Gefährliche DNA 1.1 von Mireille_01 (Was tun, wenn Biowaffen nicht töten, sondern zwei Jungs das Herz stehlen?) ================================================================================ Kapitel 3: Vertrau mir... ------------------------- "Warte mal White!" rief Damian. Die blonde Frau drehte sich um, und sah wie Damian hinter ihr die lange Allee hinauf lief. Verwundert blickte sie auf ihre Handyuhr - es war erst halb sechs Uhr morgens - keiner außer ihr war an einem Freitag so früh auf. Damian blieb stockend stehen und atmete gequält ein und aus und sagte: "Warum rennst du immer so? Schon vergessen - Raucherlunge!" deutete er auf sich selbst und zum Beweis hustete er kurz. "Wunderbares Schmierentheater Damian - willst du einen Oscar dafür?" fragte White trocken. "Warum bist du schon so früh in der Schule - bist du krank?" fragte Damian zurück. "Ich mag keine Menschenmengen und gehe entweder zu spät oder sehr früh in die Uni! Was machst du allerdings so früh hier? Und überhaupt - du gehörst in die Absalom - nicht Lisenka!" sagte White kühl. "Sorry - aber Aidan und ich haben gestern auf dich gewartet. Schon vergessen wir wollten gestern mal wieder richtig Playstation zocken, Fast Food fressen - einen Bro und Sis Abend. Und wer kam nicht, die Sis!" sagte Damian. "Oh nein, war das gestern?" White sah auf einmal irritiert und zerknirscht aus. "Äh - ja!" sagte Damian. "OH nein, ich hab es total verschwitzt. Sorry Damian!" sagte White und Damian lächelte augenblicklich wieder. "Schon gut - Sis. Aber mal ehrlich, was ist in letzter Zeit mit dir los? Du wirkst immer so zerstreut und traurig! Hast du Probleme, Lily?" fragte er leise. Lily starrte ihn an und ein melancholischer Grinser huschte über ihr Gesicht: "ICH und PROBLEME? Komm schon, Bro - mir geht‘s gut, ich bin nur ein wenig ... müde. Ich schlaf in letzter Zeit zu wenig. Keinen Grund zur Sorge." winkte Lily ab. Doch Damian blieb misstrauisch. "Wirklich!" sagte Lily, da griff Damian plötzlich nach ihrer Halskette und mit einem Ruck riss er den Kreuzanhänger ab. "HEY! GIB DAS SOFORT ZURÜCK!" fauchte Lily geschockt. Doch Damian hatte bereits den Kreuzanhänger aufgeschraubt und erkannte sofort das weiße Pulver. "Lily..." sagte er leise. Er hielt das Kreuz hoch und sagte: "Ich dachte du hast mit der Scheiße aufgehört? Reicht dir Rauchen und Alkohol nicht mehr?" Lily starrte ihn teilnahmslos an und hielt stumm die Hand hin. "Lily! Warum kokst du wieder?" fragte Damian wütend. "Weil es Spaß macht und ich Lust drauf hab!" sagte Lily kalt und riss ihm das Kreuz aus den Fingern. "Lily, das Zeug bringt dich um! Hast du vergessen, was das letzte Mal fast passiert wäre, als du high warst? Du wärst fast vor einen Zug gerannt!" fauchte Damian wütend auf, diese Erinnerungen verfolgten ihn immer noch. Lily - das Licht - die Schranken die runter gingen - der Übergang - die Gleisen - das Zuggeräusch - die Hupe des Zugs - das Rattern der Schienen... "Damian hör‘ zu - du bist wie ein Bruder für mich. Das weißt du Mann, aber ich bitte dich..." Sie trat vor und tat etwas für sie völlig untypisches. Sie umarmte Damian und er hielt sie fest. "... vertrau mir bitte..." damit ließ sie ihn los, rannte die wenigen Meter bis zum Eingang, zog den Ausweis raus, der Wächter nickte, ließ ihren Fingerabdruck scannen und war bereits verschwunden. Damian sah ihr geknickt nach. "Ich muss mit Aidan reden - Lily kokst wieder... verdammt!" er hieb wütend mit der Hand in eine weiße Birke und der Schmerz durchzuckte seinen ganzen Arm. "AHHH!" streckte Bill sich und zog seine Badehose an, Tom hatte bereits ein weißes Handtuch um den Körper gewickelt. "Sag mal - was genau wollen wir hier eigentlich?" fragte Tom. "Schwimmen!" sagte Bill. "Schwimmen?" fragte Tom ungläubig. "Ja - das ist ein Sport, Bruderherz. Wenn du weißt was das ist." grinste Bill. "Haha - guter Witz, Billy. Aber jetzt mal im Ernst. Was glaubst du das passiert? Das eine Mitstudentin von White im Schwimmbad ist und sie uns alles über diese ominöse White erzählt?" fragte Tom, während sie nebeneinander Richtung Schwimmhalle gingen. "Nein - noch besser. Sieh mal!" sagte Bill leise. Tom starrte ins Wasserbecken und das Kiefer sackte herab. "Tja - Schwein muss der Mensch haben!" lachte Bill. Eine schlanke Gestalt schwamm unter Wasser schnell und wendig. Sie durchbrach die Wasseroberfläche und schüttelte die blonden Haare mit den schwarzen gefärbten Teilen im unteren Teil. Sie holte kurz Luft und ließ sich auf den Boden des Beckens sinken. Sie umklammerte die Knie, zog sie an und blieb in der sitzenden Haltung auf dem Boden. Sie hörte das Rauschen des Wassers in den Ohren, sie spürte den Druck und die wärmende Nähe des Wassers. Sie war ein Teil dieses Blaus. Da spürte sie plötzlich etwas - als würde sie jemand anstarren. Sie riss die Augen auf und blickte hinauf, Richtung Wasseroberfläche. Sie erkannte schemenhafte Silhouette in Weiß. "Verdammt wer geht hier so früh baden?" dachte sie kurz panisch. "Ruhig - ruhig Lily." beruhigte sie sich daraufhin selbst wieder. Sie stieß sich fest ab und schwamm die letzten Meter in die entgegengesetzte Richtung - weg von den Silhouetten. Sie bog unter Wasser in eine kleine Seitenlinie ein und schwamm vom geheizten Innenbereich, nach draußen und tauchte schließlich auf. Im Freien hatte es wieder zu regnen begonnen. Sie atmete schwer ein und aus. "Na toll - was mach ich jetzt?" fluchte sie leise. Da holte sie wieder Luft und schwamm wieder ins Innere. Doch als sie um die Ecke tauchen wollte, tauchte vor ihr plötzlich ein durchtrainierter Kerl mit langen Rasterlocken auf, die schwer im Wasser lagen und dunkelbraun waren. Lily sah ihn mit großen grauen Augen an und tauchte schließlich einfach an ihm vorbei. Doch da hielt er sie fest und wenn Lily eines nicht ausstehen konnte, dann wenn man sie anfasste, wenn sie keine Erlaubnis erteilt hatte. Mit einem kräftigen Tritt drückte sie ihn von sich weg und schwamm so schnell es ging zum anderen Ende. Da sprang plötzlich eine zweite Gestalt ins Wasser und nun sah sie eine schlanke, nicht so trainierte aber angenehme sportliche Gestalt vor sich. Es war auch ein Mann mit dichten, schwarzen Haaren und großen braunen Augen, die sie anstarrten. Lily erstarrte. Diese Augen waren so weich und warm. Sie spürte plötzlich einen Kloß im Hals und schnell schwamm sie weg, bevor er sie ergreifen konnte. Sie tauchte auf, zog sich so schnell es ging aus dem Becken, rannte zu ihrem Handtuch und rannte blitzschnell mit ihren Sachen aus der Schwimmhalle. "Aua..." kam es gequält von Tom. Er hielt sich noch immer den Bauch, in den ihn das Mädchen getreten hatte. Bill tauchte ebenfalls auf und sah ihr hinterher. "Als ob sie panische Angst hätte - was ist denn mit dir los?" fragte er schließlich, seinen noch immer stöhnenden Bruder. "Ich spiele nur "ein böses Mädchen schlägt mich und ich habe Schmerzen"." brummte Tom. "Ha, ha, ha - super Tom Kaulitz bekommt eine gescheuert - von einem Mädchen!" lachte Bill und zog sich am Beckenrand hoch. "Sei nicht so fies zu mir - ich bin gerade sehr verletzlich!" sagte Tom schniefend. "Oh du armer Kerl!" sagte Bill und trocknete sich ab. Tom hielt sich noch immer den schlanken, trainierten Bauch, da sah er auf und sagte: "Warum hat sie so reagiert? Als ob wir ihre ärgsten Feinde wären…" "Tja ich kann auch nur raten, aber ich glaube, dass diese Lily nicht gut mit Menschen kann und sich leicht bedroht fühlt. Außerdem ist es relativ früh und sie hat nicht damit gerechnet, dass noch jemand so früh im Schwimmbad ist. Das hat sie erschrocken, aber als sie mich vorhin im Wasser angesehen hat, hat sie so verloren und traurig gewirkt. Ich glaube diese Lily ist einfach nur extrem ängstlich und weiß sich nicht anders zu helfen außer andere zu quälen und mit Worten zu verletzen!" sagte Bill. Tom starrte ihn an und sagte: "Wow das war unglaublich einfühlsam - vor allem für einen Kerl, der so enge Hosen trägt, wie du!" "Das pumpt das ganze Blut in mein Herz!" sagte Bill grinsend. "Na komm wir müssen wieder zurück in die Uni. Versuchen wir es doch morgen wieder. Am Samstag haben alle frei!" sagte er. "Moment du glaubst doch nicht, dass diese Lily White sogar in ihrer Freizeit hierher kommt!" sagte Tom und zog sich ebenfalls aus dem Wasser. "Tja es hasst nicht jeder die Schule so wie du und ich, Tom." grinste Bill, während er sich abtrocknete: "Immerhin ist sie auch vor der Schule in ihrer "Freizeit" hierher schwimmen gegangen!" "Na gut - na gut. Dann eben wieder frühes Aufstehen!" sagte Tom geknickt. "Beeil dich ich will noch einen Kaffee und Frühstücken!" sagte Bill und startete bereits Richtung Ausgang. "Moment warte doch, Mister Einfühlsam. Mein Bauch tut immer noch weh!" rief Tom und rannte Bill nach. Lily stand gegen eine Säule gelehnt im Schwimmbadbereich. Sie trug ihren Bikini und hatte das Handtuch um ihre Schultern gelegt. Sie starrte vor sich hin. "Mhm..." sagte sie leise. Da klingelte ihr Handy. Sie hob es hoch und sah verwundert, dass es das zweite Handy war - ihr JOB-Handy. Sie zögerte, doch schließlich hob Lily ab. "Ja?" fragte sie leise. "Hey- du musst heute früher arbeiten. Laila ist krank. Du musst die 23 Uhr Schicht übernehmen!" sagte eine Männerstimme. "Ich... ich komme." sagte sie und schaltete ihr Handy aus. Sie atmete ruhig ein und aus, dann schulterte sie ihre Tasche und ging in die Umkleideräume der Frauen. Sie zog sich schnell um und sah sich nach den beiden Jungs um. Doch die waren langsam und so huschte sie schnell hinaus und rannte in das Hauptgebäude der Universität. Sie war seltsam ruhig und unauffällig während der Geschichtevorlesung, die anderen warfen ihr immer wieder Blicke zu - doch Lily war es gewöhnt und reagierte gar nicht mehr. Sie blickte hinaus in den strömenden Regen und um halb fünf am Nachmittag hatte sie schließlich frei. Gerade als sie aus der Universität gehen wollte, rief eine Stimme hinter ihr: "Hey - White!" Lily blieb stehen und drehte sich um. Zwei Studentinnen rannten auf sie zu. Es waren die beiden Mädchen aus ihrem Geschichtekursus. Kathrin und Selma. „Na toll was wollen die schon wieder?“ verdrehte Lily innerlich die Augen. Die beiden waren die bekanntesten Klatsch und Tratschweiber von ganz Lisenka. Kein Gerücht innerhalb der Schule existierte, ohne dass die beiden es zuerst wussten. „Hey – danke fürs Warten.“ Keuchte Selma auf. „Wir wollten dich nur was fragen!“ sagte Kathrin schnaufend. „Und das wäre?“ fragte Lily genervt. „Was ist an dem Gerücht dran, dass du lesbisch bist?“ fragten beide im Chor. Auf Lilys Stirn zuckte nur ganz kurz eine Ader auf, da gab es zwei laute Knaller und die beiden unglücklichen Mädchen fielen mit jeweils einer blutenden Nase und einem blauen Augen zu Boden. Lily stapfte brodelnd davon. „Hey – wir haben gleich Ku-“ rief Selma mit tropfender Nase, da schlug die Eingangstür schon zu: „-rs… Na super. Warum wollten wir noch mal das blöde Gerücht überprüfen?“ fragte sie stöhnend und hielt sich die blutige Nase. „Wir sind eben so – und saudumm wäre passend dafür.“ Sagte Kathrin nasal, da sie sich die blutige Nase zuhielt. „Jedenfalls haben wir wieder eine herrliche Geschichte!“ freute sich Selma. „Ja toll – Selma und Kathrin werden von der White Studentin verprügelt, weil sie sie gefragt haben, ob White lesbisch ist!“ stöhnte Kathrin und tippte gegen Selmas Stirn: „Das ist sogar für dich – echt dumm!“ „Pfff!“ „Diese beiden dummen, Gehirnamputierten, frechen, kolossal idiotischen Schlampen von Tussis – wie kommen die auch nur auf den Gedanken, so was zu fragen.“ Knirschte Lily den ganzen Weg, die Birkenallee hinunter, vor sich hin. Da erreichte sie endlich das Ende und stieg wieder in eine gerade anfahrende Straßenbahn ein. Sie fuhr dieses Mal allerdings Richtung Innenstadt und stieg in der Nähe des Bahnhofs aus. Dort war ein reger Verkehr, doch Lily ging in eine kleine, unbemerkte Seitenstraße hinein. Sie war sehr dreckig und dunkel. Lily ging den Weg hinunter und kam schließlich bei einer alten Tür an. Es war ein heruntergekommener, in die Seiten gequetschter, mehrstöckiger Altbau. Eine alte Holztür war die Eingangstür. Auf ihr Klopfen schob sich eine Luke im Inneren zur Seite und zwei dunkelblaue Augen wurden sichtbar. „Lily!“ sagte sie krächzend. „Tag Tess!“ sagte Lily und trat ein, als die Person im Inneren die Tür aufmachte. Im Inneren empfing sie eine dämmrige Dunkelheit, eine schimmlige Einrichtung und ein übel riechender Gestank. „Puh… lüfte wenigstens hier unten!“ sagte Lily geekelt. „Nein – du weißt, wir brauchen die Wärme für den Winter!“ krächzte die alte Frau namens Tess. Ihre dunkelblauen Augen wirkten noch schwärzer in dieser Umgebung. Sie stützte sich auf einen alten Stock und trug ein hässliches, längst altmodisches Kleid, mit abgewetzten weißen Rüschen und grauenhaften braunen Punkten auf hellbraunem Stoff. „Wo ist er?“ fragte Lily, sich immer noch ekelnd über diesen Gestank. „Im ersten Stock… er ist am Arbeiten!“ sagte Tess, und verdrehte die Augen. „Gut so – sonst hätte ich ihm was angetan. Ich geh kurz hoch!“ sagte Lily, da hielt die Frau sie plötzlich fest und sagte sie fest anstarrend: „Wird es stärker?“ „Noch nicht! Das Koks hilft!“ sagte Lily und starrte zurück. „Mhm… machen sich die Jungs sorgen?“ krächzte die Frau. „Natürlich – Damian war heute schon sehr nervig. Ich muss die beiden irgendwie beruhigen. Wenn wir ohnehin kein Gegenmittel finden, dann wird es noch stärker … und dann hilft das ganze ARBEITEN nichts mehr!“ sagte Lily. Die Frau nickte. „Ich geh rauf!“ sagte Lily. Doch die Frau warf ihr eine Atemmaske entgegen. Lily fing sie verdattert auf. Sie blickte die alte Frau an und fragte: „So schlimm?“ „Ja…“ nickte die Alte. „Na toll…“ Lily stieg mit der Atemmaske die Stufen nach oben und erreichte den modrigen Korridor des ersten Stocks. Sie ging drei Türen weiter und klopfte bei der letzten am Ende des Flurs an. Von drinnen hörte sie einen lauten Schrei und eine wütende Stimme. „HERR GOTT NOCH MAL!“ die Tür öffnete ich und ein alter Mann mit Atemmaske kam heraus. Seine Augen verzogen sich missmutig: „Da arbeitet man mal und schon stört die kleine Göre wieder. Komm rein, setz aber den Schutz auf!“ Lily legte die Atemmaske um den Mund und trat ein. Das innere des Zimmers war alt und notdürftig möbliert, es gab eine alte, widerlich aussehende Couch, einen kleinen Tisch auf dem eine alte Kaffeemaschine stand. Am anderen Ende des Raums war eine andere Welt. Messgeräte, wissenschaftliche Aufzeichnungen, detaillierte Diagramme und die unterschiedlichsten Instrumente. Das Seltsamste war eine dicke, Panzerglasscheibe die hochgezogen war. Der Alte trat an die Messinstrumente und studierte ihre Werte. Lily trat zu ihm: „Und?“ Sein Mund verzog sich zu einem spöttischen Grinsen: „Was glaubst du?“ „Schlechter und noch schlechter… keine Verbesserung, ergo nichts Neues.“ Sagte Lily kalt. Der Alte nickte. „Wie geht’s Subjekt drei?“ fragte Lily. „Sieh selbst!“ Der Alte nickte Richtung Glaswand. Lily trat näher. Sie verzog keine Miene. Im Inneren des abgetrennten Bereichs lag eine Gestalt, die einem dazu brachte sich in den nächsten Mistkübel zu übergeben. Sie hatte eine bleiche Haut, die über und über mit schwarzen Wunden war. Es hatte keine Haare mehr, weder Wimpern noch Augenbrauen und die kalten, viel zu hellen Augen blickten aus leeren Höhlen. Die Pupille war winzig und die Iris stechend blau, genau wie bei Lily selbst. Doch Lily schreckte nicht zurück. Das Wesen starrte trübe vor sich hin. Seine Gelenke waren unterentwickelte und verkrüppelt, doch da hob es seinen Kopf und erkannte Lily. Es kroch zu ihr und hob seine Hand und legte es an die Scheibe. Lily sank auf die Knie und legte ihre Hand auf seine. Das Wesen starrte traurig zu ihr und plötzlich wurden die Augen knallrot. Lily schreckte zurück. Das Wesen riss seinen verzerrten Mund auf und verfaulte Zähne schlugen gegen die Scheibe, manche brachen ab und das Wesen schrie wütend und schrill. Es hämmerte mit den Händen, aus denen plötzlich statt Fingernägeln gewaltige Krallen gewachsen waren, gegen das Panzerglas und plötzlich krümmte sich das Wesen zusammen und stand auf allen vieren da. Die Beine drückte es nach hinten, die Muskulatur veränderte sich und Haare begannen aus seinem Körper zu wachsen. Es wurde immer ärger, bis es plötzlich ein hässlicher, Wolfsähnlicher Köter war, der viel zu groß war. Es nahm Anlauf und sprang mit aller Kraft gegen die Scheibe, doch es jaulte und knurrte nur auf. Lily beobachtete den Ausbruch. Dieser legte sich genauso schnell wie er gekommen war, die Haare verschwanden und gleich wie vorher war wieder dieses erbärmliche Wesen, das sich wieder auf seine weiche Matratze legte, die in der Mitte des abgetrennten Raumes lag. Wie ein kleiner Welpe rollte es sich zusammen und schlief ein. „Gewaltig!“ sagte Lily. „Ja – die Kräfte wachsen in extrem potentiellen Maßen. Bald wird die Scheibe nicht mehr ausreichen!“ sagte der Alte. „Henry wir müssen einen Weg finden!“ sagte Lily ernst. „Ja aber bis auf das Koks haben wir noch keine resistenten Abwehrstoffe gefunden.“ Müde wischte sich Henry über die Glatze. Er sah Lily aufmerksam an. „Wie sieht es mit den Nachforschungen im Club aus?“ fragte er. „Bis auf das ich es langsam nicht mehr ertrage, habe ich zumindest schon einige Indizien, aber noch keine Beweise. Die Mitglieder der Firma kommen immer am Freitag – ergo… heute habe ich die Chance. Ein Mädchen ist ausgefallen und nun darf ich die Privatparty anheizen.“ Sagte Lily. „Wir müssen G. Stuart in die Hände kriegen – ohne ihn… keine Chance!“ sagte Henry und er ließ sich müde auf die alte Couch sinken. Er hob müde den Blick: „Pass ja auf dich auf, Lily… das hier ist ein Spiel mit dem Feuer.“ Lily nickte: „Ja, aber das weiß ich seit ich selbst das Problem habe.“ „Keinen Ausbruch?“ fragte Henry. „Natürlich nicht – aber ich merke es wenn die Phasen zunehmen. Einmal war es knapp, aber dadurch ich allein lebe, kann ich keinen gefährden. Ich sperre mich immer ein. Da kann nichts passieren!“ sagte Lily. „Vergiss nicht, du verdankst das nur deinem IQ, wenn man ein Normalsterblicher ist… na ja, du weißt ja!“ er nickte Richtung Kammer. „Ja… ich weiß…“ sagte Lily. Sie ging Richtung Tür. „Wo gehst du hin?“ fragte Henry. „Ich will mir noch ein Accessoire machen lassen. Der Termin steht seit drei Wochen. Heute ist es soweit!“ lächelte Lily und Henry sah ihr nur fragend hinterher. „Mädchen …“ brummte er und widmete sich wieder den Geräten. „Jennifers TATTOOSTUDIO!“ stand in roten und grünen Leuchtschriften über dem kleinen Laden. Lily holte tief Luft und trat ein. Es war ein gepflegtes Studio, es war sauber und schlicht. Der Eingangsbereich spielte lässige Popmusik und Lily fühlte sich sofort wohl. Ja, Damian hatte Recht mit dem Tipp, dachte sie. Sie ging an die Empfangstheke. Ein junger Kerl mit einer lässigen Irokesenfrisur sah auf: „Hallo, was kann ich für dich tun?“ „Ich hab einen Termin bei Jennifer!“ sagte Lily. „AHHH dann bist du Lily White?“ fragte er die Liste kontrollierend. Lily nickte. „Gut – Jen ist gleich da. Komm mit!“ sagte er. Sie ging um den Tisch herum und er legte ihr ein Blatt Papier vor. „Einverständniserklärung – brauchen wir. Die Vorschriften sind knallhart, ist auch gut so.“ sagte er lächelnd. Lily unterschrieb ohne groß zu lesen. Es war ihr ohnehin egal. „Komm mit.“ Sagte er erneut und führte sie in ein kleines Zimmer, darin befanden sich Tattoo- Geräte, sowie auch unzählige Mappen mit Motiven. Doch Lily hatte sich bereits entschieden. Ein Schnür-Vorhang schob sich zur Seite und eine schlanke, hübsche Brünette trat ins Zimmer. „Hy ich bin Jennifer. Damian hat dich zu mir geschickt… Lily?“ „Ja – er meinte du bist die Beste.“ Sagte Lily. „Was willst du für ein Tattoo haben?“ fragte Jennifer. Lily zog eine Skizze aus ihrem Rock und reichte sie Jennifer. Sie nahm sie entgegen und nickte anerkennend: „Sieht super aus, steche ich dir gerne. Wo willst du es hinhaben?“ „Auf dem Rücken – bei den Schulterblättern – am besten so richtig schön über die beiden Seiten verteilt!“ sagte Lily. „Mhm…“ sie studierte Lilys makellose Haut. „Sieht gut aus – gutes Bindegewebe… schöne Haut. Okay. Das Motiv ist relativ groß – wird schon so …“ sie sah auf die Uhr und nickte erneut: „… an die sieben Stunden dauern! Essen gibt’s aufs Haus!“ sagte sie grinsend. „Danke aber ich esse nie vor 8 Uhr am Abend – ich muss dann zu meinem Job!“ sagte Lily. „Okay – aber was zu trinken darf’s schon sein?“ grinste Jennifer. Dieses Mal grinste Lily zurück: „Gerne – hast du Captain Morgan pur?“ „Mädel du gefällst mir – Josy einen Captain pur!“ rief Jennifer zu dem Sekretär. „Schon unterwegs!“ kam es zurück. „Leg dich hin! Du musst es schön bequem haben!“ sagte Jennifer. Lily zog ihre Uniform aus und die Bluse ebenfalls. Sie trug einen schlichten schwarzen BH. Josy reichte ohne zu Schauen Jennifer den Trink und verschwand wieder. „Danke!“ Lily trank ihn ex. „So und jetzt geht’s los!“ sagte Jennifer, als Lily sich auf das Bett legte. Als wenige Minuten später die Nadel sich rhythmisch und fast schmerzfrei in ihren Rücken bohrte, dachte Lily an den heutigen Abend. „Wenn alles gut geht… dann bin ich einen großen Schritt weiter. Und das GOGO nervt mich dann nicht mehr!“ grinste sie innerlich. Exakte sieben Stunden später, war Jennifer fertig. Draußen war es finster geworden und Lily blickte auf die Uhr. Es war 21 Uhr. Sie hatte noch zwei Stunden. „Eh voilà!“ sagte Jennifer und ließ Lily langsam aufstehen. Nach dem langen Liegen war Lily leicht schwindlig, doch als Jennifer ihr einen großen Spiegel hinhielt, grinste Lily zufrieden. „Und?“ fragte Jennifer. „DU bist wirklich die BESTE!“ lächelte Lily eines ihres seltenen Lächelns. Jennifer lächelte ebenfalls und sagte: „Danke ich muss sagen, du bist auch sehr gut im braven Liegen. So eine angenehme Kundin hatte ich schon lange nicht mehr!“ „Wie viel macht es aus?“ fragte Lily Josy wenige Minuten später. „Macht lässige 130 Euro!“ sagte Josy. „Hier bitte!“ sagte Lily. „Vergiss nicht – da bildet sich in einigen Tagen eine Kruste, doch die geht von selbst weg. Nix rubbeln kapiert – nach einem Tag kannst du schon problemlos darüber mit einem weichen Tuch oder einfach nur warmes Wasser draufrinnen lassen. Aber halt dich von großer Hitze fern – ach ja und du hast ja wegen einem freien Verband gefragt.“ Josy hob den Kopf. Jennifer kam noch mal raus und sagte: „Haben wir – aber dafür musst du noch mal kurz für mich strippen!“ Lily ging zu Jennifer zog ihr T-Shirt aus und Jennifer wechselte den weißen Verband gegen einen durchsichtigen Verband. „Deine Haut ist fast gar nicht gerötet – sehr gute Heilung und wenn du mich fragst dürfte es gar nicht viel Schorf bilden. Alles in einem bist du eine sehr gute Tattoo – Kundin!“ lächelte sie und schüttelte ihr die Hand. „Bye!“ rief Jennifer. „Bye!“ nickte Lily. „So hier ist ein Büchlein, wenn du Schmerzen hast oder sonst irgendwelche Beschwerden geh gleich ins Krankenhaus und ruf uns sofort an. Nimm besser keine Lotion von dir selbst – kauf die eine eigene in der Apotheke, die kennen sich da aus. Na dann – viel Spaß. Es dauert ca. 4 Wochen, dann wirst du es gar nicht mehr bemerken, aber cool aussehen tut es trotzdem! Bye!“ rief Josy. Lily winkte und ging zur Tür hinaus. Sie sah auf ihre Handyuhr und lief so schnell es ging die beiden weiteren Straßenecken ab. Sie wandte sich nach links und war endlich da. „GO GO TÄNZERINNERN LIVE! ACTION! MEN YOUR DREAMS COME TRUE!“ verkündeten grelle Neonlichter vor einem Striplokal. Lily sah sich aufmerksam um und zog einen schwarzen Mantel aus ihrem Rucksack. Sie zog ihn an und lief so schnell es ging bei den bereits leicht besoffenen Männern – typisch für diese Gegend – vorbei und ging beim Seiteneingang in den Club. Drinnen stellte sich sofort der Bodyguard des Ladens – Kevin – vor ihr auf. „Abend – schon da, Noir?“ fragte er. „Jo! Laila ist krank ich spring ein!“ sagte Lily. „Gut geh rein!“ sagte Kevin und zog sofort die Tür wieder zu. Noch war der Club geschlossen und würde erst um Punkt elf Uhr aufmachen. Lily ging quer durch den Laden zur Treppe. Mehrere Mädchen kamen ihr bereits in passenden Outfits entgegen. Lily ging schnell die Treppe nach oben und betrat die Umkleidegarderobe. „Hey Noir – schön dich zu sehen! Wo warst du gestern?“ fragte eine Rothaarige Tänzerin. Sie trug ein knappes Matrosenoutfit. „Ich war… krank!“ sagte Lily knapp. „Ach … na ja bis später. Du springst heute für Laila ein?“ fragte die Tänzerin noch, Lily nickte knapp. Schon war die Rothaarige weg. Lily zog aufseufzend einen Sessel gegen die Garderobe und zog sich blitzschnell den Mantel aus und versteckte ihre Uniform. Sie hatte keine Zeit wegen des Tattoo Studios gehabt, sich zu Hause umzuziehen. Sie wollte um alles vermeiden, dass jemand wusste, woher sie kam und wohin sie gehörte. Sie holte ihr Outfit aus dem großen Schrank. Es waren alles Einheitsgrößen, die Mädchen, die hier arbeiteten musste alle den gleichen Körperbau und die gleichen BMI Werte haben. Lily zog die frisch gewaschene Kleidung aus dem Fach mit dem Namen „LAILA“ und verzog das Gesicht. „Na toll… die Rolle ist ja fantastisch!“ grinste sie. „COME BOYS WE ARE WAITING FOR YOU!“ kicherten einige Mädchen, als sie wie üblich, Spalier standen und die Männer den Club um 23 Uhr betraten. Der Besitzer des Clubs – Jim – winkte eine Gruppe von Männern in Anzügen durch und sagte: „Sie müssen heute leider mit einer meiner anderen Tänzerinnen vorlieb nehmen – Laila ist leider ausgefallen. Aber ich verspreche Ihnen, wenn Sie nicht mit der Besetzung zufrieden sind, bekommen Sie Ihr Geld zurück und dürfen sofort eine andere GOGO Tänzerin bestellen!“ sagte er unterwürfig und führte sie in den kleinen „Privatraum“, der nur den reichsten Gästen zur Verfügung stand. Lily wartete bereits hinter ihrem Vorhang. Es war komplett finster im Raum, nur violette Lampen leuchteten matt. Das tauchte den Raum in ein schönes, mystisches Licht. „Bitte meine Herren.“ Sagte Jim und trat zu Lily hinter den Vorhang. Er atmete schwer ein und aus: „Noir ich vertrau dir – das weißt du, aber die Typen da draußen sind kalt und unberechenbar. Kevin ist gleich hier, falls etwas passiert. Versuch so gut wie möglich zu sein, sie sind die besten Kunden und bringen sehr viel Geld in den Club. Bemüh dich so gut es geht!“ er nickte ihr zu. „Kein Thema Chef – kein Thema!“ sagte Lily ruhig. Die Musik setzte ein, Lily trug einen dunklen, langen Mantel über ihrem Körper – wie eine Mönchskutte. Die Musik war schwer und mittelalterlich. Jim bediente die Nebelmaschinen und sanft kräuselte sich bereits der Kunstnebel über die Bühne, zog sich zäh dahin. Lily zog die Kapuze ins Gesicht und trat vor den Vorhang, als die Musik laut wurde und bei einem Knall senkte sie den Kopf. Die Männer beobachteten sie interessiert. Sie trat mit der Musik, die langsam war, nach vorne und drehte sich einmal langsam auf die Stange. Da gab es einen lauten Schlagzeugsound und sie riss sich die Kutte vom Körper. Sie trug das sexy Outfit einer Ketzerin, schwere Ketten lagen um ihre zarten Gelenke und das Outfit war federleicht und gab mehr Preis als es versteckte. Lily hörte Jims Ansage: „Meine Herren, begrüßen Sie ihre GOGO Tänzerin des Abends – Laetia Noir!“ rief Jim. Lilys Augen suchten ein Augenpaar und schon hatte sie die dunkelgrauen Augen entdeckt. „Heute Nacht tanze ich aus einem Grund – und der bist du … Geoffrey Stuart! Chefwissenschaftler und Vorsitzender von AEVIN!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)