Gegen den Strom des eigenen Blutes von _Shirley ================================================================================ Kapitel 17: Blendend hell… -------------------------- Kapitel 17. Blendend hell… …strahlte das Licht eines Engels viel weiter, als die Menschen es vermutlich je geglaubt hätte. Es drang mit seiner Intensität in jeden noch so kleinen Winkel der Erde und flutete den Himmel ebenso wie die Hölle. Auch wenn die Dämonen das Licht nicht deuten konnten, jeder Engel der Schöpfung aber spürte die Erschütterung des Äthers, als sich ein neues Leben von Gott geschaffen, formte. Das Kind war zwar nicht mit dieser Gnade zu einem Lebewesen geformt worden, auch bestand ihr Körpern nicht aus der puren Energie wie das bei Engeln der Fall war, dennoch richtete die Aufnahme der Gnade einiges in ihr an. Plötzlich war Wissen in ihrem Kopf, viel Wissen und Macht. Pure Macht aber auch etwas anderes, etwas Warmes und tröstendes. Alles was von ihrem Vater geblieben war, lebte nunmehr in seiner Gnade und damit in ihr weiter. Das Gefühl die Hand des Vaters auf ihrer Schulter ruhen zu spüren, würde sie von jetzt an begleiten. Ein gutes Gefühl, eines das ihr Sicherheit versprach. Das warme Licht waberte noch immer unruhig in ihr, strömte in ihr Blut und durch jede Zelle des Körpers. Eigentlich war das eine Belastung, die für einen menschlichen Körper übermäßig war und zu dessen Zerstörung führen würde, aber sie war auch zur Hälfte ein Engel. So rebellierte ihr Körper, doch er blieb intakt. Verband sich unwiderruflich mit der Gnade Gottes und schenkte einem unsicheren, noch sehr, sehr jungen Mädchen ein neues Leben. Nur ganz langsam verblasste das Licht um sie, zog sich ganz in ihr Innerstes zurück. Dann war alles wieder normal. Der schöne, warme Sommertag lächelte zum Fenster herein. Das Zimmer war ruhig, ein wenig unordentlich aufgrund des Kampfes und der Geburt des neuen Engels. Der Mann mit dem sie vor kurzen noch gefrühstückt hatte, lag am Boden und rührte sich nicht. Aber er lebte, das konnte man deutlich spüren. Seine Lebensenergie floss stet durch ihn hindurch, seine Aura war aufgebracht und beunruhigt von der Bewusstlosigkeit überrascht worden. Der Mann kämpfte, selbst jetzt. Sie war beeindruckt. Kein Wunder also das Castiel potenzial in dem Jäger sah. Castiel, man konnte deutlich sein Kommen spüren. Sie erhob sich, während das Geräusch der Flügel die Ankunft des anderen Engels verriet. „Hallo“ grüßte sie mit ihrem kindlichen Stimmchen. Lange betrachteten sie die blauen Augen des Ankömmlings still. Dann kam er auf sie zu, beugte sich zu ihr herab und legte prüfend eine Hand auf ihre Stirn. „Die Gnade war von Anfang an für dich bestimmt“, stellte er fest. „Sie hat sich auf eine Weise mit dir verbunden wie ich es noch nie gesehen oder gar vermutet hätte. Sag mir, hast du die Erinnerungen an die Prophezeiung?“ Ein Nicken kam als Antwort. Castiel erhob sich wieder, drehte sich um und schritt zu Dean. Sank neben dem zusammengebrochenen Körper auf die Knie und drehte ihn herum. Da! Da war etwas! Es schien seltsam und in seiner Intensität überraschend aber sie konnte es mir den Augen eines Engels jetzt deutlich erkennen. Da herrschte eine Verbindung zwischen diesen Seelen. Die Seele des Engels hatte den Menschen berührt, ihn zu einem Teil von sich werden lassen. Zwischen den Beiden konnte sie ein Band erkennen, viel stärker als es je hätte werden dürfen. Es ging über das normale Maß, welches die Engel kannten und akzeptierten, weit hinaus. Es bestand nicht nur aufgrund eines Auftrages, nein, ihr Band war mit Emotionen verstärkt und zu einem starken Vertrauensverhältnis verwoben. Wahrscheinlich war es das Wissen ihres Vaters das hier zu ihr sprach, aber mit einem Mal wusste sie, dass eben so ein Band einst auch ihre Eltern verbunden hatte. Cass erkannte zu seiner Erleichterung das Dean nicht schwer verletzt war. Doch als er das Gesicht des Menschen so betrachtete, die Sorge erkannte die er um Deans Gesundheit stets in sich spürte…da wurde ihm zum ersten Mal bewusst wie recht Cyriac mit vielen Dingen gehabt hatte. Das was ihn mit Dean verband, das war so viel mehr! Es war Leid und Schmerz aber auch Hoffnung und Geborgenheit…es war Liebe. Jetzt saß er hier, irgendwo in einem Motelzimmer auf einem billigen Teppich und Deans Kopf ruhte auf seinen Knien. Am liebsten würde er für immer hier bleiben, auch wenn es nur ein billiges Motel nach dem anderen wäre, was ihnen die Zukunft brachte. Egal das der Himmel auf ihn wartete, was spielte das Leben dort schon für eine Rolle solange Dean nicht bei ihm war? Keine. Er wollte nicht weg und doch war es jetzt seine einzige Option. Die Macht welche dem Mädchen bereits jetzt, kurz nach der Vereinigung inne wohnte war überwältigend und erschreckend zugleich. Jetzt wussten sie zwar warum die Dämonen das Kind suchten, aber die Bewehgründe des Himmels lagen immer noch im Dunkeln. Zunächst würden sie sich verstecken müssen…für eine sehr, sehr lange Zeit. Der Kopf auf Cass Schoß bewegte sich und mit einem Ruck richtete sich Dean auf! Sprang ungeschickt auf die Beine, als erwarte er sogleich wieder angegriffen zu werden. Cass erhob sich, stützte den unsicheren Jäger und hinderte ihn daran, wieder zu Boden zu gehen. „Dean, ganz ruhig. Es ist alles okay.“ Ein wenig Zeit brauchte der Jäger noch, bis sein Geist wieder ganz ins Geschehen gefunden hatte. Er suchte mit wirrem Blick das ganze Zimmer ab, der dann auf dem Mädchen ruhen blieb. Wieder einige denkwürdige Minuten später begriff Dean, dass Cass ihn immer noch in einer stützenden Umarmung hielt. Obwohl mittlerweile keine Gefahr mehr bestand, er würde wieder das Bewusststein verlieren, hatte ihn der Engel noch nicht losgelassen. Die Wärme der Engelshände drang durch den Stoff seines Shirts und brachte die Haut darunter zum kribbeln. Erst jetzt richtete er seinen Blick auf das Gesicht von Castiel, das seinem gefährlich nahe war. Er wusste das er den Engel zurechtweisen sollte, dessen Hände von seinem Körper schieben und ihn wieder einmal an die Abstandsregel zu erinnern, die sie ganz zu Beginn ihrer Freundschaft aufgestellt hatten. Aber im Moment ging es Dean gar nicht so sehr um den persönlichen Freiraum. Deshalb ließ er Cass wo er war und fragte stattdessen: „Was ist passiert?“ Cass erfreute sich an der Tatsache, dass Dean ihn nicht von sich stieß. Eine seiner Hände ruhte immer noch auf Deans Rücken, die andere lag lose um dessen Hüften. Der Jäger war ihm dadurch sehr nah, er konnte dessen unverwechselbaren Duft riechen. So viele Detail strömten auf ihn ein, als hätte das eingestehen seiner tiefsten Gefühle eine Schleuse geöffnet und das Wasser all seiner Empfindungen überflutete ihn jetzt. Fast hätte er sich in seiner Sinnflut an neuen und ungewohnten Empfindungen verloren, doch Deans fragender Gesichtsausdruck erinnerte ihn an etwas. Richtig, er sollte antworten. „Einer meiner Brüder hat euch angegriffen.“ „Das weiß ich selbst“ kam es mit sarkastischem Unterton von Dean. „Ich meine, was jetzt? Was hast du herausgefunden?“ Sich der kleinen Zuhörerin im Raum gar nicht mehr bewusst, spitzte diese jetzt besonders ihre Ohren. Sie wollte ebenfalls hören was Castiel herausgefunden hatte. Auch war die Frage wie es weitergehen sollte, eine berechtigte. „Die Dämonen suchen nach dem Kind, Crowley hat ebenfalls von der Prophezeiung gehört.“ „Halt, ganz langsam!“ befahl Dean. „Welche Prophezeiung?“ So berichtete Cass, von dem Dämon, von Crowleys Plänen und der Frage warum der Himmel nicht gewillt war, den jungen Engel als einen der ihren zu akzeptieren. Als er geendet hatte, befreite sich Dean nun doch aus Cass Armen und ließ sich auf dem Bett nieder. Putz war während des Kampfes von der Wand gebröckelt, wahrscheinlich als der Engel Dean dagegen geworfen hatte. Die kleinen, weiß-blauen Bröckchen waren überall auf der Bettdecke verteilt. Doch Dean interessierte das alles gerade überhaupt nicht. Währe schließlich nicht das erste Zimmer, für dessen Renovierung er würde aufkommen müssen. Der Engel betrachtet den schweigenden Jäger. Blieb unbeweglich vor dem Bett stehen und schenkte dem Menschen etwas Zeit, all die Informationen zu verarbeiten. „Was jetzt?“ Dean hatte diese Frage gestellt, ohne Cass anzusehen. Viel mehr haftete sein Blick auf einem großen Brocken Putz zu seinen Füßen. Als Cass nicht sofort antwortete, sah er aber dann doch auf. Ihre Blicke trafen sich, hielten sich für einen Moment lang fest, ehe Dean zu dem Mädchen sah, das ebenso stumm auf die Antwort wartete. „Ich werde mein Versprechen halten. Es war Cyriacs letzter Wunsch und solange ich nicht verstehe warum Raphael so reagiert wie er es tut, sollten wir von hier fort gehen.“ „Verstehe“, murmelte Dean. „Hab ohnehin nicht ausgepackt.“ „Du verstehest nicht, Dean. Du kannst nicht mit uns kommen.“ Die Stimme des Engels war ruhig, doch innerlich bebte er. Schließlich war er sich bewusst, was eine lange, räumliche Trennung von Dean für ihn bedeuten würde. Diesen Schmerz kannte er ja nur zu gut. Cyriacs Worten nach war genau das Liebe. Das Leid das ihn peinigte, wann immer er alleine war. Geheilt konnte es nur von Dean werden, dieser ewige Schmerz würde nur dann verschwinden, wenn er sich dem Menschen aus tiefstem Herzen hingab. So wie Cyriac bei Nina. „Was soll das heißen, hä? Willst du mich zurücklassen damit ich dir kein Klotz am Bein sein kann?“ Deans Stimme war voller Wut, gepaart mit Verzweiflung. Cass sollte nicht gehen! Er durfte nicht! Sie hatten sich doch gerade erst wieder zusammen gerauft und jetzt wollte der Engel wieder verschwinden? Dabei wünschte sich Dean nichts mehr als das sie für immer hätten so weitermachen können. Morgens gemeinsam erwachen, Frühstücken, einen kleinen Job erledigen…warum ging das denn nicht? War dieser einfache Wunsch schon zu viel verlangt? „Nein Dean, ich will dich nicht zurücklassen!“ Cass setzte sich neben ihn. „Du bist kein Klotz am Bein, das müsstest du inzwischen wissen. Auch das ich dich nicht verlassen möchte, aber uns bleibt keine andere Wahl. Das Kind zu verbärgen hat jetzt oberste Priorität.“ „Das versteh ich“, gestand Dean ein. „Aber für wie lange wirst du weg sein?“ „So lange bis sie reif genug ist ihrer Bestimmung zu folgen.“ „Klingt nach einer Ewigkeit…“ flüsterte Dean. „Warum kann ich nicht mit?“ Was Cass jetzt sagte, viel ihm sehr schwer. Besonders da Dean unter der Trennungsvorstellung ebenso zu leiden schien. „Hier gibt es keinen sicheren Ort für uns. Ich kann dir nicht sagen wohin wir gehen, das wäre zu gefährlich, denn sie werden kommen, Dean. Dämonen wie Engel. Sie werden dich Ausfragen, in deinen Träumen nach mir suchen, im schlimmsten Falle dich sogar bedrohen. Aber merken sie erst das ich dir nichts gesagt haben, dann wirst du dein Leben in ruhe weiterleben können. „Allein?“ „Bobby wird immer für dich da sein.“ „Ich weiß, aber das meinte ich nicht.“ Dean drehte den Kopf und spürte dabei einen sengenden Schmerz in seinem Genick. Der Angreifer war wirklich nicht zimperlich gewesen, die Schmerzen würden ihn bestimmt noch einige Tage lang quälen. „Ich will nicht das du gehst, ich will nicht wieder allein sein! In meinen Träumen sehe ich Sam, wie er in der Hölle schmort und mich dafür verantwortlich macht! Weißt du, damals als ich in der Hölle gelandet bin, ich hab nach Sam gerufen! Ich wollte das er mich hört, mir hilft…obwohl ich es ihm selbst verboten hatte seine Seele für meine Freiheit zu opfern. Und jetzt…jetzt sitzt er da unten fest. Es wäre sein gutes Recht mir deshalb Vorwürfe zu machen, verstehst du?“ Dean schluckte schwer, kämpfte die aufkommenden Gefühle nieder. „Du bist daran nicht Schuld gewesen. Schuldgefühle sind normal, aber du musst dich nicht derart quälen. Das würde Sam bestimmt nicht wollen. Er wollte das du lebst, genau wie du es ihn damals versprechen ließest. Und ich will auch das du lebst, Dean. Du hast so hart dafür gearbeitet, so viele Schlachten geschlagen. Das hier allerdings ist meine Schlacht. Was immer meine Geschwister vor mir verbärgen, du wurdest da nur meinetwegen mit hinein gezogen. Ruh dich aus, genieße dein Leben solange wie du kannst. Eines Tages sehen wir uns wieder.“ „Eines Tages? Und was dann?“ Cass griff nach Deans Hand, die sich in die Bettdecke gegraben hatte. „Dann werde ich bei dir bleiben, bis zum Ende“, versprach der Engel. Dean spürte wie sich die warmen Finger um seine Faust schlossen. Wieder kämpfte er gegen seine Gefühle, versuchte seine Stimme fest, und entschlossen klingen zu lassen. „Du meist bis zu meinem Tod?“ „Ja“ „Sehen wir uns im Jenseits wieder?“ Cass seufzte, „ich kann dich besuchen, aber ich darf mich nicht in dein Paradies einmischen. Was immer du sehen wirst, ich kann es nur insgeheim mit dir teilen, mehr ist mir nicht gestattet.“ „Dann heißt es jetzt Abschied nehmen?“ Verdammt, seine Stimme zitterte doch! „Ja, das heißt es wohl.“ Cass erhob sich. Dean mied seinen Blick, denn gerade wollte und konnte er ihn nicht ansehen. Wie er diese aussagekräftigen, blauen Augen vermissen würde, in denen das leichte glimmen der Gnade so wunderbar leuchtete. Natürlich verstand er das ganze, wusste was auf dem Spiel stand und warum Cass so handelte wie er es tat. Es wäre nicht fair gewesen zu behaupten, Cass wäre an der jetzigen Situation schuld. Einzig und allein der Himmel war verantwortlich zu machen! Raphael, dieser Mistkerl nahm ihm seinen Engel. Glückwunsch, er hatte es tatsächlich geschafft…und dann trennten sie sich auch noch ohne Kampf und im vollen Einverständnis. Im Himmel würde sich Raphael jetzt bestimmt königlich darüber Amüsieren. „Dean, ich…“ begann Castiel und stoppte dann wieder. „Ich bin nicht gut in so etwas. Abschied zu nehmen, das musste ich noch nie. Aber wie versprochen, wir werden uns wieder sehen.“ Wieder kam eine Pause zustande und Cass dachte angestrengt nach, wie er sich jetzt am besten zu verhalten hatte. Dean sah ihn immer noch nicht an. Er konnte doch jetzt nicht einfach gehen. Zwar wäre das sein üblicheres Vorgehen gewesen, einfach zu verschwinden, aber das fühlte sich so falsch an. Dean hatte sich schon mehr als einmal darüber beschwert. „Ich bin mir nicht sicher wie Abschiede funktionieren. Sagt man einfach nur Leb wohl oder verbindet ihr Menschen diesen Moment mit einer Geste?“ Dean sprang förmlich vom Bett auf, packte Cass am losen Kragen des Trenchcoats und zog ihn zu sich. Schlang seine Arme um den steifen und verwirrten Engel und drückte ihn fest an sich. Nach anfänglichem Zögern, legte auch Cass seine Arme um den Körper des Menschen. Diese Geste gefiel ihm, auch wenn sie zum Leb wohl sagen gehörte. Obwohl, gehörte sie nicht auch zur Begrüßung? Wenn er Dean wieder sah, dann würden sie diese Geste wiederholen, dann wäre er ihm wieder so nahe wie jetzt! Darauf freute sich Castiel jetzt schon. Die Minuten zogen sich zu einer Ewigkeit. Dean wollte Cass nicht mehr loslassen. Alles was er ihm sagen wollte und doch nicht konnte, das versuchte er hier in diese unbeholfene Geste zu stecken. Hoffend das sein Engel verstand. Dieser löste sich aber viel zu schnell wieder von ihm. „Wir müssen jetzt wirklich gehen, je länger wir bleiben, desto kleiner wird der Vorsprung vor unseren Verfolgern.“ Cass ging zu dem Mädchen, hob es hoch und konzentrierte sich. Das war er vor hatte war kein einfacher Transport von einem Ort zum andern. Nein, dorthin wo sie jetzt gehen würden, das war so weit weg und das nicht nur im räumlichen Sinne. Dean zögerte, wollte gerade seinen Mund öffnen und noch etwas sagen. Etwas wichtiges, dessen Sinn sich in seinem Geist aber nicht zu Worten formen lassen wollte. Er sah Cass mit dem Rücken zu sich stehen, streckte ihm die Hand entgegen und kaum hatte er auch nur einmal geblinzelt, war er allein. ******* „Hey Bobby“, grüßte Dean und schob sich durch die Haustür. Der versuchte gar nicht erst den Jungen aufzuhalten, sondern warf mit einem unterdrückten Seufzer die Tür zu. Wenn Dean in so gereizter Stimmung war, dann ließ man ihn besser in Ruhe. Das Telefonat hatte ohnehin schon seine Befürchtungen bestätigt. Dean hatte mit Details gegeizt, was er ihm nicht übel nehmen konnte. Schließlich hatte er ihn das letzte Mal genau dafür angeschnauzt. Er folgte Dean ins Haus und fand ihn in der Küche. Ein Glas in der rechten und eine Flasche Bourbon in der linken. „So schlimm?“ fragte er den Jungen und setzte sich an den Küchentisch. Dean machte keine Anstallten sich zu ihm zu setzen. Bobby drängte ihn nicht, er ließ ihm alle Zeit der Welt, irgendwann würde er schon von sich aus antworten. „Er ist weg“, kam es tatsächlich nach Minuten des Schweigens und drei weiteren Schluck Whisky. Bobby wusste nicht so recht von wem er jetzt redete. „Wer?“ fragte er deshalb. „Die Langversion nicht mehr am Telefon, das heißt nicht das ich gar keine Informationen von dir brauche. Setzt dich, erzähl mir alles genau und dann reden wir darüber.“ Überraschenderweise gehorchte Dean, zog sich einen Stuhl heran, ließ sich schwer darauf fallen und goss sich einen kräftigen Schluck der goldenen Flüssigkeit ins Glas. Langsam begann er zu erzählen, sogar über seine Alpträume sprach er. Das erste Auftauchen von Cass nach so langer Zeit, wie sie überhaupt auf die Spur des Kindes gekommen waren und was es mit den Engeln auf sich hatte. Als die ganze Geschichte erzählt war, hatte sich die angebrochene Flasche bereits zwei Finger breit bis zum Boden geleert. Bobby schwieg lange, nicht nur die Geschichte brauchte verdauen, sondern auch das kümmerliche Etwas das hier neben ihm saß. „Ich weiß dass dich das ganze mitnimmt. Cass und du, ihr habt eine ganze Menge zusammen durchgemacht, weiß Gott, der Engel ist Familie.“ „Er konnte nicht anders, verstehst du?“ „Verstehen ja“, brummte Bobby, „aber deshalb muss ich es nicht für gut befinden.“ Wieder seufzte er, laut dieses mal und klopfte Dean auf die Schulter. „Vielleicht seht ihr das Beide zu schwarz. Wer weiß, vielleicht steht er schon in einem Monat wieder auf der Matte. Die Welt verändert sich dauernd, der Himmel schmiedet seine Pläne und wir kennen Crowley, auch der wird nicht untätig bleiben. Der jetzt so großartig aussehende Plan mag morgen schon nicht mehr ideal wirken. Kopf hoch Junge, die Hoffnung solltest du heute noch nicht begraben.“ Kaum eine Stunde später war die Flasche komplett leer und Dean auf dem Sofa eingeschlafen. Bobby musterte ihn besorgt und beschloss bei dem traurigen Anblick feierlich, in nächster Zeit keinen Alkohol einzukaufen. Er wollte den Jungen ja nicht zu etwas dummen verführen und ihm selbst würde eine Trockenperiode auch nicht schaden. Bobby stieß sich vom Türrahmen ab, holte eine Decke und breitete sie über Dean. Der Junge tat ihm leid. Erst Sam, jetzt Castiel…doch bei dem Verlust des Engels steckte noch etwas anderes dahinter. Etwas das sich Dean bestimmt noch nicht eingestanden hatte und dessen Existenz auch für Bobby ein harter Brocken gewesen war. Aber er hatte ihn geschluckt und im Nachhinein war es gar nicht so schlimm gekommen wie befürchtet. Sie waren Jäger, ihr Leben konnte nicht normal verlaufen. Die Sehnsucht darin war Teil des Jobs. Glück für all diejenigen, die ihr Leben mit einem anderen Jäger teilen konnte. Warum nicht auch mit einem Engel? Was war so falsch daran sich in einen zu verlieben? Liebe war nie einfach, mit einem Engel vielleicht noch ein wenig schwieriger, aber das spielte keine Rolle. Er verstand den Jungen, den Wunsch tief ihn ihm geliebt und gehalten zu werden. All das hätte ihm der Engel vielleicht sogar bieten können, doch jetzt war das vorbei. Ihre Wege hatten sich getrennt und wer wusste schon wann sie einander wieder finden würden. Ja, Liebesschmerz war bitter und es würde lange dauern bis sich Dean damit arrangieren würde. Vielleicht kam er auch niemals darüber hinweg… Besorgt musterte Bobby den Schlafenden, bevor er die leere Flasche verräumte und zu Bett ging. Sein Entschluss Dean aus diesem Jammertal zu erretten war natürlich gefasst. Jetzt hieß es für sie beide erst einmal Kraft in einer erholsamen Nacht zu tanken. Der morgige Tag würde zermürbend und anstrengend werde. ******* Castiel schief nicht, Engel brauchten keinen Schlaf. Er lag einfach nur da, die Augen geschlossen und dachte an Dean. Seit einem Monat erst waren sie hier und er vermisste den Jäger bereits schmerzhaft. Erschwerend kam hinzu, dass das Leben hier nicht gerade leicht für ihn war. Er hatte ein abgelegenes, kleines Dorf gefunden. Politisch unwichtig und weit ab von Kirche und Engeln. Der Winter stand vor der Tür, was das für russische Verhältnisse bedeutete, wusste Cass nicht. Nur das die Dörfler fleißig waren und versuchten sich auf diese raue Jahreszeit vorzubereiten. Zumindest mit all dem, was im 12. Jahrhundert nach Christi Geburt in dieser Hinsicht möglich war. Daher lag er auf seinem Bett, in einer Hütte die er mit seiner eigenen Hände arbeit erbaut hatte. Kein bisschen Magie hatte er zu Hilfe genommen. Zu groß war das Risiko sich zu verraten, nicht nur vor den Menschen, sondern auch vor seinen Geschwistern. Die suchten bestimmt überall nach ihm und so ein sicheres Versteck war die Vergangenheit dann auch wieder nicht. Sie würden die Zeiten öfters wechseln müssen, würden kreuz und quer durch die Geschichte gehen und jeden Ort suchen, der sie vor den Engeln würde eine Weile verbergen können. Jetzt waren sie hier erst einmal sicher. Neben ihm ruhte das Mädchen, auch sie schlief nicht. Aber sie sollte es lernen. Zumindest den Schein zu waren gehörte dazu. Daher ging er mit gutem Beispiel voran. Die Ausbildung der Engelskräfte war nur ein kleiner Teil. Wie hatte doch die Prophezeiung so schön gesagt: Ein Engel der auf Erden heranwächst, das würde ihn prägen und zu dem stärksten Engel der Schöpfung machen. Nur so konnte sie Frieden für Himmel und Erde bringen. Deshalb warne sie hier, in einem kleinen Dorf in dem sie unter Menschen lebten, jeden Tag. Sie arbeiteten, sie aßen, sie schliefen. Unter einem menschlichen Leben würde sich Dean sicher etwas anderes vorstellen. Cass schmunzelte bei dem Gedanken, was der Jäger dem Mädchen zum Thema Mensch sein wohl beigebracht hätte. Würde er es eines Tages erfahren? Neben ihm bewegte sich das Kind. Es spürte die Unruhe und auch die Trauer in ihrem Ausbilder. Er würde sie erziehen, hatte er versprochen. In der Öffentlichkeit nannte sie ihn Vater, vielleicht würde das mit der Zeit auch aus ihm werden? Der menschliche Teil in ihr hoffte das. Sie vermisste ihre Eltern, würde sie immer vermissen. Aber jetzt hatte sie Castiel und sie wollte für immer an seiner Seite bleiben, das wusste sie. Castiel dessen Trauer jeden Tag aufs Neue wuchs. Er vermisste den Menschen, Dean. Das zumindest hatte sie erkannt, als sich die beiden von einander verabschiedeten. Dem Jäger würde es ebenso ergehen. Auch er würde leiden…jeden Tag den die beiden von einander getrennt waren. All das war ihre Schuld. Wäre sie nicht gewesen, dann wären die Beiden wahrscheinlich noch glücklich zusammen. Diese Vorstellung schmerzte, sie wollte Castiel keinen Kummer bereiten und doch tat sie es. Alles was sie als Wiedergutmachung leisten konnte war, fleißig zu lernen und dem Engel zu gehorchen. Je schneller ihre Ausbildung beendet war, desto schneller konnte er zurück zu Dean. Und so schliefen zwei Menschen und zwei Engel, getrennt von Raum und Zeit, jeder mit Kummer belastet und hadernd mit dem Schicksal. Wartend auf den nächsten Morgen, der trotz der Kälte in ihnen, Wärme versprach. Verbrachten Tag um Tag mit Leben, das mehr dem sturen Überleben, als dem Leben im eigentlichen Sinne glich. Jeder Schritt den sie taten, führte sie auf ihrem Weg gen Zukunft. Noch war die kurvenreiche Straße vor ihnen kaum zu überblicken. Alles was ihnen blieb war die Hoffnung. Hoffnung darauf, dass ihre Wege wirklich eins Tages wieder zusammen führen würden und betend das dieser heiß ersehnte Tag nicht all zu weit entfernt sein möge. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)