mir geantwortet hast. Mich hat kaum etwas so fertig gemacht wie dein Schweigen... dieses VERschweigen! Immer war klar, dass etwas ist, doch nie hast du den Mund aufgemacht. Diese Mauer war damals zu stark für mich... und ist sie wohl heute noch. Aber heute...“ Er bog in die nächste Straße, auf die Sasori deutete. „Heute weiß ich wieso diese Mauer da ist. Und statt sie einzureißen, versuche ich dich dahinter hervorzulocken. Und das mit Erfolg... auch wenn er noch so klein ist... ich sehe ihn.“ Nickend senkte Sasori den Blick ein wenig, behielt die Straße aber weiter im Auge: „Ich weiß. Ich aber nicht, weil mir einfach die Möglichkeit fehlt hinter den Mauern einen objektiven Blick auf das Ganze werfen zu können. Nüchtern ja. Aber nicht objektiv. Vielleicht ist die Erkenntnis, dass nüchtern und objektiv nicht dasselbe sind, schon ein... Erfolg.“ Er deutete auf das Haus, in dem er wohnte. „Da ist es.“ Deidara hielt an und sah sich schockiert um. Wie waren sie nur so weit auseinandergedriftet in ihren Lebensweisen? Einst hatten sie alles geteilt, miteinander unternommen und nun prallten zwei völlig verschiedene Welten so deutlich und klar aufeinander. Zwei Welten, die so unvereinbar schienen und doch bereits fast ein Leben lang schon nicht ohneeinander auskommen konnten. Sie waren nicht unvereinbar. Nein. Sie waren einfach anders. Und aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, dann schlossen sich diese Unterschiede nicht zwingend aus, sondern boten so immens viele Möglichkeiten auf etwas ganz Neues! Das jedoch musste ihnen beiden nur endlich richtig klar werden... „Bis gleich. Pack schon mal deine Sachen.“ Sasori stieg aus dem Wagen, Deidara nickte. Das würde eine interessante Fahrt werden... Er fuhr los, nach Hause. (*1*) Sasori schritt über die Straße, sein Mantel wehte durch die Bewegung hinter ihm hin und her. Ein leichtes, fast zynisches Grinsen zierte sein Gesicht. Deidara hatte ja keine Ahnung auf was er sich bei der Reise eingelassen hatte. Gedankenwirrwarr hin oder her... diese Tour war genau das, was er jetzt brauchte! Es war schon eine Schande an sich, dass er seinen Wagen so lange hatte stehenlassen müssen. Aber nun, endlich, würden sie wieder ein paar Kilometer auf den Zähler jagen können! Er betrat einen der großen Hinterhöfe. Unzählige Garagen kamen zum Vorschein, doch nur eine einzige interessierte ihn: seine Garage, die ironischerweise die Nummer 666 hatte. Seine Hand verschwand in seiner Hosentasche und kehrte mit einem Schlüsselbund aus dieser wieder hervor. Er blieb vor seiner Garage stehen und öffnete mit einem schiefen Grinsen im Gesicht das Tor. Knarzend donnerte das Tor nach oben und legte die schwarze Schönheit dahinter frei. Deidara bretterte durch die Straßen. Nun, da er alleine war, konnte er endlich wieder so fahren, wie er wollte. Insgeheim fragte er sich was für ein Auto wohl Sasori diesem sportlichen Monster unter ihm bevorzugen könnte. Ein Ding der Unmöglichkeit! Was gab es schöneres, als mit einem solchen Ungetüm durch die Straßen zu heizen?! Sasoris Finger glitten über die schwarz glänzende Motorhaube. Er wohnte nicht aus purem Spaß an der Freude hier. Nein. Dieser Wagen war der wahre Grund. Er hatte all sein Geld und seine Zeit in dieses Schätzchen investiert, nachdem ihm mit Deidara eine Aufgabe verloren gegangen war. DAS war das Ergebnis. Er ließ sich auf den Fahrersitz gleiten und seine Hände über das Lederlenkrad. Fast rituell beförderte er den Schlüssel ins Zündloch, drehte ihn aber noch nicht. Ob es Deidara passte oder nicht, aber wenn ein Wagen sie nach Raiford bringen würde, dann DIESER hier. Er drehte den Zündschlüssel um und der Wagen startete. Ein angenehmes Blubbern ertönte, gefolgt vom Aufheulen des Motors. Er löste die Handbremse und ließ sein Schmuckstück mit aufleuchtenden Scheinwerfern aus der Garage rollen. Deidara erreichte mit irrem Speed die Straße, in der sein Haus stand. Die Sonne durchbrach hier und dort die dicke Wolkendecke und ließ den Mercedes aufblitzen. Gekonnt drückte er auf den Knopf der Fernbedienung und das Tor öffnete sich, durch das er fast ungebremst donnerte. Mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht erreichte er den Parkplatz und kam mit quietschenden Reifen zum Stehen. Er stieg aus seinem Wagen aus und sah nach oben zum Haus. Hidan hatte ihn gesehen und er winkte ihn herunter, immerhin würde den auch interessieren, mit was für einem Wagen sie wegfahren würden, auch wenn der Manager definitiv nicht mitkommen würde. Aber Autos waren eben Autos. Und Männer waren eben Männer. Niemand auf der Welt konnte mit einer Karosse mithalten, die einem den Atem raubte; oder einem Motor, der wie ein großes Kätzchen schnurrte. So war es eben. Männer waren eben auch nur Kinder, bloß dass ihre Spielzeuge größer und teurer wurden. Im Grunde aber war es dasselbe wie in der Schule: wer hatte das bessere Spielzeug?! Sasori gab Gas und jagte den Wagen vom Hof. Was kümmerte ihn die Garage? Da war eh nichts mehr drin, was noch irgendwie von Wert sein könnte. Der Chevy röhrte und kam in Fahrt. Er liebte diesen Wagen einfach. Aber ihn so zu behandeln, wie Deidara den Mercedes, das kam gar nicht in Frage! Er lauschte dem Röhren des Motors und machte das Radio an. Es hatte sogar noch ein Kassettendeck. Jedes erdenkliche Album von AC/DC besaß er auf diesen altmodischen, aber urigen Tonträgern. So schallte ihm auch dieses Mal wieder guter, alter Heavy Metal aus den Boxen entgegen. Deidara würde schon Augen machen. Retro-Charme mit Dampf unter der Haube und keine dämliche Spießerkarre. Er grinste schadenfroh. Hidan kam aus der Haustür nach draußen, nur in seinen Morgenmantel gewickelt. Die Augen verdrehend winkte Deidara den Manager zu sich und grinste: „Ich dachte mir, dass du vielleicht auch Sasoris heißgeliebten Wagen sehen willst. Der hat sich geweigert nach Raiford und Orlando zu fliegen und will mit seiner Karre fahren. Was meinst du wird es sein?“ Sie blickten in Richtung Tor und Hidan grinste dreckig: „Wahrscheinlich so eine kleine Möhre, mit der man nicht schneller als 50 m/h fahren kann... geschweige denn genug Platz für eine Nummer auf dem Rücksitz haben wird.“ Deidara verschränkte erwartungsvoll die Arme vor der Brust. Irgendwie hegte er seine Zweifel an Hidans Theorie. Mittlerweile. Irgendwie wusste er, dass es eine Überraschung geben würde, auch wenn er noch keine Ahnung hatte, welches Ausmaß diese haben würde. Sasori bog nun ebenfalls in die Straße ein, in der Deidara wohnte. Die Palmen am Straßenrand flogen nur so an ihm vorbei, während ein zufriedenes Grinsen auf seinen Lippen lag. DAS war Autofahren! In diesem Wagen hatte er sich immer wohler gefühlt, als in seiner Wohnung, was vielleicht daran lag, dass dieser ihm immer die Möglichkeit bot einfach wegzufahren, zu fliehen. Es war ein Stück Freiheit, das er sich langsam fertig gemacht hatte und nun war sozusagen die Feuertaufe fällig. Er hatte schon die ein oder andere Runde gedreht, aber eine solche Fahrt würde der schwarzen Schönheit sicherlich gut tun und gefallen. Er lenkte den Wagen durch das Tor und fuhr den Weg bis zum Haus hinauf. Deidara und Hidan standen oben und blickten irritiert zu ihm herab. Der Blonde schüttelte den Kopf und starrte den kommenden Wagen mit offenem Mund an. Erst nach ein paar Augenblicken hatte er sich einigermaßen gefangen und stotterte: „Das.. ist das... das ist doch... Hidan... ist das etwa...?!“ Der Manager stemmte die Hände in die Hüfte und nickte: „Ja, ist es. Fuck, ich bin echt beeindruckt! Das hätte ich Herrn Oberkorrekt gar nicht zugetraut!“ Mit röhrendem Motor kam der schwarze Chevy auf dem Parkplatz an und hielt vor ihnen, zeigte sich in seiner ganzen Schönheit im Seitenprofil. Das Stufenheck ließ den Wagen unglaublich lang und bullig erscheinen und doch passte es einfach zusammen bei diesem Schmuckstück. Grinsend stieg Sasori aus, verschränkte die Arme vor der Brust und hob fragend eine Augenbraue. Deidara schluckte schwer und sah ihn erstaunt an: „Okay, du hast gewonnen! Das wird eine wirklich geniale Fahrt.“ Er konnte nichts machen, dass ihm plötzlich auch Hidans Theorie wieder in den Sinn kam. Dieser Wagen HATTE was unter der Haube und definitiv auch genug Platz auf dem Rücksitz... Kapitel 21: Das Adrenalin des Unbekannten ----------------------------------------- Sasori ließ seinen Blick noch einmal prüfend durch den Kofferraum wandern, doch es schien alles nötige dabei zu sein: sein Koffer mit frisch gewaschenen Sachen, Deidaras etwas übertrieben große und vollgepackte Reisetasche, ein Laptop für alle Fälle und ein paar Vorräte, weil er keine Lust hatte ständig für teures Geld etwas zu Essen kaufen zu müssen. Er schloss die Klappe des schwarzen Impala und blickte zur Haustür, aus der Deidara, von Hidan gefolgt, herauskam. Eigentlich wollte er ja bereits unterwegs sein, aber der Blonde war einfach eine Trödeltante. Und der Anblick von Hidan in dem schlabbernden Morgenmantel, der mal wieder mehr zu sehen gab als ihm lieb war, hob seine Laune nicht im Geringsten. Aber Sasori versuchte sich nicht zu schlechter Laune verleiten zu lassen, die Vorfreude auf die Fahrt war ungebrochen. Sobald sie auf der Landstraße wären würde er diesen grausigen Anblick schon vergessen haben, ebenso wie ihre Verspätung... Hoffentlich. Gut gelaunt riss Deidara die Beifahrertür auf und schwang sich galant auf den Sitz, während Sasori auf der Fahrerseite Platz nahm. Hidan beugte sich ins Fenster auf Deidaras Seite und grinste breit: „Ich werde dann mal das Haus hüten.“ Der Blonde sah den Manager mahnend an: „Wehe du schläfst nackt in meinem Bett...!“ - „Keine Sorge, Blondi. Ich werd dein Bettchen schon nicht mit meinem Adoniskörper beglücken.“ Genervt knurrte der Profiler, während er den Wagen anließ: „Können wir endlich? Wir sind eh schon spät dran!“ Im Grunde war das späte Loskommen ausnahmsweise weit weniger schlimm als die Tatsache, dass er sich jedes Mal alles bildlich vorstellen musste, wenn Hidan so sprach. Und daran hatte er so gar kein Interesse! Dreckig grinsend klopfte Hidan aufs Dach: „Gute Fahrt und bleibt artig.“ Die Augen verdrehend brummte Sasori zum Abschied: „Im Gegensatz zu dir ist die Bloodhound Gang ein Kirchenchor, Äffchen. Wir melden uns.“ Er gab Gas und fuhr den Wagen gemächlich vom Anwesen. Als sie das Haus hinter sich gelassen hatten seufzte er erleichtert auf: „Was bin ich froh, diesen Pavian mal ein paar Tage nicht ertragen zu müssen!“ Der Blonde sah ihn von der Seite an und grinste: „Lass dich doch nicht immer von Hidan provozieren. Der ist halt so...“ Skeptisch hob Sasori eine Augenbraue: „Du meinst dämlich, laut, nervtötend und absolut schamlos?!“ - „Ja, so in etwa. Aber er ist ein Wolf im Schafpelz.“ Der Rothaarige lachte trocken auf: „Also ich würde ihn eher als Pavian im Adamskostüm bezeichnen...“ - „Sarkast.“ - „Optimist.“ Sie sahen sich aus den Augenwinkeln an und grinsten, ehe Sasori sich wieder auf die Straße konzentrierte. Es war erstaunlich, wie natürlich sich dieses Miteinander anfühlte. In solchen Augenblicken war es beinahe so, als sei nie etwas gewesen. Er fühlte sich... entspannt und gelöst. Zumindest kam dies zu dem ganzen Wust aus Stress, Unsicherheit und Depressionen auf eine erfrischende Weise hinzu. So etwas wie Lücken zwischen den dunklen Wolken, die seinen Alltag über so viele Jahre bestimmt hatten. Er lenkte den Wagen durch die belebte Stadt, um so schnell wie möglich zur Landstraße zu kommen. Häuser, Gebäude und Geschäfte flogen regelrecht an ihnen vorbei. Deidara sah gebannt aus dem Fenster und schien es zu genießen, mal einfach auf dem Beifahrersitz zu verweilen und die Umgebung zu beobachten. Sasoris Hand wanderte zum Radio und schaltete es ein. Die Töne von AC/DC entspannten ihn noch mehr; er musste sich sogar eingestehen, dass er so etwas wie gute Laune verspürte. Etwas irritiert sah der Künstler ihn an: „Du steckst wirklich voller Überraschungen. Hätte nie gedacht, dass du auf so einen... Lärm abfährst.“ Er winkte etwas beleidigt ab: „Pfff! Lärm! Das ist kein Lärm, das ist die beste Musik der Welt! Ich finde es entspannend.“ - „Entspannend?!“ - „Ja, entspannend.“ Sie fuhren an einer kleinen Kirchen vorbei, aus der gerade ein Hochzeitspaar stürmte und mit den Gästen Fotos machte, sich feiern ließ und die frische Vermählung genoss. Deidara nickte in die Richtung und lächelte leicht: „Schau mal, eine Hochzeit. Das erinnert mich an unsere Fahrradtour... weißt du noch? Das Dorf, in dem wir waren?“ Sasori nickte: „Ja, ich erinnere mich. Da war was los...“ - „Oh ja! Was für eine Feier! Aber das war ja nicht das Einzige...“ Den Blick starr auf die Straße gerichtet murmelte er ein wenig ertappt: „Ich weiß, Deidara. Du brauchst es nicht so explizit zu betonen...“ Grinsend sah der Künstler ihn an und lehnte sich bequem in den Autositz: „Ich weiß gar nicht was du hast, ich fand das irgendwie... süß.“ - „Süß?!“ - „Ja! Süß!“ {Flashback} Die Mittagssonne brannte unerbittlich auf sie herab, während sie mehr schlecht als recht in die Pedale traten. Sasori wischte sich den Schweiß von der Stirn und seufzte leicht, als sein Blick auf Deidara fiel, der ein Stück vor ihm fuhr. Seit Tagen hatten sie die Geschehnisse totgeschwiegen. Und doch konnte er es einfach nicht vergessen, ihre ersten Küsse. Diese Verwirrung beherrschte seit Tagen seine Gedanken und schien sich einfach nicht ordnen lassen zu wollen. Einerseits wollte er nicht darüber sprechen, immerhin waren sie beste Freunde und hätten es gar nicht erst so weit kommen lassen dürfen. Andererseits ließ ihn dieses Erlebnis einfach nicht los, hatte weit mehr Fragen aufgeworfen, als beantwortet. Vor allem aber konnte er nichts dagegen machen, dass er es wirklich... schön gefunden hatte. Plötzlich ertönte die Stimme des Blonden: „Hey, schau mal da vorne! Ein Dorf!“ Er sah auf. Tatsächlich tauchten Häuser vor ihnen auf. Es waren zwar nicht viele, dennoch herrschte auf dem zentralen Platz zwischen den Häusern ein reges Treiben. Zwei in edle Kimonos gekleidete Personen, ein junger Mann und eine junge Frau, wurden von allen umgarnt und beglückwünscht. Eine Hochzeit! In respektvoller Entfernung hielten die beiden an und sahen dem bunten und fröhlichen Treiben eine Weile zu, bis die Dorfbewohner sie entdeckten und zu sich winkten. Etwas unsicher, aber der Einladung nachkommend, schoben sie ihre Räder auf den Dorfplatz und gratulierten dem Paar. Die Braut strahlte die beiden glücklich an, nachdem sie sich vorgestellt und erzählt hatten, wieso sie auf ihren Fahrrädern hier entlangkamen: „Das finde ich aber schön! Wisst ihr was? Ihr seid herzlichst zur Feier heute Abend hier im Dorf eingeladen, wenn wir mit den familiären Feierlichkeiten fertig sind!“ Deidara lächelte fröhlich und verbeugte sich dankend: „Es wäre uns eine große Freude.“ Sasori verbeugte sich ebenfalls, war aber nicht ganz so begeistert von der Idee: „Vielen Dank.“ Während das Brautpaar und die Familie das Dorf verließen, um die Zeremonie in einem kleinen nahegelegenen Shinto-Schrein fortzusetzen, führte eine ältere Dame sie zu einer kleinen Stelle hinter den Häusern, wo sie ihr Zelt aufschlagen konnten. Am Abend saßen sie mit den Dorfbewohnern an einem langen Tisch, den sie aus mehreren einzelnen zusammengesetzt hatten, und der mit allerlei Köstlichkeiten und liebevoll arrangierten Gestecken vollgestellt war. Lampions hingen über ihnen und waren an den Häusern festgebunden. In allerlei Farben spendeten sie in der mittlerweile herrschenden Dunkelheit Licht. Die Sterne funkelten über ihnen und der Mond schien mit ihnen feiern zu wollen. Sasori fühlte sich zwischen all den fremden Menschen nicht wirklich wohl. Sicherlich war es eine nette und ausgelassene Stimmung, aber so viele neugierige Blicke waren auf ihn gerichtet, so viele Fragen wurden gestellt und jedes Mal, wenn sie irgendetwas erzählten kam er sich wie ein Lügner vor. Deidara schien das Ganze wesentlich leichter zu fallen und erzählte davon, dass sie seit Jahren befreundet waren, dass der Blonde als Künstler arbeitete neben der Schule und dass er ihn dabei unterstützte. Was an sich alles stimmte. Dass Deidara gleichzeitig aber von einer Tour zur Stärkung ihres Charakters auf dem Weg zum Mannsein verkaufte, das ließ ihn einfach nur nervös werden. Er wusste ja durch den Blonden, wie schwierig dieses Thema war, aber dieses Lügen war so gar nicht sein Fall, weshalb er lieber schwieg und dadurch so manchen Blickkontakt von hier lebenden Mädchen auf sich zog, die nicht zwingend an dem ununterbrochen quatschenden Deidara interessiert waren. Schlimmer noch: immer wenn der Blonde mal wieder besonders dick auftrug und ER deswegen schon rot anlief, fingen die Mädchen auch noch blöde an zu kichern. Das Thema war und blieb schwierig. Eigentlich lebten sie ja in einem wirklich toleranten Land, aber in einem winzigen Dorf von außerhalb war es noch schwieriger sich als bekennender Schwuler zu präsentieren. Homosexuelle Kontakte waren akzeptiert... aber von Liebe unter Männern wollte dann doch niemand etwas wissen. Und wer wusste schon, wie diese Dorfpomeranzen darauf reagieren würden... Deidara übertrieb es mal wieder maßlos mit einer Geschichte. Erzählte stolz von seinem ersten Kuss, ließ dabei allerdings das winzige Detail aus, dass dieser mit einem anderen Mann gewesen war! Sasori senkte den Blick, lief blutrot im Gesicht an und hörte dieses dusselige Mädchenkichern. Fürchterlich! Es war froh, wenn sie endlich wieder unterwegs sein würden! Mit glühenden Wangen starrte er stur auf seinen Teller und schob sich ein Stück frisch gemachtes Sushi in den Mund. Seufzend schüttelte er leicht den Kopf. Wann war diese Tortur nur endlich vorbei?! Erschrocken sah er auf, als eine Hand sich, vom Tisch gut verdeckt, auf sein Bein legte. Deidara lächelte ihn an und strich vorsichtig ein paar Mal auf und ab, ehe er sich zu ihm beugte und ihm ins Ohr flüsterte: „Was ist los mit dir? Gefällt es dir nicht?“ Er seufzte: „Ich... fühle mich nicht so wohl. Du tischst hier ganz schöne Märchen auf...“ - „Ach, als ob wir jemals jemanden wiedersehen. Und außerdem kennst du das Problem außerhalb der Stadt. Darüber hinaus... ich lüge ja nicht, ich sage nur nicht die ganze Wahrheit.“ - „Ich finde nur, dass du mir eine Spur zu viel Spaß an dieser Flunkerei hast und gleichzeitig...“ Sasori schluckte schwer und nickte in Richtung Tisch: „Und gleichzeitig legst du deine Hand auf mein Knie. Ist das nicht... irgendwie absurd?“ Der Blonde grinste ihn süffisant an und schob die Hand frechdreist einfach weiter das Bein hoch: „Ist es dir so lieber?“ Er musste sich immens zusammenreißen, nicht einfach kreischend aufzuspringen, sah Deidara statt dessen wütend an und fauchte leise: „Hör auf mit dem Quatsch!“ Er konnte die Schamesröte in seinem Gesicht deutlich spüren und wieder kicherten die Mädchen. Hilflos und ausgeliefert, so fühlte er sich gerade! Und Deidaras Hand machte es wirklich nicht besser! Ganz im Gegenteil: statt sich einfach zu entfernen rutschte sie noch ein Stück höher und ließ erst in gefährlicher Nähe zu seinem Schritt endlich von ihm ab. Erleichtert seufzte er auf und widmete sich in gewohnter Verschlossenheit wieder seinem Essen, während seine Gedanken sich überschlugen. Was nur hatte diese Aktion gerade zu sagen? Wieso hatte Deidara das gemacht? Und wieso um alles in der Welt gingen ihm die Mädchen einfach nur auf den Zeiger, während er damit zu kämpfen hatte, dass er sich nicht eingestehen wollte, wie berauschend die Hand auf seinem Bein gewesen war?! Die Hand seines besten Freundes! Wie sollte er, bitteschön, aufhören über diese Küsse nachzudenken, wenn Deidara es immer wieder provozierte und das mit solchen Aktionen? Ihm war der Appetit vergangen und er sah auf. Hier zwischen all den Hochzeitsgästen würde er keine Ruhe finden und genau die brauchte er jetzt! Er verabschiedete sich und zog sich mit der Ausrede zurück, dass er von dem anstrengenden Tag einfach nur schrecklich müde war. Während er deprimiert in Richtung Zelt lief konnte er hinter sich hören, wie auch Deidara noch einen schönen Abend wünschte und auch die letzten Mädels enttäuscht tuschelten. Der Blonde schloss zu ihm auf und sah ihn besorgt an: „Was ist denn nur los mit dir? Wieso gehst du so plötzlich?“ Er knurrte: „Geh ruhig zurück und mach dir keine Sorgen. Ich brauche nur ein wenig Ruhe.“ Wie nicht anders erwartet schüttelte Deidara den Kopf: „Nichts da, ich sehe doch, dass was nicht stimmt, da lasse ich dich doch nicht alleine!“ Sie erreichten das Zelt. Während er es öffnete, sah er seinen Freund mahnend an: „Deidara, ich habe keine Lust darüber zu reden. Bitte lass mich einfach einen Augenblick in Ruhe...“ - „Damit du, was auch immer es ist, es wieder kaputtdenken kannst und doch nicht zu einer Lösung kommst?! Nee.“ Der Blonde gab ihm einen wohl portionierten Schubs und er landete mit dem Bauch auf der Luftmatratze, ehe Deidara ihm ins Zelt folgte und dieses wieder verschloss. Rasch machte er eine kleine Lampe an und sah auf: „Ich habe aber 'nein' gesagt!“ Sein bester Freund grinste ihn jedoch nur breit an: „Aber ich weiß ganz genau wann du 'nein' sagst, aber 'ja' meinst! Also... wieso bist du so schlecht drauf?“ Er ließ sein Gesicht ins Kissen fallen und seufzte laut. Doch es half nichts. Deidara rückte an ihn heran und tippte ihm ununterbrochen auf die Schulter: „Los! Erzähl! Ich kann das die ganze Nacht! Mach schon! Los jetzt! Mund auf! Ich nerv dich! Bis du redest!“ Ruppig drehte Sasori sich zur Seite und schlug die nervtötende Hand weg: „Himmel, du bist eine Nervensäge!“ Er wandte den Blick ab und seufzte: „Ich fühle mich einfach nicht wohl in meiner Haut, wenn ich zwischen fremden Menschen sitze und du diesen dreist ins Gesicht lügst, dass du ja so einen tollen ersten Kuss hattest! Ich hatte einfach die ganze Zeit das Gefühl, dass das jeder weiß, dass ich das war und kann mir kaum vorstellen, dass es SO super gewesen sein soll... Und dass die mir das nicht vom Gesicht ablesen konnten ist auch alles!“ Schmunzelnd legte Deidara sich auf die Seite und stützte den Kopf auf den Arm, sah ihn dabei eindringlich und irgendwie amüsiert an: „Es WAR so toll! Bist du jetzt sauer, weil ich aus dir eine mysteriöse 'Unbekannte' gemacht habe, oder...?“ - „Nein! Nur... wie schaffst du es so locker zu bleiben? Auf der einen Seite bist du so... extrovertiert und nimmst kein Blatt vor den Mund, andererseits benimmst du dich wie immer und versuchst dich bei diesen Dörflern als Hete zu verkaufen?! Das... verwirrt mich.“ Nickend grinste der Blonde: „Verstehe. Aber ich habe mich nicht als Hete verkauft. Ich habe nur ein bisschen was erzählt, ob die daraus jetzt schließen, dass ich hetero bin, das ist deren Sache. Sollen sie doch interpretieren was sie wollen, wir wissen es besser.“ Seufzend strich Sasori sich über das Gesicht: „Ja, das tun wir! Und ich habe nicht umsonst gesagt, dass ich das Thema gerne abhaken würde. Aber nein! Du erzählst allen davon auf einer Hochzeit, bei der wir Gäste sind und niemanden kennen!“ Deidara schüttelte den Kopf: „Das habe ich genauso wenig getan. Ich habe dich mit keinem Wort erwähnt. Sasori, du musst einfach als Schwuler ein paar... Tricks auf Lager haben, manchmal. Ich stehe dazu, aber ich binde es nicht Leuten auf die Nase, die das erstens nichts angeht und die zweitens leider mit großer Wahrscheinlichkeit eine sehr geringe Toleranz haben. Es geht mir nicht darum die Leute zu bekehren, sondern in meiner Lebensweise glücklich zu sein. Und das bin ich!“ Sasori stockte und sah seinen Freund einen Augenblick lang an. So hatte er das noch gar nicht betrachtet, aber es machte irgendwie Sinn. Er nickte: „Okay, tut mir Leid. Ich bin nur...“ Der Blonde rückte näher, bis sich ihre Nasenspitzen berührten und lächelte: „Ich weiß. Du bist dir über deine Gesinnung noch nicht klar.“ Seine Augen weiteten sich durchaus panisch, doch Deidara schmunzelte leise: „Glaube mir, wenn du dir sicher wärst, dann hättest du meine Idee vor ein paar Tagen sicherlich nicht angenommen. Wirklich nicht! Ich habe das neulich aus purem Spaß und reiner Provokation mal mit Hidan versucht und prompt einen auf die Schnauze bekommen.“ Er schluckte schwer: „Daher das blaue Auge...“ - „Jep. Ich wusste, dass er 'nein' sagen würde, aber ich wollte ihn einfach ärgern. Gut, der Schuss ging halt nach hinten los, aber was solls? Das dumme Gesicht von ihm war mir das blaue Auge echt Wert!“ Der Blick in den blauen Augen wurde wieder ernst: „Das Einzige, was ich wirklich schade finde ist, dass ich niemals heiraten werde. Ich bin mir sicher, dass ich das schon irgendwann mal gerne täte... aber gut, so ist es nun einmal.“ Ungläubig schüttelte Sasori den Kopf und sprach leise: „Weißt du eigentlich wie sehr ich... na ja... wie sehr ich es bewundere, mit wie viel Selbstbewusstsein du durchs Leben gehst? Hattest du niemals Probleme mit deiner... Homosexualität?“ - „Nö, eigentlich nicht. Das hätte ich dir erzählt. Ich schere mich wenig darum, was andere von mir halten oder über mich denken. Denn mein Selbstbewusstsein habe ich auch dir zu verdanken.“ Deidara lächelte ihn sanft an und hauchte einen Kuss auf seine Wange: „Du hast mich immer so akzeptiert, wie ich bin. Warst immer für mich da. Das hat mir immer den Rückhalt gegeben, um erhobenen Hauptes durchs Leben zu gehen.“ Peinlich berührt wandte Sasori den Blick ab: „Ich?! Also... du akzeptierst mich doch auch so wie ich bin... und trotzdem habe ich bei Weitem nicht so ein Selbstbewusstsein wie du.“ - „Ja, weil du dich selber noch nicht akzeptiert hast. Und weil du eben nicht ich bist, sondern du. Du bist ruhig und für die meisten Menschen vielleicht unscheinbar oder gar abweisend. Aber ich weiß es besser, dass du etwas Besonderes bist. Tiefgründig, philosophisch, bedacht und klug. Und das bewundere ICH an DIR.“ Ihre Blicke trafen sich und lagen eine Weile aufeinander, noch immer Nase an Nase. Sasori konnte es kaum glauben, dass Deidara etwas an IHM bewunderte, und doch taten diese Worte gut. Sehr gut sogar. Der Blonde legte die Hand wieder auf sein Bein. Dadurch, dass er noch immer halb auf dem Bauch lag, berührte sie es dieses Mal von der anderen Seite. Sanft strich sie über den Stoff seiner Jeans über seinen Oberschenkel, bis sie kess über seinen Hintern glitt und dort verweilte. Er wollte den Blick abwenden, doch die andere Hand seines besten Freundes legte sich an seine Wange und hinderte ihn daran. Deidara betrachtete das ebenmäßige und, unter der leichten Röte, elegant blasse Gesicht. Er fand es einfach nur niedlich, wie verlegen Sasori immer wurde. Schon immer. Aber mittlerweile war es ihm so richtig bewusst geworden, und er konnte darüber hinaus auch noch selbst dafür sorgen. Er überbrückte die letzten Zentimeter und legte seine Lippen auf die des Rothaarigen, dieses Mal jedoch ohne die Augen zu schließen. Statt dessen fixierten sie die rotbraunen seines Gegenüber und erkannten eine gewisse Portion Gefallen an dem, was er tat; auch wenn es mit einer Menge Zweifel und Angst einherging. Er wollte ja nur einen kleinen Test machen und dabei dieses wundervolle, süchtig machende Gefühl auskosten. Leicht neigte er den Kopf, während er weitere, zarte Küsse auf den Lippen verteilte. Dann kniff er einfach ungeniert in Sasoris Hintern, der augenblicklich protestieren wollte. Doch statt diesen Protest zuzulassen berührten sich ihre Zungenspitzen, und aus dem Protest wurde ein leises Keuchen. Sasori wurde leicht schwindelig, als er Deidaras Zunge an seiner spürte. Nur leicht stupsten sie sich gegenseitig zwischen ihnen an, doch das Gefühl war überwältigend, zumal die Hand des Blonden wieder auf seinem Hintern ruhte. Nur langsam wurde ihm klar, dass sie, statt es sein zu lassen und es zu vergessen, noch viel weiter gingen, als beim letzten Mal. Einfach so! Und dass es sich wahnsinnig aufregend und wunderbar anfühlte. Eigentlich... Dieses Kribbeln auf seiner Zunge war unbeschreiblich! Es erfüllte seinen ganzen Körper und... Panisch riss er die Augen auf und drückte den Blonden von sich: „Deidara! Nein! Das... Ich...“ Er griff in seinen Rucksack und holte seinen Kulturbeutel hervor. „Ich geh mich fertig machen und... wir sollten... ich meine... wir müssen morgen...“ Er rupfte am Reißverschluss herum und öffnete das Zelt. „...wir... bis gleich...“ Deidara sah dem Rothaarigen lächelnd nach und schüttelte den Kopf, während er sich zufrieden seufzend mit der Hand durchs Haar fuhr. Das war... einfach geil gewesen! Noch immer kribbelte alles in ihm, war ihm leicht schummrig. Sasori mochte vielleicht irritiert sein, aber eines wusste Deidara: sein bester Freund stand genauso auf Kerle, wie er selbst! Er musste diesem bei der Erkenntnis nur noch ein wenig Zeit lassen und gleichwohl auf die Sprünge helfen. Schritt für Schritt. Er lächelte und ließ sich auf dem Rücken auf die Matratze fallen, schloss die Augen und summte leise vor sich hin. Ja, er hatte sich total verschossen in den Rothaarigen. Und niemand würde diesem jemals die Ehre nehmen können, seinen ersten Kuss bekommen zu haben. Was auch immer aus ihnen werden würde, diese Entscheidung würde er sicherlich niemals bereuen. Sie ließ ihn sogar in die ziemlich gewagte Überlegung abdriften, ob da noch mehr möglich war. Einen Versuch war es ja wohl wert... {Flashback Ende} Die beiden sahen sich aus den Augenwinkeln an und hatten die Stadtgrenze bereits hinter sich gelassen. Deidara lächelte herausfordernd und legte ihm eine Hand auf sein Bein: „Wirst du eigentlich immer noch so schnell verlegen?“ Die Hand glitt sein Bein weiter herauf und machte Anstalten seinen Schritt zu berühren. Mit hochrotem Kopf fauchte Sasori aufgebracht: „Lass den Blödsinn!! Bist du wahnsinnig?! Ich muss fahren!“ Mit Mühe krallte er sich am Lenkrad fest und konzentrierte sich auf die Straße vor ihm. Deidara konnte so ungemein unverschämt sein! Ein süffisantes Grinsen traf ihn von der Seite: „Wirst du. Manche Dinge ändern sich wohl nie.“ Er funkelte den Blonden wütend an und keifte: „Lass den Scheiß endlich sein! Sonst schmeiß ich dich raus und du kannst zurück LAUFEN, verstanden?!“ - „Pffff, Angsthase.“ - „DEIDARA!“ Die Hand strich hauchzart über die „verbotene Zone“ und Deidara grinste: „Hups, wie ungeschickt...“ 3 ½ Stunden später steuerte Sasori den Impala auf den Parkplatz vor dem FBI-Gebäude von Orlando. Er war froh, dass dieses dumme Thema nach Deidaras blöder Aktion schnell vergessen war und er sich nun wieder seiner Arbeit widmen konnte. Sie stiegen aus und schritten gemeinsam ins Gebäude. In der kleinen Eingangshalle stand ein schlicht gehaltener Schalter, hinter dem eine junge Frau saß. Sie sah in ihrem Kostüm seriös aus, auch wenn ihr Blick verriet, dass sie diesen Job nicht unbedingt gerne tat. Sasori trat an den Schalter heran: „Guten Tag. Mein Name ist Akasuna, ich bin Privatermittler und ich suche eine FBI-Agentin mit dem Namen Senju, die aus Miami für einen Fall hierher nach Orlando kam. Können Sie mir eventuell sagen, wo ich Agent Senju finden kann?“ Die junge Frau lächelte freundlich und nickte: „Ich müsste ihre Marke sehen, bevor ich Ihnen Auskunft geben kann.“ Sasori kramte sein Portemonnaie aus der Hosentasche, klappte dieses auf und hielt der Informationsdame seine Marke entgegen: „Reicht Ihnen das?“ Sie musterte die Marke streng, ehe sie ihn freundlich ansah: „Natürlich, das reicht. Kleinen Augenblick, bitte. Ich schaue im System nach.“ Sie wandte sich einem Computerbildschirm zu und tippte eilig auf der davor liegenden Tastatur herum, währenddessen sah der Rothaarige sich um und steckte seine Geldbörse wieder weg. Innerlich musste er leicht schmunzeln, da diese FBI-Zentrale denselben „Charme“ versprühte, wie die in Miami. Grau in grau und eher spartanisch eingerichtet, als auf Gemütlichkeit gemacht. Die junge Dame sah lächelnd auf: „Also, Mister. Agent Senju arbeitet mit Agent Scully zusammen. Ihr Büro finden sie im dritten Stock, Flur A, Zimmer 314.“ - „Ich danke Ihnen.“ - „Immer gerne, Detective.“ Er wandte sich von der Information ab und deutete Deidara an, ihm zum Lift zu folgen, wo er ungeduldig auf den Knopf drückte. Sie hatten schon so viel Zeit verloren! Wie er das hasste... Aber immerhin waren sie heil angekommen und Agent Senju offenbar endlich einmal zu sprechen. Die Tür öffnete sich, die beiden stiegen ein und er drückte den Knopf für die dritte Etage. Leise ratternd schloss die Tür sich wieder und mit geradezu unheimlichen Geräuschen setzte die Kabine sich in Bewegung. Erstaunlich schnell erreichten sie die gewünschte Etage und folgten dem A-Flur, bis sie nach einer Weile vor dem gesuchten Zimmer standen. Nachdem Sasori kurz am Schild vergewissert hatte, dass dies tatsächlich das Büro von Agent Scully war, klopfte er und eine raue Frauenstimme bat die beiden herein. Sasori öffnete und betrat mit Deidara den Raum, der abermals die Tür hinter ihnen schloss. Ähnlich wie Agent Uminos Büro bot auch dieses hier keinerlei Schnickschnack oder kreative Einrichtung. Hinter dem Schreibtisch saß eine recht kleine, rothaarige Frau; davor eine große Blonde. Beide sahen fragend auf und Sasori verbeugte sich: „Entschuldigen Sie die Störung, meine Damen. Mein Name ist Akasuna no Sasori, das neben mir ist der Künstler Bangart, und ich würde gerne Agent Senju ein paar Fragen stellen. Es geht um eine sehr dringende Angelegenheit in einem Fall, an dem ich als Privatermittler arbeite.“ Die Blonde erhob sich von ihrem Stuhl und verbeugte sich ebenfalls: „Ich bin Angent Senju. Was kann ich für Sie tun, Detective?“ - „Ich habe schwerwiegende Indizien, die darauf hinweisen, dass der gesuchte Täter in meinem Fall aus ihrer Abteilung in Miami stammt oder zumindest Kontakte zu ihr hat. Ich habe bereits von Agent Hatake und Agent Umino ein paar Informationen erhalten, doch ich wollte jeden einzelnen von ihnen befragen. Können Sie mir helfen die Begebenheiten zu verstehen, die vor etwa 7 Jahren in Japan passiert sind?“ Seufzend nahm Tsunade wieder Platz, während Scully auf die anderen Stühle deutete: „Setzen Sie sich. Ist es in Ordnung, wenn ich hier bleibe oder soll ich Sie alleine lassen?“ Die Blonde winkte ab: „Schon gut, Dana. Du kannst ruhig hier bleiben. Irgendwie habe ich damals schon geahnt, dass mich dieser Fall lange verfolgen wird. Aber ich habe kaum etwas mitbekommen, wie kann ausgerechnet ich Ihnen da helfen?“ Nachdem sie sich hingesetzt hatten sah Sasori auf und erklärte: „Es geht mir weniger um den Fall an sich, als um gewisse Geschehnisse, die währenddessen möglicherweise passiert sind. Können Sie sich an irgendetwas erinnern, das Ihnen ungewöhnlich vorkam?“ Kurz überlegte Agent Senju und rief sich die Ereignisse wieder in Erinnerung: „Also... der ganze Fall war merkwürdig. Doch eine Sache war besonders seltsam...“ {Flashback} Es war still, doch die Luft vibrierte. Sie standen im Vorraum der Halle und warteten auf den richtigen Augenblick. Noch waren sie verdeckte Mitglieder der Bande und waren zur Überwachung des Eingangs eingeteilt worden. Ihr Herz raste, in ihr herrschte die Ruhe vor dem Sturm. Nur noch wenige Augenblicke, dann würde es losgehen. Gebannt wartete sie auf ein Geräusch in ihrem Ohr, das durch den kleinen geradezu unsichtbaren Kopfhörer tönen würde, wenn es losging. Sie sah Orochimaru und Madara an, die ebenfalls angespannt warteten. Dann, endlich, ertönte Kakashis Stimme in ihren Ohren: „Wir sind in Position. Beginn der Operation in drei... zwei... eins... LOS!“ Tsunade entsicherte ihre Waffe und stürmte mit ihren beiden Kollegen weiter ins Gebäudeinnere. Sie durchstreiften eine große Lagerhalle und schlichen auf zwei nebeneinanderliegende Türen zu, die von anderen Gangmitgliedern bewacht wurden. Madara und Orochimaru stürmten voraus und brüllten: „Polizei! Keine Bewegung!!!“ Die Männer sahen erschrocken auf, brüllten etwas auf russisch in die Hinterzimmer. Im linken Raum konnte man das Labor deutlich erkennen, der rechte jedoch schien leer zu sein. Die Mafiosi rannten panisch in alle Himmelsrichtungen und reagierten ganz anders, als üblich oder geplant. Sie stürmte auf das linke Hinterzimmer zu, um die Flüchtigen mit den anderen zu stellen. Doch plötzlich stieß etwas oder jemand sie zur Seite und sie stolperte in den rechten Raum, in dem sie sich zwei Männern gegenübersah. Reflexartig riss sie ihre Waffe hoch und schoss auf die Bewaffneten, die auf sie zielten. Leblos fielen die beiden Männer zu Boden und Tsunade lauschte auf. Hinter ihr stürmte ein weiterer Gangster in den Raum. Ruckartig fuhr sie herum und schoss abermals. Wieder verfehlte sie ihr Ziel nicht. Sie blickte nach draußen und sah, wie am Eingang ein Gerangel ausbrach. Was zum Henker war hier los? Es schien niemand überrascht zu sein, dass sie hier waren! Während sie noch zu Atem kam, ertönten von nebenan merkwürdige Geräusche. Dumpfe Geräusche von fallenden Körpern, ein Aufschrei und urplötzlich etwas, das wie eine sehr verzerrte Kinderstimme klang: „Ihr kriegt mich nicht! Ihr kriegt mich nicht! In diesem Spiel bin ich der Besteeee!“ Immer und immer wieder wiederholte sich dieser unheimliche Singsang, der sich mit dem Tumult vom Eingang und von nebenan vermischte. Ein Fenster ging zu Bruch und sie stürmte aus ihrem kleinen Raum, betrat augenblicklich den nebenan. Vor ihren Füßen lag Orochimaru und blutete aus einer Platzwunde am Kopf. Neben diesem rappelte Madara sich auf und sah sie ernst an: „Irgendjemand hat uns verpfiffen! Die haben uns niedergeschlagen!!! Ich glaube Orochimaru ist ohnmächtig! Wir müssen ihn hier herausschaffen!“ Sie eilte zu ihrem Kollegen und half diesem, den Ohnmächtigen nach oben zu hieven. Vor der Halle waren deutlich die Schusswechsel zu hören. Sie sah sich um und blickte kurz Madara an: „Wenn wir diese Schweine schon nicht kriegen, dann lass uns dieses Drecksloch wenigstens zerstören.“ Der Schwarzhaarige grinste: „Gut. Kannst du ihn eben alleine halten?“ - „Passt schon.“ Der Uchiha ließ Tsunade mit Orochimaru stehen und holte ein Sturmfeuerzeug aus seiner Tasche. Die umgekippten Chemikalien würden schon für die nötige Hitze sorgen. Er drehte kräftig am Rädchen und lächelte, als die Flamme aufflackerte, ehe er das Feuerzeug auf den Tisch legte. Augenblicklich entzündeten sich die aufsteigenden Gase der Chemikalien und ließen das Feuer rasch größer werden. Schnell kehrte er zur Blonden zurück, half ihr wieder beim Stützen des Ohnmächtigen und verließ mit ihnen den Raum, der hinter ihnen immer mehr in Flammen aufging. Was auch immer hier gerade schief gelaufen war, ein Zufall oder schlechte Planungen waren es nicht gewesen, das konnte Tsunade absolut ausschließen. Sie hatte hinter Orochimaru gestanden, als sie in den Raum stürmen wollten. Was aber dazu geführt hatte, dass sie im falschen Zimmer gelandet war, das konnte sie gar nicht so genau sagen. Es war alles so verdammt schnell gegangen. Das Einzige, was sie sich noch viel weniger erklären konnte, das war dieser merkwürdige Singsang, den sie gehört hatte. Sie hatten den Eingang fast erreicht, als ihnen Kakashi, Iruka und die Verstärkung entgegenkamen und sofort klar war, dass sie herbe Verluste hatten einstecken müssen. Irukas Gesicht war blutverschmiert und die Truppe war deutlich kleiner, als sie es sein SOLLTE. Es gab keinen Zweifel: Sie waren in einen Hinterhalt geraten! {Flashback Ende} Tsunade seufzte: „Es tut mir wirklich Leid, aber mehr kann ich Ihnen auch nicht erzählen. Hinterher flüchtete Orochimaru, nachdem man ihm Hochverrat vorgeworfen hatte und letztlich wurde er schuldig gesprochen, da eindeutige Fingerabdrücke auf wichtigen Beweismitteln gefunden worden waren von ihm. Ich hatte erst daran gezweifelt, aber die Beweise zeigten, dass er wohl derjenige gewesen war, der uns verraten hatte.“ Sasori nickte: „Verstehe. Haben Sie danach jemals wieder diese Stimme gehört oder etwas vergleichbares?“ - „Nein. Ich habe auch nicht mehr weiter darüber nachgedacht, weil wir sofort erste Hilfe leisten mussten und dieser Einsatz sehr viele Befragungen und Untersuchungen nach sich gezogen hatte, inklusive der Suche und Verurteilung von Orochimaru.“ Agent Scully sah besorgt auf und schüttelte ein wenig ungläubig den Kopf: „Ein höchst suspekter Fall, Detective. Haben Sie noch weitere Fragen? Ansonsten würde ich gerne mit unserer Arbeit hier fortfahren, wenn es recht ist.“ Sasori erhob sich, nickte und verbeugte sich: „Natürlich. Ich danke Ihnen, Agent Senju. Agent Scully.“ Tsunade lächelte: „Falls Sie noch Fragen haben können Sie mich hier oder später wieder in der Zentrale in Miami telefonisch erreichen.“ - „Ich danke Ihnen für das Angebot und komme im Falle von Unklarheiten gerne darauf zurück.“ Deidara verabschiedete sich ebenfalls, ehe die beiden das Büro wieder verließen. Auf dem Flur sah Sasori auf die Uhr und seufzte: „Es ist schon nach 15 Uhr... ich glaube, wir sollten morgen in Ruhe weiterfahren, was meinst du?“ Der Blonde lächelte: „Klingt gut. Aber wo willst du schlafen? Im Wagen?“ - „Blödsinn!“ - „Dann buche ich uns ein Hotelzimmer und...“ Sie stiegen in den Fahrstuhl ein und der Rothaarige drückte seufzend den Knopf: „Nein, auch das nicht. In Richtung Raiford wird es an der Stadtgrenze sicherlich ein Motel geben, das reicht für eine Nacht völlig.“ Entsetzt sah der Blonde auf: „So eine schäbige Absteige?!“ - „Wieso schäbig? Nicht alle Motels sind Dreckslöcher, es sind nur eben keine 5 Sterne-Paläste. Hast du ein Problem damit?“ - „Nein... es... ich habe wohl keine rechte Ahnung mehr von einem normalen Lebensstandard.“ Mit einem „Bing“ öffnete die Fahrstuhltür sich wieder und Sasori trat grinsend heraus: „Nein! Ehrlich?! Ich bin fassungslos.“ - „Dämlack.“ - „Zicke.“ Die beiden grinsten sich gegenseitig an, während sie in den Wagen stiegen. Mit dem dröhnenden Sound von „Back in black“ aus den Boxen fuhren sie vom Parkplatz auf der Suche nach einem Motel. Eine halbe Stunde später standen sie an der Rezeption einer solch gesuchten Unterkunft und warteten auf den Vermieter. Zum gefühlt hundertsten Mal klopfte Sasori auf die kleine Klingel, die auf dem Tresen stand und sah sich genervt um. So hatte er sich ein klassisches und stereotypisches Motel vorgestellt: dunkles Eichenholz zierte Boden, Wände und den Tresen; vom Wetter getrübte Fenster ließen kaum Licht herein; ein dunkelroter, schwerer Teppich lag in der Mitte des kleinen Entrees; olivgrüne Gardinen schienen Relikte aus den 60er Jahren zu sein und bissen sich fürchterlich mit den orangen Plastikstühlen in der Ecke; es roch intensiv nach Alter. Dieser leicht muffige, schwere Geruch, den man bei alten Menschen in jeder Wohnung in die Nase bekam. Hinter dem Tresen war eine Tür, hinter der Licht brannte und durch einen Perlenvorhang eine uralte Küche mit grauem PVC-Boden erahnen ließ. Abermals klingelte Sasori Sturm und, endlich, hörte man etwas aus dem Hinterzimmer. Ein tiefes Grummeln, ein Stuhl, Schritte. Ein alter, ergrauter Mann, der gut und gerne als Vollblut-Texaner hätte durchgehen können, schummelte sich durch die Perlen, rieb sich seinen kratzig anhörenden Stoppelbart und knurrte: „Ja?“ Genervt murmelte der Rothaarige: „Zwei Einzelzimmer, bitte.“ - „Nö.“ So langsam verlor er eindeutig die Geduld mit diesem Landei! Er fauchte: „Was heißt hier 'nö'?!“ - „Keine mehr frei.“ - „Großartig! Haben Sie überhaupt noch etwas frei?“ - „Jo.“ Ruuuuhig! Gaaaanz ruuuhig! Er sah den Alten an, atmete tief durch und sprach weiter: „Und WAS haben Sie noch frei?“ - „Doppelzimmer.“ - „Dann nehmen wir eben so eins!“ Er donnerte Geld auf den Tresen: „Hier, ich zahle im Voraus. Eine Nacht. Schlüssel bitte!“ - „Nö.“ Irgendwie musste Sasori gerade an die Explosion in Deidaras Wohnzimmer denken und knurrte gefährlich genervt: „Wieso?!“ - „Erst Namen eintragen. Auf welchen Namen nehmen Sie das Zimmer, Sir?“ Ihm schwante Böses! „Akasuna.“ - „Kamasutra?“ - „AKASUNA! A-K-A-S-U-N-A!“ - „Also: A.... K... weiter?“ - „A!!!“ - „Ja?“ - „S!“ - „Aha?“ - „U!“ - „Mhmh.“ - „N!“ - „'kay.“ - „A!“ Der Alte nickte zufrieden, drehte sich in aller Seelenruhe um, nahm mit zittrigen Händen einen Schlüssel aus dem Kasten und legten diesen auf den Tresen: „So, Mister Kamasutra. Ist im Obergeschoss. Soll ich Sie...?“ Völlig genervt nahm Sasori den Schlüssel an sich und keifte: „Danke, nein! Wir finden den Weg schon!“ Er schnappte schnaufend seinen Koffer und marschierte auf die Treppe zu, von einem dreckig grinsenden Deidara gefolgt. Den bescheuerten Namen würde er wohl nie wieder loswerden! Und das Gesicht des Blonden sprach Bände, großartig! Während er total entnervt die Zimmertür aufschloss zischte er Deidara gereizt an: „Guck mich nicht so an, Zicke! Wenn du das Wort Kamasutra auch nur denkst, dann lasse ich dich morgen früh hier!“ Irgendwie gut gelaunt betrat der Blonde das Zimmer. So einen Spaß hatte er schon lange nicht mehr gehabt und er freute sich schon riesig, was diese Reise wohl noch alles mit sich bringen würde. Es kam ihm jedenfalls nicht ungelegen, dass er wieder mit dem Rothaarigen im Arm würde einschlafen können. Und er war sich ziemlich sicher, dass Sasori dabei auch den Ärger mit diesem lustigen Alten unten bald vergessen haben würde. Kapitel 22: Die Muse und der Schüler ------------------------------------ Die Schleuse schloss sich hinter ihnen mit einem lauten, schweren und metallischen Krachen. Nun waren sie für eine Weile von der Außenwelt abgeschnitten. Betraten eine eigene, kleine Welt, die ihre eigenen Gesetze hatte. Eine Welt, in der es für den Augenblick keinen Kontakt mehr nach draußen geben würde. Alles, was sie bei sich trugen wurde ihnen von Beamten am Eingang abgenommen: von Sasoris Dienstwaffe, bis zum Schlüssel verschwand alles in einer kleinen Kiste. Ein ungeschriebenes Gesetz in diesen Mauern war, dass alles zu einer Waffe umfunktioniert werden konnte. Deidara und Sasori folgten einem weiteren Beamten, der sie durch mehrere Sicherheitstüren geleitete, bis sie in einen Flur kamen, dem selbst die grau gehaltenen Gänge der FBI-Zentralen keinerlei Konkurrenz bei der Trostlosigkeit machen konnten. Diese Gestaltung hier sagte nur eines: Du bist im Gefängnis und das wirst du in jedem Winkel dieses Gebäudes zu spüren bekommen! Fahles künstliches Licht flimmerte dumpf von den Decken und trösteten nicht im Geringsten über das fehlende Tageslicht hinweg. Kein Geräusch, abgesehen von ihren Schritten, war hier zu hören. Kein Mensch war zu sehen. Nicht einmal ein leichter Geruch erfüllte die Luft, da war nichts, was die Nase in irgendeiner Art und Weise reizen konnte, nicht einmal ein bisschen. Es war weder warm noch kalt. Ein Ort, an dem man rasch das Gefühl bekam, dass man einfach nur tot war, weil nichts die Sinne berührte. Keinen einzigen. Es war ein deprimierender Ort. Selbst ein Bestattungsunternehmen versprühte mehr Gefühl von Lebendigkeit und Leben, als dieses Gefängnis. Der Beamte blieb vor einer Bürotür stehen, schloss mit einem Schlüssel des an der Hose befestigten Schlüsselbundes auf und deutete den beiden an voraus zu gehen. Sie betraten das Büro, das einen fast schmerzlichen Kontrast zu dem Flur bot. Es war gemütlich und sehr persönlich eingerichtet, mit Pflanzen, Bildern und eleganten Möbeln, wie einem großen hellen Schreibtisch, einem bequem wirkenden Schreibtischstuhl und mehreren modern aussehenden Sitzmöglichkeiten vor dem Arbeitsplatz des Direktors. Hinter ihnen wurde die Tür wieder verschlossen, ehe der Beamte daneben Stellung bezog und sie mit geschultem Blick beobachtete. Hinter dem Schreibtisch erhob sich ein relativ junger Mann, Sasori schätzte ihn auf etwa Anfang bis Mitte 30, und lächelte den beiden freundlich zu, reichte ihnen zur Begrüßung die Hand: „Detective Akasuna, nehme ich an?“ Sasori nickte: „In der Tat. Das ist mein Klient: Bangart.“ Der Direktor nickte: „Willkommen. Ich bin Direktor Smith. Sie möchten also den Inhaftierten..." er griff nach einer Akte und schielte auf die erste Seite. „...Orochimaru?! Hat der Kerl keinen Nachnamen? Oder keinen Vornamen?“ Er zuckte mit den Schultern. „Jedenfalls... Sie wollen sich also mit diesem käsigen Irren unterhalten, richtig?“ Skeptisch hob Sasori eine Augenbraue. Dieser Direktor war äußerst merkwürdig und schien sich selbst für ungemein lustig zu halten. Und wieso kannte der Orochimaru nicht? Er nickte: „Richtig, genau den wünsche ich zu sprechen. Aber eine Frage... kennen Sie alle Ihre Insassen so schlecht?“ Etwas beleidigt klappte Direktor Smith die Akte wieder zu und knurrte: „Ich bin die Urlaubsvertretung. Ich würde vorschlagen, dass wir uns mal auf den Weg machen. Zu unserer Sicherheit wird uns Mr. Neo begleiten.“ Er deutete auf den jungen Beamten neben der Tür, der sie bereits zum Büro begleitet hatte. Sasori nickte zwar, konnte sich allerdings kaum dagegen wehren, dass er ein sehr merkwürdiges Gefühl hatte. Irgendetwas lief hier doch völlig falsch! Sie erhoben sich wieder und folgten dem Direktor und dem Schließer nach draußen, ehe sie den Flur weiter hinabgingen. Nach weiteren Sicherheitstüren, die sie passierten, erreichten sie nach einer Weile den Trakt mit den Hochsicherheitszellen, in denen die Insassen in Einzelhaft saßen. Sasori stutzte. So weit er wusste war es mehr als ungewöhnlich, dass ein wegen Hochverrats Verurteilter unter solch drastischen Bedingungen inhaftiert war. Da schien es noch etwas zu geben, von dem er bisher noch nichts gehört hatte und er ahnte, dass es etwas mit dem Verschwinden Orochimarus zu tun haben musste. Er hatte die Akte wirklich durchgewälzt, mehrere Male, doch wirkliche Aufzeichnungen über die Suche nach Orochimaru hatte er nicht finden können. Es war fast so, als sollte irgendetwas verheimlicht werden. Immer nur war von einem plötzlich psychopathischen Verhalten die Rede. Leise seufzte er. Auch das würde er schon noch herausfinden. Ebenso wie die dreiste Tatsache, dass er mit seiner schwarzen Schönheit quer durch Florida gefahren war, nur um hier in Raiford vor dem Staatsgefängnis neben einem Wagen zu parken, der seinem wie ein Ei dem anderen glich! Auch wenn es vielleicht kindisch war und absolut unwichtig obendrein, aber dieser Zufall konnte doch bei all den Merkwürdigkeiten kein Zufall sein! Oder? Der Direktor sah einen Beamten an, der vor der Sicherheitstür zu den Zellen stand und nickte diesem zu: „Mr. Morpheus, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie den Gefangenen mit Mr. Neo holen könnten.“ Der angesprochene Bärtige verdrehte für den Bruchteil einer Sekunde die Augen, während Sasori und Deidara von Mr. Smith in den Verhörraum geführt wurden, machten sich aber mit seinem Kollegen auf den Weg. Der Direktor schloss die Tür und setzte sich mit den beiden an den grauen Tisch, ehe er irgendwie dämlich grinste: „Wieso schleppen Sie eigentlich Ihren Klienten mit sich herum?“ Schon wieder machte sich Sasoris Augenbraue selbstständig und sah, wie Deidara dieses Mal auch, Smith skeptisch an: „Jetzt hören Sie mir mal zu... 'Direktor'... Ich weiß nicht wer Sie sind oder was Sie hier machen, aber ich habe vor ein paar Tagen mit Direktor Skinner gesprochen und er versicherte mir höchst persönlich den Termin! Wenn ich nicht in einer dringenden Angelegenheit hier wäre, so würde ich Sie keine zwei Meter mehr laufen lassen, ohne Ihnen den Arm zu brechen! Wer sind Sie und was, zum Henker, machen Sie hier?“ Er grinste kalt, als der vermeintliche Direktor ihn irritiert ansah. „Ich meine: Respekt! Sie haben nicht nur mal eben den Posten des Direktors übernommen, sondern auch noch Gehilfen eingeschleust!“ Der Ertappte seufzte und strich sich durch die kurzen, dunkelbraunen Haare: „Alter, das ist nicht so einfach zu erklären. Direktor Skinner geht es gut, keine Sorge. Er sitzt im Überwachungsraum nebenan. Leider fallen unsere und eure Ermittlungen zusammen und Skinner meinte, dass wir euren Termin schnell über die Bühne bringen sollen, ehe wir mit unserer Arbeit anfangen, denn er hat uns um Hilfe bei ein paar... sagen wir merkwürdigen Aktivitäten hier im Gefängnis gebeten.“ Durch einen Lautsprecher ertönte plötzlich eine Stimme, die Sasori vom Telefonat her schon bekannter vorkam: „Bitte Entschuldigen Sie mein unkonventionelles Vorgehen, Detective. Lassen Sie sich nicht in Ihrer Arbeit stören. Stellen Sie Orochimaru Ihre Fragen, nach Möglichkeit bitte schnell. Wir haben Ihnen diesen Termin nicht ganz uneigennützig gewährt. Dank Ihnen können wir in unserer eigenen Sache während Ihres Gesprächs die Zelle durchsuchen, in die er verlegt wurde. Machen Sie sich also keine Sorgen, es ist alles unter Kontrolle. Und Sie, 'Smith', kommen rüber zu uns!“ Der Brünette lächelte schelmisch und zuckte mit den Schultern: „Sorry, Mädels. Die Pflicht ruft.“ Sasori richtete sich zeitgleich mit ihm auf und packte Smith am Kragen: „Wer auch immer du bist und was auch immer du hier machst, das ist mir herzlichst egal, aber spar dir deine dummen Sprüche, verstanden?“ Das Lächeln verschwand von dem Gesicht und machte einem wütend aggressiven Blick Platz: „Nimmst du wohl deine Pfoten von mir, Freundchen!“ Deidara sprang auf und riss Sasori von dem Brünetten weg: „Hey, was soll der Unsinn?! Lass ihn doch.“ Der vermeintliche Direktor grinste breit und nickte den beiden zu: „Schönen Tag noch, und hör auf die Blondine!“ In der Tür standen die beiden Beamten mit Orochimaru, die sie im Eifer des Gefechts gar nicht bemerkt hatten. Der jüngere Beamte schüttelte seufzend den Kopf: „Wieso sollte er? Das wäre ja so, als würdest DU mal auf deinen Bruder hören...“ Sie setzten den Gefangenen auf einen Stuhl und ketteten ihn an mehreren Stellen an diesem und auch am Tisch fest, ehe sie zu dritt den Raum verließen und die Tür schlossen. Durch den Lautsprecher sprach Skinner noch einmal zu ihnen: „Stellen Sie Ihre Fragen. Falls etwas ist stehen die Beamten bereit.“ Wütend setzte Sasori sich hin. Was für ein bescheuerter Tag! Was auch immer dieser Zirkus hier sollte, um den so eine Geheimniskrämerei gemacht wurde, dieser dämliche Kerl von vorhin würde sicherlich niemals zu seinen besten Freunden zählen! Da war ihm ja der Pavian zu Hause lieber! So ein arroganter Arsch... Er atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen, immerhin hatte er hier noch einen wichtigen Fall aufzuklären. Er sah Orochimaru in die gelblich funkelnden Augen, der ihn mit einem fast unnatürlich schiefen Grinsen ansah und einer Schlange ähnlich zischelte: „Duuuu... Du bist es! Du bist Madaras Schüler!!“ Der Blick wanderte zu Deidara weiter, die Augen weiteten sich panisch: „Und DU!!! Du bist des Teufels Muse! Geh! GEH! Mit DIR rede ich nicht!“ Völlig verwirrt sahen die beiden sich an und Sasori schüttelte fragend den Kopf. Dieser Tag wurde immer bekloppter! Er konnte sich keinen Reim darauf machen, was diese Worte schon wieder zu bedeuten hatten; alleine der Grund, weshalb Orochimaru in diesem Teil des Gefängnisses saß, der wurde mehr als deutlich. Der Kerl war nicht mehr ganz beisammen und redete offenbar wirr, auch wenn die Worte auf eine gleichermaßen erschreckende Weise in SEINEN Ohren Sinn machten. Und in den azurblauen Augen konnte er erkennen, dass es Deidara nicht anders erging. Sasori war sich sicher, dass er auf der richtigen Spur war! Er beugte sich zu dem Blonden und flüsterte: „Vielleicht solltest du wirklich draußen warten, damit ich ein bisschen was aus ihm rausbekomme.“ - „Aber... was ist, wenn der austickt oder so?“ - „Mach dir keine Sorgen, ich bin hier gut aufgehoben.“ Seufzend stand Deidara auf, nickte und sah Orochimaru drohend an: „Okay, ich gehe. Aber solltest du auch nur eine falsche Bewegung machen, dann gnade dir Gott!“ Während der Künstler den Raum verließ, sah hinter der verspiegelten Scheibe „Neo“ „Smith“ an und lächelte leicht: „Kommt mir irgendwie bekannt vor, diese Sorge.“ Der Brünette lächelte ebenfalls: „Hey, du bist und bleibst mein kleiner Bruder!“ Deidara schloss die Tür hinter sich und Sasori fixierte Orochimaru mit seinem Blick: „Gut, wir sind alleine. Also: was ist vor sieben Jahren in Japan passiert?“ Der Schwarzhaarige lachte irre auf und kicherte: „Das würdest du gerne wissen, nicht wahr? Du Musterschüler! Der Meisterschüler und die Muse! Sie haben es nicht geschafft! Ihr seid beide hier! Nihaaaa! Wenn dir dein Leben lieb ist, dann halte dich von der Muse fern!!!“ Versucht unbeeindruckt und monoton ignorierte Sasori das merkwürdige Gerede: „Was ist damals in Japan passiert, Orochimaru? Haben Sie Agent Senju in den falschen Raum gestoßen und die Einheit verraten?“ - „Ich?! Verraten?! HA! Nichts habe ich! Das waren alles 'sie'!!! 'Sie' haben alles zunichte gemacht... Einfach alles...“ {Flashback} Kakashi gab den Befehl über Funk und sie stürmten los. Durch die Halle, zu den Türen in die Hinterräume. Die Mafiosi stürmten ungewöhnlicherweise auf sie zu, suchten den Körperkontakt und stifteten so Verwirrung zwischen ihnen. Er prallte im Lauf gegen jemanden und torkelte zur Seite, sah noch, wie Tsunade in den falschen Raum gestoßen wurde. Er wollte ihr zur Hilfe eilen, da war er bereits im Nebenraum und spürte einen dumpfen Schlag auf seinen Kopf. Schmerzerfüllt fiel er zu Boden, verlor beim Sturz seine Waffe, die ungebremst über den Boden schlitterte. Panisch versuchte er zwischen all den herumlaufenden Beinen nach seiner Waffe zu greifen, als ihm jemand auf die Hände trat, jemand anderes sich auf seinen Rücken setzte und ihm die Augen verband. Von draußen drangen Schüsse an sein Ohr, an das sich plötzlich Lippen legten, von einer unheimlichen, kindlichen Stimme gefolgt: „Ihr kriegt mich nicht! Ihr kriegt mich nicht! In diesem Spiel bin ich der Besteee!“ Die Stimme wurde eiskalt und fast lautlos: „Und du wirst mein Werkzeug sein! Du wirst machen, was immer ich will...“ Strampelnd versuchte er sich zu befreien, als seine Hände wieder freigegeben wurden, doch die Person mit dieser schrecklichen und kindlichen Stimme war verflucht stark, griff seine Hände und presste irgendwelche Dinge an seine Fingerkuppen, während das kindische Gesinge immer und immer wieder wiederholt wurde. Noch ein Schuss ertönte in ziemlich direkter Nähe. Immer mehr Gegenstände wurden mit seinen Fingerabdrücken versehen, so sehr er auch versuchte sich dagegen zu wehren... Dann, ganz plötzlich, durchzuckte ein Schmerz ihn und alles um ihn herum wurde schwarz, dämmerte in immer weitere Ferne, bis er sein Bewusstsein endgültig verlor... {Flashback Ende} Der Schwarzhaarige funkelte Sasori mit einem wahnsinnigen Grinsen an: „Ja, so war es! 'Sie' haben mich zu ihrem Werkzeug gemacht! 'Sie' haben gemacht, dass ich schuldig bin!!! 'Sie' haben MICH ausgesucht, um die Drecksarbeit zu erledigen, haben mir Befehle erteilt, weißt du?!“ Dem Rothaarigen lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Was auch immer XX getan hatte, er hatte diesen einstigen Agent völlig gebrochen und zu einem nervlichen Wrack gemacht! Orochimaru lachte: „Du weißt, dass ich die Wahrheit sage! Du bist ja auch sein Schüler! DER Schüler! Sei froh, dass du dich nicht gegen 'sie' wehren musstest! Ich habe es getan, oh ja! Ich tat es und habe die Strafe bekommen!“ {Flashback} Seufzend schritt Orochimaru zu seinem Wagen. Auch wenn er WUSSTE, dass er unschuldig war, die Beweise des Ausschusses waren einfach erdrückend! Und er hätte wohl auch niemandem Glauben schenken können, der von einem Irren mit Kinderstimme erzählt hätte, der ihm die Fingerabdrücke genommen hatte... Es klang schon so wahnsinnig und bescheuert! Was auch immer er tun würde, sie würden ihn ja doch schuldig sprechen... Wie nur konnte er bloß seine Unschuld beweisen?! Gab es überhaupt noch Hoffnung, wenn ihm schon seine Kollegen nicht trauten? Selbst Madara nicht, der sich doch erstklassig mit Profilen auskannte... Es war deprimierend und ausweglos! Und nun hatten sie ihn, natürlich, bis auf Weiteres vom Dienst suspendiert. Würde er warten, so würden die Beweise ihn erdrücken. Würde er davor fliehen sprach noch mehr für seine Schuld, die er nicht hatte... Dieser Schweinehund aus Japan hatte ganze Arbeit geleistet! Deprimiert und wütend zugleich holte er seinen Autoschlüssel aus seiner Hosentasche, als ein kräftiger Schlag ihn auf den Kopf traf und er, wieder einmal, ohnmächtig zu Boden ging. Er wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, als er wieder aufwachte, aber etwas an seiner Situation erinnerte ihn erschreckend an den Einsatz in Japan! Seine Augen waren blickdicht verbunden. Dieses Mal jedoch war er ordentlich gefesselt und konnte nicht im Ansatz ausmachen, wo er bloß sein könnte. Alles war dunkel und nur dieser kindlich-wahnsinnige Singsang war zu hören: „Ihr kriegt mich nicht! Ihr kriegt mich nicht! In diesem Spiel bin ich der Besteee!“ Immer wieder! Immer... wieder... Bis der Singsang verstummte und schwere Schritte auf ihn zukamen, ehe diese merkwürdige Stimme ihn ansprach: „Ohhhh, du bist ja wach, kleines Werkzeug! Gut, gut, gut! Du wirst etwas für mich tun, Schlange!“ Kalte, große Finger legten sich an sein Kinn und hoben sein Gesicht an. Angewidert spuckte er in die Dunkelheit und fauchte: „Leck mich, du Irrer!“ Ein blechernes, kindisches, aber gleichermaßen diabolisches Lachen ertönte, ehe die verzerrte Kinderstimme sprach: „Du bist nicht brav, Schlange! Du willst uns nicht gehorchen! Mir nicht! Uns nicht! Aber du WIRST! Nachdem ich dir gezeigt habe, wie sich eine falsche Schlange nach dem Häuten fühlt! HA! HAHAHA!“ Das Lachen verklang nur langsam, während die Hände durch seine Haare strichen und über seine Schulter seinen Arm hinab glitten, die an seinem Rücken gefesselt waren. Mit jedem Zentimeter, den die fremde Hand seiner eigenen näher kam, bohrten sich die Finger und die Nägel fester auf seine Haut, hinterließen zunächst Druckspuren, bis sie schließlich schmerzhaft seine Haut aufrissen. Die Nägel waren ungewöhnlich spitz und scharfkantig. Kurz vor seinem Handgelenk hielt die Hand inne, das Lachen verstummte und feuchte Lippen pressten sich an sein Ohr, die eiskalt hauchten: „Häute dich, du Schlange...“ Er schrie auf, als sich die Nägel in seinen Arm bohrten und seine Haut griffen. Sein Körper wollte sich dem irrsinnigen Schmerz entziehen, doch er konnte sich nicht bewegen. Übelkeit und Schwindel überrollten ihn, während er spürte, wie seine Haut von seinem Arm gelöst wurde. Langsam, quälend, und immer knapp an einer Ohnmacht vorbei, die ihn aus dieser Tortur hätte befreien können. Doch sein Geist blieb, erlebte jede verstandraubende und wahnsinnige Sekunde, in der sich seine Haut Stück für Stück unter schmatzenden Geräuschen von seinem Körper löste; in der ein übermächtiger Schmerz ihm alle Sinne vernebelte; in der seine Schreie nur von einem diabolischen Lachen beantwortet wurden; in der er sich vor Wahnsinn und unaushaltbaren Leiden immer wieder übergab; in der sein Verstand dem Schmerz erlag und sich ungeahnt für immer verabschieden würde, um in Demut der Erkenntnis zu weichen, dass er fortan ein Werkzeug war. Ein Werkzeug des Teufels, der ihn mit Schmerz züchtete, mit Schmerz brach... Ein Werkzeug, das sich keine Vorstellung davon machte, wie viel schlimmer der Schmerz noch sein würde, der ihm durch Salz und erhitzten Stahl noch zugefügt werden würde... {Flashback Ende} Grinsend zog Orochimaru seinen Ärmel nach oben und legte einen völlig verstümmelten Unterarm frei, der selbst für Sasori weit über der Grenze des Möglichen lag. Regelrechte Löcher klafften zwischen verätztem und verbranntem Fleisch unter einer schier jungfräulichen Schicht Haut, die das Ausmaß kaum zu halten fähig war und trotz ihres geringen Alters spröde wirkte. Er atmete tief durch und versuchte seine Professionalität zu wahren, auch wenn es ihm tatsächlich bei diesem Anblick schwer fiel: „Wohin sind Sie geflohen und was haben Sie für eine Aufgabe erledigen müssen?“ Fast zärtlich wurde der Blick aus den gelblichen Augen, als der Schwarzhaarige flüsterte: „Oh, ich habe die Spielgefährten gesucht, Meisterschüler. Und ich habe IHN und DICH für 'sie' gefunden! Erst sollte ich einen japanischen Künstler finden, eine Muse! Und die blonde Muse wurde zum Objekt der Begierde! DICH allerdings... hat nur 'er' ausgewählt! Und ich kann verstehen wieso!“ Orochimaru lächelte und kicherte leicht benebelt: „Oh ja! Der Teufel hatte seine Muse! Und der Meister seinen Schüler! ICH! ICH habe euch gefunden!“ Plötzlich wurde sein Blick dunkel und seine Stimme krächzte: „Aber der Teufel hat mich weggeworfen! MICH! Ich war nur ein Werkzeug, das er für nutzlos befand, als ich hier eingesperrt wurde! Ich war NUTZLOS! Ich habe seine Strafe gespürt und war doch NIE so gut wie die Muse und des Meisters Schüler!“ Kehlig lachend beugte er sich über den Tisch und sah dem Rothaarigen, der sich schon lange nicht mehr wohl in seiner Haut fühlte, tief in die Augen: „Und ihr seid so perfekt! Die Muse: das Leben, die Aktivität, der Spaß, die Freude und der Quell allen Tuns! Und des Meisters Schüler: das Wissen, das Denken, die Philosophie, die Kühle und der Anfang allen Verstehens!“ Trotz der Fesseln riss der Schwarzhaarige seine Hand hoch und strich Sasori mit einem Finger über die Stirn, ignorierte das Metall, das sich in seine Arme bohrte. Sasori schluckte schwer, rührte sich aber nicht. Er durfte keine Angst zeigen, das war eine der ersten Lektionen, die er gelernt hatte während seiner Ausbildung. Orochimaru lächelte und wisperte mit eiskalter Stimme: „Und ihr beide seid so würdig! Perfekt! Doch DU... du warst mir der liebere Fang...“ Die Tür flog auf und mehrere Vollzugsbeamte kamen mit gezogenen Waffen herein, rissen den Schwarzhaarigen von ihm weg und befreiten den lachenden Gefangenen von seinen Fesseln, ehe sie ihn in festem Griff zurück zu seiner Zelle brachten. Erschöpft wischte Sasori sich über die Stirn und stand auf, als Deidara ebenfalls in den Raum stürmte und ihn überschwänglich umarmte: „Bist du in Ordnung?!“ Irritiert, aber irgendwie auch froh nickte er: „Ja, alles in Ordnung. So schnell wirft mich so etwas nicht aus der Bahn. Das ist mein Job.“ „Smith“ und Direktor Skinner kamen herein und sahen die beiden an. Der Gefängnisleiter nickte Sasori zu: „Ich hoffe, dass alle ihre Fragen beantwortet werden konnten.“ Er löste sich von Deidara und erwiderte das Nicken: „Ja, Sir. Ich bedanke mich für diese Möglichkeit... auch wenn die Umstände höchst...“ Er sah „Smith“ an. „...ominös waren.“ Der Brünette knurrte beleidigt: „Arroganter Arsch!“ Seufzend verdrehte Skinner die Augen: „Schluss damit! Seien Sie versichert, dass solche Absurditäten nicht zum Alltag hier gehören. Die Zelle konnte untersucht und das Problem behoben werden. Mr. Fielding wird Sie nach draußen begleiten, wenn es Ihnen Recht ist...“ - „Sicher. Ich habe die Informationen, die ich brauchte. Ich danke Ihnen.“ Während der Vollzugsbeamte die beiden nach draußen geleitete, sahen Direktor Skinner, „Smith“, „Neo“ und „Morpheus“ ihnen nach. „Neo“ strich sich durch das dunkelblonde, mittellange Haar und seufzte: „Die Überreste sind verbrannt, Direktor. Und niemand hat etwas mitbekommen.“ Skinner nickte lächelnd: „Danke, Jungs. Ich hoffe, dass dieser Geist hier nicht mehr sein Unwesen treiben wird!“ Dreckig grinsend winkte „Smith“ ab: „Keine Sorge, der treibt gar nichts mehr. Jetzt... habe ich Hunger.“ Den Kopf schüttelnd knurrte sein Bruder: „Sex und Essen, mehr existiert in deiner Welt wohl nicht, oder? Idiot.“ - „Oh doch, Schlampe! Es gibt eine dritte Sache: jagen!“ Im Wagen wartete Sasori noch eine ganze Weile, ehe er auch nur irgendetwas tat. Sein Blick verharrte starr auf den Gefängnismauern und seine Ohren warteten nur auf ein Wort Deidaras, doch der Blonde schwieg ebenso betreten, wie er selbst. Er wischte sich über das Gesicht. Vielleicht mochte er nicht den Eindruck erweckt haben, dass ihn diese Begegnung mitgenommen hatte, doch dem war definitiv so! Noch immer spürte er den Frost in seinem ganzen Körper, bis in die Zehenspitzen. Prüfend sah er auf die Uhr und seufzte: „Hättest du etwas dagegen, wenn wir morgen zurück fahren? Ich... möchte die Strecke heute nicht mehr stemmen.“ Ein besorgter Blick wurde ihm entgegen geworfen und die Stimme des Blonden klang ähnlich belegt wie seine eigene: „Nein, ich habe nichts dagegen. Ich fand den Kerl... tierisch unheimlich und dann diese Aktion mit der Zelle... ein bisschen Ruhe vor der Fahrt tut uns sicherlich gut. Und eine heiße Dusche noch viel besser.“ Sasori ließ den Wagen an und nickte: „Das klingt wirklich gut. Auf dem Weg hierher habe ich ein Motel gesehen, wo wir hoffentlich problemloser unterkommen werden, als im letzten...“ Vorsichtig und mit leicht zitternden Händen steuerte er den Wagen vom Parkplatz. Auch wenn es ihm nicht gefiel, aber er hatte eindeutig Angst. Mittlerweile. Welcher durchgeknallte Frankenstein war fähig ein solches Monster wie Orochimaru zu schaffen?! Die Worte klangen noch immer in seinen Gedanken nach. Manche machten Sinn, andere muteten einfach nur schwachsinnig an. Doch wieso sollte er sie anzweifeln? Der Rest entsprach durchaus den Tatsachen und mit seinen Kollegen absprechen hatte er sich nicht können. Sie rollten fast gemächlich über die Landstraße in Richtung Stadtrand. Seufzend fuhr er mit einer Hand durch sein Haar. Im Grunde war purer Zufall der Grund, dass es sie getroffen hatte. Doch einiges ließ ihn einfach nicht los... Erstens brannte die Frage unter seinen Nägeln, wieso Orochimaru von 'sie' und 'ihnen' gesprochen hatte. Wer waren 'sie'? War es möglich, dass er es mit mehr als einem Täter zu tun hatte? Doch das hätte sein Profil doch längst herausstellen können und müssen. Zweitens war er sich bisher nicht so klar darüber gewesen, dass es NICHT alleine um Deidara ging, sondern anscheinend um sie beide. Wer war dieser Meister? Machte es wirklich Sinn, dass es sich dabei um Sensei Uchiha Madara handelte? Drittens hegte er Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Schwarzhaarigen. Sollte er zumindest, da dieser immerhin psychisch völlig neben der Spur gewesen war. Irgendetwas jedoch ließ ihn die Geschichte im Grunde glauben. Wie er es auch drehte und wendete, er musste seinen Sensei auch noch befragen, so wenig ihm das gefiel. Er hatte wirklich gehofft, dass er dieses Verhör nicht durchführen müsste. Doch es waren einfach noch zu viele Fragen offen, die einfach ungelöst waren und das ohne seinen Sensei auch bleiben würden. Es war bereits dunkel, als sie in einem deutlich geschmackvolleren Motelzimmer, als in der Nacht zuvor, saßen und Deidara erleichtert seufzend mit einem Handtuch um den Kopf und umgezogen aus dem Bad kam und über das ganze Gesicht strahlte: „DAS! WAR! GUT! Solltest du auch machen.“ Sasori starrte gebannt auf den Bildschirm seines Laptops und registrierte den Künstler gar nicht, da er in seine Unterlagen vertieft war. Er saß auf dem Bett im Schneidersitz, den Computer auf dem Schoß. Er sah erschrocken auf, als der Laptop zugeklappt wurde und dahinter Deidaras Gesicht erschien, der lächelnd murmelte: „Schluss mit der Arbeit für heute! Du musst auch mal wissen, wann Schluss ist.“ Seufzend legte er das Notebook zur Seite und nickte abwesend: „Schon, aber... Sein Gerede beunruhigt mich einfach. Dieses Gefasel von wegen Muse und Schüler... Und wer sind 'SIE'?“ Deidara stellte den Computer auf den schlichten Holztisch, der vor dem Fenster gegenüber des Bettes stand, und raunte: „Ich weiß es nicht. Aber das kriegst du auch heute Abend nicht mit Kopfzerbrechen heraus. Weißt du was? Ich hole uns etwas zu Essen und zu Trinken aus dem Auto und gehen früh ins Bett. Morgen sieht die Welt schon ganz anders aus.“ - „Gut, vielleicht hast du Recht.“ Der Blonde drückte ihm einen Kuss auf die Wange und schritt zur Tür: „Ich bin sofort wieder da!“ Es wurde still im Zimmer und Sasori ließ sich nach hinten auf die Matratze fallen, nachdem er seine Beine „entknotet“ hatte. Er starrte an die weiße Zimmerdecke und seufzte abermals. Eine dumme Angewohnheit. Er würde ja doch keine Ruhe finden, auch nicht mit Speis und Trank. Das Unwohlsein beherrschte ihn noch immer, obwohl das Verhör bereits Stunden zurücklag. Darüber hinaus waren wieder alle Einzelzimmer belegt gewesen. Wieder so ein Zufall, den er als solchen nicht auffassen konnte. Die Zimmertür wurde geschlossen und Deidara sah ihn mit bleichem Gesicht an. Statt Lebensmittel und Getränke hatte der Künstler einen weißen Umschlag in der Hand. Sasori richtete sich auf, während der Blonde neben ihm Platz nahm und den Brief aus dem Couvert nahm. Er nahm das Blatt an sich und las vor: „Liebster Deidara! Ist eure Fahrt schön? Benimmt sich der Schnüffler? Ich habe ein paar Andenken an früher gefunden, die ich dir unbedingt zukommen lassen wollte. Diese Fotos habe ICH gemacht! Ja! Ich war bei dir damals! Ich werde es immer sein! Sieh es dir an! ICH werde bald so an deiner Seite sein!!! ~XX~“ Sasori nahm den Umschlag an sich und griff hinein, holte ein paar Fotos hervor und wurde nun ebenfalls blass. Er sah Deidara an und schüttelte ungläubig den Kopf: „Die Fotos sind wirklich nicht von uns... die muss er gemacht haben, als wir unterwegs waren...“ Sie betrachteten das durchaus friedlich wirkende Bild. Eine Höhle, ein Lagerfeuer, ein Wald und die beiden mitten in der Nacht. Plötzlich lächelnd strich Deidara sanft über das Foto und hauchte: „Das war ein aufregender Abend...“ {Flashback} Aufgrund des unwegsam gewordenen Ufers des Arakawa hatten die beiden sich dazu entschlossen, ihre Tour mit einem kleinen Umweg durch den Wald fortzusetzen. Sie waren nach der Hochzeit in zwei Tagen bis hierher gekommen. Nun hatten sie gegessen, ein kleines Lagerfeuer vor einer natürlichen, aber leeren Höhle entfacht und die Fahrräder im Inneren des Steins abgestellt. Ihre Schlafsäcke lagen auf Isomatten, die sie ebenfalls im Inneren ausgebreitet hatten. Es war durchaus mal angenehm, nicht das Zelt aufbauen zu müssen. Das Holz des Feuers knackte und die Baumkronen versperrten die Sicht auf den nächtlichen Himmel. Deidara hatte sich an ihn gelehnt und die Augen geschlossen. So saßen sie dort vor dem Feuer, wärmten sich und schwiegen miteinander. Für Sasori war es eine angenehme Stille, doch die Geräusche des Waldes machten seinen besten Freund nervös, auch wenn er immer wieder versucht hatte zu erklären, dass nichts Gefährliches zu hören war. „Sasori?“ Aus seinen Gedanken gerissen sah er zur Seite: „Ja?“ - „Sag mal... bist du eigentlich bei deiner Gesinnungskrise weitergekommen?“ Er seufzte und schüttelte den Kopf: „Nein...“ - „Wenn... wenn du willst, dann helfe ich dir dabei.“ Etwas zerknirscht blickte Sasori in die Dunkelheit hinaus und lachte trocken auf: „Wie willst du dass denn machen?! Deidara, ich... kann das nicht... ich möchte unsere Freundschaft nicht aufs Spiel setzen...“ Der Blonde drückte sich fester an seine Seite, sie saßen Schulter an Schulter, und lächelte: „Das tust du nicht. Ich habe eine Idee und ich würde mich freuen, wenn du mitmachst... Du kannst jederzeit aufhören, wenn du das möchtest. Vertrau mir einfach...“ Sein Schweigen schien Deidara Antwort genug zu sein, der ihn lächelnd mit in die Höhle zog, wo sie sich auf einem der Schlafsäcke hinsetzten. Mit einer irritierenden Ernsthaftigkeit sah der Blonde ihn an: „Hör zu... ich habe es selber noch nicht mit jemandem ausprobieren können... aber ich bin auch nicht doof. Schließe deine Augen und halte sie geschlossen. Ich werde etwas tun, was dir Klarheit bringen wird... hoffentlich. Und falls nicht... dann ist es einfach nur schön, dass WIR das ausprobieren. Nicht mehr und nicht weniger.“ Er war nervös, schloss allerdings vertrauensvoll seine Augen. Er hatte keine Ahnung was Deidara nun wieder vor hatte, aber er versuchte sich einfach überraschen zu lassen. Auf den Knien saß er auf dem Schlafsack, die Hände auf seinen Beinen abgelegt. Deidara schob sie vorsichtig herunter und setzte sich statt dessen auf seine Beine. Nur wenige Zentimeter trennten ihre Körper voneinander. Schweiß trat auf seine Stirn, als sein Freund sein Hemd von oben herab aufknöpfte, jedoch nicht ganz. Zaghaft legte er seine eigenen Hände währenddessen auf Deidaras Beine, der sanft mit den Fingerkuppen über seine Brust strich. Eine angenehme Wärme breitete sich von dort in ihm aus und er entspannte sich ein wenig. Ein leises Flüstern ertönte: „Mach dasselbe bei mir.“ Er hörte das Rascheln von Stoff und hob vorsichtig seine Hände, die jedoch nicht lange nach dem entblößten Oberkörper suchen mussten. Die Haut war warm und weich. Seine Finger strichen über Deidaras Brust, der wohlig seufzte. Die Finger des Blonden wanderten weiter und ertastete jeden Millimeter, was er zaghaft nachahmte. Doch plötzlich riss er keuchend die Augen auf, als die Fingerspitzen hauchzart über die empfindlichsten Punkte seiner Brust glitten. Ein angenehmer Schauer jagte über seinen Rücken, aus der Wärme wurde eine leichte Hitze. Sein Brustkorb hob und senkte sich aufgeregt mit jedem Atemzug. Seine bohrenden Fragen wurden durch warme Lippen unterbunden, die ihn zunächst nur zaghaft küssten, doch rasch zu diesem herrlichen Treffen ihrer Zungen übergingen. Sasori schloss seine Augen wieder und seufzte in den Kuss. Aus neckischen Stupsern ihrer Zungenspitzen entwickelte sich ein intensiver Tanz, der ihm den Verstand benebelte. Die Finger, die abermals über diese empfindlichen Punkte seiner Brust strichen, machten das Spiel ihrer Zungen noch intensiver, noch berauschender. Ihm wurde immer wärmer. Vorsichtig wagte er es, die Berührung bei Deidara nachzuahmen und traf nach ein wenig suchen auch die erogenen Zonen der Brust. Es fühlte sich richtig an. Nichts würde er an diesem Gefühl unter seinen Fingerspitzen ändern. Es war genau so richtig, wie es war. Er berührte die Punkte ein zweites Mal, jedoch mit mehr Druck und deutlich mutiger, was dem Blonden ein göttlich klingendes Keuchen entlockte. Die warme und erkundende Zunge seines besten Freundes drang in seinen Mund ein und vereinnahmte alles auf eine sehr stürmische und angeregte Art und Weise. Das war noch weit aufregender, als neulich in diesem Dorf! Es war einfach unbeschreiblich! Sein ganzer Körper verlangte eindeutig nach mehr, fühlte sich wohl, ließ es sich gefallen und übertönte sogar seinen Verstand. Er schlang seine Arme um Deidaras Körper und versank völlig in dieser Mischung aus leidenschaftlichen Küssen und zaghaften Berührungen. Er konnte sich nichts mehr vormachen: er war schwul. Denn die leichte Wölbung, die sich gegen seinen Bauch drückte, schreckte ihn ganz und gar nicht ab, ganz im Gegenteil! Sie ließ ihn noch mehr Hitze in sich aufkommen. Sie lösten sich voneinander und Deidara rutschte von seinem Schoß, drückte ihn sanft nach hinten, bis er komplett auf dem Schlafsack lag. Augenblicklich kehrte der Blonde zurück, setzte sich auf seinen Schoß, beugte sich zu ihm herab und küsste ihn wieder mit dieser ungekannten Inbrunst, während dessen Hände fast ungeduldig über seine Brust strich. Sasori war beinahe enttäuscht, als der Kuss abermals gelöst wurde. Dann jedoch rutschte Deidara noch ein Stück tiefer und begann dieselben Berührungen auf seinem Oberkörper wie mit seinen Händen, nur dass dieses Mal die feuchtwarme Zunge seine Haut berührte. Er stöhnte leise, als auch dieses Mal die erogene Zone getroffen wurde. Dann, plötzlich, hörte es auf und Deidara kuschelte sich an ihn, leise flüsternd: „Du bist sowas von homo, mein Lieber.“ Ganz leicht lächelnd nickte Sasori: „Ich weiß...“ Sie zogen den zweiten Schlafsack wie eine Decke über sich und küssten sich mit weiteren Streicheleinheiten in den Schlaf. {Flashback Ende} Kapitel 23: Verstand vs. Gefühle -------------------------------- ~Aloha ihr Lieben! Ich möchte abermals daran erinnern, dass ein OS wartet auf denjenigen, der die Serie erkennt, auf die ich anspiele :) Ich hatte gedacht, dass das letzte Kapitel eindeutig genug gewesen ist, aber auch dieses Mal habe ich ziemlich deutliche Hinweise eingebaut ^.^ Eine Kleinigkeit im Voraus: Ich habe keine genaue Ahnung, wie groß die Stadt Lake Butler ist, also habe ich mir die Freiheit genommen und sie so gestaltet, wie es gut zur Geschichte passte :) Ansonsten wünsche ich euch einfach nur viel Vergnügen, gute Unterhaltung und viel Spaß ;) Und hoffe natürlich, dass es euch gefallen wird. LG Galenhilwen~ Auch nach Stunden war die weiße Zimmerdecke noch immer weiß. Alleine die digitale Anzeige auf der Uhr ließ Sasori wissen, dass überhaupt Zeit vergangen war. Dunkelheit und eine trügerische Ruhe waren seine Decke und sein Kissen. 2:04 Uhr. Er lag seit gut drei Stunden so hier und konnte kein Auge zumachen. Neben ihm lag Deidara, der ruhig und gleichmäßig atmete. Zweifel nagten wie unsichtbare Ratten an ihm. Er konnte dieses Verhör einfach nicht vergessen und ebenso wenig die Tatsache, dass XX in ihrer Nähe war! Dieser Wahnsinnige war ihnen bis Raiford gefolgt. Und Orochimarus Zustand beunruhigte ihn obendrein. Noch immer saß das Frösteln in seinen Knochen fest. Er hatte so getan, als sähe er so etwas jeden Tag, doch in Wirklichkeit hatte er so etwas noch nie erlebt. Dieser Finger, der seine Stirn berührt hatte, war so unsagbar eisig gewesen, als habe der Tod selbst ihn angefasst gehabt. Hin und her gerissen zwischen Neugier und Ekel tauchte immer wieder das Bild dieses verstümmelten Arms vor seinem inneren Auge auf. Seine Finger glitten lautlos über seine eigenen Narben und er seufzte leise. Seine Narben waren durch so viel Hass und Verzweiflung entstanden, was nur mussten für Gefühle hinter solchen Verletzungen wie denen Orochimarus stecken? Er konnte es sich kaum ausmalen. Er war nie dieser kaltschnäuzige Eisklotz gewesen, den im Grunde alle in ihm sahen, aber er hatte sie mit einer gewissen Genugtuung gerne in dem Glauben gelassen. So war es ihm einfach lieber. Es ging niemanden etwas an wer er war oder was er gar fühlte. Und so sehr dieses Gefühl von Vertrautheit zwischen ihm und Deidara zurückgekehrt war, so einsam fühlte er sich in diesem Augenblick. Alleine gelassen mit seiner Angst, seinen Sorgen, seinen Zweifeln. Nicht, weil Deidara es nicht sah, sondern weil er selbst es so entschieden hatte. Weniger aus dem eigenen Wunsch heraus, als viel mehr aus purer Gewohnheit. Akasuna no Sasori hatte keine Schwächen. War nicht... menschlich. Abermals seufzte er, dieses Mal jedoch etwas lauter. Erschrocken hielt er den Atem an, als er plötzlich Deidaras Stimme hörte: „Kannst du auch nicht schlafen?“ Er schluckte schwer. Hatte er stundenlang neben dem Blonden gelegen ohne zu bemerken, dass dieser, so wie er selbst, die ganze Zeit wach gewesen war? Er flüsterte vorsichtig: „Habe... ich dich wach gemacht?“ - „Nein, ich habe gar nicht geschlafen. Du auch nicht, oder?“ - „Ich auch nicht...“ Die Decke raschelte und Deidara rückte näher zu ihm: „Wieso nicht?“ Er schloss die Augen und raunte: „Ich... mag es nicht, wenn so viele Fragen offen sind. Sie gehen mir einfach nicht aus dem Kopf.“ - „Soso... also ich... weißt du... ich habe irgendwie Angst. Als dieser Irre dich angefasst hat... da mussten sie mich echt zurückhalten.“ Der Blonde seufzte: „Es ist ein wenig wie damals in dem Wald, als ich in jedem Geräusch ein wildes Tier befürchtet hatte. Ich fühle mich von Gefahren umzingelt, die ich nicht einschätzen kann.“ - „Du brauchst aber keine Angst zu haben... Ich passe auf und werde diesen Kerl schon kriegen.“ Er schluckte erneut schwer, als sich Deidara plötzlich empor schwang und auf ihn setzte. Irritiert blickte er auf und erkannte die Schemen des Blonden: „Was... tust du da?“ - „Sasori... ich habe Angst, dass DIR etwas passiert. Mich... lässt die Erinnerung nicht mehr los, wie meine Angst damals in diesem Wald mit einem Mal verflogen war...“ Warme Hände glitten unter sein T-Shirt und strichen über seinen Bauch. Er packte die Arme des Künstlers und schüttelte den Kopf: „Was...? Hör auf! Ich glaube kaum, dass das eine kluge Idee ist.“ - „Wir sollten schlafen... was spricht dann dagegen dafür zu sorgen, dass wir uns ein bisschen... ablenken?“ - „Dass wir echt andere Probleme haben! Und... ich das nicht möchte...“ Eigentlich wollte er das schon, doch wie sollte er da nun drauf eingehen, wenn er noch immer keine konkrete Vorstellung von dem Stalker hatte? Er hatte sich doch ohnehin schon viel zu sehr ablenken lassen und allmählich hatte er das Gefühl, dass genau diese Ablenkung von XX gewollt war durch seine jüngsten Aktionen. Aber sicher war er sich schon lange nicht mehr. Nichts passte zusammen oder machte einen Sinn... Er hörte den Blonden traurig seufzen: „Vertraust du mir nicht?“ Hilflos verdrehte er die Augen und seufzte ebenfalls: „Deidara, darum geht es nicht! Es ist nur... das lenkt mich alles viel zu sehr von meiner Arbeit ab, aber dieses beschissene Verhör geht mir nicht aus dem Kopf!“ Er stockte und sah geschockt auf. Das hatte er so gar nicht sagen wollen! Wieso war ihm das herausgerutscht?! Deidara beugte sich zu ihm herab und sprach auf einmal mit sanftem Ton: „Sasori, es ist doch keine Schande, wenn du Angst hast. Vor mir brauchst du dich doch nicht zu verstecken... Vertrau mir einfach. Schließe deine Augen. Deine Angst wird schnell verschwinden. Kein Mensch kann 24 Stunden am Tag arbeiten und niemand außer dir selbst verlangt das von dir. Es gibt bessere Wege, um mit der Angst fertig zu werden...“ Sasori konnte deutlich spüren, dass Deidaras Blick auf ihm lag. Er hatte verziehen, aber konnte er schon vertrauen? Sein Verstand wehrte sich gegen das Vertrauen, doch sein Körper hatte längst eigenmächtig reagiert und die Arme des Blonden losgelassen, der sich sofort weiter herab beugte und ihm einen Kuss auf die Wange hauchte: „Ich würde nie etwas tun, was du nicht möchtest, okay? Wenn du das nicht willst, dann ist das völlig in Ordnung. Ich möchte nur, dass du keine Angst vor MIR hast und mir... vertraust.“ Bedrückt schloss er die Augen und raunte: „Ich vertraue ja mir selber nicht... und auch sonst niemandem. Ich... versuche es ja, ich möchte dir vertrauen und tue es auch irgendwie... aber ein anderer Teil von mir wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen.“ Die warmen, weichen Lippen des Künstlers legten sich an sein Ohr und flüsterten: „Dann gib mir die Chance dazu... DU hast die Kontrolle. Über alles. Wenn du Stopp sagst, dann halte ich. Egal worum es geht... Lernen wir uns kennen. Gib mir die Chance dir zu zeigen, dass ich dich nicht von deiner Arbeit, sondern von deiner Angst ablenken will, und dass das nichts Schlimmes ist.“ Seine Gedanken überschlugen sich. SO hatte er sich diese schlaflose Nacht beim besten Willen nicht vorgestellt und schon jetzt rückten die Worte des Blonden mehr in den Mittelpunkt, als alles andere. Konnte es wirklich sein, dass an dessen merkwürdiger Idee etwas dran war?! Er erinnerte sich noch einmal an die Geschehnisse in dem Wald damals. Er hatte vertraut und es war nichts passiert, das ihn überfordert hätte, das er nicht gewollt hatte. Er hatte damals die Chance bekommen sich über sich selbst klarer zu werden. Und das war heute nicht anders. Orochimaru hatte gesagt, dass er sich von der Muse fernhalten sollte und doch konnte und wollte er das nicht. XX wollte Deidara, da war er natürlich ein störender Faktor. Doch um sein eigenes Leben machte er sich im Grunde keine Sorgen, nicht in Bezug auf XX. Die einzige Angst, die wirklich seit dem Verhör eklatant in ihm rumorte war doch, dass er sich selbst viel schlimmere Dinge zuzufügen fähig war, als jeder andere. Und das nur, wenn er wieder fallengelassen würde. Aber er musste ja nicht sofort vom höchsten Turm springen, das machte Deidara ihm seit Tagen deutlich. Und bisher hatte dieser ihn aufgefangen, wenn er zu fallen drohte. Er öffnete die Augen und sah auf. Deidara verharrte noch immer auf ihm und wartete auf eine Reaktion; hatte nichts getan, so lange er überlegt hatte. Ein erster Schritt würde ihn nicht in Gefahr bringen... Vorsichtig hob er zitternd eine Hand und strich eine blonde Strähne aus dem Gesicht über sich. Im Halbdunkel konnte er das Lächeln erkennen, ehe Deidara wisperte: „Danke...“ Die Hände des Blonden kehrten auf seinen Bauch zurück und strichen sanft darüber. Irgendwie fühlte er sich wieder wie damals, mit 14, bei diesen vorsichtigen und neugierigen Berührungen; als ob es das erste Mal wäre, dass sie sich so nahe waren. Diese Neugierde drängte alles immer weiter in den Hintergrund. Seine Hände zitterten noch immer leicht, als er sie anhob und auf Deidaras bloße Schultern legte, der, im Gegensatz zu ihm selbst, kein Shirt trug. Das Gefühl war so fremd und vertraut zugleich. Die Haut war warm und weich, fühlte sich angenehm unter seinen Fingern an. Wieder ertönte ein Flüstern: „Nicht erschrecken, okay?“ Er nickte: „Okay...“ Ein wenig mulmig war ihm doch zumute, als Deidara ihm sein T-Shirt über den Kopf zog, doch er protestierte nicht. Noch war die Neugier größer. Es war nur sein Shirt, mehr nicht. Rasch kehrten die Hände zurück und strichen flach über seine Brust. Er konnte wirklich nicht behaupten, dass das ein unangenehmes Gefühl war. Seit Jahren war er so nicht mehr berührt worden und irgendwie war es mehr als ironisch, dass ausgerechnet der Mensch es wieder tat, wegen dem er es in dieser Zwischenzeit niemals zugelassen hatte. Zögerlich schloss er seine Augen und entspannte sich ein wenig. Solche liebevollen Zuwendungen hatten ihm... wirklich gefehlt. Ebenso wie diese Wärme, die sich in ihm ausbreitete. Ein Keuchen entwich ihm und die Wärme in ihm loderte auf, als Deidaras Fingerspitzen über die empfindlichen Stellen auf seiner Brust glitten. Er öffnete seine Augen und Deidara sah ihn lächelnd an. Ohne den Blick zu lösen rutschte der Blonde weiter runter, ehe dessen Zunge die Haut seines Bauchs berührte. Seine Finger gruben sich ins Bettlaken, seine Augen schlossen sich wieder. Aufgeregt schnappte er nach Luft, während die Zunge eine feuchtwarme Spur auf dem Weg zu seiner Brust auf seiner Haut hinterließ. Und eine Wärme, die zu einer Hitze entfachte. Sein vernachlässigter Körper reagierte fast gierig auf diese zärtliche Zuwendung, machte ihm mit dieser Hitze deutlich, wie sehr es ihm gefehlt hatte. Fast quälend langsam glitt die Zunge über die erogene Zone und entlockte ihm ein Keuchen, das von einem zufriedenen Seufzen des Blonden beantwortet wurde. Deidara brannte bereits lichterloh. Dieses Keuchen hatte ihm endgültig den Rest gegeben. Am Liebsten würde er nun bis zum Äußersten gehen, aber er musste sich einfach im Zaum halten, so atemberaubend und berauschend das alles hier auch sein mochte. Aber ein bisschen mehr würde schon gehen... Während seine Hände sanft über den gesamten Oberkörper des Rothaarigen strichen, versah er die empfindlichen und bereits leicht aufgerichteten Brustwarzen mit Küssen, umspielte sie mit seiner Zunge. Immer wieder wurde er dafür mit zwar leisen, aber wundervollen Geräuschen belohnt. Er musste lächeln, als er Sasoris Wohlgefallen gegen seinen Bauch drücken spürte, so wie sich seine Körpermitte an die Beine des Profilers presste. Sanft „biss“ er in die Brustwarze, ehe er sie mit der Zunge entschuldigend verwöhnte. Sasori legte den Kopf in den Nacken und stöhnte leise auf, drückte Deidara seine Brust ein wenig entgegen. Es mochte alles nicht viel sein, was sie hier taten, aber es war phänomenal! Zwanglos, ohne die Befürchtung, dass es auf irgendetwas hinauslaufen müsste. Zärtlich, vorsichtig und trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, unheimlich intensiv. Er war nur noch in der Gegenwart, alles andere war völlig belanglos geworden. Seine Angst schwieg, sein Verstand gab endlich ein wenig Ruhe, freundete sich gar mit diesem guten Gefühl an. Er sah auf, als der Blonde wieder höher rückte und ihre Körpermitten sich flehend aneinanderpressten. Seine Finger gruben sich fester ins Laken und Deidara nahm sein Gesicht in dessen Hände, ehe er sich in einem schwindelerregenden und leidenschaftlichen Kuss wiederfand. Gierig schlugen ihre Zungen nacheinander, Halt suchend legte er seine Arme um den warmen Körper, vergrub seine Hände in den weichen, blonden Haaren. Er spürte, wie der Künstler flehend begann sich an ihn zu pressen und an ihm zu reiben. Eine Welle von Glut und Feuer erfasste ihn. Konnte und wollte er es so zu einem „Ende“ bringen? Seine Wangen färbten sich dunkelrot und doch lenkte dieser sagenhafte Kuss ihn immer wieder von seiner Scham ab. Jetzt aufhören würde zu einer nicht weniger peinlichen Situation führen, so lusterfüllt, wie sie beide waren. Sanft drückte er Deidara sein Becken entgegen und intensivierte die Berührungen ihrer Körper noch mehr, die lediglich von ihren Shorts voneinander getrennt waren. Nein. Ein Zurück gab es nicht. Ein Zurück WOLLTE er nicht. Es war gut, es war richtig. Und es war wahnsinnig heiß! Immer fester und schneller wurden ihre Bewegungen. Sein Puls raste, sein Atem ging immer flacher. Er fühlte ein Feuer durch seine Adern pulsieren. Sie beiden keuchten von diesem Feuer vereinnahmt in den Kuss herein, lösten ihn schließlich. Deidara vergrub das Gesicht in seiner Halsbeuge, so dass er das wohlige Stöhnen noch deutlicher hören konnte. Sein Verstand gab auch den letzten Protest auf und wurde hinter einer flammenden Mauer zum Schweigen gebracht. Er krallte seine Finger in den makellosen Rücken des Blonden und biss diesem in Flammen aufgehend in die Schulter. Deidara warf seinen Namen seufzend den Kopf in den Nacken; ließ lautstark keinen Zweifel daran, dass es ihm gefiel und in einem kurzen, ekstatischen Zustand verweilte, der von einem erschöpften Aufatmen gefolgt wurde. Er selbst fühlte die Welle der Befreiung durch seinen ganzen Körper schwemmen, ehe auch er, noch immer an den Blonden gekrallt, die Erlösung aus diesem Feuer fand. Die Röte kehrte in sein Gesicht zurück, als er mit seinen Zähnen von der Schulter abließ und den metallischen Geschmack von Blut auf seinen Lippen spürte. Flüsternd krächzte er: „Tut... mir Leid.“ Er hörte ein Kichern als Antwort: „Hör bloß auf dich zu entschuldigen... Das war...“ Deidara hob den Oberkörper an und verwickelte ihn noch einmal in einen innigen und intensiven Kuss, das eigene Blut dadurch schmeckend. Scheinbar störte es den Künstler nicht im Geringsten, da er sich erst nach einer ganzen Weile wieder von ihm löste und hauchte: „Ich kann es kaum erwarten dich zu erleben, wenn es richtig zur Sache geht...“ Zack! Am Liebsten würde er im Boden versinken und sein Gesicht glühte wohl selbst in der Dunkelheit im tiefsten Rot. Seine Stimme war brüchig und ließ seine Aufregung mehr als deutlich erkennen: „Ich... du... das... ich meine...“ Er seufzte und flüsterte beinahe lautlos: „Danke...“ Deidara lächelte und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange: „Nein, auch das möchte ich nicht hören. Es war der pure Wahnsinn und nichts hat mich in den letzten Jahren so um den Verstand gebracht. Und ICH danke DIR, dass du mir diese Chance gegeben hast.“ Der Künstler ließ sich aus dem Bett gleiten und schmunzelte: „Ich... bin mal eben im Bad.“ Deidara ließ ihn zurück und für einen Moment war er alleine. Sasori atmete tief durch und konnte einfach nicht aufhören heimlich in der Dunkelheit zu lächeln. Er tastete herum, bis er endlich sein T-Shirt wieder in der Hand hatte und es sich anzog, ehe er rasch aus dem Bett glitt und tastend neue Shorts aus seinem Koffer holte, in die er schlüpfte. Er legte sich zurück ins Bett und sank wohlig seufzend ins Kissen. Noch immer glühten seine Wangen, aber er spürte keinerlei Reue. Und statt ruhelos war er einfach nur noch müde. Ob es nun Vertrauen gewesen war, das ihn zu diesem Miteinander verleitet hatte, oder Dummheit, das konnte er nicht genau sagen. Aber es war ihm gerade völlig egal. Deidara kehrte zurück, legte sich hinter ihn und schloss ihn in die Arme. Ja, es war ihm wirklich egal. Er schloss die Augen und schlummerte in den Armen ein, die ihn schützend seiner Mauer statt umgaben, und sich um so vieles richtiger anfühlten als das Bollwerk aus Eis und Kälte, das mit jedem Tag an Bedeutung und Größe verlor. Deidara saß bereits im Wagen, als Sasori aus dem Büro des Vermieters kam, in dem er rasch ausgecheckt hatte, damit sie wieder nach Hause fahren konnten. Zwar hatte er geschlafen wie ein Stein, aber schon die ersten Minuten des neuen Tages hatten ihn mit brutaler Härte in die Realität zurück befördert. Er hatte bisher kaum ein Wort gesprochen und war in seinen Gedanken versunken, gar darin gefangen. Wortlos ließ er sich auf den Fahrersitz gleiten, schloss die Tür, schnallte sich an und startete den Wagen, ehe er gemächlich den Impala vom Parkplatz steuerte und nachdenklich der Landstraße in Richtung Miami folgte. Sein Blick ruhte auf dem Asphalt, der allein ihren Wagen zu lotsen schien an diesem Morgen. Seine Fragen zu dem Fall waren noch immer nicht beantwortet, das Gefühl unfähig zu sein und etwas zu übersehen nicht verklungen. Statt dessen mischte sich noch etwas Neues hinzu, das ihm die Sache nicht einfacher machte: Schuld. Er fühlte sich schuldig, dass er lieber auf eine Tuchfühlung mit dem Blonden gegangen war, statt sich weiter um den Fall zu kümmern. Es war keine Reue an sich, es war viel eher ein schlechtes Gewissen und eine gewaltige Portion Unsicherheit. Ständig fragte er sich, was Deidara nun wohl von ihm erwartete, was ER von sich erwartete! In der Situation selbst hatte es keine Erwartungen gegeben. Sie war so passiert, wie sie passiert war, und niemand hätte etwas gesagt, wenn er es früher gestoppt hätte. Das hatte er aber nicht. Er hatte es passieren lassen, sich... fallen lassen und er war aufgefangen worden. Doch nun? Was sollte er sagen? Sollte er überhaupt etwas sagen? Doch WIE sollte er etwas sagen, wenn er nicht einmal wusste, was er darüber denken sollte?! Er fühlte sich mies. Immerhin wusste er, dass Deidara bereits von Gefühlen wie Liebe sprach, während er sich noch mit der Frage plagte, ob er dem Blonden überhaupt wieder vertrauen konnte, ließ sich gleichwohl aber zu so etwas hinreißen... Sasori schüttelte leicht den Kopf und seufzte lautlos. Das Problem lag alleine bei ihm! Deidara hatte dessen Standpunkt klar und deutlich formuliert und schien auch voll und ganz dahinterzustehen. Er selbst aber genoss und fürchtete es gleichermaßen, dass sein Mauerwerk, sein schützender Wall, bröckelte. Er wollte ihn aufgeben und geriet doch in Panik, wenn er seine neue Freiheit schon manchmal erkennen konnte. Fühlte sich frei und schutzlos zugleich. Alleine hatte er diese Probleme nicht gehabt. Es hatte keinen Grund mehr gegeben diesen Schutz aufzugeben. Doch nun... Nun war der Schutz ein Hindernis für etwas, das ihn diese Mauer doch überhaupt erst hatte aufbauen lassen in dieser Größe und Stärke. Und damit war sein Verstand völlig überfordert. Seine Gefühle sahen in all dem keinen Zwiespalt, kein Problem, keine Diskrepanz. Sein Verstand aber konnte keinerlei Logik in all dem erkennen und geriet völlig aus dem Gleichgewicht. Es MUSSTE eine logische Erklärung geben! Oder...?! „Warum quälst du dich so?“ Erschrocken sah er auf und erblickte Deidara aus den Augenwinkeln, der ihn bedrückt und besorgt ansah. Er seufzte und strich sich durch das zerzauste, rote Haar: „Ich...“ Er stockte. Ja, warum eigentlich? Er wusste es ja selbst nicht so wirklich. Und war es einfach nicht gewöhnt mit irgendjemandem über diese Probleme zu sprechen. Der Blonde sah ihn liebevoll an und lächelte: „Sasori... du... brauchst dich für nichts zu schämen. Oder zu rechtfertigen. Es ist alles in bester Ordnung. Ich weiß, dass du noch nicht so weit bist. Wenn mir das nicht klar wäre, dann hätte ich das letzte Nacht nicht gemacht.“ Er knurrte leise, als er spürte wie seine Wangen schon wieder glühten. Aus Deidara sprach irgendwie immer ein ausgeglichenes Gefühl, während er immer wieder von seinem Verstand ins Wanken gebracht wurde. Er nickte leicht: „Das weiß ich... aber mir ist es NICHT klar und trotzdem habe ich es gemacht. Und das ist unlogisch, ich verstehe es nicht.“ Zärtlich strichen die Finger des Künstlers über seine glühende Wange: „Seit wann kann und soll man Gefühle verstehen? Sie sind nicht logisch. Man muss sie kommen und gehen lassen, so wie sie sind. So... wie du es letzte Nacht hast geschehen lassen. Du hast auf dein Gefühl gehört.“ Deidara lächelte sanft: „Das heißt ja nicht, dass dein Verstand etwas Schlechtes ist! Sicherlich nicht. Aber dein Verstand sollte sich nicht in Dinge einmischen, von denen er nichts versteht und bei denen er nichts zu sagen hat.“ Sasori lachte trocken auf: „Immer, wenn ich meinen Verstand ignoriert habe ist alles in die Hose gegangen! Meinst du etwa, dass es eine Vernunftentscheidung gewesen war, damals bei dir zu bleiben statt einfach zu gehen?!“ - „Nein, das meine ich nicht. Aber wärst du gegangen, dann säßen wir jetzt nicht so hier. Dein Gefühl hat dir gesagt, dass du nicht gehen sollst; hat vielleicht gewusst, dass da mehr ist, als dein Verstand zu wissen glaubte.“ Verflucht! Das klang sogar irgendwie sinnvoll... Sein Verstand hatte sich in die Irre führen lassen, aber sein Gefühl nie. Nur durch seinen eigenen Verstand, und doch hatte es sich nie mit der Entscheidung des Kopfes anfreunden können. Er fasste sich an die Stirn. Dieser hämmernde Kopfschmerz war seit Langem mal wieder da. Leise seufzte er: „Vermutlich hast du Recht, aber mein Verstand tritt gerade in Streik. Wir sollten...“ Plötzlich bockte der Wagen auf und gluckerte ächzend vor sich hin. Aus der Motorhaube trat Qualm aus und Sasori fluchte: „Scheiße! Was soll das denn jetzt?!“ Er trat auf das Gaspedal, aber nichts tat sich. Der Motor ging aus und der Wagen rollte immer langsamer werdend aus, während Sasori auf den Seitenstreifen lenkte. Als sie zum Stehen gekommen waren stiegen sie beide aus, gingen zur Motorhaube und öffneten diese. Eine riesige Qualmwolke schlug ihnen entgegen und biss reizend in ihren Atemwegen. Hustend wedelte der Rothaarige den Dunst zur Seite: „Ich dreh noch ab hier...“ Was er auch tat, er konnte nicht einmal erkennen, woher das Problem kam. Ein tuckerndes Knattern und Rattern kam näher, ehe eine Hupe neben ihnen ertönte. Irritiert traten sie aus der Dampfwolke heraus und sahen sich einem Farmer gegenüber, der sie von seinem Trecker herab amüsiert musterte und schnarrte: „Na, ihr Zwei. Das sieht aber nicht gut aus. Soll ich euch mitnehmen? Drüben in Lake Butler hat Jim seine Werkstatt, der macht euch die Karre wieder flott.“ Die beiden tauschten einen vielsagenden Blick aus, doch Sasori ahnte, dass sie keine große Wahl hatten. So nickte er dem Farmer zu: „Das wäre sehr nett von Ihnen.“ - „Ihr könnt mich Jim nennen!“ Plötzlich aschfahl im Gesicht sah Sasori Deidara abermals an und schluckte schwer. Da waren sie ja schön in der Provinz gelandet... Eine halbe Stunde später hielt der Trecker mit dem Impala im Schlepptau vor einer kleinen Bruchbude, die sich mit viel Wohlwollen als Werkstatt erkennen ließ. Ölverschmiertes Werkzeug lag überall herum, um alte Schrottkisten und halb auseinandergenommenen Pick-ups verteilt. Eine uralte Hebebühne hielt tapfer einen Van in der Luft und in einer offenen Garage stand ein ziemlich ramponierter Kleintransporter mit offener Motorhaube. Hinter schmutzigen Fenstern ließ sich eine Art Büro erahnen, in dem ein junger Mann auf einem Stuhl saß, die Füße auf einem Schreibtisch und die Kappe tief ins Gesicht gezogen. Noch bleicher, als ohnehin schon, stieg Sasori vor Deidara und Jim aus dem Trecker aus und sah sich geschockt um. Nicht nur, dass Zeit hier offenbar keine sonderlich große Rolle spielte, nein! Es war meilenweit die einzige Werkstatt, die er an seine schwarze Schönheit heranlassen MUSSTE... Und davon einmal ganz abgesehen konnte sich dieser Farmer-Mechaniker und was-wusste-er-noch ihre Namen einfach nicht merken und hatte ihn diese ganze Fahrt über Sammy genannt. Aus Deidara war Dean geworden. Da wünschte er sich beinahe das Kamasutra wieder... Jim sah sie stolz an und brüstete sich: „Das ist mein kleiner Laden. Die faule Socke da drin ist mein Neffe Jeff.“ Wieso überraschte ihn das so gar nicht?! „Ich werde mich um euer Schätzchen kümmern. In drei oder vier Tagen werde ich es wohl fertig haben.“ WAS?! Er sah den Alten entsetzt an: „WAS?! Drei oder vier Tage?!“ - „Jo, Sammy. Gut Ding will Weile haben. Ihr könnt so lange sicherlich bei Eliza unterkommen, die hat am Ende der Straße eine kleine Pension und macht einen wirklich grandiosen Kuchen!“ Er musste träumen! Eindeutig! Das... das konnte doch nur alles ein Witz sein! Wo, zum Henker, waren die Kameras?! Deidara sah ihn an und grinste Jim schließlich zu: „Dann werden wir Eliza mal einen Besuch abstatten. Du musst ~Sammy~ entschuldigen, er ist nicht sonderlich geduldig.“ Wütend funkelte er den Blonden an. Dieses Schauspiel hatte ihn damals auf dieser Hochzeit schon völlig aus dem Konzept gebracht und nun tat Deidara es schon wieder! Spielte einfach mit, als sei es das Normalste der Welt! Der Mechaniker, oder Farmer oder was-auch-immer, nickte grinsend: „Merke schon. Aber Ungeduld bringt dich hier nicht weiter, Jungchen. Ich lasse es euch wissen, wenn ich fertig bin.“ Freundlich ließ sich Deidara die Hand von Jim schütteln, oder vielmehr beinahe zerquetschen: „Danke. Bis die Tage.“ Sasori wurde vom Blonden von der Werkstatt die Straße in die angegebene Richtung fortgezogen, nachdem sie ihre Sachen rasch aus dem Kofferraum geholt hatten. Eigentlich wollte er hier nur weg! So ein Nest! Doch der Künstler grinste ihn süffisant an: „Jetzt bock hier nicht herum, wie ein kleines Kind. Wir können es doch nicht ändern, also machen wir das Beste daraus. Vielleicht können wir uns nachher mal den See anschauen.“ Beleidigt entriss er Deidara seine Hand und verschränkte die Arme vor der Brust: „Ich wüsste nicht, was ein See zu bieten hat, der Butler heißt...“ - „Griesgram.“ - „Schauspieler.“ Rasch erreichten sie das Ende der Straße und standen vor der kleinen Pension. Ein Schild im Vorgarten wies eindeutig darauf hin. Das kleine Fachwerkhaus versprühte einen gewissen wohnlichen Charme und sah zumindest nicht so heruntergekommen wie diese Hinterhofschmiede von Jim aus, wie Sasori feststellte. Die Haustür stand offen und die beiden betraten das kleine Haus vorsichtig. Eine Art Entree tat sich auf, in dem zu ihrer Rechten ein Empfangstresen stand, hinter dem ein überschaubarer Schlüsselkasten hing. Ein Telefon mit Wählscheibe stand auf den Tresen bereit und war kein Neufabrikat im Retro-Look, sondern ein Original aus den späten 80ern, mausgrau. Links vom Tresen führte eine Treppe nach oben, gegenüber davon führte eine Tür in ein Esszimmer, aus dem ein verlockender Duft kam. Sie traten an den Empfang heran und in schauderhafter Erinnerung betätigte Sasori die kleine Klingel, die neben dem Telefon stand. Zu seiner Erleichterung ertönte augenblicklich eine Frauenstimme: „Sekunde! Ich bin sofort da!“ Nach ein paar Augenblicken kam eine ältere Dame aus dem Esszimmer gewackelt. Sie war wohl breiter, als sie groß war. Die grauen, langen Haare waren ordentlich zu einem Dutt gebunden, über ihrem fliederfarbenen Kleid trug sie eine weiße und mehlige Schürze. Nur die grünen Pantoffeln erinnerten ihn wieder daran, dass er im letzten Nest gelandet war, das es wohl in dieser Gegend zu geben schien. Strahlend wackelte die Alte hinter den Tresen und sah die beiden freundlich an: „So, hallo ihr Zwei! Ich bin Eliza Parks. Was kann ich für euch tun?“ Zu seiner Verwunderung schob Deidara sich vor und erwiderte ebenso freundlich: „Hallo Eliza. Ich bin Dean und das ist Sammy Jim schickt uns. Unterwegs ist unser Wagen leider kaputt gegangen und muss repariert werden. Von daher brauchen wir ein Zimmer.“ Irgendwann würde er dem Blonden den Hals für solche Aktionen umdrehen! Wieso musste er ausgerechnet Sammy genannt werden?! Der Name löste immer nur einen Gedanken in ihm aus: „Der kleine Sammy möchte im Spielparadies von seiner Mutter abgeholt werden.“ Bäh! Und wieso überhaupt nur ein Zimmer? Ausnahmsweise waren doch mal genug frei! Entzückt nickte Eliza und flötete: „Macht euch keine Sorgen, der gute Jim kriegt das wieder hin! Es freut mich, dass ihr zu mir gekommen seid!“ Sie sah Sasori an und frohlockte regelrecht: „Sammy... das ist aber ein hübscher Name!“ Hilfe! „Mein Hund hieß Sammy. So ein kleiner, niedlicher Cockerspaniel. Der hätte Sie sicherlich gemocht.“ Er konnte sich nicht einmal der Höflichkeit halber ein gequältes Lächeln abringen, so dass die Alte sich etwas zerknirscht wieder Deidara widmete: „Heute Abend gibt es hausgemachte Fischsuppe. Wenn Sie mögen, dann können Sie gerne mitessen. Soll ich Ihnen morgen Frühstück machen?“ Deidara lächelte zuckersüß und nickte: „Wenn es Ihnen keine Umstände macht.“ Sie winkte schmunzelnd ab: „Aber nicht doch, ich freue mich, wenn ich Gäste habe.“ Das konnte Sasori sich vorstellen! Wirklich! Während Eliza einen Schlüssel aus dem Kasten nahm und diesen auf den Tresen legte, kam es, wie es kommen musste. Sie wurde neugierig: „Woher kommen Sie eigentlich und was hat Sie in diese Gegend verschlagen?“ Der Blonde ging, natürlich, in aller Seelenruhe darauf ein: „Oh, wir sind ursprünglich aus Miami und hatten beruflich in Raiford etwas zu erledigen. Und da mein geschätzter Freund und Kollege Flugangst hat, sind wir eben mit dem Auto unterwegs...“ Gefährlich knirschte Sasori mit den Zähnen. Mord und Totschlag! Ja! Das würde passieren, sobald sie alleine waren! Flugangst, pah! Eliza nickte: „Oha, Miami ist aber eine große Stadt! Was arbeiten Sie denn?“ Deidara lächelte: „Wir sind Schriftsteller und gerade an einem neuen Buch dran. Dafür haben wir im Staatsgefängnis recherchieren müssen. Es geht um Verbrechen, wissen Sie. Ein Kriminalroman.“ Sasori konnte nicht verhindern den Blonden entsetzt anzusehen. Waren Sie jetzt etwa bei „Mord ist ihr Hobby“?! Ihm fehlten die Worte. Selbst wenn er etwas hätte sagen WOLLEN, ihm fehlten einfach die Worte! Doch die Alte nickte mit großen Augen: „Uuuui, das klingt ja spannend! Und um weiterarbeiten zu können nehmen Sie nur ein Zimmer. Hatte mich schon gewundert.“ Sie lächelte. „Dann kommen Sie mal mit, ich zeige ihnen das Zimmer.“ Eliza führte die beiden nach oben und hielt in dem kleinen Flur direkt vor dem ersten Zimmer links, welches sie öffnete und sie alle betraten. Es war weit weniger schlimm, als Sasori befürchtet hatte, wenn auch trotzdem altbacken und... eben ländlich. Links von ihnen dominierte die Dachschräge den Raum, die allerdings mit zwei großen Fenstern einen netten Ausblick zum See ermöglichte. Vor dem Fenster stand ein einfacher Tisch mit zwei Stühlen so, dass man sich trotz der Schräge bequem hinsetzen konnte. Allein die Gardinen mit Spitze wirkten eher unmodern. Zu ihrer Rechten stand ein alter, massiver Kleiderschrank neben einer Tür, die ins Badezimmer führte. Dahinter stand ein großzügiges Doppelbett. Das Bett war mit weißer, geblümter Bettwäsche bezogen, extrem kitschige Lampen standen auf den Nachtschränkchen. Sie legten ihre Sachen auf dem Bett ab und folgten Eliza zum Badezimmer, die dort das Licht anmachte und stolz lächelte. Grün und beige Fliesen ließen original 60er Jahre Flair aufkommen, doch sauber und gepflegt waren die Dusche, die Wanne, das WC und das Waschbecken mit Schränkchen allemal. Die Hausherrin sah die beiden an und strahlte: „Fühlen Sie sich wie zu Hause. Falls Sie etwas benötigen: ich bin in der Küche. Die Fischsuppe kocht sich leider nicht von alleine.“ Deidara nickte ihr freundlich zu: „Danke, Eliza.“ Glücklich wackelte die Alte von dannen und schloss die Zimmertür hinter sich. Seufzend ließ Sasori sich vornüber aufs Bett fallen und seufzte laut in die Decke: „Hiiiiiilfe....“ Lachend nahm Deidara seine Reisetasche vom Bett und begann seine Sachen in den Kleiderschrank zu räumen: „Nun stell dich nicht so an, so schlimm ist es doch gar nicht.“ - „Richtig! Es ist schlimmer!“ - „Ich finds irgendwie süß hier.“ Er brummte verständnislos: „Es ist schrecklich! Miami ist zwar ein oberflächliches Drecksloch, aber DAS hier ist doch lächerlich! Dass DIR das überhaupt gefällt...“ Unbeeindruckt zuckte der Blonde mit den Schultern: „Irgendwie... finde ich wieder großen Gefallen an den kleinen Dingen im Leben. Ich habe lange genug in dieser oberflächlichen Welt gelebt. Es tut gut mal wieder Menschen um mich zu haben, die von Bangart noch nie in ihrem Leben gehört haben und die es auch nicht interessiert.“ Sasori rollte sich auf den Rücken und knurrte: „Dafür hättest du ihnen ja deinen richtigen Namen nennen müssen. Und wenn du jemals wieder jemandem erzählst, dass ich Flugangst hätte, dann bringe ich dich eigenhändig um, verstanden?!“ Die einzige Antwort war ein amüsiertes Kichern. Er setzte sich auf und griff nach dem Laptop: „Mal sehen, ob die hier so etwas wie Internet haben... Und Hidan sollten wir auch noch Bescheid sagen.“ - „Den ruf ich gleich an, sonst endet das nur wieder in der Aufzählung von Zooinsassen zwischen euch...“ Schnaubend schaltete er den Computer ein und wartete, ungeduldig auf das Plastik trommelnd, bis er hochgefahren war. Da er nicht von einem W-Lan-Netz ausging, steckte er direkt den Web-Stick in den USB-Port und öffnete den Browser, um seine Mails abzufragen. Genervt hämmerte er das Passwort auf die Tastatur und wartete einen Augenblick, ehe er plötzlich wieder bleich wurde und auf den Monitor starrte. Die neue Mail in seinem Postfach... Er öffnete sie und schluckte schwer, ehe er ernst raunte: „Wir haben schon wieder Fanpost... und zwar auf meinem E-Mail-Account...“ Augenblicklich unterband Deidara sein Tun und sah ihn käsig im Gesicht an: „Was?! Aber... wie...? Was schreibt er?“ Seufzend las Sasori vor: „Hallo Schnüffler! Na, gefällt es euch in Lake Butler? Schönen Wagen hast du. Ich habe ihm nicht weh getan, keine Sorge. Nur ein bisschen daran herumgespielt. Ihr könnt nach dem Besuch bei diesem Nichtsnutz sicher ein paar Tage Urlaub gebrauchen! Macht euch um euren hirnlosen Freund keine Sorgen, dem geht es bestens. Wirst du mich hier finden? Du hast ein paar Tage Zeit und ich sehe euch, bin bei euch und beobachte euch! Du wirst mich nicht kriegen. Niemals! Lass die blonde Schönheit in Ruhe!!! Ich sehe es, ich habe es auch letzte Nacht gesehen! DAS STEHT DIR NICHT ZU!!! Wie ich dich hasse... ~XX~“ Sasori strich sich durchs Haar und seufzte. Der Kampf, das Duell, wurde offensiver. XX wurde mutiger, vielleicht unvorsichtiger. Und, wenigstens ein Vorteil, XX würde ihn ein wenig von der Abgeschiedenheit in diesem Kaff ablenken, auch wenn diese Erkenntnis einen mehr als bitteren Beigeschmack hatte... Kapitel 24: 1 Tag, 3 Versionen ------------------------------ ~Aloha ihr Lieben! Hier ein etwas anderes Kapitel, das Spaß, Spannung und Gefühle mit sich bringen soll :) Ich hoffe natürlich, dass es euch gefallen wird ;) In diesem Sinne viel Vergnügen und schaurige Unterhaltung! LG Galenhilwen~ Weg 1 von 3: Hidan Es war bereits hell und die Sonne lächelte auf das morgendliche Miami herab. Eigentlich war es bereits gegen Mittag, doch trotzdem war es ruhig. Fast so etwas wie Frieden lag über der Stadt. Es war Sonntag und von daher nicht viel los, auch wenn Miami niemals ganz zur Ruhe kam. Aber es befand sich in einem Zustand des Durchatmens, ehe der Stress des Alltags wieder losgehen würde. Neugierig streckte die Sonne ihre Strahlen in das Wohnzimmer von Deidaras Haus. Feine Staubpartikel tanzten sichtbar auf und ab, während die teuren Fliesen von Kleidung, Pizzakartons und Bierflaschen bedeckt waren, die nicht nur vom Vorabend zu sein schienen. Aus einem Karton schaute ein Stück Pizza hervor, welches vertrocknet und verschrumpelt war, direkt über einem Karton, aus dem sich ein grünlicher Teppich nach draußen arbeitete, der in einer Lache aus Bier einen nahrhaften Boden gefunden hatte. Hidans geliebter dunkelroter Morgenmantel lag ebenfalls, zwischen unzähligen anderen Kleidungsstücken, auf dem Fußboden. Die Kissen und die Decke auf der Couch waren wild durcheinander und ließen ahnen, wie breit sich der Manager beim Schlafen gemacht haben musste. Die Boxen der Musikanlage knackten verdächtig, ehe plötzlich in ohrenbetäubender Lautstärke Musik aus ihnen zu donnern begann. „Dragula“ von Rob Zombie ertönte und aus dem Flur kam Hidan auf dem Läufer ins Wohnzimmer geschlittert. Nackt. Zumindest fast. Immerhin trug er eine Krawatte um den Hals und einen lila Socken auf seinem Sensenmann. Ausgelassen baumelte der Socken aus, während der Manager zum Stehen kam und fröhlich Luftgitarre spielte und bangte, dass die Knochen knackten. Seit er am Vorabend erfahren hatte, dass Deidara und Sasori erst in ein paar Tagen nach Hause kommen würden, ließ er es sich mal so richtig gut gehen. Statt schnödes Bier hatte er den Abend über reichlich viel Vodka getrunken. Zum Frühstück hatte er Steak gegessen - nackt; danach ordentlich einen abgeseilt - nackt; er hatte die Post hereingeholt - nackt; ist ein paar Runden im Pool geschwommen - nackt; hat Fernsehen geschaut - nackt; und nun tanzte er eben - nackt! Aber so richtig Laune wollte trotz des affengeilen Sounds einfach nicht aufkommen. Seufzend griff er zur Fernbedienung und machte die Musik aus. Wie kacke war das denn?! Da hatte er sturmfrei und keine Ahnung, was er tun sollte! Ihm war, im Grunde, totlangweilig!!! Die Krawatte und der Socken flogen zu den anderen Sachen auf den Fußboden, ehe Hidan ans Fenster trat und laut seufzend in Richtung Strand blickte. Auf dem Gehsteig vor dem Haus schlenderte eine Gruppe Nonnen entlang. Er grinste breit. Ja, selbst in Miami gab es so etwas wie Gläubige; Moral und Anstand. Die alten Tanten würde er mal ordentlich erschrecken! Wie vom Teufel gebissen donnerte er mit der Faust gegen die Fensterscheibe und tatsächlich blieben die Gottesfrauen stehen, sahen sich verwundert um. Mit einem noch breiteren Grinsen auf dem Gesicht winkte er ihnen freundlich zu... ohne dabei seine Hände zu benutzen. Die Nonnen sahen einen Augenblick wie erstarrt zu ihm herauf, ehe die eine Hälfte von ihnen keifend auf und ab rannte, die andere Hälfte applaudierte und zurück winkte, allerdings auf die „normale“ Art mit ihren Händen. Saumäßig belustigt presste der Manager sich an die Scheibe und ließ seine Hüfte quietschend hin und her gleiten, ehe er es dem Glas „besorgte“. Eine Nonne fiel in Ohnmacht und zufrieden löste er sich vom Fenster. Doch! Das hatte Spaß gemacht. Plötzlich kam ihm eine Idee!! DIE Idee!!! Deidara würde toben, aber... Hidan grinste dreckig. Scheiß drauf, ihm war langweilig und DAS würde sicherlich etwas an diesem Zustand ändern! Eine halbe Stunde später stand er im Atelier und kniff die Arschbacken kräftig zusammen, ehe er sich hinsetzte und seinen stahlharten Hintern auf die erste Leinwand presste. Ein dreckiges Kichern entwich ihm, wenn er daran dachte, was er mit den Ergebnissen vorhatte. Er löste seinen Arsch wieder von der Leinwand und drehte sich herum. Das sah doch schon einmal hervorragend aus. Aber fertig war sein „Meisterwerk“ noch nicht. Er hob das halbfertige Bild hoch und drückte es sich dreckig lachend gegen den Schritt. So schwer war das mit dem kreativen Künstlertun doch gar nicht! Was die sich immer alle anstellten konnte Hidan so gar nicht verstehen. Er löste die Leinwand von seiner Freudenschleuder und betrachtete zufrieden das Endergebnis. Ja, das gefiel ihm! Davon würde er noch ein paar machen. Zeit und Material waren genug vorhanden! Er legte sein „Kunstwerk“ zur Seite, griff zum Pinsel und sah sich überlegend um. Statt wieder zur blauen griff er dieses Mal zur roten Farbe, tauchte den Pinsel in die Öffnung der Farbflasche und holte eine gute Portion davon heraus, die er sich mit perverser Freude zunächst auf den Arsch schmierte. Fühlte sich ja schon irgendwie geil an. Doch es war ein Scheißdreck im Gegensatz zum zweiten „Anstrich“... Er tauchte den Pinsel abermals in die Farbe, ehe er begann seinen Lustmanager mit der Farbe einzufärben. Scheiße, war das geil! Fast zelebrierend versenkte er seinen Wonnebolzen in den weichen, feuchten Borsten, ehe auch daran genug Farbe war, um weiterzuarbeiten. Dieses Mal ließ er sich mit vollem Karacho auf die Leinwand plumpsen, die er auf dem Boden platziert hatte. Schmatzend löste er seinen Knackarsch von dem Bild und drehte sich herum, um die noch „unberührte“ Fläche mit seiner Prachtramme zu penetrieren. Es war bereits nach Mittag, als Hidan noch immer seinem neuen Hobby nachging. Als es an der Tür schellte pausierte er knurrend. Welcher Sack störte ihn denn an einem Sonntag?! Angepisst verließ er das Atelier und ging zur Haustür, neben der eine Gegensprechanlage hing. Er drückte auf den Knopf und zischte: „Was geht ab?!“ Ein genervtes Seufzen ertönte, ehe er die Stimme von Lieutenant Caine hörte: „Caine hier. Ich muss dringend mit Mr. Bangart sprechen. Es ist wichtig!“ - „Ach Sie sind's... Blondi ist nicht da, der ist mit Mr. Oberkorrekt nach Raiford gefahren und der Wagen ist verreckt. Also entweder kommen Sie in drei Tagen wieder oder aber Sie nehmen mit mir Vorlieb.“ Für einen Augenblick herrschte Schweigen, ehe Caine raunte: „Gut, lassen Sie mich rauf.“ - „Klar, Alter.“ Er drückte auf einen weiteren Knopf und öffnete die Haustür. Rasch sah er, wie Caines Wagen das Tor passierte, so dass er es mit einem weiteren Knopfdruck wieder schloss. Oben angekommen parkte Caine, stieg aus und verdrehte die Augen hinter der Sonnenbrille, als er Hidans Astralkörper entdeckte. Der Ermittler kam auf ihn zu und knurrte, als er sah, dass alleine Farbe sein heißes Gestell bedeckte: „Sie werden sich umgehend etwas anziehen, sonst verhafte ich Sie wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses!“ Hidan schloss hinter ihnen die Haustür und grinste dreckig: „Och, Caine. Keine Sorge, für Erregung habe ich heute schon genug gesorgt!“ Sie stiegen in den Aufzug und der Ermittler sparte sich weitere Kommentare, was dem Manager nur Recht war. Im Wohnzimmer zog er sich schließlich doch seinen Morgenmantel über, während Caine angewidert das Ausmaß der Verwüstung betrachtete. Als Hidan, endlich, fertig war, holte der Ermittler eine CD aus seiner Jacketttasche und begann ohne Umschweife zu erklären: „Hören Sie gut zu, das ist sehr, sehr wichtig, verstanden?!“ - „Klar. Was istn das?“ - „Das ist eine Aufnahme, die meiner Abteilung gestern zugespielt wurde. Wir sollten Sie uns anhören, damit Sie verstehen, weshalb es so dringend ist.“ Hidan nahm die CD an sich, legte sie statt der Rob Zombie Scheibe in den Player, machte rasch leiser, ehe er auf Play drückte und sich auf die Couch setzte. Gut, was er nun zu hören bekam ließ selbst ihn wissen, dass es wirklich, wirklich kein Spaß mehr war! Eine verzerrte, infantile, kindliche Stimme stritt mit einer tiefen, erwachsenen... „Ich hasse ihn, ich hasse ihn, ich hasse ihn so sehr!!! Wir MÜSSEN ihn eliminieren! Deidara gehört ganz alleine MIR!!!“ „Das weiß ich doch, und du sollst deine Muse haben. Ist mir echt scheißegal! Aber der Schüler wird NICHT getötet! Hast du verstanden?!“ „DU hast mir gar nichts zu befehlen! Wo wärst du denn ohne mich?! Ohne mich gäbe es weder Muse noch Schüler! ICH bestimme das Spiel, ICH bestimme die Regeln! DU bist nur hier, weil ich dich brauche!!!“ „Du wärst ohne mich auch nicht hier! Glaube mir, wenn ich eine Ahnung hätte WIE, dann hätte ich dich längst ins Exil verbannt! Du wirst ihm kein Härchen krümmen, haben wir uns verstanden?!“ „HA! Du bist so schwach! Du hast schon lange keine Macht mehr über mich, mein Lieber! ICH bin der Spielleiter!“ „Wenn du mir Sasori nicht überlässt, dann mache ich nicht mehr länger mit.“ „Willst du mir drohen? WILLST DU MIR DROHEN?!“ „Wenn es das Einzige ist, was bei dir funktioniert... JA!“ „DU drohst MIR?! Du bist so dumm! So DUMM! NICHTS wirst du tun!! Denn alleine ICH bin das Alpha und Omega!“ „Rede keinen Unsinn... ICH bin das Alpha und werde es immer sein! Ohne mich wärst DU nicht hier!“ „HALT DIE SCHNAUZE!!!“ „Das ärgert dich, nicht wahr? Oh ja! Aber du wirst es nicht ändern können, ich... ARGH! Hör auf mit dem Scheiß!“ „Ja, das tut weh, nicht wahr?!“ „JA, verdammt! Du hast deine brennende Kippe auf meinen Arm gedrückt!!!“ „Vielleicht magst du das Alpha sein... Aber ich schwöre dir, ich werde das Omega sein, ob es dir passt oder nicht! Du hast niemals die Kontrolle über mich gehabt!! ICH bin der Spielleiter, das Spiel und das Ziel! Du kannst mir gar nichts anhaben! Und nun schweig!!! Ich werde mir deinen Wunsch durch den Kopf gehen lassen.“ „Das ist kein Wunsch, das ist ein Befe... ARGH! AHHH! NEIN! DU... ARGH! HILFE!“ „SCHWEIG ENDLICH!!!“ „...“ „Brav. Ich werde prüfen, ob dein Wunsch annehmbar ist.“ „Was... meinst du....?“ „Lass das meine Sorge sein, Diener.“ „Ich bin nicht dein... ARGH! NAAAAARGH!“ „Ich werde den Schüler testen. Wenn ICH für würdig empfinde, dann verschone ich sein mickriges Leben... vielleicht. Und nun: VERSCHWINDE!“ „...“ „Recht so... SKLAVE. Ich habe noch genug zu tun.“ „...“ „Endlich ist er weg. Schwächling! Wie ich diese rothaarige Pest hasse! So sehr wie 'ihn' auch! Scheißkerl!“ Die Aufnahme war vorbei und Hidan schluckte schwer. Toll, der ganze Spaß von seinen Arschabdrücken war damit hinüber! Er sah Caine an und nickte: „Gut, ich werde es den beiden zukommen lassen.“ Der Ermittler seufzte: „Das ist leider noch nicht alles. Uns wurde diese CD von einem verdeckten Ermittler namens Madara Uchiha zugespielt... der seitdem spurlos verschwunden ist.“ - „Au Kacke! Das wird Sasori nicht gefallen... Fuck, Alter. Was für ein kranker Wichser ist dieser Stalker eigentlich?!“ Während Caine sich erhob und seine Sonnenbrille absetzte, um Hidan in die Augen zu sehen, seufzte der Rothaarige: „So ungerne ich das auch zugebe... aber ausnahmsweise gebe ich Ihnen mal voll und ganz Recht...“ Er setzte die Sonnenbrille wieder auf. „Sobald die beiden wieder in Miami sind soll mich der Detecitive kontaktieren. Richten Sie ihm das bitte aus.“ Hidan nickte: „Natürlich.“ Es war bereits nach sechs Uhr abends, als Deidara nach knapp 20 bereits missglückten Versuchen über die letzten paar Stunden ENDLICH an sein Handy ging: „Fuck! Wofür hast du so ein beschissenens Teil, wenn du nicht drangehst?!“ „Hi Hidan... Sorry, hatte das Telefon auf dem Zimmer vergessen.“ „Und was ist mit dem Quatschknochen von Mr. Oberkorrekt?!“ „Jetzt mach mal halblang! Der hatte seines dabei, aber in diesem Kaff ist Empfang Mangelware! Was willst du eigentlich?“ „Ich soll euch etwas Wichtiges ausrichten! Caine war hier und...“ „Moment, ich mache mal eben den Lautsprecher an...“ „...“ „So, Sasori hört mit.“ „Ja, schön für ihn! Scheiße! Caine war da und hat mir ne CD vorgespielt. Ich habe dir den Dreck per Mail geschickt. Er hat gesagt, dass ich dir ein paar Sachen ausrichten soll, Alter.“ Sasoris Stimme ertönte leise aus dem Hintergrund. „Was denn?“ „Die Aufnahme wurde ihm von Uchiha zugespielt und der ist seitdem verschwunden. Du sollst dich bei Caine melden, wenn ihr wieder in Miami seid.“ „Sensei Madara ist verschwunden?!“ „Spreche ich Kisuaheli?! JA, das sagte ich doch!“ „Wenn, dann ist dein Akzent unter aller Kanone, Pavian.“ „Leck mich doch! Alter, die Aufnahme ist von diesem Stalker und der will dich...“ „AHHHHHHHHHHHH!“ „Scheiße! SASORI!“ Ein lautes Scheppern ertönte, ehe die Verbindung abbrach. Hidan biss sich auf die Unterlippe. Was lief denn plötzlich für eine Scheiße bei den beiden ab?! Eiligst versuchte er abermals den Blonden anzurufen, doch der Empfang ließ kein Gespräch mehr zu... Weg 2 von 3: Deidara und Sasori „Nun komm schon! Du hast es doch gehört, dass der Laden auch heute geöffnet hat!“ maulte Deidara, während dieser ihn am Arm aus dem kleinen Haus von Eliza zog. Der Blonde wollte sich ja unbedingt den kleinen Laden von Cousine Mary angucken! Und den See, den Hafen, sowie die Kirche, die laut Eliza definitiv einen Besuch Wert sein solle. Er verdrehte genervt die Augen und seufzte: „Hör auf so ein Theater zu machen! Von mir aus können wir in den Laden, aber in die Kirche kriegen mich keine 10 Pferde!“ Sie folgten einer Straße, die vom See weg und auf einen Hügel führte. Weitere kleine Häuschen reihten sich an der Straße auf; vom Blumenladen über ein Fachgeschäft für Angelzubehör bis hin zu dem von Eliza beschriebenen kleinen Lebensmittelladen ihrer Cousine Mary. Vor der Tür standen mehrere liebevoll arrangierte Kisten mit frischem Obst und Gemüse aus der Umgebung. Sasori hoffte, dass keines der angebotenen Lebensmittel irgendwelche Ölflecken aus Jims Werkstatt aufweisen würde... Gut gelaunt schlenderte Deidara vor ihm ins Innere des Ladens, dessen großes Schaufenster bereits von draußen einen Überblick über das verhältnismäßig sogar große Angebot ermöglichte. Selbstgemachte Gardinen verliehen dem Laden eine extra Portion „Tante-Emma“-Flair. Ein Glöckchen bimmelte, als sie die Tür öffneten. Hinter der Kasse, die links von ihnen stand, sah eine deutlich jüngere Frau als Eliza auf. Sie hatte langes, nussbraunes Haar, war etwa so alt wie sie beide, rehbraune Augen und ein sehr nettes Lächeln. Ihre Kleidung war, was Sasori doch irgendwie erstaunte, recht modern und nicht so schrecklich altbacken. Ihre Augen funkelten auf, als sie die beiden jungen Männer sah und lächelte noch etwas süßer, ehe sie mit sanfter Stimme freundlich sprach: „Herzlich willkommen in Lake Butler. Das ist aber schön mal neue Gesichter hier zu sehen, dazu noch an einem Sonntag.“ Sasori hielt sich gleich zurück, das war definitiv Deidaras Steckenpferd, aber sicherlich nicht seines. Der Blonde trat an den Tresen heran, hinter der die Kasse und die Brünette standen, und erwiderte das Lächeln: „Hallo. Eliza hat uns hergeschickt, wir wohnen seit gestern bei ihr. Sie sagte, dass wir hier einkaufen könnten und der Laden ihrer Cousine Mary gehöre...“ Die junge Frau schmunzelte: „Verstehe! Mary ist meine Mutter. Ich bin Alice und kümmere mich manchmal um den Laden, wenn meine Mutter nicht kann. Mit wem habe ich die Ehre?“ Sasori bemerkte, wie sie Deidara mit den Augen zuklimperte und regelrecht flirtete. Aus irgendeinem Grund mochte er sie überhaupt nicht. Er verschränkte die Arme vor der Brust, schaute sich im Laden um und hoffte, einfach nur schnell wieder hier herauszukommen. Doch der Künstler ließ sich, natürlich, mal wieder voller kindlicher Freude auf den „Spaß“ ein: „Hi, Alice. Ich bin Dean und das ist Sammy.“ - „Sammy? Oh, was für ein schöner Name, so hieß der...“ Er sah sie giftig an und zischte: „Cockerspaniel von Eliza, ich weiß! Und wenn es Recht ist, dann wäre mir schlicht und ergreifend Sam lieber. Er heißt ja auch nicht Danny...“ Kam es ihm nur so vor oder machte er hier gerade eine Szene?! Deidaras Blick jedenfalls ließ ziemlich klar darauf deuten. Seufzend schnappte er sich einen kleinen Einkaufskorb und knurrte: „Ich besorge dann schon einmal die Lebensmittel, während du hier Smalltalk hältst.“ Die völlig irritierten Blicke ignorierend wandte er sich ab und schritt durch die Regale. Ja, eindeutig, er machte eine Szene! Verflucht! Wieso?! Er hatte doch gar keinen Grund, und schon gar nicht gegenüber einer Landpomeranze wie Alice! Seufzend blickte er zu Boden. Doch, es gab einen Grund, der nichts mit Deidara oder dieser Frau zu tun hatte... die Angst in ihm kochte über! Pure Panik schoss durch seine Adern. Er hatte Angst, dass wieder dasselbe passieren würde wie damals, schon alleine bei einer Situation, die für solcherlei Gedanken abwegiger nicht sein konnte! Aber er konnte nichts dagegen tun, dass er einfach nur Panik verspürte... davor fallen gelassen zu werden, vor seinen Gefühlen und vor allem davor verlassen zu werden. Eine Verlustangst, die sich in sein Herz bohrte und ungeahnte Ausmaße annahm. Deidara sah Alice entschuldigend an: „Tut mir Leid, er hat wohl nicht so gut geschlafen...“ Sie winkte lächelnd ab: „Schon gut. Was verschlägt euch eigentlich in diese Gegend?“ - „Eine Autopanne, um ehrlich zu sein. Eliza hat uns auch eure Kirche empfohlen, die soll der hübsch sein. Wo ist die denn?“ - „Ach, das ist ganz einfach. Ihr folgt der Straße noch ein Stück und dann steht sie auf derselben Straßenseite, wie Mamas Laden.“ Der Blonde lächelte: „Danke, das ist gut.“ Alice warf ihm einen verführerischen Blick zu und sprach so leise, dass Sasori es nicht hören konnte: „Wenn... du wirklich was interessantes sehen willst, dann komm heute Abend doch einfach in Jim's Scheune. Dort feiern die jüngeren Leute der Stadt an den Wochenenden immer. Du... bist echt süß, Dean. Ich würde mich freuen, wenn du mich heute Abend begleiten würdest.“ Er hob abwehrend die Hände und schüttelte leicht den Kopf: „Hör mal, Alice. Das klingt ja echt nett, aber... Sammy und ich haben noch zu arbeiten und...“ - „Ach, komm schon. Es... gibt auch eine kleine kuschelige Ecke auf dem Heuboden, wenn du verstehst...“ Deidara schluckte schwer. Himmel, die ging ja ran! Erleichtert erblickte er Sasori aus den Augenwinkeln, der mit einem vollen Korb auf sie zu kam. Zufrieden beobachtete der Rothaarige, wie Alice erschreckt aufsah, als er den Korb auf den Tresen donnerte. Er grinste sie eiskalt an: „Entschuldigung.“ Doch statt endlich Ruhe zu geben wurde die Brünette scheinbar herausgefordert: „Hey, SAMMY. Alles bekommen?“ In gewohnter Perfektion ließ er sich weder in Gestik, noch in der Mimik oder seinem Tonfall irgendeine Gefühlsregung anmerken: „Nein. Aber das Nötigste, was man hier in der Stadt eben kriegen kann. Wird schon reichen.“ Sie tippte die Preise in die alte Kasse ein und stutzte: „Ich hoffe, dass du nichts dagegen hast, wenn Dean sich heute Abend mal auf dem Scheunenfest ein wenig amüsiert, statt mit dir irgendwelche Arbeit zu erledigen.“ Wie er diese dumme Kuh hasste! Er hatte genug mitbekommen um zu wissen, dass Deidara ihr eine Abfuhr verpasst hatte, aber sie schien ihn trotzdem aus purer Freude provozieren zu wollen. So monoton wie bisher antwortete er ihr: „Doch, ich habe etwas dagegen, weil er dir gerade eindeutig gesagt hat, dass er nicht will. Und ich mag es gar nicht, wenn jemand ein 'nein' ignoriert.“ Für Alice nicht sichtbar griff der Blonde nach seiner Hand und drückte sie, während die junge Frau ihn entsetzt ansah. Es war ihr deutlich anzusehen, dass sie mit dieser Kälte überhaupt nicht gerechnet hatte. Statt dessen machte sie ihre Arbeit weiter und knurrte: „Dean, du hast echt merkwürdige Arbeitskollegen. Was will jemand wie du mit so einem Eisklotz?!“ Grinsend beugte Deidara sich zu ihr herüber und flüsterte ihr ins Ohr: „Ich würde es dir ja gerne erklären, aber erstens will ich dich nicht mit den Einzelheiten verderben und zweitens geht es dabei um Dinge, die du mir eh nie würdest bieten können!“ Sasori beobachtete innerlich zutiefst zufrieden, wie Deidara wieder von ihr abließ und Alice sie beide mit fahlem Gesicht anstarrte. Er legte ihr den Betrag auf den Tresen, den er auf der Kasse ablesen konnte und nahm ihr süffisant grinsend die vollgepackte Tüte aus der Hand: „Danke.“ Mit offenem Mund wanderte ihr Blick immer wieder zwischen ihm und Deidara hin und her, ehe sie ihre Stimme wieder zu benutzen fähig war: „Ich... ihr... Blödsinn! Ihr seid doch nicht... Ihr seht doch gar nicht aus wie... Das ist ein Scherz! Das ist doch ein Scherz, oder?!“ Noch ehe Sasori eine passende Antwort geben konnte, fand er sich in den Armen des Blonden bei einem stürmischen Kuss wider. Erschrocken weiteten sich seine Augen, doch die Deidaras sahen ihn liebevoll und entschuldigend an, während dessen Zunge seine eigene spielerisch und doch inbrünstig umgarnte. Er fühlte sich schon ein wenig überrumpelt, aber irgendwie war es weit weniger störend, als er das erst gedacht hatte. Sie lösten sich voneinander und ließen Alice mit geweiteten Augen und offenem Mund zurück. Kichernd hakte sich Deidara bei ihm ein: „Das dumme Gesicht! Herrlich!“ Er fasste die Tüte etwas fester und nickte leicht: „Ja... aber lass das in diesem Nest bitte nicht zur Gewohnheit werden...“ - „Schade, dabei hat mir das sehr gefallen.“ - „Deidara!“ Der Blonde grinste: „War doch nur Spaß... Hey, da vorne ist die kleine Kirche! Komm schon, lass sie uns wenigstens mal anschauen.“ Seufzend verdrehte er die Augen: „Ich will aber nicht!“ - „Bitte... nur ganz kurz...“ - „Bleibt mir denn eine Wahl?“ Deidara lächelte und drückte ihm einen Kuss auf die Wange: „Eigentlich nicht, aber trotzdem danke!“ Es war bereits kurz nach sechs, als sie endlich wieder in ihrem Zimmer ankamen. Augenblicklich hatte Eliza sie zum Essen geholt, als sie um halb fünf wieder da gewesen waren, und sie über die Ereignisse in Mary's Laden regelrecht verhört, während sie einen Gemüseauflauf gegessen hatten. Zu seiner Verwunderung fand Eliza die Geschichte sogar richtig lustig und erklärte ihnen, dass ihre Cousine eine sehr konservative Frau und Mutter sei, sie selbst allerdings habe noch nie ein Problem mit ungewöhnlichen Pärchen gehabt. Nachdem sie schließlich ihre verderblichen Vorräte in einem Fach des Kühlschranks untergebracht hatten, waren sie nun, endlich, auf ihr Zimmer zurückgekehrt und hatten auch die restlichen Lebensmittel, vor allem Süßigkeiten, verstaut. Deidara nahm sein Handy vom Tisch und pfiff laut auf, ehe er grinste: „Himmel, Hidan hat aber Sehnsucht nach uns. Über 20 Anrufe in Abwesenheit. Ich rufe mal eben zurück.“ Er nickte dem Blonden zu und stöhnte: „Danke. Das Einzige, was ich jetzt noch will nach diesem Tag ist eine Dusche!“ Ehe Deidara ihm antworten konnte, klingelte das Telefon abermals und der Künstler nahm die Augen verdrehend ab: „Hidan...“ Gespannt lauschte Sasori, konnte jedoch nur Deidaras Worte verstehen und ein lautes Wortwirrwarr von der anderen Seite der Leitung. „...“ „Hi Hidan... Sorry, hatte das Telefon auf dem Zimmer vergessen.“ „...“ „Jetzt mach mal halblang! Der hatte seines dabei, aber in diesem Kaff ist Empfang Mangelware! Was willst du eigentlich?“ „...“ „Moment, ich mache mal eben den Lautsprecher an...“ Er nickte dem Blonden zu, der auf einen Knopf drückte und das Handy schließlich auf den Tisch stellte, während er selbst zum Schrank ging und diesen öffnete, um sich frische Kleidung herauszusuchen. „...“ „So, Sasori hört mit.“ „Ja, schön für ihn! Scheiße! Caine war da und hat mir ne CD vorgespielt. Ich habe dir den Dreck per Mail geschickt. Er hat gesagt, dass ich dir ein paar Sachen ausrichten soll, Alter.“ Er nahm ein Shirt, eine Hose, frische Shorts und Socken an sich, schloss den Schrank und knurrte genervt. „Was denn?“ „Die Aufnahme wurde ihm von Uchiha zugespielt und der ist seitdem verschwunden. Du sollst dich bei Caine melden, wenn ihr wieder in Miami seid.“ Er blieb vor der Badezimmertür stehen und schluckte schwer. „Sensei Madara ist verschwunden?!“ „Spreche ich Kisuaheli?! JA, das sagte ich doch!“ Dieser Kerl brachte ihn echt immer wieder auf die Palme! Idiot! Er drückte die Klinke herab und wies Hidan gewohnt freundlich in seine Schranken. „Wenn, dann ist dein Akzent unter aller Kanone, Pavian.“ „Leck mich doch! Alter, die Aufnahme ist von diesem Stalker und der will dich...“ Er öffnete die Badezimmertür und hörte ein verdächtiges Klacken. Was zum Henker...?! Blitzartig sprang er zur Seite. „AHHHHHHHHHHHH!“ Der Pfeil schoss auf ihn zu, erwischte ihn aber nur noch leicht am Arm, ehe er von seiner Flugbahn abgekommen in der Wand versank und die weiße Tapete mit ein paar Tropfen Blut benetzte. Deidara sprang panisch auf. „Scheiße! SASORI!“ Das Handy fiel zu Boden, worum sich der Blonde jedoch nicht kümmerte. Das Tuten der unterbrochenen Verbindung hallte durchs Zimmer, als Deidara bei ihm ankam und ihn besorgt ansah: „Was... bist du verletzt?! Was ist passiert?!“ Er strich über die Wunde an seinem Arm und versuchte seinen eigenen Schrecken und seine eigene Angst zu unterbinden: „Nein, ist nichts schlimmes. Der Pfeil hat mich nur gestreift...“ Doch es fiel ihm schwerer, als ihm lieb war. Sein ganzer Körper zitterte, was Deidara deutlich spüren konnte und ihn in dessen Arme schloss: „Scheiße! Was sollte das?!“ Vorsichtig drückte er den Blonden und hauchte: „Das war ganz sicher XX...“ Er löste die Umarmung und machte Licht im Badezimmer. Schwer schluckend betrachteten sie die Armbrust, die vor dem Spiegelschrank hing und auf die Tür gerichtet war, an ein einfaches, wenn auch funktionales Auslösesystem angebracht. Erst jetzt wurde ihm wirklich klar, wie knapp die Sache eigentlich gewesen war. Ausgerichtet war der Schuss auf Brusthöhe, hätte ohne Probleme sein Herz durchbohren können. Auf dem Spiegel stand in großen roten Buchstaben eine eindeutige Botschaft: „Spiel – Satz – und Sieg!“ Weg 3 von 3: ??? Seine Augen funkelten freudig über die Zeitung hinweg, als Deidara und Sasori die Pension verließen. Sein Blick folgte ihnen eine Weile, bis sie außer Sichtweite waren. Das war DIE Chance! Er warf die Zeitung in den Papierkorb, der neben der Bushaltestelle stand, griff nach dem Werkzeugkasten neben sich und schritt zielsicher auf die Pension zu. Sein Name war Tobey und er war seit ein paar Wochen Fischer in Lake Butler. Man kannte ihn bereits und er erregte kein Aufsehen. Selbst seine Kluft, die ekelhaft nach Fisch und Salz stank, war der Stadt bis ins kleinste Detail angepasst: Gummistiefel, eine ausgewaschene Latzhose, ein Flanellhemd und ein betagter Schwedenmantel mit großer, gelber Kapuze. Sonntags fuhren keine Schiffe raus, was ihm diese Gelegenheit erst bescherte. Alles hatte perfekt nach Plan funktioniert. Die Autopanne, das Abschleppen, das Unterkommen in diesem Kaff und natürlich der tropfende Wasserhahn... Mit schweren Schritten betrat er Elizas Haus. Die alte Dame sah hinter dem Empfang auf und lächelte: „Ach, hallo Tobey! Danke, dass Sie sich heute die Zeit für mich nehmen. Was ich auch mache, dieser Wasserhahn oben hört einfach nicht auf zu tropfen.“ Er lächelte freundlich und nickte ihr zu: „Für Sie, Eliza, würde ich jederzeit den Wasserhahn reparieren. Drittes Zimmer links, richtig?“ - „Richtig. Soll ich Sie begleiten oder kann ich mich um das Abendessen kümmern?“ - „Bleiben Sie ruhig mal bei ihren Kochkünsten, ich komme schon zurecht.“ Er hob den Werkzeugkasten an. Sie lächelte und reichte ihm ihren Generalschlüssel: „Fein. Wenn etwas ist: ich bin in der Küche.“ Eliza wackelte guter Laune aus dem Raum. Er schritt zielsicher die Treppe heraus und blieb auf dem Flur kurz stehen und grinste. Er wandte sich an das erste Zimmer zu seiner Linken und schloss es leise auf, ehe er rasch hineinging und die Tür ebenso leise wieder schloss. Durch seine perfekte Planung war seine kleine Überraschung nach nur 10 Minuten aufgebaut, der Spiegel beschriftet und die Badezimmertür gut verschlossen. Er sah sich um und musterte das Zimmer genauer. Es gab durchaus ein paar Stellen, an denen er seine kleinen Helfer würde installieren können... Diabolisch grinsend holte er ein paar winzige Kameras aus seinem Werkzeugkasten. Eine fand ihren Platz auf dem Schrank und hielt den Tisch im Blick. Die nächste versteckte er an der Deckenleuchte und konnte mit ihrer Hilfe das Bett einsehen. Eine letzte installierte er leicht hinter der Gardine, die auf die Badezimmertür gerichtet war. Er nickte zufrieden. Das dürfte reichen, um sich ganz persönlich noch ein wenig Spaß zu gönnen. Außerdem KONNTE er sich das Spektakel nicht entgehen lassen! Konnten 'sie' es sich nicht entgehen lassen... Sein Kichern begann tief und diabolisch, endete aber wahnsinnig und kindlich. Tobey war ein Werkzeug, ER musste sich aber auch einen Überblick verschaffen! Bedächtig trat er an den Schrank und öffnete diesen. Ein eiskaltes Grinsen huschte über sein Gesicht, während seine Hand in die benutzte Wäsche Deidaras eintauchte, die in der Reisetasche lagerte. Gierig zitternd holte er ein T-Shirt hervor, das er sehr gut kannte und immer SEIN Lieblingsteil gewesen war. Es war zwar schlicht, aber von weißer Reinheit, obwohl es getragen worden war. Er vergrub sein Gesicht in dem Stoff und sog den Geruch bebend in sich auf. Wie hatte er diesen Geruch vermisst! Seit diesem Abend in den Bergen hatte er ihn nicht mehr so intensiv vernehmen können! Nur ER alleine war würdig diesen Geruch vernehmen zu dürfen!!! Seine Geduld war bald am Ende! All die Jahre und nun musste er dabei zusehen, wie dieser Rothaarige SEINE Muse berührte, nur damit seine Rache so perfekt würde, wie er es wollte!!! Er LITT für seine Muse! Höllenqualen! Erschrocken blickte er auf, als 'seine' Stimme ertönte. „Du wirst sehen, dass Sasori deiner dummen Falle entgehen wird.“ „Sieh mal einer an... Wie komme ich zu DER Ehre?!“ „Du warst abgelenkt. Steck deine Nase nicht in anderer Leute Kleider, das macht dich unvorsichtig.“ „Da spricht der pure Neid... Madara. Gib es zu: du willst es doch auch tun, aber nicht mit der Kleidung MEINER Muse!!!“ „Und wenn schon... Er ist MEIN Schüler und DIR um Längen überlegen! Wenn ich dich nicht aufhalten kann, ER wird es!“ „SCHWEIG!!!! Du hast wohl schon vergessen, wo dein Platz ist?!“ „Nein, das habe ich nicht. Ich schweige unter einer Bedingung...“ „Welche?“ „Du hattest Recht, ich will es auch. Gib... mir ein T-Shirt von ihm.“ „HA! Du kleine, dreckige SCHLAMPE! Du bist keinen Deut besser als ich!!!“ „LÜGNER! Ich...“ Zitternd sog Madara den Duft des zweiten T-Shirts ein. Sasoris T-Shirt. XX zündete sich grinsend eine Zigarette an. „Du wirst ihm nicht weh tun, verstanden?“ „Du hast es nicht anders gewollt, Sklave!“ „ARGH! HÖR AUF!!!“ „VERSCHWINDE! Tobey muss noch einen Wasserhahn reparieren.“ „Scheißkerl... AHHHH!“ „Fresse halten, du nichtswürdiger Vasall!!!“ „...“ „Geht doch. Und nun geh!“ „...“ Er packte die T-Shirts in den Werkzeugkasten, verließ den Raum wieder und reparierte den manipulierten Wasserhahn im anderen Zimmer. Stundenlang starrte er mit Deidaras T-Shirt in der Hand bereits auf den Bildschirm. Und nun, endlich, kehrten die beiden in ihr Zimmer zurück. Mit verzückt leuchtenden Augen beobachtete er Deidara und Sasori. Die Rückkehr, das Telefonat. Freudig krallte er sich fester in den Stoff, als der Rothaarige zur Badezimmertür ging, diese schließlich öffnete. „SCHEIßE!“ brüllte er in seinem kleinen, schäbigen Wohnwagen, der am Ufer des Sees zwischen einigen anderen stand. Gut, er hatte den Bengel unterschätzt! Er konnte Madaras selbstzufriedenes Grinsen regelrecht spüren. „Ich habe es dir gesagt...“ „Halt bloß deine Fresse... Das war nur ein Test! Aber ich muss zugeben... ich bin überrascht. Hätte ich ihm nicht zugetraut.“ „Er ist mein Schüler...“ „Sage ich ja. Du bist doch nur ein Hindernis! Wenn ich dich nicht bräuchte, dann hätte ich dich schon lange getötet, Sklave!“ „Aber du brauchst mich. Also überlasse ihn mir.“ „Noch bin ich nicht überzeugt! Aber ich schaue ihn mir genauer an, weil ich gnädig bin... Und nun verschwinde! Lass mich allein!!!“ „...“ Er presste seine Fingerkuppen aneinander. Ja, es war eine Überraschung, zugegeben. Ein diabolisches Grinsen und ein kindlich-wahnsinniges Kichern erfüllte schier den gesamten Wohnwagen. Er würde ihn sich aus der Nähe ansehen! Und Madara würde das gar nicht gefallen... Kapitel 25: Angst fressen Seele auf ----------------------------------- Das mittlerweile kalte Wasser tropfte von seinen Haarspitzen auf den Tisch, seine Schultern und seinen Schoß. Abwesend hielt Sasori den Pfeil in den Händen und drehte ihn immer wieder. So abwesend er wirkte, so konzentriert war er. Dieses Streitgespräch, das sie sich angehört hatten ging ihm einfach nicht aus dem Kopf. Seit wann hatten sie es mit mehr als einem Täter zu tun?! Und was für eine Rolle spielte sein Sensei bei dieser Sache?! Er seufzte leise. Der Mensch, dem er vertraut hatte, schien in diese ganze Sache involviert zu sein und hatte ihn angelogen. Und der Mensch, dem er Lügen unterstellt und nicht vertraut hatte, der hatte von Anfang an zwar Fehler gemacht, aber ihm nichts Böses tun wollen. Es war verwirrend, unlogisch und absolut merkwürdig. Der Stalker hatte es von Anfang an auf sie beide abgesehen, doch wie konnte dieser wissen, dass ausgerechnet ER den Fall bekommen würde? War DAS Madaras Beitrag zu diesem Schauspiel?! Sein Blick wanderte zu seinem Arm herab, an dem ein provisorischer Verband die Wunde verdeckte. Eliza hatte sich um ihn gekümmert und seine Fragen geduldig beantwortet, doch viel dabei herumgekommen war leider nicht. Nur, dass ein Kerl namens Tobey in einem der Nachbarzimmer der Wasserhahn repariert hatte. Der Name war auffällig, ebenso wie die Tatsache, dass dieser Tobey erst seit ein paar Wochen hier in Lake Butler lebte. Morgen würde er diesem Kerl mal einen Besuch abstatten! Es klopfte und er sah aus seinen Gedanken gerissen auf: „Ja, bitte?“ Eliza betrat mit einem Tablett das Zimmer, auf dem eine Kanne dampfenden Tees stand und ein Teller voll gepackt mit frischen Keksen. Sie lächelte ihm liebevoll zu: „Ich dachte mir, dass ihr ein wenig Nervennahrung vertragen könntet. Ich bin noch immer untröstlich, dass so etwas in MEINER Pension passiert ist...“ Sasori stand auf und nahm ihr gequält lächelnd das Tablett ab: „Das ist wirklich nett von Ihnen, Eliza. Vielen Dank...“ Nachdem er alles auf dem Tisch abgestellt hatte musterte sie ihn eindringlich: „Mensch, Junge. Du bist noch immer ganz blass um die Nase. Und zieh dir mal was über, sonst erkältest du dich noch.“ Mit roten Wangen sah er an sich herab und stellte fest, dass er tatsächlich nur eine legere Sporthose trug. Sie schmunzelte leise, während er hastig sein Lieblingsshirt aus dem Schrank holen wollte. Doch auch nach mehrmaligem Suchen war es unauffindbar, so dass er einfach wahllos eines griff und hineinschlüpfte. Eliza nickte zufrieden: „So ist es gut, Sam... ähm, entschuldige... Sasori. Sasori?“ Er nickte. „Ach, so langsam kriege ich das hin. Und nun hau rein, an dir ist ja kaum mehr etwas dran.“ Er sah die Alte irritiert an und ließ sich langsam auf seinen Stuhl gleiten. Kopfschüttelnd murmelte er: „Das... also... wieso sorgen Sie sich so darum?“ Lächelnd schloss Eliza die Tür und setzte sich auf den zweiten Stuhl ihm gegenüber, richtete den Tee an und schmunzelte: „Na hör mal, ich habe Augen im Kopf und sehe das doch. Wieso sollte ich das ignorieren? Ich seid so liebe Jungs und habt ja offenbar eine schwere Zeit hinter euch. Ich wäre froh und glücklich, wenn meine Enkel so liebenswürdige Menschen wie ihr wären...“ Sie reichte ihm eine Tasse und nachdenklich pustete er auf die Oberfläche seines heißen Tees. Die Tasse und die dazugehörige Untertasse klapperten aneinander, da seine Finger noch immer ziemlich stark zitterten. Zu seinem Bedauern nicht, weil ihm so kühl war... Er sah Eliza an und raunte bedrückt: „Es tut mir auch sehr Leid, dass wir nicht sofort ehrlich mit Ihnen waren. Aber im Moment kann jeder der mögliche Täter sein und...“ Er seufzte und starrte in seinen Tee. „Ich bin einfach überfordert. Einerseits scheinen meine Fähigkeiten als Ermittler bei diesem Kerl rein gar nichts zu bringen. Und andererseits...“ Nein. Das ging sie nichts an, dass ihm die Angst noch immer bis in den Knochen saß. „...ach, ich weiß auch nicht.“ Er nahm einen Schluck Tee und seufzte wohlig auf. Das tat gut! Ihr liebevoller Blick schmerzte genauso sehr wie der Deidaras. Das war es auch was ihn so verunsicherte, das wusste er genau! Doch er konnte und wollte es nicht sagen. Denn mit jedem Wort käme immer mehr die Frage in ihm auf, wieso seine EIGENE Großmutter sich niemals SO um ihn bemüht und gekümmert hatte. Noch immer konnte er Chiyo jedoch nicht die Schuld dafür geben... Zeit seines Lebens hatte er nur eines gelernt: ER war der Grund dafür, dass er so behandelt worden war, wie es täglich geschehen war. Er hatte sich niemals genug angestrengt, um mehr Zuwendung zu verdienen. Und noch heute reichte ihm selbst nichts, rein gar nichts, das er tat. Egal worum es ging, er konnte seine Bemühungen nicht loben oder als ausreichend betrachten. Warum also sollte eine Fremde wie Eliza sich so um ihn kümmern? Noch dazu, nachdem er und Deidara sie belogen hatten. Erschrocken sah er auf, als sie ruhig und sanft wieder zu ihm sprach: „Du denkst sehr viel nach, nicht wahr?“ In ihren graugrünen Augen war keinerlei Ironie, Abschätzigkeit oder Abwertung zu erkennen. Statt dessen lächelte sie sanft: „Weißt du... bitte verstehe das nicht falsch, aber du erinnerst mich an meinen Mann. Himmel, er ist jetzt schon fast 20 Jahre tot...“ - „Das... tut mir Leid...“ - „Danke. Viele haben ihn für einen mürrischen alten Stiefel gehalten, aber ich wusste es immer besser. Es war nur die Angst der Menschen, die sie so denken ließ, weil sie niemals nachvollziehen konnten, wie viele Gedanken sich ein einzelner Mensch machen kann.“ Zärtlich blickte sie nach draußen in die Dunkelheit: „Ich habe niemals so einen intelligenten Menschen getroffen, wie meinen Jack. Selbst mir fiel es manchmal schwer seinen Gedanken zu folgen. Er war etwas ganz Besonderes... Doch so intelligent er auch war, so sensibel war er. Ihm taten die Scherze und Sprüche der anderen immer weh. Es war immer sein Traum gewesen diese Stadt zu verlassen, doch dann...“ Sie seufzte leise. „...dann kam unser Sohn zur Welt. Ein bildhübscher Junge... aber er war sehr krank, war sein Leben lang ein Pflegefall, weil er geistig und körperlich benachteiligt war und ich ihn im Alter von 20 noch wickeln musste. Selbst seine folgenden Geschwister mussten stets mit für ihn sorgen, unser aller Leben drehte sich nur um meinen kleinen Marvin.“ Sasori konnte eine Träne erkennen, die Eliza über die Wange kullerte. Sie sah ihn an und lächelte gequält: „Dann kam es, wie wir es immer befürchtet und verdrängt hatten: Marvins Entwicklung war auch körperlich so schlecht, dass er starb. Unsere anderen Kinder gingen ihrer Wege und Jack...“ Sie seufzte und Sasori stellte seine mittlerweile leere Tasse auf den Tisch zurück. „Er hatte danach auch immer diesen Blick in den Augen wie du. Es hat ihn gequält, richtig zerstört. Und doch verließ niemals ein Wort darüber seine Lippen. Und schließlich musste ich hilflos dabei zusehen, wie er langsam Tag für Tag starb. Nach Jahren hat er es dann schließlich beendet und mir einen Brief hinterlassen... Er hatte sich getötet, um mir wieder ein schönes Leben zu ermöglichen. Er war so versessen darauf mir keine Sorgen zu bereiten, dass er gar nicht gemerkt hat, wie schlimm meine Sorge dennoch um ihn war. Und meine Hilflosigkeit...“ Er schluckte schwer und wusste gar nicht so recht, was er antworten sollte, als Deidara nur in Shorts aus dem Badezimmer kam und ihn zu seiner Erleichterung aus dem Zwang einer Antwort befreite. Der Blonde sah sich kurz etwas irritiert um, ehe er lächelte: „Hallo Eliza! Sind... das etwa selbstgebackene Kekse?!“ Schmunzelnd nickte sie: „Was denkst du denn, Dean... Deidara?!“ Eliza erhob sich und lächelte Sasori noch einmal liebevoll zu: „Denk einfach mal darüber nach. Und jetzt tut euch die Ruhe an. Wenn ich noch etwas für euch tun kann, dann wisst ihr ja, wo ihr mich finden könnt.“ Er nickte: „Danke... für alles.“ Sie verließ das Zimmer und Deidara setzte sich auf den frei gewordenen Platz. Sasori hatte eine Ahnung, was sie ihm mit der Geschichte hatte sagen wollen: So sehr man sich auch versuchte zu verstecken, vor seinen Gefühlen zu fliehen oder gar vor dem Leben selbst... so wenig Sinn machte es, wenn man dabei ein Trümmerfeld hinterließ. Selbst wenn man es nicht sah, so existierte es aber. Und wenn er eines weniger wollte als leiden, dann war das eigentlich nur eine Sache: dass Deidara litt. Das Klimpern seiner Tasse holte ihn ins Hier und Jetzt zurück. Er sah in ein strahlendes Gesicht. Deidara lächelte ihn an: „Ich war mal so frei und habe dir nachgeschenkt...“ Verlegen kratzte Sasori sich am Hinterkopf und seufzte: „Danke... Du... hör mal... ich...“ Er nahm seine Tasse und verschüttete die Hälfte, so war er am Zittern. Der Blonde sah ihn besorgt an: „Das hat dir ganz schön zugesetzt, oder?“ Nach ein paar Schlucken stellte er den Tee resignierend zurück auf den Tisch und nickte: „Um ehrlich zu sein... ja.“ Deidara stand auf und kam zu ihm herum, legte die Arme auf seine Schultern und drückte seinen Kopf vorsichtig an den unbekleideten Oberkörper. Er schloss seine Augen, als eine Hand beruhigend über seinen Kopf strich und der Blonde leise hauchte: „Ich habe auch Angst. Aber das ist es, was er will. Wir dürfen uns nicht unterkriegen lassen, hörst du?! So lange du bei mir bist, habe ich keine Angst. Das war schon immer so. Du hast mir immer Mut und Selbstvertrauen gegeben.“ Er legte seine Arme um den Künstler und biss sich auf die Unterlippe, als er die bloße, warme Haut unter seinen Händen spürte. Sein Gesicht an den schützenden Körper pressend konnte er kaum mehr etwas dagegen tun, dass ihn die Gefühle überrollten. Sein Verstand hatte bei diesem Fall schon lange den Faden verloren und war einfach nur hilflos. Zitternd ächzte er: „Wieso ist er mir so überlegen?! Ich... werde noch wahnsinnig, ich verstehe diesen Kerl einfach nicht und er macht sich permanent über mich lustig! Einerseits will er mir einen Pfeil durch die Brust jagen, andererseits schickt er immer wieder diese Fotos, die uns an so schöne Zeiten erinnern...“ Die Hand des Blonden begann liebevoll seinen Nacken zu kraulen. Er schloss seine Augen und seufzte: „Sieh mich doch an... wie erbärmlich! Selbst eine Fremde wie Eliza bemitleidet mich!“ - „Sasori, das ist nicht wahr. Ich... habe ein wenig von eurem Gespräch mitbekommen. Das ist kein Mitleid, sondern aufrichtige Sorge um dich gewesen. Es ist doch keine Schande, wenn du Angst hast oder, wie jeder andere auch, nicht perfekt bist. Du weißt wirklich nicht, was für ein besonderer Mensch du bist... Aber ich weiß das!“ - „Besonders armselig...“ Die Stimme des Künstlers wurde ein wenig wütend, doch das Kraulen blieb: „Nein! Das bist du nicht! Himmel, Sasori...! Weißt du eigentlich wieso ich immer versucht habe nach jemandem zu suchen, der so ist wie du?! Nicht nur, weil wir Freunde waren... Ich habe immer gedacht, dass ich... ich habe immer geglaubt, dass du mich für dumm und einfältig hältst. Ich konnte nie mithalten, wenn es um deine Gedanken und deinen Verstand ging!“ Er sah irritiert zu Deidara auf: „Du... was?! Aber... wie kommst du auf DIE Idee?! Was habe ich schon getan, um überhaupt deine Freundschaft zu verdienen? Das habe ich nie verstanden! Ich habe nie genug getan... Es hat doch nie gereicht... Nicht einmal meine eigene... Großmutter konnte mich leiden... wie solltest du es dann erst?!“ Zärtlich strichen Deidaras Finger über seine Wange: „Das Eine hat doch mit dem Anderen nichts zu tun. Entweder man liebt oder man tut es nicht, das muss man sich doch nicht mit Fleiß erarbeiten! Wenn dem so wäre, dann sollte ich diesem Kerl ja wohl so langsam nicht mehr abgeneigt sein, oder?! Aber ich will nur, dass er verschwindet! Und wenn er die nächsten 50 Jahre noch so weitermachen würde, so wäre mein Platz trotzdem... bei DIR.“ Den Kopf schüttelnd schob er den Blonden von sich und spürte wieder diesen hämmernden Kopfschmerz. Die Hände an seine Schläfen pressend murmelte er: „Nein, nein... das macht keinen Sinn! Ich... das kann ich nicht! Ich schaffe es schon nicht ihn zu kriegen... Aber ich schaffe es noch viel weniger diesen Platz zu sehen!!! Deidara, ich... Nein!“ Aufgeregt schnappte er nach Luft und merkte zu spät, wie die Panik seine Sinne vernebelte. „Nein!! Ich darf weder versagen, noch...“ Er schüttelte heftig den Kopf und seine Stimme brach in Panik: „Ich kann das nicht! Hör auf damit!!! Hör auf mich so anzusehen, so nett zu mir zu sein!!! Ich will nicht wieder verlassen werden! Das ertrage ich nicht! Nicht noch einmal!“ Er sprang auf, als Deidara ihm eine Hand auf die Schulter legen wollte und lief im Zimmer auf und ab: „Nein, nein, NEIN! Meine Eltern haben mich verlassen... Chiyo hat mich nie angenommen und du hast mich auch verlassen! Weil ich es nicht wert war! Und ich werde es nie sein!!!“ Deidara verschlug es die Sprache, als Sasori stehenblieb und ihn völlig von Sinnen und am ganzen Leib zitternd ansah. Die rotbraunen Augen waren panisch geweitet, das Gesicht bleich und fahl. Er hatte sich keine Vorstellung davon gemacht, wie tief diese Wunden des Rothaarigen eigentlich reichten, doch in diesem Augenblick bekam er eine ungefähre Ahnung. Hilflos betrachtete er diesen so stark wirkenden Menschen, der vor ihm in die Knie ging und so unsagbar verloren und verletzlich war, wie er es nie geahnt hatte. Und mit einem Mal wurde ihm klar, dass nicht ER der Schauspieler unter ihnen war... Niemals gewesen ist! Nein. Auch er hatte sich von dieser stets kühlen und professionellen Fassade ablenken lassen. Er hatte zwar immer gewusst, dass mehr dahinter steckte, aber das ganze Ausmaß hatte er niemals SO zu Gesicht bekommen. Und lange Zeit Sasori völlig falsch gedeutet... Sasori spürte, wie sich Arme um ihn legten. Widerwillig versuchte er sie abzuschütteln, doch sie hielten ihn fest, von einer sanften Stimme begleitet: „Es tut mir Leid, aber ich werde dich nicht in Ruhe lassen! Ich habe dir versprochen, dass ich dich auffangen werde, wenn du fällst. Und das halte ich auch. Weißt du... ein sehr weiser Mensch hat mir eine wichtige Lektion fürs Leben beigebracht: Manchmal bedeutet Freundschaft nicht das zu tun, was der andere möchte, sondern das, was das Richtige ist.“ Seine Augen weiteten sich hinter seinen Händen. Langsam sah er auf und blickte in azurblaue, funkelnde Augen. Deidara nickte sanft: „Ja, ganz Recht. Du hast immer das getan, was das Beste für mich war und ich habe es so viele Jahre nicht verstanden. Und nun weiß ICH, dass ich dich nicht einfach in Ruhe lassen kann, weil ich dir beweisen möchte, dass du... das Wichtigste auf dieser Welt für mich bist. Ich lasse es nicht zu, dass du dich kaputt machst und werde mich so bemühen, wie du dich damals.“ Langsam nahm das Zittern wieder ab. Er schloss die Augen und spürte, wie Wärme in seinen Körper zurückkehrte, das Eis weiter taute. Deidara half ihm zurück auf die Beine und legte die Hände an seine Wangen: „Zusammen werden wir das schaffen, Sasori. Damals war ich schwach und habe mich blenden lassen, aber das passiert mir nicht noch einmal! Denn ich ertrage es nicht, wenn du dich wieder so quälst! Ich... liebe dich... und zwar genau so, wie du bist!“ Der Blonde zog sein Gesicht zu sich heran. Ihre Lippen trafen sich für einen zarten, liebevollen Kuss. Völlig frei von Verlangen. Es war einfach nur ein Beweis für die Wahrheit in Deidaras Worten. Und ohne den Kuss weiter zu vertiefen löste der Künstler sich wieder von ihm, sah ihn an und lächelte: „Und nun lass uns ein paar Kekse essen und noch einen Schluck Tee trinken, damit wir diesen Tag schnell vergessen und morgen frisch ans Werk gehen können.“ Sasori nickte: „Das... ist wohl wirklich das Beste.“ Er trat noch einmal an den Schrank heran, während Deidara am Tisch Platz nahm, und raunte mit roten Wangen: „So... jetzt schaue ich noch einmal nach meinem Lieblingsshirt, das habe ich vorhin nicht gefunden.“ Ungeduldig wühlte er in seinem Koffer herum, derweil machte Deidara sich am Tee und vor allem an den Plätzchen zu schaffen. Nach einer weiteren Umschichtung in seinem Koffer hielt er endlich das Objekt der Begierde in seiner Hand und lächelte zufrieden. Es mochte vielleicht nur ein T-Shirt sein, aber gerade jetzt wollte er sich so wohl wie möglich in seiner Haut fühlen. Und das konnte er eben nur in diesem einen Oberteil. Er zog sich das Alternativshirt wieder aus, packte es zu den anderen Sachen in den Schrank zurück und faltete sein Lieblingsoberteil auf dem Weg zurück zum Tisch auseinander, als ihm etwas daraus vor die Füße fiel. Verwundert blieb er stehen und sah nach unten, auch Deidara schaute neugierig zu Boden. Mit zittrigen Fingern hob er das Foto auf und ließ sich langsam auf seinen Stuhl sinken, während er das Bild auf dem Tisch ablegte. Er hörte Deidara seufzen: „Er lässt uns aber auch gar keine Ruhe, oder?“ Nickend knurrte er: „Wieso nur jetzt wieder dieses Foto?! Ich verstehe es einfach nicht...“ Eigentlich war es ein sehr schönes Foto, wie er fand. Der Vollmond stand am Himmel und glitzerte auf der Wasseroberfläche des Sees, an dem sie ihr Zelt aufgeschlagen hatten. Deidara stand bis zur Hüfte im Wasser und hielt ihm seine Hand entgegen, während er am Ufer stand und sich etwas zierte. Das Lagerfeuer tauchte ihn in ein warmes Licht, während Deidara im kühlen Mondschein wie ein Engel wirkte. Und so merkwürdig es auch war, so ruhig machte ihn der Anblick auf diesem Foto zusammen mit den Erinnerungen, die ihnen beiden dazu kamen. Seine Angst klang allmählich ab. Zumindest die Angst vor dem, was zwischen ihm und Deidara passierte. So wie damals... {Flashback} Wieder waren sie ein paar Tage unterwegs gewesen. Der Wald lag bereits hinter ihnen, als sie wieder dem Fluss folgen konnten. Zum Nachmittag hin waren sie schließlich hier an diesem See angekommen, in den der Fluss mündete. Auf ihren Fahrrädern hatten sie am frühen Abend den See beinahe komplett umrunden können, und sich schließlich entschlossen hier zu übernachten. Die Aussicht war nämlich atemberaubend gewesen. Weit und breit nur See und Wiesen und dahinter die untergehende Sonne, die alles in warme Rot- und Gelbtöne getaucht und ein intensives Farbenspiel auf die Wasseroberfläche gezaubert hatte. Ihre Reise neigte sich langsam ihrem Ende zu, so dass sie diesen Anblick noch einmal richtig genießen wollten. Ein paar Tage noch, dann würden sie mit dem Zug zurück nach Tokio reisen. Rasch hatten sie ihr Zelt aufgebaut und ein Lagerfeuer entfacht und der Sonne noch in den letzten Minuten vor ihrem Verschwinden hinter dem Horizont zugesehen. Obwohl es etwas war, was tagtäglich passierte, verlor solch ein Sonnenuntergang nie seine Schönheit und seinen Reiz. Etwas, das nur so wenige Augenblicke dauerte und doch bis in alle Ewigkeit verbleiben würde; so lange es eine Sonne und einen kreisenden Planeten geben würde. Erst als auch der letzte Streifen Farbe von der Dunkelheit der Nacht überdeckt wurde widmeten die beiden sich dem Abendessen. Ein friedliche Stille lag über ihnen und hatte sich auch in ihr Empfinden geschlichen. Sie waren ausgeglichen und fühlten sich im Reinen mit sich und der Welt. Manchmal war es beinahe erschreckend, wie einfach man zu Ruhe und Zufriedenheit kommen konnte, und wie schnell man dies im Alltag wieder vergaß. Die Menschen hatten verlernt innezuhalten und sich nur einen kleinen Augenblick der Ruhe zu gönnen, der alle Probleme gleich viel weniger schlimm erscheinen ließ. Sasori füllte einen Topf mit frischem Wasser auf, den er an ein Gestell befestigte und über das Feuer stellte, ehe er ein wenig Reis in das Wasser gab. Nun hieß es: warten. Er sah nach getaner Arbeit zu Deidara auf, der neben ihm stand und verträumt auf den See blickte. Mit einem Lächeln erwiderte der Blonde plötzlich den Blick: „Ich habe eine Idee...“ Ungeniert zog Deidara sich seine gesamte Kleidung aus und lief laut jauchzend ins Wasser. Mit großen Augen sah er seinem Freund hinterher und richtete sich auf: „Was...?! Bist du verrückt?!“ Kichernd hielt der Blonde ihm die Hand entgegen, als dieser hüfthoch im Wasser stand: „Mag sein, aber es ist herrlich! Komm, lass uns eine Runde schwimmen!“ Kopfschüttelnd hob er skeptisch eine Augenbraue: „Ich werd doch nicht nackig hier ins Wasser gehen!“ - „Angsthase! Dann lass deine Shorts an. Komm schon!“ Unsicher sah er sich um, doch außer ihnen war wohl wirklich niemand in der Nähe. Widerwillig legte er seine Kleidung bis auf die Shorts ab und trat vorsichtig ins Wasser. Die Temperatur war angenehmer, als er befürchtet hatte. Langsam schloss er zu Deidara auf, der schließlich seine Hand packte und ihn mit sich komplett ins Wasser zog. Sie tauchten wieder auf und er sah den Blonden mahnend an: „Waaa! Lass den Unsinn! Unter schwimmen verstehe ich aber was.... AHHH!“ Eine Fuhre Wasser schoss ihm entgegen und Deidara gluckste fröhlich: „Erwischt!“ Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht: „Na warte!“ Auch seine Wasserattacke war ein Volltreffer und Auslöser für eine ausgereifte Wasserschlacht. Lachend und kichernd beschossen die beiden sich immer wieder mit Fontänen und Flutwellen. Sasori schickte dem Blonden abermals einen Schwall Wasser entgegen und sah triumphierend hin, als ihm plötzlich auffiel, dass sein Freund nicht mehr dort stand, wo er ihn zuletzt gesehen hatte. Irritiert sah er sich um. Zu spät kam ihm in den Sinn, was Deidara vorhatte und wurde urplötzlich von hinten unter Wasser gedöppt. Strampelnd befreite er sich und tauchte wieder auf, sah sich einem süffisanten Grinsen gegenüber und knurrte: „Das gibt Rache!“ Mit einem Satz sprang er auf den Blonden zu und drückte diesen nun unter Wasser. Schon wieder irritiert bemerkte er, dass keinerlei Gegenwehr zu kommen schien. Mit einem Schlag schoss ihm ein dunkles Rot ins Gesicht, als er merkte wieso. Ehe er reagieren konnte klaute Deidara ihm seine Shorts, tauchte auf, präsentierte grinsend seinen „Fang“ und warf diesen einfach weiter in den See hinaus! Sasori sah den Blonden entsetzt an und keifte: „Was soll das?! Du kannst doch nicht einfach meine Hose wegwerfen!“ Etwas zerknirscht wollte er sie zurückholen, wurde jedoch am Handgelenk festgehalten und in die entgegengesetzte Richtung gezogen, bis sie wieder Boden unter den Füßen hatten. Deidara schmunzelte, über seinen Blick amüsiert, und lächelte: „Du hast doch genug dabei. Außerdem finde ich, dass du zumindest einmal nackt gebadet haben solltest, ehe du es ablehnst.“ - „Ich habe, rein zufällig, eine Badewanne zu Hause und...“ - „Das ist doch nicht dasselbe! Ist es SO schlimm?“ Er verdrehte die Augen und knurrte: „Ja... nein... keine Ahnung. Ich fühle mich nur nicht wohl in meiner Haut...“ Mit einem erschreckend verführerischen Blick kam Deidara näher, legte die Arme auf seine Schultern und wisperte: „Daran lässt sich etwas ändern...“ Schwer schluckend versuchte er den Blonden wieder auf Abstand zu bringen: „Hör... hör mal... ich... findest du nicht, dass wir als Freunde nicht schon mehr als genug 'ausprobiert' haben?“ Der entblößte Körper drückte sich plötzlich komplett an ihn, Deidara lächelte: „Sasori, ich möchte aber meine ersten Erfahrungen nicht mit irgendwem machen und es später bereuen. Kein Mensch kennt mich so gut wie du und kein Mensch würde in absehbarer Zeit so viel Vertrauen von mir bekommen können wie du.“ Deidaras Körpermitte berührte seine und ihm wurde schwindelig. Der Blonde legte die Lippen an sein Ohr und hauchte: „Am Liebsten würde ich ALLES mit dir zum ersten Mal ausprobieren.“ - „Dei... du... das...“ - „Vertraust du mir nicht?“ - „Do... doch, aber...“ - „Ssssscht. Ich zwinge dich zu nichts. Darf... ich eine einzige Sache ausprobieren?“ Er schluckte schwer und glühte im Gesicht. Wenn es einen Menschen gab, dem er vertraute, dann war es Deidara. Und trotzdem, auch nach seinen bisherigen Erfahrungen, tat er sich sehr schwer. Doch eigentlich fühlte er sich sehr geehrt, dass Deidara das alles ausgerechnet mit IHM teilen wollte. Hier waren nur sie und niemals würde jemand davon erfahren. Es würde auf ewig etwas sein, was sie auf eine ganz besondere Weise verband. Schließlich sah er in die azurblauen Augen und nickte wortlos. Deidara lächelte und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen: „Danke...“ {Flashback Ende} Mit geröteten Wangen wandte Sasori den Blick ab und murmelte: „Wir... sollten schlafen gehen. Morgen wird ein langer Tag und...“ Deidara erhob sich, trat an ihn heran und lächelte: „Das war aber nicht alles. Ist dir das etwa peinlich oder hast du vergessen, was wir dort gemacht haben?“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und knurrte: „Ich wüsste nicht, was mir peinlich sein sollte... oder wie du darauf kommst.“ - „Weil ich nicht mehr weiß wo deine Haare aufhören und dein Gesicht anfängt...“ - „Ich bin einfach nicht gewillt mich daran zu erinnern im Augenblick!“ - „Warum nicht?“ Er sah auf und zischte: „Deidara! Mir hätte fast ein beschissener Pfeil die Brust durchbohrt, da habe ich echt kein Interesse an... an solchen... Ich habe einfach andere Probleme und DU solltest auch mal ein bisschen ernsthafter an die Sache herangehen.“ Der Künstler setzte sich auf seinen Schoß und sprach unerwartet ernst: „Glaube mir: das tue ich! Vielleicht scheint es nicht so, aber so ernst war mir selten etwas im Leben! Du steigerst dich in diese Arbeit herein und kommst keine Minute zur Ruhe. Ich bin genauso besorgt wie du, hatte vorhin eine wahnsinnige Angst und kann es auch kaum vergessen! Wirklich! Umso wichtiger ist es mir deshalb, dir einfach... nahe zu sein.“ Der Blick in Deidaras Augen wurde traurig. „Was ist denn, wenn es beim nächsten Mal nicht so glimpflich ausgeht? Ich will nicht, dass dir etwas passiert! Endlich bist du wieder bei mir, da droht dieses Arschloch ständig damit dir etwas anzutun! Das ist auch für mich nicht einfach! Und da wir einfach nicht wissen können was passieren wird, möchte ich diese Zeit mit dir so intensiv nutzen, wie es nur geht! Ich möchte, dass du weißt wie wichtig du mir bist, verdammt!“ Tränen liefen leise an Deidaras Wangen herab. „Und ich will, dass du das kapierst BEVOR dir eventuell etwas passiert!!! Jeden Tag muss ich sehen, wie du dich zurückziehst und dicht machst... wie du versuchst alleine stark zu sein! Dabei will ich dir doch nur helfen! So wie du... mir...“ Er schloss seine Arme um den Blonden und drückte diesen an sich. Fast sehnsüchtig wurde diese Geste erwidert, ehe Deidara schluchzte: „Scheiße! Ich liebe wirklich alles an dir und deine bloße Anwesenheit macht mich verrückt... Und statt mich aus dieser Qual zu erlösen machst du dich selber kaputt! Ist es so verwerflich, dass ich dich... auch begehre? Du sollst alle Zeit der Welt haben, aber, BITTE!, lass mich dir helfen! Lass mich ein Teil deines Lebens sein und lass mich nicht alleine und schweige über dich und deine Sorgen, nur weil du denkst, dass du mir damit einen Gefallen tust!“ Wie versteinert sah Sasori zu Deidara auf. War es DAS, was Eliza ihm hatte sagen wollen? War DAS sein Trümmerfeld?! War das der Preis für seine Mauer?! Das wollte er nicht, hatte es nie gewollt! Er hauchte einen Kuss auf die zitternden und von Tränen benetzten Lippen. Ruckartig sah Deidara ihn an, mit einem fast ungläubigen Funkeln in den Augen. Er hob eine Hand und befreite die Wangen von den letzten Tränen: „Es tut mir Leid. Ich tue das doch nicht, um dich zu quälen...“ Er seufzte. „Ja, ich habe sehr viel Angst... Vor so vielen Dingen. Eigentlich vor fast allem... Zeit meines Lebens haben Ängste mein Leben bestimmt... Doch dir habe ich immer vertraut... auch wenn ich ein Geheimnis habe, das ich selbst dir niemals erzählt habe. Aber ich werde es dir verraten, um dir zu beweisen, dass ich dir vertraue.“ Er schloss die Augen und sprach flüsternd: „Weißt du... ich... kämpfe schon sehr lange mit meinen Ängsten. Vielleicht erinnerst du dich noch an die Herbstferien nach unserem Ausflug... als ich angeblich im Ferienlager war.“ Der Blonde nickte: „Ja, sicher.“ - „Nun... ich war nicht auf einer Freizeit. Ich war... in einer Klinik. Deidara, ich... bin Borderliner...“ Er traute sich ob des Schweigens gar nicht seine Augen zu öffnen. „Und du bist der Erste, der das nun außerhalb dieser Klinik weiß...“ Noch immer erhielt er keine Antwort. Doch plötzlich pressten sich Deidaras Lippen auf seine, ehe der Blonde seufzte: „Das erklärt so einiges...“ Ruckartig öffnete er seine Augen und sah auf: „Woher...“ - „Ich habe auf einer meiner Europareisen eine Ausstellung besucht gehabt, in der Werke von Borderliner präsentiert wurden. Im Rahmen dieser Ausstellung habe ich sehr viel darüber erfahren. Ich weiß noch, dass es sehr viel um die Problematik von Nähe und Distanz zu anderen Menschen ging. Ich glaube, dass ich damals sogar schon den Gedanken hatte, dass es zu dir passt...“ Deidara lächelte sanft: „Und doch verstehe ich erst jetzt erst so richtig. Das Leitmotiv damals war: 'Ich hasse dich – verlass mich nicht'.“ Sasori biss sich auf die Unterlippe und nickte: „Das... kommt ganz gut hin. Aber in jeder Lebenslage. Auch auf mich selbst bezogen.“ - „Hör mal... für mich ändert das nichts! Okay? Gar nichts! Zumindest nicht an der Tatsache, dass ich dich wirklich liebe. Es ändert höchstens etwas daran, wie ich damit umgehe, und das kann es für uns nur einfacher machen... Wärst du... bereit es auf einen Versuch ankommen zu lassen?“ - „Du... du... Es stört dich nicht?!“ - „Nein, Sasori. Du warst Borderliner, als ich es noch nicht wusste und du bist es noch immer. Was ändert eine Bezeichnung an deinem Charakter? Gar nichts. Gib mir eine Chance... bitte. Gib... UNS eine Chance!“ Er konnte gar nicht sagen, was ihn gerade alles übermannte. Selbst sein dunkelstes Geheimnis änderte nichts an Deidaras Gefühlen zu ihm... Und sein Vertrauen war nicht enttäuscht worden! Sein Verstand protestierte aufs Schärfste, doch seit Langem konnte er diesen Protest guten Gewissens ignorieren. Ein großer Teil des Eises um ihn herum schmolz dahin, ließ nur noch eine leichte Schicht zurück. Auch wenn es sich dumm anhören mochte, so konnte er erst jetzt, in diesem Augenblick, akzeptieren und verstehen, dass er diese Chance selbst wollte. Eine Chance für ein „uns“, ein „wir“. Und dass diese Chance eine angenehme Wärme in ihm verursachte, die so intensiv wie seit Jahren nicht war. Diese Wärme war... Glück. Freude. Und auch... Liebe?! Ihre Augen sahen einander intensiv an. Schließlich nickte er und wisperte: „Okay...“ Sein Gesicht wurde von Deidaras Händen umfasst, er in einen unglaublich erleichterten, gelösten und sehnsüchtigen Kuss verwickelt. Ein Tanz ihrer Zungen, der sich nicht einfach nur richtig anfühlte, sondern auch ein bisher nicht zugelassenes Verlangen aufkommen ließ. Eine verbannte Leidenschaft in ihm entfachte, die sich nun traute zum Vorschein zu kommen. Deidaras Hände glitten über seine Brust, seine Schultern, vergruben sich in seinem Haar und begannen rastlos wieder von vorn. Den Kuss lösend stand der Blonde auf, zog ihn auf die Füße und sah ihn aus funkelnden Augen an: „Magst du dich jetzt erinnern?“ Seine Angst war nicht vollständig versiegt, doch sein Vertrauen war bestärkt. Er erinnerte sich auch so. Es gab nichts, das zu weit gehen würde, vor dem er sich fürchten müsste oder das er bereuen könnte. Im Grunde war es einfach nur der nächste Schritt, den er schlichtweg mit wesentlich mehr Überzeugung tat, als den letzten in der vergangenen Nacht. Es war nicht einfach nur ein Befehl seines Körpers, es war ein Wunsch seines Gefühls, seines Herzens. Der Wunsch Schritt für Schritt wieder das zu entdecken, was einst gewesen war und durchaus wieder sein könnte; Gefühle, Körper und Verstand in Einklang zu bringen... Er sah in die blauen Augen und nickte. Ohne sich zügeln zu scheinen verwickelte Deidara ihn wieder in einen Kuss, der leidenschaftlich und stürmisch wurde, von erkundenden und ruhelosen Berührungen begleitet. Längst war die Wärme in ihm zu einer Hitze geworden, genoss er die Hände auf seiner Haut ohne Zweifel. Widerstandslos ließ er sich zum Bett schieben, auf dieses schubsen. Rasch machte Deidara das Licht aus und ließ sich neben ihm in die Decken fallen. Er spürte die feuchtwarme Zunge auf seiner Brust und krallte sich in die Decke. Gierig schnappte er unter dieser Glut nach Luft. Die Berührung seiner empfindlichsten Punkte durch die Zunge und die flinken Finger entlockten ihm ein gleichermaßen erschrockenes, wie aufgeregtes Keuchen. Deidara kehrte zu seinem Gesicht zurück und schien es unendlich zu genießen, diese heißen Küsse mit ihm austauschen zu können, mit denen sie sich in der letzten Nacht doch irgendwie zurückgehalten hatten. Letzte Nacht war es eine rein körperliche Sache gewesen, doch dieses Mal schwangen die Gefühle akzeptiert und toleriert in jeder Berührung mit. Dieses Mal war es nicht reine Lust, es war sehnsüchtiges Begehren! Deidaras Hand strich über seine Brust zu seinem Bauch hinab, ehe sie einen kleinen Augenblick innehielt. Nach Luft schnappend raunte der Blonde: „Bist... bist du sicher?“ Er nickte wahrheitsgemäß: „Ja.“ Die Hand glitt unter den Bund seiner Hose und er konnte das Stöhnen nicht unterdrücken, als Deidara ihn mit der Hand umschloss. Er bäumte sich auf und vergrub seine Hände noch tiefer in der Decke unter ihm. Leise keuchend ließ er sich wieder fallen, als eine seiner Hände von dem Blonden gegriffen und an dessen Hosenbund geführt wurde. Während er auf dem Rücken lag, schien Deidara neben ihm zu knien und sich über ihn zu beugen, aber genau konnte er das in der Dunkelheit nicht sagen. Eigentlich war es ihm in diesem Augenblick auch völlig egal, so wie alles andere. Zitternd wanderte seine Hand in die Shorts des Künstlers, der ungeniert aufstöhnte, als er diesen streifte. Er befreite Deidaras Körpermitte von den Shorts und legte seine Hand darum. Wie Öl im Feuer flammte diese Berührung die Glut in ihm auf. Er vernahm die gepresste Stimme des Blonden: „Erst... bist du... dran...“ Seine Hand wurde wieder von Deidara weggenommen und zurück auf die Decke gelegt, ehe dessen Zunge nach seiner verlangend durch seine Lippen tauchte. Mit rasendem Puls krallte er sich wieder in die Decke, verlor sich in dem unsagbar verlangenden Kuss und nahm den Schwindel wahr, der ihn überfiel, als Deidaras Hand um ihn begann sich zu bewegen. Trotz der Dunkelheit schienen Farben vor seinen Augen zu flackern und zu tanzen. Sein Körper entfachte in lodernden Flammen. Mit jedem Auf und Ab fiel es ihm schwerer den Kuss zu halten, bis er sich der Hand entgegen drückte und keuchend den Kopf in den Nacken warf. Seine Hände griffen nach Deidara und krallten sich in dessen Rücken, dem diese Reaktion mehr als nur zu gefallen schien, da auch er leise seinem entfachten Feuer Ausdruck verlieh. ~Während seine Augen auf Sasori verweilten, dessen lustvolles Gesicht auf dem Bildschirm zu sehen war und dessen erregende Geräusche über die Lautsprecher zu hören waren, saß er bequem auf seiner Bank im Wohnwagen; die Hose geöffnet, sich selbst in der Hand haltend. Bebend rieb seine Hand an sich auf und ab. Er hatte es nicht so gewollt, aber den Blick auch nicht abwenden können. Als er dann diese süßen Geräusche gehört hatte, da war alles vorbei gewesen. Seither stand er und verlangte nach Erlösung, nach einer Illusion, die ihm zur Abhilfe verschaffte. Madara fühlte sich wie ein dreckiger Bastard, aber nur noch am Rande seiner Wahrnehmung. Er konnte den Wunsch nicht unterdrücken sich selbst bei diesem Anblick zu erlösen. Bloß der kurze Gedanke, dass er statt Deidara da säße, hatte sein Fleisch schmerzlich pulsieren lassen, ihm den Schweiß aus den Poren getrieben. Er war Butter in Händen, die ihn nicht einmal berührten. Noch ehe die beiden auf ihrem Zimmer fertig waren, benetzte er sich selbst unter einem befreiten Aufschrei. Lange würde er sich nicht mehr mit dieser Handarbeit im Zaum halten können...~ Wie eine Explosion durchfuhr es Sasori, als Deidaras Hand ihn zu seiner Erlösung brachte. Sich aufbäumend vergrub er seine Fingernägel im Rücken des Blonden und konnte seine Lautstärke dadurch doch nicht regulieren. Für ein paar Atemzüge blieb er noch regungslos liegen, lauschte Deidaras flehendem Keuchen. Er setzte sich auf und drückte den Künstler, der keinerlei Gegenwehr leistete, mit der Hand auf dessen Brust in die Decke. Wieder legte er seine Hand um den Blonden. Deidara pochte regelrecht in seiner Hand, streckte die Arme aus und reckte sich ihm entgegen. Die Flüssigkeit in seiner Handinnenfläche machte klar, dass er nicht mehr viel helfen musste, und doch wollte er Deidara nicht länger warten lassen. Vorsichtig bewegte er seine Hand und wurde fast wieder rot, als er hörte wie ungehemmt der Blonde sein Wohlgefallen zum Ausdruck brachte. Jede noch so kleine Berührung oder Bewegung wurde umgehend mit einer meist lauten Antwort versehen. Er beugte sich über den Oberkörper des Künstlers und ließ seine Zunge über die weiche Haut gleiten, bis hin zu den empfindlichen Stellen, die schier gierig nach Aufmerksamkeit verlangten und die Laute noch verlockender und befreiter klingen ließen. ~Ungeniert hing er direkt vor dem Bildschirm und presste seine Stirn an das Glas. Er war nicht so ein Weichei wie Madara!!! Ohne Rücksicht auf Verluste verwöhnte er sich selber. Was kümmerte ihn denn die anschließende Sauerei?! Das Einzige, was ihn interessierte war, seiner Muse dabei in das Gesicht zu blicken, das von Lust gezeichnet war. Und diesem lieblichen Klang zu lauschen, den nur ER, ER!, verursachte. Mit heftigen Bewegungen nahm er seine eigene Hand regelrecht, stieß immer wieder scheppernd gegen den Tisch und hatte keinerlei Probleme damit sich vorzustellen, dass dies seine Muse sei. Er hatte doch gleich gewusst, dass die Kameras ihm zu Spaß verhelfen würden! Nicht umsonst hatte er die mit Nachtsichtfunktion ausgewählt. Er war einfach nur scharf auf den Blonden und hasste es wie die Pest sich mit dieser Notlösung zufrieden geben zu müssen! Doch die regelrechten Schreie, die diese rothaarige Pest der Muse entlockte, waren eine große Hilfe mit seiner Härte zurechtzukommen! Seine letzten Stöße stießen den Tisch beinahe um, auf dem er seine Erlösung zurückließ. Zufrieden schloss er seinen Reißverschluss und sprach verächtlich. „Siehst du, du bist kein bisschen besser als ich, du Schlampe.“ „Lass mich in Ruhe...“ „Wieso sollte ich?! HÄ?! Du willst den Rothaarigen doch genauso fi...“ „HALT DEIN MAUL! Das... das wollte ich eigentlich gar nicht...“ „Und doch hast du es getan, Schlampe. Versuchs mal auf meine Art, baut Aggressionen ab!“ „Leck mich...“ „Selbst wenn ich es könnte, würde ich dir den Gefallen nicht tun, du kleine Hure. Aber eine gute Nachricht habe ich für dich...“ „Die da wäre?“ „Ich denke, dass ich mir deine kleine Wichsvorlage mal näher ansehen werde.“ „Wag es dich nicht! Ich schwöre dir, ich...“ „Was, Sklave?! Willst du mich umbringen?! Ihn warnen?! Mach dich nicht lächerlich!!! Ich gucke ja nur mal! Vielleicht lasse ich ihn dann am Leben, mal sehen.“ „Rühr! Ihn! Nicht! An!“ „Ich glaube, dass wir die Zigarettenlektion mal hinter uns lassen sollten, oder? DÄMLICHE SCHLAMPE!“ „Was... BIST DU WAHNSINNIG?!“ „Schnellschalter... muahahahaha...“ „Nimm den Tauchsieder weg! NIMM IHN... ARGH!!! AHHHHHHHHHHHH! NEIN!!!“ „Muahahahaha... Schlampe...“ Kapitel 26: Angst fressen Seele auf - non-adult ----------------------------------------------- Das mittlerweile kalte Wasser tropfte von seinen Haarspitzen auf den Tisch, seine Schultern und seinen Schoß. Abwesend hielt Sasori den Pfeil in den Händen und drehte ihn immer wieder. So abwesend er wirkte, so konzentriert war er. Dieses Streitgespräch, das sie sich angehört hatten ging ihm einfach nicht aus dem Kopf. Seit wann hatten sie es mit mehr als einem Täter zu tun?! Und was für eine Rolle spielte sein Sensei bei dieser Sache?! Er seufzte leise. Der Mensch, dem er vertraut hatte, schien in diese ganze Sache involviert zu sein und hatte ihn angelogen. Und der Mensch, dem er Lügen unterstellt und nicht vertraut hatte, der hatte von Anfang an zwar Fehler gemacht, aber ihm nichts Böses tun wollen. Es war verwirrend, unlogisch und absolut merkwürdig. Der Stalker hatte es von Anfang an auf sie beide abgesehen, doch wie konnte dieser wissen, dass ausgerechnet ER den Fall bekommen würde? War DAS Madaras Beitrag zu diesem Schauspiel?! Sein Blick wanderte zu seinem Arm herab, an dem ein provisorischer Verband die Wunde verdeckte. Eliza hatte sich um ihn gekümmert und seine Fragen geduldig beantwortet, doch viel dabei herumgekommen war leider nicht. Nur, dass ein Kerl namens Tobey in einem der Nachbarzimmer der Wasserhahn repariert hatte. Der Name war auffällig, ebenso wie die Tatsache, dass dieser Tobey erst seit ein paar Wochen hier in Lake Butler lebte. Morgen würde er diesem Kerl mal einen Besuch abstatten! Es klopfte und er sah aus seinen Gedanken gerissen auf: „Ja, bitte?“ Eliza betrat mit einem Tablett das Zimmer, auf dem eine Kanne dampfenden Tees stand und ein Teller voll gepackt mit frischen Keksen. Sie lächelte ihm liebevoll zu: „Ich dachte mir, dass ihr ein wenig Nervennahrung vertragen könntet. Ich bin noch immer untröstlich, dass so etwas in MEINER Pension passiert ist...“ Sasori stand auf und nahm ihr gequält lächelnd das Tablett ab: „Das ist wirklich nett von Ihnen, Eliza. Vielen Dank...“ Nachdem er alles auf dem Tisch abgestellt hatte musterte sie ihn eindringlich: „Mensch, Junge. Du bist noch immer ganz blass um die Nase. Und zieh dir mal was über, sonst erkältest du dich noch.“ Mit roten Wangen sah er an sich herab und stellte fest, dass er tatsächlich nur eine legere Sporthose trug. Sie schmunzelte leise, während er hastig sein Lieblingsshirt aus dem Schrank holen wollte. Doch auch nach mehrmaligem Suchen war es unauffindbar, so dass er einfach wahllos eines griff und hineinschlüpfte. Eliza nickte zufrieden: „So ist es gut, Sam... ähm, entschuldige... Sasori. Sasori?“ Er nickte. „Ach, so langsam kriege ich das hin. Und nun hau rein, an dir ist ja kaum mehr etwas dran.“ Er sah die Alte irritiert an und ließ sich langsam auf seinen Stuhl gleiten. Kopfschüttelnd murmelte er: „Das... also... wieso sorgen Sie sich so darum?“ Lächelnd schloss Eliza die Tür und setzte sich auf den zweiten Stuhl ihm gegenüber, richtete den Tee an und schmunzelte: „Na hör mal, ich habe Augen im Kopf und sehe das doch. Wieso sollte ich das ignorieren? Ich seid so liebe Jungs und habt ja offenbar eine schwere Zeit hinter euch. Ich wäre froh und glücklich, wenn meine Enkel so liebenswürdige Menschen wie ihr wären...“ Sie reichte ihm eine Tasse und nachdenklich pustete er auf die Oberfläche seines heißen Tees. Die Tasse und die dazugehörige Untertasse klapperten aneinander, da seine Finger noch immer ziemlich stark zitterten. Zu seinem Bedauern nicht, weil ihm so kühl war... Er sah Eliza an und raunte bedrückt: „Es tut mir auch sehr Leid, dass wir nicht sofort ehrlich mit Ihnen waren. Aber im Moment kann jeder der mögliche Täter sein und...“ Er seufzte und starrte in seinen Tee. „Ich bin einfach überfordert. Einerseits scheinen meine Fähigkeiten als Ermittler bei diesem Kerl rein gar nichts zu bringen. Und andererseits...“ Nein. Das ging sie nichts an, dass ihm die Angst noch immer bis in den Knochen saß. „...ach, ich weiß auch nicht.“ Er nahm einen Schluck Tee und seufzte wohlig auf. Das tat gut! Ihr liebevoller Blick schmerzte genauso sehr wie der Deidaras. Das war es auch was ihn so verunsicherte, das wusste er genau! Doch er konnte und wollte es nicht sagen. Denn mit jedem Wort käme immer mehr die Frage in ihm auf, wieso seine EIGENE Großmutter sich niemals SO um ihn bemüht und gekümmert hatte. Noch immer konnte er Chiyo jedoch nicht die Schuld dafür geben... Zeit seines Lebens hatte er nur eines gelernt: ER war der Grund dafür, dass er so behandelt worden war, wie es täglich geschehen war. Er hatte sich niemals genug angestrengt, um mehr Zuwendung zu verdienen. Und noch heute reichte ihm selbst nichts, rein gar nichts, das er tat. Egal worum es ging, er konnte seine Bemühungen nicht loben oder als ausreichend betrachten. Warum also sollte eine Fremde wie Eliza sich so um ihn kümmern? Noch dazu, nachdem er und Deidara sie belogen hatten. Erschrocken sah er auf, als sie ruhig und sanft wieder zu ihm sprach: „Du denkst sehr viel nach, nicht wahr?“ In ihren graugrünen Augen war keinerlei Ironie, Abschätzigkeit oder Abwertung zu erkennen. Statt dessen lächelte sie sanft: „Weißt du... bitte verstehe das nicht falsch, aber du erinnerst mich an meinen Mann. Himmel, er ist jetzt schon fast 20 Jahre tot...“ - „Das... tut mir Leid...“ - „Danke. Viele haben ihn für einen mürrischen alten Stiefel gehalten, aber ich wusste es immer besser. Es war nur die Angst der Menschen, die sie so denken ließ, weil sie niemals nachvollziehen konnten, wie viele Gedanken sich ein einzelner Mensch machen kann.“ Zärtlich blickte sie nach draußen in die Dunkelheit: „Ich habe niemals so einen intelligenten Menschen getroffen, wie meinen Jack. Selbst mir fiel es manchmal schwer seinen Gedanken zu folgen. Er war etwas ganz Besonderes... Doch so intelligent er auch war, so sensibel war er. Ihm taten die Scherze und Sprüche der anderen immer weh. Es war immer sein Traum gewesen diese Stadt zu verlassen, doch dann...“ Sie seufzte leise. „...dann kam unser Sohn zur Welt. Ein bildhübscher Junge... aber er war sehr krank, war sein Leben lang ein Pflegefall, weil er geistig und körperlich benachteiligt war und ich ihn im Alter von 20 noch wickeln musste. Selbst seine folgenden Geschwister mussten stets mit für ihn sorgen, unser aller Leben drehte sich nur um meinen kleinen Marvin.“ Sasori konnte eine Träne erkennen, die Eliza über die Wange kullerte. Sie sah ihn an und lächelte gequält: „Dann kam es, wie wir es immer befürchtet und verdrängt hatten: Marvins Entwicklung war auch körperlich so schlecht, dass er starb. Unsere anderen Kinder gingen ihrer Wege und Jack...“ Sie seufzte und Sasori stellte seine mittlerweile leere Tasse auf den Tisch zurück. „Er hatte danach auch immer diesen Blick in den Augen wie du. Es hat ihn gequält, richtig zerstört. Und doch verließ niemals ein Wort darüber seine Lippen. Und schließlich musste ich hilflos dabei zusehen, wie er langsam Tag für Tag starb. Nach Jahren hat er es dann schließlich beendet und mir einen Brief hinterlassen... Er hatte sich getötet, um mir wieder ein schönes Leben zu ermöglichen. Er war so versessen darauf mir keine Sorgen zu bereiten, dass er gar nicht gemerkt hat, wie schlimm meine Sorge dennoch um ihn war. Und meine Hilflosigkeit...“ Er schluckte schwer und wusste gar nicht so recht, was er antworten sollte, als Deidara nur in Shorts aus dem Badezimmer kam und ihn zu seiner Erleichterung aus dem Zwang einer Antwort befreite. Der Blonde sah sich kurz etwas irritiert um, ehe er lächelte: „Hallo Eliza! Sind... das etwa selbstgebackene Kekse?!“ Schmunzelnd nickte sie: „Was denkst du denn, Dean... Deidara?!“ Eliza erhob sich und lächelte Sasori noch einmal liebevoll zu: „Denk einfach mal darüber nach. Und jetzt tut euch die Ruhe an. Wenn ich noch etwas für euch tun kann, dann wisst ihr ja, wo ihr mich finden könnt.“ Er nickte: „Danke... für alles.“ Sie verließ das Zimmer und Deidara setzte sich auf den frei gewordenen Platz. Sasori hatte eine Ahnung, was sie ihm mit der Geschichte hatte sagen wollen: So sehr man sich auch versuchte zu verstecken, vor seinen Gefühlen zu fliehen oder gar vor dem Leben selbst... so wenig Sinn machte es, wenn man dabei ein Trümmerfeld hinterließ. Selbst wenn man es nicht sah, so existierte es aber. Und wenn er eines weniger wollte als leiden, dann war das eigentlich nur eine Sache: dass Deidara litt. Das Klimpern seiner Tasse holte ihn ins Hier und Jetzt zurück. Er sah in ein strahlendes Gesicht. Deidara lächelte ihn an: „Ich war mal so frei und habe dir nachgeschenkt...“ Verlegen kratzte Sasori sich am Hinterkopf und seufzte: „Danke... Du... hör mal... ich...“ Er nahm seine Tasse und verschüttete die Hälfte, so war er am Zittern. Der Blonde sah ihn besorgt an: „Das hat dir ganz schön zugesetzt, oder?“ Nach ein paar Schlucken stellte er den Tee resignierend zurück auf den Tisch und nickte: „Um ehrlich zu sein... ja.“ Deidara stand auf und kam zu ihm herum, legte die Arme auf seine Schultern und drückte seinen Kopf vorsichtig an den unbekleideten Oberkörper. Er schloss seine Augen, als eine Hand beruhigend über seinen Kopf strich und der Blonde leise hauchte: „Ich habe auch Angst. Aber das ist es, was er will. Wir dürfen uns nicht unterkriegen lassen, hörst du?! So lange du bei mir bist, habe ich keine Angst. Das war schon immer so. Du hast mir immer Mut und Selbstvertrauen gegeben.“ Er legte seine Arme um den Künstler und biss sich auf die Unterlippe, als er die bloße, warme Haut unter seinen Händen spürte. Sein Gesicht an den schützenden Körper pressend konnte er kaum mehr etwas dagegen tun, dass ihn die Gefühle überrollten. Sein Verstand hatte bei diesem Fall schon lange den Faden verloren und war einfach nur hilflos. Zitternd ächzte er: „Wieso ist er mir so überlegen?! Ich... werde noch wahnsinnig, ich verstehe diesen Kerl einfach nicht und er macht sich permanent über mich lustig! Einerseits will er mir einen Pfeil durch die Brust jagen, andererseits schickt er immer wieder diese Fotos, die uns an so schöne Zeiten erinnern...“ Die Hand des Blonden begann liebevoll seinen Nacken zu kraulen. Er schloss seine Augen und seufzte: „Sieh mich doch an... wie erbärmlich! Selbst eine Fremde wie Eliza bemitleidet mich!“ - „Sasori, das ist nicht wahr. Ich... habe ein wenig von eurem Gespräch mitbekommen. Das ist kein Mitleid, sondern aufrichtige Sorge um dich gewesen. Es ist doch keine Schande, wenn du Angst hast oder, wie jeder andere auch, nicht perfekt bist. Du weißt wirklich nicht, was für ein besonderer Mensch du bist... Aber ich weiß das!“ - „Besonders armselig...“ Die Stimme des Künstlers wurde ein wenig wütend, doch das Kraulen blieb: „Nein! Das bist du nicht! Himmel, Sasori...! Weißt du eigentlich wieso ich immer versucht habe nach jemandem zu suchen, der so ist wie du?! Nicht nur, weil wir Freunde waren... Ich habe immer gedacht, dass ich... ich habe immer geglaubt, dass du mich für dumm und einfältig hältst. Ich konnte nie mithalten, wenn es um deine Gedanken und deinen Verstand ging!“ Er sah irritiert zu Deidara auf: „Du... was?! Aber... wie kommst du auf DIE Idee?! Was habe ich schon getan, um überhaupt deine Freundschaft zu verdienen? Das habe ich nie verstanden! Ich habe nie genug getan... Es hat doch nie gereicht... Nicht einmal meine eigene... Großmutter konnte mich leiden... wie solltest du es dann erst?!“ Zärtlich strichen Deidaras Finger über seine Wange: „Das Eine hat doch mit dem Anderen nichts zu tun. Entweder man liebt oder man tut es nicht, das muss man sich doch nicht mit Fleiß erarbeiten! Wenn dem so wäre, dann sollte ich diesem Kerl ja wohl so langsam nicht mehr abgeneigt sein, oder?! Aber ich will nur, dass er verschwindet! Und wenn er die nächsten 50 Jahre noch so weitermachen würde, so wäre mein Platz trotzdem... bei DIR.“ Den Kopf schüttelnd schob er den Blonden von sich und spürte wieder diesen hämmernden Kopfschmerz. Die Hände an seine Schläfen pressend murmelte er: „Nein, nein... das macht keinen Sinn! Ich... das kann ich nicht! Ich schaffe es schon nicht ihn zu kriegen... Aber ich schaffe es noch viel weniger diesen Platz zu sehen!!! Deidara, ich... Nein!“ Aufgeregt schnappte er nach Luft und merkte zu spät, wie die Panik seine Sinne vernebelte. „Nein!! Ich darf weder versagen, noch...“ Er schüttelte heftig den Kopf und seine Stimme brach in Panik: „Ich kann das nicht! Hör auf damit!!! Hör auf mich so anzusehen, so nett zu mir zu sein!!! Ich will nicht wieder verlassen werden! Das ertrage ich nicht! Nicht noch einmal!“ Er sprang auf, als Deidara ihm eine Hand auf die Schulter legen wollte und lief im Zimmer auf und ab: „Nein, nein, NEIN! Meine Eltern haben mich verlassen... Chiyo hat mich nie angenommen und du hast mich auch verlassen! Weil ich es nicht wert war! Und ich werde es nie sein!!!“ Deidara verschlug es die Sprache, als Sasori stehenblieb und ihn völlig von Sinnen und am ganzen Leib zitternd ansah. Die rotbraunen Augen waren panisch geweitet, das Gesicht bleich und fahl. Er hatte sich keine Vorstellung davon gemacht, wie tief diese Wunden des Rothaarigen eigentlich reichten, doch in diesem Augenblick bekam er eine ungefähre Ahnung. Hilflos betrachtete er diesen so stark wirkenden Menschen, der vor ihm in die Knie ging und so unsagbar verloren und verletzlich war, wie er es nie geahnt hatte. Und mit einem Mal wurde ihm klar, dass nicht ER der Schauspieler unter ihnen war... Niemals gewesen ist! Nein. Auch er hatte sich von dieser stets kühlen und professionellen Fassade ablenken lassen. Er hatte zwar immer gewusst, dass mehr dahinter steckte, aber das ganze Ausmaß hatte er niemals SO zu Gesicht bekommen. Und lange Zeit Sasori völlig falsch gedeutet... Sasori spürte, wie sich Arme um ihn legten. Widerwillig versuchte er sie abzuschütteln, doch sie hielten ihn fest, von einer sanften Stimme begleitet: „Es tut mir Leid, aber ich werde dich nicht in Ruhe lassen! Ich habe dir versprochen, dass ich dich auffangen werde, wenn du fällst. Und das halte ich auch. Weißt du... ein sehr weiser Mensch hat mir eine wichtige Lektion fürs Leben beigebracht: Manchmal bedeutet Freundschaft nicht das zu tun, was der andere möchte, sondern das, was das Richtige ist.“ Seine Augen weiteten sich hinter seinen Händen. Langsam sah er auf und blickte in azurblaue, funkelnde Augen. Deidara nickte sanft: „Ja, ganz Recht. Du hast immer das getan, was das Beste für mich war und ich habe es so viele Jahre nicht verstanden. Und nun weiß ICH, dass ich dich nicht einfach in Ruhe lassen kann, weil ich dir beweisen möchte, dass du... das Wichtigste auf dieser Welt für mich bist. Ich lasse es nicht zu, dass du dich kaputt machst und werde mich so bemühen, wie du dich damals.“ Langsam nahm das Zittern wieder ab. Er schloss die Augen und spürte, wie Wärme in seinen Körper zurückkehrte, das Eis weiter taute. Deidara half ihm zurück auf die Beine und legte die Hände an seine Wangen: „Zusammen werden wir das schaffen, Sasori. Damals war ich schwach und habe mich blenden lassen, aber das passiert mir nicht noch einmal! Denn ich ertrage es nicht, wenn du dich wieder so quälst! Ich... liebe dich... und zwar genau so, wie du bist!“ Der Blonde zog sein Gesicht zu sich heran. Ihre Lippen trafen sich für einen zarten, liebevollen Kuss. Völlig frei von Verlangen. Es war einfach nur ein Beweis für die Wahrheit in Deidaras Worten. Und ohne den Kuss weiter zu vertiefen löste der Künstler sich wieder von ihm, sah ihn an und lächelte: „Und nun lass uns ein paar Kekse essen und noch einen Schluck Tee trinken, damit wir diesen Tag schnell vergessen und morgen frisch ans Werk gehen können.“ Sasori nickte: „Das... ist wohl wirklich das Beste.“ Er trat noch einmal an den Schrank heran, während Deidara am Tisch Platz nahm, und raunte mit roten Wangen: „So... jetzt schaue ich noch einmal nach meinem Lieblingsshirt, das habe ich vorhin nicht gefunden.“ Ungeduldig wühlte er in seinem Koffer herum, derweil machte Deidara sich am Tee und vor allem an den Plätzchen zu schaffen. Nach einer weiteren Umschichtung in seinem Koffer hielt er endlich das Objekt der Begierde in seiner Hand und lächelte zufrieden. Es mochte vielleicht nur ein T-Shirt sein, aber gerade jetzt wollte er sich so wohl wie möglich in seiner Haut fühlen. Und das konnte er eben nur in diesem einen Oberteil. Er zog sich das Alternativshirt wieder aus, packte es zu den anderen Sachen in den Schrank zurück und faltete sein Lieblingsoberteil auf dem Weg zurück zum Tisch auseinander, als ihm etwas daraus vor die Füße fiel. Verwundert blieb er stehen und sah nach unten, auch Deidara schaute neugierig zu Boden. Mit zittrigen Fingern hob er das Foto auf und ließ sich langsam auf seinen Stuhl sinken, während er das Bild auf dem Tisch ablegte. Er hörte Deidara seufzen: „Er lässt uns aber auch gar keine Ruhe, oder?“ Nickend knurrte er: „Wieso nur jetzt wieder dieses Foto?! Ich verstehe es einfach nicht...“ Eigentlich war es ein sehr schönes Foto, wie er fand. Der Vollmond stand am Himmel und glitzerte auf der Wasseroberfläche des Sees, an dem sie ihr Zelt aufgeschlagen hatten. Deidara stand bis zur Hüfte im Wasser und hielt ihm seine Hand entgegen, während er am Ufer stand und sich etwas zierte. Das Lagerfeuer tauchte ihn in ein warmes Licht, während Deidara im kühlen Mondschein wie ein Engel wirkte. Und so merkwürdig es auch war, so ruhig machte ihn der Anblick auf diesem Foto zusammen mit den Erinnerungen, die ihnen beiden dazu kamen. Seine Angst klang allmählich ab. Zumindest die Angst vor dem, was zwischen ihm und Deidara passierte. So wie damals... {Flashback} Wieder waren sie ein paar Tage unterwegs gewesen. Der Wald lag bereits hinter ihnen, als sie wieder dem Fluss folgen konnten. Zum Nachmittag hin waren sie schließlich hier an diesem See angekommen, in den der Fluss mündete. Auf ihren Fahrrädern hatten sie am frühen Abend den See beinahe komplett umrunden können, und sich schließlich entschlossen hier zu übernachten. Die Aussicht war nämlich atemberaubend gewesen. Weit und breit nur See und Wiesen und dahinter die untergehende Sonne, die alles in warme Rot- und Gelbtöne getaucht und ein intensives Farbenspiel auf die Wasseroberfläche gezaubert hatte. Ihre Reise neigte sich langsam ihrem Ende zu, so dass sie diesen Anblick noch einmal richtig genießen wollten. Ein paar Tage noch, dann würden sie mit dem Zug zurück nach Tokio reisen. Rasch hatten sie ihr Zelt aufgebaut und ein Lagerfeuer entfacht und der Sonne noch in den letzten Minuten vor ihrem Verschwinden hinter dem Horizont zugesehen. Obwohl es etwas war, was tagtäglich passierte, verlor solch ein Sonnenuntergang nie seine Schönheit und seinen Reiz. Etwas, das nur so wenige Augenblicke dauerte und doch bis in alle Ewigkeit verbleiben würde; so lange es eine Sonne und einen kreisenden Planeten geben würde. Erst als auch der letzte Streifen Farbe von der Dunkelheit der Nacht überdeckt wurde widmeten die beiden sich dem Abendessen. Ein friedliche Stille lag über ihnen und hatte sich auch in ihr Empfinden geschlichen. Sie waren ausgeglichen und fühlten sich im Reinen mit sich und der Welt. Manchmal war es beinahe erschreckend, wie einfach man zu Ruhe und Zufriedenheit kommen konnte, und wie schnell man dies im Alltag wieder vergaß. Die Menschen hatten verlernt innezuhalten und sich nur einen kleinen Augenblick der Ruhe zu gönnen, der alle Probleme gleich viel weniger schlimm erscheinen ließ. Sasori füllte einen Topf mit frischem Wasser auf, den er an ein Gestell befestigte und über das Feuer stellte, ehe er ein wenig Reis in das Wasser gab. Nun hieß es: warten. Er sah nach getaner Arbeit zu Deidara auf, der neben ihm stand und verträumt auf den See blickte. Mit einem Lächeln erwiderte der Blonde plötzlich den Blick: „Ich habe eine Idee...“ Ungeniert zog Deidara sich seine gesamte Kleidung aus und lief laut jauchzend ins Wasser. Mit großen Augen sah er seinem Freund hinterher und richtete sich auf: „Was...?! Bist du verrückt?!“ Kichernd hielt der Blonde ihm die Hand entgegen, als dieser hüfthoch im Wasser stand: „Mag sein, aber es ist herrlich! Komm, lass uns eine Runde schwimmen!“ Kopfschüttelnd hob er skeptisch eine Augenbraue: „Ich werd doch nicht nackig hier ins Wasser gehen!“ - „Angsthase! Dann lass deine Shorts an. Komm schon!“ Unsicher sah er sich um, doch außer ihnen war wohl wirklich niemand in der Nähe. Widerwillig legte er seine Kleidung bis auf die Shorts ab und trat vorsichtig ins Wasser. Die Temperatur war angenehmer, als er befürchtet hatte. Langsam schloss er zu Deidara auf, der schließlich seine Hand packte und ihn mit sich komplett ins Wasser zog. Sie tauchten wieder auf und er sah den Blonden mahnend an: „Waaa! Lass den Unsinn! Unter schwimmen verstehe ich aber was.... AHHH!“ Eine Fuhre Wasser schoss ihm entgegen und Deidara gluckste fröhlich: „Erwischt!“ Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht: „Na warte!“ Auch seine Wasserattacke war ein Volltreffer und Auslöser für eine ausgereifte Wasserschlacht. Lachend und kichernd beschossen die beiden sich immer wieder mit Fontänen und Flutwellen. Sasori schickte dem Blonden abermals einen Schwall Wasser entgegen und sah triumphierend hin, als ihm plötzlich auffiel, dass sein Freund nicht mehr dort stand, wo er ihn zuletzt gesehen hatte. Irritiert sah er sich um. Zu spät kam ihm in den Sinn, was Deidara vorhatte und wurde urplötzlich von hinten unter Wasser gedöppt. Strampelnd befreite er sich und tauchte wieder auf, sah sich einem süffisanten Grinsen gegenüber und knurrte: „Das gibt Rache!“ Mit einem Satz sprang er auf den Blonden zu und drückte diesen nun unter Wasser. Schon wieder irritiert bemerkte er, dass keinerlei Gegenwehr zu kommen schien. Mit einem Schlag schoss ihm ein dunkles Rot ins Gesicht, als er merkte wieso. Ehe er reagieren konnte klaute Deidara ihm seine Shorts, tauchte auf, präsentierte grinsend seinen „Fang“ und warf diesen einfach weiter in den See hinaus! Sasori sah den Blonden entsetzt an und keifte: „Was soll das?! Du kannst doch nicht einfach meine Hose wegwerfen!“ Etwas zerknirscht wollte er sie zurückholen, wurde jedoch am Handgelenk festgehalten und in die entgegengesetzte Richtung gezogen, bis sie wieder Boden unter den Füßen hatten. Deidara schmunzelte, über seinen Blick amüsiert, und lächelte: „Du hast doch genug dabei. Außerdem finde ich, dass du zumindest einmal nackt gebadet haben solltest, ehe du es ablehnst.“ - „Ich habe, rein zufällig, eine Badewanne zu Hause und...“ - „Das ist doch nicht dasselbe! Ist es SO schlimm?“ Er verdrehte die Augen und knurrte: „Ja... nein... keine Ahnung. Ich fühle mich nur nicht wohl in meiner Haut...“ Mit einem erschreckend verführerischen Blick kam Deidara näher, legte die Arme auf seine Schultern und wisperte: „Daran lässt sich etwas ändern...“ Schwer schluckend versuchte er den Blonden wieder auf Abstand zu bringen: „Hör... hör mal... ich... findest du nicht, dass wir als Freunde nicht schon mehr als genug 'ausprobiert' haben?“ Der entblößte Körper drückte sich plötzlich komplett an ihn, Deidara lächelte: „Sasori, ich möchte aber meine ersten Erfahrungen nicht mit irgendwem machen und es später bereuen. Kein Mensch kennt mich so gut wie du und kein Mensch würde in absehbarer Zeit so viel Vertrauen von mir bekommen können wie du.“ Deidaras Körpermitte berührte seine und ihm wurde schwindelig. Der Blonde legte die Lippen an sein Ohr und hauchte: „Am Liebsten würde ich ALLES mit dir zum ersten Mal ausprobieren.“ - „Dei... du... das...“ - „Vertraust du mir nicht?“ - „Do... doch, aber...“ - „Ssssscht. Ich zwinge dich zu nichts. Darf... ich eine einzige Sache ausprobieren?“ Er schluckte schwer und glühte im Gesicht. Wenn es einen Menschen gab, dem er vertraute, dann war es Deidara. Und trotzdem, auch nach seinen bisherigen Erfahrungen, tat er sich sehr schwer. Doch eigentlich fühlte er sich sehr geehrt, dass Deidara das alles ausgerechnet mit IHM teilen wollte. Hier waren nur sie und niemals würde jemand davon erfahren. Es würde auf ewig etwas sein, was sie auf eine ganz besondere Weise verband. Schließlich sah er in die azurblauen Augen und nickte wortlos. Deidara lächelte und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen: „Danke...“ {Flashback Ende} Mit geröteten Wangen wandte Sasori den Blick ab und murmelte: „Wir... sollten schlafen gehen. Morgen wird ein langer Tag und...“ Deidara erhob sich, trat an ihn heran und lächelte: „Das war aber nicht alles. Ist dir das etwa peinlich oder hast du vergessen, was wir dort gemacht haben?“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und knurrte: „Ich wüsste nicht, was mir peinlich sein sollte... oder wie du darauf kommst.“ - „Weil ich nicht mehr weiß wo deine Haare aufhören und dein Gesicht anfängt...“ - „Ich bin einfach nicht gewillt mich daran zu erinnern im Augenblick!“ - „Warum nicht?“ Er sah auf und zischte: „Deidara! Mir hätte fast ein beschissener Pfeil die Brust durchbohrt, da habe ich echt kein Interesse an... an solchen... Ich habe einfach andere Probleme und DU solltest auch mal ein bisschen ernsthafter an die Sache herangehen.“ Der Künstler setzte sich auf seinen Schoß und sprach unerwartet ernst: „Glaube mir: das tue ich! Vielleicht scheint es nicht so, aber so ernst war mir selten etwas im Leben! Du steigerst dich in diese Arbeit herein und kommst keine Minute zur Ruhe. Ich bin genauso besorgt wie du, hatte vorhin eine wahnsinnige Angst und kann es auch kaum vergessen! Wirklich! Umso wichtiger ist es mir deshalb, dir einfach... nahe zu sein.“ Der Blick in Deidaras Augen wurde traurig. „Was ist denn, wenn es beim nächsten Mal nicht so glimpflich ausgeht? Ich will nicht, dass dir etwas passiert! Endlich bist du wieder bei mir, da droht dieses Arschloch ständig damit dir etwas anzutun! Das ist auch für mich nicht einfach! Und da wir einfach nicht wissen können was passieren wird, möchte ich diese Zeit mit dir so intensiv nutzen, wie es nur geht! Ich möchte, dass du weißt wie wichtig du mir bist, verdammt!“ Tränen liefen leise an Deidaras Wangen herab. „Und ich will, dass du das kapierst BEVOR dir eventuell etwas passiert!!! Jeden Tag muss ich sehen, wie du dich zurückziehst und dicht machst... wie du versuchst alleine stark zu sein! Dabei will ich dir doch nur helfen! So wie du... mir...“ Er schloss seine Arme um den Blonden und drückte diesen an sich. Fast sehnsüchtig wurde diese Geste erwidert, ehe Deidara schluchzte: „Scheiße! Ich liebe wirklich alles an dir und deine bloße Anwesenheit macht mich verrückt... Und statt mich aus dieser Qual zu erlösen machst du dich selber kaputt! Ist es so verwerflich, dass ich dich... auch begehre? Du sollst alle Zeit der Welt haben, aber, BITTE!, lass mich dir helfen! Lass mich ein Teil deines Lebens sein und lass mich nicht alleine und schweige über dich und deine Sorgen, nur weil du denkst, dass du mir damit einen Gefallen tust!“ Wie versteinert sah Sasori zu Deidara auf. War es DAS, was Eliza ihm hatte sagen wollen? War DAS sein Trümmerfeld?! War das der Preis für seine Mauer?! Das wollte er nicht, hatte es nie gewollt! Er hauchte einen Kuss auf die zitternden und von Tränen benetzten Lippen. Ruckartig sah Deidara ihn an, mit einem fast ungläubigen Funkeln in den Augen. Er hob eine Hand und befreite die Wangen von den letzten Tränen: „Es tut mir Leid. Ich tue das doch nicht, um dich zu quälen...“ Er seufzte. „Ja, ich habe sehr viel Angst... Vor so vielen Dingen. Eigentlich vor fast allem... Zeit meines Lebens haben Ängste mein Leben bestimmt... Doch dir habe ich immer vertraut... auch wenn ich ein Geheimnis habe, das ich selbst dir niemals erzählt habe. Aber ich werde es dir verraten, um dir zu beweisen, dass ich dir vertraue.“ Er schloss die Augen und sprach flüsternd: „Weißt du... ich... kämpfe schon sehr lange mit meinen Ängsten. Vielleicht erinnerst du dich noch an die Herbstferien nach unserem Ausflug... als ich angeblich im Ferienlager war.“ Der Blonde nickte: „Ja, sicher.“ - „Nun... ich war nicht auf einer Freizeit. Ich war... in einer Klinik. Deidara, ich... bin Borderliner...“ Er traute sich ob des Schweigens gar nicht seine Augen zu öffnen. „Und du bist der Erste, der das nun außerhalb dieser Klinik weiß...“ Noch immer erhielt er keine Antwort. Doch plötzlich pressten sich Deidaras Lippen auf seine, ehe der Blonde seufzte: „Das erklärt so einiges...“ Ruckartig öffnete er seine Augen und sah auf: „Woher...“ - „Ich habe auf einer meiner Europareisen eine Ausstellung besucht gehabt, in der Werke von Borderliner präsentiert wurden. Im Rahmen dieser Ausstellung habe ich sehr viel darüber erfahren. Ich weiß noch, dass es sehr viel um die Problematik von Nähe und Distanz zu anderen Menschen ging. Ich glaube, dass ich damals sogar schon den Gedanken hatte, dass es zu dir passt...“ Deidara lächelte sanft: „Und doch verstehe ich erst jetzt erst so richtig. Das Leitmotiv damals war: 'Ich hasse dich – verlass mich nicht'.“ Sasori biss sich auf die Unterlippe und nickte: „Das... kommt ganz gut hin. Aber in jeder Lebenslage. Auch auf mich selbst bezogen.“ - „Hör mal... für mich ändert das nichts! Okay? Gar nichts! Zumindest nicht an der Tatsache, dass ich dich wirklich liebe. Es ändert höchstens etwas daran, wie ich damit umgehe, und das kann es für uns nur einfacher machen... Wärst du... bereit es auf einen Versuch ankommen zu lassen?“ - „Du... du... Es stört dich nicht?!“ - „Nein, Sasori. Du warst Borderliner, als ich es noch nicht wusste und du bist es noch immer. Was ändert eine Bezeichnung an deinem Charakter? Gar nichts. Gib mir eine Chance... bitte. Gib... UNS eine Chance!“ Er konnte gar nicht sagen, was ihn gerade alles übermannte. Selbst sein dunkelstes Geheimnis änderte nichts an Deidaras Gefühlen zu ihm... Und sein Vertrauen war nicht enttäuscht worden! Sein Verstand protestierte aufs Schärfste, doch seit Langem konnte er diesen Protest guten Gewissens ignorieren. Ein großer Teil des Eises um ihn herum schmolz dahin, ließ nur noch eine leichte Schicht zurück. Auch wenn es sich dumm anhören mochte, so konnte er erst jetzt, in diesem Augenblick, akzeptieren und verstehen, dass er diese Chance selbst wollte. Eine Chance für ein „uns“, ein „wir“. Und dass diese Chance eine angenehme Wärme in ihm verursachte, die so intensiv wie seit Jahren nicht war. Diese Wärme war... Glück. Freude. Und auch... Liebe?! Ihre Augen sahen einander intensiv an. Schließlich nickte er und wisperte: „Okay...“ Sein Gesicht wurde von Deidaras Händen umfasst, er in einen unglaublich erleichterten, gelösten und sehnsüchtigen Kuss verwickelt. Ein Tanz ihrer Zungen, der sich nicht einfach nur richtig anfühlte, sondern auch ein bisher nicht zugelassenes Verlangen aufkommen ließ. Eine verbannte Leidenschaft in ihm entfachte, die sich nun traute zum Vorschein zu kommen. Deidaras Hände glitten über seine Brust, seine Schultern, vergruben sich in seinem Haar und begannen rastlos wieder von vorn. Den Kuss lösend stand der Blonde auf, zog ihn auf die Füße und sah ihn aus funkelnden Augen an: „Magst du dich jetzt erinnern?“ Seine Angst war nicht vollständig versiegt, doch sein Vertrauen war bestärkt. Er erinnerte sich auch so. Es gab nichts, das zu weit gehen würde, vor dem er sich fürchten müsste oder das er bereuen könnte. Im Grunde war es einfach nur der nächste Schritt, den er schlichtweg mit wesentlich mehr Überzeugung tat, als den letzten in der vergangenen Nacht. Es war nicht einfach nur ein Befehl seines Körpers, es war ein Wunsch seines Gefühls, seines Herzens. Der Wunsch Schritt für Schritt wieder das zu entdecken, was einst gewesen war und durchaus wieder sein könnte; Gefühle, Körper und Verstand in Einklang zu bringen... Er sah in die blauen Augen und nickte. Ohne sich zügeln zu scheinen verwickelte Deidara ihn wieder in einen Kuss, der leidenschaftlich und stürmisch wurde, von erkundenden und ruhelosen Berührungen begleitet. Längst war die Wärme in ihm zu einer Hitze geworden, genoss er die Hände auf seiner Haut ohne Zweifel. Widerstandslos ließ er sich zum Bett schieben, auf dieses schubsen. Rasch machte Deidara das Licht aus und ließ sich neben ihm in die Decken fallen. Er spürte die feuchtwarme Zunge auf seiner Brust und krallte sich in die Decke. Gierig schnappte er unter dieser Glut nach Luft. Die Berührung seiner empfindlichsten Punkte durch die Zunge und die flinken Finger entlockten ihm ein gleichermaßen erschrockenes, wie aufgeregtes Keuchen. Deidara kehrte zu seinem Gesicht zurück und schien es unendlich zu genießen, diese heißen Küsse mit ihm austauschen zu können, mit denen sie sich in der letzten Nacht doch irgendwie zurückgehalten hatten. Letzte Nacht war es eine rein körperliche Sache gewesen, doch dieses Mal schwangen die Gefühle akzeptiert und toleriert in jeder Berührung mit. Dieses Mal war es nicht reine Lust, es war sehnsüchtiges Begehren! Deidaras Hand strich über seine Brust zu seinem Bauch hinab, ehe sie einen kleinen Augenblick innehielt. Nach Luft schnappend raunte der Blonde: „Bist... bist du sicher?“ Er nickte wahrheitsgemäß: „Ja.“ Die Hand glitt unter den Bund seiner Hose und er konnte das Stöhnen nicht unterdrücken, als Deidara ihn mit der Hand umschloss. Er bäumte sich auf und vergrub seine Hände noch tiefer in der Decke unter ihm. Leise keuchend ließ er sich wieder fallen, als eine seiner Hände von dem Blonden gegriffen und an dessen Hosenbund geführt wurde. Während er auf dem Rücken lag, schien Deidara neben ihm zu knien und sich über ihn zu beugen, aber genau konnte er das in der Dunkelheit nicht sagen. Eigentlich war es ihm in diesem Augenblick auch völlig egal, so wie alles andere. Zitternd wanderte seine Hand in die Shorts des Künstlers. Er befreite Deidaras Körpermitte von den Shorts und legte seine Hand darum. Wie Öl im Feuer flammte diese Berührung die Glut in ihm auf. Er vernahm die gepresste Stimme des Blonden: „Erst... bist du... dran...“ Seine Hand wurde wieder von Deidara weggenommen und zurück auf die Decke gelegt, ehe dessen Zunge nach seiner verlangend durch seine Lippen tauchte. Mit rasendem Puls krallte er sich wieder in die Decke, verlor sich in dem unsagbar verlangenden Kuss und nahm den Schwindel wahr, der ihn überfiel, als Deidaras Hand um ihn begann sich zu bewegen. Trotz der Dunkelheit schienen Farben vor seinen Augen zu flackern und zu tanzen. Sein Körper entfachte in lodernden Flammen. Seine Hände griffen nach Deidara und krallten sich in dessen Rücken, dem diese Reaktion mehr als nur zu gefallen schien, da auch er leise seinem entfachten Feuer Ausdruck verlieh. ~Während seine Augen auf Sasori verweilten, dessen lustvolles Gesicht auf dem Bildschirm zu sehen war und dessen erregende Geräusche über die Lautsprecher zu hören waren, saß er bequem auf seiner Bank im Wohnwagen; die Hose geöffnet, sich selbst in der Hand haltend. Bebend rieb seine Hand an sich auf und ab. Er hatte es nicht so gewollt, aber den Blick auch nicht abwenden können. Als er dann diese süßen Geräusche gehört hatte, da war alles vorbei gewesen. Seither stand er und verlangte nach Erlösung, nach einer Illusion, die ihm zur Abhilfe verschaffte. Madara fühlte sich wie ein dreckiger Bastard, aber nur noch am Rande seiner Wahrnehmung. Er konnte den Wunsch nicht unterdrücken sich selbst bei diesem Anblick zu erlösen. Bloß der kurze Gedanke, dass er statt Deidara da säße, hatte ihm den Schweiß aus den Poren getrieben. Er war Butter in Händen, die ihn nicht einmal berührten. Lange würde er sich nicht mehr mit dieser Handarbeit im Zaum halten können...~ Für ein paar Atemzüge blieb Sasori noch regungslos liegen, nachdem der Blonde ihn von seinen Qualen erlöst hatte. Er lauschte Deidaras flehendem Keuchen, setzte sich auf und drückte den Künstler, der keinerlei Gegenwehr leistete, mit der Hand auf dessen Brust in die Decke. Wieder legte er seine Hand um den Blonden. Vorsichtig bewegte er seine Hand und wurde fast wieder rot, als er hörte wie ungehemmt der Blonde sein Wohlgefallen zum Ausdruck brachte. Jede noch so kleine Berührung oder Bewegung wurde umgehend mit einer meist lauten Antwort versehen. Er beugte sich über den Oberkörper des Künstlers und ließ seine Zunge über die weiche Haut gleiten, bis hin zu den empfindlichen Stellen, die schier gierig nach Aufmerksamkeit verlangten und die Laute noch verlockender und befreiter klingen ließen. ~Ungeniert hing er direkt vor dem Bildschirm und presste seine Stirn an das Glas. Er war nicht so ein Weichei wie Madara!!! Ohne Rücksicht auf Verluste verwöhnte er sich selber. Was kümmerte ihn denn die anschließende Sauerei?! Das Einzige, was ihn interessierte war, seiner Muse dabei in das Gesicht zu blicken. Er war einfach nur scharf auf den Blonden und hasste es wie die Pest sich mit dieser Notlösung zufrieden geben zu müssen! Seine letzten Stöße stießen den Tisch beinahe um. Zufrieden schloss er seinen Reißverschluss und sprach verächtlich. „Siehst du, du bist kein bisschen besser als ich, du Schlampe.“ „Lass mich in Ruhe...“ „Wieso sollte ich?! HÄ?! Du willst den Rothaarigen doch genauso fi...“ „HALT DEIN MAUL! Das... das wollte ich eigentlich gar nicht...“ „Und doch hast du es getan, Schlampe. Versuchs mal auf meine Art, baut Aggressionen ab!“ „Leck mich...“ „Selbst wenn ich es könnte, würde ich dir den Gefallen nicht tun, du kleine Hure. Aber eine gute Nachricht habe ich für dich...“ „Die da wäre?“ „Ich denke, dass ich mir deine kleine Wichsvorlage mal näher ansehen werde.“ „Wag es dich nicht! Ich schwöre dir, ich...“ „Was, Sklave?! Willst du mich umbringen?! Ihn warnen?! Mach dich nicht lächerlich!!! Ich gucke ja nur mal! Vielleicht lasse ich ihn dann am Leben, mal sehen.“ „Rühr! Ihn! Nicht! An!“ „Ich glaube, dass wir die Zigarettenlektion mal hinter uns lassen sollten, oder? DÄMLICHE SCHLAMPE!“ „Was... BIST DU WAHNSINNIG?!“ „Schnellschalter... muahahahaha...“ „Nimm den Tauchsieder weg! NIMM IHN... ARGH!!! AHHHHHHHHHHHH! NEIN!!!“ „Muahahahaha... Schlampe...“ Kapitel 27: Geben und nehmen ---------------------------- Graue Wolken hingen über Lake Butler und tauchten die Stadt in ein fahles, unnatürlich wirkendes Licht. Wie in einem schlechten Schwarzweißfilm sog dieses alles überdeckende Grau schier alle Farben des jungen Tages aus der Umgebung und ließen alles alt und surreal wirken. Nebelschwaden waberten über die Oberfläche des Sees. Die kahl werdenden Bäume schüttelten im seichten Wind mit großer Mühe auch das restliche Laub aus ihren Wipfeln, das so gar nicht herbstlich rot war, wie auf Deidaras Bild. Grau und ausgezehrt war es, die Äste wie knochige, alte Finger in den Himmel zeigend. Unruhig schwappte das Wasser am Ufer vor und zurück; hinterließ eine feuchte Spur auf dem Kies, ehe es aufgeschäumt an den Strand zurückkehrte. Es war nicht kalt, aber dennoch jagte dieses Wetter Sasori und Deidara einen kalten Schauer über den Rücken. Immerhin waren sie auf den Weg zu diesem Tobey, von dem sie beiden überzeugt waren, dass dieser eine weitere Maskerade von „XX“ war. Sasori war doch sehr nervös. Er gab es nicht gerne zu, aber dennoch konnte er die Symptome seines Körpers kaum mehr ignorieren. Ihm war schlecht, sein Puls raste und abwechselnd wurde ihm heiß und bitterkalt. Immer wieder sah er den Pfeil auf sich zurasen, er konnte dieses Bild einfach nicht vergessen, seit sie sich auf den Weg gemacht hatten. Und nun trennten ihn nur noch wenige Meter von dem Campingplatz, auf dem „Tobeys“ Wohnwagen stand. Wie der Nebel kroch auch die Angst zwischen seinen Beinen umher und nahm immer mehr Besitz von ihm. Deidara sah ihn von der Seite an und sprach mit gesenkter Stimme: „Glaubst du wirklich, dass wir ihn antreffen werden?“ Er sah auf und zuckte mit den Schultern: „Ich denke nicht. Das kann ich mir kaum vorstellen... Wahrscheinlicher ist, dass auf uns wieder ein 'Willkommensgruß' erwarten wird...“ - „Seien wir einfach vorsichtig. Und wenn ich diesem Arschloch persönlich gegenüberstehen sollte, dann hau ich dem eine runter, dass ihm hören und sehen vergehen wird.“ Aus den Augenwinkeln sah er das aufmunternde Lächeln und nickte: „Aber nur, wenn du ihm von mir auch eine verpasst.“ - „Da kannst du Gift drauf nehmen!“ Ihre Schritte knirschten beinahe brutal laut auf dem Kies in dieser Frühe, der sie zwischen den ersten Wohnwagen entlangführten. Aufmerksam schauten sie sich nach dem Wagen mit der Nummer 47 um. Eliza hatte ihnen die Nummer gegeben, als sie noch vor wenigen Minuten mit ihr am Frühstückstisch gesessen hatten. Deidara riss einen Arm hoch und deutete auf einen Wagen, der ein Stück weiter vom Wasser entfernt stand: „Da, das ist Nummer 47!“ Er sah auf und suchte einen Augenblick, bis er den von dem Blonden gefundenen Wagen ebenfalls entdeckte. Nach einem tiefen Durchatmen nickte er: „Also los...“ Nervös huschten seine Augen hin und her. In den meisten Wagen waren die Jalousien bereits oben, doch in keinem brannte Licht. Die Fischer mussten bereits im Hafen sein. Bei „Tobey“ sah es nicht anders aus. Auf leisen Sohlen schlichen sie an den Wohnwagen heran und blieben einen Augenblick stehen. Sasori sah den Künstler an und flüsterte: „Warte kurz, ich schaue mal nach, ob ich etwas sehen kann.“ - „Sei vorsichtig...“ Er sah Deidara in die Augen und nickte wortlos, ehe er einmal um den Wagen pirschte, um einen Blick durch jedes Fenster werfen zu können. Er erreichte die andere Seite und schaute vorsichtig durch jedes Fenster, konnte jedoch niemanden entdecken. Dennoch trieb ihm der Anblick eine Gänsehaut über seinen Körper. Computer, Monitore, Unterlagen und Fotos nahmen schier alles in dem kleinen Wagen ein. Doch etwas ließ ihn richtig erstarren: auf dem Tisch lag deutlich sichtbar ein weißer Umschlag. Sasori schluckte schwer. Das war kein Zufall! XX hatte gewusst, dass sie kommen würden... Nach ein paar tiefen Atemzügen kehrte er mit einem Entschluss zu Deidara zurück. Er hatte nichts sehen können, was ihm eine böse Überraschung, im Sinne einer auslösbaren Falle, sein könnte. Irgendwie war er sich sogar sicher, dass die Funde in dieser Behausung alleine schon dafür sorgen würden, dass sein Verstand an den Rand des Wahnsinns getrieben würde. Trotzdem konnte und wollte er sich diese Chance nicht entgehen lassen, so provoziert und vorbereitet sie auch sein mochte. Deidara sah fragend auf, als er zurückkehrte. Leise erklärte er dem Blonden: „Da liegt ein Brief auf dem Tisch. Ich glaube, dass er uns erwartet. Ansonsten scheint aber die Luft rein zu sein. Versuchen wir einfach mal hereinzukommen.“ Die blauen Augen funkelten ängstlich auf: „Bist du dir sicher?“ Er nickte: „Ziemlich. Bleib einfach hinter mir.“ Seufzend verdrehte Deidara die Augen: „Das habe ich befürchtet...“ Rasch überbrückten sie die paar Schritte zur Tür. Sasori sah sich noch ein letztes Mal prüfend um, aber niemand schien sie zu beobachten. Außer vielleicht wieder ihr „Freund“, den er niemals dabei hatte erwischen können bisher. Doch ansonsten war niemand zu sehen. Vorsichtig drückte er die Klinke nach unten und stellte sich mit dem Künstler seitlich der Tür auf. Tatsächlich ließ diese sich öffnen, und auch kein Geschoss oder ähnliches kam auf sie zugeeilt; keine Falle wurde ausgelöst. Langsam betrat er, von Deidara gefolgt, den Wagen. Ein muffiger Geruch schlug ihnen entgegen. Es roch nach dreckiger Wäsche, Schweiß, Essensresten und abgestandener Luft. Deidara schlug sich die Hand vor Mund und Nase und keuchte: „Boah, Alter! SO kriegst du mich aber nicht rum!“ Er sah den Blonden über seine Schulter hinweg an und knurrte: „Du hast Nerven...“ Zu ihrer Rechten war eine kleine Sitzgruppe zu einem Schlafzimmer umgebaut worden. Die Bettwäsche lag wild durcheinander obendrauf. Irgendwie fuhr ein eiskalter Schauer Sasoris Rücken herunter, da er keinerlei Nachtwäsche entdecken konnte. Anfassen wollte er den vergilbten Bettbezug allerdings auch nicht, um seine Neugierde zu befriedigen. Ihnen gegenüber versperrte eine leichte Tür den Blick ins Badezimmer, was ihnen beiden jedoch bei dem bisherigen Anblick mehr als Recht war. Alleine der Gedanke an den Geruch, der ohnehin von einer dieser kleinen chemischen Toiletten ausging, gepaart mit der Vorstellungskraft was für hygienische Zustände in dem kleinen Bad wohl herrschen würden, drehte Sasori den Magen mehr als nur einmal unangenehm herum. Der Boden war mit Essensresten, Kleidung und benutzten Taschentüchern übersät. Zu ihrer Linken eröffnete sich, gegenüber den Bad, eine kleine Kochnische, in der sich das ungespülte Geschirr stapelte und eingetrocknete Essensreste ihren markanten Geruch verbreiteten. Dahinter schließlich war die Wohnzimmerecke, die jedoch auch keinen viel besseren Eindruck machte, als der Rest dieses heruntergekommenen Wohnwagens. Die Sitzpolster lagen kaum an ihrem eigentlichen Platz. 3 flache Bildschirme waren unter der Decke rund um den Tisch aufgehangen. Auf einen konnten sie direkt sehen, die anderen beiden waren so ausgerichtet, dass man im Sitzen auch in den Ecken einen guten Blick hatte, ohne sich verbiegen oder bewegen zu müssen. Doch etwas ganz anderes erregte Sasoris Aufmerksamkeit primär. Er schluckte schwer und ging langsam auf den Tisch zu. Es war tatsächlich das, was er von außen bereits vermutet hatte. Deidara folgte dicht auf, ehe sie die Tischkante erreichten und der Blonde neben ihn trat. Schließlich entdeckte auch dieser, was sein Interesse geweckt hatte und raunte: „So ein Dreck... der weiß wirklich immer, was wir vorhaben.“ Nickend griff Sasori nach dem weißen Umschlag und unterdrückte seine Übelkeit. Irgendetwas auf der Tischplatte klebte und schien dort eingetrocknet zu sein. Er wollte gar nicht wissen, was es war... Vorsichtig nahm er den Umschlag an sich und holte den Brief hervor, der sich darin befand. Mit leicht zitternden Händen las er schließlich vor: „Überrascht? Glaubst du wirklich, dass ich so dumm bin, Sasori?! Wie NAIV!!! Aber ich bin ja nicht so, ich habe eine besondere Überraschung für dich! Ja! Für DICH!!! Sie wird dir ganz bestimmt gefallen... Du siehst mich noch immer nicht, oder?! Aber ich sehe dich! Ich sehe EUCH! IMMER!! ÜBERALL!!! Ihr könnt mir nicht entfliehen! Ihr tut IMMER das, was ICH will!!! Sieh es ein, du hast keine Chance gegen mich!!! Ich werde dich vernichten, denn Deidara gehört allein MIR!!! Und ich werde dir beweisen, dass ich tausend Mal besser als du bin!!!! Sieh doch mal unter meiner Bettdecke nach...“ Die beiden sahen sich an. Seufzend legte Sasori den Zettel zurück auf den Tisch und war mit wenigen Schritten am Bett. Deidara sah ihm nach und seufzte ebenfalls. Dieser Scheißkerl wusste, was er tat. Langsam, aber sicher, zerstörte er den Rothaarigen nicht von außen, sondern von innen. Er konnte es mit jeder Aktion mehr in den Augen lesen, dass Sasori sich diese ganzen Provokationen viel mehr zu Herzen nahm, als er das nach außen zu zeigen versuchte. Bedrückt seufzte Deidara und sah zu Boden. Es schien fast so, als versuche dieser Wahnsinnige sie auf diese Weise fertig zu machen: Sasori psychisch terrorisieren und ihm selbst die letzte Energie zu rauben, da es für ihn immer schwieriger wurde den Rothaarigen irgendwie vor einem Zusammenbruch zu bewahren. Sasori atmete einmal tief durch, ehe er so schnell er konnte die Bettdecke zur Seite räumte und auf die Matratze starrte. Seine Augen weiteten sich mit jedem Atemzug. Schweiß kroch aus seinen Poren auf seine Stirn, wanderte eiskalt über seinen Rücken. Das konnte nicht sein... Das DURFTE nicht sein!!! Und dennoch sah er es mit eigenen Augen. Sein Körper begann zu zittern, bis Deidaras Stimme ihn aus der Starre holte: „Sasori? Was ist los?“ Beruhigend legten sich die Hände des Künstlers auf seine Schultern, schmiegte sich dessen Körper an ihn. Er sah über seine Schulter in die blauen Augen und krächzte: „Das... siehst du diese Blätter?“ Deidara spähte an ihm vorbei und nickte. „Die gehören mir... sie... sind verschwunden, als ich damals noch bei Chiyo wohnte...“ Nun wurde auch der Blonde bleich und hauchte: „Scheiße... Hey, da liegt noch eine Nachricht von diesem Irren...“ Etwas kraftlos griff der Künstler an ihm vorbei und nahm das Stück Papier an sich, ehe dieser für sie beide vorlas: „Fein, braver Junge. ICH habe dir diese Sachen weggenommen. Und weißt du was?! Ich kenne dein süßes Geheimnis genauso lange... Muhahaha, ja ich weiß es!!! Seit deinem ERSTEN Klinikaufenthalt!!! Nicht wahr? Wie oft warst du dort? Sag es dem Engel!!! SAG ES IHM! Und wenn du das getan hast, dann werfe einen Blick in den oberen, rechten Küchenschrank!!! HA!“ Am ganzen Körper bebend sank Sasori auf die Knie, doch Deidara war sofort wieder bei ihm, schloss ihn in die Arme und hauchte ihm mit sanfter und liebevoller Stimme ins Ohr: „Sasori, lass dich nicht fertig machen. Es ist mir noch immer egal. Ich liebe dich... ob du nun ein Mal oder hunderte Male dort warst. Hörst du?“ Er biss sich auf die Unterlippe, bis er sein eigenes Blut schmeckte. Nur noch dumpf drangen die Worte zu ihm durch. Er konnte einfach nicht anders, es war zu viel für ihn. Was hatte er gegen einen solchen Kerl schon auszurichten? Dieser spielte mit ihm, wie mit einer geistlosen Marionette. Und er tat seit so vielen Jahren das, was XX wollte. Hatte er jemals eine EIGENE Entscheidung gefällt?! Wer war er wirklich?! Leise hörte er, dass Deidara etwas sagte, doch er konnte es nicht mehr verstehen. Selbst sein Kopfschmerz, der wieder auftauchte, war nur noch vage zu erahnen. Sein Geist hatte begonnen sich von seinem Körper zu trennen. Sasori fühlte, wie er seine menschliche Gestalt verlor und nur noch aus seinen Gedanken zu sein schien. Seine Sinne nahmen nichts mehr wahr. Sein Geist schwebte in einer Dunkelheit, die aus Gedanken gemacht war. Dissoziation (Verlust der Bindung zur Realität, für mehr Informationen siehe(1)). Doch es war zu spät. Er war bereits entkoppelt und drohte unter seinen Gedanken zu zerbrechen, die wie Richter um ihn standen und ihm seine Untaten entgegen brüllten. „DU bist hier der Geisteskranke!“ „DU hast ihn gesehen und es nicht kapiert!“ „DU hast das alles zugelassen!“ „DU bist schuld, dass es so weit gekommen ist!“ „DU bist schuld, weil du nicht gut genug warst!“ „DU hast versagt!“ „DU wirst wieder versagen!“ „DU bist selbst schuld, dass du verlassen wurdest!“ „DU wirst schuld sein, wenn du wieder verlassen wirst!“ „DU bist ihm nicht gewachsen!“ „DU bist klein, dumm, wertlos... Dreck!“ „DU bist verachtenswert!“ „DU hast Liebe nicht verdient!“ „DU hast das Leben nicht verdient!“ „Schuldig! Schuldig!! SCHULDIG!!!“ Sein eigener, dumpfer Schrei drang in sein Bewusstsein. Er hatte doch gar nicht geschrien... oder? Langsam zog die Dunkelheit sich zurück. Eine weitere Stimme war zu hören. Eine sanfte, besorgte Stimme. Deidara! Er sah sich um, nicht wissend, wie viel Zeit wirklich vergangen war. Es konnten Minuten gewesen sein, manchmal waren es aber auch schon Stunden gewesen... Nur langsam klärte sich sein Blick, kehrten seine Sinne zu ihm zurück. Allmählich konnte er den Blonden immer deutlicher hören, dessen Stimme weit weniger sanft, als absolut panisch war. Sasori blickte auf, direkt in die feuchten, blauen Augen. Pure Verzweiflung stand in ihnen geschrieben, während Deidara aufgelöst keuchte: „Sasori?! Nun sag doch was!! Was ist mit dir?!“ Erschöpft strich er sich durch die Haare, legte seine noch immer leicht taube Hand an die von Tränen überzogene Wange und raunte: „Sssscht. Schon gut, bitte beruhige dich. Es... ist alles okay.“ „ALLES OKAY?!“ quiekte der Künstler noch immer fertig mit den Nerven. Doch Sasori nickte: „Ja. Das... passiert mir manchmal. Es tut mir Leid, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich erkläre es dir in Ruhe, wenn wir wieder auf dem Zimmer sind, okay?“ Nach ein paar tiefen Atemzügen nickte Deidara schließlich und sah ihn erschöpft an: „Okay. Aber wage es dich nie, NIE!, wieder, mir so einen Schrecken einzujagen!“ Sie rappelten sich auf und Sasori lächelte gequält: „Ich versuche es.“ Während Sasori sich kurz zu orientieren schien, versuchte Deidara sich weiter zu beruhigen. Das war mehr als nur unheimlich gewesen! Er zitterte jetzt noch. Wie eine leere Hülle hatte Sasori dort gekniet und einfach keinerlei Reaktion mehr gezeigt, weder auf seine Worte, noch seine Berührungen oder sonst etwas. Gute 10 Minuten lang. Und dann dieser Schrei, der ihm durch Mark und Bein gegangen war. In diesem Augenblick hatte er wirklich gedacht, dass der Rothaarige vor seinen Augen sterben würde. Und er innerlich mit diesem. Sasori atmete einmal tief durch und sah Deidara an: „Ich war fünf Mal dort.“ Der Blonde sah ihn fahrig an und flüsterte: „Lass uns gehen...“ Seufzend schüttelte er den Kopf: „Du weißt selber, dass wir das nicht können... Er wird nicht aufhören, Deidara. Bis er hat, was er will oder wir ihn endlich kriegen.“ Mit einem lauten Seufzen zog der Künstler ihn in eine Umarmung und knurrte: „Ich weiß. Aber ich habe die Schnauze von diesem Spinner einfach nur voll und noch viel mehr macht es mich fertig, wenn es dir wegen ihm so schlecht geht!“ - „Es tut mir wirklich Leid. Ich werde alles tun, um ihn so schnell wie möglich zu kriegen, okay? Bitte... hör auf zu weinen und mache dir nicht so viele Sorgen. Das gehört zu meinem Leben, diese Aussetzer, und sie werden immer seltener. Für mich ist es nur so zur Normalität geworden, dass ich nicht daran gedacht habe, dass du das nicht kennen könntest.“ Deidaras Finger gruben sich in sein Haar und drückten ihn fest an den Blonden, ehe dieser nickte: „Wir werden diesem Arschloch das Handwerk legen.“ Der Künstler löste sich leicht von ihm, ehe dieser ihm einen Kuss auf die Lippen hauchte und flüsterte: „Ich werde nicht zulassen, dass er dir etwas tut.“ Sasori griff nach Deidaras Hand und drückte diese leicht: „Danke. Für alles... und nun lass uns zusehen, dass wir hier fertig werden.“ Sie lösten sich voneinander und gingen zur Kochnische. Sasori öffnete mit zitternden Fingern die Tür des Schränkchens. Natürlich saßen der Schock und seine Dissoziation ihm noch immer tief in den Knochen, doch Deidara schien es wieder besser zu gehen und das war im Moment das Wichtigste. Er musste sich zusammenreißen und stark sein. Wie sollte das alles ausgehen, wenn er zusammenbrach?! Das durfte er unter keinen Umständen zulassen... Auch wenn ihm seine Kopfschmerzen und seine Übelkeit eigentlich dazu rieten, dass er das besser sein lassen sollte. Doch was hatte er für Alternativen? In diesem Nest gar keine. Er musste zumindest so lange durchhalten, bis sie wieder in Miami waren! Ein Briefumschlag kam im Inneren des Schranks zum Vorschein, den er an sich nahm und nervös öffnete. Deidara sah ihm besorgt dabei zu. Ein weiterer Zettel war darin, doch das war nicht alles. Er reichte Deidara den Brief und griff noch einmal in den Umschlag. Plötzlich war seine Anspannung wieder auf einem extrem hohen Level, sein Körper zitterte wieder stärker. Deidara sah ihn unsicher an: „Was ist los?“ Sasori hob seine Hand und öffnete diese. Ein Namensschild kam zum Vorschein, mit der Aufschrift „Pfleger Tobbey“. Mit belegter Stimme versuchte er zu erklären: „Bei den letzten 3 Klinikbesuchen war dieser Pfleger für mich zuständig...“ Deidaras Augen weiteten sich: „Der Scheißkerl war doch überall! Kacke!“ Für einen Augenblick schloss Sasori die Augen und versuchte sich zu beruhigen, doch sein Herz raste und sein Hals schnürte sich schmerzhaft zu. Seine Übelkeit wurde heftiger, seine Kopfschmerzen beinahe unaushaltbar. Sein gesamter Körper schien gegen diesen Terror, dem er sich augenscheinlich unberührt aussetzte, zu rebellieren. Doch er musste einfach durchhalten! Wieder voll in seinem Element und gekonnt ruhig blickte er Deidara an und fragte: „Was steht in dem Brief?“ Seufzend faltete der Blonde den Zettel auseinander. Deidara wusste, dass Sasori das mitnahm, konnte es in den rotbraunen Augen mehr als deutlich sehen. Und doch war er irgendwie dankbar, dass Sasori zumindest nicht wieder so zusammenbrach. Eines war ihm jedoch absolut klar: Sein Rotschopf benötigte dringend eine Pause! Sasori schien sich einfach nicht richtig um sich selbst kümmern zu können, zumindest nicht in dem Sinne sich selbst etwas Gutes zu tun. Dafür würde ER sorgen! Er hatte da auch schon eine wundervolle Idee. Doch nun konzentrierte er sich erst einmal auf die Arbeit und las vor: „Na, wie gefällt dir das? Erinnerst du dich noch?! Habe ich mich nicht rührend um dich gekümmert?! So viel besser, als dein toller Sensei!!! Wo wir gerade bei dieser Schlampe sind: eine letzte Überraschung habe ich noch für dich. Mach den DVD-Player an!!! Ich kriege euch... XX“ Sasori sah sich um und entdeckte den Player unter einem der Bildschirme. Nervös drückte er auf den Powerknopf. Während das Gerät sich einschaltete legte Deidara den Zettel weg, griff nach seiner Hand und verhakte die Finger ineinander. Er drückte leicht zu und war froh, dass er nicht alleine war. So langsam wurde ihm klar, dass es mehr als eine Chance war. Er brauchte Deidara und er war wirklich froh, dass dieser wieder auf diese Weise bei ihm war. Ohne es wirklich bemerkt zu haben gab es ein „wir“, welches ihn seiner Mauer statt schützend umgab. Und seine Entscheidung, die er während ihrer Fahrt fällen wollte, stand gar nicht mehr wirklich im Mittelpunkt. Es war ihm mittlerweile egal wo er leben würde... so lange Deidara bei ihm war. Und dies, aller Angst zum Trotz, auch hoffentlich bleiben würde. Seine Angst davor verlassen zu werden wurde mit jeder Geste immer kleiner. Und er ließ ohne Reue zu, dass er vertraute und sich geborgen fühlte. Ein Bild erschien und zeigte ihr Zimmer in Elizas Haus. Schamesröte schoss ihm ins Gesicht, als Sasori erkannte, wobei sie gefilmt wurden. Nach einigen Sekunden spürte er Deidaras Atem an seinem Ohr, der flüsterte: „Tut mir Leid... ich weiß, dass das jetzt irgendwie unpassend ist, aber...“ - „Dann sag es nicht!“ - „...das nächste Mal bleibt definitiv das Licht an.“ - „Deidara!!“ - „Was denn?!“ - „Dir ist klar, dass diese Aufnahmen...“ - „JA! Ich sagte doch, dass es irgendwie unpassend ist. Was aber nichts an der Tatsache ändert, dass du irre scharf aussiehst!“ Noch immer tiefrot im Gesicht machte Sasori sich daran den Player wieder auszuschalten, als plötzlich ein neues Bild erschien, welches diese Sitzecke hier im Wohnwagen zeigte. Auf den Bildschirmen, die darauf zu sehen waren, lief weiterhin die Aufnahme aus ihrem Zimmer. Auf den Polstern jedoch saß Madara. Geschockt keuchte Sasori auf und schlug sich die Hand vor dem Mund, als er sah, was sein Sensei in DIESEM Wohnwagen bei SEINEM Anblick tat; dass sein Lehrer sich bei seinem Anblick selbst befriedigte! Das war zu viel! Sein Magen drehte sich endgültig um. Panisch stürmte er aus dem Wagen und übergab sich vor der Tür. Deidara kam hinterher, blieb unsicher und zutiefst besorgt in der Tür stehen und japste: „Was ist? Wer war das?!“ Seinen schmerzenden Magen haltend und leichenblass blickte er den Blonden an, rang einen Augenblick nach Luft und keuchte: „Scheiße, das war Sensei Madara...“ Rasch torkelte er zum Wasser, um sich den Mund mit dem scheinbar eiskalten Wasser den Mund auszuspülen. Entschlossen kam Deidara zu ihm, stützte ihn und knurrte: „Wenn ich den erwische, dann gnade ihm Gott!!! Aber bis dahin verordne ich dir jetzt absolute Bettruhe! Du musst wieder zu Kräften kommen und du wirst jetzt eine Pause einlegen... und WEHE du versuchst da mit mir drüber zu diskutieren!“ Während sie zurück zur Pension gingen, schlich sich ein leichtes Lächeln auf Sasoris Lippen. Er sah Deidara an und nickte: „Du wirst es kaum glauben, aber... ich bin an keiner Diskussion interessiert.“ Er blieb stehen und brachte auch den Blonden zum Halten, ehe er diesem einen schüchternen Kuss auf die Lippen hauchte und leise raunte: „Danke, Deidara. Für alles... ich... ich habe das doch gar nicht verdient...“ Ein intensiver Kuss war die Antwort des Künstlers, ehe dieser lächelnd den Kopf schüttelte: „Glaube mir: und wie du mich verdient hast! Ich werde dir diesen Unsinn schon austreiben. Und nun komm...“ Wie versprochen legte Sasori sich auf ihrem Zimmer diskussionslos ins Bett. Trotz allem was passiert war, was sie gesehen und erlebt hatten, fühlte er sich jedoch nicht nur schlecht. Ein winziges Licht in ihm ließ ihn wissen, dass da auch so etwas wie Glück in ihm verborgen war, welches von Deidara wieder aus seinem Versteck gelockt wurde. Und das war es, wofür er diesem so unendlich dankbar war. Doch schneller, als er es selber merkte, schlief er ein und versank in einem tiefen, traumlosen Schlaf. Sein Körper forderte die Ruhe und Erholung ein, die er diesem nun so lange vorenthalten hatte... Deidara, der neben ihm am Bettrand saß, strich zärtlich durch die feuerroten Haare und kraulte Sasori zärtlich im Nacken. Ruhig und gleichmäßig atmete der Rothaarige. Das Gesicht, das alleine aus Porzellan gemacht schien, wirkte seit langem entspannt und zeigte Deidara, wie sehr es unter all den Strapazen gelitten hatte. Dunkle Ringe lagen unter den Augen. Die ebenmäßige Haut war blass und ließ mehr Konturen sehen, als es wohl gesund war. Sasori wirkte doch arg mager. Vorsichtig küsste Deidara die elegant geschwungenen Lippen und stand auf. Entschlossen verließ er auf leisen Sohlen das Zimmer. Es gab genau zwei Dinge, die im Moment wichtig für ihn waren: Sasori psychisch wieder aufbauen und körperlich wieder auf ein normales Maß bringen. Und heute Abend würde er den ersten Schritt zu beiden Zielen angehen. Galant trippelte er die Stufen nach unten und huschte in die Küche, in der er, wie erwartet, eine kochende Eliza vorfand. Die alte Dame blickte auf und lächelte ihn freundlich an: „Guten Morgen, Deidara! Möchtest du Frühstück haben?“ Grinsend schüttelte der Blonde den Kopf: „So Leid mir das tut, aber dafür habe ich heute keine Zeit. Aber ich würde Sie gerne um einen Gefallen bitten, Eliza.“ Sie wischte sich die vom Gemüseschneiden dreckigen Finger an ihrer Schürze ab und nickte: „Was immer du möchtest. Aber, bitte, sei nicht so förmlich, da komme ich mir immer so alt vor.“ Sie kicherte und Deidara stimmte mit ein: „Schön, wie du möchtest. Ich brauche deine Hilfe... und zu Erst wäre es wirklich fantastisch, wenn du einen Kuchen backen könntest.“ Mit funkelnden Augen sah Eliza ihn an: „Aber gerne doch.“ Sie kam auf ihn zu gewackelt und tuschelte: „Was hast du vor?“ Deidara lächelte schelmisch: „Ich habe eine Überraschung im Sinn, für Sasori. Pass auf: ich werde eben zum Laden gehen, die Sachen besorgen und wenn ich wieder da bin, dann helfe ich dir und erkläre dir alles, okay?“ Eliza nickte, zwinkerte ihm zu und sprach gespielt verschwörerisch: „Ist gut, habe verstanden.“ - „Danke!“ Er drückte der knuffigen Dame ein Bussi auf die Wange und marschierte gut gelaunt los. Sie sah ihm kopfschüttelnd nach und schmunzelte. Diese beiden Jungs waren ihr richtig ans Herz gewachsen und sie freute sich sehr darüber, dass sie Deidara bei einer Überraschung für Sasori helfen durfte. Sasori öffnete seine Augen und wischte sich über das Gesicht. Kurz sah er sich um, bis ihm wieder einfiel, wo er sich befand. Er blickte auf und sah in freudig funkelnde, blaue Augen. Sein Kopf ruhte auf Deidaras Schoß, der ihn liebevoll anlächelte: „Na, gut geschlafen?“ Er nickte: „Ja, wie ein Stein... wie spät ist es?“ - „Halb sieben.“ Knurrend richtete er sich auf, um sofort von Deidara in den Arm genommen zu werden. Er gab sich dieser Geste nach einem Augenblick hin und schmiegte sich an den warmen Körper, ehe er raunte: „Hast du wegen mir jetzt das Abendessen verpasst?“ - „Nein, keine Sorge. Essen gibt es heute später, weil Eliza und Jim unbedingt ein Barbecue machen wollten für uns, da wir morgen ja wieder abreisen.“ Sie lösten sich voneinander und Sasori lächelte leicht: „Eliza ist wirklich zu gut für diese Welt...“ Gut gelaunt sprang Deidara auf und half ihm auf die Beine, ehe er von diesem in eine Umarmung und einen zärtlichen Kuss gezogen wurde. Fast sehnsüchtig verlangte Deidaras Zunge nach seiner, um diese schließlich gefühlvoll und behutsam zu umgarnen. Sasori schloss die Augen und seufzte lautlos in den Kuss hinein. Was auch immer um ihn herum geschah wurde völlig belanglos, wenn Deidara ihn so küsste. Denn er spürte die Gefühle, die dieser in ihre Küsse legte und merkte, wie ihn diese Gefühle regelrecht ansteckten und auftauten. Natürlich würde er nie ein extrovertierter Mensch wie Deidara werden. Er würde vermutlich auch nie ein großer Redner werden, der viel über sich mitteilte. Und auch würde er kein Mensch werden, der seine Gefühle nach außen trug und demonstrativ zur Schau stellte. Aber er wurde wieder zu einem Menschen, der es sich erlaubte zu lieben und geliebt zu werden. Auf seine Art. Denn es gab einen Menschen, der seine Art verstand, seine Gesten „lesen“ konnte... der alles für ihn tat, unabhängig von seiner Vergangenheit, seiner Krankheit oder seinem Selbstwert. Sie lösten sich voneinander und sahen sich in die Augen. Ohne, dass ein Wort fiel, sagten sie sich in diesem Augenblick jedoch so unsagbar viel. Deidara würde bei ihm bleiben und ihn unterstützen, das wusste er nun. Und er... er ließ keinen Zweifel mehr für den Blonden daran, dass er diesen... ebenso liebte, wie dieser ihn. Nie damit aufgehört hatte. Einen Augenblick lang genossen sie diese Verbundenheit noch, ehe Deidara seine Hand nahm und in Richtung Tür nickte: „Komm mit, das Barbecue wartet auf uns.“ Bereitwillig ließ Sasori sich von Deidara aus dem Zimmer und schließlich auch aus dem Haus ziehen. Mit jedem Schritt hatte er mehr das Gefühl, dass doch irgendwie mehr hinter diesem Barbecue steckte, als der Künstler ihm sagen wollte, denn dieser wurde mit jedem Schritt hibbeliger, dessen Grinsen breiter. Sie gingen um das Haus herum, bis sie eine kleine Terrasse dahinter erreichten, die zum See gelegen war. In der Mitte stand ein großer Grill, aus dem die Kohlen bereits qualmten und glühten. Hinter dem Grill war ein Campingtisch aufgebaut, bereits fertig eingedeckt, auf dem Saucen, Salate und Brot standen. 4 Stühle standen bereit. Direkt hinter dem Grill hatte Jim es sich bequem gemacht und begrüßte die beiden freudig: „Dean! Sammy! Schon euch zu sehen!“ Hinter ihm tauchte Eliza auf und haute dem Schrauber auf den Hinterkopf: „Deidara und Sasori! Seit geschlagenen drei Stunden versuche ich dir das beizubringen!“ - „Auaaaa!“ - „Schmeiß lieber das Fleisch auf den Grill, Jim.“ Brav gehorchte er der Älteren und legte mit der Grillzange das erste Fleisch auf den Grillrost, welches umgehend zu brutzeln und zischen begann und eine Fontäne aus Rauch verursachte. Deidara zog Sasori hinter sich her, bis sie bei Eliza am Tisch waren. Ihre Vermieterin drückte den Blonden herzlichst an sich, ehe sie auch den Profiler in ihre Arme zog und kicherte: „Du warst ganz schön müde, oder? Ich hoffe, dass du Hunger mitgebracht hast.“ Aus der kurzen Umarmung wieder gelöst nickte der Rothaarige: „Doch, ja. Ich danke Ihnen für...“ - „Ich habe Deidara bereits das 'du' angeboten. Für dich gilt das ebenso.“ Etwas verunsichert sah er Eliza an, nickte dann jedoch abermals: „Gut. Ich danke dir für alles... Ich meine...“ Heiter lachend dirigierte sie den stotternden Sasori zu einem der Stühle und drückte ihn herunter, bis er schließlich saß. Guter Laune schmunzelte sie: „Gern geschehen.“ Deidara nahm schließlich ebenfalls Platz, direkt neben ihm, und hielt die Nase ein wenig nach oben. Ein zufriedenes Lächeln zierte dessen Gesicht: „Das riecht fantastisch!“ Jim griff in eine Kühlkiste, holte zwei Dosen hervor und reichte sie den beiden Gästen, während sich Eliza nun auch erschöpft schnaufend hinsetzte. Der Mechaniker grinste den beiden jungen Männern schelmisch zu: „Lasst es euch schmecken. Ich werde euch ein Barbecue zubereiten, das ihr nicht so schnell vergessen werdet.“ Die beiden öffneten ihr Bier, prosteten dem Alten zu und freuten sich beide auf einen wundervollen Abend. Es war 23:58 Uhr. Sie alle waren satt geworden und schauten schon eine Weile gemeinsam auf den See, während sie sich unterhielten. Ihre Stühle, auf denen die Vier saßen, hatten sie dafür in einer Reihe aufgestellt. Der Himmel über ihnen hatte sich von seinem Wolkenkleid befreit und glitzerte dank seiner Sterne friedlich auf sie herab. Der blasse Mond spiegelte sich auf der ruhigen Wasseroberfläche, und eine angenehme Stille hatte sich über die Stadt gelegt. Sasori schloss für einen Augenblick die Augen und atmete tief durch. Seit sie hier saßen musste er immer wieder an ihre Fahrradtour und den See denken, an dem sie gecampt hatten. Es herrschte eine ähnliche Idylle wie damals und erfüllte ihn tatsächlich mit derselben inneren Ruhe. Lautlos schmunzelte er in sich hinein. Damals war ihm so klar gewesen, dass die kleinen Dinge glücklich und ausgeglichen machen konnten, doch, wie so viele andere Menschen auch, hatte er diese Kunst völlig vergessen. Damals mit 14 Jahren war es so deutlich gewesen und er konnte sich nicht genau daran erinnern, wann er diese Kunst verlernt hatte. Die Gespräche neben ihm waren verstummt. Er sah zur Seite und stutzte. Es saß auch niemand mehr neben ihm, was er gar nicht bemerkt hatte. Scheinbar war er wieder zu sehr in Gedanken versunken gewesen. Plötzlich legten sich weiche, warme Hände über seine Augen. Seidige Lippen legten sich an sein Ohr, jagten ihm eine kribbelnde Gänsehaut über den Rücken, ehe Deidaras Stimme verführerisch hauchte: „Ich habe eine kleine Überraschung für dich. Steh vorsichtig auf.“ Er schluckte schwer und krächzte: „Was soll das?“ - „Vertrau mir...“ Ein Kuss wurde von dem Blonden auf seinen Hals gedrückt und seufzend erhob sich Sasori schließlich, wobei Deidara permanent versuchte ihm die Augen zuzuhalten. Als er endlich auf seinen Füßen stand wurde er von dem Künstler herumgedreht und ein Stück vorsichtig nach vorne dirigiert. Er hatte es sich doch gedacht, dass dieses Barbecue mehr war, als nur eine kleine Abschiedsfeier, auch wenn Sasori keine Ahnung hatte, was nun auf ihn wartete. Doch er vertraute Deidara... mittlerweile. Er wusste, dass ihn nichts Schlimmes erwartete. Nach ein paar weiteren Schritten hielt Deidara an und brachte auch ihn selbst zum Halten. Wieder spürte er den sündig angenehmen Atem an seinem Hals und seinem Ohr, als der Blonde ihm zuflüsterte: „Es ist jetzt eine Minute nach Mitternacht... herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“ Mit einem Mal verschwanden die Hände von seinen Augen und er sah sich Jim und Eliza gegenüber, die neben dem Tisch standen, auf dem ein Marmorkuchen mit Kerzen und ein Päckchen standen. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf seine Wangen, während er irritiert immer wieder zwischen den beiden und Deidara hin und her sah. Sasori konnte keinen klaren Gedanken fassen. Das hier... war eine Geburtstagsfeier... für IHN! Nach Luft schnappend schlug er sich die Hand vor den Mund und spürte, wie Freudentränen ihren Weg aus seinen Augen finden wollten, doch im letzten Augenblick konnte er sie noch zurückhalten. Eliza kam beherzt auf ihn zu und drückte ihn an sich: „Alles Liebe und Gute, mein Junge. Ich hoffe, dass uns die Überraschung geglückt ist.“ Sasori löste sich aus der Umarmung und nickte: „Oh ja... ich weiß gar nicht mehr genau, wann ich das letzte Mal Geburtstag gefeiert habe...“ Jim klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter und grinste: „Genieße deine Geburtstage lieber noch, so lange es noch so wenige sind. Um dir meine Glückwünsche zu vermitteln, habe ich eine kleine Überraschung für dich: die Reparatur deine tollen Wagens geht auf den alten Jim!“ Verlegen blickte Sasori zu Boden und seufzte: „Vielen... Dank. Das... das kann ich doch nicht annehmen...“ - „Klar doch, Jungchen. Mach ich doch gerne.“ Leicht lächelnd ergab sich der Profiler dem Widerstand und nickte: „Danke, Jim. Vielen Dank.“ Eliza nahm rasch das Päckchen vom Tisch und kehrte zu Sasori zurück, ehe sie erklärte: „Bevor wir euch beiden nun alleine lassen möchte ich dir noch mein Geschenk geben.“ Vor Aufregung und Überwältigung zitternd nahm der die kleine Schachtel an sich und war wirklich froh, dass Deidara ihn von hinten umarmte und vorm Umkippen bewahrte. Er nahm den kleinen Deckel herunter und sah mit großen Augen ruckartig zu Eliza auf: „Nein! Das... das kann ich nicht...“ - „Nun nimm sie, Sasori. Sie soll dich stets daran erinnern, dass das Leben gelebt und nicht nur gedacht wird.“ Behutsam nahm er die vergoldete und verzierte Taschenuhr aus der Schachtel. Sie war bereits aufgeklappt und im Inneren war ein altes, vergilbtes Foto zu sehen. Ein junges Ehepaar war darauf vor der Pension zu sehen und Sasori war sich ziemlich sicher, dass Es Eliza und ihr Mann waren. Entsetzt sah er die Ältere an und schüttelte den Kopf: „Wirklich, das kann ich nicht annehmen... die gehörte doch sicherlich...“ - „Ja, meinem Jack. Aber ich möchte, dass DU sie bei dir trägst. Er hätte wirklich nichts dagegen. Er hätte dich sehr gemocht und ich bin mir sicher, dass sie bei dir gut aufgehoben ist.“ Leicht zittrig löste Sasori sich von Deidara, um Eliza in den Arm zu nehmen. Fast lautlos hauchte er: „Danke... vielen, vielen Dank...“ Die Vermieterin drückte ihn noch einmal fester, ehe sie sich von ihm löste und liebevoll lächelte: „Nicht dafür, mein Junge.“ Sie sah lächelnd in die Runde und nickte Jim zu: „Und nun lassen wir den beiden mal ihre Ruhe. Wir zwei gehören nach Hause ins Bett.“ Sie hakte sich bei dem Mechaniker ein und verschwanden hinter der Hausecke, nachdem sie sich verabschiedet hatten. Gemeinsam betrachteten Sasori und Deidara noch einen Augenblick die Uhr, ehe der Rothaarige sie zusammenklappte und vorsichtig in seiner Hosentasche verstaute. Der Künstler nahm ihn in den Arm und küsste ihn zärtlich. Schließlich sah Deidara ihn an und lächelte: „Herzlichen Glückwunsch... ich hoffe, dass mir die Überraschung gelungen ist.“ Sasori lächelte und tat seit Langem mal wieder etwas ganz spontanes: er beugte sich vor und überrumpelte den Blonden mit einem klaren und deutlichen Kuss, bei dem der seinerseits sämtliche Emotionen hereinlegte, die er aufbringen konnte. Dankbar verwöhnte er die Zunge des Künstlers mit seiner eigenen. Erst nach einigen, endlos scheinenden Augenblicken wurde ihm bewusst, was er da tat, löste sich schließlich von Deidara und sah diesen mit hochrotem Gesicht an. Doch der Blonde hatte verstanden und blickte ihm verliebt und glücklich tief in die Augen, ehe dieser ihm zuhauchte: „Das war aber noch nicht alles...“ Seine Hand wurde von Deidara ergriffen, er hinter dem Blonden am Seeufer vom Haus und dem Rest der Stadt weggeführt. Nach nur wenigen Metern konnte Sasori ein flackerndes Lagerfeuer entdecken und dahinter... er stockte und schüttelte ungläubig den Kopf. Dahinter stand ein Zelt, wie sie es auf ihrer Fahrradtour dabei gehabt hatten. Sein Herz klopfte aufgeregt. Es gab da noch eine Sache, die während dieser Reise zwischen ihnen passiert war, woran er sich bei diesem Anblick spontan erinnerte. Sie waren gleich zwei Nächte an dem See damals geblieben und bei den Erkundungen, die in ihrem Zimmer auch gefilmt wurden, war es in der zweiten Nacht nicht geblieben... auch wenn sie nicht bis ans äußerste gegangen waren. Sein Gesicht war bereits wieder dunkelrot, als sie das Zelt erreichten und Deidara ihn erwartungsvoll ansah, die Arme um ihn legte und ihn fast schon wild zu küssen begann. Die Hände des Blonden begannen suchend und tastend über seinen Körper und durch seine Haare zu streichen, ohne zu pausieren. Verführerisch ertönte die leise Stimme des Künstlers: „Sasori... ich liebe dich. Lass uns ins Zelt gehen...“ Ehe Deidara ihn durch den Eingang ziehen konnte, hielt er diesen noch einmal kurz zurück, bis der Blonde ihn fragend ansah. Nach einem tiefen Atemzug sah er in die azurblauen Augen und flüsterte beinahe lautlos: „Deidara... ich... ich liebe dich auch...“ Der Künstler erstarrte in seiner Bewegung und sah ihn quälende Sekunden lang aus großen Augen und mit offenem Mund an. Sasori biss sich unsicher auf die Unterlippe. Hätte er das nicht sagen sollen? Waren seine Worte so schockierend? War er zu weit gegangen? Was hatte er sich überhaupt dabei gedacht?! Doch plötzlich wurde er mit einem Ruck in das kleine Zelt gezogen und auf eine angenehm weiche Luftmatratze gedrückt. Deidara verschloss die Tür hinter ihnen und setzte sich rasch auf seinen Bauch, um ihn in einen Kuss zu verwickeln, der ihm alle Sinne raubte. Die Hände des Blonden fanden ihren Weg ungeniert unter sein Hemd, dessen Zunge vereinnahmte seine mit einer selten erlebten Inbrunst. Erst nach einigen Sekunden, in denen sie diese intensiven und leidenschaftlichen Zärtlichkeiten ausgetauscht hatten, löste Deidara sich von ihm, sah ihm mit strahlenden Augen in seine eigenen und raunte mit schier erotischer Stimme: „Sag es nochmal...“ Irritiert erwiderte Sasori den Blick: „Was?!“ - „Bitte! Sag es nochmal!“ - „Ich... ich... liebe dich...“ Mit einem seligen Lächeln auf den Lippen schloss Deidara die Augen und summte regelrecht zufrieden: „Mmmmh... weißt du... eigentlich war dieses Ambiente und diese Übernachtung meine Überraschung... aber... ich hatte da noch etwas im Hinterkopf und nun bin ich mir absolut sicher, dass es richtig ist...“ Unter erneuten leidenschaftlichen Küssen streifte Deidara ihm den Mantel von den Schultern und befreite ihn schließlich ganz von diesem. Das schwere Kleidungsstück landete am Fußende des Zeltes. Plötzlich jedoch vernahm er das Klappern von Metall, und ehe er reagieren konnte, lagen seine Hände in seinen eigenen Handschellen, die Deidara flink hinter einer der Zeltstangen befestigt hatte und er sich nicht mehr ohne fremde Hilfe, oder das Zelt abzureißen, befreien konnte. Ein wenig panisch sah er auf, doch aus den blauen Augen funkelten ihn nichts Böswilliges an, ganz im Gegenteil. Liebevolles Begehren. Das stand dem Blonden ins Gesicht geschrieben, der sich auch sofort zu ihm beugte und ins Ohr wisperte: „Erinnerst du dich noch an die zweite Nacht am See?“ Sasori schluckte schwer, nickte aber: „Ja...“ - „Dann weißt du ja auch, was ich dir nun schenken werde... nur dieses Mal nicht als Freund... hoffe ich...“ Er schüttelte leicht den Kopf: „Nicht als Freund...“ - „Ich liebe dich.“ - „Ich... dich auch...“ Nur kurz verweilten Deidaras Lippen für einen zärtlichen Kuss auf seinen. Die Hände des Künstlers öffneten behutsam sein Hemd, ehe sie über seine freie Brust strichen. Durch das Lagerfeuer, das vor dem Zelt flackerte, bescherte ihnen einen leichten Lichtschein im Inneren. Er konnte Deidaras Gesicht erkennen, das seinen entblößten Oberkörper mit zufriedenem Blick musterte. Der Blonde beugte sich herab und begann seine Brust mit Küssen zu versehen, dabei immer tiefer in Richtung Bauchnabel wandernd. Deidara rutschte dazu immer tiefer, über seine Beine. Als dieser schließlich seinen Bauchnabel erreichte und dessen Zunge darin versank, öffneten dessen Finger flink seine Hose. Kalter Schweiß begann seine Stirn zu bedecken, doch von seinem Bauchnabel aus entfachte eine lodernde Flamme in ihm. Als Deidara ihn von seiner Hose und seinen Shorts befreite, schloss Sasori die Augen. Er mochte sich selbst nicht so sehen, es war ihm unangenehm. Doch irgendwie brauchte Deidara ungewöhnlich lange, raschelte herum und ließ die Matratze auf und ab steigen. Neugierig wagte Sasori doch einen Blick und wurde schlagartig rot. So viel sie bisher schon wieder ausprobiert und erforscht hatten, SO hatten sie sich seit so vielen Jahren nicht gegenübergestanden! Völlig entblößt hockte der Blonde am Fußende und legte die letzte Kleidung beisammen, ehe dieser lasziv den Kopf zu ihm drehte und ihn über die Schulter hinweg beinahe gierig von Kopf bis Fuß ansah. Die blonden Haare umschmeichelten die perfekte Haut des Künstlers und umrahmten dessen Gesicht. Mit einer Bewegung drehte Deidara sich so, dass er ihm zugewandt auf allen Vieren stand, noch immer mit einem bedeutungsschwangeren Blick in den Augen. Das engelsgleiche Gesicht erreichte ihn, und das Feuer in ihm flackerte in heißen Salven auf, als die Körpermitte des Blonden dabei über seine Haut strich. Millimeter für Millimeter glitt bloße Haut über bloße Haut. Sasori biss sich auf die Unterlippe und legte den Kopf leicht in den Nacken, wurde jedoch augenblicklich in einen alles abverlangenden Kuss verwickelt. Er war dem Künstler hilflos ausgeliefert, doch so merkwürdig das auch schien... es störte ihn nicht. Ganz im Gegenteil. Irgendwie machte ihn das sogar ziemlich an, insbesondere als Deidara plötzlich begann, während ihre Zungen miteinander rangen, mit den Fingern über seine empfindlichen Punkte der Brust zu streichen und mit diesen neckisch zu spielen, sowie sich mit der unbedeckten Körpermitte an ihn presste und rieb. Sasori keuchte auf und unterbrach so ihren Kuss. Es raubte ihm den Verstand. Nach Luft schnappend blickte er dem Blonden in die Augen, die ihn fragend durchbohrten. Schließlich nickte er und Deidara strahlte über das ganze Gesicht. Mit den Händen jeden Zentimeter seines Körpers ertastend und mit der Zunge heiße Spuren auf seiner Haut hinterlassend, wanderte der Künstler wieder hinab. Dieses Mal jedoch hielt dieser sich gar nicht erst lange mit seinem Bauchnabel auf, sondern passierte diesen ungeduldig mit dem feuchtwarmen Muskel. Noch etwas fester biss Sasori sich auf die Lippen, schloss seine Augen und versuchte den Schwindel zu ignorieren, der ihm durch seinen rasenden Puls beschert wurde. Doch mit einem Mal drehte sich alles um ihn, selbst mit geschlossenen Augen. Die warmen Finger Deidaras hatten sich um ihn gelegt und bereiteten ihn auf das vor, was nun kommen würde. Ehe es weiterging, ertönte die Stimme des Blonden jedoch nochmal: „Halt dich nicht zurück. Entspann dich und lass es einfach raus, okay?“ Mit leuchtend roten Wangen stammelte Sasori: „Ich... du... also... wenn... du das....“ - „JA! Bitte!“ - „Okay...“ Er hatte kaum seine Antwort ausgesprochen, da entlockten ihm die Lippen an seiner Spitze bereits die ersten noch halb unterdrückten Geräusche. Das Zelt wackelte, da er seine Hände ins Laken graben wollte, aber noch immer an der Stange festgebunden war. So bäumte er sich leicht auf und sog die Luft scharf zwischen seinen Zähnen ein. Als Deidara ihn jedoch millimeterweise in dessen warme Mundhöhle aufnahm, quälend langsam und verflucht gekonnt, da erlag er der Lust, die wie ein Waldbrand in ihm tobte. Schlimmer noch. Es gab nichts, womit er diese Welle aus Hitze und Glut vergleichen konnte. Befreit stöhnte er und bäumte sich hilflos auf. Deidara schmunzelte und überbrückte auch die letzten Zentimeter, bis er schließlich komplett in der Mundhöhle aufgenommen war. Und der verstandraubende Druck, den der Blonde durch saugen verursachte, der raubte ihm den letzten Verstand. Seine Brust in die Höhe reckend keuchte und stöhnte er unter Deidaras Saugen. Hin und wieder umspielte auch dessen Zunge seine empfindliche Spitze und fachte den Brand in ihm immer weiter an. In immer kürzeren Intervallen presste Sasori die Luft aus seinen Lungen, um sie augenblicklich wieder mit neuer zu füllen. Immer schneller bewegte Deidara im Takt des Saugens auf und ab, nahm eine Hand mit dazu. Sasori konnte nicht mehr, er wand sich unter dem Blonden und stöhnte beinahe schreiend: „Deidara, ich... hör...“ Doch der Künstler brachte ihn zum Punkt der Erlösung, verharrte zufrieden schnurrend, während er selbst den Namen des Blonden in die Nacht brüllte, ein letztes Mal aufbegehrte und nach seiner Erlösung erschöpft Stück für Stück in die Decke zurück sank. Noch während er nach Luft schnappte, kroch Deidara zu ihm herauf und verwickelte ihn in einen leidenschaftlichen Zungenkuss. Ihm fiel auf, dass es das erste Mal war, dass er sich selbst so schmeckte... und zu seiner Verwunderung war es weit weniger schlimm, als er immer befürchtet hatte. Schon beinahe genussvoll erwiderte er den Kuss, bis Deidara diesen löste und ihm flehend und mit völlig lustverschleiertem Blick ansah: „Sasori... ich... scheiße... du hast dich so ungemein scharf angehört, dass ich...“ Lächelnd nickte er dem Künstler zu: „Entweder du befreist mich, oder...“ Das schien sich Deidara nicht zwei Mal sagen zu lassen, drehte sich in einer hektischen Bewegung um und kniete sich über sein Gesicht. Seine Wangen waren bereits wieder rötlich gefärbt, denn auch das hier war irgendwie eine Premiere. Bisher hatte Deidara dabei immer auf dem Rücken gelegen. Doch ohne weiter darüber nachzudenken streckte er seine Zunge heraus und befreite Deidara von den ersten Tropfen der unbändigen Lust, die diesen zu erfüllen schien. Ein lautes Stöhnen ließ ihn wissen, dass der Blonde wirklich überreizt war. Leise hauchte Sasori: „Tiefer...“ Deidaras Becken senkte sich und schließlich nahm er den Künstler in seinem Mund auf, der wie eine Wildkatze fauchte und keuchte. Das Fleisch schien regelrecht in seiner Mundhöhle zu pochen, zuckte kurz vor der Erlösung nervös auf und ab. Unter einem infernalischen Kreischen presste das Becken sich mit einem Ruck tiefer, rann die Flüssigkeit schubweise in seinen Mund. Keuchend zog Deidara sich zurück, wandte sich zu ihm und küsste ihn abermals in derselben Inbrunst, wie nach seiner Erlösung. Lange hielten sie diesen jedoch nicht, schnappten beide noch immer erschöpft nach Luft und kamen langsam wieder zu sich. Nach ein paar Minuten befreite Deidara ihn aus der Gefangenschaft und sah ihm in die Augen: „Sasori... das war... Alter, so dermaßen geil... ich...“ Der Blonde schmiegte sich von hinten an ihn und lächelte glücklich: „Ich liebe dich so sehr...“ Sasori schloss seine Augen und kuschelte sich glücklich in die Umarmung. Ja, er war glücklich. Nicht, weil Deidara ihm dieses körperliche Geschenk gemacht hatte, sondern weil sie dieses körperliche Begehren als „wir“ ausgetauscht hatten... als Paar. Als das, was ihm so schrecklich gefehlt hatte, dass er keine Gefühle mehr zuzulassen beschlossen hatte. Er war glücklich, weil er wieder einen Geburtstag hatte, der alleine mit schönen Dingen begonnen hatte und der ganz sicherlich nichts mehr aufbringen konnte, was ihm diesen besonderen Tag wieder verderben könnte. Er war glücklich, dass diese Art der Ablenkung und des Vergessens angenehm und gut waren. Und er war glücklich, dass er beinahe wieder im Einklang mit sich selbst war. Er war wieder zu Hause... Endlich war er wieder zu Hause... Und nur hier gehörte er her... er gehörte nach Hause... zu Deidara... Deidara griff nach seiner Hand und ihre Finger verhakten sie ineinander. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief er sogar noch vor dem Blonden ein, der ihn zärtlich mit der freien Hand in einen erholsamen Schlaf kraulte. (1): nachzulesen unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Dissoziation_%28Psychologie%29 Kapitel 28: Geben und nehmen - non-adult ---------------------------------------- Graue Wolken hingen über Lake Butler und tauchten die Stadt in ein fahles, unnatürlich wirkendes Licht. Wie in einem schlechten Schwarzweißfilm sog dieses alles überdeckende Grau schier alle Farben des jungen Tages aus der Umgebung und ließen alles alt und surreal wirken. Nebelschwaden waberten über die Oberfläche des Sees. Die kahl werdenden Bäume schüttelten im seichten Wind mit großer Mühe auch das restliche Laub aus ihren Wipfeln, das so gar nicht herbstlich rot war, wie auf Deidaras Bild. Grau und ausgezehrt war es, die Äste wie knochige, alte Finger in den Himmel zeigend. Unruhig schwappte das Wasser am Ufer vor und zurück; hinterließ eine feuchte Spur auf dem Kies, ehe es aufgeschäumt an den Strand zurückkehrte. Es war nicht kalt, aber dennoch jagte dieses Wetter Sasori und Deidara einen kalten Schauer über den Rücken. Immerhin waren sie auf den Weg zu diesem Tobey, von dem sie beiden überzeugt waren, dass dieser eine weitere Maskerade von „XX“ war. Sasori war doch sehr nervös. Er gab es nicht gerne zu, aber dennoch konnte er die Symptome seines Körpers kaum mehr ignorieren. Ihm war schlecht, sein Puls raste und abwechselnd wurde ihm heiß und bitterkalt. Immer wieder sah er den Pfeil auf sich zurasen, er konnte dieses Bild einfach nicht vergessen, seit sie sich auf den Weg gemacht hatten. Und nun trennten ihn nur noch wenige Meter von dem Campingplatz, auf dem „Tobeys“ Wohnwagen stand. Wie der Nebel kroch auch die Angst zwischen seinen Beinen umher und nahm immer mehr Besitz von ihm. Deidara sah ihn von der Seite an und sprach mit gesenkter Stimme: „Glaubst du wirklich, dass wir ihn antreffen werden?“ Er sah auf und zuckte mit den Schultern: „Ich denke nicht. Das kann ich mir kaum vorstellen... Wahrscheinlicher ist, dass auf uns wieder ein 'Willkommensgruß' erwarten wird...“ - „Seien wir einfach vorsichtig. Und wenn ich diesem Arschloch persönlich gegenüberstehen sollte, dann hau ich dem eine runter, dass ihm hören und sehen vergehen wird.“ Aus den Augenwinkeln sah er das aufmunternde Lächeln und nickte: „Aber nur, wenn du ihm von mir auch eine verpasst.“ - „Da kannst du Gift drauf nehmen!“ Ihre Schritte knirschten beinahe brutal laut auf dem Kies in dieser Frühe, der sie zwischen den ersten Wohnwagen entlangführten. Aufmerksam schauten sie sich nach dem Wagen mit der Nummer 47 um. Eliza hatte ihnen die Nummer gegeben, als sie noch vor wenigen Minuten mit ihr am Frühstückstisch gesessen hatten. Deidara riss einen Arm hoch und deutete auf einen Wagen, der ein Stück weiter vom Wasser entfernt stand: „Da, das ist Nummer 47!“ Er sah auf und suchte einen Augenblick, bis er den von dem Blonden gefundenen Wagen ebenfalls entdeckte. Nach einem tiefen Durchatmen nickte er: „Also los...“ Nervös huschten seine Augen hin und her. In den meisten Wagen waren die Jalousien bereits oben, doch in keinem brannte Licht. Die Fischer mussten bereits im Hafen sein. Bei „Tobey“ sah es nicht anders aus. Auf leisen Sohlen schlichen sie an den Wohnwagen heran und blieben einen Augenblick stehen. Sasori sah den Künstler an und flüsterte: „Warte kurz, ich schaue mal nach, ob ich etwas sehen kann.“ - „Sei vorsichtig...“ Er sah Deidara in die Augen und nickte wortlos, ehe er einmal um den Wagen pirschte, um einen Blick durch jedes Fenster werfen zu können. Er erreichte die andere Seite und schaute vorsichtig durch jedes Fenster, konnte jedoch niemanden entdecken. Dennoch trieb ihm der Anblick eine Gänsehaut über seinen Körper. Computer, Monitore, Unterlagen und Fotos nahmen schier alles in dem kleinen Wagen ein. Doch etwas ließ ihn richtig erstarren: auf dem Tisch lag deutlich sichtbar ein weißer Umschlag. Sasori schluckte schwer. Das war kein Zufall! XX hatte gewusst, dass sie kommen würden... Nach ein paar tiefen Atemzügen kehrte er mit einem Entschluss zu Deidara zurück. Er hatte nichts sehen können, was ihm eine böse Überraschung, im Sinne einer auslösbaren Falle, sein könnte. Irgendwie war er sich sogar sicher, dass die Funde in dieser Behausung alleine schon dafür sorgen würden, dass sein Verstand an den Rand des Wahnsinns getrieben würde. Trotzdem konnte und wollte er sich diese Chance nicht entgehen lassen, so provoziert und vorbereitet sie auch sein mochte. Deidara sah fragend auf, als er zurückkehrte. Leise erklärte er dem Blonden: „Da liegt ein Brief auf dem Tisch. Ich glaube, dass er uns erwartet. Ansonsten scheint aber die Luft rein zu sein. Versuchen wir einfach mal hereinzukommen.“ Die blauen Augen funkelten ängstlich auf: „Bist du dir sicher?“ Er nickte: „Ziemlich. Bleib einfach hinter mir.“ Seufzend verdrehte Deidara die Augen: „Das habe ich befürchtet...“ Rasch überbrückten sie die paar Schritte zur Tür. Sasori sah sich noch ein letztes Mal prüfend um, aber niemand schien sie zu beobachten. Außer vielleicht wieder ihr „Freund“, den er niemals dabei hatte erwischen können bisher. Doch ansonsten war niemand zu sehen. Vorsichtig drückte er die Klinke nach unten und stellte sich mit dem Künstler seitlich der Tür auf. Tatsächlich ließ diese sich öffnen, und auch kein Geschoss oder ähnliches kam auf sie zugeeilt; keine Falle wurde ausgelöst. Langsam betrat er, von Deidara gefolgt, den Wagen. Ein muffiger Geruch schlug ihnen entgegen. Es roch nach dreckiger Wäsche, Schweiß, Essensresten und abgestandener Luft. Deidara schlug sich die Hand vor Mund und Nase und keuchte: „Boah, Alter! SO kriegst du mich aber nicht rum!“ Er sah den Blonden über seine Schulter hinweg an und knurrte: „Du hast Nerven...“ Zu ihrer Rechten war eine kleine Sitzgruppe zu einem Schlafzimmer umgebaut worden. Die Bettwäsche lag wild durcheinander obendrauf. Irgendwie fuhr ein eiskalter Schauer Sasoris Rücken herunter, da er keinerlei Nachtwäsche entdecken konnte. Anfassen wollte er den vergilbten Bettbezug allerdings auch nicht, um seine Neugierde zu befriedigen. Ihnen gegenüber versperrte eine leichte Tür den Blick ins Badezimmer, was ihnen beiden jedoch bei dem bisherigen Anblick mehr als Recht war. Alleine der Gedanke an den Geruch, der ohnehin von einer dieser kleinen chemischen Toiletten ausging, gepaart mit der Vorstellungskraft was für hygienische Zustände in dem kleinen Bad wohl herrschen würden, drehte Sasori den Magen mehr als nur einmal unangenehm herum. Der Boden war mit Essensresten, Kleidung und benutzten Taschentüchern übersät. Zu ihrer Linken eröffnete sich, gegenüber den Bad, eine kleine Kochnische, in der sich das ungespülte Geschirr stapelte und eingetrocknete Essensreste ihren markanten Geruch verbreiteten. Dahinter schließlich war die Wohnzimmerecke, die jedoch auch keinen viel besseren Eindruck machte, als der Rest dieses heruntergekommenen Wohnwagens. Die Sitzpolster lagen kaum an ihrem eigentlichen Platz. 3 flache Bildschirme waren unter der Decke rund um den Tisch aufgehangen. Auf einen konnten sie direkt sehen, die anderen beiden waren so ausgerichtet, dass man im Sitzen auch in den Ecken einen guten Blick hatte, ohne sich verbiegen oder bewegen zu müssen. Doch etwas ganz anderes erregte Sasoris Aufmerksamkeit primär. Er schluckte schwer und ging langsam auf den Tisch zu. Es war tatsächlich das, was er von außen bereits vermutet hatte. Deidara folgte dicht auf, ehe sie die Tischkante erreichten und der Blonde neben ihn trat. Schließlich entdeckte auch dieser, was sein Interesse geweckt hatte und raunte: „So ein Dreck... der weiß wirklich immer, was wir vorhaben.“ Nickend griff Sasori nach dem weißen Umschlag und unterdrückte seine Übelkeit. Irgendetwas auf der Tischplatte klebte und schien dort eingetrocknet zu sein. Er wollte gar nicht wissen, was es war... Vorsichtig nahm er den Umschlag an sich und holte den Brief hervor, der sich darin befand. Mit leicht zitternden Händen las er schließlich vor: „Überrascht? Glaubst du wirklich, dass ich so dumm bin, Sasori?! Wie NAIV!!! Aber ich bin ja nicht so, ich habe eine besondere Überraschung für dich! Ja! Für DICH!!! Sie wird dir ganz bestimmt gefallen... Du siehst mich noch immer nicht, oder?! Aber ich sehe dich! Ich sehe EUCH! IMMER!! ÜBERALL!!! Ihr könnt mir nicht entfliehen! Ihr tut IMMER das, was ICH will!!! Sieh es ein, du hast keine Chance gegen mich!!! Ich werde dich vernichten, denn Deidara gehört allein MIR!!! Und ich werde dir beweisen, dass ich tausend Mal besser als du bin!!!! Sieh doch mal unter meiner Bettdecke nach...“ Die beiden sahen sich an. Seufzend legte Sasori den Zettel zurück auf den Tisch und war mit wenigen Schritten am Bett. Deidara sah ihm nach und seufzte ebenfalls. Dieser Scheißkerl wusste, was er tat. Langsam, aber sicher, zerstörte er den Rothaarigen nicht von außen, sondern von innen. Er konnte es mit jeder Aktion mehr in den Augen lesen, dass Sasori sich diese ganzen Provokationen viel mehr zu Herzen nahm, als er das nach außen zu zeigen versuchte. Bedrückt seufzte Deidara und sah zu Boden. Es schien fast so, als versuche dieser Wahnsinnige sie auf diese Weise fertig zu machen: Sasori psychisch terrorisieren und ihm selbst die letzte Energie zu rauben, da es für ihn immer schwieriger wurde den Rothaarigen irgendwie vor einem Zusammenbruch zu bewahren. Sasori atmete einmal tief durch, ehe er so schnell er konnte die Bettdecke zur Seite räumte und auf die Matratze starrte. Seine Augen weiteten sich mit jedem Atemzug. Schweiß kroch aus seinen Poren auf seine Stirn, wanderte eiskalt über seinen Rücken. Das konnte nicht sein... Das DURFTE nicht sein!!! Und dennoch sah er es mit eigenen Augen. Sein Körper begann zu zittern, bis Deidaras Stimme ihn aus der Starre holte: „Sasori? Was ist los?“ Beruhigend legten sich die Hände des Künstlers auf seine Schultern, schmiegte sich dessen Körper an ihn. Er sah über seine Schulter in die blauen Augen und krächzte: „Das... siehst du diese Blätter?“ Deidara spähte an ihm vorbei und nickte. „Die gehören mir... sie... sind verschwunden, als ich damals noch bei Chiyo wohnte...“ Nun wurde auch der Blonde bleich und hauchte: „Scheiße... Hey, da liegt noch eine Nachricht von diesem Irren...“ Etwas kraftlos griff der Künstler an ihm vorbei und nahm das Stück Papier an sich, ehe dieser für sie beide vorlas: „Fein, braver Junge. ICH habe dir diese Sachen weggenommen. Und weißt du was?! Ich kenne dein süßes Geheimnis genauso lange... Muhahaha, ja ich weiß es!!! Seit deinem ERSTEN Klinikaufenthalt!!! Nicht wahr? Wie oft warst du dort? Sag es dem Engel!!! SAG ES IHM! Und wenn du das getan hast, dann werfe einen Blick in den oberen, rechten Küchenschrank!!! HA!“ Am ganzen Körper bebend sank Sasori auf die Knie, doch Deidara war sofort wieder bei ihm, schloss ihn in die Arme und hauchte ihm mit sanfter und liebevoller Stimme ins Ohr: „Sasori, lass dich nicht fertig machen. Es ist mir noch immer egal. Ich liebe dich... ob du nun ein Mal oder hunderte Male dort warst. Hörst du?“ Er biss sich auf die Unterlippe, bis er sein eigenes Blut schmeckte. Nur noch dumpf drangen die Worte zu ihm durch. Er konnte einfach nicht anders, es war zu viel für ihn. Was hatte er gegen einen solchen Kerl schon auszurichten? Dieser spielte mit ihm, wie mit einer geistlosen Marionette. Und er tat seit so vielen Jahren das, was XX wollte. Hatte er jemals eine EIGENE Entscheidung gefällt?! Wer war er wirklich?! Leise hörte er, dass Deidara etwas sagte, doch er konnte es nicht mehr verstehen. Selbst sein Kopfschmerz, der wieder auftauchte, war nur noch vage zu erahnen. Sein Geist hatte begonnen sich von seinem Körper zu trennen. Sasori fühlte, wie er seine menschliche Gestalt verlor und nur noch aus seinen Gedanken zu sein schien. Seine Sinne nahmen nichts mehr wahr. Sein Geist schwebte in einer Dunkelheit, die aus Gedanken gemacht war. Dissoziation (Verlust der Bindung zur Realität, für mehr Informationen siehe(1)). Doch es war zu spät. Er war bereits entkoppelt und drohte unter seinen Gedanken zu zerbrechen, die wie Richter um ihn standen und ihm seine Untaten entgegen brüllten. „DU bist hier der Geisteskranke!“ „DU hast ihn gesehen und es nicht kapiert!“ „DU hast das alles zugelassen!“ „DU bist schuld, dass es so weit gekommen ist!“ „DU bist schuld, weil du nicht gut genug warst!“ „DU hast versagt!“ „DU wirst wieder versagen!“ „DU bist selbst schuld, dass du verlassen wurdest!“ „DU wirst schuld sein, wenn du wieder verlassen wirst!“ „DU bist ihm nicht gewachsen!“ „DU bist klein, dumm, wertlos... Dreck!“ „DU bist verachtenswert!“ „DU hast Liebe nicht verdient!“ „DU hast das Leben nicht verdient!“ „Schuldig! Schuldig!! SCHULDIG!!!“ Sein eigener, dumpfer Schrei drang in sein Bewusstsein. Er hatte doch gar nicht geschrien... oder? Langsam zog die Dunkelheit sich zurück. Eine weitere Stimme war zu hören. Eine sanfte, besorgte Stimme. Deidara! Er sah sich um, nicht wissend, wie viel Zeit wirklich vergangen war. Es konnten Minuten gewesen sein, manchmal waren es aber auch schon Stunden gewesen... Nur langsam klärte sich sein Blick, kehrten seine Sinne zu ihm zurück. Allmählich konnte er den Blonden immer deutlicher hören, dessen Stimme weit weniger sanft, als absolut panisch war. Sasori blickte auf, direkt in die feuchten, blauen Augen. Pure Verzweiflung stand in ihnen geschrieben, während Deidara aufgelöst keuchte: „Sasori?! Nun sag doch was!! Was ist mit dir?!“ Erschöpft strich er sich durch die Haare, legte seine noch immer leicht taube Hand an die von Tränen überzogene Wange und raunte: „Sssscht. Schon gut, bitte beruhige dich. Es... ist alles okay.“ „ALLES OKAY?!“ quiekte der Künstler noch immer fertig mit den Nerven. Doch Sasori nickte: „Ja. Das... passiert mir manchmal. Es tut mir Leid, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich erkläre es dir in Ruhe, wenn wir wieder auf dem Zimmer sind, okay?“ Nach ein paar tiefen Atemzügen nickte Deidara schließlich und sah ihn erschöpft an: „Okay. Aber wage es dich nie, NIE!, wieder, mir so einen Schrecken einzujagen!“ Sie rappelten sich auf und Sasori lächelte gequält: „Ich versuche es.“ Während Sasori sich kurz zu orientieren schien, versuchte Deidara sich weiter zu beruhigen. Das war mehr als nur unheimlich gewesen! Er zitterte jetzt noch. Wie eine leere Hülle hatte Sasori dort gekniet und einfach keinerlei Reaktion mehr gezeigt, weder auf seine Worte, noch seine Berührungen oder sonst etwas. Gute 10 Minuten lang. Und dann dieser Schrei, der ihm durch Mark und Bein gegangen war. In diesem Augenblick hatte er wirklich gedacht, dass der Rothaarige vor seinen Augen sterben würde. Und er innerlich mit diesem. Sasori atmete einmal tief durch und sah Deidara an: „Ich war fünf Mal dort.“ Der Blonde sah ihn fahrig an und flüsterte: „Lass uns gehen...“ Seufzend schüttelte er den Kopf: „Du weißt selber, dass wir das nicht können... Er wird nicht aufhören, Deidara. Bis er hat, was er will oder wir ihn endlich kriegen.“ Mit einem lauten Seufzen zog der Künstler ihn in eine Umarmung und knurrte: „Ich weiß. Aber ich habe die Schnauze von diesem Spinner einfach nur voll und noch viel mehr macht es mich fertig, wenn es dir wegen ihm so schlecht geht!“ - „Es tut mir wirklich Leid. Ich werde alles tun, um ihn so schnell wie möglich zu kriegen, okay? Bitte... hör auf zu weinen und mache dir nicht so viele Sorgen. Das gehört zu meinem Leben, diese Aussetzer, und sie werden immer seltener. Für mich ist es nur so zur Normalität geworden, dass ich nicht daran gedacht habe, dass du das nicht kennen könntest.“ Deidaras Finger gruben sich in sein Haar und drückten ihn fest an den Blonden, ehe dieser nickte: „Wir werden diesem Arschloch das Handwerk legen.“ Der Künstler löste sich leicht von ihm, ehe dieser ihm einen Kuss auf die Lippen hauchte und flüsterte: „Ich werde nicht zulassen, dass er dir etwas tut.“ Sasori griff nach Deidaras Hand und drückte diese leicht: „Danke. Für alles... und nun lass uns zusehen, dass wir hier fertig werden.“ Sie lösten sich voneinander und gingen zur Kochnische. Sasori öffnete mit zitternden Fingern die Tür des Schränkchens. Natürlich saßen der Schock und seine Dissoziation ihm noch immer tief in den Knochen, doch Deidara schien es wieder besser zu gehen und das war im Moment das Wichtigste. Er musste sich zusammenreißen und stark sein. Wie sollte das alles ausgehen, wenn er zusammenbrach?! Das durfte er unter keinen Umständen zulassen... Auch wenn ihm seine Kopfschmerzen und seine Übelkeit eigentlich dazu rieten, dass er das besser sein lassen sollte. Doch was hatte er für Alternativen? In diesem Nest gar keine. Er musste zumindest so lange durchhalten, bis sie wieder in Miami waren! Ein Briefumschlag kam im Inneren des Schranks zum Vorschein, den er an sich nahm und nervös öffnete. Deidara sah ihm besorgt dabei zu. Ein weiterer Zettel war darin, doch das war nicht alles. Er reichte Deidara den Brief und griff noch einmal in den Umschlag. Plötzlich war seine Anspannung wieder auf einem extrem hohen Level, sein Körper zitterte wieder stärker. Deidara sah ihn unsicher an: „Was ist los?“ Sasori hob seine Hand und öffnete diese. Ein Namensschild kam zum Vorschein, mit der Aufschrift „Pfleger Tobbey“. Mit belegter Stimme versuchte er zu erklären: „Bei den letzten 3 Klinikbesuchen war dieser Pfleger für mich zuständig...“ Deidaras Augen weiteten sich: „Der Scheißkerl war doch überall! Kacke!“ Für einen Augenblick schloss Sasori die Augen und versuchte sich zu beruhigen, doch sein Herz raste und sein Hals schnürte sich schmerzhaft zu. Seine Übelkeit wurde heftiger, seine Kopfschmerzen beinahe unaushaltbar. Sein gesamter Körper schien gegen diesen Terror, dem er sich augenscheinlich unberührt aussetzte, zu rebellieren. Doch er musste einfach durchhalten! Wieder voll in seinem Element und gekonnt ruhig blickte er Deidara an und fragte: „Was steht in dem Brief?“ Seufzend faltete der Blonde den Zettel auseinander. Deidara wusste, dass Sasori das mitnahm, konnte es in den rotbraunen Augen mehr als deutlich sehen. Und doch war er irgendwie dankbar, dass Sasori zumindest nicht wieder so zusammenbrach. Eines war ihm jedoch absolut klar: Sein Rotschopf benötigte dringend eine Pause! Sasori schien sich einfach nicht richtig um sich selbst kümmern zu können, zumindest nicht in dem Sinne sich selbst etwas Gutes zu tun. Dafür würde ER sorgen! Er hatte da auch schon eine wundervolle Idee. Doch nun konzentrierte er sich erst einmal auf die Arbeit und las vor: „Na, wie gefällt dir das? Erinnerst du dich noch?! Habe ich mich nicht rührend um dich gekümmert?! So viel besser, als dein toller Sensei!!! Wo wir gerade bei dieser Schlampe sind: eine letzte Überraschung habe ich noch für dich. Mach den DVD-Player an!!! Ich kriege euch... XX“ Sasori sah sich um und entdeckte den Player unter einem der Bildschirme. Nervös drückte er auf den Powerknopf. Während das Gerät sich einschaltete legte Deidara den Zettel weg, griff nach seiner Hand und verhakte die Finger ineinander. Er drückte leicht zu und war froh, dass er nicht alleine war. So langsam wurde ihm klar, dass es mehr als eine Chance war. Er brauchte Deidara und er war wirklich froh, dass dieser wieder auf diese Weise bei ihm war. Ohne es wirklich bemerkt zu haben gab es ein „wir“, welches ihn seiner Mauer statt schützend umgab. Und seine Entscheidung, die er während ihrer Fahrt fällen wollte, stand gar nicht mehr wirklich im Mittelpunkt. Es war ihm mittlerweile egal wo er leben würde... so lange Deidara bei ihm war. Und dies, aller Angst zum Trotz, auch hoffentlich bleiben würde. Seine Angst davor verlassen zu werden wurde mit jeder Geste immer kleiner. Und er ließ ohne Reue zu, dass er vertraute und sich geborgen fühlte. Ein Bild erschien und zeigte ihr Zimmer in Elizas Haus. Schamesröte schoss ihm ins Gesicht, als Sasori erkannte, wobei sie gefilmt wurden. Nach einigen Sekunden spürte er Deidaras Atem an seinem Ohr, der flüsterte: „Tut mir Leid... ich weiß, dass das jetzt irgendwie unpassend ist, aber...“ - „Dann sag es nicht!“ - „...das nächste Mal bleibt definitiv das Licht an.“ - „Deidara!!“ - „Was denn?!“ - „Dir ist klar, dass diese Aufnahmen...“ - „JA! Ich sagte doch, dass es irgendwie unpassend ist. Was aber nichts an der Tatsache ändert, dass du irre scharf aussiehst!“ Noch immer tiefrot im Gesicht machte Sasori sich daran den Player wieder auszuschalten, als plötzlich ein neues Bild erschien, welches diese Sitzecke hier im Wohnwagen zeigte. Auf den Bildschirmen, die darauf zu sehen waren, lief weiterhin die Aufnahme aus ihrem Zimmer. Auf den Polstern jedoch saß Madara. Geschockt keuchte Sasori auf und schlug sich die Hand vor dem Mund, als er sah, was sein Sensei in DIESEM Wohnwagen bei SEINEM Anblick tat; dass sein Lehrer sich bei seinem Anblick selbst befriedigte! Das war zu viel! Sein Magen drehte sich endgültig um. Panisch stürmte er aus dem Wagen und übergab sich vor der Tür. Deidara kam hinterher, blieb unsicher und zutiefst besorgt in der Tür stehen und japste: „Was ist? Wer war das?!“ Seinen schmerzenden Magen haltend und leichenblass blickte er den Blonden an, rang einen Augenblick nach Luft und keuchte: „Scheiße, das war Sensei Madara...“ Rasch torkelte er zum Wasser, um sich den Mund mit dem scheinbar eiskalten Wasser den Mund auszuspülen. Entschlossen kam Deidara zu ihm, stützte ihn und knurrte: „Wenn ich den erwische, dann gnade ihm Gott!!! Aber bis dahin verordne ich dir jetzt absolute Bettruhe! Du musst wieder zu Kräften kommen und du wirst jetzt eine Pause einlegen... und WEHE du versuchst da mit mir drüber zu diskutieren!“ Während sie zurück zur Pension gingen, schlich sich ein leichtes Lächeln auf Sasoris Lippen. Er sah Deidara an und nickte: „Du wirst es kaum glauben, aber... ich bin an keiner Diskussion interessiert.“ Er blieb stehen und brachte auch den Blonden zum Halten, ehe er diesem einen schüchternen Kuss auf die Lippen hauchte und leise raunte: „Danke, Deidara. Für alles... ich... ich habe das doch gar nicht verdient...“ Ein intensiver Kuss war die Antwort des Künstlers, ehe dieser lächelnd den Kopf schüttelte: „Glaube mir: und wie du mich verdient hast! Ich werde dir diesen Unsinn schon austreiben. Und nun komm...“ Wie versprochen legte Sasori sich auf ihrem Zimmer diskussionslos ins Bett. Trotz allem was passiert war, was sie gesehen und erlebt hatten, fühlte er sich jedoch nicht nur schlecht. Ein winziges Licht in ihm ließ ihn wissen, dass da auch so etwas wie Glück in ihm verborgen war, welches von Deidara wieder aus seinem Versteck gelockt wurde. Und das war es, wofür er diesem so unendlich dankbar war. Doch schneller, als er es selber merkte, schlief er ein und versank in einem tiefen, traumlosen Schlaf. Sein Körper forderte die Ruhe und Erholung ein, die er diesem nun so lange vorenthalten hatte... Deidara, der neben ihm am Bettrand saß, strich zärtlich durch die feuerroten Haare und kraulte Sasori zärtlich im Nacken. Ruhig und gleichmäßig atmete der Rothaarige. Das Gesicht, das alleine aus Porzellan gemacht schien, wirkte seit langem entspannt und zeigte Deidara, wie sehr es unter all den Strapazen gelitten hatte. Dunkle Ringe lagen unter den Augen. Die ebenmäßige Haut war blass und ließ mehr Konturen sehen, als es wohl gesund war. Sasori wirkte doch arg mager. Vorsichtig küsste Deidara die elegant geschwungenen Lippen und stand auf. Entschlossen verließ er auf leisen Sohlen das Zimmer. Es gab genau zwei Dinge, die im Moment wichtig für ihn waren: Sasori psychisch wieder aufbauen und körperlich wieder auf ein normales Maß bringen. Und heute Abend würde er den ersten Schritt zu beiden Zielen angehen. Galant trippelte er die Stufen nach unten und huschte in die Küche, in der er, wie erwartet, eine kochende Eliza vorfand. Die alte Dame blickte auf und lächelte ihn freundlich an: „Guten Morgen, Deidara! Möchtest du Frühstück haben?“ Grinsend schüttelte der Blonde den Kopf: „So Leid mir das tut, aber dafür habe ich heute keine Zeit. Aber ich würde Sie gerne um einen Gefallen bitten, Eliza.“ Sie wischte sich die vom Gemüseschneiden dreckigen Finger an ihrer Schürze ab und nickte: „Was immer du möchtest. Aber, bitte, sei nicht so förmlich, da komme ich mir immer so alt vor.“ Sie kicherte und Deidara stimmte mit ein: „Schön, wie du möchtest. Ich brauche deine Hilfe... und zu Erst wäre es wirklich fantastisch, wenn du einen Kuchen backen könntest.“ Mit funkelnden Augen sah Eliza ihn an: „Aber gerne doch.“ Sie kam auf ihn zu gewackelt und tuschelte: „Was hast du vor?“ Deidara lächelte schelmisch: „Ich habe eine Überraschung im Sinn, für Sasori. Pass auf: ich werde eben zum Laden gehen, die Sachen besorgen und wenn ich wieder da bin, dann helfe ich dir und erkläre dir alles, okay?“ Eliza nickte, zwinkerte ihm zu und sprach gespielt verschwörerisch: „Ist gut, habe verstanden.“ - „Danke!“ Er drückte der knuffigen Dame ein Bussi auf die Wange und marschierte gut gelaunt los. Sie sah ihm kopfschüttelnd nach und schmunzelte. Diese beiden Jungs waren ihr richtig ans Herz gewachsen und sie freute sich sehr darüber, dass sie Deidara bei einer Überraschung für Sasori helfen durfte. Sasori öffnete seine Augen und wischte sich über das Gesicht. Kurz sah er sich um, bis ihm wieder einfiel, wo er sich befand. Er blickte auf und sah in freudig funkelnde, blaue Augen. Sein Kopf ruhte auf Deidaras Schoß, der ihn liebevoll anlächelte: „Na, gut geschlafen?“ Er nickte: „Ja, wie ein Stein... wie spät ist es?“ - „Halb sieben.“ Knurrend richtete er sich auf, um sofort von Deidara in den Arm genommen zu werden. Er gab sich dieser Geste nach einem Augenblick hin und schmiegte sich an den warmen Körper, ehe er raunte: „Hast du wegen mir jetzt das Abendessen verpasst?“ - „Nein, keine Sorge. Essen gibt es heute später, weil Eliza und Jim unbedingt ein Barbecue machen wollten für uns, da wir morgen ja wieder abreisen.“ Sie lösten sich voneinander und Sasori lächelte leicht: „Eliza ist wirklich zu gut für diese Welt...“ Gut gelaunt sprang Deidara auf und half ihm auf die Beine, ehe er von diesem in eine Umarmung und einen zärtlichen Kuss gezogen wurde. Fast sehnsüchtig verlangte Deidaras Zunge nach seiner, um diese schließlich gefühlvoll und behutsam zu umgarnen. Sasori schloss die Augen und seufzte lautlos in den Kuss hinein. Was auch immer um ihn herum geschah wurde völlig belanglos, wenn Deidara ihn so küsste. Denn er spürte die Gefühle, die dieser in ihre Küsse legte und merkte, wie ihn diese Gefühle regelrecht ansteckten und auftauten. Natürlich würde er nie ein extrovertierter Mensch wie Deidara werden. Er würde vermutlich auch nie ein großer Redner werden, der viel über sich mitteilte. Und auch würde er kein Mensch werden, der seine Gefühle nach außen trug und demonstrativ zur Schau stellte. Aber er wurde wieder zu einem Menschen, der es sich erlaubte zu lieben und geliebt zu werden. Auf seine Art. Denn es gab einen Menschen, der seine Art verstand, seine Gesten „lesen“ konnte... der alles für ihn tat, unabhängig von seiner Vergangenheit, seiner Krankheit oder seinem Selbstwert. Sie lösten sich voneinander und sahen sich in die Augen. Ohne, dass ein Wort fiel, sagten sie sich in diesem Augenblick jedoch so unsagbar viel. Deidara würde bei ihm bleiben und ihn unterstützen, das wusste er nun. Und er... er ließ keinen Zweifel mehr für den Blonden daran, dass er diesen... ebenso liebte, wie dieser ihn. Nie damit aufgehört hatte. Einen Augenblick lang genossen sie diese Verbundenheit noch, ehe Deidara seine Hand nahm und in Richtung Tür nickte: „Komm mit, das Barbecue wartet auf uns.“ Bereitwillig ließ Sasori sich von Deidara aus dem Zimmer und schließlich auch aus dem Haus ziehen. Mit jedem Schritt hatte er mehr das Gefühl, dass doch irgendwie mehr hinter diesem Barbecue steckte, als der Künstler ihm sagen wollte, denn dieser wurde mit jedem Schritt hibbeliger, dessen Grinsen breiter. Sie gingen um das Haus herum, bis sie eine kleine Terrasse dahinter erreichten, die zum See gelegen war. In der Mitte stand ein großer Grill, aus dem die Kohlen bereits qualmten und glühten. Hinter dem Grill war ein Campingtisch aufgebaut, bereits fertig eingedeckt, auf dem Saucen, Salate und Brot standen. 4 Stühle standen bereit. Direkt hinter dem Grill hatte Jim es sich bequem gemacht und begrüßte die beiden freudig: „Dean! Sammy! Schon euch zu sehen!“ Hinter ihm tauchte Eliza auf und haute dem Schrauber auf den Hinterkopf: „Deidara und Sasori! Seit geschlagenen drei Stunden versuche ich dir das beizubringen!“ - „Auaaaa!“ - „Schmeiß lieber das Fleisch auf den Grill, Jim.“ Brav gehorchte er der Älteren und legte mit der Grillzange das erste Fleisch auf den Grillrost, welches umgehend zu brutzeln und zischen begann und eine Fontäne aus Rauch verursachte. Deidara zog Sasori hinter sich her, bis sie bei Eliza am Tisch waren. Ihre Vermieterin drückte den Blonden herzlichst an sich, ehe sie auch den Profiler in ihre Arme zog und kicherte: „Du warst ganz schön müde, oder? Ich hoffe, dass du Hunger mitgebracht hast.“ Aus der kurzen Umarmung wieder gelöst nickte der Rothaarige: „Doch, ja. Ich danke Ihnen für...“ - „Ich habe Deidara bereits das 'du' angeboten. Für dich gilt das ebenso.“ Etwas verunsichert sah er Eliza an, nickte dann jedoch abermals: „Gut. Ich danke dir für alles... Ich meine...“ Heiter lachend dirigierte sie den stotternden Sasori zu einem der Stühle und drückte ihn herunter, bis er schließlich saß. Guter Laune schmunzelte sie: „Gern geschehen.“ Deidara nahm schließlich ebenfalls Platz, direkt neben ihm, und hielt die Nase ein wenig nach oben. Ein zufriedenes Lächeln zierte dessen Gesicht: „Das riecht fantastisch!“ Jim griff in eine Kühlkiste, holte zwei Dosen hervor und reichte sie den beiden Gästen, während sich Eliza nun auch erschöpft schnaufend hinsetzte. Der Mechaniker grinste den beiden jungen Männern schelmisch zu: „Lasst es euch schmecken. Ich werde euch ein Barbecue zubereiten, das ihr nicht so schnell vergessen werdet.“ Die beiden öffneten ihr Bier, prosteten dem Alten zu und freuten sich beide auf einen wundervollen Abend. Es war 23:58 Uhr. Sie alle waren satt geworden und schauten schon eine Weile gemeinsam auf den See, während sie sich unterhielten. Ihre Stühle, auf denen die Vier saßen, hatten sie dafür in einer Reihe aufgestellt. Der Himmel über ihnen hatte sich von seinem Wolkenkleid befreit und glitzerte dank seiner Sterne friedlich auf sie herab. Der blasse Mond spiegelte sich auf der ruhigen Wasseroberfläche, und eine angenehme Stille hatte sich über die Stadt gelegt. Sasori schloss für einen Augenblick die Augen und atmete tief durch. Seit sie hier saßen musste er immer wieder an ihre Fahrradtour und den See denken, an dem sie gecampt hatten. Es herrschte eine ähnliche Idylle wie damals und erfüllte ihn tatsächlich mit derselben inneren Ruhe. Lautlos schmunzelte er in sich hinein. Damals war ihm so klar gewesen, dass die kleinen Dinge glücklich und ausgeglichen machen konnten, doch, wie so viele andere Menschen auch, hatte er diese Kunst völlig vergessen. Damals mit 14 Jahren war es so deutlich gewesen und er konnte sich nicht genau daran erinnern, wann er diese Kunst verlernt hatte. Die Gespräche neben ihm waren verstummt. Er sah zur Seite und stutzte. Es saß auch niemand mehr neben ihm, was er gar nicht bemerkt hatte. Scheinbar war er wieder zu sehr in Gedanken versunken gewesen. Plötzlich legten sich weiche, warme Hände über seine Augen. Seidige Lippen legten sich an sein Ohr, jagten ihm eine kribbelnde Gänsehaut über den Rücken, ehe Deidaras Stimme verführerisch hauchte: „Ich habe eine kleine Überraschung für dich. Steh vorsichtig auf.“ Er schluckte schwer und krächzte: „Was soll das?“ - „Vertrau mir...“ Ein Kuss wurde von dem Blonden auf seinen Hals gedrückt und seufzend erhob sich Sasori schließlich, wobei Deidara permanent versuchte ihm die Augen zuzuhalten. Als er endlich auf seinen Füßen stand wurde er von dem Künstler herumgedreht und ein Stück vorsichtig nach vorne dirigiert. Er hatte es sich doch gedacht, dass dieses Barbecue mehr war, als nur eine kleine Abschiedsfeier, auch wenn Sasori keine Ahnung hatte, was nun auf ihn wartete. Doch er vertraute Deidara... mittlerweile. Er wusste, dass ihn nichts Schlimmes erwartete. Nach ein paar weiteren Schritten hielt Deidara an und brachte auch ihn selbst zum Halten. Wieder spürte er den sündig angenehmen Atem an seinem Hals und seinem Ohr, als der Blonde ihm zuflüsterte: „Es ist jetzt eine Minute nach Mitternacht... herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“ Mit einem Mal verschwanden die Hände von seinen Augen und er sah sich Jim und Eliza gegenüber, die neben dem Tisch standen, auf dem ein Marmorkuchen mit Kerzen und ein Päckchen standen. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf seine Wangen, während er irritiert immer wieder zwischen den beiden und Deidara hin und her sah. Sasori konnte keinen klaren Gedanken fassen. Das hier... war eine Geburtstagsfeier... für IHN! Nach Luft schnappend schlug er sich die Hand vor den Mund und spürte, wie Freudentränen ihren Weg aus seinen Augen finden wollten, doch im letzten Augenblick konnte er sie noch zurückhalten. Eliza kam beherzt auf ihn zu und drückte ihn an sich: „Alles Liebe und Gute, mein Junge. Ich hoffe, dass uns die Überraschung geglückt ist.“ Sasori löste sich aus der Umarmung und nickte: „Oh ja... ich weiß gar nicht mehr genau, wann ich das letzte Mal Geburtstag gefeiert habe...“ Jim klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter und grinste: „Genieße deine Geburtstage lieber noch, so lange es noch so wenige sind. Um dir meine Glückwünsche zu vermitteln, habe ich eine kleine Überraschung für dich: die Reparatur deine tollen Wagens geht auf den alten Jim!“ Verlegen blickte Sasori zu Boden und seufzte: „Vielen... Dank. Das... das kann ich doch nicht annehmen...“ - „Klar doch, Jungchen. Mach ich doch gerne.“ Leicht lächelnd ergab sich der Profiler dem Widerstand und nickte: „Danke, Jim. Vielen Dank.“ Eliza nahm rasch das Päckchen vom Tisch und kehrte zu Sasori zurück, ehe sie erklärte: „Bevor wir euch beiden nun alleine lassen möchte ich dir noch mein Geschenk geben.“ Vor Aufregung und Überwältigung zitternd nahm der die kleine Schachtel an sich und war wirklich froh, dass Deidara ihn von hinten umarmte und vorm Umkippen bewahrte. Er nahm den kleinen Deckel herunter und sah mit großen Augen ruckartig zu Eliza auf: „Nein! Das... das kann ich nicht...“ - „Nun nimm sie, Sasori. Sie soll dich stets daran erinnern, dass das Leben gelebt und nicht nur gedacht wird.“ Behutsam nahm er die vergoldete und verzierte Taschenuhr aus der Schachtel. Sie war bereits aufgeklappt und im Inneren war ein altes, vergilbtes Foto zu sehen. Ein junges Ehepaar war darauf vor der Pension zu sehen und Sasori war sich ziemlich sicher, dass Es Eliza und ihr Mann waren. Entsetzt sah er die Ältere an und schüttelte den Kopf: „Wirklich, das kann ich nicht annehmen... die gehörte doch sicherlich...“ - „Ja, meinem Jack. Aber ich möchte, dass DU sie bei dir trägst. Er hätte wirklich nichts dagegen. Er hätte dich sehr gemocht und ich bin mir sicher, dass sie bei dir gut aufgehoben ist.“ Leicht zittrig löste Sasori sich von Deidara, um Eliza in den Arm zu nehmen. Fast lautlos hauchte er: „Danke... vielen, vielen Dank...“ Die Vermieterin drückte ihn noch einmal fester, ehe sie sich von ihm löste und liebevoll lächelte: „Nicht dafür, mein Junge.“ Sie sah lächelnd in die Runde und nickte Jim zu: „Und nun lassen wir den beiden mal ihre Ruhe. Wir zwei gehören nach Hause ins Bett.“ Sie hakte sich bei dem Mechaniker ein und verschwanden hinter der Hausecke, nachdem sie sich verabschiedet hatten. Gemeinsam betrachteten Sasori und Deidara noch einen Augenblick die Uhr, ehe der Rothaarige sie zusammenklappte und vorsichtig in seiner Hosentasche verstaute. Der Künstler nahm ihn in den Arm und küsste ihn zärtlich. Schließlich sah Deidara ihn an und lächelte: „Herzlichen Glückwunsch... ich hoffe, dass mir die Überraschung gelungen ist.“ Sasori lächelte und tat seit Langem mal wieder etwas ganz spontanes: er beugte sich vor und überrumpelte den Blonden mit einem klaren und deutlichen Kuss, bei dem der seinerseits sämtliche Emotionen hereinlegte, die er aufbringen konnte. Dankbar verwöhnte er die Zunge des Künstlers mit seiner eigenen. Erst nach einigen, endlos scheinenden Augenblicken wurde ihm bewusst, was er da tat, löste sich schließlich von Deidara und sah diesen mit hochrotem Gesicht an. Doch der Blonde hatte verstanden und blickte ihm verliebt und glücklich tief in die Augen, ehe dieser ihm zuhauchte: „Das war aber noch nicht alles...“ Seine Hand wurde von Deidara ergriffen, er hinter dem Blonden am Seeufer vom Haus und dem Rest der Stadt weggeführt. Nach nur wenigen Metern konnte Sasori ein flackerndes Lagerfeuer entdecken und dahinter... er stockte und schüttelte ungläubig den Kopf. Dahinter stand ein Zelt, wie sie es auf ihrer Fahrradtour dabei gehabt hatten. Sein Herz klopfte aufgeregt. Es gab da noch eine Sache, die während dieser Reise zwischen ihnen passiert war, woran er sich bei diesem Anblick spontan erinnerte. Sie waren gleich zwei Nächte an dem See damals geblieben und bei den Erkundungen, die in ihrem Zimmer auch gefilmt wurden, war es in der zweiten Nacht nicht geblieben... auch wenn sie nicht bis ans äußerste gegangen waren. Sein Gesicht war bereits wieder dunkelrot, als sie das Zelt erreichten und Deidara ihn erwartungsvoll ansah, die Arme um ihn legte und ihn fast schon wild zu küssen begann. Die Hände des Blonden begannen suchend und tastend über seinen Körper und durch seine Haare zu streichen, ohne zu pausieren. Verführerisch ertönte die leise Stimme des Künstlers: „Sasori... ich liebe dich. Lass uns ins Zelt gehen...“ Ehe Deidara ihn durch den Eingang ziehen konnte, hielt er diesen noch einmal kurz zurück, bis der Blonde ihn fragend ansah. Nach einem tiefen Atemzug sah er in die azurblauen Augen und flüsterte beinahe lautlos: „Deidara... ich... ich liebe dich auch...“ Der Künstler erstarrte in seiner Bewegung und sah ihn quälende Sekunden lang aus großen Augen und mit offenem Mund an. Sasori biss sich unsicher auf die Unterlippe. Hätte er das nicht sagen sollen? Waren seine Worte so schockierend? War er zu weit gegangen? Was hatte er sich überhaupt dabei gedacht?! Doch plötzlich wurde er mit einem Ruck in das kleine Zelt gezogen und auf eine angenehm weiche Luftmatratze gedrückt. Deidara verschloss die Tür hinter ihnen und setzte sich rasch auf seinen Bauch, um ihn in einen Kuss zu verwickeln, der ihm alle Sinne raubte. Die Hände des Blonden fanden ihren Weg ungeniert unter sein Hemd, dessen Zunge vereinnahmte seine mit einer selten erlebten Inbrunst. Erst nach einigen Sekunden, in denen sie diese intensiven und leidenschaftlichen Zärtlichkeiten ausgetauscht hatten, löste Deidara sich von ihm, sah ihm mit strahlenden Augen in seine eigenen und raunte mit schier erotischer Stimme: „Sag es nochmal...“ Irritiert erwiderte Sasori den Blick: „Was?!“ - „Bitte! Sag es nochmal!“ - „Ich... ich... liebe dich...“ Mit einem seligen Lächeln auf den Lippen schloss Deidara die Augen und summte regelrecht zufrieden: „Mmmmh... weißt du... eigentlich war dieses Ambiente und diese Übernachtung meine Überraschung... aber... ich hatte da noch etwas im Hinterkopf und nun bin ich mir absolut sicher, dass es richtig ist...“ Unter erneuten leidenschaftlichen Küssen streifte Deidara ihm den Mantel von den Schultern und befreite ihn schließlich ganz von diesem. Das schwere Kleidungsstück landete am Fußende des Zeltes. Plötzlich jedoch vernahm er das Klappern von Metall, und ehe er reagieren konnte, lagen seine Hände in seinen eigenen Handschellen, die Deidara flink hinter einer der Zeltstangen befestigt hatte und er sich nicht mehr ohne fremde Hilfe, oder das Zelt abzureißen, befreien konnte. Ein wenig panisch sah er auf, doch aus den blauen Augen funkelten ihn nichts Böswilliges an, ganz im Gegenteil. Liebevolles Begehren. Das stand dem Blonden ins Gesicht geschrieben, der sich auch sofort zu ihm beugte und ins Ohr wisperte: „Erinnerst du dich noch an die zweite Nacht am See?“ Sasori schluckte schwer, nickte aber: „Ja...“ - „Dann weißt du ja auch, was ich dir nun schenken werde... nur dieses Mal nicht als Freund... hoffe ich...“ Er schüttelte leicht den Kopf: „Nicht als Freund...“ - „Ich liebe dich.“ - „Ich... dich auch...“ Nur kurz verweilten Deidaras Lippen für einen zärtlichen Kuss auf seinen. Die Hände des Künstlers öffneten behutsam sein Hemd, ehe sie über seine freie Brust strichen. Durch das Lagerfeuer, das vor dem Zelt flackerte, bescherte ihnen einen leichten Lichtschein im Inneren. Er konnte Deidaras Gesicht erkennen, das seinen entblößten Oberkörper mit zufriedenem Blick musterte. Der Blonde beugte sich herab und begann seine Brust mit Küssen zu versehen, dabei immer tiefer in Richtung Bauchnabel wandernd. Deidara rutschte dazu immer tiefer, über seine Beine. Als dieser schließlich seinen Bauchnabel erreichte und dessen Zunge darin versank, öffneten dessen Finger flink seine Hose. Kalter Schweiß begann seine Stirn zu bedecken, doch von seinem Bauchnabel aus entfachte eine lodernde Flamme in ihm. Als Deidara ihn von seiner Hose und seinen Shorts befreite, schloss Sasori die Augen. Er mochte sich selbst nicht so sehen, es war ihm unangenehm. Doch irgendwie brauchte Deidara ungewöhnlich lange, raschelte herum und ließ die Matratze auf und ab steigen. Neugierig wagte Sasori doch einen Blick und wurde schlagartig rot. So viel sie bisher schon wieder ausprobiert und erforscht hatten, SO hatten sie sich seit so vielen Jahren nicht gegenübergestanden! Völlig entblößt hockte der Blonde am Fußende und legte die letzte Kleidung beisammen, ehe dieser lasziv den Kopf zu ihm drehte und ihn über die Schulter hinweg beinahe gierig von Kopf bis Fuß ansah. Die blonden Haare umschmeichelten die perfekte Haut des Künstlers und umrahmten dessen Gesicht. Mit einer Bewegung drehte Deidara sich so, dass er ihm zugewandt auf allen Vieren stand, noch immer mit einem bedeutungsschwangeren Blick in den Augen. Das engelsgleiche Gesicht erreichte ihn, und das Feuer in ihm flackerte in heißen Salven auf, als die Körpermitte des Blonden dabei über seine Haut strich. Millimeter für Millimeter glitt bloße Haut über bloße Haut. Sasori biss sich auf die Unterlippe und legte den Kopf leicht in den Nacken, wurde jedoch augenblicklich in einen alles abverlangenden Kuss verwickelt. Er war dem Künstler hilflos ausgeliefert, doch so merkwürdig das auch schien... es störte ihn nicht. Ganz im Gegenteil. Irgendwie machte ihn das sogar ziemlich an, insbesondere als Deidara plötzlich begann, während ihre Zungen miteinander rangen, mit den Fingern über seine empfindlichen Punkte der Brust zu streichen und mit diesen neckisch zu spielen, sowie sich mit der unbedeckten Körpermitte an ihn presste und rieb. Sasori keuchte auf und unterbrach so ihren Kuss. Es raubte ihm den Verstand. Nach Luft schnappend blickte er dem Blonden in die Augen, die ihn fragend durchbohrten. Schließlich nickte er und Deidara strahlte über das ganze Gesicht. Mit den Händen jeden Zentimeter seines Körpers ertastend und mit der Zunge heiße Spuren auf seiner Haut hinterlassend, wanderte der Künstler wieder hinab. Dieses Mal jedoch hielt dieser sich gar nicht erst lange mit seinem Bauchnabel auf, sondern passierte diesen ungeduldig mit dem feuchtwarmen Muskel. Deidara schmunzelte und überbrückte auch die letzten Zentimeter, bis er schließlich komplett in der Mundhöhle aufgenommen war. Und der wahnsinnige Druck, den der Blonde verursachte, der raubte ihm den letzten Verstand. Nach seiner Erlösung sank Sasori erschöpft Stück für Stück in die Decke zurück. Noch während er nach Luft schnappte, kroch Deidara zu ihm herauf und verwickelte ihn in einen leidenschaftlichen Zungenkuss. Ihm fiel auf, dass es das erste Mal war, dass er sich selbst so schmeckte... und zu seiner Verwunderung war es weit weniger schlimm, als er immer befürchtet hatte. Schon beinahe genussvoll erwiderte er den Kuss, bis Deidara diesen löste und ihm flehend und mit völlig lustverschleiertem Blick ansah: „Sasori... ich... scheiße... du hast dich so ungemein scharf angehört, dass ich...“ Lächelnd nickte er dem Künstler zu: „Entweder du befreist mich, oder...“ Das schien sich Deidara nicht zwei Mal sagen zu lassen, drehte sich in einer hektischen Bewegung um und kniete sich über sein Gesicht. Seine Wangen waren bereits wieder rötlich gefärbt, denn auch das hier war irgendwie eine Premiere. Bisher hatte Deidara dabei immer auf dem Rücken gelegen. Doch ohne weiter darüber nachzudenken gab er dem Blonden das, was er bereits hatte erleben dürfen. Nach Luft schnappend zog Deidara sich nach dessen Finale zurück, wandte sich zu ihm und küsste ihn abermals in derselben Inbrunst, wie nach seiner Erlösung. Lange hielten sie diesen Kuss jedoch nicht, schnappten beide noch immer erschöpft nach Luft und kamen langsam wieder zu sich. Nach ein paar Minuten befreite Deidara ihn aus der Gefangenschaft und sah ihm in die Augen: „Sasori... das war... Alter, so dermaßen geil... ich...“ Der Blonde schmiegte sich von hinten an ihn und lächelte glücklich: „Ich liebe dich so sehr...“ Sasori schloss seine Augen und kuschelte sich glücklich in die Umarmung. Ja, er war glücklich. Nicht, weil Deidara ihm dieses körperliche Geschenk gemacht hatte, sondern weil sie dieses körperliche Begehren als „wir“ ausgetauscht hatten... als Paar. Als das, was ihm so schrecklich gefehlt hatte, dass er keine Gefühle mehr zuzulassen beschlossen hatte. Er war glücklich, weil er wieder einen Geburtstag hatte, der alleine mit schönen Dingen begonnen hatte und der ganz sicherlich nichts mehr aufbringen konnte, was ihm diesen besonderen Tag wieder verderben könnte. Er war glücklich, dass diese Art der Ablenkung und des Vergessens angenehm und gut waren. Und er war glücklich, dass er beinahe wieder im Einklang mit sich selbst war. Er war wieder zu Hause... Endlich war er wieder zu Hause... Und nur hier gehörte er her... er gehörte nach Hause... zu Deidara... Deidara griff nach seiner Hand und ihre Finger verhakten sie ineinander. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief er sogar noch vor dem Blonden ein, der ihn zärtlich mit der freien Hand in einen erholsamen Schlaf kraulte. (1): nachzulesen unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Dissoziation_%28Psychologie%29 Kapitel 29: Zwischen den Zeilen ------------------------------- Langsam öffnete Sasori seine Augen und sah sich ein wenig unsicher um, bis ihm einfiel, wo er sich befand. Er lag noch immer in dem kleinen Zelt am Ufer des Sees. Warme und weiche Arme lagen um ihn und mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen registrierte er die bloße Haut, die seinen gesamten Rücken berührte. Ein zarter, gleichmäßiger Atem streifte sanft über seinen Nacken, dass sich die Härchen dort aufrichteten. Etwas drückte sich an seinen Hintern und er ahnte, dass es nur eine einzige Sache sein konnte. Mit einem flauen Gefühl im Magen suchte er in dem Wäschehaufen neben sich nach seinem Handy, welches er nach einer Weile schließlich auch fand. Müde kniff er die Augen zusammen, als das Display die Dunkelheit vertrieb und grell aufleuchtete. 3:56 Uhr. Leise knurrend wischte er sich über das Gesicht und sah über seine Schulter hinweg Deidara an, der ruhig und tief zu schlafen schien. Sasori schloss für einen Augenblick die Augen wieder und dachte nach. Es war so wundervoll warm hier. Die bloße Haut des Blonden verursachte ein angenehmes Kribbeln auf seiner eigenen und der glückliche Gesichtsausdruck des Künstlers war Gold wert. Und er selbst? Ja, er fühlte sich gut und er fühlte sich sogar glücklich. Doch irgendetwas in ihm war betrübt. Irgendetwas in ihm rebellierte gegen die Tatsache, dass er sich vor ein paar Stunden dazu hatte hinreißen lassen, seine Gefühle wieder zuzulassen. Irgendetwas konnte oder wollte nicht akzeptieren, dass er sich für ein „wir“ entschieden hatte. Und eine Ahnung beschlich ihn, was dieses Etwas war: seine Angst. Entschlossen öffnete er seine Augen abermals, griff seine Sachen, zog sich rasch seine Shorts über und verließ mit dem Rest das Zelt, ehe er sich auch Hose, Hemd, Socken und Schuhe überzog. Missmutig stellte er fest, dass er zwei verschiedene Socken, sowie Deidaras Hemd erwischt hatte. Dennoch beließ er es dabei. Einerseits wollte er nicht noch einmal Tumult im Zelt veranstalten und den Blonden womöglich noch wecken, und andererseits war es mitten in der Nacht... wer sollte ihm da schon über den Weg laufen?! Er musste nachdenken und den Kopf frei kriegen, da war es egal, ob er nun sein oder Deidaras Hemd an hatte, von den Socken mal ganz abgesehen. Rasch zog er auch seinen Mantel über. Ein seichter Wind strich kühl über seine Haut und ließ ihn, ob der verlassenen Wärme, frösteln. Gleichermaßen brachte es aber seinen Körper und seinen Geist wieder auf Touren. Langsam schritt er los. Der Kies unter seinen Füßen knirschte leise und wirkte in dieser Stunde dennoch so unendlich laut und nahezu donnernd, grollend. Eine Stunde, dann wäre er ja wieder zurück. Deidara würde gar nicht merken, dass er jemals weg gewesen war. Aber er brauchte das jetzt einfach, so durcheinander wie er sich fühlte. Der fahle Mond blickte fahrig auf ihn und den See herab, spiegelte sich fast kraftlos auf der Wasseroberfläche, die von dem leichten Wind neckisch in unruhige Bewegungen versetzt wurde. Seufzend richtete Sasori seinen Blick zu den Sternen und stellte verbittert fest, dass er sie sich schon lange nicht mehr auf eine solche Art angesehen hatte. Zuletzt damals auf ihrer Fahrradtour. Und wieder sahen sie ihn fast spöttisch aus ihrer unendlichen Existenz an, als wollten sie ihn fragen, wieso ein so unbedeutendes Wesen wie er sich so viele Gedanken machte. Er empfand es ja selbst als lächerlich, doch so war er nun einmal. Seine Welt bestand aus Gedanken. Seine Existenz schien alleine aus Gedanken geformt zu sein. Immer hatte er alles stets bedacht. Immer hatte er pro und contra abgewogen. Immer hinterfragt. Immer alles aus gut durchdachten Gründen getan. Doch diese Vorgehensweise stieß, seit Tagen schon, immer wieder an ihre Grenzen: wenn es um Gefühle ging. Gefühle im Allgemeinen, doch seine eigenen im Speziellen. Er hatte es tatsächlich gesagt. Fast schon beiläufig hatte er gesagt, dass er Deidara liebte. Einfach so, ohne groß darüber nachgedacht zu haben. Es war in dem Augenblick das Richtige gewesen. Es hatte sich richtig angefühlt und war ihm so logisch erschienen, denn er tat es ja auch... Er liebte Deidara. Sehr sogar. Doch er hatte nicht darüber nachgedacht, welche Konsequenzen diese Worte mit sich bringen würden. Er hatte mit diesem Geständnis eine Zusage gemacht, ein unausgesprochenes Versprechen gegeben; die letzte Barriere, die er sich zum Schutz erhalten hatte aufgegeben. Nun stand er vor Deidara, völlig schutzlos in einer Beziehung zueinander, die ihm noch immer so viel Angst machte. Die einst so viel Leid und Schmerz bedeutet hatte und die immer mit der Gefahr einherging, dieses Leid und diesen Schmerz wieder erfahren zu müssen. Er war an einem Punkt angekommen, an den er eigentlich nie wieder wollte: angewiesen auf sein Vertrauen und NUR auf sein Vertrauen. Niemand konnte ihm die Sicherheit geben, nach der seine alles zerfressende Angst verlangte. Niemand konnte ihm versichern, dass es mit ihnen auf ewig funktionieren würde. Ein verbittertes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, während er wieder in die Sterne blickte. Ewigkeit... Sein Leben war nichts weiter als ein Wimpernschlag der Zeit. Was für ihn ewig wog, das registrierte die Zeit allen Daseins doch nicht einmal. Und doch waren es für ihn die Fragen, deren Antworten sein eigenes Dasein maßgeblich bestimmen würden. Er war nichts, und doch ging es für ihn seit dem Abend um alles. Sasori schüttelte leicht den Kopf und wandte seinen Blick gen Boden, auf den im seichten Mondlicht glitzernden Kies. Und plötzlich blieb er stehen, starrte auf die kleinen, funkelnden Steine. Es war nur Kies... bestehend aus unzähligen kleinen Steinchen, die einzeln zu nichts zu gebrauchen schienen. Die einzeln weder schön, noch bedeutend waren. Und doch war der Anblick nicht nur wunderschön, sondern auch bedeutungsvoll. Zumindest für Sasori. Denn das Zusammenspiel der einzelnen Kieselsteinchen, das war es, was den Zauber dieses Anblicks ausmachte. Gemeinsam trugen sie ihn, der sie sonst fast spöttisch nur nebenbei registrierte. So wie die Sterne, die Ewigkeit ihn. Und doch war dieser Kies mehr, als nur ein Untergrund, auf dem er sich bewegte. Er faszinierte ihn in diesem Augenblick, funkelte wie aus einer anderen Welt und hatte etwas schier magisches an sich. Langsam blickte er wieder in den Himmel. Vielleicht... ja vielleicht war es hierbei ähnlich. Er alleine fiel dem Blick der Ewigkeit nicht auf, war unbedeutend. Doch mit Deidara zusammen... mit Deidara zusammen strahlte er, wurde zu einem Teil etwas Besonderen und vermochte auch der Zeit beweisen, dass hier unten etwas Magisches gab, das inmitten aller Belanglosigkeit funkelte und beeindruckte. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen ging er weiter. War es schließlich nicht das, worauf es ankam? Musste dieses Besondere einen trockenen, logischen Grund haben oder besaß es alleine dadurch das Recht zu existieren, weil es eben so war, wie es war? Musste er verstehen, weshalb es ihm wieder gut ging, oder sollte er sich einfach endlich darauf besinnen, dass er es war, und es genießen? Musste es einen Grund geben, dass er liebte? Und musste er dieses Gefühl dadurch zerstören, dass er es mit ewigen Befürchtungen seines Glanzes beraubte? Wie die Kiesel hatte er vor wenigen Stunden zugelassen zu funkeln, zu strahlen... weil er die Bedenken verworfen hatte und sich in die Arme Deidaras hatte fallen lassen, der ihn aufgefangen hatte... und der aus ihm, einen einfachen und bedeutungslosen kleinen Kiesel, etwas gemacht hatte, das wundervoll war. Das vollständig war. Langsamen Schrittes marschierte er weiter am See entlang, schloss die Augen und fühlte die wohlige Wärme, die ihn von innen heraus erfüllte. Massierte sich den verspannten Nacken und sog die kühle Luft in seine Lungen. Ja! Es war gut so, wie es war. Auch wenn es Sasori schwer fiel, er musste sich eingestehen, dass die Konzentration auf den Moment, auf das Hier und Jetzt, ihm sehr viel seiner Schwermut genommen hatte. Er würde wohl niemals ein Mensch werden, der kopflos durchs Leben marschierte. Wollte es auch nicht werden. Aber nach all den Jahren, in denen er auf das Gefühl von Glück und Frieden gehofft hatte, indem er sich in der Einsamkeit verschottet hatte, da wurde ihm die Unsinnigkeit dieser Vorgehensweise nun endlich klar. Wie lange es auch bleiben würde, eines war unbestreitbar: Dieses Gefühl war „wir“... Glück und Frieden entstand aus „wir“... Was er über Jahre gesucht hatte, war „wir“... Was ihn auftaute, war „wir“... Und „wir“ waren er und Deidara... Wieder blieb Sasori stehen, wandte sich dem See zu und betrachtete den fahlen Mond. Seine Gedanken hatten sich beruhigt, seine Angst gelegt. Die innere Kälte war beinahe verschwunden. Seine düsteren Gedanken färbten sich im Schein dieser inneren Wärme langsam, aber sicher, in immer mehr Tönen, verloren ihre Bedrohlichkeit. Und auch das große Mysterium, Liebe, verlor seine bedrohlich Größe. Er liebte. Nicht mehr und nicht weniger. Er wurde geliebt. Und daran hatte er in diesem Augenblick keinen Zweifel mehr. Fahrig, aber zufrieden, strich er sich durchs Haar und beschloss, wieder zum Zelt zurückzukehren. Was auch immer die Zukunft bringen mochte... nun gehörte er wieder zu Deidara. Und er tat es gerne. Deidara ließ ihn nicht fallen; missbrauchte sein Vertrauen nicht; zeigte ihm all das, was er verlernt hatte, vielleicht nie gelernt hatte; und bot ihm die Stirn, wo sich andere längst verkrochen hätten. Sasori musste grinsen. Alle Menschen hatten sich immer von seiner schroffen Art aufhalten lassen, ihm seinen Willen gelassen und sich seiner Art gebeugt. Alle bis auf Deidara, dem ER einfach keinen Wunsch abschlagen konnte und der genau zu wissen schien, wie man seine Barriere knacken konnte. Und es machte ihm Spaß! Es machte ihm einen riesigen Spaß sich von Deidara rumkriegen zu lassen... Oder viel mehr machte es ihm Spaß, was dem Blonden alles einfiel, um dessen Willen durchzusetzen, was sich sonst kein Mensch bei Sasori traute. Schüchternheit hin oder her... das war es, was er wirklich an Deidara liebte. Lieben gelernt hatte. Diese kesse Dreistigkeit, die aber keineswegs respektlos war. Und die Muße, ihn aus der Reserve zu locken, so sehr er sich auch zierte oder zu verstecken versuchte. Langsam trat er seinen Rückweg an und seufzte zufrieden auf. Was er auch versuchte, die Erinnerung an die letzte Nacht trieb ihm die Röte wieder ins Gesicht, und doch war ihm der Gedanke nicht unangenehm... ganz im Gegenteil. Jetzt noch musste er daran denken, wie viel extremer das Erlebte im Gegensatz zu früher war, nur weil er sich augenscheinlich ausgeliefert hatte. Augenscheinlich. Die Kontrolle hatte er nie dabei verloren, denn er hätte jederzeit abbrechen können, alles anders ablaufen lassen können. Doch Deidara hatte jeden Widerstand niedergerungen, auf eine wahnsinnige Art und Weise. Niemals würde er einen anderen Menschen so an sich heranlassen! Niemals würde er sich von einem anderen Menschen freiwillig scheinbar willenlos machen lassen oder sich diesem präsentieren. Niemals einem anderen vermeintliche Schwäche zeigen. Nur Deidara durfte erleben, wie er, Sasori no Akasuna, sich völlig hingab. Und das würde, das konnte er mit absoluter Sicherheit sagen, auch ewig so bleiben. Er konnte das Zelt bereits wieder in dem schwammigen Licht der lauen Mondnacht erkennen, als das Knacken eines Astes ihn plötzlich herumfahren und die Umgebung absuchen ließ. Ein wahnsinniges Kichern ertönte, ehe sich eine Nadel in seinen Hals bohrte. Panisch griff Sasori danach, doch es war zu spät... Sein Blick verschleierte immer mehr, er taumelte immer kraftloser hin und her, bis seine Beine nachgaben. Langsam sackte er zu Boden. Das letzte, was er spürte, waren Arme, die ihn auffingen. Das letzte, was er sah, waren Augen... rote, durchdringende und wahnsinnige Augen... Abermals öffnete Sasori seine Augen, wenngleich auch deutlich schwerfällig, als vorhin im Zelt, und weniger erfolgreich, denn trotz geöffneter Augen konnte er nichts sehen. Darüber hinaus stieg ein abartiger Geruch in seine Nase, der ihm die Übelkeit in sämtliche Poren trieb, der ihm allerdings gleichermaßen auf eine erschreckende Art und Weise vertraut vorkam. Er versuchte sich zu bewegen, doch fast panisch musste er feststellen, dass er an Händen und Füßen gefesselt war. Und plötzlich wurde ihm klar wo er war: Im Wohnwagen von XX!!! Die Panik übermannte ihn und er versuchte sich von seinen Fesseln zu befreien, doch nichts half ihm aus der Gefangenschaft. Er sah nichts, konnte sich nicht bewegen und sogar rufen oder schreien wäre durch den Knebel unterbunden worden. Schweiß perlte von seiner Stirn. Was sollte das?! Und, was noch viel Wichtiger war, was war mit Deidara?! Plötzlich ertönte das kehlige und doch kindliche Kichern, ehe dieselbe Stimme fast zärtlich neben seinem Ohr ertönte: „Hallooooo, Sasori...“ Eine Hand mit fast scharfkantigen Fingernägeln strich über seine Wange und Sasori konnte sich nicht dagegen wehren, dass er zu zittern begann. Die Stimme kicherte amüsiert und säuselte: „Nicht doch, hat da etwa jemand Angst? Wie niedlich! So langsam verstehe ich, was er an dir findet...“ Panisch spürte und hörte er, wie XX näher kam und an seinen Haaren schnupperte. „Du riechst gut... längst nicht so berauschend, wie meine Muse, aber durchaus gut...“ Sasori wusste eigentlich, dass es sinnlos war, doch seine Panik ließ seinen Verstand völlig aussetzen. Wie von Sinnen versuchte er auf diesen Wahnsinnigen einzubrüllen, doch viel mehr als klägliche, erstickte Laute kamen dabei nicht rum. XX kicherte abermals und setzte sich auf seine Hüfte, ehe dieser mit fast öliger Stimme sprach: „Ssssscht... benimm dich, du kleine miese Ratte... das könnte dir dein kleines, mickriges und nichtswürdiges Leben retten.“ Verzweifelt versuchte Sasori zurückzuweichen, als XX sich weiter näherte, doch erfolglos. Der Wahnsinnige schmunzelte: „Entspann dich. Mein Bett ist doch soooo gemütlich.“ Der feuchtwarme Atem streifte seine Lippen und schürte die Panik noch mehr. Angespannt versuchte Sasori seine Gedanken zu ordnen und wieder ruhiger zu werden. Er musste einen klaren Kopf bewahren, um heil aus dieser Lage zu kommen, doch leider fehlte ihm jede Idee, wie er sich bloß befreien könnte. Weiter kam er mit seinen Gedanken auch nicht, da ihm plötzlich grob und absolut kompromisslos der Knebel vom Mund gerissen wurde. Ehe er auch nur ein Wort von sich geben konnte, presste XX ihm brutal die Lippen auf seine, biss gierig in seine Unterlippe, um augenblicklich die ekelhafte Zunge in seinen Mund zu schieben. Die Hände des Wahnsinnigen versanken in seinen Haaren und zogen schmerzhaft daran. Tränen pressten sich vor Schmerz aus seinen Augenwinkeln. Doch plötzlich kam Sasori eine Idee... Er konnte nicht sagen, ob es irgendwann etwas bringen würde, doch irgendetwas musste er tun. Vor Allem musste er für ein wenig Verwirrung sorgen. Und was könnte XX mehr verwirren, als etwas zu tun, was dieser nicht von ihm erwartete?! Seinen Ekel mit all seiner Willenskraft überwindend, hörte er auf sich gegen diesen groben Übergriff zu wehren. Statt dessen überwand Sasori seine unsagbare Übelkeit und kam der schier riesigen Zunge in seiner Mundhöhle entgegen. Er spürte, wie XX kurz innehielt, dann grinste und in das Gerangel nuschelte: „Sieh einer an...“ Wie besessen verstärkte der Irre die Brutalität, riss Sasori sogar ein paar Haare vom Kopf, und fasste dem Profiler ungeniert und schmerzhaft zwischen die Beine. Doch Sasori versuchte all das zu ignorieren. XX war nun abgelenkt und er selbst konzentrierte sich. Er versuchte sich jedes noch so kleine Detail einzuprägen, welches er in diesem Zustand wahrnehmen konnte. Das Auffälligste waren diese abartig langen Fingernägel. Doch er brauchte mehr, um diesen Irren irgendwann, und das möglichst bald, auch in einer Verkleidung erkennen zu können. Er konzentrierte sich voll und ganz auf seinen Geruchssinn. Zu seinem Glück war der Geruch von XX noch penetranter und markanter, als der im Wohnwagen an sich. In erster Linie konnte er den Geruch von Rosenwasser wahrnehmen. Für einen Augenblick erinnerte ihn der Duft an etwas, doch so rasch er gekommen war, so rasch schob er diesen Gedanken auch wieder beiseite und konzentrierte sich weiter. Zu dem Rosenwasser mischte sich, was Sasori doch enorm merkwürdig vorkam, das eindeutige Aroma von weißer Schokolade. So plötzlich, wie XX angefangen hatte, so plötzlich hörte dieser auch wieder auf, ging von ihm runter und kicherte: „Nun... ich glaube, dass ich doch mehr Spaß daran hätte dich umzubringen. Weißt du... es wäre ja nicht schlecht, gleich zwei hörige Schlampen zu kriegen, aber Madara ist mir einfach zu sehr auf die Eier gegangen wegen dir. Wenn du ihm für die tolle Vorstellung auf Band dankst, dann kannst du das ja auch gleich mitbedenken...“ Sasori hörte, wie die Tür rappelte und XX aufgebracht keifte: „Verpiss dich, Madara!!!“ Der Rothaarige horchte auf. Sein Sensei war tatsächlich hier?!... Der Uchiha antwortete dem Wahnsinnigen aufgebracht: „Leck mich!!! Du hast gesagt, dass...“ Ehe sein Sensei den Satz beenden konnte, entstand plötzlich ein Gerangel neben ihm im Wohnwagen. Sasori konnte noch immer nichts sehen und lauschte den Geräuschen. Die kämpfenden Männer schnaubten sich wütend gegenseitig an, beschimpften sich und schienen die Einrichtung in ihrer Schlägerei total zu demolieren. Teller und andere Dinge fielen zu Boden und gingen zu Bruch, Schläge waren dumpf zu hören. Bis XX plötzlich aufschrie: „Die Runde hast du vielleicht gewonnen, Schlampe... Aber das wirst du mir büßen!!!“ Die Tür wurde zugeknallt, ehe Sasori spürte, wie sich jemand neben ihn auf das Bett hockte. Seine Augenbinde wurde ihm abgenommen und er blickte in Madaras besorgte, schwarze Augen. Er konnte nichts dagegen tun, dass sich Tränen der Wut, der Angst und der Enttäuschung in seinen Augen sammelten, ehe er brüllte: „Finger weg!!!“ Doch der Sensei löste auch noch die Fesseln, ehe er sich wieder erhob und einen Schritt nach hinten weichte. Sofort sprang der Rothaarige auf und ging auf seinen einstigen Mentor zu; fauchte mit brüchiger Stimme: „WIESO?! Wieso, verdammt?! Was hast du mit diesem Scheißkerl zu tun und was, um alles in der Welt, hattest du in diesem Drecksloch zu tun und WIESO?! hast du uns beobachtet?!“ Völlig aufgebracht rang Sasori nach Luft und schnaubte verächtlich, während Madara ihm versuchte in die Augen zu sehen und beruhigend zu sprechen: „Bitte, Sasori, es ist alles nicht so, wie es aussieht... Lass... mich bitte erklären.“ Der Ältere kam einen Schritt auf ihn zu, doch Sasori griff reflexartig auf die Küchenzeile und nahm eines der Küchenmesser an sich und hielt es Madara entgegen: „Komm mir bloß nicht zu nahe!“ Seufzend hielt der Sensei inne, nickte aber: „Gut. Es tut mir wirklich unendlich Leid, was du da sehen musstest, Sasori. Und noch viel mehr, was du eben erleben musstest...“ Ungeduldig hob der Rothaarige das Messer weiter an und knurrte: „Was – hast – du – mit – XX – zu – tun?“ - „Ich... auch wenn es nicht so scheint, aber ich versuche diesen Irren genauso aufzuhalten, wie du.“ Sasoris Augen verengten sich zu Schlitzen, seine Stimme wirkte gepresst und angespannt: „Wieso sollte ich dir glauben?“ - „Nun, vielleicht... weil ich dich befreit habe?“ - „Verarsch mich nicht, Madara! Du kennst die Tricks genauso gut wie ich!“ Seufzend nickte der Ältere: „Natürlich. Hör mir erst einmal einfach zu, okay? Danach kannst du entscheiden, wie du magst...“ - „Dann erzähle endlich, meine Geduld ist nicht für ihre Strapazierfähigkeit bekannt...“ Der Schwarzhaarige nickte: „Danke. Wie gesagt, es tut mir Leid... Aber... ich habe hier im Wagen gewartet, weil ich XX auflauern wollte. Er... hat mich bisher ziemlich in der Hand gehabt, aber ich habe beschlossen dir zu helfen, um ihn aus dem Weg zu räumen. Ich werde dir, sofern es mir möglich ist, Tipps und Hinweise zukommen lassen. Ich kann dir nicht sagen, wer er ist, denn auch ich weiß es nicht. Und ich kann ihn alleine nicht aufhalten... so gerne ich das auch täte, glaube mir. Aber ich kann eben nicht...“ Sasoris Stimme klang noch immer scharf und schneidend: „Wieso?!“ - „Sasori, das... kann ich dir nicht so einfach erklären.“ Madara schob seinen Ärmel nach oben und seufzte: „Er ist übermächtig. Ich bin ihm alleine nicht gewachsen, aber fliehen kann ich auch nicht. Du solltest genauso gut wie ich wissen, dass er einen überall finden würde. Er verletzt mich, wenn ich ihm widerspreche...“ Plötzlich weiteten sich Sasoris Augen. Solcherlei Verletzungen sah er nicht zum ersten Mal... Entsetzt sah er auf und raunte: „Scheiße... Sensei... du weißt, wer so ähnlich aussieht, oder?“ Dieser nickte: „Ja, das weiß ich. Und ich hoffe, dass du mir nun glaubst.“ Nachdenklich lockerte sich Sasoris Haltung, ehe dieser murmelte: „Glauben...? Es fällt mir schwer, auch wenn die Ähnlichkeiten zu Orochimaru frappierend sind.“ Er sah wieder auf. „Aber verrate mir eines... wieso Deidara und ich? Wieso wolltest DU, dass ICH von XX... so terrorisiert werde?“ Seufzend nickte der Ältere: „Weil du der Einzige bist, der in der Lage ist, diesen Wahnsinnigen aufzuhalten. Und aus einem zweiten Grund...“ Madara wandte den Blick ab und sprach leise, aber deutlich: „Die Peinlichkeit mit dem Onanieren... ist mir so peinlich nicht gewesen. Sasori... du warst schon früh mehr für mich, als nur mein Lieblingsschüler... Ich habe dich in die USA geholt, weil ich es nicht ertragen konnte, dass wir uns wohl nie wiedersehen. Aber keine Sorge: mir ist klar, dass ich auf verlorenem Posten bin, das wusste ich immer.“ Erschöpft ließ Sasori das Messer sinken und setzte sich auf die Bettkante. Sein Kopf fing wie wild zu pochen an und er hielt sich seine freie Hand an die Schläfe. Das konnte doch alles nur ein schlechter Traum oder ein noch schlechterer Witz sein... Doch jedes Mal, wenn er den Blick hob, da sah er seinen Sensei vor sich, mit den verstümmelten Armen und dem leidenden Blick in den Augen. Nein. Er träumte nicht, auch wenn er sich wünschte, dass dem so wäre. Aber er tat es nicht. Sasori warf das Messer zu Boden und schlug seine Lider herab, ehe er völlig erschöpft keuchte: „Und... was erwartest du nun von mir? Du siehst doch selber, dass er mit mir spielt, wie mit einer Puppe. Ich bin ihm nicht gewachsen. Ich kann mich ja nicht einmal entscheiden, ob ich dir glauben kann oder nicht.“ - „Hör zu, Grünschnabel: Wie ich bereits sagte, werde ich dir helfen ihn aufzuhalten. Ich werde dir ebenfalls Infos zukommen lassen, auf dieselbe Art wie XX. Mehr kann ich einfach nicht tun, ohne dabei mein Leben zu verlieren. Du bist ihm gewachsen, du weißt es nur nicht. Sei nicht immer so streng mit dir selbst, und vor Allem... Sasori, vergiss nie, NIE!, dass Deidara an dich glaubt. Und dass er hinter dir steht. Lass dir von ihm beibringen, dass du weit besser bist, als du immer meinst... Und zu Deidara solltest du jetzt auch wieder gehen, ehe er sich noch Sorgen macht.“ Seufzend nickte Sasori schließlich und sah seinen Sensei an: „Gut, so mache ich es.“ Er stand auf, stellte sich direkt vor Madara und knurrte bedrohlich: „Aber sollte ich nur einen noch so kleinen Verdacht gegen dich haben, dann gnade dir Gott! Sollte ich erfahren, dass du Deidara auch nur zu nahe kommst, dann gehe ich gerne in den Bau dafür, was ich mit dir machen würde! Ich würde dich finden! Überall!“ Der Ältere nickte seufzend: „Schön. Danke, Sasori.“ - „Danke nicht mir. Vor einem Monat noch hätte ich kurzen Prozess mit dir gemacht.“ - „Ich weiß.“ Den Blick abwendend, schritt Sasori zur Tür, ehe die Stimme Madaras noch einmal ertönte: „Warte kurz.“ Der Rothaarige hielt inne und sah den Älteren erwartungsvoll an, der mit einem Schritt bei ihm war und die große Hand an seine Wange legte und mit dem Daumen darüber strich: „Sei vorsichtig. Der Kerl ist wirklich gefährlich.“ Gleichermaßen irritiert und wütend schlug Sasori die Hand weg und verließ mit schnellen Schritten den Wohnwagen, um eilig in Richtung Zelt zu laufen. Es dämmerte bereits, was ihm in all der Aufregung noch gar nicht aufgefallen war. Seine Augen weiteten sich, als das Zelt in Sichtweite kam und ein blonder Künstler wie ein eingesperrter Tiger auf und ab lief, hin und her. Das Knirschen, das der Kies unter seinen Füßen verursachte, ließ den Blonden innehalten und in seine Richtung blicken. Die blauen Augen sahen ihn verzweifelt, flehend und schließlich einfach nur glücklich an. Mit einem Mal sprintete Deidara auf ihn zu, bis er in dessen Armen lag und an den warmen Körper gedrückt wurde, ehe der Künstler schniefte: „Verdammt, Sasori!!! Wo warst du?! Ich bin eingegangen vor Sorge!“ Beruhigend strich Sasori über das seidige, blonde Haar und erwiderte die Umarmung: „Es tut mir Leid, Deidara. Ich wollte dir keine Sorgen bereiten...“ Sie lösten die Umarmung und sahen sich in die Augen, ehe der Profiler weitersprach: „Ich... bin um 4 Uhr wach geworden und wollte eine Runde spazieren gehen, um nachzudenken. Und dann...“ Er biss sich auf die Unterlippe. Deidara würde sicherlich nicht begeistert sein, wenn er die Wahrheit sagte, aber er musste es tun. Schließlich hauchte er einen Kuss auf die Stirn des Künstlers und raunte: „XX hat mich erwischt...“ Mit panischem Blick sah Deidara auf: „WAS?!“ - „Ja. Ich war in seinem Wohnwagen, gefesselt und geknebelt.“ Die azurfarbenen Augen füllten sich mit Tränen des Entsetzens, während der Blonde stammelte: „Aber... aber... wie? Ich meine... wie hast du...?“ - „Sensei Madara hat mich befreit...“ Plötzlich trat Deidara einen Schritt zurück und keifte: „WAS?! Wehe er hat dich auch nur angerührt, dann...“ Lächelnd schüttelte Sasori den Kopf und unterband den Aufruhr mit einem flüchtigen Kuss. Lächelnd flüsterte er: „Nein, das hat er nicht. Ansonsten hätte ich ihm das Messer in die Brust gerammt, mit dem ich mich bewaffnen konnte...“ Deidara atmete erleichtert tief durch, begann zu lächeln, sah dem Rothaarigen in die Augen und zog ihn in einen gefühlvollen Zungenkuss. Sasori ging erleichtert und genießend darauf ein. Deidara duftete um so vieles besser, schmeckte besser... Und das Aroma von Vanille ließ ihn die schrecklichen Minuten in der Hand von XX auf eine wundervolle Art vergessen. Nach Luft ringend lösten sie sich nach einer Weile voneinander, und Deidara sah ihn unsicher an: „Sag mal... worüber wolltest du eigentlich nachdenken? Habe... ich dich bedrängt? War irgendetwas nicht in Ordnung?“ Sasori lächelte leicht und sanft, was den Blonden zu verunsichern schien. Rasch erklärte er: „Nein, alles in Ordnung. Zugegeben: ich hatte Zweifel; ich hatte Angst. Aber...“ Er sah direkt und entschlossen in die blauen Augen. „Aber...“ Seine Wangen färbten sich, mal wieder, rot. „...ich liebe dich. Und ich brauche dich... Ich brauche dich, weil ich nur bei dir... schwach sein kann... verstehst du?“ Unsicher wandte er den Blick ab, kaute auf seiner Unterlippe und spielte an seinem Ärmel herum. Was würde Deidara nun wohl sagen? Wie würde dieser reagieren? Hätte er sich vielleicht einen... etwas besseren Zeitpunkt aussuchen sollen? Nervös starrte Sasori seine Schuhe an und seufzte. Plötzlich legte sich ein Finger unter sein Kinn und hob seinen Kopf vorsichtig an, bis sie sich wieder in die Augen sahen. Der Blonde lächelte, über das ganze Gesicht strahlend, und hauchte: „Ich liebe dich auch, Sasori.“ Zärtlich strichen die flinken Hände des Künstlers über seine Brust, seinen Hals und seine Haare, ehe Deidara verführerisch wisperte: „Wir haben noch zwei Stunden Zeit, bis wir aufbrechen wollten... und 'leider' hast du da noch etwas an, das mir gehört...“ Er spürte, wie an seinem Ohrläppchen geknabbert wurde, legte den Kopf in den Nacken und hauchte: „Du bist unmöglich!“ Der warme Atem an seinem Ohr verursachte eine Gänsehaut auf seinem gesamten Körper. Als schließlich noch die unverschämt erotische Stimme ertönte, da wusste Sasori bereits, dass er ohnehin nicht nein sagen würde: „Gib mir deine Handschellen noch einmal und du wirst feststellen, dass ich das von gestern Nacht noch viel besser kann, wenn ich ausgeschlafen und so unendlich erleichtert bin, wie jetzt...“ Deidara kannte die Antwort. So wurde er von dem Blonden wortlos, aber mit hochrotem Kopf, wieder ins Zelt gezogen. Das Gesicht in den Händen vergraben, lehnte Madara an der Küchenzeile im Wohnwagen und seufzte. Er hätte wirklich gerne die gesamte Wahrheit gesagt, aber... er hatte es einfach nicht über sich gebracht. Diese Enttäuschung in Sasoris Augen waren Strafe genug gewesen. XX's Kichern ertönte, ehe der Irre ihn ansprach: „Na, Schlampe?! Du weißt, was dir jetzt blüht, oder?“ Madara nickte: „Natürlich. Mach doch. Es ist mir egal...“ Wütend donnerte die Faust des Wahnsinnigen auf den Tisch: „Fick dich! Seit wann ist es dir egal, du dämliche Schlampe?! Aber weißt du was, Miststück?! Wenn du es jemals wieder wagen solltest, mich so vorzuführen und mir in den Rücken zu fallen, dann stecke ich diesem Rotschopf nicht nur meine Zunge in den Hals, verstanden?“ Empört sah Madara auf und brüllte: „Fick dich! Das wagst du nicht!“ - „Und wie ich das wage! Ich habe den kleinen Schwanzlutscher einmal eingefangen und ich würde es immer wieder schaffen! Also halt deine Fresse und verpiss dich!!!“ - „...“ XX kicherte. Ja, das war gut. Dieser Penner sollte es bloß nicht noch einmal wagen, ihn zu verarschen! Die Schmerzen waren ja schon ein schönes Druckmittel gewesen... doch offenbar funktionierte dieser kleine Wichser als solches noch viel besser! Und machte ihm selber wenigstens genauso viel Spaß... Kapitel 30: Ein aufregender Geburtstag -------------------------------------- Zufrieden schloss Sasori die Kofferraumklappe seines Wagens und ließ seine Finger über das Heck des Impala gleiten. Jim hatte sich tatsächlich gut um seine schwarze Schönheit gekümmert, sie hatte nicht einen Kratzer oder eine Beule. Alles war, was ihn trotz Allem ein wenig wunderte, in bester Ordnung. Zumindest mit seinem Wagen. Er blickte auf und schritt um das Auto herum, wo Deidara sich gerade von Jim und Eliza verabschiedete, mit den Gedanken aber ganz woanders zu sein schien. Seit sie wieder aufgestanden waren, wirkte der Blonde schon sehr nachdenklich. Als er selbst völlig erschöpft eingeschlafen war, nachdem Deidara ihm bewiesen hatte, dass dieser nun wahrlich keine leere Versprechungen gemacht hatte, so schien dem Künstler in der Zeit erst wirklich klar geworden zu sein, was kurz davor passiert war. Es wurde wirklich höchste Zeit, dass sie nach Hause kamen. XX hin oder her, aber er machte sich Sorgen um Deidara. Und zu Hause würde er diesem erst einmal ein wenig Ruhe verschaffen, selbst wenn er Hidan dafür rausschmeißen müsste. Er trat an die anderen heran und lächelte leicht, während er beobachtete, wie Deidara liebevoll von Eliza in den Arm genommen und feste gedrückt wurde. Sie schluchzte traurig: „Passt auf euch auf, Jungs! Ich hoffe, dass mein kleines Care-Paket reicht...“ Das erste Mal an diesem Morgen grinste der Blonde breit und feixte: „Also, ich denke, dass ein Kuchen, 10 belegte Brötchen, Frikadellen, 20 Muffins und 10 Donuts für 5 Stunden Autofahrt reichen sollten...“ Die Alte lächelte mit Tränchen in den Augen und nickte, ehe sie sich Sasori zuwandte und ihn in ihre Arme schloss. Während er die fürsorgliche Frau leicht drückte, hauchte er: „Danke, Eliza. Für alles.“ Sie sah ihm in die Augen, lächelte und schüttelte leicht den Kopf: „Nicht dafür, Junge. Pass DU auf, dass ihr heile nach Hause kommt. Und versprich mir eines...“ Sasori nickte: „Was denn?“ - „Wenn ihr alles überstanden habt, dann kommt uns doch irgendwann mal wieder besuchen, okay?“ - „Versprochen!“ Schmunzelnd löste sie sich von ihm und rang mit ihren Tränen, während Deidara und Sasori sich auch von Jim verabschiedeten und schließlich in den Wagen stiegen. Sie hakte sich bei dem Mechaniker ein, während sie dem wegfahrenden Auto hinterher sah und verabschiedend winkte. Sie hoffte wirklich von ganzem Herzen, dass alles gut werden würde. Ein wenig melancholisch seufzte sie, und doch wusste sie, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, als sie Sasori die Uhr ihres verstorbenen Jack geschenkt hatte. Nie hätte sie gedacht, jemals wieder einen Menschen zu treffen, der diesem so unsagbar ähnlich sein würde. Sie lächelte und lehnte sich an Jim an. Damals hatte sie nicht gewusst, wie sie Jack helfen konnte. Doch heute war sie um so viele Lebensjahre erfahrener, weiser. Und heute wusste sie endlich, wieso sie all diese traurigen Erfahrungen hatte machen müssen. So viele Jahre hatte sie sich immer wieder gefragt: wieso? Doch nun wusste sie es. Ihr Jack war nicht mehr völlig umsonst von ihr gegangen, sondern hatte in der Hilfe von Sasori und Deidara endlich einen Sinn gefunden. Deren Aufgabe mochte davon völlig unberührt sein, aber privat... in deren ganz persönlichem Umgang miteinander, da hatten Elizas Erfahrungen und Jacks Tod endlich einen Platz gefunden, um aus etwas Ungünstigem etwas Gutes zu machen. Und das erfüllte die betagte Dame mit Stolz und Zuversicht. Irgendwann würden sie sich wiedersehen... irgendwann würden die beiden zurückkehren, dessen war sie sich sicher. Und irgendwann würde sie auch ihren geliebten Mann wieder in die Arme schließen können. Doch das Warten erschien ihr seit ein paar Tagen nicht mehr ganz so unerträglich zu sein, und dafür dankte sie den beiden jungen Männern aus vollstem Herzen. Während sie über die Landstraße fuhren, blickte Sasori Deidara von der Seite an, der abwesend aus dem Fenster blickte, und seufzte: „Was ist los mit dir?“ Erschrocken sah der Blonde ihn an und lächelte gequält: „Was? Ach... keine Ahnung...“ - „Deidara!“ Der Angesprochene seufzte: „Ist ja gut! Ich... weißt du...“ Er verdrehte die Augen, während ununterbrochen AC/DC aus dem Lautsprecher dröhnte und keifte: „Maaan, die Musik geht mir gerade auf den Zeiger! Dieser Bekloppte hatte es geschafft dich einfach so zu schnappen, ist dir so beschissen nahe gekommen und das macht mir Angst, okay?! Und... du hörst dir fröhlich 'Highway to hell' an!!!“ Unsicher deutete Sasori auf das Handschuhfach: „Da... müsste auch noch andere Musik sein...“ Er drehte die Musik leiser, während Deidara dem Hinweis nachkam und im Handschuhfach nach etwas Anderem suchte. Sasori strich sich durchs Haar und seufzte: „Weißt du... mir hängt das auch noch nach... Aber ich habe durch jahrelanges Training gelernt es mir nicht so anmerken zu lassen.“ Er lachte trocken auf. „Und weißt du was?“ Ihre Blicke trafen sich. „So fatal die Situation für mich war... der erste Gedanke, den ich hatte, als ich wach wurde, der war... nun, der war, ob es DIR gut geht...“ Plötzlich lächelte Deidara: „Wirklich?“ Er nickte: „Wirklich.“ Während er wieder rot anlief, kramte Deidara noch immer lächelnd weiter: „Ich liebe di.... SCHEIßE!“ Irritiert sah Sasori auf: „Was ist?“ Der Blonde verzog das Gesicht zu einer Grimasse, die eine Mischung aus einem Grinsen und einer bösen Vorahnung war, ehe er knurrte: „Entweder, du hebst dir wirklich die schrecklichsten Fotos von uns auf, oder aber unser werter 'Freund' hat uns mal wieder eines zugespielt...“ Rasch huschte Sasoris Blick über die Aufnahme und bescherte ihm ein ähnlich merkwürdiges Gesicht, wie dem Künstler: „Also... nein, das habe nicht ICH ins Handschuhfach getan... das ist eines der Bilder aus meiner Wohnung...“ Er sah dem Blonden in die Augen und eine ganze Weile starrten sie sich einfach nur an. Bis sie, die ganzen Sorgen und Gefahren vergessend, zu grinsen und schließlich zu lachen begannen. Deidara machte die Musik einfach noch ein wenig leiser, schloss das Fach wieder, lehnte sich zurück und betrachtete das Foto kopfschüttelnd: „So ein peinliches Bild!“ Sasoris Blick jedoch wurde ernster. Er sah den Blonden aus den Augenwinkeln an und knurrte: „Es sieht vielleicht peinlich aus, aber... ich konnte es einfach nie weggeben, weil es der schönste Geburtstag meines Lebens gewesen war...“ Es war zum aus der Haut fahren! Schon wieder begannen seine Wangen zu glühen. Deidara sah ihn schelmisch von der Seite an, lächelte aber liebevoll: „Das... ist irgendwie süß.“ Grantig fauchte der Profiler: „Ich bin nicht süß!“ - „Aber hallo!“ Kichernd legte der Künstler ihm eine Hand auf die Schulter: „Abstreiten ist zwecklos. Besonders wenn ich an diesen Tag denke kommt mir das Wort in den Sinn... vor allem, als ich dir dein Geschenk gegeben habe...“ Tiefrot krallte Sasori sich am Lenkrad fest und zog eine Schnute: „Halt doch die Klappe!“ Was versuchte er sich überhaupt aus dieser peinlichen Situation zu retten?! Es würde eh nichts bringen. Einerseits ließ dieser dämlich-zufriedene Blick Deidaras keinen Zweifel daran, und andererseits verhinderte sein doofes rotes Gesicht wohl jegliche Ernsthaftigkeit, von einer gewollten Bedrohlichkeit mal ganz abgesehen. Für Deidara war er jetzt in diesem Augenblick einfach süß, da würden selbst infernalische Morddrohungen rein gar nichts bringen... außer vielleicht alles nur NOCH schlimmer zu machen... {Flashback} „Jetzt haltet auch gefälligst still, sonst könnt ihr euer Foto vergessen! Wie alt seid ihr eigentlich?!“ keifte Chiyo hinter der Kamera, während sie versuchte die zappelnden Jungs zur Ruhe zu bewegen, um ein Foto zu machen, was sich jedoch als deutlich schwieriger herausstellte, als sie sich vorgestellt hatte. Mit dem Rücken zur Haustür versuchten Sasori und Deidara sich mit einem überdimensionalen Teddy zu positionieren, den sie auf dem Jahrmarkt gewonnen hatten, auf dem sie bereits den gesamten Vormittag gewesen waren. Das rosa Ungetüm war gut einen Kopf größer, als sie selbst, fiel bei jeder Pose jedoch wieder um. Bis sie sich schließlich, wie kleine Kinder beim Kaufhausweihnachtsmann, auf die fluffigen Beine des Bären setzten und von links und rechts an sich drückten, dabei wie Honigkuchenpferde grinsten und wirklich nur kurz das Kichern unterlassen konnten. Dabei hielten sie kitschige Ballons und die Reste ihrer Zuckerwatte in der Hand. Erschöpft seufzte Chiyo schließlich auf: „So, ich hab das Foto! Und jetzt seht bloß zu, dass ihr euch wieder benehmt! Ab ins Haus, Sasori! Und du, Deidara, nimmst gefälligst dieses Mistvieh mit, das kommt mir nicht hier rein!“ Der rothaarige sah den blonden Jungen an, nachdem seine Großmutter bereits vorgegangen war, und flüsterte: „Kriegst du den denn alleine getragen?“ Deidara winkte ab und grinste: „Zur Not reite ich das letzte Stück.“ - „Das würde ich ja ZU gerne sehen... und soll ich für heute Abend wirklich nichts mitbringen?“ - „Nein, habe ich dir doch gesagt. Das ist DEIN Geburtstag und du wirst einen Teufel tun und bei mir an diesem Tag einen Finger krumm machen. Ich werde mich von vorne bis hinten um dich kümmern!“ Plötzlich grinste der Blonde wieder, mit einem Ausdruck in den Augen, den Sasori nicht so recht deuten konnte. Lag da etwa... irgendwie etwas lüsternes in diesem Blick? Er konnte es nicht genau sagen. Ruckartig sah er auf, als es von drinnen ungeduldig tönte: „SASORI!“ Seufzend verdrehte er wortlos die Augen, ehe er Deidara zugrinste und aufstehen wollte. Der Blonde jedoch hielt ihn am Handgelenk fest und hauchte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange: „Bis nachher.“ Kichernd schnappte der Künstler sich den riesigen Teddy und hüpfte geradezu von dannen. Kopfschüttelnd schritt Sasori ins Haus, wo seine Großmutter mit verschränkten Armen im Flur wartete und zischte: „Ich weiß gar nicht, wie du dich mit so einem Tunichtgut abgeben kannst... der lässt dich immer deine gute Erziehung vergessen!“ Sein Gesicht war mit einem Mal wieder wie versteinert, seine Stimme absolut emotionslos: „Sei nicht so streng mit ihm. Es wäre mir unmöglich deine gute Erziehung jemals zu vergessen.“ - „Werd bloß nicht unverschämt, junger Mann! Ab auf dein Zimmer, und aufräumen!“ - „Natürlich. Ich bin heute Abend übrigens nicht da.“ Chiyo zuckte desinteressiert mit den Schultern: „Ist mir egal, ich bin ebenfalls nicht im Haus.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren ging Sasori nach oben auf sein Zimmer, schloss die Tür hinter sich und knurrte leise. Blöde Hexe! Aber im Grunde war es ihm nur Recht so. Seit Chiyo mit ihrem neuen Kerl zusammen war, kamen sie deutlich besser miteinander aus... weil sie sich kaum noch sahen. Von daher wollte er sich nicht beschweren, auch wenn es ihn kränkte, dass ihr sein Geburtstag völlig einerlei war. Ihren hatte er beim letzten Mal ebenso geflissentlich ignoriert. Was in einem riesigen Desaster geendet hatte. Wie eine Furie hatte Chiyo getobt und ihn drei ganze Wochen im Zimmer eingeschlossen. Nicht einmal zur Schule hatte er gehen dürfen. Seufzend sah er sich um, und kam wieder zum selben Ergebnis: blöde Hexe! Nicht ein Staubkorn lag irgendwo. Es gab nichts aufzuräumen, doch, wie auch immer sie es jedes Mal schafften, wenn sie kontrollierte, fand sie IMMER etwas und wusste auch immer genau, wenn er nichts getan hatte. Also musste er anfangen... womit auch immer. Er trat an sein Regal heran und öffnete die Schubladen. Etwas zerknirscht stellte er fest, dass diese nicht in dem Zustand waren, wie er sie meinte zurückgelassen zu haben. Doch er beschwerte sich, wie immer, nicht darüber, sondern nahm die nicht hundertprozentig ordentlich verstauten Unterlagen an sich, um sie zu sortieren. Etwas stutzig blätterte er den Stapel durch und hob skeptisch eine Augenbraue. Die Sachen waren nicht einmal mehr richtig nach Datum sortiert... Er konnte sich nicht daran erinnern, die Unterlagen so hinterlassen zu haben. Mit den Dokumenten setzte er sich aufs Bett und holte dies augenblicklich nach. Sein Blick streifte über die Berichte der Klinik, in der er in den Herbstferien gewesen war, und seufzte laut. Er hatte Deidara davon erzählen wollen, hatte es sich wirklich fest vorgenommen, doch jedes Mal hatte ihn bisher der Mut verlassen. Immerhin war dies bereits der zweite Aufenthalt dort gewesen und er wusste einfach nicht, wie er dem Blonden erklären sollte, was sein Problem war. Darüber hinaus war Sasori sich sicher, dass ein lebenslustiger Mensch wie Deidara sicherlich nichts mit einem Bekloppten zu tun haben wollte. Borderliner... das klang schon so komisch. Aber konnte er es mit sich vereinbaren die Wahrheit zu verschleiern? Was würde sein, wenn Deidara es doch irgendwann herausfinden würde?! Er wollte doch nicht, dass der Blonde ihn verließ! Doch was er auch tun würde, die Gefahr wäre allgegenwärtig! Dass er sich überhaupt mit ihm abgab grenzte für Sasori ja bereits an ein Wunder. Wer war er schon? Er war niemand... doch ihm war klar, dass Deidara ihn verlassen würde, wenn dieser wüsste, dass er auch noch ein psychisch kranker Niemand war... Es konnte nur so sein! So war es logisch! Die einzig logische Erklärung, der einzig logische nächste Schritt. Welcher normale Mensch wollte sich schon mit jemandem angeben, der sich selbst verletzte?! Der keine Ahnung von Gefühlen hatte; der ernsthaft hatte lernen müssen, dass er sich etwas Gutes tun musste; der trotz aller Therapie noch immer nicht begreifen konnte, dass er einen Wert besitzen sollte; der lernen musste, dass nicht er Schuld daran war, dass er so war, wie er war, doch dass nur er sein Leiden beenden konnte; der lieber stillschweigend erduldete, statt für seine Rechte, die er nach wie vor nicht als solche wahrnahm, einzustehen; der im Grunde das genaue Gegenteil von Deidara war?! Seufzend packte er die sortierten Unterlagen zurück, verdeckte mit ihnen sein Werkzeug. Vermutlich würde Chiyo eh nicht wissen, wieso er Drähte, Klingen und Scherben aufbewahrte, aber er wollte es auch nicht darauf ankommen lassen. Lieber es ruhte irgendwo versteckt, als dass sie ihm Fragen dazu stellen konnte. Um schnell auf andere Gedanken zu kommen, widmete er sich der nächsten Schublade, die ihn ebenfalls zum Stutzen brachte. Er holte seinen Ordner hervor und besah sich diesen skeptisch. Bereits von außen sah er, dass etwas nicht stimmte. Ungeduldig klappte er die Mappe auf und hielt den Atem an, biss sich nervös auf die Unterlippe. Es fehlten Seiten! Und zwar nicht irgendwelche, sondern die ersten... die über Deidara! Kalter Schweiß trat auf seine Stirn, während er sich unsicher umsah. Er hatte diese Seiten definitiv nicht entfernt! Und seine Großmutter konnte es auch keinesfalls gewesen sein, sonst würde er nicht so hier stehen, denn auch über sie hatte er seine Aufzeichnungen gemacht, die, gelinde gesagt, wenig schmeichelhaft waren. So schloss er ihren Freund ebenfalls aus, der wenig Grund hätte Deidaras Profil zu entfernen und Chiyos zu lassen, ohne ihr davon zu erzählen... Zitternd blickte er auf. War... Deidara es möglicherweise selbst gewesen?! Aber wann? Und wieso? Und wieso hatte dieser dann nichts gesagt?! Verwirrt legte er die Mappe, ordentlich zusammengelegt, wieder in die Schublade, ehe er grübelnd im Zimmer auf und ab ging. Es fiel ihm partout niemand ein, der einen Grund gehabt hätte, ausgerechnet Deidaras Seiten zu entwenden und ansonsten alles zu ignorieren, zudem noch ohne irgendetwas im Nachhinein verlauten zu lassen... Grob wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als es an seiner Zimmertür klopfte und Chiyo, ohne ein „Herein“ abzuwarten, ihren Kopf in sein Zimmer streckte und giftete: „Hast du aufgeräumt?“ Der Rothaarige nickte: „Wie du es wolltest.“ - „Gut. Mein Freund und ich bleiben doch zu Hause, wenn du ohnehin unterwegs bist. Wir wollen was kochen. Komm runter, ich geb dir einen Einkaufszettel, und geh einkaufen!“ Sämtliche Wut herunterschluckend nickte er abermals: „Ist gut, ich komme...“ Er folgte seiner Großmutter direkt nach unten, die Fragen zu seinen Unterlagen durch den Schreck und die Wut völlig vergessend. Und so machte er sich an seinem Geburtstag auf den Weg, um für seine Großmutter Besorgungen zu machen... Es war bereits dunkel, als Deidara noch einmal alles kontrollierte. Für seinen Geschmack waren die Tage im Winter viel zu kurz, aber das kümmerte ihn in diesem Augenblick auch nicht. Er betrat die Küche und nickte zufrieden. Auf dem kleinen Tisch standen Geschirr und Besteck bereit, nach einer halben Stunde hatte er sogar die Servietten ordentlich gefaltet bekommen. Das Essen brutzelte im Ofen und verbreitete einen herrlichen, würzigen Duft! Selbstgemachte Frühlingsrollen und dazu gebratene Ente. Im Kühlschrank wartete eine fluffige Mousse au chocolat auf ihren Einsatz als Dessert. Und zuletzt wurde alles durch eine hübsche Kerze abgerundet, die züngelnd am Docht herunter brannte. Rasch tigerte er ins Wohnzimmer. Auch dort war alles zu seiner Zufriedenheit: aufgeräumt (was eindeutig die meiste Zeit in Anspruch genommen hatte!), mehrere Schüsseln mit Knabberzeug auf dem Tisch, Gläser, Getränke und ein beachtlicher Stapel Videos. Deidara schaute auf die Uhr und quiekte kurz auf. Schon fünf vor sieben! Panisch stürmte er ins Schlafzimmer. Einerseits, um sich noch rechtzeitig umzuziehen, andererseits um seine hiesige Arbeit noch einmal zu betrachten. Während er sich aus seinem Jogginganzug schälte sah er sich um und musste grinsen. Das würde Sasori auf jeden Fall aus den Socken hauen! Und, so hoffte er, nicht nur aus diesen. In Eile stopfte er den Anzug in seinen Kleiderschrank, griff die Kleidung, die er sich, in weiser Voraussicht, bereits vor Stunden bereitgelegt hatte, und schlüpfte hinein. Die Hose war eine schlichte, schwarze 3/4-Hose. Dazu zog er sich einen dunkelroten Pullover an, der am Hals sehr weit geschnitten war. Kritisch begutachtete er sich im Spiegel und lächelte zufrieden. Der Pulli rutschte gerne mal von einer Schulter herunter, wenn man nicht aufpasste... oder wenn man es drauf anlegte. So wie er heute... Es klingelte und guter Dinge eilte Deidara zur Haustür, nicht aber ohne sicher die Schlafzimmertür geschlossen zu haben. Das durfte Sasori noch nicht zu Gesicht bekommen, was sich dahinter verbarg, sonst wäre seine ganze Planung und Überraschung umsonst gewesen. Nervös trat Sasori von einem Fuß auf den anderen, bis sich endlich die Haustür öffnete und Deidara ihn strahlend in die Arme nahm: „Da bist du ja! Hat dich der Drachen echt noch gehen lassen heute?“ Verbittert lächelte er, nickte aber: „Ja, tatsächlich... allerdings nicht, ohne mich vorher noch mit einem Einkauf zu schikanieren. Ich hoffe, dass ich deswegen nicht zu spät bin...“ - „Eine Minute vor sieben... du und unpünktlich?! Du kommst auf Ideen.“ Leicht lächelnd ließ Sasori sich von dem schmunzelnden Blonden in die kleine Wohnung ziehen, wo er rasch seine Schuhe und seinen Mantel auszog und schließlich in die Küche dirigiert wurde. Mit großen Augen sah er sich um und feixte grinsend: „Wer sind Sie und was haben Sie mit Deidara gemacht?! Ich erkenne die Küche ohne das Chaos gar nicht wieder...“ Ihm die Zunge rausstreckend maulte der Blonde beleidigt: „Statt dich zu freuen, dass ich mir so viel Mühe gegeben habe...“ Sasori setzte sich und schmunzelte: „Das tue ich doch... aber das hättest du nicht...“ - „Bah! Sag es nicht, ich will es nicht hören! Ich habe es ja nicht gemacht, weil ich es MUSSTE, sondern weil ich es WOLLTE!“ Deidara öffnete die Klappe vom Backofen. Eine riesige Dampfwolke erhob sich auf der offenen Luke und beschlug augenblicklich die Fensterscheibe, die Gläser und alles andere. Fluchend schaltete er den Ofen aus, ehe er, wieder besser gelaunt, das Essen anrichtete und die beiden es sich schmecken ließen. Zwei Stunden später räkelten sich die beiden gemütlich auf dem Sofa, während einer der Filme über den Bildschirm flimmerte. Deidara saß mit dem Rücken an der Lehne und hatte Sasori zwischen seine Beine mit dessen Rücken an sich gezogen, die Arme um den Rothaarigen gelegt. Er lächelte leicht und blickte nach unten. Es wurde Zeit für die erste Phase seines Plans. Er lehnte sich leicht nach vorne und griff nach der Popcornschüssel. Wie erwartet machte Sasori Platz, bis er sich wieder nach hinten gelehnt hatte. Dabei rutschte schließlich „versehentlich“ der Pullover über seine rechte Schulter, die nun fast völlig unbedeckt war, und sogar ein Stück seiner Brust unter dem Oberteil zum Vorschein kam. Ohne etwas davon bemerkt zu haben, lehnte der Rothaarige sich wieder an ihn und spannte sich plötzlich an. Sasori sah zu ihm herauf und hob eine Augenbraue: „Nicht gerade wintertauglich dein Pulli, oder?“ Deidara grinste jedoch nur breit: „Ach, für hier drinnen ist er super. Ich mag ihn gerne tragen, weil er so kuschelig ist. Und kalt ist mir hier auch nicht. Oder... stört es dich?“ Zufrieden betrachtete er die rötlichen Wangen, als sein Freund den Kopf schüttelte: „Nein... nein, schon okay...“ Kess nahm er sich ein Stück Popcorn und hielt es Sasori entgegen: „Auch was?“ Der Rothaarige schluckte schwer, nickte aber, ehe er die Hand aufhielt, um die Nascherei entgegenzunehmen. Doch Deidara dachte gar nicht daran, sondern schob das Stück seinem Freund lächelnd einfach in den Mund. Es war einfach zu niedlich Sasori dabei zuzusehen, wie er immer dunkler im Gesicht wurde. Es war einfach nur... süß. Ohne den Blick von dem geröteten Gesicht zu nehmen wartete er, bis Sasori das erste Stück verputzt hatte. Lächelnd nahm er ein neues, schob es sich zwischen die Zähne, grinste und beugte sich herunter, während das sich nähernde Gesicht noch dunkler wurde. Die rotbraunen Augen sahen ihn fragend an, doch er unterband eine Diskussion, indem er Sasori einfach das Stück Popcorn „übergab“. Als Deidara sich wieder nach oben beugte, sah Sasori diesem hinterher und setzte sich schließlich irritiert auf. Er schüttelte den Kopf und stotterte vor sich hin: „Was... was sollte das...? Ich meine...“ Plötzlich schwang sich der Blonde einfach auf seinen Schoß und hauchte: „Seit wir zurück sind haben wir so etwas nicht mehr gemacht und ich muss gestehen... irgendwie fehlt es mir...“ Sasori biss sich auf die Unterlippe. Es war ja nicht so, als ob es ihm anders ginge... doch seine Bedenken waren nach wie vor dieselben: „Aber... wir sind doch Freunde... oder... nicht?“ - „Beste Freunde. Vielleicht auch ein bisschen mehr... was meinst du?“ Mit großen Augen sah er Deidara an: „Ich... was... Was meinst du?! Was ist denn, wenn... wenn das nicht funktioniert?! Ich... es tut mir Leid, Deidara, aber...“ Seine Stimme wurde zu einem Flüstern. „Das einzige was ich will, ist dich nicht zu verlieren... und ich fürchte, dass wir mit solchen Sachen alles aufs Spiel setzen...“ Die weichen Lippen glitten an seinem Ohrläppchen vorbei und ein heißkalter Schauer lief über seinen gesamten Körper, ehe der Blonde ihm ins Ohr raunte: „Was können wir denn verlieren? Wenn wir es doch beide wollen und auch genießen... oder tust du das nicht?“ Die Hitze übernahm eindeutig die Oberhand in ihm, als Deidaras Finger sich in seinen Haaren vergruben und die entblößte Schulter sich näher an ihn drückte. Irgendwie war Deidara ein ganz schön hinterhältiges Biest. Sie wussten beide gut genug, dass sie die Finger nicht voneinander lassen konnten. Deidara wusste genau, dass er es mit jeder Pore genoss, was sie getan hatten und auch nun wieder taten. Doch er hatte einfach Angst, dass seine Gefühle alles ruinieren könnten, die mit jedem Mal, das sie sich so nahe kamen, einfach größer wurden. Es war schon lange mehr als nur Freundschaft! Doch eine Beziehung war es eben auch nicht... auch wenn er es eigentlich gerne so hätte. Wieder ertönte Deidaras säuselnde Stimme: „Sasori... es liegt ganz bei dir. Ich würde dir wirklich gerne so nahe sein, denn ich vertraue dir. Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Aber nur, wenn du das auch willst. Ich würde dir nie im Leben für eine Entscheidung böse sein, wie auch immer sie ausfällt. Und schon gar nicht würde ich dich für eine Entscheidung verlassen. Ich stehe zu dem, was ich möchte und ich stehe zu dem, was du bereit bist anzunehmen.“ Er sah dem Blonden in die Augen, die ihn unverhofft liebevoll betrachteten. Nicht gierig oder abschätzig. Nein. Liebevoll und voller Respekt. Mit einem Lächeln auf den Lippen legte er seine Arme schließlich um Deidara und ließ seinen Kopf sachte an die Schulter sinken. Schmiegte seine Wange vorsichtig an die weiche Haut und hauchte einen Kuss auf diese. Er hörte das erleichterte und glückliche Seufzen des Blonden, der dessen Unterleib plötzlich an ihn presste, sein Gesicht umfasste und mit einer Entschlossenheit küsste, die ihn enorm überraschte, gegen die er sich allerdings auch nicht mehr wehren konnte und und wollte. Verführerisch warf Deidara den Kopf in den Nacken, als er seine Hände unter dessen Pullover über den Rücken gleiten ließ, an den Seiten entlang, bis sie auf der Brust zu Ruhe kamen. Für einen Augenblick hielt Sasori inne, konnte der Versuchung jedoch nicht widerstehen und strich mit seinen Fingerkuppen über die empfindlichen Punkte. Von der Aktion doch überrascht keuchte Deidara auf, ehe dieser seine Hände griff, von der warmen Brust wegzog und sie gegen die Lehne des Sofas drückte. Der Blonde presste sich noch näher an ihn und augenblicklich verfärbte sich Sasoris Gesicht wieder, als er etwas gegen seinen Bauch pieksen spürte. Ein wilder Kuss wurde von Deidara entfacht, der ihn fest ans Sofa drückte und dessen Zunge verlangend nach seiner schnappte. Immer schneller musste der Rothaarige die Luft in seine Lungen pumpen, immer heißer wurde ihm. Leidenschaftlich verknoteten sich ihre Zungen regelrecht, tummelten sich mal in seinem Mund, mal in Deidaras, und mal umgarnten sich die Spitzen zwischen ihnen. Schließlich lösten sie den Kuss und Sasori legte den Kopf in den Nacken, als der Blonde keuchend seinen Hals mit Küssen übersäte und mit der Zunge liebkoste. Sasori befreite seine Hände aus ihrer Umklammerung, versenkte sie zunächst in den weich fließenden, blonden Haaren, ehe er sie über die Schultern gleiten ließ, die Arme hinab, bis sie Deidaras Oberschenkel erreichten. Von dem Treiben des Künstler völlig vernebelt, strich er vorsichtig zwischen dessen Beinen entlang, über die mehr als deutliche Beule. Deidara stöhnte ungeniert auf und sah ihm mit lustverschleierten Augen an. Plötzlich wurde ihm von dem Blonden das Shirt über den Kopf gezogen, ehe er selbst bestimmt auf die Couch gedrückt wurde. Wilde Küsse fanden ihren Weg auf seine Brust und schürten das Feuer in ihm ins Unermessliche. Keuchend krallte er sich an Deidara fest, als dieser dessen Körpermitte an seiner zu reiben begann. Und dann hechelten ihm die weichen Lippen des Blonden unendlich verführerisch ins Ohr: „Lass... lass uns ins... Schlafzimmer gehen...“ Ehe er etwas antworten konnte, nickte er bereits und wurde prompt von Deidara auf die Füße und ins Schlafzimmer gezogen. Wie angewurzelt blieb er stehen und sah sich um... Das Bett war frisch gemacht, Kerzen brannten auf dem Nachtschränkchen, auf dem ebenfalls eine kleine Tube und ein Päckchen Kondome stand. Mit einem Schlag war Sasori wieder tomatenrot im Gesicht und sah Deidara an, der gleichwohl entschuldigend wie verführerisch lächelte: „Das ist mein eigentliches Geschenk für dich, Sasori...“ Den Kopf schüttelnd haspelte der Rothaarige herum: „Du... was... ich... also...“ - „Sasori... du und niemand sonst sollst mein Erster sein! Ich... schenke dir mein erstes Mal...“ - „Aber... ich hab doch auch noch nicht...“ Deidara legte ihm einen Finger auf die Lippen und säuselte: „Weiß ich doch. Ich... habe mich ein bisschen schlau gemacht... Also was sagst du?“ Er sah in die erwartungsvoll funkelnden, blauen Augen. Als ob er nein sagen könnte! Diese Ehre war unvergleichlich, unbeschreiblich und... geradezu unvorstellbar! Sasori lächelte leicht und nickte: „Okay...“ Ruckartig wurde er zum Bett gezogen. Deidara verwickelte ihn abermals in einen wilden, inbrünstigen Zungenkuss, während dessen Finger ungeniert über die empfindlichen Stellen seiner Brust strichen und sich immer weiter hinab arbeiteten, bis sie seine Hose erreichten und diese flink öffneten. Lächelnd schob Deidara seine Hand unter die Shorts des Rothaarigen und spürte einen angenehmen Schwindel, als er seine Finger um Sasori legte. Dieser löste mit einem Stöhnen den Kuss und krallte sich in seine Schultern. Rasch entkleidete er seinen Freund schließlich ganz und schob diesen mit einer Hand auf dessen Brust noch weiter, bis Sasori völlig entblößt auf das weiche Bett fiel. Langsam und lasziv entledigte er sich schließlich auch seiner gesamten Kleidung. Noch immer lächelnd folgte er dem Rothaarigen schließlich, kniete sich auf der weichen Matratze neben diesem hin und berührte den fast zierlichen Körper des Anderen mit seinen Händen, seinen Lippen und seiner Zunge schier überall. Quälend langsam zog er mit seinen Lippen die Bahn immer weiter auf Sasoris Mitte herab, bis er schließlich dort ankam, wohin er die ganze Zeit wollte. Für einen Augenblick hielt er inne und sog den Anblick regelrecht in sich auf, der sich ihm dort bot. Von Lust gezeichnet reckte Sasori sich ihm entgegen, nicht weniger bereit für das Kommende, wie er selbst. Vorsichtig hauchte er gegen die Spitze und lauschte dem lustvollen Keuchen. Dann versah er dieselbe Stelle mit einem Kuss, um seine Lippen anschließend langsam von oben herab nach unten wandern, dabei einen sanften Druck ausübend. Kurz blickte er auf und genoss den Anblick des geröteten Gesichts, das trotzdem genau verriet, wie schön es für Sasori war. Nun würde es schwieriger werden, aber er war sich sicher, dass der Rothaarige an einem Punkt war, an dem er es durchaus wagen konnte. So fuhr er noch ein paar Mal die gesamte Länge des heißen Insassen in seinem Mund auf und ab, was immer wieder mit so wundervollen Klängen Sasoris belohnt wurde, ehe er diesen wieder aus seinem Gewahrsam entließ und in die flehend guckenden Augen des Rothaarigen sah. Deidara lächelte und flüsterte sanft: „Entspann dich, es geht gleich weiter...“ Der Angesprochene nickte ihm fahrig zu, und er selbst griff rasch nach den Kondomen und der kleinen Tube. Behutsam winkelte er Sasoris Beine an, ehe er sich etwas von dem Tubeninhalt auf die Finger gab und bedächtig verteilte, bis die zähe Flüssigkeit sich seiner Körpertemperatur in etwa angeglichen hatte. Liebevoll umfasste er die Körpermitte des Rothaarigen mit einer Hand, massierte diese sanft und entlockte Sasori abermals unglaublich erotische Laute dabei. Schließlich strich seine andere Hand über den bloßen Hinter, glitt sein Finger suchend nach ein paar Sekunden zu dem Ort, wohin er wollte. Ein bisher ungekannt intensiver, aber angenehmer Schwindel überkam ihn, als dieser Finger schließlich in Sasori versank und dieser ungehemmt aufstöhnte. Auch Deidara selber merkte, wie sein Blut sich nur noch an einer Stelle in ihm zu sammeln schien, schloss genüsslich die Augen und keuchte erhitzt, nach Luft hechelnd. Gegen alle Befürchtungen schien Sasori keinerlei Reaktion zu zeigen, die auf Schmerz hindeutete; auch beim Hinzunehmen eines zweiten und schließlich dritten Fingers. Deidara spürte die ersten Auswirkungen von der unbändigen Lust des Rothaarigen auf der Hand, die er noch immer um Sasori gelegt hatte und mit der er diesen abzulenken versucht hatte. Offenbar also mit großem Erfolg. Sie sahen sich in die Augen und nickten sich wortlos zu. Aufgeregt, erregt, erwartungsvoll und kurz vor einem Nervenzusammenbruch versah er sich rasch mit einem der Präservative, setzte, von Schweiß genauso wie Sasori bedeckt, an dessen Hintern an und schob sein Becken vorsichtig nach vorne. Ihm war es, als fiele er augenblicklich in Ohnmacht. Dieses einmalige Gefühl war der Wahnsinn! Diese gnadenlose, heiße Enge um ihn, das Gefühl der heftigen Lust in seiner Hand, gepaart mit dem lusterfüllten Stöhnen Sasoris raubte ihm den Verstand total! Mit Sasoris Namen auf den Lippen erreichte Deidara die Erlösung, von dem Rothaarigen dicht gefolgt... {Flashback Ende} Lachend ließ Deidara sich nach hinten in den Sitz fallen und prustete: „Scheiße, Alter... ich hatte nicht einmal angefangen, als es schon vorbei war!“ Grummelnd versuchte Sasori sich die Röte aus dem Gesicht zu ärgern, allerdings ohne Erfolg. Er sah den Blonden aus den Augenwinkeln an und knurrte, auch wenn er sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte: „Jetzt ist gut, so genau wollte ich das gar nicht wissen... aber du hast schon Recht... Wir waren so dermaßen miese Anfänger! Da hatte wohl meine Großmutter einen... problemloseren Abend als wir...“ Deidara kicherte vergnügt: „Wahrscheinlich, auch wenn ich die Vorstellung von ihr und ihrem Freund echt gruselig finde...“ Urplötzlich stieg Sasori in die Eisen. Die Reifen quietschten und sie wurden unsanft in ihre Gurte gedrückt, während Deidara erschrocken aufschrie. Der Wagen kam zum Stehen und Sasori sah den Blonden mit großen Augen an: „Scheiße! ER war es!“ - „Was?! Was war er?“ - „Verflucht, Deidara! Ich habe tatsächlich jahrelang mit XX unter einem Dach gelebt...! Die Unterlagen...! Jetzt macht alles Sinn! XX hatte die Unterlagen über dich geklaut!!! Die im Wohnwagen! Scheiße, Deidara! Wenn ich nicht völlig durchdrehe, dann gibt es nur eine logische Erklärung: XX war der Kerl meiner Großmutter!!!“ Deidara blickte mit vor Schock geweiteten Augen auf das Foto. Sein Atem stockte. Mit zitternden Finger hielt er das Bild schließlich hoch und keuchte: „Ich glaube, dass du Recht hast...“ Sasori musterte die Aufnahme und schlug sich schließlich wütend gegen die Stirn: „Kacke! KACKE! Ich bin so dämlich! Deidara, das... das war keine Aktion von XX! Es war nicht einmal ein Brief dabei! Das Bild... es kann nur von Sensei Madara sein! Genau DAS wollte er uns wohl zeigen...“ Schweigend nickte der Blonde und seufzte. Ein letztes Mal betrachtete er das Bild, das sie mit dem Teddy zeigte... und Chiyos Freund im Hintergrund lässig am Türrahmen lehnend... Kapitel 31: Ein aufregender Geburtstag - non-adult -------------------------------------------------- Zufrieden schloss Sasori die Kofferraumklappe seines Wagens und ließ seine Finger über das Heck des Impala gleiten. Jim hatte sich tatsächlich gut um seine schwarze Schönheit gekümmert, sie hatte nicht einen Kratzer oder eine Beule. Alles war, was ihn trotz Allem ein wenig wunderte, in bester Ordnung. Zumindest mit seinem Wagen. Er blickte auf und schritt um das Auto herum, wo Deidara sich gerade von Jim und Eliza verabschiedete, mit den Gedanken aber ganz woanders zu sein schien. Seit sie wieder aufgestanden waren, wirkte der Blonde schon sehr nachdenklich. Als er selbst völlig erschöpft eingeschlafen war, nachdem Deidara ihm bewiesen hatte, dass dieser nun wahrlich keine leere Versprechungen gemacht hatte, so schien dem Künstler in der Zeit erst wirklich klar geworden zu sein, was kurz davor passiert war. Es wurde wirklich höchste Zeit, dass sie nach Hause kamen. XX hin oder her, aber er machte sich Sorgen um Deidara. Und zu Hause würde er diesem erst einmal ein wenig Ruhe verschaffen, selbst wenn er Hidan dafür rausschmeißen müsste. Er trat an die anderen heran und lächelte leicht, während er beobachtete, wie Deidara liebevoll von Eliza in den Arm genommen und feste gedrückt wurde. Sie schluchzte traurig: „Passt auf euch auf, Jungs! Ich hoffe, dass mein kleines Care-Paket reicht...“ Das erste Mal an diesem Morgen grinste der Blonde breit und feixte: „Also, ich denke, dass ein Kuchen, 10 belegte Brötchen, Frikadellen, 20 Muffins und 10 Donuts für 5 Stunden Autofahrt reichen sollten...“ Die Alte lächelte mit Tränchen in den Augen und nickte, ehe sie sich Sasori zuwandte und ihn in ihre Arme schloss. Während er die fürsorgliche Frau leicht drückte, hauchte er: „Danke, Eliza. Für alles.“ Sie sah ihm in die Augen, lächelte und schüttelte leicht den Kopf: „Nicht dafür, Junge. Pass DU auf, dass ihr heile nach Hause kommt. Und versprich mir eines...“ Sasori nickte: „Was denn?“ - „Wenn ihr alles überstanden habt, dann kommt uns doch irgendwann mal wieder besuchen, okay?“ - „Versprochen!“ Schmunzelnd löste sie sich von ihm und rang mit ihren Tränen, während Deidara und Sasori sich auch von Jim verabschiedeten und schließlich in den Wagen stiegen. Sie hakte sich bei dem Mechaniker ein, während sie dem wegfahrenden Auto hinterher sah und verabschiedend winkte. Sie hoffte wirklich von ganzem Herzen, dass alles gut werden würde. Ein wenig melancholisch seufzte sie, und doch wusste sie, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, als sie Sasori die Uhr ihres verstorbenen Jack geschenkt hatte. Nie hätte sie gedacht, jemals wieder einen Menschen zu treffen, der diesem so unsagbar ähnlich sein würde. Sie lächelte und lehnte sich an Jim an. Damals hatte sie nicht gewusst, wie sie Jack helfen konnte. Doch heute war sie um so viele Lebensjahre erfahrener, weiser. Und heute wusste sie endlich, wieso sie all diese traurigen Erfahrungen hatte machen müssen. So viele Jahre hatte sie sich immer wieder gefragt: wieso? Doch nun wusste sie es. Ihr Jack war nicht mehr völlig umsonst von ihr gegangen, sondern hatte in der Hilfe von Sasori und Deidara endlich einen Sinn gefunden. Deren Aufgabe mochte davon völlig unberührt sein, aber privat... in deren ganz persönlichem Umgang miteinander, da hatten Elizas Erfahrungen und Jacks Tod endlich einen Platz gefunden, um aus etwas Ungünstigem etwas Gutes zu machen. Und das erfüllte die betagte Dame mit Stolz und Zuversicht. Irgendwann würden sie sich wiedersehen... irgendwann würden die beiden zurückkehren, dessen war sie sich sicher. Und irgendwann würde sie auch ihren geliebten Mann wieder in die Arme schließen können. Doch das Warten erschien ihr seit ein paar Tagen nicht mehr ganz so unerträglich zu sein, und dafür dankte sie den beiden jungen Männern aus vollstem Herzen. Während sie über die Landstraße fuhren, blickte Sasori Deidara von der Seite an, der abwesend aus dem Fenster blickte, und seufzte: „Was ist los mit dir?“ Erschrocken sah der Blonde ihn an und lächelte gequält: „Was? Ach... keine Ahnung...“ - „Deidara!“ Der Angesprochene seufzte: „Ist ja gut! Ich... weißt du...“ Er verdrehte die Augen, während ununterbrochen AC/DC aus dem Lautsprecher dröhnte und keifte: „Maaan, die Musik geht mir gerade auf den Zeiger! Dieser Bekloppte hatte es geschafft dich einfach so zu schnappen, ist dir so beschissen nahe gekommen und das macht mir Angst, okay?! Und... du hörst dir fröhlich 'Highway to hell' an!!!“ Unsicher deutete Sasori auf das Handschuhfach: „Da... müsste auch noch andere Musik sein...“ Er drehte die Musik leiser, während Deidara dem Hinweis nachkam und im Handschuhfach nach etwas Anderem suchte. Sasori strich sich durchs Haar und seufzte: „Weißt du... mir hängt das auch noch nach... Aber ich habe durch jahrelanges Training gelernt es mir nicht so anmerken zu lassen.“ Er lachte trocken auf. „Und weißt du was?“ Ihre Blicke trafen sich. „So fatal die Situation für mich war... der erste Gedanke, den ich hatte, als ich wach wurde, der war... nun, der war, ob es DIR gut geht...“ Plötzlich lächelte Deidara: „Wirklich?“ Er nickte: „Wirklich.“ Während er wieder rot anlief, kramte Deidara noch immer lächelnd weiter: „Ich liebe di.... SCHEIßE!“ Irritiert sah Sasori auf: „Was ist?“ Der Blonde verzog das Gesicht zu einer Grimasse, die eine Mischung aus einem Grinsen und einer bösen Vorahnung war, ehe er knurrte: „Entweder, du hebst dir wirklich die schrecklichsten Fotos von uns auf, oder aber unser werter 'Freund' hat uns mal wieder eines zugespielt...“ Rasch huschte Sasoris Blick über die Aufnahme und bescherte ihm ein ähnlich merkwürdiges Gesicht, wie dem Künstler: „Also... nein, das habe nicht ICH ins Handschuhfach getan... das ist eines der Bilder aus meiner Wohnung...“ Er sah dem Blonden in die Augen und eine ganze Weile starrten sie sich einfach nur an. Bis sie, die ganzen Sorgen und Gefahren vergessend, zu grinsen und schließlich zu lachen begannen. Deidara machte die Musik einfach noch ein wenig leiser, schloss das Fach wieder, lehnte sich zurück und betrachtete das Foto kopfschüttelnd: „So ein peinliches Bild!“ Sasoris Blick jedoch wurde ernster. Er sah den Blonden aus den Augenwinkeln an und knurrte: „Es sieht vielleicht peinlich aus, aber... ich konnte es einfach nie weggeben, weil es der schönste Geburtstag meines Lebens gewesen war...“ Es war zum aus der Haut fahren! Schon wieder begannen seine Wangen zu glühen. Deidara sah ihn schelmisch von der Seite an, lächelte aber liebevoll: „Das... ist irgendwie süß.“ Grantig fauchte der Profiler: „Ich bin nicht süß!“ - „Aber hallo!“ Kichernd legte der Künstler ihm eine Hand auf die Schulter: „Abstreiten ist zwecklos. Besonders wenn ich an diesen Tag denke kommt mir das Wort in den Sinn... vor allem, als ich dir dein Geschenk gegeben habe...“ Tiefrot krallte Sasori sich am Lenkrad fest und zog eine Schnute: „Halt doch die Klappe!“ Was versuchte er sich überhaupt aus dieser peinlichen Situation zu retten?! Es würde eh nichts bringen. Einerseits ließ dieser dämlich-zufriedene Blick Deidaras keinen Zweifel daran, und andererseits verhinderte sein doofes rotes Gesicht wohl jegliche Ernsthaftigkeit, von einer gewollten Bedrohlichkeit mal ganz abgesehen. Für Deidara war er jetzt in diesem Augenblick einfach süß, da würden selbst infernalische Morddrohungen rein gar nichts bringen... außer vielleicht alles nur NOCH schlimmer zu machen... {Flashback} „Jetzt haltet auch gefälligst still, sonst könnt ihr euer Foto vergessen! Wie alt seid ihr eigentlich?!“ keifte Chiyo hinter der Kamera, während sie versuchte die zappelnden Jungs zur Ruhe zu bewegen, um ein Foto zu machen, was sich jedoch als deutlich schwieriger herausstellte, als sie sich vorgestellt hatte. Mit dem Rücken zur Haustür versuchten Sasori und Deidara sich mit einem überdimensionalen Teddy zu positionieren, den sie auf dem Jahrmarkt gewonnen hatten, auf dem sie bereits den gesamten Vormittag gewesen waren. Das rosa Ungetüm war gut einen Kopf größer, als sie selbst, fiel bei jeder Pose jedoch wieder um. Bis sie sich schließlich, wie kleine Kinder beim Kaufhausweihnachtsmann, auf die fluffigen Beine des Bären setzten und von links und rechts an sich drückten, dabei wie Honigkuchenpferde grinsten und wirklich nur kurz das Kichern unterlassen konnten. Dabei hielten sie kitschige Ballons und die Reste ihrer Zuckerwatte in der Hand. Erschöpft seufzte Chiyo schließlich auf: „So, ich hab das Foto! Und jetzt seht bloß zu, dass ihr euch wieder benehmt! Ab ins Haus, Sasori! Und du, Deidara, nimmst gefälligst dieses Mistvieh mit, das kommt mir nicht hier rein!“ Der rothaarige sah den blonden Jungen an, nachdem seine Großmutter bereits vorgegangen war, und flüsterte: „Kriegst du den denn alleine getragen?“ Deidara winkte ab und grinste: „Zur Not reite ich das letzte Stück.“ - „Das würde ich ja ZU gerne sehen... und soll ich für heute Abend wirklich nichts mitbringen?“ - „Nein, habe ich dir doch gesagt. Das ist DEIN Geburtstag und du wirst einen Teufel tun und bei mir an diesem Tag einen Finger krumm machen. Ich werde mich von vorne bis hinten um dich kümmern!“ Plötzlich grinste der Blonde wieder, mit einem Ausdruck in den Augen, den Sasori nicht so recht deuten konnte. Lag da etwa... irgendwie etwas lüsternes in diesem Blick? Er konnte es nicht genau sagen. Ruckartig sah er auf, als es von drinnen ungeduldig tönte: „SASORI!“ Seufzend verdrehte er wortlos die Augen, ehe er Deidara zugrinste und aufstehen wollte. Der Blonde jedoch hielt ihn am Handgelenk fest und hauchte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange: „Bis nachher.“ Kichernd schnappte der Künstler sich den riesigen Teddy und hüpfte geradezu von dannen. Kopfschüttelnd schritt Sasori ins Haus, wo seine Großmutter mit verschränkten Armen im Flur wartete und zischte: „Ich weiß gar nicht, wie du dich mit so einem Tunichtgut abgeben kannst... der lässt dich immer deine gute Erziehung vergessen!“ Sein Gesicht war mit einem Mal wieder wie versteinert, seine Stimme absolut emotionslos: „Sei nicht so streng mit ihm. Es wäre mir unmöglich deine gute Erziehung jemals zu vergessen.“ - „Werd bloß nicht unverschämt, junger Mann! Ab auf dein Zimmer, und aufräumen!“ - „Natürlich. Ich bin heute Abend übrigens nicht da.“ Chiyo zuckte desinteressiert mit den Schultern: „Ist mir egal, ich bin ebenfalls nicht im Haus.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren ging Sasori nach oben auf sein Zimmer, schloss die Tür hinter sich und knurrte leise. Blöde Hexe! Aber im Grunde war es ihm nur Recht so. Seit Chiyo mit ihrem neuen Kerl zusammen war, kamen sie deutlich besser miteinander aus... weil sie sich kaum noch sahen. Von daher wollte er sich nicht beschweren, auch wenn es ihn kränkte, dass ihr sein Geburtstag völlig einerlei war. Ihren hatte er beim letzten Mal ebenso geflissentlich ignoriert. Was in einem riesigen Desaster geendet hatte. Wie eine Furie hatte Chiyo getobt und ihn drei ganze Wochen im Zimmer eingeschlossen. Nicht einmal zur Schule hatte er gehen dürfen. Seufzend sah er sich um, und kam wieder zum selben Ergebnis: blöde Hexe! Nicht ein Staubkorn lag irgendwo. Es gab nichts aufzuräumen, doch, wie auch immer sie es jedes Mal schafften, wenn sie kontrollierte, fand sie IMMER etwas und wusste auch immer genau, wenn er nichts getan hatte. Also musste er anfangen... womit auch immer. Er trat an sein Regal heran und öffnete die Schubladen. Etwas zerknirscht stellte er fest, dass diese nicht in dem Zustand waren, wie er sie meinte zurückgelassen zu haben. Doch er beschwerte sich, wie immer, nicht darüber, sondern nahm die nicht hundertprozentig ordentlich verstauten Unterlagen an sich, um sie zu sortieren. Etwas stutzig blätterte er den Stapel durch und hob skeptisch eine Augenbraue. Die Sachen waren nicht einmal mehr richtig nach Datum sortiert... Er konnte sich nicht daran erinnern, die Unterlagen so hinterlassen zu haben. Mit den Dokumenten setzte er sich aufs Bett und holte dies augenblicklich nach. Sein Blick streifte über die Berichte der Klinik, in der er in den Herbstferien gewesen war, und seufzte laut. Er hatte Deidara davon erzählen wollen, hatte es sich wirklich fest vorgenommen, doch jedes Mal hatte ihn bisher der Mut verlassen. Immerhin war dies bereits der zweite Aufenthalt dort gewesen und er wusste einfach nicht, wie er dem Blonden erklären sollte, was sein Problem war. Darüber hinaus war Sasori sich sicher, dass ein lebenslustiger Mensch wie Deidara sicherlich nichts mit einem Bekloppten zu tun haben wollte. Borderliner... das klang schon so komisch. Aber konnte er es mit sich vereinbaren die Wahrheit zu verschleiern? Was würde sein, wenn Deidara es doch irgendwann herausfinden würde?! Er wollte doch nicht, dass der Blonde ihn verließ! Doch was er auch tun würde, die Gefahr wäre allgegenwärtig! Dass er sich überhaupt mit ihm abgab grenzte für Sasori ja bereits an ein Wunder. Wer war er schon? Er war niemand... doch ihm war klar, dass Deidara ihn verlassen würde, wenn dieser wüsste, dass er auch noch ein psychisch kranker Niemand war... Es konnte nur so sein! So war es logisch! Die einzig logische Erklärung, der einzig logische nächste Schritt. Welcher normale Mensch wollte sich schon mit jemandem angeben, der sich selbst verletzte?! Der keine Ahnung von Gefühlen hatte; der ernsthaft hatte lernen müssen, dass er sich etwas Gutes tun musste; der trotz aller Therapie noch immer nicht begreifen konnte, dass er einen Wert besitzen sollte; der lernen musste, dass nicht er Schuld daran war, dass er so war, wie er war, doch dass nur er sein Leiden beenden konnte; der lieber stillschweigend erduldete, statt für seine Rechte, die er nach wie vor nicht als solche wahrnahm, einzustehen; der im Grunde das genaue Gegenteil von Deidara war?! Seufzend packte er die sortierten Unterlagen zurück, verdeckte mit ihnen sein Werkzeug. Vermutlich würde Chiyo eh nicht wissen, wieso er Drähte, Klingen und Scherben aufbewahrte, aber er wollte es auch nicht darauf ankommen lassen. Lieber es ruhte irgendwo versteckt, als dass sie ihm Fragen dazu stellen konnte. Um schnell auf andere Gedanken zu kommen, widmete er sich der nächsten Schublade, die ihn ebenfalls zum Stutzen brachte. Er holte seinen Ordner hervor und besah sich diesen skeptisch. Bereits von außen sah er, dass etwas nicht stimmte. Ungeduldig klappte er die Mappe auf und hielt den Atem an, biss sich nervös auf die Unterlippe. Es fehlten Seiten! Und zwar nicht irgendwelche, sondern die ersten... die über Deidara! Kalter Schweiß trat auf seine Stirn, während er sich unsicher umsah. Er hatte diese Seiten definitiv nicht entfernt! Und seine Großmutter konnte es auch keinesfalls gewesen sein, sonst würde er nicht so hier stehen, denn auch über sie hatte er seine Aufzeichnungen gemacht, die, gelinde gesagt, wenig schmeichelhaft waren. So schloss er ihren Freund ebenfalls aus, der wenig Grund hätte Deidaras Profil zu entfernen und Chiyos zu lassen, ohne ihr davon zu erzählen... Zitternd blickte er auf. War... Deidara es möglicherweise selbst gewesen?! Aber wann? Und wieso? Und wieso hatte dieser dann nichts gesagt?! Verwirrt legte er die Mappe, ordentlich zusammengelegt, wieder in die Schublade, ehe er grübelnd im Zimmer auf und ab ging. Es fiel ihm partout niemand ein, der einen Grund gehabt hätte, ausgerechnet Deidaras Seiten zu entwenden und ansonsten alles zu ignorieren, zudem noch ohne irgendetwas im Nachhinein verlauten zu lassen... Grob wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als es an seiner Zimmertür klopfte und Chiyo, ohne ein „Herein“ abzuwarten, ihren Kopf in sein Zimmer streckte und giftete: „Hast du aufgeräumt?“ Der Rothaarige nickte: „Wie du es wolltest.“ - „Gut. Mein Freund und ich bleiben doch zu Hause, wenn du ohnehin unterwegs bist. Wir wollen was kochen. Komm runter, ich geb dir einen Einkaufszettel, und geh einkaufen!“ Sämtliche Wut herunterschluckend nickte er abermals: „Ist gut, ich komme...“ Er folgte seiner Großmutter direkt nach unten, die Fragen zu seinen Unterlagen durch den Schreck und die Wut völlig vergessend. Und so machte er sich an seinem Geburtstag auf den Weg, um für seine Großmutter Besorgungen zu machen... Es war bereits dunkel, als Deidara noch einmal alles kontrollierte. Für seinen Geschmack waren die Tage im Winter viel zu kurz, aber das kümmerte ihn in diesem Augenblick auch nicht. Er betrat die Küche und nickte zufrieden. Auf dem kleinen Tisch standen Geschirr und Besteck bereit, nach einer halben Stunde hatte er sogar die Servietten ordentlich gefaltet bekommen. Das Essen brutzelte im Ofen und verbreitete einen herrlichen, würzigen Duft! Selbstgemachte Frühlingsrollen und dazu gebratene Ente. Im Kühlschrank wartete eine fluffige Mousse au chocolat auf ihren Einsatz als Dessert. Und zuletzt wurde alles durch eine hübsche Kerze abgerundet, die züngelnd am Docht herunter brannte. Rasch tigerte er ins Wohnzimmer. Auch dort war alles zu seiner Zufriedenheit: aufgeräumt (was eindeutig die meiste Zeit in Anspruch genommen hatte!), mehrere Schüsseln mit Knabberzeug auf dem Tisch, Gläser, Getränke und ein beachtlicher Stapel Videos. Deidara schaute auf die Uhr und quiekte kurz auf. Schon fünf vor sieben! Panisch stürmte er ins Schlafzimmer. Einerseits, um sich noch rechtzeitig umzuziehen, andererseits um seine hiesige Arbeit noch einmal zu betrachten. Während er sich aus seinem Jogginganzug schälte sah er sich um und musste grinsen. Das würde Sasori auf jeden Fall aus den Socken hauen! Und, so hoffte er, nicht nur aus diesen. In Eile stopfte er den Anzug in seinen Kleiderschrank, griff die Kleidung, die er sich, in weiser Voraussicht, bereits vor Stunden bereitgelegt hatte, und schlüpfte hinein. Die Hose war eine schlichte, schwarze 3/4-Hose. Dazu zog er sich einen dunkelroten Pullover an, der am Hals sehr weit geschnitten war. Kritisch begutachtete er sich im Spiegel und lächelte zufrieden. Der Pulli rutschte gerne mal von einer Schulter herunter, wenn man nicht aufpasste... oder wenn man es drauf anlegte. So wie er heute... Es klingelte und guter Dinge eilte Deidara zur Haustür, nicht aber ohne sicher die Schlafzimmertür geschlossen zu haben. Das durfte Sasori noch nicht zu Gesicht bekommen, was sich dahinter verbarg, sonst wäre seine ganze Planung und Überraschung umsonst gewesen. Nervös trat Sasori von einem Fuß auf den anderen, bis sich endlich die Haustür öffnete und Deidara ihn strahlend in die Arme nahm: „Da bist du ja! Hat dich der Drachen echt noch gehen lassen heute?“ Verbittert lächelte er, nickte aber: „Ja, tatsächlich... allerdings nicht, ohne mich vorher noch mit einem Einkauf zu schikanieren. Ich hoffe, dass ich deswegen nicht zu spät bin...“ - „Eine Minute vor sieben... du und unpünktlich?! Du kommst auf Ideen.“ Leicht lächelnd ließ Sasori sich von dem schmunzelnden Blonden in die kleine Wohnung ziehen, wo er rasch seine Schuhe und seinen Mantel auszog und schließlich in die Küche dirigiert wurde. Mit großen Augen sah er sich um und feixte grinsend: „Wer sind Sie und was haben Sie mit Deidara gemacht?! Ich erkenne die Küche ohne das Chaos gar nicht wieder...“ Ihm die Zunge rausstreckend maulte der Blonde beleidigt: „Statt dich zu freuen, dass ich mir so viel Mühe gegeben habe...“ Sasori setzte sich und schmunzelte: „Das tue ich doch... aber das hättest du nicht...“ - „Bah! Sag es nicht, ich will es nicht hören! Ich habe es ja nicht gemacht, weil ich es MUSSTE, sondern weil ich es WOLLTE!“ Deidara öffnete die Klappe vom Backofen. Eine riesige Dampfwolke erhob sich auf der offenen Luke und beschlug augenblicklich die Fensterscheibe, die Gläser und alles andere. Fluchend schaltete er den Ofen aus, ehe er, wieder besser gelaunt, das Essen anrichtete und die beiden es sich schmecken ließen. Zwei Stunden später räkelten sich die beiden gemütlich auf dem Sofa, während einer der Filme über den Bildschirm flimmerte. Deidara saß mit dem Rücken an der Lehne und hatte Sasori zwischen seine Beine mit dessen Rücken an sich gezogen, die Arme um den Rothaarigen gelegt. Er lächelte leicht und blickte nach unten. Es wurde Zeit für die erste Phase seines Plans. Er lehnte sich leicht nach vorne und griff nach der Popcornschüssel. Wie erwartet machte Sasori Platz, bis er sich wieder nach hinten gelehnt hatte. Dabei rutschte schließlich „versehentlich“ der Pullover über seine rechte Schulter, die nun fast völlig unbedeckt war, und sogar ein Stück seiner Brust unter dem Oberteil zum Vorschein kam. Ohne etwas davon bemerkt zu haben, lehnte der Rothaarige sich wieder an ihn und spannte sich plötzlich an. Sasori sah zu ihm herauf und hob eine Augenbraue: „Nicht gerade wintertauglich dein Pulli, oder?“ Deidara grinste jedoch nur breit: „Ach, für hier drinnen ist er super. Ich mag ihn gerne tragen, weil er so kuschelig ist. Und kalt ist mir hier auch nicht. Oder... stört es dich?“ Zufrieden betrachtete er die rötlichen Wangen, als sein Freund den Kopf schüttelte: „Nein... nein, schon okay...“ Kess nahm er sich ein Stück Popcorn und hielt es Sasori entgegen: „Auch was?“ Der Rothaarige schluckte schwer, nickte aber, ehe er die Hand aufhielt, um die Nascherei entgegenzunehmen. Doch Deidara dachte gar nicht daran, sondern schob das Stück seinem Freund lächelnd einfach in den Mund. Es war einfach zu niedlich Sasori dabei zuzusehen, wie er immer dunkler im Gesicht wurde. Es war einfach nur... süß. Ohne den Blick von dem geröteten Gesicht zu nehmen wartete er, bis Sasori das erste Stück verputzt hatte. Lächelnd nahm er ein neues, schob es sich zwischen die Zähne, grinste und beugte sich herunter, während das sich nähernde Gesicht noch dunkler wurde. Die rotbraunen Augen sahen ihn fragend an, doch er unterband eine Diskussion, indem er Sasori einfach das Stück Popcorn „übergab“. Als Deidara sich wieder nach oben beugte, sah Sasori diesem hinterher und setzte sich schließlich irritiert auf. Er schüttelte den Kopf und stotterte vor sich hin: „Was... was sollte das...? Ich meine...“ Plötzlich schwang sich der Blonde einfach auf seinen Schoß und hauchte: „Seit wir zurück sind haben wir so etwas nicht mehr gemacht und ich muss gestehen... irgendwie fehlt es mir...“ Sasori biss sich auf die Unterlippe. Es war ja nicht so, als ob es ihm anders ginge... doch seine Bedenken waren nach wie vor dieselben: „Aber... wir sind doch Freunde... oder... nicht?“ - „Beste Freunde. Vielleicht auch ein bisschen mehr... was meinst du?“ Mit großen Augen sah er Deidara an: „Ich... was... Was meinst du?! Was ist denn, wenn... wenn das nicht funktioniert?! Ich... es tut mir Leid, Deidara, aber...“ Seine Stimme wurde zu einem Flüstern. „Das einzige was ich will, ist dich nicht zu verlieren... und ich fürchte, dass wir mit solchen Sachen alles aufs Spiel setzen...“ Die weichen Lippen glitten an seinem Ohrläppchen vorbei und ein heißkalter Schauer lief über seinen gesamten Körper, ehe der Blonde ihm ins Ohr raunte: „Was können wir denn verlieren? Wenn wir es doch beide wollen und auch genießen... oder tust du das nicht?“ Die Hitze übernahm eindeutig die Oberhand in ihm, als Deidaras Finger sich in seinen Haaren vergruben und die entblößte Schulter sich näher an ihn drückte. Irgendwie war Deidara ein ganz schön hinterhältiges Biest. Sie wussten beide gut genug, dass sie die Finger nicht voneinander lassen konnten. Deidara wusste genau, dass er es mit jeder Pore genoss, was sie getan hatten und auch nun wieder taten. Doch er hatte einfach Angst, dass seine Gefühle alles ruinieren könnten, die mit jedem Mal, das sie sich so nahe kamen, einfach größer wurden. Es war schon lange mehr als nur Freundschaft! Doch eine Beziehung war es eben auch nicht... auch wenn er es eigentlich gerne so hätte. Wieder ertönte Deidaras säuselnde Stimme: „Sasori... es liegt ganz bei dir. Ich würde dir wirklich gerne so nahe sein, denn ich vertraue dir. Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Aber nur, wenn du das auch willst. Ich würde dir nie im Leben für eine Entscheidung böse sein, wie auch immer sie ausfällt. Und schon gar nicht würde ich dich für eine Entscheidung verlassen. Ich stehe zu dem, was ich möchte und ich stehe zu dem, was du bereit bist anzunehmen.“ Er sah dem Blonden in die Augen, die ihn unverhofft liebevoll betrachteten. Nicht gierig oder abschätzig. Nein. Liebevoll und voller Respekt. Mit einem Lächeln auf den Lippen legte er seine Arme schließlich um Deidara und ließ seinen Kopf sachte an die Schulter sinken. Schmiegte seine Wange vorsichtig an die weiche Haut und hauchte einen Kuss auf diese. Er hörte das erleichterte und glückliche Seufzen des Blonden, der dessen Unterleib plötzlich an ihn presste, sein Gesicht umfasste und mit einer Entschlossenheit küsste, die ihn enorm überraschte, gegen die er sich allerdings auch nicht mehr wehren konnte und und wollte. Verführerisch warf Deidara den Kopf in den Nacken, als er seine Hände unter dessen Pullover über den Rücken gleiten ließ, an den Seiten entlang, bis sie auf der Brust zu Ruhe kamen. Für einen Augenblick hielt Sasori inne, konnte der Versuchung jedoch nicht widerstehen und strich mit seinen Fingerkuppen über die empfindlichen Punkte. Von der Aktion doch überrascht keuchte Deidara auf, ehe dieser seine Hände griff, von der warmen Brust wegzog und sie gegen die Lehne des Sofas drückte. Der Blonde presste sich noch näher an ihn und augenblicklich verfärbte sich Sasoris Gesicht wieder, als er etwas gegen seinen Bauch pieksen spürte. Ein wilder Kuss wurde von Deidara entfacht, der ihn fest ans Sofa drückte und dessen Zunge verlangend nach seiner schnappte. Immer schneller musste der Rothaarige die Luft in seine Lungen pumpen, immer heißer wurde ihm. Leidenschaftlich verknoteten sich ihre Zungen regelrecht, tummelten sich mal in seinem Mund, mal in Deidaras, und mal umgarnten sich die Spitzen zwischen ihnen. Schließlich lösten sie den Kuss und Sasori legte den Kopf in den Nacken, als der Blonde keuchend seinen Hals mit Küssen übersäte und mit der Zunge liebkoste. Sasori befreite seine Hände aus ihrer Umklammerung, versenkte sie zunächst in den weich fließenden, blonden Haaren, ehe er sie über die Schultern gleiten ließ, die Arme hinab, bis sie Deidaras Oberschenkel erreichten. Von dem Treiben des Künstler völlig vernebelt, strich er vorsichtig zwischen dessen Beinen entlang, über die mehr als deutliche Beule. Deidara stöhnte ungeniert auf und sah ihm mit lustverschleierten Augen an. Plötzlich wurde ihm von dem Blonden das Shirt über den Kopf gezogen, ehe er selbst bestimmt auf die Couch gedrückt wurde. Wilde Küsse fanden ihren Weg auf seine Brust und schürten das Feuer in ihm ins Unermessliche. Keuchend krallte er sich an Deidara fest, als dieser dessen Körpermitte an seiner zu reiben begann. Und dann hechelten ihm die weichen Lippen des Blonden unendlich verführerisch ins Ohr: „Lass... lass uns ins... Schlafzimmer gehen...“ Ehe er etwas antworten konnte, nickte er bereits und wurde prompt von Deidara auf die Füße und ins Schlafzimmer gezogen. Wie angewurzelt blieb er stehen und sah sich um... Das Bett war frisch gemacht, Kerzen brannten auf dem Nachtschränkchen, auf dem ebenfalls eine kleine Tube und ein Päckchen Kondome stand. Mit einem Schlag war Sasori wieder tomatenrot im Gesicht und sah Deidara an, der gleichwohl entschuldigend wie verführerisch lächelte: „Das ist mein eigentliches Geschenk für dich, Sasori...“ Den Kopf schüttelnd haspelte der Rothaarige herum: „Du... was... ich... also...“ - „Sasori... du und niemand sonst sollst mein Erster sein! Ich... schenke dir mein erstes Mal...“ - „Aber... ich hab doch auch noch nicht...“ Deidara legte ihm einen Finger auf die Lippen und säuselte: „Weiß ich doch. Ich... habe mich ein bisschen schlau gemacht... Also was sagst du?“ Er sah in die erwartungsvoll funkelnden, blauen Augen. Als ob er nein sagen könnte! Diese Ehre war unvergleichlich, unbeschreiblich und... geradezu unvorstellbar! Sasori lächelte leicht und nickte: „Okay...“ Ruckartig wurde er zum Bett gezogen. Deidara verwickelte ihn abermals in einen wilden, inbrünstigen Zungenkuss, während dessen Finger ungeniert über die empfindlichen Stellen seiner Brust strichen und sich immer weiter hinab arbeiteten, bis sie seine Hose erreichten und diese flink öffneten. Lächelnd schob Deidara seine Hand unter die Shorts des Rothaarigen und spürte einen angenehmen Schwindel, als er seine Finger um Sasori legte. Dieser löste mit einem Stöhnen den Kuss und krallte sich in seine Schultern. Rasch entkleidete er seinen Freund schließlich ganz und schob diesen mit einer Hand auf dessen Brust noch weiter, bis Sasori völlig entblößt auf das weiche Bett fiel. Langsam und lasziv entledigte er sich schließlich auch seiner gesamten Kleidung. Noch immer lächelnd folgte er dem Rothaarigen schließlich, kniete sich auf der weichen Matratze neben diesem hin und berührte den fast zierlichen Körper des Anderen mit seinen Händen, seinen Lippen und seiner Zunge schier überall. Quälend langsam zog er mit seinen Lippen die Bahn immer weiter auf Sasoris Mitte herab, bis er schließlich dort ankam, wohin er die ganze Zeit wollte. Für einen Augenblick hielt er inne und sog den Anblick regelrecht in sich auf, der sich ihm dort bot. Von Lust gezeichnet reckte Sasori sich ihm entgegen, nicht weniger bereit für das Kommende, wie er selbst. Vorsichtig hauchte er gegen die Spitze und lauschte dem lustvollen Keuchen. Dann versah er dieselbe Stelle mit einem Kuss, um seine Lippen anschließend langsam von oben herab nach unten wandern, dabei einen sanften Druck ausübend. Kurz blickte er auf und genoss den Anblick des geröteten Gesichts, das trotzdem genau verriet, wie schön es für Sasori war. Nun würde es schwieriger werden, aber er war sich sicher, dass der Rothaarige an einem Punkt war, an dem er es durchaus wagen konnte. So fuhr er noch ein paar Mal die gesamte Länge des heißen Insassen in seinem Mund auf und ab, was immer wieder mit so wundervollen Klängen Sasoris belohnt wurde, ehe er diesen wieder aus seinem Gewahrsam entließ und in die flehend guckenden Augen des Rothaarigen sah. Deidara lächelte und flüsterte sanft: „Entspann dich, es geht gleich weiter...“ Der Angesprochene nickte ihm fahrig zu, und er selbst griff rasch nach den Kondomen und der kleinen Tube. Behutsam winkelte er Sasoris Beine an, ehe er sich etwas von dem Tubeninhalt auf die Finger gab und bedächtig verteilte, bis die zähe Flüssigkeit sich seiner Körpertemperatur in etwa angeglichen hatte. Liebevoll umfasste er die Körpermitte des Rothaarigen mit einer Hand, massierte diese sanft und entlockte Sasori abermals unglaublich erotische Laute dabei. Schließlich strich seine andere Hand über den bloßen Hinter, glitt sein Finger suchend nach ein paar Sekunden zu dem Ort, wohin er wollte. Deidara selber merkte, wie sein Blut sich nur noch an einer Stelle in ihm zu sammeln schien, schloss genüsslich die Augen und keuchte erhitzt, nach Luft hechelnd. Sie sahen sich in die Augen und nickten sich wortlos zu. Und erlebten das erste Mal so, wie sie es sich nicht erst seit diesem Abend vorgestellt hatten... Fast zumindest. {Flashback Ende} Lachend ließ Deidara sich nach hinten in den Sitz fallen und prustete: „Scheiße, Alter... ich hatte nicht einmal angefangen, als es schon vorbei war!“ Grummelnd versuchte Sasori sich die Röte aus dem Gesicht zu ärgern, allerdings ohne Erfolg. Er sah den Blonden aus den Augenwinkeln an und knurrte, auch wenn er sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte: „Jetzt ist gut, so genau wollte ich das gar nicht wissen... aber du hast schon Recht... Wir waren so dermaßen miese Anfänger! Da hatte wohl meine Großmutter einen... problemloseren Abend als wir...“ Deidara kicherte vergnügt: „Wahrscheinlich, auch wenn ich die Vorstellung von ihr und ihrem Freund echt gruselig finde...“ Urplötzlich stieg Sasori in die Eisen. Die Reifen quietschten und sie wurden unsanft in ihre Gurte gedrückt, während Deidara erschrocken aufschrie. Der Wagen kam zum Stehen und Sasori sah den Blonden mit großen Augen an: „Scheiße! ER war es!“ - „Was?! Was war er?“ - „Verflucht, Deidara! Ich habe tatsächlich jahrelang mit XX unter einem Dach gelebt...! Die Unterlagen...! Jetzt macht alles Sinn! XX hatte die Unterlagen über dich geklaut!!! Die im Wohnwagen! Scheiße, Deidara! Wenn ich nicht völlig durchdrehe, dann gibt es nur eine logische Erklärung: XX war der Kerl meiner Großmutter!!!“ Deidara blickte mit vor Schock geweiteten Augen auf das Foto. Sein Atem stockte. Mit zitternden Finger hielt er das Bild schließlich hoch und keuchte: „Ich glaube, dass du Recht hast...“ Sasori musterte die Aufnahme und schlug sich schließlich wütend gegen die Stirn: „Kacke! KACKE! Ich bin so dämlich! Deidara, das... das war keine Aktion von XX! Es war nicht einmal ein Brief dabei! Das Bild... es kann nur von Sensei Madara sein! Genau DAS wollte er uns wohl zeigen...“ Schweigend nickte der Blonde und seufzte. Ein letztes Mal betrachtete er das Bild, das sie mit dem Teddy zeigte... und Chiyos Freund im Hintergrund lässig am Türrahmen lehnend... Kapitel 32: Es wird ernst ------------------------- Mit leicht zitternden Fingern drückte er die Tasten seines Handys in der Freisprechanlage. Er musste es einfach wissen! GENAU wissen! Er konnte Deidaras besorgten Blick genau spüren, auch wenn er es nicht über sich brachte zurückzuschauen. Die verhasste Nummer leuchtete auf dem Display auf und er atmete tief durch. Ehe er jedoch auf „wählen“ drücken konnte, ertönte die Stimme des Blonden neben ihm: „Wenn es dir so schwer fällt, dann lass es doch bleiben... Ich denke, dass wir es sicher genug wissen.“ Doch er schüttelte den Kopf: „Ich muss es tun. Es würde mir sonst keine Ruhe lassen.“ Er schloss seine Augen und lachte trocken auf: „Ich war so ein Narr... Jahre meines Lebens habe ich mich nur selbst belogen... einerseits darüber, dass ich mir vormachen wollte dich zu hassen, und andererseits darüber, dass mich die Entfernung nach Japan endlich von ihren Fesseln befreit.“ Zitternd drückte er die Taste und wisperte: „Über die erste Lüge bin ich nun wirklich nicht böse im Nachhinein, aber... ich wünschte, dass mir die Jahre bei Chiyo egal sein könnten.“ Für beide deutlich hörbar ertönte das Freizeichen und Deidara murmelte nachdenklich: „Wie spät ist es in Tokio eigentlich gerade?“ - „Wie spät ist es bei uns?“ Der Blonde sah auf die Uhr: „11 Uhr.“ Sasori grinste: „Dann ist es in Tokio im Moment 1 Uhr in der Nacht...“ - „Streber.“ „Ja?!“ ertönte es von der anderen Seite der Leitung müde und schwer genervt. Noch immer grinsend meldete Sasori sich: „Hallo Chiyo.“ - „HAST DU EIGENTLICH EINE AHNUNG WIE SPÄT ES IST?! Meldest dich ewig nicht und dann so eine Unverschämtheit!!!“ Irgendwie kam er sich lächerlich vor, dass ihn dieses Verhalten nicht im Geringsten überraschte. Und doch war es genau DIE Reaktion, die er erwartet hatte. Süffisant grinsend fuhr er fort: „Ich bin untröstlich, daran habe ich GAR NICHT gedacht... hier ist es noch nicht ganz Mittag.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber ich rufe auch nicht an, um über die guten alten Zeiten zu plaudern... Ich brauche eine Information von dir.“ Ein Schnauben war zu hören, ehe Chiyo keifte: „Dann sieh zu! Als ob ich von dir Nichtsnutz auch erwarten könnte, dass du dich um mich kümmerst?!“ Deidara verzog das Gesicht zu einer Grimasse und knurrte: „Ehre dem, dem Ehre gebührt...“ Sasoris Großmutter seufzte nur theatralisch: „Wieso überrascht es mich nicht, dass ausgerechnet DU in der Nähe bist?!“ Der Blonde grinste: „Weil ich Sasori so liebe, wie er ist.“ Der Rothaarige funkelte den Künstler streng an und unterband eine Diskussion zwischen den beiden, indem er einfach zum Punkt kam: „Wie gesagt, ich brauche eine Auskunft von dir.“ - „Ich sagte doch: sieh zu!“ - „Der Kerl, für den du mich damals rausgeschmissen hast...“ - „Hör mir bloß mit DEM auf! Der ist noch am selben Tag spurlos verschwunden!!“ Die beiden sahen sich kurz an und wussten, dass dies ihren Verdacht tatsächlich verstärkte. Doch Sasori wollte es GENAU wissen: „Sag mal... war der auch mal alleine bei uns im Haus?“ Völlig entnervt schnaubte seine Großmutter: „Was sind denn das für bescheuerte Fragen?! Aber: JA! War er! Wieso willst du das überhaupt wissen? Ist es dir egal wie es mir geht?“ - „Wie war sein Name? Den habe ich nie erfahren...“ - „Er hieß Sir Tobi, II.!“ Ruckartig sahen die beiden auf, Sasoris Gesicht färbte sich immer bleicher. Er hatte wirklich Recht! Sein Kopfschmerz meldete sich mit einem Mal donnernd zurück. Er hatte wirklich das Haus mit diesem Irren geteilt, ohne es auch nur im Ansatz zu bemerken! Er presste seine Hände an die pochenden Schläfen und senkte den Blick. Deidara sah ihn besorgt von der Seite an. Aus dem Telefon dröhnte es weiter: „Ich bin dir wohl wirklich egal, oder?! Was habe ich in deiner Erziehung nur falsch gemacht? Du bist so undankbar! Und das nach allem, was ich für dich getan habe!!!“ Deidara beobachtete, wie Sasori das Gesicht in dessen Händen vergrub und immer mehr in sich zusammensackte. Was genug war, war genug! Es wurde dringend Zeit, dieser Hexe mal gehörig die Meinung zu geigen! Wieder keifte sie: „ICH REDE MIT DIR!!!“ Wütend ballte Deidara seine Hand zur Faust und erwiderte den groben Tonfall: „Jetzt hörst DU MIR mal zu, Chiyo!!! Ich habe all die Jahre Sasori zuliebe meinen Mund gehalten, aber ich habe die Schnauze so gestrichen voll von dir! Du bist eine widerliche, arrogante, egoistische und falsche Hexe! Sasori hat dir deinen dämlichen Arsch nachgetragen, wo er nur konnte! Ohne sich zu beschweren ist er an seinem Geburtstag für dich einkaufen gegangen und hat sich von dir schikanieren lassen! Selbst Aschenputtel hätte liebend gerne ihre Familie behalten, wenn sie die Wahl zwischen dieser und dir gehabt hätte!!! Wer sich hier nur um sich selbst gekümmert hat, das warst DU! Vor wenigen Tagen noch hätte ein Irrer deinen Enkel fast umgebracht, aber das interessiert dich ja einen feuchten Dreck! Hauptsache DU kannst ihm ein schlechtes Gewissen machen, weil er es ENDLICH geschafft hat sich von deiner Terrorherrschaft zu befreien! Du kannst mich mal, Chiyo! Kreuzweise! ICH kümmere mich jetzt um Sasori und zwar SO, wie er es verdient hat!“ Mit einem Knopfdruck beendete er das Gespräch einfach, ehe dieser Drachen ihm noch antworten konnte, atmete tief durch und lächelte zufrieden: „DAS... war schon lange mal nötig!“ Grinsend blickte er zur Seite und sah in ein völlig entgleistes und käsiges Gesicht. Sasori schüttelte ungläubig den Kopf: „Du... ich... also.... Wow!“ Er war so durch den Wind, dass ihn nicht einmal sein mehr als dürftiger Wortschatz in diesem Augenblick störte. Der Blonde lächelte ihn liebevoll an: „Tut mir Leid, aber das wollte ich ihr schon lange mal sagen.“ - „Nein... nein... das ist... schon okay... ich... also... Danke. Danke!“ Schmunzelnd streichelte Deidara ihm zärtlich über die Wange und raunte: „Nicht dafür.“ Ein liebevoller Kuss wurde ihm auf die Lippen gehaucht, ehe der Künstler ihm in die Augen sah und mit ernster Stimme sprach: „So! Und so lasse ich dich nicht mehr fahren. Du bist ja noch immer ganz durcheinander und zitterst wie Espenlaub. Wir fahren jetzt noch ein Stück und halten am nächsten Motel.“ Er blickte in die azurblauen Augen: „Aber... was ist mit Hidan und deinem Haus und überhaupt...?“ - „Mach dir keine Sorgen, ich kümmer mich um alles. Der Bekloppte hängt uns doch eh an den Hacken, was macht es da, ob wir einen Tag früher oder später in Miami ankommen?!“ Sasori nickte. Was sollte er schon erwidern? Deidara hatte ja Recht. Mit Allem. Insbesondere jedoch damit, dass er SO nicht mehr fahren sollte. Er war mit dem Kopf nun wirklich nicht mehr in der Lage sich auf die Straße zu konzentrieren. Rasch tauschten sie die Plätze. Während Deidara in Richtung Miami weiterfuhr, blickte Sasori aus dem Fenster und versuchte dieses unwirklich erscheinende Telefongespräch irgendwie zu verarbeiten. Er konnte nicht einmal genau sagen, was daran ihn mehr aus der Bahn warf: die Bestätigung seines Verdachts, die Anschuldigungen seiner Großmutter oder aber diese leidenschaftliche Standpauke Deidaras. Er wusste es nicht. Vielleicht war das auch nicht die richtige Frage, denn irgendwie fertig gemacht hatte ihn alles sehr, wenngleich auch auf völlig unterschiedliche Weisen. Dass Chiyo ihm nichts freundliches zu sagen hätte, das hatte er sich im Voraus bereits gedacht. Und doch hatte es wieder weh getan. Sehr sogar. Wieder war es ihr nur um sich selbst gegangen. Sein Leben war für sie nicht existent, bedeutungslos, wertlos. Es war egal, was er durchgemacht oder geleistet hatte. Es interessierte nicht im Geringsten. Vermutlich wäre es ihr sogar noch ein Ärgernis gewesen, wenn er sich irgendwann umgebracht hätte, da sie dann seine Beerdigung hätte organisieren und finanzieren müssen. Der Gedanke an XX in seinem Haus, und insbesondere im Bett seiner Großmutter, löste vor allem Anderen Ekel in ihm aus. Wut auch. Darüber, dass er es damals nicht verstanden hat. Doch in erster Linie Ekel. Wie krank musste dieser Spinner denn sein, um sich von Chiyo aushalten zu lassen, nur um an Informationen zu kommen?! Nur um mehr über ihn, Sasori, zu erfahren?! Nur langsam wurde ihm allmählich klar, wie enorm die Tragweite dieser Erkenntnis reichte. Und noch langsamer verstand er, dass es wirklich von Anfang an um sie beide und nicht nur um Deidara ging. XX war mehr als nur ein Stalker; mehr als nur ein Irrer; mehr als irgendein Verbrecher, dem er jemals auf der Spur gewesen war! XX war, was Sasori nur ungerne zugab, ein krankes Genie, bei dem er von Anfang an mit einem Profil im klassischen Sinne auf völlig verlorenem Posten gestanden hatte. XX übertraf alles, was er bisher gelernt oder gesehen hatte; passte in keine Kategorie, in keine Schublade und in kein noch so seltenes Profil. Nein. Denn XX benahm sich nicht linear, nicht nach einem bestimmten Muster und auch nicht nach bekannten Verhaltenstheorien. XX war ein Wandlungskünstler und schien sich jeder Situation anpassen zu können. Nur eine einzige Sache gab es, die Sasori irgendwie zu seinem Trumpf wandeln musste: die Tatsache, dass XX nur so lange sicher agierte, wie dieser sich der Kontrolle der Situation sicher war. Es mochte nicht viel sein, doch es war besser als nichts. Und schließlich waren da noch Deidaras Worte, die noch immer in seinem Kopf herumspukten. Sie waren so... wundervoll gewesen. Und doch verwirrten sie ihn. Denn er war überzeugt, dass er solche Worte gar nicht verdiente. Doch gleichermaßen hatte Deidara keinerlei Zweifel bestehen lassen, dass die Worte genau so gemeint gewesen waren, wie dieser sie gesagt hatte. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Er mochte es in seinen Augen nicht verdient haben, und doch hatte Deidara sich eben genau dafür entschieden. Und er würde einen Teufel tun, diese Entscheidung jemals wieder anzuzweifeln. Er würde alles daran setzen, diese Tatsache niemals wieder zu vergessen... Nach knapp drei Stunden Fahrt hatten sie schließlich ein kleines Motel gefunden, in dem sie sich ein einfaches Doppelzimmer nahmen. Bereits auf dem Weg dorthin war Sasori immer mal wieder vor Erschöpfung eingenickt, doch als er schließlich auf dem Bett gelegen hatte, da hatte ihn die Müdigkeit endgültig übermannt gehabt. Nun war es bereits dunkel, Deidara schaute fern und er stand unter der Dusche, das fast heiße Wasser mit allen Sinnen genießend. Den Kopf in den Nacken legend, schloss er die Augen und ließ eine Weile schlicht das bloße Wasser auf sich prasseln. Er wusste selbst nicht so genau wieso, aber nach diesem Telefonat und vor allem auch nach der letzten Nacht tat diese heiße Dusche so gut, wie noch nie in seinem Leben! Feine Strähnen klebten auf seinem Gesicht und in seinem Nacken, die das Wasser in wirren Bahnen über sein Gesicht, seinen Hals und seinen Rücken lenkten. Die Luft war extrem feucht durch den Wasserdampf, den das heiße Wasser verursachte, und tauchte das gesamte Bad in einen feuchtwarmen Nebel. Langsam strich er sich die Haare aus dem Gesicht nach hinten und seufzte. Er hatte lange genug herumgetrödelt. Während er, durch den Nebel, beinahe blind nach dem Shampoo griff, streifte ein plötzlicher, eisiger Windhauch seine Haut und versah diese mit einer Gänsehaut. Irritiert blickte er auf und schob vorsichtig den Duschvorhang ein Stück zur Seite. Erschrocken keifte er auf, als urplötzlich jemand vor ihm stand: „WAAA!“ Deidara grinste breit: „Tut mir Leid, ich wollte dich nicht erschrecken...“ Sasori knurrte beleidigt: „Hast du aber! Was willst du?“ Der Blonde musterte ihn eingehend und lächelte schließlich: „Ich wollte nur nach dir sehen und fragen, ob ich etwas für dich tun kann.“ Skeptisch hob er eine Augenbraue. Diesen Blick in den azurblauen Augen kannte er. Mittlerweile sogar sehr gut. Das blonde Biest lag auf der Lauer... Aber diesem würde er es sicherlich nicht einfach machen, auch wenn er gestehen musste, dass ihm diese Ablenkung eigentlich ganz recht war. Das jedoch würde er sicherlich nicht zugeben... noch nicht. Noch immer skeptisch blickend schüttelte er den Kopf: „Alles in bester Ordnung. Ich bin gleich fertig und danach wollte ich mich eigentlich wieder hinlegen...“ Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er Deidaras etwas beleidigte Schnute sah und diesen maulen hörte: „Wirklich? Du kannst mir aber ruhig sagen, wenn ich etwas für dich tun kann...“ - „Werde ich. Und nun lass mich, bitte, in Ruhe duschen, ich muss mir noch die Haare waschen und...“ Mit einem Mal sank der Bademantel von den Schultern des Blonden, der ungeniert zu ihm unter die Dusche kam und ihn grinsend ansah: „Ich helfe dir.“ Rasch griff Deidara an ihm vorbei, nicht ohne dabei jedoch „zufällig“ seine Brust zu streifen. Sasori sah den Künstler mit einem schiefen Lächeln an und schüttelte den Kopf: „Du solltest dir so langsam mal neue Tricks einfallen lassen. Die Tour hat ja wohl schon sooo einen Bart!“ Deidara lächelte und verteilte liebevoll das Shampoo in seinen Haaren: „Später.“ Rasch war das Haarwaschmittel wieder vom Wasser raus gewaschen und Sasori sah Deidara herausfordernd an: „Und nun?“ Der Blonde lächelte süffisant und nahm das Duschgel an sich: „Was glaubst du?!“ Der Blonde trat einen Schritt näher, bis sich ihre Körper leicht berührten, gab sich etwas von dem Duschgel auf die Hand und stellte die Flasche zurück. Sasori musste lächeln, als er dieses spitzbübische Funkeln in den Augen des Künstlers sah, während dieser begann das Duschgel auf seinen Schultern, seinen Armen und seiner Brust zu verteilen. Langsam glitten die Finger über seine Haut, drückte sich Deidaras Becken immer mehr gegen seines. Er merkte sofort, dass er mit seiner Vermutung Recht gehabt hatte. Das Anliegen des Blonden war eindeutig. Sanft ließ er mit seinen Fingernägeln auf der weichen Haut seine Finger über Deidaras Seiten gleiten, bis sie sich kurz über dessen Hintern wieder trafen und dem Künstler ein freudig-überraschtes Aufkreischen entlockte. Sasori grinste. Diese Stelle war schon immer wie ein Verstärker gewesen. Ein hochgradig empfindlicher Punkt knapp über Deidaras Hintern, der den Blonden jedes Mal in Flammen aufgehen ließ. Er grinste noch immer, als er stürmisch an die Wand gedrückt wurde und aus dem spitzbübischen Blick in den azurblauen Augen ein verlangend-herausgeforderter geworden war. Gepresst wirkte die Stimme und am Rande des Wahnsinns: „Du bist ein Luder!“ Sasori ließ sich den heißen Kuss des Blonden gefallen, reizte die empfindliche Zone jedoch abermals. Deidara warf den Kopf in den Nacken und fauchte: „LUDER!“ Mit gierigem Blick sah der Künstler ihn an, drehte das Wasser ab und zog ihn aus dem Badezimmer. Ohne Umschweife wurde er von Deidara aufs Bett gestoßen, ehe dieser sich augenblicklich auf ihn setzte, ein erhitztes Gerangel ihrer Zungen begann. Grob, aber keineswegs brutal, gruben sich die Hände des Blonden in sein Haar, und presste sich dessen Körpermitte auf ihn. Irgendwie hatte seine Tour um den See wahre Wunder gewirkt. Seine Scheu war verschwindend gering, auch wenn ihm trotzdem eine leichte Röte auf den Wangen lag. Aber es machte so unsagbar viel Spaß! So mies sie am Anfang auch gewesen sein mochten... so phänomenal war es mit der Zeit geworden. Und er hatte das völlig vergessen gehabt! Wie ließ er seine Fingernägel über Deidaras Rücken gleiten, bis zu der empfindsamen Zone. Wieder warf Deidara, den Kuss lösend, den Kopf in den Nacken und kreischte geradezu. Sasori grinste. Wie er dieses Spiel liebte. Keuchend sah der Künstler ihn an und knurrte: „Du legst es wohl heute echt drauf an, oder?“ So unschuldig, wie es ihm in dieser Situation möglich war, schaute er auf und lächelte: „Ich weiß wirklich nicht, was du meinst.“ - „Du hast es ja nicht anders gewollt...“ Deidaras Hand glitt zielsicher unter das Kopfkissen, und ehe Sasori sich versah, waren seine Hände am Bettgestell festgekettet. Wie eine wilde Raubkatze beugte der Blonde sich zu ihm herab. Die noch feuchten Strähnen des langen Haares glitten über seine Brust, während sie sich wieder in wilden und feurigen Küssen verloren. Ungeniert strichen Deidaras Finger über seine Brust und die empfindlichen Punkte dort. Sasori wollte aufkeuchen, doch der Künstler hielt ihn in diesem Kuss, presste ihn regelrecht ins Kissen und quälte ihn leicht grinsend weiter. Unter unterdrückten Lauten bäumte er sich auf, bot Deidara dadurch jedoch noch mehr Angriffsfläche. Der Blonde ließ von seinen Lippen ab, versah dafür seinen Hals mit heißen Küssen, knabberte frech an seinem Ohrläppchen. Sasori winkelte mit einem Mal seine Beine an und Deidara rutschte mit dem Gesicht ins Kissen. Sofort ergriff er die Gelegenheit und biss dem Blonden leicht in die Schulter. Dieser rappelte sich wieder auf und sah ihn wild an: „Na warte!“ Galant rutschte der Künstler ein Stück hinab, um ohne jegliche Vorwarnung die Lippen um seine Körpermitte zu legen. Sich aufbäumend stöhnte Sasori, von der Welle an Glut völlig überrumpelt. Deidara grinste ihn breit an: „Davon will ich mehr hören!“ Wieder versank er in der Mundhöhle und keuchte auf. Die Handschellen klapperten am Bettgestell, die Handschellen drückten sich in seine Handgelenke, seine Füße gruben sich in die weiche Decke. Immer und immer wieder entlockte Deidara ihm die gewünschten Laute. Mit immer mehr Fantasie und entflammenden Kunststücken wurde er regelrecht in Brand gesetzt. Selbst die Luft in seinen Lungen schien stickig und heiß zu sein. Kurz bevor Deidara ihn jedoch von dieser süßen Qual erlöste, löste dieser sich von ihm und sah ihn verführerisch grinsend an: „Naaa... wie gefällt es dir?“ Schweißbedeckt und keuchend sah er auf und knurrte: „Du bist so ein Biest! Sei froh, dass ich festgekettet bin!“ - „Als ob dir das nicht gefällt...“ Sasori begann zu grinsen: „Ich sag doch: Biest!“ Fast infernalisch kreischte er auf, als Deidara sich über seine Brust lehnte und ihn sanft in die empfindlichste Stelle biss. Zu seinem Leidwesen war seine ungekannte Lautstärke in keiner Weise mit Schmerz verbunden, was der Blonde auch sofort in seinen Augen erkannte. Schelmisch grinste der Künstler: „Na endlich! Jetzt kriegst du alles wieder!“ Ohne zu zögern machte Deidara einfach weiter und trieb ihm immer heftigere Wellen unbändigen Feuers durch die Adern. Wie unter Folter wand er sich unter dem Blonden, wobei die Handschellen bereits tiefrote Striemen an seinen Handgelenken hinterließen. Er wusste, was Deidara damit bezwecken wollte. Er wusste es ganz genau! Und diese schrecklich süße Qual ließ ihn sprichwörtlich in die Knie gehen. Nach Luft ringend keuchte er: „Okay! Hör auf! Du hast gewonnen!“ Deidara ließ tatsächlich von seiner Brust ab, verwickelte ihn in eine ganze Reihe intensiver und wilder Küsse, ehe dieser ihm zuhauchte: „WAS habe ich gewonnen?“ Sasori ballte die Hände zu Fäusten und biss dem Künstler abermals in die Schulter, den das auch deutlich mehr erregte als schmerzte, ehe er zischte: „Mach endlich!!!“ Vor Lust schnaufend grinste Deidara: „Aber zuerst müssen wir uns wohl noch ein bisschen gedu...“ - „DEIDARA! Ich hasse es zu warten!!“ Das ließ sich der Blonde nicht zwei Mal sagen! Dieser winkelte seine Beine zitternd an, war Deidara immerhin nicht weniger von der Hitze ihres Miteinanders entfacht worden, wie er selbst. Schweiß perlte diesem von der Stirn, während sie sich unter gleichermaßen lusterfüllten Lauten langsam vereinigten. Am Ende seines Weges beugte Deidara sich zu ihm herab und entlockte ihm abermals ein leidenschaftliches Gerangel ihrer Zungen. Nach einer Weile begann der Blonde sich zu bewegen und Sasori wurde schier schwarz vor Augen. Nie hätte er gedacht, dass der Unterschied zwischen mißtrauisch und vertrauensvoll so eklatant sein würde! Es war nun wirklich nicht ihr erstes Mal miteinander, aber SO hatten sie noch nie miteinander gefochten! Diese Inbrunst, diese unsagbare Lust war völlig neu für ihn, doch alles andere als unangenehm! Während Deidara immer mehr das Tempo erhöhte und, so wie dieser nun einmal war, ungeniert dessen Wohlgefallen in die Stille kreischte, biss er sich endgültig in der bereits lädierten Schulter fest und konnte, wenn der Blonde diese eine bestimmte Stelle in ihm traf, nicht verhindern, dass auch er selbst ungewohnt laut wurde, selbst wenn die Schulter so einiges an Schall verschluckte. Seine begehrenden Bisse trieben Deidara richtig an, der nach Luft schnappend immer schnellere Bewegungen machte. Als sich schließlich die Hand des Künstlers um ihn legte, konnte Sasori einfach nicht mehr. Vom Feuer völlig ausgebrannt versenkte er seine Zähne in der Schulter und presste gleichzeitig Deidaras Namen heraus. Dieser fand schließlich auch seine Erlösung mit seinem Namen auf den Lippen, sank schweißgebadet und völlig aus der Puste auf seine Brust herab, als er die Schulter aus seiner Gefangennahme entließ. Minuten vergingen, in denen sie hilflos nach Luft rangen und langsam wieder zu sich kamen. Deidara zog sich aus ihm zurück, ließ sich neben ihm aufs Bett sinken und öffnete die Handschellen, sah ihm schließlich in die Augen, wischte sich den Schweiß von der Stirn und raunte: „Scheiße, Alter... Wenn ich das früher gewusst hätte, was wir drauf haben...“ - „Deidara?“ - „Ja?!“ - „Halt die Klappe.“ Grinsend zog Sasori sich und dem Blonden die Decke über, ehe er seinen Kopf auf dessen Brust legte und mit einem wohligen Seufzen das sanfte Kraulen in seinem Nacken genoss. Poch, poch, poch.... Poch, poch... Grummelig öffnete Sasori seine Augen und sah auf. Poch, poch, poch... Stöhnend wischte er sich über das Gesicht, während er zum Nachtschränkchen griff und die Lampe anmachte. Er sah sich um. Deidara schlief tief und fest und schien von dem Lärm nichts mitzubekommen... Poch, poch... Knurrend stellte er fest, dass es tatsächlich an ihrer Tür so ungeduldig klopfte, und ließ sich rasch aus dem Bett gleiten. Müde glitt sein Blick über das Display des Weckers... 3:42 Uhr. Poch, poch, poch, poch... So langsam wurde er sauer! Wehe es war nicht wichtig! Rasch zog er sich seine Shorts an und warf sich seinen Kapuzenpullover über, ehe er schlaftrunken zur Tür taperte, diese öffnete und grantig keifte: „WAS?!“ Irritiert hielt er inne, verschränkte die Arme vor der Brust und zischte ungehalten: „Was ist SO wichtig mich mitten in der Nacht aus dem Bett zu schmeißen?!“ Madara sah ihn etwas wirsch an und grinste: „Tut mir Leid, Grünschnabel... Ich muss mit dir sprechen.“ Seufzend trat Sasori einen Schritt aus dem Zimmer heraus, zog die Tür bis kurz vor dem Schloss heran und sah seinen Sensei erwartungsvoll an: „Wie gesagt: was ist so immens wichtig, um mich kackendreist um diese Uhrzeit aus dem Bett zu schmeißen?!“ Der Ältere kratzte sich am Hinterkopf und wich seinem Blick aus: „Ich... weiß nicht so genau wie ich es sagen soll...“ Wütend funkelte er Madara an: „Sag es einfach!! Ich habe echt genug Probleme, da muss ich mich nicht auch noch mit so etwas rumplagen! WAS? WILLST? DU?“ Der Uchiha blickte gleichermaßen amüsiert, wie genervt auf: „Deine Ungeduld... schön...“ Er seufzte. „Habt... ihr meinen Hinweis bekommen?“ Im Zimmer schlug Deidara die Augen auf. Irgendetwas stimmte nicht... Es war so kalt! Er sah sich um. Die Lampe war an, doch Sasori war nicht da. Plötzlich hörte er Stimmen vom Flur her, von der eine eindeutig zu seinem Rotschopf gehörte! Leise stand er auf und schlich in Richtung Zimmertür. Durch den Spalt konnte er Sasori erkennen, sowie einen großgewachsenen Mann mit dunklen, wirren Haaren, der gut ein paar Jahre älter als er war und den Rothaarigen mit einem Blick musterte, der ihm überhaupt nicht gefiel! Sasori verdrehte die Augen und brummte ungeduldig: „Ja, haben wir. Ich verstehe nur nicht, wieso du es mir nicht einfach gesagt hast, sondern diesen Mist mit dem Foto veranstalten musstest! Verdammt, Madara, was für ein bescheuertes Spiel ziehst du eigentlich hier ab?!“ Der Ältere lächelte plötzlich sanft: „Das ist kein Spiel, das weißt du selber. Ich KANN dir nicht mehr sagen, weil dieser Spinner mich sonst endgültig verstümmelt! Es ist kompliziert... und... das Einzige, was ich will ist, dass du diesen Wahnsinnigen kriegst! Aber mehr helfen kann ich dir nicht. Ich habe schon weit mehr getan, als ich darf!“ Der Sensei trat einen Schritt näher an ihn heran und senkte die Stimme: „Du wirst die Wahrheit über ihn erfahren, das weiß ich. Und ICH muss noch etwas tun, bevor du dazu kommen wirst...“ Sasori schüttelte ungläubig den Kopf: „Sag mal... wovon zum Teufel redest du?! Ich habe dir gesagt, dass du mir lieber keinen Grund geben solltest dein Wort nicht für voll zu nehmen, aber dazu bist du auf dem besten Wege!“ - „Dann... zeige ich es dir eben...“ Erschrocken riss er die Augen auf, als sein Mentor ihn plötzlich an die Flurwand drückte und ihm einfach einen Kuss stahl. Panisch versuchte er Madara von sich zu drücken und dessen Treiben zu unterbinden, jedoch ohne großen Erfolg. Der Ältere war körperlich einfach deutlich stärker als er! Ebenso plötzlich, wie dieser Überfall begonnen hatte, fand er allerdings auch wieder zu einem Ende. Irritiert sah er sich um und konnte kaum glauben, was passierte! Deidara riss mit von Wut verzerrtem Gesicht den Sensei von ihm, packte diesen am Kragen und warf Madara mit dem Rücken an die Wand, ehe der Blonde mit hasserfüllten Augen knurrte: „Pass mal auf, du Arschloch!!! Sieh bloß zu, dass du von hier verschwindest, sonst breche ich dir jeden einzelnen Knochen, verstanden?!“ Sasori sah Deidara an und schüttelte den Kopf: „Deidara! Warte!“ Der Künstler ließ jedoch nicht mit sich reden und stieß den Uchiha den Flur herunter: „Verpiss dich!“ Madara richtete sich auf und grinste: „Ist ja schon niedlich. Aber gut, ich gehe. Aber ich werde euch trotzdem helfen, verstanden? Ich werde euch helfen!“ Langsam schritt der Sensei den Flur hinab, während Sasori von Deidara wieder aufs Zimmer gezogen wurde. Als die Tür verschlossen war, blickte der Blonde ihn wütend und doch auch angsterfüllt an und fauchte: „Wieso wolltest du, dass ich es lasse?! Was sollte das?! Hat der das schon einmal gemacht?!“ Vorsichtig trat er an den Künstler heran und versuchte zu erklären: „Bitte, Deidara, verstehe das nicht falsch! Er... hat das nicht zum ersten Mal gemacht, glaube ich...“ - „WAS?! Was soll DAS denn heißen?! Sasori, verarsch mich nicht! Was läuft da mit diesem Arschloch?!“ - „NICHTS! Deidara, ich... ich habe einen Verdacht, und wenn das stimmt, dann... dann haben wir XX!“ Wütend stieß der Blonde ihn weg: „Ich will erst, dass du mir meine Fragen beantwortest!!!“ Sasori nickte: „Das werde ich! Glaube mir, da ist NICHTS! Doch wenn ich dir meinen Verdacht erkläre, dann beantworten sich deine Fragen von ganz alleine! Dafür brauche ich nur den Laptop! Ich... hole ihn eben aus dem Wagen und dann erklärt sich alles, okay?“ Flehend blickte er in die azurblauen Augen. Deidara musste ihm einfach vertrauen, bis er diesem ZEIGEN konnte, worum es hier plötzlich ging. Leise wisperte er: „Bitte... sei nicht böse auf mich und lass mich dir zeigen, was ich meine...“ Seufzend ließ Deidara die Anspannung aus dessen Körper, dennoch nickte der Künstler schließlich: „Gut, wie du willst. Aber sollte mir dein bescheuerter Sensei jemals wieder unter die Augen treten, dann garantiere ich für rein gar nichts!“ Nun nickte auch Sasori: „Natürlich. Ich bin sofort wieder da.“ So eilig, wie noch nie in seinem Leben, stürmte er aus dem Zimmer und schließlich aus dem Motel, öffnete seinen Wagen, holte den Laptop aus dem Kofferraum und verschloss den Wagen wieder. Sein Herz schlug, von Angst erfüllt, in einem unregelmäßigem Rhythmus, als er letztlich wieder ins Gebäude eilte. Nach nicht einmal fünf Minuten betrat er das Zimmer wieder, warf die Tür ins Schloss und schritt nervös zum Bett: „So, pass auf. Gleich wirst du sehen, was ich meine...“ Plötzlich blieb er stehen und sah sich um. Er war alleine im Zimmer... „Deidara?“ Besorgt legte er das Notebook auf dem Bett ab und sah zum Badezimmer. Doch dort brannte kein Licht. Nervös trat ihm kalter Schweiß auf die Stirn. „Deidara?!“ Er schritt doch zum Badezimmer, öffnete die Tür und fand, wie befürchtet, niemanden vor. Aus Nervosität formte sich allmählich greifbare Angst. Wo war der Blonde?! Er war doch nur 5 Minuten weg gewesen!! „Deidara???!“ Sasori rannte ins Zimmer zurück und sah sich abermals um. Plötzlich fiel ihm etwas auf, was das Blut in seinen Adern gefrieren ließ: Die Kleidung des Künstlers war ebenfalls wie vom Erdboden verschluckt! „DEIDARA?!“ Panik brach in ihm aus; steigerte seinen Blutdruck, trieb seinen Puls in die Höhe. Deidara hatte doch versprochen zu warten! Er konnte doch alles erklären! Wie ein scheues Tier lief er wirr durch das Zimmer, schnappte mit immer flacherem Atem nach Luft. „DEIDARA!!!!“ Tränen sammelten sich in seinen Augen. Er war alleine... mutterseelenalleine! Deidara war weg! Einfach so! Sasori presste sich die Finger an die Schläfen, als sein Kopfschmerz ihn in die Knie zwang und durch seinen Schädel wie ein Presslufthammer dröhnte. Sein Blick verschleierte sich, seine Ohren nahmen den Aufruhr der Nachbarn nur noch dumpf wahr. Panisch versuchte Sasori sich aufzurichten, doch seine Beine trugen ihn nicht, so dass er umgehend wieder zu Boden fiel. Die Tränen liefen brennend an seinen Wangen herab. Nur vage wurde ihm am Rande klar, dass er wieder abdriftete, doch es war bereits zu spät. Seine Gedanken kreisten bereits und kannten nur eine logische Schlussfolgerung: Deidara war fort, weil dieser wütend über SEIN Fehlverhalten war! Er, Sasori, hatte den Blonden mit seinem infamen Fehler verscheucht! Deidara hatte ihn verlassen! Deidara hatte ihn WIEDER verlassen!!! „Nein... nein... nein! NEIN!!!“ Wie fremdgesteuert hockte Sasori mitten im Zimmer und vergrub sein Gesicht in den Händen, sank nach vorne, bis er auf seinem eigenen Schoß ruhte. Die alles umfassende Leere kehrte mit einem heftigen Schlag zurück. Sagte ihm, dass er es vermasselt hatte. Sagte ihm, dass er niemals perfekt genug wäre, um Deidara wirklich bei sich halten zu können. Sagte ihm, dass Deidara vor Wut gegangen und ihn verlassen hatte. Fahrig glitt sein Blick durch die Gegend, kraftlos griff seine Hand nach der Lampe auf dem Nachtschränkchen, warf diese zu Boden, wo sie mit einem lauten Klirren zerschellte. Wie hatte er nur so dumm sein können?! Er hätte bereits in Lake Butler nicht auf diese entschuldigenden Worte von Madara eingehen dürfen!!! Wieso hatte er das zugelassen?! Und wieso hatte Deidara ihm nicht vertraut?! Langsam griff er eine Scherbe, holte sie zu sich heran. Wieso fühlte er sich so einsam? Wieso war Deidara einfach gegangen? Wieso hatte er wieder gehofft, um doch wieder enttäuscht und zu Boden gestürzt zu werden? Was es auch war, es war SEINE Schuld! Er hätte es doch nie so weit kommen lassen dürfen! Er war nie gut genug für Deidara und er würde es NIE sein!!! Die scharfe Kante durchbrach seine Haut, grub sich in seinen Arm. Sein Blut tropfte auf den Boden, doch er spürte noch nicht, wieso es tropfte. Kein Schmerz an seinem Körper, nur Schmerz und Leere in seinem Geist. Verzweiflung in seiner Seele. Selbsthass in seinem Herzen. Nichts schien durch das rote Blut beruhigt werden zu können. Kein einziger Baustein seiner Apathie. Er drückte fester zu. Sein Blut strömte in immer größerer Menge zu Boden, vermischten sich dort mit seinen salzigen Tränen zu einem Zeugnis dessen, was er hier tat, was seinen Schmerz lindern sollte, und es doch nicht tat... Sein Körper war absolut taub, sein Geist völlig von dieser Welt gedriftet. Wie eine Marionette misshandelte er sich selbst, ohne dabei jedoch irgendetwas zu spüren. Das Einzige, was blieb, egal wie er es betrachtete, das war Leid. Er litt, weil er Schuld war. Er litt, weil er nicht gut genug war. Er litt, weil sein Vertrauen, zart wie eine junge Pflanze, brutal niedergetrampelt worden war. Er litt, weil ihm kein Vertrauen geschenkt wurde. Und am Meisten litt er darunter, dass Deidara ihn verlassen hatte, ihn zurück in die Einsamkeit verbannt hatte... Nur schwach spürte er sein eigenes Blut an seiner Wange, nachdem er kraftlos zur Seite gesackt war. Noch immer liefen die Tränen über seine Wangen und tropften zu Boden. Langsam schlossen sich seine Augen, fiel die Scherbe aus seiner Hand. Er war müde und spürte den Schmerz doch noch nicht. Nicht den körperlichen. Er driftete ab und wusste schon jetzt, dass dieser Schlaf kein ruhiger werden würde... Kapitel 33: Es wird ernst - non-adult ------------------------------------- Mit leicht zitternden Fingern drückte er die Tasten seines Handys in der Freisprechanlage. Er musste es einfach wissen! GENAU wissen! Er konnte Deidaras besorgten Blick genau spüren, auch wenn er es nicht über sich brachte zurückzuschauen. Die verhasste Nummer leuchtete auf dem Display auf und er atmete tief durch. Ehe er jedoch auf „wählen“ drücken konnte, ertönte die Stimme des Blonden neben ihm: „Wenn es dir so schwer fällt, dann lass es doch bleiben... Ich denke, dass wir es sicher genug wissen.“ Doch er schüttelte den Kopf: „Ich muss es tun. Es würde mir sonst keine Ruhe lassen.“ Er schloss seine Augen und lachte trocken auf: „Ich war so ein Narr... Jahre meines Lebens habe ich mich nur selbst belogen... einerseits darüber, dass ich mir vormachen wollte dich zu hassen, und andererseits darüber, dass mich die Entfernung nach Japan endlich von ihren Fesseln befreit.“ Zitternd drückte er die Taste und wisperte: „Über die erste Lüge bin ich nun wirklich nicht böse im Nachhinein, aber... ich wünschte, dass mir die Jahre bei Chiyo egal sein könnten.“ Für beide deutlich hörbar ertönte das Freizeichen und Deidara murmelte nachdenklich: „Wie spät ist es in Tokio eigentlich gerade?“ - „Wie spät ist es bei uns?“ Der Blonde sah auf die Uhr: „11 Uhr.“ Sasori grinste: „Dann ist es in Tokio im Moment 1 Uhr in der Nacht...“ - „Streber.“ „Ja?!“ ertönte es von der anderen Seite der Leitung müde und schwer genervt. Noch immer grinsend meldete Sasori sich: „Hallo Chiyo.“ - „HAST DU EIGENTLICH EINE AHNUNG WIE SPÄT ES IST?! Meldest dich ewig nicht und dann so eine Unverschämtheit!!!“ Irgendwie kam er sich lächerlich vor, dass ihn dieses Verhalten nicht im Geringsten überraschte. Und doch war es genau DIE Reaktion, die er erwartet hatte. Süffisant grinsend fuhr er fort: „Ich bin untröstlich, daran habe ich GAR NICHT gedacht... hier ist es noch nicht ganz Mittag.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber ich rufe auch nicht an, um über die guten alten Zeiten zu plaudern... Ich brauche eine Information von dir.“ Ein Schnauben war zu hören, ehe Chiyo keifte: „Dann sieh zu! Als ob ich von dir Nichtsnutz auch erwarten könnte, dass du dich um mich kümmerst?!“ Deidara verzog das Gesicht zu einer Grimasse und knurrte: „Ehre dem, dem Ehre gebührt...“ Sasoris Großmutter seufzte nur theatralisch: „Wieso überrascht es mich nicht, dass ausgerechnet DU in der Nähe bist?!“ Der Blonde grinste: „Weil ich Sasori so liebe, wie er ist.“ Der Rothaarige funkelte den Künstler streng an und unterband eine Diskussion zwischen den beiden, indem er einfach zum Punkt kam: „Wie gesagt, ich brauche eine Auskunft von dir.“ - „Ich sagte doch: sieh zu!“ - „Der Kerl, für den du mich damals rausgeschmissen hast...“ - „Hör mir bloß mit DEM auf! Der ist noch am selben Tag spurlos verschwunden!!“ Die beiden sahen sich kurz an und wussten, dass dies ihren Verdacht tatsächlich verstärkte. Doch Sasori wollte es GENAU wissen: „Sag mal... war der auch mal alleine bei uns im Haus?“ Völlig entnervt schnaubte seine Großmutter: „Was sind denn das für bescheuerte Fragen?! Aber: JA! War er! Wieso willst du das überhaupt wissen? Ist es dir egal wie es mir geht?“ - „Wie war sein Name? Den habe ich nie erfahren...“ - „Er hieß Sir Tobi, II.!“ Ruckartig sahen die beiden auf, Sasoris Gesicht färbte sich immer bleicher. Er hatte wirklich Recht! Sein Kopfschmerz meldete sich mit einem Mal donnernd zurück. Er hatte wirklich das Haus mit diesem Irren geteilt, ohne es auch nur im Ansatz zu bemerken! Er presste seine Hände an die pochenden Schläfen und senkte den Blick. Deidara sah ihn besorgt von der Seite an. Aus dem Telefon dröhnte es weiter: „Ich bin dir wohl wirklich egal, oder?! Was habe ich in deiner Erziehung nur falsch gemacht? Du bist so undankbar! Und das nach allem, was ich für dich getan habe!!!“ Deidara beobachtete, wie Sasori das Gesicht in dessen Händen vergrub und immer mehr in sich zusammensackte. Was genug war, war genug! Es wurde dringend Zeit, dieser Hexe mal gehörig die Meinung zu geigen! Wieder keifte sie: „ICH REDE MIT DIR!!!“ Wütend ballte Deidara seine Hand zur Faust und erwiderte den groben Tonfall: „Jetzt hörst DU MIR mal zu, Chiyo!!! Ich habe all die Jahre Sasori zuliebe meinen Mund gehalten, aber ich habe die Schnauze so gestrichen voll von dir! Du bist eine widerliche, arrogante, egoistische und falsche Hexe! Sasori hat dir deinen dämlichen Arsch nachgetragen, wo er nur konnte! Ohne sich zu beschweren ist er an seinem Geburtstag für dich einkaufen gegangen und hat sich von dir schikanieren lassen! Selbst Aschenputtel hätte liebend gerne ihre Familie behalten, wenn sie die Wahl zwischen dieser und dir gehabt hätte!!! Wer sich hier nur um sich selbst gekümmert hat, das warst DU! Vor wenigen Tagen noch hätte ein Irrer deinen Enkel fast umgebracht, aber das interessiert dich ja einen feuchten Dreck! Hauptsache DU kannst ihm ein schlechtes Gewissen machen, weil er es ENDLICH geschafft hat sich von deiner Terrorherrschaft zu befreien! Du kannst mich mal, Chiyo! Kreuzweise! ICH kümmere mich jetzt um Sasori und zwar SO, wie er es verdient hat!“ Mit einem Knopfdruck beendete er das Gespräch einfach, ehe dieser Drachen ihm noch antworten konnte, atmete tief durch und lächelte zufrieden: „DAS... war schon lange mal nötig!“ Grinsend blickte er zur Seite und sah in ein völlig entgleistes und käsiges Gesicht. Sasori schüttelte ungläubig den Kopf: „Du... ich... also.... Wow!“ Er war so durch den Wind, dass ihn nicht einmal sein mehr als dürftiger Wortschatz in diesem Augenblick störte. Der Blonde lächelte ihn liebevoll an: „Tut mir Leid, aber das wollte ich ihr schon lange mal sagen.“ - „Nein... nein... das ist... schon okay... ich... also... Danke. Danke!“ Schmunzelnd streichelte Deidara ihm zärtlich über die Wange und raunte: „Nicht dafür.“ Ein liebevoller Kuss wurde ihm auf die Lippen gehaucht, ehe der Künstler ihm in die Augen sah und mit ernster Stimme sprach: „So! Und so lasse ich dich nicht mehr fahren. Du bist ja noch immer ganz durcheinander und zitterst wie Espenlaub. Wir fahren jetzt noch ein Stück und halten am nächsten Motel.“ Er blickte in die azurblauen Augen: „Aber... was ist mit Hidan und deinem Haus und überhaupt...?“ - „Mach dir keine Sorgen, ich kümmer mich um alles. Der Bekloppte hängt uns doch eh an den Hacken, was macht es da, ob wir einen Tag früher oder später in Miami ankommen?!“ Sasori nickte. Was sollte er schon erwidern? Deidara hatte ja Recht. Mit Allem. Insbesondere jedoch damit, dass er SO nicht mehr fahren sollte. Er war mit dem Kopf nun wirklich nicht mehr in der Lage sich auf die Straße zu konzentrieren. Rasch tauschten sie die Plätze. Während Deidara in Richtung Miami weiterfuhr, blickte Sasori aus dem Fenster und versuchte dieses unwirklich erscheinende Telefongespräch irgendwie zu verarbeiten. Er konnte nicht einmal genau sagen, was daran ihn mehr aus der Bahn warf: die Bestätigung seines Verdachts, die Anschuldigungen seiner Großmutter oder aber diese leidenschaftliche Standpauke Deidaras. Er wusste es nicht. Vielleicht war das auch nicht die richtige Frage, denn irgendwie fertig gemacht hatte ihn alles sehr, wenngleich auch auf völlig unterschiedliche Weisen. Dass Chiyo ihm nichts freundliches zu sagen hätte, das hatte er sich im Voraus bereits gedacht. Und doch hatte es wieder weh getan. Sehr sogar. Wieder war es ihr nur um sich selbst gegangen. Sein Leben war für sie nicht existent, bedeutungslos, wertlos. Es war egal, was er durchgemacht oder geleistet hatte. Es interessierte nicht im Geringsten. Vermutlich wäre es ihr sogar noch ein Ärgernis gewesen, wenn er sich irgendwann umgebracht hätte, da sie dann seine Beerdigung hätte organisieren und finanzieren müssen. Der Gedanke an XX in seinem Haus, und insbesondere im Bett seiner Großmutter, löste vor allem Anderen Ekel in ihm aus. Wut auch. Darüber, dass er es damals nicht verstanden hat. Doch in erster Linie Ekel. Wie krank musste dieser Spinner denn sein, um sich von Chiyo aushalten zu lassen, nur um an Informationen zu kommen?! Nur um mehr über ihn, Sasori, zu erfahren?! Nur langsam wurde ihm allmählich klar, wie enorm die Tragweite dieser Erkenntnis reichte. Und noch langsamer verstand er, dass es wirklich von Anfang an um sie beide und nicht nur um Deidara ging. XX war mehr als nur ein Stalker; mehr als nur ein Irrer; mehr als irgendein Verbrecher, dem er jemals auf der Spur gewesen war! XX war, was Sasori nur ungerne zugab, ein krankes Genie, bei dem er von Anfang an mit einem Profil im klassischen Sinne auf völlig verlorenem Posten gestanden hatte. XX übertraf alles, was er bisher gelernt oder gesehen hatte; passte in keine Kategorie, in keine Schublade und in kein noch so seltenes Profil. Nein. Denn XX benahm sich nicht linear, nicht nach einem bestimmten Muster und auch nicht nach bekannten Verhaltenstheorien. XX war ein Wandlungskünstler und schien sich jeder Situation anpassen zu können. Nur eine einzige Sache gab es, die Sasori irgendwie zu seinem Trumpf wandeln musste: die Tatsache, dass XX nur so lange sicher agierte, wie dieser sich der Kontrolle der Situation sicher war. Es mochte nicht viel sein, doch es war besser als nichts. Und schließlich waren da noch Deidaras Worte, die noch immer in seinem Kopf herumspukten. Sie waren so... wundervoll gewesen. Und doch verwirrten sie ihn. Denn er war überzeugt, dass er solche Worte gar nicht verdiente. Doch gleichermaßen hatte Deidara keinerlei Zweifel bestehen lassen, dass die Worte genau so gemeint gewesen waren, wie dieser sie gesagt hatte. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Er mochte es in seinen Augen nicht verdient haben, und doch hatte Deidara sich eben genau dafür entschieden. Und er würde einen Teufel tun, diese Entscheidung jemals wieder anzuzweifeln. Er würde alles daran setzen, diese Tatsache niemals wieder zu vergessen... Nach knapp drei Stunden Fahrt hatten sie schließlich ein kleines Motel gefunden, in dem sie sich ein einfaches Doppelzimmer nahmen. Bereits auf dem Weg dorthin war Sasori immer mal wieder vor Erschöpfung eingenickt, doch als er schließlich auf dem Bett gelegen hatte, da hatte ihn die Müdigkeit endgültig übermannt gehabt. Nun war es bereits dunkel, Deidara schaute fern und er stand unter der Dusche, das fast heiße Wasser mit allen Sinnen genießend. Den Kopf in den Nacken legend, schloss er die Augen und ließ eine Weile schlicht das bloße Wasser auf sich prasseln. Er wusste selbst nicht so genau wieso, aber nach diesem Telefonat und vor allem auch nach der letzten Nacht tat diese heiße Dusche so gut, wie noch nie in seinem Leben! Feine Strähnen klebten auf seinem Gesicht und in seinem Nacken, die das Wasser in wirren Bahnen über sein Gesicht, seinen Hals und seinen Rücken lenkten. Die Luft war extrem feucht durch den Wasserdampf, den das heiße Wasser verursachte, und tauchte das gesamte Bad in einen feuchtwarmen Nebel. Langsam strich er sich die Haare aus dem Gesicht nach hinten und seufzte. Er hatte lange genug herumgetrödelt. Während er, durch den Nebel, beinahe blind nach dem Shampoo griff, streifte ein plötzlicher, eisiger Windhauch seine Haut und versah diese mit einer Gänsehaut. Irritiert blickte er auf und schob vorsichtig den Duschvorhang ein Stück zur Seite. Erschrocken keifte er auf, als urplötzlich jemand vor ihm stand: „WAAA!“ Deidara grinste breit: „Tut mir Leid, ich wollte dich nicht erschrecken...“ Sasori knurrte beleidigt: „Hast du aber! Was willst du?“ Der Blonde musterte ihn eingehend und lächelte schließlich: „Ich wollte nur nach dir sehen und fragen, ob ich etwas für dich tun kann.“ Skeptisch hob er eine Augenbraue. Diesen Blick in den azurblauen Augen kannte er. Mittlerweile sogar sehr gut. Das blonde Biest lag auf der Lauer... Aber diesem würde er es sicherlich nicht einfach machen, auch wenn er gestehen musste, dass ihm diese Ablenkung eigentlich ganz recht war. Das jedoch würde er sicherlich nicht zugeben... noch nicht. Noch immer skeptisch blickend schüttelte er den Kopf: „Alles in bester Ordnung. Ich bin gleich fertig und danach wollte ich mich eigentlich wieder hinlegen...“ Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er Deidaras etwas beleidigte Schnute sah und diesen maulen hörte: „Wirklich? Du kannst mir aber ruhig sagen, wenn ich etwas für dich tun kann...“ - „Werde ich. Und nun lass mich, bitte, in Ruhe duschen, ich muss mir noch die Haare waschen und...“ Mit einem Mal sank der Bademantel von den Schultern des Blonden, der ungeniert zu ihm unter die Dusche kam und ihn grinsend ansah: „Ich helfe dir.“ Rasch griff Deidara an ihm vorbei, nicht ohne dabei jedoch „zufällig“ seine Brust zu streifen. Sasori sah den Künstler mit einem schiefen Lächeln an und schüttelte den Kopf: „Du solltest dir so langsam mal neue Tricks einfallen lassen. Die Tour hat ja wohl schon sooo einen Bart!“ Deidara lächelte und verteilte liebevoll das Shampoo in seinen Haaren: „Später.“ Rasch war das Haarwaschmittel wieder vom Wasser raus gewaschen und Sasori sah Deidara herausfordernd an: „Und nun?“ Der Blonde lächelte süffisant und nahm das Duschgel an sich: „Was glaubst du?!“ Der Blonde trat einen Schritt näher, bis sich ihre Körper leicht berührten, gab sich etwas von dem Duschgel auf die Hand und stellte die Flasche zurück. Sasori musste lächeln, als er dieses spitzbübische Funkeln in den Augen des Künstlers sah, während dieser begann das Duschgel auf seinen Schultern, seinen Armen und seiner Brust zu verteilen. Langsam glitten die Finger über seine Haut, drückte sich Deidaras Becken immer mehr gegen seines. Er merkte sofort, dass er mit seiner Vermutung Recht gehabt hatte. Das Anliegen des Blonden war eindeutig. Sanft ließ er mit seinen Fingernägeln auf der weichen Haut seine Finger über Deidaras Seiten gleiten, bis sie sich kurz über dessen Hintern wieder trafen und dem Künstler ein freudig-überraschtes Aufkreischen entlockte. Sasori grinste. Diese Stelle war schon immer wie ein Verstärker gewesen. Ein hochgradig empfindlicher Punkt knapp über Deidaras Hintern, der den Blonden jedes Mal in Flammen aufgehen ließ. Er grinste noch immer, als er stürmisch an die Wand gedrückt wurde und aus dem spitzbübischen Blick in den azurblauen Augen ein verlangend-herausgeforderter geworden war. Gepresst wirkte die Stimme und am Rande des Wahnsinns: „Du bist ein Luder!“ Sasori ließ sich den heißen Kuss des Blonden gefallen, reizte die empfindliche Zone jedoch abermals. Deidara warf den Kopf in den Nacken und fauchte: „LUDER!“ Mit gierigem Blick sah der Künstler ihn an, drehte das Wasser ab und zog ihn aus dem Badezimmer. Ohne Umschweife wurde er von Deidara aufs Bett gestoßen, ehe dieser sich augenblicklich auf ihn setzte, ein erhitztes Gerangel ihrer Zungen begann. Grob, aber keineswegs brutal, gruben sich die Hände des Blonden in sein Haar, und presste sich dessen Körpermitte auf ihn. Irgendwie hatte seine Tour um den See wahre Wunder gewirkt. Seine Scheu war verschwindend gering, auch wenn ihm trotzdem eine leichte Röte auf den Wangen lag. Aber es machte so unsagbar viel Spaß! So mies sie am Anfang auch gewesen sein mochten... so phänomenal war es mit der Zeit geworden. Und er hatte das völlig vergessen gehabt! Wie ließ er seine Fingernägel über Deidaras Rücken gleiten, bis zu der empfindsamen Zone. Wieder warf Deidara, den Kuss lösend, den Kopf in den Nacken und kreischte geradezu. Sasori grinste. Wie er dieses Spiel liebte. Keuchend sah der Künstler ihn an und knurrte: „Du legst es wohl heute echt drauf an, oder?“ So unschuldig, wie es ihm in dieser Situation möglich war, schaute er auf und lächelte: „Ich weiß wirklich nicht, was du meinst.“ - „Du hast es ja nicht anders gewollt...“ Deidaras Hand glitt zielsicher unter das Kopfkissen, und ehe Sasori sich versah, waren seine Hände am Bettgestell festgekettet. Wie eine wilde Raubkatze beugte der Blonde sich zu ihm herab. Die noch feuchten Strähnen des langen Haares glitten über seine Brust, während sie sich wieder in wilden und feurigen Küssen verloren. Ungeniert strichen Deidaras Finger über seine Brust und die empfindlichen Punkte dort. Sasori wollte aufkeuchen, doch der Künstler hielt ihn in diesem Kuss, presste ihn regelrecht ins Kissen und quälte ihn leicht grinsend weiter. Unter unterdrückten Lauten bäumte er sich auf, bot Deidara dadurch jedoch noch mehr Angriffsfläche. Der Blonde ließ von seinen Lippen ab, versah dafür seinen Hals mit heißen Küssen, knabberte frech an seinem Ohrläppchen. Sasori winkelte mit einem Mal seine Beine an und Deidara rutschte mit dem Gesicht ins Kissen. Sofort ergriff er die Gelegenheit und biss dem Blonden leicht in die Schulter. Dieser rappelte sich wieder auf und sah ihn wild an: „Na warte!“ Galant rutschte der Künstler ein Stück hinab, um ohne jegliche Vorwarnung die Lippen um ihn zu legen. Sasori keuchte auf. Die Handschellen klapperten am Bettgestell und drückten sich in seine Handgelenke, seine Füße gruben sich in die weiche Decke. Deidara löste sich von ihm und sah ihn verführerisch grinsend an: „Naaa... wie gefällt es dir?“ Schweißbedeckt und keuchend sah er auf und knurrte: „Du bist so ein Biest! Sei froh, dass ich festgekettet bin!“ - „Als ob dir das nicht gefällt...“ Sasori begann zu grinsen: „Ich sag doch: Biest!“ Er kreischte auf, als Deidara sich über seine Brust lehnte und ihn sanft in die empfindlichste Stelle biss. Zu seinem Leidwesen war seine ungekannte Lautstärke in keiner Weise mit Schmerz verbunden, was der Blonde auch sofort in seinen Augen erkannte. Schelmisch grinste der Künstler: „Na endlich! Jetzt kriegst du alles wieder!“ Ohne zu zögern machte Deidara einfach weiter und trieb ihm immer heftigere Wellen unbändigen Feuers durch die Adern. Nach Luft ringend keuchte er: „Okay! Hör auf! Du hast gewonnen!“ Deidara ließ tatsächlich von seiner Brust ab, verwickelte ihn in eine ganze Reihe intensiver und wilder Küsse, ehe dieser ihm zuhauchte: „WAS habe ich gewonnen?“ Sasori ballte die Hände zu Fäusten und biss dem Künstler abermals in die Schulter, dem das auch deutlich mehr gefiel als schmerzte, ehe er zischte: „Mach endlich!!!“ Deidara grinste: „Aber zuerst müssen wir uns wohl noch ein bisschen gedu...“ - „DEIDARA! Ich hasse es zu warten!!“ Das ließ sich der Blonde nicht zwei Mal sagen! Dieser winkelte seine Beine zitternd an, war Deidara immerhin nicht weniger von der Hitze ihres Miteinanders entfacht worden, wie er selbst, beugte sich zu ihm herab und entlockte ihm abermals ein leidenschaftliches Gerangel ihrer Zungen. Endlich war es so weit... Endlich erlebten sie wieder das miteinander, was endgültig deutlich machte, dass sie ihre Probleme überwunden hatten. Und sie beide würden es mit Haut und Haar genießen. Minuten vergingen, in denen sie hilflos nach Luft rangen und langsam wieder zu sich kamen. Deidara ließ sich neben ihm aufs Bett sinken und öffnete die Handschellen, sah ihm schließlich in die Augen, wischte sich den Schweiß von der Stirn und raunte: „Scheiße, Alter... Wenn ich das früher gewusst hätte, was wir drauf haben...“ - „Deidara?“ - „Ja?!“ - „Halt die Klappe.“ Grinsend zog Sasori sich und dem Blonden die Decke über, ehe er seinen Kopf auf dessen Brust legte und mit einem wohligen Seufzen das sanfte Kraulen in seinem Nacken genoss. Poch, poch, poch.... Poch, poch... Grummelig öffnete Sasori seine Augen und sah auf. Poch, poch, poch... Stöhnend wischte er sich über das Gesicht, während er zum Nachtschränkchen griff und die Lampe anmachte. Er sah sich um. Deidara schlief tief und fest und schien von dem Lärm nichts mitzubekommen... Poch, poch... Knurrend stellte er fest, dass es tatsächlich an ihrer Tür so ungeduldig klopfte, und ließ sich rasch aus dem Bett gleiten. Müde glitt sein Blick über das Display des Weckers... 3:42 Uhr. Poch, poch, poch, poch... So langsam wurde er sauer! Wehe es war nicht wichtig! Rasch zog er sich seine Shorts an und warf sich seinen Kapuzenpullover über, ehe er schlaftrunken zur Tür taperte, diese öffnete und grantig keifte: „WAS?!“ Irritiert hielt er inne, verschränkte die Arme vor der Brust und zischte ungehalten: „Was ist SO wichtig mich mitten in der Nacht aus dem Bett zu schmeißen?!“ Madara sah ihn etwas wirsch an und grinste: „Tut mir Leid, Grünschnabel... Ich muss mit dir sprechen.“ Seufzend trat Sasori einen Schritt aus dem Zimmer heraus, zog die Tür bis kurz vor dem Schloss heran und sah seinen Sensei erwartungsvoll an: „Wie gesagt: was ist so immens wichtig, um mich kackendreist um diese Uhrzeit aus dem Bett zu schmeißen?!“ Der Ältere kratzte sich am Hinterkopf und wich seinem Blick aus: „Ich... weiß nicht so genau wie ich es sagen soll...“ Wütend funkelte er Madara an: „Sag es einfach!! Ich habe echt genug Probleme, da muss ich mich nicht auch noch mit so etwas rumplagen! WAS? WILLST? DU?“ Der Uchiha blickte gleichermaßen amüsiert, wie genervt auf: „Deine Ungeduld... schön...“ Er seufzte. „Habt... ihr meinen Hinweis bekommen?“ Im Zimmer schlug Deidara die Augen auf. Irgendetwas stimmte nicht... Es war so kalt! Er sah sich um. Die Lampe war an, doch Sasori war nicht da. Plötzlich hörte er Stimmen vom Flur her, von der eine eindeutig zu seinem Rotschopf gehörte! Leise stand er auf und schlich in Richtung Zimmertür. Durch den Spalt konnte er Sasori erkennen, sowie einen großgewachsenen Mann mit dunklen, wirren Haaren, der gut ein paar Jahre älter als er war und den Rothaarigen mit einem Blick musterte, der ihm überhaupt nicht gefiel! Sasori verdrehte die Augen und brummte ungeduldig: „Ja, haben wir. Ich verstehe nur nicht, wieso du es mir nicht einfach gesagt hast, sondern diesen Mist mit dem Foto veranstalten musstest! Verdammt, Madara, was für ein bescheuertes Spiel ziehst du eigentlich hier ab?!“ Der Ältere lächelte plötzlich sanft: „Das ist kein Spiel, das weißt du selber. Ich KANN dir nicht mehr sagen, weil dieser Spinner mich sonst endgültig verstümmelt! Es ist kompliziert... und... das Einzige, was ich will ist, dass du diesen Wahnsinnigen kriegst! Aber mehr helfen kann ich dir nicht. Ich habe schon weit mehr getan, als ich darf!“ Der Sensei trat einen Schritt näher an ihn heran und senkte die Stimme: „Du wirst die Wahrheit über ihn erfahren, das weiß ich. Und ICH muss noch etwas tun, bevor du dazu kommen wirst...“ Sasori schüttelte ungläubig den Kopf: „Sag mal... wovon zum Teufel redest du?! Ich habe dir gesagt, dass du mir lieber keinen Grund geben solltest dein Wort nicht für voll zu nehmen, aber dazu bist du auf dem besten Wege!“ - „Dann... zeige ich es dir eben...“ Erschrocken riss er die Augen auf, als sein Mentor ihn plötzlich an die Flurwand drückte und ihm einfach einen Kuss stahl. Panisch versuchte er Madara von sich zu drücken und dessen Treiben zu unterbinden, jedoch ohne großen Erfolg. Der Ältere war körperlich einfach deutlich stärker als er! Ebenso plötzlich, wie dieser Überfall begonnen hatte, fand er allerdings auch wieder zu einem Ende. Irritiert sah er sich um und konnte kaum glauben, was passierte! Deidara riss mit von Wut verzerrtem Gesicht den Sensei von ihm, packte diesen am Kragen und warf Madara mit dem Rücken an die Wand, ehe der Blonde mit hasserfüllten Augen knurrte: „Pass mal auf, du Arschloch!!! Sieh bloß zu, dass du von hier verschwindest, sonst breche ich dir jeden einzelnen Knochen, verstanden?!“ Sasori sah Deidara an und schüttelte den Kopf: „Deidara! Warte!“ Der Künstler ließ jedoch nicht mit sich reden und stieß den Uchiha den Flur herunter: „Verpiss dich!“ Madara richtete sich auf und grinste: „Ist ja schon niedlich. Aber gut, ich gehe. Aber ich werde euch trotzdem helfen, verstanden? Ich werde euch helfen!“ Langsam schritt der Sensei den Flur hinab, während Sasori von Deidara wieder aufs Zimmer gezogen wurde. Als die Tür verschlossen war, blickte der Blonde ihn wütend und doch auch angsterfüllt an und fauchte: „Wieso wolltest du, dass ich es lasse?! Was sollte das?! Hat der das schon einmal gemacht?!“ Vorsichtig trat er an den Künstler heran und versuchte zu erklären: „Bitte, Deidara, verstehe das nicht falsch! Er... hat das nicht zum ersten Mal gemacht, glaube ich...“ - „WAS?! Was soll DAS denn heißen?! Sasori, verarsch mich nicht! Was läuft da mit diesem Arschloch?!“ - „NICHTS! Deidara, ich... ich habe einen Verdacht, und wenn das stimmt, dann... dann haben wir XX!“ Wütend stieß der Blonde ihn weg: „Ich will erst, dass du mir meine Fragen beantwortest!!!“ Sasori nickte: „Das werde ich! Glaube mir, da ist NICHTS! Doch wenn ich dir meinen Verdacht erkläre, dann beantworten sich deine Fragen von ganz alleine! Dafür brauche ich nur den Laptop! Ich... hole ihn eben aus dem Wagen und dann erklärt sich alles, okay?“ Flehend blickte er in die azurblauen Augen. Deidara musste ihm einfach vertrauen, bis er diesem ZEIGEN konnte, worum es hier plötzlich ging. Leise wisperte er: „Bitte... sei nicht böse auf mich und lass mich dir zeigen, was ich meine...“ Seufzend ließ Deidara die Anspannung aus dessen Körper, dennoch nickte der Künstler schließlich: „Gut, wie du willst. Aber sollte mir dein bescheuerter Sensei jemals wieder unter die Augen treten, dann garantiere ich für rein gar nichts!“ Nun nickte auch Sasori: „Natürlich. Ich bin sofort wieder da.“ So eilig, wie noch nie in seinem Leben, stürmte er aus dem Zimmer und schließlich aus dem Motel, öffnete seinen Wagen, holte den Laptop aus dem Kofferraum und verschloss den Wagen wieder. Sein Herz schlug, von Angst erfüllt, in einem unregelmäßigem Rhythmus, als er letztlich wieder ins Gebäude eilte. Nach nicht einmal fünf Minuten betrat er das Zimmer wieder, warf die Tür ins Schloss und schritt nervös zum Bett: „So, pass auf. Gleich wirst du sehen, was ich meine...“ Plötzlich blieb er stehen und sah sich um. Er war alleine im Zimmer... „Deidara?“ Besorgt legte er das Notebook auf dem Bett ab und sah zum Badezimmer. Doch dort brannte kein Licht. Nervös trat ihm kalter Schweiß auf die Stirn. „Deidara?!“ Er schritt doch zum Badezimmer, öffnete die Tür und fand, wie befürchtet, niemanden vor. Aus Nervosität formte sich allmählich greifbare Angst. Wo war der Blonde?! Er war doch nur 5 Minuten weg gewesen!! „Deidara???!“ Sasori rannte ins Zimmer zurück und sah sich abermals um. Plötzlich fiel ihm etwas auf, was das Blut in seinen Adern gefrieren ließ: Die Kleidung des Künstlers war ebenfalls wie vom Erdboden verschluckt! „DEIDARA?!“ Panik brach in ihm aus; steigerte seinen Blutdruck, trieb seinen Puls in die Höhe. Deidara hatte doch versprochen zu warten! Er konnte doch alles erklären! Wie ein scheues Tier lief er wirr durch das Zimmer, schnappte mit immer flacherem Atem nach Luft. „DEIDARA!!!!“ Tränen sammelten sich in seinen Augen. Er war alleine... mutterseelenalleine! Deidara war weg! Einfach so! Sasori presste sich die Finger an die Schläfen, als sein Kopfschmerz ihn in die Knie zwang und durch seinen Schädel wie ein Presslufthammer dröhnte. Sein Blick verschleierte sich, seine Ohren nahmen den Aufruhr der Nachbarn nur noch dumpf wahr. Panisch versuchte Sasori sich aufzurichten, doch seine Beine trugen ihn nicht, so dass er umgehend wieder zu Boden fiel. Die Tränen liefen brennend an seinen Wangen herab. Nur vage wurde ihm am Rande klar, dass er wieder abdriftete, doch es war bereits zu spät. Seine Gedanken kreisten bereits und kannten nur eine logische Schlussfolgerung: Deidara war fort, weil dieser wütend über SEIN Fehlverhalten war! Er, Sasori, hatte den Blonden mit seinem infamen Fehler verscheucht! Deidara hatte ihn verlassen! Deidara hatte ihn WIEDER verlassen!!! „Nein... nein... nein! NEIN!!!“ Wie fremdgesteuert hockte Sasori mitten im Zimmer und vergrub sein Gesicht in den Händen, sank nach vorne, bis er auf seinem eigenen Schoß ruhte. Die alles umfassende Leere kehrte mit einem heftigen Schlag zurück. Sagte ihm, dass er es vermasselt hatte. Sagte ihm, dass er niemals perfekt genug wäre, um Deidara wirklich bei sich halten zu können. Sagte ihm, dass Deidara vor Wut gegangen und ihn verlassen hatte. Fahrig glitt sein Blick durch die Gegend, kraftlos griff seine Hand nach der Lampe auf dem Nachtschränkchen, warf diese zu Boden, wo sie mit einem lauten Klirren zerschellte. Wie hatte er nur so dumm sein können?! Er hätte bereits in Lake Butler nicht auf diese entschuldigenden Worte von Madara eingehen dürfen!!! Wieso hatte er das zugelassen?! Und wieso hatte Deidara ihm nicht vertraut?! Langsam griff er eine Scherbe, holte sie zu sich heran. Wieso fühlte er sich so einsam? Wieso war Deidara einfach gegangen? Wieso hatte er wieder gehofft, um doch wieder enttäuscht und zu Boden gestürzt zu werden? Was es auch war, es war SEINE Schuld! Er hätte es doch nie so weit kommen lassen dürfen! Er war nie gut genug für Deidara und er würde es NIE sein!!! Die scharfe Kante durchbrach seine Haut, grub sich in seinen Arm. Sein Blut tropfte auf den Boden, doch er spürte noch nicht, wieso es tropfte. Kein Schmerz an seinem Körper, nur Schmerz und Leere in seinem Geist. Verzweiflung in seiner Seele. Selbsthass in seinem Herzen. Nichts schien durch das rote Blut beruhigt werden zu können. Kein einziger Baustein seiner Apathie. Er drückte fester zu. Sein Blut strömte in immer größerer Menge zu Boden, vermischten sich dort mit seinen salzigen Tränen zu einem Zeugnis dessen, was er hier tat, was seinen Schmerz lindern sollte, und es doch nicht tat... Sein Körper war absolut taub, sein Geist völlig von dieser Welt gedriftet. Wie eine Marionette misshandelte er sich selbst, ohne dabei jedoch irgendetwas zu spüren. Das Einzige, was blieb, egal wie er es betrachtete, das war Leid. Er litt, weil er Schuld war. Er litt, weil er nicht gut genug war. Er litt, weil sein Vertrauen, zart wie eine junge Pflanze, brutal niedergetrampelt worden war. Er litt, weil ihm kein Vertrauen geschenkt wurde. Und am Meisten litt er darunter, dass Deidara ihn verlassen hatte, ihn zurück in die Einsamkeit verbannt hatte... Nur schwach spürte er sein eigenes Blut an seiner Wange, nachdem er kraftlos zur Seite gesackt war. Noch immer liefen die Tränen über seine Wangen und tropften zu Boden. Langsam schlossen sich seine Augen, fiel die Scherbe aus seiner Hand. Er war müde und spürte den Schmerz doch noch nicht. Nicht den körperlichen. Er driftete ab und wusste schon jetzt, dass dieser Schlaf kein ruhiger werden würde... Kapitel 34: Das Drama des Träumers - Teil III --------------------------------------------- Für alle, die sich das Lied beim Lesen wieder anhören wollen, hier der Link: http://www.youtube.com/watch?v=dvwbdg6umzQ - Letzter Akt - Oder eine Songfic Trilogie von: „Solo“, von Thomas D. & Nina Hagen "Ich hab es dir erlaubt, hab dir vertraut, hab an uns geglaubt... Es war nicht schwer... Hast mir gesagt, dass deine Liebe ewig wär... Hast mein Herz ausgeraubt... Jetzt ist es leer!" Der frische Schnee knirschte unter seinen Füßen. Weitere Flocken wirbelten durch die Luft, tanzten mit dem leichten, aber eisigen Wind, der seine Wangen rot färbte und doch nicht wahrgenommen wurde. Seine Haut war so taub, wie alles andere in ihm. Sasori blickte auf und seufzte. Es war schon dunkel, und das war ihm auch durchaus recht so. Nur all die bunten und warmen Lichter stachen wie Millionen kleiner Nadeln auf ihn ein. Weihnachten... Wie lächerlich kam ihm diese Zeit nun vor. Die besinnliche Zeit im Jahr war schon immer eine ironisch-verkommene Satire ihrer selbst gewesen. Zumindest für ihn. Zumindest bei Chiyo. Es hatte sich geändert, als er mit Deidara gefeiert hatte... Und nun waren diese Weihnachtsfeste die tragischsten von allen! Spotteten über ihn, über die Gefühle die er sich erlaubt hatte und über das Vertrauen, das er in Deidara gesetzt hatte. Vorsichtig wischte er sich die Tränen aus den Augen und seufzte leise auf. Er kam sich so unendlich dumm vor! Diese Sache war doch von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen. Als ob ihn jemand wirklich lieben könnte... Er wurde doch immer nur geliebt, wenn er tat, was man von ihm wollte. Und er hatte Deidara einfach nicht mehr ständig dessen Wünsche erfüllen können. Er hatte egoistisch darauf bestanden, auch sein eigenes Leben zu führen. Eigentlich durfte es ihn doch nicht verwundern, dass Deidara ihn hatte fallen gelassen. Er hatte nichts mehr dafür getan, dessen Zuneigung zu verdienen... Sasori hatte alles getan, was in seiner Macht gestanden hatte, und doch hatte es nicht gereicht. Er war nie gut genug für Deidara gewesen, das wusste er nun. Und er hatte dessen Strafe dafür bekommen, so einfach war das. Doch er war wieder einmal zu schwach und ertrug diese Strafe nicht. Nicht im Geringsten. Denn tief in ihm, da war er überzeugt, dass er sie nicht verdient hatte. Er hatte doch wirklich alles gegeben und Deidara hatte es immer angenommen, sogar noch immer mehr gewollt. Im Namen der Liebe gefordert, gefordert und noch mehr gefordert. Und er hatte gegeben. Bis er eben einfach nicht mehr konnte... bis er völlig ausgelaugt war... "Es zerbrach... Und das größere Stück ist bei dir, doch du bist nicht hier! Ich hab mich leer geliebt... Es tut mir sehr weh... Doch mich ohne dich zu spüren tut noch mehr weh!" Sasori sah auf und schaute sich um. Er war auf dem richtigen Weg. Ein gutes Stück außerhalb der Stadt in einer Art Park war er unterwegs. Er kannte diesen Weg gut, und doch war er überrascht, dass so viel los war an diesem Tag. Ganze Familien waren unterwegs. Eltern, Kinder, Großeltern, Pärchen, Cliquen... alle genossen gemeinsam das wundervolle Ambiente, das Wetter, die scheußliche Besinnlichkeit. Nur er... er war alleine. Einsam. Verloren. Vor ihm, zwischen ein paar Nadelbäumen, die in diesem Stück städtischer Natur angepflanzt worden waren, erhoben sich schließlich ein paar Marktbuden aus dem frischen, weißen Schnee und lockten mit leckerem Duft, warmem Licht und glitzerndem Firlefanz. Eigentlich hatte Sasori keinerlei Interesse, diesen spöttischen Ort zwischenmenschlicher Nähe zu besuchen... Eigentlich hatte er keine Lust, mit jedem kleinen Licht an seinen Schmerz erinnert zu werden; mit jedem glücklichen Menschen gedemütigt zu werden; mit jedem heiteren Lachen daran erinnert zu werden, dass er dieses Glück nicht mehr mit Deidara teilen konnte, weil dieser ihn hatte fallen lassen. Ihn gemolken hatte, wie eine Kuh, bis er keine Kraft mehr gehabt hatte... Doch was sollte er tun?! Er hatte immer nur gewollt, dass es Deidara gut geht; dass Deidara ihn liebt; dass sie gemeinsam ein Leben aufbauen. Er hatte sich nie vorstellen wollen, wie er ohne den Blonden klar kommen würde. Er hatte immer verdrängt, dass ihr "wir" aus zwei Teilen bestand, die nun unmissverständlich voneinander getrennt waren... Er, sein Herz und seine Seele waren zersprungen, wie ein zu Boden gefallenes Glas. Und er konnte sich selbst nicht reparieren. Er konnte seine zertrümmerte Existenz nicht einmal richtig beseitigen. Selbst nach seiner kommenden Aktion würden Reste seines Daseins immer übrig bleiben und eine Spur aus Scherben hinterlassen, die sich blutig in die Fußsohlen derer bohrten, die ihr zu nahe kamen. Eine Reparatur war unmöglich, selbst wenn er er versucht hätte. Denn er würde als Glas nie wieder funktionieren können, da große Stücke fehlten... Ein Teil von ihm war und blieb wohl auf ewig bei Deidara. Er konnte nichts dagegen tun, und auch spürte er nicht den Drang, sich diese Stücke zurückzuholen. Er hatte sie in Liebe gegeben und wollte sie nicht in Enttäuschung zurück haben... Zudem wusste er, dass er es wohl nicht ertragen würde, jemals wieder in diese azurblauen Augen zu blicken. Nein. Sasori würde es nicht ertragen können. Ein "wir" gab es nicht mehr. Alleine der Gedanke an Deidara verkrampfte sein Herz schmerzhaft. Es war vorbei, doch so wenig ihm das auch gefiel... Schlimmer als die letzte "gemeinsame" Zeit war das Gefühl, Deidara für immer verloren zu haben. Vor Wochen noch war er einsam, doch heute, zwischen all dem weihnachtlichen Treiben, da war er endgültig verloren. Einsam und allein... "Ich mach dir keinen Vorwurf daraus, dass Gefühle vergehen... Ich weiß wir konnten den Test der Zeit nicht bestehen!" Mit den Händen in den Jackentaschen vergraben schritt er über den kleinen Platz, auf dem sich die meisten Buden fanden. Quetschte sich zwischen föhlichen Menschen hindurch und starrte eisern den Boden vor seinen Füßen an, um dieses Bild weihnachtlicher Idylle nicht ertragen zu müssen. Doch auch der Duft von gebrannten Mandeln, Punsch und Süßigkeiten, das Geräusch der jauchzenden Kinder und der sich unterhaltenden Erwachsenen rissen ihm das Herz regelrecht aus der Brust. Doch er musste weitergehen. Es war nicht mehr weit! Er blickte gen Himmel und seufzte. Über ihm, in ein paar Metern Entfernung, konnte er bereits die Brücke erkennen, wohin ihn sein Weg führte. Dort oben war es, wie immer, dunkel, da es sich um eine stillgelegte Eisenbahnbrücke handelte. Niemand würde ihn dort finden. Wie immer schon. Selbst Deidara nicht, als sie noch offiziell zusammen gewesen waren. Er war kurz vor ihrem Aus oft hier gewesen, um nachzudenken... Es war ja nicht einmal so, dass dieses Ende überraschend für Sasori gekommen war. Deidara hatte schon lange keinen Zweifel mehr daran gelassen, dass dessen Liebe versiegt war. Vielleicht hätte er das sogar noch ertragen können, wenn der Blonde nur ein Mal mit offenen Karten gespielt hätte. Wenn ihr Ende fair abgelaufen wäre. Wenn sie gemeinsam nach einem geregelten Ablauf gesucht hätten. Wenn sie die Zeit nicht hätten verstreichen lassen, sondern früher gehandelt hätten. Doch das hatten sie nicht. Und nun war es zu spät. Was ewig hätte währen sollen, hatte ein brutales Ende gefunden. Die Zeit zurückdrehen konnte er nicht, auch wenn er es sich von ganzem Herzen wünschte. Aber wann waren seine Wünsche jemals erhört oder gar erfüllt worden? Auch dieses Ende hatte er nie gewollt, und doch hatte er es bekommen. Wie er das Leben hasste... und sich von diesem gehasst fühlte! "Doch es macht keinen Sinn, dass du das Feld räumst, wenn du dich Nacht für Nacht in meine Welt träumst!" Endlich hatte Sasori den Weihnachtsmarkt hinter sich gelassen und konnte befreit aufatmen, da auch das Gedränge augenblicklich nachgelassen hatte. Er sah sich um und schritt zielsicher von dem verschneiten Gehweg herunter, zwischen ein paar Bäumen hindurch. Schließlich erreichte er einen der Brückenpfeiler, an dem eine Leiter nach oben führte. Er kannte diesen Weg in- und auswendig. Geübt erklomm er die Sprossen der Leiter, stieg immer weiter hinauf. Ja, das Leben musste ihn hassen! Denn das Leben war ein Sadist! Dem Leben schien es nicht zu reichen, ihm einfach all sein Glück auf eine solch niederträchtige und schmerzhafte Art und Weise zu entreißen... nein! Das Leben schien auch noch großen Gefallen daran zu haben, ihn zu foltern... Er lag am Boden, völlig am Ende mit seinen Nerven; hatte seinen Körper geschunden und diesem einen Teil des Leids in ihm zum Verarbeiten als körperlichen Schmerz gegeben; hatte versucht zu akzeptieren, dass er nicht gut genug war. Doch auch das schien nicht genug zu sein. Er musste in jeder Kleinigkeit an Deidara erinnert werden! Jedes Foto in seiner Wohnung, jedes Fahrrad auf der Straße, jedes Lied im Radio, jeder Blondschopf auf seinen Wegen... Einfach alles erinnerte ihn eben an Deidara. Es verging kein Tag, an dem er nicht an den Blonden dachte. Er verging keine Nacht, in der er nicht von diesem träumte. Nicht einmal vergessen konnte er, um seinen Schmerz zu lindern. Er schien leiden zu SOLLEN! Doch wieso? Womit hatte er das verdient? War er wirklich so ein schrecklicher Mensch?! Er verstand es nicht! Niemals hatte er etwas dummes oder unüberlegtes getan, zumindest hatte er immer darauf geachtet, so etwas zu vermeiden. Immer hatte er versucht perfekt zu sein, wurde nun aber in und von seinen Träumen hämisch verlacht. Und sich wehren konnte er nicht, denn immerhin war es seine eigene Dummheit, dass er es so weit hatte kommen lassen... dass er seinen und Deidaras Gefühlen geglaubt hatte... "Ich fühl mich tot... Tief in mir drin! Und nur der Schmerz lässt mich wissen, dass ich am Leben bin..." Seufzend erreichte Sasori das Geländer, legte seine Hände auf das eiskalte Metall und blickte auf den nun so winzig wirkenden Weihnachtsmarkt herab. Niemand dort unten ahnten auch nur im Ansatz, was in ihm vorging. Es kümmerte auch keinen. Sie alle waren doch glücklich in ihrer eigenen, kleinen Welt. Sie alle gaben sich der Illusion der Liebe und Zuneigung hin. Langsam schloss er seine Augen und spürte die Tränen auf seinen Wangen. Sie alle spürten das Leben. Nur er nicht. Alles und jeder hatte ihn verlassen. Er spürte das Leben nicht in einer Umarmung, in dem liebevollen Umgang mit der Familie oder Freunden, und schon gar nicht in Gefühlen wie Liebe oder Glück. Nicht einmal in Wut oder Traurigkeit. Er spürte gar nichts mehr. Sein Körper war taub. Seine Gefühle waren taub. Nur das Leid, der seelische Schmerz, der erfüllte alles! Eine abgrundtiefe Leere herrschte in ihm, die alles wie ein schwarzes Loch verschlang, bis auf seinen Schmerz. Durch seine Adern pulsierte Schmerz, in seinem Kopf herrschte Schmerz, in seinen Eigeweiden hatte sich Schmerz eingenistet. Ein Schmerz, der kein Gesicht und keinen Namen hatte, der zu nichts zu gehören schien und doch allgegenwärtig von ihm Besitz ergriff. Das einzige Indiz dafür, dass die Taubheit kein Zeichen des Todes war. Er lebte zwar, aber er lebte doch nicht. Viel mehr war er lebendig und zugleich spürte er das Leben nicht mehr. Wie ein Geist wandelte er durch sein Leben, durch eine reale Welt, in die er jedoch nicht gehörte. Niemand sah ihn, niemand kümmerte sich um ihn. Alle blickten auf eine leere und leblose Hülle, deren Inneres ruiniert, desolat und zerstört war. Leere, Schmerz... Einsamkeit. DAS war sein Leben. DAS war er! Und niemand wollte so ein Leben, nicht einmal als Begleitung... doch am Wenigsten von allen wollte er es noch... ein Leben, das sich nur durch Schmerz äußerte... "Und jetzt lieg ich da, verletzt, und alles tut weh... Dafür hass ich dich jetzt... weil ich dich liebe Thomas D." Seine Füße baumelten frei in der Luft, pendelten über den Buden sachte hin und her. Für üblich kam sprichwörtlich der Hochmut vor dem Fall, aber nicht bei Sasori. Er war nicht hochmütig. Er hatte dieses Gefühl nie gekannt. Das Einzige, was er kannte war, dass man doch wieder stürzte, wenn man sich vom Boden aufrappelte. Egal wie oft er sich wieder durchgerungen hatte weiterzumachen, so oft hatte ihn das Leben wieder von den Füßen gestoßen. Er hatte keine Lust mehr. Er wollte nur noch einen letzten, finalen Absturz. Jetzt und hier! Dem Leben, und damit dem Leid und dem Schmerz, endlich ein Ende setzen... Viel zu lange hatte er sehnsüchtig auf den erlösenden Tod gewartet, der doch nie zu ihm gekommen war. Nun war es Zeit zu handeln! Er atmete tief durch und schloss die Augen. Ja, er gab den Kampf auf. Er war müde. Ausgelaugt. Vereinsamt. Niemand konnte ihm weismachen, dass ein solches Leben lebenswert war! Das war es NICHT! Es war eine einzige Tortur. Eine Bürde. Eine Qual. Er konnte nicht mehr. Deidara hatte das letzte Bisschen Zuversicht und Energie aus ihm gepresst, die er noch gehabt und immer für den Künstler aufgebracht hatte. Er hatte sich selbst geschunden und verletzt, um Deidara glücklich zu machen... Der ihn verjagt hatte, wie einen Straßenköter... der ihn fallen gelassen hatte, wie ein Glas... Die letzten Scherben würden nun auch verschwinden. Endgültig... Mit, noch immer, geschlossenen Augen ließ er sich von dem Geländer gleiten. Spürte die Schneeflocken gegen sein Gesicht peitschen. Hörte das Kreischen von Menschen. Fühlte eine angenehme Ruhe in sich. Fühlte den wuchtigen Aufprall, als er durch das Dach einer Bude krachte. Öffnete seine Augen und sah das Blut, das aus seinem Körper trat. Sah das Holz, das sich in seinen Bauch gebohrt hatte. Und spürte die Erleichterung, als er seine Augen schloss, während die Menschen um ihn herum in Panik gerieten. Langsam wurde alles dunkel. Doch eines wurde ihm in diesem Augenblick mehr als klar: Er lag nicht hier, weil er Deidara hasste... Er lag hier, weil er einfach nicht aufhören konnte Deidara zu lieben... Und weil diese Liebe es war, die ihn so leiden ließ... Beseelt entglitt er in die Dunkelheit. Kapitel 35: Böses Erwachen -------------------------- Schwerfällig nur ließen sich seine Lider heben, doch nach einer Weile schaffte er es. Er sah sich um, auch wenn alles noch ein wenig verschwommen wirkte. Aber wieso konnte er sich nicht bewegen? Wieso konnte er sich nicht erinnern ins Auto gestiegen zu sein? Nur langsam klärte sich sein Blick, nur langsam realisierte er wo er war und vor allem in welchem Zustand er war! Angst erfüllte ihn plötzlich. Er konnte sich nicht bewegen, da seine Hände und seine Füße mit Fesseln fixiert waren! Sprechen war ihm auch unmöglich, da auch ein Knebel seine Freiheit einzuschränken wusste! Ruckartig sah er auf, auch wenn er dies, dank eines heftigen Kopfschmerzes, sogleich wieder bereute. Panisch weiteten sich seine Augen, als er den Fahrer des Wagens sah... Rote, durchdringende Augen funkelten ihn vergnügt aus den Augenwinkeln an. Der Rest des Kopfes wurde von einer Kapuze bedeckt, nur das hämische Grinsen war, trotz der Dunkelheit durch die sie fuhren, deutlich zu erkennen. Panisch versuchte Deidara sich aus den Fesseln zu lösen, jedoch ohne jeglichen Erfolg. Er saß in der Falle... Die kindlich-wahnsinnige Stimme fuhr ihm durch Mark und Bein, als diese so nahe und so bedrohlich neben ihm ertönte: „Gut geschlafen, Prinzessin?“ XX lachte auf: „HA! Aber du bist noch rechtzeitig wach geworden, um das Beste nicht zu verpassen! Pass mal auf!“ Der Wahnsinnige drückte auf einen Knopf und ein Bildschirm klappte über Deidara Kopf so um, dass er diesen gut im Blick hatte. Während dieser Prozedur sprach sein Entführer belustigt weiter, als sei das hier alles irgendwie ein großer Spaß: „Eure kleine Pause war SO gar nicht eingeplant, aber sei es drum! Ich bin dir nicht böse, das könnte ich NIE! Ich habe es sogar noch geschafft eine kleine Kamera aufzubauen, als ich dich gerettet habe. Aber jetzt wird alles gut, du bist ja bei mir...“ Mit einem Mal verdunkelte sich der Blick des Irren und Deidara gefror das Blut regelrecht in den Adern, als die kindliche Stimme urplötzlich einen diabolischen Unterton bekam: „Ich verzeihe dir sogar, dass du diesen Mistkerl gevögelt hast... Immerhin...“ Ein infernalisches Kichern trieb Deidara eine Gänsehaut über den gesamten Körper. „...immerhin musste es sein. ICH wollte es so! Auch wenn mir Madara, diese kleine Schlampe, beinahe alles ruiniert hätte! Aber alles läuft nach Plan! Du wirst sehen! Ich WOLLTE es, damit ich DIESEN Anblick mit dir genießen kann!“ Am ganzen Leib zitternd beobachtete Deidara, wie das Bild des Motelzimmers auf dem Bildschirm erschien. Panisch riss er die Augen auf, wand sich in seinen Fesseln und schrie erfolglos gegen den Knebel, doch er konnte nichts anderes tun, als zuzuschauen. Er versuchte den Blick abzuwenden, doch immer wieder packte XX ihn grob am Kinn und dirigierte ihn wieder in die Richtung des Bildschirms. Tränen sammelten sich in seinen Augen und doch konnte er alles erkennen... Er sah, wie die Lampe zu Boden fiel. Er sah, wie Sasori völlig fertig nach ihm gerufen hatte. Er sah, wie dieser gebrochen zusammensank. Er sah, wie dieser sich in den Schlaf verletzte... Und er musste sich ansehen, wie Sasori sich, wirres Zeug dabei redend, in seinem eigenen Blut hin und her wand. Während er all seine Verzweiflung einfach nur heraus weinen konnte, lächelte XX neben ihm fröhlich und kicherte: „Schöööön. Ach, ist das herrlich! Nicht wahr? Sieh doch nur, wie weh es ihm tut... Aber noch ist es nicht so schlimm, wie damals...“ Wieder ertönte ein diabolisches Kichern. Mit Tränen in den Augen sah Deidara zu dem Wahnsinnigen herüber, brüllte verzweifelt und immer erschöpfter in seinen Knebel hinein, ohne dabei jedoch irgendein verständliches Wort erzeugen zu können. Verschwendete all seine Energie damit, sich aus den Fesseln befreien zu versuchen, um Sasori zu helfen. Er musste zu Sasori! Sofort!!! Doch er konnte nicht... Er war gefangen... Sein Entführer sah ihn beinahe mitleidig an: „Mach dir keine Sorgen, mein Liebling. Es wird wieder so wie früher... Nur, dass es dieses Mal funktionieren wird! Dieses Mal wird er es richtig machen, weil ICH dafür sorgen werde! Stümper!“ XX lachte wie besessen auf. „Glaubst du das? Der Idiot war damals selbst dafür zu dämlich sich umzubringen! Köstliche Geschichte, das musst du gesehen haben!“ Wieder begehrte Deidara in Panik auf, versuchte sich ergebnislos zu befreien, konnte sich diesem wirren und angsteinflößenden Gerede dennoch nicht entziehen. Amüsiert, und als sei es das Normalste der Welt, sprach XX einfach weiter: „ICH habe es gesehen! Ich MUSSTE einfach live dabei sein, weißt du?! Und ich habe es sogar für dich festgehalten, du wirst sehen! Ein Augenschmaus!“ Die roten Augen pressten sich zu Schlitzen zusammen, während XX eine Hand grob über Deidaras Oberschenkel wandern ließ: „Und dann sind wir endlich frei! Du bist dann endlich frei! Wir beide werden zu Ende bringen, was dieser Mistkäfer damals nicht auf die Reihe bekommen hat!!! Und diese Schlampe von Madara wird mir die Tour auch nicht vermasseln!!! Wir werden die kleine Wichsvorlage ausschalten, da kann die Schlampe machen, was sie will!!!“ Wie von Sinnen brüllte sein Entführer in die Stille der Nacht. Deidara senkte seinen Blick und ließ der Verzweiflung in Tränen einfach freien Lauf. Wovon dieser Irre auch immer sprach... es war ernst! Es war toternst! Und er musste irgendeinen Weg finden, um Sasori zu retten! Das, und nichts anderes, war im Moment wichtig! Die Erschöpfung jedoch übermannte ihn zunächst, und er schlief widerwillig ein... Es war noch immer dunkel, als er abermals aufwachte. Der Wagen stand vor einer großen Lagerhalle, doch mehr konnte Deidara nicht erkennen. Die Beifahrertür wurde aufgerissen und er grob aus dem Wagen gezerrt. XX zog ihn unsanft auf eine Tür zu, durch diese hindurch in die Halle hinein und direkt durch eine weitere, bis er sich in einem kleinen separaten Raum wiederfand. Es roch nach Nässe und altem Öl. Auf dem Boden lag eine vergilbte Matratze und auf einem kleinen Schrank stand ein unpassend moderner Fernseher. Endlich befreite ihn der Irre von seinen Fesseln, hielt ihn aber dennoch in einem schmerzhaften Griff fest, sah ihm in die Augen und ließ keinen Zweifel daran, dass die Worte so gemeint waren, wie sie ausgesprochen wurden: „Es tut mir sehr Leid, dass ich dich zunächst in diesem Drecksloch unterbringen muss. Bald schon wirst du all das von MIR bekommen, was dir zusteht... was du verdienst... Doch erst kriegt dieser kleine, labile Penner, was ER verdient!“ XX kicherte finster. „Und solltest DU auch nur einen falschen Schritt machen, dann werde ich ihm keinen schnellen und angenehmen Tod bereiten, haben wir uns verstanden?“ Wieder füllten sich Deidaras Augen mit Tränen, doch er nickte. Fast sanft strichen die grässlichen Finger des Namenlosen über seine Wange und entfernten schließlich den Knebel: „Fein. Du bist brav. Und nun warte einen Augenblick, ich bin sofort wieder bei dir...“ Der schmerzhafte Griff löste sich und XX verschwand durch die Tür, durch die sie hereingekommen waren. Natürlich nicht, ohne diese von außen abzusperren. Weinend sackte Deidara auf die Knie. Wie sollte er Sasori helfen, wenn er nicht einmal wusste, wo er selbst war? Geschweige denn eine Ahnung hatte, wie er sich aus dieser Lage befreien sollte? Plötzlich wurde ihm klar, dass er absolut hilflos und verloren war. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte und auch seine sonst so optimistische Ader war völlig versiegt. Er hatte Angst, fühlte sich verloren und vor Allem alleine... Ohne Sasori... da war er nicht halb so stark, wie das oft den Anschein hatte. Ohne Sasori fühlte er sich klein und schwach. Ohne Sasori WAR er klein und schwach... und ängstlich und einsam und verloren... Schniefend blickte er auf. Sasori war nicht hier, doch er musste stark sein. Immerhin ging es hier scheinbar wirklich um Leben und Tod... Und etwas von Sasori war noch immer bei ihm... Etwas, das ihm sicherlich wenigstens ein bisschen Kraft geben könnte... Nervös, aber entschlossen griff er in seine Hosentasche und holte sein Portemonnaie hervor, öffnete das Fach für das Münzgeld und lächelte leicht, mit Tränen in den Augen. Ja. Er hatte es vor ihrer Reise noch schnell hineingepackt... Eigentlich hatte er nicht genau gewusst wieso, aber er hatte es einfach bei sich haben wollen, so wie es all die Jahre immer bei ihm gewesen war. Rasch steckte er das Portemonnaie zurück und band sich das Freundschaftsarmband um sein Handgelenk, während er liebevoll den Namen „Sasori“ immer wieder betrachtete. Es würde ihm Kraft geben und, falls dieser Wahnsinnige auch ihn wieder mit Kameras filmte, vielleicht auch ein Zeichen sein. Ein Zeichen, dass er in Gedanken bei Sasori war. Ein Zeichen, dass er für Sasori da sein würde und auf ihn wartete... Augenblicklich ließ er von dem Band ab und schob es ein Stück unter den Saum seines Hemdes, als er XX an der Tür hörte. Nervös blickte er auf, als dieser mit einem Stativ und einem Fotoapparat in sein Gefängnis trat, die Tür wieder schloss und Kamera und Stativ in aller Seelenruhe aufbaute. Belustigt sahen die roten Augen ihn aus dem Augenwinkel an: „Schau nicht so skeptisch, mein Schatz. Es wird dir gefallen...“ Als alles zu dessen Zufriedenheit stand, kam XX schließlich zu ihm, holte ein kleines Fläschchen aus der Hosentasche hervor und flößte ihm die darin enthaltene Flüssigkeit ein. Rasch fühlte Deidara sich leicht benommen, schwindelig, und doch irgendwie... leicht. Der Entführer grinste: „Fühlt sich toll an, oder? Wie damals, als du immer den Tee getrunken hast, nicht wahr? Oh ja! Du hast diesen Tee so geliebt!“ Deidara sah auf, als er in die Arme des Größeren gezogen wurde. Irgendwie war ihm so gar nicht danach, doch wehren war auch irgendwie nicht so wirklich möglich. Er war absolut entspannt und hätte sich wohl nicht einmal mehr selber auf den Beinen halten können. Nur surreal nahm er noch wahr, wie XX sich an ihn drückte, ihn mit den Händen überall berührte und ihm immer wärmer wurde. Benommen nahm er die Lippen wahr, die seinen Hals und sein Gesicht berührten. Wie ein weit entfernter Albtraum erschien ihm die Zunge, die sich grob in seinen Mund schob. Um den Halt nicht zu verlieren hielt er sich an den Schultern des Älteren fest, der mehr damit beschäftigt war ihn unter seinem Hemd zu berühren. Tanzten sie? Schlief er schon? Welch wirre Gedanken... Wo war er? Was war passiert? Was wollte er nochmal eigentlich tun? Sasori... unter der Dusche? Ach ja... Es war so schön warm... Oder? Wo war Sasori? Langsam glitt er in einen tiefen Schlaf. XX legte den trägen Körper behutsam auf der Matratze ab, deckte die blonde Schönheit mit einer Decke zu. Lächelnd spielte er noch einen Augenblick mit dem goldenen Haar, ehe er sich widerwillig erhob und zum Fotoapparat blickte. Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Es würden schon genug gute Schnappschüsse dabei sein. Und wenn er Sasori erst einmal los war, dann stand ihm mit Deidara rein gar nichts mehr im Wege! Ging Sasori unter, so würde sicherlich auch Madara eingehen! Guter Dinge nahm er die Kamera an sich und verließ den kleinen Raum, sperrte ab und schritt gemächlich in ein kleines Büro, das direkt daneben lag. Er hatte nicht mehr allzu viel Zeit, immerhin musste er noch vor Sonnenaufgang zurück am Motel sein. Während die Fotos, die er auf den Computer übertragen hatte, schließlich von dem Drucker zu Papier gebracht wurden, lehnte XX sich in dem kleinen Bürostuhl zurück und ließ seinen Blick über die unzähligen Monitore gleiten. Auf einem war das Motelzimmer zu sehen, in dem Sasori noch immer auf dem Boden lag. Ein diabolisches Kichern entwich dem Wahnsinnigen. Ja, die wichtigste Beute hatte er bereits. Doch was war eine Beute, ohne eine vernünftige Jagd?! Im Grunde war die Jagd viel besser, als die Beute an sich. Sasori mochte am Boden liegen, doch bald schon würde der Rothaarige wissen, dass es noch viel, viel tiefer gehen konnte. Dafür würde er persönlich sorgen! Und es würde ihm Freude bereiten... unendlich viel Freude. Denn er würde den Schnüffler loswerden, Madara in den Wahnsinn treiben und Deidaras Willen brechen. Viel besser konnte eine Jagd nun wahrlich nicht sein... Lachend nahm er die ausgedruckten Seiten an sich, startete eine Endlosschleife, übertrug diese auf den kleinen Fernseher in Deidaras Gefängnis und verließ den winzigen Überwachungsraum, der ihm schon so viele wundervolle Stunden bereitet hatte... Schmerz... Alles schmerzte. Sein Kopf, sein Arm... sein Magen... seine Seele... Langsam hoben sich seine Lider, gaben den Blick auf das frei, was er angerichtet hatte. Stöhnend drehte Sasori sich auf den Rücken und blickte an die Decke, während er sich mit der Hand über das Gesicht wischte. Er fühlte sich, als habe er sich am Vorabend volllaufen lassen, nur um nun mit einem gehörigen Kater zu erwachen, der von Erinnerungslücken begleitet wurde. Aber er erinnerte sich zu seinem Leidwesen noch sehr gut an das, was passiert war. Erschöpft blickte er an sich herab und stutzte. Vorsichtig hob er seinen verletzten Arm. Sein Atem stockte, seine Gedanken überschlugen sich. Wieso war sein Arm verbunden?! Unter Schmerzen drehte Sasori sich weiter, bis er auf dem Bauch lag und sich mit allen Vieren qualvoll aus der Blutlache stemmte. So schlimm war es noch nie gewesen... Er hatte sich oft etwas angetan, aber so heftig war das Aufwachen wirklich noch nie gewesen! Meist war er mehr oder weniger erholt wieder zu sich gekommen, aber dieses Mal... seine ganzer Körper rebellierte alleine schon gegen das Aufstehen. Keuchend verharrte er noch immer auf Händen und Knie abgestützt, versuchte den Schwindel irgendwie zu bändigen und die Übelkeit zu ignorieren. Doch der markante Geruch von Blut erleichterte ihm dieses Vorhaben in keiner Weise. Scherben knirschten unter seinen Knien. Das getrocknete Blut klebte seine Kleidung an seinem Körper fest. Alles drehte sich. Und nur langsam wurde ihm klar, dass er der Grenze zwischen Leben und Tod wohl nur einmal bisher SO nahe gekommen war... Doch er lebte noch. Daran ließ der pochende und höllisch schmerzende Arm unter dem Verband keinen Zweifel. Schmerzen bedeuteten, dass er noch lebte... irgendwie. Stöhnend stemmte er sich am Bett weiter nach oben, bis er sich auf die unberührte Matratze setzen konnte. Und bis er seinen Laptop erkannte, der völlig demoliert war... Irgendetwas war in der Nacht passiert, als er weggetreten war... Und eine leise Ahnung setzte sich in seinem Kopf fest, die ihm den Magen nur noch mehr herumdrehte... Gewaltig stieg die Übelkeit in ihm auf, riss ihn regelrecht auf die Füße und ließ ihn ins Bad torkeln. Gerade eben erreichte er noch rechtzeitig die Toilette... Krampfhaft hielt er sich an der Toilettenschüssel fest, sackte nach dem Erbrechen kraftlos wieder zu Boden. Wenn er mit seiner Ahnung Recht hatte, dann hatte er gestern Abend den wohl größten Fehler seines Lebens gemacht! Es KONNTE nur einen Menschen geben, der ihn zwar versorgte, aber der gleichzeitig den PC zerstörte und Deidara verschwinden ließ... XX! Eine weitere Welle der Übelkeit überrollte ihn. Tränen pressten sich aus seinen Augenwinkeln. Wieso hatte seine Angst ihn nur noch immer so unter Kontrolle?! Wieso hatte er vor Angst nicht an das Offensichtliche gedacht?! Die Tränen bahnten sich ihren Weg über seine Wangen. Er war so in seiner Selbstkasteiung versunken gewesen, dass er nicht daran gedacht hatten, dass der schlimmste aller Fälle für Deidaras Verschwinden verantwortlich sein könnte... Er war nicht einmal auf die Idee gekommen, dass XX diese beschissenen 5 Minuten einfach so ausgenutzt haben könnte! Schwerfällig zog er sich an der Toilettenschüssel und dem Badewannenrand wieder auf die Beine, spülte ab und trat an das Waschbecken heran und erschrak vor seinem eigenen Spiegelbild. Er war nicht nur bleich, hatte dunkle Ringe unter den Augen und sah beschissen aus, nein, überall war Blut... Rasch machte er das Wasser an, wusch sich die Spuren seiner Verletzungen aus dem Gesicht und spülte sich den Mund aus, der wohl so riechen musste, wie er aussah... Das kalte Wasser holte ihn schließlich auch weiter in die Realität zurück. Er stellte er wieder ab und torkelte zurück ins Zimmer. Wo auch immer Deidara nun war... er musste sofort los, um diesen zu finden! Bezahlt hatten sie das Zimmer bereits am Tag zuvor, um diese Sauerei konnte und wollte er sich jetzt nicht kümmern! Wütend über sich selbst griff er seinen lädierten Laptop und schwankte aus dem Zimmer. Er konnte nur hoffen, dass ihm niemand über den Weg laufen würde. Auf unangenehme Fragen hatte er keine Lust, und Zeit hatte er dafür schon gar nicht! Zu seiner Erleichterung schien niemand auf dem Flur zu sein. Auf dem Weg nach draußen schaute er auf seine Uhr. 9:21 Uhr. Angespannt knirschte er mit den Zähnen. Deidara konnte überall sein! Und das mit XX!!! Und das nur, weil er eine solche Paranoia geschoben hatte! Weil er wieder schneller in Selbstzweifel und Schuldgefühlen untergegangen war, als klar und logisch nachzudenken! Wie er sich für diese Dummheit hasste! Rasch schüttelte er den Kopf, während wieder Tränen in ihm aufkamen. Er war emotional völlig durch. Seine Verfassung fuhr schier Achterbahn und warf ihn in einem Augenblick dem Selbsthass vor, um in der nächsten Kurve in die Verzweiflung einzutauchen. Alles in seinem Kopf schien verrückt zu spielen... vor Sorge, vor Wut, vor Angst, vor Verzweiflung... Er musste einen klaren Kopf kriegen und das schnell! Mit leisen, aber schnellen Schritten verließ er das Motel und torkelte mehr auf seinen Wagen zu, als dass er ging. Sein Körper rebellierte immer noch, aber dieses eine Mal musste dieser es noch aushalten! Ausnahmsweise mal nicht, weil er sich nicht die Blöße von Schwäche geben wollte, sondern primär, weil er Deidara diesem Irren in die Hände gespielt zu haben schien und den Blonden retten musste! Koste es, was es wolle! Sein Teint wurde noch bleicher, als er seinen Impala erreichte. Unter dem Scheibenwischer hing ein nicht adressierter Brief... Eilig schloss er das Auto auf und warf den ohnehin demolierten Computer achtlos auf die Rückbank, ehe er mit zitternden Händen den Brief an sich nahm und sich auf den Fahrersitz fallen ließ. Durch das Zittern wesentlich langsamer, als er das wollte, öffnete er den Umschlag und holte einen Brief und ein Foto daraus hervor. Mit einem Mal waren Übelkeit und Tränen wieder da, als er das Foto betrachtete. Sasori schloss die Augen, hielt sich die Hand vor den Mund und atmete ein paar Mal tief durch. Das konnte kein Zufall oder von Deidara gewollt sein. Zumindest sagte er sich das in Gedanken immer wieder, doch wirklich glauben konnte er es doch nicht. Wieder kroch diese Panik in ihm hoch, doch er kämpfte dagegen an, so gut er konnte. Deidara war WIRKLICH bei XX, und das konnte nur bedeuten, dass dieser den Blonden entführt haben musste! Deidara war NICHT freiwillig gegangen! Vorsichtig öffnete er seine Augen wieder und betrachtete zitternd das Foto genauer. Deidaras Blick war irgendwie... abwesend. Wie damals, als sie in dem Wellness-Urlaub gewesen waren... XX versuchte es wohl wieder ihn in den Wahnsinn zu treiben, und beinahe wäre er wieder mit wehenden Fahnen in diese Falle getappt. Aber er zwang sich weiter zur Ruhe und versuchte, jedes noch so kleine Detail zu erspähen. Der Raum wirkte, als sei dieser in einer Art Garage oder Halle. Die metallischen und geformten Wände ließen dies vermuten. Der übermäßige Rost an diesen konnte auch nur zwei Schlüsse zulassen: entweder, diese Halle war verdammt alt, oder aber sie musste in der Nähe von Wasser stehen. Zufrieden nickte er. Das war zwar nicht viel, doch sein Gehirn konnte offensichtlich noch arbeiten, wenn ER es wollte. Und plötzlich stockte ihm der Atem, starrte er gebannt auf die Aufnahme. Noch nie hatte er an Zufälle geglaubt, doch spätestens nun wäre ihm auch der letzte Glaube daran abhanden gekommen... Er kniff die Augen zusammen und hielt sich das Foto direkt vor die Nase. Ja! JA! Unter hunderten Dingen hätte er es erkannt! Deidara trug das Freundschaftsarmband! Das... konnte kein Zufall sein! Das musste ein Zeichen sein! Verwirrt blickte er auf, als sich wieder Tränen in seinen Augen zu sammeln begannen. Nicht nur, dass er sich seit dem Erwachen wie eine Heulsuse vorkam... nein, jetzt fing er auch noch an zu heulen, obwohl er alles andere als traurig war! Irritiert schüttelte er den Kopf und verstand sein Verhalten überhaupt nicht. Das war doch etwas Gutes, wieso flennte er denn trotzdem plötzlich?! Er hatte in den letzten 10 Jahren nicht so viel geheult, wie in den letzten knapp 20 Minuten! Er kam sich ziemlich dämlich vor, doch eines war deutlich wichtiger nun... Den Kopf schüttelnd warf er das Foto auf den Beifahrersitz und griff in seine Hosentasche, aus der er sein Portemonnaie hervorholte. Mit einem geübten Griff öffnete er das Münzfach und holte sein Armband daraus hervor, schloss die Geldbörse wieder, legte sie zum Foto auf den Sitz neben sich und band sich das Geschenk aus Jugendtagen um sein Handgelenk. Während er sich die Tränen endgültig aus den Augen wischte, stahl sich ein flüchtiges und kaum sichtbares Lächeln auf seine Lippen. Sie hatten nie viele Worte gebraucht, um miteinander kommunizieren zu können. Vielleicht mochten sie dies in einem Abschnitt ihres Lebens vergessen haben, doch seit ein paar Tagen wussten sie es, als ob es nie anders gewesen wäre. Und dieses Band war eine Nachricht! Davon war Sasori absolut überzeugt. Eine geheime Botschaft, die außer ihm niemand jemals erkennen würde, und die nur deshalb zustande kommen konnte. Eine winzige Geste, die alles sagte, ohne auch nur ein Wort ausgesprochen zu haben. Deidara war nicht wütend auf ihn! Deidara rief nach ihm! Entschlossen schnallte er sich an und startete den Wagen. Was auch immer XX vor hatte, er würde Deidara finden! Und bis dahin... würde er wohl oder übel noch ein wenig mitspielen müssen. XX musste sich in Sicherheit wiegen. Er musste das tun, was XX von ihm erwartete. Und darin, das konnte keiner abstreiten, war er mit Abstand der Beste! Rasch lenkte er den Wagen vom Parkplatz und fuhr in Richtung Miami weiter. Er würde vermeintlich kopflos nach dem Blonden suchen. XX würde sich schon noch etwas einfallen lassen, er musste nur warten. Bald schon, dessen war er sich sicher, würde das Spiel von XX weitergehen. Diese Spielsucht des Wahnsinnigen war so sicher, wie das Amen in der Kirche. Eine Stunde später meldete seine Tankanzeige, dass eine Pause notwendig wurde. Verstimmt steuerte Sasori die Tankstelle an, die „rein zufällig“ in diesem Augenblick an der Landstraße auftauchte. Er wischte sich über das Gesicht. Er hätte es eher sehen können, dass immer wieder merkwürdige Zufälle passiert waren, die von XX wahrhaft meisterlich inszeniert worden waren. Er hatte gestern noch genug Sprit im Tank gehabt, um nach Miami ohne Tankstopp zu kommen. Das war kein Zufall. XX wollte etwas von ihm. So ähnlich wie Deidara gestern Abend unter der Dusche... oder damals an seinem Geburtstag. Das Wichtigste jedoch war, dass er sich nichts anmerken lassen durfte. XX musste unter allen Umständen das Gefühl behalten, die absolute Kontrolle über die Situation zu haben! Er hielt neben der Zapfsäule an, stieg aus und öffnete den Tankdeckel, ehe er den Tank mit frischem Benzin befüllte. Unruhig sah er sich um, konnte jedoch nichts verdächtiges erkennen. Er war mitten in der Pampa, doch über kurz oder lang würde XX sich schon melden, und sei es ein erneuter Brief an seiner Scheibe. Seufzend blickte er zu Boden und hielt stutzend inne. Vor ihm lag ein Stück Papier, zusammengeknüllt. Doch etwas stimmte an dem Anblick nicht... Es war irgendwie zu neu und schien zu ungebraucht, als dass es hier schon eine Weile liegen würde. Rasch nahm er es an sich und faltete es auseinander, ehe er mit immer größer werdenden Augen las, was dort geschrieben stand: „Hey, Grünschnabel! Ich habe gesagt, dass ich dir helfen werde, und das tue ich auch. Ich habe deinen Arm versorgt. Das mit deinem Computer jedoch war ich nicht. Aber ich habe noch eine wichtige Information für dich: Du wirst Deidara im Hafen von Miami finden. Ich muss aufhören. Wir sehen uns, Madara“ Das Klacken des Zapfhahns riss ihn aus seiner Verwirrung heraus. Schnell stopfte er den Zettel in seine Manteltasche und hakte den Hahn wieder ein, verschloss seinen Tankdeckel, nahm sein Portemonnaie vom Sitz, steckte es in die Tasche und ging grübelnd in das kleine Häuschen hinein, in dem verschiedene Waren zum Kauf angeboten wurden und der Tankwart gelangweilt hinter der Theke saß. Während Sasori sein Portemonnaie über seine eigene Dusseligkeit grummelnd wieder aus der Tasche kramte, überlegte er krampfhaft, wieso Madara ihn versorgt hatte, aber nicht verhindern konnte, dass XX Deidara entführte. Das machte alles noch keinen Sinn! Nach einer Weile blickte er auf, da der Kassierer keinerlei Anstalten machte, ihm den Preis zu nennen, als er urplötzlich in jeder Bewegung erstarrte. Er sah direkt in den Lauf einer Pistole! Der vermeintliche Tankwart grinste ihn diabolisch an und schnarrte mit kindlich,wahnsinniger Stimme: „Hallo, Sasori! Gib mir den Zettel!“ Er schluckte schwer und bemühte sich angestrengt, seine Angst nicht zu zeigen: „Was... was für einen Zettel?“ XX entsicherte die Waffe und schnauzte ungehalten: „Du bist nicht in der Position mich zu verarschen!! Her mit dem Zettel!!! Und keine Mätzchen!“ Langsam griff er in die Tasche seines Mantels und holte den verlangten Gegenstand hervor, der ihm sofort von dem Verkleideten abgenommen wurde. Eilig überflog XX die geschriebenen Worte und brüllte plötzlich wütend: „Diese verfickte Schlampe!!!“ Er warf die Notiz zu Boden und sah nun Sasori wieder an. „Aber weißt du was?! Es ist nicht mein Pech, sondern deines! Du weißt also, wo du nach der Muse suchen musst. Macht nichts. Denn dort musst du erst einmal hinkommen!!!“ Ein höllisches Lachen ertönte, ehe XX zischte: „Ich KÖNNTE dich umbringen, aber ich habe noch keine Lust dazu! Du hast mir so viel Ärger bereitet, dass ich mich jetzt erst einmal noch ein wenig vergnügen möchte! Wir werden spielen!!! Wie wäre es für den Anfang mit...“ XX überlegte demonstrativ und irgendwie übertrieben gekünstelt. „Ah ja! Für den Anfang spielen wir: bewege dich keinen Millimeter, sonst wird das hier tödlich!“ Sasoris Augen weiteten sich panisch, als sein Gegenspieler die Waffe noch ein Stück anhob, und diese genau auf seiner Kopfhöhe hielt. Er schluckte schwer und unterdrückte selbst das ängstliche Zittern, das ihm in die Glieder zu kriechen drohte. Keinen Millimeter bewegen...!!! Er hielt den Atem an, schloss seine Augen und klammerte sich am Tresen fest, um auch wirklich völlig regungslos zu verharren. Schweiß trat auf seine Stirn. Selbst seine Gedanken schwiegen eisern. Sekunden verstrichen wie Minuten. Es war absolut still... Und dann... Dann schoss der Wahnsinnige auf ihn... Kapitel 36: Auryn ----------------- ~Aloha! Ich habe mal wieder eine musikalische Anregung für dieses Kapitel ;) (*1*): http://www.youtube.com/watch?v=XElTJTkY4ZY Es ist nicht genau angepasst, ich finde nur, dass das Lieb sehr gut zu der Szene passt :) Ich hoffe, dass es euch gefallen wird und (noch) nicht zu viel über das endgültige Finale verraten wird ;) LG Galenhilwen~ Er hörte sein Herz schlagen. Laut und deutlich. Er konnte es sogar spüren. Vorsichtig öffnete er seine Augen und sah sich um. Er war... in seinem Impala?! Sasori wischte sich über das Gesicht und verharrte mit seinen Fingern an seiner Schläfe. Zitternd holte er seine Hand in sein Blickfeld und fing an zu lachen. Zunächst kurz, vereinzelt, bis er schließlich in schallendes Gelächter ausbrach. Er lebte! Dieser Durchgedrehte hatte auf ihn geschossen, doch er lebte! Sein Lachen hielt an, und doch begannen ihm im selben Moment die Tränen die Wangen hinunterzulaufen. Abwesend verrieb er den leichten Blutfilm auf seinen Fingern, während er lachte und gleichzeitig weinte. Dieser Mistkerl war verdammt gut! Er drehte durch! Wegen diesem Irren! Sein Blick huschte nervös hin und her. Blieb auf dem Beifahrersitz hängen und holte ihn langsam wieder in die Normalität zurück... Sein Lachen verstummte, seine Tränen versiegten. Fahrig griff er in den Haufen an Fotos, während sein Gesicht sich zu einer Grimasse verzog. So langsam wurde ihm klar, was XX eigentlich vor hatte. Nein. Das war nicht ganz richtig. Den Verdacht hatte er schon länger, doch nun war er sich absolut sicher! XX wollte ihn psychisch zerstören... Wollte vielleicht, dass er an denselben Punkt kam, wie einst... bei dessen erstem Versuch... Wütend griff er die Bilder, weitere Schnappschüsse von XX und Deidara, kurbelte seine Fensterscheibe herunter, und schmiss die dreisten Ablichtungen achtlos nach draußen. Sie interessierten ihn nicht. Waren sie immerhin nur eine weitere Provokation dieses Wahnsinnigen, der versuchte ihn in den freiwilligen Tod zu treiben. Doch dieses Spiel war endgültig vorbei, er hatte den Plan durchschaut, auch wenn er keine Beweise für diesen hatte. Die Indizien sprachen für sich, und mit seiner üblichen Vorgehensweise kam er bei XX einfach nicht weiter. Er konnte einfach nicht alles 1000%ig machen, sondern musste die Dinge schnell, kühl und absolut nüchtern analysieren und darauf reagieren. Spontan. Aus dem Bauch heraus. Gekonntes berufliches Prozedere war absolut fehl am Platze. Er dufte sich nicht länger an Kleinigkeiten oder Gewohnheiten aufhängen, sondern musste so neutral wie möglich XX Handlungen wahrnehmen, realisieren und darauf reagieren. Es machte keinen Sinn nach Beweisen zu suchen, wenn XX bereits wieder etwas völlig Neues veranstaltete. Er musste sich auf ein Talent konzentrieren, welches er nie sonderlich gut beherrscht hatte... Sasori musste improvisieren, und das auf ähnliche Weise, wie es XX selbst zu tun pflegte! Er kurbelte das Fenster wieder hoch und sah sich genauer um. An der Tankstelle war er nicht mehr, so viel stand fest. Er stand irgendwo an der Landstraße, mitten im Nirgendwo, mit einem Streifschuss an der Stirn und diesen widerlichen Fotos auf dem Sitz. Nachdenklich begann er sich die Schläfen zu massieren. Was nur SOLLTE er jetzt tun? Was erwartete XX nun von ihm? XX wollte mit ihm spielen, ihn innerlich zerstören. So konnte er nicht nachdenken! Rasch griff er zum Radio und drehte seine AC/DC Kassette voll auf. Zufrieden seufzte er. Das war besser! Viiieeel besser! Wieder konzentrierte er sich auf XX, als ihm etwas Wichtiges einfiel, was er ganz vergessen hatte. Er hatte einen Verdacht gehabt, den er Deidara präsentieren wollte, und zwar mit Hilfe seines Notebooks. Das jedoch hatte XX offensichtlich zerstört. Warum? Eigentlich gab es nur eine logische Erklärung... Der Psychopath musste eine Befürchtung haben, dass er, Sasori, etwas wusste. Doch woher? Der Knackpunkt war und blieb sein Mentor: Madara! Sicherlich half Madara ihm... Doch was wäre, wenn auch dies kein Zufall, keine glückliche Fügung war, sondern eiskaltes Kalkül? Warum ließ dieser meisterhafte Täuscher, dieser grandiose Spieler, solch schier einfältigen Versuche Madaras zu, ihm zu helfen? XX war alles... ein Killer, ein Psychopath, ein Spieler, ein durchgeknalltes Genie... aber sicherlich KEIN Vollidiot! Scheinbar jedoch schien dieser von diesen Versuchen seines Senseis nichts, aber auch rein gar nichts mitbekommen zu haben, es sei denn... Es sei denn, dass diese Versuche absolut geduldet und eingeplant gewesen waren. Seufzend strich er sich die Haare aus dem Gesicht und lehnte sich in den Fahrersitz. An der Stelle kam er, noch, nicht weiter. Es half ihm im Moment auch nicht, und lief wieder in die Richtung „gewohnte Analyse“. Es war nicht von Bedeutung, dass er XX vollständig verstand. Es war wichtig, dass er in XX vermeintlichem Chaos einen roten Faden entdeckte. „Wieso“ war unwichtig... „Bisher“ war unwichtig... Wichtig war, was wahrscheinlich als nächstes kommen würde... was XX von IHM erwartete! Genau DARUM ging es! Er musste nicht XX verstehen... er musste verstehen, wie er selbst reagieren würde, wenn er keine Ahnung hätte... wenn er unbedacht auf die Provokationen eingehen würde! XX konnte von dem Armband nichts wissen, da dieser ihm sonst nicht die Fotos ausgehändigt hätte, auf denen dieses zu sehen war. So schienen diese Aufnahmen tatsächlich dazu gedacht gewesen sein, um ihn fertig zu machen. Um ihn davon zu überzeugen, dass er wieder fallengelassen worden war... Eigentlich hätte dies doch ein Widerspruch zu der Tatsache sein müssen, dass er nach Deidara suchte. Doch Sasori wusste selbst zu gut, dass es in Wirklichkeit keiner war. XX wusste so gut wie er selber, dass er diese Aufgabe zu Ende bringen würde, selbst wenn Deidara ihm eigenhändig das Herz aus der Brust gerissen hätte, ob im wörtlichen oder im übertragenen Sinne. Und das war es, worauf XX setzte... Sasoris Berechenbarkeit. Sasoris Art, einfach alles immer strikt nach Plan zu tun, egal was für Probleme auftauchten. Er machte seine Arbeit, und das penibel, genau und absolut gewissenhaft. Es spielte keine Rolle, welche persönlichen Gefühle dabei im Wege stehen mochten, er funktionierte. Rein äußerlich. Er übertrat seine eigenen Grenzen, nur um erfolgreich zu sein. Und DAS wollte XX herausfordern... dass er, Sasori, seine Grenzen wieder munter ignorierte und sich für die Sache völlig aufrieb. Denn das machte ihn angreifbarer, als alles andere... Er sollte seine Energie verschwenden, um letztlich ein williges Opfer für all die Lügen, Intrigen und Erniedrigungen zu sein! Zufrieden nickte er. Das war ein Anfang. Was auch immer auf ihn wartete, sein Weg führte ihn unmissverständlich und unumgänglich nach Miami, in den Hafen. Der Weg würde gefährlich werden, dessen war er sich durchaus bewusst. XX wollte ja nicht, dass er tatsächlich Deidara befreite, sondern nur, dass er sich auf den Weg machte, um es zu versuchen. Dieser Unterschied mochte marginal sein, und dennoch war er absolut entscheidend für seinen Sieg oder seine Niederlage! Er würde also wohl kaum, wenn es nach seinem irren Verfolger ging, dort auch wirklich ankommen. Die Entscheidung würde vermutlich auf dem Weg dorthin getroffen werden. Er sollte diese Fahrt wohl gar nicht erst überleben. Wann und wo auch immer ihr nächstes Aufeinandertreffen stattfinden würde... es würde darauf hinauslaufen, ihm die Kraft zu nehmen, um Deidara jemals zu erreichen. Es sollte vielleicht nicht seinen Willen dazu brechen, aber seine Fähigkeit dazu untergraben. So langsam verstand er es... Er hatte diesen Spinner von Anfang an aus dem falschen Blickwinkel betrachtet. Ihm kam ein Bild in den Sinn, welches er vor langer Zeit in einem Buch gefunden hatte... das AURYN (1) aus der unendlichen Geschichte von Michael Ende. So wie die beiden Schlangen sich auf diesem Bild ineinander verbissen hatten, so war es ihm bisher mit XX ergangen... vermutlich würde diese Jagd ewig dauern, wenn nicht entweder er aufgab, oder aber er XX endlich zu fassen kriegte. Eine ewige Jagd, die keinen Sieger hervorbringen würde... so lange nicht, wie sie diese Tatsache nicht erkannten. Doch nun wurde es ihm klar. Er musste von der anderen Schlange ablassen, um wieder Bewegung in diese Jagd zu bringen, und der anderen Schlange doch vorgaukeln, dass alles noch so war, wie bisher. XX musste glauben, dass er noch immer verbissen an ihm hing und jeden Schritt regelrecht in sich aufsog, um diesen zu kriegen, auch wenn er dem Wahnsinnigen mit seinem Loslassen die Freiheit ließ, ihn selbst ans Ziel zu führen... und ihm dabei eventuell etwas passierte, da die Zähne der fremden Schlange schließlich noch in seinem Körper vergraben waren. Aber einen anderen Weg gab es nicht. Er musste vertrauen... und das, von allen grausigen Möglichkeiten die es gab, auch noch sich selbst und seinen Fähigkeiten! Er musste darauf vertrauen, dass er WIRKLICH verstanden hatte. Und er musste darauf vertrauen, dass er doch eine Spur besser als XX war... Sasori atmete noch einmal tief durch und startete den Wagen, ehe er vorsichtig unter seinen Sitz griff und erleichtert seine Ersatzwaffe hervorholte. Vermutlich auch kein Zufall, aber er musste mitspielen, egal wie merkwürdig die Situation auch sein mochte. Früher oder später würde er schon erfahren, wieso dem so war. Es wurde Zeit, dass er den Gejagten spielte, die festgebissene und sich festbeißende Schlange, und zwar überzeugend! Behutsam legte er die Waffe auf den Beifahrersitz und fuhr auf die Straße zurück, einfach der Nase nach. Es war sicherlich die richtige Richtung. XX dachte scheinbar wirklich an alles... Er seufzte und musste sich eingestehen, dass ihm trotz Allem mulmig zumute war. Er mochte hinter den Grund dieser sinnlosen Jagd gekommen sein, doch ihre Durchführung lag für ihn in absoluter Dunkelheit. Er wusste, DASS etwas passieren würde... doch er hatte keine Ahnung WANN, WO oder WIE! Und es fiel ihm schwer, sich selbst gegenüber Vertrauen zu empfinden. Doch es war die einzige Chance, die er im Moment hatte, um Deidara unversehrt aus den Fängen des Gestörten zu befreien... Deidara wachte unverhofft schnell auf und fühlte sich darüber hinaus nicht wirklich schlecht... Zwar nicht gut, aber eben auch nicht so schlecht, wie er vermutet hatte. Er sah sich um und seufzte. Doch nur schlecht geträumt hatte er zu seinem Leidwesen auch nicht. Er war tatsächlich in diesem dreckigen Bunker gefangen. Sein Blick wanderte durch den Raum. Ihm war bisher gar nicht aufgefallen, dass der kleine Schrank und der Fernseher darauf hinter einer massiven Glasscheibe standen. Sich fragend, wieso dem so war, richtete er sich auf und konnte den Bildschirm schließlich gut erkennen. Augenblicklich wünschte er sich, er habe es nie wissen, nie herausfinden wollen... Doch es war zu spät. Seine Augen weiteten sich panisch, sein Atem stockte und sein Herz schien regelrecht aussetzen zu wollen. Ohne Umschweife trieb es ihm die Tränen in die Augen, während er geschockt die Hand vor den Mund schlug. Immer und immer wieder wurde dieselbe Szene abgespielt. Mit jedem Mal spürte er, wie sich regelrecht ein Dolch durch sein Herz bohrte; wie sich heiße Nadeln in seinem Kopf versenkten. Immer und immer wieder sah er, wie Sasoris Körper durch das Dach der Marktbude donnerte und von zwei großen Brettern schier aufgespießt wurde. Eine winterliche Idylle, die mit einem Mal brutal zerstört wurde... Ein geliebter Mensch, der mit einem Mal aus dem Leben gerissen zu werden schien. Seinen Tränen brannten auf seiner Haut. Schluchzend wand Deidara den Blick ab, und musste doch dieses grauenvolle Geräusch immer und immer wieder hören. Sein Körper zitterte, während er die Augen zusammenkniff und die Hände auf seine Ohren presste, dabei den Kopf ungläubig schüttelte. Er hatte sich viel ausgemalt im Laufe ihrer zweiten gemeinsamen Zeit, aber DAS lag fernab seiner schlimmsten Befürchtungen! DAS war es gewesen, worüber Sasori am Anfang ihres neuen Miteinanders nicht hatte reden wollen! DAS war es gewesen, das diese schrecklichen Narben hinterlassen hatte! DAS war es gewesen, wohin dieses falsche Spiel seinen Rotschopf damals geführt hatte!!! Nicht einmal sein verzweifeltes Weinen konnte diese grausamen Töne überdecken, er hörte es jedes Mal wieder... und jedes Mal wurde ihm schlechter bei dem Gedanken! Während er in Europa gewesen war, da hatte sich der wichtigste Mensch in seinem Leben SEINETWEGEN von einer Brücke gestürzt! Plötzlich riss er die Augen auf, kniete sich hin und vergrub seine Finger in der feuchten Matratze... keuchte erschöpft, rang nach Luft... Er... er wusste es wieder! Er konnte sich daran erinnern, was damals in der Schweiz passiert war! Und er wusste nun, wieso dieser infame Plan einst zu keinem Ende gekommen war!!! Zumindest zu keinem im Sinne seines Entführers... {Flashback} Wirre Bilder. Immenser Schmerz in seinem Körper. Wo war er? WER war er? Zwischen Bewusstsein und Ohnmacht hörte er Lärm, sah er verschwommene Bilder von Menschen, hörte er merkwürdige Stimmen... Es war so laut! Ihm war schlecht und er schmeckte Blut. Er konnte sich nicht bewegen. Zwischendurch klärte sich sein Blick. Sekundenweise. Da waren Menschen, die ihn besorgt ansahen. Der Raum, in dem er sich befand war sehr klein. Er lag auf einer Liege, war zugedeckt und festgegurtet. Am Fenster... alles flog an ihm vorbei. Ein Tropf. Schließlich Dunkelheit. Doch er wurde wieder wach. Wieder huschten vereinzelte Bilder an ihm vorbei. Er wurde geschoben. Da waren Ärzte. Ein Krankenhaus! Ihm war noch immer übel. Die Schmerzen waren unerträglich und drückten ihn in die Dunkelheit zurück... Unter großer Anstrengung öffnete Deidara seine Augen, sah sich mit leicht verschwommenem Blick um. Er lag in einem Bett. Es war angenehm hell und er konnte schnell erkennen, dass er sich in einem Krankenzimmer in einem Hospital befand. Diese nüchterne, helle Gestaltung, die mit hilflos verloren wirkenden Bildern freundlich aufzulockern versucht wurde... Am eindeutigsten jedoch waren all die Schläuche und Geräte, die ihn umgaben und unaufhörlich piepsten. Die Zimmertür wurde geöffnet und ein Arzt kam herein, der ihn freudig musterte und zunächst ein paar unverständliche Worte sprach. Ein weiterer Mann betrat nun ebenfalls das Zimmer und schloss die Tür hinter sich, ehe dieser zusammen mit dem Arzt an sein Bett trat und ihn freundlich ansah: „Deidara, endlich bist du wach! Wie geht es dir?“ Er sah fragend auf und schüttelte den Kopf: „Hören Sie... ich... mir geht es so weit gut, aber... wer sind Sie... und was mache ich hier?! Wo ist Sasori?“ Aufgeregt murmelte der Fremde dem Arzt etwas zu, der nicht weniger aufgeregt antwortete. Dann sah der Fremde ihn wieder an und erklärte: „Du erinnerst dich nicht mehr?“ - „Nicht wirklich...“ - „Du bist gestürzt, Deidara. Wir beide waren zusammen im Urlaub, ich bin Tobias. Der Arzt sagt, dass dein Sturz einen Gedächtnisverlust ausgelöst zu haben scheint.“ Der Blonde nickte und versuchte sich zu erinnern, doch ohne jeglichen Erfolg. Er sah wieder auf und seufzte: „Tut mir Leid, ich... ich erinnere mich einfach nicht. Wieso war ich mit IHNEN im Urlaub?! Und nicht mit Sasori?“ Der Fremde verdrehte genervt die Augen und zischte: „Du.... Also, wir verbringen unsere Zeit schon eine ganze Weile miteinander... Wir sind zusammen.“ Energisch schüttelte Deidara den Kopf: „Unsinn! Ich... Mit Ihnen zusammen?! Aber... das kann nicht sein. Ich würde mich doch sonst an Sie erinnern, oder? Wo... wo ist Sasori? Ich brauche ihn hier...“ Tobias funkelte wütend: „Das Wichtigste ist, dass du dich erholst. Du wurdest operiert und musst zu Kräften kommen. Ich werde dir erklären, was alles passiert ist...“ - „Bringen Sie Sasori zu mir, bitte! Ich möchte, dass er bei mir ist!“ Mit geballten Fäusten wandte dieser Tobias sich von ihm ab und knurrte: „Ich werde sehen, was sich machen lässt.“ Tage und Wochen vergingen, in denen Deidara sich von seinem Unfall erholte, wilde Geschichten von Tobias hörte und erklärt bekam, weshalb Sasori nicht bei ihm war. Und niemand schien in der Lage zu sein, Sasori irgendwie ausfindig zu machen. Das neue Jahr war bereits angebrochen, als Deidara endlich in seine Heimat zurückkehren konnte. Kurz vor der Abreise war auch Tobias wie vom Erdboden verschluckt. Doch das kümmerte ihn nicht mehr, bald schon würde er Sasori endlich wieder in die Arme schließen können! Seinen besten Freund, der ihm so fehlte... der ihm so wichtig war... Ein paar Tage nach seiner Rückkehr machte er sich auf den Weg zu Chiyos Haus. So viel er vergessen haben mochte, und so wenig von diesen Erinnerungen zurückgekehrt war, so gut kannte er diesen Weg, würde ihn niemals vergessen können! Deidara konnte noch immer nicht glauben, was Tobias ihm alles gesagt hatte... Es war unmöglich wahr. Und um alles Zweifel zu beseitigen, hatte er eine Idee, wie sie zusammen alles hinter sich lassen und neu anfangen konnten. Als ob Sasori ihn jemals boykottiert hätte! Als ob er sich wegen seiner Arbeit und seines Lebens als Künstler von seinem besten Freund getrennt hätte! Sasori hatte ihn immer unterstützt, das konnte einfach nicht sein. Er brauchte Sasori, wieso hätte er sich von diesem „trennen“ sollen?! Dieser merkwürdige Tobias hatte ihn in der Zeit im Krankenhaus aber auch bedrängt! Optimistisch und guter Dinge schlenderte er die Straße entlang, konnte das Haus bereits erkennen. Von einer plötzlichen Aufregung und Vorfreude ergriffen, beschleunigte er seinen Schritt, bis er schließlich an der Haustür stand und in freudiger Erwartung klingelte. Eine ganze Weile tat sich jedoch nichts, bis er schließlich Schritte hörte und die Tür vor ihm geöffnet wurde. Chiyo sah ihn skeptisch und genervt an und knurrte: „Was willst DU denn hier?!“ Irritiert sah Deidara Sasoris Großmutter an: „Na, ich will zu Sasori...“ Die Alte lachte trocken auf: „Der wohnt schon eine Weile nicht mehr hier! Also hau ab!“ Mit einem lauten Krachen fiel die Tür vor seiner Nase wieder ins Schloss. Deidara konnte nicht genau sagen, wie lange er dort gestanden und die Haustür angestarrt hatte, ehe er sich endlich aus seiner Bewegungslosigkeit löste und deprimiert den Heimweg antrat. Tobias hatte es ihm gesagt, und doch hatte er es nicht glauben können... Doch es war wirklich wahr! Sasori wohnte nicht mehr bei Chiyo. Er vergrub seine Hände in den Hosentaschen und stapfte durch den Schnee, der noch immer alles bedeckte, obwohl es bereits Februar war. Es war noch immer kalt, frostig, eisig. Doch erst jetzt fiel es ihm wirklich auf. Tobias hatte die Wahrheit gesagt... was nur bedeuten konnte, dass all die anderen Dinge ebenfalls wahr sein mussten... Oder?! Scheinbar hatten sie sich wirklich zerstritten und ihre Freundschaft gekündigt... Scheinbar war Sasori wirklich abgedreht, weil dieser ihm seinen Erfolg nicht gegönnt hatte und scheinbar hatte er wirklich Schutz in den Armen von Tobias gesucht gehabt, auch wenn sein Gefühl ihm etwas anderes sagte. Wenn er an Sasori dachte, da dachte er nicht an Streit oder Eifersucht. Einzig und alleine seine... ja... seine Liebe zu diesem und das Gefühl den Rothaarigen zu vermissen dominierten seine Emotionen. Etwas stimmte nicht... aber was?! Er spürte eine tiefe Zuneigung und Liebe zu seinem besten Freund... Seufzend blickte er auf und verharrte plötzlich in seiner Bewegung. Ebenso wie sein Gegenüber. Azurblau und rotbraun trafen sich, umhüllt von Eis, Schnee und einem klaren Wintertag. Nervös kaute Deidara auf seiner Unterlippe herum. Sasori sah schrecklich aus. Müde, ausgemergelt und... leblos. Nur in den Augen flammte plötzlich eine Mischung aus Wut, Enttäuschung und Hass auf. Vorsichtig ging er auf den Rothaarigen zu und räusperte sich: „Hi. Ich... war gerade bei Chiyo, um dich zu besuchen... Ich war...“ - „Halt den Mund!“ Seine Augen weiteten sich, er blieb kurz vor Sasori stehen und schüttelte ungläubig den Kopf: „Aber...“ - „Ich sagte, dass du den Mund halten sollst! Es gibt nichts mehr, das wir miteinander zu bereden hätten. Geh mir einfach aus den Augen und verschwinde aus meinem Leben.“ Im Gegensatz zu dem Feuer in den Augen, war Sasoris Stimme von einer erschaudernden Kälte geprägt. Er sprach weder laut, noch irgendwie emotional. Einfach nur eiskalt zerschnitt die Stimme die Stille: „Es ist mir egal wo du gewesen bist oder was du gemacht hast. Wirklich, Deidara, es ist mir völlig einerlei. Du hast es beendet und ich habe es akzeptiert. Es ist mir sogar egal, dass du mich nicht ein einziges Mal im Krankenhaus besucht hast.“ Wieder schüttelte Deidara den Kopf: „Ich war doch aber...“ - „Schweig endlich! Und geh mir aus dem Weg.“ Nun wurde er wütend. Offenbar hatte Tobias wirklich die Wahrheit gesagt, auch wenn sein Herz das nicht glauben konnte oder wollte. Doch dieses Verhalten sprach Bände... Er hatte wirklich die Freundschaft gekündigt... und offenbar kümmerte Sasori es nicht, was mit ihm geschehen war! Aufgebracht brüllte er auf den Rothaarigen ein: „Weißt du was?! Leck mich! Geh doch! Offenbar kannst du es noch immer nicht ertragen, was ich aus meinem Leben gemacht habe!!! Was MIR widerfahren ist! Du bist ein egoistischer Mistkerl!“ Völlig unberührt zuckte Sasori provokativ mit den Schultern: „Fertig?“ - „NEIN! Wo ist dein beschissenes Problem?! Du führst dich auf wie ein Kühlschrank und willst auch noch, dass ich das einfach hinnehme und mir selbst die Schuld gebe?! Vergiss es! Wenn du nicht so ein Arsch gewesen wärst, dann wäre das alles nie passiert! Ich dachte, wir sind Freunde!“ Trocken lachte Sasori auf und hob eine Augenbraue: „Ach, wirklich? Also willst du mir sagen, dass ich Schuld bin, dass du dich mit einem Anderen vergnügt hast? Willst du mir DAS sagen?“ Deidara nickte entschlossen: „Weißt du was?! JA! Das will ich! Deine Eifersucht und dein Kontrollwahn haben mich einfach erdrückt! Ich wollte eigentlich zu dir, um dich zu fragen, ob du mit mir in die USA kommst... Um dort einen Neuanfang zu starten, aber das kannst du vergessen!!! Ich brauche dich und deine Gefangenschaft nicht! Ich brauche DICH nicht!“ Für einen Augenblick herrschte Stille. Wut und Hass verschwanden aus den rotbraunen Augen, doch was folgte, das konnte Deidara nicht genau deuten. Sasori sah ihn an und sprach weiterhin gekonnt trocken und nüchtern: „Ich halte dich nicht länger auf. Du hast mich bereits weggeworfen, also was willst du? Wieso sollte ich mit dir kommen? Ich brauche dich auch nicht. Nicht ein bisschen.“ Er wusste nicht genau wieso, aber diese Worte trafen Deidara sehr. Doch nachgeben würde er sicherlich nicht. Nicht nach allem, was Tobias ihm erzählt hatte... Er stieß Sasori an der Schulter und keifte mit Tränen in den Augen: „Leck mich!!! Du wirst schon sehen, was du davon hast! Ich werde in die USA ziehen und dort noch berühmter werden! Eines Tages wirst du dir in den Arsch beißen, einen Menschen wie mich so behandelt zu haben! Geh einfach sterben, und lass mich in Ruhe!!!“ Erschrocken fuhr er zusammen, als Sasori sich zu ihm beugte und mit noch kälterer Stimme sprach: „Mir ist dein Erfolg wirklich total egal. Geh ruhig. Das mit dem Sterben habe ich schon probiert, hat aber nicht so geklappt. Es tut mir aufrichtig Leid, dass ich dir nicht einmal mehr DIESEN Wunsch zu erfüllen fähig bin...“ Der Rothaarige schob sich, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, an ihm vorbei und ging. Deidara sah ihm nach, doch Sasori drehte sich nicht ein einziges Mal um... Nicht ein Blick, nicht eine Andeutung in seine Richtung. Nichts... Erschöpft wischte Deidara sich die Tränen aus den Augen, seufzte und ging weiter. So richtig wie Tobias Erzählungen gewesen waren... so falsch fühlte es sich an, was hier gerade passiert war. Sie waren immer beste Freunde gewesen, hatten alles miteinander durchgestanden und nun... nun hatten sie sich beide offenbar zutiefst verletzt gegenübergestanden und sich gegenseitig aus ihrem Leben gewünscht... Doch es fühlte sich so verflucht falsch an. Es war ein dumpfes Gefühl in ihm, das ihm sagte, dass es gerade um sehr viel mehr als Freundschaft gegangen war... Dass die Tragweite dieser Szene wohl weiter reichte, als er das im Eifer des Gefechtes wahrgenommen hatte. Nachdenklich stapfte er durch den Schnee zurück nach Hause. Sein Herz verkrampfte sich unangenehm bei dem Gedanken, nun alleine in die USA reisen zu müssen. Er wollte Sasori nicht zurücklassen... nicht ohne seinen besten Freund sein Leben fristen. Doch es war wohl zu spät. Und was auch immer geschehen war, es hatte ihre Bindung gekappt! So wie es aussah... für immer. {Flashback Ende} Weinend kauerte Deidara auf seiner Matratze. Sein Gedächtnisverlust war nicht eine Folge des Endes dieser Geschichte damals, sondern der Grund dafür! Sein Sturz, seine Amnesie, hatten Tobias, XX's, Arbeit zunichte gemacht! Es war ein verfluchter Zufall gewesen, dass sie beide diese Psycho-Jagd überlebt hatten! Nur eine winzige Änderung, und er oder Sasori wären dabei wirklich draufgegangen! Er schluchzte und rollte sich ein, ließ die Tränen einfach laufen. Noch immer ertönte dieses krachende und höllische Geräusch im Raum. Er hatte bereits wie ein Irrer auf die Scheibe eingeschlagen, eingetreten und sie in allen Variationen zum Zerbrechen zu bringen versucht. Doch es war hoffnungslos. Er kam einfach nicht an diesen Fernseher und die Lautsprecher waren zu gut versteckt, er hatte diese nicht finden können. So versank er in die Dunkelheit, von dem grausamen Geräusch begleitet und dem Gefühl in seinem Magen, dass es keinerlei Hoffnung mehr gab... Ein Zufall hatte sie einst gerettet, doch was konnte er nun erwarten...? Wie schon sollten sie XX aufhalten? Und wie stabil war Sasori, um diesem wahnsinnigen Treiben zu widerstehen? Erleichtert seufzte Sasori auf. Noch 5 Meilen bis nach Miami, dann hatte er es endlich geschafft! Noch war nichts außergewöhnliches passiert, doch sein Körper war bis zum Zerreißen gespannt. Es würde noch etwas passieren. Es MUSSTE einfach so sein! Und dann... dann sollte er schließlich Recht behalten. Hinter ihm tauchte ein Wagen auf, der mit rasender Geschwindigkeit aufzuholen schien. Sein Blick wanderte immer wieder zum Rückspiegel. Mit jedem Mal rückte der Wagen näher heran. Und das wirklich, wirklich schnell! Rasch drehte Sasori die Musik ab, er musste sich konzentrieren. Und gleichzeitig so tun, als überrasche ihn diese Aktion... Er atmete tief durch. Nun würde sich zeigen, wer von ihnen der Bessere war. Es würde sich zeigen, ob seine Analyse Bestand haben würde... (*1*) XX kniff die Augen zusammen und grinste eisig, ehe er leise kicherte. Das würde ein Spaß werden! Die Beute war anvisiert, sein Fuß drückte das Gaspedal freudig weiter nach unten. Die Landschaft flog an ihm vorbei, kümmerte ihn aber auch nicht. Er griff das Lenkrad noch ein wenig fester, war völlig auf den Wagen vor sich fixiert. Lachend kam er immer näher. Er hatte keine Angst. Nicht im Geringsten. Was konnte er schon verlieren?! Er kannte das Gefühl von Angst nicht. Es war ihm völlig fremd! Er selbst verspürte sie nicht... doch er wusste, wie man sie schürte! Und das bereitete ihm Freude! Sasori sah sich panisch um, als der Wagen hinter ihm plötzlich auf seine Stoßstange donnerte. Wütend fuhr er herum und erblickte die funkelnden, roten Augen, die ihn aus dem anderen Auto anstarrten. Er ballte die Hand zur Faust und schimpfte: „Lass meinen Wagen heil, du Arsch!“ Rasch konzentrierte er sich wieder auf die Straße und gab Gas. Eine Verfolgungsjagd also... die konnte XX gerne haben! Zufrieden bemerkte der Verfolger, wie der Impala schneller wurde und beschleunigte ebenfalls. Das Spiel hatte begonnen! Infernalisch lachend holte er auf und lenkte seinen Wagen auf die entgegenkommende Spur. Er holte weiter auf, bis die beiden Fahrer auf Augenhöhe waren. Er konnte die Angst des Rothaarigen erkennen. Er ergötzte sich an dem Anblick einen Augenblick, während sie mit gut 100 Sachen über die Landstraße donnerten. Lachend warf er den Kopf in den Nacken, ehe er mit einem wohl portionierten Schwenk nach rechts gegen die Seite des Impala krachte. Nur ein bisschen, nicht zu viel, nichts ernstes. Rasch hatte der Schnüffler das Auto wieder unter Kontrolle. XX blickte auf und grinste noch breiter. Ein LKW kam ihnen entgegen. Nervenkitzel pur! So liebte er die Jagd! Rasch kam der Truck näher. XX griff auf den Beifahrersitz und nahm die dort liegende Pistole an sich. Wie ein Irrer lachend richtete er die Waffe nach rechts und schoss. Wie erwartet hatte Sasori sich geduckt, dennoch flogen diesem die Scherben um die Ohren. Der Truck kam noch näher, begann zu hupen. Nein! Er hatte keine Angst! Er würde nicht weichen! Er feuerte weiter auf den Wagen des Profilers ein, lachte und hielt sein Auto stur auf seiner Spur. Der LKW war fast da, hupte noch einmal und... gab nach. Der Truck lenkte ein und preschte von der Straße herunter, bis der Sumpf ihn stoppte. XX lachte laut und ausgelassen. Das war so ein Spaß!!! Nicht konnte ihn aufhalten! Niemand konnte ihn aufhalten! Alles beugte sich seinem Willen! Er konnte tun und lassen, was er wollte! Und was er wollte, das war... Destruktion! Zerstörung! Vernichtung! Sasori strich sich die Haare aus dem Gesicht und den Schweiß von der Stirn. Dieser Kerl war wirklich vollkommen durchgedreht! Auf seinem Schoß hatten sich die Scherben seiner Fensterscheibe gesammelt. Was auch immer passieren mochte, für diese Frechheit würde er diesem Arsch eine zusätzliche Faust ins Gesicht rammen! Schoss dieser Idiot auf SEINEN Wagen! Die Autos preschten an den feuchten Landschaften vorbei, immer weiter auf die Stadt zu. Wieder donnerte XX von der Seite gegen den Impala und zwang ihn, die Spur unter großer Mühe wiederzufinden und zu halten. Dennoch schaffte er es und versuchte wieder Blickkontakt zu seinem Verfolger aufzubauen, stutzte jedoch verwirrt und starrte in den leeren Wagen neben sich, der plötzlich zu trudeln begann und dem LKW ins Nirvana des Moores folgte. Ein dumpfes Pochen ertönte über ihm... Sasori riss die Augen auf. Dieser Spinner war auf seinem Dach!!! Augenblicklich riss er das Lenkrad immer wieder hin und her, um XX von seinem Auto zu schütteln, doch nichts dergleichen passierte. Statt dessen brach etwas durch das lädierte Fenster hinter ihm. „Fuck!“ fluchte Sasori leise und tadelte sich innerlich zu einer gewählteren Sprache, als der des Pavians. So rasch dieser Gedanke gekommen war, so schnell war dieser auch wieder verflogen, als diese kindlich-wahnsinnige Stimme hinter ihm ertönte. „Spiel...“ Eine Kugel jagte an ihm vorbei und ließ die Windschutzscheibe in Milliarden kleiner Splitter zerspringen. „... Satz...“ Er griff nach seiner eigenen Waffe, während hinter ihm Geräusche ertönten, die er nicht so ganz zuordnen konnte. Eines davon jedoch war definitiv der Gurt. „... und Sieg!“ Endgültig erschrocken weiteten sich seine Augen, als der Gurt von hinten um seinen Hals gelegt wurde. Mit einem Mal presste XX diesen zusammen und schnürte ihm regelrecht die Luft ab. Verzweifelt versuchte er sich von dem Strang zu befreien, musste jedoch immer wieder einhalten, da ansonsten der Wagen unkontrolliert zu fahren begann. Panisch griff er seine Waffe am Lauf und schlug blindlings mit dem Griff nach hinten. Er spürte, dass er etwas traf, doch der Griff um seinen Hals lockerte sich keineswegs. Nach Luft ringend versuchte Sasori sich zu beruhigen und schlug weiter auf XX ein, der hinter ihm saß. Dann, plötzlich, ließ der erstickende Griff nach und er riss den Gurt von seinem Hals weg, warf das abgeschnittene Stück, mit dem er stranguliert worden war, aus dem Fenster. Ehe er jedoch etwas anderes tun konnte, presste sich plötzlich etwas auf seinen Mund. XX kicherte finster und drückte dem Rothaarigen das mit Chloroform getränkte Tuch auf Nase und Mund, bis dieser schlaff in sich zusammensackte. Das Auto wurde langsamer. Rasch stieg er nach vorne und hielt den Wagen in der Spur, bis sie schließlich standen. Fröhlich lachend beförderte er Sasori schließlich auf die Rückbank, nahm selbst auf dem Fahrersitz Platz und fuhr weiter in die Stadt. Das hatte Spaß gemacht, aber er war noch nicht am Ende. Das i-Tüpfelchen fehlte noch und würde ein köstlicher Abschluss dessen werden, worauf er schon so lange wartete. Er warf einen flüchtigen Blick auf die Rückbank und lachte laut auf. Morgen würde er es endlich zu Ende bringen. Bis dahin jedoch würde er sich mit seinen Fundstücken noch ein wenig amüsieren... seine Beute nach allen Regeln der Kunst genießen! Als er zu sich kam, da stieg ihm als erstes ein feucht-modriger Geruch in die Nase. Als zweites hörte er ein merkwürdiges Geräusch, das immer wieder ertönte und ihm... irgendwie bekannt vorkam. Sasori riss seine Augen auf und hielt inne. Von oben herab funkelten ihn azurblaue Augen an, von Tränen erfüllt, und doch von einem Lächeln unterstrichen. Deidara schniefte und strich ihm zärtlich durchs Haar. Sein Kopf ruhte auf dem Schoß des Blonden, der mit krächzender Stimme sprach: „Es tut mir alles so Leid, Sasori. Ich habe es nicht gewusst und...“ Er legte einen Finger auf die Lippen des Künstlers, der erbärmlich am ganzen Leib zitterte. Langsam erhob er sich, sah sich um. Sein Atem stockte. XX war ein sadistisches Monster! Jetzt wusste er, woher ihm dieses Geräusch so bekannt vorkam... Sein Absturz... Sein missglückter Versuch seinem Leben ein Ende zu bereiten... Wie lange diese Szene wohl bereits lief?! Er sah den Blonden liebevoll an, schloss diesen in seine Arme und hauchte in dessen Ohr: „Sssscht.“ Doch Deidara presste sich an seine Schulter und weinte ungehemmt weiter: „Oh Gott, wenn ich das doch nur gewusst hätte! Es tut mir so Leid! Das ist alles meine Schuld! Er hat dich... oh Gott, Sasori, bitte verzeih mir, dass ich dir gestern Abend nicht vertraut habe, ich...“ Sanft legte er seine Lippen auf die des Künstlers, der schlagartig ruhig wurde und nach ein paar Sekunden, wie von einer tiefen Erleichterung gepackt, gelöst und seufzend diese Geste erwiderte, immer wieder. Sasori strich Deidara sanft über das Haar und wisperte: „Mir tut es Leid. Wäre ich gestern Abend nicht so... durchgedreht, dann wäre ich viel früher hier gewesen. Aber... du brauchst keine Angst mehr haben. Ich habe das Armband gesehen, hörst du?“ Er hob seinen Arm an und schob den Ärmel ein Stück nach oben, bis auch seines zum Vorschein kam. Mit großen Augen sah Deidara ihn an und raunte: „Du... hast es noch? Aber...“ Er lächelte: „Ich habe es sogar immer getragen, bis zu dem Tag, an dem ich zu dir kam. Ich liebe dich, Deidara... und es war nie anders...“ Wieder liefen dem Blonden die Tränen an den Wangen hinab, der erstickt gluckste: „Sasori, ich... ich... ich liebe dich auch und habe es auch immer getan! Ich weiß jetzt, was damals in der Schweiz passiert ist!! Ich habe mich daran erinnert!“ Sein Gesicht wurde von den zitternden Händen des Künstlers umschlossen, ehe dieser ihn unendlich liebevoll und doch leidenschaftlich küsste. Zärtlich schmiegten sich ihre Zungen aneinander, während Deidara ihn gar nicht mehr loslassen zu wollen schien. Fast gierig strichen die Hände des Blonden, bis sie sich nach einer Weile voneinander lösten. Sie sahen sich in die Augen und lächelten. Sasori strich vorsichtig über Deidaras feuchte Wange und flüsterte fast lautlos: „Ich glaube, ich weiß wer XX ist...“ Der Blonde sah ihn entgeistert an, doch er legte sich den Finger an die Lippen: „Vertrau mir. Ich bin nicht 100%ig sicher.“ Seine Stimme wurde lauter. „Was ist denn damals passiert?“ Deidara lächelte und verstand, ehe er die Erinnerungen noch einmal aufrief und Sasori so genau wie möglich berichtete. Der Profiler war nervös, hatte Angst und ein enorm ungutes Gefühl im Magen. Er war unendlich glücklich, dass es Deidara gut ging und sie endlich wieder zusammen waren. Doch da war noch etwas... Eine schier unbändige Wut und eine immense Enttäuschung. Wieder konnte er nicht mehr tun, als abzuwarten, was er schlichtweg hasste. Doch morgen, da würde sich alles klären. Da würde das endlich ein Ende haben. Er musste nur schweigen. XX beobachtete sie sicherlich wieder, doch nun war er wieder bei Deidara und konnte diesen beschützen. Ihr Kräftemessen... morgen wären es endgültig vorbei, wer auch immer als Sieger aus diesem hervorgehen würde... (1) Auryn: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/f/fb/AURYN_72.JPG/220px-AURYN_72.JPG Kapitel 37: Bis dass... ----------------------- ~Aloha ihr Lieben! Es ist wieder ein musikalisches Kapitel, bei dem ich aber das Hören des Liedes sehr empfehle, weil mich dieses Lied zu diesem Kapitel ein Stück weit inspiriert hat! Ich hoffe sehr, dass das Timing passt, und dass es euch gefällt ;) (*1*): http://vimeo.com/33150706 Viel Spaß beim Lesen! LG Galenhilwen~ Sasori sah sich irritiert um. Gerade eben noch war er doch in dieser Halle gewesen... Es war Nacht geworden und er war von XX aus dem kleinen Raum gezerrt worden. Deidara hatte geweint und geschrien und doch hatte er den Blonden zurücklassen müssen. Doch dann... er konnte sich nicht so recht erinnern. Bis gerade eben. Und nun war er... Auf einem Jahrmarkt. Einem Rummelplatz. Etwas stimmte hier nicht. Alles wirkte so surreal und gleichzeitig so unglaublich echt. Der Himmel war schwarz, nur hinter ein paar Wolken schimmerte ein bedrohliches, rotes Leuchten. Eigentlich schien alles um ihn herum grau in grau zu sein, gepaart mit diesem höllischen, roten Licht, das hier und dort alles in eine mysteriöse Erscheinung tauchte. (*1*) Er war alleine und doch spürte er, dass dem nicht so war. Die Luft war stickig, kein Mensch war zu sehen, jedoch konnte er Geräusche hören, die verzerrt wirkten. Kinderstimmen? Er konnte es nicht genau sagen. Die Fahrgeschäfte um ihn herum begannen nach und nach, ihre Lichter in ausschließlich verschiedenen Rottönen aufleuchten zu lassen. Vorsichtig ging er los. Der Kies knirschte unter seinen Füßen. Das Gras, das hin und wieder zum Vorschein kam, war entweder niedergetrampelt oder verdorrt und brach unter seinem Gewicht. Keine Menschenseele war zu sehen, statt dessen kroch ein kühler und schemenhafter Nebel zwischen den Fahrgeschäften umher. Die Kinderstimmen wurden deutlicher, auch wenn er noch immer völlig alleine war. Die infernalisch wirkenden Karussells, Geisterbahnen, Riesenräder und Achterbahnen setzten sich langsam in Bewegung. Leise ratterten sie vor sich hin, drehten sich, bewegten sich. Bis von irgendwoher die für einen Rummel so typische Musik langsam und zunächst leise zu spielen begann, aber immer deutlicher zu hören war und lauter wurde. Etwas fahl im Gesicht sah Sasori sich um. Eine Gänsehaut bedeckte seine Haut und der Nebel schien wie eine frostige Hand aus einer fremden Welt nach seinen Gliedern zu greifen. Wo war er nur?! Der Boden unter seinen Füßen begann zu beben, die Kinderstimmen verstummten. Angst erfüllte ihn an diesem gespenstischen Ort. Die Fahrgeschäfte drehten sich immer schneller, schienen ihn von allen Seiten einzukesseln. Zu dem höllisch roten Licht presste sich blutrote Flüssigkeit aus allen Ecken und Ritzen, die ihn umgaben. Langsam quoll die dickflüssige Suppe überall heraus und begann die Buden und Karussells unter sich zu begraben. Diabolische Clownsfratzen schauten ihn von allen Seiten an. Als Sitzgelegenheit auf dem Karussell, als Wurfscheiben in den Buden, als Abdeckung für das Riesenrad. Das waren keine Spaßmacher... das waren höllische Kreaturen, die ihn anstarrten und hämisch zu verlachen schienen. Sasori lief los. Er musste weg! Wie auch immer er hergekommen war, das interessierte ihn gerade nicht mehr, er musste einfach weg hier! Der Boden unter seinen Füßen donnerte mittlerweile regelrecht. Aus der Erde schossen weitere Buden und Höllenclowns, wohin er auch zu fliehen versuchte. Versperrten ihm den Weg, nur um in einer anderen Richtung doch wieder aufzutauchen! Panisch sah Sasori sich um. Wo er auch hinsah: überall umgab ihn dieser infernalische Jahrmarkt! Kurz blieb er stehen, sah einem dieser Clown direkt ins Gesicht. Blutige Zähne grinsten ihn wahnwitzig an. Das war doch irre! Das KONNTE nicht real sein! Das Messer, das der Clown ihm jedoch plötzlich vor die Nase hielt, ließ ihn wieder loslaufen. Darauf anlegen, es herauszufinden, wollte er dann auch wieder nicht! Er lief, so schnell ihn seine Füße tragen konnten, doch immer mehr Clowns tauchten auf, grinsten ihn mit dämonischen Gesichtern an und richteten ihre Waffen auf ihn. Messer, Steine und Beile flogen an ihm vorbei, gruben sich in das Holz der Buden oder fielen einfach zu Boden. JA!... nun hatte er Panik! Er hatte Rummel nie leiden können, doch DAS hier... war einfach lächerlich, wenn er nicht akut damit beschäftigt wäre nicht umgebracht zu werden! Eine Sache jedoch gefiel ihm noch viel weniger... diese Ungetüme jagten ihn, und zwar in eine ganz bestimmte Richtung! Vor ihm baute sich immer größer und bedrohlicher das „Horrorkabinett“ auf. Es gab keinen anderen Weg mehr, er musste durch den Eingang, wenn er diesen blutrünstigen Clowns entkommen wollte... auch wenn er sich nicht sicher war, dass dieser Ausweg ein guter war! Er atmete tief durch, ehe er durch die Eingangstür stürmte... ins Unbekannte... in die Freiheit? Sasori seufzte auf. Das konnte doch nicht wahr sein! Vor ihm tat sich ein Labyrinth aus Spiegeln auf! Doch darüber nachdenken konnte er nicht in diesem Augenblick. Entschlossen rannte er weiter, plötzlich umgeben von unzähligen Spiegelungen seiner selbst... und schneller als ihm lieb war auch von unzähligen Clowns! Hinter ihm zerschellten die Spiegel in Milliarden kleiner Splitter, von Steinen zerschlagen und von Fäusten zerstört. Immer wieder wurde sein Spurt unterbrochen, da er schmerzhaft gegen einen Spiegel rannte und sich neu orientieren musste. Und immer wieder lachten die höllischen Clowns auf, hallte dieses diabolische Kichern und Lachen von allen Seiten wider. Langsam begann die Luft schmerzhaft in seinen Lungen zu brennen. Er konnte nicht mehr, war völlig außer Atem. Die Clowns kamen näher, kesselten ihn in einer Sackgasse ein. Panisch drehte er sich herum. Was sollte er nun bloß tun?! Er saß in der Falle... Nach Atem ringend sah er sich um. Nichts. Kein Ausweg. Er presste sich an die Wand. Und dann... er fiel hintenüber und purzelte ein Stück. Rasch rappelte er sich auf. Die Clowns waren weg. Das Labyrinth war verschwunden. Um ihn herum... einfach nur unendliche Dunkelheit. Um ihn herum flammten einzelne Lichter auf. Kerzen. Doch ihr Licht war nicht warm, sondern blutrot. Ein Scheinwerfer fiel wie aus dem Nichts auf eine Bühne vor ihm. Sasori keuchte auf. Die roten Vorhänge wurden aufgezogen und... da stand er vor ihm! Mit einem Mal stand er selbst ebenfalls auf der Bühne... und XX tanzte fröhlich um ihn herum. Strich mit den krallenartigen Fingern über seine Schultern, sein Gesicht, seinen Bauch. Tanzte lachend und mit einer Fratze, die den Clowns stark ähnelte, wie ein Wilder im Kreis um ihn herum. Sasori wusste nicht, wo er als erstes hinsehen sollte. Es fühlte sich an, als drehe sich alles in ihm, wie sich die Welt für XX drehen musste. Er konnte sich nicht bewegen, sah nur diesen genüsslichen Blick, der ihn und seine Angst, seine Verwirrung musterte... um ihn tanzend, ihn berührend. Permanent. Was war das hier nur? Was war los?! Er konnte sich nicht regen, schien keinerlei Einfluss auf das zu haben, was hier gerade passierte. XX blieb vor ihm stehen, grinste ihn mit blutigen Zähnen an und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, ehe er von dem Wahnsinnigen an der Hand genommen und ans andere Ende der Bühne gezogen wurde. Mit seiner freien Hand rieb Sasori sich die Augen, doch das Bild verschwand nicht! Eine große, runde Scheibe stand dort und davor lächelte Deidara ihn an... in einem glitzernden Fummel, mit blinkenden Zähnen und in High Heels. Eben ganz wie eine dieser überkandidelten Assistentinnen bei solchen Shows... Demonstrativ deutete der Blonde auf die Scheibe und wackelte dusselig mit den Augenbrauen. Sasori sah zu XX, der jedoch nur wieder grinste und ihn mit dem Rücken an die Scheibe drückte. Wie von Geisterhand schlossen sich Schellen um seine Hand- und Fußgelenke. Er saß fest... Sie ließen ihn alleine zurück, gingen auf ausreichend Abstand. Die Scheibe begann sich zu drehen. Erst langsam. Deidara holte eine Kiste hervor. XX sah ihm kurz in die Augen und lachte heiter vor sich hin. Sasoris Augen weiteten sich... Die Scheibe drehte sich schneller und XX holte scharfe, glänzende Messer aus der Kiste! Die Scheibe schien ihre Höchstgeschwindigkeit erreicht zu haben. Alles, was er noch sah, waren verschwommene und vermengte Farben und Formen. Ein Donnern ertönte neben ihm. Dann ein Weiteres... und noch eines... immer mehr. Die Messer bohrten sich in das Holz um ihn herum. Er hatte die Augen geschlossen, ihm war schlecht und die auf ihn fliegenden Waffen beruhigten ihn nicht im Geringsten; spürte er sie gar direkt an seinen Ohren vorbei sausen und ins Holz krachen. In immer kürzeren Abständen versanken die Klingen neben ihm in der Scheibe, immer schneller schien sich alles zu drehen. Ihm war speiübel, doch übergeben konnte er sich auch wieder nicht. Rot und schwarz... war fast alles, was er noch erkennen konnte, als er seine Augen wieder öffnete. Und ein klein wenig konnte er von dem blonden Haar Deidaras ausmachen. Ein Trommelwirbel ertönte. Die Scheibe drehte sich, was Sasori kaum für möglich gehalten hatte, noch ein wenig schneller. Auch die Dolche erreichten seine Umgebung immer schneller. Beinahe im Sekundentakt stießen sie ins Holz. Noch eins... und noch eins... und noch eins... und urplötzlich stoppte alles... Das letzte Messer flog, direkt auf sein Gesicht zu... Er stand wieder dort, wo seine höllische Reise begonnen hatte. Die Clowns waren verschwunden und auch war er nicht mehr an der Scheibe... Doch Deidara und XX standen noch immer vor ihm, sahen ihn spöttisch an und lagen sich in den Armen. Sie begannen zu tanzen, drehten sich im Kreis dabei. Deidara lächelte ihn immer wieder an, lachte heiter und lautlos, warf den Kopf in den Nacken und schien großen Spaß zu haben. XX zeigte bei jeder Runde die von Blut bedeckten Zähne, wenn sie sich ansahen, und strich zärtlich über Deidaras Haar oder über dessen Hintern. Sasori wollte nichts anderes, als hinzugehen und sie voneinander zu trennen, doch seine Beine versagten ihm den Dienst. Nicht einmal ein Wort schaffte es aus seinem Mund... Und er fühlte sich hilflos. Dem Durchdrehen nahe und hilflos. Langsam wurde es ruhiger auf dem Rummel. Das Blut war zwar noch überall zu sehen, doch die Fahrgeschäfte hielten allmählich an. Auch die Tanzenden verblassten immer mehr. Nur er, Sasori, schien als Einziger nicht zu verschwinden. Die Lichter gingen, eines nach dem anderen, aus. Hinterließen immer mehr nur grau. Die Musik verklang, Stille kehrte ein. Innerlich und äußerlich. Stille... Einsamkeit... Stille... Er wachte auf und sah in amüsierte und durchgedrehte, rote Augen. XX kicherte. Dieser saß, wie Sasori feststellte, auf ihm. Er selbst war an Händen und Füßen gefesselt und konnte hinter dem Gesicht nur die Decke der Halle erkennen. Er fühlte sich wie gerädert und hätte sich am Liebsten an den pochenden und schmerzenden Kopf gefasst, doch das war unmöglich. Nichts zu machen. Der Durchgedrehte strich ihm mit scharfen Fingernägeln über die Wange und sprach mit öliger, aber dennoch typisch kindlichen Stimme: „Naaa, wie war der Trip?! War es gut?!“ Er verzog sein Gesicht und spuckte XX in dessen Visage: „Lass mich in Ruhe, Arschloch!“ Als ob nie etwas gewesen wäre, machte der Angespuckte jedoch weiter: „Weißt du... ich habe so unglaublich viel Zeit gehabt und mir überlegt, wie ich dich umbringen könnte. Eine Idee schien besser als die andere zu sein.“ Grob packten die Krallen ihm am Kinn. XX lachte leise und eiskalt: „Zugegeben... ich hatte gedacht, dass du früher einknickst. Du hast dich respektabel gehalten. Aber nun ist der Spaß vorbei, Sasori!“ Der Wahnsinnige drückte sich mit dessen gesamtem Gewicht auf ihn und schmunzelte: „Doch mir gefällt es, dass du es mir dieses Mal nicht so leicht gemacht hast. Deshalb habe ich dich mit diesem Trip belohnt... mit Hilfe einer konzentrierten Menge dessen, was ich der Muse immer in den Tee getan hatte.“ XX's Zunge glitt über seine Wange, ehe dieser weitersprach: „Und es hat mir gefallen, wie panisch du im Schlaf geschaut hast. Oh ja!“ Zitternd, und von einem kalten Schweiß bedeckt, sah Sasori sich um. Neben ihm lag Deidara auf ähnliche Weise, wie er selbst, schien jedoch noch weggetreten,aber nicht gefesselt zu sein. Sie beide waren an je einen Tropf angeschlossen... Er erschrak, als sich warme Lippen an sein Ohr legten: „Du kannst mir nicht entkommen, Sasori. Er wird für immer mir gehören! Und DU wirst in Kürze nicht mehr existieren.“ Die abartige Zunge glitt nun über sein Ohr, ehe XX hauchte: „Und mir ist das perfekte Werkzeug eingefallen für dich. Du stehst auf Leid und Schmerz. Deshalb habe ich dir etwas ganz besonderes ausgesucht: ein Gift. Es beginnt soeben, sich seinen Weg durch deine Adern zu bahnen. Erst wirst du müde und schläfrig, doch nicht viel. Bald schon fängt es an wie Feuer in deinen Blutbahnen und deinen Eingeweiden zu brennen!“ XX lachte abermals und zwang ihn, wieder in dessen fratzenartiges Gesicht zu blicken. Die Roten Augen funkelten, die Stimme war bedrohlich: „Und ich werde mich an dem Anblick ergötzen. Bald schon wird die Muse wach und wird jeden Augenblick deines Unterganges mit ansehen...“ Zu seiner eigenen Verwunderung verdammt ruhig erwiderte er den Blick und sprach monoton: „Wieso?“ Der Angesprochene schien irritiert: „Weil es mir Spaß macht.“ - „Nein, das meine ich nicht... Wieso? Wieso Deidara, wieso ich?“ - „Zufall.“ - „Blödsinn! Ich weiß es... also sag mir, bitte, wieso?!“ Wütend, aber gefasst, keifte XX: „Hör auf mit den Spielchen. Bald bist du Vergangenheit und du wirst eine Antwort nicht mehr gebrauchen können.“ Der Entführer griff sich mit der rechten Hand ans linke Handgelenk und zog sich etwas von der linken Hand, das einem Handschuh sehr ähnlich war... mit dem Unterschied, dass es die Farbe der Haut hatte und zusätzlich an den Enden die spitzen Fingernägel befestigt waren. Dasselbe wiederholte XX dies mit der anderen Hand. Ganz normale Finger kamen zum Vorschein, die ihm durchs Haar strichen. Aus den Augenwinkeln konnte er etwas erkennen. Etwas regte sich lautlos, doch er sah nicht direkt hin. Er musste XX ein wenig ablenken... Sasori hob skeptisch eine Augenbraue: „Dann sage mir wenigstens, wieso du... das gemacht hast? Was hast du von diesem Irrsinn?!“ Der Irre kicherte wieder und schüttelte den Kopf: „Er macht mir SPASS! Ein Wort, das du kaum kennen wirst, oder?! Spaß existiert in deiner kleinen Welt nicht.“ Hinter XX ließ Deidara sich von dessen Liege gleiten. Er trennte sich von dem Tropf, indem er den Schlauch aus seinem Arm und von dem Beutel entfernte. Mit diesem Schlauch in der Hand schlich der Blonde auf den Wahnsinnigen zu, der frechdreist auf SEINEM Rotschopf saß!!! Sasori lächelte XX kalt an: „Vielleicht bin ich kein großer Spaßmacher... aber im Gegensatz zu dir hatte ich wenigstens Freunde... reale Freunde.“ Sein Mund wurde schmerzhaft zusammengedrückt: „Hör auf mich zu provozieren!“ - „Warum sollte ich?! Du hast es selbst gesagt: ich werde bald tot sein. Was also habe ich zu verlieren?! Du bist ein erbärmliches Würstchen, das sich seine Freunde kaufen oder gehörig machen muss.“ Wut flammte in den roten Augen auf, ehe XX die Hände um seinen Hals legte und brüllte: „HALT DEIN MAUL! Was fällt dir ein?!“ Grinsend sprach der Rothaarige jedoch weiter: „Wunden Punkt getroffen, was?“ XX drückte noch fester zu. Nun blieben ihm die Worte doch im Halse stecken. Zumal die angekündigte Müdigkeit in ihm aufkam... Als er glaubte, dass er nicht mehr länger aushalten konnte, ließen die großen Hände plötzlich von ihm ab. Wütend röchelte XX auf und versuchte, den Schlauch von seinem Hals loszukriegen, doch er schaffte es nicht. Deidara zog mit all seiner Kraft. Drückte dem Wahnsinnigen die Luft ab, bis dieser schließlich zu Boden sackte. Seufzend warf Deidara den Schlauch von sich, kam auf Sasori zugerannt und japste: „Warte, ich mach dich los!“ Rasch löste der Blonde seine Fesseln und entfernte die Nadel und den Schlauch aus seinem Arm, ehe er in dessen Arme gezogen und erleichtert gedrückt wurde. Ein bisschen enttäuscht hauchte er dem Künstler ins Ohr: „So leid mir das tut... aber wir sollten das auf später verschieben. Lass uns abhauen.“ Deidara nickte, nicht ohne ihm jedoch noch einen Kuss aufzudrücken, ehe er aufstand. Erleichtert liefen sie in Richtung Ausgang. Sie waren noch keine zwei Schritte weit gekommen, als sich die Tür plötzlich öffnete, sie angespannt stehenblieben... … und eine ganze Schar an Polizisten hereinstürmte, gefolgt von Caine und... Wie aus einem Mund entfuhr es Sasori und Deidara: „Hidan?!“ Der Jashinist grinste breit: „Live und in Farbe! FUCK! Sasori, du Arsch! Ich sitze zu Hause und warte mit deinem verfickten Geburtstagsgeschenk auf dich!“ Caine verdrehte die Augen, ließ seine Waffe sinken und nahm die Sonnenbrille ab: „Es ist schön, dass Sie wohlauf sind.“ Irritiert schüttelte Sasori den Kopf und sah den Ermittler fragend an: „Aber woher wussten Sie...“ - „Agent Uchiha hat uns benachrichtigt.“ Völlig von der Rolle fuhr Sasori sich durchs Haar, während Deidara erleichtert auf die Rettung zueilte: „Bringen Sie uns bloß schnell weg von hier!“ Caine lächelte, setzte seine Sonnenbrille auf und nickte: „Das werden... Sasori! Passen Sie auf!!!“ Der Profiler drehte sich erschrocken um, die Polizisten und auch Caine hoben ihre Waffen wieder an, doch es war zu spät. XX hielt ihn mit dem Arm um seinen Hals fest und presste ihm eine Waffe an die Schläfe, ehe der Wahnsinnige brüllte: „WAFFEN RUNTER!!! SOFORT! Sonst ist er schneller tot, als sie gucken können!“ Rasch legte der Ermittler seine Waffe auf den Boden und deutete auch den Beamten an, die Pistolen vorsichtig zu senken. Deidara wurde von Hidan festgehalten, um nicht blindlings ins Verderben zu rennen. Mit vorsichtigen Schritten ging XX mit Sasori in der Mangel immer weiter zurück, auf eine weitere Tür zu, und keifte: „Ich lasse mir meinen Erfolg nicht durch diese Schlampe kaputt machen! Ich kriege, was ich will, verstanden?!“ Nervös huschten die Augen des Irren hin und her. Sasori schnappte nach Luft, konnte sich jedoch nicht im Ansatz gegen diesen Griff wehren. Selbst wenn sich nicht der Pistolenlauf an seine Schläfe drücken würde... Caine versuchte beruhigend die Lage mit Worten zu entspannen: „Hören Sie, das Gebäude ist umzingelt. Das Spiel ist aus...“ XX brüllte: „NEIN! ICH bestimme, wann das Spiel vorbei ist!!! ICH bestimme den Verlauf und ICH mache die Regeln!!! Bringt mir MEINE Muse, sonst lege ich diesen Schnüffler um!!!“ Sasori sah sich um. Sie waren an der Tür angelangt. Er sah zu Deidara, diesem direkt in die Augen, und schüttelte leicht den Kopf. Nein. Wenn sie auf diesen Tausch eingingen, dann wäre all seine Arbeit umsonst gewesen! Und das wusste der Blonde auch. Ein betretenes Schweigen entstand, bis Hidan plötzlich keifte: „Hör mal zu, du Sackratte! Lass den Kurzen los, und leg dich mit jemandem an, der genauso groß ist wie du! Du gehst mir auf die Nüsse und zwar gewaltig! Lass die beiden endlich in Ruhe, damit ich dir deine hässliche Visage polieren kann, Hackfresse!“ Innerlich drehte Sasori dem Jashinisten gerade den Hals um. Dieser geistlose Pavian!!! Nun völlig aufgebracht fauchte XX und zerrte ihn grob durch die Tür hindurch. Eine massive Eisentür. Diese verschloss der Wahnsinnige und sperrte den Polizisten somit den Verfolgungsweg ab. Doch dieser kleine Augenblick reichte Sasori! Das war DIE Gelegenheit! Ein gezielter Schlag in die Rippen ließ den Größeren aufkeuchen und die Waffe vor Schreck fallen lassen. Sasori nahm die Pistole an sich und sah sich schnell um. Sie waren in einer Art Treppenhaus gelandet... Wie in seinem Albtraum begann er zu rennen, nur dass es dieses Mal die Wirklichkeit war. Er lief zielstrebig die Stufen empor. Seufzend schüttelte er den Kopf. Er musste sich ganz dringend einen Plan überlegen, auch wenn es ihm nicht ganz ungelegen kam, dass er nun vorerst alleine XX gegenüberstand. So waren weder Deidara, noch andere Unschuldige in Gefahr. XX rappelte sich auf, hielt sich die geprellten Rippen und fauchte wütend. Das würde ihm dieser kleine Scheißkerl büßen! Von Hass und Wut zerfressen holte er eine Ersatzwaffe hervor und schnaubte verächtlich, als er dem Rothaarigen die Stufen nach oben folgte. Es war schon einmal nicht zu seiner Zufriedenheit ausgegangen, doch dieses Mal würde er sich den Sieg nicht so einfach nehmen lassen! Wenn er schon nicht auf ganzer Linie gewinnen konnte, so würde er so viel mitnehmen, wie er konnte! Und wenn er damit fertig war, dann würde er sich eine grausame Art ausdenken, auf die er Madara loswerden könnte! So viel stand fest! Von einer Wut angetrieben, die an Stärke seinem Wahnwitz in keiner Weise nachstand, spurtete er die Stufen hinauf. Er konnte die Schritte des kleinen Wichsers hören. Leicht und entschlossen schienen sie zu sein. Er war wohl weniger auf Sasori wütend, als auf sich selbst! Ein einziger, beschissener Fehler hatte seine jahrelange Planung in Gefahr gebracht! Er hätte Deidara nicht unterschätzen dürfen, und schon gar nicht dessen bescheuerte Gefühle für diese rothaarige Pest! Doch war Sasori erst einmal tot, dann wäre sein Triumph wieder zum Greifen nahe! JA! Die Zeit drängt, also musste es doch einen schnellen und humanen Tod geben, aber sei es drum! Das Wichtigste war: Sasori musste sterben, Deidaras Wille gebrochen werden! Die Schritte des Rothaarigen wurden leiser, doch rasch hatte auch er das Ende der Treppe erreicht und folgte Sasori durch die offene Tür nach draußen ins Freie. Sie waren auf dem Dach angelangt. Unbeeindruckt schoss er in die Luft, und der Profiler blieb ruckartig stehen, wandte sich ihm zu. Das diabolische Grinsen kehrte auf sein Gesicht zurück. Sasori stockte der Atem. Sie standen sich gegenüber, die Waffen aufeinander gerichtet. Ein leichter, aber frischer Wind kam auf, Regen tropfte vom Himmel auf sie herab. Es war absolut still hier oben, und doch tobte ein schierer Kampf. Sie sahen sich in die Augen. Wagten es kaum zu blinzeln. Und doch war er innerlich wieder absolut ruhig. Das Finale... es war gekommen. Nun würde sich alles entscheiden. Er starrte in das bedrohliche und dämonische Rot, das ihn alleine mit seinem Blick umzubringen schien. Was auch immer er nun tun würde, es würde das Ende sein. Wie auch immer dieses aussehen mochte. Er hatte einen Plan, aber er wusste nicht im Geringsten, ob dieser Plan auch funktionieren würde. Das war nicht seine übliche Vorgehensweise, aber in diesem Augenblick absolut notwendig... Die nächsten Minuten würden zeigen, ob er besser, intelligenter als XX war... Kalter Schweiß trat auf seine Stirn, der Regen durchweichte seine Kleidung, der Wind peitschte. Und doch verharrten die Augenpaare regungslos aufeinander... „Nun machen Sie endlich!!!“ Caine verdrehte die Augen, nahm seine Sonnenbrille ab und sah Deidara streng an: „Hören Sie, Mr. Bangart...“ - „Deidara.“ Der Rothaarige hob eine Augenbraue: „Wie meinen?“ - „Bitte... nennen Sie mich bei meinem richtigen Namen... Deidara.“ Caine nickte: „Gut. Hören Sie, Deidara, wir arbeiten mich Hochdruck daran die Tür zu öffnen. Dafür benötigen wir aber einen Spezialisten. Die Tür ist zu massiv und darüber hinaus verriegelt...“ Deidara seufzte laut: „Das weiß ich doch!!! Aber... um Himmels Willen, irgendwie muss ich Sasori doch helfen!“ Ehe Caine wieder versuchen musste den Blonden zu beruhigen, zog Hidan diesen von dem Wust vor der Tür ein Stück weg, stemmte die Hände in die Hüfte und hob eine Augenbraue: „Jetzt pass mal auf, Blondi. Ich bin nicht der Typ für sentimentale Gespräche. Aber du gehst allen auf den Sack! Wir alle wollen Sasori helfen, doch eines kann ich dir sagen: Mr. Oberkorrekt ist nicht dumm und schon gar nicht hilflos. Der Wird die Zeit, die wir hier brauchen, schon hinkriegen! Er MUSS es...“ Mit Tränen in den Augen sah der Künstler auf und schluchzte: „Hidan, ich... ich könnte es nicht ertragen, ihn noch einmal zu verlieren!“ Knurrend drückte der Jashinist den Blonden kurz an sich und brummte: „Das weiß ich, verflucht! Aber vertrau dem Kurzen, der ist zäher, als du denkst! Außerdem würde ich ihn eigenhändig wiederbeleben und erwürgen, wenn er es verkackt!“ - „Wieso das denn?!“ Hidan grinste Deidara breit an: „Scheiße, Alter! Erstens, weil du den Spießer brauchst. Das merke ja sogar ich altes Trampeltier! Und zweitens... habe ich so viel Stress mit seinem verfickten Geschenk gehabt, dass ich persönlich schwer beleidigt wäre, wenn ich es ihm nicht geben könnte! Ich schwöre dir, ich würde auf sein Grab pissen!“ Zu seiner Verwunderung musste Deidara über diese Bemerkung doch schmunzeln. Hidans Art war so... erfrischend vertraut und „normal“. Es fühlte sich nach „zu Hause“ an, nach Sicherheit. Schniefend löste er sich wieder von dem Größeren und sah besorgt zur Tür, an der die Polizisten mit allerlei Werkzeug herum hantierten. Er vertraute Sasori. Bedingungslos. Er hatte das Kopfschütteln gesehen und sofort gewusst, dass Sasori so etwas wie einen Plan gehabt haben musste. In dessen Augen hatte keine Angst gelegen, sondern Entschlossenheit. Er hatte es genau erkennen können! Versucht ruhig wartete er ab, während die Beamten die Tür zu knacken versuchten. Bald würde dieser Albtraum endlich ein Ende haben! Und Deidara betete alles an, was ihm einfiel, damit dieses Ende ein glimpfliches sein würde... Kapitel 38: ...der Tod... ------------------------- ~Aloha ihr Lieben! Ich will euch gar nicht lange auf die Folter spannen... vorerst *g* Musikalischer Tipp: (*1*): http://www.youtube.com/watch?v=u4caNWXarDg Ich hoffe sehr, dass es euch gefallen wird... und vielleicht auch ein wenig überraschen. LG Galenhilwen~ Tief und dunkel hing der bewölkte Himmel über ihnen. Donnerndes Grollen kündigte ein Unwetter an. Die Luft war schwer, feucht, wie aufgeladen. Ununterbrochen prasselte der Regen auf sie herab. Noch immer starrten sie sich wort- und regungslos in die Augen, die Waffen aufeinander gerichtet. Sasori holte tief Luft. Er war nass bis auf die Knochen, die Haare klebten ihm in feinen Strähnen auf dem Gesicht. Er fror, doch er zitterte nicht. Er war nervös, doch sein Körper verriet es nicht. Er wusste, dass er sterben könnte, doch es kümmerte ihn nicht. Er hatte keine Angst mehr. Er wollte keine Angst mehr haben. Viel zu sehr hatten Ängste bisher sein Leben bestimmt. Immer. Überall. Doch nun... nun hatte er einen Plan. Einen Plan, aber keine Angst mehr. Es war alles völlig klar. Oder zumindest... fast alles. Etwas in ihm gab es noch, das ihn quälte. Enttäuschung. Wut. Und auch Selbstzweifel. (*1*) Wieder grollte ein Donner durch die Nacht. Sasori sah auf. Unaufhörlich prasselte der Regen auf ihn herab. Entschlossen trat er ein paar Schritte vor. Doch XX machte ihm schnell klar, dass dieser den Ton angab... XX trat ebenfalls vor, Schritt für Schritt. Sie ließen sich nicht aus den Augen. Gingen ein Stück im Kreis, bis jeder von ihnen an einem Ende des Daches angelangte. Und mit einem Mal rannte XX los... Sasori spurtete hinterher. Parallel liefen sie am Rand des Daches entlang, über den rutschigen Untergrund, die Waffen und Augen noch immer aufeinander gerichtet. Die Halle hatte gute 200 Meter Länge. Sasoris Gedanken liefen auf Hochtouren. Was hatte dieser Kerl nur wieder vor?! Es gab da lediglich wenige plausible Möglichkeiten... Entweder er war einfach nur völlig durchgedreht und dachte sich gar nichts dabei, oder aber er wollte ihn so weit von möglicher Verstärkung weglocken, wie möglich. Zu seinem Bedauern waren beide Möglichkeiten durchaus denkbar... Vielleicht war es auch beides. Mit einem Mal blieb XX stehen und auch Sasori bremste abrupt. Nur noch wenige Meter waren es bis zum Ende des Daches... Er kniff die Augen zusammen und knurrte: „Bevor hier irgendetwas passiert... leg deine dämliche Verkleidung ab!“ Skeptisch hob XX eine Augenbraue und trat einen Schritt näher auf ihn zu, Sasori tat es ihm gleich. Der Ältere zuckte mit den Schultern: „Ich weiß wirklich nicht, was du...“ - „Verarsch mich nicht! Leg deine beschissene Verkleidung ab! Ich weiß es! Oder hast du die Eier dafür nicht in der Hose?“ Sie näherten sich noch einen Schritt, bis nur noch 2 Meter zwischen ihnen lagen. Wütend brüllte der Angesprochene zurück: „Jetzt hör mir mal zu, du kleiner Sitzpisser! Ich...“ Sasori unterbrach den Blickkontakt. Seine Augen verschwanden hinter den feuerroten Strähnen. Es war verletzend, wie XX mit ihm sprach... der wahre XX. Doch der Wahnsinnige keifte weiter: „... ich bin dir in allen Dingen überlegen! Was weißt du schon?! WAS WEISST DU SCHON?!“ Wut kochte in ihm hoch. Er wusste eine ganze Menge! Er wusste fast alles! Nur eines nicht... Ohne aufzusehen sprach er mit gepresster Stimme: „Wieso?!“ Aufgebracht verdrehte XX die Augen, während der Wind deutlich auffrischte. Böig wehte er ihnen den Regen um die Ohren, während der Irre gegen das Grollen brüllte: „HALT DEN MUND! Es gibt kein 'Wieso' und es gibt nichts, das DU mir voraushaben könntest!“ Noch immer blickte Sasori nicht auf, während der Wind sich zu einem Sturm aufbaute: „Leg! Die! Verkleidung! Ab! Und sag mir WIESO!!!“ Seine Strähnen begannen durch das aufgesogene Wasser sein Gesicht zu peitschen. Doch er rührte sich nicht. Nicht einen Millimeter. Er wartete einfach. XX begann zu kichern. Doch dann... Der Größere griff mit der freien Hand an seine Augen. Rote Kontaktlinsen fielen zu Boden und Sasori wurde aus schwarzen Augen angeschaut. Eine Sturmböe riss die brünette Perücke mit sich und gab ebenso schwarzes Haar frei. Das kindliche Lachen war dennoch zu hören: „So. Zufrieden?! ZUFRIEDEN?!“ Sasori ballte die freie Hand zur Faust, griff mit der anderen die Waffe fester. Nein. Er war nicht zufrieden. Nicht im Ansatz! Nicht im Geringsten. Er hatte den Wahnsinnigen und doch riss es ihn innerlich entzwei. Schmerzhaft... Tränen liefen an seinen Wangen herab, als er den Kopf wieder anhob. Er sah ihm tatsächlich direkt in die Augen! Es war ihm egal, dass er ihn weinen sah. Der Schmerz, der so wohlbekannte Schmerz in ihm, war einfach zu groß. Es übermannte ihn einfach, in das diabolisch grinsende Gesicht zu sehen und er brüllte, nachdem ein Donner wieder die Luft erfüllt hatte: „WARUM VERDAMMT?! Warum DU? Warum ICH? Warum DEIDARA?!“ XX Grinsen verklang. Urplötzlich. Die schwarzen Augen sahen ihn traurig, mitfühlend an. Die Stimme seines Gegenüber war wieder normal: „Sasori, ich...“ - „NEIN! Ich will keine Ausreden! Ich bin Ausreden und Ausflüchte einfach nur Leid! Ich will auch keine Entschuldigung, denn die gibt es dafür nicht! Alles, was ich will, ist die verdammte Wahrheit! Hörst du?! Die WAHRHEIT!“ Sasoris Augen weiteten sich, als XX sich plötzlich hin und her wand. Die kindliche Stimme brüllte: „Verpiss dich, Schlampe!!! HAU AB! Das ist MEIN Spiel!“ Sein Gegenüber sprach wieder... mit der dunklen normalen Stimme: „Nein! Ich gehe nicht! Es ist endgültig Schluss! Ich habe gesagt, dass ich dich aufhalten werde, und das tue ich auch!“ - „MAUL HALTEN, SCHLAMPE! Du hast mir gar nichts zu befehlen! Und du hast mir lange genug die Tour vermasselt! Ich werde diese kleine Pest umlegen, ob du willst oder nicht!“ - „Nein, nein, NEIN! ICH habe die Bullen hergelockt, verstehst du? Ja! Ich war es!“ Plötzlich wurde es ruhig... XX fiel zu Boden. Ließ die Waffe fallen. Griff sich selbst an den Hals, wand sich auf dem Boden hin und her. Sasori blickte wie versteinert auf das unwirkliche Bild vor ihm. Es war eindeutig ein Kampf zwischen zwei Kontrahenten, aber... sie kämpften in nur einem Körper! Wild tobte der Körper über das Dach, vom Regen begossen, vom Wind gepeitscht. Brüllte sich in zwei Stimmlagen selbst immer wieder an, rollte hin und her. Kam auch manches Mal dem Rand gefährlich nahe, doch Sasori war wie versteinert, auch wenn die Gelegenheit günstig wäre... Mit einem Mal donnerte XX mit dem Kopf auf den Boden, griff wieder nach seiner Waffe und sprang auf, um sie augenblicklich wieder auf Sasori zu richten. Verärgert knurrte der Rothaarige, er hatte sich einfach nicht rühren können, und nun waren sie wieder dort, wo sie angefangen hatten. XX rannte wieder los, zurück in Richtung Treppe. Sasori stürmte wieder hinterher. Sein Verstand verweigerte ihm im Moment einfach den Dienst. Was war das alles hier nur?! Er zielte weiterhin auf den Wahnsinnigen, der so plötzlich stoppte, wie er losgelaufen war. Und auch Sasori hielt wieder an. Wieder trafen sich ihre Blicke. Wieder war dort diese Spannung, die alles sagte, was es zu sagen gab. Fast alles... Denn noch hatte XX seine Fragen nicht beantwortet, aber er wusste genau, dass er die Antworten noch bekommen würde. Und zwar bald. Seine Augen verengten sich. Er wurde wieder ruhiger, konzentrierter. Das, was hier oben passiert war, das erklärte so einiges. Nicht alles, aber so einiges. Rein äußerlich war es das letzte Puzzleteil, welches ihm die ganze Zeit gefehlt hatte. Er verstand die Zusammenhänge. Er verstand, was passiert war und wie es zusammenpasste. Und doch... ganz persönlich und fernab jeglichen beruflichen Interesses... da wollte er einfach nur wissen, wieso das alles passiert war. Er verstand es nicht, als Einziges. Es machte keinen Sinn! Es war... einfach nur... wahnsinnig... Langsam wurde es ruhiger. Der Wind tobte zwar, der Regen prasselte, und doch entstand eine gewisse Ruhe zwischen ihnen. Schon wieder rannen Sasori die Tränen von den Wangen, als er in die schwarzen Augen blickte. Bis XX die Waffe wieder senkte und seufzte: „Es... tut mir so Leid, Sasori...“ Der Rothaarige jedoch senkte seine Waffe nicht. Er starrte seinen Gegenüber wütend, enttäuscht und verletzt an: „Wieso? Sag mir endlich: wieso?!“ Der Größere senkte den Blick: „Du... warst der Einzige, der ihn aufhalten...“ - „BLÖDSINN! Wir waren verdammte 14! 14 Jahre alt! Hör auf mich zu verarschen, Madara! WIESO?!“ Sein Sensei zitterte. Sasori stockte der Atem. Der Uchiha... weinte?! Der Ältere sah ihn an und hauchte kraftlos: „Okay, du hast Recht... Ich konnte es damals nicht wissen, aber ich habe sofort gesehen, dass du das Potenzial dafür hast...“ - „MADARA! Du hast mein Leben versaut, weshalb ich dich schon am Liebsten töten würde... was aber noch viel schlimmer ist: du hast Deidaras Leben versaut! WARUM?!“ - „Ich... war das nicht. Das war... ER. Verstehe doch... wenn ER da ist, dann weiß ich nicht, was ER tut. Und andersherum. ER ist in mir, seit ich denken kann, doch er wurde mit den Jahren immer stärker. Ich verstehe ihn ja auch nicht.“ Mit einer plötzlichen Entschlossenheit sah Madara ihn an: „Sasori, ich will ihn wirklich aufhalten, aber ich bin ihm nicht mehr gewachsen. Er hat die Oberhand gewonnen und ich bin nur noch... Zierwerk.“ - „Wieso hast du mir das nicht von Anfang an gesagt?! Was sollte dieser ganze Mist?!“ Seufzend strich der Mentor durchs Haar: „Alles was ich SAGE kriegt er mit! Doch was ich TUE... kann er nicht so schnell wahrnehmen, wenn überhaupt.“ Keuchend fasste Sasori sich an die Stirn und schüttelte den Kopf: „Aber... wie konntest du es zulassen?! Wieso hast du dabei zugesehen, wie er unser Leben zerstört?!“ - „Sasori...“ Der Ältere trat an ihn heran. Er hatte zwar seine Waffe erhoben, doch er würde wohl niemals auf seinen Sensei schießen können... was auch immer passiert war. Er wollte es, keine Frage. Aber er konnte nicht. Der Mentor stand direkt vor ihm und legte eine Hand auf seine Schulter. Sie sahen sich in die Augen und Madara seufzte: „Ich bin ihm unterlegen. Er war immer länger da, als ich. Ich habe es nicht wirklich gewusst und ich habe alles daran gesetzt, dass du meine Informationen bekommst. Und, mal ehrlich... hättest du mir die Wahrheit geglaubt?“ Seufzend schüttelte Sasori den Kopf: „Nein, das hätte ich wohl nicht.“ Er sah den Älteren an. „Und was willst du nun? Was soll ich machen?“ Sanft glitten Madaras Hände über seine Wangen, ehe sein Sensei hauchte: „Bring es zu Ende, so lange ich ihn noch unter Kontrolle habe. Setze dem Wahnsinn endlich ein Ende!“ Sasoris Augen weiteten sich: „Du willst mir doch nicht etwas sagen, dass... ich dich...“ - „Doch! Genau das will ich! Es ist die einzige Lösung! Ich habe viel zu lange Angst davor gehabt, doch nun nicht mehr! Würde ich es selbst tun... er würde es zu verhindern wissen. Also tu es, so lange er nicht hier ist.“ Der Ältere hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn und trat einen Schritt zurück, sah ihn erwartungsvoll an. Sasori hob seine Waffe an. Seine Hand zitterte. Er konnte doch nicht einfach seinen Sensei töten! Es musste einfach einen anderen Weg geben! Völlig fertig mit den Nerven schüttelte er den Kopf: „Nein. Das kann ich nicht. Es muss anders gehen!“ - „Sasori! Komm doch zur Vernunft! Er wird dich umbringen, sobald ich die Kontrolle verliere! Er IST ich! Nun mach schon!“ - „Ich... nein! Ich kann es nicht, okay?! Das ist keine Lösung! Du wirst eingesperrt, ja... aber ich werde dich nicht töten!“ Schweiß trat auf Madaras Stirn. Trotz des Regens spürte der Sensei das genau. Er sah seinen Schüler flehend an. Unter seiner Brust hämmerte es bereits bedrohlich, er konnte nicht mehr lange aushalten. Bald schon würde diese dunkle Seite wieder die Oberhand gewinnen, und so weit durfte es einfach nicht kommen! Unter großer Anstrengung fauchte er: „Grünschnabel! Du kannst doch nicht einfach vergessen haben, was ich dir beigebracht habe! Lass die Gefühle aus dem Spiel und SCHIEß!!!“ Wieder schüttelte Sasori den Kopf und keuchte: „Ich... du... aber...“ Ein Schuss übertönte den Regen und das Donnergrollen, auch wenn er nicht weit zu hören war. Seine Waffe war ihm zu Boden gefallen und ein Stück weggerutscht. Er selbst lag auch, auf dem Rücken. Der Regen prasselte auf ihn nieder. Stöhnend griff er sich an die Schulter und unterdrückte einen Schmerzensschrei. Über Sasori ertönte das kindliche Kichern: „Du bist so ein Weichling! Warum hast du nicht auf dein liebes Lehrerlein gehört? Du bist so ein dummes Kind!“ Panisch sah er auf. Doch der dunkle Madara kicherte nur wieder diabolisch und hielt ihm den Lauf der Pistole entgegen: „Aber ich verrate dir ein Geheimnis. Deidara war ein zufälliger Fund. Es gibt kein 'warum' oder 'wieso'! Ich fand ihn einfach scharf! Und du... warst eben einfach da. Hast ins Konzept gepasst. Mehr nicht. Du bist ein dummer, kleiner, Zufall, völlig ungewollt! Und du wärst schon lange tot, wenn diese Schlampe nicht wäre!!“ Blut sickerte aus seiner Wunde und verteilte sich auf dem metallischen Dach. Sasori sah auf und lächelte kalt: „Hätte ich mir ja denken können, dass alles auf deine Libido zurückgeht... Aber sag, wie klein ist 'er', wenn du es nötig hast dich mit 14jährigen anzulegen und dann von einem zweitklassigen Schnüffler überführt zu werden, nachdem du diesem versucht hast zu zeigen, was für ein toller Hengst du bist?!“ Die Faust traf ihn im Gesicht, doch er reagierte gar nicht groß, sondern grinste nun: „Sehr klein, wie es aussieht.“ - „HALT DEIN MAUL!!!“ - „Wieso, du Würstchen? Glaubst du etwa, dass ich Angst vor dem Tod hätte?“ Er lachte trocken. „Nein. Nein! Ich habe dem Tod ins Auge geblickt. Ich habe keine Angst mehr vor ihm. Und vor einem alten, notgeilen Sack schon einmal gar nicht!“ Aufgebracht brüllte der Wahnsinnige wieder: „MAUL HALTEN! Wenn ich könnte, dann würde ich dir beibringen den Tod zu ersehnen! Nach ihm zu flehen! Aber die Zeit habe ich nicht!“ Er zielte. „Und das bedaure ich zutiefst!“ Er sah Sasori in die Augen und ignorierte Wind und Wetter. Er würde abdrücken. Seine Finger krümmte sich... „Nun machen Sie endlich! Wie lange soll der Mist denn noch dauern?!“ keifte Deidara. Er war bleich im Gesicht, sein Atem ging unregelmäßig und schnell. Caine massierte sich die Schläfen und setzte zu einer Antwort an, als Hidan losbrummte: „Blondi, noch EIN Wort, und ich drehe dir den Hals um!“ Der Ermittler seufzte: „So Leid mir das tut... er hat Recht. Deidara, wir tun unser Bestes und...“ Ein metallisches Rumpeln ertönte. Die drei sahen zur Tür, die sich langsam öffnete. Deidara riss die Augen auf und brüllte: „ENDLICH!!!!“ Hidan hielt ihn jedoch fest, was Caine mit einem dankbaren Blick belohnte: „WIR gehen vor. Bleiben Sie hinter uns, zum Hierbleiben werde ich Sie eh nicht überreden können. Aber KEINE überstürzte Aktionen, verstanden?!“ Der Blonde seufzte laut in der Umklammerung des Jashinisten auf, nickte aber: „Guuuut. Dann aber los jetzt!“ Die Beamten folgten Caine in das Treppenhaus und stiegen hinauf. Deidara und Hidan folgten dicht auf. Sasori musste handeln! Sofort! Er sah sich panisch um. So KONNTE es nicht vorbeigehen! Das passte ihm gar nicht! Vor ein paar Wochen noch, da wäre es ihm egal gewesen. Er hatte keine Angst, aber er WOLLTE nicht sterben! Denn es gab etwas, das ihm hier Halt bot, einen Sinn gab... Er holte aus und beförderte Madara, zumindest dessen Körper, auf den Boden. Laut krachend fiel der Größere hin und ächzte schmerzerfüllt auf. Wie seine eigene rutschte auch dessen Waffe ein Stück von ihnen weg. Fast gleichzeitig rappelten sie sich auf. Ehe Sein Gegner wieder zur Waffe greifen konnte, verwickelte Sasori diesen in ein Handgemenge. Er stieß die Faust seines unbeschädigten Arms in den Magen des Älteren. Schreiend sackte dieser zusammen, schlug jedoch mit voller Wucht im nächsten Augenblick gegen seine verletzte Schulter. Sasori schrie auf. Das waren höllische Schmerzen! Doch er biss die Zähne zusammen und wich dem nächsten Schlag gekonnt aus. Das Dach war rutschig, er musste aufpassen. Madara kam auf ihn zu und packte ihn am Kragen, wirbelte ihn herum und drohte ihn von sich zu schleudern. Rasch rammte er sein Knie in die Weichteile seines Gegners, der sofort losließ und keuchend und hustend auf die Knie ging. Seinem Sensei konnte er vielleicht nichts antun, aber der war gerade nicht in dem so bekannten Äußeren. Dort war XX, der ihm das Leben zur Hölle gemacht hatte! Er trat zu. Einmal, zweimal, dreimal... Beim vierten Tritt griff die Pranke des Älteren plötzlich nach seinem Fuß, hielt diesen fest und drehte ihn. Sasori verlor das Gleichgewicht und donnerte schmerzhaft mit der verwundeten Schulter voran auf das Blech unter seinen Füßen. Von Schmerz erfüllt schrie er auf, und versuchte sich doch wieder aufzurappeln. Vergeblich. Ein Tritt traf ihn in der Magengrube und schleuderte ihn ein Stück weiter. Der nächste Tritt traf ihn am Rücken. Er sah sich nach Luft ringend um. Der Rand des Daches kam immer näher. Wieder ein Tritt, gegen seinen Torso. Wieder rückte der Abgrund näher. Ein letzter Tritt traf ihn, wieder in der Magengrube. Fester und schmerzhafter, als alle zuvor. Er lag direkt neben dem Abgrund. Sasori hustete. Blut rann aus seinem Mund. Das Atmen schmerzte höllisch, seine Eingeweide schienen zu verbrennen! Madara trat an ihn heran, griff ihn an den Haaren und zog seinen Kopf nach oben, was noch mehr Schmerz durch seinen Körper jagte. Der Ältere kicherte finster: „Du hättest mich töten sollen, als du die Gelegenheit dazu hattest... Aber ICH werde diese Gelegenheit nicht vergehen lassen! Auf Nimmerwiedersehen, Sasori!“ Die großen Hände legten sich um seinen Hals und pressten diesen zusammen. Panisch sah er sich um. Nein! Er würde hier und heute nicht draufgehen! Plötzlich fiel ihm etwas ins Auge... seine Waffe! Sie war nur... ein paar... Zentimeter entfernt... Nach Luft röchelnd versuchte er die Pistole mit seiner Hand zu erreichen. Jede Zelle in seinem Körper schien sich dagegen zu wehren, mit infernalischem Schmerz. Dennoch streckte er sich weiter. Der Druck auf seine Luftröhre wurde noch stärker. Ihm wurde schwindelig. Übel. Madara grinste ihn aus wahnsinnigen Augen an, die vor Hass und Vergnügen nur so sprühten. Dann, endlich, erreichten seine Finger die Waffe und zogen sie zu sich. Der Ältere jedoch bemerkte, was vor sich ging, würgte nur noch mit einer Hand weiter und entriss ihm die Pistole grob. Sasori keuchte auf und sah in die schwarzen Augen. Gut, er hatte verloren. Er hatte alles getan, um als Sieger aus diesem Zweikampf herauszugehen, doch er hatte im falschen Augenblick gezögert. Völlig ruhig wurde sein Blick. Er lächelte, während auch die zweite Hand sich wieder um seinen Hals legte. Er sah fest in die schwarzen Augen und arrangierte sich mit diesem Ende, ehe er krächzte: „Danke für alles, Sensei...“ Er schloss die Augen und hoffte, dass Deidara ihm irgendwann seine Schwäche verzeihen würde. Dass Deidara und er sich irgendwann wiedersehen würden. Und dass Deidara trotzdem ein glückliches und zufriedenes Leben führen würde. Und dann... ...ließ der Druck ein wenig nach. Nicht viel, nur ein bisschen. Er öffnete seine Augen wieder und blickte abermals in die schwarzen Augen, in denen ganz deutlich der Kampf zwischen den zwei inneren Anteilen zu erkennen war. Doch welcher Anteil würde siegen? Sie überbrückten gerade die letzten Stufen vor dem Ausgang zum Dach. Deidaras Herz schlug ihm bis zum Hals. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen! Das Einzige, was überdeutlich immer wieder auftauchte... das war Sasori. Er würde den Rotschopf nicht noch einmal hergeben, und wenn er XX mit eigenen Händen umbringen müsste! Das schwor er sich. Caines Leute bezogen vor der Tür Position und waren gerade im Begriff die Lage draußen in der Dunkelheit zu peilen. Doch plötzlich hielt jeder inne, sah jeder geschockt auf... als ein Schuss durch die Nacht donnerte. Deidaras Atem stockte. Sein Blut schien nicht mehr zirkulieren zu wollen. Und doch hatte er sich schneller aus seiner Starre gelöst, als alle anderen. Panisch schoss er an den Polizisten vorbei, hinaus aufs Dach. Der Regen fiel in Strömen auf ihn herab, sein blondes Haar wurde wild durch den Wind aufgewirbelt. Ohne nachzudenken lief er einfach weiter. Und lief. Suchte nach Sasori. Und lief. Und blieb plötzlich wie angewurzelt stehen. Er schlug sich die Hand vor den Mund. Am Rande des Daches lagen sie... zwei reglose Körper. Tränen platzten aus ihm heraus. Weinend und wütend brüllte er in die Stille: „SASORI! SASORI!!!“ Kapitel 39: ...uns scheidet... ------------------------------ ~Aloha! Es kommen zwar noch 2 Kapitel, aber ich möchte mich schon einmal bei allen treuen Lesern bedanken ;) Als kleines Schmankerl habe ich mich am Ende dieses Kapitels noch zu einem kleinen Sahnehäubchen verleiten lassen ^.^ Ich hoffe sehr, dass euch das Kapitel gut gefallen wird, und dass die Gefühle, die mir hierbei vor allem wichtig waren, auch verständlich und authentisch sind. Viel Spaß dabei! LG Galenhilwen~ Ohne auf mögliche Gefahren zu achten oder über irgendwelche Konsequenzen nachzudenken lief Deidara auf die beiden reglosen Körper zu. Tränen verschleierten ihm, zusätzlich zum heftigen Regen, die Sicht. Sein Herz schien schier auszusetzen, als er endlich bei den beiden Männern ankam, die sich hier oben bis vor wenigen Augenblicken duelliert hatten. Nur noch wage hörte er Hidan und Caine hinter sich. Sie waren ihm gerade völlig egal! Überall war Blut! Er zitterte, vor Angst. Das konnte nicht sein... das DURFTE nicht sein! Wie in Zeitlupe schien er sich nur den beiden Männern nähern zu können. Deidara fühlte sich, als seien seine Glieder aus Blei. Träge, schwer, kaum zu bewegen. Viel langsamer, als er das wollte, erreichte er die beiden Kontrahenten und riss panisch die Augen auf. Beide rührten sich nicht einen Millimeter mehr. Wie... tot... lagen sie da. Doch waren sie es?! Was, wenn dieser Spinner noch lebte und ihm etwas antat...? Überfordert fuhr er sich mit der Hand durch das blonde Haar und schluckte schwer. Das war im Moment nicht wichtig! Wichtig war nur eines... Entschlossen schob er den Älteren von dem Rothaarigen herunter und würdigte XX keines Blickes mehr. Seine Augen hafteten auf Sasori, aus dessen Schulter Unmengen Blut zu fließen schienen. Während Tränen wie Sturzbäche an seinen Wangen herab rannen, schniefte der Künstler atemlos und keuchte: „Sasori! Sasori! Sag doch was!!! Schau mich an, verdammt!“ Seine Finger glitten über die fahlen Wangen, seine Stimme überschlug sich: „SASORI! Hör auf mit dem Scheiß! Bitte! Tu mir das nicht an!!“ Er sank in sich zusammen, bis seine Stirn auf Sasoris Brust ruhte. Seine Finger gruben sich in das nasse Shirt, während er einfach nur weinte. Er sah nicht, wie Hidan, Caine und die Polizisten bei ihm ankamen und sich mit XX beschäftigten. Er hörte nicht, wie sie zu ihm sprachen oder miteinander. Er sah nur Sasori. Konnte seinen einzigartigen Duft wahrnehmen, den dieser noch immer versprühte. Und er weinte... Deidara schluchzte laut und verzweifelt: „Tu mir das nicht an!!! Ich will dich nicht schon wieder verlieren... du kannst dieses Arschloch doch nicht gewinnen lassen! SASORI!“ Das war nicht fair! Das war, verflucht nochmal!, nicht fair!!! Nach all den Missverständnissen, nach all dieser langen Zeit, da hatten sie sich endlich wirklich gefunden, wie wohl niemals zuvor... und nun sollte das alles wegen diesem Irren vorbei sein?! Es war einfach nicht fair! Hatte er nicht schon genug durchmachen müssen? Hatten sie beide so viel Leid verdient?! Was hatte er denn bloß getan, um so bestraft zu werden?! All den Schmerz aus sich heraus weinend und schreiend presste er sein Gesicht auf die Brust des Rothaarigen. Irgendwer versuchte ihn von seinem Rotschopf wegzuziehen, doch er schlug alle Hände von sich, wand sich aus jeder Berührung. Und dann... ...spürte er etwas. Hörte er etwas! Die Brust... sie hob und senkte sich! Das Geräusch... Sasoris Herz! Ruckartig sah Deidara auf und schlug sich die Hand vor den Mund. Seine Tränen liefen noch immer in Strömen, und doch begann er zu lachen. Rotbraune Augen sahen ihn entschuldigend an, eine blutige Hand legte sich an seine Wange und ein Lächeln umspielte die wohlgeformten Lippen. Immer lauter erklang sein Lachen. Als ob er es nicht glauben könnte, tasteten seine Finger das lächelnde Gesicht ab. Um wirklich sicherzugehen, dass er nicht träumte, beugte er sich hinunter und küsste seinen Rotschopf immer und immer wieder. Doch er träumte nicht! Er hörte seine Umgebung wieder... den Regen, den Wind, die Anderen... Caine gab Anweisungen in sein Mobiltelefon, dass sofort ein Krankenwagen geschickt werden solle. Hidan... sagte zu seiner Verwunderung einfach mal gar nichts. Hektisches Treiben merkte er um sich herum, während er noch immer das ganze porzellanartige Gesicht mit Küssen versah. Nur widerwillig löste er sich von Sasori, als dieser ihn leicht von sich drückte, und schließlich entschuldigend lächelte: „Tut mir Leid, aber ich bin gerade nicht in der körperlichen Verfassung, um das zu genießen...“ Sasori blickte in die tränenverschleierten, und doch so strahlenden azurblauen Augen, die er so liebte, ehe ein paar Beamte ein paar Regenschirme über ihnen aufspannten. Er konnte ohne ärztliche Ausrüstung nicht hier weg, aber im Regen liegen war auch nicht unbedingt förderlich, weshalb er über diese Geste zwar dankbar war, sie aber nicht primär wahrnahm. Denn dort war nur sein Künstler... Zärtlich strich er eine Strähne hinter Deidaras Ohr und raunte kraftlos: „Deidara, ich liebe dich.“ Der Künstler griff nach seiner Hand und drückte sich diese sehnsüchtig an die Wange, küsste sie immer wieder, und kümmerte sich nicht im Geringsten darum, dass er sich mit Blut einsaute. Neben Deidara tauchte auf einmal Caine auf, der sich zu ihnen hockte und Sasori gutmütig anblickte: „Die Ärzte sind sofort da, halten Sie noch ein bisschen durch. Wie geht es Ihnen?“ Mit heiserer Stimme krächzte er grinsend: „Beschissen... aber nicht hoffnungslos. Unkraut vergeht halt nicht.“ Caine lächelte und nickte: „Was ist passiert hier oben? Wussten Sie, dass... XX tatsächlich Madara Uchiha war?“ Deidara riss die Augen auf und kreischte fast: „WAS?!“ Der Profiler musste kichern, was jedoch sofort mit einem Hustenanfall bestraft wurde. Erst als er wieder Luft bekam nickte er: „Ja, es war mein Sensei... und er war es doch nicht.“ Beleidigt knurrte der Blonde: „Ich hätte diesen Wichser gleich umlegen sollen in dem Motel...“ Caine jedoch interessierte etwas anderes: „Wie? Er war es und doch nicht? Ich verstehe nicht ganz...“ - „Ihnen wird die Schusswunde in seinem Körper nicht entgangen sein...“ - „In der Tat. Wie haben Sie...“ - „Ich erkläre es Ihnen.“ Unter Anstrengung versuchte Sasori die Lage zu erklären: „Wir haben uns mit den Waffen bedroht, schließlich gekämpft. Und dann wurde mein Verdacht zur Gewissheit, dass es Madara war. Aber ich wurde Zeuge eines weiteren Kampfes... Mein Mentor hat mit sich selbst gefochten. Nicht sinnbildlich, sondern wirklich! Hat sich auf dem Boden gewälzt und zwei Persönlichkeiten stritten sich um die Vorherrschaft in dessen Körper. XX erlangte die Vorherrschaft und wir gerieten wieder in einen Kampf... ich war durch die Schussverletzung unterlegen und hatte mich schon mit einer Niederlage abgefunden.“ Träge lachte er auf. „Es war komisch, aber ich war plötzlich so ruhig. Ich wusste, was ich noch tun wollte, ehe es vorbei sein würde. Also verabschiedete ich mich von meinem Sensei... und dann...“ {Flashback} Gut, er hatte verloren. Er hatte alles getan, um als Sieger aus diesem Zweikampf herauszugehen, doch er hatte im falschen Augenblick gezögert. Völlig ruhig wurde sein Blick. Er lächelte, während auch die zweite Hand sich wieder um seinen Hals legte. Er sah fest in die schwarzen Augen und arrangierte sich mit diesem Ende, ehe er krächzte: „Danke für alles, Sensei...“ Er schloss die Augen und hoffte, dass Deidara ihm irgendwann seine Schwäche verzeihen würde. Dass Deidara und er sich irgendwann wiedersehen würden. Und dass Deidara trotzdem ein glückliches und zufriedenes Leben führen würde. Und dann... ...ließ der Druck ein wenig nach. Nicht viel, nur ein bisschen. Er öffnete seine Augen wieder und blickte abermals in die schwarzen Augen, in denen ganz deutlich der Kampf zwischen den zwei inneren Anteilen zu erkennen war. Doch welcher Anteil würde siegen? Sasori schloss die Augen. Er war weder in der Lage, noch in der Verfassung, in diesem Augenblick noch irgendetwas an der Situation zu ändern. Immens ruhig harrte er der Dinge, die da kamen. Entspannt. Beseelt. Bereit. Der Druck ließ vollständig nach und Sasori schlug irritiert seine Augen auf. Madara sah ihn an und schüttelte den Kopf: „Es tut mir wirklich, wirklich Leid! Ich fühle mich geehrt, dass du es nicht getan hast, Sasori... Aber es ist und bleibt die einzige Lösung.“ Der Ältere lächelte gequält: „Aber ich möchte eine Sache noch unbedingt wissen... und ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mir ein paar Fragen beantworten würdest.“ Sich den Hals reibend und nach Luft ringend nickte der Rothaarige sachte: „Schön... wie du willst. Was willst du wissen?“ Madara lächelte nun erleichtert und seufzte: „Okay... seit wann wusstest du es?“ - „Dass du XX bist?“ - „Genau.“ - „Seit der Nacht, in der du mich im Motel aus dem Bett geschmissen hast... Da habe ich es nicht mehr nur befürchtet, sondern gewusst. Ich weiß, dass ich sehr spät...“ Ein Finger legte sich auf seine Lippen und sein Sensei schüttelte mit dem Kopf: „Bist du verrückt?! Keiner außer dir wäre wohl überhaupt auf die Idee gekommen! Aber verrate mir eines... WIE bist du drauf gekommen?“ Sasori verdrehte die Augen und wandte sein Gesicht ab, ehe er knurrte: „Wehe du lachst! Es gehört nämlich NICHT zu meinen üblichen Ermittlungsmethoden und wird es auch nie!“ - „Nun sag schon.“ - „Fein. Als ich im Wohnwagen gefangen war... da hat mich dieser Wichser geküsst, okay?! Ich konnte nichts sehen oder sonst etwas tun, weshalb ich mich aus lauter Verzweiflung auf meine anderen Sinne konzentriert habe.“ Der Ältere haute sich mit der flachen Hand vor die Stirn: „Das wusste ich nicht. Aber klar... jetzt verstehe ich.“ Er nickte: „Richtig. Als du mir auch einfach ungefragt deine Zunge in den Hals geschoben hast, da habe ich sofort die frappierende Ähnlichkeit bemerkt.“ - „Ich sagte doch, dass ich dich nicht umsonst zu meinem Schüler gemacht habe.“ Sanft strichen Madaras Finger über seine Stirn. Die schwarzen Augen musterten ihn liebevoll: „Eine Sache muss ich noch wissen, Sasori...“ Der Rothaarige seufzte und sah auf: „Was denn?“ - „Bist du glücklich?“ Er hob eine Augenbraue: „Was?!“ - „Bist... bist du glücklich? Ich meine... macht Deidara dich glücklich?“ Nickend schloss er die Augen: „Zum ersten Mal in meinem Leben. Ja. Ja, er macht mich glücklich. Und nichts wird mich jemals wieder von etwas Anderem überzeugen können.“ - „Das freut mich. Wirklich. Mehr wünsche ich mir nicht... bleibe glücklich. Das habt ihr euch verdient...“ Der Ältere beugte sich zu ihm herab und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn, ehe dieser leise flüsterte: „Verzeih mir...“ Sasori sah, wie Madara sich wieder aufrecht hinsetzte, die Augen schloss und sich die Waffe an die Schläfe setzte. Panisch schrie er auf: „Sensei... NEIN!“ Zitternd hielt der Angesprochene inne und seufzte, ehe er seine Augen wieder öffnete und entschuldigend in Sasoris blickte. Unter großem Widerwillen donnerte er dem Jüngeren den Griff der Waffe gegen den Kopf und sah mit Tränen in den Augen, wie dieser den Kopf bewusstlos zur Seite neigte. Wieder schloss er seine Augen und atmete tief ein und aus. Seine dunkle Seite rebellierte in ihm, er musste sich beeilen. Es war wohl sein Schicksal, dass er nun hier sterben würde, denn sein geliebter Schüler war es nicht... Und so viel er in den letzten Jahren auch aus Angst und Unwissen falsch gemacht hatte... dieses Monster in ihm durfte unter keinen Umständen weiter über die Erde wandeln oder gar Sasori etwas antun. Das war er seinem Musterschüler schuldig... auch wenn es vielleicht nur eine kleine Entschädigung für all die verlorenen Jahre war. Aber mehr konnte er nicht mehr tun. Er tat es nicht für sich... nicht für das FBI und auch nicht für die Menschen auf diesem Planeten... er tat es, um den Rotschopf endlich das Leben zu ermöglichen, das dieser verdiente. Es war schmerzlich genug, dass dieses Glück nicht in ihrem Zusammensein lag, sondern bei dem mit Deidara... doch es war grausam, dass dieses Glück nie wachsen würde, so lange er, Madara, lebendig blieb. Ja, es war grausam. Diese Erkenntnis war niederschmetternd. Und doch fühlte er sich nicht mehr schlecht. Nein... Es war, als vergebe er sich selbst. Er fühlte sich erlöst, befreit und leicht. Denn Sasori war ihm das Wichtigste. Schon so lange. Und er würde ALLES tun, um diesen glücklich zu machen. Auch wenn das bedeutete, dass ER diesen nicht zu diesem Glück verhalf... und auch wenn das bedeutete, dass für dessen Glück sein Leben ein Ende finden müsste. Und so bekam seine dunkle Persönlichkeit schließlich doch noch so etwas wie einen Sieg in diesem Ränkespiel... XX mochte damit zwar auch für immer verschwinden, aber ein Mensch fand in diesem Wahnsinn den Tod. Er, die Schlampe, würde auch nicht das bekommen, was er sich schon so lange gewünscht hatte. Und er, die VERHASSTE Schlampe, würde mehr durch diesen Tod verlieren, als XX... Das befriedigte die Eitelkeit des Wahnsinnigen wohl doch ein wenig. Er hatte immer unter der dunklen Seite leiden müssen. Sie hatte ihn immer gedemütigt. Und nun nahm er ihm schließlich das, was ihm am Wichtigsten auf der Welt war: Sasori. Sie würden sich nie wiedersehen. Nie wieder... Madara war ruhig. Und er drückte ab... {Flashback Ende} Die Liege, auf die man ihn gelegt und auf der man ihn fixiert hatte, wurde in den Krankenwagen geschoben. Eine unheimlicher und weißer Fahrzeughimmel gähnte ihn langweilig und steril an. Von draußen konnte er Deidara keifen hören und musste irgendwie lächeln. Es war schon merkwürdig, wie wichtig er dem Blonden war. Nach allem, was schief gegangen war... nach allem, was passiert war. Deidara zischte aufgebracht: „Jetzt hören SIE mir mal zu, Doktor! ICH werde in diesem dämlichen Wagen mit Ihnen fahren UND ich werde rund um die Uhr im Krankenhaus bei ihm sein! Da können Sie sich von mir aus auch auf den Kopf stellen! Ich verlange das beste Zimmer und, das können Sie mir glauben, es soll Ihr Schaden nicht sein! Von mir aus stifte ich eine ganze neue Station, wenn es sein muss, aber ich werde in diesem Wagen mitfahren!“ Die Sanitäter tuschelten einen Augenblick miteinander, bis es schließlich still wurde. Mehrere Personen stiegen vorne und hinten ein. Sasori lächelte schief, als Deidaras Gesicht sich in sein Blickfeld schob, und der Blonde breit grinste: „Hast wohl schon gehofft, dass du mich los bist, was?“ Seine Hand wurde von dem Künstler gegriffen, der ihre Finger miteinander verhakte und ihm einen Kuss gab. Der Wagen fuhr los. Nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten, schüttelte Sasori leicht den Kopf: „Du bist unmöglich...“ - „Mag sein, aber ich kanns mir leisten. Und für nichts würde ich dieses Geld lieber ausgeben, das kannst du mir glauben.“ - „Das glaube ich dir auch. Das... ich...“ Lächelnd beobachtete Deidara, wie Sasori die Augenlider zufielen und dieser ruhig zu schlafen begann. In Gedanken versunken kraulte er seinen Rotschopf und seufzte leise. Sie hatten es geschafft... Sie hatten es wirklich geschafft. Er konnte es noch gar nicht so richtig glauben. Was würde nun werden? Gedanklich winkte er ab. War doch eigentlich egal. Die Hauptsache war, dass sie zusammen waren. Und eine Sache, die würde sich definitiv noch ändern! Und das würde bedeuten, dass sie Miami den Rücken kehren müssten. Doch er war sich sicher, dass Sasori dagegen nichts einzuwenden hätte. Deidara hatte da schon eine Idee. Vieles würde sich dadurch wahrscheinlich ändern, aber das Wichtigste, ihr „wir“, das würde sie überall hin begleiten, wohin auch immer es sie verschlagen mochte. Nie wieder würde er diesen wundervollen Stinkstiefel gehen lassen! Sein Blick fiel auf Sasoris Handgelenk. Er kam sich so dumm vor, jemals an den Gefühlen des Profilers gezweifelt zu haben. Ihre Liebe war nie zerbrochen, hatte nie geendet, nur ihr Vertrauen ineinander war auf infame Weise untergraben worden. Diese kleinen Bänder waren der Beweis dafür. In einem schmerzhaften Irrtum in ihr Leben getreten, war aus diesem Zeichen der tiefen Freundschaft ein Symbol ihrer innigen Verbundenheit geworden. Ein lebenslanger Begleiter, der immer an den jeweils anderen erinnert hatte. Und sie hatten nie wirklich einander vergessen. Sasori ihn nicht. Seine Erinnerungen wurden gezeichnet von Narben, waren angereichert mit Schmerz gewesen, und doch hatten sie nie von ihrer gemeinsamen Zeit abgelassen. Und er hatte Sasori auch nie wirklich vergessen, nur das, was XX ihnen angetan hatte. Seine Gefühle jedoch hatten ihm mit Einsamkeit und Reue immer zu sagen versucht, dass dieser Streit niemals ihre wahren Gefühle betroffen hatte. Nicht direkt. Denn nur wer so bedingungslos liebte, wie Sasori, der war auch so immens verzweifelt, wenn er verletzt wurde. Er sah auf. Nach all den gemeinsamen Jahren, nach all den Schwierigkeiten... da hatte Deidara zum ersten Mal das Gefühl, Sasori endlich wirklich zu kennen. Vielleicht hätte er dies ohne all die Strapazen und Gefahren nie so sehen können. Und von daher schaute er nicht ausschließlich wütend und mit Argwohn auf das Geschehene zurück. Nein. Auch eine Spur Dankbarkeit erfüllte ihn. Vielleicht war all das nicht passiert, weil sie bestraft wurden, sondern... weil es vielleicht keinen anderen Weg gegeben hatte, um so einen komplizierten Menschen wie Sasori wirklich zu lieben, zu schätzen und endlich auch zu verstehen. Denn dieser war so viel tiefgründiger, facettenreicher und definitiv sensibler, als er das jemals zu glauben fähig war. Doch nun war es keine Frage des Glaubens mehr... nun war es Gewissheit. Und die würde niemals wieder jemand erschüttern können, wie einen fadenscheinigen Glauben. Gewissheit war die Lehre aus vielen einzelnen Momenten, die auf ewig erhalten bleiben würde. Ihre Ewigkeit. Und er freute sich von ganzem Herzen darauf, jeden einzelnen Augenblick dieser gemeinsamen Ewigkeit auszukosten... Sasori öffnete seine Augen und sah sich um. Noch ehe er wirklich etwas erkennen konnte, ertönte eine lautstarke und wohl bekannte Stimme neben ihm: „Ey, Blondi! Dornröschen scheint sich wohl mal zu erdreisten und wachzuwerden!“ Knurrend und körperlich total erschöpft wischte er sich über das Gesicht: „Hallo Pavian...“ - „Leck mich doch! Sackratte!“ Deidara setzte sich auf die Bettkante und kicherte: „Wie es aussieht geht es dir ja wieder sehr gut...“ Hidan verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust: „ZU gut! Pimmelwarze...“ Sasori zwinkerte, bis er alles endlich klar erkennen konnte, und grinste den Jashinisten an: „Zick doch nicht gleich rum, Äffchen. Meine sadistische Ader kam in den letzten Tagen und Wochen einfach ein bisschen kurz...“ Ein von einem Knurren begleiteter Stinkefinger wurde ihm ins Gesicht gehalten, ehe Hidan sich erhob und in einer Tasche herumwühlte. Deidara beugte sich zu ihm und küsste ihn so gefühlvoll, als sei es das letzte Mal, dass sie dies tun durften. So unbeschreiblich zärtlich glitten die Finger über seine Wangen und seinen Hals, so unglaublich erleichtert umschmeichelten sich ihre Zungen, und so verführerisch gut war der Duft, der ihm in die Nase stieg. Genervt verdrehte er die Augen, als Hidans Stimme wieder neben ihnen ertönte: „Genug rumgeleckt, Blondi. Jetzt bin ich dran!“ Sie lösten sich voneinander und Deidara schien ihm bereits an der Nasenspitze anzusehen, dass ein Kommentar nicht lange auf sich warten lassen würde. Dies verriet zumindest das immens breite Grinsen des Blonden. Sasori hob eine Augenbraue und kicherte dreckig: „Nur keine falsche Bescheidenheit, heute will ich mal nicht so sein. Auch wenn es mich irgendwie wundert... hätte nicht gedacht, dass ich dein Typ bin.“ Deidara biss mit Tränen in den Augen auf die Bettdecke, um nicht laut loszulachen, während Hidan wie ein Auto schaute und völlig irritiert nuschelte: „Wie? Was? Fuck, ich hab keine Ahnung, was du meinst, du Arsch!“ Grinsend zuckte Sasori mit den Schultern: „DU hast doch gesagt, dass wir mit dem 'rumlecken' aufhören sollen, weil DU nun an der Reihe bist... also zeig mal, was du kannst.“ Augenblicklich schoss ein wütendes Rot in das Gesicht des Jashinisten: „FUCK! Das war doch gar nicht SO gemeint!“ Deidara konnte nicht mehr. Laut prustend und lachend kugelte er sich über das Fußende des Bettes, was Hidan nur noch wütender machte: „Ihr Pissflitschen! Dämliche Pussys seid ihr doch! Lutscht mir doch die Eier!“ Sich auf die Unterlippe beißend schluckte Sasori einen weiteren Kommentar herunter, da eine Krankenschwester völlig entgeistert durch den Türspalt guckte und keifte: „Was fällt Ihnen ein?! Würden Sie mal BITTE ihr loses Mundwerk zügeln?“ Ohne hinzusehen knurrte Hidan nur sauer und winkte ab: „Jaaajaaa.“ Als die Schwester wieder weg war und Deidara sich endlich ausgelacht hatte, drückte Hidan Sasori ein in Papier verpacktes Geschenk in die Hand und knurrte: „Ich warne euch... WEHE das erfährt jemals jemand... aber ich bin froh, dass es dir gut geht. Und DAS ist nachträglich zum Geburtstag, Sackratte.“ Der Rothaarige nahm das quadratische, aber flache Paket an sich und klopfte dem Hitzkopf auf die Schulter: „Du hast mir auch gefehlt, Pavian. Ehrlich. Und danke...“ Hidan winkte ab: „Jajajaja... genug mit dem Rumgeschnulze. Mach endlich auf.“ Sasori nickte und kam der Aufforderung neugierig nach. Vorsichtig zupfte er das Papier von dem Geschenk herunter, ohne es dabei zu beschädigen. Hidan verdrehte nur die Augen, während Deidara vor Neugier fast zu platzen schien. Doch dann, endlich, legte Sasori den Inhalt schließlich frei und der Blonde betrachtete es zusammen mit ihm. Irritiert sah der Profiler auf: „Ähm... danke... hast... du das etwa...?“ Grinsend zuckte der Jashinist mit den Schultern: „Ey, mir war kackenlangweilig, während ihr in der Weltgeschichte herumgekurvt seid! Und da habe ich mich ein bisschen in Blondis Hobbyraum ausgetobt.“ Während Sasori über die unebene Oberfläche strich, sah Deidara seinen Manager mit großen Augen an: „Das ist wirklich gut, Hidan. Es ist abstrakt, aber man erkennt den Elefanten trotzdem gut.“ Plötzlich zierte ein zutiefst dreckiges Grinsen Hidans gesamtes Gesicht: „Es hat mir auch irgendwie... Spaß gemacht.“ Zufrieden wartete er, bis Sasori mit dem Abtasten der Leinwand fertig war, ehe er fortsetzte: „Ist eh eine seeeehr witzige Geschichte, wie kreativ ich war. Ich muss euch UNBEDINGT erzählen, wie ich das gemacht habe...“ Am Abend war Sasori ziemlich geschafft. Nicht nur, dass er seine Hand nach Hidans Ausführungen blutig geschrubbt hatte. Nein. Zig Ärzte und Schwestern waren ihm auf die Nerven gegangen und hatten ständig Fragen gestellt und „nach dem Rechten“ gesehen! Er hasste es, so unglaublich bemuttert zu werden! Als ob er halbseitig gelähmt wäre! War doch nur eine dämliche Kugel in der Schulter gewesen, und die ein oder andere kleine Macke... kein Grund für so einen Aufruhr! Darüber hinaus war Lieutenant Caine bei ihm gewesen, hatte noch Fragen gestellt, die wichtig für den Abschlussbericht waren. Zu seinem Bedauern war sogar die ganze Kollegschaft aus der Detektei da gewesen, die sich, was ihn irgendwie nicht gewundert hatte, ganz prächtig mit Deidara verstanden. Selbst Hidan fiel zwischen diesen Vögeln gar nicht so schrecklich auf, wie sonst. Als schließlich auch noch die Presse auf der Matte stand, da hatte es ihm gereicht. Deidara aber auch. Wie der Blonde es hinbekommen hatte, das wusste er nicht, aber er war verlegt worden. Ein kuscheliges großes Bett in einem freundlichen Einzelzimmer konnte er nun für ein paar Tage seine Residenz nennen... nein. Ihre Residenz. Er sah erschöpft auf, als Deidara aus dem Badezimmer kam, nur noch in Shorts, und ihn schelmisch anlächelte: „Endlich haben wir ein bisschen Zeit für uns...“ Skeptisch hob er eine Augenbraue: „Hör auf mich so anzugucken. Du kannst doch jetzt nicht ernsthaft über so etwas nachdenken...“ Unschuldig hüpfte der Blonde aufs Bett, setzte sich auf die Bettkante, und baumelte ablenkend mit den Beinen: „Ich weiß gar nicht, was du meinst...“ - „Deidara! Den Blick kenne ich! Nein! Ich sehe aus wie eine zweitklassige Mumie und bin vermutlich auch gerade mal so beweglich, wie eine solche. Nein!“ Kichernd ließ Deidara dessen Finger über sein Bein nach oben „spazieren“: „Aaach, das mit dem Bewegen ist nicht so schlimm, das kriege ich schon hin...“ Genervt knurrte er, da ihm plötzlich wieder die Röte ins Gesicht stand: „Nix da! Außerdem... bist du bekifft?! Hier kann jeden Augenblick wieder so ein Quacksalber reinstürmen.“ - „Selbst wenn... dann lassen sie das in Zukunft wenigstens sein.“ - „Deida...aaaaah...“ Dieses Biest! Grinsend strich der Künstler über das Stück Decke, das seinen Schritt bedeckte. Großartig! Knurrend schüttelte er den Kopf. Doch dieses gespielt unschuldige Lächeln ließ seinen Ärger sofort wieder abklingen. Als ob er Deidara böse sein könnte. Nicht mehr. Nicht dafür. Nie wieder! Lächelnd seufzte er. Es war erstaunlich, zu welch idiotischen und bekloppten Dingen diese azurblauen Augen ihn trieben. Auf eine solche Idee würde er selbst nicht einmal kommen! Doch Deidara etwas abschlagen... unmöglich. Nicht einmal solche wahnwitzigen Dinge. Nein. Er hatte sich stark geändert in der letzten Zeit. Er war zwar noch immer er selbst und ging stets bedacht und systematisch vor. Und doch... hatte er gelernt zu vertrauen. Nach so vielen Jahren, nach allem, was zwischen ihnen zu stehen schien, da vertraute er Deidara. Und zwar so sehr, dass er sich eben auch auf solch dumme Ideen einließ. Auf solch spontane Aktionen, deren Ausgang völlig ungewiss waren. Darauf, von einem Moment auf den anderen etwas völlig Verrücktes zu tun... und er musste zugeben, dass es ihm Spaß machte. Ja, er war glücklich. Deidara war alles das, was er in seinem Leben nie gekannt hatte... Spaß, Abenteuer, Vertrauen, Glück, Zusammenhalt, Lebensfreude, aber allem voran... Liebe. Und er war dankbar, dass er nach so vielen Strapazen und Hindernissen, nach so viel Zeit, endlich gelernt hatte zu leben. Die Schönheit und die Freiheit des Seins nicht nur in ganzheitlichen Verpflichtungen zu suchen versuchen, sondern sich auch einfach mal auf die Magie des Momentes einzulassen, wenn diese ihm gezeigt wurde. Grinsend zog er den Blonden zu sich und entfachte ein wildes Gerangel ihrer Zungen, das nur zu gerne erwidert wurde. Keiner von ihnen war unterlegen oder weniger wichtig. Keiner von ihnen investierte mehr oder weniger in ihr Miteinander. Sie begegneten sich in ihren Gemeinsamkeiten, um sich von dort aus mit ihren Unterschieden zu ergänzen. Sie waren eine Einheit, ein „wir“... ein Auryn. Eine ewige Einheit, die sich aus zwei völlig unterschiedlichen Individuen ergab, die jeden einzelnen Moment zu einer solchen Ewigkeit versponnen. Nach Luft ringend trennten sie sich voneinander. Liebevoll sahen die blauen Augen ihn an, während die zarten Künstlerhände seinen Pyjama öffneten. Zärtlich strichen die Finger über seine Narben. Lächelnd beugte Deidara sich zu seiner Brust, biss ungeniert den empfindlichen Punkt dort. Darauf nicht vorbereitet gewesen, keuchte Sasori auf. Ja, er liebte auch dieses Biest an Deidara. Es war dreist, aber es entlockte seinem Körper Reaktionen und Gefühle, die ohne dieses fiese Luder wohl niemals entdeckt worden wären. Der Blonde grinste ihn an und hauchte: „Ich habe eine Idee... Aber die verrate ich dir erst gleich...“ Er wurde in einen weiteren, stürmischen Kuss gezogen, während Deidara sich selbst ungeduldig das Hemd auszog. Innerlich grinste Sasori. Er hatte drei Tage nach der Einlieferung geschlafen, und der Künstler wirkte, als habe dieser jahrelang ausharren müssen! Als dessen Finger jedoch ebenso ungeduldig über seine Brust strichen und ihn mit gezielten Bewegungen und Reizungen schneller in Flammen setzte, als er sich das je gedacht hatte, da verwarf er jeden Gedanken rasch und konzentrierte sich nur noch auf das, was sie taten. Ihre Oberteile fielen zu Boden, während Deidara sich seinen Hals hinab küsste, über seine unversehrte Schulter, bis hin zu seiner Brust. Wieder entlockten ihm die zarten Bisse Laute des Wohlgefallens, die er strikt zu unterdrücken versuchte. Musste ja nicht jeder gleich ALLES mitbekommen! Seine Hand, die er als einzige nutzen konnte, schob sich auf den Rücken des Blonden. Dieses Spiel konnte er genauso gut. Innerlich tadelte er sich kurz, als sein leichtes Kratzen an der bestimmten Stelle am Rücken Deidara laut und zutiefst von Lust erfüllt aufkreischen ließ. Die Finger des Blonden krallten sich neben ihm in die Bettdecke. Doch irgendwie war es ihm plötzlich egal, wie laut Deidara war. Diese Töne waren einfach nur heiß! Immer wieder kratzte er über den empfindlichen Bereich, und immer wieder trieben Deidaras Laute der Ekstase ihn in den Wahnsinn, genauso wie Deidara auch ihm immer wieder erregte Töne entlockte, durch das zärtliche Beißen in seine Brust. Schweiß trennte ihre Körper durch einen leichten Film voneinander, standen sie innerlich immerhin lichterloh in Flammen. Der Blonde hatte sich auf seinen Schoß gesetzt und bewegte lasziv das Becken vor und zurück, das goldblonde Haar dabei nach hinten werfend. Alleine der Anblick ließ in Sasori die Flammen wild um sich schlagen. Deidara sah göttlich aus, wie er schwer nach Luft schnappte, vom Schweiß bedeckt leicht im Licht der kleinen Nachtlampe glänzte, und den Kopf so verboten erotisch in den Nacken warf, dabei stöhnte, als sei er bereits kurz vor einer längst fälligen Erlösung! Er selbst war wohl mittlerweile genauso vom Feuer eingenommen, seine verletzte Schulter fast völlig vergessend! All seine Erschöpfung war absolut verflogen! Deidara sah den Rothaarigen an und spürte, dass er diesen Anblick nicht mehr lange so ertragen könnte. Geschmeidig wie eine Katze räkelte Sasori sich nach Luft schnappend unter ihm, streckte ihm die Brust entgegen und sang in den wonnigsten Klängen eine Melodie purer Erotik! Diese Porzellanhaut schimmerte engelsgleich im fahlen Licht und legte eine Röte auf den perfekten Wangen frei, die eine reine Unschuld vermittelten, wie man sie von Sasori wohl niemals erwarten würde. Es wurde Zeit, dem Engel seine Flügel zu verleihen! Mit verlangendem Blick sah Deidara ihn plötzlich an und keuchte begehrend: „JETZT.... kommt meine Idee!“ Der Blonde rollte sich von ihm herunter, zog sich und diesem rasch, aber vorsichtig die Hosen aus, bis sie völlig entblößt nebeneinander lagen. Sasori war etwas verwirrt, als der Künstler ihn schließlich auf die Knie dirigierte und ihm andeutete, dass er sich auf dessen Hüfte setzen solle... Doch die lustverschleierten Augen ließen keine Diskussion zu. Grinsend zog Deidara schließlich den Griff über das Bett, der an der Stange befestigt war und EIGENTLICH dazu gedacht war, um eine Hilfe beim Aufstehen zu sein... Aber er verstand und lächelte, ehe er den Blonden leidenschaftlich küsste. Die Finger, die sich um seine Körpermitte legten, ließen ihn den Kuss lösen, den Kopf in den Nacken werfen und ungewollt laut stöhnen. Doch es war ihm egal! In diesem Augenblick würde er wohl nicht einmal mehr merken, wenn jemand das Zimmer betreten würde... Mit seinem unversehrten Arm griff er nach oben und hielt sie mit der Hand an dem Griff fest. Mit verschwitzten und zitternden Händen packte Deidara ihn an der Hüfte und dirigierte ihn ungeduldig und nach Luft schnappend in die richtige Position. Seine Augen weiteten sich, als er Deidaras Männlichkeit zum gesuchten Punkt gleiten spürte. So erregt war der Blonde noch nie gewesen! Den Gedanken völlig vergessend stöhnte er wieder ungehemmt auf, als langsam ihre Vereinigung passierte, und doch übertönte Deidara ihn bei Weitem! Das gesamte Zimmer schien lichterloh in Flammen zu stehen! Als sie sich schließlich vollständig vereint hatten, legte sich wieder eine Hand um seine Körpermitte, während sie einen Augenblick ausharrten und die unbändige Lust dieses Augenblicks abwarteten. Langsam begannen sie sich unter wonnigen Lauten zu bewegen. Sasoris Männlichkeit wurde im passenden Takt dazu von den schlanken Fingern mit Aufmerksamkeit belohnt. Sofort traf Deidara, durch die neuartige Position, die eine Stelle in ihm. Ihm war heiß und kalt zugleich. Schwindelig und schlecht und doch hatte er sich noch nie in seinem Leben so berauscht gefühlt! Das Festhalten war anstrengend, aber um nichts in der Welt würde er es sein lassen! Immer schneller wurden ihre Bewegungen, immer heftiger Deidaras forsche Art, immer schneller ihr Keuchen, immer erstickter ihre Stimmen, die das Feuer zum Ausdruck brachten. Das Bett unter ihnen wackelte mit jedem Aufeinandertreffen ihrer Körper gefährlich, Sasori hatte das Gefühl, dass sein Blut kochte, dass seine Haut lichterloh in Flammen stand. Deidaras Griff um ihn wurde bestimmter, die Bewegungen schneller. In bedingungslos begehrenden Stößen trieb der Blonde ihn schier singend schließlich zur Erlösung aus dem schier übermenschlichen Druck, der seinen ganzen Körper zum Explodieren hätte bringen können. Er hatte den Kopf mit den verschwitzten Strähnen noch in den Nacken geworfen und die Augen geschlossen, spürte noch immer die Befreiung in sich, als Deidara ein letztes Mal auf ihn traf und mit einem noch nie gehörten Laut eine mindestens ebenso explosionsartige Erlösung erlebte. Völlig außer Atem verharrten sie einen Moment, nach Luft ringend, nach Fassung suchend, die plötzlich entstandene Stille genießend. Kraftlos ließ Sasori schließlich von dem Griff ab, löste ihre Verbindung und sank doch total erschöpft auf den noch immer heißen Körper unter sich. Deidara sah auf und lächelte verschmitzt. Nicht nur, dass das die wohl heißeste Spontanaktion seines Lebens gewesen war... nein. Sofort wurde ihm wieder bewusst, wieso diese Aktion so unsagbar phänomenal gewesen war... Sie liebten sich. Abgrundtief und bedingungslos. Und der Anblick Sasoris machte ihm das nur noch einmal in aller Deutlichkeit klar... Da dieser mit dem Kopf auf seiner Brust lag, mit einem absolut wundervollen Rotschimmer auf den Wangen, und schlief, wie ein Baby. Vorsichtig legte er die Decke über sich und seinen Rotschopf, schloss seine Arme um diesen und lächelte noch einmal. Dieser Anblick vermittelte so viel Frieden und Liebe, wie sie in der letzten Zeit an Wahnsinn und Schmerz hatten durchleben müssen. DAS war Sasori. Aber nur für ihn! Und darauf war Deidara so enorm stolz, dass er es selbst kaum fassen konnte, diesen Anblick erleben zu dürfen. Er schloss müde die Augen, hatte dem Profiler wohl ein bisschen viel zugemutet. Doch, da war er sich sicher, das würde Sasori ihm schon verzeihen... Selig schlief schließlich auch Deidara ein. Kapitel 40: ...uns scheidet... - non-adult ------------------------------------------ Ohne auf mögliche Gefahren zu achten oder über irgendwelche Konsequenzen nachzudenken lief Deidara auf die beiden reglosen Körper zu. Tränen verschleierten ihm, zusätzlich zum heftigen Regen, die Sicht. Sein Herz schien schier auszusetzen, als er endlich bei den beiden Männern ankam, die sich hier oben bis vor wenigen Augenblicken duelliert hatten. Nur noch wage hörte er Hidan und Caine hinter sich. Sie waren ihm gerade völlig egal! Überall war Blut! Er zitterte, vor Angst. Das konnte nicht sein... das DURFTE nicht sein! Wie in Zeitlupe schien er sich nur den beiden Männern nähern zu können. Deidara fühlte sich, als seien seine Glieder aus Blei. Träge, schwer, kaum zu bewegen. Viel langsamer, als er das wollte, erreichte er die beiden Kontrahenten und riss panisch die Augen auf. Beide rührten sich nicht einen Millimeter mehr. Wie... tot... lagen sie da. Doch waren sie es?! Was, wenn dieser Spinner noch lebte und ihm etwas antat...? Überfordert fuhr er sich mit der Hand durch das blonde Haar und schluckte schwer. Das war im Moment nicht wichtig! Wichtig war nur eines... Entschlossen schob er den Älteren von dem Rothaarigen herunter und würdigte XX keines Blickes mehr. Seine Augen hafteten auf Sasori, aus dessen Schulter Unmengen Blut zu fließen schienen. Während Tränen wie Sturzbäche an seinen Wangen herab rannen, schniefte der Künstler atemlos und keuchte: „Sasori! Sasori! Sag doch was!!! Schau mich an, verdammt!“ Seine Finger glitten über die fahlen Wangen, seine Stimme überschlug sich: „SASORI! Hör auf mit dem Scheiß! Bitte! Tu mir das nicht an!!“ Er sank in sich zusammen, bis seine Stirn auf Sasoris Brust ruhte. Seine Finger gruben sich in das nasse Shirt, während er einfach nur weinte. Er sah nicht, wie Hidan, Caine und die Polizisten bei ihm ankamen und sich mit XX beschäftigten. Er hörte nicht, wie sie zu ihm sprachen oder miteinander. Er sah nur Sasori. Konnte seinen einzigartigen Duft wahrnehmen, den dieser noch immer versprühte. Und er weinte... Deidara schluchzte laut und verzweifelt: „Tu mir das nicht an!!! Ich will dich nicht schon wieder verlieren... du kannst dieses Arschloch doch nicht gewinnen lassen! SASORI!“ Das war nicht fair! Das war, verflucht nochmal!, nicht fair!!! Nach all den Missverständnissen, nach all dieser langen Zeit, da hatten sie sich endlich wirklich gefunden, wie wohl niemals zuvor... und nun sollte das alles wegen diesem Irren vorbei sein?! Es war einfach nicht fair! Hatte er nicht schon genug durchmachen müssen? Hatten sie beide so viel Leid verdient?! Was hatte er denn bloß getan, um so bestraft zu werden?! All den Schmerz aus sich heraus weinend und schreiend presste er sein Gesicht auf die Brust des Rothaarigen. Irgendwer versuchte ihn von seinem Rotschopf wegzuziehen, doch er schlug alle Hände von sich, wand sich aus jeder Berührung. Und dann... ...spürte er etwas. Hörte er etwas! Die Brust... sie hob und senkte sich! Das Geräusch... Sasoris Herz! Ruckartig sah Deidara auf und schlug sich die Hand vor den Mund. Seine Tränen liefen noch immer in Strömen, und doch begann er zu lachen. Rotbraune Augen sahen ihn entschuldigend an, eine blutige Hand legte sich an seine Wange und ein Lächeln umspielte die wohlgeformten Lippen. Immer lauter erklang sein Lachen. Als ob er es nicht glauben könnte, tasteten seine Finger das lächelnde Gesicht ab. Um wirklich sicherzugehen, dass er nicht träumte, beugte er sich hinunter und küsste seinen Rotschopf immer und immer wieder. Doch er träumte nicht! Er hörte seine Umgebung wieder... den Regen, den Wind, die Anderen... Caine gab Anweisungen in sein Mobiltelefon, dass sofort ein Krankenwagen geschickt werden solle. Hidan... sagte zu seiner Verwunderung einfach mal gar nichts. Hektisches Treiben merkte er um sich herum, während er noch immer das ganze porzellanartige Gesicht mit Küssen versah. Nur widerwillig löste er sich von Sasori, als dieser ihn leicht von sich drückte, und schließlich entschuldigend lächelte: „Tut mir Leid, aber ich bin gerade nicht in der körperlichen Verfassung, um das zu genießen...“ Sasori blickte in die tränenverschleierten, und doch so strahlenden azurblauen Augen, die er so liebte, ehe ein paar Beamte ein paar Regenschirme über ihnen aufspannten. Er konnte ohne ärztliche Ausrüstung nicht hier weg, aber im Regen liegen war auch nicht unbedingt förderlich, weshalb er über diese Geste zwar dankbar war, sie aber nicht primär wahrnahm. Denn dort war nur sein Künstler... Zärtlich strich er eine Strähne hinter Deidaras Ohr und raunte kraftlos: „Deidara, ich liebe dich.“ Der Künstler griff nach seiner Hand und drückte sich diese sehnsüchtig an die Wange, küsste sie immer wieder, und kümmerte sich nicht im Geringsten darum, dass er sich mit Blut einsaute. Neben Deidara tauchte auf einmal Caine auf, der sich zu ihnen hockte und Sasori gutmütig anblickte: „Die Ärzte sind sofort da, halten Sie noch ein bisschen durch. Wie geht es Ihnen?“ Mit heiserer Stimme krächzte er grinsend: „Beschissen... aber nicht hoffnungslos. Unkraut vergeht halt nicht.“ Caine lächelte und nickte: „Was ist passiert hier oben? Wussten Sie, dass... XX tatsächlich Madara Uchiha war?“ Deidara riss die Augen auf und kreischte fast: „WAS?!“ Der Profiler musste kichern, was jedoch sofort mit einem Hustenanfall bestraft wurde. Erst als er wieder Luft bekam nickte er: „Ja, es war mein Sensei... und er war es doch nicht.“ Beleidigt knurrte der Blonde: „Ich hätte diesen Wichser gleich umlegen sollen in dem Motel...“ Caine jedoch interessierte etwas anderes: „Wie? Er war es und doch nicht? Ich verstehe nicht ganz...“ - „Ihnen wird die Schusswunde in seinem Körper nicht entgangen sein...“ - „In der Tat. Wie haben Sie...“ - „Ich erkläre es Ihnen.“ Unter Anstrengung versuchte Sasori die Lage zu erklären: „Wir haben uns mit den Waffen bedroht, schließlich gekämpft. Und dann wurde mein Verdacht zur Gewissheit, dass es Madara war. Aber ich wurde Zeuge eines weiteren Kampfes... Mein Mentor hat mit sich selbst gefochten. Nicht sinnbildlich, sondern wirklich! Hat sich auf dem Boden gewälzt und zwei Persönlichkeiten stritten sich um die Vorherrschaft in dessen Körper. XX erlangte die Vorherrschaft und wir gerieten wieder in einen Kampf... ich war durch die Schussverletzung unterlegen und hatte mich schon mit einer Niederlage abgefunden.“ Träge lachte er auf. „Es war komisch, aber ich war plötzlich so ruhig. Ich wusste, was ich noch tun wollte, ehe es vorbei sein würde. Also verabschiedete ich mich von meinem Sensei... und dann...“ {Flashback} Gut, er hatte verloren. Er hatte alles getan, um als Sieger aus diesem Zweikampf herauszugehen, doch er hatte im falschen Augenblick gezögert. Völlig ruhig wurde sein Blick. Er lächelte, während auch die zweite Hand sich wieder um seinen Hals legte. Er sah fest in die schwarzen Augen und arrangierte sich mit diesem Ende, ehe er krächzte: „Danke für alles, Sensei...“ Er schloss die Augen und hoffte, dass Deidara ihm irgendwann seine Schwäche verzeihen würde. Dass Deidara und er sich irgendwann wiedersehen würden. Und dass Deidara trotzdem ein glückliches und zufriedenes Leben führen würde. Und dann... ...ließ der Druck ein wenig nach. Nicht viel, nur ein bisschen. Er öffnete seine Augen wieder und blickte abermals in die schwarzen Augen, in denen ganz deutlich der Kampf zwischen den zwei inneren Anteilen zu erkennen war. Doch welcher Anteil würde siegen? Sasori schloss die Augen. Er war weder in der Lage, noch in der Verfassung, in diesem Augenblick noch irgendetwas an der Situation zu ändern. Immens ruhig harrte er der Dinge, die da kamen. Entspannt. Beseelt. Bereit. Der Druck ließ vollständig nach und Sasori schlug irritiert seine Augen auf. Madara sah ihn an und schüttelte den Kopf: „Es tut mir wirklich, wirklich Leid! Ich fühle mich geehrt, dass du es nicht getan hast, Sasori... Aber es ist und bleibt die einzige Lösung.“ Der Ältere lächelte gequält: „Aber ich möchte eine Sache noch unbedingt wissen... und ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mir ein paar Fragen beantworten würdest.“ Sich den Hals reibend und nach Luft ringend nickte der Rothaarige sachte: „Schön... wie du willst. Was willst du wissen?“ Madara lächelte nun erleichtert und seufzte: „Okay... seit wann wusstest du es?“ - „Dass du XX bist?“ - „Genau.“ - „Seit der Nacht, in der du mich im Motel aus dem Bett geschmissen hast... Da habe ich es nicht mehr nur befürchtet, sondern gewusst. Ich weiß, dass ich sehr spät...“ Ein Finger legte sich auf seine Lippen und sein Sensei schüttelte mit dem Kopf: „Bist du verrückt?! Keiner außer dir wäre wohl überhaupt auf die Idee gekommen! Aber verrate mir eines... WIE bist du drauf gekommen?“ Sasori verdrehte die Augen und wandte sein Gesicht ab, ehe er knurrte: „Wehe du lachst! Es gehört nämlich NICHT zu meinen üblichen Ermittlungsmethoden und wird es auch nie!“ - „Nun sag schon.“ - „Fein. Als ich im Wohnwagen gefangen war... da hat mich dieser Wichser geküsst, okay?! Ich konnte nichts sehen oder sonst etwas tun, weshalb ich mich aus lauter Verzweiflung auf meine anderen Sinne konzentriert habe.“ Der Ältere haute sich mit der flachen Hand vor die Stirn: „Das wusste ich nicht. Aber klar... jetzt verstehe ich.“ Er nickte: „Richtig. Als du mir auch einfach ungefragt deine Zunge in den Hals geschoben hast, da habe ich sofort die frappierende Ähnlichkeit bemerkt.“ - „Ich sagte doch, dass ich dich nicht umsonst zu meinem Schüler gemacht habe.“ Sanft strichen Madaras Finger über seine Stirn. Die schwarzen Augen musterten ihn liebevoll: „Eine Sache muss ich noch wissen, Sasori...“ Der Rothaarige seufzte und sah auf: „Was denn?“ - „Bist du glücklich?“ Er hob eine Augenbraue: „Was?!“ - „Bist... bist du glücklich? Ich meine... macht Deidara dich glücklich?“ Nickend schloss er die Augen: „Zum ersten Mal in meinem Leben. Ja. Ja, er macht mich glücklich. Und nichts wird mich jemals wieder von etwas Anderem überzeugen können.“ - „Das freut mich. Wirklich. Mehr wünsche ich mir nicht... bleibe glücklich. Das habt ihr euch verdient...“ Der Ältere beugte sich zu ihm herab und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn, ehe dieser leise flüsterte: „Verzeih mir...“ Sasori sah, wie Madara sich wieder aufrecht hinsetzte, die Augen schloss und sich die Waffe an die Schläfe setzte. Panisch schrie er auf: „Sensei... NEIN!“ Zitternd hielt der Angesprochene inne und seufzte, ehe er seine Augen wieder öffnete und entschuldigend in Sasoris blickte. Unter großem Widerwillen donnerte er dem Jüngeren den Griff der Waffe gegen den Kopf und sah mit Tränen in den Augen, wie dieser den Kopf bewusstlos zur Seite neigte. Wieder schloss er seine Augen und atmete tief ein und aus. Seine dunkle Seite rebellierte in ihm, er musste sich beeilen. Es war wohl sein Schicksal, dass er nun hier sterben würde, denn sein geliebter Schüler war es nicht... Und so viel er in den letzten Jahren auch aus Angst und Unwissen falsch gemacht hatte... dieses Monster in ihm durfte unter keinen Umständen weiter über die Erde wandeln oder gar Sasori etwas antun. Das war er seinem Musterschüler schuldig... auch wenn es vielleicht nur eine kleine Entschädigung für all die verlorenen Jahre war. Aber mehr konnte er nicht mehr tun. Er tat es nicht für sich... nicht für das FBI und auch nicht für die Menschen auf diesem Planeten... er tat es, um den Rotschopf endlich das Leben zu ermöglichen, das dieser verdiente. Es war schmerzlich genug, dass dieses Glück nicht in ihrem Zusammensein lag, sondern bei dem mit Deidara... doch es war grausam, dass dieses Glück nie wachsen würde, so lange er, Madara, lebendig blieb. Ja, es war grausam. Diese Erkenntnis war niederschmetternd. Und doch fühlte er sich nicht mehr schlecht. Nein... Es war, als vergebe er sich selbst. Er fühlte sich erlöst, befreit und leicht. Denn Sasori war ihm das Wichtigste. Schon so lange. Und er würde ALLES tun, um diesen glücklich zu machen. Auch wenn das bedeutete, dass ER diesen nicht zu diesem Glück verhalf... und auch wenn das bedeutete, dass für dessen Glück sein Leben ein Ende finden müsste. Und so bekam seine dunkle Persönlichkeit schließlich doch noch so etwas wie einen Sieg in diesem Ränkespiel... XX mochte damit zwar auch für immer verschwinden, aber ein Mensch fand in diesem Wahnsinn den Tod. Er, die Schlampe, würde auch nicht das bekommen, was er sich schon so lange gewünscht hatte. Und er, die VERHASSTE Schlampe, würde mehr durch diesen Tod verlieren, als XX... Das befriedigte die Eitelkeit des Wahnsinnigen wohl doch ein wenig. Er hatte immer unter der dunklen Seite leiden müssen. Sie hatte ihn immer gedemütigt. Und nun nahm er ihm schließlich das, was ihm am Wichtigsten auf der Welt war: Sasori. Sie würden sich nie wiedersehen. Nie wieder... Madara war ruhig. Und er drückte ab... {Flashback Ende} Die Liege, auf die man ihn gelegt und auf der man ihn fixiert hatte, wurde in den Krankenwagen geschoben. Eine unheimlicher und weißer Fahrzeughimmel gähnte ihn langweilig und steril an. Von draußen konnte er Deidara keifen hören und musste irgendwie lächeln. Es war schon merkwürdig, wie wichtig er dem Blonden war. Nach allem, was schief gegangen war... nach allem, was passiert war. Deidara zischte aufgebracht: „Jetzt hören SIE mir mal zu, Doktor! ICH werde in diesem dämlichen Wagen mit Ihnen fahren UND ich werde rund um die Uhr im Krankenhaus bei ihm sein! Da können Sie sich von mir aus auch auf den Kopf stellen! Ich verlange das beste Zimmer und, das können Sie mir glauben, es soll Ihr Schaden nicht sein! Von mir aus stifte ich eine ganze neue Station, wenn es sein muss, aber ich werde in diesem Wagen mitfahren!“ Die Sanitäter tuschelten einen Augenblick miteinander, bis es schließlich still wurde. Mehrere Personen stiegen vorne und hinten ein. Sasori lächelte schief, als Deidaras Gesicht sich in sein Blickfeld schob, und der Blonde breit grinste: „Hast wohl schon gehofft, dass du mich los bist, was?“ Seine Hand wurde von dem Künstler gegriffen, der ihre Finger miteinander verhakte und ihm einen Kuss gab. Der Wagen fuhr los. Nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten, schüttelte Sasori leicht den Kopf: „Du bist unmöglich...“ - „Mag sein, aber ich kanns mir leisten. Und für nichts würde ich dieses Geld lieber ausgeben, das kannst du mir glauben.“ - „Das glaube ich dir auch. Das... ich...“ Lächelnd beobachtete Deidara, wie Sasori die Augenlider zufielen und dieser ruhig zu schlafen begann. In Gedanken versunken kraulte er seinen Rotschopf und seufzte leise. Sie hatten es geschafft... Sie hatten es wirklich geschafft. Er konnte es noch gar nicht so richtig glauben. Was würde nun werden? Gedanklich winkte er ab. War doch eigentlich egal. Die Hauptsache war, dass sie zusammen waren. Und eine Sache, die würde sich definitiv noch ändern! Und das würde bedeuten, dass sie Miami den Rücken kehren müssten. Doch er war sich sicher, dass Sasori dagegen nichts einzuwenden hätte. Deidara hatte da schon eine Idee. Vieles würde sich dadurch wahrscheinlich ändern, aber das Wichtigste, ihr „wir“, das würde sie überall hin begleiten, wohin auch immer es sie verschlagen mochte. Nie wieder würde er diesen wundervollen Stinkstiefel gehen lassen! Sein Blick fiel auf Sasoris Handgelenk. Er kam sich so dumm vor, jemals an den Gefühlen des Profilers gezweifelt zu haben. Ihre Liebe war nie zerbrochen, hatte nie geendet, nur ihr Vertrauen ineinander war auf infame Weise untergraben worden. Diese kleinen Bänder waren der Beweis dafür. In einem schmerzhaften Irrtum in ihr Leben getreten, war aus diesem Zeichen der tiefen Freundschaft ein Symbol ihrer innigen Verbundenheit geworden. Ein lebenslanger Begleiter, der immer an den jeweils anderen erinnert hatte. Und sie hatten nie wirklich einander vergessen. Sasori ihn nicht. Seine Erinnerungen wurden gezeichnet von Narben, waren angereichert mit Schmerz gewesen, und doch hatten sie nie von ihrer gemeinsamen Zeit abgelassen. Und er hatte Sasori auch nie wirklich vergessen, nur das, was XX ihnen angetan hatte. Seine Gefühle jedoch hatten ihm mit Einsamkeit und Reue immer zu sagen versucht, dass dieser Streit niemals ihre wahren Gefühle betroffen hatte. Nicht direkt. Denn nur wer so bedingungslos liebte, wie Sasori, der war auch so immens verzweifelt, wenn er verletzt wurde. Er sah auf. Nach all den gemeinsamen Jahren, nach all den Schwierigkeiten... da hatte Deidara zum ersten Mal das Gefühl, Sasori endlich wirklich zu kennen. Vielleicht hätte er dies ohne all die Strapazen und Gefahren nie so sehen können. Und von daher schaute er nicht ausschließlich wütend und mit Argwohn auf das Geschehene zurück. Nein. Auch eine Spur Dankbarkeit erfüllte ihn. Vielleicht war all das nicht passiert, weil sie bestraft wurden, sondern... weil es vielleicht keinen anderen Weg gegeben hatte, um so einen komplizierten Menschen wie Sasori wirklich zu lieben, zu schätzen und endlich auch zu verstehen. Denn dieser war so viel tiefgründiger, facettenreicher und definitiv sensibler, als er das jemals zu glauben fähig war. Doch nun war es keine Frage des Glaubens mehr... nun war es Gewissheit. Und die würde niemals wieder jemand erschüttern können, wie einen fadenscheinigen Glauben. Gewissheit war die Lehre aus vielen einzelnen Momenten, die auf ewig erhalten bleiben würde. Ihre Ewigkeit. Und er freute sich von ganzem Herzen darauf, jeden einzelnen Augenblick dieser gemeinsamen Ewigkeit auszukosten... Sasori öffnete seine Augen und sah sich um. Noch ehe er wirklich etwas erkennen konnte, ertönte eine lautstarke und wohl bekannte Stimme neben ihm: „Ey, Blondi! Dornröschen scheint sich wohl mal zu erdreisten und wachzuwerden!“ Knurrend und körperlich total erschöpft wischte er sich über das Gesicht: „Hallo Pavian...“ - „Leck mich doch! Sackratte!“ Deidara setzte sich auf die Bettkante und kicherte: „Wie es aussieht geht es dir ja wieder sehr gut...“ Hidan verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust: „ZU gut! Pimmelwarze...“ Sasori zwinkerte, bis er alles endlich klar erkennen konnte, und grinste den Jashinisten an: „Zick doch nicht gleich rum, Äffchen. Meine sadistische Ader kam in den letzten Tagen und Wochen einfach ein bisschen kurz...“ Ein von einem Knurren begleiteter Stinkefinger wurde ihm ins Gesicht gehalten, ehe Hidan sich erhob und in einer Tasche herumwühlte. Deidara beugte sich zu ihm und küsste ihn so gefühlvoll, als sei es das letzte Mal, dass sie dies tun durften. So unbeschreiblich zärtlich glitten die Finger über seine Wangen und seinen Hals, so unglaublich erleichtert umschmeichelten sich ihre Zungen, und so verführerisch gut war der Duft, der ihm in die Nase stieg. Genervt verdrehte er die Augen, als Hidans Stimme wieder neben ihnen ertönte: „Genug rumgeleckt, Blondi. Jetzt bin ich dran!“ Sie lösten sich voneinander und Deidara schien ihm bereits an der Nasenspitze anzusehen, dass ein Kommentar nicht lange auf sich warten lassen würde. Dies verriet zumindest das immens breite Grinsen des Blonden. Sasori hob eine Augenbraue und kicherte dreckig: „Nur keine falsche Bescheidenheit, heute will ich mal nicht so sein. Auch wenn es mich irgendwie wundert... hätte nicht gedacht, dass ich dein Typ bin.“ Deidara biss mit Tränen in den Augen auf die Bettdecke, um nicht laut loszulachen, während Hidan wie ein Auto schaute und völlig irritiert nuschelte: „Wie? Was? Fuck, ich hab keine Ahnung, was du meinst, du Arsch!“ Grinsend zuckte Sasori mit den Schultern: „DU hast doch gesagt, dass wir mit dem 'rumlecken' aufhören sollen, weil DU nun an der Reihe bist... also zeig mal, was du kannst.“ Augenblicklich schoss ein wütendes Rot in das Gesicht des Jashinisten: „FUCK! Das war doch gar nicht SO gemeint!“ Deidara konnte nicht mehr. Laut prustend und lachend kugelte er sich über das Fußende des Bettes, was Hidan nur noch wütender machte: „Ihr Pissflitschen! Dämliche Pussys seid ihr doch! Lutscht mir doch die Eier!“ Sich auf die Unterlippe beißend schluckte Sasori einen weiteren Kommentar herunter, da eine Krankenschwester völlig entgeistert durch den Türspalt guckte und keifte: „Was fällt Ihnen ein?! Würden Sie mal BITTE ihr loses Mundwerk zügeln?“ Ohne hinzusehen knurrte Hidan nur sauer und winkte ab: „Jaaajaaa.“ Als die Schwester wieder weg war und Deidara sich endlich ausgelacht hatte, drückte Hidan Sasori ein in Papier verpacktes Geschenk in die Hand und knurrte: „Ich warne euch... WEHE das erfährt jemals jemand... aber ich bin froh, dass es dir gut geht. Und DAS ist nachträglich zum Geburtstag, Sackratte.“ Der Rothaarige nahm das quadratische, aber flache Paket an sich und klopfte dem Hitzkopf auf die Schulter: „Du hast mir auch gefehlt, Pavian. Ehrlich. Und danke...“ Hidan winkte ab: „Jajajaja... genug mit dem Rumgeschnulze. Mach endlich auf.“ Sasori nickte und kam der Aufforderung neugierig nach. Vorsichtig zupfte er das Papier von dem Geschenk herunter, ohne es dabei zu beschädigen. Hidan verdrehte nur die Augen, während Deidara vor Neugier fast zu platzen schien. Doch dann, endlich, legte Sasori den Inhalt schließlich frei und der Blonde betrachtete es zusammen mit ihm. Irritiert sah der Profiler auf: „Ähm... danke... hast... du das etwa...?“ Grinsend zuckte der Jashinist mit den Schultern: „Ey, mir war kackenlangweilig, während ihr in der Weltgeschichte herumgekurvt seid! Und da habe ich mich ein bisschen in Blondis Hobbyraum ausgetobt.“ Während Sasori über die unebene Oberfläche strich, sah Deidara seinen Manager mit großen Augen an: „Das ist wirklich gut, Hidan. Es ist abstrakt, aber man erkennt den Elefanten trotzdem gut.“ Plötzlich zierte ein zutiefst dreckiges Grinsen Hidans gesamtes Gesicht: „Es hat mir auch irgendwie... Spaß gemacht.“ Zufrieden wartete er, bis Sasori mit dem Abtasten der Leinwand fertig war, ehe er fortsetzte: „Ist eh eine seeeehr witzige Geschichte, wie kreativ ich war. Ich muss euch UNBEDINGT erzählen, wie ich das gemacht habe...“ Am Abend war Sasori ziemlich geschafft. Nicht nur, dass er seine Hand nach Hidans Ausführungen blutig geschrubbt hatte. Nein. Zig Ärzte und Schwestern waren ihm auf die Nerven gegangen und hatten ständig Fragen gestellt und „nach dem Rechten“ gesehen! Er hasste es, so unglaublich bemuttert zu werden! Als ob er halbseitig gelähmt wäre! War doch nur eine dämliche Kugel in der Schulter gewesen, und die ein oder andere kleine Macke... kein Grund für so einen Aufruhr! Darüber hinaus war Lieutenant Caine bei ihm gewesen, hatte noch Fragen gestellt, die wichtig für den Abschlussbericht waren. Zu seinem Bedauern war sogar die ganze Kollegschaft aus der Detektei da gewesen, die sich, was ihn irgendwie nicht gewundert hatte, ganz prächtig mit Deidara verstanden. Selbst Hidan fiel zwischen diesen Vögeln gar nicht so schrecklich auf, wie sonst. Als schließlich auch noch die Presse auf der Matte stand, da hatte es ihm gereicht. Deidara aber auch. Wie der Blonde es hinbekommen hatte, das wusste er nicht, aber er war verlegt worden. Ein kuscheliges großes Bett in einem freundlichen Einzelzimmer konnte er nun für ein paar Tage seine Residenz nennen... nein. Ihre Residenz. Er sah erschöpft auf, als Deidara aus dem Badezimmer kam, nur noch in Shorts, und ihn schelmisch anlächelte: „Endlich haben wir ein bisschen Zeit für uns...“ Skeptisch hob er eine Augenbraue: „Hör auf mich so anzugucken. Du kannst doch jetzt nicht ernsthaft über so etwas nachdenken...“ Unschuldig hüpfte der Blonde aufs Bett, setzte sich auf die Bettkante, und baumelte ablenkend mit den Beinen: „Ich weiß gar nicht, was du meinst...“ - „Deidara! Den Blick kenne ich! Nein! Ich sehe aus wie eine zweitklassige Mumie und bin vermutlich auch gerade mal so beweglich, wie eine solche. Nein!“ Kichernd ließ Deidara dessen Finger über sein Bein nach oben „spazieren“: „Aaach, das mit dem Bewegen ist nicht so schlimm, das kriege ich schon hin...“ Genervt knurrte er, da ihm plötzlich wieder die Röte ins Gesicht stand: „Nix da! Außerdem... bist du bekifft?! Hier kann jeden Augenblick wieder so ein Quacksalber reinstürmen.“ - „Selbst wenn... dann lassen sie das in Zukunft wenigstens sein.“ - „Deida...aaaaah...“ Dieses Biest! Grinsend strich der Künstler über das Stück Decke, das seinen Schritt bedeckte. Großartig! Knurrend schüttelte er den Kopf. Doch dieses gespielt unschuldige Lächeln ließ seinen Ärger sofort wieder abklingen. Als ob er Deidara böse sein könnte. Nicht mehr. Nicht dafür. Nie wieder! Lächelnd seufzte er. Es war erstaunlich, zu welch idiotischen und bekloppten Dingen diese azurblauen Augen ihn trieben. Auf eine solche Idee würde er selbst nicht einmal kommen! Doch Deidara etwas abschlagen... unmöglich. Nicht einmal solche wahnwitzigen Dinge. Nein. Er hatte sich stark geändert in der letzten Zeit. Er war zwar noch immer er selbst und ging stets bedacht und systematisch vor. Und doch... hatte er gelernt zu vertrauen. Nach so vielen Jahren, nach allem, was zwischen ihnen zu stehen schien, da vertraute er Deidara. Und zwar so sehr, dass er sich eben auch auf solch dumme Ideen einließ. Auf solch spontane Aktionen, deren Ausgang völlig ungewiss waren. Darauf, von einem Moment auf den anderen etwas völlig Verrücktes zu tun... und er musste zugeben, dass es ihm Spaß machte. Ja, er war glücklich. Deidara war alles das, was er in seinem Leben nie gekannt hatte... Spaß, Abenteuer, Vertrauen, Glück, Zusammenhalt, Lebensfreude, aber allem voran... Liebe. Und er war dankbar, dass er nach so vielen Strapazen und Hindernissen, nach so viel Zeit, endlich gelernt hatte zu leben. Die Schönheit und die Freiheit des Seins nicht nur in ganzheitlichen Verpflichtungen zu suchen versuchen, sondern sich auch einfach mal auf die Magie des Momentes einzulassen, wenn diese ihm gezeigt wurde. Grinsend zog er den Blonden zu sich und entfachte ein wildes Gerangel ihrer Zungen, das nur zu gerne erwidert wurde. Keiner von ihnen war unterlegen oder weniger wichtig. Keiner von ihnen investierte mehr oder weniger in ihr Miteinander. Sie begegneten sich in ihren Gemeinsamkeiten, um sich von dort aus mit ihren Unterschieden zu ergänzen. Sie waren eine Einheit, ein „wir“... ein Auryn. Eine ewige Einheit, die sich aus zwei völlig unterschiedlichen Individuen ergab, die jeden einzelnen Moment zu einer solchen Ewigkeit versponnen. Nach Luft ringend trennten sie sich voneinander. Liebevoll sahen die blauen Augen ihn an, während die zarten Künstlerhände seinen Pyjama öffneten. Zärtlich strichen die Finger über seine Narben. Lächelnd beugte Deidara sich zu seiner Brust, biss ungeniert den empfindlichen Punkt dort. Darauf nicht vorbereitet gewesen, keuchte Sasori auf. Ja, er liebte auch dieses Biest an Deidara. Es war dreist, aber es entlockte seinem Körper Reaktionen und Gefühle, die ohne dieses fiese Luder wohl niemals entdeckt worden wären. Der Blonde grinste ihn an und hauchte: „Ich habe eine Idee... Aber die verrate ich dir erst gleich...“ Er wurde in einen weiteren, stürmischen Kuss gezogen, während Deidara sich selbst ungeduldig das Hemd auszog. Innerlich grinste Sasori. Er hatte drei Tage nach der Einlieferung geschlafen, und der Künstler wirkte, als habe dieser jahrelang ausharren müssen! Als dessen Finger jedoch ebenso ungeduldig über seine Brust strichen und ihn mit gezielten Bewegungen und Reizungen schneller in Flammen setzte, als er sich das je gedacht hatte, da verwarf er jeden Gedanken rasch und konzentrierte sich nur noch auf das, was sie taten. Ihre Oberteile fielen zu Boden, während Deidara sich seinen Hals hinab küsste, über seine unversehrte Schulter, bis hin zu seiner Brust. Wieder entlockten ihm die zarten Bisse Laute des Wohlgefallens, die er strikt zu unterdrücken versuchte. Musste ja nicht jeder gleich ALLES mitbekommen! Seine Hand, die er als einzige nutzen konnte, schob sich auf den Rücken des Blonden. Dieses Spiel konnte er genauso gut. Innerlich tadelte er sich kurz, als sein leichtes Kratzen an der bestimmten Stelle am Rücken Deidara laut aufkreischen ließ. Die Finger des Blonden krallten sich neben ihm in die Bettdecke. Doch irgendwie war es ihm plötzlich egal, wie laut Deidara war. Schweiß trennte ihre Körper durch einen leichten Film voneinander, standen sie innerlich immerhin lichterloh in Flammen. Der Blonde hatte sich auf seinen Schoß gesetzt und bewegte lasziv das Becken vor und zurück, das goldblonde Haar dabei nach hinten werfend. Alleine der Anblick ließ in Sasori die Flammen wild um sich schlagen. Deidara sah göttlich aus, wie er schwer nach Luft schnappte, vom Schweiß bedeckt leicht im Licht der kleinen Nachtlampe glänzte, und den Kopf so verboten erotisch in den Nacken warf. Er selbst war wohl mittlerweile genauso vom Feuer eingenommen, seine verletzte Schulter fast völlig vergessend! All seine Erschöpfung war absolut verflogen! Mit verlangendem Blick sah Deidara ihn plötzlich an und keuchte: „JETZT.... kommt meine Idee!“ Der Blonde rollte sich von ihm herunter, zog sich und diesem rasch, aber vorsichtig die Hosen aus, bis sie völlig entblößt nebeneinander lagen. Sasori war etwas verwirrt, als der Künstler ihn schließlich auf die Knie dirigierte und ihm andeutete, dass er sich auf dessen Hüfte setzen solle... Doch die lustverschleierten Augen ließen keine Diskussion zu. Grinsend zog Deidara schließlich den Griff über das Bett, der an der Stange befestigt war und EIGENTLICH dazu gedacht war, um eine Hilfe beim Aufstehen zu sein... Aber er verstand und lächelte, ehe er den Blonden leidenschaftlich küsste. Kraftlos ließ Sasori schließlich von dem Griff ab, löste ihre Verbindung und sank doch total erschöpft auf den noch immer heißen Körper unter sich. Deidara sah auf und lächelte verschmitzt. Nicht nur, dass das die wohl heißeste Spontanaktion seines Lebens gewesen war... nein. Sofort wurde ihm wieder bewusst, wieso diese Aktion so unsagbar phänomenal gewesen war... Sie liebten sich. Abgrundtief und bedingungslos. Und der Anblick Sasoris machte ihm das nur noch einmal in aller Deutlichkeit klar... Da dieser mit dem Kopf auf seiner Brust lag, mit einem absolut wundervollen Rotschimmer auf den Wangen, und schlief, wie ein Baby. Vorsichtig legte er die Decke über sich und seinen Rotschopf, schloss seine Arme um diesen und lächelte noch einmal. Dieser Anblick vermittelte so viel Frieden und Liebe, wie sie in der letzten Zeit an Wahnsinn und Schmerz hatten durchleben müssen. DAS war Sasori. Aber nur für ihn! Und darauf war Deidara so enorm stolz, dass er es selbst kaum fassen konnte, diesen Anblick erleben zu dürfen. Er schloss müde die Augen, hatte dem Profiler wohl ein bisschen viel zugemutet. Doch, da war er sich sicher, das würde Sasori ihm schon verzeihen... Selig schlief schließlich auch Deidara ein... Kapitel 41: Ein neues Leben die 2te ----------------------------------- Es war komisch. Der Himmel war von Wolken bedeckt, die tief über ihnen hingen, doch es regnete nicht. Es sah nach einem schmuddeligen Wetter aus, doch es war nicht wirklich kalt. Eigentlich sollte er froh sein, dass alles vorbei war, doch Sasori konnte nichts daran ändern, dass eine gewisse Wehmut sein Gefühl von Glück und Freude trübte. Ein leichter Wind wehte ihm durchs Haar. Langsam sah er sich um. Vermutlich gab es nur wenige Menschen auf dieser Welt, die ansatzweise zu verstehen fähig waren, wieso ausgerechnet er ausgerechnet hier sein wollte. Doch Deidara tat es. Hatte ihn früher aus dem Krankenhaus geholt, gestern, um genau zu sein, und stand neben ihm, hielt seine Hand. Sein anderer Arm lag in einer Binde, um die verbundene Schulter zu entlasten. Und doch waren sie nicht alleine hier. Er konnte es kaum fassen, doch sie waren wirklich nicht die Einzigen. Hidan hatte zwar gemosert, war aber dennoch mit ihnen gekommen. Lieutenant Caine und seine Kollegin Duqesne waren anwesend, Nagato und die anderen aus der Detektei ebenfalls, sowie die Agents vom FBI: Kakashi Hatake, Tsunade Senju und Iruka Umino. Kollegen und vielleicht sogar Freunde. Doch nicht ein Uchiha hatte sich blicken lassen. Und auch kein Uchiha würde vermutlich in irgendeiner Weise Abschied nehmen. Die Zeitungen hatten scheußlich über den einst so hoch gelobten Profiler und Ermittler Madara Uchiha berichtet. Und wer diesen nicht gekannt hatte, der konnte sich schließlich nur auf diese Berichterstattung verlassen. Doch Sasori erfüllte diese Tatsache mit Enttäuschung. Scheinbar war sein Sensei seiner Familie ein Buch mit sieben Siegeln gewesen. Er blickte, wie die anderen auch, in das Grab zu seinen Füßen. Ein schlichter Sarg lag darin. Blumen und Erde bedeckten diesen. Nein. Außenstehende konnten nicht verstehen, weshalb sie alle hier waren. Für all diejenigen, die Madara nicht kannten, für die waren dieser und XX eine Person. Doch das stimmte nicht. Sie, die hier waren, sie wussten es besser. Sie verabschiedeten sich nicht von einem Monster, das Menschen tötete und Wahnsinn verbreitete. Nein. Sie verabschiedeten sich von einem heimlichen Helden, der nie offiziell für seine mutige Tat geehrt werden würde; der sein Leben beendete, um diesem Horror ein Ende zu bereiten; dessen Stärke er sein Leben irgendwie verdankte. Jeder blickte hinab und hing seinen ganz eigenen Gedanken nach... Kakashi hatte einen Arm um Tsunade gelegt und seufzte lautlos. Sie hatten so viele Jahre zusammengearbeitet, so viele Dinge erlebt. Doch nun war ihm klar, dass sie nicht mehr voneinander wussten, als von einer zufälligen Begegnung in der Stadt... Stets hatte er Madara geschätzt und geachtet, dessen Fähigkeiten immer bewundert. Und doch hatte er nie auch nur die leiseste Ahnung davon gehabt, dass sein geschätzter Freund und Kollege eine gespaltene, multiple Persönlichkeit gehabt hatte. Er hatte es Sasori nicht glauben können, dass einer von ihnen zu solchen Taten fähig wäre, bei Madara jedoch hatte er es für absolut ausgeschlossen gehalten. Schon vor ein paar Tagen, als er den Rothaarigen im Krankenhaus besucht hatte, da hatte er sich für diesen fatalen Irrtum entschuldigt und dem Profiler seine Hilfe angeboten. Wie damals, als sie sich das erste Mal getroffen hatten. Plötzlich schlich sich hinter seinem Mantelkragen, der das halbe Gesicht bedeckte, jedoch ein Lächeln auf seine Lippen. Letztlich war Madara sich dennoch treu geblieben... er hatte den Täter analysiert, erkannt und gestellt. Gemeinsam mit seinem wohl besten Schüler. Und der Uchiha hatte das Wohl anderer dabei über das eigene gestellt, und den Wahnsinnigen mit sich in den Tod gerissen. Vermutlich würde wohl niemand außer den hier Anwesenden jemals davon erfahren, aber Kakashi wusste auch so, dass es seinem geschätzten Kollegen auch nie darum gegangen war. Es reichte, dass sie alle es wussten. Und es war wohl mehr, als Madara sich jemals zu wünschen getraut hatte, dass sie ihm dafür sogar dankten, statt ihn für XX nur zu verachten. Caine setzte sich seine Sonnenbrille wieder auf, auch wenn kein einziger Sonnenstrahl zu sehen war. Er fühlte sich hinter ihr sicherer, wenn ihm niemand in die Augen sehen konnte. Die Augen... sie waren so viel mehr, als nur ein Sinnesorgan. Er setzte sie ein, um Botschaften klar und deutlich zu vermitteln und verhüllte sie, wenn die ausgesandten Botschaften niemanden etwas angingen, so wie in diesem Augenblick. Er musste zugeben, dass er schon viele Fälle gelöst hatte. Davon waren so einige auch sehr ungewöhnlich gewesen. Doch keiner von ihnen hatte jemals so viel von ihm und seinen Kollegen verlangt, wie dieser. Zwar war er nur indirekt involviert gewesen und doch... Er hatte den Fall vom ersten bis zum letzten Augenblick verfolgt, kannte die Beteiligten und wusste, welches Auf und Ab die Indizien und Ereignisse für diese bedeutet hatten. Nein, er hatte wahrlich nicht mit einem solchen Ergebnis gerechnet. Und wenn er ehrlich mit sich war, dann hatte er auch nicht mehr damit gerechnet, dass es überhaupt noch ein gutes Ende finden würde. Seit Sasori versprochen hatte, sich zu melden, aber tagelang das Telefon geschwiegen hatte, da hatte er sich bereits die düstersten Szenarien ausgemalt gehabt. Doch als dann auf einmal Madara in seinem Büro angerufen hatte, da wusste er gar nicht mehr, was er von der Situation hatte halten sollen. Bis er schließlich gar nichts mehr verstand, als er den Uchiha mit einem Kopfschuss auf dem Dach dieser Lagerhalle gefunden hatte. Er hatte in dem Augenblick zwar nicht den Anschein erweckt, immerhin war er ein professioneller Ermittler, aber tief in sich hatte alles nur geschrien: „Was, zum Henker, ist hier los?!“ Nun wusste er es... doch bis er wirklich verstehen würde, das würde noch eine ganze Weile dauern. Dennoch war er hier, weil er eine Sache bereits jetzt verstanden hatte: sie alle hatten XX nur stoppen können, weil Madara dafür gesorgt hatte. Und dafür gebührte dem Uchiha auch sein Dank! Hidan hatte die Arme vor der Brust verschränkt und seufzte ausnahmsweise lautlos. Er war vielleicht ein Haudegen, der keinerlei Respekt vor guten Sitten und Etikette hatte, doch der Friedhof war ein Ort, an dem auch er sich beherrschte. Er war auch keinesfalls mit seinen Gedanken bei diesem verbuddelten Spinner. Nein. Still und heimlich, und mit der Angst man könne es ihm vom Gesicht ablesen, da war er bei Sasori und Deidara. Eigentlich, auch wenn er das nicht gerne zugab, war er sehr froh, dass Mister Oberkorrekt nichts passiert war. Denn immerhin regte er sich in der Regel nur künstlich über dessen unverschämte Wiederworte auf. In Wirklichkeit machte es ihm ja selber Spaß, dass jemand nicht nur hysterisch reagierte, sondern ihm Paroli bot. Das Wichtigste von Allem aber war, und das war Hidan noch unangenehmer zuzugeben, dass Sasori es war, der Deidara wieder auf die rechte Spur gebracht hatte und die blonde Fummeltrine echt glücklich machte. Leise knurrte er. Seine Koffer hatte er bereits in seinem Wagen verstaut, die er heute Morgen wie ein Bekloppter gepackt hatte. Er hatte die zwei, insbesondere Blondi, ja echt gerne unterstützt und war wirklich insgeheim froh, dass Deidara glücklich war, aber... Bis, verfickt nochmal!, zwei Uhr nachts hatte er sich in der letzten Nacht dieses „Glück“ anhören müssen! Neee! Darauf konnte er dann doch verzichten! Er zog die Kapuze noch tiefer in sein Gesicht. Und das, bei Jashin, nicht einmal, weil es ihn so angewidert hatte! Auch, aber nicht nur. Er war nun wirklich keine Schwuchtel, aber selbst ein gestandener Kerl wie er hatte bei dieser Geräuschkulisse nichts daran ändern können, dass er spitz wie Nachbars Lumpi geworden war! Es war dringend Zeit, dass er mal wieder die Nächte unsicher machte! Handarbeit half bei dem Stau einfach nicht richtig! Scheiße auch! Doch schließlich grinste er dreckig. Wenn es erst einmal ruhiger geworden war, nicht nur seine Nächte, dann würde er sich aber mit Sicherheit mal ein paar Tipps holen. Denn immer, wenn er sich zu den Geräuschen in etwa ausmalte was die da so getrieben haben mochten, kam er zu dem Schluss, dass es ganz nach seinem Geschmack sein würde... mit der Ausnahme natürlich, dass er so etwas nie mit einem Kerl tun würde! Auch wenn die Blicke von diesem einen Kerl aus der Detektei ziemlich offensichtlich in seine Richtung flogen... Himmel, war der Kerl hässlich! Eine Narbenfresse aller erster Güte! Eine Narbenfresse, die unauffällig in Richtung Kapelle nickte. Eine Narbenfresse, dessen Blick gar kein „Nein“ zu akzeptieren schien. Eine verfickte Narbenfresse, der es als einzigem Anwesenden nicht entgangen war, dass er wohl der einzige Mensch war, der mit einer verfickten Latte auf einer verfickten Beerdigung stand... Hidan seufzte. Scheiße, Alter! Scheiß doch drauf! Er hatte einen verdammten Druck seit letzter Nacht, da sollte er nicht wählerisch sein. Im Beichtstuhl würde es schon dunkel genug sein, um sich statt der Hackfresse einfach ne geile Braut vorzustellen. Hauptsache, seine Ladung wurde endlich abgefeuert! Unauffällig schlenderte er los. Nicht aber, ohne Deidara noch einmal freundschaftlich auf die Schulter zu klopfen. Gut, er hatte Stau ohne Ende, aber er hatte auch nicht vergessen, weshalb er hergekommen war. Er freute sich für Blondi. Jaaaaa, auch für Mister Oberkorrekt. Und er freute sich schon auf die neuen Pläne des Künstlers, in die auch er miteingesponnen werden sollte... jetzt musste er nur noch abwarten, dass der Rothaarige diese akzeptierte. Und so lange würde er sich mal wieder ganz seinem kleinen Jashinisten zuwenden... und zwar nicht in verfickter Handarbeit! Während nach Hidan auch allmählich die anderen Trauergäste sich vom Grab entfernten, blieb Deidara an Sasoris Seite stehen und wartete, bis sie alleine waren. Für einen Moment beließ er es bei der andächtigen Stille und hing seinen Gedanken ebenfalls nach. Auch wenn er dafür die Frage vorerst zurückstellen musste, wieso ausgerechnet Hidan in die Kapelle ging... Er sprach in Gedanken Madara ebenfalls seinen Dank aus. Er mochte den Sensei zwar nach wie vor nicht, aber er war es diesem dennoch schuldig, irgendwie. Nicht nur für die Tatsache, dass er Sasori nun endlich verstand, wie er es im Krankenhaus bereits festgestellt hatte. Auch für die Tatsache, dass Madara erkannt hatte, dass Sasoris Herz IHM, Deidara, gehörte. Es war eine absolut selbstlose Geste gewesen, ihm kampflos dieses Privileg zu überlassen. Und es hatte ihm gezeigt, dass die eigenen Wünsche und Bedürfnisse nicht immer erfüllt werden konnten und sollten. Er konnte sich selbst treu bleiben, und doch Kompromisse eingehen. Das hatte er nun verstanden. Es war kein Verrat an dem beruflichen Leben, es war ein Geschenk an das private Glück. Was brachten ihm schon Partys und falsche Freunde, wenn er dadurch den Menschen zerstörte, der alles für ihn war? Er hatte damals nicht nur Sasori schwer mit seinem Egoismus verletzt, sondern sich selbst damit tiefe Wunden ins eigene Fleisch geschnitten. In seinem Atelier konnte er Künstler sein, so viel und so ausgiebig er wollte. Doch zu Hause, da musste er das nicht. Da brauchte er das nicht. Es war keine Sache von dürfen... das wusste er jetzt. Er konnte zu Hause ganz er selbst sein, so wie im Atelier. Nur dass er dort die Seite an sich auslebte, die nur einem Menschen gehörte. Erst nach all diesen Jahren hatte er endlich kapiert, dass Sasori ihn nie an irgendetwas gehindert hatte... sein Rotschopf hatte ihm nur immer versucht einen Platz freizuhalten, an dem er seine geheimen Wesenszüge ausleben durfte, die sonst niemanden etwas angingen. Er war eine öffentliche Persönlichkeit, aber kein Besitztum oder Sklave seiner Arbeit oder seiner Kollegen und treulosen Anhänger. Und das machte ihn endlich komplett und wirklich glücklich! Er schöpfte aus der gemeinsamen Zeit mit Sasori so unglaublich viel Energie und Kreativität, dass die Arbeit wie von selbst von der Hand ging. Und das, gerade weil er privat nicht als aufgetakelter Künstler umherstolzierte, sondern weil er privat eben einfach ein Teil von ihrem „wir“ war, und dieses „wir“ mit allen Sinnen zu genießen wusste! Deidara lächelte leicht. Gefangen fühlte er sich auch nicht mehr. Nicht im Ansatz! Nein! So viel Freiheit hatte er sich immer gewünscht und nie gesehen, dass Sasori ihm den Käfig schon vor so vielen Jahren immer wieder geöffnet hatte, er sich selbst aber immer wieder daran gehindert hatte, diesen auch zu verlassen. Den goldenen Käfig aus Ruhm, Öffentlichkeit, Partys, Geld und Macht. Sasori hatte ihm damals nichts nehmen wollen, sondern geben. Und nun hatte er es angenommen und flog in wilden Bahnen um den Käfig herum. Und wenn er müde wurde, so konnte er sich jederzeit im Inneren auf einer Stange ausruhen. Und diese Freiheit beflügelte alles in seinem Leben... in ihrem Leben. Ein verrücktes Huhn mochte er immer schon gewesen sein, aber endlich konnte er diese Tatsache richtig ausleben. Mit seinem Rotschopf. Sie waren gemeinsam kreativ, erfreuten sich auch an den kleinen Dingen des Lebens, teilten die verschiedenen Interessen miteinander und... Kurz huschte auch ihm ein dreckiges Grinsen über das Gesicht. Ja, verdammt nochmal! Diese Ungehemmtheit zeigte sich auch hinter verschlossenen Türen. Bei ihnen beiden. Und es war sagenhaft! Und wenn Sasori sich für seine Idee begeistern würde, dann würde es legendär werden! Sasori spürte, wie der seichte Wind über seine Wangen strich. Es war so surreal. Sein Leben lang hatte er „gelernt“, dass er nicht beachtenswert, nicht liebenswert, nichts wert war... Doch angefangen hatte diese Sache, weil er geliebt hatte, weil er beachtet wurde, weil er ausgesucht wurde und weil er geliebt wurde... Er war sich sicher, dass Ironie niemals wieder eine so klare Darstellung in seinem Leben finden würde... und er hoffte es auch! Denn seine Lektion hatte er gelernt... auf eine sehr schmerzhafte und langwierige Art und Weise. Seine Wahrheit war nicht die einzige, die auf dieser Welt existierte. Andere Menschen hatten oft ganz andere Wahrheiten. Und irgendwo dazwischen, da konnte man schließlich die Realität finden. Kein Mensch, so nüchtern dieser auch sein möchte, konnte WIRKLICH objektiv sein. Denn jeder Mensch war ein Subjekt, das die Welt aus ganz eigenen Augen betrachtete. Warum der Mensch als Subjekt jedoch mit dem deutlich negativer behafteten Begriff behaftet war, das konnte er sich mittlerweile selbst nicht mehr erklären. Ein Objekt war eine Sache, ein Gegenstand... etwas, das keinen eigenen Willen besaß, keine Kreativität, keine Spontanität, kein Leben... Ein Subjekt jedoch füllte äußerliche Eindrücke doch erst mit persönlichen Erfahrungen und machte daraus eine Meinung, einen Gedanken, eine Idee. Subjektivität war nichts Schlimmes. Zumindest nicht, wenn man es als solche akzeptierte und sich auf den Gedanken einließ, dass DIE Welt aus Milliarden subjektiver Welten bestand. Und damit ihren Lebensraum erst zu einem solchen machte, und nicht zu einer Abstellkammer uniformer Objekte. Unter Beachtung dessen erschien ihm sein bisheriges Leben plötzlich gar nicht mehr so schwarz und düster. Immerhin hatte er geliebt und war geliebt worden. Immerhin hatte er so viel erreicht und so viel getan. Er hatte aus Ereignissen Erfahrungen werden lassen, war reifer geworden. Und er hatte erkannt, dass hinter dem Horizont seiner Welt noch so viel mehr zu sehen und zu erfahren war. Statt hilflos davor stehenzubleiben, war er mutig in die fremde Welt des Künstlers geschritten und hatte diesen dort besucht, um ihn in die seinige zu führen. Er hatte die Grenze überschritten und gelernt, dass eine eigene, aber völlig desolate Welt nicht immer wirklich Schutz bot, sondern dass dieser Schutz in einer anderen zu suchen war, die ihn weitaus freundlicher begrüßte, als seine eigene. Und zum ersten Mal in seinem Leben hatte er erfahren dürfen wie es ist, wenn die psychische Welt um ihn herum sich in zarten Farben kleidete. Schwarz und weiß würden immer dazugehören, aber sie würden in Zukunft nicht mehr die einzigen Farben sein, die ihn umgaben. Farbe war etwas Neues und vielleicht Unheimliches, aber nichts Gefährliches! Das Geheimnis lag einfach nur darin, die Augen auf diese Farben zu richten und herauszufinden, welche zu ihm passten und welche nicht. Auch wenn er nach drei Schritten vielleicht einen oder zwei zurückgehen musste, so kam er dennoch voran! Langsam zwar, aber er kam voran! Stillstand war es, der ihn unglücklich gemacht hatte. Das Einzige, was er gekannt und es deshalb als Sicherheit verstanden hatte, aber das für sein Unglück verantwortlich gewesen war. Und nun ging es weiter. Und mit der ungewohnten Bewegung kam die Freiheit zu ihm. Die Freiheit sich zu entscheiden. Er musste nicht stehenbleiben und leiden. Er konnte losmarschieren und es ändern. Die Grenzen seiner Wahrnehmung konnte er hinter sich lassen und die Welt aus den Augen anderer kennenlernen, um zwischen diesen Eindrücken die Wahrheit zu erahnen. Die Realität zu entdecken. Vielleicht verlieh ihm seine Freiheit noch keine Flügel, aber nun wusste er, wo er sich mit in die Lüfte nehmen lassen könnte. Er war nicht alleine am Boden verdammt, sondern konnte nach einem Flug bitten, wenn er sich sicher genug dazu fühlte. Und Deidara würde ihn aufheben, genauso wie dieser ihn auch jederzeit, wenn er wollte, sicher wieder zu Boden geleiten würde. Und irgendwann vielleicht würde er seine eigenen Flügel haben... oder aber merken, dass er sie schon immer gehabt hatte und nur nicht wusste, wie er sie benutzen sollte. Und das alles, weil er von seinem Sensei so geliebt wurde, dass dieser ihm diese Freiheit ermöglicht hatte; die Chance, diese Möglichkeit auch wahrzunehmen. Und dafür würde er seinem Mentor auf ewig zu Dank verpflichtet sein. Nein. Er musste diesem nicht danken. Er tat es gerne und von sich aus. Er war dankbar und endlich frei. Die beiden sahen sich in die Augen und lächelten leicht. Langsam schritten sie los. Deidara sah den Rothaarigen von der Seite an und räusperte sich: „Du, Sasori... ich habe mir in den letzten Tagen so einiges durch den Kopf gehen lassen und... nun... Ich habe eine Idee und ich würde sehr gerne wissen, was du davon hältst...“ Der Angesprochene sah auf und nickte: „Natürlich, was ist denn?“ Lächelnd sah der Blonde in den Himmel: „Miami stinkt. Ehrlich! Es ist im Grunde ein Pfuhl aus Oberflächlichkeit, Dummheit und Arroganz. Ich habe da ein Angebot erhalten, das sehr verlockend klingt...“ Zu seiner Erleichterung schien Sasoris Körperreaktion kein Anzeichen von Angst erkennen... zumindest nicht in diesem immensen Ausmaß, wie er es befürchtet hatte. Statt dessen nickte Sasori nur wieder: „Was denn für ein Angebot?“ Deidara lächelte und griff die Hand des Rothaarigen noch ein wenig fester: „Nun... sagen wir es so... in einer anderen Stadt gibt es eine kleine Gruppe an Künstlern, die nach Neuzugängen sucht...“ - „Aha?“ - „Ja... und die nach Mitgliedern sucht, die... nicht der Masse an arroganten, dummen und oberflächlichen Künstlern zugewandt sind, sondern sie sucht nach Unikaten mit Urigkeitsfaktor. Es geht ums Schaffen, nicht ums Verdienen. Es ist wohl mit großen finanziellen Einschränkungen verbunden und...“ - „Gerne.“ Irritiert und mit großen Augen blieb Deidara stehen, hielt Sasori fest und schüttelte leicht ungläubig den Kopf: „Aber du weißt doch nichts genaues und...“ - „Das ist mir egal. Wirklich! Es klingt nicht verlockend... er klingt perfekt...“ Er grinste. „Unter einer Bedingung...“ Der Blonde strahlte über das ganze Gesicht und nickte eifrig: „Welche?“ Sasori grinste noch ein wenig breiter: „Wir fahren mit dem Auto hin...“ Kapitel 42: Ein Ende ist auch immer ein neuer Anfang ---------------------------------------------------- Ein halbes Jahr war seit der Beerdigung vergangen. Der große Saal des unscheinbar wirkenden Gebäudes in New York war mit Expositionen nur so gefüllt, die jedoch nicht die wahre Aufmerksamkeit der geladenen Gäste inne hatten. Zweierlei Dinge wogen deutlich schwerer. Zum Einen war die kleine Bühne, die vor der längsten Wand ihren Platz gefunden hatte. Das größtenteils junge und sehr bunte Publikum stand jubelnd davor und betrachtete den Live-Künstler bei der Arbeit. Die wenigen „Kunstkenner“, die sich hierher verirrt hatten, standen mit großen Augen und offenem Mund da, nicht fähig die Augen abzuwenden und auch nicht fähig zu glauben, was sie sahen. Allen voran wohl die, die bereits ein Stück dieses Künstlers daheim hängen hatten... und das im wahrsten Sinne des Wortes, wie sie feststellen mussten! Splitternackt räkelte Hidan sich, mit verschiedenen Farben am ganzen Leib bedeckt, über die Leinwände. Was in New York schon beinahe keinen Skandal wert wäre... würde aber nicht eine zweite Person dabei sein, die sich in wilden Geräuschen und ungeduldigen Berührungen mit an dem Spektakel beteiligte. Der Jashinist grinste Kakuzu lüstern zu. Gut, er war halt doch eine verfickte Schwuchtel. Und soooo hässlich war die Narbenfresse auch nicht. Aber woher hätte er ahnen sollen, dass es ihm irgendwann einfach nur saumäßig Spaß machen würde, mit einem Kerl ungeniert vor einem ganzen Publikum herumzumachen, dabei von oben bis unten mit Farbe eingesaut, und Kakuzu das Ganze auch echt noch als „Kunst“ in Bares umwandeln würde?! Scheiße, auf so eine bescheuerte Idee kam doch kein Mensch! Und noch viel weniger hätte er damit gerechnet, dass er schneller und einfacher einen Agenten finden würde, der es echt drauf hatte! Aber sein Manager kümmerte ihn gerade herzlichst wenig... Lange würde ihre Live-Art-Vorstellung nicht mehr dauern... ehe sie sich in ein kleines Hinterzimmerchen verziehen müssten! Und das war mit Abstand das beste an diesem ganzen, verfickten Job! Zum Anderen gab es da noch eine Art Nebenschauplatz, der nicht ganz so viel Aufmerksamkeit erhielt. Für diejenigen, die jedoch das Herrenklo betraten, war es rascher Zentrum der Wahrnehmung, als ihnen vielleicht lieb war. Sasori hatte wirklich keinen blassen Schimmer mehr, WIE Deidara es geschafft hatte... aber das war mittlerweile auch wohl egal. Seit geschlagenen 15 Minuten waren sie bereits in dieser verdammt engen Kabine und konnten sich vor lauter Begehren nicht einmal für eine... Position entscheiden. Denn egal welche sie einnahmen, so war es einfach nur geradezu episch, was sie sich für Gefühle, Empfindungen und Lauten sowohl in Quantität, wie auch Qualität entlockten... mal von der Lautstärke ganz abgesehen! Nebenbei hörte er, wie die Tür zum x-ten Mal aufging, nahm es aber überhaupt nicht wirklich wahr. Das Einzige, was zählte, war Deidara, der wie eine Furie über ihn herfiel und wieder die Führung übernahm. Und schließlich war er der erste, der sich gegen die finale Welle der Lust nicht mehr wehren konnte. Doch rasch nach ihm folgte auch der Blonde, der mit einem lautstarken „Oh mein Gott!“ seine wenig göttliche Erlösung verlauten ließ. Sasori sah den Blonden an und grinste: „Du kannst mich Sasori nennen...“ Deidara zwickte ihm frech in die Seite, ehe dieser ihm einen Kuss auf die Lippen hauchte und lächelnd den Kopf schüttelte: „Ich liebe dich.“ Er strich dem Blonden eine Strähne von der Stirn und lächelte nun ebenfalls: „Ich dich auch.“ Die beiden schreckten auf, als sich plötzlich die Tür zu ihrer Kabine öffnete. Im Eifer des Gefechts hatten sie wohl vergessen abzuschließen. Und während Sasori im Gesicht immer roter wurde, so schien Deidaras Gesicht von sämtlicher Hautfarbe verlassen zu werden. Der junge Mann mit den dunklen Haaren lächelte fast beiläufig und kicherte trocken: „Dass WIR uns noch einmal wiedersehen, hätte ich ja nicht gedacht...“ Sasori sah, noch immer tiefrot im Gesicht, zwischen Deidara und dem Fremden hin und her. Nach einer gefühlten Ewigkeit schluckte der Künstler schwer und lachte nervös: „Tja, die Welt ist klein...“ Das Grinsen auf den Lippen des Dunkelhaarigen wurde noch breiter, ehe dieser sich an Sasori wandte und diesem süß zulächelte: „Aber so langsam verstehe ich, wieso das damals passiert ist...“ Er holte eine Visitenkarte aus seiner Hemdtasche und drückte diese dem Rothaarigen in die Hand: „Nur für alle Fälle...“ Sasori wusste nicht wirklich, was gerade passierte, doch das Zwinkern seines Gegenüber sprach Bände! Der Fremde wandte sich zum Gehen ab und kicherte: „Du wirst ohne blaues Auge davonkommen, versprochen... aber für alles andere kann ich nicht garantieren.“ Sasori starrte dem jungen Mann nach, während langsam die Tür wieder zufiel. Das mit dem blauen Augen kam ihm verdächtig bekannt vor und auch Deidaras beleidigte Schnute untermauerte diese Vermutung. Das musste dieser Student gewesen sein... Er sah auf die Karte, auf der ein Name und eine Telefonnummer stand. „Neji Hyuuga“. Sein Blick wanderte zu Deidara, der seine Gesichtsfarbe zurückerlangte und ihm giftig die Karte aus der Hand rupfte, den Toilettendeckel anhob, die Karte reinwarf und abspülte, ehe er fauchte: „Nicht in eintausend Jahren!“ Zärtlich hauchte Sasori dem Blonden einen Kuss auf die Nase und lächelte leicht: „Und auch danach nicht.“ Rasch zogen sie sich wieder richtig an und verließen die Kabine und die sanitären Einrichtungen. Auf der Bühne war noch immer die Hölle los. Doch keinen Augenblick zu früh waren sie wohl zurückgekehrt, da Hidan und Kakuzu fluchtartig diese verließen. Etwas wehmütig sah Deidara ihn an und seufzte: „Ich bin wohl dran. Bis gleich.“ Der Blonde hüpfte fröhlich auf die Bühne und begann damit, die Gäste zu begrüßen und eine kleine Rede zu halten. Sasori zog sich ein Stück zurück und lehnte sich an die Wand hinter ihm, während er seinen Künstler dabei beobachtete. Viel war in den vergangenen sechs Monaten passiert... Viel, mit dem er nicht gerechnet hätte. Wirklich nicht. Da wäre wohl zuerst seine berufliche Laufbahn... Viele Nächte hatte er sich um die Ohren geschlagen. Viele Ideen gehabt und gefühlt noch mehr verworfen. Doch irgendwann, da hatte er endlich die Lösung gefunden, die ihm wirklich zusagte. Er hatte sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, weil er so wenige Möglichkeiten gehabt hätte. Nein, das war es nicht gewesen. Viel mehr hatte es Wochen gebraucht, bis er ernsthaft an den Punkt gelangt war, um wirklich in sich zu gehen und nach dem zu suchen, was er gerne machen WOLLTE. Nur mit Hilfe der nebenbei laufenden kontinuierlichen Therapie hatte er es geschafft, so langsam ein Gefühl dafür zu entwickeln, dass er sich seine Wünsche erfüllen durfte. Und so war er schließlich zu einem Konzept gekommen, das ihm wirklich gut gefiel. Zumindest im Moment. Er hatte sich mit seinen Fähigkeiten in ein deutlich ungefährlicheres Metier zurückgezogen, das dennoch Professionalität und Akribie verlangte, die einfach zu ihm gehörten wie das Fluchen zu Hidan: er arbeitete nun als Ahnenforscher. Er wälzte Unterlagen und ging, wie früher, Hinweisen nach, um aus diesen schließlich Beweise zu extrahieren und gesuchte Personen oder Verwandtschaften zu ermitteln. Hin und wieder half er aber auch den hiesigen Polizei als Berater für Profile aus, ohne jedoch selber nach den Tätern zu suchen. Davon hatte er, erst einmal, wirklich genug. Heimlich lächelnd strich er sich durchs Haar. Er hatte auch in Bezug auf seine emotionale Stabilität so manchen Rückschlag hinnehmen müssen. Nein, es lief nun wahrlich nicht perfekt oder rund. Und doch... es ging voran. Er würde durch seine Störung wohl nie zu jemandem werden, der geradlinig durchs Leben ging und mit einem immensen Tempo vorankam, aber er hatte sich so langsam mit dieser Tatsache arrangiert. Er musste nicht so schnell vorankommen, wie andere. Er musste schon gar nicht auf dieselbe Art vorankommen! Das Wichtigste war, DASS er vorankam und dass er einen Platz gefunden hatte, an dem er sich die vorsichtigen Schritte wagen konnte. Er hatte einen Menschen gefunden, bei dem er seine Wünsche, seine Sorgen, seine Gedanken und sogar seine Abgründe mitteilen konnte. Natürlich verstand Deidara nicht immer alles und war manches Mal wohl unangenehm überrascht gewesen, wenn er mal wieder völlig unter Anspannung stand und nicht mehr ansprechbar zu sein schien. Und doch... Er hatte sich auf den Weg gemacht. Auf einen neuen Weg. Auf einen Weg, den er beim Beschreiten noch ausbauen musste und alles andere als leicht oder eben war, sondern sehr schwer und holprig. Und vor allem war dieser neue Weg mit Geduld und Gnade sich selbst gegenüber verbunden. Manches Mal geriet er zwar hin und wieder auf seinen alten Weg; aus Gewohnheit, Bequemlichkeit und auch oft aus Angst vor dem Unbekannten. Aber er hatte auf diesem neuen Weg nicht nur einen Wanderstock, seinen Therapeuten, sondern auch gute Wanderschuhe, seine Medikamente, und einen Kompass, der ihm immer den Weg nach Hause wies – Deidara. Leise seufzte Sasori. Ja, es fiel ihm auch jetzt noch schwer mit seinem neuen Ich zurechtzukommen und es zu akzeptieren. Und es würde ihm wohl auch noch lange Zeit so ergehen. Es gab nicht, wie bei einer Erkältung, ein wirksames Mittel, das einen heilte. Was er aber erhielt, das war neues Werkzeug... das sein altes mehr als zufriedenstellend immer mehr ersetzte. Denn dieses neue Werkzeug, an dem er sich bediente, das verletzte ihn weder physisch noch emotional, sondern half ihm dabei, diese Anspannung, den Druck, den Frust, die Angst und die Depression anders zu verarbeiten. Er musste schmunzeln. Irgendwie war er so etwas wie ein Künstler. Er hatte in seinem bisherigen Leben fleißig und am laufenden Band mit seinen alten Werkzeugen Kunstwerke angefertigt, die er selber nicht mochte und die ihm weder gefielen, noch gut taten. Durch die Anfertigung über Jahre hindurch war dieser Prozess so in Fleisch und Blut übergegangen, dass er begonnen hatte zu glauben, es sei das Einzige, was er könnte. Und nun, mit dem neuen Werkzeug, fertigte er ganz andere und neue Dinge an, die vielleicht nicht mit einem van Gogh oder einem Deidara vergleichbar waren innerhalb diesen Vergleichs, die ihm aber gefielen und die im Laufe der Zeit mit viel Übung und ständig neuen Werken immer besser werden würden. Und: sie schadeten ihm nicht, gefielen ihm sogar und taten ihm auch gut. Sie hatten einen langen Weg hinter sich gebracht und einen noch viel längeren vor sich. Doch je weiter er ging, umso schöner und sicherer erschien ihm dieser Weg. Irgendwann, da würde er auch ohne Stock und Stiefel marschieren können. Ohne seinen Kompass jedoch würde er keinen Schritt mehr tun. Und wer hätte gedacht, dass auch Deidara in eine neue Richtung geschritten war, den Kurs korrigiert und angeglichen hatte. Auch wenn diese Entscheidung des Blonden ebenfalls eine sehr schwierige gewesen war. Doch es war die richtige gewesen, so viel machte Deidaras Ausgeglichenheit klar. Sie würden in zwei oder drei Stunden die Ausstellung verlassen und sich in das kleine Loft zurückziehen, welches sie über dem Saal bewohnten. Von dort aus leitete Deidara diese Einrichtung und war zu einem geschätzten Kurator innerhalb dieser Gruppe aus Künstlern gekommen. Darüber hinaus hatten sie dort ein kleines privates Atelier eingerichtet, in dem Deidara sich austoben konnte, wann immer diesem danach war. Beispielsweise, wenn der Schützling des Blonden mal wieder in Schwierigkeiten geraten war... Sasori kicherte lautlos, während Deidara die Bühne wieder verließ und langsam zu ihm kam. Ja, Hidan war schon ein Schlag für sich. Der dumme Pavian hatte eine unglaublich große Fangemeinde unter den alternativen Künstlern. Und Deidara machte die Arbeit als Manager wenigstens genauso viel Spaß, wie die als Kurator und Künstler. Sasori grinste. Das hätte er vor Monaten NIE geglaubt! Aber so war es nun eben... Hidan war der „Künstler“, wobei sich Sasori und Deidara dahingehend ausnahmsweise mal einig waren, dass Hidans Exhibitionismus kaum als Kunst zu bezeichnen wäre, Deidara war dessen Manager und Sasori war keinen Tätern, sondern Verwandten auf der Spur. Er ließ sich in eine liebevolle Umarmung ziehen und legte seinen Kopf auf der Schulter des Blonden ab, während sie sich zärtlich aneinanderschmiegten. Wenn er es resümierte, was sich geändert hatte, dann klang dies alles wohl zunächst komisch. Er musste ständig Rückschritte hinnehmen, nahm Medikamente, war in Therapie, hatte sein altes Leben völlig zurücklassen müssen, war noch immer gestört und nur sehr langsam in seiner Veränderung, musste Deidara manches Mal sehr ausgiebig mit dessen Beruf teilen und konnte auch nicht verhindern, dass, bei einem Streit beispielsweise, seine Ängste und Zweifel zurückkehrten... Und doch konnte er glücklicher nicht sein. Denn er hatte begonnen sich von dem Joch seiner Vergangenheit zu befreien, hatte in der freien Zeit Deidara nur für sich, mochte seinen neuen Job, mochte New York gut leiden, erlaubte sich Wünsche und Bedürfnisse, aber auch Fehler und Schwächen, hatte das Gefühl von Zuversicht kennenlernen dürfen und schuf mit Deidara eine nie gekannte Balance in sich. Eine Balance zwischen Störung und Normalität; zwischen Farblosigkeit und polychromer Vielfalt; zwischen sich und anderen; zwischen sich und sich selbst; zwischen Verstand und Emotionen; zwischen geben und nehmen; aber vor allem zwischen Wahrheit und Mythos. Seine bisherigen Mythen, dass er ein Nichts war, nicht geliebt werden konnte und einfach nur ein Schatten seiner selbst war, waren von aufkeimenden Wahrheiten abgelöst worden, wie etwa seinen Selbstwert, die Notwendigkeit und das Recht seiner Gefühle, sein Vertrauen und seinen selbstgewählten Platz in seiner neuen Welt. Nein. In IHRER Welt. Und auch in Zukunft würde es wohl nirgends in ihrem Leben einfach werden. Seine Borderline-Störung würde sie wohl immer begleiten. Hidan würde sich wohl Zeit seines Lebens nicht ändern. Deidara würde wohl niemals aufhören auf die wahnwitzigsten Ideen zu kommen. Sie würden nie wieder immensen Reichtum anhäufen. Und niemals wieder würden sie ein langweiliges Leben führen. Doch sie würden ihren Weg gehen. Sie würden gemeinsam lernen und anderen zeigen, dass Veränderungen möglich sind. Sie würden anderen Menschen einfach durch ihr Dasein Mut und Hoffnung machen. Den Mut, einen neuen Weg zu beschreiten, und die Hoffnung, irgendwann auch ohne Stock und Stiefel über Steine steigen zu können. So, wie sie es vor 2 Wochen noch getan hatten, ohne dies auch nur im Ansatz im Vorfeld geahnt zu haben... {Flashback} Sterne funkelten vom Himmel auf Sasori herab. Neben ihm knisterte das Feuer und Deidara hatte sich längst ins Zelt verkrochen und schlief tief und fest. Der See vor ihm spiegelte die Ruhe wieder, die er in solchen Situationen mittlerweile manchmal in sich zu spüren fähig war. Und nicht jeder noch so kleine Kieselstein war mehr in der Lage, aus dieser Oberfläche ein tosendes Gewässer zu formen. Er blickte in den Mond und lächelte. Die Steine, die in seinen inneren See fielen, hinterließen, wie auch im richtigen Wasser, eine Weile lang ihre Spuren, bis die Oberfläche sich wieder beruhigte. Selbst ein Sturm, der das stehende Gewässer in große Aufruhr brachte, verklang irgendwann in denselben winzigen Bewegungen, die einfach nur ein wenig mehr Zeit benötigten, um letztlich auch ins Nichts zu verschwinden. Manche Dinge benötigten Geduld. Auch bei einem Sasori no Akasuna. Ein immer lauter werdendes Knirschen des Kieses durchbrach die Stille der Nacht. Sasori neigte den Kopf zur Seite und begann zu lächeln: „So spät noch auf den Beinen?“ Auch Eliza lächelte: „So wie du.“ Er deutete auf Deidaras Campingstuhl: „Setz dich doch.“ Nachdem die Alte der Aufforderung nachgekommen war, blickte sie ihrerseits in die Sterne und lächelte liebevoll: „Sie haben es dir angetan, oder?“ Auch Sasori richtete seinen Blick wieder gen Himmelszelt und nickte: „Schon immer.“ Eliza schmunzelte freundlich: „Sie passen zu dir, finde ich.“ - „Wirklich?“ - „Natürlich. Zu euch beiden irgendwie. Aber Deidara... er ist mehr wie die Sonne am Tage. Strahlend, warm und kaum zu ignorieren, wenn sie vom Himmel scheint. Die Sonne tut allen Menschen gut. So wie Deidara dir gut tut.“ Er nickte nachdenklich: „Das ist wohl wahr... aber...“ - „Kein aber. Denn du bist wie der Mond und die Sterne. Ohne die Sonne würden wir sie nicht sehen, sie leuchten durch ihre Strahlen, und doch haben die nächtlichen Gestirne ihren ganz eigenen Charakter und Charme.“ Sie sah den Rothaarigen aus den Augenwinkeln an. „Und bisher hast du dich wie ein ewiger Neumond im Schutze der Dunkelheit versteckt. Aber das hat sich sagenhaft verändert! Du strahlst seit eurer Ankunft wie ein Vollmond, der die Nacht zum Tage macht.“ Freundschaftlich legte sie Sasori eine Hand auf die Schulter: „Und trotzdem schlafen die meisten Menschen in der Nacht, werden nie so viel Freude am Mond wie an der Sonne haben.“ - „Ach, Eliza. Das müssen sie doch auch gar nicht.“ Glücklich lächelte sie: „Ich bin wirklich überwältigt von deiner Veränderung, weißt du das eigentlich?“ Er schüttelte den Kopf. „So ist es aber. Seit ihr am Morgen eingetroffen seid fühle ich eine innere Ruhe... eine Ausgeglichenheit. Meinen Mann konnte ich nicht retten... aber du hast dir meine Worte zu Herzen genommen, ehe es zu spät war. Und ich bin überzeugt, dass mein Jack weiß, dass ich es auch für ihn... für uns getan habe.“ - „Da bin ich mir auch sicher, dass er das weiß, Eliza. Wenn er dich so geliebt hat, wie du ihn, dann hätte er diese Geste nie benötigt.“ Seufzend nickte sie: „Es war auch für mich selbst, Sasori. Endlich konnte ich Frieden mit mir schließen und Jacks Tod akzeptieren. Und nun trauere ich nicht dem hinterher, was wir hinter uns haben, sonder freue mich über das, was noch vor uns liegt.“ Sie lächelte. „Und du tust das nun auch.“ Vorsichtig griff sie nach seiner Hand und drückte diese freundschaftlich: „Weißt du... ihr habt mir versprochen, mich hier zu besuchen. Und ihr habt euer Versprechen gehalten. Ich habe vor vielen Jahren auch ein Versprechen gegeben, hatte mich aber durch meine Trauer nie gewagt, es zu erfüllen. Doch nun... nun werde ich es tun, denn ich habe keine Angst mehr.“ Eliza blickte mit leerem Blick auf den See, ließ seine Hand los und lächelte: „Ich werde wieder anfangen das Leben zu führen, welches mir so gefehlt hat nach Jacks Tod. Mit meinem geliebten Mann hatte ich gedacht auch mein eigenes Leben verloren zu haben und dabei völlig vergessen, dass ich auch noch andere Menschen in meinem Leben hatte, die zu diesem Gefühl des Lebendigseins beigetragen haben: meine Kinder.“ Sie seufzte, allerdings nicht niedergeschlagen, sondern viel eher angestrengt: „Wir haben uns seit Jahren teilweise nicht gesehen. Ich konnte es einfach nicht. Aber ich gab ihnen das Versprechen mich zu melden, irgendwann. Ich tat es nie, so sehr sie mir auch gefehlt hatten. Aber ich werde sie anrufen... und zwar gleich morgen.“ Lächelnd wandte Eliza sich zu ihm: „Mein Lebensweg ist nicht mehr sonderlich lang. Ich würde es auf ewig bereuen, wenn ich diese letzten Meter nicht mit meinen Kindern gehen würde. Noch bin ich lebendig, also sollte ich auch endlich leben.“ Auch Sasori lächelte, während die Alte sich zum Gehen erhob, und nickte: „Es ist nie zu spät zu leben. Es kann nur irgendwann zu spät sein damit anzufangen...“ Er sah Eliza noch einmal an: „Weißt du was?! Wir drei setzen uns morgen in meinen Wagen und fahren deine Kinder einfach besuchen. Das ist doch persönlicher, als ein dummer Anruf.“ Mit Tränen in den Augen nickte die Angesprochene: „Danke, Sasori.“ Sie stockte kurz. „Ich bin jetzt schon traurig, dass ihr in drei Tagen wieder abreist.“ Sasori sah in die Sterne und lächelte: „Aber wir werden wiederkommen.“ - „Versprochen?“ - „Versprochen!“ {Flashback Ende} Diesen Satz würde er wohl nie vergessen... „Noch bin ich lebendig... also sollte ich auch endlich leben.“ Und was sollte er groß sagen?! Eliza hatte absolut Recht! Dieser Satz sagte wohl alles in einer so klaren Form, dass er ihn sich immer wieder gedanklich sagte, wenn er einmal wieder einen Rückschritt machte. Dinge kamen, Dinge gingen. Das gehörte zum Leben. Selbst der Tod war ein Teil des Lebens, mit dem man sich arrangieren musste. Er küsste Deidara sanft auf den Hals, an den er sich noch immer schmiegte. Nur Deidara war es zu verdanken, dass er diese ganzen Veränderungen hatte durchleben WOLLEN; war der Anstoß zu seinem neuen Weg gewesen. Und der Kompass. Gemeinsam blieben sie in Bewegung und formten ihr Leben, veränderten es, wenn es nötig war. Und das noch für eine sehr, sehr lange Zeit, so steinig ihr Weg auch werden würde. Denn... ...So lange sie lebendig waren, so lange würden sie gemeinsam... ...leben! ~E – N – D – E~ -------------------------------------------------------------- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)