Es ist noch nicht vorbei! von Melodie-Syren ================================================================================ Kapitel 2: Lebewohl ------------------- „Wach auf!! Ich hab dir Frühstück gemacht!!“ rief Azmaria mit quietschender Stimme als sie Chronos Zimmer betrat. Der kleine Teufel war sofort wach und saß aufrecht im Bett. „Azu…“ murmelte er und sah das Mädchen an, er hatte sich erschrocken. Seufzend ließ er sich zurück in die Kissen fallen. „Musst du mich so…wecken?“ murmelte er und wendete den Blick zum großen Fenster, draußen schien die Sonne. „Keine Zeit zum Trübsal blasen! Du musst was essen!“ befahl Azmaria ihm und stellte ein Tablett voller Köstlichkeiten auf das Bett. „Das hab ich alles für dich gemacht! Also iss, und wehe es schmeckt dir nicht! Lilly hat mir auch ein bisschen geholfen, also solltest du dich auch bei ihr dafür bedanken!“. „Ähä…guten Morgen!“ lächelte Lilly schief und streckte den Kopf ins Zimmer. Sie hatte eben noch im Flur neben der Tür gewartet. „Azu-chan hat das meiste gemacht, also bei mir brauchst du dich nicht bedanken“. „Das stimmt doch gar nicht Lilly! Du hast mir sehr geholfen“ widersprach die Kleine. „Danke euch beiden, das ist wirklich sehr nett von euch, aber ich habe keinen Hunger“ murmelte Chrono abweisend. „Oh doch du hast Hunger, und du isst jetzt was!“ maulte Azmaria und stopfte ihm ein Brötchen in den Mund. „So wirst du nie wieder fit, du kannst doch nicht wie ein nasser Socken nur hier herum liegen! Dafür hat Lilly dir sicher nicht ihr Leben anvertraut!!“. Chrono riss die Augen auf und sah zur Tür wo Lilly unbeholfen, aber lächelnd stand. Stimmt ja… dachte er, sie hat mir ihre Lebensenergie gegeben…und das ohne das ich sie darum gebeten habe… Schweigend holte er sich das Brötchen wieder aus dem Mund und begann es zu essen. „Geht doch!“ lächelte Azmaria triumphierend. Nachdem Chrono alles verputzt hatte – Azmaria hatte ihn selbstverständlich dazu gezwungen wirklich alles aufzuessen – hatte sein Gesicht schon wieder eine bessere Farbe, es wirkte nicht mehr ganz so bleich wie gestern… „Danke euch beiden. Das Essen war wirklich sehr lecker“ bedankte er sich nun auch bei den Mädchen und trank den letzten Schluck Milch. „Haben wir doch gerne gemacht!“ lächelte Azu, „oder Lilly?“ sie blickte zur Tür. Lilly nickte eifrig. „Ja haben wir!“. Wieder einen Moment lang Stille. „Hallo! Guten Morgen ihr drei, es ist alles soweit! Wir können Rosette die letzte Ehre erweisen!“ eine der Nonnen stand neben Lilly im Türrahmen. Alle drei schluckten sie und nickten schweigend. „Ich zieh mich noch schnell um!“ kündigte Azmaria an, „und das solltest du auch tun Chrono, wir haben da im Schrank neue Kleidung für dich. In einer halben Stunde treffen wir uns alle im Garten ja? Bis dann!“ die Kleine rannte zur Tür, schnappte sich Lillys Hand und zog sie mit sich. „Warte! Nicht so schnell Azu-chaaan!“ rief Lilly nur, aber es war zwecklos, Azmaria zog sie weiter mit sich. Eine halbe Stunde später befanden sich alle am ausgeschaufelten Grab in das gleich Rosettes Sarg gelegt wurde. Pater Ewan Remington, alle Nonnen des Ordens, Oberschwester Kate, Azmaria, Chrono, Edward Hamilton, alle waren sie gekommen. Der Pater hatte sogar Joshua mitgebracht, obwohl der nicht mal wusste, dass dort seine Schwester beerdigt wurde, er erinnerte sich einfach nicht an sie. Lilly stand neben Joshua und unterdrückte die Tränen. „Beerdigungen sind immer sehr traurig nicht?“ flüsterte Joshua ihr leise ins Ohr. Lilly nickte. „Ja das sind sie…“. Sie sah Joshua nun zum dritten Mal, er hatte ihr von seinem Buch erzählt, welches er gerade schrieb, sie mochte den Jungen sehr, er hatte so ein gutes Herz, auch wenn er körperlich gesehen den Körper eines 17-jährigen hatte, sein geistiges Alter allerdings betraf wohl nicht mehr als 12 Jahre, er würde immer ein Kind bleiben… Aber das störte ihn nicht einmal! Lilly bewunderte Joshua, er wusste so vieles nicht, verstand so vieles nicht und kam trotzdem mit seinem Leben klar! Sie wollte sich so gut sie es nur konnte um ihn kümmern, schwor sie sich in diesem Moment. Sie wollte das anstelle Rosettes tun. Wenn Aion erst einmal besiegt war, wer weiß, vielleicht zog sie dann ja zum Pater und Joshua um bei den beiden zu leben, egal wie, sie wollte sich um Joshua kümmern! Das war sie Rosette schuldig, fand sie. Und auch wenn sie Rosette nicht kannte, sondern nur ab und an von ihr gehört hatte empfand sie so etwas wie Schmerz, jetzt wo Rosette nicht mehr lebte. Zum Glück kümmerte sich der Pater so gut um Joshua und ließ ihn sogar sein Buch schreiben. „Weißt du Joshi“, Lilly nannte Joshua oft so, „heute Abend zeigst du mir die neuen Bilder die du für dein Buch gezeichnet hast, ja? Und wenn du es fertig hast würde ich es gerne lesen!“ sie lächelte und Joshuas Augen begannen zu strahlen. „Das ist klasse!!“ freute er sich riesig darüber. „Aber jetzt müssen wir leise sein“ flüsterte Lilly und zeigte auf Rosettes Sarg der gerade zu Grabe getragen wurde. Joshua nickte und war nun still. Lilly schielte zu Chrono. Er sah schweigend zu wie man den Sarg ins Grab bettete, aber in seinem Gesicht konnte man deutlich den Schmerz sehen den er in diesem Moment empfand, er kämpfte mit den Tränen. Azmaria die neben ihm stand hingegen, weinte aus vollen Zügen um die Freundin die sie verloren hatte. Schwester Kate übernahm das Reden, sie sagte nicht viel, aber auch nicht zu wenig. Mit den Worten: „Mögest du in Frieden ruhen“ warf sie eine rote Rose auf den Sarg, alle Anwesenden taten es ihr nacheinander gleich. Manche brauchten länger, andere weniger lang. Als Chrono an der Reihe war dauerte es länger. Er wollte die Rose einfach nicht auf den Sarg fallen lassen, denn er wollte Rosette nicht gehen lassen. „Sie wird nie wirklich tot sein Chrono“ sagte Azmaria die sich neben ihn gestellt hatte. „Sie wird in deinen Erinnerungen immer weiter leben!“ die silberhaarige lächelte und warf ihre Rose auf den Sarg, Chrono nickte und tat es ihr gleich, er ließ seine Rose auf den Sarg fallen. „Machs gut Rosette…“ sagte er ganz leise und trat beiseite damit die anderen ihre Rose auch noch auf den Sarg fallen lassen konnten. Nachdem das Grab zugeschaufelt wurde und der Grabstein darauf platziert war, verschwanden nach und nach alle. Bis zum Schluss nur noch Chrono, Azmaria und Lilly dastanden. „Es ist kalt geworden…“ murmelte Azu. „Dann geh rein…“ antwortete Chrono leise. „Aber Chrono…kommst du nicht mit rein?“. Der Angesprochene schüttelte den Kopf. Azmaria sah zu Lilly, auch diese schüttelte den Kopf. „Gut…dann sehen wir uns spätestens Morgen“ sagte die Kleine sanft und ging hinein. Ein paar Minuten vergingen ehe Lilly langsam etwas näher zu Chrono heran trat. Sie schaute in den Himmel, langsam wurde es schon dunkel. „Wenn du auf irgendjemanden wütend sein möchtest Chrono, dann bitte nur auf mich, denn ich bin die jenige die dich nicht hat sterben lassen. Ich bin schuld!“. Chrono sah weiterhin auf das Grab und nickte schwach, er wusste nicht, ob er auf das Mädchen, das für ihn völlig fremd war wütend sein sollte oder nicht. „Vielleicht kannst du mir ja eines Tages verzeihen, wenn wir Aion ein für alle Mal zur Strecke gebracht haben. Ich denke dann wird Rosette mir vielleicht auch verzeihen können…“ Lilly senkte den Blick wieder. „Ich wünschte ich wäre so stark wie sie, aber ich denke nicht, dass ich so gut mit einem Revolver umgehen kann wie sie“ sie lachte kurz leise. „Wenn man glücklich ist soll man glücklich sein und lachen“ sagte Chrono auf einmal etwas lauter, „und wenn man traurig ist, soll man weinen. Das hat Rosette immer gesagt“. Lilly schaute in Chronos Gesicht, und auch jetzt wo es schon ziemlich dunkel geworden war, konnte sie die glitzernden Tränen sehen die ihm über die Wangen rannen, sie schwieg bis er sich wieder beruhigt hatte. Ja, auch Teufel können weinen, dachte sie schweigend. Leise schniefend wischte der lilahaarige sich die Tränen aus dem Gesicht. „Sollen wir rein gehen? Immerhin müssen wir für den Kampf mit Aion ausgeschlafen sein“ fragte er und blickte Lilly an. Die Angesprochene lächelte und holte etwas aus ihrer Hosentasche, es war die Uhr, die ihre Lebensenergie enthielt. „Ohne dass du deine Verletzungen heilst, wirst du wohl nicht gegen Aion bestehen können, oder?“ fragte sie lächelnd. „Na los, nimm deine wahre Gestallt an und heil dich. Bis meine Lebensenergie erschöpft ist dauert es noch eine ganze Weile, hast du es denn noch nicht bemerkt?“. „Hm, was bemerkt?“ fragte Chrono. Lilly musste kichern. „Also nicht! Ich bin ein Mischwesen! Zu einem Teil Mensch, zum anderen Teil Teufel“. Chrono staunte nicht schlecht. „Was? Das geht???“ fragte er ungläubig. „Ja klar! Meine Mutter war ein Mensch und mein Vater ein Teufel!“ erklärte Lilly. „Wow…“ meinte Chrono daraufhin nur noch. „Also? Was ist? Würdest du bitte deine wahre Gestallt annehmen und deine Wunden heilen? Ich wäre dir sehr dankbar wenn du es tätest“. „Ähm…“ er überlegte einen Moment eher er schließlich einwilligte. Denn immerhin hatte sie recht, so geschwächt wie er war konnte er gegen Aion nicht bestehen. Chrono nahm seine wahre Gestallt an und sah Lilly an. Diese Lächelte sanft bei seinem Anblick. „Du bist ein ganzes Stück größer geworden“ meinte sie. „Hehe, ja“ Chrono musste lachen. Nun dauerte es nicht lang ehe er seine Wunden geheilt hatte und wieder seine menschlichere Gestallt annahm. „Ich danke dir“ sagte er als er mit Lilly wieder hinein ging. „Keine Ursache!“ lachte diese gut gelaunt. „Ich geh dann mal zu Joshua, ich will ja sehen was er gezeichnet hat, bis morgen!“. Und schon war sie weg gerannt. Er erinnert sich nicht daran… ging es ihr durch den Kopf, als sie noch einmal zu Chrono zurück blickte. Er erinnert sich nicht daran… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)