Leben aus Plastik von LisanimeBluehawk (Spiel um Leben und Tod) ================================================================================ Kapitel 1: Leben aus Plastik ---------------------------- „An alle Soldaten an der Front: Feind auf neun Uhr!“ Luke fuhr herum und zielte mit seiner Waffe in die genannte Richtung. Schritte ertönten und Dan und Stanley bauten sich rechts und links von ihm auf, die Plastikwaffen schussbereit in den Händen, grimmige Mienen aufgesetzt. Um die Ecke kam der kleine Jim. Mit laufender Nase unter blonden Löckchen und in einem hellgrünen Pullover, lugte er ängstlich hinter dem Gebüsch hervor. „Feuer!“, brüllte Jake, sprang von seinem Aussichtsplatz auf einer Parkbank hinab und feuerte seine bunte Laserpistole auf den Neuankömmling ab. „Piiiuuuu! Piiuuu! Piupiu!“, machte er dabei und die anderen stimmten ein, während sich Jims Gesicht verzerrte. „Was soll das? Warum schießt ihr auf mich?!“, greinte er. Er war gerade fünf, der Jüngste in der Straße und deshalb auch das Lieblingsopfer der Kindergang. Jake grinste fies. „Weil du klein und schwach bist, du nerviger Zwerg!“ „Ja, du Dödel!“, rief Dan und klatschte sich mit Stanley ab. Jims blaue Augen trieften vor Tränen, aber er wischte sich trotzig mit dem Ärmel den Rotz vom Gesicht. „Na, willst du nicht zu deiner Mama laufen?“, fragte Luke und hob seine Plastikwaffe. „Die hat bestimmt schon die Bullen benachrichtigt, weil du ausgebrochen bist. Sowas wie dich darf man doch nicht frei rumlaufen lassen!“ „Gegeben!“, gackerte Stanley und schlug Luke lobend auf die Schulter. Der grinste nur auf den kleinen Jungen unter sich hinab, der ihn wütend anfunkelte. „Sag das noch mal und ich hau dich!“ „So ein Zwerg wie du? Hahaha, dass ich nicht lache“, höhnte Jake und hieb mit seinem Spiel-zeug nach dem Kleinen. Der hielt es fest und riss es dem Ganoven aus der Hand. „Hey, was soll das?!“ „Wenn du mich weiter so ärgerst, landet die im Mülleimer!“, schrie Jim, mit der Plastikpistole wedelnd. „Wenn du das machst, bring ich dich um!“ Der Kleine nahm die Beine in die Hand, als die Jungen sich auf ihn stürzten. Es fiel ihnen nicht schwer dem viel schwächeren Kind das Spielzeug wieder abzunehmen. Luke hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, warum sie so etwas taten. Er war im Alter von vier Jahren hierher gezogen und froh gewesen, als er Kinder gefunden hatte, die ihn akzeptierten. Damals war er noch klein und unschuldig gewesen, allerdings auch allein und ohne Anschluss. Jetzt war er zehn und fühlte sich groß und stark und erwachsen. Die Laserpistole aus Plastik hatte er zum Geburtstag bekommen und seitdem ging er kaum noch ohne sie aus dem Haus. Sie gab ihm ein Gefühl von Macht und innerhalb der Gruppe ein Gefühl von Zugehörigkeit. Jake, mit elf Jahren der Älteste, gab den Ton unter den Jungen an. Dan und Stanley, zwei rotgesichtige, grobe Jungen, Zwillinge mit den selben Schweinsäuglein und Nasen, dem selben farblosbraunen Haar und den übergroßen Füßen und Händen, waren weniger das Gehirn, als die Muskeln der Bande. Er selbst, Luke, war für Pläne verantwortlich und als Jakes Liebling der Vizeboss. Luke hatte viele Namen für seine Clique. Die Gang. Die Bande. Die Gruppe. Nur „Freunde“ nannte er sie nicht. Wenn sie sich draußen trafen, im kleinen Park in ihrer Straße, spielten sie meistens mit ihren Laserpistolen Krieg und wenn jemand vorbeikam, den sie ärgern konnten, nutzten sie jede Gelegenheit. Vor allem der kleine Jim musste schon einige Zeit unter ihren gemeinen Späßen leiden. Ein schlechtes Gewissen hatte Luke deswegen schon lange nicht mehr. Es war ein sehr langweiliger Tag im Park, an dem Jake mit den Tickets kam. Luke lag ausgestreckt im Gras, den Kopf gegen einen Baum gelehnt und seine Pistole griffbereit neben sich. Die Zwillinge rauften miteinander, gaben sich dabei aber keine besondere Mühe, sodass es aussah, als bewegten sie sich in Zeitlupe. Da tauchte Jake plötzlich hinter Lukes Baum auf. Sein dunkles Haar war zerzaust vom Rennen und sein Atem ging schnell. „Hey, Leute! Das glaubt ihr nicht, was mir passiert ist!“, rief er aufgeregt und trat Luke in die Seite, als Aufforderung an ihn, aufzustehen. Der rappelte sich missmutig auf, strich sich das rote Haar aus der Stirn und blickte Jake mehr gelangweilt, als erwartungsvoll an. Das selbe galt für die beiden Hohlköpfe, die sich endlich wieder in Normalzeit bewegten. „Ihr glaubt nicht, was ich heute in meiner Cornflakesschachtel gefunden habe!“ Jake streckte die rechte Hand in die Luft, in der vier dunkelbraune Rechtecke steckten. „Schokoriegel?“, fragte Dan begierig und ihm lief der Sabber aus dem Mundwinkel. „Nein!“ Jake war viel zu erregt, um Dans Sabbern zu bemerken. Er streckte Luke eines der Rechtecke hin. Es entpuppte sich als dünne braune Schachtel, fast so dünn wie Papier. Luke besah sie sich genauer. Von außen sah sie vollkommen unscheinbar und unbedeutend aus. Er drehte und wendete sie und endlich entdeckte er auf einer der Kanten einen kleinen goldenen Schriftzug. „Coolplay & Funnybugs“, las er vor. Dann sah er Jake an. „Das ist doch diese Spielzeugfirma, die auch unsere Waffen hergestellt hat, oder?“, fragte er mit einem Blick auf seine Plastikkanone im Gras. Jake nickte heftig: „Ja, ja. Mach sie doch auf!“ Luke widerstand dem Drang, eine Augenbraue hochzuziehen. Der sonst so betont coole und gelassene Jake, hüpfte jetzt fast herum, wie ein Mädchen. Luke öffnete also die Schachtel und hielt die geöffnete Seite über seine Hand. Dan und Stanley waren neugierig näher an ihn herangetreten und keuchten verblüfft auf, als eine winzige Laserwaffe in Lukes Hand landete, die so verblüffend echt aussah, dass sie sie für eine richtige Schusswaffe gehalten hätten, wäre sie nur etwas größer gewesen. Luke betrachtete die Pistole, die aussah, als wäre sie geradewegs einem Sience Fiction Thriller entsprungen und widmete sich dann wieder der Schachtel. Er schüttelte sie und tatsächlich kam noch mehr heraus. Ein goldener Zettel und ein Schlüsselanhänger in Form einer Ziffer. Luke ignorierte die Zahl, es war eine 28, und konzentrierte sich auf das Stück Papier. Die Schrift darauf schimmerte silbern und war sehr verschnörkelt, weshalb es ihm schwerfiel sie zu lesen. Ständig wurde er vom reflektierten Sonnenlicht geblendet. Nachdem er den Sinn der Worte jedoch endlich begriffen hatte, starrte er Jake fassungslos an. Der grinste zufrieden. „Na?“, fragte er und Luke hätte es in diesem Moment kein bisschen gewundert, wenn er sich vor Begierde die Hände gerieben hätte. „Ich bin dazu auserwählt, neue Spielzeugwaffen auszutesten? Und das Ganze ist auch noch ein Gewinnspiel, bei dem man eine Spielekonsole im Wert von ein Paar tausend Euro gewinnen kann. Hab ich das richtig verstanden?“ Jake schüttelte ungeduldig den Kopf, dass seine kastanienbraunen Haare nur so flogen. „Nicht nur du bist auserwählt“, sagte er und warf Dan und Stanley jeweils eine weitere braune Box zu, die diese sofort begierig aufrissen, und dabei den Inhalt auf der Wiese verstreuten. „Wir alle werden dabei sein!“, eröffnete er ihnen und zog seinen Schlüsselanhänger hervor. Es war die Nummer 30. Als die Jungen sich am nächsten Tag auf den Weg zur Fabrikhalle der Spielzeugfirma machten, waren die Straßen wie leer gefegt. Keine Kinder tollten herum, spielten Ball oder sprangen Seilchen. Die Stadt wirkte wie ausgestorben. „Wo sind denn alle hin?“, murmelte Luke und warf beim Vorübergehen einen schnellen Blick in eine kleine, dunkle Nebengasse. „Ach, was interessiert uns das?“, fragte Jake. „Vielleicht sitzen die alle zuhause und schmollen, weil sie keine Tickets bekommen haben!“ Sein Grinsen reichte vom einen bis zum anderen Ohr, als er die Glastür am Eingang aufstieß und sie eine kleine schäbige Eingangshalle betraten. Der alte moorgrüne Teppich war verschlissen und fleckig. Hinter dem Schalter saß eine eher unscheinbare junge Frau und lackierte sich die Nägel. Jake trat an den Schreibtisch heran und musste sich auf die Zehenspitzen stellen, damit er die Nasenspitze über die Kante schieben konnte. „Guten Tag“, sagte er so lässig wie möglich. „Wir sind hier, weil man uns für einen Testdurch-lauf gebucht hat.“ Er zog seine Plastikziffer aus der Hosentasche und hielt sie der Sekretärin unter die Nase. Die Frau seufzte nur und deutete mit der einen Hand auf eine Tür links vom Schreibtisch. „Da lang. Immer gerade aus.“ Jakes Gesicht zeigte nichts von der Enttäuschung, die sich in den Mienen der Zwillinge breit machte und die auch Luke verspürte. Sie hatten sich einen etwas ehrenvolleren Empfang erhofft. Doch Jake grinste weiter, steckte den Schlüsselanhänger ein und bedeutete seinen Kumpanen, ihm zu folgen. Hinter der Tür lag ein langer, gerader Gang. Die Wände zu beiden Seiten waren kahl und farblos, der Teppich sah genau so aus, wie der in der Eingangshalle und zusätzlich roch es hier ein wenig feucht und modrig und Luke vermutete, dass es hinter der Tapete bereits schimmelte. Am Ende des Gangs blieben sie vor einer hohen Eisentür stehen. „Holt schon mal eure Nummern raus“, wies Jake die anderen an und öffnete dann schwungvoll die Tür. Was die vier dort sahen, wischte zuerst Jake und dann auch den Zwillingen ihr überheb-liches Grinsen aus dem Gesicht. Auch Luke war überrascht, allerdings erschien es ihm logisch. Die Halle war voller Kinder. Es schien, als wären alle Jungen und Mädchen zwischen fünf und elf Jahren aus der ganzen Stadt hierher gekommen, um sich an dem Wettbewerb zu beteiligen. Ziemlich große Konkurrenz, dachte Luke. „Aaaah, willkommen, willkommen“ hörten sie plötzlich eine Stimme und ein hochgewachs-ener, ziemlich steifer Mann kam auf sie zu. „Schön, dass Sie gekommen sind“, sagte er, ohne den leisesten Anflug eines Lächelns. „Guten Tag“, begrüßte ihn Jake. „Sind Sie der Chef hier?“ Der Mann fuhr sich durch das gegelte Haar. „Nein, nein. Ich bin bloß der oberste Abteilungsleiter. Nicht der Rede wert. Dürfte ich dann wohl Ihre Nummern sehen?“ Die Kindern hielten ihm ihre Schlüsselanhänger unter die Nase und der Mann nickte. „In Ordnung, Sie sind also tatsächlich eingeladen. Nun gut, wenn ich bitten darf?“ Mit forschen Schritten führte er sie zu einer Reihe Kleiderständer in der Nähe, wo eine Menge Westen hingen. Gleich daneben standen lange Vitrinen, in denen hinter Glasscheiben die neusten Spielzeuglaserwaffen warteten. „Bitte nehmen Sie sich jeder eine dieser Westen“, wies der Mann sie an. Und mit einem Blick auf den Eingang verabschiedete er sich mit den Worten: „Bitte bedienen Sie sich selbst. Ich habe zu tun.“ Und schon rauschte er davon, um die nächsten Neuankömmlinge in Empfang zu nehmen. „Komischer Kauz“, murmelte Luke und sah dem seltsamen Herrn nach, während die anderen Jungen an den Ständern nach Westen in ihrer Größe stöberten. „Ach, wieso denn?“, fragte Jake. „Ich fand ihn sehr höflich.“ Er zog eine der blau-weißen Westen vom Ständer und legte sie an. Luke konnte sich denken, was Jake so höflich an dem Mann gefunden hatte. Aber, mal ehrlich: Wer siezt schon Kinder im Alter von zehn oder elf Jahren? Ist das nicht ein bisschen übertrieben? Auch Dan hatte bereits eine passende Weste gefunden. Allerdings spannte sie ein wenig über seinem Bauch. „Ja, find ich auch. Aber ich dachte eigentlich, wir wären die einzigen Teilnehmer. Dass es gleich so viele sein würden...“ Aber Jake winkte nur müde ab. „Ach, die haben eh keine Chance gegen uns. Wir haben viel mehr Übung darin, mit Laserkanonen zu schießen -“ „Die nicht mal einen erkennbaren Laserstrahl haben“, warf Luke ein. „- und außerdem haben wir doch Luke, den besten Schützen der ganzen Straße“, sagte Jake und legte seinem Kumpel den Arm um die Schultern. Dabei drückte er etwas zu fest, sodass es Luke die Luft abschnürte. „So Kinder. Alle bereit?“ Der steife Mann in dem Nadelstreifenanzug, stand vor der Eingangstür und ließ seinen Blick prüfend über die Anwesenden schweifen. Und scheinbar war er zufrieden mit dem, was er sah, denn er nickte, wie um sich selbst zu bekräftigen, dass alles in Ordnung war. Dann wandte er sich noch einmal den Kindern zu: „Ich werde jetzt diesen Raum verlassen und die Tür hinter mir schließen. Über die Lautsprecher an der Decke bekommt ihr die restlichen Informationen und die Spielregeln mitgeteilt.“ Dann drehte er sich um und die Tür schloss sich hinter ihm mit einem lauten Schlag. In der Halle war es jetzt stiller als zuvor. Nervöses Gemurmel, unterbrochen von vereinzeltem Kichern und Gackern füllte den Raum und drang Luke in die weit aufgesperrten Ohren. Da knackten die Lautsprecher. „Hallo und willkommen bei Coolplay & Funnybugs“, intonierte eine sonore Roboterstimme. „Ich hoffe ihr habt alle gut hergefunden.“ Zustimmendes Getuschel machte sich unter den Kindern breit. „Ich will euch auch gar nicht mehr auf die Folter spannen“, redete die Stimme weiter. „Ihr seid hier, weil ihr ein neues Produkt von Coolplay & Funnybugs testen sollt. Dies geschieht im Rahmen eines Wettkampfes und das Spiel sieht folgendermaßen aus: Jeder von euch trägt eine Weste, die euch als „alive“ kennzeichnet. Nur die Laserstrahlen der Pistolen können das Material, aus dem die Westen bestehen, zerstören. Wer an einer empfindlichen Stelle getroffen wird ist, ist „dead“ und scheidet automatisch aus. Derjenige, der am Ende als letzter übrig geblieben ist, hat gewonnen und bekommt die Spielekonsole im Wert von zwanzigtausend Euro. Für alle anderen ist das Spiel jedoch beendet, sobald sie von einer der Waffen getroffen werden. Das Spiel selbst endet erst, wenn nur ein einziger von euch noch steht. Erst dann werden wir die Tür wieder öffnen. Holt euch jetzt alle eine Waffe aus den Vitrinen. Wenn jeder von euch eine der Pistolen in der Hand hat, wartet auf den Signalton, wenn wir die Funktionen eures Spielzeugs freischalten. Alles klar? Dann los!“ Die Kinder stürzten sich wie die Verrückten auf die Vitrinen, die sich offenbar über Fernsteuer-ung geöffnet hatten. Dan und Stanley hatten keine Schwierigkeiten, sich ganz nach vorne durchzuboxen und besorgten auch Jake und Luke ein vielversprechendes Exemplar. Nach nur wenigen Minuten war jedes der Kinder in der Halle versorgt und alle warteten gespannt auf den Signalton. „Ah, wie ich sehe, seit ihr so weit“, stellte die körperlose Stimme tonlos fest. „Na, dann: Viel Glück. Möge der Beste unter euch gewinnen!“ Es gab einen durchdringenden, schrillen Ton und Luke sah ein blaues Lämpchen oben an seiner Waffe aufleuchten. Und schon ging das Spiel los. Die Kinder rannten wie kopflose Hühner durcheinander und schossen wild in der Gegend herum. Und tatsächlich trafen Laserstrahlen die Decke, die Eisentür und die Wände ohne dabei jedoch irgendeinen Schaden anzurichten. Lachen erfüllte die Halle, ein Juchzen und Grölen und dann erschallt ein lauter, langgezogener Schrei, der nicht enden wollte. Luke blickte sich suchend um. Er hatte sich bisher im Hintergrund gehalten und abgewartet. Er hatte sehen wollen, wie sich die anderen Kinder mit einer Pistole anstellten und vor wem er sich besonders in Acht nehmen musste. Jetzt war es totenstill, niemand bewegte sich mehr. „Hey, was ist denn los?“, fragte Jake und schlug sich unter Einsatz der Zwillinge und den eigenen Ellenbogen zur Mitte der Halle durch, wo sich eine Schar Kinder um etwas versammelt hatte, das augenscheinlich auf dem Boden lag. Luke, der den anderen in ihrem Fahrwasser gefolgt war, drängte sich weiter nach vorn und starrte auf das Kind, das da auf dem Boden kniete. Es war ein Mädchen von zehn oder elf Jahren und es hielt einen Jungen in den Armen, der nicht mehr als drei Jahre jünger zu sein schien, als sie selbst. Blankes Entsetzen stand auf ihrem Gesicht, während sie den Blick nicht von dem Kind abwenden konnte, dessen Kopf und Arme schlaff zur Seite hingen. „Was ist denn los?“, wiederholte Jake ungeduldig und fuchtelte entnervt mit seiner Waffe in der Luft herum. „Wenn er ausgeschieden ist, schaff ihn zur Seite. Sonst liegt er nur im Weg herum.“ Doch das Mädchen reagierte nicht. „Hey, hörst du mir zu?“, fragte er unwirsch und stupste sie mit dem Lauf seiner Pistole an der Schulter. Als sie sich aber immer noch nicht rührte, baute er sich drohend vor ihr auf, die Waffe auf ihre Stirn gerichtet. „Hallo. Ich rede mit dir. Antworte mir gefälligst. Oder es ist aus.“ Gespanntes Schweigen herrschte in der Halle. Niemand getraute sich etwas zu sagen. Es kam Luke so vor, als hätten sie alle auf einmal die Luft angehalten. „Lass das sein!“ Ein Ruf zerriss die nervenaufreibende Stille und ein kleiner Blondschopf erschien inmitten der Menge. Er suchte sich seinen Weg zwischen Waffen und Beinen zu dem Schauplatz nach vorne. Es war Jim. „Ha! Der kleine Kotzbrocken ist also auch da“, knurrte Jake und deutete mit seiner Waffe nun auf den Kleinen, aus dessen Nase es auch heute tropfte. Luke nutzte die Ablenkung, um sich zu dem Kind auf dem Boden niederzubeugen. „Hey, Mädchen. Wie heißt du?“, fragte er und berührte sanft ihren Arm. Das Mädchen sagte nichts, sondern starrte weiter auf den Jungen in ihren Armen. Der kleine hatte das selbe helle Haar wie sie. Sandfarben mit einem Stich ins Blonde. Luke wandte sich dem Jungen zu. Erst jetzt, aus nächster Nähe, fiel ihm auf, wie blass er war und unter seinem Pony sah er, dass seine Augen weit offen standen. Auch sein Mund war leicht geöffnet, doch es kam nichts heraus. Weder eine Flüssigkeit noch Worte. Doch am allerschlimmsten waren seine Augen. Sie waren kalt und leer und seltsam trocken. Der Junge hatte schon eine ganze Weile nicht mehr geblinzelt. „Hey! Heyhey! Wach auf!“ Luke wedelte mit seiner Hand vor dem Gesicht des Kleinen, doch nichts geschah. Dann schüttelte er ihn und erschrak, als er schlaff in sich zusammensank, den Kopf in einem höchst unnatürlichen Winkel im Vergleich zu seinem Körper. Luke stockte der Atem. „Was zum...?“ Mit zitternden Fingern tastete er nach dem Puls des Jungen. Erst als Jake ihm mit seiner Waffe eins überzog, hörte er seinen eigenen Schrei. Erst in diesem Moment, spürte er, dass er wild um sich schlug und zitterte. Sein Blick schoss wild von einem zum andern, als er schrie: „Er ist tot! Der Junge ist tot! Wie kann das sein? Was ist hier nur los?“ Jake starrte ihn nur verständnislos an und auch in den Augen der anderen Kinder entdeckte er nichts als Verwirrung und Befremdung. „Er... er“, keuchte er atemlos und schloss für einen Moment die Augen. „Der Junge ist tot“, sagte er dann. Ganz ruhig, laut und deutlich. Stille umfing ihn. Drang in ihn und füllte ihn aus wie Watte. „Was soll das heißen, er ist tot?“, fragte ein Junge rechts von ihm und beugte sich zu dem Kind auf dem Boden hinab. Das Mädchen, dass es in Armen gehalten hatte, saß immer noch stumm da, aber jetzt liefen Tränen seine Wangen hinab. Wie betäubt beobachtete Luke, wie der Junge sich zu dem Toten hinabbeugte und nach dem Puls fühlte, dann die Atmung überprüfte und nach dem Herzschlag suchte. Er war leichenblass, als er sich erhob und Luke war sicher, dass er in diesem Augenblick genau so aussah wie er. „Er hat Recht“, sagte der Junge und seine Stimme war so ausdruckslos, wie die eines Nachrichtensprechers: „Er ist tot.“ „Nein! NEIN!“, das Mädchen, das auf dem Boden gekniet hatte, konnte nun nicht mehr an sich halten und weinte laut drauf los. „Das darf nicht wahr sein! Mein kleiner Bruder! Elias!“ Luke ließ seinen Blick über die Kinder um ihn herum wandern und sah in jedem Gesicht das selbe Entsetzen, das auch von ihm bereits Besitz ergriffen hatte. Bei Jake bleib sein Blick hängen, der stumm vor sich hinstarrte. Es schien ihm, als wäre eine Ewigkeit vergangen ehe Jake langsam den Mund öffnete und zu sprechen versuchte. Doch es kamen keine Worte. Dann brach Dan das Schweigen. „Aber, wie konnte das denn passieren? War der Junge krank?“ Alle blickten das Mädchen an, das immer noch weinte und nicht aussah, als könne es bald wieder damit aufhören. Da ging der kleine Jim auf sie zu, tätschelte ihren Arm und fragte: „Sag, Macy. War Elias krank?“ Macy schluchzte auf. „Nein“, würgte sie hervor. „Nein, er war immer kerngesund. Ich … ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Er … er lief neben mir her und hat mit seiner Pistole gespielt ohne zu schießen. Und dann … dann hat ihn einer getroffen, der Strahl einer Kanone, und er ist ganz steif geworden und dann einfach umgefallen.“ Wieder trat Schweigen ein, während die Kinder versuchten, das eben gehörte zu verdauen. Der Junge war gestorben, nachdem er von einer der Laserpistolen getroffen worden war. „Aber... aber das sind doch nur Spielzeugpistolen, … oder?“, fragte der Junge rechts von Luke, den er als Marc wiedererkannte. Marc ging in seine Parallelklasse und war ein außerordentlich talentierter Sportler. „Ich... ich meine, die würden uns hier doch nicht mit echten Waffen spielen lassen, oder? Das wäre doch total bescheuert.“ Doch in Luke wuchs das Unbehagen. Er hatte Angst und er wusste, dass es den anderen genau so ging. Mit einem Blick auf den kleinen Jim, der immer noch Macys Arm tätschelte, und die vielen Tränen, die wie Regen aus ihren Augen auf die schäbigen Fliesen tropften, spürte er rasende Wut in sich hochkochen. „Verdammt, was macht ihr hier mit uns? Was soll das werden? Spielen wir Versteckte Kamera oder was? Verraten Sie uns endlich, was sie mit uns vorhaben!“, brüllte er und fixierte dabei die Decke, wo er die Lautsprecher erahnte. Es knackte und sie hörten die kalte Roboterstimme mit ihnen sprechen: „Wer wird denn gleich die Nerven verlieren? Das Spiel hat doch gerade erst angefangen. Wollt ihr den Preis denn gar nicht bekommen?“ Ein Tuscheln und Murmeln erhob sich und Luke, der sich vor den Gedanken in den Köpfen seiner Konkurrenten in diesem „Spiel“ fürchtete, antwortete: „Nicht, wenn Sie uns nicht sagen, was das hier alles soll. Ich werde keine Menschen verletzen, nur um an eine Spielekonsole heranzukommen.“ Ein Knistern ertönte und so etwas wie ein kehliges Röcheln. Es klang fast wie ein Lachen. „Nun gut, ihr fragt euch also, ob die Pistolen, die ihr in Händen haltet mehr sind, als nur Spielzeug? Ich kann euch beruhigen. Auf unserem derzeitigen Stand der Technik ist es uns noch unmöglich einen Laserstrahl zu entwickeln, der stark genug ist, um jemanden zu töten, ja, überhaupt gesehen zu werden.“ Wieder wurde Getuschel laut und dann fragte Marc: „Wie ist Elias dann gestorben?“ Und wieder dieses kehlige Röcheln. „Nun, die Waffen selbst sind nicht gefährlicher, als jede herkömmliche Taschenlampe, die ihr in jedem beliebigen Supermarkt kaufen könnt. Allerdings kann einer dieser Strahlen einen Mechanismus innerhalb eurer Westen auslösen, der euch bei lebendigem Leibe röstet.“ Schockierte Mienen, fassungsloses Schweigen und ungläubig verzerrte Gesichter. „Wollen Sie damit sagen, sie haben uns alle hier her eingeladen um an uns auszuprobieren, wie gut ihre Westen töten!?“, schrie Macy, dass ihre Tränen nur so spritzten. „Genau.“ Dieses eine Wort, ließ einen Tumult losbrechen, der einem Tsunami würdig gewesen wäre. Kinderstimmen brüllten durcheinander, schrien gegen einander an und versuchten sich Gehör zu verschaffen. Da ertönte ein lauter Pfiff und es wurde sofort mucksmäuschenstill. Alle Augen blickten zu Marc, der eine Trillerpfeife in der Hand hielt. „So“, sagte er und ließ die Pfeife wieder an dem Band um seinen Hals hinabbaumeln. „Die Sache ist doch so: Wir alle müssen versuchen, dieses Spiel zu gewinnen. Und damit das klappt, müsste ein einziger am Ende übrigbleiben, das heißt alle anderen wären tot.“ „Aber das können wir doch nicht machen!“, rief Macy aufgebracht, doch Marc hob beschwichtigend die Hände. „Lasst mich bitte zuerst ausreden. Die Dinge stehen doch so: Die Waffen selber sind vollkommen ungefährlich. Nur solange wir die Westen tragen, sind wir verwundbar. Das heißt wir müssen bloß diese Dinger hier ausziehen und...“ „Oh, das würde ich mir aber überlegen“, unterbrach ihn die Roboterstimme. „Diese Laserwaffen mögen kaum Zerstörungskraft in sich bergen, jedoch sind unter diesen Scheinwaffen auch ein paar echte dabei und die einzige Chance einen dieser Strahlen zu überleben, sind eure Westen, denn deren Material kann euch schützen.“ „Aber eben haben sie doch gesagt, dass es noch keine so weit entwickelten Laser gibt und dass unsere Westen uns umbringen, wenn sie von einem Strahl getroffen werden“, entgegnete Luke. So langsam verlor er wirklich die Nerven und er spürte, wie die Luft dicker zu werden begann. Auch in den Köpfen der anderen arbeitete es schwer. „Nun, das ist nicht ganz richtig. In Wahrheit ist unsere Technologie viel ausgereifter als öffentlich bekannt. Allerdings wissen wir eben noch nicht wie stark genau.“ „Und deshalb haben sie uns herbeordert, um es an uns auszutesten?“, fragte Jake dazwischen. Luke konnte nicht glauben, wie ruhig der Kerl klang. Er spielte immer noch mit dem Griff der Waffe, als wäre sie nicht gefährlicher, als die Plastikkanonen, mit denen sie sonst immer spielten. „Richtig“, gab der Lautsprecher zurück. „Und diese Laser lösen keine Mechanismen in euren Westen aus, weil sie eine viel höhere Frequenz haben. So ähnlich, wie bei einem Radio. Die rea- gieren auch nur auf ganz bestimmte Frequenzen.“ „Das heißt also, wenn wir die Westen anbehalten, könnte es sein, dass wir sterben, wenn sich ein Schuss aus Versehen lösen würde...“ „Oder er absichtlich abgegeben wird“, ergänzte die Roboterstimme. Bei diesem Gedanken lief es allen Jungen und Mädchen eiskalt den Rücken hinunter und sie äugten misstrauisch nach rechts und nach links und hinter sich. „... und wenn wir die Westen ausziehen, sind wir derselben Gefahr ausgesetzt?“, fasste Marc unbeirrt zusammen. „Korrekt.“ „Aber dann darf einfach keiner mehr schießen“, sagte der kleine Jim und blickte sich mit seinen hellen blauen Augen unsicher um. Jake schnaubte, verzichtete aber darauf, seinen Kommentar dazu abzugeben. „Ganz so einfach ist es leider nicht“, entgegnete die Stimme. „Ich vergaß zu erwähnen, dass wir auch im Raum, an den Wänden und unter der Decke Kanonen beider Sorten versteckt haben, die losgehen, sobald länger als zwei Minuten kein Schuss gefallen ist.“ „Das ist doch unglaublich!“ - „Das können die doch nicht machen!“ - „ Das muss doch ein Scherz sein. Ein schlechter Scherz!“ Aber es war kein Scherz. Und wie zum Beweis, öffneten sich in der Decke Luken und fünf Kanonen fuhren heraus, die sofort anfingen scheinbar unkontrolliert zu rotieren und dabei unablässig Schüsse abfeuerten. Luke sah wie rechts und links von ihm Kinder getroffen zu Boden gingen, wie andere versuchten auszuweichen oder Freunde und Geschwister aus dem Weg stießen. „Schießt einfach alle in die Luft!“, brüllte Marc und die, die noch standen, taten, was er ihnen sagte. Keine fünf Sekunden später erstarb das Kreuzfeuer und es herrschte wieder Stille. Luke atmete heftig, als er den Arm sinken ließ und sich im Raum umsah. Zwischen den Kindern lagen viele auf dem Boden, Arme und Beine von sich gestreckt, wie der kleine Elias, der jetzt wenigstens nicht mehr alleine war. Auch Macy hatte es erwischt und Luke wurde schlecht als er sie sah. Ihm wurde schwindelig und er wollte nichts lieber als die Augen zu schließen und sich beim erneuten Öffnen in seinem Bett wiederfinden. In Sicherheit nach einem schrecklichen Alptraum. Doch das hier was grausame Realität. „Alive: 36, Dead: 14“, erklärte die Computerstimme. Noch immer herrschte Totenstille. Alle standen da wie erstarrt und versuchten, nicht zusammenzubrechen. Was war da los? Das konnte doch unmöglich wahr sein! Sie waren hierher gekommen, weil man sie eingeladen hatte, an einem Testdurchlauf teilzunehmen, der gleichzeitig als Wettkampf diente und dessen Hauptgewinn eine Spielkonsole war und jetzt erzählte man ihnen, das ganze sei in Wirklichkeit ein Spiel um Leben oder Tod. „Leute, Leute, hört mal zu!“ Luke stand mit erhobenen Händen da, drehte sich einmal um sich selbst und versuchte dabei sich in dem allgemeinen Gemurmel und den hysterischen Diskussionen Gehör zu verschaffen. Da ertönte ein Pfiff und es wurde schlagartig still. Luke warf Marc einen dankbaren Blick zu, dann wandte er sich den anderen zu. „Ich nehme an, dass niemand von euch scharf darauf ist, getötet zu werden, stimmt's?“ Zustimmendes Gemurmel machte sich breit. „Nein, wer will das schon?“, rief ein Mädchen in einem hellblauen Sommerkleid. „Eben. Keiner von uns will hier sterben, was sollen wir also machen?“, schaltete Marc sich ein. Luke schluckte. Er war es nicht gewöhnt vor so vielen Menschen zu sprechen. In der Halle gab es nun kein einziges lebendiges Gesicht mehr, dass sich nicht ihm zugewandt hatte. Und mit einem Schauder fragte er sich, ob Macy und ihr toter kleiner Bruder schon die ganze Zeit so dagelegen hatten, oder ob auch sie sich erst jetzt zu ihm umgedreht hatten. „Also... ich denke, wir sollten einfach versuchen irgendwie hier heraus zu kommen. Vielleicht können wir mit unseren Lasern die Türen öffnen, oder...“ „Aber unsere Laser lösen doch nur die Westen aus!“, rief der kleine Jim dazwischen. „Stimmt“, sagte ein Junge im Trainingsanzug. „Das wird also nicht klappen.“ „Aber die Laser an der Decke könnten stark genug sein!“, gab Marc zu bedenken. „Wir müssten bloß versuchen, sie in die richtige Richtung zu locken und dann abwarten, bis sie eine Wand oder eine Tür zerschmort haben.“ „Ja! Das ist es!“, der kleine Jim schlug mit der Faust in die Hand. „So können wir es schaffen! So...“ „Aber das ist doch viel zu gefährlich!“, entgegnete das Mädchen im blauen Kleid. Ihr Name war Cathy, wie Luke sich erinnerte und sie ging ebenfalls in seine Parallelklasse. Luke sah sie fragend an: „Und warum?“ „Na, damit die Laser anspringen, müssen wir doch mindestens zwei Minuten lang unsere Waffen nicht benutzt haben. Als genau das vorhin passiert ist, sind diese Dinger doch total durchgedreht, haben unkontrolliert in alle möglichen Richtungen gefeuert...“ „Und außerdem hab ich gesehen, wie ein Laserstrahl eine Tür getroffen hat und ein anderer eine Wand. Da ist nichts zu machen, die haben nicht mal einen Kratzer!“, war von irgendwo weiter hinten eine Stimme zu hören. „Hm... dann brauchen wir eben einen neuen Plan...“, murmelte Luke. „Sagt mal, habt ihr sie noch alle? Habt ihr vielleicht mal auf die Uhr geschaut?“, Jake war neben Luke getreten, ohne, dass der etwas davon bemerkt hatte. Jetzt wedelte er aufgeregt mit seiner Waffe herum und tippte wie wild auf den Display seiner Armbanduhr. „Man, die zwei Minuten sind gleich um! Wenn die Dinger da oben dann wieder anspringen, sind wir womöglich alle dran!“ „Hey, Jake, beruhige dich doch!“, Dan war hinzu getreten und versuchte den Arm seines Freundes zu packen. Dabei verfehlte er wohl dessen Hand und berührte einen Schalter am Griff der Waffe. Sofort schoss ein hellblauer, gleißender Strahl daraus hervor und hinterließ ein kreisrundes, münzgroßes Loch in der Brust seines Bruders Stanley. Der verdrehte die Augen und fiel um. Totenstille. Alle Kinder standen mit offenen Mündern da. Entsetzen machte sich in ihren Gesichtern breit. „Ooooops“, das war die Stimme aus dem Lautsprecher und sie klang seltsam vergnügt. „Mein... mein Bruder“, stammelte Dan, eine Hand immer noch an Jakes Arm. „Du... du hast meinen Bruder gekillt!“, schrie er plötzlich. Von einer auf die nächste Sekunde war sein Gesicht rot angelaufen, wie in einem Zeichentrickfilm. „Du hast Stan -“, Jake riss seinen Arm los und deutete mit der Mündung seiner Waffe auf die Nase seines ehemals besten Freundes. „Ich habe gar nichts getan. Du hast doch den Abzug betätigt. Und nebenbei hat dieser Schuss unser aller Leben gerettet. Nur wenige Sekunden zu spät und die Laserkanonen an der Decke hätten deinem Holzkopf von einem Bruder den garaus gemacht.“ Jetzt war Dan kreideweiß geworden und starrte Jake nur noch mit offenem Mund an, dann ging ein Ruck durch seinen Körper und er drehte sich um und fiel neben seinem Zwilling auf die Knie. Jake wandte sich unterdessen den ungläubigen, feindseligen, jedoch teilweise auch beeindruckten Gesichtern zu. „Ja, ihr habt richtig gehört. Ich habe uns alle gerettet. Wir könnten so weiter machen. Alle zwei Minuten erledigen wir einen, dann können die anderen ein bisschen länger Leben. Wer als erster stirbt, entscheidet das Los.“ Luke konnte nicht glauben, was er da hörte. Er hatte Jake zwar nie für einen gutherzigen oder großzügigen Menschen gehalten, aber das hier... „Sag mal, bist du jetzt völlig übergeschnappt?“, fuhr er auf. „Das kannst du doch unmöglich ernst meinen!“ Er starrte seinen Freund an, als wäre er ein Fremder. Ein verrückter Fremder mit einer Laserwaffe. Jake ließ die Waffe, die er immer noch vor sich hielt wie einen Schild, sinken, aber nur um sie Luke entgegen zu halten. „Pass auf was du sagst, Kumpel. Das Ding hier ist scharf.“ Luke hätte am liebsten gelacht. Oder geweint. Im Moment konnte er das wirklich nicht sagen. „Wie – was ist nur los mit dir? Bist du jetzt komplett durchgedreht? Jake! Das hier ist doch längst kein Spiel mehr! Das hier ist echt. Das ist die Realität!“ „Ach ja? Wie kannst du dir da so sicher sein?“, fragte Jake. Er legte den Kopf schief, während er seine Hand lässig zur Seite bewegte, sodass die Waffe jetzt in eine andere Richtung zeigte. Luke krampfte die verschwitzten Finger um den Griff seiner eigenen Waffe, ohne den Abzug jedoch zu berühren. Am liebsten hätte er das grauenhafte Ding einfach fallenlassen. „Lass diese Spielchen, Jake. Das ist nicht lustig.“ Jake verzog keine Miene. „Ich mache keine Witze, Luke“, sagte er und sprach den Namen aus, als hätte er schon seit Jahren darauf herumgekaut wie auf einem alten Kaugummi, der seinen Geschmack verloren hat, und könne ihn jetzt endlich ausspucken. „Wer sagt mir, dass das hier nicht bloß ein Traum ist und ich nicht machen kann, was ich will? Wer kann mir beweisen, was die Realität ist und was nicht?“ Und mit diesen Worten, bewegte er den Zeigefinger seiner rechten Hand und ein hellblauer Lichtstrahl schlug eine Schneise in den Kreis der Kinder. Schreie der Angst wurden laut, doch keiner wagte es, seinerseits die Waffe gegen Jake zu erheben. „Hahaha, eine sehr interessante Frage, du kluger Junge“, der Klang der blechernen Stimme schoss Luke durch Mark und Bein, der wie erstarrt auf Jakes Opfer am Boden geblickt hatte. Auf Jakes Gesicht breitete sich ein zaghaftes Grinsen aus. „Danke.“ „Nur schade, dass wir keine Zeit damit vertrödeln sollten, sie zu klären“, fuhr die Stimme fort. „Ich habe nämlich ganz vergessen eine unbedeutende Kleinigkeit zu erwähnen...“ „Du hast meinen Bruder auf dem Gewissen!“ Es war Dan, der die Stille brach, die auf den letzten Kommentar der Stimme folgte. Jakes Kopf fuhr herum und so konnte er gerade noch sehen, wie Dan, bewaffnet nur mit seinen eigenen Fäusten und schrecklicher Wut, die unheimlich in seinen Augen glomm, auf ihn zugestürmt kam. Ein Aufkeuchen entrang sich Lukes Kehle, als Jake kalt seine Waffe herumriss und sie gegen seinen zweiten Freund richtete. Das Licht zerfetzte Dans Stirn und es spritzte. Das Kreischen der Kinder, die hinter dem zusammengebrochenen Jungen zurückwichen, wurde übertönt von den gefühllosen Worten der Stimme: „Die Akkus eurer Waffen halten leider nicht für immer. Nur noch eine halbe Stunde und zwei Minuten, danach seid ihr alle Futter für die Laser.“ Diese Rede brach nun endgültig den Bann, der auf den Kindern gelegen zu haben schien. Ein Tumult brach los, der größer kaum hätte sein können. Bestürzt sah Luke zu, wie Mädchen und Jungen wie eine wild gewordene Affenherde durcheinander stürmten, mit den Waffen in unbestimmte Richtungen schossen und dabei über die immer zahlreicher werdenden Leichen sprangen. Jake indessen blieb äußerlich von der Panik unberührt und marschierte über das Schlachtfeld, als sei es der Schulhof während der großen Pause. Nur mit dem einen Unterschied, dass alle Waffen in diesem Raum echt und jeder Schuss tödlich war, den er abfeuerte. Luke wurde übel bei dem Anblick, der sich ihm bot. Es war tatsächlich kein Spiel mehr: Es war eine echte Schlacht. Ein Würgen unterdrückend stolperte er rückwärts und berührte mit dem Fuß etwas weiches. Ein Arm? Ein Bein? Er wollte es nicht wissen, traute sich nicht, hinzusehen. „Luke! Pass aus!“ Luke fuhr herum und im selben Moment fiel ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren und einem pinken Pony ihm in die Arme. Ihre Augen waren weit geöffnet und ihre Lippen lagen locker auf einander. Er ließ den leblosen Körper zu Boden sinken und drehte sich zu dem Rufer um. Da stand der kleine Jim, die Waffe mit zitternden Händen umklammert und starrte in ungläubigem Schock auf das tote Mädchen am Boden. „Ich... ich...“, stammelte er und Luke sah, wie sich in den hellen Augen des kleinen die Tränen sammelten. „Schon gut, schon gut. Du hast ihr sicher nicht wehgetan“, versuchte Luke ihn zu beruhigen und fasste ihn an der Schulter. Der Junge blickte mit großen Augen zu ihm auf ohne zu blinzeln. In seinen Augen spiegelte sich die selbe Panik, die auch Luke verspürte. „Aber... ich habe... sie...“ „Schon gut, das ist jetzt nicht wichtig“, unterbrach ihn Luke und fasste den kleineren Jungen am Arm. „Komm mit.“ Ohne nachzudenken, warum er das tat, zog er Jim am Arm hinter sich her, während er das Schlachtfeld überquerte. Sie mussten ein Versteck finden, alles war sicherer, als mitten im Kampfgetümmel stehen zu bleiben. Wie durch ein Wunder erreichten sie die Vitrinen, in denen vorher die Waffen gelegen hatten, unversehrt. Luke war allerdings nicht drumherum gekommen, selbst ein paar Schüsse abzugeben, verbot sich jedoch jeden Gedanken an die Gesichter seiner Opfer. Es tut mir leid, Jennifer. Mike, bitte verzeih mir... Hinter den Vitrinen gingen sie in Deckung. Luke bedeutete Jim, sich nicht von der Stelle zu bewegen. Er selbst kniete sich aufrecht hin und spähte vorsichtig über den Rand der Vitrine hinaus. Wenn er nicht schon gewusst hätte, was es da zu sehen geben würde, hätte er vor Entsetzen aufgeschrien. Überall lagen tote Kinder auf dem Boden. Teilweise auf dem Gesicht, andere aber konnte man sofort erkennen. In seinem Hals bildete sich ein dicker Kloß, der noch zu wachsen schien, je mehr tote Gesichter er erkannte. Inzwischen hatte es auch Marc erwischt. Er lag unweit von ihrem Versteck auf dem Boden. Alle Viere von sich gestreckt, die Trillerpfeife noch in den erstarrten Fingern. Da entfuhr Jim neben ihm ein verängstigtes Quieken und Luke drehte sich zu ihm um. „Was ist denn...?“ Aber er kam nicht mehr dazu, seine Frage zu beenden, denn sie erübrigte sich. „Habe ich dich endlich gefunden“, ein irres Grinsen verzerrte Jakes sonst so klare Züge. Seine Haare standen ebenso untypisch in alle Richtungen ab, seine Kleider wirkten abgerissen und auf seinem Gesicht lag etwas, das dort nicht hingehörte. Dieser Ausdruck gehörte in kein Kindergesicht. Aber was war es? „Bist mir ja ganz schön lange entgangen,“ er hob die Hand mit der Waffe und deutete auf Luke. „Was hast du vor?“, fragte der, und war sich nicht einmal sicher, ob Jake ihn überhaupt hatte hören können, so heiser und kratzend hatten seine Worte geklungen. Jake verzog übertrieben nachdenklich das Gesicht und kratzte sich mit dem Lauf seiner Plastikwaffe an der Schläfe. „Hm... tja, was will ich wohl...?“ Da unterbrach die monotone Roboterstimme ihren kleinen Plausch: „Der aktuelle Zwischenstand: Alive: 15, Dead: 35.“ Jakes Mundwinkel wanderten beängstigend weit auseinander. „Hast du gehört? Nur noch fünfzehn sind übrig. Das sollte kein Problem mehr darstellen. Die anderen elf habe ich ja auch ohne Schwierigkeiten erledigen können.“ Jakes Gesichtszüge schienen seltsam vor Luke zu flimmern und er erkannte, was das war, was er dort in Jakes Gesicht entdeckt hatte: Wahnsinn. „Du hast elf Kinder umgebracht?! Aber warum?!“ Jake blickte irritiert zu dem kleinen Jim hinab, als würde er ihn erst jetzt bemerken. Das wahnsinnige Grinsen, das ihm für einen Moment verloren gegangen war, kehrte urplötzlich zurück und er hielt dem Jungen seine Waffe direkt an die Stirn. „Na, weil es Spaß macht.“ Luke hatte die Luft angehalten, doch jetzt warf er die Hände nach vorn und schob sich zwischen Jim und die Waffe. „Jake, das... das ist ein ganz blöder Scherz. Wirklich. Hör auf damit... bitte!“ Jake runzelte die Stirn. „Was denn für ein Scherz. Ich versteh nicht, wovon du redest.“ „Aber...“ „Alive: 9, Dead: 41.“ Jake warf den Kopf in den Nacken und lachte: „Jahaha! Habt ihr das gehört?! Nur noch neun Schuss trennen mich von einer nagelneuen Spielkonsole! Und ihr werdet die ersten beiden sein, die ich von der Liste streichen kann!“ Er richtete seine Waffe auf Luke aus. „Hasta la vista Amigo“, sagte er – und fiel vor Luke und Jim zu Boden, wo er ausgestreckt liegen blieb. Luke starrte das Mädchen an, das nun direkt vor ihm stand. Es war Cathy, das Mädchen in dem blauen Kleid. Sie hatte die Stirn gerunzelt und ihre Waffe zeigte immer noch auf die beiden Jungen. Würde sie tatsächlich schießen? Doch da entspannten sich ihre Züge und sie ließ die Waffe sinken. „D-danke“, stotterte Luke und wurde rot. Er war von einem Mädchen gerettet worden. Wie peinlich! Cathy strich sich eine Strähne ihres dunkelblonden Haars aus dem Gesicht und lächelte ihn an. Luke wollte ihr gerade anbieten, sich zu ihnen in ihr Versteck zu gesellen, da riss sie die Augen weit auf und fiel wie ein Sack mit einem dumpfen Aufprall neben Jake zu Boden. „Alive: 3, Dead: 47.“ Luke wandte den Kopf. Jetzt waren nur noch drei übrig. Das bedeutete, außer ihm und dem kleinen Jim, gab es nur noch einen Überlebenden. Luke sah die Gesichter all der anderen 47 Kinder vorüber ziehen. Er sah sie lachend, mit ihren Geschwistern oder Freunden im Park oder auf dem Schulhof spielend... Er musste den Kopf schütteln und schlug ihn fest gegen die Vitrine, als er bemerkte, dass es nicht reichte, um die Bilder aus seinem Geist zu vertreiben. „Pssst“, zischte der kleine Jim ihm noch zu, doch es war bereits zu spät. Ein Junge trat um die Ecke. Ein großer, schlaksiger Junge, bei dem man davon ausgehen konnte, dass er nur deshalb noch am Leben war, weil er so dünn war, dass die meisten Laserstrahlen ihn verfehlt hatten. Er lief ein wenig unsicher und machte einen stark verwirrten Eindruck. Seine Finger zappelten ruhelos über den Griff seiner Waffe und seine Augen huschten pausenlos von links nach rechts. „Ha-hab ich euch“, entfuhr es ihm, als er die beiden in ihrem Versteck erblickte und begann mit zitternden Bewegungen, seine Waffe auf sie auszurichten. „Ha-hab ichs mir doch gedacht, dass sich hier noch je-jemand verste-steckt...“, stammelte der Junge vor sich hin. Seine Knie zitterten nun ebenfalls uns seine Zähne klapperten unkontrolliert aufeinander. „Ich... ich...“ Luke hielt es nicht mehr aus. Er zog seine Waffe, zielte und drückte ab. Der Schuss traf den anderen unvorbereitet, er taumelte vorwärts und gesellte sich dann zu den anderen am Boden. Der kleine Jim quiekte entsetzt und Luke wandte schnell den Blick ab. Der Schmerz, der sich in seinem Kopf und seiner Brust breitmachte, war kaum zu beschreiben. „Alive: 2, Dead: 48. Auf zum Endspurt.“ Luke schloss die Augen und lehnte sich mit dem Rücken gegen den kalten Stahl hinter sich. Er brauchte Ruhe. Er wollte jetzt nichts mehr hören, nichts mehr sehen und erst recht nicht mehr fühlen müssen. Er hatte drei Menschen getötet. Wie könnte er damit einfach so weitermachen? „L-Luke?“ Er öffnete die Augen und sah Jim neben ihm kauernd dasitzen. Die kleinen Hände um den Griff seiner Waffe gekrampft, die zur Decke gerichtet war. Der Kleine starrte Luke angstvoll an. „Wir... wir haben nur zwei Minuten, Luke...“ Luke schwieg. Jim hatte Recht. Jetzt da sie nur noch zu zweit waren, war die Wahrscheinlichkeit zwar geringer, dass die Laser sie in dieser riesigen Halle treffen würden, aber vielleicht waren sie ja darauf programmiert, von Wärme durchströmte Ziele anzusteuern. Und sie waren nun definitiv die beiden letzten warmen Ziele. „Drück ab“, flüsterte Luke. „Was?“, Jims Stimme klang so zaghaft, wie die eines jungen Vogels, dem die Mutter einen unbekannten Leckerbissen präsentierte. „Ich hab gesagt: Drück ab.“ „Aber, ich -“ „Du sollst mich erschießen, Jim!“ Luke tat sein Bestes, dem kleinen Jungen begreiflich zu machen, was er von ihm wollte. „Aber, ich... ich will dich nicht -“ „Jim, hier geht es nicht darum was du willst oder was ich will. Glaubst du vielleicht, ich bin hierher gekommen, weil ich sterben wollte? Nein. Das wollte ich nicht, genauso wenig, wie alle anderen, die jetzt überall hier herumliegen. Aber jetzt stelle ich mir das gar nicht mehr so schlimm vor. Außerdem,... könnte ich mich nicht überwinden, dich zu ...“ „Töten“, ergänzte Jim tonlos. Er hatte den Blick gesenkt auf die Waffe, die er nun auf seinem Schoß liegen hatte. „Aber warum denkst du, dass ich dich töten könnte?“ Luke lächelte schwach. „Ich denke weder, dass du es gerne tun möchtest, noch, dass es dir keine Schmerzen bereitet. Aber ich habe drei Menschen erledigt, Jim. Und ich habe jetzt wirklich nicht mehr die Nerven für diese Diskussion. Wenn du es nicht tust, mach ich es selbst.“ „Okay“, Jim hielt Luke seine Waffe hin. Luke nahm sie entgegen und richtete sie gegen seine eigene Brust. Jims Waffe war eine von denen, die nur auf die Westen reagierten, also musste er auf seine eigene Weste zielen, damit es funktionierte. Luke holte noch einmal tief Luft und warf Jim einen letzten Blick zu. Der erschöpfte und zutiefst verstörte Anblick des Kleinen, bestärkte ihn nur noch in seinem Vorhaben. Gute Nacht, dachte er und drückte ab. Der Schmerz, den er erwartet hatte, blieb aus. Die Stromstöße, die durch seinen Körper jagten, setzten sein System so schnell außer Kraft, dass er gar keine Zeit hatte, mitzubekommen, wie ihm das Gehirn wegschmolz. Epilog Der Tag versprach ein beispielloser Beweis dafür zu werden, dass die Forscher sich irrten, wenn sie davon sprachen, dass die Sommer immer kühler werden sollten. An diesem Tag jedenfalls schien die Sonne unbarmherzig auf die Kinder hinab, die sich im Park vergnügten. Luke lag faul unter seinem Baum und beobachtete die Zwillinge, die sich gelangweilt um einen Fußball prügelten, während Jake auf der Bank hockte und mit einem Stock Ameisen zerquetschte. „Luke, darf ich dich was fragen?“ Luke drehte den Kopf. Der blonde Schopf des kleinen Jim aus der Nachbarschaft, war hinter dem Baumstamm aufgetaucht und sah ihn ängstlich an. Luke runzelte die Stirn. Diesen ängstlichen Ausdruck hatte er doch schon einmal in diesem Gesicht gesehen...? „Hey, was willst du Hosenscheißer denn hier?“, fragte Jake mit seinem üblichen hämischen Unterton. Jim ließ sich jedoch nicht beirren und würdigte Jake keines Blickes. „Die anderen Jungen spielen hinten auf der großen Wiese Rugby. Marc hat mich geschickt um dich zu fragen, ob du auch Lust hast. Cathy ist auch da.“ Luke setzte sich abrupt auf. „Cathy? Echt?“ Jake runzelte die Stirn. „Ey, was soll das denn jetzt? Man, willst du da etwa mit gehen? Hey, Rotznase, was is mit uns? Sind wir auch eingeladen?“ Er wies mit seinem Stock auf sich und die Zwillinge, die inzwischen aufgehört hatten zu raufen und den kleinen Jim anschauten, als wäre er eine Käsesahnetorte und als hätten sie seit Tagen nichts mehr gegessen. „Nein“, erwiderte Jim, ohne Jake in die Augen zu sehen. „Mit solchen Idioten wie euch, geben sie sich nicht ab, sagt Marc“, erklärte er Luke. „Was?! Was fällt dir ein, du kleine Missgeburt!“ Jake war aufgesprungen und hatte vor Wut den kleinen Zweig zerbrochen. „Wie kommst du dazu mich und meine Kumpels so zu beleidigen, hä?“ Er baute sich drohend vor dem kleineren Jungen auf. Rechts und links von ihm grollten die Zwillinge wie zwei dunkle Gewitterwolken. „Na, weil ihr eben Idioten seid“, antwortete Jim und diesmal sah er Jake direkt ins Gesicht. Ein lautes Knacken ertönte, als der den Zweig abermals zerbrach. „Oh, du miese, kleine -“ Luke sprang auf, bevor sein „Kumpel“ sich auf Jim stürzen konnte und stellte sich mit verschränkten Armen vor ihm auf. „Was soll das denn jetzt werden?“, fragte Jake höhnisch. „Willste den Kleinen etwa beschützen? Bist du über Nacht zu so einem Moralapostel mutiert?“ Luke fixierte Jake ruhig. Dann zuckte er die Achseln und ließ die Schultern sinken. „Sagen wir, ich hatte eine alptraumhafte Erleuchtung...“, und damit drehte er sich um, packte den kleinen Jim am Handgelenk und machte sich mit ihm auf den Weg zur großen Wiese hinter den Bäumen. Der Kleine hatte ein wenig Mühe, mit dem größeren Jungen mitzuhalten. Auf seinen kurzen Beinen stolperte er neben Luke her. „Warum hast du eigentlich deine tolle Laserpistole heute nicht dabei, Luke?“ Luke lief stur weiter geradeaus. „Naja... ich glaube ich habe eine gewisse Abneigung gegen Waffen entwickelt.“ „Ah... auch so eine alptraumhafte Erleuchtung?“, fragte Jim. Luke warf ihm einen überraschten Blick zu. „Hast du...?“ „Heey, Luke! Da bist du ja!!“ Luke blickte nach vorn. Sie hatten die große Wiese erreicht und er sah Cathy in einem blauen Kleid auf sich zu laufen, die Arme weit ausgebreitet, lachte sie ihm entgegen. Er war unglaublich froh, sie so lebendig vor sich zu sehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)