Gefährliche DNA 1.1 von Mireille_01 (Was tun, wenn Biowaffen nicht töten, sondern zwei Jungs das Herz stehlen?) ================================================================================ Kapitel 5: Maskerade -------------------- Am nächsten Morgen erwachten Bill und Tom sehr früh und trafen sich zu einem gemütlichen Frühstück. Sie schlenderten anschließend mit den ersten Sonnenstrahlen Richtung Schloss Lisenka und Tom träumte noch so halb vor sich hin. Bill hingegen war in tiefen Gedanken versunken, da ruckte er auf und fragte: „Sag mal – was hältst du von der ganzen Koks-Sache?“ „Mhm?“ Tom schreckte auf und sah seinen Bruder noch verschlafen an. „Die KOKS-Sache!“ wiederholte Bill. „Oh… na ja, sie kam mir zwar nicht wie ein Unschuldslamm vor – ganz im Gegenteil sogar – aber Koks, na ja –allgemein Drogen … mhm…“ Tom versank nun ebenfalls in Gedanken. Bill nickte: „Ja, ich bin auch irgendwie skeptisch – ich traue ihr das nicht zu. Sie muss einen Grund dafür haben!“ „Glaubst du sie wird wütend sein, wenn wir uns einmischen? Ich meine immerhin kennt sie uns gar nicht und wir kennen sie ehrlich gesagt auch nicht wirklich!“ sagte Tom zweifelnd. Bill blieb stehen und musterte den grau verschleierten Himmel – das Tief von Italien hielt sie gefangen und es waren immer schneller die Blätter von den Bäumen gerissen worden. Obwohl es erst Ende Oktober war, hatten die Metrologen Schnee in den kommenden Tagen angekündigt. Die Temperaturen waren bereits in der 0° Nähe und Bill fröstelte. „Ich weiß… aber dennoch!“ Bill sah seinen Bruder ernst an. „Schon gut – schon gut.“ Hob dieser die Arme, grinste: „Beschwer dich aber später nicht bei mir, wenn diese White uns grün und blau schlägt!“ Sie hatten natürlich von der Auseinandersetzung von White und den beiden Studentinnen aus Lisenka gehört, doch White war seit zwei Tage nicht mehr bei Hanasaki vorgeladen worden. Anscheinend gaben es die beiden Direktoren auf und ließen White einfach alles durchgehen. Immerhin, so hatten die beiden Zwillinge von Axel – dem lebendigen Lexikon – erfahren, dass White einen extrem hohen IQ hatte und ihre Leistungen Lisenka in den letzten drei Jahren auf die Topstufen der weltweiten Universitäten befördert hatte. Darum war man anscheinend so extrem nachsichtig mit ihr. „Ich weiß ja auch, dass es uns eigentlich nichts angeht – aber sie tut mir so leid. Weißt du, als sie mich gestern im Pool angesehen hat, da wirkte sie regelrecht verstört. Als würde sie gleich zusammenbrechen und losheulen!“ sagte Bill. „Na ja wir haben sie auch in einem relativ ungünstigen, Privatmoment erwischt. Sie hat nicht damit gerechnet, dass noch jemand so früh schwimmen geht!“ sagte Tom. „Ja hoffentlich ist sie heute auch da. Dann könnten wir versuchen mit ihr zu reden!“ sagte Bill. Da hielt Tom seinen Bruder zurück und sah ihm fest in die Augen. „Was?“ fragte Bill unwohl. „Ich hab eine Idee!“ meinte Tom. „Die wäre?“ fragte Bill. „Geh du allein – ich warte im Außenbereich, für den Fall das sie abhaut!“ sagte Tom. „Warum?“ fragte Bill verblüfft. „Mich hat sie getreten, wie du dich vielleicht erinnern magst.“ Sagte Tom seufzend – Bill grinste. Tom der Womanizer war in seiner Ehre gekränkt – aber kleiner Popstar. „Dich hat sie nur angesehen und wenn sie mit jemanden eventuell redet, dann bist du das!“ „Aha und das stützt du nur auf die Tatsache, da sie mich nicht getreten hat?“ fragte Bill trocken. „Ja – du weißt ja!“ Tom tippte gegen Bills Hirn: „DU bist der Sensible Frauen-Versteher!“ „Okay – okay. Dann machen wir es so!“ sagte Bill. „AHHHHH!“ streckte Lily sich und ließ sich von dem warmen Wasser berühren. Sie war für ihre Verhältnisse spät dran, aber sie genoss es sich zuerst mit warmem Wasser abzuwaschen, bevor sie in den Pool hüpfte. Sie schüttelte die blonden Haare wild nach allen Seiten sprangen Wassertropfen. Sie lächelte, und zog ihr weißes Handtuch mit sich mit. Sie wischte sich die Tropfen aus dem Gesicht, die drohten in ihre Augen zu rinnen. Sie ging in den Badebereich des Sportbeckens, da hielt sie inne. Es schwamm wieder jemand. Lily sah verärgert drein – was war aus ihren, „von allen Menschen und lästigen Wesen auf der Erde lebend, befreit“ – Momenten geworden. Sie liebte ihre frühen Schwimmrunden, aber irgendjemand näherte sich ihrem Territorium. Das war nicht akzeptabel. Sie sah wie die schlanke Gestalt den Beckenrand entlang tauchte. Sie sah nach rechts, in den Korb der für alle zugänglich war. Darin waren Schwimmhilfen, Bälle und vieles mehr. Sie schnappte sich einen länglichen Ball, der einem American Football sehr ähnlich sah, und warf ihn mit aller Kraft auf die Stelle wo der Taucher gerade wieder an die Oberfläche kam. „AUA!“ Ziel getroffen. Schiff versenkt. Empört und verblüfft drehte sich der Schwimmer um und seine Miene verzog sich zu einem schmerzhaften Grinsen als er Lily sah. „Dir auch einen schönen guten Morgen!“ rief er grinsend. „Was machst du hier? Das ist das Schwimmbad für die Studentinnen der Lisenka Akademie. Und du bist weder eine Studentin, noch eine Frau!“ sagte Lily kalt. Sie betrachtete ihn und erkannte, dass er lange schwarze Haare hatte, große braune Augen und einen recht schlanken Körper. „Wobei du von der Ferne her sogar als Frau durchgehen könntest!“ sagte sie. „Nein wie nett!“ brummte der junge Mann. „Also?“ Lily starrte ihn zornig an. „Was also?“ fragte er. „WAS TUST DU HIER?“ blaffte Lily ihn an. „Was ich schon insgesamt zweimal gefragt habe, falls dein Spatzenhirn in der Früh nicht so gut arbeiten sollte.“ „Kein Grund gleich unhöflich zu werden. Erst einmal – mein Name ist Bill Kaulitz und ich bin Student auf der Absalom. Dort hat uns der Direktor Hanasaki gesagt, wir dürfen das Schwimmbad der Lisenka benutzen, solange das unsrige noch nicht fertig gestellt ist.“ Sagte Bill lächelnd. „Bill Kaulitz?“ fragte Lily verdattert. „Jup!“ sagte er und nickte, dabei flogen einige Wassertropfen Lily entgegen. „DER Bill Kaulitz?“ fragte Lily langsam. „Gibt es noch einen der den Namen trägt?“ fragte Bill. „Erstaunlich, was macht ein weltbekannter Sänger von Tokio Hotel hier?“ fragte Lily. „Schwimmen!“ lächelte Bill freundlich. Lily zog die Augenbrauen in die Höhe und sagte langsam: „Schwimmen… na klar, wie auch immer. Nerv mich nicht und ich bring dich dafür nicht um!“ damit ging sie das Becken entlang, stieg auf den 2 m Sprungturm und macht einen eleganten Kopfsprung mit einer kleinen Vorwärtsrolle. Sie tauchte lautlos ein. „Super!“ klatschte Bill Beifall, als Lily wieder auftauchte. Sie sagte nichts, tauchte wieder ab und bewegte sich so schnell durch das Wasser, das Bill glaubte, sie hätte Flossen an den Beinen. „Mhm – Kommunikation … aber wie nur?“ murmelte er vor sich hin. Da hatte er einen Einfall. Er tauchte ebenfalls ab und schwamm genau vor Lily hin. Diese erstarrte und holte unabsichtlich Luft. Sie tauchte wieder auf und hustete. „Tut mir Leid – wollte dich nicht erschrecken!“ sagte Bill. „Du – du -…“ Lily hustete wieder. Da holte sie endlich Luft und sagte kalt: „Du warst gestern hier, mit noch einem Kerl!“ „Ja stimmt, deswegen bin ich eigentlich hier. Ich wollte mich deswegen entschuldigen. Wir hatten dich wohl erschreckt. Mein Bruder hat es jedenfalls nicht absichtlich gemacht. Sein Bauch tut ihm immer noch weh!“ grinste Bill. „Sein Problem.“ Sagte Lily, und kraulte ans andere Ende des Schwimmbeckens. „So nicht!“ dachte Bill und kraulte ihr nach. „Hör zu!“ sagte Lily kalt und bremste Bill mit einem einzigen Blick ab. Bill erstarrte. „Vielleicht hab ich mich vorhin nicht klar genug – oder viel mehr – nicht EINFACH genug ausgedrückt. Lass mich in Ruhe!“ sagte sie. „Lass ich dich doch!“ sagte Bill und trieb neben ihr. „Aber ich schwimme eben zufällig in die gleiche Richtung wie du!“ „Sehr kluger Spruch!“ zog Lily ihn auf. Sie tauchte erneut ab und war so schnell verschwunden, dass Bill nur staunen konnte. WO ist sie hin, fragte er sich, da sah er gerade noch wie ihr Schatten sich in die Seitengasses stahl und er grinste. „Außenbereich ich komme!“ lächelte er und schwamm ihr nach. Lily wartete rechts neben dem Durchgang und hielt sich im Schatten, als Bill hinaustauchte. Er tauchte auf und sah sich perplex um, da riss Lily seinen linken Arm nach hinten und verdrehte ihn auf seinem Rücken. Bill tat es so weh, dass er sofort nachgab und dabei seinen Kopf unter Wasser tauchen musste. Er atmete Wasser ein und glaubte einen Moment lang zu ertrinken. Da gab Lily gerade so viel nach, dass er wieder an die Oberfläche kam und prustend nach Luft holte. „HEY BIST DU BESCHEUERT? LASS MICH LOS!“ verlangte Bill wütend. „Nein – entweder du sagst sofort was du von mir willst, oder ich ertränk dich!“ sagte Lily und ihre eiskalten Augen glänzten auf einmal bedrohlich. „Das wagst du nicht?“ sagte Bill. „Kennst du eventuell meinen Ruf nicht?“ fragte Lily. Bill schluckte leicht: „Doch – aber das tust du trotzdem nicht!“ „Legen wir es doch darauf an!“ sagte Lily und verdrehte ihm erneut den Arm und sein Gesicht kam dem Wasser gefährlich nahe. „Schon gut!“ sagte er wütend. „Also?“ Gut, Memo an mich – mit Lily White legt man sich besser nur außerhalb eines Schwimmbeckens an, dachte Bill. Er sagte: „Hör zu, falls du dich erinnerst – wir haben uns vor vier Tagen schon mal getroffen?“ Lily zog eine Augenbraue in die Luft: „Tatsächlich?“ „Ja… ich bin der Typ der in den nassen Sand gefallen ist!“ sagte Bill. Lily dachte nach und sagte langsam – während Bills Arm immer mehr wehtat: „Ahhh, ja ich glaub ich erinnere mich. Du warst der Kerl, der mir im Weg gestanden ist – selbst schuld!“ „Könntest du eventuell meinen Arm auslassen – der tut langsam ziemlich weh!“ fragte Bill und er konnte es gerade noch verhindern loszubrüllen. „Warte noch – eine Frage hätte ich noch!“ sagte Lily langsam. „Die wäre?“ keuchte Bill. „Was willst du von mir?“ fragte Lily kalt. Irgendwie komm ich von der Frage nicht weg, bedauerte Bill. Er holte tief Luft und sagte: „Ich will dich kennenlernen und dein Freund sein!“ Lily hätte mit so ziemlich allem gerechnet, aber nicht damit. Nicht mit dem Einzigen, womit sie überhaupt nicht umgehen konnte. Freundschaft? Vor Überraschung ließ sie ihn los und Bill klatschte mit aller Kraft ins Wasser. Wasser spuckend tauchte er wieder auf und schmiss die langen schwarzen Haare über den Rücken. Lily stand nicht mehr da und er sah nur wie sie wieder in den Innenbereich tauchte. Bill sah ihr zunächst verdattert nach, da holte er trotz schmerzendem Arm Luft und tauchte ihr nach. Als drinnen auftauchte, sah er noch wie sie mit aller Ruhe zum Beckenrand schwamm und aus dem Wasser stieg. „HEY! WARTE!“ rief Bill und kraulte ihr so schnell es ging nach. Mit aller Ruhe band Lily sich das Haarband um die nassen Haare und erst jetzt sah Bill ein schönes Rückentattoo aufblitzen. Er kletterte gerade aus dem Becken, als er es sah. Bill stockte und sagte überrascht: „Ein Drache? Cooles Tattoo!“ Lily blieb stehen und drehte sich um. Bill erschrak, ihre Augen waren so gefährlich kalt – viel zu kalt für einen Menschen – und hatte er sich geirrt oder hatten sie einen rötlichen Touch? Sie sah verflucht gefährlich aus – gefährlich und auch betörend schön. Bill sah sie nur perplex an. „Ich sage es nur einmal, also spitz deine Lauscher und hör gut zu!“ sagte Lily leise, sie trat auf Bill zu und blieb nur gute 5 cm von ihm entfernt stehen. Bill sah jede Einzelheit ihres makellosen Gesichts. Die langen Wimpern, die verstörend hellen Augen, die weiße Haut, die dünnen, perfekt gezupften und geschwungenen Augenbrauen, die sinnlichen Lippen mit dem Pfirsichfarbton. Diese öffneten sich und Lily sagte leise: „Lass mich in Ruhe oder du wirst es sehr, sehr schnell bereuen – kleiner Popstar!“ damit stupste sie in mit nur einem einzigen Finger an und Bill wurde ins Wasser geschleudert. Es war eine enorme Kraft und Bill glaubte seine Rippen knacken zu hören, er fiel wie ein Stein den Pool und krachte mit unglaublicher Schwere zu Boden. Es dauerte einige Sekunden bevor er wieder die Augen auf bekam und er sah völlig neben sich nach oben. Er blinzelte und erkannte das Lily an ihm vorbeiging und ihre Silhouette verschwamm. Dann wurde Bill ohnmächtig. „WO bleibt der Kerl nur?“ fragte Tom, während er draußen wartete. Da trat Lily seelenruhig aus dem Schwimmbad und Tom versteckte sich hinter einer Säule, aus der die Allee bestand, die Richtung Schwimmbad führte. Lily ging kerzengerade durch die Allee und obwohl Tom sich sicher war, dass sie ihn gar nicht hätte sehen können, blieb sie exakt vor seiner Säule stehen und kramte in ihrer Tasche. Tom linste verstohlen um die Säule, da schoss Lilys Arm vor und packte Tom an seiner Kehle. „ARG!“ machte er. Sie zog ihn nach vorne und drückte ihn mit dem Rücken an die Säule. Tom bekam fast keine Luft. „Hör gut zu – wenn ihr beide mir weiterhin nachspioniert, kann das ganz entsetzliche Folgen haben, kleiner Tom Kaulitz!“ sagte sie leise und diese Ruhe war völlig unpassend für die Situation. Tom konnte nur hustend nicken, da ließ sie ihn los, er rutschte an der Säule entlang zu Boden und er starrte, sich die Kehle reibend auf ihre makellosen, ewig langen Beine, die in der Uniform steckten und schwarze schlichte Pumps trugen. Sie ging in die Hocke, hob Toms Gesicht mit einem Zeigefinger nach oben und er starrte vor Schock in ihre eisblauen Augen. „Merk dir eins – ich warne nur ein einziges Mal!“ damit ging sie und ließ einen verstörten Tom zurück. Bevor sie ins Schulgebäude ging, drehte sie nur so wenig den Kopf, dass er ihre Nasenspitze von der Seite sehen konnte: „Dein Bruder könnte eventuell Hilfe gebrauchen!“ und damit verschwand sie. „BILL!“ schrie es in Tom vor Angst und er rappelte sich so schnell es ging auf und rannte in den Schwimmbadbereich. Er rannte vollangezogen in den Sportbereich und sah seinen Bruder im Wasser treiben. „BILLLLL!“ schrie er panisch und sprang vollangezogen in das Becken. Er kraulte so schnell es ging auf seinen Bruder zu und packte Bill im Rettungsschwimmgriff. Er zog ihn an den Beckenrand und schubste und zerrte ihn aus dem Wasser. Bill atmete schwach bis kaum und Tom zerrte seine Lippen auseinander, drückte ihm dreimal in den Bauch und Bill spuckte fest Wasserfontänen aus. „OH Gott…“ stöhnte Tom und sagte: „Alles in Ordnung Bill?“ Bill hustete noch einige Zeit und kam schließlich wieder zu Atem. Er setzte sich mit tränenden Augen auf und sagte krächzend: „Es stimmt – diese White ist ein echtes Miststück und verdammt gefährlich!“ „Was ist denn passiert?“ fragte Tom. „Die war fuchsteufelswild, als sie mich gegen die Säule gedrückt hat, sie hat mich fast erwürgt.“ „Zunächst war es noch ein normales Gespräch, sie wirkte zwar wütend über meine Störung, aber sie war eigentlich noch – Normal.“ Sagte Bill schwach, er hustete wieder: „Dann ist sie plötzlich nach draußen geschwommen, ich ihr nach und da hat sie mich von hinten angegriffen und meinen Arm so verdreht, das ich fast abgesoffen wäre. Sie war ziemlich wütend und kalt. Als ich ihr gesagt hätte, dass ich sie nur gerne kennenlernen würde hat sie mich plötzlich losgelassen und ich bin ins Wasser gekippt. Sie war weg ich bin ihr nachgetaucht und als ich sie am Beckenrand aufhalten wollte, hab ich bemerkt, dass sie ein Tattoo hat. Einen schwarzen Drachen. Ich hab ihr nur gesagt, dass es ein schönes Tattoo ist. Da hat sie sich umgedreht, ist auf mich zugegangen und hat gesagt, dass ich sie lieber in Ruhe lassen soll.“ Bill hustete wieder. „Warum bist du im Becken gelegen?“ fragte Tom, dem der Schock noch immer in den Knochen saß. „Die hat mich nur mit dem Zeigefinger – ich schwöre es – nur mit dem Zeigefinger ins Wasser katapultiert!“ sagte Bill. „Wie jetzt? Katapultiert?“ fragte Tom verblüfft. „Ja – sie hatte eine enorme Kraft und obwohl sie mich nur so angestubst hat…“ Bill zeigte es seinem Bruder, „- bin ich bis in die Hälfte des Beckens gekracht und untergegangen. Dann bin ich ohnmächtig geworden, außerdem glaub ich dass ich mir meine Rippen angeknackst habe…“ Schmerzvoll deutete er auf die bereits sichtbaren blauen Flecken. „Ich würde dir ja sagen – du spinnst, aber deine Brust spricht andere Tatsachen!“ sagte Tom verblüfft. Bill sah an sich hinunter und erkannte einen knallroten Fleck an genau der Stelle wo diese Lily ihn berührt hatte. „Wow…“ sagte Bill. „Also… was machen wir jetzt?“ fragte Tom. Bill starrte einige Zeit vor sich hin, dann wich seine Unentschlossenheit grimmiger Entschlossenheit und er sagte feixend: „Was wohl – wir machen weiter. Ich lass mich nicht so leicht abservieren?“ „Oha spricht da der gekränkte Superstar, dem sonst alle Mädchen hinterher laufen?“ fragte Tom grinsend. „Teils Ja, teils Nein. Ich bin mir sicher, dass diese Lily Hilfe braucht. Außerdem will ich rausfinden, warum die so eine Kraft hat!“ sagte Bill. „Übrigens draußen hat sie mich angesehen und ich schwör dir – ihre Augen haben so seltsam rot geglüht!“ sagte Tom. Bill starrte ihn an: „Dann – dann hab ich mich doch nicht getäuscht!“ stammelte Bill. Tom sah seinen Bruder aufmerksam an. „Ihre Augen waren doch rot! Ich hab es mir nicht eingebildet!“ sagte Bill heißer. „Wahnsinn Mann!“ sagte Tom und ließ sich der Länge nach hinten fallen – er war völlig k.o. Lily ging mit geraden Schritten aus der Vorlesung und ignorierte wie üblich, die Blicke der anderen Studentinnen. Sie hatte sich seit gestern nichts zu Schulden kommen lassen, na gut sie hatte diese dummen Miststücke ein bisschen geschlagen, aber das hatten sie auch verdient. „Lillian White zur Direktorin Sonnental!“ sagte eine Stimme über die Lautsprecher. Lily verdrehte wütend die Augen, sobald sie ihren Vornamen hörte. Sie seufzte innerlich resigniert auf und ging zum Lift um in die obere Chefetage zu fahren. Das Schloss Lisenka hatte vier Stockwerke und das letzte war nur die Direktion. Man brauchte eine Ausnahmegenehmigung um dort hinauf zu kommen, und die wurde sehr selten erteilt. Doch Lily war Dauergast in diesem Stockwerk. Sie stieg aus, als der Lift stehen blieb und die Türen sich öffneten. Sie ging einen kurzen Korridor hinunter, klopfte höflich an und es ertönte bereits die Stimme des Sekretärs Johann: „Herein!“ Lily trat ein und betrat ein schönes großes Vorzimmer mit blauen Vorhängen in den Farben der Schuluniform, ein königsblauer Teppich zierte den Raum. Johann saß an seinem breiten Eichenholzschreibtisch und sah kaum auf. „Direktorin Sonnental erwartet dich bereits, Miss White!“ sagte er und tippte weiterhin auf seinem Laptop herum. Lily ging unbeeindruckt auf die große Tür mit dem Messingschild „Frau Direktorin Anneliese Sonnental“ zu, klopfte kurz an und öffnete auf das warme „Herein“ hin, die Tür. „Miss White bitte komm herein!“ sagte eine angenehme Stimme. Lily schloss die Tür und trat an den hellen Tisch, indem relativ hellen Büro. Durch das düstere Wetter draußen wirkte es allerdings auch hier ein wenig dunkel. Die Vorhänge waren hellgelb und mit dunklen Mustern verziert. Der Teppich war ein königblauer Perser und Lily trat an den Tisch. „Setz dich bitte!“ sagte eine hübsche, ältere Dame. Sie hatte hellbraunes Haar und tiefgrüne Augen, die wachsam und konzentriert aussahen. „Entschuldige bitte aber ich beende nur das Gespräch!“ sagte Frau Sonnental, sie hielt noch immer den Hörer in der Hand. Lily zuckte nur mit den Schultern. Frau Sonnental sagte in den Hörer: „Verzeihung Herr Rudolph – ja wir benötigen noch drei Ersatz-PCs im oberen Stock. Bestellen Sie bitte drei neue Apple-Software dazu. Vielen Dank!“ damit legte sie auf und legte die Fingerkuppen aneinander und sah Lily darüber hinweg freundlich an, aber mit besorgten Augen. „Miss White – heute Früh bekam ich einen Anruf von Herrn Baumann und Lord Lockslee bekommen, den Vätern von unseren Studentinnen Kathrin Baumann und Selma Lockslee – sie gehen beide in den gleichen Geschichtekurs wie du. Du kannst dir sicherlich denken worum es geht!“ „Ja – ich hab die beiden gestern geschlagen, jeweils einen Eckzahn ausgeschlagen, sowie blutige Lippen und ein blaues Auge bei Selma Lockslee noch anzuführen!“ sagte Lily kalt. „Wieso hast du sie geschlagen?“ fragte Direktorin Sonnental. „Sie haben eine unhöfliche Frage gestellt, auf die es keine Antwort zu geben möglich war und ich war ein wenig ungehalten. Sie haben nur bekommen, was sie verdient haben!“ sagte Lily. „Ich will dass du weißt, dass die beiden es nicht wollten, dass ihre Väter bei mir angerufen haben. Aber sie waren so erschrocken und wütend, dass sie es trotz der dringlichen Wünsche ihrer Tochter hin taten. Musstest du gleich gewalttätig werden?“ fragte Frau Sonnental. „Ja!“ nickte Lily schlicht. „Ach Lily…“ seufzte Frau Sonnental auf. Sie blickte zurück. Frau Sonnental stand auf und ging ans Panoramafenster und sah zu, wie der Regen einsetzte und wieder heftig gegen die Scheiben klopfte. „Wieso machst du immer Schwierigkeiten? Was ist daran so schwer einen normale Studentin zu sein?“ fragte Sonnental. „Ich bin keine normale Studentin!“ erwiderte Lily kalt. Sonnental drehte sich um und nickte: „Ja, ja das weiß ich. Das wissen sowohl Herr Hanasaki als auch ich. Aber Lily…“ sie ergriff Lilys Hand, diese zuckte sofort zurück. „… wir können dieses Verhalten nicht länger tolerieren! Bei der nächsten Verletzung der Regeln fliegst du von der Universität!“ sagte Sonnental. Lily zuckte nicht einmal mit der Wimper. „Ist dir das klar?“ fragte Frau Sonnental. Lily nickte und sah ein wenig unbeholfen aus: „Ja, das ist mir klar.“ „Ich bitte dich inständig Lily – Herrn Hanasaki zu Liebe – gib mir dafür keinen Grund!“ sagte Sonnental beschwörend. Lily blickte unbeteiligt zurück, doch dann breitet sich ein trauriger Ausdruck über ihrem Gesicht aus: „Ich kann es ihnen nicht schwören – aber ich gebe mein Bestes!“ damit stand sie auf und ging ohne Gruß aus dem Zimmer. Direktorin Anneliese Sonnental ließ sich aufseufzend in den Sessel fallen und drehte sich zum Panoramafenster. Sie sah einige Minutenlang dem Regen zu, wie er gegen die Scheibe hämmerte, dann griff sie zu dem Hörer und wählte die 1. Nach zwei Klingeln wurde abgehoben. „Hanasaki hier?“ fragte eine Männerstimme. „Koji ich bin es – Anne….“ Sagte Sonnental leise. „… was ist passiert, Anne-chan?“ fragte Hanasaki besorgt. „Lily… Lily White war gerade hier… sie…“ Sonnental brach ab. „Weiß sie etwas?“ fragte Koji Hanasaki. „Ich glaube nicht – aber ich bin mir sicher, dass sie sich irgendwann erinnern wird. Oh Gott Koji ich kann mit diesem Wissen nicht so weitermachen!“ schluchzte Sonnental leise. „Anne reiß dich zusammen. Wir müssen das Spiel weiterspielen. Es geht nicht anders.“ Sagte Hanasaki kalt. „Ich weiß – aber … was konnten denn sie und ihr B-“ fing Anne an. „ANNE!“ sagte Koji hart. Sie verstummte. „Anne-chan, es geht nicht anders. Du weißt wir müssen tun, was sie verlangen! Oder willst du alle riskieren? Alle Schützlinge?“ fragte Hanasaki leise. „NEIN natürlich nicht, aber wir müssen sie aufhalten Koji!“ sagte Sonnental zornig. „Ich weiß, ich weiß meine Liebe. Aber wir müssen die Maskerade noch ein wenig weiterspielen, ich bin mir sicher es wird sich bald etwas ergeben!“ sagte Hanasaki. Er stand auf und ging an sein Fenster. Sonnental sagte währenddessen in sein Handy: „Woher willst du das wissen? Was wenn sie vorher daran zerbricht?“ Hanasaki sah die beiden Kaulitz-Zwillinge auf dem Gelände auftauchen und zwei Männer starteten auf sie zu und fingen sie ab. Sie sprachen eindringlich auf sie ein, da nickten sie und gingen ins Schulgebäude. Hanasaki lächelte: „Sie ist nicht länger allein! Vertrau mir einfach Anne-chan!“ und damit legte er auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)