Geminis Kampf von Schabi ================================================================================ Kapitel 6: Wiedergewonnene Freunde ---------------------------------- Kapitel VI - Wiedergewonnene Freunde >... Wir alle treffen im Laufe unseres Lebens viele Menschen, die wir gerne haben. Doch nur wenige davon können wir echte Freunde nennen. Die meisten begleiten uns nur ein Stück des Weges und verschwinden dann im Nebel der Vergangenheit. Doch wenn wir sie wirklich brauchen, werden sie für uns da sein und uns zur Seite stehen - egal, was es für sie bedeutet. ...< "Was machen die denn hier?" Akuma senkte die Hand. "Wir sind gekommen, um gegen Unrecht und Gefahr zu kämpfen." Sailor Saturn hob drohend ihre Sense der Stille. Ihre drei Begleiter blickten düster drein. "Ich verstehe." Akuma machte eine unbestimmte Geste. "Vermutlich bin ich dann diejenige, die ihr bekämpfen wollt." "Wie schlau von dir." Sailor Uranus grinste. Sailor Gemini konnte immer noch nichts anderes tun, als die Neuankömmlinge wortlos anzustarren. Sie hätte ja nun wirklich mit allem gerechnet, aber damit ganz bestimmt nicht. Sailor Pluto trat auf Gemini zu. "Ich habe eine dunkle Energie im Zeitfluß entdeckt", erklärte sie mit ruhiger Stimme. "Es ist doch so, daß die Wächterinnen entführt wurden, oder?" Gemini nickte. "Ja. Sie sind alle dort in den Käfigen. Akuma... braucht nur noch mich. Aber ich weiß nicht, wofür." "Laß uns das erledigen. Uranus... flieg!" Der feurige Plasmaball von Uranus flog direkt auf Akuma zu, löste sich aber auf, bevor er sie treffen konnte. "Was soll das?" "Neptun... flieg!" Doch auch Neptuns Angriff war wirkungslos. "Wirklich witzig", bemerkte Akuma. "Ihr habt anscheinend nicht die Kraft, mich zu bezwingen. Aber ihr könnt es natürlich gerne noch einmal probieren..." Uranus zog ihr Schwert, doch Gemini stellte sich vor sie. "Uranus! Laß es bleiben, du kannst gegen sie nichts ausrichten! Wir sollten zuerst versuchen, die anderen zu befreien." Pluto nickte Uranus zu. Widerwillig ließ die Kriegerin ihre Waffe los. "Und wie hast du dir das gedacht?" "Ich..." Gemini schwieg betroffen. Sie hatte eigentlich keine Ahnung, wie sie das anstellen sollte. Sailor Uranus zog die Augenbrauen hoch. "Das ist ja ein toller Plan", höhnte sie und seufzte. Plötzlich schrie Saturn auf. Sie stürzte auf Gemini zu, stieß sie zur Seite und drehte sich dabei so, daß sie den schwarzen Speer, der direkt auf Sailor Gemini zugeflogen kam, mit ihrer Sense abwehrte. Pluto, Uranus und Neptun setzten rein aus Reflex ihre Kräfte ein und richteten ihre ganze Macht auf Akuma - jedoch ohne Wirkung. "Ich bezweifle, daß ihr mir mit diesen lächerlichen Waffen auch nur einen Kratzer zufügen könnt." Akuma breitete die Arme aus. "Spürt meine Macht!" Dunkle Speere materialisierten sich vor Akumas Körper und rasten auf die Outer Senshi zu. Die vier schrien entsetzt auf und versuchten, auszuweichen. Sailor Gemini starrte entgeistert auf die Szene, die sich ihr bot. Für den Bruchteil einer Sekunde war sie nicht fähig, sich zu bewegen. "Lichtlanze Castors... erscheine!" Gemini zielte so genau, wie sie in der Eile nur konnte und schleuderte Akuma die strahlende Waffe entgegen. Und sie traf. Akuma schrie vor Entsetzen auf, als die Lanze sie am linken Arm traf, und bedeckte ihre Wunde mit der rechten Hand. Die schwarzen Speere verschwanden. "Das wirst du mir büßen, Sailor Gemini." Akumas Stimme zitterte vor unterdrückter Wut. "Du wirst deine Freundinnen niemals wiedersehen." Gemini schrie auf und lief auf Akuma zu, doch sie war bereits verschwunden und auch die Käfige waren fort. Nur eine schwarze Wand erhob sich vor der verzweifelten Kriegerin. Für ein paar Sekunden starrte Gemini einfach nur die Wand an, dann ließ sie sich auf den Boden fallen und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Alles war umsonst gewesen. Sie hatte es nicht geschafft, die anderen zu retten. "Sailor Gemini?" Sailor Pluto trat hinter die Kriegerin und ging in die Hocke. "Es tut mir leid. Aber du hast alles gegeben, was du konntest. Und... du hast uns vermutlich das Leben gerettet." Gemini spürte eine Hand auf ihrer Schulter. Sie wollte etwas sagen, doch sie konnte nicht. Ihr Hals war wie zugeschnürt. "Laß uns gehen. Hier können wir nichts mehr ausrichten." Pluto griff nach Geminis linkem Arm und wollte der Kriegerin hoch helfen, doch diese zuckte zurück und schrie leise auf. Etwas erstaunt betrachtete sie die Stelle, an der Pluto sie berührt hatte. Ihr Arm war voller Blut. Ein tiefer Riß lief quer über ihren Oberarm und er war ziemlich tief. Er wirkte wie ein sauberer Schnitt. "Du bist verletzt!" Pluto betrachtete die Wunde mit besorgter Miene. "Wie ist das geschehen?" "Wahrscheinlich, als ich mit Daisuke gekämpft habe", erwiderte Gemini leise. Doch sie wußte, daß es nicht so war. Sie hatte sich bei diesem Kampf nur ein paar leichtere Verletzungen zugezogen. Nichts Ernstes. Nein. Aber wieso...? Als Gemini begriff, warum diese Verletzung sie so sehr verwirrte, fühlte sie sich plötzlich unendlich müde. Denn diese Wunde hatte sie schon einmal gesehen. Genau dieselbe. An der gleichen Stelle. Denn vor wenigen Minuten hatte sie sie Akuma zugefügt. Die nächsten Tage waren für Mitsumi eine einzige Qual. Ihre Verletzung schmerzte sehr und schien keinerlei Anstalten zu machen, den Heilungsprozeß beginnen zu wollen. Außerdem sprach Sukuite kein Wort mit Mitsumi. Überhaupt war er nur selten in ihrer gemeinsamen Wohnung. Seit Setsuna da war, verbrachte er sehr viel Zeit mit ihr und ließ sich kaum noch sehen. Einmal ging Mitsumi zu den Outer Senshi nach Hause, um ihnen die Broschen zu geben, mit denen sie ihre neuen Kräfte erlangen konnten. Sie war überrascht, auch die anderen Mädchen dort zu sehen. Zuerst hatte sie die Absicht, sich bei ihnen zu entschuldigen, doch da sie ihr mit Absicht keine Beachtung zu schenken schienen, ging sie wieder, ohne auch nur ein Wort mit ihnen gewechselt zu haben. Es war die Hölle. In dieser Zeit ging Mitsumi oft allein spazieren. Sie dachte darüber nach, daß sie so ein gutes Ziel für Akuma bot, doch das tat sie ebenso, wenn sie allein in ihrer Wohnung saß. Und die anderen Krieger schienen sich ja ohnehin nicht darum zu kümmern, also war es ihnen vermutlich egal und Mitsumi war auf sich allein gestellt. Versunken in trübe Gedanken durchstreifte sie die Stadt, saß stundenlang in Parks oder starrte von Brücken aus auf Autos und Passanten hinunter. An einem verregneten Mittwoch saß sie alleine auf einem Fensterplatz in einem Café und sah auf die Straße. Nur wenige Menschen hasteten an ihr vorbei, eine unendlich scheinende Autoschlange bewegte sich auf der Straße langsam vorwärts. Diese bedrückende und irgendwie traurige Stimmung sog Mitsumi in sich hinein. Sie fühlte sich müde und nicht fähig, jemals wieder auch nur einen Kampf zu bestehen. Mit zwei Fingern ihrer rechten Hand berührte sie ihre Wunde. Die Stelle fühlte sich sogar durch den schweren Stoff ihres Pullovers heiß an. Mitsumi seufzte und starrte in den schwarzen Kaffee, der in einer feinen Tasse vor ihr auf dem Tisch stand und langsam kalt wurde. Die Schwärze des Getränks erinnerte sie auf unangenehme Art an Akuma. "Siehst du immer so traurig aus, wenn du alleine bist?" Mitsumi schrak auf und sah sich verwirrt um. Im nächsten Moment wurde spürte sie, daß sie kreidebleich wurde. Neben ihrem Tisch stand Mamoru und sah sie ernst, aber keineswegs verärgert an. Verstohlen sah Mitsumi sich um. Bunny war nirgends zu sehen. "Darf ich mich setzen?" Mamoru deutete auf den freien Stuhl. Als Mitsumi nicht reagierte, seufzte er leise. "Ich kann auch woanders meinen Tee trinken." "Was? Oh nein... Ich meine... Natürlich darfst du dich setzen." Mitsumi rührte mit dem Löffel in der Kaffeetasse herum. Einige Zeit sprachen beide kein Wort, sondern sahen nur stumm zum Fenster hinaus. Der Regen hatte aufgehört. Zwischen Wolkenfetzen schien die Sonne auf den nassen Asphalt der Straßen und ließ die Stadt wie frisch gewaschen wirken. "Wieso hast du dich in letzter Zeit nicht mehr sehen lassen?" Mamorus Frage riß Mitsumi aus ihrem tranceartigen Zustand. Sie sah ihn an und ihr Herzschlag beschleunigte sich auf ein unangenehmes Tempo. "Nach dem, was passiert ist, sollte ich wohl in nächster Zeit nicht mehr aufkreuzen", sagte sie mit leiser Stimme und trank einen Schluck von ihrem kalten Kaffee. Er schmeckte nicht mehr, aber Mitsumi kümmerte das im Moment herzlich wenig. "Ich sehe das nicht so", erwiderte Mamoru nachdenklich. "Du brauchst die anderen doch. Und sie dich auch." Mitsumi lachte bitter auf. "Das sehe ich. Sie hassen mich, Mamoru. Und... ich kann sie sogar verstehen." Wieder schwiegen die beiden. Mitsumi merkte, daß sie ihre Hände unter der Tischplatte zu Fäusten ballte. Etwas an der Situation störte sie. Und als sie herausfand, was es war, hätte sie beinahe laut gelacht. "Sie hassen dich nicht, Mitsumi. Ich befürchte, das tust du selbst. Aus irgendeinem Grund kommst du mit dir selbst nicht klar." Mamoru nahm noch einen Schluck Tee. Als er die Tasse absetzte, runzelte er die Stirn. "Warum lachst du?" Mitsumi biß sich auf die Unterlippe. Sie spürte, daß sie rot wurde. "Ach, nichts", murmelte sie und schüttelte den Kopf. Es ist wirklich lächerlich, raunte es in ihrem Kopf. Da sitzt du hier allein mit dem Mann, den du über alles liebst, und wünschst dir, daß seine Freundin hier wäre. "Jedenfalls solltest du dich den anderen einfach anschließen", führte Mamoru das Thema fort. "Sie wären froh darüber." "Du kannst das nicht verstehen, Mamoru. Ich bin vor langer Zeit ausgestoßen worden. Ich habe versucht, die Prinzessin zu töten. Die Frau, die du liebst", setzte sie nachdrücklich hinzu. "Und du sagst mir, daß ich mich den anderen anschließen soll. Das ist unmöglich." "Du bist nicht mehr die, die du einmal warst." Mamoru seufzte und in seiner Stimme lag beinahe ein Flehen. "Warum versteht das jeder außer dir?" Tief in ihrem Inneren wußte Mitsumi, daß Mamoru wenigstens zu einem Teil Recht hatte. Und doch lag er auch falsch. Denn er kannte nicht ihre Gefühle, nicht ihre Ängste und auch nicht ihre Prinzipien. Wie war es da möglich, sich ein Urteil zu erlauben oder eine Entscheidung von ihr zu verlangen? Langsam und sehr vorsichtig, als könne sie etwas zerstören, wenn sie sich bewegte, stand Mitsumi auf. "Ich glaube, ich muß an die frische Luft", murmelte sie leise und nahm ihre Jacke. Mit wenigen Schritten war sie an der Tür und trat aus dem Café. Die Luft war so rein und frisch, wie sie es nur nach einem kräftigen Regen sein konnte. Eine Sekunde lang schloß Mitsumi die Augen und atmete tief ein. In der Dunkelheit hinter ihren Lidern tauchte das Bild ihres Palastes auf, der sanft leuchtend in der ewigen Dunkelheit des Universums existierte. Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie Mamoru neben sich stehen. "Du siehst blaß aus", sagte er unsicher. "Geht es dir gut?" Mitsumi konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. "Blaß bin ich immer. Und ja, es geht mir gut. Aber ich denke, ich werde nach Hause gehen." Ein Lächeln huschte über Mamorus Gesicht. "Ich begleite dich." "Ich habe sie schon seit Tagen nicht mehr zu Gesicht bekommen." Sukuite seufzte leise und sah Setsuna mit traurigen Augen an. Sie hatten sich, wie so oft in der letzten Zeit, bei den Outer Senshi getroffen. Sukuite stand wie gewöhnlich am Fenster und starrte auf die Stadt hinunter, während die vier Äußeren Kriegerinnen sich um den großen Tisch in der Mitte des Raumes versammelt hatten. Auf dem Sofa hockten Bunny und Minako mit angezogenen Beinen. Rei, Makoto und Ami hantierten in der Küche herum und kochten. "Ich befürchte, diese Sache hat uns entzweit." Wieder seufzte Sukuite und als er sein Gesicht dem Fenster zuwandte, erkannte er einen Teil seines eigenen blassen Spiegelbildes. Aus der Küche ertönte ein spitzer Schrei, der definitiv von Rei stammte. Zwei Sekunden später rannte Makoto quer über den Flur, verschwand hinter einer Tür und kam dann mit einem nassen Handtuch zurück. Im Laufen winkte sie den anderen zu. "Keine Sorge, Rei hat sich nur die Hand am Backofen verbrannt." Sukuite schüttelte den Kopf. "Sie gehen ziemlich sorglos damit um", bemerkte er leise. "Das ist nur ihre Art." Haruka grinste beinahe verschwörerisch. "Früher habe ich auch einmal so geredet wie du. Das war, bevor wir zu Freundinnen wurden. Glaub mir, sie sind sich der Situation durchaus bewußt." Falls Haruka eine Entgegnung erwartet hatte, bekam sie keine. Sukuites Blick saugte sich an etwas in der Ferne fest. Für lange Zeit sprach niemand ein Wort. Schließlich stand Bunny auf und stemmte die Arme in die Seiten. "Ihr seid wirklich ein trauriger Haufen, wißt ihr das?" In ihrer Stimme lag so viel Ernst, daß sie von allen erstaunt angesehen wurde. "Kein Wunder, daß Mitsumi sich so schlecht fühlt. Wenn ihr Name fällt, werdet ihr alle ganz furchtbar ernst und tut so, als würde die Welt untergehen. Ich kann verstehen, daß sie sich alles sehr zu Herzen nimmt. Aber von euch hätte ich das nie erwartet." Einige Zeit sagte niemand ein Wort. Makoto, Rei und Ami waren aus der Küche gekommen und sahen Bunny wie gebannt an. "Und darum", fuhr Bunny nach einer Weile fort, "haben Mamoru und ich uns jetzt der Sache angenommen. Ich weiß, was ihr jetzt denkt. Aber Mamoru ist vielleicht der einzige von uns, dem sie wirklich zuhört. Der einzige, der sie dazu bringen kann, daß sie sich helfen läßt und ihre Schuldgefühle und Ängste losläßt. Denn sie braucht Hilfe. Wir haben niemals jemanden allein gelassen, der in Schwierigkeiten steckte. Und ich will auch nicht damit anfangen. Wir sind alle Sailorkrieger und allein deshalb sollten wir zusammenhalten. Doch wir sind auch Freundinnen. Und das ist sogar noch sehr viel mehr wert." Immer noch sprach niemand. Es war so still, daß Bunny unwillkürlich eine Gänsehaut bekam. Was hatte sie da gesagt? Für den Bruchteil einer Sekunde tat es ihr leid, doch dann wußte sie, daß es richtig war, den anderen ihre Gedanken mitzuteilen. Und sie wußte auch, daß sie nun nichts mehr tun konnte. Deshalb drehte sie sich um und verließ die Wohnung, um Mamoru zu treffen, der Mitsumi mitbringen sollte. Es war an der Zeit, die Vergangenheit zu bewältigen. Der Weg zu ihrer Wohnung kam Mitsumi ungewöhnlich lang vor. Es war, als wäre die Zeit in ihr stehen geblieben. Noch war sich Mitsumi nicht ganz im klaren darüber, ob das nun positiv war oder nicht, aber sie entschied, das Gefühl erst einmal zu genießen, bis sie für sich eine Entscheidung getroffen hatte. Mamoru hatte nichts mehr gesagt, seit sie den Platz vor dem Café verlassen hatten. Und das war nun schon eine ganze Weile her. Es war Mitsumi etwas unangenehm, daß sie so schweigend die Straßen entlang gingen. Doch sie sah in seinem Gesicht, daß ihn etwas beschäftigte, also beschloß sie, ihm kein Gespräch aufzuzwingen, bevor er nicht selbst anfing. Sie mußte nicht einmal mehr besonders lange warten. Sie waren an einer Ampel angekommen, die gerade grün wurde und Mitsumi bemerkte, daß von der anderen Straßenseite ein junger Mann direkt auf sie zukam. Etwas irritiert nahm sie zur Kenntnis, daß er sie anlächelte, eine Verbeugung andeutete und dann wieder in der Menge verschwand. Sie sah ihm einige Sekunden lang nach, dann bemerkte sie, daß Mamoru sie verwundert ansah und für einen Augenblick fühlte sie Wut in sich aufsteigen. Hatte er denn gedacht, es gäbe niemanden, der sich für sie interessierte? Oder daß er der einzige war, der ihr gefallen konnte? Doch dann verflog ihr Zorn, denn ihr war klar, daß er genau das denken mußte. Nach allem, was geschehen war, war auch kaum etwas anderes zu erwarten gewesen. Sie erreichten die andere Straßenseite und bogen nach links ab. Mitsumi wußte, daß sie es nun nicht mehr sehr weit hatten. Wenn Mamoru ihr noch etwas Wichtiges sagen wollte - wonach es ganz aussah -, dann würde er es bald tun müssen. "Weißt du eigentlich, daß morgen Tsukimi ist?" Mamorus Stimme war leise und zärtlich, so als müßte er an etwas besonders schönes denken. Mitsumi runzelte die Stirn. "Was ist das?" "Ein Fest zu Ehren des Mondes. Es ist September, da ist er am schönsten. Die Menschen versuchen an diesem Tag, seine Schönheit auf alle möglichen Arten zu beschreiben und wiederzugeben." "Als wollten sie ein Stück dieser Schönheit in sich selbst finden", murmelte Mitsumi vor sich hin und wunderte sich zugleich über ihre Worte. Es war bestimmt dumm, so etwas über ein Fest zu sagen, daß sie nicht einmal kannte. Doch Mamoru nickte zustimmend. "Es ist auch üblich, sich in Gruppen zusammenzufinden und dieses Fest zu begehen. Es ist keine wilde Party, sondern eher ein ruhiges Beisammensein. Ich dachte, wir Krieger könnten Tsukimi vielleicht gemeinsam begehen." Daher wehte der Wind. Mitsumi verkrampfte sich innerlich. Er wollte sie zusammenbringen. Das hätte sie sich denken müssen. Doch selbst wenn sie es gewollt hätte... "Ich denke nicht, daß das eine besonders gute Idee ist. Wozu soll ich Freundschaft heucheln? Mir wird doch auch keine Zuneigung entgegengebracht." "Das hatten wir doch schon." Mamoru wirkte plötzlich sehr niedergeschlagen. "Mitsumi, ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Alles blockst du von vornherein ab. Sicher ist nicht alles perfekt gelaufen. Es hätte anders kommen können. Aber sieh bitte ein, daß nicht nur die anderen daran schuld sind. Auch du hast Fehler gemacht. Die haben wir alle gemacht. Und wenn wir jetzt nicht darüber hinwegsehen, dann werden wir es vielleicht nie mehr können." Sie waren stehen geblieben. Inzwischen waren sie nur noch eine Straße von ihrem gemeinsamen Wohnhaus entfernt. Mamoru hatte eine Hand auf Mitsumis Schulter gelegt. Sie fühlte sich warm an. "Können wir denn nicht einen Neuanfang wagen?" Die Frage war so leise gekommen, daß Mitsumi sie beinahe überhört hätte. Im Grunde hatte sie die Worte nur wahrgenommen, weil sie im selben Moment in ihrem Kopf waren wie auf Mamorus Lippen. Und sie wäre nicht die gewesen, die sie nun einmal war, wenn sie das Zeichen nicht erkannt hätte. Und immer noch wehrte sich etwas in ihr. "Selbst wenn ich das täte, würden es die anderen tun?" Mamorus Augen blickten traurig, aber hoffnungsvoll. Was Mitsumi in ihnen las, das war der letzte Anstoß für sie, den Schritt über den Abgrund zu wagen. In dem Moment wußte sie, daß sie es versuchen würde. Nicht nur, weil er sie darum bat. Auch nicht, weil sie es selbst so wollte. Sondern wegen dem, was sie in seinen Augen sah. Vertrauen. Er vertraute ihr. Und dann seine Stimme. Die Worte, die er sprach, ließen etwas in ihr zerspringen, das sie die ganze Zeit gefesselt hatte. Sie war immer noch unsicher und fand nicht alles von der Kraft in sich, die sie einst gehabt hatte. Doch das Gefühl, sich dem, was auf sie zukam, stellen zu können, kehrte zurück. "Eine von ihnen ganz bestimmt." Sie sahen sich schweigend an, ehe sie weitergingen. Und als sie ihr Haus erreichten, da wußte Mitsumi, warum sie ihn ausgerechnet an diesem Tag getroffen hatte. Warum er ihr all das erzählt hatte. Und warum sie ihm geglaubt hatte und es immer noch tat. Die Prinzessin des weißen Mondes wartete vor der Haustür. Sie blickte ihnen entgegen und Mitsumi blieb nur einen Augenblick zögernd stehen, ehe sie alleine auf sie zuging. Bunny hatte schon eine ganze Weile gewartet. Sie fühlte sich nicht besonders wohl in ihrer Haut, denn sie hatte Angst, daß Mitsumi sich wieder verschließen würde. Ihre ganze Hoffnung ruhte auf Mamoru. Er war der einzige, den sie so weit an sich heran lassen würde, daß er vielleicht die Chance bekam, hinter die Barrikade zu gelangen, die sie um sich herum aufgebaut hatte. Und in dem Augenblick, in dem sie um die Ecke bogen, wußte Bunny, daß er es geschafft hatte. Sie sah es an ihrem Gesicht, denn noch nie hatte Bunny sie so gesehen. Mitsumi lächelte. Es war ganz leicht. Das hätte sie niemals für möglich gehalten. Die Entfernung zwischen ihr und Bunny, die ihr immer so gewaltig vorgekommen war, war plötzlich geschrumpft. Es handelte sich wirklich nur um einige Schritte. "Hast du schon lange gewartet?" Mitsumi blieb stehen und fragte sich, wieso es nicht schon früher so einfach gewesen war. Die Antwort fand sie selbst: Sie hatte es sich selbst schwer gemacht. Weil sie Angst gehabt hatte. Was völlig verständlich war, aber unnötig. Sie waren Sailorkrieger. Sie verteidigten Friede, Gerechtigkeit und Liebe im Universum. Und darum waren ihrer aller Herzen gut. Wie hatte sie nur nicht daran denken können? Schließlich war sie eine von ihnen. "Nicht besonders lange", antwortete Bunny lächelnd. "Ich bin froh, daß du gekommen bist." "Wo sollte ich sonst hin? Ich wohne hier." Bunny grinste. Mitsumi grinste. Und mehr Worte brauchten sie auch nicht zu machen, denn sie wußten beide, daß es jetzt in Ordnung war. Aber da war noch eine Sache und als Mitsumi daran dachte, wurde sie sogleich wieder ernst. "Bunny, es fällt mir nicht leicht, dich das zu fragen. Aber ich weiß jetzt, daß ich die Aufgabe, wegen der ich hier bin, nicht alleine bewältigen kann. Dieser Kampf, der mir bevorsteht, gegen Akuma, wird sehr hart werden. Und allein kann ich ihn nicht gewinnen. Ich denke, daß ich Hilfe gebrauchen könnte." Auch Bunny war wieder ernst geworden, als Mitsumi gesprochen hatte. Doch nun breitete sich wieder ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. "Wir wären keine Freunde, wenn wir uns nicht gegenseitig helfen würden. Und Freunde sind wir schließlich, oder?" Mitsumi sagte nichts. Sie fiel Bunny nur um den Hals und schloß die Augen, als sie bemerkte, daß ihr das Gefühl gefehlt hatte, eine richtige Freundin zu haben. Als sie die Augen wieder öffnete, setzte Mitsumis Herzschlag für einen Moment aus. Sie waren alle gekommen. Sämtliche Krieger, die sich auf diesem Planeten befanden, standen in ein paar Metern Entfernung und sahen zu, wie sich Mitsumi langsam von Bunny löste und beinahe hilflos zu Mamoru sah. Der aber tat nichts anderes, als ihr zuzuzwinkern und plötzlich mußte Mitsumi lachen. Sie drehte sich um und ging auf die anderen zu und Sukuite kam ihr entgegen, um sie in den Arm zu nehmen. Schließlich standen sie alle beisammen, einschließlich Bunny und Mamoru, und redeten munter durcheinander. Und das war der Augenblick, in dem die Welt explodierte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)