Geminis Kampf von Schabi ================================================================================ Kapitel 3: Offenbarung ---------------------- Kapitel III - Offenbarung >... Die Zeit ist ein Trank des Vergessens. Sie läßt Dinge anders erscheinen oder löscht sie aus den Erinnerungen. Doch manchen Menschen kann sie nichts anhaben. Ihr Leben ist bestimmt von Erinnerungen, von denen sie sich nicht frei machen können. Und solchen wird niemals die Freiheit geschenkt werden. ...< "Wir wissen ganz genau, wo du dich versteckt hältst, Bunny!" Makoto stand neben der Tür zum Mädchenklo und sah sich verlegen um. Die anderen Schüler, die über den Flur gingen, warfen ihr merkwürdige Blicke zu und manche kicherten albern. "Bunny, komm da raus!!!" Makoto schlug die Augen nieder und schüttelte den Kopf. Die Worte aus dem Mädchenklo waren laut und deutlich auf dem Flur zu hören. "BUNNY!" "NEEEEEEEIIIIIIIIN!" Die Tür flog auf und Makoto konnte sich nur durch einen kühnen Sprung in Sicherheit bringen, ansonsten hätte die Tür sie genau im Gesicht getroffen. Bunny stürzte auf den Flur, gefolgt von Minako und Ami. Während Bunny verängstigt und verzweifelt wirkte, sahen Minako und besonders Ami sehr entschlossen aus. Die Schüler in nächster Nähe blieben stehen und beobachteten teilweise erstaunt, teilweise laut lachend das Geschehen. "Du stellst dich ziemlich kindisch an!" Ami packte Bunny am Arm und hinderte sie so am Weglaufen. "Wir haben die Aufnahmeprüfungen geschafft, da wirst du doch vor so einer kleinen Zwischenprüfung keine Angst haben!" "Du hast doch keine Ahnung, Ami" wimmerte Bunny und versuchte, sich loszureißen. "Du weißt ja auch immer alles und kannst alles. Aber ich... Ich bin eben nicht so schlau wie du und darum hacken alle auf mir herum." Makoto schüttelte den Kopf. "Wer hackt denn auf dir herum? Das bildest du dir doch alles nur ein. Wir wissen doch, daß du niemals so schlau sein wirst wie Ami. Dafür liegen deine Qualitäten in anderen Bereichen." Bunny zog ein Taschentuch aus ihrer Schultasche und putzte sich geräuschvoll die Nase. "Meinst du?" "Aber natürlich. Du bist schließlich Prinzessin Serenity. Und eines Tages wirst du den Frieden auf der Welt durch deine Herrschaft erhalten. Du wirst eine liebende Ehefrau und gute Mutter sein und dann ist es sowieso jedem egal, was du einmal in der Schule getrieben hast." Bunny sah einen Moment nachdenklich aus. Dann lächelte sie Makoto an. "Danke. Du hast recht, ich brauche überhaupt nicht zu lernen, um eine gute Zukunft zu haben." Sie drehte sich um, ging in Richtung Klassenzimmer und ließ ihre drei verdutzten Freundinnen zurück. Schließlich löste sich Makoto aus ihrer Erstarrung. Schlimmes ahnend lief sie hinter Bunny her. "So war das aber nicht gemeint!" Minako sah verwundert zu Ami. "Habe ich mich eben verhört, oder was? Bunny will nicht mehr lernen?" Ami wurde leichenblaß. "Sie wird doch nicht... Oh, mein Gott... BUNNY!!!!" Der Diener griff ein letztes Mal an, doch seine Attacke hatte keinerlei Wirkung mehr. Sailor Etherion wehrte den Feind mit Leichtigkeit ab und vernichtete ihn mit einer kurzen und gezielten Attacke. Daisuke, der sich wie immer im Hintergrund gehalten hatte, wich zurück und ballte verärgert die Fäuste. "Ihr verdammten Sailorkrieger", fluchte er mit gepreßter Stimme. "Eines Tages werde ich euch noch eine Lektion erteilen. Aber für heute soll es genug sein." Hinter Daisuke öffnete sich ein schwarzes Tor und der dunkle Krieger verschwand, ehe Etherion oder Gemini etwas unternehmen konnten. Seufzend stieß Etherion seinen Stab in die weiche Erde und schüttelte den Kopf. "Wieso macht er immer Versprechungen, die er nicht halten kann? So langsam wirkt er auf mich wie ein furchtbarer Feigling. Er muß doch wissen, daß er sich mit seinem Verhalten nur lächerlich macht." Sailor Gemini fuhr sich mit der rechten Hand über ihr Gesicht. "Ich weiß nicht. Ich habe ein komisches Gefühl bei der Sache. Es sieht mir ganz so aus, als würde er kämpfen wollen - aber etwas hält ihn zurück." "Oder jemand..." Eine Weile herrschte Schweigen zwischen den beiden Kriegern. Erst als Etherion seine irdische Identität wieder annahm und Gemini aufforderte, sich vom Schauplatz des Kampfes zu entfernen, wich die bedrückende Stille. "Sukuite, ich habe nachgedacht." Mitsumi hatte die Hände tief in den Taschen ihrer Jacke vergraben und sah zu Boden, während sie sprach. "Ja? Über was denn?" "Über unsere Situation. Das alles ist so verfahren... Und ich glaube, ich bin der Angelpunkt der Probleme." "Du...?" Sukuite sah Mitsumi erschrocken von der Seite an. "Wie kommst du denn auf die Idee?" Mitsumi zog die Schultern hoch und seufzte. Ihr Blick wanderte in die Ferne und hielt sich dort an einem unbestimmten Punkt fest. "Seit ich hier angekommen bin, geht irgendwie alles schief. Das mußt du doch auch gemerkt haben, Sukuite. Die Dinge laufen nicht so, wie sie sollten." "Und wie sollten sie laufen? Wenn du dir die Schuld am Verschwinden der anderen gibst..." Mitsumi schüttelte den Kopf. Ihr Gesicht war eine Maske, hinter der sie ihre Gefühle verbarg, doch ihre Augen drückten überdeutlich ihre Verwirrung aus. "Nein, das ist es nicht. Ich weiß, daß ich nichts dafür kann. Aber hier... Es ist so schwierig, all diesen Gefühlen gegenüberzutreten, die ich schon seit ewigen Zeiten nicht mehr empfunden habe." "Seit ewigen Zeiten oder seit damals?" Mitsumi blieb stehen und sah den Freund lange an. Ihre sonst so hellen Augen waren dunkel geworden. Und Sukuite kannte den Grund dafür. "Du kannst nicht leugnen, daß sich alles irgendwie darauf zurückführen läßt, Sukuite. Ich habe damals viele Fehler gemacht, aber ich habe dafür bezahlt - und tue es noch. Ich wollte alles vergessen, aber ich konnte es nicht und jetzt... Auch wenn Sailor Moon die Erinnerungen an mich fehlen, wird sie sich früher oder später an die Ereignisse erinnern, wenn ich weiterhin auf diesem Planeten bleibe. Ich muß meine Aufgabe erfüllen. So schnell wie möglich." "Und doch laufen dir immer wieder die anderen über den Weg, auch wenn sie nichts mit der ganzen Sache zu tun haben." "Das ist ja das Problem", seufzte Mitsumi. "Wenn ich sie nur nicht immer wieder treffen würde. Wir könnten das Ganze alleine erledigen und würden wieder verschwinden, ohne daß sie wüßten, wer wir sind. Oder wer wir waren..." Mitsumi setzte sich wieder in Bewegung und Sukuite folgte ihr in geringem Abstand. Beide schwiegen eine Zeitlang und hingen ihren eigenen Gedanken nach. "Und wenn nun alles so kommen soll?" fragte Sukuite als sie in die Straße einbogen, in der sie wohnten. "Wenn nun die Zeit gekommen ist, sich der Vergangenheit zu stellen und so die Zukunft zu beeinflussen? Vielleicht können wir den Kampf gar nicht allein gewinnen, sondern brauchen die Hilfe der anderen dafür." Mitsumi antwortete nicht sofort. Und als sie es tat, klang ihre Stimme traurig und resigniert. "Wir werden sehen, Sukuite. Wir werden sehen." "Hör doch nicht auf Ami! Sie übertreibt mal wieder maßlos." Bunny hatte sich bei Mamoru untergehakt und ging mit ihm auf seine Haustür zu. Sie war ein wenig rot, weil Mamoru ihr Vorhaltungen wegen ihres mangelnden Interesses an der Schule gemacht hatte. Und nun versuchte sie ihn gerade davon zu überzeugen, daß nicht alles so schlimm war, wie es schien. "Ich habe niemals gesagt, daß ich nicht mehr lernen will. Ich habe einfach nur betont, daß auch ohne diese ewige Lernerei etwas aus mir werden wird." "Ach, und was soll das sein?" fragte Mamoru kühl. "Naja, immerhin werde ich deine Frau und eine Königin sein. Außerdem muß sich ja auch jemand um Chibiusa kümmern, wenn sie erstmal geboren ist." "Und das ist alles?" "Alles? Das ist eine ganz schöne Verantwortung!" "Aber was machst du bis dahin?" "Bis dahin?" Bunny senkte nachdenklich den Kopf. "Ich... äh... Wann hast du denn vor, mich zu heiraten?" Mamoru antwortete nicht. Bunny wurde ganz flau im Magen. Hätte sie ihm die Frage nicht stellen dürfen? War er nun möglicherweise verletzt? Hatte sie ihn zu sehr unter Druck gesetzt? Sie waren ja auch noch beide so jung... "Mamoru..." begann sie und hob den Blick, um sich zu entschuldigen, doch im nächsten Moment hatte sie schon vergessen, was sie hatte sagen wollen. Mamoru blieb stehen und starrte zwei Personen an, die vor der Tür seines Hauses standen und miteinander sprachen. Die eine Person war ein hochgewachsener Mann mit braunem Haar, der sehr gut gekleidet war. Die andere eine junge Frau in schwarz, deren auffälligstes Merkmal ihre silbernen Haare waren. "Kennst du sie?" fragte Bunny etwas mißtrauisch, denn daß sich Mamoru so in den Anblick zweier fremder Menschen vertiefte war eigentlich mehr als ungewöhnlich. Es dauerte eine Weile, bis sie eine Antwort erhielt. Und der Ton, in dem sie kam, machte Bunny irgendwie nervös. "Ich habe sie einmal gesehen. Sie scheinen Nachbarn von mir zu sein, aber... ich habe das Gefühl, daß sie sich vor mir verstecken. Und diese Frau..." "Was ist mit der Frau?" Bunny betrachtete noch einmal die ihr Fremde und plötzlich glaubte sie, diese Frau schon einmal gesehen zu haben. Sie wußte nur nicht mehr, wo und wann. Ein merkwürdiges Gefühl wuchs in ihr heran. Fast etwas wie Angst. In diesem Augenblick entdeckte der Mann Mamoru und Bunny und verstummte. Auch die Frau drehte sich nun um und sah die beiden. Für einen Augenblick schien die Welt stillzustehen. Bunny glaubte sich auf einmal an Dinge zu erinnern, die ihr zuvor völlig fremd gewesen waren. Doch ehe sie die Bilder in ihrem Kopf fassen konnte, waren sie auch schon wieder verschwunden. Der Frau schien es ähnlich zu gehen, denn sie starrte nur zu Bunny hinüber und schien sich für Sekunden nicht mehr bewegen zu können. Erst nach scheinbar endlosen Augenblicken drehte sie sich ruckartig um und verschwand im Haus. "Und du bist dir ganz sicher?" Rei hob die rechte Hand und beugte sich drohend zu Bunny hinüber. Ihre Augen funkelten böse. "Wenn nämlich nicht, dann machen wir uns zum totalen Gespött, das weißt du, oder?" Bunny sah ihre Freundin mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Rei, ich bin noch nicht ganz verblödet. Natürlich weiß ich das. Aber kennst du eine andere Möglichkeit, um die Wahrheit rauszufinden?" Rei schwieg. "Das ist schon ziemlich peinlich, Bunny." Ami stellte ein Tablett mit Teetassen auf den Tisch und setzte sich zu ihren Freundinnen. "Du erwartest ernsthaft, daß wir einen Angriff auf uns vortäuschen, die beiden fremden Krieger damit anlocken und sie dann festhalten, damit sie uns über alles aufklären?" Bunny nickte. "Das ist zumindest alles, was mir einfällt." "Oh man." Minako ließ sich rückwärts auf den Boden fallen und seufzte tief. "So weit ist es inzwischen mit den Sailorkriegern gekommen. Wir müssen schon auf schmutzige Tricks zurückgreifen, um mit anderen reden zu können. Wartet nur ab, irgendwann müssen wir sogar die Feinde mit Spruchbändern oder roten Tüchern auf uns aufmerksam machen. Ich seh's schon kommen!" "Also, machen wir's?" Bunny sah erwartungsvoll in die Runde. Schließlich nickte Ami und senkte ergeben den Blick. "Eine andere Möglichkeit haben wir ja kaum." "Gut. Ich muß dann nur noch alles mit Mamoru besprechen. Ich rufe euch an!" Und schon war Bunny zur Tür hinaus. Die Sonne stand tief über dem Horizont, als Bunny auf dem Platz vor Mamorus Haus ankam. Sie war so schnell gelaufen, wie sie konnte - und das nicht nur, weil sie es eilig hatte, zu ihrem Freund zu kommen. Nein, die ganze Zeit über hatte sie ein merkwürdiges Gefühl gehabt. Und sie hatte gehofft, es loszuwerden, einfach durch das Laufen. Leider hatte sich diese Hoffnung nicht erfüllt. Im Gegenteil: Das Gefühl wurde stärker. Und das war keine besonders positive Feststellung für Bunny. Im Hausflur war es kühl. Bunny ging auf den Fahrstuhl zu und drückte auf den Knopf. Ungeduldig wartete sie. Sollte sie lieber die Treppe nehmen? Es konnte immerhin nicht schaden. Bereits als sie im ersten Stockwerk angelangt war, bereute Bunny ihren Entschluß. Sie hatte Treppen noch nie besonders gemocht. Und wieder stellte sie sich vor den Fahrstuhl und wartete. Plötzlich hatte sie das starke Gefühl, beobachtet zu werden. Erschrocken drehte sie sich um und suchte ihre Umgebung mit den Augen ab, doch sie konnte nichts entdecken. "Ganz ruhig, Bunny", murmelte sie und drückte noch einmal auf den Knopf für den Fahrstuhl. "Jetzt hast du auch schon Wahnvorstellungen." Auf einmal meinte Bunny, Schritte zu hören. Wieder drehte sie sich um, doch erneut konnte sie niemanden entdecken. Schließlich entschloß sie sich zum Angriff. "Hallo? Ist da jemand?" Stille. Einige Sekunden verstrichen, aber Bunny schien ganz allein zu sein. Keine Antwort, keine Schritte - nichts. Das Geräusch, das Bunny schließlich zusammenfahren ließ, stammte vom Fahrstuhl, der endlich angekommen war und nun seine Tür öffnete. Erleichtert atmete Bunny auf, wandte den Blick von dem leeren Korridor ab und drehte sich zum Fahrstuhl um. Doch noch ehe sie einen Blick nach hinten werfen konnte, packte sie jemand aus dem Fahrstuhl heraus am Hals, riß sie nach hinten und brachte sie so zu Fall. Bunny schrie wie am Spieß. Sie trat verzweifelt um sich, erwischte irgendeinen Körperteil ihres Angreifers und hörte, wie er ein ersticktes Keuchen von sich gab. Sein Griff lockerte sich und Bunny kam frei, rappelte sich auf und machte, daß sie von dem Fahrstuhl wegkam. Erst, als sie Abstand zwischen sich und den Angreifer gebracht hatte, wagte sie es, sich umzudrehen. Im Fahrstuhl stand eine merkwürdige Kreatur, die Bunny haßerfüllt anstarrte. Sie war groß, ungewöhnlich kräftig und trug einen hautengen Anzug aus schwarzem Leder. Aus dem Rücken wuchsen dem Etwas zwei riesige ledrige Schwingen, die es wegen des Platzmangels im Fahrstuhl nicht zu voller Spannweite öffnen konnte. Das Gesicht des Dings war verzerrt und das nicht nur vor Schmerz. Es sah aus wie eine Mischung aus Mensch und Fledermaus. Entsetzt wich Bunny noch ein paar Schritte zurück. Sie wußte sofort, daß es sich nur um einen Diener handeln konnte - einen ihrer neuen Feinde. Doch warum griff er ausgerechnet sie an? Wußte er, wer sie war? Bisher hatten sie doch gar kein Interesse an den Kriegerinnen dieses Sonnensystems gezeigt. Weshalb jetzt? Was war geschehen? Der Diener trat aus dem Fahrstuhl und breitete die Schwingen aus. Bunny wußte nicht, was sie tun sollte. Jeder Fluchtweg war ihr abgeschnitten. Das einzige, was ihr übrig blieb, war der Kampf. Doch mit ihren Kräften konnte sie ja nichts gegen die neuen Gegner ausrichten... Unerwartet schnell sprang der Diener nach vorn und erwischte Bunny so, daß er sie unter sich begrub, als er wieder auf dem Boden landete. Bunny begann erneut zu schreien und um sich zu schlagen. Ihre Situation war ziemlich ausweglos. Das Monster war viel stärker als sie und verwandeln konnte sie sich auch nicht, wenn sie so in seiner Gewalt war. Plötzlich flog irgendwo eine Tür auf und Bunny hörte einen Schrei, dann Stimmengewirr und schließlich spürte sie, wie der Diener seinen Griff lockerte. Sie hatte die Augen geschlossen, darum konnte sie nicht sehen, wer sie an den Armen packte und unter dem Monster hervorzog, doch es war jemand, der ihr vertraut vorkam. Sie wurde hochgehoben und aus der Reichweite des Dieners gebracht. Dann ließ man sie herunter und redete auf sie ein, daß sie die Augen öffnen sollte. Es dauerte eine Weile, ehe Bunny sich stark genug fühlte, tatsächlich wieder einen Blick in die Realität zu werfen. Als sie es tat, sah sie zwei Menschen vor sich, die sie kannte: Der eine war Mamoru, der andere die Frau mit den silbernen Haaren, die Bunny bereits einmal unten vor der Tür gesehen hatte. Sie sahen beide angespannt aus. Von irgendwoher erklang ein kurzes Zischen und dann ein Schmerzensschrei. "Bunny, geht es dir gut?" Mamoru sah seine Freundin besorgt an und hielt ihre Hand. Er war leichenblaß. "Ja... Ja, ich denke schon." Bunnys Blick wanderte zu der Frau, die irgendwie abwesend wirkte. Ihre hellen Augen wirkten trüb und sie vermied es augenscheinlich, auch nur einen Blick auf Mamoru zu werfen. Ab und zu drehte sie sich so um, daß sie um die Ecke des Korridors auf den Bereich vor den Fahrstuhl sehen konnte, wo den Geräuschen nach zu urteilen ein Kampf tobte. "Was ist eigentlich passiert?" fragte Bunny schließlich in die entstandene Stille hinein. Sie erhielt keine Antwort. Ein Schrei war zuhören, dann ein unmenschliches Knurren und sofort sprang Mamoru auf. "Ich muß ihm helfen!" rief er und sah noch einmal zu Bunny hinunter, die noch immer benommen auf dem Boden lag. "Ich bin gleich wieder zurück, Bunny." Und schon verschwand er um die Ecke. "Ihm helfen?" Bunny richtete sich auf und sah die fremde Frau, die noch immer gedankenverloren neben ihr saß, fragend an. "Wem helfen?" Die Frau reagierte nicht sofort. Ihr Blick blieb immer noch starr und verschleiert und erst, als Bunny ihre Frage noch einmal stellte, kehrte sie von dort zurück, wo sich ihr Geist befunden hatte. "Sailor Etherion", murmelte sie und sah Bunny mit Augen an, die so klar waren wie das Wasser eines Gebirgsbaches. "Er hat den Diener abgelenkt, damit wir dich retten konnten." Bunny runzelte die Stirn. "Der Diener? Woher weißt du davon? Wer bist du?" Die Frau seufzte. "Wer ich bin? Mein Name ist Mitsumi Emura. Und ich wünschte, ich wäre einfach nur hier, um dich vor dem Diener zu retten und wieder aus deinem Leben zu verschwinden. Aber so einfach ist es leider nicht." "Was willst du damit sagen?" "Bunny, dieser Diener hätte dich nicht angreifen dürfen. Er hätte nichts von dir wissen dürfen. Sie sind nicht dumm. Sie wissen einiges über mich und folglich auch über dich. Aber weil sie eigentlich hinter mir her sind, dachte ich, du und die anderen, ihr wäret in Sicherheit. Anscheinend habe ich mich geirrt. Vielleicht hat Etherion Recht. Vielleicht ist die Zeit gekommen..." Mitsumi seufzte noch einmal und griff nach Bunnys Händen. Ihr Blick wurde bittend, beinahe flehend. "Bitte, Prinzessin, vergebt mir. Nach allem, was geschehen ist, wollte ich bestimmt nicht noch mehr Fehler machen. Ich wollte nur vermeiden, daß alte Wunden wieder aufgerissen werden, doch anscheinend ist es mein Schicksal. Ich weiß nicht, was von nun an geschehen wird, aber es ist wichtig, daß den Kriegerinnen dieses Planeten, die einst das Königreich des Mondes beschützten, nichts zustößt." Bunny fiel beinahe die Kinnlade herunter. Ihre Augen wurden groß und ihr Gehirn schien besonders langsam zu arbeiten. Ihr Verstand war viel zu langsam für das, was hier geschah. "Du weißt, daß ich eine Prinzessin bin? Und du weißt von den Kriegerinnen? Was ist hier eigentlich los?" Mitsumi sah Bunny eine Weile nur schweigend an, dann ließ sie ihre Hände los, formte die rechte Hand zu einer Faust und schloß die Augen. "Ich bin die letzte Wächterin über die Mächte. Ich weiß, daß die Entscheidung jetzt nur bei mir liegt. Ihr anderen... Ich bitte euch, gebt mir euren Segen, wenn ich die Macht nun an die Kriegerin gebe." Mitsumi öffnete ihre Hand wieder und hielt Bunny eine wunderschöne Brosche hin, auf der eine Mondsichel zu erkennen war. Bunny machte keinerlei Anstalten, aus freiem Willen nach dem Schmuckstück zu greifen, doch ihr Arm bewegte sich auch ohne ihr Zutun von ganz allein. "Was ist das?" Mitsumi sah Bunny wieder mit ihren hellen Augen an. "Das, Sailor Moon, ist die Brosche, die dir deine neue Macht verleiht. Du besitzt nun die volle Macht über die Kräfte des Mondes. Mit dieser neuen Kraft kannst du die Feinde bezwingen. Sag einfach "Macht der Mondkriegerin, mach auf!" und du wirst neue Energie in dir spüren." Bunny starrte auf die Brosche und fühlte bereits, wie die Kraft, die in ihr wohnte, pulsierte. "Danke... Aber wer bist du wirklich?" Mitsumi stand auf. "Ich denke, daß Etherion recht hatte. Die Zeit ist gekommen. Du wirst wissen, wer ich bin." Plötzlich umgab Mitsumi eine strahlende Aura, beinahe ein strahlendes Licht. "Macht der Zwillingssterne... mach auf!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)